“
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des Landratsamts im Kreise Eupen, E
nach Mozambique in See.
nannten Verlage 88 werden. Für die Ausführung solcher Bestellungen, wie für alle Lieferungen im Wege des Buchhandels ist der Ladenpreis zu zahlen, der 5,25 ℳ für 1.ö und 5,75 ℳ für ein gebundenes Exemplar eträgt.
Der Bevollmächtigte zum Bundesrat, Königlich sächsische Geheime Justizrat Dr. Mayer ist in Berlin angekommen.
Der Oberregierungsrat Seler in Oppeln ist dem Re⸗ gierungspräsidenten in Köslin mit der Befugnis zu dessen Vertretung in Fällen der Behinderung, der Oberregierungsrat Graf von Stosch in Oppeln dem dortigen Regierungs⸗ präsidenten als erster Oberregierungsrat mit der Befugnis zu dessen Vertretung in Fällen der Behinderung zugeteilt, der Re⸗ gierungsrat Neuhaus in Berlin der Königlichen Regierung in Wiesbaden, der Regierungsrat von Ploetz in Oppeln der Königlichen Regierung in Münster, der Regierungsrat Dr. Wild in Liegnitz der Königlichen Regierung in Stade, der Re⸗ gierungsrat Hünke in Gumbinnen der Königlichen Regierung in Bromberg, der Regierungsrat von Geldern in Bromberg dem Königlichen Polizeipräsidium in Berlin, der Regierungs⸗ rat Niemöller in Magdeburg der Königlichen Re⸗ gierung in Cassel, der Regierungsrat von Hedemann genannt von Heespen in Kiel der Königlichen Regierung in Schleswig und der C“ Schütz in Berlin der Königlichen Regierung in agdeburg zur weiteren dienstlichen Verwendung überwiesen, dem Regierungsassessor The Lofen in Schleswig ist die kommissarische Verwaltung Aachen, übertragen, der neuernannte Regierungsassessor Walter Meyer aus Stettin dem Landrat des Kreises Lublinitz, der neuernannte Regierungsassessor von Funck aus Breslau dem Landrat des Kreises
chleswig und der neuernannte Regierungsassessor Dr. Bödiker aus Düsseldorf dem Landrat des Kreises Osthavelland in Nauen zur Hilfeleistung in den landrätlichen Geschäften zu⸗
geteilt worden.
Die Regierungsreferendare Burchardt und von Strauß und Torney aus Frankfurt a. O. haben die zweite Staats⸗
prüfung für den höheren Verwaltungsdienst bestanden.
—C—C—C—C—C—C—C—˖OQnQn:-:— 111.“
Die Handelshochschule Berlin wird den Geburts⸗ tag Seiner Majestät des Kaisers und Königs mit einem Festakt am 27. d. M., Nachmittags 1 Uhr, in ihrer Aula begehen, bei dem der Professor Dr. Eltzbacher die Fest⸗ rede über das Thema „Die Unverletzlichkeit der Person i Licht der Kulturgeschichte“ halten wird.
Laut Meldung des „W. T. B.“ ist S. M. Flußkbt.
„Tsingtau“ am 16. Januar in Hongkong eingetroffen und will heute nach Canton in See gehen. g eingetroff
S. M. S. „Viktoria Luise“ ist vorgestern in Palermo ingetroffen.
S. M. S. „Bussard“ ist am 16. Januar in Dar⸗ essalam eingetroffen.
S. M. S. „Seeadler“ geht morgen von Daressalam
Oesterreich⸗Ungarn. M“ Die „Neue Freie Presse“ ist in der Lage, folgende Mit⸗
teilungen aus dem die Regelung der Sprachenfrage in
Böhmen betreffenden Gesetzentwurfe zu veröffentlichen, essen Grundzüge die Regierung der Sprachengesetzenquete⸗ Eööö wird. m großen und ganzen wird an der bisherigen . setzung der Gerichtssprengel festgehalten. An var gehiser
der nationalen Zweiteilung wird nicht festgehalten. Es wird eine
Unterscheidung gemacht zwischen einsprachigen und gemsschtsprachigen
Bezirksgerichten. Die Einsprachigkeit richtet sich nach der überwiegenden Anzahl der im Gerichtssprengel wohnenden Nationalität. Auf diese Art und Weise gelangt man zu 122 tschechischen, 81 deutschen und 21 gemischtsprachigen Bezirksgerichten, wozu noch die Prager Bezirke⸗
gerichte kommen, die sämtlich als gemischtsprachig bezeichnet werden.
2 n dem Regierungsentwurf werden zu den gemischtsprachigen Bezirks⸗
gerichten u. a. rein deutsche Orte, wie Brüx, Dux, Landskron, Lobo Prachatitz und Bergreichenstein, gehören. Der Hauptforderung 82
nationalen Abgrenzung ist auch in oiesem Sprachengesetzentwurf nicht
Rechnung getragen. Die Sprache der Bezirkagerichte soll Amtssprache aller übrigen landesfürstlichen Bebgechte sol II
nahme des Kassen⸗, Post⸗ und Eisenbahnwesens, für die eigene
Bestimmungen geschaffen werden sollen. Die Bestimmungen über di Anwendung des Sprachengebrauchs der eerben sind 1 wesentlichen folgende: Die einsprachigen Behörden brauchen im äußeren
Dienstverkehr, d. i. im mündlichen und schriftlichen Verkehr mi
— erkehr mit
Parteien, die Sprache der Mehrheit der Beceigtlichen Schriftliche Cien 1292 können auch in der anderen Sprache überreicht werden. Zwei⸗ sprachige Behörden bedienen sich im äußeren Dienstverkehr der Sprache der schriftlichen Eingabe oder des mündlichen Vorbringens. In dieser Sprache haben sämtliche Amtshandlungen vor sich zu gehen. Die zweisprachigen Bebörden gebrauchen in Parteisachen die im aͤußeren
Dienstverkehr angewendete Sprache, in allen übrigen Angelegenheiten
die den Verhältnissen des Dienstes angemessene Sprache
nd im Verkehr mit einsprachigen Behörden deren Sptlache.
Im Verkehr mit den Behörden außerhalb Böhmens ist
ie deutsche Sprache anzuwenden. Dies gilt insb m Verkehr der Länder untereinander c hg
Zentralstellen. Der Gesetzentwurf enthält weiter Bestimmungen über
ie Aufnahme der Beamten in den Staatsdienst nach ihrer Umg . prache und nicht nach der Nationalität. Der bei den Veßargen
bestehende Bedarf an Beamtennachwuchs ist im Verhältnis der Be⸗
völkerungsziffer zu decken Von der Errichtung deutscher Postdirekt. in Böhmen auf Grund der nationalen EE1 b v
ürfen nicht die Rede.
Großbritannien und Irland. Der Kriegsminister Haldane hat gestern in Halifax eine Rede ggalten, in der er, „W. T. B.“ zufolge, ausführte: Großbritannien habe die Führung übernommen in dem Be⸗
streben, die Ausggben für Rüstungen zu vermindern. Mit der Zeit würden die Nationen anerkennen, daß die gewaltigen Aus⸗ gaben im Interesse des Friedens und sozialer Reformen wohl berab⸗
esetzt werden könnten; solange aber die Nationen nicht zu di . lenntnis gekommen seien, sei es untunlich, die ö Hese.
teidigung des Landes zu vernachlässigen.
8 Frankreich.
Die Deputiertenkammer setzte gestern nach Annahme
einer Vorlage, betreffend einen Ergänzungskredit von 600 000 Fr.
zur Unterstuͤtzung von Arbeitswilligen, die unter Ausständen zu eiden haben, die Interpellation, betreffend Marokko, fort.
Nach dem Bericht des „W T. B.“ sprach der Abg. Jauros die Befürchtung aus, daß sich die helsbntice Haltung und Uneigennützigkeit Frankreiche in Marokko, die bezwecke, eine Annäherung zwischen Deutsch⸗ land und Frankreich zu erleichtern, an der feindlichen Diplomatie leitender Kreise in Deutschland stoße, und ein deutsch⸗englischer Konflikt, der von gewisser Seite als unvermeidlich bezeichnet werde, alle Friedens⸗ hoffnungen ju Schanden mache. Jaurds stellte dann fest, daß die Regelung des lächerlichen Zwischenfalls von Casablanca zu einem Sieg des Schiedsgerichtshofes geführt habe. Beide Länder hätten noch ganz kürzlich für eine friedliche Erledigung der Balkanfragen zusammengearbeitet. Der Redner sprach seine Freude darüber aus, daß Deschanel für eine französisch⸗deutsche Vermittlung zur Lösung der Orientschwierigkeiten eingetreten sei. Das französische und deutsche Proletariat ständen nicht mehr allein mit dem ee nach einer Annäherung der beiden Länder, die bei der nicht konsequenten deutschen Diplomatie Hindernisse gefunden habe, die die französische Diplomatie nicht vorhergesehen, und ebenso bei der Presse beider Länder, die die marokkanischen Zwischenfälle verschärfe. Jaurès sieht überall Zeichen einer Détente. Elsaß⸗Lothringen käme die schöne Rolle zu, die beiden Länder zu versöhnen. Der schwerste Fehler Deutschlands in den letzten 37 Jahren sei gewesen, bei dem Zwischen⸗ fall von Casablanca eine Note abgesandt zu haben, die viel⸗ leicht einem Ultimatum ähnlich sähe. Im Casablancastreit habe V“ die Meinung der Völker für sich gehabt. Ein Stirnrunzeln flöße Frankreich keine Furcht ein, und daher habe sich, als der Professor Schiemann von der Ungeheuerlichkeit gesprochen habe, Frankreich als Geisel anzusehen, die ganze Nation erhoben, um Frei⸗ heit des Handels für sich zu fordern, bereit, den letzten Seufzer ihres letzten Mannes zu opfern. Da aber wegen der Gleschheit ihrer Kräfte weder Deutschland noch Frankreich etwas von einander zu fürchten hätten, könnten sie ohne weiteres den Weg der Annäherung betreten. England werde darüber nicht aufgebracht sein, denn es wünsche das Ende der Zweideutigkeiten. Jaurès kam dann auf den Bericht Lyauteys zurück, von dem er am Freitag gesprochen habe, und verlangte, daß der Minister genaue Angaben machen solle über die zukünftige Einrichtung der französisch marokkanischen Posten in der Gegend vom Muluja. Der Redoner bedauerte, daß der Gesandte Regnault abgereist sei, um mit Mulay Hafid zu verhandeln, ohne daß die Kammer diese Instruktionen gebilligt hät e. Zum Schlusse beklagte Jaurès die allzu großen Rüstungen sämtlicher Länder. — Der Abg. Denys Cochin erklärte, er glaube nicht, daß die Lage in Europa gestatte, an eine Annäherung Frankreichs und Deutschlands zu denken. Frankreich müsse im Orient, wie es dies Jahrhunderte lang getan habe, die Christen und Mo⸗ hammedaner 885 Der Redner warf dann der Regierung vor, daß sie Millionen für Marokko verausgabt und Menschen hingeopfert habe, ohne es verstanden zu haben, eine Partei zu ergreifen; er ver⸗ stehe nicht den Gedanken der Neutralität der Regierung. Es sei unbeilvoll gewesen, daß Befehle aus Paris die französischen Offiziere aufgehalten hätten, die bereits den Sieg in den Händen hatten. — Der Minister Pichon erklärte sich als Anhänger des chtedogern dank dem kürzlich der gesunde Menschenverstand ge⸗ siegt habe. In bezug auf Marokko sagte er, die Regierung habe ihre Politik niemals geändert, Frankreich habe mit der Anarchie in Marokko ein Ende Fenct und sei vor keinem Opfer zurückgeschreckt, um im Verein mit Spanien sein Mandat zu erfüllen. Die Ab⸗ machungen über die algerische Grenze seien durchgeführt worden. Die Lage in Algier sei gesicherter denn je. Malay Hafid habe versprochen, die internationalen Uebereinkommen zu achten. Hierauf wandte sich der Minister in ironischer Weise gegen die Prophezeiungen Jaurès, besonders dagegen, daß der europäͤische Frieden durch Frank⸗ reichs Vorgehen in Marolko gefährdet sein sollte, und fuhr dann fort: „Der Gesandte Regnault, der sich auf Einladung des Sultans Mulay Hafid nach Fes begibt, wird dort nichts zu erledigen haben, was den internationalen und Sonderverträgen widerspricht oder was darnach aussieht, daß es die Mahot Mulay Hafids schwächen könnte. Er wird keinen Schritt unternehinen, der die Integrität Marokkos in Frage stellen könnte oder auf ein Protektorat abzielt. Regnaukt hat die Auf⸗ gabe, die besonderen Interessen Frankreichs, die sich aus seiner geographischen Lage ergeben, wahrzunehmen und sich im
Rahmen der Akte von Algeciras mit Mulay Hafid zu verständigen,
der dem scherifischen Kommissar, der sich mit dem General Lyautey an der algerischen Grenze ins Einvernehmen setzt, seine Befehl⸗ “ wird. Regnault wird sich auch mit dem Sultan wegen der Zahlung der Entschädigungssumme, die Marokko Frankreich schuldet, verständigen. Alle Maßnahmen für eine allmähliche Räumung des Schausagebiets, deren Zeit von Mulay Hafid abhängig ist, sind getroffen. In Ber Reschlid und verschiedenen anderen Oeten werden wir marokkanische Polizei zurücklassen.“ Der Minister sprach sodann lange über die Organisation der französisch⸗marokkanischen Polkzei an der Gregze, an der Frankreich überall friedliche Verhältnisse geschaffen habe. Der
Bericht des Generals Lvautey betreffe das Programm, das der Kammer über die Organisation dieser Polizei vorgelegt werde und worin eine Ueberschreitung des Muluja in keiner Weise vorgesehen sei. Pichon sprach bserauf die Hoff⸗
nung aus, daß die Regierung Mulay Hasids stark m sein werde, um die Wiederkehr der Tatsachen e; welehe bie Intervention Frankreichs herbeigeführt hätten. Frankreich werde aus diesen Tatsachen möglichst viel Gutes für Marokko und Algier im Rahmen der internationalen Verbindlichkeiten ziehen. Die Politik Frankreichs in Marokko sei wie überall friedlich. Curopa erkenne einmütig die Wirkung an, die Frankreich dem Werke der Friedensstiftung leiste. Er habe das zrößte Vertrauen in die Aufrechterhaltung des europälschen Friedens, des Eegenstandes der steten Sorge Frankreichs. Keine Regierung sei von gegenteiligen Gefühlen beseelt. Seine be⸗ sondere Huldigung brachte Pichon den Freunden und Verbündeten Frankreichs dar, und zwar England, das stets den Beweis seiner frledlichen Bestrebungen gegeben habe, und Rußland, das niemals auf⸗ gehört habe, mit Frankreich im Einverständnis zu sein. Zum Schluß bat der Minister die Kammer um ihr Vertrauen. 8
Hierauf nahm die Kammer mit 380 gegen 98 Stimmen eine Tagesordnung an, in der der Regierung das Vertrauen, ausgesprochen wird, daß sie in Marokko eine Politik gemein⸗
samer Arbeit und der Zivilisation verfolge, wie sie ihr durch
ihre Ueberlieferungen, Jateressen und die Satzungen der Akte
von Algeciras vorgeschrieben sind, und bewilligte die Er⸗ gänzungskredit für Marokko mit 459 gegen 67 Stimmen.
Spanien.
Im Senat interpellierte gestern, „W. T. B.“ zufolge, Etatsjahr 1909 und die Ergänzung der Einnahmen
der frühere Finanzminister Navarro Reverter die Re⸗ 8 E1““ Handels⸗ vertrag uud fragte, ob der Vertrag nicht den
Spaniens Eintrag tue. “
Niederlande. Nach einer Meldung des „Reuterschen Bureaus“ werden
nischen Angelegenheit nicht aus d indi Gewässern zurückkehren. ch en westindischen
Türkei. Der Ministerrat hat an dem Protokoll über das Ein⸗
Türkei, „ B.“ zufolge, nur einige kleine Aenderungen vorgenommen. Der Entwurf ist gestern vom bsterreichisch⸗ ungarischen Botschafter, Markgrafen Pallavicini zur endgültigen Annahme nach Wien gesandt worden. “ — Der Minister des Innern Hilmi Pascha hat den Gouverneuren der mazedonischen Wilajets strenge Weisungen
die holländischen Panzerschiffe vor Regelung d „ ganzen Linie abschließt. gerschiffe v gelung der venezola⸗ einem Fehlbetrage von 70,8, 1908 schließt mit einem solchen
erteilt, die auf die Aufrechterhaltung des Ansehens
hörden und auf die Durchführung der dehae. de 8⸗ Maßnahmen abzielen. Alle ungesetzlichen politischen Ve einigungen sollen selbst unter Anwendung von Gewalt aufgelös werden. Die von der Regierung ernannten Beamten müsse anerkannt und Gendarmen und Polizeibeamte, die 88 angezeigt werden.⸗ — 6
— Die Deputiertenkammer hat gestern, lau
des „W. T. B.“, nach längerer Beratung mit vrh heit beschlossen, den Antrag des Großwesirs, betreffend das Vorgehen gegen die abgesetzten, geflüchteten und verhafteten Würdenträger des alten Regimes einer Sonderkommission zu überweisen. Die weitere Beratungh einer von dreizehn Abgeordneten eingebrachten Interpellation über die bosnische Frage, für die vom Abg. Said die Dringlichkeit beantragt war, wurde nach kurzer Debatte vertagt und soll erst beraten werden, wenn das Kabinett das Protokoll über die Verständigung mit Oesterreich⸗Ungarn vor⸗ legen wird. Vom Abgeordneten für Bagdad wurde eine Interpellation über die Bagdadbahn eingebracht worin die betreffenden Verträge kritisiert werden und die rage gestellt wird, ob trotz des Widerstandes Englands der afen von Koweit Endpunkt der Bahn werden solle und ob Rußland auf die Festsetzung der Bahnlinie einen Druck ausübe.
Bulgarien.
In den letzten Tagen sind, nach Meldungen 1““ den 111 - Großmächte bei der bulgarischen Regierung Schritte unter⸗ nommen worden, um sie zur Erhöhung der der Türkei angebotenen Entschädigungssumme von 82 Millionen su bewegen; ebenso sind Schritte bei der Pforte getan, um lancn größerer Nachgiebigkeit gegenüber Bulgarien zu ver⸗
nlassen.
Amerika.
Im Repräsentantenhause von Californien wurde gestern, „W. T. B.“ zufolge, in dritter Lesung ein gegen die Japaner gerichteter Gesetzentwurf angenommen, der Aus⸗ ländern verbietet, in Californien Grund und Boden
Parlamentarische Nachrichten.
Die Schlußberichte über die gestrigen Sitzungen des R eict⸗
tags und des Hauses der Abgeordneten befinden sich i der Ersten und Zweiten Beilage. fi sich in
— In der heutigen (188.) Sitzung des Reichstags welcher der Staatssekretär des Reicheschaganas “ 1 der Staatssekretär des Reichsjustizamts Dr. Nieberding bei⸗ wohnten, wurde in dritter Lesung der Handelsvertrag mitEl Salvador endgültig gen hmigt.
In der dritten Beratung des Gesetzentwurfs, betreffend die Kontrolle des Reichshaushalts, des Landes⸗ haushalts von Elsaß⸗Lothringen und des Haus⸗ halts der Schutzgebiete für 1908, wies in der General⸗ be
bg. Emmel (Soz) darauf hin, daß nach einer Aeußerun Abg. Hauß (Zentr.) in Gebweiler der auf Elnncheeiger de L Anteil an der Vergütung für die Erhebung der Zölle und Reichs⸗ steuern nicht voll zur Auszahlung gelangt ist; der zurückgehaltene Be⸗ trag solle sich bereits auf 20 Mtllionen belaufen.
Unteistaatssekretär im Reichsschatzamt Twele erwiderte, daß Beschwerden in dieser Richtung auch bis an das Reichsschatzamt Ffrang⸗ seien und dort der Prüfung unterlägen. Es bestehe eine Nichtuͤbereinstimmung in der Frage, ob das Reich auch verpflichtet bi n Eestsens berza den Seene die dem Einzelstaat im wetteren Inlande für die Erhebung der e entstehen. te g rde Entscheidung gebracht e. vb
Darauf wurde die Vorlage endgültig angenommen.
Das Haus setzte dann die zweite Lesung des Spezial⸗ etats der Reichsjustizverwaltung für 1909 fort und nahm die gestern abgebrochene Debatte wieder auf.
Abg. Kaempf (fr. Volksp.): Ist Deutschland zu der beabsichtigten
internattonalen Konferenz über das Wechselrecht eingeladen und
wird es teilnehmen? Ich möchte ferner an den Staatssekretär die Frage richten, ob und wann in den einzelnen Bundesstaaten gegen Entscheidungen der Ministerialinstanzen auch gerichtliche Entscheidung angetragen werden kann. Bisher liegen die Verhälttnisse in dieser Richtung in den einzelnen Staaten durchaus verschieden; die Ministerialentscheidung kann in dem einen Staate gar nicht, in anderen Staaten nur in bestimmten Fällen angegriffen werden. Es ist unzweifelhaft ein Mangel in der Ausführung der Reichsgesetze, wenn dabei in einem Staate die Ministerialentscheidungen vor den Verwaltungsgerichten angegriffen werden können, in dem anderen nicht Der Staatssekretär hätte Veranlassung, die Frage zu prüfen und inü erwägen, ob nicht wenigstens Einwirkungen auf die einzelnen Bundes staaten herbeigeführt werden können, um auf diesem wichtigen Gebiet das Recht mehr zu vereinheitlichen. 8 (Schluß des Blattes.)
— Das Haus der Abgeordneten setzte in der heutigen (15.) Sitzung, welcher der Präsident des Staatsministeriums Reichskanzler Fürst von Buülow, der Finanzminister Freiher von Rheinbahen, der Justizminister Dr. Beseler, de Minister der öffentlichen Arbeiten Breitenbach und der Minister des Innern von Moltke beiwohnten, die erste Beratung der Gesetzentwürfe, betreffend di Feststellung des Staatshaushaltsetats für das
in diesem Etat, in Verbindung mit der ersten Beratung des Gesetzentwurfs, betreffend die Deckung von Ausgaben des Rechnungsjahres 1907, fort.
Abg. Dr. Wiemer (fr. Volksp.): Es ist sicherlich angenehmer,
mit einem Etat, der von Ueberschüssen spricht, vor die Volksvertretund
zu treten, als mit einem Etat, der mit hoben Fehlbeträgen auf der Das Etatejahr 1907 schloß mit
von 165 Millionen ab, und der neue Etat für 1909 soll mit einem Fehlbetrag von 156 Millionen abschließen. Ich kann mich aber doch des Eindrucks nicht erwehren, daß der Finanzminister ein wenig Schwarzmalerei getrieben hat. Herr
4 1 von Miguel hielt wwiichen 11““ n Miquel hielt ja auch ähnlich abgetönte Reden, um Stimmung
für seine neuen Steuerpläne zu machen. Die Hauptursache für die ungünstige Finanzlage ist in den enormen 2vS Ein⸗ nahmen der Eisenbahn zu suchen. Der Finanzminister hat hervor⸗
— daß ein Staat wie Preußen, der sich zum Träger der
öchsten wirtschaftlichen Aufgaben gemacht hat, insbesondere des Be⸗ triebes der Eisenbahn, durch die dea Er hn I des Wirtschaftslebens aufs empfindlichste berührt wird. Wenn der Finanzminister die Eisenbahnverstaatlichung als eine der
8
ten Bismarcks pries, so hat er doch selbst hervor⸗ geöhten 8 infolgedessen große Schwierigkeiten bei wirt⸗ afilich wechselnden “ hervorgetreten sind. Gewiß hat der inanzminister mit Recht hervorgehoben, daß die Landwirtschaft, der roßgrundbesitz große Vorteile durch die neue Zollpolhik gehabt hat, aber das übrige Erwerbsleben unseres Vorkes ist dadurch auf va empfindlichste benachteiligt worden. Die Höhe der Industrie⸗ ölle begünstigt das Emporblühen der Syndikate. Dabei ist es be⸗ 1 daß in dieser wirtschaftlich so ungünstigen Zeit die Agrarier jeichnend, Ab noch immer nicht genug haben. Der Abg. Graf Kanitz hat in der Debatte über die Arbeitslosigkelt ausgesprochen, daß wir in j jetzigen Zolltarif noch viel zu niedrige Zollsätze hätten, und Graf Strachwitz wollte die Legende zerstören, daß es der Land⸗ wirtschaft infolge der jetzigen Zollpolitik besonders gut gehe Damu kommt die Erhöhung der eamtengehälter. Wenn Mißgriffe in der Vertretung der Beamtenwünsche seitens eines Teils der Beamten vor⸗ rkommen sind, so ist die Ursache, daß die Erfüllung der berechtigten ünsche der Beamten so lange verzögert worden ist. Die Erhöhung erfordert neue Deckungsmittel, und in der Kommission ist lebhaft darüber gestritten worden, ob der Landtag die Einnahmen dazu nur auf bestimmte Zeit bewilligen darf. Ich widerspreche der Auffassung, daß dieses Verlangen verfassungswidrig sei. Der Aba. Graf Moltke sagte allerdings bei der ersten Lesung der Be⸗ soldungsvorlage, daß ich mit der Quotisierung nur das alte, stolze Paradepferd aus dem Richterschen Stall hervorgebolt und es nur in frischer AufzZäumung vorgeführt habe. Ein stolzes Paradepferd ist auch leistungsfähtg, die Quotisierung ist die stärkste Waffe der Volksvertretung. Und dieses Paadepferd steht jetzt nicht bloß in dem Richterschen Stall, sondern wird auch von den Nationalliberalen und selbst von dem Führer der Partei des Grafen Moltke vorgeführt. Es wird auch die letzten Hindernisse noch nehmen, die seinem Siegeslauf ent⸗ egenstehen. — Ein ungünstiges Moment ist allerdings das finanzielle Perhältnis zum Reich, und der Finanzminister ermahnte uns zur Ordnung der Reichefinanzen, nicht nur im Interesse des Reichs, sondern auch um ein dauerndes Verhältnis zwischen Reich und Einzelstaaten zu schaffen. Wir verkennen den politischen Ernst dieser Situation nicht. Bei aller Rücksicht auf die Einzelstaaten darf die Ordnung der Reichsfinanzen aber doch nicht erschwert werden durch das unberechtigte Verlangen, daß die gestundeten Matrikularumlagen vom Reich übernommen und den Einzelstaaten erlassen werden. Der Finanzminister hat gestern trotz des einstimmigen Beschlusses der Steuerkommission die Forderung wiederholt, daß die gestundeten Matrikularbeiträge vom Reiche übernommen werden sollen. Die Einzelstaaten haben doch den Ausgaben zugestimmt, die nachher die erhöhten Matrikularbeiträge zur Folge hatten; sie haben also auch die Verpflichtung übernommen, dafür aufzukommen. Erließe man jetzt als einen Schritt zur Reichsfinanzreform die Zahlung dieser 242 Millionen den Einzelstaaten, so hieße dies wahr⸗ haftig das Pferd beim Schwanze aufzäumen. Auf unsern Wunsch nach weiteren Unterlagen für die Beurteilung einer anderweitigen Verteilung der Matrikularbeiträge ist uns Material gegeben worden; ist es wahr, daß dann auf Preußen kein höherer, sondern vielleicht noch ein niedrigerer Betrag an Matrikular⸗ beiträgen entfallen würde, so hat der Finanzminister doch auch erst recht keine Veranlassung, einer solchen Reform zu widerstreben. Ob die Reichsfinanzreform zustande kommen kann, wenn die Kon⸗ servativen der Parole des Herrn von Pappenheim folgen, daß das Reich auf indirekte Steuern zu verweisen, daß die Nachlaß⸗ steuer unannehmbar sei, wage ich sehr zu bezweifeln. Dieses konservative Pronunziamento wird Aufsehen machen, und die Aussichten der Reichsfinanzreform werden dadur auf ein Minimum reduziert. Wir werden von der Forderung nicht ab⸗ gehen, daß auch die Reichen und Besitzenden zu den neuen Lasten des Reichs heranzuziehen sind. Professor Adolf Wagner, der frühere konservative Abgeordnete, hat neuerdings in einer Broschüre aus⸗ geführt, daß die Konservativen es als eine Folge des Noblesse oblige ansehen sollten, für eine Reichserbschaftssteuer einzutreten. Die Herren der Rechten hier im Hause scheinen über das noblesse oblige andere Ansichten zu hegen. Was den Etat für 1909 betrifft, so kann ich die Neuregelung im Spoezialetat der Eisenbahn⸗ verwaltung im großen Ganzen für eine Verbesserung erklären. In soll ein Eisenbahndispositionsfonds in Höhe von 15 Mil⸗ Uonen im Etat festgelegt werden. Für eine so große Verwaltung ist ein solcher Fonds notwendig, daneben soll aber auch der Ausgleichsfonds beibehalten werden, der sich nach unserer Meinung nicht bewährt hat, da solche Ausgleichsfonds nur für die Etatauf⸗ stellung hinderlich und im übrigen bei so großen Spannungen, wie sie jetzt auftreten, absolut zwecklos sind. Eine vorsichtige Schätzung der Etatseinnahmen ist gewiß geboten, aber die Möglichkeit einer wirtschaftlichen Aufbesserung sollte doch nicht außer acht gelassen werden. Die Einnahmen aus der Eisenbahn⸗ verwastung sind um 100 Millionen niedriger veranschlagt: Vor⸗ sicht ist gut, aber man sollte doch auch nicht ins andere Extrem verfallen. Die Erleichterung des Geldmarktes hat bereits günstig gewirkt, insbesondere die rasche und ruhige Eatspannung des Geldmarktes der Vereinigten Staaten. ich bei der Etat⸗ aufstellung auf eine Prophezeiung über die wirtschaftliche Gestaltung der Verhältnisse einzulassen, ist nicht angeteigt, aber als ent⸗ scheidend für diese Aufstellung darf man auch den Tiefstand dieser Entwicklung nicht ansehen. Es ist, wie im Reichstag, so auch hier viel von Sparsamkeit gesprochen worden, auch wir fordern Sparsamkeit, aber am rechten Orte. Es sind Ersparnisse geboten vor allem bei den gewaltigen, unproduktiven Ausgaben, die das Reich macht. In Preußen aber handelt es sich in der Hauptsache um kulturelle Aufgaben, die nicht vernachlässigt werden dürfen. Dagegen ist unser Verwaltungsapparat, wie ich mit Herrn von Zedlitz meine, viel zu umständlich, viel zu kostspielig; da könnten viele Zöpfe abgeschnitten werden, wie die Kuratoren der Universitäten, die Gesandtschasten an den deutschen Höfen; namentlich' letztere können sehr gut entbehrt werden, ohne daß das preußische Staats⸗ interesse leidet. Jedenfalls sollte der Grundsatz duechgeführt werden, Arbeiten nicht mehr mittleren und höheren Beamten zuzuweisen, die ebenso gut von Unterbeamten wahrgenommen werden. Es wird auch von den Beamten viel zu viel gereist, manche Revision ist vollkommen überflüssig und unnötig, Luxus und kostspielige Repräsentationen wüssen vermieden werden; in dieser Beziehung wird noch viel gefündigt. In der schönen Stadt, die der Kollege Trimborn vertritt, nimmt die Sündhaftigkeit ständig⸗ zu, wenigsten ergibt sich aus dem Etat, daß eine Erweiterung des Weiberflügels des Gefängnisses in Cöln mit der u⸗ nahme der Prostitution motiviert wird; ich will nur hoffen daß der Kollege Trimborn diese betrübende Erscheinung nicht auch noch als eine Frucht der Blockpolitik darstellen wird. Mit der Ver⸗ mehrung der Richterstellen können wir natürlich nur einverstanden ein. Von der Bergverwaltung wird nach dem Kollegen Friedberg zu teuer gewirtschafttt und iu wenig Rente er⸗ arbeitet; auch ich halte die Rente von 2,8 % für sehr gering⸗ Was den Kultugetat anbetrifft, so möchte ich wünschen, daß den Privattöchterschulen ihre Existenz nicht geraubt werde. Wir begrüßen auch die Einstellung der Ausgaben für 19 neue Kreisschulinspektoren in den Etat und hoffen, daß die früher abgelehnte Stelle für Potsdam jetzt bewilligt wird. Man hat eine anderweitige Organisation des Kultusministeriums empfohlen, und es läßt sich nicht verkennen, daß der heutige Zustand in diesem Pefin. weitverzweigten Ministertium eine Fuͤlle von Unzuträglichkeiten zur Folge hat. Der verantwortliche Chef der Verwaltung ist in⸗ folge Uebermaßes von Arbeiten gar nicht mehr in der Lage, die sachl che Verantwortung für die Erledigung der Regierungs⸗ geschäfte zu ttagen. “ 8
(Schluß des Blattes. 8
8 1
Kunst und Wissenschaft.
Die Förderung wissenschaftlicher und künstlerischer Unter⸗ nehmungen durch das Reich.
I. 8 Dem Reichstag ist, wie gestern unter den Parlamentarischen Nach⸗ richten mitgeteilt wurde, eine den Zeitraum vom 1. Oktober 1907 bis dahin 1908 umfassende Denkschrift über die wissenschaftlichen und künstlerischen Unternehmungen zugegangen, die aus Titeln des Etats für das Auswärtige Amt und für das Reichsamt des Innern gefördert werden. Es handelt sich bei den durch das Auswärtige Amt geförderten Unternehmungen zunächst um die Dotation für das Archäologische Institut und dessen Sekretariate in Rom und in Athen. Das Institut dient der wissenschaftlichen Pflege der klassischen Alchäologie; ihm fällt insbesondere die Aufgabe zu, die Beziehungen zwischen den Heimatländern alter Kunst und Kultur und der gelehrten Forschung zu beleben und zu regeln und die Denkmäler der griechischen und der römischen Epoche zu veröffentlichen. Im Jahre 1829 gegründet, wurde das Institut vom preuß’schen Staate unterstützt, war es seit dem 2. März 1871 eine preußische Staatsanstalt, bis es am 18. Mat 1874 eine Reichsanstalt wurde. Es wird durch eine Zentral⸗ direktion von gegenwärtig 12 Mitgliedern im Ehrenamt geleitet; der Vorsitzende und der Generalsekretär sind Reichsbeamte. Die Zentraldirektion ernennt Sühhe g xer ordentliche und korrespondierende Mitglieder und hat jährlich vier Reisestipendien für klassische Archäologie sowie 1 für christliche Altertümer zu ver⸗ geben. Die literarische Tätigkeit der Zentraldireklion erstreckt sich auf die Herausgabe des „Jahrbuchs“ mit dem „Archäologischen Anzeiger“ und den „Ergänzungsheften“, der „Antiken Denkmäler“, der „Ephe- meris epigraphica“ und einer Reihe anderer, von ihr unter⸗ nommener oder subventionierter Veröffentlichungen. Einen besonderen Etatsposten verwendet sie seit 1901 auf die Ausgrabungen in Per⸗ gamon. Zweiganstalten unterhält dies Institut in Rom und in Athen; sie werden von je 2 Sekretaren verwaltet, verbinden mit der wissenschaftlichen eine Lehrtätigkeit und halten Sitzungen, Kurse und Führungen namentlich für die Stipendiaten ab. Fast alle deutschen Universitätslehrer für Archäologie und eine Reihe solcher für Philologie und alte Geschichte sowie viele Gymnasiallehrer haben daran teilgenommen. Die Sekretariate veranstalten unter Um⸗ ständen auch Ausgrabungen und lassen ihrerseits regelmäßig die „Mit. teilungen“ (römische und athenische Abteilung) erscheinen. Endlich besteht bei dem Institut eine besondere Kömisch⸗Germanische Abteilung. Während des letzten Etatsjahres wurde die ordentliche Forschungs⸗, Publikations⸗ und Lehrtätigkeit des Instituts ununterbrochen fort⸗ gesetzt. Besondere Ausgrabungen konnte das athenische Sekre. tariat namentlich dank der Stiftung eines Holländers Goekoop in Tirynis, dem homerischen Pylos, machen. Die Zentraldirektion unterstützte aus ihren Fonds Untersuchungen von Numaatia in Spanien und von republikanischen Bauten in Rom und in Latium. Eine besondere Bewilligung aus den Dispositionsfonds Seiner Majestät des Kaisers ermöglichte es ihr, sich an den epoche⸗ machenden Ausgrabungen in Bophasköi, der alt⸗hethitischen Haupt⸗ stadt Kleinasiens, zu beteiligen und vor allem die Tempel, Poläste und Befestigungswerke der alten Stadt zu untersuchen. Aufgabe der nächsten Zukunft ist es, die bedeutenden Ergebnisse dieser Forschungen zu veröffentlichen.
Die obenerwähnte Römisch⸗Germanische Kommission des Archäologischen Instituts hat bei ihrer Bildung im Jahre 19901 die Aufgabe erhalten, die archäologische Erforschung Deutschlands, soweit es unter römischer Herrschaft stand, zu fördern. Innerhalb dieses Gebiets, zu dem auch das nur zeitweilig von den Römern berührte Land zwischen Rhein und Elbe gerechnet wird, soll auch die Unter⸗ suchung der Kulturerscheinungen von den ältesten Zeiten an in die Arbeit der Kommission einbezogen werden. Bei ihrer Arbeit soll die Kommission nicht etwa die vorhandenen Arbeitskräfte und Ein⸗ richtungen für die lokale Forschung verdrängen, sondern sie im Gegen⸗ teil fördern, beraten, stärken und organisieren. Die Haupt⸗ tätigkeit der Kommission wurde bei den Ausgrabungen der Römerlager in Haltern i. Westf., in Kneblinghausen und Oberaden entfaltet, über deren Ergebnisse im Reichs⸗ und Staatsanzeiger“ seit einer Reihe von Jahren fortlaufend berichtet wurde. Im Zusammenhang mit dieser Tätigkeit stehen Ringwall⸗ forschungen auf der Altenburg bei Niederstein (vielleicht dem von Germanicus zerstörten Mattium), auf der Grotenburg bei Detmold, der Babilonie bei Lübbecke, der Pipinsburg bei Bremerhaven und der Schwedenschanze bei Hofheim in Franken. Andere Grabungen und Forschungen dienten dazu, die Besiedlungsverhältnisse in der vor⸗ geschichtlichen Zeit aufzuhellen, so namentlich in der südlichen Wetterau. Unter den großen Materialveröffentlichungen, die die Kommission in Arbeit genommen hat und die z. T. unmittelbar vor dem Abschlusse stehen, seien genannt: Die zusammen mit der Königlich —ö Akademie der Wissenschaften begonnene Sammlung der römischen Ziegel⸗ stempel, die Sammlung römischer Ringe, römischer Soldatengrabsteine, die Herausgabe der Neumagener Grabdenkmäler und der Igeler Säule sowie die Bearbeitung datierter römischer Keramik. Eine der wichtiasten Aufgaben der Kommission während der nächsten Jahre wird die Inventarisierung und Katalogisierung der kleineren Alter⸗ tumssammlungen sein, die in Verbindung mit dem Zentralmuseum in Mainz bereits in die Wege geleitet ist.
Für die genannten Institute sind in den diesjährigen Etat 187 000 ℳ einges tzt. 8 Aus Titeln des Etats des Auswärtigen Amts wird ferner ge⸗ fördert das Deutsche Institut für ägyptische Altertums⸗ kunde in Kairo, das im Jahre 1907 als selbständige Reichsanstalt gegründet wurde. Es hat sich aus der Stelle der wissenschaftlichen Sachverständigen entwickelt, die ursprünglich dem Kaiserl'chen Generalkonsulat in Kairo bei⸗ gegeben waren. Das Institut soll die wissenschaftliche Erforschung des alten Aegypten fördern durch wissenschaftliche Untersuchungen, wissenschaftliche Uaternehmungen im Dienste anderer deutscher wissen⸗ schaftlicher Anstalten, Unterstützung deutscher Sammlungen durch Ver⸗ mitilung von Ankäufen, durch uenHh deutscher, in Aegypten arbeitender Forscher und durch wissenschaftliche Auskünfte und Mit⸗ teilungen an Akademien und an einzelne Gelehrte. Das In⸗ stitut befitzt eine Bibliothek und Photographiensammlung sowie die für Ausgrabungen und topographische Aufnahmen in Aegypten nötige Feldausrüstung. Im ersten Jahre seines Bestehens hat das Institut die Aufnahme der geschichtlich wichtigen Steinbruchsinschriften aus dem alten und mittleren Reiche in den Alabasterbrüchen bei Tell el⸗ Amarna selbst durchgeführt und zahlreiche Ausgrabungen unterstützt; so z. B. die der deutschen Orientgesellschaft bei Abussir, die Vor⸗ bereitung für die Ausgrabungen derselben Gesellschaft bei Tell el⸗Amarna, ferner Ausgrabungen bei Elephantine und Kom Ombo und die Auf⸗ nahme des Torturms von Medinet Habu in Theben. Erwerbungen wurden für die Sammlungen der ägyptischen Sammlung der König⸗ lichen Museen in Berlin, für das Kaiser Friedrich- Museum und des Museums für Völkerkunde in Berlin und für die Papyrussammlungen mehrerer Universitäten vermiktelt; 25 deutsche Gelehrte, die im letzten Jahre Aegypten besuchten, wurden in ihren Arbeiten von dem Institut unterstützt. Die Bibliothek umfaßt z. Z. 1219 Bände die Photographiensammlung 4827 Nummern; außer den geographise geordneten Ansichten der ägyptischen Denkmäler sind in ihr namentlich die Aufnahmen der deutschen Grabungen vollständig vertreten. Im kommenden Jahre wird neben den laufenden Geschäften besonders die Verarbeitung des aus den letzten Ausgrabungen gewonnenen Materials und die eeeiate seiner Veröffentlichung die Hauptaufgabe des Instituts sein. Für dieses Institut werden im Etat für 1909 gefordert 19 500 ℳ.
Vom Auswärtigen Amt subventioniert werden die Zoologische Station des Professors Pr. Dohrn in Neapel und die Zoologische Station in Rovigno in Istrien, für die e 20 000 ℳ in den Etat eingestellt sind. Die Station in Neapel wurde im Jahre 1870 von Dr. Dohrn aus eigenen Mitteln ins
Leben gerufen, um die für die Biologie überaus wichtigen Meeres⸗
Laboratorium m errichten. liches Aquarium verbunden. Um der Anstalt eine möglichst
felbständige finanzielle Grundlage zu geben, hat Dr. Dohrn mit in⸗ und ausländischen Unterrichtsministerien, Universitäten, Akademien usw. Mietskontrakte über sogenante „Arbeitstische“ ab⸗
geschloffen⸗ wodurch die kontrahierenden
studien an dem biologisch reichsten europäischen Gewässer zu treiben und dort für deutsche Biologen ein wissenschaftlich ausgerüstetes Mit dem Institut ist ein öffent⸗
tellen die Gesamtyvorteile eer vortrefflich organisierten Laboratorien für die ihnen landes⸗
angehörigen Forscher erhielten. Gegenwärtig bezahlen Preußen 4 Tische, Beher, g. Württemberg, Baden, Hessen und Hamburg owie die
von ausländischen Regierungen und wissenschaftlichen Ver⸗ einigungen bereits 31 Tische gemietet sind. Den betreffenden
niversität Straßburg je einen Tisch, während
deutschen Regierungen wird als Gegenleistung für die der Station gewährte Reichssubvention die doppelte Anzahl der von ihnen gemieteten Tische zur Verfügung gestellt. Die Anstalt ist im Laufe
der Zeit um mehr als das Doppelte ihres ursprünglichen Umfangs
erwestert; ihr Personal besteht aus einigen 50 Köpfen, darunter 12 Gelehrten. Drei große selbständige periodische Veröffentlichungen werden seit 1879 von der Station herausgegeben nämlich: „Fauna und Flora des Golfs von Neapel“, „Mitteilungen aus der Zoologischen Station“ und der „Zoologische Jahres⸗ bericht“. Von Bedeutung ist ferner die Herstellung kunst⸗ gerecht konservierter Seetiere, die als Studienmaterial über die anze Erde versandt werden. In wissenschaftlicher Hinsicht ist im Institut die ganze Biologie heimisch; unter den Besuchern befinden sich neben eigentlichen Zoologen auch zahlreiche Botaniker, Physiologen und Chemiker, ja sogar Mediziner und Kliniker. Das Institut ist in rechtlicher Beziehung privater Besitz des Geheimen Regierungsrats, Professors Dr. Dohrn. Der geschäftliche Betrieb unterltegt aber wegen der Riichssuboention einer Kontrolle, die jährlich durch den General⸗ konsul in Neapel erfolgt. Eine genaue ziffernmäßige Darstellung des finanziellen Standes der Station gelangt alljährlich an das Auswärtige Amt. Für die deutsche Forschung hat die Anstalt um so größere Bedeutung, als an deutschen Meeren nur die erheblich kleinere Station auf Helgoland besteht, die sich aber mit ihrem neapolita⸗ nischen Mutterinnitut schon wegen des viel größeren Reichtums der Mittelmeertierwelt nicht messen kann. Die Gesamtzahl der Gelehrten, die bisher die Laboratorien der Zoologischen Station besucht haben, beläuft sich auf 1858, darunter 566 Deutsche. An konserviertem Tiermaterial wurden im Jahre 1907/08 von Museen, Laboratorien und einzelnen Gelehrten für 19 000 Franken brutto beansprucht. — Die Zoologische Station in Rovigno wurde im Jahre 1891 be⸗ gründet; sie follte in erster Linie das Berliner Aquartum mit Tieren der überreichen Mittelmeerfauna versehen. Die äußerst günstig ge⸗ legene Anstalt ist aber von vornherein so angelegt, daß in ihr neben den praktischen auch wissenschaftliche Zwecke verfolgt werden können. Es sind in ihr zurzeit 10 Arbeitsplätze für Zoologen vor⸗ handen, daneben ein Laboratorium und eine Bücherei von 2500 Bänden. Im Frühjahr 1908 wurde ein neues Aquarium mit 14 Behältern eingerichtet, das infolge seiner guten Oberlicht⸗ beleuchtung sich für biologische Beobachtungen vortrefflich eignet und in denen auch die Entwicklung des Planktons der kleinen Lebewesen beobachtet werden kann. Seit 1901 befindet sich in der Station auch ein vom Kaiserlichen Gesundheitsamt eingerichtetes Protozoenlabo⸗ ratorium, in dem ständig ein Hilfsarbeiter des Amts Arbeiten auf dem Gebiete der pathogenen Protisten ausführt. Die in der Station arbeitenden Forscher können ebendort auch Wohnung und Ver⸗ pflegung erhalten. Ein Publikationsorgan besitzt die Anstalt z. Z. noch nicht; in Zukunft soll in Jahresberichten eine Uebersicht über die ausgeführten Arbeiten und die Entwicklung der Einrichtungen der Station gegeben werden. Die besonderen Arbeiten der Station haben sich im Berichts⸗ jahr im wesentlichen erstreckt auf Erhaltung und Vermehrung der zoologischen und botanischen Sammlungen, auf die Erforschung der Fauna und Flora der Bucht von Rovigno und auf biologische Be⸗ obachtungen der Organismen in den Aauarien. Im Jahre 1907 unternahm Professor Dr. Burckhardt mit dem Dampfer und dem Personal der Station eine Fahrt zur Erforschung der Tiefseetiere bei Ragusa; das bei der Fahrt gewonnene Material wird zurzeit ge⸗ ordnet and bearbeitet. Die Arbeitsplätze sind im letzten Jahre von 27 Forschern, meist Reichsangehörigen, benutzt worden. Ueber 2 Arbeitsplätze verfügt der Bundesrat, während einer dem preußischen Ministerium der geistlichen ꝛc. Angelegenheiten zur Verfügung steht. Lebendes und konserviertes Material wurde deutschen und ausländischen Universitäten zur Verfügung gestellt; deutschen Universitäten gegenüber hat sich das Institut zu solchen Lieferungen verpflichtet. 1 Endlich werden aus einem Titel des Etats des Auswärtigen Amts zur Förderung wissenschaftlicher, besonders ethno⸗ logischer Arbeiten sowie zu architektonischen Studien in China zurzeit die Stellen je eines wissenschaftlichen und eines bautechnischen Sachverständigen bei der Kaiserlichen Gesandtschaft in Peking unterhalten und für diese Zwecke im diesjährigen Etat 27 000 ℳ gefordert. Wissenschaftlicher Sachverständiger war von Ende 1904 bis dahin 1907 der Professor Adolf Fischer, der nach eingehendem Studium der ostasiatischen Sammlungen in London und Paris zunächst die ““ für altjapanische und alt⸗ chinesische Kunst bereiste (Provinzen Jamato, Jamaschin, Wakayama, sowie Echizen und Kaga) und eine Studienreise durch Korea machte. Von Peking aus besuchte Professor Fischer dann die westlichen Pro⸗ vinzen Chinas sowie Hsianfu und Schantung. Ueber diese Reisen. auf denen eine große Anzahl wertvoller Erwerbungen gemacht wurden, hat der Professor Fischer eingehend unter Beifügung zahlreicher photo⸗ graphischer Originalaufnahmen berichtet. Sein Nachfolger wurde der außerordentliche Professor an der Universität in Freiburg Dr. Große, ein anerkannter Kenner ostasiatischer Kunst, der im Oktober v. J. die Ausreise nach Ostasien angetreten hat. — Als bautechnischer achverständiger ging im Herbst 1906 der Militärbauinspektor Ernst Boerschmann nach Peking, der sich mit chinesischen Verhältnissen im allgemeinen und mit chinesischer Baukunst gelegentlich seiner Tätigkeit als Bauinspektor der ostastatischen Besatzungsbrigade vertraut gemacht hatte. Nach dem Studium der einschlägigen Literatur 52 er die Bauwerke in Peking und seiner Umgebung, dann im Jahre 1907 die östlichen Kaiser⸗ gräber der herrschenden Dynastie, den Kaiserlichen Sommersitz in Bekol und die lamaistischen Tempel sowie die Tempel der Westherge. Seit April v. J. befindet er sich auf einer längeren Studienreise in das Innere, die ihn durch Shangsi, Shenst. Szechuan bis nach Tibet und Indien führen soll. Dann soll in Schanghai das gewonnene Material verarbeitet und hierauf eine zweite Reise durch chantung angetreten werden. Im Mai 1909 gedenkt Boerschmann die Heim⸗ reise antreten zu können und dann in der Lage zu sein, eine ge⸗ schlossene Darstellung der chinesischen Baukunst zu geben und sie auch einigermaßen in das Bild der ostastatischen Kultur einfügen zu können. (Fortsetzung folgt.)
Die diesjährige 15. deutsche Geweihausstellung wird in der Ausstellungshalle am Zoologischen Garten — 1n0nnh Portal 6 an der Kalser Wilhelm Gedächtniskirche — am 27. d. M., Mittags 1 Uhr, cröffnet werden; der Schluß der Ausstellung ist am 16. Fe⸗ bruar, Abends 6 Uhr. Dauerkarten zu je 10 ℳ einmalige Eintritts⸗ karten für den 27. zu 5 ℳ, für alle anderen 95 zu 2 ℳ, sowie Kataloge zu 1 ℳ werden an der Kasse im Ausstellungslokale aus⸗ gegeben. Aktiven Forst⸗ und ee. beamten in Uniform wird vom 1. bis einschließlich 15. Februar freier Eintritt gewährt.
Land⸗ und Forstwirtschaft.
Das österreichische Ackerbauministerium gibt, „W. T. B.“ zufolge, bekannt, daß von der gesamten Anbaufläche von 10 624 852 ha 6 567 945 ha mit Weizen, Roggen, Gerste, ser und Mais bebaut
worden sind. Sie erbrachten an Weizen 16 919 861 Meterzentner,