1909 / 45 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 22 Feb 1909 18:00:01 GMT) scan diff

mehreren Fällen bewirkte

errn Ministers der uftig in Fortfall Hinsichtlich

st in der erwähnten Verfügung nach Benehmen mit dem

Reichskanzler (Reichsamt des Innern) noch angeordnet,

u kommen.

lassen, und nur dann vor der des Kreisarztes über ände einzuholen sein wird, wenn esondere Umstände (z. B. eine starke Beschmutzun stände mit X Ausscheidungen Stuhl Blut —) den Verdacht einer erfolgten Infektion erwe

sei bei der Entscheidung zu berücksichtigen, ob in dem erfolgte, bevor derselbe als verseucht erklärt worden

Der Berlin, den 10.

ist.

Februar 1909. er Finanzminister Im Auftrage: Köhler. An die Königlichen Oberzolldirektionen und den Herrn Generaldirektor des Thüringischen Zoll⸗ und St vereins in Erfurt.

Bekanntmachung.

§ 46 des Kommunalabgabengesetzes vom 14. Juli 1893 (G.⸗S. S. 152) wird hiermit zur öffentlichen ees gebracht, daß der im laufenden Steuerjahre zu den Kommunal⸗ abgaben einschätzbare Reinertrag aus dem Betriebsjahre 1907/08 bei der Gernrode⸗Harzgeroder Eisenbahn bezüglich ihrer in Preußen belegenen Strecke auf

561 53 festgestellt worden ist. Magdeburg, den 19. Februar 1909. Der Königliche Eisenbahnko

Vollgold.

Gemäß

Preußen. Berlin, 22. Februar.

DSeine Majestät der Kaiser und König nahmen vorgestern vormittag im Neuen Palais bei Potsdam die Vor⸗ träge des Staatssekretärs des Reichsmarineamts, Admirals von Tirpitz und des Chefs des Marinekabinetts, Vizeadmirals von Müller entgegen. Heute vormittag hörten Seine Majestät den Vortrag des Chefs des Zivilkabinetts, Wirklichen Geheimen Rats von Valentiiik.

I Anlage B zur Eisenbahnverkehrsordnung.

Auf Vorschlag des Reichseisenbahnamts hat der Bundesrat bin 1Sthui der Anlage B zur Eisenbahnverkehrsordnung eschlossen.

Die für gebrauchte eisen⸗ oder manganhaltige Gasreinigungs⸗ masse (Nr. VII), für flüssige Mineralsäuren (Nr. XV), für übel⸗ riechende Stoffe (Nr. XXIII) sowie für rauchschwache, gelatinierte Nitrozellulosepulver und nitroglyzerinhaltige Nitrozellulosepulver (Nr. XXXVd) vom Reichseisenbahnamt

ewährten leichteren Beförderungsbedingungen ewährt haben, endgültig in die Verkehrsordnung aufge⸗ nommen. Ebenso ist die probeweis gestattete Erleichterung, daß die beim Versande von Sprengstoffen und anderen ge⸗ sahilchen Gegenständen unter verschiedenen Nummern vorge⸗ chriebenen Bescheinigungen statt durch vereidete auch durch von der Eisenbahn anerkannte Chemiker und Sach⸗ verständige .; werden dürfen, dauernd vorgesehen.

In Nr. XXXVa K sind für den Verschluß der zur Ver⸗ packung von Patronen aus Dynamit und dynamitartigen Sstoffen verwendeten Kisten auch eiserne Nägel zugelassen, wenn sie 6 2 8n sind.

ie Nr. X) c ist durch die Aufnahme von Patronen aus Gelatine⸗Astralit und W—

Das Nähere geht aus der bezüglichen Bekanntmachung in

9 des Reichsgesetzblatts vom 15. d. M. hervor.

Die Aenderungen sind sofort in Kraft getreten.

früher vorläufig sind, da sie sich

„Condor“

ist mit dem Chef des n (Nord⸗Borneo) nach

E113“ eipzig“ ist vorgestern von Swatau nach Heacheng 1. er gegangen, 1

8 S. „Arcona“ ist vorgestern von Schanghai nach Tsingtau in See gegangen. g changh

v1“ 1

1.“ 8 G 8 8

Die 35. Sitzungsperiode des Brandenburgischen EEE ist 9; 95 eer Ständehause 2 en Oberpräsidenten von Trott zu Solz mit fol Ansprache eröffnet worden: 9 3

Hoochgeehrte Herren *

Mit dem erneuten Gelöbnis unwandelbarer Treue und Ergebenheit u unserem Kaiser, König und Markgrafen, Allerhöchstdessen fünfzig⸗ ähriges Geburtstagsfest am 27. Januar überall in der Mark mit be⸗ Wärme und Innigkeit begangen worden ist, werden Sie auch ratungen einleiten, vor deren Beginn ich

3 ehr noch wie in and 8n830. ird die Feststell in anderen Jahren wird die Feststellung de een Hrushaltaplans für die Verwaltung des Froszelie verbaan⸗ werpunkt Ihrer Verhandlungen bilden. Auch Sie werden

1X4“ Einholung der Entscheidung des geistlichen ꝛc. Angelegenheiten hat daher

er Ausdehnung der Desinfektion Herrn Bettzeug und Kleidungsstücke, die von Reisenden zum persönlichen Gebrauche mitgebracht oder als Umzugsgut eingeführt werden, in der Regel von der Desinfektion frei zu Freigabe das Gutachten die Ungefährlichkeit dieser Gegen⸗ in Einzelfällen der Gegen⸗ ang, Eiter, 49t en und eine Desinfektion vorsichtshalber notwendig erscheinen Auch G etreffenden

Falle die Abreise aus dem verseuchten Ort oder Bezirk n

Die Zollstellen sind hiernach mit Anweisung zu versehen. venste an Abdrucken dieser Verfügung öö

aben nicht leiden lassen wollen, die zur Hebung

ohlstands und zur Förderung der Landeskultur in der Provinz dienen und gerade unter den gegenwärtigen Verhältnissen nicht eingeschränkt werden sollten. Daß Sie auf diesem Gebiete, wie ich gern ankenne, die Königliche Staatsregierung bisher tatkräftig unterstützt haben, ist nicht ohne greifbaren Erfolg geblieben, was auch daraus entnommen werden kann, daß der Einkommensteuerkopfsatz in der Provinz von 5,475 im Jahre 1902 auf 7,633 im Jahre 1907 gestiegen ist.

Nicht zu vermeiden sind wesentlich erhöhte Aufwendungen zur Be⸗ soldung der Provinzialbeamten, nachdem den unmittelbaren Staats⸗ beamten eine Erhöhung ihrer Bezüge nunmehr wohl in sicherer Aus⸗ sicht steht. Die große Beamtenschaft des Provizialverbandes, die für dessen weitverzweigte Verwaltung erforderlich ist, hat sich stets durch treue Pflichterfüllung und hingebende Tätigkeit im Dienste der Provinz scbeezeschnet, sie verdient die ihr zugedachte Verbesserung ihrer wirt⸗ schaftlichen Lage und wird sie dankbar empfinden. Unvermeidlich sind auch die leider von Jahr zu Jahr wachsenden Ausgaben für das Land⸗ armenwesen, dessen verschiedenen Zweigen die Provinz entsprechend der ihr gesetzlich hingewiesenen Verpflichtung ihre Fürsorge zu widmen hat. Zu erwähnen ist hier die seit Ihrer letzten Tagung eröffnete Landesirrenanstalt in Teupitz, die dem Bauherrn Ehre macht und sich würdig den übrigen Provinzialanstalten anschließt, aber kaum auf lange Zeit dem mit der Zunahme der Bevölkerung stetig steigenden ö 1enng 1

Zum ersten Male werden Sie aus Anlaß der in der Ausführun begriffenen Flußbauten laufende Ausgaben bewilligen müssen, 8 88 durch bedingt sind, daß nach dem Gesetz die Unterhaltungspflicht der Provinz schon während der Bauausführung für die von ihr nicht be⸗ rührten Flußstrechen eintritt, während dies im übrigen erst nach der Fülleagdung der Arbeiten der Fall ist. Die unter meiner Leitung stehenden Arbeiten sind während des letzten Baujahrs wesentlich ge⸗ fördert worden und sollen in diesem Jahre noch stärker betrieben werden, sodaß bei normalen Witterungsverhältnissen der Abschluß der planmäͤßigen Arbesten mit dem Ende des Jahres 1910 erwartet wird.

Wenn schon nach diesen Ausführungen sich ermessen läßt, daß es nicht leicht war, den neuen Haushaltsplan ohne Erhöhung der Pro⸗ vinzialabgaben aufzustellen, so werden Sie dies bei näherer Prüfung bestätigt finden und der Sorgsamkeit Ihrer Verwaltung Beifall zollen. Hochwasser und Eisversetzungen haben auch in der Provinz Brandenburg an einigen Stellen Schaden verursacht, der sich in seinem Umfange noch nicht ganz übersehen läßt, jedenfalls aber auch nicht entfernt an die Katastraphe heranreicht, die in dem benachbarten Ge⸗ biet der Provinz Sachsen, der uns stammverwandten Altmark zu be⸗ klagen ist und auch bei uns die lebhafteste Teilnahme hervorruft.

Da die Königliche Staatsregierung Ihnen in diesem Jahre Vor⸗ lagen nicht zu machen hat, werden Sie den Angelegenheiten des Provinzialverbandes Ihre volle Tätigkeit widmen können. Möge sie von reichem Segen für die geliebte märkische Heimat sein, das ist Femngaufeictign B. Lnn i. 88 ich kraft Allerhöchster

ung die 35. ungsperiode des Provin . Provinz Brandenburg für eff get.

„Hierauf wurden die Verhandlungen von dem Alters⸗ präsidenten eröffnet und, nachdem der Standesherr Graf von der Schulenburg⸗Lieberose zum Vorsitzenden gewählt war, nach einem dreifachen Hoch auf Seine Majestät den Kaiser und König, in das die Versammlung begeistert einstimmte weitergeführt.

Großbritannien und Irland.

Wie d⸗⸗ „Hanttersche Befreau“ erfährt, sind die Be⸗ ratungen der Kücentttschäges S bö¹ 28 beendet und ein Uebaeinekommen hinsichtlich fast aller shrens des ener nioereeöeebh erzielt worden. Schwierigkeit begegnete die Frage der Konterbande, Erörterung dieses Gegenstandes wurde zur dieser Woche abgeschlossen. Einzelheiten, die noch festzustellen sind, betreffen nur die Form und Redaktion der gefaßten Beschlüsse, und das Protokoll wird voraussichtlich in der unterzeichnet werden. In einer vorgestern in Newcastle gehaltenen Rede sprach der Kriegsminister Haldane über b dalter der Er⸗ richtung eines Generalstabs für das Reich und über die Reorganisation der kolonialen Streitkräfte. Nach dem Bericht des „W. T. B.“ sagte der Minister, wenn die Rcorganisation aus eführt sei, werde das britische Gesamtreich über eine Armee von 4 71 gleich 23 Armeekorps, verfügen. E aet 0icss⸗⸗ SevxeN. sei praktisch erreichbar, und ernünftigerweise der Hoffn e Wirklichkeit umzusetzen. 1 1 I111“ Frankreich.

In dem vorgestern abgehaltenen Ministerrat gab, Meldungen des „W. T. B.“ zufolge, der Minister des Aeugern Pichon Erklärungen über die auswärtige Lage ab. Der Minister der öffentlichen Arbeiten Barthou und der Finanz⸗ minister Caillaux zeichneten in großen Linien den Gesetz⸗ entwurf über die Altersversorgung der Arbeiter und Beamten der Eisenbahnen. Caillaux verlas ferner seinen Bericht über die Vorschläge des Marineministers. Er erkennt darin die Notwendigkeit neuer Aufwendungen für die Marine an, wünscht jedoch, die von Picard geforderten Kredite um die Hälfte Caillaux teilte in seinen Ausführungen die ge⸗ orderten Kredite in drei Kategorien ein, und zwar in die, welche unerläßlich erscheinen und programm beziehen,

bande, aber die Zufriedenheit in

) - 1

sich auf das gegenwärtige Marine⸗ eerner in die, welche bis zum Ab⸗ schluß genauester Erhebungen vorläufig zurückzustellen sind, und schließlich in die Kredite, die aufgeschoben werden müssen, da sie zu einem ganz neuen Marineprogramm führen würden. Die Kredite der ersten Kategorie belaufen sich auf 85 Millionen Franks, die der zweiten auf 25 Millionen; die Kredite der dritten Kategorie werden hauptsächlich für Aende⸗

rungen bei der Geschützarmierung und für Hafenbauarbeiten gefordert und dürften 113 Millionen erreichen. 8 Rußland. 11X Gestern nachmittag hat, „W. T. B.“ zufolge, na einen

feierlichen Trauergottesdienst in der 18. se eir.veche nen im Beisein des Kaisers Nikolaus, der roßfürsten und Groß⸗ fürstinnen, des Prinzen Friedrich Leopold von Preußen, des Fürsten von Bulgarien sowie der anderen in St. Petersburg eingetroffenen ausländischen Fürstlichkeiten, des diplomatischen Korps, des Ministerrats, der Mitglieder des Reichsrats, der Hofchargen und vieler hoher Würdenträger im Mausoleum der Kathedrale die Beisetzung des I Groß⸗ fürsten Wlabimi Alexandrowitsch stattgefunden.

Niederlande. 1“ Die zum September d. J. auf Anregung des Präsidente Roosevelt nach dem Haag einzuberufende Welt Feven. zur Erhaltung der natürlichen Hilfsquellen hat, wie das „W. T. B.“ mitteilt, nicht den Abschluß von Verträgen durch diplomatische Vertreter zum Zweck,

3

sich dabei bemühen, wie es die Zet gebieieri Sparsamkeit zu üben, darunter 8 eereeJganeesengt, nne

sondern soll nur eine Vereinigung von Delegierten der

Der größten zn überweisen. bas

doch notwendig,

rung der Viehzucht.

8

beteiligten Regierungen zu gegenseitiger Aussprache darüͤ sein, wie die Länder ihren vorhandenen B acc darüb⸗ nünftige Ausnutzung der Wälder, lüsse, Seen u. a. ver⸗ mehren können. Der Besuch des Präsidenten Roosevelt in den Niederlanden hat mit der Konferenz nichts zu tun. Schon vor einiger Zeit hat die Regierung den Vereinigten Staaten erklärt, daß ihr die Einberufung der Kon erenz nach d angenehm sein würde. 1

Türkei.

Die Deputiertenkammer hat vorgestern, „W. T. B.“*

zufolge, den Gesetzentwurf, betreffend die An leihe des Jahres 08, angenommen und darauf über eine Reihe von Inter⸗

Si arbe 8 er Finanzminlster erklärte in Beantwortung einer Interpell über Unregelmäßigkeiten in der Tabakregie, daß 18 an die Regietier dringende Mahnung gerlchtet habe, für einen regelmäßigen Ge⸗ schäftsgang zu sorgen. Mehrere Ulemas griffen den nierrichts. minister 1 Einschränkung des Religionsunterrichts heftig an Der Scheich ul Islam hatte der Kammer auf die an ihn ge⸗ richtete Interpellation mitgeteilt, die Frage unterstehe nicht seiner Kompetenz. Die Kammer beschloß gemäß Artikel 38 der Verfaslung, in der Femmer gogser 1 . Die Interpellation, betr. die Bagda fn. cpf Sonnabend See

Nach einer Meldung des „K. K. Telegraphen⸗Kor⸗ respondenzbureaus“ sind zwei Küstenwachschiffe zur Ver⸗ hinderung der Landung von Banden und Waffen nach Sa⸗ loniki abgegangen. 1

Serbien.

In der vorgestrigen Sitzung der Skupschtina, der zdie altradikalen Minister des Kabinetts ae sfntie chtn he gen. richtete der Nationalist Stojkowitsch an den Minister⸗ präsidenten die Frage, ob die gesamte Regierung sich mit dem am Freitag von der gestürzten Minister Glawinitsch sSr erkläre.

„Nach dem Bericht des „W. T. B.“ erwiderte der Minister⸗ präside t Welimirowitsch, es sei das Recht der Regierung, eine Tagecordnung anzunehmen oder abzulehnen. Die Regierung habe von

Er selbst habe als enfac⸗

diesem Rechte keinen Gebrauch gemacht. Abgeordneter seine Stimme für das von der Skupschtina abgelehnte

Vertrauensvotum abgegeben. Diese tand berü de Weise die weitere Feecbiekling dee s Die Sitzung wurde nach Uebergang zur Tagesordn wegen Beschlußunfähigkeit des Hanses gesehtisen 8 8 Infolge der Demission der drei jungradikalen Minister verzichteten auch der jungradikale Erste Vizepräsident und die I Schriftführer der Skupschtina auf ihre Ehren⸗ Das Kabinett Welimirowitsch hat, „W. T. B“ zufolge, vorgestern abend dem König die Demis sion ein⸗ Pöc Wie das „K. K. Telegraphen⸗Korrespondenzbureau“ meldet, ist der russische Gesandte Sergejew nach Belgrad zurückgekehrt. 8 Amerika. u „Der venezolanische Bundesgerichtsho hat na Prüfung der gegen den Präsidenten Castro w1aat 16 klagen wegen Teilnahme an dem zur Ermordung des Vize⸗ präsidenten Gomez geschmiedeten Komplott der „Associated Preß“ zufolge dahin entschieden, daß genügend Beweismaterial vorliege, um die weitere Verhandlung dem Kriminalgerichtshof . fagleichzetig e Bundesgerichtshof, rfassungsgemäß von der Präsi s uspendiert worden sei. v

Parlamentarische Nachrichten.

Der Schlußbericht über die vorgestrige Sitzung des au ses 1““ befindet sich in der

In der heutigen (37.) Sitzung des Hauses der Ab⸗ geordneten, welcher der Minister für Landwirtschaft c. von Arnim bevohnte, wurde die Beratung des Etats der landwirtschaftlichen Verwaltung, und zwar die bei dem Etattitel „Gehalt des Ministers“ übliche allgemeine De⸗ batte, fortgesetzt, zu dem der Antrag des Abg. Dr. Heisig Zenir. vorllegt:

e Regierung zu ersuchen, sobald als tunlich eine gesetzliche Neuregelung des Taxwesens, namentlich in lnn ewf zsshast lichen Angelegenheiten, herbeizuführen.

Abg. Wamhoff (nl.): Das Wetter im verflossenen Jahre war zum Teil ungünsti und beeinflußte auch die Ernte. Dazu kam dann später ein so scharfer Froft, wie man ihn kaum für möglich halten konnte. Sehr erfreulich war es, daß die Staatsregierung im vorigen Jahre einen offentlichen Wetterdienst einrichtete. Das ganse System steckt noch etwas in den Kinderschuhen. Ich bin aber fest davon überzeugt, daß Jes der Landwirtschaft zum Nutzen dienen wird. Vielfach wird darüber geklagt, daß die Einteilung der Be⸗ zirke der Wetternachrichten keine richtige sei. In diesem Jahre sind nun außerordentlich schvere Wasserkatastrophen eingetreten. Gewiß lassen sich die Schäden noch nicht übersehen, aber die Hilfe ist deshalb ‚und es könnten namentlich in meiner Heimatprovin, Hannover wenigstens Abschlagszahlungen geleistet werden. Ein der⸗ artiger Antrag würde nach meiner festen Ueberzeugung im Hause ein⸗ stimmige Annahme finden. Es gilt auch hier der Grundsatz: Wer rasch gibt, gibt doppelt. Ich möchte besonders auf die Wasserschäden, die durch die einen Neben⸗ flaß des heins, hervorgerufen worden sind, hinweisen. Die Militärbehörden haben alles getan, um Hilfe zu leisten, ebenso ist die Hilfe der freiwilligen Feuerwehr von großem Nutzen gewesen⸗ Es muß auch von der Tribüne herab der Dank für diese Hilfe⸗ leistung ausgesprochen werden. Per Berichterstatter hat hervor⸗ gehoben, daß der Landwirtschaftsetat in diesem Jahre sehr gering bemessen sei, und dakei auf die augenblickliche un⸗ günstige Finanzlage des Staates hingewiesen. Trotzdem hätte sch gewünscht, daß auch in diesem Jahre größere Mittel zur Verfügung gestellt worden wären, namentlich zur Förde⸗ Der Dispositionsfonds zu diesem Zwecke beträgtt nur 950 000 ℳ; das ist nach der Ansicht meiner politischen Freunde sehr wenig angesichts der großen Kapitalien, die in unserer Viehzucht angelegt siad. 3. offe, daß, wenn die Finanz⸗ lage Finstiger wird, eine höhere Summe eingestellt wird. In dem Fonds stecken auch Beihilfen für die Molkereien; da er aber auch zur Förderung der Rinter⸗ und Schweinezucht dient, so haben wir keinen Ueberblick darüber, wieviel für die Molkereien ausgegeben wird. Erfreulich ist, daß in diesem Etat größere Mittel zur Förderung landwirtschaftlicher Schulen, der Fortbildung?⸗

ulen usw. ausgeworfen sind. Der Dispositlonsfonds zu wirt⸗ chaftlichen und Lehrzwecken beträgt 910 000 ℳ, 60 000 mehr als m Vorjahre. Zum Betriebe der Landwirtschaft gehört Geld und nochmals Geld, dechalb ist die Tätigkeit des landwirtschaftlichen Genossenschaftswesens von erheblichem Nutzen. Die Arbeiter⸗ frage ist für die mittleren und kleineren landwirtschaftlichen Betriebe

volkerung, die durchs nach

u“ 1“

on großer Tragweite. Wir wollen hoffen, daß diese Verhältnisse sich 1n bec haben immer die Meinung vertreten, da Geerees und Gewerbe Hand in Hand gehen müssen, umsome r mußten wir uns wundern, wenn uns von Männern, die mit an der Spitze der agrarischen Bewegung stehen, der Vorwurf gemacht wurde, wir seien agrarfeindlich. Dem müssen wir entgegentreten. Sie haben aus meiner heutigen Rede gehört, daß wir alle berechtigten Wünsche der Landwirischaft zu erfüllen bestrebt sind.

Abg. Freiherr von Wolff⸗Metternich (Zentr.): Es kann nicht im allgemeinen Interesse liegen, daß die Industrie sich gegenüber den ländlichen Bezirken übermäßig entwickelt und wir immer mehr der Industrie in die Arme geworfen werden. In Zeiten innetrer und aͤußerer Katastrophen müssen wir uns in erster Linie auf das Land stützen. Der Umstand z. B., daß wir mehr Kohlen fördern, als wir im Lande ver⸗ brauchen, bedingt die Heranziehung ausländischer Arbeiter. Dadurch werden aber auch der Landwirtschaft viele inländische Arbeiter entzogen. Religion, Sittlichkeit, Familiensinn und Heimatsliebe gedeihen auf dem Lande besser als in den größeren Städten. Von diesem Gesichts⸗ punkt aus ist das Landwirtschaftsministerium das wichtigste von allen. In den Weinbaubezirken der Mosel klagt man uͤber die Ver⸗ teuerung und Vermehrung der Arbeit. Dazu kommt noch die Beunruhigung vieler Weinbautreibenden infolge der Nichterfüllung von Wünschen bei Beratung des neuen Weingesetzes im Reichstage. Vor allem bedauert man das Fehlen abgegrenzter Weinbaugebiete im Gesetz. Die Weinsteuer wird Unzufriedenheit und Besorgnis erregen, zumal da der Weinbau dringend der Schonung bedürftig ist. Gerade eine Flaschen⸗ weinsteuer würde Mosel und Saar härter treffen als die süddeutschen Weinbaugebiete. Durch die Entwertung der Eichenlohe werden die Eichenlohhecken fast ertraglos. Als der Redner im Anschluß daran auf die dadurch notwendig werdende Aufforstung eingeht und schließlich eine Reorganisation der Verwaltung der Gemeindeforsten verlangt, wird er vom Präsidenten von Kröcher darauf hingewiesen, daß diese Angelegenheiten zum Forstetat gehören. Der Redner schlägt vor, Provinzialforstverwaltungen einzurichten.

Abg. Dr. von Campe (nl.): Die Klagen über die Bleivergiftung der Innerste und deren schädliche Folgen für die von der Innerste durchflossenen landwirtschaftlich genutzten Flächen wollen nicht ver⸗ stummen, und man hat wissenschaftlich festgestellt, daß die von der Innerste mitgeführten und auf ihrem Grund lagernden festen Bestand⸗ teile Bleioxyd und Zinkoxyd enthalten. Das Wasser führt diese Be⸗ standteile zum Teil abwärts, zum Teil löst es sie auf. Im vorigen Jahre haben in einer Anzahl von Orten Feststellungen stattgefunden, um den für die Landwirte entstandenen Schaden abzuschätzen, wobei man auf einen Betrag des Gesamtschadens für 1 Orte von 1 683 000 gekommen ist. 2600 Morgen erscheinen für landwirt⸗ schaftliche Kultur völlig oder größtenteils verdorben; die betreffenden Ländereien machen zum Teil einen recht trostlosen Eindruck. Grundstücke, welche bis dahin mit Klee, Rübsen, Korn bestanden waren, können jetzt nur noch mit Weiden bepflanzt werden. Alle Abhilfmittel, Lehm⸗ auftragen, Dränieren, Abtragen der obersten Erdschicht haben nichts genützt; beim nächsten Hochwasser ist der Schaden wieder da. Ob⸗ wohl nun manche Grundstücke gänzlich entwertet sind, müssen sie weiter ihre Steuerlast tragen. Ein Besitzer wollte sich dem ent⸗ ziehen, indem er sein Grundstück verschenken wollte, aber es fand sich kein Geschenknehmer. Die Sache ist auf Veranlassung des Vereins für Wasserversorgung und Abwässerbeseitigung untersucht worden; auch eine staatliche Kommission ist mehrere Tage da gewesen. Ich möchte dringend bitten, daß möglichst bald für energische Abhilfe

gesort wird.

suchung ist sehr eingehend gewesen. Eine aus sämtlichen vier beteiligten Ressorts zusammengesetzte Kommission hat die Sache mehrere Tage lang ge⸗ prüft. Es ist festgestellt worden, daß große Schädigungen der Landwirt⸗ schaft vorliegen. Geröllmassen, die von den Bergwerken des Oberharzes werden von der Innerste mitgeführt; außerdem finden sich dem Boden des Flußbettes Bleiverbindungen und ähnliche Bestand⸗ teile. Der Handelsminister hat zugesagt, daß keine irgendwie schäd⸗ lichen Bestandteile aus Bergwerken mehr in die Innerste gebracht

werden. Nun sind schon von jeher, lange ehe der Bergbau fiskalisch

war, die Rückstände in den Fluß gebracht worden und lagern auf dessen Boden seit Jahrhunderten; sie lassen sich jetzt nicht mehr beseitigen. In Zukunft werden Kläranlagen, die man geschaffen hat, verhindern, daß neue derartige Bestandteile dahin gelangen. Es wird ferner 81,8 9 ob die auf dem Voden lagernden blei⸗ und zinkhaltigen Rückstände schädlich sein können oder nicht. Die Oxyde sind ja gebunden, aber es ist nicht ausgeschlossen, daß durch Lösung die betreffenden Verbindungen auf⸗ gehoben werden und dann wieder Schäden auftreten. Die Tierärztliche Hochschule ugtersucht diese Verhältnisse eingehend; das Resultat steht noch nicht fest. Endlich ist der Meliorationsbaurat beauftragt, ein fün die Abführung des Sandes und der sonstigen Rückstände aufzu⸗ ellen.

Abg. von Strombeck (Zentr.) will auf die Höhe der Sepa-

rationskosten eingehen wird aber vom Präsidenten darauf ver⸗ wiesen, den Gegenstand bei Beratung des betreffenden besonderen Kapitels zu erörtern.

(Schluß des Blattes.)

Nach dem berichtigten amtlichen Wahlergebnis sind bei der Reichstagsersatzwahl im Wahlkreis Bingen⸗Alzey am 16. Februar im ganzen 22 045 gültige Stimmen abgegeben worden. Korell (fr. Volksp.) 8060 Stimmen, auf den Stadtrechner Uebel (Zentr.) 6604, auf den prakt. Arzt Dr. Becker nl.) 5821, auf den Redakteur Adelung (Soz.) 1559 Stimmen, zersplittert war eine Stimme.

1

Das Mitglied des Herrenhauses Graf von Sauerma⸗ Ruppersdorf und B1; ndorf, Majoratsbesitzer, ist nach

e einer Meldung der „Schlesischen Zeitung“ am 20. d. M. ge⸗ storben.

Statistik und Volkswirtschaft.

Die Herkunft der deutschen Unteroffiziere und Soldaten.

Die bisherigen amtlichen Erhebungen über die Tauglichkeit zum Wehrdienste bezogen sich in Deutschland nur auf die zur Vorstellung oder zur endgültigen Abfertigung als tauglich, bedingt oder minder⸗ tauglich, untauglich oder unwürdig gelangenden jungen Leute. Obgleich die Ergebnisse dieser Erhebungen, nach denen namentlich Ostpreußen nebst e nzahl anderer nordöstlicher Gebiete sowie Elsaß⸗Lothringen

ch besonders günstig abzuheben pflegten, nicht ohne Wert waren, onnte doch nicht verkannt werden, daß in ihnen nur die Tauglich⸗ keit der bis zum wehrpflichtigen Alter überlebenden männlichen Jugend zum Ausdrucke kommt. Der Wert einer bestimmten Be⸗ völkerungsaruppe als Rekrutenquelle richtet sich aber nicht allein hiernach; sie kann durch zahlreichen Nachwuchs, geringe Sterblichkeit, schwache Auswanderung usw. ungünstige Tauglichkeitsverhältnisse ihres Nachw chses zusgleichen und umgekehrt. Stellt z. B. eine Be⸗

nittlich 4 Söͤhne auf die Famllie hervorbringt, Jahren immer je 3 davon zum Heere, während einer militärisch wertvoller sein

20 21 sich als untauaglich erweist, so wird sie

als eine Bevölkerung mit durchschnittlich nur 2, aber sämtlich taug⸗

lichen Söhnen, obwohl im ersteren Falle nur 75, im letzteren 100 v. H. der Söhne tauglich sind. Alle hier angedeuteten Eigen⸗ schaften kommen zur Geltung, wenn man die Bevölkerung, aus welcher

der gegenwärtige Ersatz hervorgegangen ist, d. h. etwa die der Volks⸗ zählung von 1885, mit der gegenwärtig bei der Fahne stehenden Truppenzahl vergleicht, und zwar nach Landesteilen, Berufen usw. In höherem Auftrage hat nun das Koniglich preußische Statistische Landesamt für das preußische Kontingent und zuͤgleich für die anderen deutschen Einzelstaaten mit eigener Militärverwaltung (Bayern, Sachsen, Württemberg) eine Untersucheng nach dem Stande vom 1. Dezember 1906 vorgenommen, deren Ergebnisse*) sich u a. auch auf Beruf und Herkunft der Eltern der Unteroffiziere und Mann⸗ schaften beziehen, in dieser Hinsicht freilich aus technischen Gründen weniger einwandfrei ausgefallen sind als die für jene Militärpersonen selbst, die wir heute zunächst einmal nach Landesteilen betrachten wollen. Da die Bevölkerung des Jahres 1885 in den einzelnen Ge⸗ bietsteilen des Reichs nach Altersklassen sehr ungleichmäßig verteilt war und man in Gegenden, wo die produktiveren Altersklassen zahlreich vertreten waren, 21 Jahre später auch einen verhältnis⸗ mäßig zahlreichen Anteil dort geborener Söhne an dem Be⸗ stande des Heeres hätte erwarten dürfen, ist für die einzelnen Staaten, preußischen Provinzen usw. nicht bloß von der Gesamtbevölkerung des Jahres 1885, sondern auch von der Zahl der welblichen im Alter von 15 bis 45 Jahren, der darunter befindlichen ver⸗ heirateten Frauen, der der männlichen Bevölkerung von 20 bis 55 Jahren, ferner der Summe aus dieser und der gebärfähigen weiblichen Be⸗ völkerung ausgegangen worden. Es hat sich dabei herausgestellt, daß diese verschiedenen Maßstäbe (abgesehen von dem der Gesamt⸗ bevölkerung) im allgemeinen nicht besonders große Abweichungen er⸗ gaben. ier seien nur einige Ergebnisse nach dem Maßstabe der am 1. Dezember 1885 vorhanden gewesenen männlichen Bevölkerung von 20 bis 55 Jahren hervorgehoben. Nimmt man den Anteil, den ein Staat, eine Provinz usw. im Jahre 1885 an diesem Teile der Reichs⸗ bevölkerung hatte, als den von ihr im Jahre 1906 zu erwartenden „Sollanteil“ am Unteroffizier⸗ und Mannschaftsbestande, ihren wirklichen Anteil dagegen als das „Ist“, so ergeben sich als besonders ergiebige Rekrutenquellen J111“ . mit 42 v. H. Ueberschuß gegen das „Soll“, vF1111qn]“ 3 Provinz Sachsen. 1 34 Pommern 8 33 Anhalt 30

eheimer Oberregierungerat Dr. Engelhard: Die amtliche Unter⸗

29

Schwarzburg⸗Sondershausen 27

Eeööö11“ 27 x—“ 8 Das Königreich Preußen erhebt sich mit 106 v. H. seines „Solls“ auch noch merklich über den Durchschnitt; dagegen erreichten das König⸗ reich Sachsen mit 96 sowie die süddeutschen Staaten Württemberg mit 93, Bayern mit 91, Hessen mit 90 und Baden mit 84 v. H. ihr „Soll“ nicht ganz; Elsaß⸗Lothringen leistet sogar nur 78, Lübeck 71, Bremen 65, Hamburg 42 und endlich Berlin nur 39 v. H., also noch nicht zwei Fünftel seines „Solls“. Eine bemerkenswerte Abweichung von den bisher geläufigen Ziffern bietet Elsaß⸗Lothringen, das bei der Tauglichkeit der endgültig Abgefertigten neben Ostpreußen stets mit in erster Reihe stand, hier aber sehr abfällt, offenbar wegen geringer Geburtenziffer und starker Auswanderung, was bei der Statistik der im Lande bleibenden Vorgemusterten nicht zur Geltung kommt. Aus ähnlichen Gründen wird es sich erklären, wenn gegenüber dem all⸗ gemeinen Uebergewichte der mehr landwirtschaftlichen Gebiete als Rekrutenquellen doch einzelne, wie Mecklenburg⸗Strelitz mit 96 und Oldenburg mit 94 ihres Solls, neben oder noch hinter dem hoch⸗ industriellen Königreiche Sachsen (mit 96 v. H.) stehen, das bei der Tauglichkeit der endgültig Abgefertigten immer recht ungünstig abzu⸗ schließen pflegt. Beschränktere Möglichkeit der Familiengründung,

Davon entfielen auf den Pfarrer

Zweikindersystem usw. können eben die größere Tauglichkeit der über⸗ lebenden Söhne ausgleichen und umgekehrt. 8

8

Zur Arbeiterbewegung.

Anuf dem Draht⸗ und Walzwerk Böckeru. Cie. in Gelsen⸗ kirchen haben, der „Rh.⸗Westf. Ztg.“ zufolge, am 20. d. M. etwa 100 Drahtzieher die Kündigung eingereicht, da die Direktion Lohn⸗ abzüge in Höhe von etwa 10 % machen wollte, die sie einerseits mit dem Rückgang der Konjunktur und andererseits mit der in der letzten Fs getretenen verminderten Arbeitsleistung der Arbeiter be⸗ gründete.

Die Arbeiter der Weberei Achter u. Ebels in München⸗ Gladbach, die wiederum gekündigt haben, fordern, wie die „Köln. Ztg.“ erfährt, den Abschluß eines Tarifvertrags, der bisher im Buckskin⸗ gewerbe noch nirgends besteht.

A. F. In der letzten Sitzung der Berliner Gesellschaft für Anthropologie berichtete vor Eintritt in die Tagesordnung Dr. über neue Veröffentlichungen Franz Seilers, unsere Schutzgebiete betreffend. Sie sind ausgezeichnet durch ganz vorzügliche photographische Aufnahmen von Eingeborenen, deren etwa 400 durch die Camera fixiert sind. Dr. Staudinger legte u. a. eine Reihe Bilder von Buschmännern vor; eine Anzahl größerer Auf⸗ nahmen Seilers aus dem Malayischen Archipel hingen an der Wand. Die ersteren wirkten überraschend, weil sie die Buschleute durch⸗ schnittlich intelligenter, als bisher eingeschätzt, erscheinen lassen. Von Interesse war die daran geknüpfte Mitteilung, daß die Zahl der Buschleute in Deutsch⸗Südwestafrika mit etwa 2000 z. Z. die der ottentotten übersteigt. Von Dr. Hahn wurde angeregt, das ternbild des „großen Bären“ hinfort in Uebereinstimmung mit der großen Mehrheit der Menschen nicht anders als den „Wagen“ zu nennen; denn an einen Bären (eigentlich Bärin ursa major) er⸗ innert das Sternbild doch in keinem Punkte, wohl aber ist der Ver⸗ leich mit einem Wagen mehrfach wohlbegründet. Chinesen und Inder kennen nur diese Bezeichnung, die Inder sprechen auch von dem „Pfluge“; das ‚Reiterlein“ benannte Sternlein hat anderswo auch den Namen „Däͤumling“. Der Name Fe Bär“ ist uns von Griechen und Römern überkommen; allein selbst Homer ebraucht nebenher an einer Stelle den Namen „Wagen „Lder neben⸗ herechtsot auch in alle europäischen Sprachen übergegangen ist, sodaß es nur darauf ankommt, den bisherigen Neben⸗ zum Haupt⸗ und alleinigen Namen zu machen. Diesen Wünschen Dr. Hahns begegnete der Vorsitzende, peöifser von den Steinen mit dem Hinweis, daß der Vorschlag besser in einer Astronomen, als in einer Anthropologen⸗Versammlung angebracht sein würde; der Phan⸗ tasie sei bei beiden Benennungen ein gleich weiter Spiekraum gelassen, und es scheine nicht angängig, mit diesem rgument zu operieren. Tatsache sei, daß alle europälschen Sprachen beide Benennungen anwendeten, die Engländer sprächen sogar vom „Wagen“ Karls des Großen. Es würden sich wohl kaum Aenderungen dieses Sprachgebrauchs herbeiführen lassen, zumal die Sache von geringer Wichtigkeit erscheine. (Aber von der wunderlichen Vermischung beider Namen, die in der Bezeichnung „die Hinterräder des großen Bären“ liegt, sollte man wenigstens lassen.) 1 Den ersten Vortrag des Abends hielt der Professor Dr. Eduard Seler über „Tierbilder in den merxikanischen und den Maya⸗Handschriften“, erläutert durch eine sehr große Zahl von Lichtbildern. s lag dem Vortragenden, in einem gewissen. Gegensatz zu Veröffentlichungen letzter Zeit über die aus shren Keenstätieeges und Aufzeichnungen er⸗ gebende Eigenart der vorcolumbischen Bewohner von Mexiko und Pucatan, im wesentlichen an dem Nachweis, daß die einen wie die andern viel Beobachtungssinn für die Natur,

*) Veröffentlicht im Ergänzungsheft XXVIII zur „Zeitschrift des Königlich preußischen Statistischen Landesamts“ unter dem Titel „Die Herkunft der deutschen Unteroffiziere und Soldaten am 1. De⸗ zember 1906“.

insonderheit für die Tierwelt, besessen haben müssen. Diesen Nach⸗ weis führte der Vortragende mit außerordentlicher Gründlichkeit. Tatsächlich existtert kaum ein Repräsentant der mittelamerikanischen 1 der nicht in mehrfachen Beziehungen, als Einzelbild oder in ombination mit anderen Naturgegenständen, mit Menschen, Göttern und Dämonen von Mexikanern und Maya abgebildet worden wäre. rofessor Seler zeigte das an Affen, Fledermaus, Jaguar, Hund, Tapir, possum, Feenchen den großen und kleinen Eidechsen, an Adler, Geier, bohn ei, Truthahn, Rabe, Taube, Kolibri, Schlangen, Kröten, Fischen, euschrecken, Ameisen, Bienen, Krebfen und sehr vielen Tiergestalten, deren natürliche Vorbilder durch ihre phantastische Stilisierung schwer bestimmbar sind. Ueberhaupt ist auch von den deutlich erkennbaren Tieren mit wenigen Ausnahmen zu sagen, daß naturgetreue Wieder⸗ gabe nicht die starke Seite dieser Künstler war. Die meisten Bilder muten als Verzerrungen an, die wohl nicht beabsichtigt, sondern der geringen Uebung und Kunstfertigkeit der Zeichner zuzuschreiben waren. Oder erklärt sich diese als Stümperei erscheinende Kunstübung doch anders? Es besteht ein ganz auffälliger, schwer definierbarer Unterschied zwischen diesen rohen Tierzeichnungen der Mexikaner und Maya und den entsprechenden anderer Völker der die auf ähnlich niederer Stufe der Kunstübung standen, 1. B. der Aegypter; immerhin ist aber ein gewisser, immer wieder⸗ kehrender Stil, der für sie charakteristisch ist, erkennbar. Man kann nicht umhin, weitaus die meisten dieser Zeichnungen und Nachbildungen geradezu häßlich, sogar abstoßend häßlich zu finden, und das ist um so wunderbarer, als Bildhauer und Steinmetzen in Mexiko und Pucatan Leistungen hinterlassen haben, die von einem eigenartigen, aber gefälligen Geschmack Zeugnis ablegen, woraus hervorgeht, daß es ganz verfehlt sein würde, die Genrebilder 8 als den Beweis dafür gelten zu lassen, daß das unstideal jener Menschen ganz allgemein ein dem unsern diametral entgegengesetztes und auf das Häßliche, Furchtbare, Entsetzen Erregende gerichtet gewesen ist. Leider wissen wir z. Z. ja noch so wenig von dem Ursprung dieser Handschriften, der Zeit ihrer Entstehung, ob sie vor oder nach den Bauwerken und Skulpturen, die uns Bewunderung abnötigen, entstanden sind, in welchem Verhältnis die Zeichner zu jenen Künstlern standen, ob es bekannte Aufgaben waren, die man ihnen gestellt oder die sie sich selbst gestellt hatten, was diese Bilder eigentlich sagen sollen u. s. f. Denn nur aus wenigem vermögen wir bisher einen Sinn als Kalender⸗ zeichen oder Maßangaben zu enträtseln. Von Interesse sind einzelne an den Tierbildern gemachte Beobachtungen: gut und genau ezeichnet ist nur das Gürteltier einschließlich der sechze cigen Struktur eines Panzers, und es scheint, daß das Riesengürteltier, das wir heute nur noch an seinem unzerstörten Panzer erkeanen, noch Zeit⸗ genosse der alten Bewohner Mittelamerikas gewesen ist. Merkwürdi sind geweihlose Hirsche, deren es zur Pliocänzeit und vielleich au noch in der Quaternärzeit gegeben hat. Dagegen ist es verfehlt, aus Tierzeichnungen und Skulpturen, die Rüssel oder Stoßzähne nach⸗ zuahmen scheinen, schließen zu wollen, daß der jetzt in Amerika nicht heimische Elefant es einst gewesen und ausgerottet worden ist. Vor⸗ bilder für Rüssel und Stoßzähne fanden sich ja auch bei andern Tieren: der erstere beim Tapir, der als ein heiliges Tier galt, der letztere am Eber. Bemerkenswert ist die Sorgfalt, mit der fast überall die Musterung des Jaguarfelles, die Form seiner schwarzen Flecke wieder⸗ egeben ist (zum Unterschiede von dem Leoparden, dessen Fell im chwarzen Fleck stets einen hellen Kern zeigt). Wo in Kombination mit Tieren Götter gezeichnet sind, scheinen sie für die Annahme der diametralen Verkehrtheit des mexikanischen Kunstideals zu sprechen; Fen s sind regelmäßig Ausbunde von Scheußlichkeit und furchtbarem nsehen.

Den zweiten Vortrag des Abends hielt der Augenarzt Dr. A. Crzellitzer als Gast über „Methoden der Familienforschung“. Ausgehend von der Behauptung, daß wir über „Erblichkeit“ körper⸗ licher und geistiger Eigenschaften überaus wenig wissen, weil wir die Bilder unserer Vorfahren nicht genügend festhalten, plädiert der Redner für Einrichtung von „Sippschaftstafeln“ aus dem freien Willen aller, die für den Wert solcher Fragen Sinn und Ver⸗ ständnis haben. Nur aus den Fürstenhäusern lassen sich jetzt Bei⸗ spiele von Erblichkeit herbeiholen, weil mit genügender Deutlichkeit die Bilder der Vorfahren gegeben und deren Geistes⸗ und Charaktereigen⸗ schaften bekannt sind, aber schon bei Heroen, wie Goethe und Bis⸗ marck, versagt unsere Kenntnis vollkommen. Von acht Urgestalten von Bismarck z. B. sind uns fünf gänzlich unbekannt. Sippschafts⸗ tafeln in der vom Redner beabsichtigten Art sind zu beschränken auf Eltern, Großeltern und Urgroßeltern, Geschwisterkinder, Cousins und Cousinen von Vater und Mutter, d. i. in minimo auf 14, in maximo etwa auf 160 Personen. Werden hier die Geschlechter sowohl als die angeheirateten Personen durch charakteristische Zeichen getrennt, z. B. die Männer mit hellblau gefärbten Quadraten, die hücen mit rosa gefärbten Kreisen bezeichnet, so können olche Sippschaftstafeln zur Lösung wichtiger Fragen der Erblichkeit führen, wenn sie erst durch einige Menschenalter sorgfältig geführt sein werden, und wenn man sie z. B. verwendet, um Körpergrößen, Augen⸗ 8 farbe, Kurzsichtigkeit, musikalisches Gehör der Individuen ꝛc. durch sie sichtbar zu S v Der Vortragende legte zur Erläuterung des aus solchen Aufzichnungen zu ziehenden Gewinns die Sippschaftstafel seiner eigenen Familie, etwa 60 Individuen enthaltend, in vier Exemplaren vor, in denen sich die oben genannten vier Eigenschaften durch charakteristische Fär⸗ bungen bezeichnet fanden. Es war an ihnen von Interesse, schon im flüchtigen Ueberblick zu ermitteln, wie merkwürdig sich z. B. die musikalische Begabung vererbt hat. Dem Vortragenden wurde, als er geendet, der lebhafteste Beifall für seine interessanten Ausführungen zu teil. Der Vorsitzende hob besonders hervor, daß hier ein Weg beschritten sei, der wahrscheinlich zu inter⸗ essanten Ergebnissen führen werde, wenn recht viele ihn aus freiem Entschluß beschritten und für genaue des vor⸗

eschlagenen Systems Sorge trügen. Der Vortragende ließ zum Scblat von ihm entworfene Fragebogen und Schema zu einer Sipp⸗ schaftstafel verteilen. Es ist in ihnen zu leichterem Verständnis die Kaiserliche Familte als Beispiel gewählt, weil deren verwandtschaft⸗ liche Beziehungen als allgemein bekannt vorausgesetzt werden können.

Die Deutsch⸗Südamerikanische Gesellschaft veranstaltet am Mittwoch im Hörsal des Museums für Völkerkunde um 8 ¼ Uhr Abends einen Vortragsabend. Der mehrere Jahre in Rio Grande do Sul als Reiseprediger tätig gewesene Pastor M. Dedekind wird über die nationale Bedeutung der kirchlichen und der Schularbeit an den Deutschen in Südbrasilien sprechen. Eintrittskarten sind kostenlos in der Geschäftstelle der Gesellschaft (Friedrichstraße 249) zu haben.

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Theater und Mufik.

Im Königlichen Opernhause findet morgen, Diensta eine Aufführung von „Tannhäuser“ unter der Leitung des Kapell⸗ meisters Blech statt. Die Titelrolle singt Herr Kraus, die Elisabeth Feüuleh Ekeblad, den Landgrafen Herr Griswold, den Wolfram

err Bronsgeest, den Walter r Kirchhoff, die Venus Frau Denera, irtenknaben Fräulein Lindemann, den Biterolf Herr Krasa.

Königlichen Schauspielhause wird morgen Ghake⸗ speares „König Heinrich der Vierte“, mit A Kraußneck in der Titelrolle, gegeben. Im übrigen lautet die Besetzung: Prinz inz:

err Staegemann; Northumberland: Herr Molenar; Heinrich Percy:

ir Zimmerer; Owen Glendower: Herr Arndt; Falstaff: Herr Pohl

oins: Herr Werrack; Gadshill: Herr Zeisler; Peto: Herr 822 Bardolph: Herr Vallentin; 18 . nulein Hausner; Lady 3 Fräulein Lindner; Frau Hurtig: Frau Schramm.

Im Residenztheater wird auch fernerhin der Schwank „Kümmere Dich um Amelie“ allabendlich wiederholt. Morgen und

den

nächsten Sonntag wird Nachmittags „Der Floh im Ohr’“ gegeben.

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