Seine Majestät der König haben Allergnädigst geruht:
den Oberförster Altmann in Kastellaun zum Regierungs⸗
nd Forstrat und
den in die
Schulz, bisher
innere Mission in Liegnitz, —
Löwenberg I, Regierungsbezirk Liegnitz, zu ernennen, dem Konsistorialrat,
farrstelle zu Löwenberg berufenen Pastor ereinsgeistlicher des Provinzialvereins für zum Superintendenten der Diözese
arrer Anton Jäger in Bierstadt
en Charakter als Geheimer Konsistorialrat zu verleihen sowie infolge der von der Stadtverordnetenversammlung zu
eitz getroffenen Wahl den Stadtrat Robert Kelp in
ern⸗
urg (Anhalt) als Zweiten Bürgermeister der Stadt Zeitz für
die gesetzliche Amtsdauer von zwölf Jahren zu bestätigen
Finanzministerium.
Die Rentmeisterstelle bei der Aeeht hen Kreiskasse
in Vohwinkel, Regierungsbezirk Düsseldorf, ist zu besetzen.
Ministerium für Handel und Gewerbe.
Die Bergassessoren Brunner im Bergrevier Nord⸗Han⸗ over und Schantz im Bergrevier West⸗Kottbus sind zu Berg⸗ inspektoren ernannt worden.
Ministerium für Landwirtschaft, Domänen und Forsten.
Dem Regierungs⸗ und Forstrat Altmann ist die Forst⸗ inspektion Oppeln⸗Nord übertragen worden.
Versetzt worden sind: der Regierungs⸗ und Forstrat Hermes in Oppeln seinem
Fnceng entsprechend auf die Oberförsterstelle Marburg (Bezirk
2 Forstmeister Bockemühl in Neubrück an der Spree nach Vordamm (Oberförsterei Driesen),
der Oberförster Bergemann in Nienover bei Bodenfelde nach Glashütte in Holstein (Oberförsterei Segeberg), 1
der Oberförster Henke in Wanda bei Mixstadt (Bezirk Posen) nach Neubrück an der Spree,
der Oberförster Schnackenberg in Glashütte in Holstein nach Nienover bei Bodenfelde.
Dem Oberförster Dr. Borgmann in Eberswalde ist die Oberförsterstelle Kastellaun, dem Oberförster Kräft in Mauche die Oberförsterstelle Wanda (Bez. Posen) übertragen worden.
Der Titel Hegemeister ist folgenden Förstern im Re⸗ gierungsbezirk Trier übertragen worden:
Bruch in Riegelsberg, Oberförsterei Saarbrücken,
Lichtenberger in Altenwald, Oberförsterei .gae
Merl in Dirmingen, Oberförsterei St. Wendel,
Röder II. in
Forsthaus Spieserhöhe, Neunkirchen. 1“
Die Oberförsterstelle Wanfried im Regierungsbezirt Cassel ist zum 1. Mai 1909 zu besetzen; Bewerbungen müssen 1
bis zum 10. April eingehen.
Ministerium der geistlichen, Unterrichts⸗ und Medizinalangelegenheiten.
Der bisherige Stadtschulinspektor in Breslau Helmuth Witt ist zum Kreisschulinspektor für Berlin⸗Lichtenberg er⸗ nannt worden.
In der Vierten Beilage zur heutigen Ausgabe des „Reichs⸗ und Staatsanzeigers“ ist eine Bekanntmachung, be⸗ treffend eine stadt, veröffentlicht.
Nichlamtliches. Deutsches Reich.
Preußen. Berlin, 26. März.
In der am 25. d. M. unter dem Vorsitz des Staats⸗ ministers, Vizepräsidenten des Staatsministeriums, Staats⸗
sekretärs des Innern Dr. von Bethmann Hollweg ab⸗
gehaltenen Plenarsitzung des Bundesrats wurde dem Entwurf eines Weingesetzes in der vom Reichstage beschlossenen Fassung die Zustimmung erteilt. Annahme fanden ferner die
ntwürfe eines Gesetzes, betreffend Aenderungen des Gerichtsver⸗ fassungsgesetzes, einer Strafprozeßordnung und eines Einführungs⸗ gesetzes zu beiden Gesetzen. Dem Entwurf des Landeshaushalts⸗ etats wurde in der vom Landesausschusse beschlossenen Fassung zu⸗ gestimmt. Genehmigt wurden die Vorlage wegen e. des Gesetzes über die Freizügigkeit und des Gesetzes über den Unterstützungswohnsitz auf der Insel Helgoland, die Vor⸗ lage, betreffend die Verlegung der Zollgrenze beim Alten Hafen in Bremerhaven, und die Vorlage, betreffend Aenderung der Grenze des hamburgischen Freihafengebiets. Von dem
Weißbuch über die Ergebnisse der in London vom 4. Dezember Meinungsverschiedenhelt.
1908 bis 26. Februar d. J. abgehaltenen Seekriegsrechts⸗ konferenz nahm die Versammlung Kenntnis. Die Vorlage, betreffend Ausführungsbestimmungen zum Wechselstempelgesetze, wurde angenommen. Schließlich wurde über die Besetzung einer Mitgliedstelle beim Reichsbankdirektorium, die 8 einer Ratsstelle beim Reichsmilitärgericht, die Festsetzung des Ruhegehalts von Reichsbeamten und über verschiedene Eingaben Beschluß gefaßt. .
Der Ausschuß des Bundesrats für Handel und Verkehr sowie die vereinigten Ausschüsse für Handel und Verkehr und für Justizwesen hielten heute Sitzungen.
—
Der chilenische Gesandte Augusto Matte ist nach Berlin zurückgekehrt und hat die Leitung der Gesandtschaft wieder übernommen.
fuͤr Elsaß⸗Lothringen auf das Rechnungsjahr 1900
Oberförsterei
In der Dritten Beilage zur heutigen Nummer des „Reichs⸗ und Staatsanzeigers“ wird eine Uebersicht über die Ge⸗ winnung der Bergwerke, Salinen und Hütten im Deutschen Reich und in Luxemburg während des Fagse 1908, vorläufiges Ergebnis, zusammengestell im
aiserlichen Statistischen Amt, veröffentlicht.. *535353
1
Laut Meldung des „W. T. B.“ ist S. M. S. „Jaguar“ am 23. März in Suva (Fidjiinseln) eingetroffen und vor⸗ gestern von dort nach Apia in See gegangen.
S. M. S. „Tiger“ ist am 23. März in Amoy ein⸗ getroffen und vorgestern von dort nach Futschau in See gegangen.
11““ Württemberg. Ihre Kaiserliche Hoheit die Herzogin Wera von Württemberg hat, nach einer Meldung des „Staatsanzeigers für Württemberg“, in der Schloßkirche zu Stuttgart den Uebertritt zum evangelischen Glaubensbekenntnis vollzogen.
Oesterreich⸗Ungarn.
Der ungarische Ministerpräsident Dr. Wekerle wurde gestern nach einer Meldung der ‚„Neuen Freien Presse“ vom Kaiser Franz Joseph in längerer Audienz empfangen. Nachmittags fand im Ministerium des Aeußern ein gemein⸗ samer Ministerrat statt, der sich mit der auswärtigen Lage beschäftigte. 1 vr10⸗ — In der heutigen Sitzung des österreichischen Ab⸗ geordnetenhauses brachten die Sozialdemokraten einen Dringlichkeitsantrag ein, in dem die Regierung, „W. T. B.“ zufolge, aufgefordert wird, ihren verfassungsmäßigen Einfluß auf die gemeinsame Regierung voll auszuüben, um sie zu ver⸗ anlassen, ihre Bemühungen um Erhaltung des 8 energisch und ausdauernd fortzusetzen. as Haus setzte die Spezialdebatte über das Tierseuchen⸗ gesetz fort. b — Die Demonstrationen der Tschechen in Prag gegen die deutschen Studenten hatten gestern, „W. T. B.“ zufolge, wieder einen solchen Umfang ange⸗ nommen, daß die Polizei mit Unterstützung von zweihundert Gendarmen im Laufschritt und mit Sturmsignalen den Wenzelsplatz und die Tschelakowsky⸗Anlagen räumen mußte.
Großbritannien und Irland.
Im Unterhause richtete gestern der Abgeordnete Gretton (kons.) an die die Frage, ob die Erklärung über die Absichten der deutschen Regierung, betreffend deren Schiffsbauprogramm, von dieser in einer Note an das englische Auswärtige Amt auf amt⸗
Wege über andere Mitglieder der 48 mündlich gemacht worden sei, ferner wann die deutsche Regierung zum ersten Male ihre Erklärung über die Absicht einer Beschleunigung
wiederholt worden sei.
auf die er
Der 5 Asquith erwiderte, „W. T. B.“ zufolge,
te Anfrage, daß die Mitteilung an Grey mündlich auf dem üblichen diplomatischen Wege gemacht worden sei, und auf die zweite, daß die definitive Erklärung, um die es sich handele, mündlich am 10. März abgegeben worden sei und dahin gelautet habe, daß es nicht die Absicht der deutschen Regierung sei, ihr Schiffsbauprogramm zu beschleunigen, und daß sie erst Ende 1912 zwölf Dreadnoughts haben
1 1
Anleihe der Stadtgemeinde Rudol⸗
werde. Beim Vergleich dieses letzten Teils der Erklärung mit der Informatson der Admiralität über das deutsche Schiffsbauprogramm sei die Regierung zu dem Schluß gekommen, daß darin nur Schlacht⸗ schiffe und nicht Kreuzer enthalten seien. Durch die Rede des Staats⸗ sekretärs von Tirpitz, die, wie er sich zu erinnern glaube, am 16. d. M.
gehalten worden sei, wäre klar geworden, daß seine Mitteilung die
8
V
Kreuzer miteinbegriffe. Am 18. d. M. sei die Regierung benach⸗ . worden, daß bezügligh zweier gemäß dem deutschen Programm im Finanzjahr 1909/1910 sin Auftrag zu gebender Schiffe gewissen
Firmen im voraus der Abschluß von Verträgen versprochen worden
wäre. Man habe der Regierung aber zu verstehen ge⸗ geben, daß dies die vorhergegangenen Mitteilungen über die Bauzeit in keiner Weise modifiztere. Diese Mitteilung sei eben⸗ falls von dem Staatssekretär von Tirpitz um dieselbe Zeit gemacht worden. Irgendwelche Kommentare in bezug auf die Wirkung, welche diese Information auf das englische Programm haben könnte Leee sollte, müsse er sich bis zur bevorstehenden Debatte vor⸗ ehalten.
Nachdem der Premierminister noch eine Anfrage Byles',
ob er die eben gemachte Mitteilung so verstehen solle, daß die Regierunz sich in ihrer Annahme geirrt habe, es hätte eine Beschleumngung der deutschen Bauten stattgefunden, verneint
hatte, trat das Haus in die Tagesordnung ein.
Frankreich.
In der gestrigen Sitzung der Deputiertenkammer standen die Nachtragsforderungen für die Opera⸗ tionen in Marokko auf der Tagesordnung.
Nach dem Bericht des „W. T. B.“ verlangte Jauroͤs Ver⸗ tagung und wünschte Aufklärungen über die von dem Gesandten Regnault in Fes geführten Verhandlungen und über die nach Angabe v“ dabei zutage getretenen Meinungsverschiedenheiten. — Der Minister des Auswärtigen Pichon erklärte, er werde erst Mitteilungen machen können, wenn die Verhandlungen beendet seien. Sie gingen in befriedigender Weise vor sich, und es bestehe keine In wesentlichen Punkten hätten die Ver⸗ handlungen beteits zum Ziele geführt.
Die Kammer lehnte den Vertagungsantrag Jaurôês mit . 73 Stimmen ab und nahm die vom Senat bereits bewilligten Nachtragskredite in Höhe von 24 319 595 Fr. mit 431 Pgen 38 Stimmen an.
arau beantragte Delcassé die Ernennung einer parlamentarischen Untersuchungskommission über den Zustand der Marine.
In der Begründung seines Antrags führte Delcassé aus, die Bilanz der Narine bestätige deren klägliche Lage und zeige die Un⸗ vorsichtigkeit und Sorglosigkeit der Verwaltung. Man müßte 200 Milliomn aufwenden, um die Marine in den gehörigen Zustand zu bringen, und dabei handle es sich nur um dringliche Ausgaben. Der Redne spielte auf die Meinungsverschledenheiten in der Regierung m und schloß mit der Betonung der Notwendig⸗ keit, eine Kommission zu ernennen, die die notwendigen unabhängiger Vollmachten besäße. Das Parlament allein müsse dariber urteilen, was für eine Flotte Frankreich künftig habn solle im Interesse des Landes und in dem seiner Bündnisse ind Ententen. — Der frühere Marineminister Thomson verbreitete sch über die Unglücksfälle, die in jeder Marine vorkämen
ichem Wege übersandt, oder ab die Erklärung auf dem 8
ihres Bauprogramms übermittelt habe und ob⸗die Erklärung
und die nicht der Anarchie in der Verwaltung, sondern der Um⸗ gestaltung des Materials zuzuschreiben seien. „Insbesondere die alten Schiffe seien nicht eingerichtet gewesen für die gegenwärtigen Schnell⸗ feuergeschütze. Der Redner verteidigte sodann ausführlich seine Verwaltung, die vollkommen ehrenhaft gewesen sei. Die Untersuchungskommission werde keinen schweren Fehler ent⸗ decken, wodurch die Ehrenhaftigkeit der Marinebeamten befleckt werden könnte. — Der Berichterstatter für das Marinebudget Brousse blieb dabei, daß zahlreiche Mißbräuche vorhanden und unnütze Ausgaben gemacht worden seien, und hob zum Schluß hervor, daß es angebracht sei, alles für das Vaterland und die nationale Ver⸗ teidigung zu bewilligen, aber nichts für Verschwendung. — Der Marine⸗ minister Picard erklärte, er habe die Marinebilanz mit der schätzenswerten Hilfe des Finanzministers aufgestellt, und besprach sodann mehrere Punkte des Berichts des Deputierten Brousse. Der Minister schloß mit der Erklärung, daß seine Sorge stets der nationalen Verteidigung gelte. — Der Admiral Bienaimé gab seinem Bedauern darüber Ausdruck, daß diejenigen, die die Ursache für die heutige Lage der Marine seien, die Ratgeber des Ministers blieben. — Berteaux erklärte im Namen der Budget⸗ kommission, diese verlange, daß die Untersuchungskommission in keiner Weise beschränkt werde. — Der Finanzminister Caillaux sagte, wenn der Budgetkommission in zwei Monaten ein Ergebnis der Enquete nicht vorliege, werde sie sich mit den von der Regierung gelieferten Auskünften begnügen. Uater dieser Bedingung nehme die Regierung die Mitarbeit der Untersuchungskommission und der Budgetkommission für das Wohl der Landesverteidigung an. — Der Ministerpräsident Clemenceau erklärte sein Einverständnig damit, daß der Arbeit der Untersuchungskommission keinerlei Be⸗ schränkung auferlegt werde. Der Minister werde den Kommissionen alle verlangten Unterlagen und Erklärungen zur Verfügung stellen. Er nehme deshalb die Tagezordnung Jourde an, welche die Er⸗ nennung einer Untersuchunaskommission beschließe und dem Vertrauen zur Regierung Ausdruck gebe.
Die Kammer sprach sich mit 316 gegen 267 Stimmen gegen die Vorwegnahme des Antrages Delcassée aus, der ein Vertrauensvotum für die Regierung nicht enthält, und nahm mit 329 gegen 179 Stimmen den ersten Teil der Tages⸗ ordnung Jourde an, der die Erklärungen des Marineminiszers und des Finanzministers billigt und das Vertrauen aus⸗ spricht, daß die Regierung die Hebung der Seestreitkräfte sichern werde, und darauf einstimmig mit 545 Stimmen den zweiten Teil der Tagesordnung Jourde, in dem erklärt wird, daß die Kammer entschlossen ist, die Verantwortlichkeiten für die von dem Marineminister dargelegten und namentlich vom Rechnungshof hervorgehobenen Tatsachen festzustellen, und daß sie beschließt, zu diesem Zweck eine Kommission von 33 Mitgliedern zu ernennen. Sodann nahm die Kammer durch Zuruf den Antrag im ganzen an, worauf die Sitzung vertagt wurde.
— Das Streikkomitee der Postbeamten, das gestern Abend zusammentrat, kündigt, „W. T. B.“ zufolge, gegenüber dem Beschluß des Ministerrats, die Urheber der vorgestern in Paris angeschlagenen Erklärung, daß die Beamten Unter⸗ staatssekretär Simyan nicht mehr als Chef anerkennen, zu er⸗
mitteln und zu maßregeln, das Wiederaufleben des
Streikes an
“ Italien.
Die Deputiertenkammer wählte gestern, „W. T. B.“ zufolge, Marcora zum Präsidenten und Cappelli, Finoc⸗ chiaro Aprile, Guicciardini sowie den Sozialisten Costa zu Vizepraͤsidenten. 8s 8 Portugal.
Der Flottenrat hat, „W. T. B.“ zufolge, den Ankauf von zwei Panzern mit einem Deplacement von 14 000 Tons,
von sechs Torpedobooten, sechs Torpedobootszerstörern und zwei Unterseebooten empfohlen.
Niederlande.
Der Beginn der Verhandlungen des Schiedsgerichts üͤber
den Casablanca⸗Zwischenfall ist, nach einer Meldun des „W. T. B.“, auf den 1. Mai festgesetzt worden. G
Belgien.
Die Deputiertenkammer hat, nach einer Meldung des „W. T. B.“, gestern in fortgesetzter Beratung über den Maximalarbeitstag für die Bergarbeiter ohne Wider⸗ spruch beschlossen, daß die höchste Arbeitszeit — Ab⸗ und Aufstieg inbegriffen — neun Stunden betragen soll. Der acht⸗ stündige Arbeitstag war vorher mit 76 en 39 Stimmen ver⸗ worfen worden. 1 8 8
Serbien.
Das vom Kronprinzen Georg an den Minister⸗ präsidenten gerichtete Schreiben über seine Verzicht⸗ leistung auf das Thronfolgerecht hat, nach dem „K. K. Telegraphen⸗Korrespondenzbureau“, folgenden Wortlaut⸗
Geehrter Herr Präsident! Von den gänzlich unbegründeten und ungerechten Insinuationen ergriffen, die ein unglücklicher Zufall gewissen Kreisen unserer Oeffentlichkeit hervorgerufen hat, beehre sch mich, Ihnen in Verteidigung meiner bisher durch nichts befleckten E und meiner vollkommen reinen, ruhigen Seele, folgende Erklärung zugeben: Im tiefsten Bewußtsein der Pflicht, die mir im gegenwärti Augenblick mein Gewissen auferlegt, entsage ich im Interesse des Vat landes allen Rechten und Prärogativen, die mir nach der Verfafft zukommen. Dieser mein Entschluß ist unerschütterlich. Demnach b ich Sie, im Sinne desselben vorzugehen und Schritte zu unt nehmen, daß er auch die höchste Genehmigung erlangt. Indem ich immer allen Rechten auf den Thron entsage, die mir auf Grund Landesverfassung gebühren, werde ich trotzdem stets bereit sein, Serbe und Soldat mein Leben dem Könige und dem Vaterland opfern. Empfangen Sie, Herr Präsident, den Ausdruck mei Hochachtung. Georg.
In dem gestern abgehaltenen Ministerrat wurde, obig Quelle zufolge, beschlossen, die Entscheidung über d. Verzicht des Kronprinzen auf die Thronfolge 2 König, als dem Haupte der Dynastie, zu überlassen. Der Prinz Alexander erklärte auf das bestimmteste, daß er die Thronfolgerechte seines Bruders unter den obwaltenden Un
ständen nicht annehmen werde.
Asien.
Nach Meldungen der „Petersburger Telegraphen⸗Agentur liegen aus den Revolutionszentren in Persien neue be⸗ unruhigende Nachrichten vor. In Täbris wurden vorgesten die Regierungstruppen, die die Vorstadt Berindschie besett halten, von den Nationalisten und der hungernden Stabt bevölkerung angegriffen. Der Kampf, der auf Seiten be Nationalisten 150 Tote und Verwundete gekostet haben Fr dauerte unentschieden bis zum Abend fort. In Buschehr haben die Nationalisten unter Sseid en Murtes 1 gouverneur zum Rucktritt gezwungen und sich 4 verwaltung bemächtigt. Am vergangenen Dienstag nahus, sie auch das Zollamt trotz des Protestes der belgischen Zo
beamten 5 Besitz. Dem „Reuterschen Bureau“ zufolge sind die Städte Schiras, Hamadan und Djask zu den Nationalisten übergegangen. 38
Nach einer Meldung der „Agence Havas“ hat der Machsen beschlossen, gegen El Kittani eine Mahalla auszusenden, und die Schließung aller Zauias, die den Anhängern Kittanis gehören, angeordnet. Er hat ferner von den Freunden Kittanis aus der Nachbarschaft eine Liste auf⸗ gestellt, von denen er wegen der Flucht Kittanis eine Geld⸗ entschädigung verlangen wird.
— Infolge der neuerdings in der arabischen Presse ent⸗ haltenen scharfen Angriffe genehmigte der ägyptische Minister⸗ rat, „W. T. B.“ zufolge, die Wiederanwendung des
reßgesetzes vom Jahre 1881, von dem seit 1894 8 Gebrauch gemacht worden war. Das Ministerium des Innern ordnete jedoch an, daß die ordentlichen Gerichte über die Ergreifung von Repressivmaßregeln ent⸗ scheiden sollten und daß eine administrative Unterdrückung nicht ohne vorherige Zustimmung des Ministerrats angewendet werden dürfe. Durch diese Maßnahme soll eine allzustrenge Anwendung des Gesetzes vermieden werden.
Nachrichten
Das Haus der Abgeordneten seste in der heutigen (61.) Sitzung, welcher der Finanzminister Freiherr von Rheinbaben beiwohnte, die zweite Beratung des Staats⸗ haushaltsetats für das Rechnungsjahr 1909 bei dem Spezialetat der Staatsarchive fort.
Abg. Dr Hauptmann (Sen Schon seit Jahren habe ich den Wunsch geäͤußert, daß die Archive dem Publikum in weiterem Maße zur Verfügung gestellt werden. Es sind zwar Erleichterungen eingetreten, aber sie gehen nicht weit genug. Es ist die Erlaubnis des Oberpräsidenten erforderlich, aber einen solchen hohen Beamten sollte man nicht mit solchen Lappalien behelligen. In dessen Stelle könnten die Archivvorstände entscheiden; bätten diese im einzelnen Falle Bedenken, so könnten sie sich mit einer Anfrage an den Oberpräsidenten wenden. Besonders gegen die Ein⸗ sicht der Archive aus der Zeit vor 1806 durch das Publikum können wohl nicht Bedenken erhoben werden,
Abg. Dr. Hahn (B. d. L.): Ich kann mich diesen Ausführungen nur anschließen; aber die Archsoverwaltungen sind schon bisher liberal verfahren und haben die Einsicht in liebenswürdiger Weise gestattet. Ich möchte ferner anregen, daß unsere jungen Gelehrten einen Kursus 8 der Photogr phie durchmachen können, um alte Manuskripte photo⸗ graphieren zu können, und daß die jungen Kunstgewerbetreibenden zu den Archiven zugelassen werden, um Ornamente u. dergl. studieren zu können. Der Redner regt noch verschiedene Verbesserungen in der Ausstattung und Benutzung der Archive an, u. a. die Ausstattung mit photo⸗ graphischen und galvanoplastischen Apparaten, um Kopien von Manuskripten und Siegela aufbewahren zu können, wenn die Originale nicht erhalten werden könnten, sowie die Anstellung von jungen Damen, die im Interesse der Familienforschung Abschriften aus den Akten herstellen könnten. .
Generaldirektor der Staatsarchive Dr. Koser: Ich danke für diese wertvollen Anregungen Die heutige Uebung für die wissen.⸗ schaftliche Benutzung der Staatsarchive durch Private beruht auf Bestimmungen von 1898, die der Abg. Hauptmann seinerzeit angeregt hat, und die die Prarxis erleichtert haben. Man hat das Jahr 1700 als die Grenze festgesetzt, bis zu welcher eine autonome Entscheidung durch die Archivdirektoren eintreten kann. Diese Begrenzung ist allerdings nur eine äußerliche, aber in überwiegendem Maße werden für wissenschaftliche Zwecke gerade die Bestände aus der Zeit vor jener Grenze, namentlich aus dem Mittelalter und dem ersten Jahrhundert der Neuxiit, benutzt. Ich bin aber gern bereit, die Anregung bei meinem Chef zur Erwägung zu bringen, ob bis 1806, also bis zum Ausgang des alten Reichs, die Benutzung in der Weise freigegeben werden kann, wie es bisher bis 1700 geschieht. Unsere neuen Archiv⸗ gebäude, die in den letzten zehn Jahren in stattlicher Anzahl auf⸗
eführt worden, sind sämtlich mit photographischen Apparaten ausge⸗ tattet; da! geschah zuerst in Koblenz und dann auch in Danzig, Breslau und Magdeburg, und ein besonders interessierter Beamter hat wlederholt Kurse für pbotographische Aufnahmen abgebalten; das Ergebnis dieser Studien wird demnächst in der „Zeitschrift für Archipkunde“ mitgeteilt werden. Die Erhaltung der Siegel ist für uns seit langem eine Crux; wir be⸗ mühen uns, durch galvanoplastische Nachbildungen einen Ersatz zu schaffen, es gehört aber eine besondere Geschicklichkeit dazu, und ich muß gestehen, daß mir galvanoplastische Nachahmungen mangels manueller Geschicklich⸗ keit nicht möglich sein würden. Die Anregung, subsidiäre Sammlungen zur Ergänzung unserer Bestände zu bilden, hat den Historikerkongreß bereits beschäftigt; für eine Sammlung von Zeitungsausschnitten würden sich aber mehr die Bibliotheken empfehlen, die ja auch mehr Zeitungen haben. Um Auszüge aus den Akten zu liefern, dazu haben wir jedoch nicht Kräfte genug; wir werden aber in jeder Weise erwägen, wie wir nach diesen Richtungen Aohilfe schaffen können. In manchen Provinzen reist ferner ein Beamter herum, um sich über das vor⸗ handene Material in Kreisen und Kommunen zu informieren.
Der Etat der Staatsarchive wird bewilligt, desgleichen ohne Debatte der Etat der Oberrechnungskammer und der Etat des Kriegsministeriums, soweit dieser der Beschluß⸗ fassung des Landtags unterliegt (Etat der Verwaltung des Zeughauses in Berlin).
(Schluß des Blattes.)
Parlamentarische
Der Milchverbrauch in der deutschen Reichsdruckerei. 1
MNach einem Bericht der Reichsdruckerei in Berlin hat sich der Milchverbrauch in dieser Druckerei von 27 019 1 im Jahre 1907 bei
einem Gesamipersonale von 2400 Köpfen auf 49 080 1 im Jahre 1908, also um rund 22 000 1 gesteigert; die Vermehrung des Personals in dieser Zeit betrug etwa 200 Personen, Neben vorstehend genanntem Quantum Milch verbrauchten die Arbeiter der Reichsdruckerei andere Getränke in folgenden Mengen: Im Jahre 1907 wurden noch 97 451 Flaschen Selter usw. dem Durst geopfert, im Jahre 1908 93 287. Von Malzbier wurden im Jahre 1907 66 911 und im Jahre 1908 57 668 Flaschen verkauft; außerdem fanden noch Bayrisch⸗, Weiß⸗ und Grätzer Bier im Jahre 1907 einen Absatz von 750 053 Flaschen, welche Zahl sich im Jahre 1908 um 22 000 verringerte: auf 727 848 Flaschen, allerdings immer noch eine recht beträcht⸗ liche Zahl. Aus dem Rückgange des Bierkonsums gegenüber der Steigerung des Milchverbrauchs ist zu ersehen, daß hier der Kampf gegen den Alkohol vorteilhaft in die Erscheinung tritt. Andererseits glauben aber auch die Arbeiter die Erfahrung gemacht zu haben, daß die Milch den Durst beffer löscht als die alkoholischen Getraͤnke. Man kann nur wünschen, daß die Steigerung des Milchverbrauchs auch für die folgenden Jahre in die Erscheinung treten möchte.
— —
Die Pariser Konfektionsindustrie.
Frankreich folgt nur langsam dem Beispiel des Auslandes, eine E1“ hat in Pariz noch nicht stattgefunden, obgleich erichte über die Berliner Ausstellung in den Fachzeitschriften er⸗ schienen. Auch ohne eine solche Uebersicht über die Lage der Heim⸗ arbeiterinnen ist ein französischer Nationalökonom, L. Delpon de Vissec, auf Grund einer Enquete zu ganz radikalen Schlüssen 7 der Heimarbeit in der Pariser Konfektion gekommen. n dem Märzheft der „Mémoires et Documents“ des „Musée social“ fordert er ihre gänzliche Abschaffung; er berichtet:
Die Heimarbeit wird durch die indirekten Beziehungen von Arbeit⸗ geber und Arbeitnehmer gekennzeichnet. Daraus ergibt sich folgende Arbeitsorganisation für die Pariser Konfektion, d. h. die Herstellung fertiger Kleidung für die anonyme Menge. In erster Linie wird das Modell beschafft, in zweiter die Wiederholung des Modells vergeben. Die Konfektion „segelt im Fahrwasser der Mode, deren Demokrotisierung sie bedeutet“. Die Konfektions häuser stellen im Juni jedes Jahres, nach eigenen oder fremden Ideen, die nötige Anzahl von Modellen zusammen, die den Provinzreisenden mit⸗
gegeben werden. Das Publikum entscheidet über Annahme oder Ablehnung, und die Bestellungen folgen dementsprechend. geistige Eigentum an den Modellen ist oft schwer festzustellen und sehr wenig geschützt. für ein Konfektionshaus arbeitet, den Kostenanschlag (Material und Arbeitslohn) einzureichen.
Das Geschäft berechnet danach den Verkaufspreis (10 % Aufschlag auf
das Material, 100 % auf die gesamten Herstellungskosten; die großen
Warenhäuser sollen mit einem Gewinn von 70 % als Minimum
arbeiten). Die Zwischenmeisterin, die das Modell liefert, erhält eine
Bestellung darauf, jedoch hängt es ganz von dem guten Willen
des Geschäfts ab, ob es ihr die Wiederholung ihres Modells
vorbehält oder nicht; sie hat kein Recht darauf. Veils
erhält sie die Bestellung zugeschnitten, teils im Stück, was für eine
geschickte Zuschneiderin vorteilhafter ist, da ihr die Reste bleiben, la gratte (das Zusammengekratzte). Hat sie ihre Serie fertig und abgeliefert,
so wird jedes Stück geprüft, die Bezahlung erfolgt erst nach Abnahme
der ganzen Serie, die vom Verkauf der Teillieferungen abhängt.
Nur die großen Warenhäuser bezahlen auch Teillieferungen. Konfektions⸗ häuser geben zwar öfter an, mit der Arbeiterin direkt zu verkehren,
dies ist aber nicht richtig, da die angeblichen Arbeiterinnen stets Unter⸗ nehmerinnen sind. Diese Unternehmerinnen aber entlasten die Konfektions⸗ häuser von einer ebenso mühsamen wie kostspieligen Buchführung und Aufsicht, die eine Folge der direkten Verteilung der Arbeit an einzelne Konfektionsarbeiterinnen wäre. Delpon gibt einige Ziffern an, welche die . der Konfektionsarbeiterinnen beweisen: 1 Flanell⸗ morgenrock: Verkaufspreis 4,90 Fr., Macherlohn für die Unter⸗ nehmerin 1,05 Fr., Macherlohn für die Arbeiterin 0,30 Fr. (2 Stunden Anberth 1 Perkalmorgenrock: 9,90 Fr., 1,75 Fr., 0,45 Fr. (2 Stunden Arbeit). 1 wollener Morgenrock: 19,95 Fr., 2,75 Fr., 0,60 Fr. (4 Stunden Arbeit). 1 Mantel: 49 Fr., 7. Fr., 2 Fr.
Geht die Arbeit noch durch eine dritte Instanz, so erfolgt ein weiterer Abzug am Arbeiterinnenlohn (ungarnierte Unterröcke 0,05 Fr. das Stück). Zwischen der Arbeiterin und dem Warenhaus stehen: das Großkonfeklionshaus, der beide verbindende Kommissionär, die Unternehmerin und oft noch eine befreundete Arbeiterin, die die Arbeit „abgibt“. — Die Unternehmer und Unternehmerinnen werden aber ihrerseits durch das Konfektions⸗ und dieses durch das Waren⸗ haus gedrückt. Das Publikum will vor allem billig kaufen. Die Serienpreise werden also so knapp wie möglich bemessen. Die Enquete gibt folgendes Beispiel: 1 Dutzend Schirtinghemden: Serien⸗ preis 34,50 Fr., davon entfallen auf Material 31,97 Fr., Zuschneiden 1,20 Fr. (0,10 Fr. für das Hemd, Gewerkschaftstarif der Zu⸗ schneider), Generalunkosten 0,13 Fr., Verdienst des Unternehmers 0,13 Fr., Summa: 33,43 Fr. Es bleiben also für Macher⸗ lohn 1,07 Fr., d. h. 9 Cts. für das Hemd. — Die Lage der Zwischenmeisterinnen ist also auch nicht rosig. „La petite entrepreneuse meurt de faim“ lautete das Urteil eines hohen Beamten des Arbeitsministeriums. Der Grund liegt in der scharfen Konkurrenz der Warenhäuser, die den Markt be⸗ herrschen und dort den Ton angeben, und in folgendem Miß⸗ brauch: Die Unternehmerinnen, die das Modell liefern, oft mit Verlust liefern, sind nicht sicher, in der Folge so große Bestellungen zu bekommen, daß die Menge „es bringen kann“. Da sie kein un⸗ anfechtbares und beweisbares Recht auf die Vervielfältigung haben, entzieht der Konfektionär ihnen die Bestellung in dem Augenblick, wo sie einträglich wird, und übergibt sie der Provinz, da die Herstellungskosten dort noch geringer sind und sein Gewinn dadurch größer wird. Die Provinz erntet, wo Peni säte. — Um sich bedeutende Bestellungen zu sichern, schicken Provinzunternehmer auch ganze Körbe mit Obst, Wild und Geflügel. Die Konfektionsindustrie verläßt daher mehr und mehr Paris, und auf dem Lande wird jede arbeitsfähige Hand dafür aufgespürt. Die Bauernfrau, die in vielen Gegenden nur noch bei der Erntearbeit hilft, hat freie Zeit, arbeitet daher zu Hause oder bei einer Unter⸗ nehmerin in der Konfektion. japanische Industriearbeiterin (25 — 50 Cent;imes täglich), fühlt sich aber sozial gehoben „et se croit une dame“.
Die Enquete erbringt dann noch den Beweis dafür, daß große Warenhäuser und Großkonfektion wirklich die Hungerlöhne in der Heimarbeit verschulden: Die Aktionäre der Warenhäuser verlangen 7 — 8 % Dividende. Da hieran nicht gerührt werden darf, die Roh⸗ materialien aber im Preise gestiegen sind, wird am Arbeitslohn ge⸗ spart, denn die “ ist außerstande, sich zu verteidigen. — Die Herstellung der Saisonkataloge bedeutet die Hauptschlacht der kon⸗ kurrierenden Warenbäuser, die sich durch ihre Angestellten gegenseitig ihre Artikel abkaufen lassen, um sich im nächsten Katalog noch zu über⸗ trumpfen. — Die Großkonfektion, die vom Warenhaus abhängt, muß ihrerseits „schinden“, und die Arbeit wird den bedürftigsten, wehr⸗ losesten Arbeiterinnen gegeben, weil diese auch die elendesten Löhne noch annehmen. Seit 20 bis 30 Jahren ist der durchschnitt⸗ liche Macherlohn um 7 5 % gefallen.
Da eine Reglementierung der Heimarbeit dem Verfasser als aus⸗ sichtslos erscheint, da er die Zukunft aller Arbeit im maschinellen Großbetriebe sieht, ist er für völlige Untersagung jeder Heimarbeit, zunächst wenigstens sür allmähliche Beschränkung der Zahl der Heim⸗ arbeiter und ihre einstweilige Registrierung und Unterstellung unter Wohnungs⸗ und Gewerbeaussicht.
cerr. 8 .8 Zur Arbeiterbewegung.
Der Verband der schlesischen Textilindustriellen be⸗ schloß, der „Schlesischen Zeitung“ zufolge, falls bei der Firma Schlesiche Buntweberei⸗Langenbielau die ausständigen Ar⸗ beiter nicht bis heute, Freitag, die Arbeit wieder aufnehmen, allen organisierten Textslarbeitern in Reichenbach, Langen⸗ bielau und Peterwaldau zu kündigen.
Der Ausstand der Granitsteinbrecher in Reichenbach (Odenwald) ist, wie die „Köln. Ztg.“ meldet, nach elfwöchiger Dauer beendet worden. Es wurden Lohnerhöhungen und zweijährige Tarif⸗ verträge zugestanden. 1
Der Verband sächsisch⸗thüringischer Webereien, der am 1. April die Mindestlöhne erhöht, sagte, wie der „Köln. Ztg.“ aus Halle telegraphiert wird, vom 6. August ab eine weitere Lohnerhöhung zu, wodurch die geplante Lohnbewegung vermieden
Wohlfahrtspflege.
Kleinwohnungsbau auf Grund der Rentengutsgesetze mit Hilfe der Landesversicherungsanstalt Hannover. Nachdem das Reichesversicherungaamt von Aufsichts wegen die Landesversicherungsanstalt Hannover veranlaßt hat, die Beleihung von Rentengütern bis auf weiteres zu unterlassen, hat diese, um die an vielen Orten in Angriff genommene Bildung von Arbeiterrentengütern
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nicht ins Stocken geraten zu lassen, beschlossen, die Vermittlung
der Kreiskommunalverwaltungen anzurufen und diesen in Form von Darlehen die Mittel zur Verfügung zu stellen, aus denen sie ihrerseits den Rentengutserwerbern Nachhypotheken (mit dem Range hinter der für die Renten⸗ bank in das Grundbuch einzutragenden Rente) gewähren können. Die Landesversicherungsanstalt gewährt, wie in ihren „Amtlichen Nach⸗ richten“ bekanntgegeben wird, den Kreisen diese Darlehen unter fol⸗ genden Bedingungen: 1) Der Kreis zahlt an die Landesversicherungs⸗ anstalt 3 % Zinsen und mindestens 1 ½ % Abtrag einschließlich der er⸗ sparten Zinsen. 2) Der Kreis darf seinerseits von dem Rentenguts⸗ erwerber nicht mehr als 3 ½ % Zinsen und den vom Kreise an die Landesversicherungsanstalt zu zahlenden Abtrag fordern; zahlt der Schuldner höhere Abträge, so sind diese zur Tilgung der Schuld an die Landesversicherungsanstalt abzuführen. Der Kreis muß seinem Schuldner mindestens eine 15 jährige Unkündbarkeit des Darlehns bei pünktlicher Zahlung der Zinsen und Abträge zugestehen. 3) Von besonderen Ausnahmen abgesehen, sollen nur solche Rentengüter beliehen werden, deren Wert nicht mehr als 7500 ℳ beträgt. 4) In Kreisen, welche von diesem Anerbieten der Landesversicherungsanstalt Gebrauch machen, wird die Landes⸗
Das versicherungsanstalt die direkte Beleihung von Rentengütern unter⸗
lassen, auch wenn das Reichsversicherungsamt noch nachträglich seine
Nach altem Brauch hat die Zwischenindustrie, die Genehmigung hierzu erteilen würde. b
ein Modell und gleichzeitig
Kunst und Wissenschaft.
Die philosophisch⸗historische Klasse der Königlichen Akademie der Wissenschaften hielt am 18. März unter dem I ihres Sekretars Herrn Vahlen eine Sitzung, in der Herr von Kekule über einen Bronzekopf aus Olympia sprach. Der Bronzekopf auns Olympia (die Bronzen von Olympia 1890, Tafel II. Michaelis Handbuch 8, S. 298) wird jetzt meist Lysipp zugeschrieben. Es wurde der Nachweis versucht, daß der Kopf vielmehr dem 5. Jahr⸗ hundert angehört, und daran anschließend, unter Verwerfung der bekannten Nachricht bei Plinius, die Frage nach dem Grad der Porträtähnlichkeit der olympischen Siegerstatuen erörtert. — II legte vor: Ueber direkte Handelsverbindungen
estgalliens mit Irland im Altertum und fräͤbe Mittelalter. 2) Der Weinhandel Westgalliens nach Irland im 1. bis 7. Jahrhundert n. Chr. und sein Niederschlag in irischer Sage und Sprache. Die Abhandlung ist eine weitere Ausführung des zweiten Teiles dez am 26. März 1908 gelesenen Vortrags. — In der an demselben Tage unter dem Vorsitz ihres Sekretars Herrn Auwers gebaltenen Sitzung der physikalisch⸗mathe⸗ matischen Klasse las Herr Liebisch über Silberantimonide. Die auf den Silbererzgängen von Andreasberg und Wolfach vor⸗ kommenden, unter der Bezeichnung Dyskrasit zusammengefaßten Anti⸗ monide des Silbers bestehen im unveränderten Zustande zum Teil aus der Verbindung AgaSb, die in rhombischen Kristallen auftritt, und in körnigen Nassen an ihren Kohäsionseigenschaften zu erkennen ist, zum Teil aus silberreichen Mischungen (Ag, Sb) in feinkörnigen Aggregaten, an deren Individuen eine Begrenzung durch Kristallpolpeder nicht wahrzunehmen ist. Indessen läßt sich aus den Wachstumsformen von synthetisch dar⸗ gestellten Mischungen entnehmen, daß diese Mischungsreihe wie das in ihr vorwiegend enthaltene Silber dem regulären System angehört. Die Grenzmischkristalle haben angenähert die Zusammensetzung AgsSb. — Professor K. Peter in Greifswald übersandte einen S.⸗A. aus dem Archiv für Entwicklungsmechanik der Organismen: Experimentelle Untersuchungen über individuelle Variation in der tierischen Ent⸗ wicklung. Leipzig 1909, und fünf kleinere Mitteilungen, als Ergebnisse seiner in den Jahren 1905 und 1906 mit Unterstützung der Akademie auf der Zoologischen Station in Neapel ausgeführten Untersuchungen.
Eine Ausstellung alter Porträts wird der Kaiser Friedrich⸗ Museums⸗Verein in den Ausstellungsräumen der Akademie der Künste am 31. d. M. eröffnen. Die Ausstellung, die sich gewisser⸗ maßen als eine Ergänzung der englischen Porträtsausstellung des
vorigen Jahres darstellt, führt Bildnisse aller Schulen des XV. bis XVIII Jahrhunderts vor, die sich im Besitz der Mitglieder des Museumsvereins besinden. Zur dekorativen Ausschmückung der Räume wird eine Anzahl größerer Stilleben, Gobelins und Möbel der Zeit aus gleichem Besitz dienen. Die Ausstellung wird über den ganzen Monat Avpril offen sein. “
Literatur.
Im Verlage von B. G. Teubner in Leipzig ist ein Bilder⸗ atlas zur sächsischen Geschichte erschienen, den der Professor Dr. O. Schmidt, Rektor des Königlichen Gymnasiums in Wurzen, und der Professor Dr. Sponsel, Direktor des grünen Gewölbes,
gestellt haben.
Sie verdient oft nicht mehr als eine
des Historischen Museums und Münzkabinetts in Dresden, zusammen⸗ Auf 100 Tafeln wird in mehr als 500 guten Ab⸗ bildungen ein anschauliches Bild von der Kulturentwicklung Sachsens von der vorgeschichtlichen Zeit bis auf unsere Tage geboten. Typische Land⸗ schaften, Ausgrabungsfunde, Kunst⸗ und Baudenkmäler aller Epochen, die Bilder von hervorragenden Staatsmännern, Künstlern, Gelehrten und Technikern reihen sich aneinander und vermitteln dem Beschauer einen Ueberblick über das geistige und wirtschaftliche Streben des sächsischen Landes. Ein Begleitwort gibt einen gedrängten Ueberblick über das Bildermaterial und weist überall auf dessen charakteristische Eigen⸗ tümlichkeiten hin. Der Atlas dürfte bei dem Unterricht in der Geschichts⸗ und Heimatskunde als Anschauungsmaterial treffliche Dienste leisten.
Land⸗ und Forstwirtschaft. 1
Die klimatische Bedeutung des Waldes schildert Schwappach in der „Zeitschrift für Balneologie“, 1. Jahrgang 19087,09, und vertritt folgende Sätze: Die mittlere Temperatur der Waldluft ist im Durchschnitt von jener des unbewaldeten Geländes unter sonst leichen Bedingungen kaum verschieden; wohl aber werden durch die
ewaldung die Temperaturextreme abgeschwächt. Eine Fernwirkung des Waldes in dieser Beziehung erscheint ausgeschlossen. Während des Sommerhalbjahres und darüber hinaus ist der Waldboden kühler als der freigelegene, im Winter dagegen ein wenig wärmer. Die absolute Feuchtigkeit der Waldluft und der Lu Freien ist nahezu gleich groß, die relative Feuchtigkeig der ersteren dagegen, namentlich im Sommer, etwas größer. Die Jahresmenge der Niederschläge über bewaldetem und unbewaldetem Gelände zeigt keine nennenswerten Unterschiede. Die reichlicheren Angaben der hhe en⸗ messer auf bewaldetem Gelände sind lediglich eine Folge des Wind⸗ schutzes. Der Wald übt einen beruhigenden Einfluß auf die ihn durchstreichenden Luftströmungen aus; diese Wirkung erstreckt sich unter günstigen Verhältnissen bis auf nahezu 2 km über das hinter dem Walde gelegene unbewaldete Gelände. Die Einwir⸗ kungen des Waldes auf das in den Boden eingedrungene Meteor⸗ wasser und auf den Stand des Grundwassertz sind von ver⸗ schiedenen Ursachen abhängig, die auch den Feuchtigkeitsgehalt des bewaldeten Bodens gegenüber unbewaldetem teils vermehren, teils ver⸗ mindern köͤnnen. Diese Frage kann demnach nicht allgemein, sondern nur von Fall zu Fall beantwortet werden. Das Vorkommen und die Ergiebigkeit von Quellen in einem bestimmten Gebiet werden in ungleich höherem Maße durch die geologischen und geognostischen Verhältnisse be⸗ dingt als durch die Bewaldung. Auf die Regelung des Wasserabflufses übt der Wald durch das Aufsaugungsvermögen sfeiner Bodendecke, die Bestockung und die verminderte Verdunstung einen mächtigen Einfluß aus. Er vermag aber weder Ueberschwemmungen in nqe- wöhnlich starker Niederschläge, noch auch die schädlichen Folgen langer Dürreperioden zu verhüten. Einen hoch anzuschlagenden . währt der Wald durch die Bindung des Bodens, na — Gebirge durch Verhütung der Abschwemmung, und in der ae durch Befestigung des losen Sandes. Die gewöhnlich als Folgen von Entwaldung betrachteten zeitlichen Verschiedenheiten des Klimas werden hauptsächlich durch die periodischen der Temperatur, des Luftdrucks und des Regenfalls dedingt.
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