Kaiserlich Oesterreichischen silbernen Verdienst⸗
kreuzes mit der Krone: dem Leibjäger Engelbrecht,
: —
den Kammerlakaien Turke und Tülln er, dem Kellereidiener Purtzel und dem Silberdiener Frank; 8 des Kaiserlich Oesterreichischen silbernen Verdienst⸗ kreuzes: 88G dem Küchendiener Fähnrich und 1 dem Hoflakai Wien; 1 der Kaiserlich Oesterreichischen Elisabeth⸗Medaille: den Garderobefrauen Heyer und Schade; des Großherrlich Türkischen Medschidieordens zweiter Klasse: den Geheimen Hofräten Buro und Waldmann: des Großherrlich Türkischen Osmaniéordens dritter Klasse: dem Hofstaatssekretär Knauff; es Königlich Großbritannischen Vi vierter Klasse: dem Geheimen Hofrat Buro; der fünften Klasse desselben Ordens: deem Hofstaatssekretär Neumann; der Königlich Italienischen goldenen Medaille: dem Mundkoch Brandt und dem Silberverwalter Grella; sowie der Königlich Italienischen silbernen Medaille:
dem Leibjäger Engelbrecht, dem Silberdiener Frank und dem Kanzleidiener Grüner.
“
Königreich Preußen.
Seine Majestät der König haben Allergnädigst geruht: infolge der von der Stadtverordnetenversammlung zu Radevormwald getroffenen Wahl den Bürgermeister Johann Hochstein daselbst in gleicher Amtseigenschaft auf fernere zwölf Jahre, 8 infolge der von der Stadtverordnetenversammlung zu Barmen getroffenen Wahl den Kaufmann Eduard Schäfer daselbst als unbesoldeten Beigeordneten der Stadt Barmen für die gesetzliche Amtsdauer von sechs Jahren und infolge der von der Stadtverordnetenversammlung zu Kleve etroffenen Wahl den Obersten a. D. Nütten daselbst als un⸗ esoldeten Beigeordneten der Stadt Kleve auf fernere sechs Jahre zu bestätigen. 8 Finanzministerium. Das Katasteramt Vreden im Regierungsbezirk Münster ist zu besetzen.
“
Ministerium für Handel und Gewerbe.
Der Bergrevierbeamte, Bergrat Best zu Oberhausen ist nach Saarbrücken versetzt und mit der Verwaltung des Berg⸗
reviers Ost⸗Saarbrücken betraut worden. Ernannt sind:
der Revierberginspektor Koepe zu Bochum unter Bei⸗ legung des Titels Bergmeister zum Bergrevierbeamten für das
Bergrevier Oberhausen,
die Bergassessoren Hoenig im Bergrevier Wattenscheid Steinkohlenbergwerke König O.⸗S. zu
und Spinn bei dem Berginspektoren.
8
Bekanntmachung. 8
Gemäß § 46 des Kommunalabgabegese es vom 14. Juli daß aus dem
Staatsgebiet belegenen Strecken der Pfälzischen Eisenbahnen für das Betriebsjahr 1908 für Ebernburg (Mitte Nahebrücke) bis Bad Münster a. St. ein Reinertrag von 6287 ℳ 25 ₰ erzielt
1893 wird zur öffentlichen Kenntnis gebracht, Betriebe der auf Königlich preußischem
worden ist. Mainz, den 12. Oktober 1909. 8 Der Königliche Eisenbahnkommissar
Roesle
Schwetz und der Regierungsassessor Dierig aus Gelsenkirchen dem Landrat des Kreises Hameln zur Hilfeleistung in den land⸗ rätlichen Geschäften zugeteilt worden.
aus Oppeln und
schweigischen Landeszeitung“ gemeldet wird, die Verlobung
Reuß j. L. mit er hlauch Heinrich XXXIV. Reuß j. L. veröffentlicht worden.
Deutsches Reich. Preußen. Berlin, 14. Oktober.
Der Bundesrat versammelte sich heute zu einer Plenar⸗ sitzung; vorher hielten die vereinigten Ausschüsse für Handel
und Verkehr und für Justizwesen eine Sitzung.
Der Regierungsassessor Nirrnheim aus Beckum ist der Königlichen Regierung in Potsdam, der Regierungsassessor Wanzleben der Königlichen Regierung in Danzig vorübergehend, der Regierungsassessor Dr. Zorn aus Posen der Königlichen Regierung in Arnsberg, der Regierungs⸗ Eschwege der Königlichen Regierung in Oppeln, der Regierungsrat Dr. Graf von Wartensleben in Berlin der Königlichen Regierung in Gumbinnen, der Regierungs⸗ in Arolsen, der der Regierungsassessor ver Königlichen Regierung in Trier und der Regierungsassessor Reininghaus aus osen der neuernannte Re⸗ ierungsassessor von Löwis of Menar aus Cassel der König⸗ in Stettin zur dienstlichen Verwendung über⸗ wiesen, der Regierungsassessor Hashüde aus Brilon dem Land⸗ der neuernannten Regierungsassessor Münster dem Landrat des Kreises
Zwanziger aus assessor Castan aus
assessor Genzmer aus Blumenthal, z. 3. Königlichen Regierung in Fesen⸗ r. Backhausen aus Ragnit
der Königlichen Regierung in Schleswig,
ichen Regierung
rat des Kreises Hörde, Dr. Alfred Meyer aus
“
Die Regierungsreferendare Goedecke und Firnhaber Windels aus Breslau haben die zweite Staatsprüfung für den höheren Verwaltungsdienst bestanden.
Braunschweig. Auf Schloß Blankenburg ist gestern, wie der „Braun⸗
Prinzessin Sophie Renata
Ihrer Durchlaucht der — Durchlaucht dem Prinzen
Seiner
Rußland. — Der vom Finanzministerium aufgestellte Voranschlag für das Staatsbudget des Jahres 1910 beziffert nach einer Meldung des „W. T. B.“ die ordentlichen Einnahmen auf 2535,8 Millionen Rubel, die ordentlichen Ausgaben auf 2510 Millionen Rubel, die außerordentlichen Einnahmen auf 10 Millionen Rubel und die außerordentlichen Ausgaben auf 120 Millionen Rubel. In diesem letzten Posten sind 50 Millionen 8b Ausgaben des Kriegsressorts und 64,8 Millionen für Eisenbahn⸗ bauten enthalten. Die außerordentlichen Ausgaben werden gedeckt durch den Ueberschuß von 25,8 Millionen der ordent⸗ lichen Einnahmen und durch 10 Millionen außerordentliche Eimnnahmen; der Rest im Betrage von 84,2 Millionen Rubel soll durch Kreditoperationen beschafft werden. 1 1 — Der Finanzminister Kokowtzow hielt gestern in der Moskauer Börse in Erwiderung auf eine an ihn gerichtete Ansprache des Präsidenten des Börsenkomitees eine längere Rede, in der er, „W. T. B.“ zufolge, zunächst seine Genug⸗ tuung darüber aussprach, daß die Moskauer Kaufmannschaft, die wichtigste Rußlands, anerkannt habe, daß die Finanz⸗ und Kreditlage des Reichs sich wesentlich gebessert habe, und dann darauf hinwies, wie es trotz des Krieges und der Unruhen im Innern möglich gewesen sei, die Goldwährung zu erhalten und auf die Einführung neuer Steuern zu ver⸗ zichten. ” Die Finanzlage, fuhr der Minister fort, lasse sich jetzt gar nicht mit der vor drei Jahren vergleichen. Die meisten Staatspapiere seien um 21;, ja um 23 % gestiegen, und zwar, wie die Kaufmannschaft bezeugen könne, ohne jegliche künstliche Maßregel. Er habe ein Recht, zu erklären, daß künstliche Maßregeln zur Hebung des Kredits nie ergriffen worden seien und nie ergriffen werden würden, so lange er an der Spitze der Finanzverwaltung stehe. Die Herstellung des Kredits sei nur das einfache Ergebnis der natürlichen Entwicklung. Jetzt werde das ordentliche Budget ohne Defizit, ja sogar mit einem Ueber⸗ schuß von 25,8 Millionen abgeschlossen. Das Ministerium habe dabei alles getan, um eine Ueberbürdung der Steuerpflichtigen zu verhüten. Die einzige neue Steuer, die Steuer auf Zi arettenhülsen, bringe nur gegen fünf Millionen Rubel ein. Der Minister wies weiter darauf hin, daß in anderen Ländern die Bungetschwaügkeicn unvergleichlich größer seien als in Rußland. Deutschland habe 420 Millionen neue Steuern votiert, das Budget Frankreichs sei mit einem Defizit von fast 200 Millionen Francs eingebracht worden, in England seien wegen des Budgets Schwierigkeiten entstanden, die sogar die Stabilität der Staatsordnung gefährden könnten. Noch nie sei es vorgekommen, daß der Fnsfu in St. Petersburg und Moskau niedriger gewesen sei als in Berlin. Heute sei er um ein halb Prozent niedriger als in Berlin. Dieses Ziel sei nur dadurch erreicht worden, daß Rußland seine Goldwährung aufrechterhalten habe. Deutsche Mark könnten heute zum Kurse von 46,08 statt 46,30 gekauft werden. Der Minister ging schließlich auf die von ihm beabsichtigte Reise nach dem fernen Osten über und sagte, daß sie hauptsächlich der Ost⸗Chinabahn gelte. Die Politik der Regierung in der Frage dieser Bahn sei ganz klar. Früher hätte die Bahn auch politischen Interessen dienen müssen, jetzt blieben nur kommerzielle Aufgaben: die Einfuhr russischer Waren nach der Nordmandschurei, der möglichst billige Transport russischer Waren nach den Grenzprovinzen, ein be⸗ quemer Einfuhrw inesischer Rohprodukte nach Rußland, die Zu⸗ fuhr möglichst großer Mengen chinesischer Waren nach dem eisfreien Hafen von Wladiwostock. 1“ 8
hhhen.
Der als Urheber der Unruhen in Katalonien vom Kriegs⸗ gericht zum Tode verurteilte ehemalige Direktor der freien Schule in Barcelona Ferrer ist nach einer Depesche des „W. T. B.“ gestern vormittag erschossen worden. Gegen die Urteilsvollstreckung wurden im Ausland, namentlich in Paris, Marseille, Brüssel, Gent, Rom, Turin, Genua und verschiedenen anderen Städten Protestkundgebungen veranstaltet.
Schweiz.
Gestern sind in Bern, „W. T. B.“ zufolge, die von der Internationalen Gotthard⸗Konferenz im Monat April vereinbarten neuen Verträge von den Gesandten Deutschlands und Italiens und einer Delegation des Bundesrats unter⸗
zeichnet worden. Türkei.
Einer vom „W. T. B.“ verbreiteten Mitteilung der Pforte zufolge hat der bulgarische Minister des Aeußern dem türkischen Gesandten in Sofia eine Note übergeben, in der er sich gegen die Unterstellung wendet, daß Bulgarien die Bildung von Banden auf seinem Gebiet unterstütze. b
Nach einer weiteren Mitteilung der Pforte hat die bulga⸗ rische Regierung den von der Pforte vorgeschlagenen Entwurf
genommen. 13“ Griechenland.
erklärte der Finanzminister, nach einer Meldung des „W. T. B.“, die durch das Budget eingeführten Ersparnisse und andere Maßnahmen würden eine Mind erausgabe von zehn Miklionen Drachmen zur Folge haben.
*
Amerika.
Nach einer Meldung des „W. T. B.“ aus Managua (Nicaragua) haben die Anhänger des Kriegsministers Juan Estrada, die sich vorgestern gegen den Präsidenten Zelaya ben haben, die Stadt Blue Fields eingeschlossen.
Seit einigen Tagen treffen, laut Meldung des „W. T. B.“ in Adis Abeba Nachrichten ein über schwere Kämpfe wischen dem Dedgas Abate, der das Kommando über die Pigriner antreten sollte, und dem Dedgas Abraha, der
einer türkisch⸗bulgarischen Konsularkonvention an⸗
In der gestrigen Sitzung der Deputiertenkammer
einem Kampfe am 9. Oktober besiegte Dedgas Abate, unter⸗ stützt durch den Ras Olie und die Tigriner des Ras Sebat, den Dedgas Abraha, der leicht verwundet samt seinen Brüdern und zahlreichen Kriegern gefangen genommen wurde.
Statistik und Volkswirtschaft.
nisse der Berufszählung vom 12. Juni 1907
in den Großstädten des Deutschen Reichs. Das soeben erschienene 1. Heft vom 207. Bande der „Statistik des Deutschen Reichs“ enthält die grundlegenden Ergebnisse der Berufsstatistik für die Gesamtheit der Großstädte des Reiches und für jede einzelne der 42 Großstädte, d. h. der Gemeinden mit 100 000 und mehr Einwohnern, Uebersichten über die Gesamtbevölkerung der Großstädte nach aupt⸗ und Nebenberuf mit Ordnung nach Berufsabteilungen, ⸗gruppen und ⸗arten und mit Scheidung der nachgewiesenen Berufe nach der sozialen Stellung darin als Selbständige, Angestellte oder Arbeiter. Die Ergebnisse für die Großstadtbevölkerung werden somit in ent⸗ sprechender, jedoch gekürzter Weise wie die für die Bevölkerung des Reichs im ganzen mitgeteilt, die im 1. Heft vom 202. Bande der „Statistik des Deutschen Reichs“ veröffentlicht wurden. Die Gesamtbevölkerung der 42 Großstädte des Reiches betrug am 12. Juni 1907 11,79 Millionen gegen 7,03 Millionen bei der vorhergehenden Berufszählung von 1895. Das ist eine Steigerung des Anteils der Großstädter an der Bevölkerung des Reiches von 13,58 v. H. auf 19,11 v. H. Von den 11 792 019 Einwohnern der Großstädte waren 4 982 563 hauptberufliche Erwerbstätige und 701 584 Berufslose, zusammen 5 684 147 Erwerbstätige und Berufslose, denen sich 6 107872 Angehörige ohne einen Hauptberuf und häusliche Dienende im Haushalt der Selbständigen angliedern. An Berufs⸗ zugehörigen (d. h. Erwerbstätigen mit den von ihnen ernährten Dienenden und Angehörigen) entfielen in den Großstädten insgesamt nach der neuesten Zählung 6 089 282 Personen auf die Industrie einschließlich von Bergbau und Baugewerbe, 3 065 381 auf Handel und Verkehr, 1 142 230 auf die Klasse der Berufslosen, 1 020 898 auf die den öffentlichen und freien Berufen ein⸗ schließlich von Heer und Flotte zugehörigen bersonen, sodann 334 154 auf Lohnarbeit wechselnder Art und — als kleinste Gruppe — 140 074 auf Landwirtschaft und Gärtnerei. Werden die groß⸗ städtischen Berufszugehörigen jeder Berufsabteilung in Beziehung esetzt zu den Berufszugehörigen der einzelnen Berufsabteilungen im Rei he, so zeigt sich, daß in den Großstädten ermittelt wurden: 23 v. H. der von der Industrie ernährten Reichsbevölkerung, 37 v. H. der vom Handel lebenden, 42 v. H. der zu Lohnarbeit wechselnder Art und persönlicher Dienstleistung gehörenden Personen; für die Schicht der zu den öffentlichen und freien Berufen gehörenden Personen beträgt der Anteil der Großstädte 30 v. H., für die Klasse der Berufslosen 22 v. H. G 8 8
Zur Arbetterbewegung.
Eine am Dienstag in Hanau abgehaltene Versammlung der Arbeiter der Edelmetallindustrie erklärte sich, wie die „Köln. Ztg.“ berichtet, mit dem Ergebnis der Einigungsverhand lungen (vgl. Nr. 242 d. Bl.) einverstanden. In der getroffenen Vereinbarung heißt es u. a.: Das Arbeitsverhältnis der in der Edel metallindustrie von Hanau und Umgegend beschäftigten Arbeiter wird durch eine Arbeitsordnung, die einen integrierenden Bestandteil dieser Vereinbarung bildet, geregelt. Zur Beseitigung etwa auftauchender Streitigkeiten wird ein Schlichtungsausschuß eingesetzt; dieser ist paritätisch zusammengesetzt aus je fünf Mitgliedern des Arbeitgeber und Arbeitnehmerverbandes. Die Dauer dieser Vereinbarung wird von heute ab bis auf den 30. Juni 1912 bestimmt. Eine Massenkündigung von Tabakarbeitern hat, wie die „Rh.⸗Westf. Ztg.“ mitteilt, am 11. d. M. in der Mannheimer Tabakindustrie stattgefunden. Es sind von einer Anzahl der größeren Firmen insgesamt über 1800 Arbeiter vorübergehend entlassen worden, die voraussichtlich mehrere Wochen ohne Beschäftigung bleiben werden. Das Anschwellen der Lager ohne auch nur halbwegs annehm baren Absatz hat den Fabrikanten die Entlassungen mit zwingende Notwendigkeit aufgedrängt. Sie sind erfolgt nach Rücksprache mit den beteiligten Arbeitern, die diese Art der vorübergehenden Betriebs einstellung der Halbtags⸗ oder Halbwochenarbeit vorziehen.
Infolge der Weigerung der Minenbesitzer, die Löhne der Arbeiter der Eisenerzminen Westeumberlands zu erhöhen, beschloß, wie „W. T. B.“ aus London meldet, die Bergarbeiter vereinigung, am 19. Oktober über die Frage eines General⸗ streiks unter allen Arbeitern der Eisenerzgruben Westeumberlands eine Abstimmung veranstalten zu lassen.
“
Kunst und Wissenschaft.
Die Ausstellung schleswig⸗holsteinischer — estern mittag unter dem Protektorat Ihrer Königlichen Hoheit der Prinzessim Friedrich Leopold von Preußen und Ihrer Durchlaucht der Prinzessin Feodora von Schleswig⸗Holstein in den Räumen der Firma und Lewinsky (Lennsstraße 2) eröffnet wurde, bietet einen sehr interessanten Ueberblick über die Entwicklung des schleswig⸗ holsteinischen Kunstgewerbes. Wie Direktor Brinkmann im Vorwort des Katalogs hervorhebt, gibt es besonders drei große Gebiete hand⸗ werklicher Arbeit, in denen schleswig⸗holsteinische Eigenart sich zu hoher Blüte entfaltet hat: Die Schreinerei und Schnitzkunst, deren Entwicklung durch ein Vierteljahrhundert zu verfolgen, uns die über⸗ lieferten Denkmäler gestatten, die Töpferkunst, die mit der Herstellung der Fayence um die Mitte des 18. Jahrhunderts ein aus der Fremde hierher verpflanztes Reis rasch zu bewundernswerter Blüte treibt, und die Webekunst, die aus uns noch dunklen Anfängen in rein handwerk⸗ licher Uebung und ganz unabhängig von den in anderen Gegenden Deutschlands zur selben Zeit schon entwickelten Industrien während des 18. Jahrhunderts die Wohnung des Bauern und Kleinstädters mit Geweben von köstli Eigenart schmückt. Auch die Metallkunst lieferte in den für das 18. Jahrhundert in Form und Zweck so über⸗ aus charakteristischen herzförmigen Riechdosen einen originellen landes⸗ tümlichen Beitrag. Von Werken der Schnitzkunst sind neben einigen prachtvollen gotischen und Renaissancetruhen und Schränken besonders die sogenannten Mangelbretter, Liebesgaben der jungen Männer an ihre Zukünftige oder an ihrejunge Frau, beachtenswert. Die Ausstellung enthält eine reiche Auswahl dieser liebenswürdigen Schnitzereien, die meist mit allegorischen Frauengestalten und Engelsköpfen in Reliefschnitzerei geschmückt sind, und gewöhnlich bemalt und ver oldet waren. Stühle, von der später durch Chippendale ver⸗ reiteten und nach ihm benannten Form, waren hier im 18. Jahr⸗ hundert landesüblich. Eine bodenständige Keramik setzte erst um die Mitte des 18. Jahrhunderts, von auswärts angeregt, ein, um eine zwar kurze, aber hohe Blüte zu erreichen. An verschiedenen Orten entstehen Fayencemanufakturen, die sich zu einer in Deutschland unerreichten künstlerischen Leistungs⸗ fähigkeit erhoben. Schleswig, Rendsburg, Flensburg, Kiel, Eckern⸗ förde und Stockelsdorff ereiligten sich an dem Wettbewerb. Vielfarbige Fayencöfen, Potpourrivasen mit Figurenmalerei, Tafel⸗ aufsätze, Jardinieren, Uhrgehäuse, Speiseservice mit Blumen oder Landschaften, durchbrochene Körbe, Tintenzeuge, Wandbrunnen, endlich graße Bowlen in Gestalt von Bischofsmützen wurden hergestellt. lle diese Manufakturen, die für den bürgerlichen Geschmack arbeiteten, überdauerte die ves ee die, dem Bauerngeschmack entgegen⸗ kommend, jene mit gelb, grün und wenig blau und violett wirkungs⸗ voll dekorierten Teller lieferte, die noch heute in vielen Bauernhäusern nördlich der Elbe die Borden am Herde schmücken. Die Weberei lieferte außer den Knüpfteppichen, deren Herstellung bis
dem Dedgas Abate nach Süden entgegengezogen war. In
heute ein Zweig schleswigscher Hausindustrie geblieben ist,
besonders die als Beiderwand bekannten farbigen Vorhänge der Wandbetten. Diese Stoffe waren halbschichtig aus Leinen und Wolle gewebt und zeigen das Muster gegenständig in naturfarbigem Leinen auf einfarbigem Wollgrund. In den Mustern lassen sich drei Gruppen erkennen: eine geometrische, eine pflanzlich⸗ornamentale und eine figür⸗ liche. Den Clou der Ausstellung bildet ein Pesel aus Flensburg, ein vollständiges Interieur vom Ende des 18. Jahrhunderts, dessen Wände mit Delfter Kacheln und mit geschnitzten Eichenholzpaneelen bekleidet sind. Er ist mit Möbeln, Fayencen, Geräten und Zieraten einheitlich ausgestattet und enthält einen Byleggerofen, eines der sehr seltenen Exemplare, die heute noch existieren. Dr. D.
Das Institut für Meereskunde veranstaltet auch in dem kommenden Winterhalbjahr, in der Zeit vom 5. November 1909 bis zum 4. März 1910, neben den mit der Universität verbundenen wissen⸗ schaftlichen Vorlesungen und Uebungen öffentliche Vorträge, und zwar sowohl Einzelvorträge als auch zwei Vortragsreihen. Diese Vorträge sollen Sinn und Verständnis für das Meer und seine Er⸗ scheinungen, den Reichtum seines Lebens und dessen wirtschaftlichen Wert sowie für die volkswirtschaftliche und staatliche Bedeutung von Schiffahrt, Seeverkehr und Seemacht in weiteren Kreisen der Be⸗ völkerung unserer Reichshauptstadt anregen und verbreiten. Die Vor⸗ träge sind öffentlich und für einen allgemeinen Hörerkreis, Herren und Damen, bestimmt. Sie finden in der Regel, Dienstags und Freitags in dem großen Hörsal im Gebäude des Instituts und Museums für Meeeskunde Georgenstraße 34 — 36, in den Abendstunden statt. Ein großer Teil der Vorträge wird durch Lichtbilder oder Demonstrationen erläutert werden. Für den Zutritt zu den Einzelvorträgen sind Ein⸗ laßkarten erforderlich, die in den Geschäftsräumen des Instituts, Georgenstraße 34 — 36, wochentäglich in den Stunden von 12 bis 3 Uhr und an den —“ selbst von 6 Uhr ab gegen Entrichtung eines Entgeltes von 0,5 ℳ für den einzelnen Vortrag entnommen werden können. Dauerkarten für sämtliche Vorträge sind ebendort zum Preise von 6 ℳ zu haben. Für die in Aussicht genommenen zwei volkstümlichen Vortragsreihen sind besondere Karten zu lösen. Von den gehaltenen Vorträgen erscheint eine Sammlung von 12 mit Illustrationen im Druck und wird den Käufern von Dauerkarten unentgeltlich verabfolgt, während die Vorträge sonst Ehnheln zum Preise von 0,50 ℳ und gesammelt zum Preise von 5 ℳ
äuflich sind.
Ser erste Vortrag findet am 5. November statt. Der Vor⸗ tragende an diesem Abend ist der Professor Dr. Linde⸗Hamburg. Sein Thema lautet: Die Niederelbe. 1 —
Technik.
Die 290. Versammlung des Berliner Vereins für Luft⸗ schiffahrt wurde nach Verlesung des Protokolls der vorigen am 11. Oktober durch die satzungsgemäße Aufnahme von 44 neuen Mit⸗ gliedern eröffnet. Aus dem vom Vorsitzenden, Geheimrat Busley gemachten geschäftlichen Mitteilungen ist von allgemeinerem Interesse, daß nach Beschluß des Vereinsvorstandes der Lanz⸗Preis von 40 000 ℳ auf dem Flugplatz Johannisthal zum Austrag gebracht werden soll. Die Vereinsmitglieder haben bei solchen Gelegenheiten freien Eintritt, auch hat die Deutsche Flugplatz⸗Gesellschaft sich bereit erklärt, einen Teil der Nettoeinnahme an den betreffenden Flugtagen dem Verein zu überweisen. Um die Luftschiffer mit der astronomischen Ortsbestimmung nach der von ihm ausgearbeiteten Methode vertrauter zu machen, wird Professor Dr. Marcuse vom 25. Oktober ab bis auf weiteres an jedem Mittwoch zwischen 6—7 ½ Uhr im Institut für Meereskunde Vortrag darüber halten. Der Luftschiffertag hat sich jüngst, nach Anhörung eines Vortrags von Professor M., ein⸗ mütig dahin ausgesprochen, daß die Einübung der Ballon⸗ und Luftschifführer auf diese zuverlässige und in vielen Fällen allein mögliche Form der Orientierung sehr wünschenswert sei. Geheimrat Busley erstattete Bericht über den 7. ordentlichen Luftschiffertag zu Frankfurt a. M. am 18. und 19. September. Von zurzeit vorhandenen 41 deutschen Vereinen für Luftschiffahrt waren 37 mit 145 Stimmen vertreten. Der von Dr. Stade erstattete Jahresbericht und die von Herrn Max Krause vorgelegte, die Aus⸗ gaben nur eben durch die Einnahmen ausgleichende Jahresrechnung ergaben die Notwendigkeit von Aenderungen der Organisation des am 28. Dezember 1902 mit nur fünf Vereinen be⸗ gründeten, bis Schluß des laufenden Jahres voraussichtlich auf 50 Vereine anwachsenden Verbandes und zugleich die Unaufschieb⸗ barkeit einer Erhöhung der Beiträge. Die schon früher beschlossene Anstellung eines besoldeten Geschäftsführers hat noch keine befriedigende Erledigung gefunden. Der hierfür engagierte Herr, dessen Gehalt zu † vom Berliner Verein, zu ½ vom Verband getragen wurde, trat bald wieder aus. Seitdem sind die Vereins⸗ und Verbandsgeschäfte im Ehrenamt geführt worden, was bei der täglich sich mehrenden Ge⸗ schäftslast, namentlich des Verbandes, aber nicht mehr angeht. Es wurde deshalb dem Vorschlag zugestimmt, einen entsprechend höher besoldeten Geschäftsführer mit der Führung der Geschäfte des Ver⸗ bandes und des Berliner Vereins mit der Maßgabe zu betrauen, daß der Verband v—, der Verein ½ der Kosten trage. Zugleich wurde der Verbandsbeitrag auf 50 ℳ für die Stimme erhöht. Der aufs vor⸗ sichtigste aufgestellte Voranschlag für 1910 wurde hierauf ge⸗ nehmigt. Von ferneren “ und Beschlüssen des Luft⸗ schiffertages seien erwähnt: Die Vorlage und Annahme einer Normalsatzung für neue Luftschiffervereine, die nur empfohlen, nicht als verpflichtend angesehen werden soll, die Er⸗ gänzungswahl des Verbandsvorstandes, der künftig neben dem Ersten Vorsitzenden (Busley) aus 2 stellvertretenden Vorsitzenden (Neu⸗ reuther, Hergesell), einem Beisitzer (Graf Sierstorpff) und dem Schriftführer (Stade) bestehen wird, während der Beirat nach wie vor aus 9 Herren bestehen soll und entsprechend durch Zuwahlen er⸗ gänzt wurde, die Neuwahl zweier getrennter Sportkommissionen, einer siebengliedrigen für Freiballons, einer vierzehngliedrigen für Luftschiffe und Flugmaschinen. Ueber die Wettfahrten in 1910 konnte man sich noch nicht schlüssig machen, die internationalen Wettbewerbe sollen jedenfalls bis Ende Dezember gemeldet werden, da am 10. Januar in Paris eine Konferenz von Vertretern der einzelnen Landesverbände stattfinden soll, um die Termine zu verab⸗ reden. Als Ort des nächstjährigen Luftschiffertages wurde Dresden, für 1911 Breslau erwählt. Ein Bericht über den Fortgang der Herstellung asronautischer Landkarten wurde mit Dank entgegengenommen, ebenso ein Bericht über Bestrebungen, um die deutschen Sportausdrücke auf dem Gebiete der schiffahrt zu vereinheitlichem. Das Deutsche Museum für Wissenschaft und Technik in München ersuchte um Zusendung im befindlicher alter Veröffentlichungen, Vorschläge, Ab⸗ ildungen, auch solche phantastischer Art, Ballons und Luftvehikel aller Art betreffend. Die Museumsverwaltung ist gegebenen Falls auch einverstanden, daß die Einsender ihr Besitzrecht vorbehalten und wird über die leihweise Ueberlassung Bescheinigungen ausstellen. Zu Gunsten des Museums hat der bentchifertn sich dahin ausgesprochen, daß der Stadt Frankfurt a. M. von ihrer Absicht, einen großen Teil der Ausstellungsgegenstände der „Ila“ als Grundstuück für ein in Frankfurt anzulegendes Luftschiffahrts⸗ museum zu erwerben, zurücktreten und der Angliederung einer solchen Sammlung an das Münchener Museum nicht hinderlich sein möge. In gleichem Sinne hat auch Graf Zeppelin gewirkt und dringend vor einer Zersplitterung gewarnt. Endlich darf noch anerkennend hervorgehoben werden, daß der Luftschiffertag einem Vorschlage die Zustimmung versagt hat, die Kosten des Jahrbuchs durch Auf⸗
nahme von Inseraten zu verringern, womit wenigstens das Buch
vor einer für die Gebraucher immer lästiger werdenden Ueberwucherung des eigentlichen Inhalts durch seinen Zwecken fremde Ankündigungen geschützt wurde.
s berichtete sodann der Oberstleutnant Moedebeck über die 5. ordentliche Konferenz der Fédération Aéronautique Internationale zu Zürich am 30. September und 1. Oktober. Die Vertreter von Deutschland und Frankreich waren dazu voll⸗
indessen
Luft⸗
ständig erschienen, die übrigen Staaten ließen zu wünschen übrig, neu vertreten waren die Niederlande, auch Dänemark war angemeldet. Da sich die Beteiligung nach dem Gasverbrauch der Länder für asronautische Zwecke bestimmt, ist es von Interesse, zu erfahren, daß Deutschland mit einem Gasverbrauch in 1908 vom 1 120 800 cbm. obenan steht, an zweiter Stelle folgt Frankreich mit 790 000, an dritter England mit 320 000 cbhm. In ihrem Bericht drückten die französischen Delegierten das einmütige Bedauern über die Prohibitiv⸗ maßregeln ihres Ministeriums gegen die fremden Luftschiffer aus und versprachen, alles daran zu setzen, daß diese Hindernisse wieder beseitigt würden. Deutscherseits wurde die soeben fertiggewordene erste asronautische Karte von Deutschland im Maßstabe von 1:300 000 vorgelegt. Sie erntete Beifall. Hauptgegenstände recht langwieriger Erörterungen waren die bei dem schnellen Fortschreiten der Luftschiff⸗ fahrt notwendig gewordenen Aenderungen der Satzungen der Föderation und ihres Reglements. Gegen die Bestimmung eines dreijährigen Ortswechsels des Bureaus der Föderation an Stelle von dessen bisherigen ständigen Sitz in Paris machten die Franzosen mit Entschiedenheit Front. Es blieb infolge davon beim alten; aber es wurde die Möglichkeit einer zukünftigen Aenderung wenigstens durch Einfügung der Bestimmung gewonnen, daß Sitz der Fédération die Stadt sein soll, in der der Schriftführer wohnt. Unter den Aenderungen der tunlichst kurz gefaßten Reglements ist von Interesse, daß künftig für jedes Land für alle Zweige der Luftschiffahrt nur eine einzige Sportmacht anerkannt wird, daß die Höchststimmen⸗ zahl eines Landes auf 36 beschränkt, der Beitrag für die Stimme auf 100 Francs festgesetzt ist, daß man sich um ein Führervatent nur in dem Lande bewerben dürfe, wo man seinen Wohnsitz hat, daß zu Konferenzen 2 Monate vorher einzuladen, die Vereine 30 Tage vorher davon zu verständigen seien ꝛc. Von den 6 Vizepräsidentenämtern der Fédération soll eins an Amerika abgegeben werden. — Schneller als über die Organisationsfragen kam die Versammlung über Technisches zur Ver⸗ ständigung, vor allem über die Fragen, wem bei Wettbewerben er⸗ haltene ise ge ühren. Sie wurden bei Freiballons und Flug⸗ maschinen dem Piloten, bei Luftschiffen dem Eigentümer zugesprochen, wogegen Rekorde in allen Fällen dem Piloten zukommen sollen. Die Sportkommission wurde aus je einem Deutschen (Moedebeck), einem Franzosen (Comte Castillon de St⸗Victor), einem Belgier (Jacobs) und einem Italiener neu gebildet und bei dieser Gelegenheit des einem Unfall erlegenen französischen Hauptmanns Ferber, der früher dieser Kommission angehörte, ehrend gedacht. Bei Feststellung des Reglements für Luftschiffer zeigten sich die Franzosen, in Anerkennung der Tatsache, daß die Deutschen im Punkte der „Dirigeables“ ihnen voran seien, sehr entgegenkommend. Es wurden die vom Kaiserlichen Aero⸗ klub vorgeschlagenen e Bestimmungen für Wettbewerbe angenommen. Danach wird es fünferlei Formen der Wettbewerbe — 8 e — geben: Schnelligkeits⸗, Dauer⸗, Entfernungs⸗, Höhen⸗ und Manöverflüge. Letztere Form, die verschiedene Aufgaben in sich vereinigen soll, war von Moedebeck vorgeschlagen; der Höhenflug fand anfänglich Gegner, wurde schließlich aber gutgeheißen. Bei Fest⸗ stellung des Reglements für Flugmaschinen machten die Franzosen mit Kecht ihre derzeitige Ueberlegenheit auf diesem Gebiet geltend. Nach ihrem Vorschlag wird es sechserlei Epreuves geben: Weitflug, Dauerflug, Schnelligkeitsflug, langsamer Flug, Höhenflug, Manöverflug. Das hierfür angenommene Reglement lehnt sich an die von den Franzosen ausgearbeiteten Be⸗ stimmungen an, nur sind alle den Bau der Flugmaschinen beschränken⸗ den Bestimmungen zugunsten völliger Freiheit in diesem Punkte ge⸗ strichen worden. Sogar die Flugmaschine ohne Motor und die Drachen haben Berücksichtigung gefunden. — Allen Sitzungen der Fédération hat ihr Präsident Prinz Roland Bonaparte beigewohnt. Bei der am Schluß stattfindenden Neuwahl des Vorstands wurden an Stelle von Besangon der Amerikaner Bishop und neu die Herren Comte Castillon de St. Victor und Moedebeck gewählt. Als nächster Ort der Tagung der Fédération wurde Bordeaux unter der Bedingung der Vorzug gegen andere Anerbietungen gegeben, daß bis dahin die eingangs Betabhben Beschränkungen der Luftschiffahrt in Frankreich aus der Welt geschafft seien. — Es folgte, nach einer Kundgebung der Versammlung zu Ehren von Oberstleutnant Moedebeck, dessen Wirken in der anstrengenden 1. Konferenz zugunsten Deutschlands Geheimrat Busley hervorhob,
r. Elias mit einem Bericht über die von der Deutschen Flugplatz⸗ gesellschaft zu Johannisthal bei Berlin vom 26. September bis 3. Oktober abgehaltene Erste Deutsche Flugwoche. Was wir davon gelernt haben, in Kürze darzulegen, nahm sich der Redner ein⸗ leitend vor und begann die Erörterung dieses Themas mit Vorführung und Erklärung einer großen Reihe trefflicher Lichtbilder, die wohl⸗ geordnet erst den Flugplatz, seine Tribünen und Flugmaschinenschuppen, den Startplatz und die Signalstation, dann die verschiedenen Apparate in ihrer Bereitschaft zum Aufstieg, also in Nahsicht, endlich diese im Fluge zeigten. Auch in die Bekanntschaft der hervor⸗ ragendsten unter den Aviatikern wurde man durch deren Portraits eingeführt. Dr. Elias verhehlt nicht, daß die Erfahrungen in und mit dieser ersten Flugwoche keineswegs vollbefriedigend sind. Ebenso⸗ wenig ist es die Summe ihrer flugtechnischen Erfolge, als das wirtschaftliche Ergebnis, ja der Redner weiß von Unannehmlich⸗ keiten verschiedener Art zu berichten, die Unternehmer wie bestellte Leiter der Veranstaltungen zu beklagen hatten. Er sieht die Ursachen hierin teils in dem Berliner Publikum, dessen skeptische und kritische Veranlagung zunächst immer Mißerfolge voraussieht und sich lieber fernhält, um dann nicht zu den leichtgläubigen Toren ge⸗ rechnet zu werden, wenn der zweifellose Fehlschlag eintritt, zum andern in der überaus kurzen, für die Vorbereitungen verfügbaren Zeit. Andere Hindernisse eines durchschlagenden Erfolges lagen in
den Akteurs, den von auswärts unter Aufgebot großer Geldbeträge
eingeladenen Aviatikern, die zu einem Teil nicht das vorausgesetzte, ihre Tätigkeit auf dem Flugfelde anspornende Interesse an den Wettbewerben zeigten, sondern sich und der Welt genug geleistet zu haben glaubten, wenn sie ohne rege Teilnahme an den Wettbewerben wenige kurze Flüge unternahmen, um so über die für ihr Engagement erhaltenen großen Beträge zu quittieren. Das sind im Grunde die ärgerlichsten Erfahrungen, und aus ihnen ist zu lernen, daß man bei weiterer Verwertung des schönen Johannistaler Flugplatzes lieber auf die Professionals, die Berufsflieger, verzichtet, dagegen die Sportleute, die Amateurs, zu fesseln sucht. Abgesehen von diesen Verdrießlichkeiten, die auch vom Publikum durch die meist überaus spät und dann spärlich erfolgenden Aufstiege empfunden wurden, muß man gerechter Weise doch zugeben, daß auch sehr ausgezeichnete und befriedigende Leistungen gezeigt worden sind und daß sosche veranlaßt und vermittelt, hiermit auch unseren deutschen Flugtechnikern Anregung und Gelegen⸗ heit zum Lernen gegeben zu haben, einen Anspruch der Unter⸗ nehmer an den Dank ihrer Landsleute rechtfertigt. Eine Fortsetzung dessen, was die Deutsche Flugplatzgesellschaft hier be⸗ gonnen, ist jedenfalls zu wünschen. Sie dürfte auch nicht ausbleiben; denn die deutsche Aviatik ist in hoffnungsvoller Entwicklung; für sie ist das Vorhandensein eines solchen Flugfeldes eine Lebensfrage, und sie wird sich nicht gleich den Ausländern bitten lassen, davon aus⸗ giebigen Gebrauch zu machen. Schon eine nahe Zeit dürfte hierfür den Beweis liefern.
In der dem Vortrage von Dr. Elias folgenden Erörterung sah sich Justizrat Eschenbach durch die Bemerkungen eines Herrn veranlaßt, einiges von den Erwägungen zu sagen, die dem Unternehmen voran⸗ egangen, ebenso der mit größter Beschleunigung getroffenen Vor⸗
ereitungen. Die drei an der Spitze des Unternehmens stehenden Herren: der Redner, Kapitän zur See von Pustau und Rentier Müller, waren sich ihrer Verantwortlichkeit wohl bewußt, als sie, von Reims zurückgekehrt, erfüllt von der Ueber⸗ zeugun des großen Vorsprunges, den die Franzosen und Amerikaner auf dem Gebiet der Aviatik erreicht, sich sagten, es müsse ohne allen Verzug den Deutschen gezeigt werden, was vor⸗ geht und wie sie zu besorgen haben, überflügelt zu werden. Das mußte unter allen Umständen vor Winter noch geschehen und in einer die breitesten Kreise fesselnden Form, in imposanter Entfaltung. Die Schwierigkeiten waren dreifach: 1) trotz der noch in Rechnung zu ziehenden politischen Antipathie eines großen Teils der in Betracht
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kommenden fremden Aviatiker, diese mit Erfolg einzuladen, 2) eine Organisation in kürzester Zeit zu schaffen, 3) das Publikum zu inter⸗ essieren und es für eine neue Art sportlicher Leistungen zu erwärmen. Der Aufgabe zu 1 konnte nur durch große Geldmittel genügt werden. Für die Aufgabe zu 2 waren nur drei Unternehmer vorhanden, die sich eine große Arbeitslast aufbürdeten, für die Aufgabe zu 3 mußte auf die Presse als Unterstützung gerechnet werden; ihr gebührt, soweit sie die Absichten der Unternehmer richtig erkannt und gewürdigt hat, deren Dank. Was in 19 Tagen zur Herstellung des Flugfeldes ge⸗ schehen ist, das möge die Tatsache bekunden, daß in dieser Zeit 180 Morgen Wald gerodet, das Holz fortgeschafft, der Boden tunlichst eingeebnet, Zäune um 800 Morgen Land errichtet, Wege angelegt, eine Start⸗ bahn befestigt, die 13 Flugmaschinenschuppen gebaut, eine Signal⸗ station und große Tribünen errichtet werden mußten. Nicht vorausgesehen haben die Unternehmer die ärgerlichen Vor⸗ kommnisse mit mehreren der für die Teilnahme an den Wettflügen engagierten fremden Aviatiker, worüber die Gerichte ja noch zu sprechen haben werden. In dieser Beziehung haben die Unternehmer sich keinen andern Vorwurf, als den der Vertrauens⸗ seligkeit zu machen: Die Andern waren ihnen im Raffinement der Vertragsauslegung überlegen. Trotz alledem blicken die Unternehmer mit Befriedigung auf den Erfolg. Was sie als eine nationale Tat gewollt, haben sie erreicht. Sie haben breiten Schichten der Bevölke⸗ rung vorgeführt, was ist und was noch nicht ist, und hoffen ein Vorbild hergestellt zu haben als Ansporn für die erfinderischen Köpfe und die intelligenten Unternehmungslustigen, deren wir nicht weniger haben als andere Nationen. Das war, so endete Justizrat Eschenbach, unser Ziel; das haben wir erreicht. Dank gebührt auch den Behörden, die uns die Ausführung erleichtert haben; Dank vor allem Seiner Majestät dem Kaiser, dessen Interesse an unseren Absichten der Sache äußerst förderlich war. — Von Oberleutnant Moedebeck wurde noch darauf hingewiesen, daß auch die Sportkommission mit ganz neuen Verhält⸗ nissen zu tun und Schwierigkeiten zu überwinden hatte, die künftig von darin 5 Startern mit Leichtigkeit bemeistert werden würden. Den letzten Punkt der Ta Sordnung bildeten die „Fahrt⸗ berichte für September“. ie Dr. Bröckelmann mitteilte, war das Interesse an Fahrten in diesen letzten Wochen durch die aus⸗ wärtigen sportlichen Ereignisse in Frankfurt und Zürich stark ab⸗ gelenkt. Deshalb ist nur von wenigen diesseitigen Fahrten zu be⸗ richten, u. a. als von einem ungewöhnlichen Ereignis von einer Nacht⸗ fahrt, die mit dem Ballon „Ernst“ von Bitterfeld aus zwei Damen aus⸗ führten, das Fräulein Margarethe Grosse aus Meißen als Führerin mit ihrer Schwester. Eine stark verregnete 8 stündige private Wettfahrt unter⸗ nahmen letzten Sonntag von Schmargendorf die Herren Oberleutnant von Selasinsky, Dr. Brinkmann und Referendar Sticker mit den Ballons „Groß“, „Tschudi“ und 1u““ Der an zweiter Stelle genannte Herr ging daraus als Sieger hervor, der an erster Stelle Genannte aber entwarf von der trostlos öden Fahrt im Regen eine recht launige Schilderung. Man kam in 8 Stunden bei einem Winde, der nicht stärker wehte als mit Stunden⸗Kilometer Geschwindigkeit, über den Scharmützel⸗See nur bis über die ungeheure Gubener Forst, kämmte in niedriger Fahrt stundenlang die Wipfel der Kiefern, hatte einmal nach einem ge⸗ waltigen Platzregen den Korb auszuschöpfen und war schließlich glücklich, im Gemüsegarten eines Landmanns, ohne allzu großen Schaden dort anzurichten, in dichtester Finsternis zu landen. — Der Regen hat es auch Dr. Bröckelmann auf seiner Gordon⸗ Bennett⸗Fahrt angetan. Man fuhr am Sonntag, den 3. Oktober, unter den Tröstungen der Meteorologen ab, daß man eine schöne Fahrt bei frischem West haben und nach Ungarn gelangen werde. Ueber Böhmen aber werde in der Nacht große Windstille herrschen, weshalb man gut tun werde, hoch zu gehen, um oben rechtsdrehenden Wind zu finden. Dr. Bröckelmann befolgte diese Empfehlung nicht, um nicht zuviel Ballast opfern zu müssen; allein ein zwölfstündiger Regen zwang ihn schließlich doch zu solchem Opfer, in der Hoffnung, er werde sich über die Regenwolken erheben können. Aber selbst in 2000 m Höhe war man noch in den Wolken, und als man die obere Grenze der Wolkenschicht bei 4500 m erreicht hatte, war der Ballon im Nu mit Eis bedeckt. Es war 1 Uhr Mittags, und unter dem Einfluß der Sonne fielen ebenso schnell die Eiszapfen wieder ab, der Ballon aber wurde innerhalb 20 Minuten bis auf 7000 m in die Höhe gerissen. Jetzt entschloß man sich, das Ventil zu ziehen und fiel in 20 Minuten durch die Wolkenschicht hindurch zur Erde, aber so unglücklich, daß man sich oberhalb einer Stadt sah und gleich darauf an einem Fabrikschornstein hing, von dem ein Abkommen auf ein nahes Glasdach nicht allzu schwer war. Bei der Bergung des Ballons leistete die scezich Bevölkerung nur widerstrebend Beistand. Als der Ballon sich nur langsam entleerte, kroch, ohne daß es bemerkt wurde, ein Arbeiter hinein und konnte nur durch schleunigst angewandte künstliche Atmung am Leben erhalten werden. Die Frau des Verunglückten verlangte Schadenersatz. Dr. Bröckelmann erklärte sich dazu bereit, wenn der Mann auch den Schaden ersetze, den er am Ballon angerichtet, in den er ein großes Loch gerissen hätte. Darüber gab sich die Frau zufrieden. Ueber die Crre eisse des Gordon Bennett⸗Wettfliegens kann erst in einigen Wochen berichtet werden. Der wahrscheinliche Gewinner ist 98 Amerika, seiner Heimat, zurückgekehrt. Dagegen lagen die Ergebnisse der in den beiden ersten Oktobertagen geleisteten Ziel⸗ und Weitfahrten vor. Zum Schluß wurde noch mitgeteilt, daß der Fahrtenausschuß sich fortan zusammensetzt aus den Herren Dr. Bröckelmann, Oberleutnant von Selasinsky und Dr. Brinckmann. Den technischen Beirat bilden die Herren Herwarth von Bittenfeld, Max Krause, La Quiante und Unverdorben.
Land⸗ und Forstwirtschaft. —
Ausstellung und Preisbewerb für Gerste und Brau weizen in Berlin vom 18. bis 22. Oktober, unter Mitwirkun
der Deutschen Landwirtschaftsgesellschaft veranstaltet vom Verein „Versuchs⸗ und Lehranstalt für Brauerei in Berlin“. Die im Aus⸗ stellungsgebäude des Instituts für Gärungsgewerbe, Berlin N., See straße, stattfindende Ausstellung ist auch in diesem Jahr wieder reich beschickt. Fast 300 Gersten und Brauweizen deutscher Herkunft werde um die Erlangung der ausgesetzten Geld⸗ und Ehrenpreise in Gesamtbetrage von etwa 7000 ℳ in Wettbewerb treten, die von Staatsbehörden und Korporationen der Landwirtschaft und des Brau gewerbes gestiftet sind. Eine Reihe von Landwirtschaftskammern un landwirtschaftlichen Vereinen hat sich auch dieses Jahr unter Ver anstaltung von Vorprüfungen in dankenswerter Weise bemüht, in den Proben aus ihrem Bezirk nur das Beste zu zeigen. Nicht nur die Angehörigen des Braugewerbes, denen der Besuch der Gerstenschau wertvolle Fingerzeige für den direkten Bezug heimischer Brauwar bietet, sondern auch die an deren Anbau beteiligten Landwirte werden die Ausstellung mit Interesse in Augenschein nehmen, zumal sie mi der Tagung der Deutschen Landwirtschaftsgesellschaft zusammenfällt Der Zutritt zu der täglich von 9 bis 5 Uhr geöffneten Ausstellung ist kostenlos. “ Gesundheitswesen, Tierkrankheiten und Absperrungs⸗ maßregeln.
Oesterreich. Die K. K. Seebehörde in Triest hat die für Herkünfte vor Rotterdam angeordneten QOuarantänemaßregeln wieder auf gehoben. (Vergl. „R.⸗Anz.“ vom 5. d. M., Nr. 235.) .
Rußland. “ . russische Kommission zur Bekämpfung der Pestgefahr hat erklärt:
a. als choleraverseucht: die Städte Astrachan, Wladiwosto und Kowno, Stadt und Kreis Nowoalexandrowsk im Gouvernemen Kowno, Kreis Nerechta im Gouvernement Kostroma, die Kreise Twer Kortschewa und Nowotorshok im Gouvernement Twer sowie die Kreis Orscha und Ssenno im Gouvernement Mohilew
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