1909 / 199 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 24 Aug 1909 18:00:01 GMT) scan diff

————————Ee

vaiiss 595———

8—2

—y N— ——

8 1 f üf 8 1 8 8 8 1 -⸗ I 9 1 4 1 11 7 1 8 83 IILIIW 2 * 8

von Bethmann Hollweg. von Einem.

Eine Beschreibung wird in der „Elektrotechnischen Zeit⸗ schrift“ veröffentlicht, von deren Verlage (Jul. Springer in Berlin N. 24, Monbijouplatz 3) Sonderabdrucke bezogen werden können.

Charlottenburg, den 11. August 1909.

D Präsid der Phyfikalisch⸗Technise en Reichsanstalt.

8 In Vertretung: 8 8

Hagen.

8

8 8 Die vom Reichsamt des Innern veranstaltete Ausgabe des Werkes „Handbuch für die deutsche Handelsmarine auf das Jahr 1909“ ist im Verlage der Buchhandlung Georg Reimer in Berlin soeben erschienen und im Buchhandel um Preise von 9,00 für das Exemplar zu beziehen. Das uch wird den Reichs⸗ und Staatsbehörden bei direkter Be⸗

stellung sowie den Wiederverkäufern zum Preise von 6,76

für das Exemplar von der Verlagsbuchhandlung geliefert.

Die von heute ab zur Ausgabe gelangende Nummer 49 des Reichsgese blatts enthäͤlt unten 3

Nr. 3658 die Bekanntmachung, betreffend die Hinter⸗ lcgung der Ratifikationsurkunde Luxemburgs zu dem Haager Abkommen über den Zivilprozeß vom 17. Juli 1905 sowie die im Anschluß an dieses Abkommen von Deutschland mit den Niederlanden, mit Luxemburg und mit Norwegen zur weiteren Vereinfachung des Rechtshilfeverkehrs getroffenen Verein⸗ barungen, vom 16. August 1909. 8 8

Berlin W., den 23. August 1909.

MMMaiserliches Poftzricmgsamt

Krüer.

Königreich Preußen.

Seine Majestät der König haben Allergnädigst geruht:

den bisherigen Kreisschulinspektor Westphal in Pudewitz zum Seminardirektor zu ernennen sowie

dem Militäroberpfarrer des VIII. Armeekorps, Kon⸗ sistorialrat Dr. Richter in Koblenz den Charakter als Geheimer Konsistorialrat und

dem Regierungssekretär Henning in Pankow den Cha⸗ rakter als Rechnungsrat zu verleihen.

Gesetz über die Haftung des Staats und anderer Verbände 8 Amtspflichtverletzungen von Beamten 8 bei Ausübung der öffentlichen Gewalt.

G Vom 1. August 1909. 8

Wir Wilhelm, von Gottes Gnaden König von Preußen ꝛc.,

verordnen, mit Zustimmung der beiden Häuser des Landtags der Monarchie, was folgt:

Verletzt ein unmittelbarer Staatsbeamter in Ausübung der ihm anvertrauten öffentlichen Gewalt vorsätzlich oder fahrlässig die ihm nn Fe. eeäüber eelitgegde becarneefliche so trifft die im

es Bürgerlichen Gesetzbuchs bestimmte Verantwortlichkeit an Stelle des Beamten den Staat. ü.

„Ist die Verantwortlichkeit des Beamten deshalb ausgeschlossen, weil er den Schaden im Zustande der Bewußtlosigkeit oder in einem die freie Willensbestimmung ausschließenden Zustande krankbafter Störung der Geistestätigkeit verursacht hat, so hat gleichwohl der Staat den Schaden zu ersetzen, wie wenn dem Beamten Fahrlässigkeit zur Last fiele, jedoch nur insoweit, als die Billigkeit die Schadlos⸗ een.. 185 maönei des G.

ie Verantwor e es Staats ist ausgeschlossen bei Be⸗ amten, die ausschließlich auf den Bezug von Gebühren angewiesen sind, sowie bei solchen Amtshandlungen anderer Beamten, für welche die Beamten eine besondere Vergütung durch Gebühren von den Be⸗ teiligten zu beziehen haben.

§ 2.

Wird der Staat auf Grund der Vorschrift des § 1 Abs. 1 in Anspruch genommen, so finden auf die Feststellung, ob der Beamte sich einer Ueberschreitung seiner Amtsbefugnisse oder der Unterlassung einer ihm obliegenden Amtshandlung schuldig gemacht hat, die für den Fall der Verfolgung des Beamten geltenden Vorschriften ent⸗ sprechende Anwendung. 8 3

Der Staat kann von dem Beamten Ersatz des Schadens ver⸗ langen, den er durch die im § 1 Abs. 1 bestimmte Verantwortlichkeit erleidet. Der Ersatzanspruch verjährt in drei Jahren von dem Zeit⸗ punkt an, in welchem der Ersatzanspruch des Dritten diesem gegen⸗ über von dem Staate anerkannt oder dem Staate gegenüber rechts⸗ kräftig festgestellt ist. 8

§ 4.

Die Vorschriften der §§ 1 bis 3 finden auf die für den Dienst eines Kommunalverbandes angestellten Beamten mit der Maßgabe Anwendung, daß an die Stelle des Staats der Kommunalverband tritt. Jedoch trifft bei Amtepflichtverletzungen von Standesbeamten

die Verantwortlichkeit den Staat.

Einem Kommunalverbande stehen gleich die Gutsbezirke, die Amtsverbände und die zur Wahrnehmung einzelner kommunaler Angelegenheiten gebildeten Zweckverbände.

§5. Die Vorschrift des § 6 des Gesetzes über die Zulässigkeit des Rechtswegs in Beziebung auf polizeiliche Verfügungen vom 11. Mai 1842 (Gesetzsamml. S. 192) gilt auch für die den Beteiligten nach diesem Gesetze zustehenden Rechte.

Soweit durch Reichsgesetze oder Landesgesetze für bestimmte Fälle eine Haftung des Staats oder der Kommunalverbände über den in jenen G setzen bestimmten Umfang hinaus ausgeschlossen ist, finden die Vorschriften dieses Gesetzes , Anwendung.

§ 7. Den Angehörigen eines ausländischen Staats steht ein Ersatz⸗ anspruch auf Grund dieses Gesetzes nur insoweit zu, als nach einer

in der Preusischen Gesetzsammlung enthaltenen Bekanntmachung des

Staatsministeriums durch die Gesetzgebung des ausländischen Staats oder durch Staatsvertrag die Gegenseitigkeit verbürgt ist.

§ 8. Dieses Gesetz tritt am 1. Oktober 1909 in Kraft.

Urkundlich unter Unserer Höchsteigenhändigen Unterschrift und beigedrucktem Königlichen g . S

siegel. Gegeben Odde, an Bord M. J. „Hohenzollern“ 1. August 1909. J. „Hohenzollern“, den

(L. S.) Wilhelm.

Delbrück. Beseler. von Moltke. von Trott zu Solz.

I11“

Der Minister des Aeußern erklärte, „W. T. B.

Finanzministerium. 8 Das Katasteramt Ehrenbreitstein im Regierungs⸗ bezirk Koblenz ist zu besetzen. 8 g

Ministerium für Landwirtschaft, Domänen und Forsten.

Dem zum Kreistierarzt ernannten Tierarzt Alfred V42 L.B ist die Kreistierarzistelle zu Habelschwerdt verliehen worden. 8 96

8 F 8 Ministerium der geistlichen, Unterri Medizinalangelegenheiten.

Der außerordentliche Professor in der philosophischen

Fe der Friedrich Wilhelms⸗Universität zu Berlin r. Rudolf Lehmann⸗Filhés ist auf Grund Allerhöchster

Ermächtigung Seiner Majestät des Königs zum ordentlichen Honorarprofessor in derselben Fakultät ernannt worden.

Dem Seminardirektor Westphal ist das Direktorat des Lehrerseminars in Ratzeburg verliehen worden.

Dem Pächter des Joachimsthalschen Schulamtsguts Neuendorf, Landwirt Georg Otto ist der Charakter als Königlicher Oberamtmann beigelegt worden.

Evangelischer Oberkirchenrat.

Zum Pfarrer der deutschen evangelischen Gemeinde in Pretoria (Südafrika) ist der Seemannspastor Schmidt in London berufen worden. 9. 8

Nichlamtliches.

Deutsches Reich. Preußen. Berlin, 24. August.

Seine Majestät der Kaiser und König hörten gestern nachmittag im Schloß Wilhelmshöhe den Vortrag des Chefs des Militärkabinetts, Generalleutnants von Lyncker.

Laut Meldung des „W. T. B.“ ist S. M. S. „Loreley“ am 22. August in Konstantinopel, S. M. S. „Iltis“ an demselben Tage in Tschinwangtau eingetroffen.

In der Ersten Beilage zur heutigen Nummer des „Reichs⸗ und Staatsanzeigers“ werden im Kaiserlichen Statistischen Amt zusammengestellte Nachrichten über den Saaten⸗ stand im Deutschen Reiche um die Mitte des Monats August 1909 veröffentlicht. 8

Der Präsident Fallires unterzeichnete, wie „W. T. B.“ aus Paris meldet, ein Dekret, durch das verschiedene wegen Pressevergehens bezw. wegen politischer Delikte verurteilte Personen begnadigt werden. Die Begnadigten sollen un⸗ verzüglich in Freiheit gesetzt werden.

Türkei.

M.i 1 zufolge, den Botschaftern der Schutzmächte, die Kretafrage könne nicht ungeordnet bleiben. Die Form der Autonomie müsse geregelt werden. Der Eindruck der Diplomaten ist, daß die

forte wegen Kretas nicht drängen will. Auch in türkischen Kreisen nimmt man an, die Pforte werde, um die aufgeregte öffent⸗ liche Meinung zu beruhigen, die kretische Frage einstweilen ruhen lassen. Wie die Blätter melden, haben einige Bot⸗ schafter bei der Pforte wegen des Boykotts gegen griechische Schiffe Vorstellungen erhoben. Der Minister des Innern erklärte, daß er alle Maßregeln zur Beseitigung des Boykotts getroffen habe und daß er nötigenfalls Gewalt anwenden werde, ihn zu beenden.

Wie aus Kanea gemeldet wird, hat das Exekutivkomitee von den Konsuln der Schutzmächte die RKäumung der Forts durch die internationale Besatzung verlangt, die zur Niederholung der griechischen Flagge gelandet worden war.

In Klisura wurde, wie die „Frankfurter Zeitung“ aus Saloniki meldet, der türkische Präfekt Sallh Effendi

von einem Griechen verwundet, bei Vodena der Scheich

Abdullah aus Medina von einem Bulgaren ermordet.

Der „Kölnischen Zeitung“ wird aus Uesküb vom 22. telegraphiert: Die Albanesen lehnten es ab, Verhandlungen anzunehmen. Infolgedessen wurde um 10 Uhr Vormittags von der Station Verissowitsch aus mit Schnellfeuergeschützen die Säuberung des umliegenden Geländes von Albanesen be⸗ gonnen. Der Bahnverkehr wurde eingestellt. Ueber die Ver⸗ luste ist noch nichts bekannt. 8

Schweden. Der Minister des Innern hat, „W. T. B.“ zufolge,

an den Oberstatthalter und die Provinzialregierungen einen P 2 g g bwuar] Justizrat Katz: Patent⸗ und Warenzeichenrecht, Wirklicher Geheimer

Erlaß gerichtet, in dem es heißt: Da vermutlich an ver⸗ schiedenen Plätzen die Arbeit in größerem Umfang wieder aufgenommen wird, ist es wichtig, daß die Arbeitgeber den Behörden mitteilen, was sie selbst zum Schutz der Arbeiter und Arbeitsplätze gegen Bedrohung durch Aus⸗ ständige getan haben, um den Behörden zu erleichtern, ihrer⸗ seits geeignete Maßnahmen in dieser Beziehung zu treffen. Die Staatsregierung wünscht, daß alles getan wird, um der Forderung der Arbeitswilligen nach Arbeit gerecht zu werden. Amerika.

der Münzkonversion auf das Jahr 1915 V 322 angenommen. treten.

Freiherr von Rheinbaben. von Arnim.

Die chilenischen Kammern haben, wie „W. T. B.“ aus Santiago meldet, das Gesetz, betreffend die Aufschiebun zum zweiten Das Gesetz wird infolgedessen in Kraft

Asien.

Im Fergangebiete und in den Städten Samarkand, Taschkent, Tschardschuj, desgleichen in der zentral⸗ asiatischen Eisenbahnzone ist der außerordentliche Schutz durch den verstärkten ersetzt worden.

Nr. 45 des „Zentralblatts für das Deutsche Reich⸗ herausgegeben im Reichsamt des Innern, vom 16. August, hat heianch., Inhalt: Handels⸗ und Gewerbewesen: Verzeichnis von Gartenbau⸗ usw Anlagen, welche regelmäßigen Untersuchungen unterliegen und als den Anforderungen der Reblauskonvention entsprechend erklärt worden sind.

Statistik und Volkswirtschaft.

Unfallversicherung und Unfälle im deut Bergbau 1908. 8

Aus dem jetzt erschienenen vierundꝛwanzigsten, auf das Jahr 190e8

sich beziehenden Verwaltungsbericht der Knappschafts⸗Berufs⸗ genossenschaft für das Deutsche Reich ergidt sich, daß 82- deutsche Bergbau im verflossenen Jahre wieder einen bedeutenden Aufschwung genommen hat. Die Zahl der gegen die Folgen von Unfällen versicherten Personen belief sich auf 798 378 das sind 65 794 mehr als im Vorjahre. An hnen wurden 1117 Millionen Mark gezahlt gegen 1030 Millionen im Jahre 1907. Die auf einen Versicherten entfallende Lohnsumme be⸗ rechnete sich im Durchschnitt auf 1399,26 gegen 14 7,31 im vorhergehenden Jahre. Im ersten Berichtsjahre 1886 betrug der Durchschnittslohn 729,69 ℳ. An Umlage waren fast 27 Millionen Mark aufzubringen. Die Summe der an die Unfallverletzten und deren Angehörige im Berichtsjahre gezahlten Entschädigungen belief sich auf 22 ½ Millionen Mark. Dem Reservefonds wurden mehr als 4 Millionen Mark zugeführt, wodurch er auf nahezu 54 ½ Millionen Mark gestiegen ist. Für Zwecke der Unfallverhütun g wurden rund 69 000 aufgewendet. Die Verwaltungskosten be⸗ rechnen sich auf 3,1 % der Jahresumlage, die Kosten der Unfallunter⸗ suchungen, der Feststellung der Entschädigungen usw. sowie die frei⸗ willig aufgewendeten Kosten des Heilverfahrens innerhalb der ersten 13 Wochen nach dem Unfall auf 3,4 % der Jahresumlage. Auf 1 Versicherten entfielen 33,43 ℳ, auf 1000 Lohnsumme 23,89 Unfallkosten. Die Gesamtaufwendungen der Bergwerks⸗ unternehmer für die Berufsgenossenschaft betragen seit dem Srfshen veeee. IleS; Mark.

ntsprechen er Zunahme der Zahl der versicherten Personen hat sich auch die Zahl der Unfälle erhöht. Zur? 80 n Sr. 103 977 Unfälle, „von denen 12 799 oder 16,03 auf 1000 versicherte Personen entschädigungspflichtig wurden. Beim Inkrafttreten des Unfallversicherungsgesetzes im Jahre 1886 entfielen auf 1000 Versicherte nur 6,60 entschädigungspflichtige Unfälle. Durch den Massenunfall auf Zeche Radbod hat die Zahl der tödlich Verletzten die Höhe von 2051 erreicht, d. s. 2,57 auf 1000 Versicherte. Die Gefährlichkeit der Betriebe veranlaßte 66,73 % aller Unfälle; 31,94 % der Unfälle fallen den Verletzten selbst und deren Mitarbeitern zur Last; auf Mängel der Betriebe sind nur 1,33 % der Unfälle zurückzuführen. Die meisten Unfälle entfallen auf den Dienstag und Sonnabend, die wenigsten auf den Montag, weil an diesem Tage infolge Feierns weniger Bergleute arbeiten. Von den Verletzten wurden 2204 ekurse, von der Berufsgenossenschaft 281 beim Reichsversicherungeamt ein⸗ gelegt; von den Entscheidungen fielen 1789 oder 82 % zugunsten der

Berufsgenossenschaft und 387 oder 18 % zugunsten der Verletzten aus.

ee e

Zur Arbeiterbewegung.

Die Bau⸗ und Geldschrankschlosser in Berlin haben, der „Voss. Ztg.“ zufolge, gestern in sämtlichen Betrieben die Arbeit I 87 ein Teil wieder⸗ eingestellt werden. Die übrigen sollen in 8 bis 14 Tagen . Berhlten Evor S 196 d. Bl.). a w

e Mühlenarbeiter von Leipzig und Umgegend haben, wie die „Köln. Ztg.“ erfährt, den Arbeitgebern einen Türt laber, unterbreitet, in dem ein Mindestwochenlohn von 25,50 und ein Lohnzuschlag von 1,50 wöchentlich für alle die Arbeiter, die den⸗ Lür. adeis nen, Se 85 16 z sowie ein Ferienurlaub on dre e agen gefordert wird. is zum 29. Augu die üh . 1 saebgeirs

er Vertrag, der dem Kampf im Hamburger Baugewerbe ein Ende macht, ist, wie „W. T. B.“ meldet, gestern nlen zwischen dem Baugewerbeverband einerseits und den Vertretern der beteiligten 13 Arbeiterverbände andererseits unterzeichnet worden. Die Arbeit sollte heute wieder aufgenommen werden (vgl. Nr. 197 d. Bl.). 88 82 . 98 I1“ 56 München wird

„Frkf. Ztg.“ gemeldet, daß bis gestern vormittag 40 Fi Tarff bewiigt haben (vgl. Nr. 195 8. BI.) de

Zu den Streikunruhen in Pittsburg (vgl. Nr. 198 d. Bl.) melder der Londoner „Daily Telegraph“ aus New York unter dem 23. August: Ein amtliches Telegramm aus Pittsburg besagt, doß im Laufe des heutigen Tages drei Verletzie ihren Wunden erlegen sind, sodaß die Zahl der Toten bis jetzt im ganzen elf beträgt. Nach sorgfältigen Schätzungen sind 40 Personen leicht verwundet worden. Beamte des Sheriffs drangen, von Soldaten begleitet, in diejenigen Häuser, die den Streikenden und ihrem Anhang als Zuflucht dienen, und nahmen überall Verhaftungen

vor. Truppenverstärkungen trafen heute ein, da die Ordnung unter

4000 Ausständigen, die sich noch immer in Kampfstimmung befinden und zur Anstiftung neuer Unruhen geneigt sind, aufrechtzuerhalten ist.

Kunst und Wissenschaft.

Die Vereinigung für staatswissenschaftliche Fort⸗ bildung in Berlin veranstaltet auch in dem Saefice. Sent. halbjahr einen Fortbildungskursus für solche Personen, die neben der allgemeinen Bildung bis zu einem gewissen Grade auch eine staatswissenschaftliche Schulung theoretischer oder praktischer Art be⸗ sitzen und eine Erweiterung oder Vertiefung ihrer Kenntnisse auf dem Gebiete der wirtschaftlichen und juristischen Staatswissenschaften er⸗ streben. Der Studienplan des Kursus umfaßt: Konversatorisch: Vorlesungen, Besichtigungen und Studienreisen, Füh⸗ rungen durch wissenschaftliche Institute und Museen der bildenden Künste und Einzelvorträge allgemeineren Inhalts.

Im einzelnen haben angekündigt: Aus dem Bereiche der Juris⸗ prudenz sowie der staatlichen und kommunalen Verwaltung Professor Heilfron: Juristische Tagesfragen, Professor Eltzbacher: Zeit⸗ und Streitfragen aus unserm Recht im Licht der Kulturgeschichte,

Oberregierungsrat Krohne: Verbrechen, Strafe, Strafvollzug, Professor Anschütz: Die preußisch: Verwaltungsorganisation in Vergangenheit und Gegenwart, mit Berücksichtigung der Reform⸗ fragen, Professor v. Schmoller: Geschichte der preußischen der preußischen Finanzminister im 19. Jahrhundert,

enatspräsident des Oberverwaltungsgerichts Struß: Finanz⸗ und Steuerreformen im Reich und in Preußen, Geheimer Oberfinanzrat Schwarz: Die Finanzen des Deutschen Reiches, Wirklicher Geheimer Oberregierungsraf von der Leyen: Ueber Nationalökonomie der Eisenbahnen, Geheimer Regierungsrat Reichart: Die Verwaltung der preußischen Staatseisenbahnen, Geheimer Oberregierungsrat Freund: Grundlagen der Kommunalpolitik, Landesbaurat, Professor Goecke: Grundlagen des Städtebaues, Privardozent Dr. Weyl: Soziale Hygiene, Stadtꝛat Dr. Münsterberg: Armenpflege und Wohltätigkeit, der Präsident des Königlich preußischen Statistischen Landesamts, Wirklicher Geheimer Oberregierunsrat Blenck sowie Regierungsrat, Professor Kühnert und Dr. Petersilte II.: Ueber Fragen der praktischen Statistik.

Aus dem Be eich der wirtschaftlichen Staatswissenschaften haben angekündigt: Professor Bernhard: Die Nationalökonomie in Theorie und Praxis, Professor Herkner: Auzgewählte Fragen der Sostalpolitik. Professor Dade: Fragen der Agrarpolitik, Professor Gebauer: Gewerbewesen und Gewerbepolitik, Geheimer Regierungs⸗ rat Weymann: Recht, Wirtschaft, Reform der deutschen Arbeiter. versicherung, der Präsident des Kaiserlichen Statistischen Amts

8 1

aam 29. Oktober d. J. und endigen am 26. Februar 1910.

van der Borght: Handel und Handelspolitik, Professor Jannasch: Die politischen und wirtschaftspolitischen Expansivbestrebungen der heutigen Groß⸗ und Weltmächte, Wirklicher Admitalitätsrat, Professor Köbner: Probleme der Kolonialpolitik. Geheimer Oberfinanzrat von Lumm: Die Reichsbank im Vergleich mit anderen Notenbanken, Professor Manes: Fragen des Versicherungswesens und der Ver⸗ sicherungspolttik, Professor Leitner: Buchhaltungs⸗ und Bilanzlehre.

Außerdem wird als Einführung in die Technik und zur Förderung des Verständnisses für die Besichtigung industrieller Betriebe Professor Meyer über die Gewinnung von motorischer Kraft insbesondere in den modernen Kraftzentralen und auf Scheffen sprechen, während Pro⸗ fessor Jaekel aus Greifswald ein biologisches Thema: Entwicklungs⸗

probleme für die zweite Hälfte des Semesters angekündigt hat.

An jedem Mittwoch finden Besichtigungen öffentlicher und privater gewerblicher Betriebe und wissenschaftlicher Institute statt, während die Führungen durch die Museen der bildenden Künste in diesem Jahre von den Mittwochsbesichtigungen abgetrennt und auf je einen Montag eines jeden Monats verlegt sind.

In der mit Sonntag, den 21. November, beginnenden Woche findet eine Studienreise nach Oesterreich (Brünn, Wien usw. statt; eine kleinere Studienreise geht am 18. und 19. Januar na Bitterfeld und Dessau, wo eine Reihe interessanter und eigenartiger Betriebe besichtigt werden soll. Ein Ausflug nach Rathenow, am

16. Februar, gibt den Teilnehmern Gelegenheit, die dortige optische Industrie kennen zu lernen. Am Donnerstag, den 28. Oktober d. J., Vormittags 11 Uhr,

findet eine Eröffnungssitzung im Hörsaal I der Vereinigung (Alte Bauakaremie, Schinkelplatz 6) statt. Die Vorlesungen beginnen

Meldungen zur Teilnahme an dem Kursus sind baldmöglichst, spätestens bis 3. November, an die Geschäftsstelle der Vereinigung, Berlin W. 64, Bebrenstraße 70, zu richten, die vom 1. Oktober ab

sjede gewünschte Auskunft mündlich an den Wochentagen von 10 bis

2 Uhr erteilt. In der Zwischenzeit werden Studienpläne an Int r⸗ essenten auf schriftliche Bestellung von der Geschäftsstelle übersandt.

Land⸗ und Forstwirtschaft.

Die „Wiener Ztg.“ veröffentlicht den nachstehenden Saaten⸗ stands⸗ und Erntebericht des K. K. Ackerbauministeriums

für die erste Hälfte Aug ust 1909:

Die härfigen Niederschläge und sehr schwankenden, meist kühlen Temperaturen im Juli haben die Reife des Getreides gehemmt und eine Verspätung der Ernte um zwei bis drei Wochen verursacht. Die Kornqualität ist im allgemeinen recht gut, erlitt jedoch an manchen Orten eine Einbuß“ durch Beregnen und stellenweise sogar direkten Schaden durch Auskeimen der Körner. Dies trifft bei Roggen in viel geringerem Maße zu als bei Weizen, welch letzterer überdies von Rost und Brand befallen ist und hie und da von den Larven der Weizen⸗ und der Hessenfliege angegriffen wurde. Vorgenommene Probedrüsche haben bei Weizen „ziemlich gute“ bis gute“, bei Roggen durchschnittlich gute“ Schüttung geliefert; der Strohertrag wird auf „mittel“ bes Zziemlich gut“ geschätzt.

Die Roggenernte ist, die Hochlagen der Alpen⸗, die Mittel⸗ und Gebirgslagen der Sudeten⸗ und Karpathenländer ausgenommen, nunmehr überall beendet; die in den Niederungen und Tallagen zumeist trocken eingeheimste Frucht hat sowohl quantitativ als auch qualitativ vollkommen befriedigt. Der Kornertrag war selbst von Spätsaaten ziemlich gut“, von Frühsaaten „gut“ bis „sehr gut“, die Qualität durchaus „gut“, auch von Lagerfrucht, welche volles und schönes Korn ergab. Der Kornertrag kann von Frühsaaten als „jiemlich gut“, von Spätsaaten als mittel“ bis schwach mittel“ angenommen werden. Die Ernte⸗ resultate dürften jedoch, da Verluste durch Auswachsen der Frucht dort wo dieselbe in Schwaden oder in Mandeln benziehungsweise in Puppen längere Zeit der Nässe ausgesetzt blieb unvermeidlich sind, noch eine Verminderung erfahren. Die Weizenernte ist sehr im Rückstande, obwohl intensive Hitze den Reifeprozeß schließlich be⸗ schleunigte und wegen Rostgefahr zuweilen schon vor der Reife geschnitten werden mußte. Fast vollständig eingebracht ist Weizen in Krain und in Süd⸗Steiermark, ferner in den ebenen und Tieflagen von Nieder⸗ Oesterreich, Kärnten und von Südtirol, ebenso in den gleichen Lagen von Ostgalizien und in der Bukowina, zum größten Teile auch im Tieflande von Mittel⸗ und Südböhmen und in Südmähren. Der kräftige, oft stark lagernde Frühweizen ist fast gut“ im Stroh und Korn, wird aber voraussichtlich wegen der bereits erwähnten schädi⸗

enden Einflüsse im besten Falle nur „Zziemlich gute“, dagegen er überwiegend sehr schüttere Spätweizen nur „mittlere“ und „schwach mittlere’ Korn⸗ und Stroherträge liefern. Die Qualität des Korns von nicht beregneter, trocken eingebrachter Frucht ist mehr als „gut“, doch beschränkt sich diese hauptsächlich auf die oben ge⸗ nannten Lagen, in denen die Bergung der Ernte unter günstigen Verhältnissen möglich war. In den Südländern, einschließlich Krain, hat Spätweizen in trockenen Lagen und auf leichteren Böden nur minimale Erträge geliefert, wogegen Frühweizen unter den gleichen Verbältnissen noch mittlere“ und in Tieflagen mitunter auch „sehr gute“ Schüttung ergab. Die heurige Ernte wird in den Alpen⸗, Sudeten⸗ und Karpathenländern alz „mittel“ bis ‚ziemlich ut“ bezeichnet. Die Rapsernte, die in den Sudeten⸗ und aarpathenländern Ende Jull und Anfang August stattfand, lieferte geringe Schüttung, und waren die sehr ungleichen Erträge meist nur „schwach mittel“. Der Neuanbau ist bisher infolge schlechter Witterung und drängender Erntearbeiten unmöglich gewesen. Die Sommer⸗ saaten (Weizen und Roggen) sind im allgemeinen in Halm und Aehre sehr gut entwickelt, jedoch häufig stark gelagert, nicht selten rostig und brandig, in der Körnerbildung, besonders in den Hochlagen, noch weit zurück, und dürften dort sehr schwer zur Reife gelangen. Der Stand von Roggen ist fast durchweg „gut“ und „sehr gut“, derjenige von Weizen „ziemlich gut“ bis „gut“. Der sehr verspätete Schnitt ist in den wärmeren Mittellagen von Niederösterreich und in Südsteiermark, ferner in Niederungen beziehungsweise Tal⸗ lagen von Kärnten und des östlichen Teils der Karpathen⸗ länder im Zuge, und in Krain sowie in den Südländern ist das Sommergetreide bereits eingebracht. Der Erteag ist trotz des guten Standes wegen zahlreicher tauber Aehren in den Südländern nur ziemlich gut“ und in Podolien, im Steppen⸗ lande Ostgaliziens, desgleichen in der Bukowina „mittel“ bis ziemlich ut“. Ig den übrigen Gegenden, beziehungsweise Ländern sind die

enteaussichten „ziemlich gut“ bis „gut“, speziell bei Weizen jedoch weniger, da derselbe in den Alpenländern durch die Larve der Weizen⸗ fliege, in den Karpathenländern durch solche der Hessenfliege und in Schlesien durch Weizenälchen mancherorts stark geschädigt ist. Die Gerstenernte wurde in den Niederungen und Tallagen der Alpen⸗ länder, in den wärmeren Lagen der Sudeten⸗ und im östlichen Teil der Karpatherländer größtenteils gut unter Dach gebracht; in Süd⸗ steiermark, in Krain und in den Südländern hat schon der Drusch begonnen. Die Ernte erweist sich in den drei letztgenannten Ländern als „mittel“ bis „gut“ und ist von guter Qualität. Trocken ein⸗ gebrachte Gerste hat in Mittel⸗ und Südböhmen wie auch in Mittel⸗ und Südmähren laut Druschproben bei eben⸗ falls guter Schüttung eine tadellose OQtalität in Farbe und Gewicht gezeigt. Stark gelagerte Frucht gibt hingegen viel flache und beregnete etwas dunklere, jedoch immerhin schwere Körner. In höheren Lagen sind die Saaten auf leichten Böden klein geblieben und die Aehren unvollkommen. In den Mittellagen der nördlichen Alpen⸗, der Sudeten⸗, ferner in den Gebirgslagen der Karpathenländer hat die geschniltene sowie die in Mandeln gestellte Frucht in feuchten Lagen bereits durch Nässe gelitten, und beßinnen die Körner auszuwachsen. „Gute: gualitative Ergebnisse erhofft man in den nördlichen Alpen⸗ ländern einschließlich Kärnten und „ziemlich gute“ bis „gute“ in den Suͤdeten⸗ und Karpathenländern, waͤhrend in West⸗ und Nordböhmen, desgleichen auch in Ostmähren und Schlesien teilweise nur „mittlere“ Ernteergebnisse in Aussicht stehen. Die gesamte Gerstenernie dürfte als eine „ziemlich „gute“ anzusprechen sein. Hafer steht sehr schön, ist vorzüglich im Halm und vollkörnig, weist jedoch

außer vielen erheblichen Hagelschäden b288 Lagerung und Verunkrautung und dabei auch Rost und rand auf. In Nordböhmen ist das Auftreten der Fritfliege und in Südwestböhmen das Vorkommen des Getreideblasenfußes konstatiert worden. In höheren Gebirgslagen von Obersteiermark und von Nordtirol sowie in den gleichen Lagen im Norden von Böhmen und Mähren ist der Hafer noch ganz grün, daher in diesen Gegenden eine Ernte im August nicht mehr möglich ist. Der in. folge ungünstiger Witterung um Wochen verzögerte Schnitt ist in niederen, beziehungsweise Tallagen von Nieder⸗ österreich, Mittelsteiermark, Kärnten und Südtirol, ferner im Süden von Böhmen und Mähren und in den Niederungen von Ost⸗ Galizien und der Bukowina im Zuge, in den tiefen und Mittellagen von Süd⸗Steiermark und Krain beendet. In letzteren beiden Ländern ist der Hafer bereits eingebracht und zum Teile auch schon gedroschen. Die Ernteaussichten können ungeachtet der oben erwähnten schädigenden Einwirkungen, mit Ausnahme von Schlesien und West⸗ Galizten, wo man „mittlere“ bis „ziemlich gute“ Korn⸗ und Stroh⸗ erträge erwartet, als durchaus „gut“, teilweise auch als „sehr gut“ bezeichnet werden. Mais hat den einerseits durch niedrige Temperaturen, andererseits durch Dürre bewirkten Rückstand in der Entwicklung in letzter Zeit teilweise wieder ausgeglichen, ist aber trotzdem in den Mittellagen der Alpenländer, desgleichen im Karstgebiete des Küstenlandes erst in voller Blüte. In Niederungen und Tallagen ist der Stand „gut“ bis „sehr gut“ und der Kolbenansatz reichlich; in trockenen Lagen hingegen ist die Ent⸗ wicklung der Pflanzen und insbesondere die der Kolben noch sehr zurück. Die Ernteaussichten sind in Nordtirol und in der Bukowina „mittel“, in Niederösterreich, Südtirol und Istrien „ziemlich gut“ und sonst allgemein „gut’. Für das Wachstum der Kartoffeln waren die bisherigen Witterungsverhältnisse je nach Lage und Boden teils von günstiger, teils von ungünstiger Wirkung. Während in trockenen Lagen und auf leichten Böden die vielen Niederschläge den Ansatz und die Ausbildung der Knollen förderten und dabei das üppige Kraut ge⸗ bn⸗ blieb, hatte die Nässe in Tieflagen und auf schweren Böden große

achteile zur Folge, indem Knollen und Krautfäule sowie Kräuselkrank⸗ heit nebst Verunkrautung in den nördlichen Alpen⸗ und Sudetenländern wie auch in dem westlichen Teile der Karpathenländer überhand nahmen. In den von längerer Trockenheit beherrschten Gebieten und Ländern hingegen haben Spätkartoffeln in sonnigen Lagen und auf leichten Böden an Feuchtigkeitsmangel und unter Hitze gelitten, sodaß das Kraut verwelkt ist und die Knollen klein blieben. Seit den letzten Niederschlägen beobachtet man jedoch eine bedeutende Besserung in der Entwicklung der Pflanzen, und kann noch eine „ziemlich gute“ bis „gute“ Eente erhofft werden, besonders in tieferen Lagen, wo die Kartoffeln sehr schön stehen und zahlreiche, gut ausgebildete Knollen besitzen. Die abgeblühten Früh⸗ kartoffeln ergaben bei der schon größtenteils durchgeführten Ernte in den südlichen Alpen⸗ und in den Südländern einen durchaus „guten“, in West⸗ und Südböhmen sowie in Mittel⸗ und Südmähren einen „ziemlich guten“ und in Schlesien einen „schwach mittleren“ bis „ziemlich guten“ Ertrag. Der Stand von Spätkkartoffeln ist in fast allen Ländern mittel“ bis sehr gut“, die Ernteaussichten sind sohin überall durchschnittlich „gut“. Die Zuckerrüben, die vorher in den Niederungen durch naßkalte Witterung gelitten hatten, insbesondere die spätgebauten in den Karpathenländern, blieben im östlichen Teile derselben in trockenen Lagen sodann infolge der Dürre im Wachstum zurück, und sind deren Blätter vergilbt. In Nieder⸗ österreich und in den Sudetenländern zeigen die mit üppigem Blatt⸗ werk ausgestatteten Rüben bis jetzt noch geringe Entwicklung des Rübenkörpers und benötigen zur Wurzelausbildung warme, e.. Witterung. Die Rüben stehen in diesen Ländern n trockenen Lagen „gut“ bis „sehr gut“, in Tieflagen auf undurchlässigem Boden „mittel“ bis schwach mittel“ und in den Karpathenländern sind früh gebaute ‚ziemlich gut“ bis „gut“, spät⸗ ebaute hingegen „schwach mittel“. Die Ernteaussichten werden in

iederösterreich als „gut“, in den Sudetenländern als „ziemlich gut“ und in den Karpathenländern als „mittel“ bezeichnet. Der Nachwuchs des zweiten Klees (Grummet), der früher wegen Mangel an Wärme nur geringe Fortschritte machen konnte, hat sich erholt, gut bestockt, und steht in Niederungen und Tallagen sowohl Rotklee als auch Luzerne überall gut, Kleegras fast „sehr gut“. In höheren, beziehungsweise trockenen Lagen sind jedoch die Kleeschläge, besonders zweijährige, die hier und da Kahlstellen auf⸗ weisen, und in Krain sowie im Küstenlande jene, die stellenweise von Kleeseide überwuchert sind, sehr schütter und dürften daher nur „mittlere“ und „schwach mittlere“ Grummetfechsungen geben. Der in den Süd⸗ und Alpenländern teilweise bereits beendete, in den Tieflagen der Sudeten, und im westlichen Teile der Karpathen⸗ länder begonnene Schnitt ergab ziemlich gute“ bis „gute Resultate, desgleichen der dritte Luzernschnitt in den südlichen Alpen⸗ und in den Südländern. Heurige Kleesaaten sind meist sehr gut geraten, und wird der Stoppelklee voraussichtlich als Weide gut verwendbar sein. Im großen und ganzen dürfte der zweite Klee⸗ schnitt die Klassifikation „ziemlich gut“ verdienen, vorausgesetzt, daß dessen Einbringung schadlos gelingt. Die sehr verspätete und über⸗ wiegend gar nicht befriedigende Heuernte, die bei früher gemähten Wiesen zumeist nur in verdorbenem Zustande, an vielen Orten überdies nur teilweise unter Dach zu bringen war, ist nun bei einschürigen so⸗ wie bei Alp⸗ und Bergwiesen bald beendet, und werden deren Er⸗ träge als „mittel“ bis „siemlich gut“ geschätzt. Der Grummet⸗ nachwuchs hat sich infolge ausreichender Feuchtigkeit recht gut ent⸗ wickelt, und stehen frühgemähte Wiesen mit dicht geschlossenen Gras⸗ narben in tieferen Lagen „gut“ bis „sehr gut“, sonst „ziemlich gut“. In sonnigen, beziehungsweise trockenen Lagen hingegen ist die Gras⸗ narbe recht spärlich und in den südlichen Alpenländern auch durch Engerlinge geschädigt, daher dort nur eine „schwach mittlere“ Grummeternte zu erwarten ist. In den gleichen Lagen der Südländer wird dieselbe vielleicht gänzlich in Frage gestellt sein. Bei spat gemähten Wiesen ist die Grasnarbe noch kurz, in trockenen Lagen auch schütter, und wird sich hier wegen der kurzen Zeit bis zur Mahd auch bei den gegenwärtigen günstigen Witterungsverhältnissen nur eine „mittlere Grummeternte ergeben. In den ebenen beziehungsweise Tieflagen der Süd⸗ und Alpenländer ist die Mahd teilweise im Zuge, hier und da auch schon beendet, und in warmen Lagen Böhmens und Mährens hat der Schnitt begonnen. Die bisherigen Ergebnisse sind „ziemlich gut“ bis „gut“. Die Aussichten auf die Grummelernte sind in den nördlichen Alpenländern fast „gut“, in den Sudeten⸗ und Karpathenländern „ziemlich gut“ und in den Südländern „mittel“.

Wein. Die zu feuchte und kühle Witterung in der ersten Juli⸗ hälfte hat auf die Entwicklung der Trauben vielfach ungünstig ein⸗ gewirkt, und sind dieselben in ebenen und höheren Lagen von Nieder⸗ österreich und Südtirol sowie teilweise im Kütenlande, ferner auch in nicht geschützten Lagen der Weinbaugebiete von Böhmen und Mähren sehr ungleichmäßig und schütter; auch haben Peronospora und Oidium stellenweise in fast allen Weinbaugebieten, hier und da Lederbeerenkrankbeit in Steiermark und Istrien und Sauerwurm in Südtirol und Dalmatien sich sehr bemerkbar gemacht. In Niederösterreich, Steiermark, Krain, dem Küstenlande und be⸗ sonders in Südtirol hat sich starker Beerenabfall eingestellt, sodaß an manchen Orten dieser Länder schon jetzt nur auf eine halbe L se erechnet wird. Die warmen, schönen Tage gegen Ende Juli 55. die Entwicklung der Beeren zwar etwas gefördert, doch hat der Wetterstur; Anfang August deren Ausbildung wieder

ehemmt. In gesunden, nicht verhagelten Weingärten zeigen sch besonders in den Hügellagen, reichlich Trauben mit gut ausgebildeten Beeren, und erhofft man in einigen Teilen Süd⸗ Steiermarks, Krains, des Küstenlandes und Dalmattens eine recht ute Lese. In Niederösterreich, Steiermark, Krain und in Istrien ist i manchen Lagen durch strichweise niedergegangenen Hagel die er⸗ wartete Ernte auf 50 bis 60 % reduziert worden. Auch in Dalmatien wurden hier und da Schäden durch Hagel und durch Borastürme ver⸗ ursacht, und in steinigen und sonnigen Lagen sind infolge Hitze die sonst reichlich vorhandenen Trauben in der Entwicklung gehemmt

8

8 feuchten Ligen

folgt, an:

worden. Die Aussichten der heurigen Lese, deren Produkt eine viel geringere Qualität gewärtigen läßt als die vorjährige, werden durchschnittlich in Nieder Oesterreich und Steiermark als „ziemlich gut“, in Krain und Dalmatien als „gut“ und sonst als „mittel“ bezeichnet. Das in manchen Lagen und Gegenden reichlich vorhandene Obst, von dem Kirschen bis nun auch in den höheren Lagen Sudetenländer fast ganz gepflückt sind, ist an vielen Orten durch Hagel und Sturmwinde stark reduziert, stellenweise total vernichtet worden. Die Fruchtausbildung war sowohl infolge der kühlen Nächte als auch durch große Hitze eeeSe hat aber in letzter Zeit viel gewonnen, nur kommt Wurm⸗ tichigkeit, besonders in den südlichen Alpen⸗ und Sudetenländern, häufig vor, und in Mähren sollen Birnen von Fusicladium ortsweise stark befallen sein. Kirschen gaben zumeist guten, in den Hochlagen von Kärnten und Nordtirol sowie in Schlesien mittleren Ertrag. Von Frühobst find Aprikosen. Marillen und Pfirsiche abgereift und ergeben in Niederösterreich, Südtirol, Görz und Südmähren durchweg ute Ernte. Ebenso günstige Resultate liefert die Plücke ron rühbirnen in Südtirol, wo überhaupt die Aussichten für Kern⸗ und Steinobst recht gute sind. Von Aepfeln erwartet man eine „mittlere“ bis „ziemlich gute“ Ernte in den Karpathenländern, eine „mittlere“ in den Sudetenländern und eine „schwach mittlere“ bis „mittlere“ in den Alpenländern. Außer in Südtirol ist der Stand der Aepfel noch im Küstenland und teilweise in Kärnten und Krain „gut“ zu nennen. Birnen sind heuer recht gut geraten, und steht trotz starken Abfalls noch eine „nemlich gute“ und dort, wo keine Hagelschäden waren, auch eine „gute“ Ernste in fast allen Ländern in Aussicht. Von Pflaumen und Zwetschken die durch Abfall gelichtet worden sind, werden die Ernteaussichten in den Alpenländern als „mittel“ bis gut“, in den Karpathenländern als „ziemlich gut“ bis „gut“ und in Böhmen, in Mähren, im Küsten⸗ lande und in Tirol als „gut“ bezeichnet. Von Nüssen rechnet man auf „guten“ Ertrag in den Südländern und in Krain, auf „ziemlich guten“ in Süd⸗Mähren, im übrigen nur auf eine „mittlere“, be⸗ ziehungsweise schwach mittlere“ Ernte. Kastanien litten etwas unter Trockenheit, sind jedoch schön und in Süd⸗Tirol sowie in den Süd⸗ ländern in ziemlicher Menge vorhanden; in den Südländern sind auch Mandeln gut geraten und von schöner Qualität. Oliven haben unter Dürre bereits sehr gelitten, und erfolgte teilweiser Fruchtabfall; sie versprechen in Istrien „mittleren“ bis „ziemlich guten“, in Dal⸗ vvve. hingegen überwiegend nur „mittleren“, teilweise auch „schlechten“ rtrag.

Ernteergebnisse und Saatenstand in den Vereinigten Staaten von Amerika.

Der Kaiserliche Konsul in Cincinnati berichtet unterm 6. d. M.: Die Weizenernte in Ohio wird nach amtlichen Schätzungen auf 77 v. H. eines Durchschnitts bewertet, was abermals eine Besserung bedeutet. Dagegeu ist der zur Ernte kommende Umfang der Weizen⸗ felder vielleicht der kleinste seit Jahren (1 296 098 Acres, was einem Ausfall von 590 862 Acres gegen die Anbauflächen vom letzten Herbst gleichkommt). Die Gesamtweizenernte bleibt somit erheblich hinter der des Jahres 1908 zurück. Die viel zu häufigen Regengüsse haben der Feld⸗ frucht und dem Erdboden geschadet, sodaß dieser vielfach nicht mit Mähmaschinen befahren werden konnte. Dagegen verspricht Korn (Mais) dem Umfang der bebauten Felder und dem Ertrag nach eine der bedeutendsten Ernten in diesem Staat zu ergeben. Das Areal (2 875 814 Acres gegen 2 806 895 im Vorjahr) weist einen erheblich gesteigerten Umfang auf. Hafer erfreut sich eines sehr günstigen Standes (96 v. H.); Kartoffeln (93 v. H.) desgleichen, wenn auch die Anbauflächen nicht zugenommen haben.

Im einzelnen werden folgende Schätzungen für Erzeugnisse der Landwirtschaft bekannt gegeben:

Weizen (Aussicht in Prozent vom Durchschnitt) 77 %

e„Flächen für die Aussaat im letzten Herbst 1 446 543 Acres

. gepflügt im Frühjahr... 9 %

Felder für die Ernte (nach Schätzung) .1 296 098 Acres Gerste (Aussichten in Prozent vom Durchschnitt) 85 % Roggen. 5 8 111““ 85 %

ö--. 4 4 96 % ais. Flächen im Jahre 1990b9g9 . .2 806 895 Acres

1989. 102 %

.„. Gesamtschätzung für das Jahr 1909 2 875 814 Acres

. (Aussicht in Prozent vom Durchschnitt) 88 % Kartoffeln Flächen im Jahre 190 8.‧. . .115 584 Acres

1 1909 verglichen mit dem Jahre 1908. 99 %

8 Schätzung für das Jahr 19099 . . 115 277 Acres

8 (Aussicht in Prozent vom Durchschnitt) 93 % Tabak. Flächen verglichen mit 190J 8 . . ... 115 % Timothee. (Aussicht in Prozent vom Durchschnitt) 88 %.

8 Getreideausfuhr und Saatenstand in Argentinien. Der Kaiserliche Generalkonsul in Buenos Aires berichtet

unterm 24 v. Mts.: The Review of the River Plate gibt die Getreideausfuhr dieses Kalenderjahres bis zum 22. Juli d. J., wie

gegen den entsprechenden Zeitraum des Jahres 1909 19 8 L“ . 2 389 752 3 012 715 2 372 46 Leinsaat 767 068 842 913 68348 Mais 1 cc 111““ Hafer XAX“ 428 901 373 875 130 3415

Bis auf Mais sind die Preise höher als im Vorjahre, sie be⸗

tragen für 1909 1908 100 kg Weizen. . 10,65 £ m/n 8,65 m/n 199 Keinsgat 19,5 8 11165 EE141X“ öuö“ FEEET1111A14“*““

Ueber den Saatenstand hat sich die statistische Abteilung des Landwirtschaftsministeriums in einer der Presse auszugsweise mit⸗ geteilten Denkschrift dahin ausgesprochen, daß die Trockenheit und Fröste der letzten Monate großen Schaden angerichtet habe, derart, daß die Anbaufläche wahrscheinlich geringer als im Vorjahr sein werde. Ob auch die Ernte hinter der vorjährigen nur mittel⸗ mäßigen zurückbleiben werde, sei noch nicht abzusehen; die in letzter Zeit gefallenen Regen hätten die Aussichten erheblich gebessert.

Im Süden der Provinz Buenos Aires hat die Dürre nicht nach⸗ Fflesen und wegen des der Landwirtschaft daraus erwachsenen Schadens st von der Provinzialregierung eine vorübergehende Herabsetzung des impuesto de la produccion agropecuaria in Antrag gebracht worden. Um die Ueberführung der Tiere aus dürren Gegenden in solche mit besseren Futterverhältnissen zu erleichtern, haben die Eisen⸗ bahngesellschaften für die Beförderung lebenden Viehes Tarifermäßi⸗ gungen bewilligt.

8 Theater und Mufik

8 1 88

MNeues Königliches Operntheater (Gura⸗Oper).

Gura⸗Oper gab am Sonntag als Abschiedsvor⸗ stellung Richard Wagners Oper „Der fliegende Holländer“, mit der sie die Spielzeit auch erfolgreich begonnen hatte. Es war ein Ehrenabend für alle Beteiligten, und das Publikum gab seinem Dank auch dem verdienten Leiter des Ganzen, Herrn Gura, für manchen genußreichen, im Neuen Königlichen Operntheater verlebten Abend lebhaftesten Ausdruck. Ueber die Aufführung selbst, in der Herr Feinhals aus München die Titelrolle sang, ist Neues eigentlich nicht zu sagen. Feinhals' Holländer ist zwar eine bemerkenswerte Erscheinung auf der Bühne, steht aber nicht auf

Weizen aatz⸗

) 1 msn = 1,70 ℳ. 8