1909 / 227 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 25 Sep 1909 18:00:01 GMT) scan diff

an gen eines Reifezeugnisses erla

matrikulation-von Ausländerinnen ist nur mit

des Herrn Ministers elechg. 1“ Später eingehende Immatrikulationsanträge werden nur aus⸗

nahmsweise und ausreichender Entschuldigung genehmigt werden. Halle a. S:, den 24. September 1909.

DWP6

Friedrichs⸗Universität Halle⸗Wittenberg.

Fiꝛger⸗

88

1 besonderer Genehmigung

der Königlichen vereinigten

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22

Personalverä

Königlich Sächsische Armee.

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Offiziere, Fähnriche ushw. Ernennungen, Beförde⸗ rungen und Versetzungen. Im aktiven Heere. 17. Sep⸗ tember. Herzog Karl Eduard von Sachsen⸗Coburg und Gotha, Königliche Hoheit, Oberst à la suite des 1. Hus. Regts. König Albert Nr. 18, zum Gen. Major befördert.

K. Septereber. Erbprinz Bernhard von Sachsen⸗ Meiningen und Hildburghausen, Hoheit, Generaloberst mit dem Range als Generalfeldmarschall, à la suite des 1. (Leib⸗ Gren. Regts. Nr. 100, auch à la suite des 9. Inf. Regts. Nr. 13 gestellt. v. Broizem, Gen. der Kav. und kommandierender General des XII. (1. K. S.) Armeekorps, à la suite des Gardereiterregts.

estellt.

gef Die Obersten: Meißner, Kommandeur der 1. Feldart. Brig. Nr. 25, v. Criegern, diensttuender Flügelodjutaut Seiner MajeAät des Königs, dieser unter Ernennung zum diensttuenden Gen. à la suite Seiner Majestät des Königs, Frhr. v. Lindeman, Chef des General⸗ stabs, Bierling, Abteil. Chef im Kriegsministerium, zu Gen. Majoren, vorläufig ohne Fapent befördert. b

Die Majore: Meister, diensttuender Flügeladjutant Seiner Majestät des Königs, zum Oberstlt. befördert, Eydam beim Stabe des 6. Inf. Regts. Nr. 105. König ex en; II. von nürtzemberg, unter Vessethns in das 11. Inf. Regt. Nr. 139, Senfft v. Pilsa beim Stabe des 14. Inf. Regts. Nr. 179, unter Versetzung in das 10. Inf. Regt. Nr. 134 zu Bats. Kommandeuren ernannt, Oldenbourg beim Stabe des 7. Inf. Regts. König Georg Nr. 106, vom 1. Oktober d. J. ab auf ein Jahr ohne Gehalt beurlaubt.

v. Schönberg, Major beim Stabe des 1. Ulan. Regts. Nr. 17. Kaiser Franz Joseph von Oesterreich, König von Ungarn, ein Patent seines Dienstgrades verliehen. 8

Die Hauptleute: Wagner, Komp. Chef im 15. Inf. Regt. Nr. 181, unter Versetzung zum Stabe des 6. Inf. Regts. Nr. 105 König Wilhelm II. von Württemberg, Thilo Fe ührer bei der Unteroff. Schule, unter Werseßung zum Stabe des 8. Inf. Regts. Prirs Johann Georg Nr. 107, Frhr. v. Uslar⸗Gleichen, Komp.

Chef im 15. Inf. Regt. Nr. 181, unter Versetzung als aggreg. in das 5. Inf. Regt. Kronprinz Nr. 104, Wagner, Komp. Chef im 7. Inf. Regt. König Georg r. 106, unter Versetzung

um Stabe dieses Regiments, zu G“ Majoren be⸗ sördert, Fischer, Komp. Chef im 13. Inf. egt. Nr. 178, als Komp. Führer zur Unteroff. Schule versetzt, v. Nostitz⸗Wallwitz, Adjutant der 6. Inf. Brig. Nr. 64, unter Versetzung in das 7. Inf. Regt. König Georg Nr. 106, Schulze 8 Adjutant der 5. Inf. Brig. Nr. 63, unter Vatsegung in das 15. Inf. Regt. Nr. 181, zu Komp. Chefs, Haßel, Komp. Chef im Schützen⸗(Füs.) Regt. Prins Georg Nr. 108, zum Adjutanten der 5. Inf. Brig. Nr. 63, ernannt. 1

Winkler, Hauptm. und Komp. Chef im 10. Inf. Regt. Nr. 134, ein Patent seines Dienstgrades verliehen.

Die Oberlts.: Klug im 12. Inf. Regt. Nr. 177, unter Ver⸗ setzung in das Regt. Nr. 176, Hanson im 14. Inf. Regt. Nr. 189 Regt. Nr. 181, v. Craus⸗ haar im 15. Inf. Regt. Nr. 181, bis 30. September d. J. komman⸗ diert bei der Gewehrprüfungskommission in Spandau, unter Versetzung in das Schützen⸗(Füs.) Re t. Prinz Georg Nr. 108, zu Hauptleuten befördert und zu Komp. Chefs ernannt, Dem iani im 6. Inf. Regt. Nr. 105 König Wilhelm II. von Württemberg, zum Adjutanten der 6. Inf. Brig. Nr. 64 ernannt, Nicolai im 6. JInf. Regt. Nr. 105 König Wilhelm II. von Württemberg, vom 1. November d. J. ab auf ein weiteres Jahr zur Dienstleistung beim Traindepot XIX. (2. K. S.) Armeekorps kommandiert. 1 1“

v. Sichart, Lt., bis 30. September 1909 in der Kaiserlichen Schutztruppe für Südwestafrika, mit dem 1. Oktober d. J. in der Armee, und zwar im 6. Inf. Regt. Nr. 105 König Wilhelm II. von Württemberg inzer, Huhn, Gauß, Lts. im 8. Inf. Regt. Prinz Johann Georg Nr. 107, in das 9. Inf. Regt. Nr. 133 versetzt. Schulz, Hauptm. im Kriegsministerium, zum Major, voeesesih ohne Patent, befördert. Davignon, Oberlt, im 2. Ulan. Regt. Nr. 18, unter Beförderung zum Rittm., vorläufig ohne Patent, zum Eskadr. Chef ernannt. v. Malortie, Lt. der Res. des 3. ÜUlan. Regts. Nr. 21 Kaiser Wilhelm II., König von Preußen, kommandiert zur Dienstleistung bei diesem Regt., in der aktiven Armee, und zwar als Lt. mit seinem Patent vom 17. August 1904 im genannten Regt. wiederangestellt. 1

Die Hauptleute: Sickel im Kriegsministerium, zum Major, vorläufig ohne Patent, befördert, Kühn, Adiutant der 4. Feldart. Brig. Nr. 40, als Battr. Chef in das 2. Feldart. Regt. Nr. 28 ver⸗ setzt, Fiedler, Battr. Chef im 2. Feldart. Regt. Nr. 28, zum Adju⸗ tanten der 4. Feldart. Brig. Nr. 40 ernannt. 1j 1

Gottschling, Königl. preuß. Fähnr. a. D., bisher im Ulan. Regt. Graf zu Dohna (Ostpreuß.) Nr. 8, in der Armee, und zwar als Fähnr. mit dem Dienstalter vom 19. November 1908 im 3. Feld⸗ art. Regt. Nr. 32 angestellt. Schwertfeger, Hauptm. im General⸗ tabe, kommandiert zum 8 preuß. Großen Generalstabe, zum

Kajor, vorläufig ohne Patent, befördert. Spranger, Hauptm. bei den Königl. sächs. Kompagnien des Königl. . Eisenbahn⸗ regts. Nr. 2, kommandiert zur Dienstleistung beim Bekleidungsamt XII. (1. K. S.) Armeekorps, als Mitglied zu diesem Bekleidungsamt versetzt. Fischer, Lt. der Res. des 1. Trainbats. Nr. 12, kom⸗ mandiert zur Dienstleistung bei diesem Bat., in der aktiven Armee, und zwar als Lt. mit seimem Patent vom 27. Januar 1901 im genannten Bat. angestellt. Hampe, Unteroff. im 2. Trainbat. Nr. 19, zum Fähnr. ernannt. v. Pflugk, charakteris. Oberst z. D., zuletzt Kommandeur des 8. Feldart. Regts. Nr. 78, unter Fortgewährung der gesetzlichen Pension als Kommandeur des Landw. Bezirks Chemnitz wiederangestellt.

Abschiedsbewilli ungen. Im aktiven Heere. 21. Sep⸗ tember. Schroeder, Major und Bats. Kommandeur im 11. Inf. Regt. Nr. 139, mit der Erlaubnis zum Tragen der Uniform des 7. Inf. Regts. König Georg Nr. 106, Schuster, Major und Bats. Kommandeur im 10. Inf. Regt. Nr. 134, mit der Erlaubnis zum Tragen der Uniform des 8. Inf. Regts. Prinz Johann Georg Nr. 107, in Genehmigung ihrer A schiedsgesuche mit Pension zur Disp. gestellt. v. Wolffersdorff, Rittm. und Eskadr. Chef im 2. Ulan. Regt. Nr. 18, mit Pension und der Er⸗ laubnis zum Tragen der Regts. Uniform der Abschied 7 Bracker, Oberlt. im 14. Inf. Regt. Nr. 179, Bunde, Oberlt. im 10. Inf. Regt. Nr. 134, Vogel, Lt. im 10. Inf. Regt. Nr. 134, behufs Verwendung im Intendanturdienst zu den Offizieren der Res. der betreff. Regtr. übergeführt. Doerstling, Oberst z. D. und Kommandeur des Landw. Bezirks Verleihung des Charakters als Gen. Major mit der Erlaubnis zum Tragen der Gen. Uniform und unter Fortgenäßtmn der gesetzlichen Pension von seiner Dienststellung auf sein Gesuch enthoben. 4

nderungen.

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18 nf. Re ‚unter Versetzung in das 15. Fn.

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gegen Regier Millionenaufwand für militärische Zwecke, zur Ver⸗

Deutsches Reich. Preußen. Berlin, 25. September.

Laut Meldung des „W. T. B.“ sind S. M. SS. „Viktoria „Hertha“, „Dresden“ und „Bremen“ am 23. Septeneber von Newport (Rhode Island) nach New York abgegangen. 4

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esterreich⸗Ungarn.

Nach einer Meldung des „W. T. B.“ ist auch die gestrige Obmännerkonferenz sämtlicher Parteien des böhmischen Landtags ergebnislos verlaufen. Dennoch sprach der Oberstlandmarschall die Hoffnung aus, daß es trotzdem zu einer Einigung kommen werde. u.

In der gestrigen Sitzung des mährischen Land⸗ tags stand ein Dringlichkeitsantraß, betreffend einen Protest den von der Regierung beabsichtigten

andlung.

h Der Sozialdemokrat Reichstädter übte im Laufe der Debatte

obiger Quelle zufolge, in ungesiemender Weise Kritik an dem Besu des Deutschen Kaisers aus Anlaß der Manöver in Groß⸗Meseritsch. Der Abgeordnete protestierte gegen die angeblich beleidigende Weise, in welcher der Deutsche Kaiser die des Bürgermeisters von Groß⸗Meseritsch zurückgewiesen hätte, weil dieser den Kaiser in tschechischer Sprache hätte begrüßen müssen. Der Landes⸗ hauptmann Serényi von Kis⸗Serény rügte die Angriffe Reichstädters und gab seinem Bedauern darüber Ausdruck, daß derartige Aeußerungen im Landtage gefallen seien. Der Statt⸗ halter Freiherr Heinold von Udynski schloß sich als Vertreter der Regierung dem Proteste des ö an und sprach ebenfalls sein tiefstes Bedauern über die Aeußerungen Reichstädters aus, die der Meinung der Bevölkerung widersprächen, wie der dem Deutschen Kaiser juüngs in Mähren zuteil gewordene Empfang beweise. Infolge von Zwistigkeiten, die bereits seit längerer Zeit zwischen den Grundherren und den Kolonen bestehen, ist gestern, „W. T. B.“ zufolge, in Zara der Generalstreik proklamiert worden. v Luxemburg.

Die Deputiertenkammer hat in der gestrigen Sitzung W. T. B.“ zufolge, die Vorlage über die Besteuerung der

Fün dwaren und Beleuchtungsmittel nach dem deutschen Hesetz mit 28 gegen 13 Stimmen angenommen.

Türkei. Gestern ist in Saloniki der jungtürkische Kongreß er⸗

öffnet worden. Seine Verhandlungen werden streng geheim gehalten. 1

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Die Regierung hat nach einer Meldung des „W. T. B.“ beschlossen, den 5. Oktober, den Tag der Unabhängig⸗ keitserklärung Bulgaxriens, in der Tirnovo prunkvoll zu feiern und diesen Tag gesetzlich zum National⸗ feiertag zu proklamieren. Die Königliche Familie hat ihre Teilnahme an der Feier in Tirnovo zugesagtt.

Dänemark.

Der Folkething hat gestern, wie das „W. T. B.“ meldet, die beiden vom Landsthing zurückgesandten Gesetzentwürfe, be⸗ treffend die EEETbb““ und die Heeres⸗ ordnung, gegen die Stimmen der Sozialdemokraten, der Radikalen sowie einige Stimmen der Rechten unverändert an⸗ genommen. gesetze vom Reichstag endgültig angenommen worden.

Afrika.

Der französische Gesandte in Tanger Regnault hat in seiner Eigenschaft als interimistischer Doyen des diplomatischen Korps einem dort üblichen, besonderen Gebrauche entsprechend an die übrigen diplomatischen Vertreter ein Rund⸗ sch reiben gerichtet, in dem er seiner Meinung über ie Beantwortung der Protestnote Mulay Hafids Ausdruck gibt und jeden einzelnen Gesandten ersucht, auch seine Anschauung gleich auf dem Nundschreiben kund⸗ zugeben. Die Aeußerung Regnaults hat laut Meldung des „W. T. B.“ folgenden Wortlaut: „Ich erachte, daß für die angeregte Frage das g Korps nicht zuständig ist, und daß diese Frage ausschließlich zwischen der spanischen und der marokkanischen Regierung erledigt werden muß.“

Wie die „Agence Havas“ aus Melilla meldet, haben die bei Atalayon liegenden vwedNgr Truppen gestern vormitttag Nador beschossen. Einer amtlichen Meldung zufolge wird in⸗ folge von Verhandlungen mit dem Stamm der Beni Sikar,

er um Frieden bat, nicht auf Häuser geschossen werden, solange die Mauren sich der Feindseligkeiten enthalten. Eingeborene stellen sich ein, um die Waffen auszuliefern. 8

Nr. 31 des „Eisenbahnverordnungsblatts“, heraus⸗ egeben im Ministerium der öffentlichen Arbeiten, vom 23. Sep⸗ ember, hat folgenden Inhalt: Erlaß des Ministers der öffentlichen Arbeiten vom 18. September 1909, betr. Voruntersuchung im förm⸗ lichen Disziplinarverfahren. Nachrichten. 8 .

Zur Arbeitterbewegung.

Rirdorfer 1’ Arbeiter beschlossen, der „Voss. Ztg.“ zufolge, für 1910 folgende Forderungen zu stellen: Ein⸗ führung der vch undenschicht für die Betriebe, in denen ohne Unter⸗ brechung Tag und Nacht gearbeitet wird, und des Neunstundentages für alle aneren städtischen Betriebe; Erhöhung der Anfangslöhne um 12 v. 2 50 v. H. Fuschlag für Ueberstunden, 100 v. H. für Nacht⸗ und onntagsarbeik. Die keagentehnn- des städtischen

Omnibusbetriebes, die Straßenreiniger und Laternen⸗ anzünder haben sich diesem Vorgehen nicht angese lossen. Eine von der Bezirksleitung des Deutschen Metallarbeiter⸗ verbandes einberufene Versammlung der organisierten Gold⸗ and Silberarbeiter von Hanau und Umgegend beschloß, wie

1—

Damit sind die sämtlichen Landesverteidigungs⸗

Zahlreiche

stellen seinem stets fortschreitenden Können

8

die „Frkf. Ztg.“ berichtet, einstimmig, in allen Gold⸗ und Silber⸗ eschäften des dortigen Platzes am hettigen Sonnabend die rbeitskündigung einzureichen. Der Streit ist entstanden, weil der Arbeitgeberverband den seit drei Jahren bestehenden Arbeits⸗ vertrag, der jetzt abgelaufen ist, nicht wieder will, vielmehr an dessen Stelle seit dem 22. d. eine Arbeitsordnung eingeführt hat, die von den Arbeitern nicht anerkannt wird. Der anwesende Bezirksleiter des Metallarbeiterverbandes erklärte im voraus, die Verbandsleitung sei mit dem Beschluß der Versammlung einverstanden. r 8. sind dort 95 % der in der Edelmetallindustrie beschäftigten rbeiter.

Achtzig, Prozent. vr. Arheiter der Kypferminen in Butte. Moniana) Ferweigerten, wie „W. T. B.* meldet,- nsvrge efres

treites zwischen den Bergleuten und den Ingenieuren die Arbheit. Das bedeutet eine Stillegung der Minen.

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sig.

tatistische Nachrichten“ s. i. d

Hunst und Wissenschat.

Die Große Berliner Kunstausstellung am Lhrter Bahnhof ist morgen zum letzten Male dem Besuch geöffnet. Abends 6 ½ Uhr wird sie geschlossen.

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Der Kunstsalon Gurlitt leitet die neue Saison mit einer

Gedächtnisausstellung der beiden jüngst verstorbenen „Simplicissimus“⸗ Zeichner Rudolf Wilke und F. von Reznicek ein. Eine an⸗ sehnliche Reihe von Originalzeichnungen gibt ein Bild von der . en Geschicklichkeit und der disstherischen Persönlichkeit dieser beiden neben Th. Th. Heine fruchtbarsten Künstler des „Simplicissimus“⸗ Kreises. In ihrer künstlerischen Weltanschauung waren sie Antipoden und verkörperten die beiden Pole in jener kuriosen Mischung von „Fliegenden Blätter“⸗Geist und Pe Salz, die sich im Jahre 1896 als „Simplicissimus“ hrte und als revolutionäres Organ gebärdete. Diese Mischung heterogener Elemente war geschäftlich eine überaus glückliche Spetulation, denn es mußte von vornherein für alle Teile des Publikums gesorht werden und was dem Einen nicht mehr recht war, erschien dem Andern gerade billig.

Wilke ist weniger Satiriker (wie Heine), sondern vor allem Charakterzeichner mit hervorragenden malerischen Qualitäten. Er ist au Karikaturist, bleibt aber mit seinen Uebertreibungen immer innerhal

ewisser Grenzen und läßt dadurch sein Opfer immer noch lebensfähig er⸗ Tsse womit er die Wirkung nur verstärkt. Es ist natürlich, daß er diese aus dem Typenvorrat nahm, der die Spezialitäten der Gesellschaft deutscher Kleinstädte liefert. Er erreicht seine blendenden malerischen Wirkungen mit den denkbar einfachsten Mitteln, und Blätter sind oft ohne Farbe farbiger als kolorierte Drucke. Wilke fand seine Modelle auf der Straße, Reznicek suchte sie in der Gesellschaft. Sein Milieu erklärt die auffallende Uniformität seiner Figuren. Denn die Großstadt tötet die Kunst, weil sie alle Formen unterdrückt, die Menschen der Großstadt werden neutrale Wesen wie unsere großen Basare und Bahnhöfe; sie strecken der Kunst keine Gesten entgegen. Reznicek fand unter seinen Leuten keine Typen von groteskem Aeußern, denn dieses ist der konventionellen Mode möglichst angepaßt. Grotesk ist eher ihr Ninegs⸗ von dem allerdings nur die hinzugefügten Bonmots einen egriff geben können. Sein Ehrgeiz lag denn auch auf einem anderen Gebiet. Seine Liebe galt der Frau von dreißig Jahren, die er ziemlich in allen Lebenslagen geschildert hat. Vom Lever bis zur Abendtoilette war er ihr galanter Begl. und selbst das intime Dunkel des nächtlichen Boudoirs mußte ihm noch Stoff für zeichnerische Pikanterien 28 Der Witz war ihm Mittel zum Zweck. enn er eine zierliche Chanteuse auf den Knien eines Roués schaukeln lassen wollte, konnte er hundert S als Vorwand finden. Und er liebte solche Situationen ganz besonders. Während sich hinter Wilkes und Th. Th. Heines Satire oft Abgründe einer hoffnungslosen Gesell schaftsmoral, eines unsäglichen sozialen Elends auftun, in die unsere eben erregte Heiterkeit zu fallen droht, wirkt Reznicek stets harmlos. Seine Menschen sind daran gewöhnt, mittels eines Bonmots über die schwierigsten Konflikte des Lebens hinwegzugleiten, sofern sie solche überhaupt an sich herankommen lassen. Mit Recht hat man Reznicek den Vor⸗ wurf der Oberflächlichkeit gemacht, denn manche seiner Typen hatten im Laufe seiner publizistischen Praxis ein klischeeartiges Gepräge be kommen. Er blieb auch, nachdem sich seiner Kunst die Tore de Simplicissimus“ geöffnet hatten, immer gut münchnerisch. Auch als berufener Sesellschaftssatiriker pflegte er die Tradition der Münchener Sezession, der Keller und Stuck. Seine Frauen haben mit den Modejournalpuppen viel gemeinsam und wurden literarisch in ähn⸗ licher Weise von Paul Heyse gezüchtet. Sie sind stets süß wie Tamarinden und lassen süße Grausamkeiten ahnen. Albert von Keller malt sie in Oel und Reznicek zeichnete sie auf Stein. Dies der Unterschied. Trotz seiner technischen Fertigkeiten die ihn zu manchen bravourösen Experimenten befähigten, blieb Reznicek auch als Zeichner noch Maler im Gegensatz etwa zu Toulouse Lautrec, der auch in seinen Gemälden den geborenen Zeichner nicht verleugnen konnte. Lautrec ist ein Graphiker par excellence, ein Graphiker im Sinne der Japaner und im Wortünn. Er kürzt ab, er vereinfacht die Wirklichkeit und potenziert sie dadurch. Er ist sachlich, da es ihm ganz allein an der Sache, am Aus druck seines Empfindens vor den Dingen liegt, nicht an sich selbst und etwa an der Zurichencstelum und Betonung der Prozesse, die er seinem Objekt gegenüber durchmacht. Er war ein tiefer Philosoph, Reznicek nur ein liebenswürdiger Salonmensch. Trotz seines scheinbaren Esprits und seiner modegerechten Eleganz hatte er nicht jene Höhe geistiger und künstlerischer Kultur erreicht, die Voraussetzung einer npressioniftischen Weltanschauung und des darin 188 nsaeis ben Witzes ist, der jenseits aller Moral seine Funken versprüht. Man darf bei diesem Räsonnement allerdings nicht vergessen, daß Naturen von jener kulturellen Kompliziertheit und Verfeinerung wie Lautrec oder Beardsley heute in Deutschland noch gar nicht entstehen, geschweige denn bodenständig werden könnten. Heine und Wilke bedeuten in bücser Richtung ungefähr die letzten heimischen Möglichkeiten. Auch als Maler hat sich Reznicek versucht. Nicht mit Glück wie das ausgestellte Bild beweist. Der dritte Zeichner, von dem eine kleine Sammlung zu sehen ist, hat sich auch schon als Mitarbeiter des „Simplicissimus“ einen Namen gemacht. Es ist der in Stuttgart wirkende Franzose André Lambert. Obzwar Zeichner von Beardsleys Gnaden, versteht er er doch, seinen Blättern durch die Farbe einen originellen Reiz zu ver leihen. Auch wählt er für feine Komposition italienische Vor⸗ bilder, wie etwa die Madonna von Castelfranco des Giorgione oder die Pieta des Cosimo Tura. Tvrotz dieser eklektischen Schwächen befähigt ihn die Kultur seiner Linienführung mehr als andere zum Buchillustrator und kunstgewerblichen Lehrer. Unter den ausgestellten Gemälden ragt eine Bilderreihe des Mitgliedes der Münchner ‚Scholle⸗ Walter Puͤttner hervor, der sich an Trübners charakteristischer Pllee emporgeschult hat, jedoch zu einem mehr kreidigen olorit neigt als jener. Der „Herbst“ und die „Spessartlandschaft das beste Zeugnis aus. Zwei anspruchslose kleine Dorfansichten aus Nordwyk von Lieber⸗ mann und zwei fein gestimmte Stilleben von E. R. Weiß seien noch besonders erwähnt. . Bei Keller und Reiner zeigen Louise E. Perman aus Paris eine Anzahl von teilweise sehr reizvoll I Blumen⸗ stücken tüchtige Dilettantenarbeit und J. Paterson aus Edinburg eine Reihe von Aquarellen mit Motiven „aus sehn Heimat und aus Teneriffa, die mit der in England und Schottlan⸗ traditionellen technischen Virtuosität und feinen Stimmung aus⸗ geführt sind. 1 .

In Trier wurde am 23. d. M. der zehnte Tag für Denk⸗ malspflege abgehalten. Die Versammlung, die namens des Ministeriums der geistlichen ꝛc⸗ Tegelegenbetten von dem Wirklichen Geheimen Oberregierungsrat von Bremen begrüßt wurde, wax von elwa 500 Personen 8. Der Vorsitzende, Geheimer Rat Dr. von Oechelhäuser erstattete Bericht über die Entwicklung und die Tätigkeit auf dem Gebiet der Denkmalspflege im letzten Jahre. Dann hielt „der Amtshauptmann Dr. Hartmann⸗Döbeln einen 8. über das neue sächsische Gesetz gegen die erunstaltung von Stadt und Land. er erste Teil dieses Gesetzes betrifft den chutz. Er gichtigt-die- Bekiethehseden;⸗-ReoeskameFgeichen gller Axt sovue. fonstige Aufs riften, Abbildungen und dergl. zu verbiẽéken, wenn sie ge⸗ eignet sind, Straßen, Plätze, einzelne Bauwerke sowie das Ortsbild oder das Landschaftsbild zu verunstalten; ebenso kann mit 1. Ein⸗ schränkungen die Genehmigung zu Bauten oder baulichen Aenderungen versagt werden, ebenso zu Bebauungs⸗ und Fluchtlinienplänen, wenn

ie das Straßen⸗, Orts⸗ oder Landschaftsbild verunstalten würden. bas sächsische Gesetz geht in manchen Bestimmungen über das preußische hinaus. In Preußen braucht man noch Ortsgesetze oder staatliche Zwischen⸗ instanzen, in Sachsen ist verunstaltende Reklame schon von Gesetzes wegen einheitlich für das ganze Land verboten. Das preußische Gesetz schützt außerhalb der Ortschaften nur die landschaftlich hervorragenden Gegenden, das sächsische schützt auch das schlichte, einfache Landschafts⸗ bild in seiner den Bewohnern liebgewordenen Eigenart vor Ver⸗ unstaltung. In Preußen sind die Polizeibehörden zum Einschreiten verpflichtet, in Sachsen sind sie hierzu nach ihrem pflichtmäßigen Ermessen ermächtigt; nach des Redners Ansicht ist das ein Vor⸗ zug, weil diese Bestimmung die Notwendigkeit berücksichtigt, das Gesetz gemäß den Bedürfnissen des praktischen Lebens tunlichst schonend zu handhaben. Der zweite; Teil des Gesetzes regelt den Denkmalschutz in Uebereinstimmung mit Preußen so, daß die Ortsge hehung ermächtigt wird, für bestimmte Straßen und Plätze von geschi tlicher oder künstlerischer Bedeutung oder aber zum Schüße einzelner geschichtlich oder künstlerisch 8 Bauwerke und ihrer Umgebung die baupolizeiliche Genehmigung solcher Bauten oder baulichen Aenderungen zu versagen, die geeignet sind, das ge⸗ schützte Bauwerk, Ortsbild u. dergl. in seiner Eigenart zu beeinträchtigen. Falls die Ortsgesetzgebung trotz sachlicher Not⸗ wendigkeit und trotz entsprechender Einwirkung der Aufsichtsbehörde derartige Bestimmungen nicht erläßt, so kann das Mnisterium das Nötige verfügen. erner können in allen Fällen bei Gefahr im Verzuge die Kreishauptmannschaften einstweilige An⸗ ordnungen treffen. Das Gesetz sieht weiter eine weitgehende Mit⸗ ürr e von Sachverständigen vor; die Ausführungsverordnung weist die Behörden darauf hin, die unentgeltliche Beratung des Vereins Sächsischer Heimatschutz, Landesverein zur Pflege heimatlicher Natur, Kunst und Bauweise in Anspruch zu nehmen, und ermahnt die Be⸗ hörden, das Hauptgewicht auf eine erzieherische Wirkung des Gesetzes zu legen und vor dem Zwang gütliche Mittel zu versuchen. Durch das Gesetz sind die Bestrebungen des Heimatschutzes als eine staatlich zu fördernde Kulturauf⸗ gabe anerkannt. Den Baupolizeibehörden falle vor allem die Aufgabe zu, an Ortsbauordnungen, Bau⸗ und Fluchtlinienplänen verständnis⸗ voll mitzuarbeiten und innerhalb der täglichen baupolizeilichen Klein⸗ arbeit im Sinne der neuen Ideen zu wirken. Es könne sich dabei nicht darum handeln, die bauliche Entwicklung in eine bestimmte Stilrichtung zu drängen; vielmehr sei der Jeag Betätigung eigenen Geschmacks weiter Spielraum zu lassen, überhaupt aber vor allem der Sinn für Bauschönheit zu wecken und zu kräftigen, so⸗ daß die schaffensfreudigen künstlerischen Kräfte in unserem Volke mehr und mehr zur Geltung kommen. Der Redner schloß mit der Hoffnung, das neue Gesetz möge recht bald auch die jetzt noch fernstehenden Kreise zum innern Anschluß an die Sache des Denkmal⸗ und Heimatschutzes be⸗ kehren. Denn nicht Zwang und Polizeigewalt seien das Ideal dieser Bewegung, sie seien nur das äußerste, zeitweilig unentbehrliche Mittel gegen Unverstand und bösen Willen. Das Endziel sei, die Geister zu gewinnen und so den Boden zu bereiten, auf dem unser Volk sich wieder ungetrübt seiner Heimat üe und unsere Künstlerschaft unter des Volkes freudiger Anteilnahme frei für die Schönheit dieser Heimat schaffen könnte.

Zu demselben Gegenstande sprach an zweiter Stelle der Oberbaurat K. Schmidt⸗Dresden, indem er besonders die beratende Tätigkeit der Geschäftsstelle des Bundes Sächsischer Heimatschutz schilderte, die mit einer staatlichen Unterstützung von 15 000 arbeitet und namentlich die von den Amtshauptmannschaften eingesandten Pläne zu Schulen, Fabrikanlagen usw. vor der Genehmigung begut⸗ achtet und Verbesserungsvorschläge im Sinne des Heimatschutzes macht (im vorigen Jahre gegen 250). Eine Reihe von solchen Plänen und Gegenplänen war ausgestellt. Die Verbesserungspläne sind zumeist auch wirtschaftlicher und billiger als die ursprünglichen. Den Nach⸗ weis hierfür soll ein Vortrag des Oberbaurats Schmidt bringen.

Im Anschluß an die beiden Vorträge teilte der Wirkliche Geheime Oberregierungsrat von Bremen einiges über die Wirkung des preußischen 9. gegen die Verunstaltung mit: bisher wurden 68 Ortsstatute genehmigt; 83 Kirchen, 56 öffentliche Gebäude, 84 sonstige bemerkenswerte Bauwerke (Tortürme u. a.), 160 Privat⸗ gebäude wurden unter den Schutz des Gesetzes gestellt. Für die Orts⸗ statute kommen auch eine Anzahl größerer Städte in Betracht, wie Trier, Danzig, Augsburg, Halberstadt, Nordhausen u. a., weit mehr aber kleinere, wie Fülpich, Montabaur, Gelnhausen, Mohrungen u. a. Aus diesem Erfolg dürfte hervorgehen, daß die preußische Hes eebuns auf dem richtigen Wege war, als sie den Grundsatz der Freiheit der Gemeinden annahm; das Vertrauen auf die Gemeinden hat sich als richtig erwiesen.

Land⸗ und Forstwirtschaft.

Ernteaussichten in Norwegen.

Der Kaiserliche Generalkonsul in Kristiania berichtet unterm 18. d. M.: Die Heuernte wird im östlichen Norwegen wahr⸗ cheinlich die eines guten Mitteljahres sein. Im Amt Smaalenene ollen die Aussichten für die Henkente sehr günstig sein. Im Amt Akershus wird die Ausbeute diejenige eines Mitteljahres etwas übersteigen. Im Amt Hedemarken wird ein einigermaßen gutes Mitteljahr, in Kristians Amt ein gutes Mitteljahr erwartet mit Ausnahme der Landschaften Lom und Skiaaker, wo die Aus⸗ beute unter der eines Mitteljahres bleiben dürfte. Im Amt Buskerud stehen die Aussichten über denjenigen eines Mittel⸗ shen In den Aemtern Jarlsberg und Larvik hofft man auf eine ehr gute und zum Teil reiche Ausbeute. Im Amt Bratsberg soll eine bessere Ernte, als die eines Mitteljahres, zu erwarten sein. Im Amt Nedenes werden die Aussichten als gut bezeichnet. Von mehreren Aemtern wird berichtet, daß der Klee in diesem Jahre nicht besonders gut ausfallen wird. Im westlichen Norwegen wird die Heuernte der Menge nach diejenige eines Mittel⸗ oder guten Mitteljahres aus⸗ machen. Nur im Amt Nordre Bergenshus und zum Teil im Amt Romsdal sind Aussichten auf ein knappes Mitteljahr vorhanden. Gen enang die Aussichten als die eines Mitteljahres oder besser bezeichnet.

Im nördlichen Norwegen wird die Heuede kaum die eines Mitteljahres erreichen. Im Amt Söndre Trondhjem schätzt man die Ernte auf die eines Mitteljahres oder wenigstens annähernd; im Amt Nordre Trondhjem erwartet man in der Vogtei Inderöen ein knappes Mitteljahr, in den beiden übrigen Vogteien etwas geringeren Ertrag. Im Amt Nordland erwartet man in einzelnen Distrikten der Vogteien Söndre Helgeland, Salten, Lofoten und Vesteraalen, daß die Ausbeute die eines Miteljahres erreichen wird. In anderen Teilen von Söndre Helgeland und in Nordre Helgeland sollen die Aussichten unter zum Teil weit unter einem Mitteljahre sehen⸗ im Amt Tromsö erwartet man eine gute Heuausbeute, im

mt Finmarken wird die Heuausbeute diejenige eines knappen Mittel⸗ jahres ausmachen. Die Getreideernte wird im östlichen Norwegen wahrschein⸗ lich wie in einem Mittel⸗ oder guten Mitteljahre werden,

die Witterungsverhältnisse im Laufe dee Herbites bessern. Im Amt Smaalenene erwartet man einen mittleren Ertrag; im Amt Akershus sollen die Felder in der Landschaft Romerike weniger gut aussehen; sonst sind auf den leichteren Böden gute Aussichten vorhanden. Im Amt Hedemarken“ betrachtet man es als zweifelhaft, ob man einen mittleren Ertrag wird erzielen können; im Kristians Amt erwartet man ein gutes Mitteljahr, im Amt Buskerud ein Mitteljahr, in den Aemtern Jarlsberg und Larvik einem sehr guten Ertrag, im Amt Bratsberg einen guten Ertrag, und im Amt Nedenes erwartet man den Ertrag eines Mittel⸗, zum Teil guten Mitteljahres.

Im westlichen Norwegen deuten die Aussichten auf ein hnge

man einen guten, mittleren Ertrag. Im Ait Stabanger fünd die Aussichten ziemlich gut. Im Amt Söndre Bergenshus erwartet man einen annähernd mittleren Ertrag, im Amt Nordre Bergenshus eine mittlere Ausbeute. Im Amt Romsdal sind die Felder sehr zurück, soda ein guter Herbst eintreten muß, um alles Getreide zur vollen diß 8 bringen. Im nördlichen Norwegen erwartet man nur im Amt romsö einen mittleren Ertrag des Getreides; sonst sind die Aus⸗ sichten, namentlich infolge der kalten und feuchten Witterung, weniger gut. ie Kartoffeln und Rüben werden im 8e Norwegen wahrscheinlich einen mittleren Ertrag liefern. Im Amt Smaalenene und in Buskerud erwartet man eine mittlere Ernte, in Kristians Amt ein gutes Mitteljahr, im Amt Hedemarken annähernd ein Mitteljahr, und in den übrigen Aemtern des östlichen Norwegens mit Ausnahme des Amtes Akershus, wo die Aussichten bis jetzt noch zweifelhaft waren, sind gute Aussichten vorhanden, in Jarlsberg und Larvik sogar besonders gute. Im westlichen Norwegen erwartet man einen mittleren Ertrag der Kartoffel⸗ und Rübenernte. In den Aemtern Lister und Mandal ind mittlere Aussichten vorhanden, im Amt Stavanger ziemlich gute, im Amt Söndre Bergenshus annähernd mittelgute, in Nordre Bergenshus »mittelgute, während die Kartoffeln und Rüben im Amt Romsdal noch zurück sind. Im nördlichen Norwegen sind in den Aemtern Söndre Trondhjem und Tromsö Aussichten für ein Mitteljahr vor⸗ handen, im Amte Nordre Trondhjem sind die Aussichten weniger gut; in Nordland erwartet man einen mittleren Ertrag in der Vogtei Söndre Helgeland; in den Vogteien Nordre Helgeland und Salten annähernd einen solchen, oder weniger, und in Finmarken erwartet man einen knappen mittleren Ertrag.

Die Weiden stehen überall gut, und die Obsternte wird wahrscheinlich bedeutend besser als die eines Mitteljahres werden. Nur in Nordre Bergenshus sollen schlechtere Aussichten sein. In Lofoten und Vesteraalen sind die Blüten der Berghimbeeren zum Teil durch Regen zerstört worden. Die Aussichten für die wilden Beeren sind sonst durchweg gut.

Ernte in Missouri. 89

Da zur Aufklärung über die für Europa wichtige Beschaffenhei der gegenwärtigen und nächstjährigen Ernte der Vereinigten Staaten von Amerika auch Berichte aus Einzelstaaten beitragen können, so lasse ich einige Notizen aus dem am 5. d. M. in Jefferson City ver⸗ öffentlichten Monatsbericht des Ackerbauamts des Staats Missouri über die Ernte nach dem Stande vom 1. d. M. folgen.

Mais. Die in einzelnen Teilen des Staats vom 6. Juli an dauernde Dürre hat beträchtlichen Schaden angerichtet. Der Stand am 1. d. M. wird mit 66 % des Normalstandes gegen 88 % am 1. v. M., 72 % am 1. September v. J. und 78,5 % Durchschnitt am 1. September der letzten zehn Jahre angegeben. Es wird darauf gerechnet, daß 45,5 % der Anbaufläche von 7 800 000 Aecres einen Ertrag geben werden. Der spät gesäte Mais wird voraussichtlich nur als Viehfutter, teilweise sogar nur als Streu Verwendung finden können. Wenn darauf hingewiesen wird, daß der Mais⸗ stand am 1. September 1901 nur 27 % des ormalstandes betrug, so ist das nicht einmal als Trost von Wert. Winterweizen. Der Ertrag wird auf 15,2 Bushels vom Acre gegen 10,7 am 1. September v. J. berechnet und würde danach 1

auf 20 684 819 Bushels belaufen. Der Nordosten des Staates ist mit durchschnittlich 17,9 Bushels vom Acre am ergiebigsten. Na einer IE des Professors Milton Whitney, Chefs des bureau of soils im Ackerbauministerium, die in den nächsten Tagen in der Bundeshauptstadt herausgegeben wird, hat der Ertrag an Winterweizen im Staate Missouri im Durchschnitt der Jahre 1866 bis 1907 12,2 Bushels vom Aere betragen. Zu beachten ist, daß die Ackerkrume zuerst unter den gewaltigen Reg 5 und Ueberschwemmungen zu leiden hatte und demnächst durch die heißen Winde und schwere Hitze im August ausgedörrt und zusammengebacken wurde, sodaß sie jetzt an nicht wenigen Stellen nicht oder nur unvollkommen gepflügt werden kann. Die Aussichten der Winterweizenernte des Spät⸗ sommers 1910 erscheinen daher beeinträchtigt. Ich betone, daß dies im amtlichen Berichte bereits heute ausgesprochen ist. Hafer steht gut. Man rechnet 26,6 Bushels vom Acre gegen 16 am 1. September v. J. und auf einen Gesamtertrag von 11 901 440 Bushels im Staate. Roggen, Gerste und Flachs, in Missouri minder angebaute Sorten, versprechen gleichfalls guten Ertrag. Es werden an Roggen 13,9, an Gerste 21,9 und an Flachs 9,6 Bushels vom Acre erwartet. Baumwolle, nur im südöstlichen, an Arkansas grenzenden Teile des Staates angepflanzt, steht mit 77,5 % des Normalstandes erheblich über dem gleichzeitigen Durchschnitt in den eigentlichen Baumwollen⸗ staaten des Südens. Die Pflanze hatte unter der Dürre zu leiden. Tabak, der in diesem Jahre auf einer nicht unbeträchtlich ver⸗ Füißere Anbaufläche gezogen wird, ist gleichfalls durch die mit heißen Winden verbundene Trockenheit geschädigt worden und stand am 1. d. M. auf 72,3 % des Normalstandes. Tomaten haben unter den überreichlichen Niederschlägen des Vorsommers und unter der Dürre der beiden letzten Monate derart gelitten, daß nur 99,6 Bushels vom Aere, d. i. 22,4 % weniger als im Vorjahre ee. und einige Konservenfabriken geschlossen worden sind. Die Ernte war am besten im Südosten, am schlechtesten im Südwesten des Staates. Klee steht vorzüglich und läßt auf einen Ertrag wischen 2 und 3 Bushels vom Acee poften. Die Wiesen sind sonst arg vertrocknet und werden eine Fehlernte in Heu ergeben.

Der Viehstand erscheint durch das Austrocknen der Wiesen und Wasserläufe bedenklich bedroht. Schweine find bereits heute in einer der üblichen Nachfrage gewachsenen Anzahl nicht mehr vorhanden. Auch sonstiges Vieh wird um jeden Preis verkauft, da Wasser knapp und Viehfutter zu teuer ist. (Bericht des Kaiserlichen Konsuls in St. Louis, Mo., vom 8. September 1909.)

Gesundheitswesen, Tierkrankheiten und Absperrungs⸗ maßregeln.

Der Münchener Professor Rudol Emmerich hat sich längere eit in den Cholerabaracken in St. Petersburg (Botkin⸗Barackenhospi 99 Studien halber aufgehalten. Ueber das Ee seiner Studien finde sich in der ‚Münchn. Med. Wochenschr.“ ein dufsaß. e. Emmerich hat danach schon 1893 durch eingehende experimentelle Untersuchungen 892 Ansicht begründet, daß die Cholera india und nostras Ver⸗ desir en durch freie salpetrige Säure seien, die durch die Cholerabazillen gebildet wird, indem sie den Salpeter der Nahrungs⸗ mittel (Gurken, Rüben, Rettiche, Gemüse, Kartoffeln) in Nitrite Uerpetig gser Salze) überführen, woraus diese dann durch gleich⸗ zeitige Milchsäurebildung freie salpetrige Säure abspalten. Nun be⸗ richtet Professor Emmerich über seine Untersuchungen im Botkin⸗ Barackenhospital unter anderem folgendes:

Nachdem ich im Blut der Cholerakranken euissc. und spektro⸗ skopisch die Produkte der Salpetrigsäurewirkung nachgewiesen hatte, wendete ich mich der Hauptaufgabe, der Aufsuchung der salpetrigen Säure im Erbrochenen und in den Reigeet tühlen, zu. Wenn irgendwo, so mußte in der zu Beginn des Choleraanfalls literweise erbrochenen und in der durch die massenhaften wässerigen Stühle aus⸗ 8b Flüssigkeit das Choleragift am reicblichsten zu finden ein.. In der Tat ergab denn auch gleich der erste Prüfungs⸗

versuch eine überraschend starke Reaktion 8

Ffübꝛe - Patteqahrw In. FodhtArmtern Lister un eander erwarfet.

zu Anfang des Choleraanfalls erbrochenen Flüssigkeit. Aber auch die ersten, vf literweise abgegebenen Reiswasserstühle enthielten so viel alpetrige Säure, daß mit Griesschem Reagens eine schöne Rosa⸗ ärbung eintrat.. Die freie salpetrige Säure aber ist ein furcht⸗ ‚bares Gift, ja sie gehört zu den stärksten Giften. Noch in der Ver⸗ dünnung 1:100 tötet die freie salpetrige Säure nach Oskar Löw lebende Zellen! Keink anderes der allem Ermessen nach bei der Cholera etwa noch in Betracht kommenden Gifte kann solche Wirkungen äußern, wie freie salpetrige Säure. Die Nitrate (Salpeter), e. die Cholerabazillen in giftige Nitrite überführen, aus denen durch die von ihnen gebildete Milchsäure salpetrige Säure abspaltet, . staaaven haqmptchlich aus. den wegetabilichee.. aus mit Salpeter 8 ten Würsten, Schinken, Pökelfleisch und namentlich auch aus dem Brunnenwasser.. Die neue Erkenntnis, daß die Cholera eine Salpetrigsäurevergiftung ist, gibt uns die Macht über die Krankheit, die ihre Schrecken verliert. Diese Erkenntnis er⸗ möglicht eine sicen Hroghvlags. Jedermann kann sich jetzt gegen den Ausbruch der tötlichen Krankheit schützen, selbst dann noch, wenn die Infektion mit die sich durch den Eintritt der „prodromalen Diarrhoe“ bekundet, schon fhrte nden hat. Es ist nur nötig, den Genuß nitrathaltiger Vegetabilien (Gurken, Rettiche, Rüben, Gemüse, Kartoffeln 8 sowie von salpeterhaltigen Würsten sn. und von nitratreichem Trinkwasser sorgfältig zu ver⸗ meiden. Auch die Behandlung der Cholera wird sich auf Grund der neuen Erkenntnis des Choleragiftes rationell und wirksam gestalten, sodaß wenigstens eine Verminderung der Sterblichkeitsziffer durch die⸗ selbe zu erwarten ist.“ So weit Professor Emmerich, dessen Darlegungen natürlich erst der Nachprüfung in der Praxis bedürfen.

Ksönigsberg i. Pr., 24. September. Wie „W. T. B.“ meldet, sind in Pokallna im Kreise .SSe. bei einer Frau Cholera⸗ bazillen festgestellt worden. Die Frau war bei den Vorbereitungen zur Beerdigung des an Cholera verstorbenen Flößers 8 lich ge wesen. Sie wurde damals sogleich isoliert, sodaß die Gefahr der Krankheitsverbreituns nicht vorliegt. Die erkrankte Frau ist bisher nur als Bazillenträgerin anzusehen. Ein Grund zur Beunruhigung liegt nicht vor. 1 1

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Verdingungen im Auslande.

(Die näheren Angaben über Verdingungen, die beim ‚Reichs⸗ und

Staatsanzeiger“ ausliegen, können in den Wochentagen in dessen

Expedition während der d von 9 bis 3 Uhr eingesehen werden.

Desterreich⸗Ungarn.

Längstens 29. September 1909, 12 Uhr. K. K. Ministerium für öffentliche Arbeiten in Wien: Lieferung von Brenn⸗ materialien, darunter preußisch⸗schlesische Steinkohlen. Näheres beim Departement IVb des vorgenannten Ministeriums und beim „Reichs⸗ anzeiger“.

ängstens 12. Oktober 1909, Mittags. K. K. Generaldirektion der Tabakregie in Wien: Lieferung von Drahtstiften. Näheres bei sämtlichen K. K. Tabakfabriken, beim Expedite der vorgenannten Be⸗ hörde und beim „Reichsanzeiger“.

Theater und Musfik.

Lessingtheater. Max Dreyers dreiaktiges „Des Pfarrers Tochter von Streladorf“, das am Donnerstag im Lessingtheater um ersten Male aufgeführt wurde, erwies sich afs ein Stück, das Wirkung auf der Bühne sicher ist. Breit und behaglich, wie ein ländliches Idyll, setzt es ein, und etwas wie Reuterhumor geht von dem geschilderten mecklenburgischen Pfarrhause und seinen Be⸗ wohnern aus. Aber der Konflikt, der dem Stücke die ernste Wendung ibt, kommt doch recht gewaltsam zu stande, und um das sychologische, das dabei in Frage kommt, ist es nicht zum 8. 8g. bestellt. Die resolute Pfarrerstochter ist mit einem Privatdozenten verlobt, einem geschniegelten, streberischen Ge⸗ sellen, der in das fast bäuerliche Milieu des schlechter⸗ dings nicht hineinpaßt. Was die beiden Menschen zusammengeführt hat, bleibt ebenso rätselhaft, wie das, was vorgeht, unmotiviert er⸗ scheint. Das Paar steht kurz vor der Hochzeit, die stattfinden soll, obald der Privatdozent eine ihm bereits so gut wie gesicherte Pro⸗ fessur erlangt hat. Dieses wiederum hängt nur von der Fürsprache eines hohen Gönners, eines berühmten Archäologen ab. Da kommt die Johannisnacht heran, die auf der Bühne schon manchem Mädchen verhängnisvoll wurde; das Paar ist . allein im Pfarr⸗ hause, und das Unglück geschieht. Aber schon am naͤchsten aße erhält der Privatdozent von seiner Braut den Laufpaß, denn er hat in einer Unterredung mit dem Wirklichen Geheimen Rat, von dem seine Ernennung zum Professor und Prinzenerzieher abhängt, seine wissenschaftliche Ueberzeugung um seiner Karriere willen geopfert. So stehen die Dinge am Ende des zweiten Akts. Am Anfang des dritten, der einige Wochen später spielt, kommt ein neues Moment hinzu. Das Mädchen fühlt sic Mutter und zieht in ihrer Herzens⸗ angst ihren älteren Bruder ins Vertrauen, der den enlassenen Bräutigam noch einmal in das Pfarrhaus zitiert. Noch einmal kommt es zu einer Aussprache zwischen diesem und der Pfarrerstochter. Der Privatdozent benimmt sich zwar korrekt, er ist bereit, die Folgen seiner Tat zu tragen, das Mädchen zu ehelichen, das er in Not brachte, sie aber weist ihn abermals zurück, weil sie die Erbärmlichkeit seines Charakters und die Niedrigkeit seiner Gesinnung erkannt hat, und beschließt, ihr Geschick mutig zu tragen, was ihr um so leichter gelingen wird, als die Ihrigen sie nicht ver⸗ stoßen. Das alles wirkt auf der Bühne, zumal wenn es so vollendet dargestellt wird wie im Lessingtheater, recht gut, erweckt Spannung und löst Rührung aus, aber überzeugend ist es keineswegs. Immer wieder drängt sich die Frage auf, warum das so kommen mußte. Ein Mädchen, das einen Mann liebt, liebt ihn auch mit seinen Schwächen, und ein gar so furchtbares Verbrechen hat dieser, wie die Sache ge⸗ schildert ist, nicht einmal begangen. Aber es ist auch bei den Neben⸗ figuren, namentlich bei einem anderen in gewissem Gegensatz zu diesem gestellten Brautpaar, manches verzeichnet. So kann das Ge⸗ samturteil über das Stück nur lauten: theatralisch gut, dichterische verfehlt. Gespielt wurde, wie schon angedeutet, ausgezeichnet, sowohl von Fräulein Herterich, die die Titelrolle gab, wie von Herrn Stieler (Privatdozent). Eine Prachtfigur war der derbe mecklenburgische Landpfarrer des Herrn Marr, ein kleines Kabinettstück der Charakte⸗ ristik Froböses Wirklicher Geheimer Rat. Frau Orloff, die . Monnard, Gebühr und Forest ergänzten in gleichfalls wichti en Rollen das Zusammenspiel auf das beste.

Schillertheater Charlottenburg. Das Schillertheater hat Kleists „Kätchen von Heilbronn“ im alten Hause in der Btinert egtestrn früher besser und der zarten Mädchenpoesie des Stücks würdiger herausgebracht als gestern auf der großen Charlottenburger Bühne. Der Gesamtaufführung fehlte die Stimmung und die rechte Weihe, sie war zu materiell, und man sah, wie z. B. bei dem Schloßbrande, den Buͤhnenapparat zu deutlich arbeiten. Aber einzelne schöne Einzelleistungen erisgädigen für das, was eine allzu sorglose Regie versehen hatte. An erster Stelle ist das herzige Kätchen Gusti Beckers zu erwähnen. Sie traf den rechten kindlichen, hingebenden Ton und ließ besonders in den Szenen mit Gottschalk au den Humor zu seiner Wirkung kommen. Auch Herrn Parsch es mannhafter Wetter vom Strahl hatte viel gewinnende e ten, und für den Gottschalk brachte Herr Pategg die erforderliche Dosis urwüchsiger derber Bieder⸗ keit auf. Die böse Kunigunde hatte in Hedwig Pauly ebenfalls eine vortreffliche Vertreterin. Unter den anderen Nitwirkenden sei noch des Herrn Bernecker wegen seiner guten Leistung als Theobald mit Anerkennung gedacht.

salpetrige Säure in der 1

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