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der Akademie der Künste zu Berlin oder den Kunstakademien zu Düssel⸗
dorf, Königsberg und Cassel bezw. dem Staedelschen Kunstinstitut zu
Frankfurt a. M. einzuliefern. An diesen Stellen findet eine Sichtung
auf Zulassung zur Konkurrenz statt. Die zur Konkurrenz verstatteten
Arbeiten werden zur Entscheidung nach Berlin gesandt, die als nicht
geeignet befundenen aber den Bewerbern wieder zur Verfügung gestellt.
Als spätester Einlieferungstermin gilt:
bei der Akade mie der Künste zu Berlin W. 64, Pariser Platz 4, der 20. März 1909, Mittags 12 Uhr,
bei den übrigen Akademien bezw. dem Staedelschen Kunstinstitut der 10. März 1909.
Der Bewerbung sind beizufügen:
8 1) eine ausführliche Lebensbeschreibung des Bewerbers, aus welcher auch der Gang seiner künstlerischen Ausbildung ersichtlich ist, nebst den Zeugnissen über die letztere, j
2) Zeugnisse darüber, daß der Bewerber ein Preuße ist, und daß er zur Zeit der Bewerbung das zweiunddreißigste Lebensjahr nicht überschritten hat,
3) die schriftliche Versicherung Arbeiten von dem Bewerber selbständig entworfen sind,
8 4) ein Verzeichnis der für die Konkurrenz bestimmten Arbeiten auf besonderem Bogen. 1
Bewerbungsgesuche, denen die vorstehend unter 1 bis 4 aufgeführten Schriftstücke nicht beiliegen, bleiben unberücksichtigt. Die Einsendung der Gesuche hat getrennt von den Arbeiten zu erfolgen.
Die Kosten der Ein⸗ und Rücksendung hat der Bewerber zu tragen.
Der Preis besteht in einem Stipendium von 3000 ℳ zu einer einjährigen Studienreise nebst 300 ℳ Reisekostenentschädigung und ist in zwei halbjährlichen Raten zahlbar, die erste beim Antritt der Studienreise, die zweite nach Erstattung des Reiseberichts und nach Erbringung der weiter unten aufgeführten Studiennachweise
Das Stipendium steht vom 1. April 1909 ab zur Verfügung.
Die Studienreise ist spätestens innerhalb einer Frist von zwei Jahren nach Zuerkennung des Stipendiums anzutreten und ohne will⸗ kürliche Unterbrechung zu vollenden. 8
Der Stipendiat ist hinsichtlich seiner Reiseziele nur insofern be⸗ schränkt, als er auch Italien zu besuchen hat, falls er es noch nicht kennen sollte Er wird in bezug auf den Antritt und die Vollendung
Studienreise, die Studienzwecke, besondere Studienarbeiten,
Studienorte usw. unter tunlichster Berücksichtigung etwaigen Wünsche auf ein festes Programm verpflichtet,
von dem ohne vorherige ausdrückliche Genehmigung des unter⸗ eichneten Senats nicht abgewichen werden darf. Vor Ablauf von
1 ecche Monaten nach Antritt der Studienreise hat der Stipendiat
über den Fortgang seiner Studien dem Senat schriftlichen Bericht zu erstatten und zum Zwecke des Studiennachweises beizufügen: Skizzen⸗
bücher, welche empfangene Eindrücke flüchtig wiedergeben, die genaue Aufmessung und skitzzierte Darstellung interessanter Details eines charakteristischen, von dem Stipendiaten selbstgewählten Bauwerkes, welches noch nicht publiziert worden ist, eventuell die schriftliche Ver⸗ pflichtung, dieses Bauwerk innerhalb dreier Monate nach Schluß der eise aufzutragen, darzustellen und vorzulegen. In letzterem Falle wird dem Stipendiaten eine Summe von 300 ℳ von der zweiten Stipendienrate bis zur Erfüllung der übernommenen Verpflichtung einbehalten. Die Kosten für Ein⸗ und Rücksendung dieser Nachweise rägt die Akademie. 2
Bri etwaigem Aufenthalte in Rom während der Dauer des
Stipendienjahres wird dem Stipendiaten eins der von der Akademie
Interesse ihrer in Rom studierenden Stipendiaten gemieteten Ateliers mietsfrei überlassen werden, wenn ältere Ansprüche auf solche nicht zu berücksichtigen sind. 1
Die Zuerkennung des Preises erfolgt im März 1909. Nach ge⸗ troffener Entscheidung findet eine öffentliche Ausstellung der Konkurrenz⸗ arbeiten statt. 6
Berlin, den 1. Oktober 1908.
Der Senat der Königlichen Akademie der Künste, Seekktion für die bildenden Künste. A. Kampf.
1
betreffend die von Mandt⸗Ackermannsche Stipendien⸗ stiftung.
Der Geheime Obermedizinalrat und Kaiserlich russische Leib⸗ arzt Dr. Martin von Mandt und dessen Ehegattin Johanna Charlotte Ludovika, geb. Ackermann, haben in ihrem am 20. Oktober 1857 errichteten wechselseitigen Testament der Königlichen Rheinischen
riedrich Wilhelms⸗Universität zu Bonn zur Förderung wissenschaft⸗ icher und technischer Studien unter der männlichen Nachkommenschaft ihrer Seitenverwandten unter dem Namen:
„von Mandt⸗Ackermannsche Stipendienstiftung“ ein Kapital von 48 000 ℳ vermacht, mit der Bestimmung, daß die Zinsen desselben, nach Abzug der Verwaltungskosten, zur Unterstützung funge⸗ Männer christlicher Religion, welche sich der Arznei⸗ oder er Rechtswissenschaft oder der höheren technischen Ausbildu Gewerbeschulen und ähnlichen Anstalten widmen, als Sti verwendet werden sollen.
Die Zahl der Stipendien ist auf drei festgesetzt.
Zum Genusse der Stipendien sind vorzugsweise berufen:
I. die ehelichen männlichen Nachkommen der Geschwister der Stifter, und zwar:
in erster Reihe des Ehemanns von Mandt vollbürtigen Bruders Karl Theodor Mandt,
in zweiter Reihe des Ehemanns von Mandt vollbürtigen Schwester Therese, verehelichten Grano,
in dritter Reihe der Ehefrau von Mandt Bruders Albert Ackermann, 8
in vierter Reihe der Ehefrau von Mandt Bruders Gebhardt Ackermann;
demnächst in F“ von Bewerbern dieser Kategorie
II. die männlichen Nachkommen:
zuerst des Ehemanns von Mandt beiden Halbbrüder Friedrich Mandt und Franz Mandt,
zweitens des Freundes der Stifter, des Appellationsgerichts⸗ rats Wilhelm Graffunder, .
drittens des Freundes der Stifter, des Regierungs⸗ und Bau⸗ rats Emil Flaminius.
Sind keine Bewerber aus diesen beiden Klassen von Stipendien⸗ berechtigten vorhanden, so können die Stipendien auch an Fremde, insofern dieselben die Eigenschaft preußischer Untertanen haben, ver⸗ liehen werden. 1
Der Genuß und die Verabfolgung der . ist nicht von dem Besuch der Bonner Universität, noch überhaupt von der Gegen⸗ wart auf einer der preußischen Universitäten und Lehranstalten ab⸗ hängig; jedoch befreit der .2 h. Auslande in keinem Falle von der Beibringung der zur Verleihung erforderlichen Zeugnisse der wirklich besuchten Unterrichtsanstalten.
Bewerbungen, denen amtliche Zeugnisse über das Verwandtschafts⸗ verhältnis mit den Stiftern, beziehungsweise den mit Vorzugsrecht bedachten Familien, die Schul⸗ und Sittenzeugnisse der bisher be⸗ suchten Unterrichtsanstalten, das Universitätsimmatrikulations⸗ und Sittenzeugnis, sofern diese nicht schon auf dem Sekretariat liegen, sowie ein Dekanatszeugnis; von den Gewerbetreibenden: empfehlende eugnisse der Gewerbebehörden und die Unterrichtszeugnisse der Vor⸗ chulanstalten und Lehrmeister beigefügt sein müssen, sind bis zum
16 November 1908 an das unterzeichnete Kuratorium zu richten und auf dem Universitäts⸗ eg Zö “ 8 onn, 15, Oktober 4 1 Das Kuratorküm der von Mandt⸗Ackermannschen Stiftung. Erdmann.
an Eidesstatt, daß die eingereichten
bas
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Nichtamtliches. Deutsches Reich.
Preußen. Berlin, 21. Oktober.
Seine Majestät der Kaiser und König hörten heute vormittag im hiesigen Königlichen Schlosse den Vortrag des Chefs des Militärkabinetts, Generals der Infanterie Grafen von Hülsen⸗Haeseler.
Heute vormittag ist Ihre Hoheit die Prinzessin Alexandra Victoria zu Schleswig⸗Holstein⸗Sonder⸗ burg⸗Glücksburg, die Braut Seiner Königlichen Hoheit des Prinzen August Wilhelm, hier auf dem Potsdamer Bahnhof eingetroffen. Ihre Hoheit hatte sich, „W. T. B.“ zufolge, gegen 11 Uhr vom Neuen Palais bei Potsdam, wo sie seit gestern abend weilte, nach dem Bahnhof Wildpark begeben und war hier von dem Großherzoglich Olden⸗ burgischen außerordentlichen Gesandten und bevollmächtigten Minister Dr. von Eucken⸗Addenhausen und dem Hofchef Seiner Hoheit des Herzogs Friedrich Ferdinand zu Schleswig⸗ Holstein⸗Sonderburg⸗Glücksburg, Kammerherrn Freiherrn von der Recke, sowie vom Oberküchenmeister Grafen von Pückler, dem Schloßhauptmann Grafen von Hohenthal⸗Dölkau und dem Kammerherrn Grafen zu Rantzau⸗Rastorf, welch' letztere Ihrer Hoheit der Prinzessin während der Dauer der
ermählungsfeierlichkeiten zur Aufwartung zugeteilt sind, erwartet worden. Eingefunden Seer sich ferner und schlossen sich Ihrer Hoheit der Prinzessin auf der Fahri nach Berlin an die stellvertretende Oberhofmeisterin, Palastdame Gräfin von Harrach, der neue Hofstaat der Prinzessin, der kommandierende General des III. Armeekorps, General der Infanterie von Bülow und der Oberpräsident der Pro⸗ vinz Brandenburg von Trott zu Solz. Eine Ehren⸗ kompagnie des Gardejägerbataillons mit den direkten Vor⸗ gesetzten erwies die Honneurs, das Offizierkorps, des 1. Garderegiments haste auf dem Bahnsteig Aufstellung genommen. Die Ankunft des Sonderzuges auf dem hiesigen Potsdamer Bahnhof erfolgte um 11 Uhr 50 Minuten. Der Oberstallmeister Freiherr von Reischach geleitete Ihre . die Prinzessin⸗Braut zur bereitstehenden Königlichen
quipage, die sich alsbald nach dem Schloß Bellevue in Bewegung setzte, wo die Prinzessin von Ihren Majestäten dem Kaiser und der Kaiserin und den hohen Anverwandten begrüßt wurde.
Der Königliche Gesandte in Stuttgart von Below⸗ Rutzau ist von dem ihm Allerhöchst bewilligten Urlaub auf seinen Posten zurückgekehrt und hat die Geschäfte der Gesandt⸗ schaft wieder übernommen.
Der Präsident des Oberlandeskulturgerichts, e Geheime Oberregierungsrat Dr. Metz ist von der Dienstreise zurückgekehrt.
Der Kaiserlich ersische Batschafter Graf von der Osten⸗ Sacken ist nache Mer. zurücktekehrt und hat die Leitung der Botschaft wieder ernoömmen.
Dem Regierungsassessor Bernhard Hoffmann in Wilmersdorf ist die kommissarische Verwaltung der Kreis⸗ amtmannsstelle in Pyrmont übertragen, der Regierungsassessor Dr. Kiepert in Leobschütz ist dem Königlichen Oberpräsidium in Hannover zur weiteren dienstlichen Verwendung überwiesen worden.
Nach einer Bekanntmachung des Postdirektors der Provinz Mocambique vom 31. August d. J. soll der Platz Lourengo Marques im Postverkehr in Zukunft ausschließlich Lourençgo Marques und nicht mehr Delagoa Bay heißen. Vom 1. September 1909 ab wird die dortige Postbehörde keine Verantwortung mehr für die richtige Ablieferung von Post⸗ sendungen übernehmen, die nach „Delagoa Bay“ adressiert sind.
Laut Meldung des „W. T. B.“ ist S. M. S. „Iltis“ gestern von Nagasaki nach Kobe in See gegangen. S. M. S. „Bussard“ geht heute von Daressalam nach Inhambane (Lourengo Marques) in See.
In der Dritten und Vierten Beilage zur heutigen Nummer des „Reichs⸗ und Staatsanzeigers“ wird die vom Reichs⸗ eisenbahnamt aufgestellte tabellarische Uebersicht der Be⸗ triebsergebnisse deutscher Eisenbahnen für den Monat September 1908 veröffentlicht, auf die am Montag an dieser Stelle auszüglich hingewiesen worden ist.
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Sachsen.
Die Wahlrechtsdeputation der Zweiten Kammer hat in ihrer gestrigen zweiten Lesung des Wahlgesetzes, „W. T. B.“ zufolge, den grundlegenden § 10, betreffend Er⸗ höhung der Pluralstimmen auf vier, mit 13 gegen 10 Stimmen angenommen. b
Aunhalt. 1
In der Schloßkirche zu Dessau hat gestern mittag, „W. T. B.“ zufolge, die Trauerfeier für Ihre Hoheit die verstorbene Herzogin⸗Mutter in Gegenwart aller fürstlichen Anverwandten stattgefunden. Seine Majestät der Kaiser hat Sich durch Seine Königliche Hoheit den Prinzen Eitel⸗Friedrich, Seine Königliche Hoheit der Prinz⸗Regent von Bayern durch Seine Königliche Hoheit den Prinzen Franz von Bayern vertreten lassen. Von regierenden Fürsten waren Ihre Königlichen Hoheiten die Großherzöge von Mecklenburg⸗ Strelitz und Oldenburg anwesend. Die Einsegnung der Leiche erfolgte in der Auferstehungskapelle im Mausoleumspark.
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Oesterreich⸗Ungarn.
Unter Hinweis auf die Ausschreitungen der letzten Tage hat die Prager Polizei im Interesse der Wiederher⸗ stellung der Ruhe Versammlungen und Aufzüge jeder Art strengstens untersagt. Des weiteren wurde angeordnet,
das Gesinde, Gewerbegehilfen, Lehrlinge usw.
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in den Abendstunden nicht aus dem Hause gelassen werden dürfen. WI1 Telegrophen⸗Korrespondeng⸗ bureau“ erfährt, hat die Regierung den Statthalter in Pra angewiesen, die zur Verhinderung von Erzessen getroffenen Verfügungen mit größtem Nachdruck durchzufuͤhren und nötigen⸗ falls unverzüglich diejenigen weiteren ernsten Maßnahmen zu treffen, welche erfahrungsgemäß die Herstellung von Ruhe und Ordnung verbürgen.
Gestern abend haben, obiger Quelle zufolge, größere Ausschreitungen stattgefunden.
In der Nähe der Beseda, deren Zugangsstraßen abgesperrt waren sammelte sich Abends eine große Menschenmenge an, die dann nach dem Hotel Metropole zog. Die städtische Wache und die Gendarmerie, die umfassende Absperrungen vorgenommen hatten, wurden mit Steinen beworfen. Die Wache zog blank, worauf die Menze in die GEE zur tschechischen Herberge Slavia zog. In der
illa des Geschäftsführers der Beseda und bei den Häusern einiger czechischen Kaufleute wurden die Fensterscheiben eingeschlagen und mehrere Firmenschilder herabgerissen, desgleichen bei der Böhmischen Eskompte⸗Bank. Nachdem die Menge längere Zeit in der Stadt umhergezogen war, trat um 11 ½ Uhr Nachts Ruhe ein.
— Im Heeresausschuß der österreichischen Delegation verlangten gestern die Abgg. Klofac und ese e eine strenge Untersuchung wegen des Vorgehens des Militärs bei den Laibacher Demonstrationen.
Wie das „W. T. B.“ berichtet, erklärte der Abg. Klofac, die
in Karlsbah
slavische Bevölkerung werde erst dann aufhören, in der Armee einen
Feind zu erblicken, wenn die Bevorzugung des deutschen Elements ein Ende habe Der Abg. Graf Clam⸗Martinitz fand einen Wider⸗ spruch darin, daß in der österreichischen Delegation im letzten Jahre ein rascheres Tempo in der Ausgestaltung des Heeres verlangt worden wäre und der Kriegsminister einen diesbezüglichen Appell an die patriotische Pflicht der Delegierten gerichtet hätte, das Budget aber jetzt nahezu unverändert geblieben sei. So sehr er die Sparsamkeit zu würdigen wisse, sollten die beiderseitigen Finanz⸗ minister dech wohlwollend gegenüber den unerläßlichen Forderungen der Kriegsverwaltung sein. — Der Abg. Latour erinnerte dar
daß Ministerpräsident Freiherr von Beck im eksterreichischen Ab⸗ geordnetenhause erklärt habe, daß in den Vereinbarungen mit den ungarischen und den gemeinsamen Ministern über die Forderungen der österreichischen Delegation in bezug auf die Verbesserung der Lage der Mannschaft hinausgegangen sei, was aber nicht zutreffe. — Der Ministerpräsident Freiherr von Beck betonte, daß er seine Dar⸗ legungen aufrechterhalte, und begründete deren Richtigkeit eingehend.
Darauf wurde die Sitzung geschlossen.
— Die ungarische Delegation verhandelte in ihrer gestrigen Sitzung über das Budget des Ministeriums des Aeußern.
Der Referent Torozkay sprach, laut Bericht des „W. T. B.“, seine Befriedigung darüber aus, daß in der Türkei Beruhigung ein⸗ getreten sei, und protestierte entschieden gegen den Gedanken, Serbien und Montenegro Kompensationen zu gewähren. — Der Abg. Bela Rakovszky schrieb die Annäherung Englands an Rußland dem Wunsche Englands zu, den Einfluß Deutsch⸗ lands in der Türkei und in Asien zu brechen. Diesen Zweck habe auch das Revaler Abkommen verfolgt, dessen natür iche Folge auch die Annexion Bosniens und die Unabhängigkeitserklärung Bul⸗ gariens gewesen sei. Die Annexionsfrage und die Frage der Kom⸗ pensationen müssen entschieden aus dem Programm der inter⸗ nationalen Konferenz ausgeschaltet werden. Die Dardanellenfrage sollte unter den Uferstaaten des Schwarzen eres geregelt werden. — Der Abg. Nagy betonte, daß es das besondere Verdienst des Ministers von Aehrenthal sei, dargetan zu haben, daß O sterreich⸗ Ungarn nicht eine träge Masse, sondern ein starker und tatkräftiger Staat sei. — Molnar trat für die Wiederherstellung der weltlichen Macht des Papstes ein. — Der Abg. Issekutz sprach die Ueberz ugung aus, daß das Vorgehen des Ministers des Auswärtigen eine einmütige und ver⸗ trauensvolle Billigung und Unterstützurg finden werde. — Okoli⸗ csanyi führte aus, die Wiederherstellung der weltlichen Macht des Papstes könnte nur das Ansehen des Papstes schädigen, weil sie ihn zum Fürsten eines Kleinftaates machen würde; sie dürfe insbesondere nicht um den Preis der Störung eines mit Oesterreich⸗Ungarn ver⸗ bündeten Staates erfolgen. Der Redner zollte dann der Energie des Ministers des Auswärtigen hohes Lob. — Die Abgg. Tusken und Medakovitsch billigten die Angliederung Bosniens und der Herzegowina, verlangten aber die Vereinigung Bosniens mit Kroatien. — Der Sektionschef Graf Paul Esterhazy wies im Namen des Ministers des Auswärtigen darauf hin, daß die ungarische Delegation eine leichtsinnige Eroberungspolttik gewiß nicht unterstützen würde. Daß sich die Delegation die gegen⸗ wärtige Politik des Ministers des Auswärtigen vollkommen zu eigen mache, begrüße der Minister nicht nur, weil es ihn in der Fortführung dieser Politik bestärke, sondern weil es in überzeuge der Weise dazu beitrage, die Politik der Monarchie vor dem Auslande in das gebörige Licht zu stellen. Mit der Türkei wolle die Regierung nicht nur jeden Zwist vermeiden, sondern sie bleibe auch ihrer Politik treu, wenn sie für das regenerierte osmanische Reich die größte Sym⸗ pathie hege und es, soweit ihr möglich, unterstütze. Unserer tradi⸗ tionellen Politik“, fuhr der Redner sor⸗ „die berechtigten Bestrebungen der kleineren Balkanstaaten anzuerkennen und ihnen in der Erreichung ihrer berechtigten Ziele an die Hand zu gehen, werden wir nicht untreu werden. Wir sind mit der Türkei auch jetzt in stetiger Fühlung. Wir hoffen und haben begründete Ursache, anzunehmen, daß das mit der Türkei bisher bestehende freundschaftliche Verhältnis nicht nur nicht gelockert, sondern durch Klärung der Situation gefestigt wird. der internationalen Konferenz haben wir eine Einladung noch nicht erhalten, auch ist ihr Programm uns nicht bekannt. Es versteht sich von selbst, daß wir auf dieser Konferenz nur erscheinen, wenn die bosnische Frage, die zwischen uns und der Türkei auszutragen ist, und deren Regelung wir entgegensehen, auf der Konferenz nicht diskutiert wird. Da wir auf dem Balkan ebenso wie anderwärts im Dienste des Friedens stehen, streben wir dahin daß das gespannte Verhältnis zwischen der Türkei und Bulgarien möglichst bald behoben und die Angelegenheit friedlich beigelegt werde. Was unsere Stellun nahme zur Anerkennung der Unabhängigkeit Bulgariens betrifft, so wandten wir uns bald nach deren Proklamation vertraulich an einige Kabinette im Interesse der Anerkennung der Unabhängigkeit, sofern Bulgarien seinen Verpflichtungen nachgekommen sein wird, ins⸗ besondere hinsichtlich einer rattonellen Genugtuung für die Orient⸗ bahn und der hinsichtlich Ostrumeliens mit der Türkei zu erledigenden Frage.“ Der Redner kam dann zu einer ernsten Kritik des Vor⸗ gehens Serbiens und sagte: „Wir ⸗können Serbien keinesfalls das Recht zubilligen, zu der Frage der Annexion Bosniens in welcher Weise immer Stellung zu nehmen, besonders nicht in der die wir jetzt eileben. Die bisherigen Aus⸗ schreitungen haben wir mit Ruhe hingenommen, wir haben aber die serbische Regierung darauf aufmerksam gemacht, daß es angebracht sei, diesen Zußtänden mit größerer Energie als bisher ein Ende zu machen. Auch die übrigen Regierungen haben aus Sympathie für den Frieden an die serbische Regierung ähnliche Mahnungen gerichtet, die hoffentlich den gewünschten Erfolg haben werden.“
Hierauf wurde das Budget des Auswärtigen angenommen.
—— Der Boykott von seiten der Türken gegen die österreichischen Waren kann, wie die „Neue meldet, als beendet betrachtet werden. Die Äusladung der Schiffe des österreichischen Lloyd muß zwar durch eigene Kräfte besorgt werden, geht aber unbeanstandet vor sich. Aufhören der Boykottbewegung hängt mit der Besserung polit schen Beziehungen zwischen Oesterreich⸗Ungarn und Türkei zusammen.
roßbritannien und Irland. 1 Im Unterhause wurde gestern an den Staatssekretär des Aeußern Sir Edward Grey die Anfrage gerichtet, ob
im Falle einer Verständigung zwischen der russischen und der
tükkischen Regierung über die Frage der freien Durchfahrt
russischer Schiffe durch die Dardanellen die englische
Regierung ihre Zustimmung zu einem solchen Abkommen
davon abhängig machen wolle, daß den englischen Kriegs⸗ Der Minister
schiffen ein gleiches Recht eingeräumt werde. erklärte, „W. T. B.“ zufolge, in Beantwortung der Anfrage:
Die Dardanellenfrage gehöre nicht zu den Programmpunkten, die für eine Konferenz in Bemacht gezogen mwären.
blick nicht zu befassen brauche, versteifen würde. Der Frager könne sich aber versichert halten, daß die englische Regierung bei jeder Er⸗
örterung dieser Frage darauf bedacht sein werde, daß die englischen
Iateressen nicht nachteilig dadurch berührt würden. . Auf eine weitere Frage, ob die englische Regierung glaube, daß diese Angelegenheit zwischen Rußland und der
Türkei zu regeln sei, und ob die türkische Regierung sich ab:
wartend verhalte, erwiderte Grey:
Er halte eine Besprechung dieser Fraze für den Augenblick nicht 1 öffentlichte die
für angezeigt. Frankreich. Die am Montag von Frankreich und Spanien den Sig⸗
natarmächten der Algecirasakte zugestellte Note ist, der „Agence Havas“ zufolge, in der Form des Entwurfs eines
Korps in Tanger im Namen der Vertreter aller beteiligten Mächte an Mulay Hafid geschickt werden 2 Schreiben nimmt Akt von dem von Mulay Hafid am 6. September d. J. Brief, Algecirasakte vorhergehenden Verträgen und zu den Aus⸗ führungsbestimmungen dieser Akte feststellt.
klärung geben möchten, dem guten Einvernehmen, das sich zwischen den Regierungen nach der ersten französisch⸗spanischen
Ausdrückliche Bestätigung der Algecirasakte, der Dienstvorschriften mit Ausführungsbestimmungen für die Polizei, des Mandats zur
Unterdrückung des Waffensch nuggels an der Küste, der Verbindlich⸗ 1b ab die Zusammenstellung der Wetterbeobachtungen. Ihre Mitteilungen
keiten des Machsen Privatleuten gegenüber;
Haftung für die von Abdul Asis bis zu seiner Verzichtleistung auf den Thron gemachten Anleihen, abgesehen von der endgzültigen Anerkennung der Schulden an Private;
Bestätgung der Kommission zur Festsetzung der vom Machsen
zu leistenden Entschädigungen in Casablanca.
Weiter wird verlangt, daß der neue Herrscher die zur Sicherstellung der Freiheit und Sicherheit der Verkehrsmittel erforderlichen Maßnahmen trifft und seinem Volke seinen Willen kundgibt, mit allen Ländern und allen deren Untertanen Beziehungen zu pflegen, wie sie dem Völkerrecht entsprechen, unter
allein berühren, für sich allein zu verfolgen. Es wird ange⸗ kündigt, daß Frankreich und Spanien sich vorbehalten, die urückerstattung ihrer militärischen Ausgaben und die ahlung einer Entschädigung für die Ermordung ihrer taatsangehörigen zu fordern; ebenso wie die anderen Staaten, die sich hinsichtlich dieses letzten in derselben Notwendigkeit befinden würden.
Hafid wird ersucht, ausdrücklich zu erklären, da
seine Erklärungen seinem Denken wohl entsprechen, damit man tel⸗ 1 1 erste Telegramm allein auf 20 ℳ und für die Witterungsübersicht
2 als Sultan anerkennen könne. Schließlich wird er an die ründe erinnert, die es für ihn empfehlenswert machen, darin einzuwilligen, daß seinem Bruder und Vorgänger eine an⸗ emessene Lebenshaltung ermöglicht und den Beamten des e Machsen eine gerechte Behandlung zuteil wird.
— Der Präsident Fallières und der Ministerpräsident Clemenceau berieten, „W. T. B.“ zufolge, gestern über die Wahl eines neuen Karikemintere sind aber noch zu keinem Beschluß gekommen.
— In der Deputiertenkammer kam es gestern, bei Beratung des Justizbudgets, zu einem Zwischenfall, über den das „W. T. B.“, wie folgt, berichtet:
Der Deputierte Biétry interpellierte die Regierung wegen der
Drey'usaffäre und warf dem Justizminister vor, er mache sich zum Anwalt des Verräters Dreyfus. Die ganze Linke wandte sich erregt Pgen Bistry und die Kammer verhängte die Zensur über ihn. rotzdem sprach dieser weiter und bezeichnete die Mitglieder des Kassationshofes als Fälscher und Pflichtvergessene. Hierauf beschloß die Kammer auf Ansuchen des Präsidenten die jeitweilige Ausschließung des Deputierten Biétry. Als dieser sich auch jetzt noch weigerte, die Rednertribüne zu verlassen, hob der Präsident unter lebhafter Bewegung die Sitzung vorübergehend auf. Nach Wiederaufnahme der Sitzung nahm die Kammer mit 436 gegen 47 Stimmen eine Tagesordnung an, in der die Mißbilligung des schimpf⸗ lichen Vorgehens und der Beleidi ungen der Mitglieder des Kassations⸗ b. ausgesprochen und die Erklärungen der Regierung gebilligt zurden.
Die Kammer nahm nach längerer Beratung sämtliche Kapitel des Justiz⸗ und Kultusbudgets an; dann wurde die Sitzung geschlossen. 8
8 Asien. “
Nach der Untersuchung des Zwischenfalls bei Kantao (Nordkorea), wo es zwischen chinesischen und japanischen Truppen zu einem Zusammenstoß gekommen war, verlangt, wie das „Reutersche Bureau“ meldet, China eine Entschädigung und Bestrafung der Schuldigen.
— Der Chef der amerikanischen Schlachtflotte Admiral Sperry ist gestern vom Kaiser von Japan in Audienz empfangen worden. Der Admiral überreichte, „W. T. B.* sufolge, eine Botschaft des Präsidenten Roosevelt, i der der Präsident die freundschaftlichen Gefühle des ameri⸗ kanischen Volkes für Japan zum Ausdruck bringt. Der Kaiser erwiderte in herzlichen Ausdruücken und sagte, daß es der ständige Wunsch und das ständige Bestreben Sn sei, die Bande der Freundschaft und Einigkeit zwischen Japan und
Vereinigten Staaten immer enger zu gestalten
Afrika.
„W. T. B.“ verbreiteten amtlichen
Nach einer von Meldung sind alle Rifstaämme aufständig und marschieren gegen den Roghi.
— Einer Meldung des Gouverneurs von Französisch⸗ Westafrika zufolge, wurde ein Zug berittener Infanterie
nach Verlassen der Station Montgerie am 15. d. M. von auren angegriffen. Nach vierstündigem Gefecht, und nachdem der Zug aus Montgerie Verstärkung erhalten hatte,
wurden die Mauren, von denen dreizehn getötet waren, aus⸗
Seiner Ansicht nach würde es die Schwierigkeiten der Lage nur vermehren, wenn man sich auf die Erörterung von Fragen, mit denen man sich im Augen⸗
soll. Das
Aber man legt in dem Schreiben die Auslegung, die die Regierungen dieser Er⸗
Putbus, 8 en Trier, Paris und Brüssel eine schätzenswerte Erweiter f Note gebildet hat, entsprechend, in folgenden Punkten genau fest: e1 scha v g
1 ö enthielt.
nur gering.
Wahrung des Rechts jeder Macht, die Regelung von Fragen, die sie
Wettervorhersage.
festgesetzt.
einandergesprengt. Auf französischer Seite fielen ein uropäischer . und vier Tirailleure; vier Tirailleure murden ver⸗ wundet. 18
Parlamentarische Nachrichten.
Die Berichte über die Hrsge Sitzungen des Herren⸗ hauses und des Hauses der Abgeordneten befinden sich in der Ersten und Zweiten Beilage.
Der öffentliche Wetterdienst im Reichspostgebiete. In der letzten Nummer des im Auftrage des Reichspostamts
herausgegebenen Archivs für Post und Telegraphie veröffentlicht der
Oberpostinspektor Karsunky in Berlin einen längeren Aufsatz über den öffentlichen Wetterdienst im Reichspostgebiet, dem die nachstehenden Ausführungen entnommen sind:
Die Anfänge eines öffentlichen Wetterdienstes in Deutschland reichen bis in das Jahr 1861 zurück. Von diesem Jahre ab ver⸗ preußische Telegraphenve waltung täglich Wetter⸗
beobachtungen aus einigen größeren Orten — Berlin, Breslau,
Cöln, Frankfurt (Main) und Königsberg (Preußen) — durch die
dafür interessierenden Kreisen eine Witterungsverhältnisse an diesen Wetterbeobachtungen, die täglich
Zeitungen, um den übersichtliche Darstellung der Hauptorten zu geben. Diese
Schreibens gehalten, das von dem Doyen des diplomatischen dreimal angestellt wurden, hatten ursprünglich den Zweck, den Einfluß
der Witterungsverhältnisse auf den ee kennen zu lernen. Sie erstreckten sich auf Thermometer, und Barometerstand, auf Richtung und Stärke des Windes, auf Ansicht und Bewölkung
1 des Himmels und sonstige meteorologische Erscheinungen (Gewitter, an das diplomatische Korps gerichteten
der den Beitritt des neuen Sultans zu den der die kostenfreie Veröffentlichung ihrer Beobachtungen, die für sie mit
Nordlichter usw)). Im Jahre 1866 gab die Telegraphenverwaltung
einer nicht unerheblichen Mehrarbeit verknüpft war, auf. Von riesem Zeitpunkt ab konnten die Witterungsberichte, die inzwischen durch Beobachtungen aus Moskau, Nicolafew, Odessa, Warschau, Helsingfors, Libau, Riga, St. Petersburg, Memel, Danzig, Köslin, Stettin, Posen, Ratibor, Torgau, Münster (Westf.),
hatten, nur noch gegen Vorausbezahlung bezogen werden. Die Be⸗ teiligung an dieser Einrichtung nahm ständig zu. Durch die Ein⸗ richtung der Deutschen Seewarte in Hamburg wurde der Wetterdienst in neue Bahnen gelenkt. Die Seewarte übernahm vom 1. Januar 1876
enthielten auch eine Vermutung über die kommende Wilterung, vor allem aber Warnungen vor Stürmen. Die Voraussagen konnten naturgemäß nur anz allgemein gehalten werden, insbesondere nfußte auf eine Berück⸗
chtigung der einzelnen Gebiete Deutschlands fast durchweg verzichtet werden. Die Bezieher erhielten für einen monatlichen Bezugspreis
von 60 ℳ täglich einen telegraphischen Wetterbericht von etwa
250 Worten, der Angaben über Barometer⸗ und Thermometerstand, Windrichtung usw. sowie eine Uebersicht der Witterung, jedoch keine Die Wettervorhersagen wurden den Die Zahl der Bezieher war Um die Benutzung der Einrichtung auch weiteren Kreisen
Beziehern täglich besonders zugestellt. zugänglich zu machen, wurde am 1. Mai 1900 ein neues Verfahren eingeführt, das mit einer frühzeitigeren Zustellung der Wetter⸗ telegramme eine Ermäßigung der öteen vereinigte. Wetterbericht, der die Beobachtungen (Luftdruck, Wind, Bewölkung, Temperatur) von 17 deutschen, 4 englischen, 2 französischen, 1 nieder⸗
ländischen, 2 dänischen, 2 norwegischen und 4 schwedischen Stationen
Punktes umfaßte, wurde den Beziehern täglich bereits zwischen 9 ⅛½ und 10 Uhr
.
Vormittags telegraphisch übermittelt. Ein zweites Telegramm ent⸗ hielt eine kurze Uebersicht der Witterung und eine allgemein gehaltene
telegraphischen Wetterbericht (beide Telegramme) auf 30 ℳ, für das
mit Voraussage allein (zweites Telegramm) auf 10 ℳ monatlich Die neuen Wetterberichte fanden beim Publikum eine günstigere Aufnahme. Die Zahl der Bezieher betrug am 1. Juni
1900 schon 162.
Mit den stetigen der Witterungskunde steigerten sich auch die Wünsche na
einer weiteren praktischen Verwertung des
öffentlichen Wetterdienstes. Insbesondere erstrebten die landwirtschaft⸗
lichen Kreise eine ausgedehntere Verbreitung der Nachrichten und unter Berücksichtigung der besonderen örtlichen Verhältnisse die Her⸗-
ausgabe von Wettervorhersagen für enger begrenzte Gebiete. Die in dieser Hinsicht gepflogenen Verhandlungen, an denen außer den Mit⸗ gliedern der Reichs⸗ und Staatsbehörden auch Vertreter der Land⸗ wirtschaft teilnahmen, hatten den Erfolg, daß im Jahre 1901 versuchsweise ein Wetternachrichtendienst in den Provinzen Brandenburg und Sachsen eingeführt wurde. Im folgenden Jahre
wurde die neue Einrichtung auch auf die Provinz Hessen⸗Nassau
ausgedehnt. Die in den Wetterdienst einbezogenen Telegraphenanstalten
brachten die Vorhersagen, die für Brandenburg von dem Berliner vielfach nicht eingetroffen sind, wird doch erfreulicherweise von ver⸗
Wetterbureau, für Sachsen von der Landwirtschaftskammer in Halle (Saale) und für Hessen Nassau von der Landwirtschaftsschule in Weilburg aufgestellt wurden, täglich bis 12 Uhr Mittags durch Aushang im Schaltervorraum oder an den Eingangstüren zur Kenntnis des Publikums. Während die neue Einrichtung aber in der Provinz
Der
Die Wetterkarten enthalten Angaben über Luftdruck, wobei die Barometerstände sämtlicher Stationen auf die Höhe des Meeres⸗ spiegels zurückgeführt sind, über Bewölkung, Wind, Temperatur und Niederschläge an den einzelnen Ben bachtung stationen. Sie geben also einen Ueberblick über die Wetterlage in Europa um 8 Uhr Vor⸗ mittags des Kartenausgabetages. Außerdem enthalten die Karten eine kurze sachliche Schilderung der Witterungsverteilung und eine allgemein gehaltene Wettervorhersäge. Die Wetterkarten sind für die Auf⸗ stellung von Wettervoraussagen von großer Wichtigkeit Unter Fe⸗ rücksichtigung der örtlichen Verhältnisse kann man auf Grund dieser Wetterkarten gewisse Schlüsse auf das kommende Wetter ziehen. Um das Verständnis der Wetterkarten nach Möglichkeit zu fördern, hat das preuß sche Ministerium für Landwirtschaft, Domänen und Forsten eine „Anleitung zur Benutzung der Wetterkarten“ herausgegeben und in grözerer Zahl verbreitet. Außerdem wird das Verständnis der Bevölkerung durch Vorträge der Wetterdienstleiter geweckt. 8
Die Wetterkarten können im Wege des Zeitungsbezugs bezogen werden. Der monatliche Bezugspreis beträgt 50 ₰; hierzu tritt die bestimmungsmäßige Bestellgebühr. Da die Wetterkarten ihren Zweck, die Landwirte und sonstigen Interessenten in Ergänzung der telegraphischen Vorhersage über die Wetterlage aufzuklären, nur dann zu erfüllen vermögen, wenn sie mit tunlichster Beschleunigung versandt werden, so erfolgt die Auflieferung der Wetterkarten so zeitig, daß sie noch im Laufe des Ausgabetages, spätestens aber am anderen Vormittag, in den Händen der Besteller sind. Außer den genannten 13 Wetterdienststellen befassen sich noch die Nebenstellen in Bonn, Flensburg und Cassel mit der Anfertigung und Herausgabe von Weiterkarten. Bei der Auswahl der für die Einrichtung solcher Nebenstellen in Betracht kommenden Orte sind in erster Linie ihre Postverbindungen maßgebend. Soweit die Bezieher (Gemeinden, Kreise, Vereine usw.) eine Wetterkarte den T legraphen⸗ anstalten unentgeltlich zur Verfügung stellen, werden die Karten an den Posthäusern öffentlich ausgehängt,Es kommt alsdann mindestens die Wetterkarte des Ausgabetages zum Aushang. Wo die Verhältnisse es gestatten, werden indes auch die Karten der beiden letzten Tage oder die drei zuletzt erschienenen Karten nebeneinander regelmäßig an⸗ Pchlagen. Die Herausgabe und gegebenenfalls der Uusbeng der
etterkarten erfolgen während des ganzen Jahres, also auch im Winter. Leider finden die Wetterkarken noch immer nicht die ihnen zukommende Beachtung. Im Jahre 1907 ist die Zahl der Bezieher in einigen Bezirken sogar zurückgegangen, nur in einem Bezirke hat sie beträchtlich — um 1551 — zugenommen; die Zahl der Bezieher betrug während des Sommerdienstes 10 713.
Die Wettervorhersagetelegramme werden von den Wetterdienststellen so zeitig aufgeliefert, daß sie noch vor 12 Uhr Mittags an sämtliche Telegraphenanstalten weiter befördert sein können. Nur an Sonn⸗ und Feiertagen wird das Wettertelegramm denjenigen Telegraphenanstalten, die bis 12 Uhr Mittags Dienstschluß haben, und bei denen die Einrichtung einer besonderen Dienstbereitschaft auf Schwierigkeiten stößt, erst 12 Uhr Mittags zugeführt. Da eine möglichst zeitige Bekanntgabe der Wettervorhersage Üüe. von der größten Wichtigkeit ist, wird großer Wert dqrauf gelegt, daß den Wetterdienststellen die Unterlagen für ihre Arbeiten, ir sbesondere die Wettertelegramme von der Deutschen Seewarte in Hamburg, tunlichst schnell zugehen.
Die Voxhersagen werden während des Sommers an den Posthäusern öffentlich ausgehängt. In gewissen Gebieten des Reichs⸗ landes findet die Veröffentlichung sowobl in deutscher als auch in französischer Sprache statt. Telegraphenanstalten, bei denen ein allge⸗ meines Interesse zur öffentlichen Bekanntgabe der Vorhersagen nicht vorliegt (einsam liegende Förstereien usw.) können von den Ober⸗ postdirektionen im Einvernehmen mit den Regierungen vom Aushängen der Wettertelegramme entbunden werden.
Interessenten, denen der öffentliche Aushang der Wettertelegramme nicht genügt, können wie die Wetterkarten, so auch die Vorhersage⸗
telegramme durch Vermittlung der Postanstalten gegen besondere Ge⸗
bühren beziehen.
Der Bezugspreis wurde für den vollständigen
Sachsen nur ein Jahr und in Brandenburg nur zwei Jahre bestand, wurde sie in Hessen⸗Nassau bis zur Einführung des jetzt bestehenden
Wetterdienstes fortgeführt.
Der besonders aus landwirtschaftlichen Kreisen immer wieder an⸗ geregte Plan der Einrichtung eines sich über ganz Deutschland erstreckenden öffentlichen Wetlervorher⸗
agedienstes wurde
im Jahre 1906 verwirklicht, nachdem die zu seiner Durchführung be⸗
nötigten nicht unerheblichen Mittel vom Reiche und den beteiligten Bundesstaaten zur Verfügung gestellt worden waren. Die Einrichtung
ist zwar in erster Linie für die Bedürfnisse der Landwirtschaft ins
Leben gerufen worden; sie hat aber auch für andere Berufekreise große praktische Bedeutung und dient außerdem zur Förderung wissenschaft⸗ licher Zwecke. An dem Wetterdienste nehmen sämtliche deutschen Bundesstaͤaten teil. Von den zum Reichspostgebiete gehörenden Staaten bilden Sachsen, Baden und Elsaß⸗Lothringen jedes für sich ein gesondertes Wetterdienstgebiet, dessen nähere Einrichtung den einzelnen Regierungen überlassen ist.
Im Reichspostgebiete wurden 13 Wetterdienststellen, und zwar in Aachen, Berlin, Breslau, Bromberg, Gießen, Hamburg, Ilmenau, Königsberg (Preußen), Magdeburg, Weilburg, Dreeden, Ka lsruhe Baden) und ] (Elsoß) ünheee an die Stelle von
ießen trat später eine Wetterdienststelle in Frankfurt (Main). Die Kosten werden von den Bundesstaaten getragen und nach Maßgabe der Bodenfläche, mit der die verschiedenen Gebiete in die einzelnen Nachrichtenbezirke fallen, verteilt.
Als Grundlage für die Arbeiten der Wetterdienststellen dienen folgende Unterlagen: 1) Die Wettertelegramme der Deutschen See⸗ warte in Hamburg; 2) tägliche telegraphische Berichte über das Wetter aus bestimmten Orten des Dienstbezirks der Wetterdienststelle; 3) täg⸗ liche Past temnenzungen über das Wetter aus bestimmten Orten innerhalb Deutschlands; 4) Meldungen ars dem Dienstbezirk der Wetterdienststelle und dessen näherer Umgebung über stärkere Regen⸗ fälle, Wolke brüche, Hagel, Gewitter und sonstige ungewöbnliche Witterungsvorgänge aus bestimmten O.ten; 5) tägliche Wetter⸗ beobachtungen am Orte der Wetterdienststelle selbst mit besonderer Berücksichtigung der Luftdruck, Wind⸗ und Wolkenveränderungen;
Meldungen über die Wasserstands verhältnisse der wichtigsten, für das Gebiet der Dienststelle in Betracht kommenden Flußläufe.
Auf Grund dieser Beobachtungen werden täglich Wetterkarten gezeichnet und die Vorhersagen aufgestellt.
Endlich kann während des Sommerdienstes die Wettervorhersage durch Fernsprecher von den Telegraphenanstalten gegen eine jedesmalige Gebühr von 10 ₰ erfragt werden.
Im Winter findet eine allgemeine Verbreitung und ein öffent⸗ licher Anschlag der Vorbersagetelegramme nicht statt. Die Wetter⸗ dienststellen für die dem Wetterdienst in Norddeutschland angegliederten Gebietsteile stellen jedoch auch während des Winters fortlaufend Wettervorhersagen auf, die in derselben Weise und zu denselben Be⸗ dingungen wie im Sommer bezogen werden können.
Um einen Maßstab für die Treffsicherheit der Vorhersagen zu gewinnen, werden diese einer regelmäßigen Prüfung durch Vertrauens⸗ männer unterzogen. Die „Prognosenkritiker“ sind nicht allein aus der Reihe der Inhaber örtlicher Beobachtungsstellen entnommen worden, man hat vielmehr auch praktische Landwirte zu diesem Zweck heran⸗ gezogen. Den Vertrauensmännern werden im Interesse des öffent⸗ lichen Wetterdienstes die dexven. Wettervorhersagen unent⸗ geltlich zur Verfügung gestellt, sofern der Reichs⸗Post.- und Telegraphenverwaltung daraus besondere Kosten nicht entstehen und der sonstige Dienstbetrieb nicht beeinträchtigt wird. Die Zahl der Treffer schwankte im Jahre 1907 zwischen 64,3 v. H. und 85 v. H. Man muß hierbei berücksichtigen, daß die Meteorologie eine verhältnismäßig noch junge Wissenschaft ist, und daß daher manche Wettererscheinungen in ihren letzten Ursachen und Wirkungen noch nicht erforscht sind. Obgleich also die ausgegebenen Wettervorhersagen
schiedenen Seiten der große Nutzen des öffentlichen Wetterdienstes, besonders für die Landwirtschaft, anerkannt. Hoffen wir, daß der öffentliche Wetterdienst sich immer mehr Anhänger erwirbt und die Ergebnisse recht bald den Wünschen der Bevölkerung in jeder Hinsicht entsprechen. 1“ v“
Deutscher auswärtiger Handel im September neun Monaten Januar bis September 1908.
Nach dem Septemberheft der vom Kaiserlichen Statistischen Amt herausgegebenen „Monatlichen Nachweise über den auswärtigen Handel“
betrug die Einfuhr im September d. J. 5 588 489 t verschiedene
Waren, ferner 11 911 Stück Pferde, Maultiere und Esel, 127 Fahr⸗
Auch die Ausfuhr h
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zeuge, 153 114 Uhren und 258 Stöcke Bienen. Gegen den August d. J. hat die Einfuhr im ganzen und namentlich diejenige von Brenn⸗ stoffen eine Zunahme erfahren.
Die Ausfuhr betrug 4 267 343 t verschiedene Waren, ferner verhältnismäßig geringe Mengen nicht nach Gewicht berechneter Waren. at gegen den August eine Steigerung zu ver⸗ jeichnen, besonders diejenige von Erzeugnissen der Landwirtschaft, der Chemie und von unedlen Metallen. b
Die Gesamteinfuhr erreichte in den drei ersten Vierteljahren d. J. 44 650 850 t verschiedene Waren, außerdem 100 414 Pferde usw., 965 Fahrzeuge, 1 021 703 Uhren und 4498 Bienenstöcke. Gegen das Vorjahr ergibt sich ein Ausfall von 4,2 Millionen Tonnen, namentlich bei Erzeugnissen der Land⸗ und Forstwirtschaft, mireralischen und fossilen Rohstoffen, Tonwaren, unedlen Metallen (besonders bei Eisen); bei 13 von 19 Tarifabschnitten trat ein Rückschlag ein.
Die Gesamtausfuhr machte gleichzeitig 33 858 314 t ver⸗ schiedene Waren aus und zählte außerdem 4459 Pferde usw., 1071 Fahr⸗ zeuge, 277 420 Uhren und 890 Bienenstöcke. Gegen das Vorjahr nahm die Ausfuhr um über 0,5 Million Tonnen zu, namentlich bei Erzeugnissen der Land⸗ und Forstwirtschaft usw. (+ 0,5 Million), Papier usw., Steinen, Tonwaren, unedlen Metallen und Waren daraus — besonders Eisen —, “ usw.; 12 Tarifabschnitte weisen
te Ausfuhrmengen auf.
FSxa emr erreichten in den neun Monaten Januar bis September d. J. ohne Edelmetalle 6114,9 Millionen Mark gegen 6523,6 Millionen Mark im Vorjahre, die aleichzeitigen Aus⸗ fuhrwerte 5000,8 gegen 5073,3 Millionen Mark im Vorjahre.