Unternehmungen, wenn sie auch noch so stark patronisiert werden; wir wollen nicht, daß Unordnung und Saloppheit eintritt, und wenn wir diese Sachen in den Kommunen finden, werden wir sie abschaffen. Natürlich bekommen wir dann Feinde. Wir wollen auch nicht, daß die Neger den Plantagen oder sonst jemand zur Ausbeutung über⸗ wiesen werden, sondern sie sollen wie Menschen behandelt werden. (Sehr gut! in der Mitte.) Nicht etwa, daß ich damit sagen will, daß das schon der Fall ist, aber es ist die Neigung vorhanden, den Neger mehr und mehr als auszubeutendes Objekt denn als Kultur⸗ objekt zu behandeln, und so steht die ganze Kolonialpolitik sehr stark Sie können in Deutschland das Interesse und das Geld für die Kolonien absolut nicht erhalten für die deutsche Kolonialpolitik, wenn Sie diese drei Unkräuter wieder emporschießen lassen. (Sehr richtig! in der Mitte und links.) Deswegen wende ich mich so energisch dagegen. Diese Auffassung aber ist in den Kolonien nicht in dem hinreichenden Maße, und die Kolonen haben im Grunde — ich gebe ihnen recht —, die Leute haben nichts weiter zu tun, wie ihre eigenen Interessen zu vertreten, sie sind nicht das Parlament des Deutschen Reichs, sie haben keine Ein⸗ wirkung auf die politische Gestaltung, sie sind dort auch Gegenstände, Objekte der Verordnung und der Gesetzgebung; aber man muß die Sache nicht einseitig nehmen, sondern zweiseitig, man muß sagen: ihr habt ganz recht in euren Wünschen, ihr wollt billige Arbeiter und recht viele Arbeiter und möglichst wenige Lasten; sehr gut, aber wir als Regierung haben dafür zu sorgen, daß die Leute erstens kommen, daß sie gern kommen, daß wir keine Aufstände haben, daß die Leute sanitär gut behandelt werden, daß sie geeignet untergebracht werden, Wenn
wir Gouͤverneur auf die andere Seite stellen und sagen: die Inder sind da auf Grund internationaler Verträge, infolgedessen kann ich sie nicht wegjagen. Wenn die Leute sagen: wir wollen keine Gewerbesteuer, da muß man sagen: das deutsche Volk aber will nicht unendliche Lasten tragen, es will eine Reduktion des Reichszuschusses, also seid so gut und bezahlt, und so ist der Gouverneur nicht bloß der Beamte der Weißen, wie auch von dem Herrn Abgeordneten Dr. Arendt in der Budgetkommission (Widerspruch rechts.) — Gewiß, Sie haben ich werde Sie 20 mal nennen. Der Gouverneur ist der Beamte, Der Gouverneur ist der⸗ jenige Beamte, welcher die internationalen Verträge aufrecht zu er⸗ Der Gouverneur ist der Beamte, welcher zwischen Der Gou⸗ Reichs⸗ gelder und ihre Verwendung zu legen hat, und in diese ganze schwierige Situation, in alle diese Komplikationen kommt er natürlich und Interessenklassen, besonders aber, wo verschiedene Rassen nebeneinander sind. Da kommt er eben wo die Rassen aneinander reiben, in Schwierig⸗ keiten, und deswegen dürfen Sie sich nicht auf den einseitigen Stand⸗ punkt stellen, sondern Sie müssen mit Gerechtigkeit und mit Einblick
auf dem System, was die Leute System Rechenberg nennen.
ausgeglichen werden. billige Arbeiter haben, so muß sich der
müssen wollen gut,
und diese Gesichtspunkte die Leute sagen: wir wollen keine Inder haben,
behauptet worden ist. vorhin 20 mal dazwischen gerufen, (Heiterkeit.) Das ist nicht wahr.
welcher die Reichkgewalt zunächst vertritt.
halten hat.
sämtlichen Farben, sämtlichen Rassen zu stehen hat. verneur ist der Beamte, der die Rechnung über die
überall, wo verschiedene Berufsstände, verschiedene Erwerbs⸗
in die Verhältnisse unterscheiden.
Ich habe Ihnen gesagt, daß ich bereit bin, für jeden der Anklage⸗ punkte, die da erhoben worden sind, den pekuniären Pferdefuß nach⸗ zuweisen. Ich behalte mir das aber bis zum Ende vor, damit ja
nichts hinterher vergessen werde. (Heiterkeit.)
Der Herr Abg. Dr. Goller hat gesagt, man solle stellen. Ich glaube, er hat selbst ein bischen dagegen verstoßen, indem er sich auch mit der Darwinschen Theorie etwas beschäftigt hat. Ich will ihm darin nicht folgen. Ich will nur sagen, daß ich mich gegen einen Ausspruch gewendet habe, der dieser Tage durch die Zeitungen
gegangen ist, daß nach dem Darwinschen Gesetz of the survival of
the fittest, des Uebrigbleibens des Geeignetsten, der Schwarze überall verschwinden müsse, wo der Weiße mit seiner Arbeit leben könne. Er müsse überall weichen, d. h. auf deutsch ausgerottet werden, in dem Sinne, in dem das da geschrieben war. Das habe ich für sehr ge⸗ fährlich gehalten, das ist eine Theorie, die ich nicht unterschreiben kann; denn wenn wir glauben, daß sich am Kilimandscharo nunmehr auch Weiße in größerem Umfang ansiedeln können, so würden wir, wenn wir diese Theorie unterschreiben würden, natürlich auch dort den Ver⸗ nichtungskampf gegen die Neger eröffnen. Deswegen habe ich dagegen protestiert.
Nun hältnis
sagte der Herr Abg. Goller, es seien im Ver⸗ zu den Weißen dort zu viel Beamte Meine Herren, für die Weißen halten wir die Beamten gewiß nicht. Die wollen sich am liebsten selbst gouvernieren. Wir halten sie, weil wir dort viel Schwarze haben und hoffen, daß der Zuzug der Weißen sich eher vermindern wird als irgend etwas anderes.
Auf die Ausführungen des Herrn Abg. Lattmann will ich in anderem Zusammenhange eingeben. Ich will ihm nur jetzt schon versprechen, daß wir die Kommission für die Landgesellschaften sehr gern einberufen werden, sobald die Angelegenheit der Diamanten ganz und gar geordnet ist. Ich danke ihm ganz besonders dafür, daß er die Tüchtigkeit hervorgehoben hat, mit der sich der Gouvernementsrat in anderen Kolonien, in Südwest bewährt hat, in einem Lande, das erst durch einen Krieg gegangen ist und noch jetzt in einer großen Krise schwebt; daß er den anderen Kolonien vorgehalten hat, wie dort die Leute mit ihrem Gouverneur zusammengetreten sind und dem Deutschen Reiche zur Minderung der großen Reichszuschässe Steuern auf Eigentum angeboten haben. Das wäre vielleicht viel besser, als in :wei oder drei Zeitungen gegen die Gouvernements beständig zu schreiben
Auch ich, meine Herren, stehe auf dem Standpunkt und wünsche eine verständiges Zusammenarbeiten zwischen Goudernement und weißer Bevölkerung. Ich freue mich, wo immer sie sich findet. Ich freue
daß in Togo ein so gutes Einverständnis herrscht, bauptsächlich
hier keine Theorien wissenschaftlicher Art über die Ansiedler usw. auf⸗
Hier geht alles zugrunde.
gesagt hat, rauh und hart, und es ist nicht anders möglich, als daß sie auch einmal in Konflikt kommen. Jeder, der rauh und hart ist, kommt eben mit einem anderen, der vielleicht ebenso ist, einmal in Konflikt. (Heiterkeit.)
Deshalb möchte ich zu allerletzt noch sagen: nehmen Sie die Geschichte in Ostafrika nicht zu tragisch! (Zuruf rechts.) — Nein, nein, ich nehme sie nicht tragisch. Ich habe nur darauf hingewiesen, daß es sich um Interessenkämpfe handelt. Ich habe darauf hinge⸗ wiesen, daß es sich um eine ziemlich aufgeregte Atmosphäre handelt. Ich habe darauf hingewiesen, daß es lange nicht alle sind, noch nicht die Hälfte, die gegen den Gouverneur sind, und ich habe darauf hingewiesen, daß es falsch ist, die Methode des Kolonial⸗ heroismus jetzt immer noch weiter fortsetzen zu wollen. Ich nehme aber weder die Zeitungsgeschichten ernsthaft, noch die Anklage, daß der Gouverneur einen Weißen in Kilwa nicht gegrüßt haben soll (Heiterkeit) — das steht alles darin —, noch nehme ich ernsthaft, daß die Straße gebaut würde, damit die Bahn nicht gebraucht würde. Kurzum, diese Sachen nehme ich alle miteinander nicht ernsthaft. Aber wenn hier im Deutschen Reichstag jetzt von drei Rednern hintereinander ausgesprochen worden ist, daß ein Schade für die Kolonie ein Gouverneur werden könne, welcher das Reichs⸗ interesse wahrnehmen möchte und wahrnimmt, und daß er mit einem geraden Rücken alle Angriffe nicht bloß draußen, sondern auch überall aushält, so habe ich doch geglaubt, mich energisch für diesen Herrn einsetzen und hier auseinandersetzen zu müssen, daß es sich nicht um Höflichkeiten handelt, die auf der einen oder anderen Seite ausgetauscht werden sollen, sondern um sehr reale Interessen des Deutschen Reichs,
seiner vorgesetzten Behörde verteidigt hat und, ich hoffe, noch lange verteidigen wird. (Lebhaftes Bravol)
Abg. Dr. Arendt (Rp.): Die heutige Debatte steht ee selbaft. vielleicht bis auf die letzten Aeußerungen des Staatssekretärs, in einem erfreulichen Gegensatz zu den früheren. Alle Redner — die Sozialdemokraten haben sich streichen lassen — sprachen im kolonialfreundlichen Sinne; der Zentrumsredner gab dem Staatssekretär vortreffliche Ratschläge über die Eisenbahn⸗ bauten, was früher nicht geschah, ebenso der freisinnige Redner über die Behandlung der Eingeborenen. Erst der Staats⸗ sekretär brachte eine persönliche Schärfe in die Debatte. Er wehrte c gegen einen Süünen; der bon mir stammen sollte und un⸗ höflich gewesen sei; ich hatte kein Wort gesagt. (Zwischenruf Ja, wenn Sie, meine Herren vom Zentrum, den Staatssekretär mit Lob überschütten, so verstehe ich das ja; man erkennt daran, daß sich die Situation seit Dezember 1906 geändert hat. Der Staatssekretär hat dann den Gepflogen⸗ heiten des Hauses entgegen Zitate aus mit Namensnennung gemacht.
im Zentrum.)
Beamte der Weißen, diese Bemerkung erkläre ich für baren Unsinn, und ich pflege weder innerhalb kommission Unsinn zu reden. Ich habe ein Gouverneur, der nicht mit den Weißen einverstanden sei, müsse fortgehen; sondern ich habe gesagt, wenn ein Gouverneur die ganze weiße Bevölkerung gegen sich hat, dann müßte er eigentlich gehen. Der Staatssekretär irrt, wenn er meint, der
auch nicht
Er handelt sich hier nicht um
das nicht untergeschoben werden. Gestützt auf Mitteilungen aus allen Kreisen aus der Schutztruppe, der Beamtenschaft, der Kauf⸗ mannschaft, aus den Kreisen der Farmer, behaupte ich, daß
Unter den Schwarzen sagt man, Kraft mehr, es ist schwach geworden; lose Briefe, die ich von dortigen Vertrauenswürdigen erhalten habe. (. Aufstandes, wenn diese Verhältnisse nicht geändert (Zwischenruf des Abg. Erzberger). Wenn dieser Aufstand a ist, werde ich Sie mit haftbar machen, Herr weil Sie das System vertreten, welches daran schuld Notwendig ist die Aufrechterhaltung der Autorität, und daran fehlt es unter dem jetzigen System. Warum war denn diese Un⸗ zufriedenheit, diese Fülle von Beschwerden früher nicht, warum ist aꝛe nicht in den anderen Kolonien? Der Staatssekretär erklärt ch immer bereit, sachliche Einwendungen sachlich zu prüfen; warum tritt er immer, wenn der Name Rechenberg nur ausgesprochen wird mit
das beweisen mir zahl⸗
werden. ebrochen zberger,
wie „Schreier“ oder „Leute, die keine vornehme Gesinnung haben“, müssen
auffässig und wirft ihnen vor, sie wollen allerhand Sonderrechte für sich auf Kosten des Deutschen Reichs. 8 Fall. Die Kolonialpolitik, die der Staatssekretär heute vorgetragen hat, kann ich allerdings nicht als die richtige ansehen; er sagte, es wärt dasselbe, ob man einen Pflanzer oder einen Walfischfänger, einen Matrosen oder einen Kohlenarbeiter subventioniere. Das ist durchaus nicht dasselbe. (Widerspruch des Staatssekretärs.) Nein, es ist nicht dasselbe! Wir haben die Kolonien, daß sie in Kultivation kommen, und deshalb müssen wir
fang, weil wir die Schätze des Meeres für unsere Volkswirtschaft dienstbar machen wollen. Etz werden draußen keine Subvdentionen ver⸗ langt, aber die Kolonien sind daza da, daß sie in ihrer Kulti⸗ vation gedeiben, und wenn der Gouverneur den Pflanzern seindlich eegenübersteht, so ist das ein schwerer Mißstand. Ich habe einen Hem erhalten von einem der angesehensten Leute der Kolonie, einem ruhigen Mann, der mit Politik nichts zu tun hat. Er schreibt mir: Können Sie ncht dafür sorgen, daß dieses Unglück von unserer Kolomie genommen wird, daß die Aera Rechenberg zu Ende geht? Das sind überaus ernste Symptome, für die der Staatssekretär eine Empfindung haben sollte. Glaubt er demn, daß die beiden Zeitungen in der Kolonie die Bewegung egen den Gouverneur gemacht haben? Umgekehrt, weil die
Rundschau die beiden Zeitungen totzumachen.
ung gegen den Gouverneur so stark ist, haben die Zettungen ihr Rechnung tragen müssen. Der Gouverneur sucht durch die Auf diese Weise wird die böffentliche Meinung korrigiert. Der Staatzsekretär hat in der Budget⸗
kommission gesagt, der „Usambarapost“ wäre gekündigt, weil die Leute ihre
Schulden nicht bezahlt hätten, und zwar vom Gouvernementhrat — Die „Hamburger Nachrichten“ haben einen Brief erhalten von dem Be⸗
siter der „Usambarapoft“, in dem es heißt: Was die zuständige Stelle
bervorgerusen durch die verständige Haltung, welche die Togokaufleute
haben in allen Fragen, welche die Kolonien angehen!
mich, daß etwas Aehnliches in Südwest der Fall ist. Ich münschen, daß bald ähnliches in Ostafrika der Fall wäre. mind an dem Tage in Ostafrika der Fall sein, wo die deutschen
in Ostafrika ihre Verpflichtungen gegenüber der deutschen
idre Vemfluchtungen gegenüber ihrer Obrigkeit in
Ermne und anerkennen, wie das in Südwest . fend sedr tüchtige und sehr energische Pioniere, Osnrikun haben. Ich habe allen Respekt und sie sind, wie Herr Dr. Arning
härte man in einer Stunde aufgebracht.
mitteilt, ist eine große Unmwahrheit, die Kündigung geschah ohne Wtssen des Bezirksrats, nur wegen der Tendenz gegen das Gouverne⸗ ment. Mir ist gesagt worden von den Leuten, die 8000 ℳ Schulden Also wegen der Geldmittel
ist es nicht geschehen. Die Begünstigung der einen Zeitung auf Kosten
der anderen führt aber zu weiteren großen Unzuträglichkeiten. Auf verschiedenen Farmen und in verschiedenen Orten wird die Regenmenge notiert und nach Daressalam geschickt, dort werden die Berichte von der Behörde zusammengestellt und in den Zeitungen veröffentlicht. Das war fin die Pflanger von hohem Wert und Nutzen. Da ist der Ukas
men, diese Veröffentlichung dürse nur noch in der „Rundschau⸗,
Blatt des Gouverneurs, Das sind doch keine gedeih⸗ lichen Verhältnisse. Will de Stauatssekretär solche Zustände ernst⸗ lich hier vertreien? Die deutsche Bevölkerung fühlt sich zurück⸗ gesetzt durch den Gouverneur zu Gunsten der Farbigen. Gewiß soll
für die dieser Mann eintritt, und die er bisher zur Zufriedenheit als wir aus rein strategischen Gründen die Bahn Lüderitzbucht —Kubuh
der Budgetkommission Man kann doch verlangen, daß diese Zitate richtig sind. Ich babe nicht gesagt, der Gouverneur wäre der
noch außerhalb der Budget⸗ gesagt,
8 hvischen den Rassen stehen und nicht einseittg sein, aber er darf doch auch nicht immer den Deutschen unrecht geben⸗ Ich möchte mein Bedauern ausdrücken, daß wir zu solchen Ausein⸗ andersetzungen hier überhaupt kommen. Es ist das nur möglich, weil der Staatssekretär merkwürdigerweise alles, was gegen den Gouverneur von Rechenberg gesagt wird, als persönliche Beleidigung auffaßt. Anders kann man es sich nicht erklären, warum der Staatssekretär mit solcher Heftigkeit hier auftritt. Ich babe zu erklären daß meine reunde von den Nachweisungen, die der Staatssekretär über den traßenbau uns gegeben hat, befriedigt sind, und daß die Resolution von Liebert bienc zurückgezogen wird. Die meisten der Straßen sind durchaus nützliche Unternehmungen, aber diejenige nach Same, die 800 000 ℳ gekostet hat, mußte aufgegeben werden in dem Augenblicke, wo die Fortsetzung der Usambarabahn bescheaflen war. Ans 1be. Aufsatz von Dr. Rohrbach, worin die Anschauungen echenbergs gesagt, deß die Straße bestimmt ist, die Eisenbahn zu ersetzen. Das ist eben der Fehler; der Gouverneur hat sich vollkommen als Gegner dieser Eisenbahn herausgestellt. Was der Staatssekretär dem bg. Schwarze entgegengehalten hat, habe ich nicht verstanden. In seiner ersten Rede — der Staatssekretär auf dem Standpunkt, mit dem früher die Eisenbahnbauten in der Kolonie immer gedeckt worden sind, daß nämlich daß der Eisenbahnbau die Rentahilität schafft. Wollten wir die Rentabilität selbst erst nachweisen, so hätten wir überhaupt noch keine Gisenbahn in einer Kolonie. Aber gerade bei dieser Bahn genügt der Na⸗ weis, daß die Rentabilität eintreten wird, denn wir haben am Kilimandscharo ein außerordentlich zukunftreiches Gebiet, wir wissen, welche Produktion heute schon dort besteht, und daß wir dort eine große wirtschaftliche Entwicklung vor uns haben. Ich kann mich also den Ausführungen des Abg. Schwarze nur anschließen. Die deutsche Schule in Daressalam ist nicht nur räumlich schlecht bedacht, sondern sie ist auch schlecht gelegen. Alles das wird zurück⸗ geführt auf die Feindschaft des Gouverneurs gegen die Schule. Watz den Eisenbahnbau anbetrifft, so hat doch niemand daran gedacht, da
der Nachweis genügt,
bauten, wir dadurch Diamanten bekommen würden; was die Wegt in Ostafrika angeht, so hat man oft den Eindruck, als gehe man im Urwald. Einen schönen Erfolg hat das System Rechenberg nur erzielt in Beztehung auf die Inderfrage; wenn die Weißen sich des Kleinhandels bemächtigten, so würden sie sehr bald eine Minderung ihrer Autorität erfahren. Man foll dafür sorgen, daß die Maschi engewehre nicht in die Hände der Schwarzen kommen, und daß man diejenigen Weißen, die die Maschinengewehre bedienen, vorher mit der Sprache und den Gewohnheiten des Landes vertraut macht Daß wir mit einer steigenden Afrikanderbewegung auch in Ostafrika zu rechnen haben, ist eine um so größere Gefahr, als die deutsche Autorität gegenwärtig in der Abnahme begriffen ist. Die Ansiedlungs frage kann man nicht einfach mit ja oder nein beantworten, aber wir nüfen die Ansiedlung vorbereiten, sodaß sie im gegebenen Augen⸗ blick einsetzen kann, das läßt sich wohl durchführen. Man darf der Ansiedlung nicht feindlich gegenüberstehen, und diesen Eindruck bat man heute häufig. Dann möchte ich voll dem zustimmen, was der Abg. Schwarze über die Rupienwährung gesproden hat. Diese war ein Unternehmen, das dem — Tisch entsprang und den Ver⸗ hältnissen in keiner Weise nung trug. Gewiß ist es schwer, nun wieder eine Aenderung vorzunehmen. Der richtige Weg wird der sein, daß man zunächst den deutschen Münzen einen Zwangskurz in der Kolonie gibt und sie an Stelle der Rupien setzt. Die Salzsteuer und der Salzzoll scheinen sich nicht entsprechend n.
entwickeln, und es wird zu untersuchen sein, ob sie nicht mehr
Gouverneur von Rechenberg habe nur einige Weiße gegen sich; alle Weißen sind dort einig in der Verurteilung des Systems Rechenberg. 8 1 sonen und persönliche Inter. Rechten ausgegangen ist. Mit dem Abg. Lattmann bedauere ich, daß
essen; wenn wir hier im Interesse des Reiches auftrrten, darf uns
kosten, als sie einbringen. Die Landkommission sollte man auch für die Streitigkeiten in den übrigen Kolonien heranziehen. Gegenüber dem Abg. Dr. Goller stelle ich fest, daß die Anregung, die Mole i Swakopmund nicht zu bauen, nicht von der Linken, sondern von der
man den Kommunen ihre Einnahmen gänzlich hat nehmen wollen Die Kommunen haben vielleicht hier oder dort einzelne unwirtschaftliche
Ausgaben gemacht, aber im ganzen doch auch sehr viel Gutes und
Nitzliches geschaffen. Wir haben alle den Eindruck
das System Rechenberg eine schwere Gefahr für die Kolonie ist. das Gouvernement hat keine
1 est daß gerade die Kommunalverwaltungen vielfach segensreich gewirkt haben. Hoffent⸗ lich läßt sich eine Verständigung erzielen. Mögen die Streitigkeiten
wegen des Sypstems Rechenberg nur eine kurze Episode in der Ent⸗
Vertrauensseligen Es besteht die Gefahr eines
ist.
einer Leidenschaftlichkeit auf, die die Erbitterung nur erhöht? Worte
Das ist durchaus nicht der
wicklung unserer Kolonie bedeuten; sie dürfen bei einem so zukunfts reichen Gebiet wie Ostafrika nicht lange dauern, und ich hoffe, daß der Staatssekretär sich dafür eisetzen wird, diese Hemmungen für eine günstige Fortentwicklung zu beseitigen.
Staatssekretär des Reichskolonialamts Dernburg:
Meine Herren! Zunächst habe ich mich zu einem Verstoß geger die Gepflogenheiten dieses Hauses zu bekennen. Allerdings ist mir nicht in Erinnerung gewesen, daß es nicht der Gepflogenheit entspricht Namen von Rednern aus der Budgetkommission vorzubringen; insofern habe ich also gefeblt. 8
Im übrigen nehme ich gern davon Akt, daß der Herr Abg. Arendt
die Männer draußen in der Kolonie als schwere Beleidigung ansehen. jede persönliche Spitze gegen einen Beamten ablehnt und glaubt, nur
Wenn nun diese Herren in der Kolonie zusammentreten und sich gegen derartige Angriffe wehren, so bezeichnet sie der Staassekretär als
ein System angreifen zu müssen, welches er für seine Person und mit seinen Freunden nicht billigt. Ich bin nicht in der Lage des Herrn Abg. Arendt, die Zusicherung zu machen oder eine Neigung auszusprechen, die dem letzten hier an die Regierung gestellten Wunsche entspricht. Ich bin es um so weniger in der Lagr⸗ als die Ernennung eines Gouverneurs Gegenstand einer Kaiserlicher
Exekutide ist und nicht Sache der Legislative, und weil ich unten
die Kultivation fördern. Wir geben auch Subventionen für Fisch⸗
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keinen Umständen einsehen kann, weshalb der Gouverneur irgendmi gegen diejenigen Voraussetzungen verstoßen hat, die ihn des Amtet in dem er sich besindet, nicht würdig erscheinen lassen; letztlich aber und vor allen Dingen deshalb, weil ich ein Hüter des deutschen Beamtentumß in den Kolonien bin, weil ich nar dann auf meine Beamten zählen kann — und deswegen trete ich für sie ein —, wenr sie in meine Unparteilichkeit und Sachlichkeit das höchste Vertrauer haben. Das würde ich aber verletzen, wenn ich cuf ex parum- Anklagen, auf Anklagen von einer Seite hin, welche ich noch nicht einmal für zutreffend erachte, oder wenn ich, einer Stimmung nachgebend, die Beamten maßregeln wollte. Je weiter eim Beamter von der Zentrale entfernt ist, desto mehr muß er sich auf seinen Chef verlassen können und darauf, daß ihm niemand in den Rücken fällt. Den Rücken habe ich ihm freizuhalten.
Außerdem, meine Herren, ist das Beamtentum in Deutschlanm einer der festesten Pfeiler, auf dem unsere ganzen Institutionen steben, und der Grundstein dieses Pfeilers ist das Vertrauen, welches die Be⸗ amten zu ihrer Spitze haben. Wenn itch hier jetzt einen Gouvernem wegen solcheer Angriffe würde fallen lassen, so könnte ich nicht ver⸗ langen, daß ehrliebende und charakterseste Beamte im Dienst⸗ vei⸗ bleiben. Ich müßte serner befürchten, vaß Beamte, die diese Eigen⸗ schaften nicht haben, in Zukunft sich nach dem richten werden, wat in der „Usambarapost“ steht, obver was im Peutschen Reichstag ge⸗ sprochen wird — oder wo sonst die Politik hingeht. Damit würde ich aber die Integrität vieses Beamtenköcpers, der in der Kolonie auf dem Reichsbeamtenkörper bervorgeht, antasten. Man hat mir — gebe et gerne zu — in den deutschen Kolonien ein sehr kostbaret Pfand anvertraut, ich versuche, es im Einverständnis mit diesem boben Hause möglichst gut wuchern zu lassen, Fehler werde ich dabei nicht vermeiven können. Aber ten ehler werde ich vermeiden, daß ich irgendwie die Hand dazu biete, daß das gerade Rückgrat, die seste
über diese Straße angegeben sind, ist mit klaren Worten
reue und die Verteidigung der anvertrauten Interessen bei den Beamten etwa notleide. Ich halte das für ein sehr kostbares Gut, diese deutsche Beamtenintegrität, und dessen Hüter werde ich bleiben. (Bravo! links.)
Nun komme sch auf die einzelnen Dinge zurück. Was zunäͤchst sie Frage des Weges nach Same betrifft, so handelt es sich darum, zaß 45 km bereits von der Bahn in Anspruch genommen worden sind; die sind also garnicht zwecklos gebaut worden, sondern sie werden sogar von der Bauunternehmung bezahlt. Ich bin und bleibe der Ansicht, daß für die Bahn von Mombo nach Same die kom⸗ nerztelle Basis auch gefunden werden kann. Ich stehe garnicht auf dem Standpunkt, daß ich hier etwas verlange, was nicht gefunden werden kann — ich glaube, die Basis wird gefunden werden; aber cch kann nur wiederholen: ich werde nicht mit der Vorlage kommen, wenn ich sie nicht finden kann.
Meine Herren, es gibt keinen falscheren Vorwurf als den, daß wir vom Kolonialamt und vom Gouvernement der Ansiedelung in Ostafrika feindlich sind. Sechs Monate lang entbehre ich den Unter⸗ taatssekretär schon und habe ihn noch 3 Monate zu entbehren — und Re ganze Arbeitslast liegt so lange auf mir und auf meinen Räten —, um diese Frage zu studieren und um fest⸗ zustellen, welche Erfahrung man gemacht hat. Sieht das so aus, als ob wir nicht wollten? Ich habe nach der Depesche des Gouverneurs die Vorarbeiten sofort instradiert; sch weiß nicht, was man mehr verlangen kann. Diese Bahn wird gebaut werden — darüber können die Herren sich beruhigen —; aber ich kann nicht eher anfangen, als bis ich mit Ehren hier mit der Vorlage bestehen kann.
Die Ueberweisung von Landstreitigkeiten in Ostafrika an die Land⸗
kommission halte ich für durchaus unmöglich. Diese Kommission ist gebildet zur Untersuchung der Landrechte der Konzessionsgesellschaften, und in Ostafrika haben wir keine Konzessionsgesellschaften. Soweit ch die Geschichte der Kilimandscharogesellschaft überhaupt verstehe, handelt es sich darum, daß an das Gouvernement ein Antrag gestellt worden ist wegen Abtretung eines Stückes Land für einen billigen preis. Dieser Vertrag ist nicht zustande gekommen. Ich habe die Interessenten wieverholt auf den Rechtsweg verwiesen; sie haben ihn nicht beschritten. Da kann ich nun nichts mehr tun. Durch die Kommission kann man solche Sachen nicht aus der Welt schaffen.
Der Herr Abg. Dr. Arendt hat gesagt, man möge auch die Salz⸗ stener noch einmal untersuchen. Ich bin bereit, diesem Wunsche nach⸗ sukommen. Auch die Frage wegen der Askari, wegen der Maschinen⸗ gewehre usw. wird sofort in Angriff genommen werden.
Von der Schule habe ich tatsächlich nichts gewußt; wenn sie un⸗ geefanet liegt, kann die Kommune sich eine bessere bauen.
Der Herr Abg. Arendt hat uns das Gespenst eines Aufstandes in die Wand gemalt. In den Kolonien gibt es Aufstände, wir wissen es; aber mit der Eingeborenenpolitik als solcher, Herr Dr. Arendt, hängt es nicht zusammen. Wir haben jetzt 2 ½ Jahre diese Eingeborenenpolitik und haben keinen Aufstand gehabt, und unter der Rezierung des Herrn Gouverneurs von Liebert, der doch eine andere
Eingeborenenpolitik geführt hat, hat es 25 Aufstände gegeben.
(Hoͤrtt hört! und Heiterkeit in der Mitte und bei den Soztaldemokraten.) Und unter dem Regime des Herrn Gouverneurs von Liebert, der doch eine andere Eingeborenenpolitik führte, hat es 25 Aufstände gegeben. (Große Heiterkeit) Ebensowenig wie die Aufstände, die unter dem Regime des Herrn von Liebert gewesen sind, 25 Aktionen, davon 23 als Kriegsaktionen anerkannt (Unruhe — Glocke des Präsidenten) — ich bitte, meine Herren, meine Stimme reicht nicht — ebensowenig, wie ich behaupte, daß der Herr Gouverneur von Liebert und seine Eingeborenenpolitik mit den für die Niederwerfung dieses noch un⸗ gebändigten Landes notwendigen kriegerischen Aktionen etwas zu tun hat, ebensowenig können Sie heute sagen, wenn irgendwo im Innern des Landes ein Aufstand ausbricht, daß das irgend etwas zu tun habe mit der Politik des Herrn von Rechenberg. Im Gegenteil, wenn lange Zeit kein Aufstand gewesen ist, so ist die Wahrscheinlichkeit um so größer, daß einmal einer kommt. (Heiterkeit)
Aber über eins wundere ich mich. Ich habe von Aufständen nichts weiter gehört als eine Mitteilung, die mir im November ge⸗ macht worden ist. Ich habe damals gebeten, man möge mir das Material geben, damit ich nachfragen könnte. Ich habe es nicht be⸗ kommen. Also für so außerordentlich dringlich hat es auch der Herr Abg. Arendt nicht gehalten, sonst hätte er es mir gesagt, allein hätte er die Verantwortung nicht getragen. (Seiterkeit.)
Ich erkenne den Wunsch an, diese Diskussion hier nicht weiter zu treiben, als es notwendig ist. Ich habe für meine Beamten ein⸗ zutreten gehabt und ich halte den Herrn Gouverneur für einen durch⸗ aus tüchtigen und durchaus gut wirkenden Beamten. Auf der anderen Seite bin ich bereit, den Pflanzern da draußen nach jeder Richtung hin die Hand entgegenzustrecken, von ihnen zu hören, welche Beschwerden sie haben, auszugleichen und zu vermitteln und nach jeder Richtung hin den berechtigten Wünschen gegenüber dem Gouverneur zum DPurch⸗ bruch zu verhelfen und die Autorität des Gouverneurs gegenüber den Pflanzern meinerseits zu etablieren so stark, wie es nötig ist. Das Reichskolontalamt wünscht diesen Streit nicht, es wünscht nicht veder der einen Partei noch der anderen den Rücken zu stärken. Wir wünschen den Frieden und suchen ihn auf dem Wege einer Verständi⸗ dung. Dann muß aber jede von den Parkeien, sowohl das Gouverne⸗ nent alg auch die Pflanzer, ihr Scherflein beitragen, dann werden sie aber auch miteinander auskommen; denn es ist kein Grund, warum ie nicht miteinander auskommen sollen. Alle die Dinge, die erwähnt vorden sind, sind nach gar keiner Richtung hin irgendwie geeignet, in die wirklichen materiellen Interessen der Leute einzugrelfen. Was nan gehört hat, sind meist Qulsquilien. Ich freue mich darüber, daß die Afrikaner hier tätige Freunde und warme Vertreter haben, ich frene mich, daß ihre Beschwerden hier vorgetragen werden und vor der Oeffentl ichkeit ventiliert werden. Wenn die Herren ihrerseits so zut sein wollen, auch aaf ihre Freunde nach der Richtung hin einzu⸗ winken, wie ich bereit bin, auf den Gouverneur einzuwirken, daß ein verständiges und sich gegenseitig anerkennendes und freundliches Ver⸗
dalmnis etabltert werde, so glaube ich, werden wir beide zum Ziele —— 8-n b und an dem Reichskolontalamt soll es nicht fehlen.
Sierauf wird Vertagung beschlossen.
persönlich bemerkt der 8 KEHEG peh ); Der Staatzsekretär hat hehauptet,
Abg. Dr. Arendt (Reichep 8r. het Z aupt von Rechenberg für seines Amtes nicht würdig 85 deeeagdeeches wteninkegeität angegriffen. (Widerspruch des
Siassesekreidrt) Sie doben es gesht.
ö“
(Erneuter Wlderspruch 1
“
des Staatssekretärs.) Ich 9 jedenfalls dagegen Ver⸗ wahrung einlegen; ich habe ausdrücklich erklärt, daß ich die ESe des Gouverneurs von Rechenberg in keiner Weise in die ebatte ziehen wolle, sondern daß es sich für mich nur um dessen Politik handelte, und die zu ritisieren ist unser veeie tecsc. Recht. Wenn der Staatssekretär gesagt hat, ch hätte zugesagt, ihm das Material zu überbringen, so ist das richtig, richtig ist auch, daß ich es ihm nicht überbracht habe. Das lag daran, daß zwei Tage nach meiner Unterredung mit dem Staats⸗ sekretär dieser hier im Reichstage gesagt hat, daß nur Schreier und Leute ohne vornehme Gesinnung gegen den Gouverneur von Rechen⸗ berg ihre Stimme erhöben. Danach war ich nicht in der Lage, persönlich diese Sachen ihm vorzulegen.
„Abg. von Liebert (Reichsp.): Ich muß die Ideenverbindung zurückweisen, die der Staatssekretär konstrutert hat mit den 25 Auf⸗ ständen, die während meiner Gouverneurzeit in Ostafrika vorgekommen
nd. Ich war der letzte Militärgouverneur dort drüben, ich habe stafrika als Wildnis übernommen, im vollen Aufstande, und ich habe die Kolonie im tiefen Frieden dem Nachfolger übergeben.
Staatssekretär des Reichskolonialamts Dernburg:
Ich muß leider die Debatte wieder eröffnen.
Ich habe weder Herrn Dr. Arendt vorgeworfen, daß er gegen die Integrität des Beamtenstandes etwas täte, sondern gesagt, ich würde etwas gegen die Integrität des Beamtenstandes tun, wenn ich solchen Forderungen, daß der Gouverneur entfernt würde, Folge geben würde.
Ich habe auch nicht gesagt, daß Herr Dr. Arendt dem Gouverneur von Rechenberg persönlich vorgeworfen hätte, daß er etwas gegen die Würde seines Amtes getan habe. Ich habe angeführt — nur dann wenn jemand gegen die Würde seines Standes etwas tut, dies ein Grund sei, daß ich ihn disziplinarisch entfernen kann. Dazu war aber kein Anlaß vorhanden.
Ebensowenig hat mich Herr von Liebert richtig verstanden. Ich habe gesagt, ebensowenig wie die Gefahr eines Aufstandes bei Herrn von Rechenberg mit seiner Eingeborenenpolitik verquickt werden kann, ebensowenig kann sie verquickt werden mit der Polirik des Herrn von Liebert und mit den Kriegen, die er in diesem unberuhigten Lande zu führen hatte. Meine Meinung war also genau das Gegenteil von dem, was er heraus gehört hat und genau das, was er selbst soeben gesagt hat.
Auf Vorschlag des Präsidenten wird abermals Ver⸗ tagung beschlossen. Schluß 7 Uhr. Nächste Sitzung Sonn⸗ abend 2 Uhr. (Fortsetzung der Beratung.)
Land⸗ und Forstwirtschaft.
Hauptversammlung der Deutschen Landwirtschafts⸗ gesellschaft und des Vereins zur Förderung der Moor⸗ kultur im Deutschen Reiche.
In der am 23. Februar abgehaltenen ersten Sitzung des Vereins zur Förderung der Moorkultur hielt im Anschluß an den Bericht des Geheimen Oberregierungsrats Dr. Fleischer über die Fortschritte der Moorkultur und an die Ausführungen des Freiherrn von Wangenheim über die Frage einer schnelleren Besiedlung der Hochmoorc, die in der gestrigen Nummer d. Bl. auszugsweise wiedergegeben worden nd, der Wirkliche Geheime Ober⸗ regierungsrat Dr. Krohne einen Vortrag über die Frage der
eschäftigung von Strafgefangenen und Korrigenden bei der Kultivierung der Mvore“. Der Not gehorchend, nicht dem eigenen Triebe, so begann der Redner, werden wir ernstlich daran gehen müssen, Kulturarbeiten der gedachten Art, wollen wir sie ausgeführt sehen, durch Arbeitskräfte bewerkstelligen zu lassen, die egenwärtig zu einem poßer Teile brach liegen, deshalb so billig zu 9 ffen sind, daß im Hinblick auf sie überhaupt erst an so Arbeiten gegangen werden kann, für die andere Arbeitskraft zu teuer ist, und mit deren Bes ein gutes Werk auch an den Arbeitern selbst stiften. Alllährlich werden in Deutschland 250 000 Personen zu Freiheitsstrafen verurteilt, darunter 8500 zu Zuchthausstrafen von mehr als einem Jahre und 12 000 m Gefängnis von 1 Jahr und darüber. Neunzig heien aller zu Freiheitsstrasen Verurteilten unterliegen kurzen
alle
reiheitsstrafen, und über 200 000 solcher Bestraften werden omit alljährlich aus den Gefängnissen entlassen. Was wird aus ihnen? Es sind zu einem großen Teile Menschen, die sich in die Staatsordnung nicht einfügen wollen
oder bei dem den entlassenen Strafgefangenen begegnenden Vorurteil sie in drei oder vier
nicht einfügen können. Die Folge ist, daß
Wochen, längstens in einigen wieder eingeltefert werden. Ist die Gesellschefft ohne Schuld an diesen
Mitnichten! Irgendwer hat gesagt: „die Gesellschaft die Verbrecher, die sie verdient’, womit natürlich nicht an persönliche, sondern an soziale Schuld gedacht ist. Darin liegt so viel Wahrheit wie in dem Wort „Die Sünde ist der Leute Verderben“. Die Kriminalität folgt Schritt für Schritt der Kultur. Es wäre die Aufgabe der Gesellschaft, sich mehr, als es geschieht, dieser Menschen anzunehmen, ihnen die Rückkehr in die Staatsordnung zu
hat
erleichtern, ihnen unter allen Umständen Arbeit zu geben und Nachsicht I1 sie zunächst, 2 es weil von Alkohol entnervt, sei es
zu üben, wenn aus körperlicher Schwäche, nicht Schritt halten können mit anderen Arbeitern. Das norwegische und das schweizerische Strafgesetz haben humane Bestimmungen in diesem Sinne, die nachahmenswert sind. Sie strafen Ver 2 weniger durch Gefängnis als durch Arbeitshaus, namentlich werden Vorbestrafte nicht durch Ver⸗ längerung der Gefängnisstrafe, sondern durch entsprechend lange Ueberweisung an das Arbeitshaus gestraft. Auch in England kann der Richter die Verwaltung ermächtigen, wiederholt Vorbestrafte auf mindestens 5 Jahre, höchstens auf 10 Jahre dem Arbeitshaus zu über⸗ weisen, und in Belgien besteht eine ähnliche Bestimmung mit dem ausdrücklichen —8 auf efeens bei Kultivierung der Oed⸗ ländereien. Besäßen wir ähnliche Einrichtungen, so würden unausgesetzt 30 — 40 000 Arbeiter zur Verfügung stehen, und wäre deren Arbeitsleistung auch nur jzu einer normalen Leistung anzunehmen, g wären das 300 % 20 000 Arbeitstage im Jahre. Die in Belgien mit diesem System gemachten Erfahrungen sind sehr günstig. Die Leute laufen nicht fort, sie werden gesund an Leib und Seele. Da sie bei guter Führung nach 2— 3 Jahren vorläufig entlassen und an Arbeitgeber abgetreten werden können, die sich zu verpflichten haben, die Leute nicht ohne Kenntnis an die ns hierin ein Antrieb, der se⸗
nicht ganz ohne 2 erhalten, der Rest wird ihnen bis zum Sch 98 Da wir vor einer Aenderung unseres Strafrechts stehen, so wäre es vielleicht an der Jenn eine Form zu finden, um die Leichtbelasteten in der angedeuteten Art öͤffentlichen Arbeiten dienstbar zu machen. Man sonte von sol praktischen Schritt nicht durch Theorien zurückhalten la en. Was ales noͤtig erkannt ist, muß geschehen durch die Gesellschaft wie durch die ein⸗ zelnen. Man wird bei solcher Verwendung der
uß der Arbeitshauszeit
Arbeit gemacht werde, ledig; denn die freie Arbeit ist für diese zwecke überhaupt nicht verwerthar, weil zu teuer. Freilich darf die iskalität auch nicht so weit getrieben werden, daß dadurch etwa die rbeit verteuert wird. Man muß sich damit degnügen, jährlich 3— 6 Mil⸗
lionen Arbeitstage der landwirtschaftlichen Verwaltung zur Verfügung
zu stellen, um damft Kulturwerte zu schaffen. Es ist gewitz ein ge⸗ sunder Gedanke, unsoziale Gesellen zur ffung sotialer Werte an⸗ zuhalten und sie † Schuld ie Gesellschaft abtragen zu
chäftigung wir zugleich
.
lassen. ihm für hochwichtig gehaltene Sache
der Versicherung, für diese von weiter wirken zu wollen, in es gelingen werde, den Gedanken zur Anerkennung
Der Vortragende schloß mit
der Hoffnung, da und praktischen Durchführung zu bringen. — In der sich anschließenden Diskussion wurde von einer Seite mitgeteilt, daß sich in der raxis einer Moorkolonie die Beschäftigung von Strafgefangenen schon trefflich bewährt habe. In der Zeit von 8—14 Tagen schon war die Lust an der Arbeit und eine Art von Kameradschaft unter den Leuten erweckt, die dem Ehrgeiz, die Arbeit gut zu leisten, förderlich war. Von anderer Seite wurde auch geltend gemacht, daß eine bedenkliche Seite unserer sozialen Entwicklung, die viel besprochene Frage der Arbeitslosenversicherung, damit alle Berechtigung verliere. Man wird dem Vorsitzenden beistimmen können, wenn er in einem Schlußwort bemerkte, die Ausführung des Vorschlags sei eine schwierige und sehr komplizierte Arbeit, aber der sich daran knüpfende wirtschasi⸗ liche und ethische Gewinn lasse es als lohnend erscheinen, daran mit⸗ zuarbeiten.
„Ueber Ackerbau auf unbefandetem Niederungs⸗ moor“ sprach Dr. von Feilitzen⸗Jönköping. Seine Mitteilungen betrafen .e. Moorgebiete, deren geologischer und botanischer Aufhau (Riedgrasmoor) sie den Niederungsmooren zuzurechnen er⸗ laubt — echte Hochmoore werden in Schweden äußerst selten der Kultur unterzogen. An diesen Mooren hat sich deren Verbesserung mit Sand und Lehm, selbst ohne Mineraldünger, gut bewährt. Früher diente dieser Moorboben ausschließlich zum Haferbau, bessere Düngung und Bearbestung und die auf Grund der chemischen Bodenuntersuchung da, wo ez erforderlich, stattfindende Zufuhr von Kalk, Pbosphaten und Kali (erst Kainit, den man jetzt durch h prozentiges Salz ersetzt) einen rationellen Fruchtwechsel einzuführen gestattet. Wenn auch unter beständigem Kampf gegen das Unkraut, werden mit Erfolg neben Sommergetreide, das man n auf dem gefrorenen Boden aussät, Futtergewächse angebaut; die Heuernten sind gut, und sogar Zuckerrüben werden auf Botland im Niederungs⸗ moor mit Erfolg angebaut. Ein merkwürdiges Vorurteil bestand lange gegen das Moorheu, 2s war anfangs fast unverkäuflich, das unberechtigte Porurteil schwindet aber je länger, desto mehr. — Geheimrat Fleischer dankte für die Mit⸗ teilungen, die wieder beweisen, daß es viele Wege gibßt, auch in der Moorkultur, die zum Ziele führen. Wir haben ans vielleicht allzusehr an den Gedanken — daß sichere Ackerkultur auf Moorboden nur im Wege der Dammkultur zu treiben sei. Man steht, daß auch diese Regel Ausnahmen zuläßt. Wir können für manche unserer Niedermoore von den schwedischen Erfahrungen lernen. Fraglich bletbe nur, wie man sich mit der Entwässerung einrichtet. Auf diese Frage antwortete Dr. von Feilitzen mit iner aus⸗ führlichen Im übrigen wurden in lebhaften Frörterungen noch eine Anzahl Einzelfragen der Moonkultur besprochen, von Pev⸗ fessor Dr. Tacke speziell die Frage des Kalkens der Niederungsmoore. — Zum Schluß berichtete der Oberbaurat Canz⸗Stuttgart über Moorvorkommen und Moorkultur in Württemberg. Die Torfmoore nehmen dort mit 18 000 ha im ganzen 3 % des Aandes ein. Die Moorverwendung 475 alt, schon 1613 wurde in Ulm Torf zu Brennzwecken verkauft, 1790 und 1322 wurden An⸗ läufe zu rationellerer Verwertung gemacht, aber ste scheiterten an dem Vorurteil, daß das Futter aus dem Maor zem Riubpieh schäblich sei. Den letzten Jahrzehnten war es vorzezalten, die Bahn zu der x328 energisch betriebenen modernen Kultur des Muorhadens zu brechen.
In der zweiten Sitzung des Vereing, am 24. Februar, berichtete Fofsler Dr Tacke unachst über das Verfahren des Chemikers
oltereck⸗London zur Herstellung von Ammoniak lin Pestalt von schwefelsaurem Ammoniak) aus Torf. Ein Verfahren zur Er⸗ reichung des gleichen Zwecks ist dem bekannten Charlottenburger Chemiker Professor Dr. Frank und Dr. Targ patentiert: das andere Verfahten soll aber den Vorzug einer höheren Aus⸗ beute besitzen, neil nicht nur der von Toauf in Fe⸗ stalt von Ermetzstoffen vorhandene Stickstoff in Ammonmtat verwandelt, sondern auch nuoch ALuftstickstoff dem Verfabhren rrhurtär gemacht wird. Die Digkusstun, an der sich u. a. Dr. Taro lebhaft beteiligte, ließ es in hohem Grade fraglich erfchetnen, das Luftstickstaff auch nur zum kleinsten Teile zur Ammonialberettung Mitverwendung finde. Die große, im hannoverschen Moor in Vorbereitung begriffene Anlage nach dem Frankschen Verfahren wird im Laufe dieses Jahres in Betrieb kommen. Ihr zu erhoffender Erfolg wird von Foßer Wichtigkeit für die Nutzbarmachung der Torfmoore sein. Neuere Erfahrungen bei der Gewinnung und Verarbeitung von Torf⸗ streu wurden dann ausgetauscht. Nach den überzeugenden Ausführungen von Frnfefe; Dr. Tacke und Direktor Ehmann von dem 30 000 ha umfassenden Burdanger Moor bei Meppen erscheint die Fo un-⸗ abweisbar, daß größere Reellität in dem Vertauf von 2 zum Konsum Platz greifen muß. Die Gefahr der Uer 1 liegt in dem Wassergehalt der Torfstreu, den dei jeder Ueferung est. zustellen empfohlen wird. Dies zu bewerksteiligen, ist nicht chwer. wenn man aus jedem Ballen einer Sendung durch einen Hohlbobrer mehrere Proben behufg Trocknung entnimmt. wird vereinbaren müssen, auf welchen zulässigen Wassergehalt das Gewicht jeder Sendung zu reduzieren ist. Schwiertger als diese Quantttätsbestimmung ist die Qualitätsbestimmung auf Grund der wertvollsten Eigenschaft der Torfstreu, ihrer Aufsaugungsfähigkeit. Zu warnen ist vor dem Ankaut von schwerem Torf. b 1
Die am Mittwochabgehaltene Versammlung der Dünger⸗(Kainit⸗) Abteilung der Deutschen Landwirtschaftsgesellschaft war, wie alljährlich, sehr zahlreich besucht, diesmal wohl infolge der An⸗ kündigung eines Expertmentalvortrags über die Nutzbarmachung des Lußt figsto 78 durch Professor Dr. Immendorff⸗Jena. Bekanntlich ist der Stickstoff außer in der Form, in der ihn die Som⸗ biose der Spaltpilze mit vielen Hewächsen diesen zuführt, nur in der Form von Ammoniak⸗ oder Salpeterstickstoff der Pflange nutzhar. Deshalb geht seit langem die Wissenschaft darauf aus, den auftfttcl⸗ stoff in diese Verbindungen zu zwängen. Iu zeigen, wie die dm. wandlung in Ammoniak und Salpeterstickftoff ersoigt, war der Frecl der Experimente, die bestens gelangen. Das erste brachte die Bendang des Srtickstoffes in Calciumcarbid. Vollständig von Sauertaff b. freiter Luftstickstoff wurde bei 1000 ° C. über das Tandid esrehhehx. mit dem er sich verbindet, um erst im Boden mit der Bodenbakterien in Ammoniak umgewandeit zu werden. Dir gleiche Umwandlung bewirkt aber auch der Watserdampt. wie das
weite Experiment hewieg Eine weitere er 2 mmoniak mit Hilfe des Sauerstoffs, wenn beide Pale üder Naumn⸗ blech geführt werden, das als Kontakt die lleberführung leider in Sal⸗ petersäure vermittelt. Dies war — des dritten Erpemn⸗ ments. Das letzte öxperiment endlich zeigte, wie unten sehr
Arbeitskräͤfte Ver- urteilter auch der beständigen Klagen über Konkurrenz, die der freien
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Behörde wegzuschicken, so ten versagt. Man entläßt die Leute auch hlung, sodaß sie beim bee einen Zehrpfennig
hoher Temperatur (2000 —- 3000 ²) die in der Laft nechanisch emengten beiden Gase, Sauerstoff und Stickstoff, sich emisch verbinden oder, was dasselbe, wie der Stickstoff zuerst zu. einer Sauerstoffverbindun mit wenig Gauerstoff verbrenat⸗ ¹ die allmählich mehr Sauerstoff aufnimmt und in diesem Zustande an Kalk gebunden wird — Kalksalpeter. Es ist dies das bekannte Ver⸗ fahren von Birkeland und Ende, die in Norwegen große Wasserlväfte für diese Fabrikation gepachtet haben. — Die welleven Vonträct handelten von Leistung und Wert des Stalldüngers owie Servöhes⸗ wertung und Strohersatz in Deutschland. Beide Verhandlaug 8 stände boten Anlaß, das Lob der Torfstreu als eines für Sin — * p. vollkommeneren Ersatzes von Stroh mit allem Nachdrud eldegsd ne machen. Einer der Redner sprach dahez das abmalsezeäde Wort, es set hei der Intelligens des deutschen da greiflich, wie sie überhaupi noch Stroh statt Te könnten, nachdem ihnen so häufig der 88 hne 8 Beweig von den großen Vorleilen dos Apgean e sich aus der Verwendung don Tpafstven ergehen⸗ Am Freitagvormittag 8
Drutschen
streu ers. 9 Ne. aage enhheen,. .
Landwirtschaftsgesellschaft auch der Ministen 18 2 Wund der Ministerialdirektor
gung geschaftlichee Fngelegendalnen
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