zuhzeigen,
Bekanntmachung, 1 treffend den Beitritt von Britisch⸗Indien zu der EE1“ Uebereinkunft über Maßregeln gegen Pest, Cholera und Gelbfieber, vom 3. De⸗ zember 1903 (Reichsgesetzbl. 1907 S. 425).
Vom 15. Juni 1909.
8 Die Königlich großbritannische Regierung hat der Re⸗ ierung der gich ag Republik den Peitrit von Britisch⸗ ndien zu der internationalen Uebereinkunft über Maß⸗ regeln gegen Pest, Cholera und Gelbfieber vom 3. De⸗ ember 1903 angezeigt, mit dem Vorbehalte, daß die estimmungen dieser Uebereinkunft in Indien nur für die Pest anwendbar sein sollen, während die Bestimmungen der Pariser Uebereinkunft von 1894 für die Cholera auch ferner anwendbar bleiben. Die Regierung von Britisch⸗ Indien hat ausdrücklich erklärt, daß sie die in der Ueberein⸗ kunft von 1903 vorgesehene Verpflichtung, Cholerafälle an⸗ oder die Verpflichtung, die sonstigen Vorschriften dieser Uebereinkunft für die Cholera so zu beobachten wie die Vorschriften Fen die Pest, nicht übernehmen könne. Berlin, den 15. Juni 1909. 11.4*A** Im Auftrage: von Koerner.
Die von heute ab zur abeaabe gelangende Nummer 33 des Reichsgesetzblatts enthält unter Hei chegese⸗ Bekanntmachung, betreffend die dem Inter⸗ nationalen Uebereinkommen über den Eisenbahnfrachtverkehr beigefügte Liste, vom 14. Juni 1909, und unter Nr. 3624 die Bekanntmachung, betreffend den Beitritt von Britisch⸗Indien zu der internationalen Uebereinkunft über Maßregeln gegen Pest, Cholera und Gelbfieber, vom 3. De⸗ zember 1903 (Reichsgesetzbl. 1907 S. 425), vom 15. Juni 1909. 4 Berlin W., den 26. Juni 1909. er Kaiserliches Postzeitungsamt. ((er ö 1
8 8 8
Königreich Preußen.
Seine Majestät der König haben Allergnädigst geruht:
ddie Regierungsassessoren Bingel zu Bochum und Dr. Moll zu Cöln zu Regierungsräten zu ernennen sowie
dem Geheimen Regierungsrat und vortragenden Rat im Ministerium der geistlichen ꝛc. ee Dr. Jansen den Charakter als Geheimer Oberregierungsrat mit dem Range eines Rats zweiter Klasse und
dem Geheimen expedierenden Sekretär und Kalkulator beim Direktorium der Staatsarchive Otto Schneider den Charakter als Rechnungsrat zu verleihen.
Justizministerium. ersetzt sind die Amtsrichter: Schroeder in Neumagen als anesäte nach Koblenz und Sorgenfrey in Willen⸗ olmirstedt. F9-2 Erste be Conrad bei dem Landgericht in Posen scheidet infolge semer ““ zum Reichsgerichtsrat reußischen Justizdienst. 8 b 1. die Rechtsanwälte Kühns in Herzberg a. H. und Grimme in Fallersleben. 1 In der Liste der Rechtsanwälte sind gelöscht: die Rechts⸗ anwälte Kirstein bei dem Landgericht in Königsberg i. Pr., Hartrodt in Arnstadt bei dem Landgericht in Erfurt, 2 Goldberg bei dem Amtsgericht und dem Landgericht in Duisburg Dr. Schuppenhauer bei dem Amtsgericht in Bernau, Dr. Kurt Müller bei dem Amtsgericht in Sorau i. N.⸗L., Dr. Hummel bei dem Amtsgericht in Lauban und Schulz bei dem Amtsgericht in Rosenberg i. W⸗Pr. Mit der Löschurg des Rechtsanwalts Sg in Rosen⸗ berg i. W⸗Pr. ist zugleich sein Amt als Notar er oschen. In die Liste der Rechtsanwälte sind eingetragen: die Rechtsanwälte Dr. Ernst “ Berlin bei dem Amtsgericht in Rixdorf mit dem ohnsitz in Britz, Dr. Schuppenhauer aus Bernau bei dem Amtsgericht in Alt⸗ damm, Dr. Willy Heß in Sonneberg bei dem Landgericht in Meimingen, die Gerichtsassessoren Dr. Max Cohn bei dem Landgericht I in Berlin, Stöckmann bei dem Amtsgericht und dem Landgericht in Göttingen, Nitzsche bei dem Amts⸗ gericht in Niesky und Fürstenberg bei dem Amtsgericht in . Landgerichtspräsident, Geheime Oberjustizrat Reichel in Stettin, der Landgerichtsrat, Geheime Justizrat Dietz vom Landgericht I in Berlin, der Amtsgerichtsrat Stange in Frankfurt a. M., der Amtsrichter Kuß in Thorn und der Kechtsanwalt Urban Stein in Cöln sind gestorben.
inisterium der geistlichen, Unterrichts⸗ und ee Medizinalangelegenheiten.
1 seminar in Brühl ist der bisherige Rektor 2 als Seminaroberlehrer angestellt worden. Dem Oberlehrer an der städtischen höheren Mädchen⸗ schule I in Kiel Dr. Ernst Moebius ist der Charakter als Professor und 1 3 3 S Mufikmeister Brase bei dem Infanterieregimen
ge-2 n.-eSge (1. Westfälischen) Nr. 13 der Titel aiglicher Musikdirektor verliehen worden.
8 —
F Hersonalveränderungen.
Röaiglich Preußische Armee. 8 8s Beamte der Militärjustizvermwaltung.
a bes griegsministeriums. 11. Juni. s eee Sbriegeerichtsjek, elä⸗ beim Stabe des
metdlerr;, scinen Antrag mit Persian in den Ruhestand Müller, Kriegs⸗ 2.
agdeburg Kriegs⸗ lur Magdeburg
Büchner, R IIL. Ir.
5 1 Koch (AKarl Wilbelm), Tr⸗ e. 2n vr 7. Dw. bm. der Komman autur bes. 7. Dm, Dr. Bzerensprung, Jordan
bz., 2. Tiw., iu Kommanban
Kienow (Eduard),
Beamte der Militärverwaltung.
1 ü des Kriegsministeriums. 24. Mai.
e Fershhe hesasnamebafst der Schutztruppe für
Südwestafrika, mit dem 1. Juni 1909 beim Proviantamt Breslau Ut.
Stein, beee von der öö des XVI. . ilitärintend. Registrator erannt. 1
grm eg, Z 28 Garn. Verwalt. Insp. auf dem Truppen⸗
übungsplatz Posen, zum Garn. Verwalt. Oberinsp., Wedel, Kasernen⸗
inspektor auf Probe auf dem Truppenübungsplatz Bitsch, Krichel⸗
dorf, Kaserneninspektor auf Probe in Mainz, — Kaserneninspek⸗
toren, — ernannt. o. i. „Garn. Verwalt. Kontrolleur auf dem 19 eanee 89 Garn. Verwalt. Insp. nach Cofel
übungspl enau, — vegen. des Garn. Verwalt. Kontrolleurs Schmidt
dap nach Cosel aufgehoben. 8 g P nach Fnug en;. Züe von der Intend. des 8, zu utend. der 39. Div. versetzt.
88 18 18 Rechnungsrat, Proviantmeister in Hanau, auf seinen Antrag mit Pension in den Ruhestand versetzt. Werme, Rechnungsrat, Festungsoberbauwart bei der Fortifikation der Feste Boyen, auf seinen Antrag mit Pension in den Ruhestand versetzt. Durch Verfügung der Feldzeugmeisterei. 46. zuni. Mit Wirkung vom 1. April d. J. ernannt: Mathesius, Bats. Büchsenmacher vom I. Bat. Gren. Regts. König Friedrich I. (4. Ostpreuß.) Nr. 5, zurzeit Hilfsrevisor bei der Gewehrfabrik in Danzig, zum Oberbüchsenmacher bei der Gewehrfabrik in Erfurt. Dobczynski, Bats. Büchsenmacher vom I. Bat. Garde⸗Gren. Regts. Nr. 5, zurzeit Hilssrevisor bei der Gewehrfabrik in Spandau, jum Oberbüchsenmacher bei dieser Gewehrfabrik.
1
1 Preußen. Berlin, 26. Juni. Seine Majestät der Kaiser und König nahmen, W. 1. B. ms heute vormittag in Kiel an Bord der Jacht „Hohenzollern“ die Vorträge des Reichskanzlers Fürsten don Buͤlow und des Chefs des Zivilkabinetts, Wirklichen Geheimen Rats von Valentini entgegen
Die vereinigten Ausschüfse des Bundesrats für Zoll⸗ und Snet. und für Handel und Verkehr und der Aus⸗ schuß für Zoll⸗ und Steuerwesen hielten heute Sitzungen.
der Zeit vom 1. April bis zum Sch uss es Fhai⸗ 1909 e nach heen⸗ 8 üflr Deutsche Reich“, folgende Einnahmen des Deutscher -n. Pac enf Steuern und Gebühren abzüglich der Ausfuhrvergütungen usw., sowie Einnahmen der Reichs⸗Post⸗ und Fenvermaltung und der Reichseisenbahnverwaltung zur Anschreibung gelangt: vüi 105 135 279 ℳ (gegen das Vorjahr + 8 725 299 ℳ), Tabaksteuer 1 306 307 9 † (— 214 988 ℳ), Kigageen⸗ steuer 3 066 882 ℳ7 449 146 ℳ), Zucersteuer 21 838 127 ℳ (+ 784 292 ℳ), Salzsteuer 7 873 473 ℳ 4016 ℳ), Branntweinsteuer: a. Maischbottichsteuer — 145 883 ℳ (— 568 763 ℳ), b. Verbrauchsabgabe und Zuschlag 22 006 390 ℳ (+ 606 955 ℳ), c. Brenn⸗ 888 1 093 847 ℳ (+ 369 328 ℳ), Schaumweinsteuer 961 064 ℳ (+ 58 730 ℳ), Brausteuer 3,067 099 ℳ (— 247 158 ℳ), Uebergangsabgabe von Bier 784 890 ℳ (+ 16 486 ℳ), Spielkartenstempel 280 251 ℳ (+ 89 ℳ9), Wechselstempelsteuer 2 662 327 ℳ (— 161 934 ℳ), eichs⸗ stempelabgaben: I. Ueberweisungssteuern: A. von Wertpapieren 4 340 031 ℳ (+ 527 630 ℳ), B. von Kauf⸗ und sonstigen Anschaffungsgeschäften 3 196 599 ℳ (+ 1 497 836 ℳ), C. von Lotterielosen: a. für Staatslotterien 4522 518 ℳ — 1 034 836 ℳ), b. für Privatlotterien 2 266 494 ℳ + 394 547 ℳ), II. Reichseigene Steuern: A. von Fracht⸗ urkunden 2 333 135 ℳ (+ 87 628 ℳ), B. von Personen⸗ fahrkarten 2 285 776 ℳ (+ 148 827 ℳ), C. von Er⸗ laubniskarten für Kraftfahrzeuge 380 950 ℳ (+ 111 847 ℳ), D. von Vergütungen an Mitglieder von Aufsichtsräten 1 792 635 ℳ (+ 610 295 ℳ), Erbschaftssteuer 4 719 051 ℳ (+ 1638 484 ℳ), Statistische Gebühr 253 082 ℳ + 9662 ℳ), Reichs⸗Post⸗ und xöö 104 624 674 ℳ (+ 5 086 365 ℳ), Reichseisenbahnverwaltung 19 857 000 ℳ (+ 480 000 ℳ). b Die zur Reichskasse gelangte eee-en. abzüglich der Ausfuhrvergütungen usw. und der Verwaltungskosten beträgt bei den nachbezeichneten Einnahmen: Zölle 93 794 750 ℳ (+ 893 940 ℳ), Tabaksteuer 1 469 796 ℳ (—, 224 357 ℳ), igarettensteuer 2 717 252 ℳ (+. 36 716 ℳ), Zucker⸗ teuer 30 133 384 ℳ (+ 2643 176 ℳ), Salzsteuer 9 122 759 ℳ (— 548 887 ℳ), Branntweinsteuer: a. Maisch⸗ bottichsteuer — 487 700 ℳ (— 518 221 ℳ), b., Verbrauchs⸗ abgabe und Zuschlag 21 744 342 ℳ (+. 147 608 ℳ), c. Brenn⸗ steuer 1 093 847 ℳ (+ 369 328 ℳ), Schaumweinsteuer 669 960 ℳ (+. 75 098 ℳ), Brausteuer und Uebergangs⸗ abgabe von Bier 6 450 087 ℳ (— 269 571 ℳ), Spielkarten⸗ stempel 361 940 ℳ (+ 13 975 ℳ), Wechselstempelsteuer 2 662 327 ℳ (— 161 934 ℳ), Rieichsstempelabgaben: I. Ueberweisungssteuern: A. von Wertpapieren 4 253 231 ℳ (+ 517 078 ℳ), B. von Kauf⸗ und sonstigen Anschaffungs⸗ chäften 3132 290 ℳ (+ 1 467 792 ℳ), C. von Lotterie⸗ 8 en: a. für Staatslotterien 4 522 518 ℳ (— 1 034 836 . b. für Privatlotterien 2 233 919 ℳ (+. 386 239 ℳ II. Reichseigene Steuern: A. von Frachturkunden 2 286 472 ℳ (+ 85 874 ℳ), B. von Fe rkarten 2 240 061 ℳ (+ 145 851 ℳ), C. von 373 331 ℳ (+ 109 610 ℳ),
In Monatd
bschaftssteuer 4 719 0591 ℳ (+ 1 638 484 ℳ),
Gebühr 283 062 ℳ (+ 9662 ℳ)
Der Kaiserliche Gesandte in Bukarest, Rat von Kiderlen⸗Waechter hat einen ihm bewilligten Urlaub angetreten.
laubniskarten für Kraftfahrzeuge D. von Vergütungen an Mit⸗
Oegten 4 756 783 ℳℳ ( 998 089 ℳ), lieder von Aufsichtsräten 8 Statistische
Wirkliche Geheime Allerhöchst Während seiner Abwesenheit
1.“ 88 111“ 8 „ 88 “ Der Präsident des Ober⸗Landeskulturgerichts, Wirkliche
Geheime 8’” be Dr. Metz ist mit Urlaub abgereist
o““ 8
Laut Meldung des „W. T. B.“ ist S. M. S. „Cor⸗ moran“ am 23. Juni in Tripolis angekommen und gestern nach Beirut weitergegangen.
S. M. S. „Iltis“ ist gestern JJII“
in Hongkong ange⸗
“
Oesterreich⸗Ungarn.
as österreichische Sdes hge hat gestern Epidemiegesetz sowie das Gesetz, betreffend die Arbeits⸗ zeit und - Ladenschluß im Handelsgewerbe, an⸗ genommen. Eine längere Debatte entspann sich über einen Antrag, in dem die Regierung aufgefordert wird, ehestens Vorschläge zur Sanierung der Landesfinanzen zumachen. Wie das „W. T. B.“ berichtet, trat der Abg. Dr. Eppinger dafür ein, daß der Staat nach dem Master des preußischen Lehrer⸗ besoldungsgesetzes einen Teil der Volksschullasten der Länder über⸗ nehme, und stellte einen entsprechenden Zusatzantrag. — Der Finanz⸗ minister Ritter von Bilinski erklärte sich gegen diese Anregung, indem er auf die Vorlage zur SFentera der Landessinanzen hinwies. Dr. Eppinger schlage keine gerechtere Löͤsung der Frage vor als die Regierungsvorlage, die auf den Konsum von Branntwein und Bier zurückgreife. Die Regierung werde ihre Vorlage trotz aller Schwierig⸗ keiten im Herbst mit größtem Nachdruck vertreten. 8
Nach Annahme des Antrages der Kommission und des Zusatzantrages Eppinger wurden die Delegationswahlen vor genommen. — Das österreichische Abgeordnetenhaus setzte in der gestrigen Sitzung die Budgeidebatte fort.
Der Tscheche Stransky griff im Verlaufe der Verhandlungen die Regierung, insbesondere den Justizminister, wegen ihres Ver⸗ haltens gegen die Tschechen heftig an und erklärte, daß die Tschechen trotz aller Unbilden bereit seien, den Deutschen die Hand zum hüieden zu bieten. Dieser sei jedoch nicht im Reichsrate, sondern nur in den Landtagen von Böhmen, Mähren und Schlesien möglich, wo die D chechen unter Festhaltung an der vollen Gleichberechtigung und der Unzerreißbarkeit Böhmens zu ge⸗ wissen Zugeständnissen an die Deutschen bereit seien. — Der Abg. Stapinski erklärte, der Polenklub sei und bleibe solidarisch und sei trotz mancher inneren Divergenten einig in der Ueberzeugung, daß die gegenwärtige abnorme Grupplerung der Parteien im Abgeordneten⸗ hause auf die Dauer unhaltbar sei. — Der Abg Pacher forderte die Regierung auf, sich für die parlamentarische Beratung des von ihr eingebrachten Sprachengesetzentwurfs einzusetzen. “
Das Haus nahm das Kapitel Finanzministerium an und stimmte hierauf dem Finanzgesetz zu. Ferner wurden zwei Resolutionen angenommen, wonach die Regierung aufgefordert wird, mit der ungarischen Regierung wegen Aufhebung des börsenmäßigen Terminhandels sowie wegen Aufhebung der ölle auf Eisen, Eisenwaren und Maschinen zu verhandeln. odann nahm das Haus das Gesamtbudget für 1909 samt dem Finanzgesetz in dritter Lesung an. Die nächste Sitzung findet Mittwochnachmittag statt.
Großbritannien und Irland. 8 Der König Eduard hat gestern im Buckingham⸗Palast die zu Besuch in London weilenden Mitglieder der russi⸗ schen Reichsduma empfangen und eine kurze Ansprache an sie gerichtet, in der er, „W. T. B.“ zufolge, sagte: 3 Er habe der v — “ e racht und ihre Verhandlungen in den Ze⸗ . — entg;gen abfacht umhet verfolgt. Er hoffe, daß die Besucher Zeit haben würden, mannigfache Institutionen in England kennen zu lernen. Er habe seine beiden Besuche im schönen Rußland in angenehmster Erinnerung und hoffe, weitere Besuche dort abstatten zu können. Der Führer der Deputation Chomjakow dankte dem König für die huldvolle Begrüßung und für die ihnen ent⸗ gegengebrachte Sympathie, die den Besuch in London so an⸗ genehm gestalte. E — Gestern ist ein Weißbuch, über den Congo ver⸗ öffentlicht worden. Es enthält, obiger Quelle zufolge, das Memorandum der belgischen Regierung vom 12. Fe. das die früheren Versicherungen über ihre Absichten wiederholt und dem schmerzlichen Empfinden der Belgier über die Art, in der diese Absichten in England angezweifelt werden, lebhaften Ausdruck verleiht, ferner die Erwiderung des Staats⸗ sekretärs des Auswärtigen Grey, daß das Memorandum von der englischen Regierung eingehend geprüft worden sei. Trotz ihrer Bereitwilligkeit, die belgische Angliederung anzuerkennen, sei die englische Regierung dazu nicht in der Lage, solange die mit der Besteuerung un dem Arbeitszwange zusammenhängenden Mißbräuche gegen Eingeborene fort⸗ beständen und ihre Behandlung nicht den in anderen Kolonien bestehenden Grundsätzen angepaßt sei. Schließlich bringt das Weißbuch neuere Konsularberichte, aus denen hervorgeht, daß die Mißbräuche, über die Klage geführt wird, ungehinder
ortbestehen. b 8 Frankreich. 1“ Der Senat hat gestern „W. T. B.“ zufolge fast ein⸗ stimmig die Nachtragskredite eanschliezlich derjenigen fis Marokko angenommen, desgleichen die Vorschläge, die für die Pensionierung der Lokomotivführer und ⸗heizer das Lebensalter auf 50 und die Dienstzeit auf 25 Jahre fest⸗ setzen. Außerdem hat der Senat die Zollkommission 89 drei Jahre neu konstituiert; alle Mitglieder der alten, 2 Ausnahme von sechs, sind wiedergewählt. Die Mehrheit der Kommission bleibt einer Revision des Zolltarifs in dem Fen geneigt, daß Repressalien vermieden werden, Frankreich aber die Herrschaft über seinen Tarif behält. — In der gestrigen Vormittagssitzung der Deputierten⸗ kammer wurde die Revision des Zolltarifs erörtert, h Nach dem Bericht des „W. T. B.“ verlangte Néron (radi 2 den Schutz der Industrie, namentlich des Schm edehandwerks, gegen die Einsuhr aus Deutschland. — Gerald (radlkal) protestierte 187 eine zu weit getriebene Schutzzollpolitik von seiten der großen en. schaftsmächte, wie Nordamerika und Deutschland, und fi d1. hinzu, daß die aggressioe Wirtschaftspolitik Deutschlands 66 den Deutschen selbst auf Widerspruch stoße und nicht 68 angetan sei,„ die von den Staatsmännern gewünschte mmherung 213 1 erleichtern. — Gerald verlangte weiter den Abschluß von Hben verträgen mit 89 ve. Paul 9n 80s . ühahe kege Regierung auf, die Versicherung zu geben, d 3 de Fieae - die Vernichtung der Weinkultur Frankreichs herbei führen werde. ““ 8G Hierauf setzte die Kammer die Debatte über die Inte
“
verasi. Tr. Schwaedt, riegsgerichterat,
Sekretär, Legationsrat von Buch geführt. 8 1.
werden die Geschäfte der Gesandtschaft von dem etatsmäßigen
lationen zur allgemeinen Politik fort. 1 8 u168 (Cean) fübags aus, daß die Politik der — ” Brulalitat in der Unterdrückung beruhe und ihre Unfruchtbarke
der Reformarbeit schließlich zu Revolten führen werde. Die gegen⸗
wärtige Gesetzgebung werde dem Lande keinerlei Reform bringen. Der Parlamenlarismus und die Kammermehrheit seien diskreditiert. Es wäre zu wüaschen, daß man im Parlament große Dinge und hochherzige Ideen fände, wie sie die Genies von der Art Wagners, Goethes und Viktor Hugos erfüllten, in denen alle Leidenschaften ihrer Völker vibrierten. Seit 20 Jahren habe Deutschland eine Alters⸗ und Krankenversicherung für die Arbeiter; die städtischen Be⸗ hörden des Deutschen Reichs häten die Notwendigkeit erkannt, die großen öffentlichen Unternehmungen zu sozialisieren. Diese Reformen setzten sich in jedem Lande durch, und die radikale Partel werde diesen Bergstrom nscht einzudämmen vermögen. Sie werde vielmehr die sozialistischen Ideen in sich aufnehmen müssen.
Die Sitzung wurde dann aufgehoben.
Rußland.
Der Reichsrat hat sich nach einer Meldung des „W. T. B.“ gestern bis zum 23. Oktober vertagt. b
Bulgarien. Die seit längerer Zeit geführten Verhandlungen zwischen der bulgarischen Regierung und dem Ver⸗ treter der Orientbahnen Fauta, die noch vorgestern als gescheitert betrachtet wurden, haben gestern, „W. T. B.“ zufolge, zu einer endgültigen Verständigung geführt. Danach hat die bulgarische Regierung an die Orientbahnen außer der seitens der Pforte an die Bahngesellschaft zu leistenden Entschädigung von 21 ½ Millionen noch den Betrag von 2 100 000 Fr. als Ersatz für Inventar und Betriebs⸗ einnahmen zu zahlen und außerdem das gesamte rollende Material an die Orientbahn zurückzugeben.
“
Amerika. 11“
Das Taftsche Gesetz zur Besteuerung der Korpo⸗ rationen wird, „W. T. B.“ zufolge, den von Aldrich im Senat eingebrachten Abänderungsantrag zum Tarifgesetz hin⸗ faclig machen. Das Gesetz legt eine zweiprozentige Steuer auf
ie Reineinnahmen der zu Erwerbszwecken gegründeten Trusts, Aktiengesellschaften und Aktienvereinigungen und der aus⸗ ländischen und heimischen Versicherungsgesellschaften, die in den Vereinigten Staaten Geschäfte betreiben. Bei allen Gesell⸗ schaften bleiben 5000 Dollars der Reineinnahmen steuerfrei, bevor das Gesetz Anwendung findet. Bei den ausländischen Gesellschaften wird lediglich das Handelsgesetzbuch der Ver⸗ einigten Staaten bei der Berechnung des Bruttobetrags des Reineinkommens zugrunde gelegt.
— Nach einer Meldung des „W. T. B.“ hat Ruy Barbosa sein Amt als Vizepräsident des brasilianischen Senats niedergelegt, wein er die Vizepräsidentschaft der Republik übernimmt.
Asien.
Der persische Premierminister Saad ed Dauleh hat, der „St. Petersburger Telegraphenagentur“ zufolge, wegen Differenzen mit seinen Ministerkollegen dem Schah sein Abschiedsgesuch eingereicht, das aber abgelehnt wurde. Die Minister arbeiteten ihrem Chef entgegen, indem sie die Ver⸗ öffentlichung des Wahlgesetzes zu verzögern suchten, sich weigerten, Maßregeln zum Schutze der Residenz vor eventuellen Ueberfällen der Bachtiaren und Fidais zu ergreifen und in die Aufnahme einer Anleihe und die Ernennung eines ver⸗ antwortlichen Schatzmeisters einzuwilligen.
— Vorgestern hat in Mesched ein heftiger Straßen⸗ kampf zwischen den russischen Kosaken und den Revolutionären stattgefunden, über den folgender Bericht des „W. T. B.“ vorliegt:
Als drei Kosaken von dem Wachkommando auf der russischen Diskonto⸗ bank mit Proviant dorthin zurückkehren wollten, wurde ihnen dies von den Revolutionären, die daselbst Barrikaden errichtet hatten, ver⸗ wehrt. Der russische Generalkonsul ordnete daher an, daß der Be⸗ fehle baber des Konsulattkonpois die drei Kosaken mit Proviant nach der Bank schaffe, was zwei Offiziere mit vierzig Kosaken und einem Maschinengewehr ausführten. Unterwegs stießen sie auf eine Barrikade, auf der sich etwa 80 bewaffnete Revolutionäre befanden. Nach halb⸗ stündiger erfolgloser Unterhandlung mit den Revolutionären, die sich weigerten, die Kosaken durchzulassen, eröffneten die russischen Kosaken das Feuer, bahnten sich den Weg zur Bank und kehrten ohne Verlust zurück Die Verluste der Revolutionäre sind unbekannt.
Afrika.
Nach einer vom „W. T. B.“ übermittelten Meldung aus Iis bestätigt es sich, daß der Roghi zurückgegangen ist.
ie scherifische Mahalla, die sehs ernste Verluste erlitten hat, befindet sich gegenwärtig in Hodschra Kabyla. Ein neues Ge⸗ fecht wird erwartet. Man befürchtet Unruhen.
„— Der Stamm der Andjeras hat, der „Kölnischen Leittung“ zufolge, die deutsche und englische Gesandtschaft in
anger ersuchen lassen, auf den Vertreter des Sultans El Gebbas dahin zu wirken, daß dieser Raisuli von dem be⸗ absichtigten Kriegszug gegen die Andjeras abrate. Raisuli, der von Mulay Hafid zum Gouverneur der Andjeras ernannt ist, will die Ein eung seines von den Andjeras verjagten Ver⸗ treters mit Waffengewalt er;wingen. Der Vertreter des Sultans wird in dem gewünschten Sinne handeln, da die Andjeras mit Erschießen von Europäern drohen.
Parlamentarische Nachrichten.
Die Berichte über die gestrigen Sitzungen des Reichs⸗ tags, des Herrenhauses und des Hauses der Abgeord⸗ neten befinden sich in der Ersten und Zweiten Beilage.
Rechtsprechung des Reichsgerichts.
Bei der Auseinandersetzung über das Vermögen einer aus zwei Heon bestehenden offenen Fardergge killchalt unterliegt die Uebertragung von Gesellschaftseigentum an einen der beiden Gesellschafter dem Stempel der Tarifstelle 25 d Abs. 2 des Stempelsteuergesetzes.
Auszug aus dem Urteile des Reichsgerichts, VII. Zivilsenats, vom 26. Februar 1909.
Nach den Feststellungen des Berufungsgerichts hatte der Kläger, welcher Teilhaber einer aus zwei Gesellschaftern bestehenden offenen Handelsgesellschaft war, nach dem Tode seines Mitgesellschafters das gesamte Gesellschaftsvermögen mit Altiven und Passiven übernommen.
n den Gründen des Revisionsurteils wird die Frage eröꝛtert, ob auf einen derartigen Vertrag der Abs. 2 der Tarisstelle 25 d des preußischen Stempelsteuergesetzes vom 31. Jult 1895 Anwen dung finde.
Das Reichegericht, VII. Zivilsenat, führt hierzu aus:
Hält man an der Auslegung des Berufungsrichters fest, so ist am
Rechtsprechung den Absatz 2 der Tarifstelle 25 3 Stempelsteuergesetze vom 31. Juli 1895 angewendet hat (R.⸗G. 45, 218; 61, 72; Justtzministerialblatt 01, 272; Gruchot 52, 1225). Diese Rechtsprechung wird auch nicht beeinflußt durch die Entschei⸗ dungen des I. und V. Zivilsenats (R.⸗G. 65, 227; 68, 410), in denen angenommen ist, daß im Falle des § 142 des Handelsgesetzbuchs und überhaupt bei vereinbarter Uebernahme des ganzen Geschäfts mit Aktiven und Passiven durch den einen von zwei eine offene Handels⸗ gesellschaft bildenden Gesellschaftern eine Gesamtnachfolge mit An⸗ wachsungsrecht gemäß § 738 des Handelsgesetzbuchs stattfinde, daß es also einer besonderen Uebertragung der einzelnen Vermöͤgensgegenstäde, namentlich der Auflassung der Gesellschaftsgrundstücke an den über⸗ nehmenden Gesellschafter nicht bedürfe. Für die Anwendung der Stempelvorschrift kommt es — worauf bereits vom V. Zivil⸗ senat hingewiesen ist (R.⸗ G. 68, 417) — nicht sowohl auf die jaristische Konstruktion, wie auf den wirtschaft⸗ lichen Erfolg an. Das Gesetz wollte die bei Auflöfung der Gesellschaft geschlossenen Auseinandersetzungsverträge mit dem den Tarifstellen 2 und 32 entsprechenden Stempel in allen Fällen belegen, in denen es sich um den Uebergang von Grundstücken, beweglichen Sachen oder Forderungen handelt. Ob der U⸗bergang sich im Wege der Gesamt⸗ oder der Einzelnachfolge vollzieht, ist nicht von entscheidender Bedeutung. Zu der vom 1. und V. Senat behandelten Frage braucht daher keine Stellung genommen zu werden.
Statistik und Volkswirtschaft.
Die Weinkreszenz in den Regierungsbezirken Wiesbaden, Koblenz und Trier 1908.
Seit mehreren Jahren veröffentlichen die Königlichen Regierungen zu Wiesbaden, Koblenz und Trier in ihren Amtsblättern Uebersichten über die Weinkreszenz in ihren Bezirken. Für das Jahr 1908 stellt sich nach diesen Uebersichten das Weinland der drei Re⸗ gierungsbezirke auf 18 808 (im Vorjahre auf 18 823) ha oder auf ungefähr neun Zehntel der davon in Preußen überhaupt vor⸗ handenen 20 679 (20 941) ha. Im Ertrage slanden 15 928 (15 890) ha, die 369 998 (334 074) hl Most brachten, also durchschnittlich 23,23 12808, hl vom Hektar. Mit weißem Gewächse waren 14 679 (14 610) ha bestockt, mit rotem 1249 (1280) ha; aus ersteren wurden 356 770 (323 227) hl oder 24,30 (22,12) hl vom Hektar, aus letzteren 13 228 (10 847) hl oder 10,59 (8,47) hl vom Hektar erkeltert. Die Anteile der einzelnen Regierungsbezirke und Kreise werden i nachstehenden Zusammenstellung gegeben.
Im Ertrage stehende Fläche: Weiße Rote
Trauben
Ertrag an weißem rotem Weinmost
hl
Oberlahnkreis Ihbü. . Unterlahnkreis. Sankt Goars⸗ “] Rheingaukreis. Wiesbaden, Land Obertaunuskreis 1 6 ijesbaden, Stadt Frankfurt a. M, Staht. . zusammen R.⸗B. Koblenz: Koblenz, Stadt. Koblenz, Land. Sankt Goar. S e 7
893,25 2399,86 594,02 3,00 10,39 12,63
36,00 4002,51
49,00 531,40 1291,38 3261,71 1097,50 1063,50 167,29 1,99 1134,79 686,12 447,08 9731,76
11,20 770 27 1515,70 22,00 1724,87 884,86 .24,17 40,31 7,96
4 730,77 32 412,25 2 933,30
27,54
40 607,04
1 286,00 8 752,30 13 416,50 30 428,02 56 383,00 32 255,33 3 437,39
733,95 1 070,55 2 814,79 1176,84 150 577,83
92,40
23 397,50 54 125,00 492,00 47 830,05 38 776,00 300,80 19,00 12,00 72,84 60,09 540,44 zusammen 5074,18 4644,71 165 585,19
Unter den Weißweinen ist am meisten der Riesling vertreten. Im Berichtsjahre waren mit ihm 9194 ha bestockt, die 266 893 hl Most brachten. kamen der Oesterreicher mit 1549 ha und 20 514 hl und der Kleinberger mit 1475 ha und 43 283 hl. Außerdem sind noch Orleans, Traminer, Mallinger, Gutedel und Ortlieben unterschieden, auf die 50,1 ha und 521 hl bezw. 20,6 ha und 421 hl, 8,8 ha und 135 hl, 7,7 ha und 113 hl, 3,0 ha und 49 hl entfielen. An gemischten weißen Gewächsen bleiben noch 2370 ha mit einem Mostertrage von 24 841 hl. An Rotweinen waren vorhanden: 913 ha Spätburgunder*), 152 ha Klebrot*), 124 ha Frühburgunder, 59 ha Portugieser und 1,6 ha Spätrot mit Erträgen von 11 464, 404, 628, 728 und 4 hl. Auf die Regie⸗ rungsbezirke verteilen sich die Gewächse, wie fo t:
Wies baden Koblenz Gewächse hna hl ha hl a. weiß:
Riesling 1549,58 23498,22 3868,58 117076,15 3776,17 126318,95 Oesterrescher 645,55 10837,00 885,21 9212,05 17,97 465,00 Kleinberger. 330,81 1906,80 444,80 4990,20 699,50 36386,00 Orleans 5,00 70,00 45,10 450,50 — —
Traminer
Rüländer) 9,75 291,00 10,86 130,47
allinger. — 8,80 135,25
Gutedel... — 7,65 112,50 3,00 48,60
Ortlieben .. 8 Gem. Ge⸗ .“ .8 4004,02 1709,84 18422,11
3049,95
46,00 402,67 1085,20 2631,29 1013,19 947,15 146,24
86,57 815,58 240,95 247,60 384,58 — 6983,84
10,75 693,75 1440,80 16,90 1493,61 861,83 24,17 34,85 7,96
416,28,
115,50 79,35 348,00 4,00 11,17
0 20,35 10 689,75 1 543,60
12 811,72,
43,15 38,33 0,10 1,04 1,46 1,99
ochem Mayen Adenau . Ahrweiler. Neuwijed.. Meisenheim.
zusammen
R.⸗B. Trier: Bitburg. Büttc 8 Bernkastel. Trier, Stadt. Trier, Land.. Saarburg. Merzig Saarlouis
Saarbrücken.. Sankt Wendel.
e“] EEEII
151,07 2415,24,
burgunder. Klebrot ... Früh⸗
burgunder. Portugieser. Spätrot ..
— 918,01 197,76 110,11
191,52 94,17 27,00 57,97
ö
11464,00 206,10
8 37 — 701,25 — 4,00
41,60
29,46 Sns 1,37 —
8 (Stat. Korr.) *) Der große Unterschied zwischen diesen Zahlen und denen des
Jahres 1907 (619 ha Spätburgunder und 488 ha Klebrot) beruht darauf, daß 1907 einige Ortschaften des Regierungsbezirks Koblenz
reußischen
In einer Besprechung, die gestern die Vertreter der Reeder mit denen der eingeschriebenen Seeleute in Marseille in Gegen⸗ wart des Marineministers hatten, wurde, „W. T. B.“ zufolge, in den Fragen, betreffend die Regelung der Arbeitsverhältnisse, ein vor⸗ läufiges Uebereinkommen getroffen. Wenn dies Uebereinkommen von den Hauptversammlungen beider Partelen angenommen wird, wird heute Friede geschlossen und die Arbeit auf allen Dampfern wieder⸗ aufgenommen werden, ohne daß der Schiedsspruch des Marine⸗ ministers über die Fragen, betieffend den wöchentlichen Ruhetag, ab⸗ gewartet wird. (Val. Nr. 147 d. Bl.) In Rio de Janeiro sind die Gagarbeiter in den Ausstand getreten. Die Stadt ist, wie „W. T. B.“ meldet, seit zwei Tagen ohne Gas; man befürchtet Ruhestörungen.
Kunst und Wissenschaft.
Die Königliche Akademie der Wissenschaften hält fegs Donnerstag, den 1. Jull, um 5 Uhr Nachmittags, in ihrem zeit⸗ weiligen Sitzungssaal, Potsdamer Straße 120, ihre statutenmäßige öffentliche itzung zur Feier des Jahrestages ihres . Leibniz. Der Eintritt steht auch ohne Aebe. Ein⸗ adung frei.
Die Akademie der Inschriften und schönen Wissen⸗ schaften in Paris wählte „W. T. B.“ zufolge den ordentlichen Professor der romanischen Sprachen Dr. Tobler in Berlin zu ihrem auswärtigen Mitgliede.
Auf dem Gebiet der öffentlichen Bücherhallen ist den volkstümlichen Bildungsbestrebungen noch ein weites Feld für ihre segensreiche Tätigkeit eröffnet. Bis vor kurzem hatte man die Volks⸗ bibliotheken, das Bildungsbedürfnis der weiten Volksschichten unter⸗ schätzend, von den übrigen Büchereien ihrem Bücherinhalt nach völlig abgesondert. Das in ihnen gebotene Belehrungs⸗ und Unterhaltungs⸗ material genügte aber dem Bedürfnis nicht mehr, und der Arbeiter⸗ stand wandte sich mehr und mehr den Büchereien der Arbeitervereine und Gewerkschaften zu, die oftmals einseitig und tendenziös zu⸗ sammengestellt sind. Der Begründer des Dresdener Vereins „Volks⸗ wohl“ V. und der Kieler Bibliothekar C. Nörren⸗ berg waren die ersten, die nachdrücklich und überzeugend auf diese Mängel hinwiesen. Die auf der Chicagoer Weltausstellung von 1893, die Nörrenberg besucht hatte, zur Anschauung gebrachte Organisation des amerikanischen Bibliotheks⸗ wesens bot für ihn besondere Veranlassung, auf eine großzügige Reform des deutschen Volksbibliothekswesens zu drängen und der „Einheitsbibliothek“, der notwendigen Ueberbrückung der wissen⸗ schaftlichen Bibliotheken auf der einen, der sozialpolitisch verfehlten Volksbüchereien auf der anderen Seite, das Wort zu reden. Ins⸗ besondere wurde von Nörrenberg damals der Gedanke verfochten, die älteren Stadtbibliotheken, die vielfach in beschaulicher Ruhe Hüterinnen unbenutzter Bildungsschätze waren, ju allgemeinen Bildungsbibliotheken“, Reformbüchereien, bestimmt für die Bildungsbedürfnisse jedermanns 85 Unterschied des Standes und der Vorbildung, umzuwandeln. Diese Bestrebungen wurden wirksam unterstützt durch die sogenannte Lese⸗ hallenbewegung, der ebenfalls in den Vereinigten Staaten wie in Eng⸗ land längst mit größtem Erfolg verwirklichten Forderung, die Aus⸗ leihbibliothek mit gut ausgestatteten Leseräumen zu verbinden. Bereits im Jahre 1874 war in Friedberg i. H. eine Lesehalle mit gutem Erfolg begründet worden, 1893 wurde eine zweite in Pforzheim von kommunaler Seite eröffnet. Die Gesellschaft für ethische Kultur nahm sich dann der Sache mit Eifer an, be⸗ gründete 1894 in Frankfurt a. M, im Jahre darauf in Berlin je eine öffentliche Lesehalle. Eleichzeitig wirkte die von Ludwig Keller begründete Comenius⸗Gesellschaft in ähn⸗ lichem Sinne. Die von ihr verfochtenen, heute zur allgemeinen Geltung gelangten „Grundsätze für die Organisation von Bücher⸗ und Lesehallen“ stellen als Forderungen auf: 1) Leitung und Betrieb der Bibliothek durch einen wissenschaftlich vorgebildeten Bibliothekar im Hauptamt, 2) zentrale Verwaltung, 3) tendenzlose, für alle Kreise des Volkes berechnete Auswahl der Bücher und Zeitschriften, 4) Lage der räumlich ausreichenden Bibliothek an günstiger Stelle der Stadt, 5) Verbindung der Ausleihbibliothek mit einer Lesehalle, 6) freier, durch unnötige Förmlichkeiten nicht erschwerter Zutritt für jedermann an jedem Tage.
„Die erste Stadt, die eine im Sinne dieser Leitsätze angelegte Bücherei begründete, war Charlottenburg. Den Grundstock für die Bibliothek bildet, wie wir der sehr Uhchernen Schrift von Dr. G. Fritz, Stadtbibliothekar in Charlottenburg, „Das moderne Volksbildungswesen“ (Verlag von Teubner, 266. Bändchen der Samm⸗ lung „Aus Natur und Geisteswelt“. ℳ 1,25) entnehmen, die Schenkung eines Bürgers der Stadt, E. Werckmeister, im Wert von etwa 23 000 ℳ. Die Stadt bewilligte für die Organisation 15 000 ℳ. Mit der Ausleihbibliothek war von vornherein eine gut ausgestattete Lesehalle verbunden, die 1901 neue Räume erhielt; 1904 wurde die erste, 1908 die zweite Zweigstelle eröffnet. Heute umfaßt die Bibliothek etwa 35 000 Bände, von denen gegen 4000 auf die Büchereien der 3 Lesehallen kommen, die an allen Tagen von 11 bis 10 Uhr bzw. von 12 bis 10 Uhr geöffnet sind, im Jahre 1908/09 von 170 000 Personen besucht wurden und 280 000 Bände ausliehen. Der ausschließlich aus städtischen Mitteln aufgebrachte Etat betrug für das Geschäftsjahr 1908/09 fast 60 000 ℳ. Der Beamtenstab setzt sich aus Assistenten (Bibliothekaren), Bibliotheks⸗ gehilfinnen, Hilfsarbeitern und ⸗Arbeiterinnen sowie Bibliotheks⸗ dienern, im ganzen aus 18 Köpfen, einschließlich des leitenden Stadt⸗ bibliothekars, zusammen. Die Lesesäle kann jeder, der das 16. Lebens⸗ jahr erreicht hat, ohne weiteres betreten, die Entleihung der Bücher ist ebenfalls unentgeltlich. Die Einrichtung weiterer Zweigstellen und der Neubau einer Zentrale wird voraussichtlich im naͤchsten Jahre in
Angriff genommen werden.
In Berlin war in Verbindung mit der ältesten Volksbibliothek bereits im Jahre 1896 eine städtische Lesehalle eröffnet worden. In der Folge hat sich Berlin in immer schnellerem Tempo bemüht, den gesteigerten Bedürfnissen im Sinne der Bibliotheks⸗ reform nachzukommen. Erleichtert wurde die Schaffung neuer Lese⸗ hallen und die Begründung der 1907 eröffneten Stadtbibliothek, ie einen mehr wissenschaftlichen Charakter besitzt und als Zentra und Oberbau der Volksbibliotheken diese ergänzen soll, durch mehre namhafte Stiftungen. 1908 bestanden 28 Volksbibliotheken und 12 Lesehallen mit zusammen 177 616 gut ausgewählten Werken. En liehen wurden für 1906/07 aus den Volksbibliotheken 1 419 688 Bänd Die Gesamtausgabe für Stadtbibliothek und Volksbibliotheken 1 sammen betrug für 1906/07 201 006 ℳ, ausschließlich der in der ersteren beschästigten Baamten. In den Berliner Vororten sind mit Ausnahme Charlottenburgs erst Anfänge vorhanden, die den groß⸗ städtischen Bildungsbedürfnissen noch keineswegs entsprechen.
In den größeren Städten Deutschlands entstanden nach dem Vor⸗ gehen Charlottenburgs in rascher Folge ähnliche Bibliotheken, be gründet teils von kommunaler Seite, teils durch Vereins⸗ organisationen und die großen industriellen Betriebe: so außer in Jena, wo die berelts 1896 begründete Lesehalle der Zeiß⸗ Stiftung in der zweckmäßigsten Weise später im Volkshause untergebracht wurde, in Hamburg 8e Oeffentliche Bücher⸗ halle der Patriotischen Gesellschaft, von C. Nörrenberg und G. Fri organisiert), Fllen (1900, Kruppsche Bücherhalle, von P. Ladewig eingerichtet), remen (1902, öffentliche Lesehalle), Elberfeld Stadtbücherei), Osnabrück (1902, Städtische Bucher⸗ und eseballe), Görlitz (12 Städtische Volksbücherei), Dortmund (1908, Wilhelm⸗Auguste⸗Viktoria⸗Bücherei). Vielfach erfuhren au ältere Volksbibliotheken eine Ausgestaltung und Erweiterung durch Lesehallen. Besonders leistungsfähige Volksbibliotheken haben Bres lau und Frankfurt a. M. aufzuweisen.
Klebrot att Spätburgunde achgewiesen hatt “
sich der Tatb
den der erkennende Senat in ständiger .
sitzen die 40 deutschen Großstädte mit einer
Nach einer von Ernst Schultze 1907 ee heah Statistik be⸗ JaeM. von 11 380 000 Einwohnern in ihren Volksbibliotheken 807 000 Bände, 8