11“
vorgehoben, daß jedes der Bändchen der Sammlung „Aus Natur und Geisteswelt“, dauerhaft in Leinwand gebunden, nur 1,25 ℳ kostet.
— In der ebenfalls rühmlichst bekannten Sammlung „Wissen⸗ schaft und Bildung“, Einzeldarstellungen aus allen Gebieten des Wissens, herausgegeben vom Privatdozenten Dr. Paul Herre (Verlag von Quelle und Meyer in Leipzig) liegt gleichfalls eine ganze Reihe neuer Bände vor. Im 33. gibt Friedrich Lienhard unter dem Titel „Das klassische Weimar⸗ eine Zusammenfassung alles dessen, was er in seiner bekannten Samm⸗ kung „Wege nach Weimar“ eingehender behandelt hat. Er läßt uns die ganze klassische Epoche mil ihrer Vorbereitung und Weiter⸗ entwicklung miterleben. Als Vorbereiter gelten Friedrich der Große, Klopstock, Lessing und, zur Epoche hinüberleitend, Herder. Nicht außer acht gelassen ist aber auch Kant, dessen Einfluß namentlich auf Schiller gezeigt wird. Die Hauptabschnitte behandeln „Weimar aus der Vogelschau“ und „Schiller und Goethe“. Ein letztes Kapitel „Klassischer Idealismus der Zukunft“ führt in die Gegenwart hinüber. — Im Band 39 behandelt der Pro⸗ fessor an der Universität Heidelberg Dr. Niebergall „Die evangelische Kirche und ihre Reformen’“. Das Gefühl von einer Reformbedürftigkeit der evangelischen Kirche im Innern wie im Aeußern ist in weiten Schichten der evangelischen Bevölkerung überaus lebendig. Das unter dem Gefühl der außer⸗ ordentlichen Wichtigkeit der Frage mit Sachkenntnis, Wärme und zugleich mit Mäßigung geschriebene Büchlein des Heidelberger Theologen dürfte in diesen Kreisen auf Interesse rechnen dürfen. Im Band 60 behandelt der Frofhsser an der Universität Heidelberg Dr. T. Sütterlin „Die Lehre von der Lautbildung“, im Band 38 der Professor Dr. Hippolyt Haas⸗Kiel „Die vul⸗ kanischen Gewalten der Erde und ihre Erscheinungen“. Jedes der Büchlein kostet 1 ℳ, bezw. gebunden 1,25 ℳ. .“
Verkehrsanstalten. 8 —
Laut Telegramm aus Herbesthal ist die heute nachmittag um 6 Uhr in Berlin fällige Post aus Frankreich infolge Nebels in Belgien und Frankreich ausgeblieben.
1 Theater und Mufik.
vd X4X“”“; Zwei sehr ungleichartige und ungleichwertige Werke erfuhren estern im Königlichen Opernhause ihre Erstaufführung: Leo lechs einaktige komische Oper „Versiegelt“ und „La abanera, Oper in drei Akten von Raoul Laparre. Leo lechs Oper, deren Text von Battka und Pordes⸗Milo eine Bearbei⸗ tung von Raupachs einst viel gespielter Posse „Der versiegelte Bürger⸗ meister“ darstellt, ist ein liebenswürdiges Werk von harmloser Heiter⸗ keit, das auch musikalisch gefällig und anspruchslos auftritt. Die Komik der Situation ergibt sich aus dem Umstand, daß der einer jungen Witwe den Hof machende Bürgermeister eines Städtchens sich in der Wohnung der Witwe in einem Schrank verbirgt, der unmittelbar darauf von dem Ratsdiener gepfändet wird. In dieser Lage muß er sich zunächst dazu verstehen, der Verbindung seiner Tochter mit dem jungen Ratsschreiber Bertel seinen väterlichen Segen zu geben, und zum zweiten, sich dazu bequemen, in allen Ehren um die Hand der Witwe anzuhalten. Aus seiner unfreiwilligen Haft befreit, foppt er dann selbst diejenigen, die ihn noch in dem Schrank vermuten, vor allen den findigen Rats⸗ diener, indem er seine Tochter und den Ratsschreiber darin verbirgt. Die Blechsche Musik hat zwar keine stark persönliche Note — Mozart, Lortzing, Rossini und Wagner sind ihre Vor⸗ bilder — aber man darf sie im besten Sinne eklektisch nennen. Sie tändelt und tänzelt lachend einher, macht zuweilen bei einem liedartigen Satze, einem ernsteren Liebesduett Rast, um dann im Eiltempo der Posse weiterzuhüpfen. Eine ganz vor⸗ treffliche Aufführung unter des Komponisten eigener Leitung kam ihr sehr zustatten. Herr Hoffmann als Bürgermeister, Fräulein Hempel als lustige Witwe, Herr Kirchhoff, dessen humoristische Ader bei dieser Gelegenheit entdeckt wurde, als Bertel, Fräulein Dietrich als seine Braut, Herr Knüpfer als zungenfertiger Ratsdiener u. a. bildeten ein gesanglich und darstellerisch ungemein flottes Ensemble und erstritten dem Werke einen vollen, Dauer verheißenden Erfolg.
Dieser blieb der zweiten Gabe des Abends, dem Musikdrama „Habanera“ des Franzosen Raoul Laparre, das zu Anfang dieses Fahres in Paris außerordentlich gefallen haben soll, gänzlich versagt; ja, es erfuhr hier sogar eine sehr nachdrückliche Ablehnung Der Inhalt des Werkes, dessen Text ebenfalls von dem Komponisten herrührt, bildet eine teils blutrünstigerealistische, teils mystisch⸗gespenstische castilianische Porfgeschichte. Ramon ersticht seinen Nebenbuhler und Bruder, den Bräutigam der von ihm geliebten Pilar. Die Tat bleibt unentdeckt. Aber das Gewissen läßt den Mörder nicht ruhen, allerhand Spukhaftes be⸗ unruhigt ihn, überall glaubt er die Stimme Pedros zu vernehmen, dessen Geist dann erscheint, um ihm zu künden, daß er Pilar zu sich ins Grab ziehen werde, wenn er, Ramon, seine Bluttat nicht bekenne. Da Ramon verstockt bleibt, erfüllt sich der Fluch. Am Jahrestage des Mordes sinkt Pilar, wie von unsichtbarer Hand niedergestreckt, am Grabe Pedros tot nieder, während Ramon selbst in Wahnsinn verfällt. Diese an sich wenig schmackhafte, in ihrer Absichtlichkeit
nicht einmal gruselig wirkende Handlung, die nach dem Nationaltanz im heiteren Teil des ersten Aktes benannt ist, dessen Weise später in allen möglichen traa scen und verzerrten Varianten wiederkehrt, wird durch die Musik in keine höhere Sphäre erhoben. Sie mutet wie ein Rückfall in die schlimmsten Zeiten des Verismo mit seinen grellen und rohen Effekten an und ließ, da diese Wirkungen versagten, völlig kalt. Diesmwal hat das Publikum einen Wahrspruch gefällt, dem die Kritik nichts hinzu⸗ zufügen hat. Schade nur um die Mühe der Einstudierung und um die schöne und charakteristische Ausstattung, besonders des ersten und zweiten Aktes; Frau Plaichinger (Pilar), die Herren Bischoff (Ramon), Grününg (Pedro) u. a. setzten ihre beste Kraft vergebens für das Musikdrama ein, das gar keinen Beifall zu erringen vermochte.
Deutsches Theater.
Einen Blick in die geheimnisvolle Zauberwelt ließ Elisabeth Weirauch, eine junge, talentvolle Dichterin, ihr großes und kleines Publikum gestern in einer von den Mitgliedern des Deutschen Theaters zum wohltätigen Zweck veranstalteten Nachmittagsvorstellung tun. Aufgeführt wurde zum ersten Male das Weihnachtsmärchen „Treu⸗ nieb⸗ und Wunderhold“. Die Heldin des Stückes, eine liebliche Prinzessin, der kein Wunsch in ihrem Leben bisher unerfüllt geblieben war, wünschte sich in der Launen Uebermut schließ⸗ lich den Silbermond vom Himmelszelte. Sie wurde tief⸗ traurig und kein Lachen erhellte mehr ihr Angesicht. als ihr dieser Wunsch unerfüllt bleiben sollte. Da ließ der König, ihr Vater, bekannt geben, er werde dem, der seinem Kinde den Mond bringe und es wieder frohgemut mache, die Hälfte seines Königreichs
eben. Treulieb, der Prinzessin Page, zieht nun aus, den Mond zu olen. Zu Hexen, Nixen und Riesen, durch Rosengärten und Zauber⸗ wälder führt sein Weg. Die wunderbaren Erlebnisse der Fahrt werden in den 8 Bildern des Märchenspiels eindrucksvoll, von poetischem Hauche durchdrungen, in geschickt erfundenen, abwechslungsreichen und lebensfrischen Szenen vorgeführt. Schließlich geleiten dann die guten Weihnachtsgeister den müden Wanderer wieder nach Hause und bescheren ihn der Prinzessin Wunderhold, in einer Weihnachts⸗ kiste wohlverpackt, zum Festabend. Sie nimmt ihn, den sie schon lange liebte, auch ohne den ersehnten Mond mit tausend Freuden auf, die ihr das sonnige Lächeln wieder auf das Antlitz zaubern. Die Inhaber der beiden Titelrollen, die Damen Höflich und Eibenschütz, waren treffliche Vertreter ihrer Märchenfiguren, ebenso verstanden es aber auch die andern zahlreichen Mitwirkenden, sich in den Geist der phantastischen Dichtung zu versenken. So u. a. die Damen: Müller (Königin), Kurz (Hexe), Schlüter (erste Nixe), Wangel (Riesentochter), sowie die Herren von Winterstein (Riese) und Tiedtke (König). Die Dekorationen waren gleichfalls äußerst stimmungsvoll, namentlich der lebensgrüne Tannenwald im 7. Bilde. Das Stück wurde von Groß und Klein mit großem Beifall aufgenommen.
9
Im Königlichen Opernhause findet morgen, Mittags 12 Uhr, diee Symphoniematinee, Abends 7 ½ Uhr das 4. Symphoniekonzert der Königlichen Kapelle unter der Leitung des Generalmusikdirektors Dr. Strauß statt.
Im Königlichen Schauspielhause wird morgen das Pailleronsche Lustspiel „Die Welt, in der man sich langweilt“, mit den Herren Vollmer, Sommerstorff, Patry, Vallentin, Molenar, Eggeling, Zeisler, Werrack und den Damen Butze, Abich, Eschborn, Arnstädt, Steinsieck, von Mayburg, Wienrich und von Arnauld in den Hauptrollen, wiederholt. 6““ 16“
8 8 Mannigfaltiges. Berlin, 3. Dezember 1908.
Im Salon Cassirer fand am Montag ein vom Verein für Kunst veranstalteter Vortragsabend statt, an dem der dänische Schriftsteller Dr. Karl Larsen über „Krieg und Menschen“ sprach Er stellte an der Hand von Tagebüchern und Originalbriefen die Eindrücke und Gesinnungen fest, die in allen Schichten der dänischen Bevölkerung während des letzten Krieges 1864 herrschten. Er erörterte die brieflichen Aeußerungen von Kombattanten und Nichtkämpfenden, einschließlich der Frauen, im psychologischen Sinne, um zu dem Schluß zu gelangen, daß bei der Mehrzahl das Nationalgefühl hinter das der Selbsterhaltung tritt. Der stark ausgebildete Familiensinn der nordischen Völker läßt den Kompagniechef sich nach den Seinen sehnen: , heißt es in einem Briefe des Offiziers. Die Großmutter warnt den Enkel: „hüte Dich vor den Kugeln“. Sie alle fassen den Krieg als notwendiges Uebel auf. Der Redner gab in kleinen Miniatur⸗ gemälden ein Bild des Volksempfindens. Auch beleuchtete er das Verhältnis der Bevölkerung zum Feinde sowie das der kämpfenden Gegner, das er als relativ gut und nicht von Haß durchdrungen
hinstellte.
Ein neuer Lavaerguß des Vulkans auf Sawaii (Deutsch⸗Samoa). Nach einem Bericht des Gouvernements hat sich im September d. J. ein neuer Lavastrom in der Richtung auf
vor dem Dorfe Halt gemacht. Häuser und sind auf das östliche Ufer des dort befindlichen Baches übergesiedelt. Verwüstungen konnte der neue Lavaerguß verhältnie⸗ mäßig wenig anrichten, da er der Hauptsache nach einem alten Lava⸗ strom folgte und diesen zum Teil überdeckte.
„als Soldat sollte man nicht verheiratet sein“,
Die Bewohner räumten ihre
Essen a. R., 3. Dezember. (W. T. B.) Amtlich wird ge⸗
meldet: Gestern, am 2. Dezember, Abends 10 Uhr 42 Minuten, entgleiste auf der Strecke von Mülheim⸗Ruhr —Styrum nach Duisburg in der Nähe des ersteren Bahnhofs von dem Berlin — Cölner Schnellzug D 22 die zweite Lokomotive
und der Packwagen 1 übrigen Fahrzeuge blieben auf dem Gleise.
aus bisher unbekannter Ursache. Die ersonen sind nicht verletzt worden. Die Personen⸗ und der Speisewagen wurden nach Bahnhof Styrum zurückgeholt und, da beide Gleise gesperrt waren, über Oberhausen nach Duisburg geleitet. Das Gleis Duis⸗ burg —Styrum ist von 6 Uhr früh fahrbar geworden,
im Laufe des Vormittags betriebsfähig werden.
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Lissabon, 2. Dezember (W. T. B.) Aus Tavira in der Preas Algarve werden heftige Stürme, verbunden mit Regen und
8¶½
agelschlag, gemeldet, die Ueberschwemmungen bis zu einem Meter Höhe verursachten, sodaß der Eisenbahnverkehr gestört wurde und verschiedene Gebäude einstürzten. Zwei Menschen sind umgekommen. I1u1“ “ 8 “
8 8 1 8 868b1111““
Brüssel, 2. Dezember. (W. T. B.) In der heutigen Schlußtagung des Plenums der Internationalen Aus⸗ sellr askonseren: (vgl. Nr. 284 d. Bl.) wurden die Eegebnisße der Sektionsberatungen vorgelegt und überall einstimmige Beschlüsse gefaßt. Diese betrafen vornehmlich: Organisation der Jury, Regelung des Medaillenwesens, Einschränkung zu verleihender Auszeichnungen, Bestimmungen über den Verkauf ausgestellter Gegenstände, eisenbahntarifliche und zolltechn ische Behandlung von Ausstellungs⸗ gütern, Schutz des gewerblichen, künstlerischen und literarischen Eigen⸗ tums, Festlegung von Zeitintervallen für Weltausstellungen, Be⸗ kämpfung des Ausstellungs⸗ und Medaillenunwesens. Ferner wurden für einzelne Gebiete besondere Kommissionen eingesetzt zur Bericht⸗ erstattung an die Dritte Internationale Konferenz in Berlin 1910.
Auf der Station Waterloo fuhr gestern nachmittag 5 Uhr der Personenzug Is5gdw-r g. auf eine rangierende Maschine auf. Hlerbei wurden etwa zwanzig Personen ver⸗ letzt, unter ihnen einige schwer. 8 16
Kobe (Japan), 2. Dezember. (W. T. B.) Einer Lloyd⸗ meldung olfe ist der Dampfer „Ginsei Maru“ auf der Höhe 9 Wei aiwei untergegangen. Es soll niemand ge⸗ rettet sein.
Prag, 3. Dezember. (Meldung des „K. K. Telegr.⸗ Korresp.⸗Bureaus“.) Der Rektor der tschechischen Uni⸗ versität stellte die weitere Abhaltung von Vorlesungen bis nach den Weihnachtsferien ein.
Konstantinopel, 3. Dezember. (Meldung des „K. K. Telegr.⸗Korresp.⸗Bureaus“.) estern abend erschien beim Divisionsgeneral Ismail Mahir⸗Pascha ein Mann mit einem Briefe des Kriegsministers, in dem der General gebeten wurde, zum Minister zu kommen. Auf dem Wege dahin wurde Ismail Mahir von einem Offizier erschossen. Der Mörder ist entflohen.
Port au Prince, 3. Dezember. (W. T. B.) Die be⸗ reits gemeldete Flucht des Präsidenten Nord Alexis vollzog sich unter dem Schutze des französischen Gesandten. Der Präsident war auf dem ganzen Wege dem Hohn und Spott der Volksmenge ausgesetzt. — Alle zum Kampfe gegen die Rebellen ausgesandten Truppen sind nach Port au Prince zurückgekehrt und haben die Waffen niedergelegt.
1“ B“ 8 v1A1“X“ ““ 8 (Fortsetzung des Amtlichen und Nichtamtlichen in der unund Zweiten Beilage.)
das Dorf Samelaeulu zu ergossen, er hat jedoch etwa 25 m
chstein.
38 8 Saal Be Freitag, Abends 7 ½ Uhr:
FTFheater.
Königliche Schanspiele. Freitag: Opern⸗ haus. Mittags 12 Uhr: Symphoniematinee. — Abends 7 ½ Ühr: 4. Symphoniekonzert der Königlichen Kapelle. Ein Theaterbillettverkauf
det heute nicht statt. finges defge bahg. 271. Abonnementsvorstellung.
Die Welt, in der man sich langweilt. Lust⸗ spiel in 3 Aufjügen von Edouard Pailleron, über⸗ setzt von Emerich von Bukovics. Regie: Herr Regisseur Keßler. Anfang 7 ½ Uhr. Sonnabend: Opernhaus. 257. Abonnements⸗ vorstellung. Versiegelt. Komische Oper in einem Akt nach Rauppach von Richard Batka und Pordes⸗ Milo. Musik von Leo Blech. — La Habanera. Oper in drei Akten. Text und Musik von Raoul Laparre. (Gewöhnliche Preise.) Anfang 7 ½ Uhr. Schauspielhaus. 272. Abonnementsvorstellung. Die Rabensteinerin. Schauspiel in 4 Akten von Ernst von Wildenbruch. Anfang 7 ½ Uhr. Neues Operntheater. Sonntag, Nachmittags 2 ½ Uhr: Auf Allerhöchsten Befehl: Zweite Vor⸗ stelung für die Berliner Arbeiterschaft: Minna von Barnhelm. Die Billette werden durch die Zentralstelle für Volkswohlfahrt nur an Arbeitervereine, Fabriken usw. abgegeben. Ein Ver⸗ kauf an einzelne Personen findet nicht statt. — Abends 8 Uhr: 144. Billetreservesatz. Dienst⸗ und Freiplätze sind aufgehoben. Johaun von Paris.
Deutsches Theater. Freitag: Revolution
in Krähwinkel. Anfang 7 ½ Uhr. 3 Sonnabend, Nachmittags 3 ½ Uhr: Treulieb und Wunderhold. — Abends 7 ½ Uhr: Revolution in
Krähwinkel.
Caesar.
fresser.
Freitag, Zalamea. de la Barca.
Sonntag,
Sonnabend, Kavalier.
Messina. — Orleaus.
Kammerspiele. reitag: Der Arzt am Scheidewege. Anfang
hr. Sonnabend: Zum ersten Male: Niemand weiß es.
neues Schauspielhaus. 1b Anfang 8 Uhr. Sonnabend, Nachmittags 3 Uhr: Schneewittchen. — Abends 7 % Uhr: Faust, 1. Teil. 8n
Berliner Theater. Freitag: Der Veilchen⸗
Anfang 8 Uhr. Sonnabend: Herodes und Mariamue.
Lessingtheater. Neu einstudiert: Ein Volksfeind.
Sonnabend, Abends 8 Uhr: Baumeister Solneß. Schauspiel in drei Akten von Henrik Ibsen.
Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Die versunkene Glocke. — Abends 8 Uhr: Baumeister Solneß.
Schillertheater. o. Abends 8 Uhr: Schauspiel in 3 Aufzügen von Calderon
Sonnabend, Abends 8 Uhr: Vater und Sohn. Nachmittags 3 Uhr: Der rote Leutnant.
— Abends 8 Uhr: Vater und Sohn. Charlottenburg. willingsschwester. Lustspiel in vier Aufzügen von udwig Fulda.
““ Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Die Braut von Abends 8 Uhr: Die Jungfrau von
Garten. Kantstraße 12.) Bauer. Operette von Leo Fall.
18 Uhr.
Sonnabend: Madame Flirt.
Freitag, Abends 7 ½ Uhr:
blut. Anfang 8 Uhr.
(Wallnertheater.) Der Richter von
Friedrichstraße.) Freitag:
Anfang 8 Uhr.
Freitag: Julius Theater des Westens. (Station: Zoologischer Freitag: Anfang 8 Uhr.
Sponnabend, Nachmittags 4 Uhr: Dornröschen. — Abends 8 Uhr: Der fidele Bauer. „ 1
Hebbeltheater. (Aöniggrätzer Straße 57/58.) Freitag: Hohes Spiel. Anfang 8 Uhr. Sonnabend: Hohes Spiel. b
Komische Oper. Freitag: Tosca. Anfang Sonnabend: Pelleas und Melisande.
Lustspielhaus. (Friedrichstraße 236.) Freitag: Die blaue Maus. Anfarg 8 Uhr.
Residenztheater. (Direktion⸗Richard Alexander.)
Freitag: Kümmere Dich um Amelie. Schwank in 3 Akten (4 Bildern) von Georges Feydeau. Sonnabend; Kümmere Dich um Amelie.
Thaliatheater. (Direktion: Kren und Schönfeld.) Freitag: Gastspiel Alexander Girardi: Künstler⸗
Sonnabend: Künstlerblut.
Trianontheater. (Georgenstraße, nahe Bahnhof Die
Sonnabend: Die Liebe wacht.
Liederabend von Hilde Ellger.
Alindworth⸗Scharwenka⸗Taal. Freitag, Abends 8 Uhr: 2. Konzert von Jaeques van Lier (Violoncello).
Mozart⸗Saal.
3. Kammermusikabend. Motta, Alfred Wittenberg,
Birkus Schumann. Freitag, Abends präzise 7 ½ Uhr: Das Sensationsprogramm, sämtliche Spezialitäten, Clowns, Auguste und um 9 ¾ Uhr: Die diesjährige große Ausstartungspantomime: Golo, der Ceeräuber und Mädchenhändler. U. a.: Der weiße Elefant.
K 8 Familiennachrichten. Verehelicht: Hr. Regierungsassessor
Mengen mit Frl. Annemarie Gropius (Posen). Geboren: Ein Sohn: Hrn. Rittmeister Frhrn. von Ritter zu Gruensteyn (Paderborn). Gestorben: Hr. Generalmajor z. D. Wilhelm Isenbart (Koblenz).
Der fidele
Freitag, Abends 8 Uhr:
José Viauna da
“ Anton Hetking.
Liebe wacht.
Verantwortlicher Redakteur:
Freitag, Abends 8 Uhr: Die
Abends 8 Uhr: Der schwarze
Philharmonie. Freitag,
2. Elitekonzert.
Singakademie. Freitag,
Konzerte.
2. Konzert von Elsa Tegtmeier.
Direktor Dr. Tyrol in Charlottenburg. Verlag der Expedition (Heidrich) in Berlin. Abends 8 “ Anstalt Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32. Sieeben Beilagen 8 (einschließlich Börsen⸗Beilage).
Abends 8 Uhr:
John
Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlags⸗
zum Deutschen Neichsanze
Berlin, Donnerstag, den 3. Dezember
iger und Königlich Preußischen
Stuatsanzeiger. 1908.
Königlich Preußische Armee.
Beamte der Militärjustizverwaltung.
Durch Allerhöchsten Erlaß. 19. November. Den Kriegsgerichtsräten: Buxmann bei der 33 Div., Bolck bei der 4. Div., Mahnkopf bei der 19. Div., Dr. Heß bei der Groß⸗ herzogl. Hess. (25.) Div., Engel bei der 21. Div., Schönewerk beim Generalkommando des Gardekorps, Conradi bei der Kom⸗ mandantur in Koblenz und Ehrenbreitstein, Förster bei der 29. Div. (Mülhausen i. Els., — der Stellenrang der vierten Klasse der höheren Provinzialbeamten verliehen. 1
Durch Allerhöchsten Abschied. 19. November. Dr. Osiander, Kriegsgerichtsrat bei der 16. Div., auf seinen Antrag mit Pension in den Ruhestand versetzt.
Beamte der Militärverwaltung.
DurchAllerhöchste Bestallung. 19. November. Streubel, Oberintend. Rat, beauftragt mit Wahrnehmung der Militärinten⸗ dantenstelle des XVIII. Armeekorps, zum Geheimen Kriegsrat und Militärintend., Pfaff, Baurat, Militärbauinsp., von der Intend. des XVI. Armeekorps, zum Intend. und Baurat, — ernannt.
Durch Allerhöchsten Abschied. 19. November. Gaul, Intend. Rat von der Intend. des IV. Armeekorps, auf seinen Antrag zum 1. Dezember 1908 mit Pension in den Ruhestand versetzt.
Den Oberzahlmeistern: Lenz vom Inf. Regt. von Goeben (2. Rhein.) Nr. 28, Sarry, Fischer vom 2. Kurhess. Inf. Regt. Nr. 82, Dropmann vom 1. Nassau. Inf. Regt. Nr. 87, — bei ihrem Ausscheiden aus dem Dienst mit Pension der Charakter als Rechnungsrat verliehen.
Durch Verfügung des Kriegsministeriums. 17. No⸗ vember. Alker, Militärbausekretär auf Probe beim Bauamt II in Metz, endgültig angestellt. Ehrhardt (Stendal), Oberveterinär der Landw. 1. Aufgebots, zum Stabsveterinär des Beurlaubtenstandes, Schulz (Neuhaldensleben — Garde), Dunkel (I Bochum — Garde), Retzgen (Hagen —Garde), Braun (Detmold), Unterveterinäre der Res., zu Oberveterinären des Beurlaubtenstandes, — ernannt.
19. November. Geisler, Oberzahlmstr. vom I. Bat. Inf. Regts. von der Goltz (7. Pomm.) Nr. 54, auf seinen Antrag mit Pension in den Ruhestand versetzt. „
Königlich Sächsische Armee.
Offiziere, Fähnriche usw. 24. November. Nitsch⸗
mann, Königl. preuß. Oberlt. a. D., bisher im Gren. Regt. Prinz⸗
Carl von Preußen (2. Brandenburg.) Nr. 12, in der Armee und zwar als Oberlt. mit einem Patent vom 27. Januar 1906 E im 5. Inf. Regt. Kronprinz Nr. 104 angestellt.
29. Nopember. Hain, Febehr im 6. Inf. Regt. Nr. 105 König Wilhelm II. vo Württemberg, kommandiert zur Dienstleistung beim Bekleidungsamt XIX. (2. K. S.) Armeekorps, als Mitglied zu diesem Bekleidungsamt versetzt.
Zu Fähnrichen ernannt: v. Sandersleben, charakteris. Fähnr. im 14. Inf. Regt. Nr. 179, v. Winckler, charakteris. Fähnr. im 1. Jägerbat. Nr. 12; die Unteroffiziere: Klauder, Horn im 3. Juf. Regt. Nr. 102 Prinz⸗Regent Luitpold von Bayern, Anspach, Bamberg im 7. Inf. Regt. König Georg Nr. 106, Krause im 10. Inf. Regt. Nr. 134, Lahode, Reichel, Agricola im 12. Inf. Regt. Nr. 177, Ulbricht, Merz im 2. Feldart. Regt. Nr. 28, Rudloff im 3. Feldart Regt. Nr. 32, Hauffe, Bauer, Hartig im 4. Feldart. Regt. Nr. 48, Calberla, Leonhardi, Vogel im 5. Feldart. Regt. Nr. 64, Behrens, Fisser im Fesüet Regt. Nr. 12, Schlenzig, Bauch im 2. Pion. Bat.
r.
Mit dem 1. Dezember d. J. versetzt: die Feuerwerkshauptleute: Rapp beim Art. Depot Dresden, zur 4. Feldart. — 81
Obermagyer bei der 4. Feldart. Brig. Nr. 40, zur Pulverfabrik,
Brödner bei der Pulverfabrik, zum Art. Depot Dresden; die Zeug⸗
hauptleute: Naumann bei der Munitionsfabrik, zur Pulverfabrik, unke bei der Pulverfabrik, zur Munitionsfabrik; die Zeuglts.: arthel beim Art. Depot Leipzig, zur Pulverfabrik, Krebs bei der
EI b 8 Depot .
m anitätskorps. 4. November. Dr. Fischer, Stabsarzt, bis 30. November d. J. in der Kaiserlichen Seslaher, für Südwestafrika, mit dem 1. Dezember d. J. in der Armee, und zwar im 8. Inf. Regt. Prinz Johann Georg Nr. 107, wiederangestellt.
Beamte der Militärverwaltung.
Durch Verfügung des Kriegsministeriums. 23. No⸗ vember. Irmscher, Obermilitärintend. Sekretär von der Intend. der 2. Div. Nr. 24, Höpping, Intend. Sekretär von der Intend. XIX. (2. K. S.) Armeekorps, — unterm 1. Dezember d. J. gegen⸗
seitig versetzt. 28. November. Bach, Militärbauinsp., technischer Hilfs⸗
arbeiter bei der Intend. des XII. (1. K. S.) Armeekorps, in die
lichkeit des Reichskanzlers usw.
Vorstandsstelle des Militärbauamts Bautzen unterm 1. Dezember d. J. versetzt. .“ “ “
Deutscher Reichstag.
“ 81
174. Sitzung vom 2. Dezember 1908, Nachmittags b (Bericht von Wolffs Telegraphischem Bureau.)
v“
1 Uhr.
Zur Beratung steht der von den Abgg. Dr. Ablaß und Genhen eingebrachte Antrag, betreffend die
In Verbindung damit
werden beraten:
1) der von dem Abg. Ablaß und Genossen eingebrachte
Gesezenwun af Aünberung ber 8 Deutschen hh dcf.g ung der Verfassung des
die Worte
Der eingebrachte Gesetzentwurf will in Art. 17 der Verfassung „welcher dadurch die Verantwortung übernimmt’ streichen und die Verantwortlichkeit des Kanzlers durch eine Reihe neuer
Artikel 17a bis 17 erschöpfend regeln.
Art. 17 a soll lauten: „Der Reichskanzler oder dessen Stell⸗ vertreter im Sinne des § 2 des Reichsgesetzes vom 17. März 1878 sind für ihre Amtsführung dem Reichstage verantwortlich. Diese Verantwortlichkeit erstreckt sich auch auf alle Handlungen des Kaisers, welche die innere oder die äußere Politik des Reiches zu beein⸗
flussen geeignet sind.“
—
Art. 17 b verleiht dem Reichstage das Recht der Anklage, die indes
nur durch Beschluß einer Zweidrittel it d i ¹ zahl der Mitglieder erhoben ee. “ E gselden Nr
Nach Art. 17 erfolgt die Anklage wegen Verletzung der Reichs⸗ verfassung sowie wegen schwerer Gefährdung der Sicherheit oder Wohl⸗
8 fahrt des Reichs durch pflichtwidrige Handlungen oder Unterlassungen.
sidenten des Reichsgerichts und 12 B “ ““
Art. 17 d setzt zur Verhandlung und Entscheidung über die An⸗
klage einen Staatsgerichts ür das Deutsche Rei dem Reichagerscht in dcpmtn 1nt der naeh Aah. 7ecs den en,
der nach Art. 17 e aus dem Prä⸗
Nach Art.217 f und g werden die Beisitzer bezw. Ersatzmä bei dem Beginn jeder Legislaturperiode gewählt, und 8 89 Reichstag zwei Drittel, vom Bundesrat ein Drittel.
Art. 17h bestimmt, daß die Hälfte der Beisitzer die Befähigung “ oder zum Rechtslehrer an einer deutschen Universität Art. 171 schließt Mitglieder d t8. I“ 22 glieder des Bundesrats und des Reichstags
„Nach Art. 171 ernennt der Reichstag die Vertreter der Anklage; Mitglieder des Reichstags sind zur Erhebung und Durchführung der vr eeglaffes.
a rt. 17 m kann das Urteil nur auf Freisprechung od Verlust des Amtes lauten; in letzterem Falle kann 889 85 Ent⸗ ziehung der Pension erkannt werden. Heeetehn 170 ist 8e — und das Recht der
ann na mit Zustimmung ei wiertel⸗ mehrheit des Reichstags aus eübt werden. v11“
8 “ Antrag des Zentrums (Graf Hompesch „Die verbündeten Regierungen zu ersuchen, dem Reichstag einen Gesetzentwurf vorzulegen, welcher die Verantwortlichkeit ;; Heeiche⸗ kanzlers und der Stellvertreter des Reichskanzlers sowie das zur ö dieser Verantwortlichkeit einzuhaltende Verfahren 3) Der von der sozialdemokratischen Fraktion (Albrecht u. Gen.) eingebrachte Gesetzentwurf, wonach hinter Art. 17 der Reichsverfassung die Art. 17a bis 17i eingefügt werden sollen. „Art. 17a soll lauten: „Der Reichskanzler ist für seine Amts⸗ führung dem Reichstage verantwortlich. Diese Verantwortlichkeit er⸗ streckt sich auf alle politischen Handlungen und Unterlassungen des F Der Reichskanzler ist zu entlassen, wenn der Reichstag es
Art. 17 b bestimmt: „Wenn der Reichstag den Reichskanzler für schuldig hält, durch eine von ihm zu „verantwortende vfct Unterlassung vorsätzlich oder grocfahrlässig seine Amtspflichten verletzt, namentlich verfassungswidrig gehandelt oder sonst das Wohl des Reiches geschädigt zu haben, so kann der Reichstag gegen den Reichs⸗ kangler Anklage erheben. Mit dieser Anklage kann der Reichstag die Anklage wegen solcher Handlungen des Reichskanzlers verbinden, welche unter das allgemeine Strafgesetz fallen, soweit sie mit den öffentlichen Obliegenheiten des Reichskanzlers zusammenfallen.“
Art. 17c setzt für die Anklage einen Staatsgerichtshof von 24 Mitgliedern ein, wovon nach Art. 17d der Reichskanzler die Sen ohne Angabe von Gründen ablehnen kann; 12 bilden den
erichtshof und wählen den Vorsitzenden aus ihrer Mitte.
2 . * rchhnt 8 eh.
Art. bestimmt, daß von der Beschlußfassung des Reichs⸗ tages über die Erhebung der Anklage bis zur Senne,. des 1nr. fahrens der angeklagte Reichskanzler vom Amte suspendiert ist.
Nach Art. 17g ist im Falle der Verurteilung der Kanzler seines Lut verfustig, 1.
„Nach Art. darf das Recht zur Begnadigung oder Straf⸗ milderung nur auf Antrag des Reichstages ausge übe nenhs „ Art. 17i besagt, daß der Reichskanzler vor den ordentlichen Ge⸗ richten auf Ersatz des Schadens belangt werden kann, den er 1) durch Anweisung einer vom Reichstage nicht genehmigten Ausgabe oder durch eine mit den Beschlüssen des Reichstages nicht überein⸗ “ gv eeen Ausgabe dem Reiche oder
rch eine vom Staatsgerichtshof für strafbar erkannte Han
dem Reiche oder Privaten zugefügt hat. —
4) Der von den Polen (Abg. Brandys und Genossen mit vecersgüang einer Anzahl von Zentrumsmitgliedern 88* gebrachte Gesetzentwurf auf Verfassungsänderung. Danach soll zu Art. 14 die Vorschrift hinzugefügt werden: „Die Berufung des Reichstages muß erfolgen, sobald sie von ½ der Mit⸗ glieder verlangt wird;“
5) Der von den Sozialdemokaten eingebrachte Gesetz⸗ entwurf wegen Abänderung des Art. 15 Fürehe. ven
n dem zweiten Absatz des Art. 11 der Verfassung sollen hinter „Zustimmung des Bundesrats“ die W Rei *ein⸗ ,F te Worte „und des Reichstages“ ein
Endlich liegen zwei Anträge auf Abänderung der Geschäftsordnung des Reichstages vor. Die 9e bgg. Albrecht und Genossen (Soz.) beantragen eine anderweite Fassung der die Interpellationen betreffenden §§ 32 und 33.
Die bisherige Anfrage an den Präsidenten, ob und wann der Reichkanzler die Interpellationen beantworten wolle, soll fortfallen; vielmehr ist die Interpellation auf die Tagesordnung einer der nächsten drei Sitzungen zu setzen; ferner sollen Anträge bei der Besprechung zulässig sein. Außerdem wollen dieselben Antragsteller denr 8n4 ga 2 F EE“ ändern, daß über Aus⸗
een eine ertreters de undesrats ⸗ ordnung die Diskussion zu eröffnen ist. .“.
Die Abgg. Ablaß und Genossen beantragen:
„Der Reichstag wolle beschließen, die Geschäftsordnung des Reichs⸗ tages einer durchgreifenden Revision zu unterziehen, insbesondere in der Richtung, daß bei der Besprechung von Interpellationen die Stellung von Anträgen zugelassen wird.“
Staatssekretäär des Innern Dr. Hollweg:
Meine Herren! Gestatten Sie mir gleich beim Beginn Ihrer heutigen Beratungen wenige Worte, um formal die Stellung der verbündeten Regierungen zu kennzeichnen. Der Ausgangspunkt der vorliegenden Anträge scheint mir die Verantwortlichkeit des Reichs⸗ kanzlers zu sein. Sie ist beim Erlaß der Verfassung für den Nord⸗ deutschen Bund und ebenso später beim Erlaß der Verfassung für das Deutsche Reich mit vollem Bewußtsein als ein politisches Prinzip hingestellt, und es sind die Anträge abgelehnt worden, welche Be⸗ stimmungen über die Rechtsformen hinzufügen wollten, in denen die Verantwortlichkeit geltend zu machen sei. Man erblickte in dem politischen Prinzip selbst den wirksamsten und das Wesen der Minister⸗ verantwortlichkeit am sichersten treffenden Ausdruck der geforderten Garantien und dachte, wie sehr charakteristische Aeußerungen hervor⸗ ragender Parlamentarier es dartun, von dem Wert juristischer Formen nur gering.
Nichtsdestoweniger hat die Frage, welche für die staatsrechtliche Doktrin allezeit ein Gegenstand besonderen Interesses gewesen ist, welche aber auch gleichzeitig einen programmatischen Grundsatz großer politischer Parteien bildet, auch in der Folgezelt dieses hohe Haus wiederholt beschäftigt, ohne daß sich indessen die Erörterungen zu
von Bethmann
eisitzern bestehen soll.
festen Beschlüssen verdichtet hätten.
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So ist es, gekommen, daß der andere Faktor der Gesetzgebung, der Bundesrat, seither weder Veranlassung noch Gelegenheit gefunden hat, über diese Frage zu beraten und zu beschließen. G
Wenn nunmehr verschiedene Parteien den Zeitpunkt für ge⸗ kommen erachten, um den Gegenstand erneut und in Versuchen zu praktischer Ausgestaltung zu behandeln, gleichzeitig allerdings daran zum Teil sehr viel weitergehende Anträge angliedern, dann wollen Sie es begreiflich finden, daß die verbündeten Regierungen sich außer⸗ stande sehen, zu Fragen, die für die verfassungsmäßigen Grundlogen unseres politischen Lebens so bedeutungsvoll sind, materiell Stellung zu nehmen, ehe sie Gelegenheit gehabt haben werden, auf der Grund⸗ lage fester Beschlüsse des Reichstags ihrerseits an eine Beschluß⸗ fassung heranzutreten. (Sehr richtig! rechts.) Aber auch aus einer solchen nicht unmittelbar mittätigen Beteiligung an Ihren heutigen Beratungen und aus dem Abweichen von einer Gepflogenheit, die den Bundesrat sonst bei der Behandlung von Initiativanträgen eine noch weitergehende Zurückhaltung üben läßt, wollen Sie erkennen, welchen Wert die verbündeten Regierungen darauf legen, auch durch den un⸗ mittelbaren Eindruck von den Ansichten und Stimmungen dieses hohen Hauses ihren Entschließungen eine besondere Unterlage zu ge⸗ währen. (Beifall.)
Abg. Dr. Müller⸗Meiningen (fr. Volksp.): Ich beantrage name der linksliberalen Fraktionsgemeinschaft, ämtliche Fübee 88 Pehene stehenden Anträge an die auf 28 Mitglieder zu verstärkende Geschäfts⸗ ordnungskommission des Reichstages zu verweisen. Bevor ich auf die bedeutsame Erklärung des Etaatzsekretärs eingehe, möchte ich ganz kurz unseren Antrag bezüglich der Geschäftsordnung des Deutschen Reichstages begründen, der bezweckt, die Geschäftsordr ung des Deutschen Reichstages einer durchgreifenden Revision zu unter⸗ ziehen. Der frühere Präsident des Reichstags Graf Ballestrem er⸗ klärte einmal, unsere Geschäftsordnung ist noch lange nicht so bekannt wie sie sein sollte. Ebenso richtig kann man sagen, die Geschäfts⸗ ordnung des Deutschen Reichstages ist noch lange nicht so klar und deutlich, wie sie sein sollte. Ich möchte nur noch darauf verweisen, daß Art. 36 unserer Geschäftsordnung eine offene Verfassungsverletzung bedeutet, denn nach Art. 22 der Deutschen Reichsverfassung sind alle Sitzungen des Hauses öffentliche Sitzungen. Fast alle Parteien dieses Hauses sind sich darüber einig, daß die De⸗ batte bei den Interpellationen bei uns nach der Geschäftsordnung aus⸗ geht wie das Hornberger Schießen. Es muß gewährleistet werden, daß auch Anträge zulässig sind in Anknüpfung an Interpellationen. Im übrigen wird zu untersuchen sein, ob nicht nach dem Muster des eng⸗ lischen Parlaments auf eine kurze Anfrage hin auf dem Gebiet der inneren und äußeren Politik die Anschauungen der verbündeten Re⸗ gierungen zu erfahren sind. Es wird vielleicht durch derartige Ein⸗ führungen von kurzen Anfragen auch zu erreichen sein, daß der große Apparat der Interpellationen nicht allzu verschwenderisch abgenutzt wird. Vielleicht gelingt es auch, bei dieser Gelegenheit der wichtigen Institution des Senionenkonvents einen wirklichen Platz in der Geschäftsordnung des Reichstages anzuweisen. Was nun unseren Verfassungsantrag anlangt, so möchte ich zunächst betonen, daß unser grundlegender Antrag bereits unter dem 26. Februar 1907, also un⸗ mittelbar nach Zusammentritt des jetzigen Reichsages von unserer Seite gestellt wurde. In dem Antrage wird die Aufforderung an den Bundesrat gerichtet, ein Ministerverantwortlichkeitsgesetz für das Reich vorzulegen und verantwortliche Reichsminister zu schaffen. Es ist dies eine alte Forderung der Fortschrittspartei und nach ihr der Freisinnigen Partei; eine ebenso alte Forderung der national⸗ liberalen Partei, eine Forderung, die seit Begründung des Nord⸗ deutschen Bundes niemals zur Ruhe kam, und die nach meiner Ueberzeugung bis zur endlichen Lösung niemals zur Ruhe in diesem Hause kommen wird und kommen kann. Der „RNeichs⸗ anzeiger’ schrieb am 16. Norember d. J.: „Der Kaiser gab Seinen Willen kund, daß Er Seine vornehmste Aufgabe in der Sicherung der Stetigkeit der Reichspolitik unter Wahrung der verfassungs⸗ mäßigen Verantwortlichkeiten erblicke. Der Kaiser billigte die Aus⸗ führungen des Reichskanzlers im Reichstage und versicherte den Bülow Seines fortdauernden⸗Vertrauens.“ Wir halten unser⸗ eits es nicht für im Interesse des Reiches gelegen, auf die Verhand⸗ lungen dieses Hauses vom 10. und 11. November zurückzukommen. — ihrer auffallenden Kürze und ihrer teilweise staatsrechtlichen Un⸗ klarheiten schließen wir aus dieser Kundgebung, daß die in Betracht kommenden Faktoren jetzt bereit sind, den verfassungsmäßigen Weg zu gehen, der in unserem Antrage angedeutet ist. Aber wir sind der Meinung, daß das, was der, Reichsanzeiger“ enthielt, eine staatsrecht⸗ liche Grundlage in der Reichsverfassung finden muß. Wir wollen ihm durch unsere Anträge feste verfassungsmäßige Fundamente ver⸗ leihen. Ich schließe aus den Erklärungen des Staatssekretärs daß auch seitens der verbündeten Regierungen dem deutschen Par⸗ lament in dieser Richtung mit Vertrauen entgegengekommen nird. Wir haben anderthalb Jahre lang gewartet, daß der Bundesrat etwas in der Richtung unseres Antrages tue. Da dies aber nicht ge⸗ schehen ist, da von seiten der verbündeten Regierungen Line Vorlage nicht erfolgt ist, so halten wir unserseits es für eine absolute No wendigkeit, die Initiative im einzelnen zu ergreifen, um, da der A trag der Sozialdemokratie uns nach verschiedenen Richtungen u annehmbar erscheint, die Sache einem Abschluß entgegenzuführen Ich will mich bei der Begründung dieses verfassungsmäßigen A trages auf die Hauptgrundsätze beschränken. Wir wollen mit unserem Antrage statt der sogenannten moralischen Verantwortlich⸗ keit des Reichskanzlers die staatsrechtliche und juristische Verantwortlichkeit im Deutschen Reich zum Durchbruch bringen. Die beste Begründung für die innere Berechtigung unseres Antrages hat der Reichskanzler selbst in seiner Rede zur Reichsfinanzreform gegeben. Der Reichskanzler hat gesagt, die Gründung des Reiches war die Grundsteinlegung, der Entwurf von Penndriß und Plan und die Ausführung der Grundmauern, an dem Hause bauen wir auch heute noch. Am Schluß meinte er, jetzt heißt es, die Hypotheken ab⸗ tragen, die Baugelder regeln und für den Haushalt durch erhöhte Beiträge vorsorgen. Das ist ein etwas sehr starker Sprung. Der Reichskanzler ist auf dem Gebiete der Bausachen und der Beschaffung von Baugeldern doch etwas Laje. Die Zeit der Hypothekenabtragung kann erst kommen, wenn der'Grundpfeiler des Gebäudes gelegt ist, wenn die inneren Gemächer wohnlich eingerichtet und vor allem die Rechte der Inwohner festgelegt sind, aber hier liegt überhaupt die Mangelhaftigkeit des ganzen Reichsgebäudes. Unsere Verfassung hat trotz ihrer bewundernswerten künstlerischen Struktur ebenso wie unsere Geschäftsordnung die Spuren eines über⸗ hasteten vefs Fenbeitsgesebes an sich Der Schöpfer der Ver⸗ fassung, Fürst Bismarck, wußte am allerbesten, daß sie bald einer Revision und Klarstellung unterzogen werden müßte. Die unklarste Bestimmung ist zugleich die allerwichtigste, die den Grundstein unseres ganzen konstitutionellen Gebäudes bildet. Satz 2 des Artikels 17 bestimmt: „Die Anordnungen und Verfügungen des Kaisers werden im Namen des Reiches erlassen und bedürfen zu ihrer Gültig⸗ keit der Gegenzeichnung des Reichskanzlers, welcher dadur die Verantwortlichkeit übernimmt.“ In dem letzten Relativsatz liegt
die ganze Schwierigkeit für die Fortentwick . .
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