1908 / 282 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 30 Nov 1908 18:00:01 GMT) scan diff

Kriegsministerium. 8

Dem Geheimen Kriegsrat und Miiliärintendanten Streubel ist die Militärintendantenstelle des XVIII. Armee⸗ korps übertragen worden.

Ministerium der geistlichen, Unterrichts⸗ und Medizinalangelegenheiten.

Der Regierungs⸗ und Schulrat Dr. Polack ist der Regierung in Düsseldorf überwiesen worden.

Der Kreisassistenzarzt Dr. Thomalla aus Walden⸗ burg i. Schl. ist zum Kreisarzt ernannt und mit der Ver⸗ ne. vea des Kreisarztbezirks Kreis Johannisburg beauflragt worden.

Am Lehrerseminar in Gummersbach ist der bisherige kommissarische Lehrer Löffler vom Seminarnebenkursus daselbst und am Lehrerseminar in Wongrowitz der bisherige kommissa⸗ rische Lehrer Kramer vom Seminarnebenkursus in Schwerin a. W. als ordentlicher Seminarlehrer angestellt worden.

Nichtamtliches.

Deutsches Reich.

Prenßen. Berlin, 30. November. Der Ausschuß des Bundesrats für Handel und Verkehr, die vereinigten Ausschüsse für Rechnungswesen, für das Land⸗ 85 und die Festungen und für Seewesen, der Ausschuß für echnungswesen, die vereinigten Ausschüsse für Rechnungs⸗ wesen und für Fel⸗ und Steuerwesen sowie der Ausschuß

für Rechnungswesen hielten heute Sitzungen.

Das Königliche Staatsministerium trat unter dem Vorsitz seines Präsidenten Fürsten von Bülow heute zu einer Sitzung zusammen.

In der Zeit vom 1. April 1908 bis zum Schlusse des Monats Oktober 1n5 nach dem „Zentralblotn für das Deutsche Reich“, folgende Einnahmen des Deutschen Reichs an Zöllen, Steuern und Gebühren abzuüͤglich der Ausfuhrvergütungen usw. sowie Einnahmen der Reichs⸗Post⸗ und und der Reichseisenbahnverwaltung zur Anschreibung gelangt:

ölle 343 466 711 „gegen das Vorjahr 69 717 264 ℳ), Tabaksteuer 5 621 097 (— 324 706 ℳ), Zigaretten⸗ steuer 10 103 323 (+ 1 160 073 ℳ), Zuckersteuer 93 019 174 (+ 2 364 076 ℳ), Salzsteuer 32 008 407 (+ 308 783 ℳ), Branntweinsteuer: a. Maischbottichsteuer 5 168 830 (+ 1 886 398 ℳ), b. Verbrauchsabgabe und suschlag 83 708 499 (— 3631 881 ℳ), c. Brenn⸗ steuer 1 222 824 (+ 3 186 218 ℳ), Schaumweinsteuer 3 484 412 (— 63 176 ℳ), Brausteuer 25 532 122 (— 1 497 277 ℳ), Uebergangsabgabe von Bier 2 801 31 (s— 250 758 29. Spielkartenstempel 943 580 (s— 12 558 ℳ), Wechselstempelsteuer 9 763 878 (— 383 102 ℳ), Reichs⸗ stempelabgaben: I. S ssteuern: A. von Wertpapieren 14 749 567 (— 1 644 79. B. von Kauf⸗ und sonstigen Anschaffungsgeschäften 6 397 031 (+ 663 624 ℳ), C. von Lotterielosen: a. für Staatslotterien 16 064 222 (— 1 706 543 ℳ), b. für Privatlotterien 8 326 472 (+ 575 060 ℳ), II. Reichseigene Steuern: A. von Fracht⸗ urkunden 8 528 375 (— 766 638 ℳ), B. von Personen⸗ fahrkarten 11 478 923 (+ 532 301 ℳ), C. von Er⸗ laubniskarten für Kraftfahrzeuge 1 523 303 (+ 206 218 ℳ), D. von Vergütungen an Mitglieder von Aufsichtsräten 1 184 974 (ß— 1 478 028 ℳ), Erbschaftssteuer 14 254 135 (+ 74 477 ℳ), Statistische Gebühr 897 777 (s— 61 824 ℳ), Reichs⸗Post⸗ und Telegraphenverwaltung 359 511 774 (+ 15 513 020 ℳ), Reichseisenbahnverwaltung 71 062 000 (— 2 850 000 ℳ).

Die zur Reichskasse gelangte Itsssan⸗ abzüglich der Ausfubrver ütungen usw. und der Verwaltungskosten be⸗ trägt bei den nachbezeichneten Einnahmen: Zölle 321 449 424 66 475 729 ℳ), Tabaksteuer 7 100 964 (— 123 482 ℳ),

igarettensteuer 8 734 901 (+ 1831 464 ℳ), Zucker⸗ euer 82 795 481 (+ 6 093 053 ℳ), aear. 30 559 769 (+ 104 069 ℳ), Branntweinsteuer: a. Maisch⸗ bottichsteuer 3 405 071 (+ 1 708 838 ℳ), b. Verbrauchs⸗ abgabe und Zuschlag 76 341 185 (— 639 913 ℳ), c. Brenn⸗ steuer 1 824 (+ 3186 218 ℳ), Schaumweinsteuer 3 146 060 (+ 117 490 ℳ), Brausteuer und Uebergangs⸗ abgabe von Bier 28 210 275 (— 607 027 ℳ), Spielkarten⸗ stempel 963 788 (— 13 246 ℳ), Wechselstempelsteuer 9 763 878 (— 383 102 ℳ), Reichsstempelabgaben: I. Ueberweisungssteuern: A. von Wertpapieren 14 454 576 (—. 1 611 609 ℳ), B. von Kauf⸗ und sonstigen Anschaffungs⸗ seschäͤften 6 267 622 (+ 651 153 ℳ), C. von Lobtterie⸗ osen: a. für Staatslotterien 16 064 222 (— 1 706 543 ℳ), b. für Privatlotterien 8 216 805 (+ 569 684 ℳ), II. bersee gf⸗ Steuern: A. von Frachturkunden 8 357 808 (— 751 ℳ), B. von Personenfahrkarten 11 249 345 (+ 521 656 ℳ), C. von Erlaubniskarten für Kraftfahrzeuge 1 492 837 (+ 202 094 ℳ), D. von Vergütungen an Mit⸗ eer von Aufsichtsräten 1 161 274 (— 1 448 468 ℳ),

bschaftssteuer 14 254 135 (+ 74 477 ℳ), Statistische

Gebühr 887 608 (— 46 067 ℳ)

Dem Regierungsassessor Dr. von Wagenhoff, bisher Hilfsarbeiter im Ministerium für Landwirtschaft, Domänen und Forsten, ist die kommissarische Verwaltung des Landrats⸗ amts im Kreise Gifhorn, Regierungsbezirk Lüneburg, über⸗ tragen worden. 8

Görlitz, 28. November. In der gestrigen 3. Plenarsitzung des Kommunallandtages des Markgraftums Oberlausitz ge⸗ langte der Bericht der ständischen Kommission über die Besichtigung des hiesigen Rettungshauses zur Verlesung, der ergab, daß sich dieses in einem guten Zustande befindet. Im Arschluß hieran wurden die Sonderberichte über einzelne, unter ständischer Verwaltung stehende

Anstalten, wie z. B. das Oberlausitzer Waisenhaus in Reichenbach, die Wollersche Waisenanstalt in dewalde und dergleichen vor⸗ Peea und die verschiedenen Spezialetats festgesetzt. Im weiteren Verlauf der Sitzung wurde noch eine große Anzahl von Gesuchen auf Bewilligung von Beihilfen zu gemeinnützigen und wohltätigen Zwecken einer näheren Beratung und Beschlußfassung unterzogen.

Württemberg.

Bei der Einweihung der neuen Bahnlinie Schorn⸗ dorf —Rudersberg am Freitag hat der Ministerpräsident Dr. von Weizsäcker eine längere Rede gehalten, in der er auch auf die Güterwagengemeinschaft einging und, „W. T. B.“ zufolge, unter anderem ausführte:

Für einen engeren e seaec der deutschen Eisenbahnen habe Seine Majestät der König Wilhelm seinen Einfluß ganz besonders eingesetzt und Fr ihn ein. Um so mehr müsse man diesen ersten Schritt begrüßen. Er sei nicht ohne Opfer erreicht worden, aber allseitig habe man bei diesen Verhandlungen nicht die trennenden Momente, sondern das nationale Bedürfnis ins Auge gefaßt. Das gelte insbesondere auch von der maßgebenden Stelle, dem preußischen Eisenbahnminister, und man dürfe sicher sein, daß dieser wie bei den bisherigen Verhandlungen, so auch bei der Ausführung der getroffenen Vereinbarungen vor allem die nationale Seite im Auge haben werde. Der heutige Tag bringe den Ruders⸗ bergern und den anderen beteiligten Gemeinden reichen Die Hauptsache aber sei, was die Bewohnerschaft selber leiste, die persön⸗ liche Kraft und Tüchtigkeit; ähnlich sei es im Reich und mit unserer Stellung in der Welt. Wenn auch da und dort am Horizont Ge⸗ wölk sich zeige, sollten wir uns darüber nicht beunruhigen, denn die Sicherheit einer Nation beruhe auf der Kraft und Tüchtigkeit ihrer Bürger, und damit sei es in Deutschland gut bestellt. Wenn in der 658 Zeit eine gewisse Sorge und Bewegung der Gemüter sich ge⸗ zeigt habe, so werde das Endergebnis siin, daß sich das deutsche Volk erst recht zusammenschließe ohne alle Sonderrichtung. Das werde man auch im Auslande fühlen, da.iz18 Deutschland von heute, wenn es gelte, ebenso einig und ebenso kräftig dastehe wie in dem heroischen Zeitalter der Gründung des Deutschen Reiches. Darum sähen wir der Zukunft mit ruhiger und fester Zuversicht entgegen.

Baden. Ihre Majestäten der König und die Königin von Schweden sind vorgestern nachmittag, „W. T. B.“ zufolge, in Baden⸗Baden eingetroffen und auf dem Bahnhofe von Ihrer Königlichen Hoheit er Großherzogin Luise und den Spitzen der Behörden begrüßt worden. 1““

Mecklenburg⸗Schwerin.

Seine Königliche Hoheit der Großherzog hat vorgestern den Geschäftsausschuß des liberalen Wahl⸗ vereins für beide Mecklenburg in Audienz empfangen. Nachdem in längeren Ausführungen die Wünsche des liberalen Wahlvereins dargelegt worden waren, erklärte, „W. T. B.“ zufolge, Seine Königliche Hoheit der Großherzog, daß er es sich versagen müsse, auf die Einzelheiten der Aus⸗ führungen einzugehen, daß er aber seinen grundsätzlichen Standpunkt der Deputation nicht vorenthalten wolle.

Als ich mich aus freien Stücken entschloß, fuhr Seine König⸗ liche Hoheit der Großherzog fort, das von meinem Großbater be⸗ gonnene, aber nicht zu Ende geführte Werk einer zeitgemäßen Um⸗ gestaltung der bestehenden Landesverfassung wieder aufzunehmen, war mir nicht unbekannt, daß über die Frage, in welcher Weise diese schwierige Aufgabe zu lösen sei, sowie welche Verfassungsform für Mecklenburg als Nicen ß anzusehen sei, die An⸗ sichten in den versaiedenen Nreisen des Landes weit aus⸗ einandergehen. Wollte ich mein Land vor schweren Kon⸗ flikten bewahren und eine ruhige Entwicklung seiner kffent⸗ lichen Rechtszustände sicher stellen, so mußte ich deshalb mein Augen⸗ merk darauf richten, daß die Verfassungsvorlage nicht den einseitigen Standpunkt einer bestimmten Partei zur Richtschnur nehme, sondern unter Berücksichtigung der tatsächlich bestehenden Verhältnisse tunlichst eine zwischen den verschiedenen politischen Gegensätzen im Lande ver⸗ mittelnde Richtung einhalte. Von dieser Erwägung ausgehend, habe ich seinerzeit meinen Entschluß, die Verfassungsverhandlungen wieder aufnehmen zu wollen, kundgegeben und durch meine Regierung die an die Stände herauszugebende Vorlage ausarbeiten lassen. Wenn, wie ich zu meinem Befremden vernommen, die Auffassung geltend worden ist, daß ich ein in der Verfassungsfrage gegebenes

ersprechen nicht eingelöst hätte, so muß ich dem mit aller Ent⸗ schiedenheit entgegentreten. Eine Verfassung bestimmter Art habe ich meinem Volke weder versprechen wollen, noch versprechen können. Ich habe nur meinen Entschluß kundgetan, auf die Durchführung der Verfassungs⸗ reform nach Maßgabe meiner angedeuteten Erwägungen hinzuwirken. Ich bin auch fest entschlossen, die von mir eingeleiteten Verhandlungen auf Grund der Vorlagen meiner Regierung fortzusetzen und sie zu einem dem Lande dienlichen Ende zu führen. Gleichwohl habe ich es mir nicht versagen können, in dieser für das ganze Land so wichtigen Angelegenheit auch die Wünsche des liberalen Wahlvereins zu hören, wie ich für jeden meiner Untertanen ein offenes Ohr habe.

Oesterreich⸗Ungarn.

Vorgestern vormittag empfing der Kaiser Franz Joseph anläßlich seines sechigichrigen Regierungsjubiläums die aus 800 Personen bestehende Huldigungsdeputation der aktiven Staatsbeamten; darunter den Ministerpräsidenten, die Chefs der Zentrallstellen und die Chefs der Landes⸗ vereglhnn

Der Ministerpräsident Freiherr von Bienerth hob in seiner Ansprache, „W. T. B.“ zufolge, hervor, die Beamtenschaft sei von jeher mit dem Kaiserhause innig verbunden gewesen und hätte es stets für ihre Pflicht gehalten, unter Einsatz der ganzen Persönlichkeit den Absichten des Monarchen zu dienen, der ihr zum Vorbild, zum In⸗ begriff der Tugenden geworden sei. Der Ministerpräsident betonte sodann die der Beamtenschaft vom Kaiser erwiesenen Wohltaten und erneuerte zugleich das feierliche Gelübde unverbrüchlicher Treue, berufsfreudiger Arbeit und Pflichterfüllung. Der Kaiser erwiderte, ihm sei in reichem Maße das Glück zuteil geworden, pflichttreue Diener zu finden. Dem Staat stets treu und dem Fürsten persönlich ergeben zu sein, sei allezeit der geschichtliche Ruhm des österreichischen Beamtentums gewesen. Der Ausgangspunkt für das Wirken eines Beamten müsse das Gesetz, nichts als das Gesetz sein. Je reger das vec. wäre, um so fester müßten die Beamten sich auf partei⸗ ose Gesetzlichkeit stützen. Den Angehörigen aller österreichischen Völker stehe in gleicher Weise der Eintritt in den öffentlichen Dienst offen. Die Beamtenschaft müsse und solle die Söhne aller Nationen um⸗ fassen, die, ohne ihre Stammeszugehörigkeit zu vergessen, stets ein⸗ gedenk bleiben müßten, daß ihr Amt niemals Partei sein dürfe. Nicht das nationale Gefühl, wohl aber der nationale Widerstreit müßten aus dem Amte verkannt bleiben. Die österreichische Beamtenschaft werde stets den Völkern ein sicherer Hort, dem Staate ein tüchtiger Diener und den Nachfolgern des Kaisers ein getreuer Helfer sein.

Gestern vormittag empfing der Kaiser die ungarischen Minister in Audienz, um ihre Huldigung zu seinem Regie⸗ rungsjubiläum entgegenzunehmen.

Das österreichische Herrenhaus e vorgestern aus Anlaß des Regierungsjubiläums des Kaisers eine Fest⸗ sitzung ab, in der der Präsident Fürst zu Windisch⸗Grätz

eine Ansprache hielt, die von den Mitgliedern des Hauses 8

stehend angehört und wiederholt. von wurde.

Nach dem Bericht des W. T. B.“ hob der Redner hervor, welch seltenes Glück den Völkern Oesterreich⸗Ungarns durch das sechzigjährige Regierungsjubiläum des Kaisers beschieden sei, dem im ganzen Reiche durch Akte der Nächstenliebe und durch glanzbvolle Kund⸗ gebungen aufs neue gehuldigt werde, und der trotz vielfacher Prüfungen und schwerer Sorgen den kostbarsten Schatz, den die Krone bri könne, sein eigen nenne: die Liebe seiner Völker! das Herrenhaus jeder Zeit eins wisse mit den edelsten Regungen der Volksseele, weil es sich gedrängt fühle, den Monarchen wissen zu lassen, daß es in ehrfurchtsvollster Liebe und Dankbarkeit der sechzigsten Wiederkehr des Tages seiner Thronbesteigung gedenke, erbitte sich der Präsident die Ermächtigung, durch eine Deputation unter Führung des Präsidiums dem Kaiser aus Anlaß seines Re⸗

eifall unterbrochen

Weil si

gierungsjubiläums die ehrfurchtsvollsten Glückwünsche des Hauses zu

unterbreiten.

Nach Wahl einer aus sechzehn Mitgliedern bestehenden Deputation wurde die Sitzung mit dreimaligen begeisterten Hochrufen auf den Kaiser geschlossen. 1

Im Abgeordnetenhause, das n

vorgestern aus demselben Anlaß eine Festsitzung abhielt, sagte

der HFafdes Weiskirchner in seiner vom Hause stehend

angehörten Festrede:

Der Kaiser habe den modernen Staatsgedanken einer gesetz⸗ mäßigen Teilnahme des Volks an der Regierung für Oesterreich ver wirklicht und bis zu einem idealen Abschluß geführt. Dann ge⸗

Fedachts Redner des wechselvollen Schicksals des Fg. der stets ein

Gottvertrauen und die Liebe zu seinen Völkern bewah

habe und als Beispiel hohen Pflichtsgefühls, großer Ausdauer und Beharrlichkeit allen Staatsbürgern voranleuchte. Der Präsident sprach den warmen Dank aller Nattonalitäten und ihre Huldigung für den allgeliebten Monarchen aus und schloß mit vielen Segenswünschen

und dem Ausdruck der Treue und Ergebenheit für den Kaiser.

Das Haus stimmte begeistert in das dreimalige Hoch auf Präsidium und das Hauses, dem Kaiser die ehrfurchtsvollen Glück⸗

Bureau des

den Kaiser ein und ermächtigte das und Segenswünsche zu seinem 1

ubiläum zu überbringen.

Der Ministerpräsident Freiherr von Bienerth hat am Freitag die italienischen Abgeordneten, welche die

Wünsche der italienischen Bevölkerung in der Universitäts füage vorbrachten, empfangen und ihnen, „W. T. B.“ zu⸗

olge, erklärt, daß er die jüngsten Vorgänge an der Wiener sobald als regelnde Regierungs⸗ g nzubringe Erklärung beschlossen die italienischen aller Energie die

Universität verurteile möglich vorlage

und entschlossen sei, eine die Universitätsfrage einzubringen. Auf Grund dieser notwendigen Verhandlungen mit der Regierung fortziceten damit das von dieser gegebene Versprechen möglich

über die folgende Meldungen vorliegen: Wien, 28. November.

worden.

600 tschechische

iba⸗ und Nhetrafen empfingen und sich in die Fahrbahn drängten, wo

e die deutschen Studenten anspeien und

gelangten und von da zur Technik weiterfahren konnten. Als die deutschen Studenten nach dem Vereinslokal der Lese⸗ und Redehalle

fuhren und ihre Wagen den Graben passiert hatten, begann die dort angesammelte, etwa 2000 Köpfe zählende 5. derartige Aus⸗

ß eigerufen und die enge vom Graben weggedrängt werden mußte. Es wurden mehrere

Meeitengen zu begehen, daß die Gendarmerie her

Verhaftungen vorgenommen.

Wien, 28. November. Der „Neuen Freien Presse“

deutschen Studenten mußten in das Gebäude der Unionbank flüchten, deren Tore geschlossen wurden.

geschlossenen befreiten. Wien, 28. November. Bei der Rückfahrt der deutschen Stu⸗

denten von der Lesehalle kam es, wie die „Neue Freie Presse“ meldet, 1

zu erneuten Ausschreitungen. Die tschechischen Studenten fielen den des Wagens der Chargierten der Verbindung „Neustädter ollegentag“ mit Geheul in die Zügel, sprangen auf die Tritt⸗ bretter und schlugen auf die Studenten los. In der Heinrichs⸗ gasse wurden die deutschen Studenten mit faulen Eiern be⸗ worfen. Der Student Löwenthal, Obmann der freien wissen⸗ schaftlichen Vereinigung der Berliner Hochschulen, wurde durch einen Stockhieb verletzt. Ihm und anderen Studenten wurde wiederholt ins Gesicht gespieen. Stockhieb über den Hinterkopf versetzt. Die verhafteten tschechischen Studenten wurden von der Menge wieder befreit. An den Aus⸗ schreitungen waren zum großen Teil südslawische Studenten beteiligt, die an ihren rot⸗schwarzen Mützen kenntlich waren.

Wien, 29. November. Bei der heutigen Promenade der deutschen Studenten auf dem Graben kam es, der „Neuen Freien Presse“

zufolge, wieder zu großen Ausschreitungen der Tschechen, wobei deutsche

Studenten insultiert und mißhandelt wurden. Um 12 Uhr Mittags wurde bei dem Gebäude der Landesbank der Kordon der Gendarmen durchbrochen, und die Studenten wurden angefallen. Ein Techniker erhielt einen Stockhieb über den Kopf, durch den der Schädelknochen zersplittert wurde. Der Student Ernst Veit aus Straßburg erlitt Peebecger an Kopf und Händen. Die Ausschreitungen dauerten am Abend noch fort. Die Polizei erweist sich als machtlos. Bei den Ausschreitungen am Vormittag wurde militärische Hilfe in An⸗ spruch genommen.

In Reichenberg in Böhmen wurde gestern auf dem Marktplatz eine von Tausenden besuchte ab⸗ gehalten, in der eine Reihe von Rednern, darunter der Bürger⸗ meister von Reichenberg, Dr. Bayer, und der Obmann der Reichsvereinigung deutscher Arbeitervereine, laut Meldung des „W. T. B.“, Verwahrung einlegten gegen die Gewalitätigkeiten, denen die deutschen Studenten in Prag durch den tschechischen Pöbel ausgesetzt sind. Es wurde darauf hingewiesen, daß diese Ausschreitungen an der Stätte ber ältesten deutschen Universität, einem ehr⸗ würdigen Fechärtes des deutschen Volkes, bereits zu einem europäischen Skandale geworden seien. Zum Schluß nahm die Versammlung eine Resolution an, in der die Regierung aufgefordert wird, die Wiederholung der allsonntäglichen Vor⸗ gänge auf dem Prager Graben unmöglich zu machen und den deutschen Studenten in Prag die Freiheit ihres Auftretens und Verkehrs und ihre persönliche Sicherheit zu verbürgen.

ngen

t bald ver⸗ wirklicht werde. Die Abgeordneten sprachen die Erwartung aus, daß die italienischen Studierenden im Interesse der Sache von allen Demonstrationen abstehen würden, die einen Vorwand für eine Verzögerung der Lösung der Frage bilden könnten.

In Prag haben vorgestern und gestern wieder Aus-⸗ schreitungen gegen deutsche Studenten stattgefunden,

Nach einer Meldung des „K. K. Tele⸗ graphen⸗Korrespondenzbureaus war heute zur Feier des 60 jährigen Jubiläums der Lesehalle der deutschen Studenten Prags eine Auffahrt nach der deutschen Universität und der deutschen Technik arrangiert Aus Idiesem Anlaß hatten sich auf dem Graben etwa tudenten angesammelt, die die Couleurstudenten bei der Fen auf der Strecke vom Pulverturm zur Bergmannsgasse mit

. insultieren wollten. Die Wache schritt energisch ein und sperrte die Bergmannsgasse ab, sodaß die deutschen Studenten unversehrt nach der Universität

zufolge wurden heute bei der Auffahrt der Studenten acht deutsche e. 1 studenten von tschechischen Studenten überfallen und mißhandelt. Die

1 Die tschechlische Menge belagerte das Gebäude so lange, bis einige hundert Mann Gendarmerie die Ein⸗

Einem Wiener Studenten wurde ein furchtbarer

Großbritannien und Irland.

Kriegssekretär Haldane hat vorgestern in Cambridge 8 5* über die Armeereform gehalten, in der er, 7. B.“ zufolge, ausführte: z Roberts sei in seiner jüngsten Rede im Oberhause tatsächlich hen anderen Heeresplan eingetreten. Es sei nicht leicht gewesen, lament dabin zu bringen, sich mit der Armeereformpolitik ein⸗ sen zu erklären. Darin habe er mehr Erfahrung als hervor⸗ Militärs, die seiner Ansicht nach besser täten, sich an das Fonte zu halten. Die Möglichkeit einer Invasion, die Lord Roberts ½ leicht geschildert habe, sei auf das eingehendste geprüft worden, zwar nicht nur von der Regierung allein, sondern zu⸗ Uegen mit Armee⸗ und Marineoffiieren, und man habe mit Genug⸗ nae stgestellt, daß eine derartige Erpedition unmöglich ohne recht⸗ 7* Kenntnis der englischen Regierung ias Werk gesetzt werden solange England die Seeherrschaft behaupte. Es könne wohl nG rirgend jemand versuchen, die Verteidigungskraft des Landes, die ischaffen habe, noch weiter zu erhöhen, aber der, der das unter⸗ 48 möge sich hüten, sie bis zu einem Grade auszudehnen, der mn das Notwendige hinausginge und die Erhaltung, einer starken 8 sch die Grundlage von Englands M cht bilde gefährden

8 Frruankreich. 8 8 8 ie Deputiertenkammer hat, „W. T. B.“ zufolge, che die Beratung des Finanzgesetzes beendet, das

11““

anzen mit 477 gegen 52 Stimmen ange⸗ ndger 3 üe. den 7. Dezember, vertagt,

ommen und sich darauf auf Monta 18— die Beratung über die 28

16“ ses 8 Rußland.

Vor Schluß der vorgestrigen Sitzung der Reichsduma uchten die Sozialdemokraten eine Interpellation ein, in g der Kriegsminister aufgefordert wird, sich über die itigkeit des Obersten Ljachow in Persien zu äußern, dbeantragten Dringlichkeit der Interpellation.

Nach dem Bericht des „W. T. B.⸗ begründete der Abg. Pro⸗ svski (Soz.) die Interpellation und wies darauf hin, daß die undlungen Ljachows Persien gegen die kussäschen Bürger feindlich umten und daher den internationalen Beziehungen Rußlands Ge⸗ ir drohe. Der Redner, der mehrere Male vom Präsidenten unter⸗ ohen und daran erinnert wurde, daß die internationale Politik serhalb der Kompetenz der Reichsduma liege, nannte unter anderem achow einen Pseudoobersten, was auf den Bänken der Rechten an⸗ nernden Lärm hervorcief. Der Präsident forderte den Redner auf, Wort zurückzunehmen, was dieser auch tat, aber erklärte, er habe en wollen, Fsachmn⸗ sei ein Pseudodiplomat. Der Abg. arkow (äußerste Rechte) erklärte, wenn nicht in den Abgeordneten russischen Duma das Herz von Juden oder Persern schlage, sei Annahme einer derartigen Interpellation schmachvoll für einen uen Diener des russischen Kaisers. 3

Die Duma lehnte die Dringlichkeit ab und überwies die terpellation nach der Geschäftsordnung der Kommission.

Italien.

Gestern vormittag haben, „W. T. B.“ zufolge, in Rom, ailand, Florenz, Padua und Palermo Protestversamm⸗ ngen gegen die Vorgänge an der Wiener Uni⸗ rötat tattgefunden. Die Kundgebungen sind ohne Zwischen⸗ vetlaufen.. CSpanien.

in der Deputiertenkammer hat de ene einen Gesetzentwurf, betreffend die Ungültigkeit

d Verjährung der Schuldansprüche an den Staat, ebracht. Wie das „W. T. B.“ meldet, sollen nach dem

kel 2 des Gesetzes die . in fünf Jahren ver⸗

hren. Nach Artikel 8 soll die dreiprozentige äußere Schuld z dem Verkehr gezogen werden und in Stücke der prozentigen äußeren abgestempelten Schuld umgewandelt erden, 88 war in dem zur Zeit bestehenden Verhältnis. genn die Inhaber der dreiprozentigen Schuld Ausländer sind, Udie Umwandlung nach der Feis eines Jahres erfolgen, s die Inhaber darum nachsuchen. Die Umwandlung soll vierprozentige innere Schuld erfolgen, wenn diese Frist ver⸗ ichen ist oder wenn die Inhaber Spanier sind.

Türkei.

Nach einer Meldung des „K. K. Telegraphen⸗Korrespondenz⸗ treaus“ hat der Großwesir vorgestern dem italienischen sotschaf ter die Erklärung abgegeben, daß sich die Regierung kmühen werde, die Boykottbewegung gegen Oesterreich⸗ ngarn zu unterdrücken. 1 1

Die „Jeni Gazetta“ veröffentlicht das vom Marine⸗ inisterium für einen Zeitraum von acht Jahren ausge⸗ tbeitete Flottenprogramm. Die Gesamtausgaben benrosßen 7860 000 Pfund, von denen in das Budget des nächsten ahres 2 232 000 Pfund einzustellen sinn. Ohne die bei Schneider dder Ansaldo⸗Werft bereits bestellten Kriegsschiffe ist der au von insgesamt sechs Kriegsschiffen, zwölf Torpedo⸗ votszerstörern, zwölf Torpedobooten, sechs Unterseebooten, zwei Ninenschiffen, zwei Schulschiffen, vierundzwanzig Kanonen⸗ voten, vier Flußkanonenbooten, einem Hospitalschiff und sechs ransportschiffen vhregen; ferner ist der Bau von Marine⸗ erkstätten und Arsenalen geplant.

Die Demobilisierung der Pai üarbge; ist, dem 8. K. Telegraphen⸗Korrespondenzbureau“ zufolge, in den letzten lagen derart beschleunigt worden, daß über den 1. Dezember inaus nur sehr wenige Redifbataillone mobilisiert bleiben erden. Dagegen wird die Einberufung der Reservisten r Vervollständigung des Kriegsstandes der Nizamtruppen nd der Korps von Konstantinopel, Adrianopel und Saloniki

erigesetzt. Amerika.

Nach einer Meldung des „W. T. B.“ aus Port au Prince at vorgestern bei Anse à Veau ein schwerer Zusammenstoß wischen Revolutionären und Regierungstruppen inter dem Kriegsminister Celeitin stattgefunden, bei dem die egierungstruppen unterlagen. 8

Die Dragomane der russischen und der englischen Besandtschaft in Teheran hatten vorgestern eine Audienz eim Schah, die ungefähr eine Stunde dauerte. Der Schah bestätigte, wie die „St. Petersburger Telegraphen⸗ gentur“ meldet, seine unabänderliche Absicht, dem Lande eine verfassung zu verleihen, wies jedoch auf das Entgegenwirken er Geistlichkeit hin und erklärte, er werde eine desondere, ündige, mit weitgehenden Vollmachten versehene beratende orperschaft berufen. Der Schah wies ferner auf die in der poche des früheren Medschlis, die sich durch Eigen⸗ üchtigkeit der Endschumens und Gewalttätigkeit des Pöbels ennzeichnet habe, aufgetretenen Irrungen und Gefahren hin

sprach die Ansicht aus, daß es zur Vermeidung von

n Wiederholungen der früheren Unruhen notwendig sei, die

Wahlen informierter, intelligenter und erfahrener Abgeordneten zu sichern, die nicht dem Einflusse böswilliger Agitatoren verfielen und frühere Fehler nicht wiederholten. Dazu sei jedoch Larß fältigste Ausarbeitung neuer Wahlgesete erforderlich. Diese Aufgabe könne der zu berufenden Versammlung aufgetragen

werden. . 1 Die neue beratende Versammlung ist heute vom Schah gebildet worden. Sie sett sich, nach einer Meldung des „Reuterschen Bureaus“, aus etwa 40 Prinzen, Notabeln und Kaufleuten zusammen, die vom Großwesir ernannt und vom 8cen bestätigt werden. Die Sitzungen dieser Versammlung sollen geheim sein und den Zweck haben, über Verbesserungen in verschiedenen Verwaltungszweigen zu beraten. Ein Wahlgesetz zu entwerfen

hat die Versammlung keinen Auftrag.

Parlamentarische Nachrichten.

Der 1 über die vorgestrige Sitzung des Reichs⸗ tags befindet sich in der Ersten und Zweiten Beilage.

Auf der Tagesordnung der heutigen (172.) Sitzung des Reichstags, welcher der Staatssekretär des Innern Dr. von Bethmann Hollweg beiwohnte, stand die zweite Lesun der Gewerbeordnungsnovelle, die am 3 März 1908 zusammen mit der Novelle, betreffend die Hausarbeit in der Zigarrenindustrie, und den beiden internationalen Abkommen, betreffend das Verbot der Nachtarbeit der ewerblichen Arbeiterinnen und der Verwendung von weißem (gelbem) Phosphor zur Anfertigung von Zündhölzern, der XXVI. Kommission zur Vorberatung überwiesen worden war. Die Kommission hat nach der Vertagung des Hauses im Sommer bereits am 27. Oktober ihre Arbeiten wieder aufgenommen und vorweg die⸗ jenigen Bestimmungen des Entwurfs herausgegriffen, die durch die Berner Konvention über die Regelung der Frauen⸗ nachtarbeit notwendig geworden waren, um so das Inkraft⸗ treten der bezüglichen Gesetzesänderungen zu dem in Aussicht genommenen Termine zu ermöglichen. Den schriftlichen Bericht der Kommission hat der Abg. Dr. Pieper (Zentr.) erstattet.

Der Abschnitt IV der geltenden Gewerbeordnung trägt die Ueberschrift: „Verhältnisse der Fabrikarbeiter“. Diese Ueberschrift soll nach der Vorlage wie folgt geändert werden: „Besondere Bestimmungen für Betriebe, in denen in der Regel mindestens 10 Arbeiter beschäftigt werden“. Die Aenderung soll erfolgen, um den Schwierig⸗ keiten der Abgrenzung der Begriffsbestimmungen „Fabrik“ und „Handwerk“ für den Bereich der Arbeiterschutzvorschriften zu begegnen und das Anwendungsgebiet der letzteren klar zu um⸗ schreiben. Die Kommission baf die veränderte Fassung gut⸗ geheißen und zwei Anträge der äußersten Linken, statt „10“ zu setzen „5“, und statt „in denen“ zu setzen „für die“, ab⸗

elehnt. hnn⸗ der Berner Konvention von 1906 soll den Arbeitern eine ununterbrochene Ruhezeit von mindestens 11 Stunden gewährt werden. Dementsprechend enthält der Entwurf in § 137 Abs. 4 die Vorschrift: „Nach der Beendigung der täglichen Arbeitszeit ist der Arbeiterin eine un⸗ unterbrochene Ruhezeit von mindestens 11 Stunden zu gewähren.“ Die gleiche Begünstigung will der Entwurf auch den jugendlichen Arbeitern in § 136 Abs. 3 gewähren. Beide Vorschläge sind in der Kommission einstimmig ange⸗ nommen worden. Die Nachtruhezeit ist durch die Berner Konvention auf den Zeitraum zwischen 10 Uhr Abends und 5 Uhr Morgens beschränkt; nach einem von der Kommission zu § 137 Abs. 1 angenommenen Antrag sollen Arbeiterinnen und jugendliche Arbeiter im Alter von 14 bis 18 Jahren in der Nachtzeit von 8 Uhr Abends bis 6 Uhr Morgens nicht beschäftigt werden dürfen (bisher ist in § 137 Abs. 1 für jugendliche Arbeiter und Arbeiterinnen die Nacht⸗ ruhezeit von 8 ½ Uhr Abends bis 5 ½ Uhr Morgens vor⸗ geschrieben). Am Sonnabend sowie an den Vorabenden der Festtage dürfen Arbeiterinnen nicht über 5 Uhr Nachmittags hinaus beschäftigt werden. 1 137 Absatz 2 schreibt den Zehnstundentag für Arbeiterinnen vor. „Die Beschäftigung von Arbeiterinnen darf die Dauer von 10 Stunden täglich, an den Vorabenden der Sonn⸗ und Festtage von 8 Stunden nicht überschreiten. Arbeiterinnen, die ein Hauswesen zu besorgen haben, dürfen am Sonnabend höchstens 6 Stunden beschäftigt werden.“ Anträge auf Einführung des 8⸗ bezw. 9 Stundentages und auf Einführung einer wöchentlichen Arbeitszeit von 60 Stunden bei einer täglichen haeG von höchstens 11 Stunden haben in der Kommission keine Mehrheit gefunden. . 137 der Kommissionsvorschläge bestimmt ferner in Absatz 3: „Zwischen den Arbeitsstunden muß den Arbeiterinnen eine mindestens einstündige Mittagspause gewährt werden.“ Abs. 5: „Arbeiterinnen, welche ein Hauswesen zu besorgen aben, sind auf ihren Antrag eine halbe Stunde vor der ittagspause zu entlassen, sofern diese nicht mindestens 1 ½ Stunde beträgt.“ 1

Abs. 6: „Arbeiterinnen dürfen vor und nach ihrer Nieder⸗ kunft im ganzen 8 Wochen nicht beschäftigt werden. Ihr Wiedereintritt ist an den Ausweis geknüpft, daß seit ihrer Niederkunft wenigstens 6 Wochen verflossen sind.“

Abs. 7: „Arbeiterinnen dürfen nicht in Kokereien und nicht zum Transport von Materialien bei Bauten aller Art ver⸗ wendet werden.“

Zunächst wurde in die Beratung über den gesamten § 137 eingetreten.

Von den Sozialdemokraten (Abgg. Albrecht und Genossen) wurde beantragt:

1) in Absatz 1 auch die jugendlichen Arbeiter im Alter von 14 bis 18 Jahren einzubegreifen;

2) statt des Zehnstundentages den Neunstundentag und vom 1. Januar 1912 ab den Achtstundentag einzuführen;

3) die Zehnstundenzeit für Wöchnerinnen auf 12 Wochen aus⸗ zudehnen und folgende Bestimmung hinzuzufügen: Eine Entlassung der Arbeiterin darf während der vorgedachten 12 Wochen nicht er⸗ folgen; die von ihr innegehabte Stellung ist ihr offen zu halten.

Die Abgg. Ablaß und Genossen (linksliberale Fraktions⸗ gemeinschaft) und Stresemann (nl.) wollen den von der Kommission beschlossenen Zusatz „Arbeiterinnen, die ein Ffus wesen zu besorgen haben, duͤrfen am Sonnabend höchstens 6 Stunden beschäftigt werden“, streichen.

Die Zentrumsabgg. Fleischer u. Gen. beantragen, dem Absatz 2 § 137 beizufügen:

„Jedoch ist die Beschäftigung bis 8 8 Stunden gestattet, soweit betriebstechnisch dadurch die Weiterarbeit anderer Arbeiter bedingt ist.“

(Schluß des Blattes.)

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Dem Reichstage ist eine Denkschrift über die Aus⸗ hrung der seit dem Jahre 1875 erlassenen An⸗ ihegesetze zugegangen.

Wohlfahrtspflege.

Frau Exzellenz Krupp hat bekanntlich im Jahre 1906 eine Stiftung errichtet, die vor allem der Wohnungsfürsorge für die minderbemittelten Klassen dienen soll und den N. Margarethe Krupp⸗Stiftung trägt. Das der Stiftun überwiesene, Gelände Lührmann⸗Stiftung bis zur Grenze von Fulerum. Die bauung des Geländes ist nunmehr dem Aichitekten Georg Metzendorf aus Bensheim 5. worden. Die Grundlage des Bebauungsplanes soll, wie die „Rheinisch⸗Westfälische Zeitung“ berichtet, im allgemeinen die Erbauung zweigeschossiger Ein⸗ und Zwei⸗ 3 familienhäuser, teils in Gruppen, teils freistehend, mit 3⸗, 4⸗ und 5 räumigen Wohnungen und entsprechenden Mansarden bilden. Die Errichtung dreigesch. p ame 8 durch örtliche ästhetische Gesichtspunkte sich empfiehlt, nicht grundsätzlich ausgeschlossen werden. einer Größe bis zu 20 qm erhalten. Badeeinrichtung soll ent⸗ weder gemeinschaftlich für das gesamte Baugebiet oder in Ver⸗ bindung mit der Wasch⸗ und Spülküche für jede Wohnung besonders geschaffen werden. Man hofft, die Arbeiten so. schnell zu fördern, daß

erstreckt sich von dem Stenshof und der

siger Häuser soll indessen, vamentlich wo dies 8 Die meisten Wohnungen sollen Gärten von

im Fruühjahr 1910, spätestens aber am 1. Oktober 1910 eine größere

Anzahl Wohnhäuser fertiggestellt sein werden und bezogen werden können. Der Anschluß des Stiftungsgeländes an das vorhandene Baugelände in Holsterhausen und damit an die übrigen bebauten Teile der Stadt und die Kruppsche Fabrik soll durch eine direkte Straßenbahnverbindung erreicht werden.

8

Kunst und Wissenschaft. 1

2

Die Ludwig von Hofinann⸗Ausstellung bei Gurlitt.

Ludwig von Hofmann gehört zu den Künstlern, die uns zwar keine ganz tiefe und rückhaltlose Bewunderung abzwingen, die uns aber doch Achtung und vor allem Sympathie abnötigen. Er ist keine sehr starke Persönlichkeit, gewiß kein Genie, aber doch ein Eigener, der nie mals etwas geschaffen hat, zu dem er nicht aus tiefstem Innern ge⸗ trieben worden wäre. Der Kreis seiner Stoffe ist klein, eng begrenzt. Seine Kunst hat eigentlich nur eine Note: Heitere, holde, unschulds⸗ volle Jugendlichkeit. Das ist das Thema, das vorzutragen, leise zu variieren der Künstler nicht müde wird.

Bei Gurlitt sind vier große Gemälde von Hofmanns zu sehen, die bestimmt sind in einer Villa des Grunewalds die Wände eines Musiksaals zu schmücken, Panneaus von großer Breite, geringer Höhe. In Früh lingslandschaften lagern und wandeln Mädchen und Knaben, sie winden

Girlanden um Bäume, schmücken festlich sich selbst, musizieren und

tanzen. Figuren von hinreißender Schönheit sind darunter, und doch wollen uns diese großen, ausgeführten Wandgemälde weniger gefallen als jene Entwürfe für die Malereien im Hoftheater und im Museum zu Weimar. Ungleich mehr Kraft, Schwung, Leben und auch geschlossene Wirkung haben diese Entwürfe. Neben einer großen Reihe von Staffeleigemälden die prächtige „Brandung“, „Nasse Klippe“, „Hafen von Sorrento“, „Schwarze Pferde und Mädchen“ seien besonders hervorgehoben sind Pastelle von der griechischen Reise des Künstlers (1907), szenische 8 Entwürfe zu „Aglavaine und Sölysette“ und Zeichnungen, die Tänzerin Ruth St. Denis darstellend, zu sehen. eine Ausstellung von Werken französischer Meister des neunzehnten Jahrhunderts, Bilder von Daubigny, Decamps, Diaz und Fautin⸗Latour. Beachtung verdienen vor allen Corots „Alte Brücke von Mantes“ und „Das Tal von Lucany“, Monticellis „Frühstück“ und „Die Musik“, Troyons „Heerde’“. Dr. v. H.

Gleichzeitig bringt Gurlitt

Im Verein für deutsches Kunstgewerbe spricht am

nächsten Mittwoch, Abends 8 ½ Uhr, Geheimer Regierungsrat, Professor

Dr. A. Miethe von der Technischen Hochschule zu Charlottenburg über die Herstellung von von synthetischen Edelsteinen. Der Vortrag findet im roßen Festsaale des Künstlerhauses statt und wird von einer Aus⸗ stellung begleitet sein. F

Technik.

Der Verein deutscher Ingenieure Berliner Bezirks⸗ verein hält seine nächste Monatsversammlung am 2. Dezember

falschen, von künstlichen und

Abends 7 ¼ Uhr, im großen Hörsaal des Erweiterungsbaues der Tech⸗

nischen Hochschule in Charlottenburg. Der Dr. Ing. Bertschinger

e s Nchuler; über die Arbeiten am Panamakanal halten. Theater und Musik. Lessingtheater.

E1“

z Lessingtheater ging am Sonnabend Ibsens ⸗„Baumeister 1 singe⸗ Csswar die erste Aufführung des Dramas auf

Solneß“ in Szene. ·1 dieser für die Verkörperung der Werke des großen Norwegers so be⸗ deutsamen Kunststätte. Von den drei letzten Dramen Ibsens, in denen der Symbolismus die Herrschaft führt, ist der „Baumeister

Solneß“ vielleicht dasjenige, das einer völlig befriedigenden Darstellung

auf der Bühne am meisten widerstrebt. Die Charaktere des Solneß und

der Hilde bergen so viele, schwer zu vereinende Widersprüche in sich,

daß es auch der Lb schauspielerischen Kunst wohl kaum gegeben 8

sein dürfte, alles W

daß wir lebensvolle Menschen vor uns zu sehen glauben.

derstrebende derartig miteinander zu verschmelzen, Jeder

Schauspieler wird sich in dem Labyrinth, das sich in einer Rolle wie 8 8S Solneß 6 ihm anftut, immer an Einzelheiten halten; er

eine Seite der Aufgabe, die zugänglichsten ist, allzu stark betonen müssen, um sich haupt auf festem Boden zu fühlen. So faßte Bassermann den Solneß entschieden von der Seite an. Er verkörperte das sprunghaft Nervöse des Mannes, seine schwachmütige Zerrissenheit, das Kleinliche, Unbeständige dieser zwiespältigen Natur mit großer Anschaulichkeit. Der geniale Bau⸗

wird die

seiner Eigenart am über⸗ Albert pathologischen

meister aber, der seine Umgebung gänzlich in seinem Bann hält, der

eine Hilde Wangel nur durch die Kraft einer blendenden Erinnerung

an si

Hilde ist ja in einem gewissen Sinne einheitlicher gestaltet. ie steckt

zieht, dieser Solneß wurde uns nicht recht glaubhaft Föä.

voll ungebrochener Jugendkraft, sie hat das robuste Gewissen, das sie

an ihrem Baumeister vermißt, sie besitzt die Stärke, einem Gefühl

Folgerungen nachzugehen, und Schwungkraft und herbe Frische fanden in Ida Orloff eine glückliche Verkörperung. Aber auch hier trat das Tiefste und Letzte in dieser Gestalt nicht voll in die Erscheinung. Das Phantastische, ins Metaphysische Strebende wurde allzusehr vom

bis in die letzten

ihre

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Realen erstickt, die Backfischmanieren und Ausdrücke, mit denen Ibsen diese Schwärmerin ausgestattet hat, traten oft zu unvermittelt hervor. Nur im letzten Akt, der auch dichterisch der größte ist, boten die beiden

Hauptdarsteller das, was der Dichter wohl in ihnen hat verkörpern

wollen; hier fühlte man sich von der Höhenluft angeweht, die ein

es Kunstwerk umwittert. Von den übrigen Darstellern, deren Fohen 1e Stück wenig bedeuten, seien Mathilde Sussin als Aline und Hilda Herterich als Kaja genannt.

Im Königlichen Opernhause findet morgen, Dienstag, eine Aufführung von Richard Strauß’ „Salome“ unter der Leitung des Komponisten statt, in der die Damen Rose, Ober, Goetze, Parbs sowie die Herren Grüning, Bronsgeest, Jörn, Griswold, Lieban,

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Mödlinger, Pöllip; und Krasa in den Hauptrollen beschäftigt 182 G Im Köni rnst

lichen Schauspielhause wird morgen von Wildenbruchs Schauspiel „Die Rabensteinerin“, mit Fräulein May in der Titelrolle, aufgeführt. Es wirken außerdem die Herren Matkowsky, Kraußneck, Zeisler, Geisendörfer, Patry, Pohl und die Damen Butze, von Arnauld und von Mayburg mit.

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