äußersten Linken auf Herabsetzung verschiedener Arten von Zöllen würde durchgeführt, und es würde infolgedessen die heimische Industrie rückläufig, die auswärtige Konkurrenz stärker. Die Konsequenz wäre, daß auch für diesen Fall eine Entschädigung der Arbeiter aus Staats⸗ mitteln eintreten sollte. (Zuruf bei den Soz.: Warum denn nicht ?) Es soll — so fasse ich wenigstens den Antrag auf — ein Rechts⸗ anspruch auf die Entschädigungssumme eingeführt werden. (Zustimmung bei den Soz.) Dieser Rechtsanspruch wird ohne Rücksicht darauf, was die Betreffenden verdient haben, nach unten hin limitiert: mindestens 500, mindestens 1500, mindestens 2500 ℳ, je nach der Dauer der Beschäftigung. Ich will dabei einschalten, daß die niedrigen Löhne, die durchschnittlich in der Tabakindustrie gezahlt werden, nicht etwa ein Beweis dafür sind, daß besondere Hungerlöhne gezahlt werden. (Zuruf von den Soz.) — Nein, das ist nicht der Fall, Herr Abg. Frank. Zwei Drittel der Arbeiter sind Frauen und Kinder, Heimarbeiterinnen, die ihre Arbeit zum Teil nebenbei machen; überdies suchen die Tabakindustriellen die billigsten Gegenden des Vaterlandes auf. Das nebenbei. Also ich meine, nach dieser Richtung ist die Konstatierung eines Anspruchs nicht angängig. Aller⸗ dings hat sich der Abg. Molkenbuhr auf verschiedene Vorgänge bezogen, zunächst auf die Einführung des Reichsmonopols für Saccharin; er hat dabei noch in seinen Redestrauß eine kleine Stech⸗ blume eingeflochten, indem er gesagt hat, natürlich, wenn man die kapitalistische Industrie entschädigen soll, ist man bei der Hand. Mir scheint, er hat vergessen oder übersehen, daß in dem Süßstoff⸗ gesetz ausdrücklich bestimmt ist, daß die Inhaber der Fabriken ver⸗ pflichtet waren, von der ihnen gewährten Entschädigung ihre Arbeiter und Beamten abzufinden, sodaß dieser Seitenhieb wohl nicht saß. Er hat ferner Bezug genommen auf die Beseitigung der Privatpost⸗ anstalten und auf den Entwurf des Tabakmonopols. In all den drei Fällen liegt aber die Sache grundverschieden von dem vorliegenden. Damals wurde die Gewerbefreiheit eingeschränkt, es sollte ein be⸗ stimmter Zweig, der bis dahin der Gewerbefreiheit unterstand, monopolisiert werden, da haben wir allerdings eine Reihe von Vor⸗ gängen, in denen eine Entschädigung vorgesehen ist, hier dagegen trifft diese Voraussetzung nicht zu. Es ist hier bei der Steuer⸗ erhöhung nicht anders wie bei anderen Steuererhöhungen, es werden unter Umständen vorübergehende Einschränkungen eintreten, das habe ich selber zugestanden, allerdings nehme ich an, nur vorübergehend, und dafür einen Entschädigungsanspruch zu konstatieren, halte ich nicht für ge⸗ rechtfertigt. (Zuruf von den Soz.: Der Entschädigungsanspruch soll auch nur vorübergehend sein!) Es soll eine Kapitalsumme gegeben werden, das ist nicht vorübergehend, die sollen die Leute dauernd be⸗ halten. Anders steht es mit dem Antrag Giesberts und Genossen, der steht auf einem ganz anderen Standpunkt; er will den Landes⸗ regierungen eine Unterstützungssumme überweisen, aus der diese belfen können, er soll sich auch nur beziehen auf Arbeiter, die nicht anderweit eine Beschäftigung sinden, das ist ein großer Unterschied. Ferner sehe ich darin die Tenden!, daß den Regierungen die Möglichkeit gewährt werden soll, den Leuten unter Umständen zu einer anderen Be⸗ schäftigung zu verhelfen. (Hört, hört!) Allerdings ist dieser Antrag ebenso wie die Resolution Sielermann auch in einer Beziehung lückenhaft, ich glaube, es muß in beiden eingeschaltet werden: „In⸗ folge der Einführung des Tabakverbrauchsteuergesetzes“, gemeint ist es wohl. Ich kann nicht leugnen, daß auch diese eine Neuerung ohne Vorgang ist und gewisse Bedenken hat, aber ich glaube, daß man doch unter gewissen Umständen über diese Bedenken hinweg⸗ kommen könnte. Allerdings ist mir der Antrag, wie er auf Nr. 1540 vorliegt, aus dem einen Grunde, den ich eben erwähnt habe, dann aber auch wegen des letzten Satzes nicht recht genehm, er scheint mir nicht recht geeignet, in das Gesetz aufgenommen zu werden. Besser schiene mir zurzeit eine Resolution dahin, wie sie der Antrag Sieler⸗ mann vorsieht. Damit will ich aber nicht sagen, daß die Sache ab⸗ geschoben werden soll; es würde sich vielleicht Gelegenheit geben, bis zur dritten Lesung einen Antrag zu finden, wodurch das festgelegt wird, was ich für akzeptabel halte. Wenn die Majorität, die für dieses Gesetz stimmen wird, Wert darauf legt, kann das vorbehalten bleiben. Ich habe indes im Anfang meiner ersten Rede gesagt, daß die Mittel, die nach den Anträgen der Kommission aufkommen werden, mir unzureichend scheinen und nicht genügend für die Deckung des Bedarfs des Reichs, der nun einmal vorliegt. Es werden daher auf alle Fälle, wenn wir hier Mittel zur Verfügung stellen wollen, um den Leuten, wenn sie tatsächlich Beschäftigungsgelegenheit infolge des Gesetzes verlieren sollten, sozusagen über die Uebergangszeit weg⸗ zuhelfen, ihnen Beschäftigung zu schaffen, mehr Mittel bewilligt werden müssen; es müßten die Steuersätze erhöht werden. Ich habe den Wunsch, daß mehr aufkommt und daß unter Umständen die Mittel zu einem solchen Dispositionsfonds da sind. Vorläufig würde ich Ihnen empfehlen, den Antrag Sielermann anzunehmen. Ich gebe mich der Hoffnung hin, daß wir bis zur dritten Lesung einen Weg
finden, der den Zwecken des Antrags Giesberts in dieser Beziehung Genüge tut. (Bravo!)
Abg. Graf von Mielzynski (Pole): Reiberaog war zu hoch. Wir werden für den Wertzoll unter gewissen Voraussetzungen stimmen. Der Gedanke einer Ent⸗ schädigung der Arbeiter ist richtig; am sympathischsten ist uns Fesccbleden der Antrag Giesberts. Den Antrag Albrecht müssen wir deswegen ablehnen, weil die Beträge, die er erfordert, nicht aufzubringen sind. Der Redyer vertritt so⸗ dann einen Antrag, der eine von der Kommissionsfaffung abweichende Staffel sür die Zigarettensteuer vorschlägt.
Um 6 %¼ Uhr fragt der Präsident Graf zu Stolberg das Haus, ob es durchsitzen oder eine Abendsitzung halten wolle, da es doch sehr wünschenswert sei, den Gesetzentwurf heute zu Ende zu beraten.
Mit großer Mehrhe wird beschlossen, die Sitzung ohne Unterbrechung weiterzuführen.
Abg. Böhle (Soz.): Dadurch, daß der Steaatssekretär sich uc der Frage der Entschädigung beschäftigt hat, ist bewiesen, daß auch die Regierung mit Arbeiterentlassungen rechnet. Man hätte erwarten sollen, daß sie in erster Linie auch mit den Arbeiterorganisationen verhandelt hätte. Der Abg. Giesberts hätte doch schon in seiner Fraktion dafür sorgen müssen, daß sein Standpunkt, dahin zu wirken, daß Not und Elend unter den Tabakarbeitern nicht noch 89 er werde, zum Durchbruch gelangte und die Fraktion zu der Ta aksteuervorlage eine andere Stellung einnahm.
Abg. Dr. Weber
Die Forderung der
(nl.): Der Antrag Weber⸗Mommsen ist in belug auf die steuerliche Belastung viel soztaler und gerechter als der Antrag der Kommission. Bei dem ersteren Antrag steht sich auch der irländische Tabakbau besser. Was die Ent⸗ chaͤdi beitslos werdenden Tabakarbeiter betrifft, so stehen
dem Antrage Albrecht doch sehr starke Bedenken
Doamit schließt die Diskussion. Zunächst wird in namentlicher Abstimmung der Antrag Albrecht, betr. die Entschädigung arbeitslos gewordener
6 Nach einer Mitteilung des Gouverneurs von Suriram vom
hes IS es 2 Tage si uhe gönnt oder auch zum dannhsabeen andennw⸗ Sheha n
ndet, von Reichs wegen eine nischädigung für ese 8 Tage in Höhe von 2500 ℳ zu fordern berechtigt sein. Der An⸗ trag Giesberts stellt nichts mehr und nichts weniger als eine allge⸗ gemeine Reichsversicherung gegen Arbeilslosigkeit dar, denn sie ist in ihrem Wortlaute nicht auf dieses Gesetz beschränkt; da sie aber in Wirklichkeit nur diese beschränkte Tragweite haben soll, so werden wir dafür stimmen. Nicht ich bin der ursprüngliche Vater des Gedank ns des Wertzuschlages, sondern der Abg. Müller⸗Fulda vom Zentrum, der schon 1895 einen derartigen Antrag in einer Kommission gestellt hat. Anderseits bat der Abg. Speck vom Zentrum noch 1906 erklärt, er halte den Weg des Wertzuschlages bei der Tabaksteuer nicht für gangbar. Wir verbleiben auf dem Standpunkte, diese Form der Tabakbesteuerung abzulehnen. 1
Abg. Freiherr von Gamp (Rp.): Ich bin dem Staatssekretär für seine Erklärung zu den drei Anträgen sehr dankbar; sie erleichtert mir meine Zustimmung zur Vorlage. Die erste Anregung der Reichs⸗ partei in dieser Richtung fand nirgends Gegenliebe; jetzt scheint all⸗ feitig Stimmung dafür zu sein, im Prinzip dem Gedanken beizu⸗ stimmen. Der Antrag Giesberts ist nicht einwandsfrei, insofern er alles dem Bundesrat überläßt; das wird nicht angehen.
Die Abgg. Dr. Stresemann (nl) und Hormann sfr. Volksp.) wenden sich gegen die Ausführungen des Schatzsekretärs betreffs der eingegangenen Zigarettenfabriken und der direkten Verhandlungen mit den Tabakinteressenten.
Abg. Molkenbuhr (Sol.): Die Archive des Reichsschatzamts werden darüber Auskunft geben können, wer die Vaterschaft des Gedankens des Wertzuschlags für sich in Anspruch nehmen kann.
Ein Regierungskommissar: Bei der Auesarbeitung der Aus⸗ führungsbestimmungen wird der Tabakverein zugezogen werden; auch bei de⸗ Feststellung Für Rückvergütungsbestimmungen wird mit möglichster Milde verfahren werden.
Abg. Erzberger (Zentr.): Wir hoffen, daß der Antrag Giesberts bis zur dritten Lesung noch eine ganz einwandfreie Fassung wird er⸗ halten können; stimmen Sie ihm jetzt auch tiotz seiner kleinen
Mängel zu.
danach ein Arbeiter, der Feiern gezwungen wird,
Tabakarbeiter, mit 296 gegen 57 Stimmen abgelehnt. Gleich⸗ falls in namentlicher Abstimmung wird der Antrag Giesberts mit 341 gegen 12 Stimmen angenommen. Damit ist der Antrag 8 ermann erledigt. ö §1 wird nach dem Kommissionsantrage mit den Anträgen Kreth und Graf Mietzynski⸗Müller (Fulda)⸗Kreth unter Ab⸗ lehnung des Antrages Mommsen angenommen. Ueber § 1a (Wertzuschlag zum Zoll auf Tabakblätter von 40 Proz.) wird ebenfalls namentlich abgestimmt. § 1a wird mit 191 gegen 155 Stimmen bei 10 Stimmenthaltungen angenommen.
Abg. Mommsen (fr. Pgg.) zieht hierauf seine übrigen Anträge zurück. 1
Ohne Debatte werden nach den Kommissionsvorschlägen mit den Verbesserungsanträgen Kreth angenommen die §S 1b (Anmeldepflicht und Wertermittelung für den Zoll⸗ zuschlag), 10 (Wertermittelung in besonderen Fällen), 14 (Be⸗ triebsanmeldung und Buchführung), 1e (besondere Vorschriften für im Auslande ausgestellte Rechnungen), 1f (Prüfungs⸗ ämter für Tabakbewertung), 1ẽ (Ankaufsrecht des Reichs) 1h (Zollzuschlag für Zigarren), 1i (Strafvorschriften), 2 (Inlandsteuer). Ebenso werden die von der Kommission beantragten Abänderungen zu den §88 16, 16a, 23, 24, 30 und 31 angenommen, desgleichen Art. IX (Uebergangsvor⸗ schriften) und Art. III (Ermächtigung des Reichskanzlers, den Text des Gesetzes als „Tabaksteuergesetz“ in fortlaufender Rethenfolge der Paragraphen bekannt zu machen).
Von der Kommission ist ein neuer Art. IIIa beantragt, wonach der Steuersatz für Zigaretten im Kleinverkaufspreise nach folgender Staffel geändert werden soll: bis zu 1 ½ ₰ das Stück 1,50 ℳ, über 1 ½ —2 ½ ₰ 3 ℳ, über 2 ½ —3 ½ ₰ 4,50 ℳ, über 3 ½ —5 ₰ 6,50 ℳ, über 5 — 7 ₰ 10 ℳ, über 73₰ 15 ℳ für 1000 Stük.. —*
Die Abgg. Graf Mielzynski, Müller⸗Fulda, Kreth beantragen folgende Skala: 2 ℳ, 3 ℳ, 4,50 ℳ, 6,50 ℳ, 9,50 ℳ, 15 ℳ. -
Ohne Debatte wird Art. IIIa in der Fassung des An⸗ trages Graf Mielzynski angenommen, desgleichen Art. IV, wonach das Gesetz am 1. Oktober 1909 in Kraft tritt.
Darauf vertagt sich das Haus.
Schluß 8 ¼ Uhr. Nächste Sitzung Sonnabend, früh 10 Uhr. (Gesetz, betreffend den Zwischenhandel des Reichs mit Branntwein, Gesetz, betreffend das Erbrecht des Staates,⸗ Weinsteuergesetz, Gas⸗ und Elektrizitätssteuergesetz, Inseraten⸗ steuergesetz, Branntweinsteuergesetz.)
Gesundheitswesen, Tierkrankheiten und Absperrungs⸗ maßregeln.
Niederländische Besitzungen. Juni d. J. wird wegen Austretens von Pest in Venezuela allen von dort kommenden Schiffen oder Schiffen, welche mit Herkünften von Venezuela unterwegs in Verbindung gewesen sind, bei Ankunft in einem Hafen von Surinam Quarantäne auferlegt.
——
St. Petersburg, 2. Juli. (W. T., B.) Seit gestern sind 92 Neuerkrankungen und 40 Todesfälle an Cholera vorgckommen. Die Gesamtzahl der Erkrankten beträgt 615. Verdingungen im Auslande.
näheren Angaben über Verdingungen, die beim „Reichs⸗ und taatsanzeiger“ ausliegen, können in den Wochentagen in decen Expedition während der Piensistunden von 9 bis 3 Uhr eingesehen “ werden.
Aegypten.
Kriegsministerium (Finanzsekretariat) in Kairo: 29. Juli 1909. Vergebung der Lieferung von 6 t Natron und 4 t Wasserglas. Lieferungsfrist 30. September 1909. Sicherheitsleistung 10 % des Angebots. Lastenhest beim „Reichsanzeiger“.
Verkehrsanstalten.
In Syfang im Kiautschougebiet ist am 29. Juni eine mit Tsingtau in Verbindung stehende Reichstelegraphenanstalt für den internationalen Verkehr eröffnet worden. Die Worttaxe für Telegramme dahin ist dieselbe wie für Telegramme nach Tsingtau.
Briefe mit Wertangabe nach Rußland (einschließlich der russischen Postanstalten in China) können von jetzt ab nur noch bis zum Höchstbetrage von 96 000 ℳ (bisher unbegrenzt) versandt werden.
Hamburg
““
Wetterbericht vom 3. Juli 1909, Vormittags 9 ¼ Uhr.
rrnnmagne;
Witterungs⸗ verlauf der letzten
24 Stunden
Wind⸗ rj fang Wetter
stärke
Name der Beobachtungs⸗ station
8 Niederschlag in 24 Stunden
8
15,3 192 15,2 17,0 13,3
146 17,4
ziemlich beiter
vorwtegend heitter Uemlich heiter vorwiegend heiter
gS 1 heiter NW 2 wolkenl. WSW wolkenl. NNW 3 heiter
Borkum Keitum
Swinemünde
Rügenwalder⸗ münde W 3 wolkenl.
Neufahrwasser 763,9 — 5 wolkenl. Memel NNW 2 wolkenl. Nachen Windst. sheiter 13,0 Hannover 7,5 W. 2 bedect. 11,0 Berlin 3 O 2 wolkenl. 14,8 Dresden WNW 2 heiter 11,4 Breslau N 2 wolken!. 13,1 Bromberg NO 5 wolkenl. 14,9 2 1
vorwiegend heiter vorwiegend heuer vorwiegend heiter ziemlich heiter meist bewölkt ztemlich heiter Vorm. Niederschl. anhalt. Niederschl. ztemlich heiter ziemlich beier meist bewoltt
Eöö SSS
Metz NSbeiter 11,1 Frankfurt, M. N l halb bed. 14,0 Karlsruhe, B. OSO 2 beiter 12,6 Muͤnchen NW bbedeckt 9,8
2
anhalt. Niederschl.
(Wilhelmshav.) ziemlich heiter
(Kiel)
liemlich heiter (Wustrow i. M.) 15,0 ziemlich heiter (Königsbg., Pr.) SSW 3 bedeckt 15,0 vorwiegend heiter
(oeaanch 1 16,1 ziemlich heiter (Magdeburg) emlich heuer (Gränbergsohl) ziemlich heiter (Mülhauz., Els.) anhalt. Niedverschl. (Friedrichshaf.) Nachts Niederschl.
(Bamberg) anhalt. Niederschl.
— dd 89⸗
WSWZ Regen 12,8
Stornoway Malin Head Valentia Seilly Aberdeen Shields Holyhead Jele d-Aix St. Mathieu
13³,8
—
SSW 4 Regen S 1 bedeckt
—
SSWI wolkig 763,2 SW Zwolkig 765,1 SW 3 Nebel 768,9 Windst. 769,0 Windst. Dunst
767,8 Windst. Dunsf. 16,4 768,0 N. 2 wolkenl. 14,1 768,4 NNO lI heiter 15,7 767,7 SSW I beiter 15 5 760,9 SO 2 heiter 10,2 759,2 Windst. balb bed. 12,5 762,0 S 6 bedeckt 13,1 763,6 WSWäA heiter 14,6 764,8 SW 4 balb bed. 13,9 765,9 W 2heiter 16,9 763,3 SW 2 wolkenl. 14,7 763,6 /SSW 4 balb bed. 18,1 764,2 Windst. swolkenl. —1405 761,1 S wolkenl. 16,0
S
1 16,1]
12,8
—
wolkenl. 16,6
13,8
Grisnez Paris Vlissingen Helder Bodoe Christiansund Skudesnes Skagen Vestervig Kopenhagen Karlstad Stockholm Wisby Hernösand
u.“
8 Streiks und Aussperrungen in Deutschland
Havaranda Riga Wilna Pinsk Petersburg Wien
763,0 bedeckt 12,8 761,4 wolkig 13,0 757,6 NNO 1 Regen 13,8 763,1 Windst. Dunst 15,7 762,0 WNW 3 Regen 13,4
4 760,2 8 2wolkenf. 12,2 1
d”0*
—
ʒNSSSSSSS5/9ʒʒʒ — —
765,0 N 3wolkenl. 13,9 (,757,8 . 2 helter 17,4 758,8 S Iswolkenl. 17,1 758,1 NW Z wolkenl. 21,0 760,2 N 1 bedeck 14,6
Prag Rom Florenz Cagliari Warschau
751,5 WSMW Dunst 10,6 745,7 Windst. Regen 9,7 768,6 Windst. wolkenl. 15.6 765,7 NNSW 4 wolkig 15,7 769,0 Windse. wolken]. 17,0 757,7 Windst. heiter 21,3 761,3 NNW 2/ Regen 12,8 755,8 N. bedeckt —17,8 754,8 WNW I bedeckt 13,5 760,1 W lRegen 15,6 Brindisi 758,2 SSW 2 Dunst 21,2 Livorno 758,7 D I heiter 20,0 Belgrad — 757,0 WSWI Regen 13,3 Helsingfkors 763,8 D 1 wolkenl. 16,6 Kuoplo 763,3 05S8O 1 wolkenl. 16,2 Zürich 765,0 ND. S bedeckt 112 Genf 763,4 NNO ö6bedeckt 12,4 Lugano 759,8 N. 1bedeckt 18,0 Saͤntis 564,8 ND 2 Nebel — 0,6 Dunroßneß 758.4 SW 2 bedeckt 11.1 Portland Bil⸗767,7 SW Zwolkenl.] 13,9
Das gestrige Hochdruckgebiet hat abgenommen, es beträngt über 763 mm und' reicht von der Biscayaser, wo das Maximum von 768 mm liegt, bis Nordwestrußland. Eine Depression unter 755 mm befindet sich über Südosteuropa, eine solche unter 745 mm ist südlich von Island herangezogen und entsendet Ausläufer nach dem Westen
Irlands und nach der Nordsee. In Deutschland ist das Wetter ruhig bei geringer Wärmeänderung und vorwiegend heiter; das Alpen⸗
vorland hatte verbreitete Niederschläge. Deutsche Seewarte.
Thorshavn Sevdisfjord Cherbourg Clermont Biarritz Nizza Krakau Lemberg Hermanstadt Triest
— [SS.Sbo
do
SS=VoSSSoAoA=SVSSSSo
—
Mitteilungen des Königlichen Asronantischen Observatoriums Lindenberg bei Beeskow,
1 veröffentlicht vom Berliner Wetterbureau.
Drachenaufstieg vom 3. Juli 1909, 6 bis 8 Uhr Vormittags:
Station Seehöhe ... 122 m 500 m 1000 m]° 1500 m [2000 m 2700 m
Temperatur (C2) 10,8 10,6 7,8 3,4 1,5 — 0,8
Rel. Fchtgk. C. 82 68 68 75 63 65 de e 88 NO NO NO ONO NO ONO
„ Geschw. mps 5 10 11 10 8 7 eiter. Zwischen 310 und 420 m Höhe Temperaturzunahme von 10,2 bis 11,3 5. “
11 Vergl. Nr. 179 des „Reichs⸗ und Staatsanzeigers“ vom
No. 154.
Berlin, Sonnabend, den 3. Juli
1909.
dsa Senxr
SoveMEHSerxLRea,
Statistik und Volkswirtschaft.
im Jahre 1908.*)
In dem soeben erschienenen 230. Bande der „Statistik des Deutschen Reichs“ ist die ausführliche Statistik der während des Jahres 1908 in Deutschland vorgekommenen Streiks und Aussperrungen ver⸗ öffentlicht worden, die gleichzeitig den 10. Jahresband der amtlichen deutschen Streikstatistik bildet. Das Berichtsjahr hatte unter der Ungunst der wirtschaftlichen Verhältnisse auf fast allen Gebieten ge⸗ werblichen Schaffens zu leiden. Diese Erscheinung spiegelt sich in dem nicht unerheblichen Rückgange der Zahl der Streiks und der daran Beteiligten wieder.
Es wurden im Jahre 1908 1347 Streiks beendet gegen 2266 i. J. 1907, 3328 i. J. 1906, 2403 i. J. 1905, 1870 i. J. 1904, 1374 i. J. 1903, 1060 i. J. 1902, 1056 i. J. 1901, 1433 i. J. 1900 und 1288 i. J. 1899. Im Vergleich mit dem Jahre 1907 haben 1908 919 Streiks weniger stattgefunden. Ueberblickt man die Streikstatistik für die letzten 10 Jahre, so bleiben hinter dem Jahre 1908 nur die Jahre 1899, 1901 und 1902 zurück. Innerhalb der 10 jährigen Periode schwankt die Zahl der beendeten Streiks zwischen 3328 i. J. 1906 und 1056 f. J. 1901.
Die 1347 beendeten Streiks verteilen sich auf die einzelnen Staaten, wie folgt: Preußen 692, Bayern 165, Sachsen 154, Ham⸗ burg 61, Baden 49, Elsaß⸗Lothringen 32, Hessen 30, Württemberg 22, Braunschweig 21, Sachsen⸗Altenburg 19, Bremen 17, Reuß jüngerer Linie 15, Anhalt 12, Sachsen⸗Coburg⸗Gotha 10, Oldenburg 10, Großherzogtum Sachsen 9, Mecklenburg⸗Schwerin 7, Lübeck 6, Lippe 4, Reuß alterer Linie 3, Woaldeck 3, Schwarzburg⸗Rudolstadt 3, Schwarzburg⸗Sondershausen 1, Schaumburg⸗Lippe 1, Sachsen⸗ Meiningen 1. Ueber die Hälfte aller Streiks fällt hiernach auf
reußen. Die einzelnen Provinzen hatten daran folgenden Anteil: heinland 106, Brandenburg ohne Berlin 85, Hannover 80, Berlin 69, Sachsen 67, Westfalen 63, Schleswig⸗Holstein 50, Schlesien 44, Hessen⸗Nassau 34. Ostpreußen 27, Pommern 26 Posen 26, West⸗ preußen 15; in Hohenzollern hat keine Arbeitseinstellung stattgefunden.
Die 1347 beendeten Streiks verteilten sich auf 4774 Betriebe mit 199 371 Beschäftigten. Von den 4774 Betrieben wurden 1214 = 25,4 % durch den Streik zum bölligen Stillstand gebracht. Von der Gesamtzahl der Beschäftigten streikten 68 392 Personen gleich 34,3 % (1907: 192 430 = 43,2 %. 1906: 272 218 = 39,7 %, 1905: 408 145 = 52,5 %, 1904: 113 480 = 41,5 %). Von der Gesamtzahl der Streikenden waren 10 674 = 15,6 % unter 21 Jahren. 47 798 = 69,9 % der Streikenden waren zur sofortigen Niederlegung der Arbeit berechtigt, 20 591 = 30,1 % wurden koatraktbrüchig. Von der Zahl der Kontraktbrüchigen waren 4594 = 22,3 % unter 21 Jahren. Gezwungen mußten 7405 = 3,7 % aller Beschäftigten die Arbeit niederlegen.
Die Bedeutung der Streiks läßt sich messen an der Be⸗ teiligungsziffer und an der Zahl der Betriebe, die in Mitleidenschaft gezogen wurden. So gab es im Jahre 1908 1) 104 Streiks = 7,7 %, an denen sich 889 1 1 Arbeiter beteiligten,
181 11— 20
21 — 30 31 — 50 51 — 100 101 — 200 201 — 500 501 u. mehr „ „„
1 Betrieb erfaßten, „ 2— 5 Betriebe 18 „ 6—10 „ 21—30 8 1 „ 31— 40 8 6 41 — 50 k
11 = 0, 51 u. mehr „ 1I
Gegen das Jahr 1907 ist die Zahl der Streiks, an denen sich mehr als 100 Arbeiter beteiligten, im Jahre 1908 um 6 % zurückgegangen, und die Zahl der Streiks, die mehr als 50 Betriebe erfaßten, sank gegen 1907 um 1 %. In Angriff⸗ und Abwehrstreiks teilen sich die Streiks,
wie folgt: Angriffstreiks Abwehrstreiks absolut Prozent aobsolut Prozent
-
0
2 / 7
—,——bo — —2
2 3 7 4 7 2 8 17 1016 Streiks 189 2
76 8 36
193
—
IUHUU-
02nDUdo I
₰ I—
—
üüecee
mit Fälle Strei⸗ kenden 14536 12096 8158 8903 14696 8479 11993
aller mtt z1, Strei⸗ Fälle kenden 82,1 78, 241 94,7 93,7 120 95,7 97,0 144 92,1 97,8 191 87,6 87,0 232 84,9 90,1 207 75,3 77,8 262 66,0 67,1 359 18183 1900 1127 110576 78,6 90,0 306 12227 1899 . 1019 82913 79,1 83,5 269 16425 „5. In Zeiten günstiger Geschäftslage häufen sich die Angriffstreiks und vermindern sich die Abwehrstreiks; in Zeiten ungünstiger Geschäftslage tritt das umgekehrte Verhältnis ein. Es seien die Jahre 1901, 1902 und 1908 den Jahren 1905 und 1906 gegenübergestellt: Günstige Geschäftslage: Ungünstige Geschäftslage: Angriff⸗ Abwehr⸗ Angriff⸗ Abwehr⸗ streiks streiks 1905. 92,1 % 7 9 % 1901 66,0 % 34,0 % 1906. 95,7 „ 4,3 „ 1902. 75,3 „ 24,7 ‧„ 1908 82,1 „ Im Jahre 1908 sind im Vergleiche mit dem voraufgegangenen Jahre die Angriffstreiks um 12,6 % zurückgegangen, um welchen Prozentsatz die Abwehrstreiks zugenommen haben. Die Verteilung nach Einzel⸗ und Gruppenstreiks geht aus folgender Uebersicht hervor: Gruppenstreiks
Einzelstreiks absolut absolut Prozent
mit Fälle Strei⸗
kenden 1106 53856 2146 180334 3184 264060 2212 399242 1638 98784 1167 77124 798 41919 697 37079
1908. 19027. 1906. 1905. 1904. 1903. 1902. 1901
—₰
mit Fälle Strei⸗ kenden 1016 40229 1524 77652 2327 125386 1628 70849 1356 50207 1042 37888 869 30312 803 29408 1 —. 1018 44464 1899, 931 35606
mit Strei⸗ kenden 58,8 40,4 46,1 17,4 44,2 514 44,3 332 56 2 191 53,2 253 36,2 415 35,8 357
aller Fälle
24,6 32,8 30,1 32,3 27,5 24,1 18,0 24,0 29,0 27,7
mit
Fälle Strei⸗ kenden
331 28163 742 114778 1001 146832 775 337296 63273 47715 23600 25854 78339 63732
46,8 63,8 64,2.
31. Juli 1908, in der die Statistik der im Jahre 1907 vorgekommenen
Was den Anteil der einzelnen Gewerbegruppen an den Streiks betrifft, so entfallen von den 1347 beendeten Streiks des Berichtsjahr’s auf: Baugewerbe 429 mit 39 189 Beschäftinten und 19 593 Streikenden, Industrie der Holz⸗ und Schnitz⸗ stoffe 156 mit 8242 Beschäftigten und 4346 Streikenden, Industrie der Steine und Erden 138 mit 14 221 Beschäftigten und 6987 Streikenden, Industrie der Nahrungs⸗ und Genußmittel 101 mit 4789 Beschäftigten und 2849 Streikenden, Bekleidungs⸗ gewerbe 96 mit 9010 Beschäftigten und 5516 Streikenden, In⸗ dustrie der Maschtnen, Instrumente und Apparate 88 mit 49 283 Beschäftigten und 6006 Strelkenden, Metallverarbeitung 80 mit 12 866 Beschäftigten und 3897 Streikenden, Bergbau, Hütten⸗ und Salinenwesen, Torfgräberei 43 mit 33 254 Beschäftigten und 8555 Streikenden, Lederindustrie und In⸗ dustrie lederartiger Stoffe 38 mit 3119 Beschäftigten und 1665 Streikenden, Textilindustrie 36 mit 10 519 Beschäftigten und 3659 Streikenden, Handelsgewerbe 34 mit 3655 Beschäftigten und 1032 Streikenden, Verkehrsgewerbe 31 mit 3033 Beschäftigten und 1730 Streikenden, chemische Industrie 18 mit 1425 Be⸗ schäftigten und 802 Streikenden, Papierindustrie 12 mit 2259 Be⸗ schäftigten und 447 Streikenden, polygraphische Gewerbe 11 mit 1878 Beschäftigten und 264 Streikenden, Industrie der forst⸗ wirtschaftlichen Nebenprodukte, Seifen, Fette, Oele und Firnisse 10 mit 1023 Beschäftigten und 398 Streikenden, Kunst⸗ und Handelsgärtnerei 8 mit 484 Beschäftigten und 199 Strei⸗ kenden, Reinigungsgewerbe 8 mit 109 Beschäftigten und 103 Streikenden, Gast⸗ und Schan kwesh 4 mit 420 Beschäftigten und 188 Streikenden, künstlerische Gewerbe 3 mit 125 Beschäftigten und 82 Streikenden, Tierzucht und Fischerei 2 mit 464 Be⸗ schäftigten und 70 Streikenden, Musik⸗,Theater⸗,Schaustellungs⸗
ewerbe 1 Streik mit 4 Beschäftigten und gleichzeitig Streikenden.
einahe ein Drittel (31,9 %) aller Streiks mit 28,6 % der Streikenden entfällt auf das Baugewerbe. Die nächsthöchste Zahl der Streikenden findet sich in der Gewerhbegruppe „Bergbau, Hütten⸗ und Salinenwesen, Torfgräberei“ (12,5 %), dann folgen die Industrie der Steine und Erden (10,2 %), die Industrie der Maschinen, Instrumente, Apparate (8,8 %), das Bekleidungsgewerbe (8,1 %), die Industrie der Holz⸗ und Schnitzstoffe (6,4 %), die Metallverarbeitung (5,7 %) und die Textilindustrie (5,3 %). In allen übrigen Gewerbegruppen werden 5 % der Gesamtzahl der Streikenden nicht erreicht. Im Bergbau, in der Textilindustrie und in der Industrie der Maschinen, Instrumente, Apparate überwiegt die Zahl der Streiks in der Fecsees in den übrigen Gewerbe⸗ gruppen in der mittleren und kleineren Industrie. — Die Verteilung der Angriff⸗ und Abwehrstreiks auf die wichtigeren Gewerbe⸗ gruppen stellte sich folgendermaßen: Baugewerbe 373 Angriff⸗ und 56 Abwehrstreiks, Industrie der Holz⸗ und Schnitzstoffe 125 Angriff⸗ und 31 Abwehrstreiks, Industrie der Steine und Erden 117 Angriff⸗ und 21 Abwehrstreiks, Industrie der Nahrungs⸗ und Genußmittel 92 Angriff⸗ und 9 Abwehrstreiks, Bekleidungsgewerbe 84 Angriff⸗ und 12 Abwehrstreiks, Industrie der Maschinen, Instrumente, Apparate 62 Angriff⸗ und 26 Abwehrstreiks, Metallverarbeitung 52 Angriff⸗ und 28 Abwehrstreiks.
Nach der Zeit des Beginns unterschieden, fielen von den 1347 beendeten Streiks in das Frühjahr (März bis Mai) 496 = 36,8 %, in den Sommer (Juni bis August) 386 = 28,7 %, in den Herbst (September bis November) 241 = 17,9 % und in den Winter 224 = 16,6 %. — Die Dauer der Arbeitsstreitigkeiten ergibt folgende Zusammenstellung: Es dauerten weniger als 1 Tag 71 Streiks mit 1858 Streikenden, 1—5 Tage 498 Streiks mit 22 852 Streikenden, 6 — 10 Tage 169 Streiks mit 7201 Streikenden, 11 — 20 Tage 168 Streiks mit 10 933 Streikenden, 21 — 30 Tage 98 Streiks mit 4178 Streikenden, 31 — 50 Tage 134 Streiks mit 9470 Streikenden, 51 — 100 Tage 143 Streiks mit 7061 Streikenden, über 100 Tage 66 Streiks mit 4839 Streikenden. Am längsten dauerten die Streiks in der Textilindustrie und in der In⸗ dustrie der Steine und Erden. In ersterer währten 16,7 % aller Streiks über 100 Tage, in letzterer 10,9 %. Ueber 50 Tage dauerten die Streiks in der Industrie der Steine und Erden, in der Metall⸗ verarbeitung, in der Industrie der Maschinen, Instrumente, Apparate, in der Industrie der Holz⸗ und Schnitzstoffe, in der Textilindustrie, in der Industrie der Nahrungs⸗ und Genußmittel und im Bau⸗ gewerbe; es waren dies 23,9 %, 21,2 %, 20,4 %, 16,0 %, 22,3 %, 20,8 % und 13,5 %.
Was die Forderungen der Streikenden betrifft, so handelt es sich in 990 Streikfällen mit 51 562 Streikenden um Lohn⸗, in 235 Streikfällen mit 12 219 Streikenden um Arbeitszeit⸗ und in 590 Streikfällen mit 32 112 Streikenden um andere Forderungen. Unter den Lohnforderungen stehen diejenigen, welche auf „Er⸗ höhung der bestehenden Zeit⸗ oder Akkordlöhne, Festsetzung von Mindestlöhnen“ gerichtet waren, an erster Stelle, nämlich 745 Streik⸗ fälle mit 35 806 Streikenden; es folgen dann die Forderungen „Be⸗ zahlung, höhere Bezahlung der Ueberstunden, Nachtarbeit, Arbeit an Sonn⸗ und Feiertagen“ in 89 Streikfällen mit 5016 Streikenden und „besondere Bezahlung der Nebenarbeiten, Außenarbeit, der Fahrt zur Arbeitsstelle, Wartegelder“ bei 44 Streiks mit 1924 Streikenden. Unter den Forderungen bezüglich der Arbeitszeit ist diejenige, welche auf „Verkürzung der bisherigen Arbeitszeit“ ab⸗ zielte, am häufigsten gestellt worden: in 183 Streikfällen mit 8302 Streikenden; in nur 25 Streikfällen mit 2288 Streikenden handelte es sich um die Forderung der Aufrechterhaltung der bis⸗ herigen Arbeitszeit. Unter den speziellen Forderungen ragt die der Wiederanstellung entlassener Arbeiter vor allen übrigen weit hervor; si wurde in 216 Streikfällen mit 9455 Arbeitern erhoben. Daneben aben einige Bedeutung die Streikfälle, denen tarifliche Forderungen zugrunde lagen. So erlangten in 71 Streikfällen 5774 Arheiter eine „Abänderung von Lohntarifen“, in 67 Streikfällen 3614 Arbeiter die „Einführung von Lohntarifen“ und in 31 Streikfällen 1139 Arbeiter die „Aufrechterhaltung von Lohntarifen“. Die Forderung der „Ent⸗ lassung bezw. Nichteinstellung von nichtorganisierten Arbeitern“ führte zu 34 Streikfällen, vertreten durch 1173 Arbeiter.
Von den 1347 beendeten Streiks hatten 206 = 15,3 % vollen Erfolg, bei 437 = 32,4 % wurden die Forderungen der Streikenden teilweise erfüllt, und 704 Streiks = 52,3 % blieben ohne Erfolg. Am vollen Erfolg nahmen von den 68 392 Streikenden 7365 = 10,8 %, an dem nur bezüglich eines Teils der Forderungen erzielten Erfolge 28 429 = 41,6 % teil; keinen Erfolg hatten 32 598 Ar⸗ beiter = 47,6 %. In den letzten 10 Jahren nahmen die Streiks
folgenden Ausgang: ue. Streikende
Streiks teil weise voller teilweise Erfolg Erfolg Erfolg
33,3 18,8 52,2
10,3 54,2
15,9 33,4
15,8 40,8
16,3 45,8
14,6 54,9
6,1 30,0
12,0 65,0
10,0 52,9
kein Erfolg 29,0 35,5 50,7
Streiks und Aussperrungen enthalten ist.
10,8 41,6
Aus den vorstehenden Verhältniszahlen ist ersichtlich, daß seit dem Jahre 1904 eine verhältnismäßig immer geringere Zahl der Streiks einen vollen Erfolg gehabt hat. Aber auch die Zahl der Niederlagen ist vom Jahre 1902 bis zum Jahre 1906 anhaltend und nicht un⸗ beträchtlich zugunsten der Zahl der Streiks mit teilweisem Erfolge, die von 1902 bis 1906 ständig gestiegen ist, gefallen. Erst in den letzten Jahren ist die Zahl der Niederlagen wieder im Steigen be⸗ griffen und die der Streiks mit teilweisem Erfolge wieder gefallen. Der Prozentsatz der Streikfälle, in denen die Arbeiter ihre Forde⸗ rungen voll durchzusetzen vermochten, ist 1908 gegenüber dem Jahre 1907 zurückgegangen und war im vergangenen Jahre der niedrigste in der ganzen Periode. Beteiligt war am vollen Erfolge ein geringer Bruch⸗ teil mehr Arbeiter als i. J. 1907, dagegen war der Prozentsatz der Arbeiter, die einen teilweisen Erfolg erzielten, 1908 gegen 1907 um 11,3 % niedriger, die dem Prozentsatz der Arbeiter ohne Erfolg fast voll zufielen. Diese Ziffern drücken deutlich die Ungunst der Ver⸗ hältnisse aus, die auf dem Wirtschaftsleben im verflossenen Jahre lastete. Nur einmal — das Jahr 1905 ist auszuschalten — in der 10 jährigen ehie⸗ wurde der Prozentsatz der Arbeiter, die keinen Erfolg erzielten, noch übertroffen; das war im Jahre 1901, in dem 50,7 % der streikenden Arbeiter vergeblich in den Ausstand getreten waren.
Von den im Berichtsjahre beendeten Streiks, die den Streikenden vollen Erfolg brachten, waren 147 (= 71,4 %) Angriffstreiks mit 4930 Ausständigen in 457 Betrieben und 59 (= 28,6 %) Ab⸗ wehrstreiks mit 2435 Ausständigen in 83 Betrieben. Vollen Erfelg insbesondere hinsichtlich der Erhöhung des Arbeitslohns hatten von den erfolgreichen Angriffstreiks 87 mit 2758 Streikenden in 302 Betrieben, von den erfolgreichen Abwehrstreiks 1 mit 40 Streikenden in 3 Betrieben, zusammen also 88 Streiks mit 2798 Streikenden in 305 Betrieben. Unter den Streiks, die vollständig erfolglos verliefen, wurden 582 (= 82,7 %) Angriffstreiks mit 26 236 Streikenden in 1188 Betrieben und 122 (= 17,3 %) Abwehrstreiks mit 6362 Streikenden in 152 Betrieben gezählt. Zu den Streiks, bei denen die Streikenden bezüglich eines Teils ihrer Forde⸗ rungen Erfolg hatten, gehörten im Berichtsjahre 377 (= 86,3 %) Angriffstreiks mit 22 690 Streikenden in 2603 Betrieben und 60 = 13,7 %) Abwehrstreiks mit 5739 Streikenden in 291 Betrieben. Von den Angriffstreiks mit teilweisem Erfolg hatten
mit in Streiks Streikenden Betrieben vollen Erfolg in bezug auf Erhöhung des Arbeitslohns 8 209 22 .teilweisen Erfolg in bezug auf Erhöhung des Arbeitslohns 247 13 389 1500 vollen Erfolg in bezug auf Erhöhung des Arbeitslohns und vollen oder teilweisen Er⸗ folg in bezug auf Verkürzung der “ teilweisen Erfolg in bezug auf Erhöhung des Arbeitslohns und vollen oder teilweisen Er⸗ folg in bezug auf Verkürzung der Arbeitszeit 8 . vollen oder teilweisen Erfolg in bezug auf Verkürzung der Arbeitszeit I von den Abwehrstreiks mit teil⸗ weisem Erfolg hatten rteeilweisen Erfolg in bezug auf Erhöhung des Arbeitslohns
Was die im Vordergrund des Interesses stehenden Forderungen der Lohnerhöhung und der Verkürzung der Arbeitszeit anlangt, so wurde die insgesamt 745 mal gestellte Forderung einer Erhöhung des bisherigen Arbeitslohns 88 mal (in 11,8 % aller Fälle, in denen sie gestellt wurde) vollständig, 326 mal (= 43,8 % der Fälle) teilweise und 331 mal (= 44,4 %) überhaupt nicht durchgesetzt, während die 183 mal angestrebte Verkürzung der Arbeitszeit 10 mal (= 5,5 % dieser Fälle) in vollem Umfange, 100 mal (= 54,6 %) nur zum Teil und 73 mal (= 39,9 %) überhaupt nicht erreicht wurde. Unter den insgesamt 437 Streiks mit nur teilweisem Erfolg wurden 260 (= 59,5 % dieser Kategorie) gezählt, die den Streikenden vollen oder teilweisen Erfolg in bezug auf die Erhöhung des Arbeitslohns, 5 (= 1,1 %), die ihnen vollen oder teilweisen Er⸗ folg in bezug auf die Verkürzung der Arbeitszeit, und endlich 57 (= 13,0 %), die den Beteiligten vollen oder teilweisen Erfolg in bezug auf beide Forderungen gebracht haben.
Von den 1347 Streiks fanden 958 = 71,1 % durch Verhandlungen ihr Ende, und zwar 497 = 52,0 % durch Verhandlungen unmittel⸗ bar zwischen den Parteien, 63 = 6,6 % vor dem Gewerbegericht und 398 = 41,4 % durch Verhandlungen unter Vermittlung von Berufs⸗ vereinigungen oder dritten Personen. — 347 = 25,8 % der Streiks beschäftigten die Polizei und 253 = 18,8 % die Staatsanwaltschaft.
Von den Aussperrungen wurden im Jahre 1908 177 be⸗ endet, die sich über 1758 Betriebe verbreiteten und 43 718 Arbeiter betrafen. Gegenüber dem Vorjahre mit seinen 246 beendeten Aus⸗ sperrungen ist im Berichtsjahr eine Verringerung der Zahl der Aus⸗ sperrungen zu ies een . gezaählt.
Auesgernete,, Lesshe Beschäftigte Ausgesperrte E1Xq“ 42 8 290 h1m“ 1990 68 25388 19929 51 948 1903 EC8 714 1“ 4190 5b G.111 3 859 1906 .298 2 780 1908 177 88 81 286 43 718.
Von den 177 Aussperrungen des Berichtsjahres entfielen 91 auf Preußen, 86 auf die übrigen Einzelstaaten. Von den preußischen Provinzen waren es die Rheinprovinz (28), die Provinzen Hannover (13), Westfalen (13) und Hessen⸗Nassau (12), auf die mehr als 10 Aussperrungen entfielen. Bei den außerpreußischen Staaten trifft dies für Bayern (24), Sachsen (15) und Baden (12) zu.
Von den bedeutenderen Gewerbegruppen hatte im Berichte⸗ jahre der Bergbau keine Aussperrung zu verzeichnen. In anderen Gewerbegruppen betrugen die Zahl der beendeten Aussperrungen, die der betroffenen Betriebe, sowie die Zahlen der in diesen Beschäftigten und der Ausgesperrten: öC11AX“
beendete 8 Aus⸗ 8 sperrungen Industrie der Steine und P11A6XAX“ 1 108 W“ 8 1 004 Industrie der aschinen, Instrumente, Apparate. 18 239 11 054
betroffene Be⸗ Aus⸗ Betriebe weg gesperrte
5 42 848 15 149
Textilindustrie.. .. Industrie der Holz⸗ und Schnitzstoffe . . . .. 2 080