. *
6
8
8
1111““*“
und erhielt er im Februar 1888 seine Ver unter gleichzeitiger Verleihung des Roten Adlerordens I. Klasse mit Eichenlaub und mit dem Emaillebande des Kronenordens.
2) Tritt der Referendar von der Prüfung 1e. so finden für die e der Gebühr die Vorschriften des Abs. 1 entsprechende An⸗ wendung.
3) Ist im Falle des Rücktritts weder eine schriftliche Arbeit ein⸗ gereicht noch mit der mündlichen Prüfung begonnen, so wird eine Ge⸗ bühr von fünfzehn Mark erhoben.
§ 3.
Diese Verfügung tritt am 1. April 1909 in Kraft. Für die Prüfung von Referendaren, welche vor diesem Tage von dem Justiz⸗ minister zur Präfung oder zur Wiederholung der Prüfung zuͤgelassen sind, sind die Gebühren nach den seitherigen Vorschriften zu entrichten.
1“
m/m ist auf seinem Gute Domanze, Kreis Schweidnitz, im 89. Lebensjahre der Kaiserliche Gesandte a. D. Graf Gustav von Brandenburg verschieden. Sh h⸗
Geboren in Berlin am 24. August 1820, wurde er na wmeijähriger Tätigkeit als Regierungsreferendar im April 185 als Aspirant für die diplomatische Laufbahn zugelassen und der damaligen Gesandtschaft in Paris attachiert. Im Mai 1851 zum Legationssekretär ernannt, bekleidete er zunächst den Posten des Ersten Sekretärs bei der gedachten Gesandtschaft und wurde im Mai 1855 zur damaligen Geleadtschaft in London versetzt. Nachdem er im September 1856 den Charakter als Legations⸗
rat erhalten hatte, wurde er im September 1862 auf
den Gesandtenposten in Athen, im März 1864 auf den Ge⸗ sandtenposten in und im Dezember 1875 auf den Gesandtenposten in Brussel berufen. In der letzteren Stellung erfolgte im Februar 1880 seine Beförderung zum Wirklichen Geheimen Rat mit dem Pradikat 2geelens:. nfolge seines vorgerückten Alters und schwankenden ö es erbat etzung in den Ruhestand
Der Verstorbene hat sich in allen ihm übertragenen Stellungen durch strenge Pflichttreue und gute Leistungen hervorgetan. Seine Verdienste geruhten Seine Majestät der Kaiser und
König auch noch später, anläßlich des Allerhöchsten Geburts⸗
tages 1903, durch Verleihung des Großkreuzes des Roten Adlerordens mit Eichenlaub anzuerkennen. Mit dem Grafen
Gustav Brandenburg ist das älteste frühere Mitglied unseres diplomatischen Dienstes aus dem Leben geschieden. Ihm wird 8 2 8an ndes treues Andenken im Auswärtigen Amt bewahrt bleiben.
8
Der Bevollmächtigte zum Bundesrat, Großherzoglich sächsische Staatsminister Dr. Rothe ist in Berlin angekommen.
16
Laut Meldung des „W. T. B.“ ist S. M. S. „Niobe“ am 12. März in Cadiz eingetroffen und setzt heute die Reise nach üchehgehagen fort.
S. M. S. „Bussard“ ist am 12. März in Pangani ein⸗
getroffen und gestern von dort nach Daressalam in See
gegangen.
Kapland) eingetroffen und geht heute von dort nach Beira Mozambique) in See.
(S. M. S. „Arcona“ ist am 22. Februar von Tsingtau 8 P2 Legangen und am 1. März in Nap eingetroffen. “
„Leipzig“ hat am 26. Februar mit dem Chef des Kreuzgeschwaders an Bord Manila verlassen und ist am 3. März ebenfalls in Nap eingetroffen. Beide Schiffe haben am 4. März die Reise nach Samoa fortgesetzt und werden in diesen Tagen vor Apia eintreffen.
1“
v1“
Deutsche Kolonien.
Aus Samoa wird, „W. T. B.“ zufolge, berichtet: In Samoa hat bei dem Alter des Oberhäuptlings Ma taafa
die Nachfolgerfrage schon jetzt eine schwierige Lage geschaffen. Im Zu⸗ sammenhange hiermit hat sich unter Füͤhrung des angesehenen Sprechers Lauaki von der Insel Sawaii eine Bewegung gegen die deutsche Herr⸗
1M“ seiner nhänger gegen die Regierung herbeigeführt und den Anordnungen
chaft bemerkbar gemacht. Lauaki hat eine Ma
des Gouverneurs keine Folge geleistet. Es ist dem Gouverneur Dr. Solf indessen gelungen, Ausschreitungen sowohl von seiten der
Gefolgschaft Lauakis, wie auch von seiten der dieses V ver⸗ 1 1 Sea. 88 gschaf ses Votgehen ver und ein einmonatiges Provisorium bewilligt wird, um das
urteilenden regierungstreuen Samoaner zu verhindern. Zu irgend welchen Kämpfen oder auch nur Tätlichkeiten ist es nach den
vorliegenden Meldungen nicht gekommen; auch sind direkte
Angri e gegen die weißen Arsiedler nach Lage der Ver⸗ hältnisse kaum zu befürchten Im Interesse der Wieder⸗ herstellung der Ordnung und zur Sicherung der Lage der weißen Be⸗
völkerung hat es jedoch der Gouverneur für erforderlich erachtet, um die Entsendung einiger Kriegsschiffe nach Samoa zu
bitten. Der Chef des Kreuzergeschwaders in Oftast 8 ter⸗· 1 d — ““ e werden, die bulgarische Regierung zu veranlassen, die unrecht⸗
admiral Coerper, ist demgemaͤß beauftragt worden, mit drei Kriegsschiffen sich nach Samoa zu begeben. Der Kreuzer „Leipzig; mit dem Geschwaderchef an Bord sollte bereits am 13. März in Apia ei treffen. Das Kanonenbvot „Jaguar“ ist von Ponape ebenfalls nach Samoa in See gegangen. Es wird dort am 20. d. M. erwartet. Der Kreuzer „Arkona“ und das Be⸗
gleitschiff „Titania“ (Kohlendampfer) werden etwa am 23. d. M. in Apia eintreffen. Es steht zu erwarten, daß die Anwesenheit dieser
Kriegsscheffe genügen wird, um di⸗ Bestrafung der Schuldigen und die Wiederherstellung der Ordnung ohne Kämpfe herbeizuführen.
Oesterreich⸗Ungarn.
Wie die „Bohemia“ meldet, hat die böhmische Statt⸗ halterei den Beamten die Teilnahme an Vereinen mit ausgesprochen nationaler Tendenz verboten.
In Prag haben am gestrigen Sonntag, „W. T. B.“ zufolge, wieder Ausschreitungen der tschechischen Menge gegen die deutschen Studenten stattgefunden,
sodaß der Wenzelsplatz durch Gendarmerie, berittene Polizei und
Schutzleute geräumt werden mußte. Die Menge wurde in die Vor⸗ stadt Weinberge gedrängt, wo sie sich der Wache entgegenstellte.
Es wurden mehrere Verhaftungen vorgenommen. Die Demonstranten folgten der Wache in die Stadt zurück und
begingen Ausschreitungen vor dem Polizeikommissariat, sodaß die Polizei blank ziehen mußte. Daraufhin stob die Menge auseinander. Die Demonstrationen nahmen nach etwa zwei⸗ stündiger Dauer ein Ende.
“
die Zahl der
.M. S. „Seeadler“ ist am 13. März in East London 1 das Haus in Brand gesetzt, nachdem die Beamten aufgefordert worden waren, das Haus zu räumen. Der Polizei gelang es,
Frankreich. In dem vorgestrigen Ministerrate machten, „W. T. B.“ ufolge, der Finanzminister Caillaux und der Marineminister lease von der in der Frage der Marinekredite zwischen ihnen auf folgender Grundlage getroffenen Vereinbarung Mit⸗ teilung: Um die vor der Kammerein gegangene Verpflichtung zu er⸗ Bee wird der Marineminister am Donnerstag im Parlament ein nventurverzeichnis der Marinebestände vorlegen, auf Grund dessen er die Garantien auseinandersetzen wird, welche die Marine für eine gute Verwendung des Geldes der Steuerzahler bietet. Das Memorandum des Marineministers wird mit einem Gesetzent⸗ wurf verbunden sein, in dem ein Nachtrag von 30 Millionen Francs für das Rechnungsjahr 1909 gefordert wird. Sobald dieser Kredit vom Parlament bewilligt ist, wird der Finanzminister dem dem Marineminister zu eröffnenden Kredit eine neue Summe von 30 Millionen Francs für 1910 hinzufügen. Die für die Marineausgaben vorgesehene Summe beläuft sich im ganzen auf etwa 190 Millionen Francs, die auf sechs Jahre verteilt werden soll.
— Die am Freitag in Paris von den Postbeamten ver⸗
anstalteten Demonstrationen haben zu einem Ausstand unter den Post⸗ und Telegraphenbeamten geführt. Wie das „W. T. B.“ meldet, stellten gestern 400 Telegraphisten die Arbeit ein, und Abends verließen im Augenblick der Abfahrt des Postzuges Paris — Bordeaux 8 Post⸗ beamte den Dienst. Mekreiche Angestellte der am⸗ bulanten Postämter der Nord⸗ und Ostbahnlinien erklärten in einer gestern nachmittag stattgehabten Versammlung, daß sie ienst im Stiche lassen werden. Auch viele Angestellte der Pariser ostbureaus sollen sich verpflichtet aben, in den Ausstand zu treten. Die Syndikatsvereine der ostbeamten in der Provinz wurden vom Pariser Syndikat telegraphisch aufge⸗ fordert, sich der Ausstandsbewegung an uschließen. In Regie⸗ rungskreisen man jedoch, vaß diese scheitern und usständigen nur eine ganz geringfügige sein werde. Gestern abend fand eine Besprechung der Minister statt, die im Hinblick auf die Ausstandsbewegung Maßnahmen trafen, um noͤtigenfalls den Dienst provisorisch sicherzustellen. Nach einer heute eingetroffenen Depesche des „W. T. B.“ hat der größte Teil der Telegraphisten die Arbeit wieder auf⸗
genommen. e- Rußland.
Der Präsident der Fraktion ber Extremre hat sich an den Präsidenten der Reichsduma in einem Briefe gewandt, in dem er, „W. T. B.“ zufolge, ausführt, der Präsident habe in der Sitzung vom 10. d. M. den Abg. Markow schwer beleidigt, da nach Meinung der Fraktion in der Rede und den Handlungen Markows kein Grund vorgelegen habe, ihn der Majestätsbeleidigung zu zeihen. Der Brief erklärt, Markow habe im Auftrage der Fraktion esprochen, um die dreisten Ausfälle einiger Redner gegen 2- Kaiser üracaun . Durch die Behandlung Markows seitens des räsidenten fühle sich die ganze Fraktion beleidigt und er⸗ warte, der Präsident werde vor Markow und der ganzen Fraktion Abdatte tun . a, Portugal. Nach Arer Mecdung des „W. T. B.“ hat der Pöbel in Murca (Provinz Trasesmontes) vorgestern das Steuer⸗ bureau angegriffen, sich der Wertgegenstände bemächtigt und
die Ordnung wiederherzustellen.
Türkei.
In der Deputiertenkammer beantwortete vorgestern, wie das „W. T. B.“ meldet, der Vertreter des Scheich ul Islam eine Interpellation über die religiösen Ge⸗ richte. Der Vertreter des Arbeitsministers erstattete sodann Bericht über den Stand der Straßenbauten in den Pro⸗ vinzen, insbesondere über den der Chaussee nach Bagdad und über andere öffentliche Arbeiten. Im weiteren Verlauf der Sitzung traf vom Großwesir die Nachricht ein, daß er, da das Finanzjahr heute zu Ende gehe, der Kammer ben Ent⸗ wurf eines Budgetprovisoriums vorlegen werde. Die Sitzung wurde hierauf unterbrochen. Um 7 Uhr traf der Gesetzentwurf ein, der für zwei Monate ein Pro⸗ visorium in Höhe von 5 Millionen Pfund verlangt. Der Finanzminister verlangte dringliche Behandlung des Ent⸗ wurfs und legte die Gründe für die verspätete Einbringung des Budgets dar. Unter großem Lärm nahm die Kammer mit 104 gegen 22 Stimmen eine Resolution an, in der der Regierung wegen der Verzögerung das Bedauern ausgesprochen
Land vor Verwirrung zu bewahren.
— Im Namen der in Bulgarien lebenden Mohammedaner hat der Verein mohammedanischer Emigranten in Konstantinopel, nach einer Meldung des „K. K. Telegraphen⸗ Korrespondenzbureaus“, an die Pforte, das türkische Parlament und die Signatarmächte des Berliner Vertrages eine Kollektiv⸗
bittschrift gerichtet, in der die Signatarmächte ersucht
mäßig konfiszierten Kirchengüter, Seminarien und Schulen den Mohammedanern zurückzugeben, den Mohammedanern freie Ausübung ihrer Religion und Schutz gegen Gewalt⸗ tätigkeiten sowie gleiche Behandlung mit den übrigen Nationalitäten Bulgäariens zu gewährleisten.
Amerika.
Nach Meldungen des „W. T. B.“ hat der mexikanische Botschafter in Washington seine Regierung telegraphisch daven in Kenntnis gesetzt, daß die Vereinigten Staaten eine Kon⸗ ferenz wünschen, die sich mit der nicaraguanischen Frage beschäftigen soll. In Erwiderung hierauf teilte das mexi angche Ministerium des Auswärtigen mit, daß Mexiko in dem zentral⸗ amerikanischen Streitfalle zum Zweck der Echaltung des Friedens vermitteln und mit den Vereinigten Staaten Hand in Hand gehen wolle, was immer fuͤr einen Weg die Vereinigten Stgaten wählen werden, um den Frieden und den Vertkrag aufrecht zu erhalten, den die zentralamerikanischen Republiken
auf der Washingtoner Konferenz freiwillig geschlossen haben.
Nach einem dem Hamburger Generalkonsulat von El Salvador gestern zugegangenen Telegramm des Präsidenten
der Republik herrscht im Lande vollständige R. 11“
e“
Nach einer Meldung der „Agence Havas“ vom 8. März
ist die spanische Gesandtschaft in Fes eingetroffen und mit demselben Gepraͤnge empfangen worden, wie die französische J“ 1
Bezüglich der Kämpfe der Mahalla Mula mit dem Stamme der Aitiussi bei Sefrud 11s n Pariser Blättern aus Fes daß die Mahalla zu ernste Schlappen erlitten habe; die Aitiussi hätten trotz de
befestigt.
Parlamentarische Nachrichten.
Der Schlußbericht über die vorgestrige Sitzung des Hau 8 2* Abgeordneten befindet sich in der orstend und 1- age. .“
Statistik und Volkswirtschaft.
Die Körpergröße im deutschen Heere.
Das Ergänzungsheft XXVIII zur „Zeitschrift des Köni preußischen Statistischen Landesamts“, in dem die schon redn („Reichs⸗ und Staatsanzeiger“ Nr. 45 und 57 vom 22. Februar un 8. März d. J.) erwähnte Statistik über die Herkunft der Unteroffizien und Soldaten des deutschen Reichsheeres veröffentlicht ist, enthäͤl auch Angaben über die Körpergröße der Unteroffiziere, der Ein⸗ jährig⸗Freiwilligen und der Mannschaften des Heeres nach den
größe der 624 861 Militärpersonen, auf die sich die Erhebung be 167,74 cm; bei den Unteroffizieren allein belief sich dib durchschnch liche Größe auf 168,56 em, bei den Einjährig⸗Freiwilligen auj 171,62 cm und bei den übrigen Mannschaften auf 167,49 cm. De Einjährig⸗Freiwilligen waren also im Durchschnitt merklich größer alhl die Unteroffiziere und diese noch etwas größer als die Mannschaften Betrachtet man zunächst die Größenverhältnisse aller dieser Militärpersonen nach ihrer Gebürtigkeit, so erreichen das größte Durchschnittsmaß die geborenen Oldenburger mit 169,78 cm. sodann die Schleswig⸗Holsteiner und die Mecklenburg⸗ Strelitzer mit 169,67 cm, die Bremer mit 169,50, die Lübecker mit 169,43 und die Mecklenburg⸗Schweriner mit 169,31 cm. Alle anderen deutschen Staaten, preußischen Provinzen usw. blieben unter 169 cm. Von den preußischen Pr
Pommern mit 168,75, die Rheinprovinz mit 168,33, Hohenzollern mit 168,26, Ostpreußen mit 168,21, Westpreußen mit 168,19, der Stadtkreis Berlin mit 168,18 und Hessen⸗Nassau mit 168,05 cm. Die meisten preußischen Provinzen stellen also einen FEi8. dessen Körperlänge den Reichsdurchschnitt von 167,74 cm merklich überschreiltet Auch die geborenen Brandenburger, die nach der landläufigen Vorstellun besonders klein von Wuchse sind, erreichen noch 167,62 em, was won daran liegt, daß das Durchschnittsmaß dur einige Gegenden mit hochgewachsener Bevölkerung, wie die Uckermark, den Spreewald usw, aufgebessert wird, während umgekehrt die Bevölkerung von Oft. preußen, die sonst nicht mit Unrecht im Rufe besonderer Körper⸗ länge steht, durch den besonders kleinen Wuchs der geborenen Masuren und Polen im Süden der Provinz in ihrem Dur schnitts⸗ maße gedrückt wird, sodaß mehrere andere preußische Provinzen sie darin übetreffen. Am kleinsten sind in Preußen die in den rovinzen Posen, Sachsen und Schlesien geborenen Militärpersonen mit 16 143 bezw. 167,24 und 166,61 cm Durchschnittsgröße. Hinter Schlesien steht nu noch das Königreich Sachsen mit 166,39 cm. Unter 167 cm bleiber
mit 166,85, Nordbayern mit 166,71 und Sachsen⸗Altenburg mi 166,64 -cm. Die kleinsten Leute liefert also das östliche Murnel deutschland; aber auch in Süddeutschland überschreitet nur Elsaß⸗ Lothringen mit 167,78 cm den Reichsdurchschnitt um ein Ger 8, während (außer Nord⸗ und EI. auch das Großberzogtum Hessen mit 167,60, Baden mit 167,40, Württemberg mit 167,26 und die Pfalz mit 167,07 cm hinter ihm zurückbleiben.
Im allgemeinen bestätigen diese Ziffern die übliche Vorstellung, daß die Norddeutschen, namentlich die Söhne der alten Gebiete des niedersächsischen Stammes sowie der Ostseeländer, größer als die Mittel⸗ und Süddeutschen sind. Die Unterschiede — noch nicht 3 ½ em zwischen den Oldenburgern und den Obersachsen, die den größten und den kleinsten Schlag darstellen — sind aber nicht so groß, wie man sich diese vielfach vorgestellt hat.
Im übr’gen wird die Durchschnittsgröße unserer wehrhaften Jugend doch noch etwas bedeutender sein, als sie sich nach den obigen Ziffern darstellt; denn erstlich fehlen in der Statistik die Offiziere, die ebenso wie die Einjährig⸗Freiwilligen erheblich größer als der Durchschnitt der Mannschaften sein werden; sodann ist bei der verhältnis⸗ mäßig späten Körperentwicklung der nordischen Völker die ganze Körper⸗ länge bei Eintritt in das Heer oft noch nicht erreicht. Zu voller Entfaltung kommt der Wuchs wegen ungenügender Ernährung, Beschränkung des der Jugend notwendigen Schlafes usw. leider oft lberzaupt nicht, oder er wird durch zu frühe Verwendung zu an und für sich gesunden, für junge Körper aber zu anstrengenden Arbeiten, wie sie auch auf dem Lande oft vorkommen, mehr in die Breite als in die Länge gezwungen. Vielleicht hängt es hiermit zusammen, daß keineswegs die andkinder, sondern die geborenen Großstädter unter den Militärpersonen mit 168,16 cm das größte Durchschnittsmaß aufweisen, während die in den Landgemeinden Geborenen nur 167,68 und die geborenen „Land⸗ städter“ (aus Gemeinden mit 2000 bis 5000 Einwohnern) gar nut 167,58 cm erreichen. Nimmt man den Wuchs der „Einjährigen’“, die fast alle den wenigstens nicht gerade von Ernährungssorgen ge⸗ drückten Volksklassen entstammen, als denjenigen an, welchen der heutige Deutsche unter normalen, nicht besonders ungünstig beeinflußten Verhältnissen im allgemeinen zu erreichen rflegt, so würde die männ⸗ liche DPurchschnittsgröße bei uns 171 bis 172 cm betragen.
Die Statistik ergibt außer der Deesbschatcteen der in Deutsch⸗ land geborenen Mililärpersonen auch deren erteilung nach Gruppen der Größe. Es gehörten danach zu den „riesenhaften’ Leuten von 190 cm und darüber nur 0,03 v. H., zu den „sehr großen“ Leuten von 180 bis 190 cm 2,12, zu den „großen“ von 175 bis 180 cm 9,00, zu den ziemlich großen“ von 170 bis 175 cm 24,60 v. H., zu den 1 von 165 bis 170 cm 34,33, zu den „kleinen“ von 160 bis 165 cm 22,46, zu den „sehr kleinen“ Leuten unter 160 cm 7,26 v. H. des Gesamtbestandes. Mehr als ein Drittel der Militärpersonen, nämlich 35,75 v. H, erreichten also immerhin das gewöhnliche Mindestmaß der preußlschen Gardeinfanterie von 170 cm. 88 1.“
Zur Arbelterbewegung.
Aus Mazamet (Pepartement Tarn) wird dem „W. T. B.“ gemeldet, daß die streikenden Wollkrempler infolge der unter ihnen herrschenden Not beschlossen haben, ihre Kinder nach Castres und Albi zu senden, wo sie von Arbeiterfamilien aufgenommen werden sollen. 50 Kinder zogen gestern abend unter starkem Schneegestöber “ von etwa 1000 Ausständigen. Die Ruhe wurde n gestört.
Ver Streik der Weber in Alost (vgl. Nr. 61 d. Bl.), der zwei Tage lang zu großen Unruhen führte, wurde am Sonnabend, wie die „Voss. Ztg.“ erfährt, beendet. Vormittags erfolgte bereits die Auf⸗ nahme der Arbeit.
Infolge Lohnstreites sind, wie der „Voss. Ztg.“ aus Rom telegraphiert wird, vierhundert Arbeiter der Zuckerraffinerie Ancona in den Ausstand getreten; um die Schließung der Fabrik zu verbindern, haben sie diese seit drei Tagen nicht verlassen. Die “ anderer Fabriken haben zu ihrer Unterstützung den Ausstand egonnen.
In Konstantinopel haben, dem „W. T. B.“ zufolge, die Le ichterschiffer am 12. d. M. die Arbeit wieder aufgenommen,
auch für den österreichisch Lloyd.
Artilleriefeuers der Hafidisten ihre Stellungen behauptet
Stande vom 1. Dezember 1906. Danach betrug die Durchschnitts-
vinzen stellen nächst Schleswig⸗Holstein den dur nittlich hö⸗ 1 gewachsenen Ersatz Westfalen mit 168,99 cm, Seenenesr mit 1688,
sonst noch das Fürstentum Reuß älterer Linie mit 166,95, Südbayer
Ein⸗ und Ausfuhr von Zucker im Spezialhandel vom und im Betriebsjahr 1908/9, beginnend mit
1. bis 10. März 1909 1. September.
18—
1 8 Einfuhr
Gattung des Zuckers
1. Septbr. 1908 1. bis
1 10. März 10. har, 10. März 1909
rein
Verbrauchszucker, raffinierter und dem raffinierten gleichgestellter Zucker (176 asi) “*“ davon Percdetungevecfehr “ Rübenzucker: ügpen (granulferter), (auch Sandzucker) davon Veredelungsverkehr .. . . . . . Platten⸗, Stangen⸗ und Würfelzucker (176 c) .. gemahlener Melis (176 d) davon Veredelungsverkehr Stücken⸗ und Krümelzucker 88 0) davon Veredelungsverkehr ... gemahlene Raffinade (176 f). davon Veredelungsverkehr Brotzucker (176 g) Farin (176 h) . davon Veredelungsverkehr Kandis (1761) .. . 16 davon Ve anderer Zucker (176 k/n).. 3 Ricohrzucker, roher, fester und flüssiger (176 k) .. Rübenzucker, roher, fester und flüs er (1761). anderer fester und flüssiger Zucker (flüssige Raffinade, einschließ⸗ lich des Invertzuckersirups usw.) (176 m) . Füllmassen und Zuckerabläufe (Sirup, Melasse), Melassekraft⸗ futter; Rübensaft, Ahornsaft (176 n) “ davon Veredelungsverkehr “
Zuckerhaltige Waren unter steueramtlicher Aufsicht: Gesamtgewicht . Menge des darin enthaltenen Zuckers.
Berlin, den 15. März 19099.
6 659 9 5 6b65uu858.
151 963 2 059 000 2 473 g- — 4
118 778 1436 821 1 855 264 ög 3 548 3 593 14 781 223 794 193 637
5 604 127 469 98 557
13 428 49
3 908 84 039 127 186
5 406 80 695 83 629 gn 315 98 2 957 49 980 33 711 127 42 469 66 216 een 21 089 8189 403 13 729 15 475
Ses 13 n. 141 6551 1 713 775 2 410 668
eee 1 141 647 2 401 874 192
8 622 13
28 252 11 328.
111
d0 —
Kaiserliches Statistisches Amt. J. A.:
Fuhrvy.
Wohlfahrtspflege. Gegen die Schundliteratu
verbreitet der Dürer⸗Bund im 11. Hefte des „Kunstwarts“ (Verlag von Georg D. W. Callwey⸗München) den folgenden Aufruf ans Volk, dessen Text er hierdurch zum Abdruck durch alle Heitungen, aber auch für Flugblätter jedem, der der guten Sache helfen will, kostenlos zur Verfügung stellt. Einzige Bedingung ist, daß am Wortlaut einschließlich Ueber⸗ und Unterschrift ohne Zustimmung des
E11“
Arbeitsausschusses nichts geändert wird. Quellenangabe ist nicht er⸗
forderlich. 1.““
Schützt eure Jungen und Mädel
Denn was sie in diesen bunten Heften da mit den aufregenden Bildern vorn darauf lesen, das ist zum roßen Teile Gift!
„Gift?“ sagt ihr, „oho! Wir haben doch selber hineingeguckt: wie's da hergeht, das ist so interessant, daß gper uns Großen mit⸗ unter zumute wird, wir wissen nicht, wie! Diese Gefahren — eine Gänsehaut kriegt man nach der anderen! Dieser ut, diese Gescheit⸗ heit, diese Gemeinheit und dann wieder: dieser Edelsinn! Aber ob es noch so oft haarbreit am Verderben vorbeigeht, schließlich wird's doch immer gut, und das unschuldige Mädel kriegt seinen üi.; und der edle Held triumphiert, und die Tugend siegt. Na also! ift?! Was soll es denn schaden, dieses Gift?“
Gift! Dabei bleiben wir. Aber die Gifte sind ja nicht ebenso
schädlich für alt wie für jung. Ihr Eltern wißt doch, daß ihr auch wohl einmal etwas vertragen köͤnnt, woran euer Kind zu Grunde ehen würde! Wir sind keine Freunde des Alkohols, aber mmerhin: wieviel leichter verträgt der Erwachsene r ein großes Glas Schnaps als ein Kind! Laßt ihr eure Kinder chnaps trinken? Der Hnpenfesetaone tut das vielleicht, der Ver⸗ kommene, der Gewissenlose, oder auch der Dumme — aber anz gewiß nicht der gescheite Mann und die helläugige Frau, die enschenwert fühlen und die wollen, daß ihre Kinder heran⸗ wachsen zu . und starken Menschen, zu Glücklichen, die's ein⸗ mal womöglich besser haben, als ihre Eltern selbst. Gebt ihr euren Kindern Schnaps? Tut ihr's nicht, so dürft ihr sie aus ganz den⸗ selben Gründen auch keine Schundbücher lesen lassen. Oder wollt ihr nicht, daß sie vorwärts kommen?
Sollen sie das, so müssen sie damit rechnen lernen, wie's in der Welt wirklich hergeht. Will ich mir eine Stellung im Leben ver⸗ soffen muß ich mich auf Menschen, Dinge und Verhältnisse ver⸗ stehen, wie sie sind. Wo gehts denn im Leben zu, wie in diesen
Schauerromanen mit den ergreifenden Bildern vorn? Wo sind Menschen, die nicht nur allmächtig, sondern auch allwissend sind, wie der liebe Gott? Anderseits: wo sind diese eingefleischten Teufel,
denen rein gar nichts einen Spaß macht, als ganz ausgesucht niederträchtig zu sein? Hat irgendwer von euch schon irgendwen von der Sorte Menschen kennen gelernt, die in diesen Heften die Hauptrolle spielen? Oder irgend etwas erlebt, wie es hier geschildert wird? Oder auch nur sprechen gehört, immer hochtrabend und immer unnatürlich, wie es diese Puppen da tun, mit denen man Theater vor⸗ macht? In 11 steht ja das Leben auf dem Kopf und strampelt mit den Beinen! Da sperren natürlich eure Jungen die
FS auf, so was gefällt ihnen, denn das kichen sie nirgendwo anders
zu sehen. Aber hier liegt die Sache nicht, wie beim lieben Märchen, wo zwar auch nur ein Schein gezeigt wird, aber ein schöner und sinniger Schein. Der Märchenschein, der verweht beim Aelter⸗ werden von selber, wie ein Morgennebel beim wachsenden Tage sich von Wiesen und Wald zieht, aber bei diesen Schriften wird getan, als wenn sich's um die jüngste Vergangenheit oder gar um die Gegen⸗ wart handelte, kurz, als wenn es so in der Wirklichkeit hergehen könnte. Euer Knabe soll dieses Zeug für möglich halten. Und er hält es dafür, weil er noch an Gedrucktes glaubt. Armer Junge du, der mit 5 aufgeblasenen Phantastereien im Kopfe dann im Leben vorwärts soll — du mußt schon Glück haben, wenn du nur mit heilen Gliedern aus dem Kampf ums Dasein herauskommst. Vorwärts kommen kannst du mit so verdorbenem Kopfe nimmer und nie.
Sollen wir vorwärts, müssen wir gesund sein. Unsere Jungen müssen sich nicht nur nach und nach darüber klar werden, was im
Leben möglich ist und unmöglich ist, sie müssen auch Kraft haben,
Tüchtiges zu tun. Wer sich mit Nick Carter und Sherlock Holmes oder ihresgleichen den Kopf schwindlig zu machen lernt, der ruiniert ch aber so nebenbei auch die Nerven. Die Erholung ist zum Kraft⸗ ammeln nötig, deshalb muß in ihr Ruhe sein. Diese Schund⸗ iteratur aber raubt die Ruhe, denn sie spannt“ fortwährend und hetzt dadurch den Geist von Aufregung zu Aufregung. Mit⸗ unter kommts bis zum Ueberschnappen — wie bei dem Jungen in Hannover, der all seine Holzpapierherrlichkeiten dieser Art mit einer Girlande zusammenband ... und sich dann erschoß. Mitunter kommt's zum Verbrechen, wie bei dem Laufburschen in Cöln, der unter Berufung auf ein Sherlock⸗Holmes⸗Bild seinen ... Mord an einem Knaben sciilderte. Stets aber kommt es zu einer Schwächung. Das braucht gar nicht erst bewiesen zu werden, denn jeder sieht doch
wohl ohne weiteres ein: daß gesunde Nahrung gesünder ist als unge⸗ sunde. Diese Hefte nähren nicht, sie zehren.
Leser du und Leserin du, ihr seid doch nicht dumm — wenn euch einer anschreit, so wißt ihr, er will etwas von euch für sich, und wenn euch einer schmeichelt, so traut ihr dem Kerl nicht. Nun vergleicht bloß das Aeußere dieser Hefte mit einem anständigen Buch. Welches spricht ruhig zum Beschauer, wie einer, der eben etwas mitzuteilen hat, und weehe schreit ihn schon mit dem Bilde an: „Kauf mich! Kauf mich!“ Und diese schreierischen Bücher schmeicheln auch, und wenden sich, wie alle Schmeichler, nicht an das Beste, sondern an das weniger Gute in uns. In uns — ich meine in unsern Jungen. Sie wenden sch nicht an die gesunden Jungenstriebe, die verderben sie, und dann 95—2, . sie den niedrigen Instinkten. Sie drücken sie herunter zum Tierischen, während wir doch alle Ur⸗ sache haben, unsere Jugend stark zu machen, damit sie das Tier in
ch — und um sich — im Zaum halten kann. Warum tun sie das?
eil das Gemeine immer das Allgemeine ist: wer sich ans Tier im Menschen wendet, fängt am leichtesten die meisten Leser, und wer die meisten Hefte verkauft, macht die besten Geschäfte.
Und das muß man ihnen lassen, Geschäfte machen die Herren Verfasser und Verleger, ganz großartige Geschäfte mit ihrem Schund. Es ist nachgewiesen, daß unserem Volk damit Millionen aus der Tasche gezogen werden. Ein einziger dese Herren, die sich vor euch und euern Kindern so gern als „Volksfreunde“ aufspielen, hat 2 ½ Millionen in einem einzigen Jahre mit seinem Schunde auf eure und euresgleichen „gemacht“. In Wahrheit ist nämlich dieser Schund, der tut, als wenn er billig wäre, auch noch skandalös teuer. Denn für dasselbe Geld, das hier euch oder euren Jungen abgeluchst wird, könnten sie das Beste und Erfreulichste zum Lesen bekommen. Und zwar „Dauerware“! Wir meinen: Bücher, die sich halten. Bücher, an denen man sich nicht nach ein⸗ oder zweimaligem Purchfressen den Magen verdorben hat, sondern die man in den Schrank stellt, wo sie sich nach und nach zu einer Bücherei von so hohem inneren Werte an⸗ sammeln, wie nur die irgend eines Reichen. Wollt ihr wissen, wo sie zu kaufen sind, so wendet 50 ₰ daran und schickt sie in Briefmarken an den Geschäftsführer des Dürerbundes Georg D. W. Callwey in München mit der Bitte, euch dafür postfrei den „Gesundbrunnen“ zu senden. Der gibt euch neben manchem andern Nützlichen und Unter⸗ haltsamen vielerlei Ratschläge, was, wo und wie ihr für weniges Geld die besten Bücher ins Haus bekommt. Ihr solltet auch zu stolz sein, als daß ihr euch von Geschäftemachern ausbeuten läßt, die euer Nichtverstehen benutzen wollen, um euch Schund anzuschmieren, und euch im stillen auslachen. 1 3
Wir, die wir hier zu Euch sprechen, wir dünken uns nicht besser oder vornehmer oder ischeiter als Ihr seid, noch treibt uns irgend ein Geld⸗ oder Parteiinteresse zu Euch. Unser Dürerbund will keine Profite, weil er überhaupt keine Geschäfte macht. Und er hat zu Mitgliedern überzeugte Sonaldemokraten so gut wie Angehörige aller bürgerlichen Parteien. Die Jugend liegt uns allen am Herzen, genau so, wie sie Euch am Herzen liegt. Durch unsern Beruf aber sind wir gerade über diese Dinge besser unterrichtet als Ihr, wie Ihr Eurerseits auf andern Gebieten besser unterrichtet seid, als wir sind. Wir dürfen also zu Euch guten Gewissens reden. Und wir warnen Euch und Eure Familie vor der Schundliteratur als vor einem geistigen Gifte. Verbündet Euch mit uns (wie das ge⸗ schehen kann, sagt Euch auch der „Gesundbrunnen“*), um statt Auf⸗ regungen und Rausch heilende, nährende und kräftigende Freuden in alle unsere Heimstätten zu bringen. Und damit die echte Bildung, die für jeden, der sie gewonnen hat, nach dem alten Sprichwort Macht bedeutet — und die zugleich Glück bringt.
Darum: schäft Fure Jungen und Mädel vor dem gedruckten Schund! Bekämpft ihn, wo Ihr ihn nur findet, schickt Eure Kinder vom allzu reichlichen Schmökern weg zur Fee ins Freie und verschafft ihnen, wenn sie lesen wollen, Gutes zum Lesen, das nicht
teurer, sondern billiger ist! Der Dürerbund.
“
Mmuüunst und Wissenschaft. Marées⸗Ausstellung in der Sezession.
e stattliche Reihe in ihrem Wesen grundverschiedener Künstler, die uns die Sezession im letzten Jahrzehnt nacheinander als bahn⸗ brechende Meister vorführte, ist um einen neuen vermehrt. Zu den Manet und Monet, den Gogh, Whistler, Klimt und Erler ist Hang von Maréeg gesellt, den die Veranstalter der Ausstellung und ein Teil der Kritiker den größten Meistern aller Zeiten gleichstellen. Nüchternere Beurteiler wollen in diesen Ausstellungen, ohne ihren relativen Wert irgend zu bezweifeln, Zugeständnisse an den Kunst⸗ snobismus oder gar einen unmittelbaren Ausdruck dieser unerfreulichen Niedergangserscheinung erblicken und Leute, die hinter die Kulissen sehen durften, behaupten, daß ein Hene genee für diese Veranstaltungen bei den Interessen des Kunsthandels zu suchen sei. Das soll hier nicht be⸗ stritten werden, doch tut man der Wahrheit wohl keinen Zwang an, wenn man in ihnen auch das nervöse Suchen eines auf Irrwege ge⸗
ratenen Kunstgeschmacks sieht, der aus der Anarchie hinausmöchte und nach einer zwingenden Führerschaft Ausschau hält. Eine Sehnsuch die auf Erfüllung wenig Aussicht hat, solange das L'art pour l'ar als tyrannisches Dogma in seiner Herrschaft verbleibt. aß auf Mares sich die Blicke der Modernen lenkten, ist an sich nicht p. wunderlich, decken sich doch seine Verachtung des Stofflichen un seine ausschließliche Betonung der Form mit der modernen Kunst auffassung. er war Hans von Marées? Den 1887 in Rom Verstorbenen kannte und schätzte nur ein kleiner Freunde kreis, bis die Jahrhundertausstellung einige seiner Bilder w teren Kreisen nahe brachte. Marées war 1837 in Elberfeld geboren, studierte zunächst in Berlin unter Karl Steffeck und ging dann nach München, wo er im Pilotyschen Kreise wenig Anregung, durch den Grafen Schack aber tatkräftige Förderung ; Wie Böcklin und Feuerbach sollte er sein künstleri sches Selbst erst in Rom finden, wo er seit 1864 fast ununterbrochen lebte. Hatte er unter Steffecks Einfluß meist Pferde⸗ und Reiterbilder gemalt, die durch scharfe 1 Naturbeobachtung und eine hervorragende Wiedergabe der Bewegung ausgezeichnet sind, so ging ihm in Italien vor den gewaltigen Werken der Renaissance der Sinn für das Monumentale auf, der hinfort sein anzes Schaffen beherrschte. Die ei eentliche Originalität des alers, seine Raumdarstellung und das Abwenden vom Stofflichen, machten sich in den Werken seiner italienischen Zeit bald bemerkbar. Noch sind moderne Gegenstände, noch sind natürliche Land⸗ schaften behandelt, aber schon bald in einer Form und Farbe, die dem naiven Schauen und aller Erfahrung entrückt scheinen. Schließlich verliert alles für ihn Interesse, was nicht rein künstlerischer, formaler Inhalt ist. In der ersten Zeit seines römischen Aufenthalts hatte er ch noch eingehend mit dem Porträt befaßt und auf diesem Gebiete, so lange er sich auf ihm betätigte, beaßjeesishe ausgereifte Werke eschaffen, es sei nur an des Künstlers Selbstbildnis, das von der ahrhundertausstellung her bekannte, „Lenbach und Marées“ und an das prächtige Bild „Hildebrandt und Grant“ u. a. erinnert. Das Interesse für das Porträt tritt aber bald vor dem für das Groß⸗ Monumentale zurück, und die Bilder verlieren mehr und mehr das Gegenständliche. Nackte menschliche Körper in Hainen ruhend oder sich in ihnen bewegend bilden immer wieder den Gegenstand der Dar⸗ stellung. Und in diesen Bildern bietet der Künstler zugleich etwas für seine 1*. Neues: er schafft aus einem starken Gefühl für das Räumliche ompositionen im Raum nach der Tiefe. Die Vertikallinien der Bäume, die Horizontallinien der Landschaft und die mit diesen sich kreuzenden und schneidenden Formen der bewegten Menschenkörper er⸗ zeugen überraschende räumliche Vorstellungen von einfacher Gesetz⸗ näßssset Daneben verliert die Farbe für den Maler immer mehr an Bedeutung. So war, was Marées wollte, durchaus originell und großzügig. Die Tragik seines Lebens aber war es, daß diesem großen Wollen ein Mangel an künst⸗ lerischem Vermögen qualvoll hemmend im Wege stand. Schon Graf Schack hatte sein Verhältnis zu dem Künstler gelöst, weil er kein Werk wirklich zu vollenden vermochte. Gegen dieses verhängnis⸗ 6 volle Unvermögen hat Marées auch in Rom vergebens angekämpft. Die in der Sezession vereinten Bilder und Skizzen zeigen deutlich diesen tragischen Kampf. Die Skizzen und ersten Entwürfe stehen zeichnerisch und malerisch meist über den weiteren Ausführungen. Kaum ein Blld ist frei von groben, störenden Verzeichnungen, bei vielen haben die fortgesetzten Uebermalungen der Farbe jede Leuchtkraft geraubt und die Linien schwung⸗ und leblos eemacht. Dieses traurige und afalelof⸗ Ringen muß in dem Cücene tiefes menschliches Mitgefühl mit dem Künstler erwecken, für die Einschätzung seiner Kunst darf aber schließlich doch nur sein Können maßgebend sein. Da käme man dann zu dem wenig erfreulichen Gesamtergebnis, daß Mares dem großen Hauptproblem, mit dem er serungen, obwohl er u seinem Erfassen ein neues und wesentliches rinzip hinzuerobert hat, nicht gewachsen war. Dies Urteil darf man aber erfreulicher⸗ weise bis zu einem Frlfsen Grade einschränken. Einmal ist der Maler seinem Ideal bis an die Grenze der Erfüllung nahe gekommen: in dem kraftvoll⸗eigenartigem Triptychon: St. Martin, St. Hubertus und St. Georg. ier ist Tiefe im Raum mit den originellen Mitteln der Ueberschneidung erzielt, hier stört keine Unbeholfen⸗ heit in der Zeichnung, hier wirken die dera⸗ durch Schmelz und Frische. In diesem Bild bringt Marses die Beglaubigung dafür, daß das Ziel, nach dem er rang, kein unerreichbares Trugbild war. Bezeichnend ist es aber, daß die Figuren dieses Bildes nicht in der absoluten Passivität verharren, in die der Künstler sonst die 88. auf seinen Gemälden verweist, daß sie vielmehr Vorgänge darstellen.
In der japanischen Sammlung des Konsuls A. G. Moslé aus Leipzig, die im Kunstgewerbemuseum ausgestellt ist, werden vom Dienstag ab die bisher vorgeführten Holzschnitte, Gewebe und Stickereien durch eine zweite gleichwertige Auswahl aus den reich⸗ Beständen ersetzt werden. Die Ausstellung wird bis Anfang April geöffnet bleiben.
Seine Hoheit der Herzog Adolf Fützdrc zu Mecklenburg ist, W. T. B.: zufolge, von der Philosophischen Fakultät der Landes⸗ universität Rostock wegen seiner Verdienste um die Wissenschaft durch e,e von Teilen Afrikas zum Doctor hon. causa ernannt worden.
11 Am Sonnabendabend fand in Dresden eine Festsitzung des Vereins für Erdkunde statt, in der Sven von edin als Ehrenmitglied vor einer glänzenden Versammlung einen Vortrag über seine Forschungen in Tibet hielt. — Erschienen waren unter anderen Ihre Königlichen Hoheiten der Prinz und die Prinzessin Johann Georg, Kronprinz Georg und Prinz Friedrich Christian sowie zahlreiche Mitglieder der Staats⸗ und der städtischen Behörden.
Am 12. d. M. ist, wie die Blätter melden, der Bildhauer Pro⸗ fessor Ferdinand Lepcke hierselbst verstorben. Er war 1866 in Coburg geboren, hatte in Berlin an der Kunstgewerbeschule und an der Kunstakademie studiert und als junger Künstler von 27 Jahren den großen Staatspreis und bald darauf die goldene Staatsmedaille erhalten. Lepcke hat zahlreiche ideal⸗plastische Arbeiten, Büsten und Hermen geschaffen. Unter seinen Monumental⸗ arbeiten ragt der Sintflutbrunnen hervor, den er für die Stadt Coburg aus feh hat. Füt Teltow schuf er den Stubenrauch⸗ Brunnen. 8 e Nationalgalerie besitzt von ihm die Skulpturen „Der Bildhauer“ und „Das Wiedersehen“.
8 Bauwesen.
Aà. F. Am Geburtstage Schinkels, dem 13. März, feiert der Architekten⸗Verein, wie alljährlich, so auch diesmal, sein ahresfest in den schön geschmückten Festräumen seines Hauses in der ilhelmstraße, das als das 85. des Bestehens des Vereins von besonderer Bedeutung war. Durch Quartettgesang der Konzertvereinigung von Mitgliedern des Königlichen Hof⸗ und Domchors feierlich eingeleitet, begann die Sitzung mit der Verlesung des Jahresberichts durch den Vorsitzenden, Geheimen Oberhaurat Stübben. Der Bericht konnte von weiterer, höchst befriedigender Entwicklung des Vereins melden. Eine Ueberraschung brachte am Schluß die aus Anlaß des 85. Stiftungs⸗ festes ge ꝓK. Ernennung der 7 Herren zu Ehrenmitgliedern: es sind das die Herren Oberbaudirektor, Wirklicher Geheimer Rat Karl Hinkeldeyn, Ministerialdirektor a. D., Wirklicher Geheimer Rat, Dr.⸗Ing. August Schroeder, Geheimer Baurat, P fessor Heinri Kayser, Dr.⸗Ing. Nicolat von Belebusky. St. Petersburg, Architekt Pierre Jéörome Honoré Daudet, Paris Archikekt John Belcher in London, Architekt Peter Josef Huberk Cuypers in Amsterdam. Es folgte, von dem Minister der öffent⸗ lichen Arbeiten von Breitenbach persönlich vorgenommen, die Verteilung der Schinkelpreise und Schinkeldenkmünzen a
die 11 damit ausgezeichneten Bewerber, deren Namen an dieser Stelle