aber
8 des internationalen
Straß ufach 17, für das Eisenbahnbaufach 72 und für das ieae. vee 42. 8
fach estorben sind 3 Regierungsbaumeister des Hochbau⸗ aches
Die Entlassung aus dem Staatsdienste haben er⸗ halten: 76 Regierungsbaumeister; davon gehörten dem Hoch⸗ baufache 26, dem Wasser⸗ und Straßenbaufache 23, dem Eisen⸗ 8 bahnbaufache 7 und dem Maschinenbaufache 20 an.
ö1“ ö“ Die zweite internationale Konferenz zur Re⸗ vision der Berner Urheberrechtskonvention wurde Fn vormittag 11 Uhr im Bundesratssitzungssaale des eichstags von dem Staatssekretär des Auswärtigen Amts von Schoen mit einer Rede eröffnet, die, nach einem Bericht des „W. T. B.“, wie folgt, lautete: 8 „Meine Herren! Gestatten Sie mir zunächst, mich des mir ge⸗ wordenen ehrenvollen Auftrages zu entledigen, Sie im Namen der Kaiserlichen Regierung herzlich willkommen zu heißen. Die Anwesenheit so vieler hervorragender Persönlichkeiten in dieser Versammlung ist der sicherste Beweis für die Bedeutung, die die Nationen einem erfolgreichen Ausgang dieser Konferenz beilegen. Ich darf zunächst den befreundeten Regierungen für ihre hohe Geneigtheit, sich hier vertreten zu lassen, danken, nicht minder Ihnen, meine Herren, die Sie mit Ihrer Erfahrung und Ihren Kenntnissen zur Vollendung eines Werkes internationaler Solidarität in so wertvoller Weise beitragen wollen. Es erübrigt sich wohl, auf die hohe moralische Bedeutung der Aufgabe hinzuweisen, die sich die im Jahre 1884 zu Bern unter dem Schutze der schweizerischen Regierung versammelten Mächte gestellt hatten, und die
hekanntlich darin gipfelte, eine Konvention zum Schutze von Werken der
Kunst und Literatur vorzubereiten. Nichts erscheint mir gerechfertigter als der Gedanke, das Werk, das wir der schöpferischen Kraft des Dichters oder Künstlers verdanken, mit dem geheiligten Charakter des persönlichen Eigentums zu bekleiden. Wenn es gelingen sollte, diesem so aus⸗
gesprochen persönlichen Erzeugnis einen gegenseitigen Schutz in den
verschiedenen Ländern zu gewährleisten, so würde das einen großen Schritt vorwärts auf dem Wege universeller Kultur und inter⸗ pationalen Uebereinkommens bedeuten; in die Schranken, die heute noch die Völker trennen, würde eine neue Bresche gelegt werden. Zwölf Jahre sind verflossen, seitdem sich die Signatarmächte der Berner Konvention in Paris ver⸗ sammelt hatten. In einer einstimmig angenommenen Resolution haben die Vertreter der Union damals Deutschland das ehrenvolle Amt übertragen, die Vorbereitungen für eine neue Konferenz, die spätestens nach zehn Jahren in Berlin stattfinden sollte, zu treffen. Umstände verschiedener Art, die zur Kenntnis der interessierten Mächte gebracht worden sind, haben die Einberufung dieser neuen Konferenz um zwei Jahre verzögert. Für unser Werk aber sind diese zwölf Jahre nicht verloren gewesen. Der lange Zeitraum hat im Gegenteil nur dazu beigetragen, das Verständnis, das man bereits der Wichtigkeit der uns augenblicklich beschäftigenden Frage entgegenbrachte, noch zu vertiefen. wage sogar zu sagen, daß der Boden niemals besser wie gerade jetzt für eine allgemeine Verständigung vorbereitet gewesen ist. Den Beweis dafür liefern mir einerseits die von gewissen Ländern zu Gunsten ausländischer Autoren ergriffenen zahlreichen gesetzgeberischen Maßnahmen, andererseits die Konventionen, die zwischen der . schiedenen Staaten über das Urheberrecht abgeschlossen worden sind.
Ich darf mir erlauben, bei dieser Gelegenheit auf die zwischen Deutschland und Oesterreich⸗Ungarn am 30. Dezember 1899 ak⸗ geschlossene Konvention und insbesondere auf die drei mit Frank⸗ eich, Belgien und Italien getroffenen Uebereinkommen hinzuweisen.
Erwähnen möchte ich außerdem noch gewisse Bestimmungen, die in Verträgen anderer Art enthalten sind, um den Abschluß von Urheber⸗
rechtskonventionen zu gewährleisten. In den jenseits des Ozeans zwischen den Schwesterstaaten Amerikas abgeschlossenen Konventionen kassem verschiedene Bestimmungen die Absicht erkennen, der Idee
Schutzes des eiftigen Eigentums eine größere Ausdehnung zu geben. Endlich haben wir mit Vergnügen den Beitritt der drei Staaten Japan, Dänemark und Schweden zu unserer Berner Koavention konstatieren können. Andererseits hat England die Konvention auf die Gebiete, die es vor nicht langer Zeit seinen südafrikanischen Kolonien einverleibt hat, ausgedehnt. Diese neuen Uebereinkommen, diese Beitrittserklärungen und der Fortschritt, der an dem Werke gemacht worden ist, in dessen Interesse Sie sich hier versammelt haben, meineHerren, werden, wie ich zu⸗ versichtlich hoffe, ihren Einfluß auf ihre Beratungen nicht ver⸗ fehlen und dazu beitragen, sie möglichst erfolgreich zu gestalten, zur großen Befriedigung aller, die daran teilgenommen haben. Das Ihnen übermittelte Programm ist mit Hilfe des Berner Bureaus auf⸗ estellt worden, und ich ergreife mit Freuden die Gelegen⸗ heu⸗ demselben unseren wärmsten Dank für die bei der
Vorbereitung für die neue Konferenz geleistete Unterstützung, ebenso
für den Eifer und die unermüdliche Tätigkeit auszusprechen, die das Berner Bureau stets im Dienste der Union entfaltet hat. Wir hoffen, unseren Gefühlen der Dankbarkeit, wenn ich mich so ausdrücken darf, eine etwas konkretere Form zu geben, indem wir der Kogferenz einen Antrag zur Gründung einer Pensionskasse für die hochverdienten Mitglieder des Bareaus unterbreiten, wobei wir uns an das Vorbild der bereits durch andere internationale Vereini⸗ gungen geschaffenen Hilfskassen halten. Aus den programmäßig den Beratungen zu Grunde gelegten Punkten werden See entnehmen, daß wir die Berliner Konferenz als die Fortsetzung der denkwürdigen Pariser Konferenz ansehen, deren so wichtige Ergebnisse Ihnen ja ge- nügend bekannt sind. Aus den in Paris zum Ausdruck gekommenen Wünschen haben sich die Aufgaben und die Leitsätze für die Berliner Konferenz von selbst ergeben. Die von der deutschen Regierung unter Mitwirkung des internationalen Bureaus aufgestellten Vor⸗ schläge richten sich also nach den in Paris laut gewordenen Wünschen. Diese Anträge bezwecken, eine Abänderung des augen⸗ blicklichen Vertragstextes herbeizuführen, zum Beispiel in bezug auf den Schutz der Photographien und den Schutz der Werke der Toakunst ohne ausdrücklichen Vorbehalt des Urheberrechts. Auch ist nach den gemachten Erfahrungen eine Neufassung des Vertragstextes dringend erforderlich geworden, ein Punkt, auf den ich Ihre Aufmerk⸗ amkeit, meine Herren, besonders hinlenken möchte. Die neue edaktion wird alle Zusätze und Abänderungen zu berücksichtigen haben, von denen nach und nach die ursprüngliche Uebereinkunft be⸗ troffen worden ist. Sie soll in einem einzigen klaren und übersicht⸗ lichen Texte nicht nur die bis heute gewonnenen Ergebnisse zusammen⸗ fassen, sondern auch diejenigen, welche die neue Konferenz hoffentlich bringen wird. Indem ich Sie, meine Herren, bitte, diesem so wichtigen Teile des Beratungsprogrammes Ihr ganz besonderes Interesse zuwenden zu wollen, wiederhole ich nur einen Wunsch, der bereits auf der Pariser Konferenz geäußert worden ist. Außerdem haben wir noch einige andere Fragen teils materieller, teils formeller Natur Ihrer hohen und . Beurteilung unterbreiten zu müssen eglaubt. Die Erfahrung der letzten Jahre sowie die fortgesetzte Intwicklung der internationalen Beziehungen sind nach unserer Ansicht genügende Gründe, um diese Fragen jetzt vorzubringen. Hierzu gehört die Frage, ob die Reihe der durch die Uebereinkunft geschützten Werke nicht zu vergrößern wäre, und ferner die Frage der vollständigen Gleichstellung des Uebersetzungsrechtes mit dem Reproduktionsrechte. Es wird auch der interessante Versuch zu machen sein, die einander entgegengesetzten Bestrebungen der Autoren, der Verleger und der Fabrikanten mechanischer Mustkinstru⸗ mente auszusöhnen. Ich wünsche Ihnen, meine Herren, für die Beratungen der neuen Konferenz reiche und dauernde Ergebniffe. Möge diese internationale Versammlung, wie so manche andere der letzten Jahre von neuem den Beweis erbringen, daß die Völker von dem glühenden und ernstesten Wunsch beseelt sind, im Dienste der Zivilisation auf dem Wege des Fortschritts gemeinsam weiter
81 8 8 3 I1““
iu schreiten und friedlich im freundschaftlichen Gedankenaustausche auf dem Wege von Vereinbarungen alle Meinungeverschieden⸗ heiten zu regeln, welche gerade aus der Vielseitigkeit der engen Be⸗ ziehungen zwischen den Völkern erwachsen. Ich wünsche Ihnen, meine Herren Delegierten der Verbandsstaaten, den Geist des Entgegen⸗ kommens für Ihre Beratungen und Einmütigkeit in Ihren Beschlüssen, damit das Werk der Uebereinkunft die Vollendung erhalte, welche wir alle wünschen. Was Sie, meine Herren Vertreter der Nicht⸗ verbandsstaaten, anbetrifft, so sei es mir gestattet, die Hoffnung auszusprechen, daß die von Ihnen im Laufe der Beratungen ge⸗ wonnenen Eindrücke Sie in überzeugte Anhänger der Berner Ueber⸗ einkunft bekehren werden, und daß Sie, was ich lebhaft wünsche, mit Genehmigung Ihrer Regierungen der Konvention tatfächlich beitreten mögen. Erst vor kurzem sind 50 Jahre seit dem ersten internationalen Kongreß für den Schutz des Urheberrechts in Brüssel verflossen. Ein Beschluß dieses Kongresses enthält ‚olgende grundlegende Erklärung: zEs ist wünschenswert, daß alle Länder in bezug auf die Werke der Literatur und Kunst eine auf einheitlicher Grundlage beruhende Gesetzgebung einführen.“ Möge einstmals der gegenwärtigen Kon⸗ ferenz nachgerühmt werden, daß sie einen Markstein bildet auf dem Wege der Verwirklichung des Ideals, das der Brüsseler Kongreß so einfach und meisterhaft zum Ausdruck gebracht hat. Es bleibt mir jetzt nur noch übrig, meine Herren, Ihnen zu wünschen, daß die Stunden der Erholung und Ruhe, die Ihre Arbeiten unter⸗ brechen werden, ebenso schön und befriedigend sein mögen, wie die Be⸗ ratungen reich an glücklichen Ergehnissen. Nehmen Sie, bitte, wohl⸗ wollend das Wenige, was wir Ihnen bieten können, an und seien Sie überzeugt, daß es von Herzen kommt und in aufrichtig freund⸗ schaftlicher Gesinnung gegeben wird. Hoffentlich bewahren vor allem die Herren, welche zu dieser Konferenz eigens nach Berlin gekommen sind, den guten Eindruck angenehm verlebter Stunden und nehmen ö hiesigen Aufenthalt nur schöne Erinnerungen mit nach ause.“
Wie „W. T. B.“ weiter berichtet, erwiderte der spanische Botschafter Bernabé als Doyen der an der Konferenz teil⸗ nehmenden ausländischen Delegierten auf die Rede des Staats⸗ sekretärs: seine erste Pflicht sei es, dem Vertreter der Kaiser⸗ lichen Regierung tiefgefühlten Dank zu sagen für die Gast⸗ freundschaft, die den Delegierten in so liebenswürdiger, herzlicher und sympathischer Form angeboten werde, wie sie dem Staatssekretär eigentümlich sei und die viel⸗ seitigen Beziehungen der in Berlin beglaubigten Diplomaten zu ihm so angenehm und leicht mache. Der Redner bezog den Wunsch des Staatssekretärs, daß sich die dem Verbande s e angehörenden Staaten der Konvention anschließen möchten, ins⸗ besondere auf die Staaten des lateinischen Amerika und schlug schließlich den Staatsminister Dr. von Studt als Präsidenten der Konferenzvor. Diesem Antrage wurde entsprochen. Staatsminister Dr. von Studt dankte für die ihm zuteil gewordene Ehre und brachte als Vizepräsidenten den französischen Botschafter Cambon in Vorschlag. Nachdem die Konferenz diesem Vor⸗ schlage zugestimmt hatte, nahm der französische Botschafter Cambon mit Dankesworten die Wahl zum Vizepräsidenten an, behielt sich indes vor, seine Funktion als Präsident der etwa zu bestellenden Kommission an den Rechtsgelehrten Renault
abzutreten. 4 2 ierauf erklärte der Präsident, Staatsminister Dr.
von Studt, die Arbeiten der Ee für eröffnet und verlas zunächst das nachfolgende Begruͤßungsschreiben des Reichskanzlers Fürsten von Bülow:
„Sehr geehrte Herren! Ich bedauere aufrichtig, nicht persönlich der Eröffnung der zweten internationalen Konferenz zur Revision der Berner Urheberrechtskonven beiwohnen zu können.
Umso lebhafter empfinde ich das Bedürfnis, Sie schriftlich in dem Augenblick willkommen zu heißen, wo Sie sich in Berlin ver⸗ sammeln. Es sei mir gestattet, der Hoffnung Ausdruck zu geben, daß die Berliner Konferenz würdig die Ueberlieferungen der voran⸗ gegangenen Konferenzen fortsetzen und daß es ihr gelingen möge, uns dem Ziele näherzubringen, welches wir dank der Mitarbrit so vieler hervorragender Männer, die als Vertreter ihrer Regierungen hierher gekommen sind, zu erreichen suchen.
werde mit ganz besonderem Interesse dem Gange Ihrer Arbeiten folgen und hoffe, daß ich noch das Vergnügen und die Ehre haben werde, persönlich die Konferenzmitglieder begrüßen zu können. Der Reichskanzler. (gez.) Bülow.“ Der französische Botschafter Cambon dankte in seiner Eigenschaft als Vizepräsident im Namen der Konferenz dem Reichskanzler für seine begrüßenden Worte und beantragte, Seiner Majestät dem Kaiser die Huldigung der Konferenz zum Ausdruck zu bringen. Er verlas das nachfolgende Tele⸗ ramm, dessen Absendung mit allseitigem lebhaften Beifall be⸗ schlossen wurde:
„La Conférence internationale pour la révision de 12 convention littéraire et artistique de Berne, réunie à Berlin dans le Palais de Reichstag et reconnaissante de la réception qui lui est faite par le Gouvernement impérial, s'empresse de présenter à Votre Majesté avec ses hommages l'expression de ses sentiments profondément respectueux.*
Sodann gaben noch Vertreter von nicht dem Verhande angehörenden Staaten Erklärungen ab.
Staatsrat von Boulatzell erklärte für Rußland, daß die russische Regierung die Zeit für gekommen halte, in der die Gesetzgebung international geregelt werden müsse. Deshalb babe sie Delegierte zur Konferenz entsandt, um den Anschluß Rußlands an die Union zu er⸗ leichtern. Für Argentinien führte Dr. Campbell aus, daß er seiner Regierung über den Gang der Verhandlungen berichten werde, damit sie die Lücken der argentinischen Gesetzgebung ausfüllen könne. Dr. van Wissenkerke gab die aes. ab, daß die öffentliche Mei⸗ nung in den Niederlanden über den Anschluß an die Union noch ge⸗ teilt sei, aber ein Umschlag zu Gunsten des Anschlusses ü85 bemerkbar mache. Den Generalstaaten habe man einen dahin gehenden Vorschlag unterbreitet, und noch richt angenommen sei, so habe dies lediglich darin, daß wan erst die Ergebnisse der gegenwärtigen Konferenz abwarten wolle. Der griechische Gesandte Rangabé er⸗ klärte. Griechenland habe sich zwar noch nicht zum Beitritt zur Union entschlossen, die griechischen Delegierten würden aber der Regierung einen erschöpfenden Bericht erstatten, damit die griechische Gesetzgebung mit den Beschlüssen der Konferenz in Ein⸗ klang gebracht werden könne, um so einen endgültigen Anschluß Griechenlands an die Unton vorzubereiten. Bei der Kodifikation des Zivilrechts, die sich augenblicklich in Griechenland vollziehe, werde man die Beschlüsse der Konferenz berücksichtigen.
Es wurde alsdann ein Entwurf der Geschäftsordnung ge⸗ nehmigt, die sich eng an diejenige der Pariser Konferenz von 1896 anschließt. Die Sitzung wurde darauf bis Donnerstag vormittag 10 Uhr vertagt. Die Beratungen sind nicht öffentlich.
sogar wenn dieser seinen Grund
Der Präsident des Ober⸗Landeskulturgerichts, Wirkliche Geheime Oberregierungsrat Dr. . ist in dienstlichen An⸗
gelegenheiten nach den Provinzen Posen und Westpreußen
abgereist.
Der Königlich niederländische Gesandte Baron Gevers ist nach Berlin zurückgekehrt und hat die Leitung der Gesandt⸗ schaft wieder übernommen.
“
Der Königlich rumänische Gesandte Dr. Beldi
w Beldi Bü nach Berlin zuruͤckgekehrt und hat die Leitung der Genat schaft wieder übernommen. 11“
die Wahlrechtsdeputation der Zweiten Kammer hat gestern wieder eine Sitzung abgehalten, der als Reci⸗ rungsvertreter der Staatsminister Dr. Graf von Hohen⸗ thal, der Geheime Regierungsrat Heink und der Regie⸗ Dr. er
Wie das „W. T. B.“ berichtet, erklärte der Staatsminis Graf von Hobenthal zunächst, daß die Regierung vanneec volle Verantwortung für die vom Geheimrat Heink vorgelente Wahlkreiseinteilung übernehme und nach ihrer vorgestern folgten Durchberatung zum Kompromiß jetzt Stellung nehme. De Minister rechtfertigte das bisberige Schweigen der Regierung und erklärte nochmals ausdrücklich, daß die Regieeung an ihren ursprünglichen Entwurf nach wie vor festhalte und ihn aus im Plenum der Kammer energisch verteidigen werde. Weiter empfahl der Minister, die Differenzierung des Wahlrechts in dn Weise vorzunehmen, daß die Wähler, die einer oder mehreren der nit Pluralstimmen privilegierten Kategorien angehörten, gleichmäftn je drei Zusatzstimmen erhalten. Die Verhältniswahl fe. Regierung am liebsten auch in diesem Eventualvorschlage auf das ganze Land ausgedehnt sehen, würde sich aber im Interesse eine baldigen und friedlichen Regelung der Wablrechtsfrage, wiewohl schweren Herzens, damit begnügen, die Verhältniewahl wenigstenz für die Städte Dresden, Teipzig, Chemnitz, Plauen und Zwicken und diejenigen Ortschaften zu fordern, die mit Teilen einer diesen fünf Städte zu einem Wahlkreise zusammengeschlossen worden 8 Bei ihrem Verlangen einer alle sechs Jahre erfolgenden
ntegralerneuerung der Kammer bleibe die
stehen. Die Forderung mindestens zweijährigen Wohnsitzes au Orte der letzten Aufstellung, die das Kompromiß erhoben hat, finde nicht die Zustimmung der Regierung, auch lege diee keinen Wert darauf, daß zur Wählbarkeit die Entrichtung einer direkten Staatssteuer von wenigstens 30 ℳ gefordert werde. Der Minister erklärte, daß für den von ihm nicht erwarteten Fall der Ablehnung der Regierungsvorlage die Regterung nur einem Gesetz ⸗ stimmen werde, das den Erfordernissen der eben abgegebenen Erklärang entsprechend aufgestellt wird. 8
„Nach einer kurzen Geschäftsordnungsdebatte wurde die Sitzung geschlossen, um den Fraktionen Gelegenheit zu geben, — schnell zu der Regierungserklärung Stellung m nehmen.
eeeö11“ Der Marineausschuß der Ungarischen Delegation hat gestern, „W. T. B.“ zufolge, nach kurzer Debatte das gesamte Marinebudget angenommen.
Großbritannien und Irland.
Der deutsche Botschafter Graf Wolff⸗Metternich sowie der türkische, der italienische Botschafter und der griechische Gesandte hatten gestern, „W. T. B.“ zufolge, Besprechungen mit dem Staatssekretär des Auswärtigen Sir Edward Grey. Auch der russische Minister des Auswärtigen Iswolski hatte heute wiederum eine längere Unterredung mit Grey
Rußland. 16““
Nach dem EEE11 für 1909 betragen die ordentlichen Einnahmen 2477 Millionen, die vegeem. Ausgaben 2472 Millionen, die außerordentlichen Einnahmen 1,7, die außerordentlichen Ausgaben 159,2 Millionen Rubel. Unter den letzteren befinden sich mit dem eee Kriege verknüpfte Ausgaben 21,6 Millionen, Bedürfnisse “ 68,4, für Eisenbahnbau 60,7 Millionen Rubel.
Der Finanzminister gibt in der Begleitschrift zum Budget 1909, „W. T. B.“ zufolge, unter anderem nachstehende Erklärungen:
Die ordentlichen Einnahmen übersteigen den Voranschlag für 1908 um 90 Millioren, die ordentlichen Ausgaben um 160 Millionen Rubel. Im Vergleiche mit den wirklichen Ausgaben von 1907 weisen letztere ein Plus von 276 Millionen auf. Bet der Zusammenstellung des Ausgabeetats von 1909 wurden die Wünsche der Duma, betreffend ergiebigere Zuweisungen für gewisse Bedürfnisse, berücksichtigt, soweit die Slaatsmittel es erlauben. Vergleiche zu den früheren äußerste Steigerung der orrentlichen Aus⸗ gaben und Einnahmen auf, sodaß letztere nur einen kleinen Ueberschuß von 5 Millionen Rubel ergeben. Dennoch haben nicht alle von der Duma erwähnten Bedürfnisse befriedigt werden können. Die einzige Quelle zur Befriedigung der unumgänglichsten Bedürfnisse wäre jett die ees der Abgaben und Steuern. Die bei der Duma eingebrachten Gesetzesvorlagen sehen die Einführung einer Einkommensteuer vor, ferner die Einführung Immobiliensteuer, die Erhöhung der Tabaksteuer und Einführung einer Besteuerung von Zigarettenhülsen und oh geschnittenem Zigarettenpapier. Auf diese Weise könnten die Eir⸗ nahmen und die Ausgaben wieder ins Gleichgewicht kommen, das aber leicht gestört werden kann, wenn die Einnahmen nicht voll eingehen. Daher ist es unbedingt notwendig, alle Ausgaben dem natürlichen Wachsen der Einnahmen anzupassen. Was die außerordentlichen Aus⸗ aben betrifft, unter denen die Eisenbahnausgaben kaum ohne Schaden far das kulturelle und industrielle Leben eingeschränkt werden können, so müssen wir schon jetzt diese durch Anleihe decken. Praktisch sind jedoch jährliche mehr oder weniger große Anleihen kaum nschens⸗ wert, besonders bei unserer Verschuldung die jährlich ein Wkertel des Nettobudgets für die Schuldenverpflichtungen erfordert. Nur auf dem Wege der Steuererhöhung und Einschränkung der Ausgaben ist ein dauerndes Gleichgewicht des Budgets zu erzielen; aber eine Steuer⸗ reform ist in jedem Staate nur allmählich durchzuführen.
Der Minister erklärt zum Schluß:
Der Weg eines schnellen Ausbaues des Staatslehens und der freigebigen Befriedigung verschiedener kultureller Bedürfnisse ist ver⸗ lockend, doch droht dieser Weg, falls er ohne nötige Vorsicht betreten wird, jedem Staat schwere Folgen und ist besonders gefährlich einen Staate, der soeben einen schweren Krieg und innere Unruhen durc⸗ gemacht hat. Unser Vaterland muß einen anderen Weg einschlagen, den Weg langsamer, allmählicher Entwicklung der Staatsausgaken, in strenger Harmonie mit den vorhandenen Mitteln, ohne die 3 fähigkeit der Bevölkerung übermäßig anzustrengen. —
— Der Kriegszustand in den Gouvernements Suwall,, Lomscha, Plock, Siedlce, Lublin, Kalisch mit Ausnahme zweier Bezirke, Kielce mit Ausnahme des Bezirks Olkusz ist, obiger Quelle zufolge, durch den verstärkten Schutz und in den Gouvernements Radom und Warschau durch den außer⸗ ordentlichen Schutz ersetzt worden.
— Auf Antrag des Generalgouverneurs von Finnland ist eine Kommission des Senats zum einer Revision des bestehenden Paßreglements und der Paßaufscht an den Grenzorten gebildet worden.
8 8
Kleinasiens
Das Budget von 1909 weist in
Spanuien.
In der Deputiertenkammer gab der
und eine Sanierung des Geldumlaufs. Durch
nahmen e 1 ihrer Leistungsfähigkeit zu bringen.
Türkei.
Wegen Boykottierung der Dampfer des Oester⸗
reichischen Lloyds hat, nach einer Meldung des „K. K. Telegraphen⸗Korrespondenzbureaus“ der österreichisch⸗ungarische Botschafter namens seiner Regierung beim Großwesir ernste
Schritte getan. Der Großwesir versprach, dem Polizeiminister es Innern für die
für Konstantinopel und dem Minister Provinz die nötigen Weisungen zu geben.
— Wie das „W. T. B.“ meldet, sind an der Küste gegenüber der Insel Rhodus sechs englische Kreuzer
ingetroffen. Serbien.
Nach Meldungen der „Agence Havas“ wird sich der Minister des Aeußern nach Berlin, London, Paris und Rom begeben, um über die Angelegenheiten im Orient zu unterhandeln. Der Führer der Oppositionsparteien Pas chitsch wird im Einverständnis mit der Regierung nach St. Peters⸗ burg reisen.
8 — Die ordentliche Session der Skupschtina ist, em „K. K. Telegraphen⸗Korrespondenzbureau“ zufolge, gestern
urch Königlichen Ukas eröffnet worden.
Die Skupschtina hat auf ihre Begrüßungsdepesche an die ontenegrinische Skupschtina ein Antw orttelegramm erhalten, in dem diese in begeisterten Worten ihren Dank für die brüderlichen Grüße ausspricht und sagt, die Zeit sei gekommen, daß Serbien und Montenegro gemeinsam die Fahne zur Ver⸗
teidigung ihrer Ideale erheben müßten. — Gestern abend
große Menschenmenge teilnahmen.
rufe und auf Oesterreich⸗Ungarn Schmährufe ausgebracht. 8 Montenegro.
Die außerordentliche Session der Skupschtina ist, laut Meldung des „W. T. B.“,
worden.
— Vor der serbischen Gesandtschaft in Cetinje fanden vorgestern große Sympathiekundgebungen für die Soli⸗ darität der Serben statt. Im ganzen Lande werden fortgesetzt Protestversammlungen abgehalten, die Resolutionen an die in denen diese zu sofortiger 15 er
Regierung absenden, Aktion zur Wahrung der Interessen Montenegros un serbischen Nation aufgefordert wird. ““
Asien.
Die japanischen
ihrer bisherigen Stärke vermindert werden.
. b Finanz⸗ minister gestern in Beantwortung einer Interpellation des Liberalen Romanones, betreffend die Finanzlage, nach einer Meldung des „W. T. B.“, die Erklärung ab, daß das laufende Etatsjahr mit einem Ueberschuß abschließen, das nächste Budget dagegen einen bedeutenden Fehlbetrag aufweisen werde. Der Minister schlug mehrere Abänderungen der Be⸗ steuerung vor, ferner eine Regulierung der schwebenden Schuld 8 diese Maß⸗ hoffe er, die Finanzverwaltung auf den Höhepunkt
haben in Belgrad große Kund⸗
ebungen vor dem Königlichen Palais, der englischen Ge⸗ fundtschaft und dem Kriegsministerium stattgefunden, an denen zahlreiche Abgeordnete, Professoren der Universität und eine Auf den König und den Kronprinzen sowie auf Bosnien und England wurden Hoch⸗
vorgestern geschlossen
der
Besatzungstruppen in China werden, nach einer Meldung des „W. T. B.“, um drei Fuünftel
8.
Einfuhr hr epüal, Epaag handel w12n”
’
dz rein
Verbrauchszucker 8 und dem raffi⸗ nierten gleichgestellter Zucker) (176 a1) . 11“ Rübenzucker: Kristallzucker (granulierter) (176 b) Rübenzucker: Platten⸗, Stangen⸗ und Würfel⸗ qqqqqqqqqqqbu888 Rübenzucker: gemahlener Melis AE Rübenzucker: Stücken⸗ und elzucker
V44* Rübenzucker: gemahlene Raffinade (176 1) Rübenzucker: Protzucer EE Rübenzucker: Farin (176 h) Rübenzucker: Kandis 1nsöG Anderer Zucker (176 k )) . Rohrzucker, roher, fester und flüssiger (176 k). Rübenzucker, roher, fester und flüssiger (176 1) Anderer fester und flüssiger Zucker (flüssige
Raffinade einschließlich des Invertzucker⸗
tg1“ 50 Füllmassen und Zuckerabläufe (Sirup, Me⸗
HMelsfletraftfatter Rübensaft, Ahorn⸗
a eeeebe] Zuckerhaltige Waren unter steueramtlicher Aufsicht:
65 736 39 300
6 193 3 394
. 8 937 . 4 729 . 1 661 . 256
. 1 266 40 181
1 39 761
hovu“ Menge des darin enthaltenen Zuckers
Berlin, den 15. Oktober 1908.
Kaiserliches Statistisches Amt. van der Borght.
Sterblichkeitsverhältnisse im Deutschen Reich rend des Jahres 1907 nach den aus 343 großen Ort⸗ schaften vorliegenden Ausweisen.
Während des Jahres 1907 sind dem Kaiserlichen Gesundheitsamt aus 336 Ortschaften des Deutschen Reichs mit mindestens 15 000 Ein⸗ wohnern, außerdem aus 7 kleineren Vororten von Berlin (mit 1096 bis 13 203 Einwohnern) monatliche Ausweise, z. T. auch Jahres⸗ ausweise über die Geburts⸗ und Sterblichkeitsverhältnisse der
ohner nach einheitlichem Muster zugegangen. Diese 1908 der „Veröffentlichungen des Kaiser⸗ lichen Gesu S. 1011 bis 1020) zu einer Jahrestabelle zusammengestellten Ausweise gestatten Rückschlüͤsse auf die Bevölkerungsbewegung im — Reiche und auf die Feefg. keit der in den Ausweisen genannten Todesursachen unter der Gesamt⸗ bevölkerung des Reiches, nicht nur weil in den 343 Ortschaften rund 21,7 Millionen Bewohner des Reiches, d. s. 35,0 %% der Ge⸗
samtbevölkerung, lebten, sondern insbesondere weil in⸗ihnen die Ur⸗ sachen der Sterbefälle wohl durchweg zuverlässiger als in den kleineren Gemeinden und auf dem Lande festgestellt werden. Neu hinzugekommen sind seit dem Vorjahre 16 Berichtsorte, und zwar in Preußen: Altwasser, Bismarckhütte, Castrop, Gladbeck, omburg, Lippstadt, Lissa, Merheim, Neuwied, Siemianowitz, Stol⸗ erg, Völklingen, — in Bayern: St. Ingbert und Zweibrücken, in sen⸗Meiningen: Sonneberg und in Elsaß⸗Lothringen: Schiltigheim. Um für die Gesamtheit der Berichtsorte einen einwandsfreien Vergleich zwischen den Ergebnissen der Jabre 1907 und 1906 zu gewinnen, müssen von den Summenzahlen des Jahres 1907 die Zahlen aus den genannten 16 Ortschaften in Abzug gebracht werden. Es ergibt sich alsdann zunächst, daß — nach üblicher, auf Grund der letzten Volkszählungsergebnisse er⸗ folgter Schätzung — in den 327 Berichtsorten die Einwohner⸗ zahl von 20 884 458 (um die Mitte d. J. 1906) auf 21 424 067 (um die Mitte d. J. 1907) gestiegen ist. Dse Zahl der Lebend⸗ geborenen sank jedoch von 647 541 auf 645 686, wogegen die Zahl der Totgeborenen von 20 165 auf 20 282 gestiegen ist. Die Geburtsziffer (ausschl. der Totgeburten errechnet) sank hiernach von 310,1 auf 301,40 coco, und auf je 1000 insgesamt geborene Kinder kamen im Vorjahre 30,2, im letzten Be⸗ richtsjahre 30,5 totgeborene, was beides als unerfreuliche Ab⸗ weichung vom Vorjahre anzusehen ist. Die Zahl der Sterbe⸗ fälle hat in den 327 Berichtsorten gegenüber dem Vor⸗ jahre um 15 zugenommen, was aber im Hinblick auf die erwähnte, mutmaßliche Zunahme der lebenden Bevölkerung noch kein Ansteigen, sondern eine Abnahme der Sterblichkeitsziffer — von 17,5 auf 17,0 — bedeutet. Die absolute Zunahme der Sterbe⸗ fälle betraf übrigens nur Personen, die das 1. Lebensjahr zurückgelegt hatten; für Kinder des 1. Lebensjahres konnte eine Abnahme der Sterbefälle um 10 238, d. i. um 8,5 % der vorjährigen Zahl, fest⸗ gestellt werden, und die auf je 100 Lebendgeborene errechnete Ziffer der Säuglingssterblichkeit sank von 18,6 auf 17,1.
Was die Todesursachen betrifft, so wurde eine Zunahme der Sterbefälle namentlich bei den Krankheiten der Atmuüngsorgane, ferner bei Scharlach, Diphtherie und Kindbettfieber, sowie bei den tödlichen Verunglückungen beobachtet, dagegen war eine Abnahme der Sterbefälle an Typhus, Masern, Keuchhusten und Magendarm⸗ katarrhen sowie eine Abnahme der Selbstmorde erweislich, denn in den 327 Berichtsorten haben zugenommen die Todesfälle
an Krankheiten der Atmungsorgane un. 3177, d. i. 6,4 %,
an Kuchbeitsebermm. 135, d. i. 13,8 %,
an Scharlach um.. 179, d. i. 5,5 %,
DI11 4,9 %,
infolge einer Verunglückung um . 190, d. i. 2,4 %. Demgegenüber haben abgenommen die Todesfälle
an Magen⸗ und Darmkatarrhen ꝛc. um 9412,
un Wlhalhgen mm. . ...1 1 1;8
an Keuchhusten um . v 960, d. i. 22,1 %, eeee11ö1616“*“] v . 279, d. i. 21,8 %, durch Selbstmord um. N 42, d. i. 0,8 %.
Was die Todesfälle an Tuberkulose betrifft, so hat deren Zahl gegenüber dem Vorjahre jwar um 114, d. i 0,3 %, zugensmmen, doch entspricht diese Zunahme bei weitem nicht dem Anwachsen der lebenden Bevölkerung in den 327 Berichtsorten um 2,58 % (s. o.), mithin ist der Schluß berechtigt, daß die Häufigkeit der Tuberkulofe⸗ todesfälle von 1906 zu 1907 eher ab⸗ als zugenommen hat.
Als ungünstige Tatsache, die vielleicht mit der Zunahme der Tot⸗ geburten in Verbindung steht, sei hervorgehoben, daß auf je 100 000 lebend⸗ oder totgeborene Kinder im letzten Berichtsjahre 167 bis 168 Mütter (167,4), dagegen im Vorjahre kaum 147 Mütter an Kind⸗ bettfieber gestorben sind. mgegenüber ist mit Genugtunng u. a. auf die weitere Abnahme der Säuglingssterblichkeit, wie schon seit 1905, hinzuweisen.
“ Zur Arbeiterbewegung.
Die vereinigten Baumwollspinnereibesitzer Lancashires (vgl. Nr. 242 d. Bl.) lehnten, wie die „Frkf. Ztg.“ erfährt, den von den ausgeschlossenen Arbeitern zuletzt gemachten Vermittlungs⸗ vorschlag ab und bestehen darauf, daß die Lohnkürzung von 5 % am 1. Januar beginne und für ein Jahr gelte. Hierdurch erscheint die Streikbeendigung beinahe aussichtslos. Der ermittlungsvorschlag der ausgeschlossenen Arbeiter ging dahin, daß die Arbeiter in die sofortige Lohnminderung von 5 % willigen, aber nur für drei Monate. Nach Ablauf dieser Frist sollte die Frage von neuem erörtert werden.
In den Wagenschuppen der New Yorker Motordroschken⸗ gesellschaft, deren Chauffeure ausständig sind, wurde, wie W. T. B.“ meldet, eine Bombe geworfen, wodurch eine Panik hervorgerufen wurde “
“
Wohlfahrtspflege.
Der Kommerzienrat Conze in Langenberg hat, „W. T. B.“ zuifolge, aus Anlaß seiner goldenen Hochzeit Stiftungen in Höhe von 120 000 ℳ gemacht: 50 000 ℳ zum Besten der Arbeiter seiner Fabrik, 30 000 ℳ für die Stadt Langenberg, 20 000 ℳ für die Kleinkinderschule in Oberbonsfeld und 20 000 ℳ für Zwecke der inneren Mission. 8 “
Kunst und Wissenschaft. 8
In ter dieser Tage in Frankfurt a. M. abgehaltenen 19. Kon⸗ ferenz deutscher Sittlichkeitsvereine hielt der ordentliche Professor der Universität Tübingen Dr. Konrad Lange einen Vortrag über das Nackte in der bildenden Kunst. Nachdem der Vortragende betont hatte, daß er in den Sittlichkeitsbestrebungen ganz auf dem Boden der deutschen Sittlichkeitsvereine stehe und zugebe, daß unsere Kultur, obgleich die Gegenwart nicht unsittlicher sei als z. B. die Renaissancezeit oder die nach dem Dreißigjährigen Kriege, viele Aus⸗ wüchse zeige, die im Interesse der Sittlichkeit beseitigt werden müßten, führte er nach einem Bericht in der „Täglichen Rundschau“ etwa folgendes aus: Die Anhänger der älteren Aesthetik sind der Meinung, baß die Kunst die Aufgabe habe, die Menschen zu erziehen und in ihnen sogar religiös⸗moralische Gefühle zu erwecken. Die neuere Aesthetik steht dieser Auffassung recht skeptisch gegenüber. Wenn sie allerdings der Poesie eine erzieherische Wirkung nicht abspricht, so verneint sie sie doch gänzlich bei der Malerei, hauerei und Musik und sagt, ein religiöses Bild könne nie jemanden religiös machen; ja, es gibt Kreise, die der Kunst jede Tendenz dazu absprechen. Man hat noch nicht gebört, daß ein ästhetisch gebildeter Mensch das Bedürfnis fühlt, nach dem Anblick der Sixtinischen Madonna katholisch oder nach der Lektüre des Raskolnikow zum Verbrecher zu werden. Das Wesen des ästhetischen Menschen ist, daß er das Kunstwerk uninteressiert genießt. Daraus erklärt sich auch, warum unsere Künstler von einer Bevor⸗ mundung der Kunst selbst im guten Sinne nichts wissen wollen.
Der Fehler, den man bisher gemacht hat, ist der, daß man nicht charf genug zwischen einer wahren und einer Pseudokunst geschieden und daß man Fehler der Pseudokunst auf das Konto der wahren Kunst gesetzt hat. Unter die Pseudokunst fallen die Auswüchse der modernen Jadustrie, die Darstellung obszöner Szenen, Photographien usw., die aus dieser Betrachtung natürlich ausscheiden. Nur bei der wahren Kunst haben wir die Frage der Unsittlichkeit des Nackten zu prüfen. Man sagt, dem Reinen sei alles rein, das Nackte werde erst anstö wenn man unsittliche Gedanken an seine Betrachtung anknüpfe. Im Leben hat das Nackte an sich schon etwas Anstößiges und berührt sich da mit der unsttilichen Darstellung. So gut man in der guten Gesellschaft nicht von Ehebruch und freier⸗Liebe spricht, so geht man mit gesunden Sinnen nicht nackt auf die Straße. Aber obgleich das Nackte im Leben etwas Anstößiges hat, ist es von jeher in der Kunst dargestellt
worden, und die freie Liebe und der Ehebruch sind von jeher das Lieblingsthema der Poesie gewesen. “ 8
Um das verstehen zu können, mö künstlerischen Darstellung und d Jede Kunst ist entweder eine eine sinnbildliche Darstellung. man nicht als nacktes Weib auf des Gegenstands bewu lerische Form in mich Bewußtsein zurücktreten. wäre, finnliche Gefühle ausz künstlerischen Form zurücktreten. D uns im Leben anstößig erschein Das Unmoralische in der sexuellen Kunst lie sondern in der Art der Darste Das ist bei jedem echten daß der schaffende Künstler das Es wäre falsch, Darstellungen gibt,
issen wir die Pf es künstlerischen Gen eine Nachahmung d Ein in Oelfarbe gemal „ sondern man ist sich d ßt. In demselben Maße, aufzunehmen suche,
ychologie der ießens näher er Natur oder tes Weib faß er Bildlichkeit aße, in dem ich die künst wird der Inhalt in meinem Zugegeben, daß der nackte Koö o müssen sie beim B as ist der Grund, weshalb Di dazm keinen Anlaß geben. gt also nicht in der Nacktheit, llung und darin, Kunstwerk der Fall. Es ist 1 Gefühl für den Inhalt seines daß ein Künstler, der nackte ein leichtfertiger Charakter s egenteil läßt sich nachweisen, daß sittlich stren die ihnen im Leben Allgemein müssen wir beim Ausschlaggebend künstlerische Qualität. Kunstwert wird abstoßend sein. desto mehr wird sie ver⸗ und der Abguß nach dem us etwas zutun, und so kommen Allerdings sehen wir auch die der Künstler hinzutut, und die Darstellung wirkt deshalb die antike Kunst stelle den Körper aus. In dieser Allgemeinheit ist das
rper geeigne etrachten der
en, in der Kunst uns
zu folgern, ein müsse. e Männer das Be⸗ dürfnis haben, dem Bilde anzuschauen. Uninteressiertheit nicht die Form als solche, son Darstellung eines nackten Weibes ohne Je natürlicher eine solch Am schlimmsten ist die Photographie Leben. Der Künstler muß von sich a wir zu dem, was man idealisieren n in der modernen Kunst oftmals Formen, aber sie sind keine Idealisierung, abstoßend. Man hat daher gesagt, nackt dar, die moderne ziehe ihn jedoch nicht zutreffend.
Der Redner sprach dann d
e Darstellung ist,
1 n, daß die Eltern bei ihren Kindern das Verständnis für echte Kunst wecken und ihnen nackte Darstellun von hoher künstlerischer Wirkung zeigen sollten. pädagogisches Mittel. nicht dadurch vermieden, daß
Das sei ein hohes
Wirkung der Kunst wird man ihren Inhalt einschränkt oder ihn
der minder herkömmliche Formen der Wohlanständ Sie wird vielmehr dadurch vermieden, daß Darstellung die Anforderungen wahrer, echte echte Kunst enthält Din nackte Wirkung aus
Die entsitttlichende
igkeit preßt⸗ man in der künstlerischen r Kunst erfüllt. Denn jede ge, die den Beschauer ablenken. Wo dagegen die Kunstwerk herausspringt, In solchen Fällen handelt es sich nur um Pfuscherei. des Pfuschertums haben wir nicht ju schützen.
lediglich nach der Natur, die reine, nackte Natur,
eines Künstlers ungefährlich,
ist es anstößig.
Die Anstößigkeit Die Darstellung ist in den Händen in die Hände der Jugend ebhört sie Eine Zeitschrift, die sich damit abgibt, handelt — alle Aesthetik ann darüber nicht hinwegtäuschen —, um der Lüsternheit der Leser zu dienen. Die Akte nach der Natur gehören in die Museen. Deshalb chieden gegen die Schönheitsabende, die in et werden unter dem Deckmantel der Kunst, mit der sie aber nichts zu tun haben. Mag auch eine künstlerische Absicht vorhan ist das sicher nicht der Fall. ründen diese Abende. Der Erlaß des preuß nnern ist daher nur zu begrüßen. Je entschiedener wir die falsche Kunst abweisen, um so nachdrücklicher haben wir das Re en moralische Schnüffelei und Unduldsamkeit zu ellung des Nackten ist nicht nur nicht zulässig,
Ich weiß, daß Sie mit diesem Se werden. Aber schon die paläolithische nackte Darstellungen, und ich erinnere kirchliche Kunst des Mittelalters. hängende Darstellung von Adam sich da, wie wenig Anstoß man an der erinnere an Bilder von Ruben Es ist eine Unwahrheit, daß die darstelle als die alte Kunst. das Sexuelle stärker bevorzuge. temperamentvollste Darstellung von der Tatsache ausgehen, daß Sinnlichkeit zur Fortpflanzung br Mensch nicht zu jeder Zeit Gelegenheit Ich erinnere an die dielen unverheirateten Frauen und an die Jünglinge im Entwicklungsalter. unserem modernen Getriebe das Liebesleben Lücken. verwundern, daß der Mensch, der diese Gefühle auf ch Surrogatgefühle schafft? Ihm erscheint der einmal vorhandenen Sinnlichkeit. Weiß man denn, daß die Anschauung einer nackten Statue das Blut des Jünglings mehr in Wallung bringt als die leidenschaftliche Be⸗ wegung beim Tanz? Wer wird aber dieses Mittel, einander näher zu bringen, entbehren wollen? eine höhere Form des Tanzens, aber es ist doch um eine viel stärkere sinnliche Art handelt, als bei Die französischen Ehebruchsdramen haben nicht den Es ist falsch, sie zu dulden. gen und die Tingeltangel ge⸗ stellungen unlogisch. die dezenteste und Sittlichkeitsfanatiker ttlichkeit verfolgen
wende ich mich auch ents Berlin veranstalt bei den Veranstaltungen den sein, bei den meisten Zuschauern Sie besuchen aus ganz anderen Beweg⸗ ischen Ministers des
cht, die wahre sondern not⸗
atze nicht alle einverstanden sein n Funde in Südfrankreich zeigen an die griechische Plastik und die Ich erinnere an die in einer Kirche Eva von van Dyck. Es zeigt Nacktheit selbst an heiliger Stätte 8, Tizian, Correggio u. a. moderne Kunst das Nackte häufiger Es ist selbst nicht wahr, daß sie des Correggio ist Wir müssen
sexuellen Empfindens. der Mensch sinnlich ist, daß er die Nun ist es Tatsache, daß der zur Betätigung der Sinnlich⸗ Männer und Nun zeigt in Ist es da zu die Nachkommen⸗ schaft zu vererben hat, die Kunst als eine
die Geschlechter Der Barfußtanz ist ja klar, daß es sich hier der bildlichen Darstellung. —
geringsten künstlerischen Wert. man sie, sowie manche Ballettdarstellun währen läßt, sind polizeiliche Verbote Von allen diesen Reizmitteln ist die Kunst Man muß über den Eifer unserer lächeln, die sich einbilden, nur in der Kunst die Unst ution drückt man ein Auge andern Seite durchwühlt man die Theater und Kunstaus Unsittliches. Solange man noch so viel unsittliche Dinge aus Volksleben auszumerzen hat, hätte man anderes zu tun, als die wahre Kunst zu verfolgen. hohen Kunst manche moralische r 1 die Folge unserer ganzen Kultur, dafür ist die Kunst Jede Zeit hat die Kunst, die sie ver⸗ sittlicher als die der Renaissance — was ich bestreite — so wäre nicht die Kunst daran schuld, sondern sie wäre kheit heilt man nicht, indem man müssen wir schon tie
erbote der Kunstdar Bei der Prostit
Ich leugne daß in unserer
vorkommen,
als solche nicht verantwortlich. Wäre unsere Kunst un
ein Symptom der Zeit. ihre Symptome beseitigt, deshalb wenn wir die Kunst moralischer machen wollen, . Pferd beim Schwanze auf. Die Kunst ist etwas Mimosenhaftes, sie schreckt bei solchen Eingriffen jusammen. Lassen Sie sie ruhig ge⸗ währen, wenn auch einmal etwas nicht gefällt. So wollen auch wir uns der herrlichen Dinge erfreuen, die auch die moderne Kunst uns beschert hat. Bedenken Sie, daß die Kunst nur in wahrer Freiheit gedeihen kann.
Gesund en, Tierkr eiten und A seeaetesce veehsn
1 Gesundheitsrat in Alexan egen Herkünfte aus Rustschuk das nwendung zu bringen.
St. Petersburg, 14. Oktober. (W. T. B.) In 24 Stunden, bis beute mittag, 27 Todesfälle an Cholera vorgekommen. iken beträgt 1024.
fer ansetzen, sonst zäumen wir das
HaEmxb.
Cholerareglement in
sind 54 neue Erkrankungen und Die Zahl der
Verkehrsaustalten.
verwaltung macht bekannt,
vember d. J. ab postlagernde Briefsendungen nach mehr unter Initialen, Ziffern, sonstigen verabredeten Zeichen 1 2 werden dürfen, sondern eine vollständige Adresse tragen müssen. Sendungen, die dieser Vorschrift nicht entsprechen, werden als un⸗ bestellbar nach dem Aufgabeort zurückgesandt. Die Empfänger post⸗
vom 1. No⸗ elgien nicht bloßen Vornamen oder oder Namen versandt
Die belgische Post