1908 / 276 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 23 Nov 1908 18:00:01 GMT) scan diff

Abschluß.

Einnahme.

Einsa 8

Nachzahlung auf die Vorklassen der Freilose.

Anzahl der zu begebenden

c. 8

Gesamt⸗ einkommen. 11““ lose. Freilose. 256 000

1

2. 248 000 3.] 248 000 4

5

8 277 333 8 277 333 8 536 000 8 794 667 9 053 333 1 034 668

Zu: Zum Ausgleich der Schlußsumme 52

Ueberhaupt / 43 973 386

8 277 333 8 018 667 8 018 667 8 018 667 776 000 8 018 6671 y1 034 666 laufend. Betrag d. Freilose

000 258 666 000 517 333

000 8 000

248 000 248 000

In Einnahme u. Ausgabe dur

Ausgabe.

Betrag der baren Gewinne. .

638 450

1 077 864 1 561 296 2 126 728 37 534 380

Gesamtbetrag.

897 117

1 336 531

1 819 963

2 385 395 37 534 380

der Freilose.

258 667 258 667

Ueberhaupt 43 973 386

Vorstehender Plan der 220. Königlich preußischen

glaff degehbes. 1 dem vollständige, mit den näheren Erläuterungen versehene Druckexemplare bei sämtlichen König⸗ lichen E unentgeltlich zu haben sind, wird zur Ausführung gebracht, und es wird mit der Ziehung der ersten Klasse dieser Lotterie am 12. Januar 1909 der An⸗ ang gemacht werden. Die Ausgabe der 8 erster Klasse dieser ng.9e wird seitens der gedachten Einnehmer nicht vor dem ersten Tage nach beendigter Ziehung der fünften Klasse der 219. Lotterie erfolgen.

Berlin, den 20. November 1908.

Königliche Generallotteriedirektion.

Ministerium für Landwirtschaft, Domänen und Forsten.

Dem Domänenpächter Schultz zu Nekla im Regierungs⸗ bezirk Bromberg ist der Charakter als Königlicher Ober⸗ amtmann verliehen worden. 1 z8

Evangelischer Oberkirchenrat. Zum Zweiten Pfarrer der deutschen evangelischen Ge⸗

meinben des Pfarrbezirks General Alvear in Argentinien ist der Hilfsprediger Motzkau in Schöpfurth, Kreis Ober⸗Barnim,

eine

berufen worden.

Angekommen:

Seine Erzellenz der Präsident des Reichsbankdirektoriums, Wirkliche Geheime Rat Havenstein, von der Dienstreise.

Preußen. Berlin, 23. November.

Seine Majestät der Kaiser und König hörten vor⸗ gestern nachmittag im hiesigen Königlichen Schlosse die Vor⸗ träge des Staatssekretärs des Reichsmarineamts, Admirals von Tirpitz und des Chefs des Marinekabinetts, Vizeadmirals von Müller. Heute vormittag hörten Seine Majestät im Neuen Palais bei Potsdam den Vortrag des Präses der Artillerieprüfungskommission, Generals der Artillerie Kehrer im Beisein des Kriegsministers, Generals der Kavallerie von Einem, des Staatssekretärs des Reichsmarineamts, Admirals von Tirpitz und des Generalinspekteurs der Fußartillerie, Generals der Artillerie von Dulitz. 6

New Yorker Meldungen zufolge macht die „World“ Angaben über Aeußerungen, die Seine Majestät der Kaiser bei einer dem amerikanischen Schriftsteller William Hale gewährten 1“ getan haben soll. Wir sind ermächtigt, diese Angaben von Anfang bis zu Ende als haltlose Er⸗ ʒhen zon beshuaua

8

Laut Meldung des „W. T. B.“ ist S. M. S. „Iltis“ vorgestern von Schanghai nach Hankau (NYangtse) abgegangen.

S. M. Flußkbt. „Vorwärts“ ist am 20. November in Kiukiang (NYangtse) eingetroffen und gestern von dort nach Hankau abgegangen.

Kiel, 22. November. Im Exerzierhause der ersten Matrosendivision hat, „W. T. B.“ zufolge, gestern mittag in Anwesenheit Seiner Königlichen Hoheit des Prinzen Seinrich von Preußen als Vertreters Seiner Majestät des

sers und Königs die Vereidigung der Marinerekruten

eefunden. Die Vereidigung wurde durch den Inspekteur der Marineinspektion, Konteradmiral Kalau vom Hofe vor⸗ en. Seine Königliche Hoheit der rinz richtete eine kurze Ansprache an die Mannschaften,

Recht beglückwünscht,

Deutsche Kolonien.

Wie der „Kölnischen Zeitung“ aus Berlin mitgeteilt wird, ist der Hauptmann Streitwolf am 15. d. M. mit um⸗ fassenden Vollmachten von Gobabis in Deutsch⸗Südwest⸗ afrika aufgebrochen, um die erste Einrichtung einer deutschen Verwaltung im „Caprivizipfel“ in Form einer Residentur mit rein friedlichen Aufgafen einzuleiten.

16“ 4

Oesterreich⸗Ungarn.

Der König von Sachsen ist, „W. T. B.“ zufolge, vorgestern früh aus Tarvis in Wien eingetroffen, um dem Kaiser Franz Joseph seine Glückwünsche zu dessen Regierungs⸗ jubiläum auszusprechen. Abends reiste der König nach Dresden ab. 25

Unter dem Vorsitz des Ministers des Aeußern Frei⸗ herrn von Aehrenthal hat gestern eine gemeinsame Ministerkonferenz stattgefunden. Wie das „W. T. B.

meldet, legte der Minister des Aeußern zunächst die handels⸗ politische Situation der Monarchie gegenüber Serbien, Rumänien, Bulgarien und⸗ Montenegro dar und betonte die Notwendigkeit einer baldigen Klarstellung mehrerer derzeit noch in der Schwebe befindlichen Fragen. Die Konferenz erörterte das Pro⸗ gramm der in nächster Zeit vorzunehmenden Schritte, insbesondere die Einbringung des vorläufig provisorisch in Kraft gesetzten neuen Handelsvertrages mit Serbien zur verfassungs⸗ mäßigen Behandlung in den Parlamenten der beiden Staaten, eerner die für das nächste Jahr in Aussicht genommene Fort⸗ etzung der Handelsvertragsverhandlungen. Am Schlusse der dreistündigen Beratungen wurde die Boykott⸗ bewegung im osmanischen Re iche in die Diskussion gezogen und die vom Minister des Aeußern bereits ergangene Weisung an die Botschaft in Konstantinopel allseitig zur Kenntnis ge⸗

nommen. 1 Der König und die Königin von Schweden sind, „W. T. B.“ zufolge, gestern nachmittag in Paris eingetroffen und vom Präsidenten Falliéres, den Ministern und den Spitzen der Behörden empfangen worden. Abends gab der Plasibent zu Ehren des schwedischen Königspaares ein Festmahl. Das heute zur Verteilung gelangende Gelbbuch über Marokko enthält, nach einer Meldung des „W. T. B.“, unter anderem den Bericht des Gesandten Regnault über die Mission nach Rabat, die Berichte des Generals d'Amade über die militärischen Operationen im Schaujagebiete, genaue Darstellung der Kämpfe im Gebiete der Beni Snassen, Schriftstücke über die Verhandlungen mit Deutschland bezüglich der Entschädigung der durch das Bombardement von Casablanca Betroffenen und schließlich die Dokumente über die Anerkennung Mulay Hafids. In einer offiziösen Note wird erklärt, das Gelbbuch biete einen beredten Beweis für die Ponalität und die genaue Befolgung der Algecirasakte seiten Rankreichs, denn es zeige, daß Frankreich wiederholt von den Ministern Abdul Asis' auf⸗ gefordert worden sei, gegen Fes zu marschieren, dies aber stets verweigert habe. 8

Die Deputiertenkammer hat in ihrer vorgestrigen Sitzung, obiger Quelle zufolge, die Budgets der öffent⸗ lichen Arbeiten und der Staatseisenbahnen an⸗ genommen und dann die Beratung des Budgets der Posten begonnen. 8 8

Der ehemalige Ministerpräsident Méline hat vor⸗ gestern in Epinal eine Rede gehalten, in der er den Vorsprung der ausländischen Industrien vor der französischen betonte.

Der französischen Industrie, so führte der Redner, „W. T. B.“ zufolge, aus, mangelt es an Kapital. Unsere Erfinder sind häufig genötigt, ihre Erfindungen im Auslande zu verwerten. Fran⸗ zösisches Kapital wird nicht nur in ausländischen Staats⸗ papieren, sondern auch in ausländischen Industriepapieren an⸗

elegt. Der Reichskanzler Fürst von Bülow hat uns mit Rcch 6 weil wir die Bankiers Europas sind. Wir sollten aber in erster Linie die Bankiers Frankreschs sein. Die Haupt⸗ ursache der Abwanderung des französischen Kapitals ist der fort⸗ schreitende Sozialismus. Alle Republikaner sollten sich gegen den Kollektivismus zusammenscharen. Wir haben die Erfahrung gemacht, daß die Sicherheit Frankreichs von einer Politik der Beruhigung

abhängt. Rußland.

Die Finanzkommission der Reichsduma hat einer Meldung des „W. T. B.“ zufolge die Aufhebung des Freihandels in den vhastatischen Häfen Rußlands als notwendige Schutzmaßregel gegen die chinesische Konkurrenz und gegen die chinesische Einwanderung in die ostasiatischen Besitzungen Rußlands befürwortet.

ö“ Türkei.

In der vorgestrigen Sitzung der türkischen und bulgarischen Delegierten wurde über die Orientbahn⸗ frage im allgemeinen, sodann im einzelnen über die Vakuf⸗ angelegenheiten, die sanitären Rechte und die Frage der Leucht⸗ türme verhandelt. Wie der „Kölnischen Zeitung“ gemeldet wird, haben die türkischen und bulgarischen Unterhändler und die Vertreter der Orientbahn sich dahin geeinigt, daß der Vertrag wegen der Entschädigung für das ostrumelische Bahnstück an die Orientbahn und wegen der Ablösung des Eigen⸗ tums der Türkei zwischen der Türkei und Bulgarien abge⸗ schlossen werde, wobei die Orientbahn sich in verbindlicher Form einverstanden mit dem Vertrage erklärt. Die finanzielle Regelung soll dann, soweit sie die Orientbahn angeht, direkt zwischen Bulgarien und der Orientbahn erfolgen.

Nach Meldungen des „K. K. Telegr.⸗Korresp.⸗Bureaus“ fanden wegen verschiedener Schikanen bei den gegenwärtig in Konstantinopel vorgenommenen Parlamentswahlen

statt, die ohne besonderen Zwischenfall verliefen. Die Griechen drohten aber für gestern, falls die Wahlmiß⸗ bräuche nicht aufhörten, die Veranstaltung großer Demon⸗ strationen an, weshalb umfassende Militärma nahmen getroffen wurden. Da die griechischen Beschwerden nicht beruͤck⸗ sichtigt wurden, fand gestern mittag eine große Volks⸗ versammlung vor der griechischen Kathedrale in Pera statt. Gegen Mittag durchzogen mehrere tausend Griechen Stambul und demonstrierten vor der Pforte, wo eben Ministerrat statt⸗ fand. Der Ackerbauminister Mavrocordato, ein Grieche, wurde vom Ministerrate beauftragt, die Demonstranten zu beruhigen. Der Großwesir empfing später eine Deputation der Griechen und erklärte, sie könnten die Wahlen im Parlament

am Freitag und Sonnabend griechische Kundgebungen

Reßlich t weiter

Nach Meldungen des „Reuterschen Bureaus“ ist auf Haiti eine Revolution zu Gunsten des in der Verbannung lebenden Generals Fouchard ausgebrochen. Die Bewegung, die von Les Cayes ausging, breitete sich über den ganzen Süden aus, dessen Bevölkerung einmütig den Verzicht des Präsidenten Nord und die Wahl Fouchards fordert. Wie ein Telegramm aus Port⸗au⸗Prince meldet, läßt die Regierung die Stadt Les Cayes, von wo aus der General Simon den Aufstand leitet, blockieren.

Asien.

Die revolutionäre Bewegung in Persien dehnt sich immer weiter aus. Meldungen der „St. Petersburger Telegraphenagentur“ besagen:

Täbris, 21. November. Die Revolutionäre besetzten die Städte Binab und Dilman. In Maraga, wo die russischen Untertanen, die eine Plünderung befürchteten, die russische Flagge hißten, nahmen die Revolutionäre zwei Geschütze, 600 Gewehre und 400 000 Patronen weg.

Täbris, 22. November. Die Anhänger Sattar Khans griffen gestern Marand an. Der Sohn des Gouverneurs Schudshanisams, der die Stadt verteidigte, unterlag im Kampfe und mußte den Rückzug nach Choi antreten. Heute früh begannen die Einwohner von Marand nach Täbris zu fliehen. Die Revolutionäre besetzten die Stadt.

Morgen wird in allen Moscheen eine Proklamation des Schahs angeschlagen werden, in der die Hauptstelle, dem „Reuterschen Bureau“ zufolge, nachstehenden Wortlaut hat: „Wir hatten versprochen, das Parlament zum 14. November ein⸗ zuberufen, und waren hereit, unser Wort zu halten; da aber Vertreter unseres Volkes uns haben wissen lassen und schriftlich bekundet haben, daß sie keine Konstitution haben wollen, und da unser ganzes Volk uns gebeten hat, das Parlament nicht einzuberufen, haben wir be⸗ schlossen, ihre Wünsche zu erhören.“ Hierauf wendet sich die Proklamation an die Geistlichkeit und sagt:

Leg Ihr die Einsetzung eines Parlaments als eine Herausforderung der Gesetze des Islams erkannt habt, was von der gesamten Geist⸗ lichkeit telegraphisch und schriftlich erklärt worden ist, so stehen wir von einem solchen Plane ab. Ein Parlament soll in Zukunft unter keinem Vorwand eingesetzt werden. Nichtsdestoweniger haben wir die nötigen Befehle zur Wahrung der Gerechtigkeit gegeben. Wir berufen die Vertreter der Geistlichkeit, um dem ganzen Volke Mitteilung von unserem Entschlusse zu machen, die Rechte unserer Untertanen „zu schützen und nach den Religionsvorschriften alle übelwollenden Pläne zu vereiteln.

Die Anspielung auf die Aufrechterhaltung der Gerechtigkeit scheint sich auf einen schon länger bestehenden Plan, ein Gesetz⸗ buch einzuführen, zu beziehen.

Parlamentarische Nachrichten.

Der Schlußbericht über die vorgestrige Sitzung des Reichstags und der Bericht über die vorgestrige Sitzung des Hauses der Abgeordneten befinden sich in der Ersten und Zweiten Beilage.

In der heutigen (166.) Sitzung des Reichstags, welcher der Finanzminister Freiherr von Rhe inbaben und der Staatssekretär des Reichsschatzamts Sydow bei⸗ wohnten, wurde die Generaldiskussion des Gesetzentwurfs, betreffend Aenderungen im Finanzwesen, in Verbindung mit den dazu gehörigen Steuervorlagen fortgesetzt.

Abg. Dr. Wiemer (frs. Volksp.): Der preußische Finanzminister hat am Sonnabend die Auffassung der Einzelstaaten, insbesondere Preußens, mit Nachdruck zur Geltung gebracht. Durch die Vorlage der verbündeten Regierungen soll Ordnung in die Reichsfinanzen gebracht werden, den deutschen Steuerzahlern 500 Millionen, wahr⸗ scheinlich aber noch mehr, auferlegt werden. Ich bin durchaus nicht geneigt, die Bedeutung der Einzelstaaten und ihrer Leistungen auf dem Gebiete der Kulturförderung zu unterschätzen. Es könnte noch mehr auf diesem Gebiete erreicht sein, wenn nicht Hunderte von Millionen für eine verfehlte und verkehrte Polenpolitik aus⸗ gegeben würden. Aber hier handelt es sich um das Reich, um die Ordnung der Reichsfinanzen, und da hat die Rück⸗ sicht auf die Einzelstaaten in den Hintergrund zu treten. Wir stoßen bel dieser ganzen Vorlage auf das Bestreben, ihre Sonder⸗ vorteile wahrzunehmen und womöglich noch ein gutes Geschäft für sich zu machen. Der Schatzsekretär und der preußische Finanzminister haben hervorgehoben, daß die Einzelstaaten, wenn auch schweren Herzens, sich dazu entschlossen haben, die Kopfquote der Matrikularbeiträge von 40 auf 80 zu erhöhen. Bei näherem Zusehen bringen aber die verbündeten Regierungen damit nicht Opfer, sondern sie schlagen noch erhebliche Vorteile für sich selbst heraus. Die Einzelstaaten wollen sich, wie der Schatzsekretär hervorhob, mit ½¼ der Einnahmen aus der Erbschafts⸗ steuer begnügen. Jetzt beträgt der Ertrag aus der Erbschaftssteuer 72 Milltonen. Die Einzelstaaten erhielten ½, gleich 24 Millionen In Zukunft sollen sie ¼ von den erweiterten Einnahmen der Erbschaftssteuer, aus der Nachlaßsteuer und aus der Ver⸗ stärkung des Erbrechts des Reichs erhalten. Diese Steuern machen im ganzen 200 Millionen aus, ist 50 Millionen, si verdienen also 26 Millionen. Ferner sollen die Einzelstaaten nach der neuen Vorlage die Reineinnahmen aus dem Branntwein 8 monopol überwiesen bekommen. Man berechnet diese auf 220 und wenn die Anleihe getilgt ist, auf 240 Millionen. Bisher erhielten die Einzelstaaten an Ueberweisungen 195,6 Millionen,jetzt werden sie also 24,4 resp 44,4 Millionen mehr erhalten Es ist auch ein merkwürdiges Verlangen, daß die 242 Millionen gestundeter Matrikularbeiträge den Bundesstaaten erlassen und durch neue Steuern gedeckt werden sollen Der Finanzminister von Rheinbaben stellte es so dar, als wäre das die natürlichste Sache von der Welt, und daß man den Ennzelstaaten Unrecht tun würde, wenn man sie die gestundeten Matrikular⸗ beiträge zahlen ließe. Dazu sind aber die Einzelstaaten nicht nur formell, sondern auch materiell verpflichtet; die Ausgaben sind doch mit Zustimmung der Einzelstaaten gemacht worden und diese haben die gesetzliche Verpflichtun übernommen, die Zahlungen zu leisten. Streng genommen ist die Kalamität der Reichsfinanzen in der Hauptsache darauf zurückzuführen, daß die Einzelstaaten ihre Verpflichtungen nicht erfüllt haben. Meine Freunde würden es nicht für richtig halten, diese 242 Millionen einfach auf die Reichskasse zu übernehmen. für die wir kein Verständnis haben. Einzelstaaten, kleineren und mittleren, recht schwer werden, diesen Be⸗ trag aufzubringen. Es wird nach wie vor unsere Aufgabe sein müssen, für eine gerechtere umlagen zu sorgen. Wir glauben, 1 hierfür eine Reichsvermögenssteuer ist. Wir können vielleicht mildere Bedingungen für die Zahlung der 242 Millionen zugestehen, eine weitere Stundung würde ich nicht empfehlen, denn diese bringt Unsicherheit und Verwirrung in die Finanzgebarung hinein. Man könnte erwägen, ob man nicht die Einzelstaaten veranlassen

daß die beste Unterlage

m Hoch auf Seine Majestät den Kaiser schloß.

anfechten und inzwischen das Wahlskrutinium durch Vertrauens⸗

könnte, einen Teil aus dem Anteil der Erbschaftssteuer zu einer

Das wäre eine Art moderner Seisachtheia, Gewiß wird es verschiedenen

Verteilung der Matrikular⸗

11“

erheblichen Tilgung der gestundeten Matrikularumlagen zu ver⸗ sie von den 50 Millionen nur die Hälfte dafür ver⸗ wendeten, so würden sie in absehbarer Zeit mit diesen Matrikular⸗

wenden. Wenn

mlagen fertig aklären, daß

für die Matrikularumlagen auch müssen. Wir tun dies im Interesse eines bewilligungsrechtes des Reichstags. ist es allerdings zu verstehen, Stärke des Reichstags liege nicht in der

nahmen, sondern

Reichstag der stärkste, den Reichstag ist es aber von praktischer Bedeutung, alljährlich bei Festsetzung des Etats die Möglichkeit schaffken ohne neue Steuern durch eine entsprechende Regelung der Matrikularumlagen. Durch die Festlegung auf Zwangsmittel geschaffen zur Bewilligung neuer Steuern, wenn die Einnahmen des Reichs nicht ausreichen.

(Schluß des Blattes.)

Auf der Tagesordnung für die heutige (10.) Sitzung des Hauses der Abgeordneten, welcher der Finanzminister Freiherr von Rheinbaben und der von Moltke beiwohnten, stand des Gesetzentwurfs, betreffend

Beamten zur

Zur Begründun Innern von Wortlaut wiedergegeben teiligten sich bis zum Schluß des Blattes die Abgg. Herold

), G Gfer han

Moltke

1“ 1“ 88 1““

Namens meiner politischen Freunde kann ich einmütig die Festsetzung einer Höchstgrenze nur für gewisse Zeit ablehnen Schutzes des Einnahme⸗ Vom Standpunkt der Regierung wenn der Finanzminister sagte, die Bewilligung der Ein⸗ Ausgaben. Für die Regierung ist vielleicht der der die meisten Ausgaben bewilligt, für

sein. wir

der

zu haben, das Gleichgewicht zu

5 Jahre wird ein

Minister des Innern zunächst die erste Beratung die Heranziehung der Gemeindeeinkommensteuer.

der Vorlage nahm der Minister des das Wort, dessen Rede morgen im werden wird. An der Debatte be⸗ von der Gröben vöder⸗

—.), Dr. S Ziethen (freikons.). 1““

Nr. 47 der

sundheitsamts“ vom 18. November hat folgenden Inhalt: Ge⸗ sundheitsstand und Gang der Volkskrankheiten.

regeln gegen Pest.

fälle im preußischen Staate, 2. Vierteljahr 1907. (Deutsches Reich.) Antipyreticum compositum. Dermatinanstrich. (Berlin.) Freibankordnung. Tuberkulose. Thurgau.) Ansteckende Krankheiten. NMiederlande.) Auslande.

Zürich.)

Tierseuchen im Slabonien, 3. V

Schweiz. Zeitweilige Maßregeln gegen Tierseuchen. (Preuß. Reg⸗Bezirke Marienwerder, Potsdam). Vermischtes. in Cassel, Wien, Moskau, Warschau, 1907. von Amerika. Pennsylvanien). Bevölkerungsvorgänge, 1905/06.

Geschenkliste.

Orten mit 40000 und mehr Einwohnern. Städten des Auslandes. Erkrankungen in Krankenhäusern deutscher Großstädte. Desgl. in deutschen Stadt⸗ Witterung. Grundwasserstand und Bodenwärme in Berlin und München, Oktober. Beilage: Gerichtliche Entscheidungen, betreffend den Verkehr mit Nahrungsmitteln (Milch).

„Veröffentlichungen des Kaiserlichen Ge⸗ Zeitweilige Maß⸗ Desgl. gegen Cholera. Geburten und Sterbe⸗ Gesetzgebung usw. Preußen.) (Schweiz, Kant. Bern.) Desgl. (Kant. (Frankreich.) Fette, Oele. Viehausfuhr. (Canada.) Opium. Desgl. in Ungarn und Kroatien⸗ ierteljjahr. Maul⸗ und Klauenseuche in der

(Kant.

Sterblichkeit (Vereinigte Staaten

Wochentabelle über die Sterbefälle in deutschen Desgl. in größeren

und Landbezirken.

Statistik und Volkswirtschaft.

Die schweizerischen

gewerbes haben, wie die „Frkf. Ztg.“ mitteilt, einen Vertrag zwecks gegenseitiger Unterstützung bel Ausständen ꝛc. geschlossen.

In Nürnberg Arbeiter der Aktiengesellschaft Arbeit niedergelegt.

Aus Mannheim wird demselben Blatte gemeldet: Ein Schutz⸗ verband der Arbeitgeber im Schloss

lands wird, nach

Deutscher Schlosserinnungen und des verbandes, nach einer Bekanntgabe

Schlossermeisterver

Tätigkeit aufnehmen. Der Verband einstellungen und Werkstattssperren

Entschädigung der gründen. Auf

geblicher ma

betriebes ein Ausstand ausgebrochen. Arbeitern 280, angefahren. Direktion bedeutungslosen, heutigen Frühschicht sind auf Zeche 5 von 510 Bergleuten 58,

von 500 360 nicht

Zeche 6 von 485

ich immer noch anzufahren,

gase, die aus den fährdet 8289

affung einer g. die Ausbildung gegenüber

gefährdet sei, auch

landen und ausreichend Leute in der Handhabung von solchen aus⸗ Peebildet worden.

Aus Stockh

Buchbinder einwilligen,

verhandeln,

A. P. Die

agen an Wilh m von Landa

seit seiner großen Weltreise, die r zu den weitgereistesten, zugleich aber auch auch zu den eifrigsten chsten Mitgliedern der Gesellschaft. Seine eigenen Forschungen 1 ch mit Vorliebe den Phöniziern und deren Kolonien zu. nußerdem waren alle Unternehmungen auf dem Gebiet der Anthro⸗ Ppologie und Urgeschichte seines lebhaften Interesses ebenso sicher, als Hilfsbereitschaft. In diesem Punkte ist zu erinnern an * on Landau 1888 auf Empfehlung Virchows veranstalteten Aus⸗ h ungen auf den Philippinen 2 er den vorderastatischen

nahm, und nützli wandten

kiusg seiner se b

hehken wird

h. Außerhalb Tort Herr Neh

1 ea Chile. Der R * erkunde eine Reihe interessanter Funde,

Punkte chilenischen

de, i

deutschen, österreichischen,

der Grube werksgesellschaft ist, wie dem „W. T. B.“ in Lothringen telegraphiert wird,

Sie verlangen Sicherheitsmaßnahmen und

von erklärt die Direktion,

die für beute angedrohte allgemeine Arbeitssperre eintreten wird. (Val. Nr. 269 d. Bl.)

8 ordentliche Novembersitzung der Berliner Gesell⸗ scaft für Anthropologie eröffnete der Vorsitzende, on den Steinen mit einem den Folgen einer Darmoperation verstorbenen Freiherrn

feh vemfst n der Gesellschaft lebendig bleiben, seine helfende Hand

Zur Arbeiterbewegung.

ungarischen und

Arbeitgeberverbände des Schneider⸗

Ztg.“ zufolge, sämtliche

haben, der „Köln. Mars⸗Fahrradwerke die

ergewerbe Deutsch⸗ den Vertretern des Bundes Deutschen Schlossermeister⸗ des Vorstands des Süddeutschen bandes am 1. Januar kommenden Jahres seine will seine Mitglieder bei Arbeits⸗ beraten und auch eine Kasse zur Mitglieder für Verluste aus Arbeitseinstellungen

Merlenbach der Saar⸗Mosel Berg⸗ aus Karlingen

am Sonnabend wegen an⸗ Sicherung des Gruben⸗ Zur Frühschicht waren zur Mittagsschicht von 388 Arbeitern Es handelt sich um einen nach Angabe der inzwischen erstickten Flözbrand. Zur au Mann 115 angefahren. Die Bergleute weigern weil sie den Grubenbetrieb durch Stick⸗ Abteilungen 1, 2, 3, 4 und 7 kommen, für ge⸗ die Be⸗ enügenden Anzahl von Reitungsapparaten sowie Mannschaften zu deren Handhabung. Dem⸗ daß der Beteieb durch Stickgase nicht seien Rettungsapparate in genügender Anzahl vor⸗

Beratungen zwischen

ngelhafter

olm wird der „Frkf. Ztg.“

gemeldet, daß, da die ber ein Ultimatum

der Arbeitgeber zu nicht

Kunst und Wissenschaft.

Professor ehrenden Nachruf auf den vor wenig

u. Der Verewigte war seit 1877 Mitglied und gehörte ihn von 1879 bis 1887 in Anspruch

sowie in neuester Zeit an die Förderung,

Forschungen zuteil werden ließ. Sein An⸗

Bestimmung des Sitzungsprogramms erhielt das ig, Generaldirektor einer Salpetermühle im Norden edner überreichte als Geschenk dem Museum für die von Ausgrabungen Chiles herrühren, der durch die Kreuzung Salpeterbahnen bezeichnet wird. Es einige Schädel und Mumien, die eingehüllt

Skeletten fanden feile aus Rohr mit Feuersteinspitzen, Metalle dagegen e bis auf kleine Goldstickereien, die neben Tongefäßen und Geweberesten den Gräbern von Frauen entnommen wurden. Anscheinend handelt es sich um sehr alte Funde. Da sie aus einer nicht beträchtlichen Tiefe ans Tageslicht kamen, ist es zu verwundern, daß sie nicht früher entdeckt wurden, zumal in der Nähe, in einem Flußtal, eine kleine, zu Wohllstand gelangte Nieder⸗ lassung der Atakamaindianer, eine Fischerkolonie, besteht. Herr Hartwig kehrt im Februar nach Chile zurück und wird gern für die Zwecke der Anthropologischen Gesellschaft ferner tätig sein.

Auf dem Tisch des Hauses aufgestellte Wachspuppen phantastisch gekleideter Männer und Frauen von etwa 30 cm Höhe wurden durch Professor Seler als mexikanische Industrieerzeugnisse erklärt. Sie sind durch außerordentlich geschickte Arbeit und große Naturtreue aus⸗ gezeichnet, rühren aber erst aus den letzten Jahrhunderten her, aus einer Zeit, als die Phantasie des zum Christentum be⸗ kehrten Volkes in kunstvoller Herstellung von Krippen und Krippenfiguren einen Ersatz für die in Verruf geratenen Götter der Vorfahren suchte. Diese Industrie war aber damals ebenso Modesache, wie sie z. Zt. anscheinend im Ver⸗ schwinden begriffen ist. Ein Grund zu diesem vielleicht bedauer⸗ lichen Rückgange liegt darin, daß die Herstellung dieser Wachspuppen zuletzt Fremdenindustrie geworden war und an Stelle von Wachs nur in Wachs getränktes Zeug angewandt wurde, was zur Folge hatte, daß die Figuren als minderwertig in Mißkredit kamen und von den Käufern verschmäht wurden. Aeltere Stücke, wie die vorliegenden, sind der Erhaltung xecht wert. 1

Ein interessantes Gerät aus Malakka in Gestalt einer „Reis⸗ sichel“ wurde von Dr. Moszkowski vorgelegt. Der hölzerne Hand⸗ griff des sonst aus Eisen gefertigten Geräts ist in der Mitte der Hohlseite der Sichel so unpraktisch als irgend möglich angebracht. Tatsächlich wird die von praktischerem Gerät für das Schneiden der Reisstengel längst überholte Sichelform auch nicht mehr gebraucht, aber es scheint, daß dies Gerät einer abergläubischen Verehrung unterliegt und daß es in Verbindung steht mit dem von den Eingeborenen gepflegten „Reiszauber“, einer Beschwörung von bösen, der Reiskultur feindlichen Geistern. Bei diesen Be⸗ schwörungen spielt die Figur eines Götzen eine Rolle, die Fingerringe aus Muschelschalen trägt. Das legt den Gedanken nahe, daß das Urbild der „Reissichel“ auch eine scharfe Muschelschale war, mit der sie große Aehnlichkeit hat, und die sich, trotz ihrer schwierigen Hand⸗ habung, sehr nützlich zum Schneiden des Reises erwies, als man weder Metall⸗ noch Steinwerkzeuge zu diesem Zweck besaß. Ist diese Ver⸗ mutung zutreffend, so würde hiermit ein Zeugnis mehr für das hohe Alter der Reiskultur erbracht sein.

Noch erhielt vor Eintritt in die Tagesordnung Professor Dr. von Luschan das Wort zur Vorlage einer Anzahl von neuen Aus⸗ hängebogen der gedruckten Kataloge des Leydener Museums. Der Redner hatte schon vor zwei Jahren über das großartig angelegte Unternehmen berichtet. Seither ist die Arbeit mächtig vorgeschritten, sodaß schon ein fünfter Band in Angriff genommen werden konnte. Der Referent sprach die Hoffnung aus, daß das Unternehmen, dank der Energie der Leydener Gelehrten und dank dem verständnisvollen Vorgehen der Regierung, zu einem glücklichen Ende gebracht werde. Ebenso sei zu hoffen, daß auch andere Museen in die Lage versetzt würden, ihre Schätze in ähnlicher Weise einem größeren Kreise zu⸗ gänglich zu machen.

Der erste Vortrag des Abends über »Afrikanische Eisen⸗ technik“ hatte anziehend auf die Kreise der Techniker gewirkt. Denn es sind gerade in den letzten Jahren so viele Tatsachen mit Bezug auf das Alter der Beziehungen des Menschen zum Eisen bekannt ge⸗ worden, daß man gespannt war, von Professor Dr. F. von Lu schan die Ergebnisse seiner Forschungen über den Gegenstand zu hören. Seine in ihrem Aufbau sehr einleuchtende Beweisführung begann der Redner mit Vorzeigung spezieller Geräte der afrikanischen Eisentechnik teils in Originalen, die allmählich aus allen Teilen Afrikas, den Sammlungen des Museums für Völkerkunde zugegangen sind, teils in sehr anschau⸗ lichen vergrößerten Lichtbildern dieser Geräte und in Aufnuahmen, welche die Eingeborenen in den verschiedenen Tätigkeiten der Eisen⸗ bearbeitung an der Arbeit zeigen. Unter den für die Feuerarbeit am Eisen unerläßlichen Geräten steht obenan der Blasebalg. Es spricht mindestens für eine sehr alte Bekanntschaft der Eingeborenen mit der Eisentechnik, daß sich der Blasebalg über ganz Afrika verbreitet findet, und zwar in recht verschiedenen, voneinander abweichenden Formen, deren im wesentlichen vier zu unterscheiden sind: sehr primitive und rationell verbesserte, zum Teil in recht großen Abmessungen. Die verschiedenen Einrichtungen erläuterte der Redner aufs eingehendste und mit gelegentlichen Seitenblicken auf die ähn⸗ lichen Geräte in anderen Teilen der Erde, wie in Mikronesien, in denen man einer urwüchsigen Eisentechnik begegnet ist. Zur Her⸗ stellung der rohesten Gebläse wurden Holi⸗ und Tongefäße angewandt. Recht fortgeschritten erscheint schon die Verwendung von Schläuchen aus Kalbfell und einer Form aus Leder, die Aehnlichkeit mit einer Reisetasche besitzt. Jedenfalls sind alle diese Formen kunstreicher als die älteste Art der Luftzuführung zum Feuer, die nach Zeugnis der Rigveda in frühester Zeit in

Indien angewandt wurde und einfach in einem Fächeln mit Fleder⸗ wischen bestand. Alle afrikanischen Blasebalgformen sind ersichtlich ohne europäische Einflüsse entstanden bis auf eine, die in Deutsch⸗Togo von den Basari und Banyeri angewandt wird und die merkwürdiger⸗ weise eine mißverständliche Nachahmung europäischer Vorbilder vermuten läßt. Was den gegenwärtigen Zustand der Eisentechnik und ihr wahrscheinliches Alter anbelangt, so sprach Professor von Luschan seine Meinung etwa wie folgt aus: Zunächst ist Schmelzen und Schmieden scharf auseinanderzuhalten. Das letztere ist ganz allgemein verbreitet; aber auch richtige Hochöfen zur Gewinnung von schmied⸗ barem Eisen, auch aus verschiedenen Erzen, sind in den meisten Ge⸗ bieten von Afrika bekannt. Bei den Stämmen am oberen Nil hat Professor Schweinfurth schon vor 40 Jahren Hochöfen beschrieben. Wir kennen solche aus dem äußersten Süden von Deutsch⸗Ostafrika, so gut wie bei den Mparoro in der Region der großen Seen. Solche Schmelzöfen sind ebenso aus dem Hinterland von Lagos bekannt und aus Togo, wo sie besonders von unsern Landsleuten Hupfeld, Kersting und Koert in erschöpfender Weise studiert worden sind. Die Technik der Eisengewinnung ist aber nicht nur überall in Afrika verbreitet, sondern sie ist dort auch uralt. Nach den neuesten Forschungen, besonders von Spiegelberg, nehmen die meisten Aegyptologen an, daß Eisen in Aegypten so alt ist wie die Pypramiden. Jedenfalls ist es aber zur Zeit der 19. Dynastie in Aegypten schon allgemein verbreitet gewesen. Dahin kann es nur aus dem Sudan gekommen sein. In Babylonien und Assyrien ist Eisen um diese Zeit noch völlig unbekannt gewesen. Es taucht da erst um rund 1000 v. Chr. auf, und um dieselbe Zeit fängt es an, auch im südlichen Europa bekannt zu werden. Mit der Hallstätter Kultur dringt es dann auch bei uns weiter vor, und in der früheren La Toͤne⸗Zeit finden sich in Schwaben (wie Sebliz gezeigt hat) und ab und zu auch in anderen Gegenden Deutschlands Schmelz⸗ öfen in fast jedem Bauernhof. Jetzt aber hat sich in Europa die ursprünglich aus Afrika stammende Eisentechnik derartig entwickelt, daß wir billiges Eisen in großen Mengen auch nach Afrika exportieren und die dort einheimische primitive Technik vermutlich in kurzer Zeit überall vernichten werden. Erst in kommenden Jahrtausenden werden die fast unermeßlichen Elsenvorräte Afrikas, besonders auch die in unserem Togo, in der Weltindustrie wieder von Bedeutung werden.

Der hatte eine lebhafte Diskussion zur Folge, in der namentlich die Frage von Dr. Staudinger erörtert wurde, ob es denn denkbar sei, daß die Neger, sonst so unfruchtbar im Erfinden, als die ersten Urheber der Gewinnung und Bearbeitung des Eisens zu be⸗ trachten seien? Ob, wenn die Tatsachen so klar sprächen, daß Afrika lange vor anderen Teilen der Erde das Eisen besessen, nicht hieraus gefolgert werden müsse, daß vorher dort ein Volk anderen Namens gelebt und seine Erfindung nur auf seine Nachfolger übertragen habe? Aehnlich wollte Ingenieur Giebeler die Meinung verfechten, daß die in Schlesien, im Gebiet des Raseneifenerzes Kotzenau, Primkenau,

älge grüner Papageien. Bei den männlichen

ständig 2 die Gewinnung von Eisen aus dem verhältnismäßig leicht ausschmelzbaren Raseneisenerz gekommen seien. Uralte Reste von Anlagen von Schmelzöfen sprächen hierfür. Jedenfalls ist die ütö Frage weiterer Untersuchungen sehr wert.

Den zweiten Vortrag des Abends hielt Dr. F. Wiegers über „Das geologische Alter der diluvialen Kulturstätten Norddeutschlands“. Der Redner führte einleitend aus, daß die beglaubigte Feststellung der Tatsache, daß Gegenstücke paläolithischer Werkzeuge noch bis vor 80 Jahren von den Bewohnern Tasmaniens gefertigt worden selen, einen so bündigen Beweis für die Eigenschaft der Paläolithe und Eolithe als Artefakte und als Zeugnisse für die Existenz von Menschen in den Zeiten vor Eintritt der geologischen, sie erschütternden Freignisse erbrächten, daß man darauf hin geologische und urgeschichtliche Forschungen mehr als bisher vereinigen und die einen durch die andern fördern könne. Man würde z. B. voraussichtlich keine Fehlschlüsse tun, wenn man das Alter von Schichten, die bestimmte Arten von Eolithen führten, wie die Faust⸗ keile von Hundisburg bei Neuhaldensleben, als gleichaltrig ansetzte mit Fentfernten geologischen Formationen, die ähnliche Artefakten enrhalten, und die Geologen werden gegebenenfalls in Anerkennung solcher Zusammenhänge Ausschau nach Artefakten halten können, falls anderswo in identischen Schichten solche gefunden worden wären. Aus sorg⸗ fältigen Beobachtungen in diesem Sinne verspricht sich der Vortragende, indem er eine große Anzahl einleuchtender Beispiele anführte, daß wir genauer, als bisher möglich war, das Alter der Kulturstätten in Norddeutschland bestimmen und der Lösung der Frage näher kommen werden, ob Norddeutschland gleich dem Alpengebiet 4 oder nur 3 Eiszeiten gehabt habe. Die Beantwortung der Frage sei im norddeutschen Flach⸗ lande viel schwerer als im gebirgigen Mitteldeutschland, wo mon ziemlich sicher in großen Zügen drei Terrassenbildungen unterscheiden könne, die als Ergebnisse der Eiszeiten anzusprechen sein möchten. Professor von den Steinen erkannte in seinem Dank für den gehörten Vortrag gern das Interesse der Vertreter der Urgeschichte an einem Zusammengehen mit den Geologen an, um so mehr als das den ersteren bisher zur Verfügung stehende Material ja überaus dürftig ist.

Der verstorbene Verlagsbuchhändler Dr. K. J. Trübner in Straßburg hat der dortigen Wissenschaftlichen Gesellschaft 250 000 hinterlassen, deren insen vorzugsweise der Förderung der Geisteswissenschaften, namentlich dem Studium der Pbilologie, Ge⸗ schichte und Archäologie zugute kommen sollen. Vorsitzender dieser Gesellschaft, die sich die Förderung wissenschaftlicher Unternehmungen aller Art zur Aufgabe gemacht hat, ist, wie die „Voss. Ztg.“ mit⸗ teilt, jetzt Professor Theobald Ziegler, nachdem ihr Mit⸗ begründer, der greise Archäologe Professor Adolf Michaelis das Amt des Vorsitzenden vor kurzem aus Gesundheits⸗ rücksichten niedergelegt at. Außer diesem Vermächtnis hat Kom- merzienrat Trübner noch folgende Legate hinterlassen: dem Straßburger Kunstmuseum 250 000 ℳ, deren Zinsen oder das Kapital selbst zum Ankauf hervorragender Bilder alter Meister zu verwenden sind; außerdem eine Anzahl wertvoller alter Oelgemälde italienischer und holländischer Meister; der Straßburger Volksbibliothek 30 000 ℳ, deren Zinsen alljährlich zu Zwecken der Bibliothek zu verwenden sind; dem Unterstützungsverein Deutscher Buchhändler in Berlin in Ergänzung einer früheren Stiftung von 1000 weitere 14 000 ℳ.

Theater und Musik.

Kammerspiele des Deutschen Theaters.

Die neueste Komödie Bernard Shaws, „Der Arzt am Scheidewege“, bewegt sich, wie alle seine Stücke, in Paradoxen, Zynismen und Spöttereien über alles, was in ihr Bereich kommt. Schon im „Liebhaber“ hatte Shaw einen Vertreter der ärztlichen Wissen⸗ schaft aufs Korn genommen; diesmal sind es ihrer gleich ein halbes Dutzend, die verschiedene Typen darstellen: den Armenarzt, der die Leute gewissenhaft und zumeist ohne Medizin kuriert, den stets zum

chneiden bereiten Chirurgen, den Wunderdoktor, der den Erfolg garantiert, den modischen wie den altmodischen Arzt und den auf dem Gebiet der Serumtherapie tätigen Erfinder. Am Scheidewege befindet sich der letztere. In seiner Klinik für Tuberkulöse st nur noch ein Bett frei und unter zwei Kranken, deren Leben vielleicht durch sein neues Mittel noch zu retten wäre, gilt es zu wählen; der eine ist ein braver Dutzendmensch, der andere ein Maler von genialen Anlagen, aber verlumptem Charakter. Obwohl nun der Arzt der ihren Mann vergötternden Frau des Malers bereits die Zusage gegeben hatte, überläßt er ihn doch der Behandlung eines unwissenden Kollegen, in der sicheren Voraussicht, daß der Patient sterben müsse, weil er, der Arzt, dessen Witwe dann zu heiraten gedenkt. Aber er macht die Rechnung ohne die Frau, die von der ehrlosen Denkart ihres Mannes nicht zu überzeugen ist und ihn nach dem Tode mehr denn je verehrt. Es ist nicht zu leugnen, daß diese neue Komödle Shaws minder lustig ist als manche seiner älteren; sie interessiert zwar durchweg, stößt aber andererseits auch ab. Die Sterbeszene des Malers, die dem Zuschauer nicht erspart bleibt, berührt ungemein peinlich. Die Majestät des Todes duldet in ihrer Gegenwart keinen Hofnarren und wäre er auch so geist⸗ reich wie Bernard Shaw, dessen Jünger zu sein sich der Todeskandidat in recht geschmackloser Weise gerühmt hat. Auch sind die logisch recht anfechtbaren Motive, die den Gang der Handlung bedingen, durchaus nicht überzeugend, selbst wenn die Dar⸗ stellung so glänzend ist, wie sie am Sonnabend im Kammerspiel⸗ hause unter Felix Holländers Regie war. Die drei Hauptrollen des Arztes und des Malerehepaars lagen in den Händen von Paul Wegener, Tilla Durieux und Alfred Moissi, welcher letztere durch dezente Dar⸗ stellung die Sterbeszene einigermaßen erträgli machte. Ein glänzen⸗ des Doktorenkollegium von scharf profilierten Charakterköpfen bildeten die Herren Diegelmann, von Winterstein, Waßmann, Kühne und

Dumont. Lustspielhaus.

Die Herren Gavault und Berr können sich für die liebens⸗ würdige Aufnahme ihrer dreiaktigen Komödie „Madame Flirt“, die am Freitag zum ersten Male aufgeführt wurde, im wesentlichen bei den Darstellern des Lustspielhauses bedanken. Weniger flott und und interessant gespielt, würde die trotz mancher guten Ansätze und einiger schönen Szenen doch zu breite und geschwätzige Führung des Stückes ermüden. Der Konflikt ist eigentlich tragisch und verläßt manchmal gonz den Stil des Lustspiels; neben den ernsten gruppieren sich aber auch derbe komische Figuren. Zusammen⸗ gehalten wurde dies alles durch die geschickte und äußerst geschmack. volle Regie des Herrn Bach und, wie schon erwähnt, durch die Eleganz und Gewandtheit der mitwirkenden Künstler. „Madame Füst⸗ ist eine im Grunde tief angelegte Dame, die aber unter einer Menge liebenswürdiger, jedoch durchaus einwandfreier Beziehungen ihren wahren Charakter verbirgt. Sie opfert sich, um den Ruf einer Freundin zu retten; dadurch wird aber ihre eigene Verbindung mit einem geliebten Manne illusorisch gemacht. Der Knoten löst sich zuletzt durch das Bekenntnis der Freundin. Die Hauptrollen lagen in den bewährten Händen der Damen Cerigioli und Serda, Herren Paul, Schönfeld, Bach und anderer.

Hebbeltheater.

Zum ersten Male wurde am Sonnabend im neue Werk eines schwedischen Dichters: „Hohes Fp el“, ein Schau⸗ spiel in drei Aufzügen von Ernst Didring (deutsch von E. Schering), aufgeführt. Eine schwere nordische Dichtung mit Ibsenschen Motiven erstand auf der Bühne, erfüllt von schwermütigen, grüblerischen Ge⸗ danken, wie sie der einsame, nebelfeuchte Norden begünstigt. Ivar, der Vetter des nervösen Dichters Gunnar, wagt als vertrauter Freund des Hauses ein hohes Spiel, um den Frieden der Familie, die ihm teuer ist, zu retten. Des jungen Gunnars unselige Leidenschaft für seine Schwägerin Signe droht alle zu verderben. Eine schwüle, düstere Stimmung lagert über den unruhvollen Seelen, die äußerlich gefaßt durch den heiteren Herbstabend wandeln und in festlichen Gewaändern

ebbeltheater das

Malmitz, Sagan in der La Toͤne⸗Zeit ansesss Germanen selb⸗

8

durch die hell erleuchteten Räume des Hauses schreiten. An-⸗