1909 / 279 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 26 Nov 1909 18:00:01 GMT) scan diff

Seine Majestät der König haben Allergnädigst geruht: den in die Pfarrstelle zu Boitzenburg berufenen Pfarrer Biederstädt, bisher in Pinnow, zum Superintendenten der Diözese Prenzlau I, Regierungsbezirk Potsdam, zu ernennen und dem Domanialweinbaudirektor, Landesökonomierat Czéh in Wiesbaden den Charakter als Geheimer Regierungsrat zu 9 8 Seine Königliche Hoheit der Prinz Friedrich Leopold von Preußen haben gnädigst geruht: den Domänenpächtern Kurt Lehmann⸗Neuhof und Adolf Roggenbau⸗Smirdowo den Charakter als Königlich Prinzlicher Oberamtmann zu verleihen.

dRssrriin Das Katasteramt Delitzsch im Regierungsbezirk Merse⸗ burg ist zu besetzen. 8

Justizministerium.

Der Rechtsanwalt Adolf Stelter in Strasburg W.⸗Pr. ist zum Notar für den Bezirk des Oberlandesgerichts zu Marienwerder, mit Anweisung seines Amtssitzes in Strasburg dder Rechtsanwalt Dr. Hübner in Stade zum Notar für den Bezirk des Oberlandesgerichts zu Celle, mit Anweisung seines Amtssitzes in Stade und—

der Rechtsanwalt Wessing in Fredeburg zum Notar für den Bezirk des Oberlandesgerichts zu Hamm, mit Anweisung seines Amtssitzes in Fredeburg, ernannt worden.

Dem Notar Reis in Lebach ist der Amtssitz in Rheinbach angewiesen.

Ministerium für Landwirtschaft, Domänen und Forsten.

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bezirk Marienwerder ist der Charakter als Ober⸗

Königlicher amtmann verliehen worden. 16““ Ministerium der geistlichen, Unterrichts⸗ und Medizinalangelegenheiten.

Der bisherige Privatdozent Dr. Karl Meister zu Leipzig ist zum außerordentlichen Professor in der philosophischen Fakultät der Friedrich Wilhelms⸗Universität zu Berlin ernannt

worden.

Der bisherige Direktor der städtischen Mädchenschule in Anklam Dr. Justus Schulteß ist zum Kreisschulinspektor in Simmern ernannt worden.

Der Kreisassistenzarzt Dr. Ascher aus Königsberg i. Pr. ist zum Kreisarzt ernannt und mit der Verwaltung des Kreis⸗ arztbezirks Hamm beauftragt worden.

Dem Bibliothekar an der Königlichen und Universitäts⸗ bibliothek in Königsberg Dr. Otto Schultz ist der Titel Oberbibliothekar beigelegt worden.

Den Lehrern an der Königlichen Akademischen Hochschule für die bildenden Künste in Charlottenburg, Malern Gustav

Guthknecht und Albert Wirth ist der Titel Professor ver⸗

liehen worden.

Hauptverwaltung der Staatsschulden. Bekanntmachung.

Die Zinsscheine Reihe IV Nr. 1 bis 20 zu den Schuldverschreibungen derpreußischen konsolidierten 3 ½ vormals 4prozentigen Staatsanleihe von 1880 über die Zinsen für die zehn Jahre vom 1. Januar 1910 bis 31. Dezember 1919 nebst den Erneuerungsscheinen für die folgende Reihe werden

vom 1. Dezember d. J. ab sgereicht, und zwar durch die Kontrolle der Staatspapiere in Berlin SW. 68, Oranienstraße 92/94, 8 durch die Königliche Seehandlung (Preußische Staatsbank) in 8 Berlin W. 56, Markgrafenstraße 46 a, 5 durch die Preußische Zentral⸗Genossenschaftskasse in Berlin C. 2, am Zeughause 2, 1 durch sämtliche preußische Regierungshauptkassen, Kreiskassen, Oberzollkassen, Zollkassen und hauptamtlich verwaltete 1 Forstkassen, zörch sämtliche Reichsbankhaupt- und Reichsbankstellen und sämtliche mit Kasseneinrichtung versehene Reichsbank⸗ nebenstellen, sowie urch diejenigen Oberpostkassen, an deren Sitz sich keine Reichsbankanstalt befindet.

Formulare zu den Verzeichnissen, mit welchen die zur Ab⸗ hebung der neuen Zinsscheinreihe berechtigenden Erneuerungs scheine (Anweisungen, Talons) den Ausreichungsstellen ein⸗ zuliefern sind, werden von diesen unentgeltlich abgegeben.

Der Einreichung der Schuldverschreibungen bedarf es zur Erlangung der neuen Zinsscheine nur dann, wenn die Er⸗ neuerungsscheine abhanden gekommen sind. 1b Berlin, den 22. November 1909.

Hauptverwaltung der Staatsschulden. von Bischoffshausen.

Nichtamtliches. Deutsches Reich. Preußen. Berlin, 26. November.

Der Bundesrat versammelte sich heute zu einer Plenar⸗ sitzung; vorher hielten die vereinigten Ausschüsse für Eisen⸗ bahnen, Post und Telegraphen, für Handel und Verkehr und für Rechnungswesen, die vereinigten Ausschüsse für Handel und Verkehr und für Justizwesen sowie der Ausschuß für Handel und Verkehr Sitzungen. 85

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Die Nummer 11 der „Amtlichen Nachrichten des

Reichsversicherungsamts“ vom 15. November 1909 ent⸗ hält im Amtlichen Teil unter A (Unfallversicherung) zwei Rundschreiben des Amtes an die ihm unterstellten Berufs⸗ genossenschaften, betreffend die Zahlung eines Betriebsfonds an die Post (vom 19. Oktober 1909), und betreffend die Aus⸗

Dem Domänenpächter Lüer zu Bischwalde im Regierungs⸗

zahlung der Unfallentschädigungen an in ihre Heimat zurück⸗

gekehrte Italiener (vom 27. Oktober 1909). Dann folgen zwei Rekursentscheidungen des Erweiterten Senats (Nr. 2332 bis 2333) und ein Bescheid (Nr. 2334) über folgende Gegenstände:

Die im § 88 Abs. 2 des Gewerbeunfallversicherungsgesetzes vom 30. Juni 1900 bestimmte einjährige Frist beginnt nicht mit dem Tage der Rechtskraft der einen früheren Antrag auf Rentenänderung (Erhöhung, Minderung, Aufhebung, Wieder gewährung der Rente) nach fachlicher Prüfung abweisenden Entscheidung, sondern mit dem Tage der Anbringung des früheren Antrags bei der zuständigen Stelle (2332) *.

Die Jahresfrist des § 88 Abs. 2 des Gewerbe⸗Unfallver⸗ sicherungsgesetzes ist dann nicht maßgebend, wenn die erste der in Frage kommenden Rentenfestsetzungen vor, die zweite nach dem Ablaufe der dortselbst festgesetzten zweijährigen Frist liegt, sondern nur dann, wenn die beiden in Frage kommenden Rentenfestsetzungen nach dieser zweijährigen Frist erfolgen (2333).

Ueber den Begriff „Haus⸗ und Ziergärten“ gemäß § 1 Abs. 7 des Unfallversicherungsgesetzes für Land⸗ und Forstwirt⸗ schaft (2334).

Die Abteilung B (Invalidenversicherung) bringt ein Rundschreiben des Reichsversicherungsamts vom 30. August 1909 an die Vorstände sämtlicher Versicherungsanstalten und der zugelassenen Kasseneinrichtungen, betreffend die Ergebnisse der Abrechnung für das Jahr 1908. Es folgen Entscheidungen aus § 155 des Invalidenversicherungsgesetzes; zunächst wird die Befugnis der Kontrollbeamten der Versicherungsanstalten zur Stellung von Anträgen auf Entscheidungen der unteren Verwaltungsbehörden gemäß § 155 des Invalidenversicherungs⸗ gesetzes verneint (1434).

Ein Mustermaler wird als Techniker im Sinne des § 1 Ziffer 2 des Iunvalidenversicherungsgesetzes angesehen (1435).

Die Versicherungspflicht einer im Laboratorium des hygienischen Instituts einer Universität beschäftigten Hilfs⸗ assistentin wird bejaht (1436).

Ferner wird über die Versicherungspflicht eines von Ge⸗ richtsvollziehern bei Zwangsversteigerungen beschäftigten Hilfs⸗ arbeiters (1437) und über das Recht der freiwilligen Weiter⸗ versicherung bei der „Seekasse“ entschieden (1438).

Ein Bescheid behandelt die Auslegung Gder Bekannt⸗ machung des Reichskanzlers vom 27. Dezember 1899, be treffend die Befreiung vorübergehender Dienstleistungen von der Versicherungspflicht gemäß § 4 Abs. 1 des Invaliden⸗ versicherungsgesetzes und die Beitragsentrichtung für Postaus helfer (1439).

Den Schluß machen Nachweisungen zahlungen und Beitragserstattungen der 31 anstalten im September 1909 sowie über den Beitragsmarken für Monat Oktober 1909.

Der nichtamtliche Teil bringt Anzeigen der Vorträge im Seminar für soziale Medizin in Berlin über „Das Heil verfahren in der Invalidenversicherung“ (vom 12. bis 29. No⸗ vember 1909) und der versicherungswissenschaftlichen Vor⸗ lesungen usw. i

über die Renten⸗ Versicherungs⸗ Erlös aus

Laut Meldung des „W. * B.“ sst S M. „Tsingtah“ vorgestern in Canton eingetroffen.

Pleß, 26. November. Seine Majestät der Kaiser

und König ist, „W. T. B.“ zufolge, gestern nachmittag von Neudeck hier eingetroffen und auf dem Bahnhof vom Fürsten von Pleß, dem Landrat des Kreises Pleß und dem Bürger⸗ meister empfangen worden.

Hessen.

Seine Königliche Hoheit der Großherzog Ernst Ludwig hat gestern sein 41. Lebensjahr vollendet. Der Ge⸗ burtstag des Monarchen wurde in Stadt und Land in der üblichen Weise gefeiert.

esterreich⸗Ungarn

In der gestrigen Sitzung des österreichischen Ab⸗ geordnetenhauses wurde die Beratung der. Dringlichkeits⸗ anträge, betreffend die Regelung der nationalen Frage, fortgesetzt.

Nachdem der Abg. Seliger den sozialdemokratischen Dringlich⸗ keitsantrag, betreffend die Einsetzung eines M zur Regelung der Nationalitätenfrage, begründet hatte, führte der Ministerpräsident Freiherr von Bienerth, „W. T. B.“ zufolge, aus, daß die Haupt⸗ schwierigkeiten bei der Lösung des Nationalitätenproblems in Oester⸗ reich in der Verschiedenheit der Minderheiten in den einzelnen Ländern, Bezirken und Gemeinden lägen. Ob die Einführung des nationalen Katasters in Mähren auch auf andere Verhältnisse erfolgreich anwendbar sei, sei eine Frage, die noch der Lösung bedürfe. Die Regierung werde sicherlich jeden Erfolg in dieser Richtung wärmstens begrüßen und unterstützen. Gegen Kramarz sich wendend, wies der Minister⸗ präsident neuerlich aufs entschiedenste den Vorwurf antislavischer und antitschechischer Gesinnung zurück und erklärte, er sei fest überzeugt, daß die Größe und Stärke Oesterreichs von dem einträchtigen Zusammenwirken aller Teile abhänge. Der Minister⸗ präsident verwahrte sich dann nochmals gegen den Vorwurf, als ob mit den Sprachenvorlagen irgend jemandem eine Unbill zugefügt werden solle, und erklärte, die Regierung sei über⸗ zeugt, daß diese Vorlagen die Grundlage zu einer möglichen Ver⸗ ständigung bilden könnten. Wenn man die Klagen Dr. Kramarz' und Dr. Pergelts hierüber gegeneinander halte, werde man finden, daß sie sich vielfach wechselseitig aufhöben. Der Ministerpräsident wies den Vorwurf zurück, als ob er Drohungen gegen das Parlament aus⸗ gesprochen hätte, und betonte, daß er nicht von einer Ständigkeit der Regierung, sondern nur von einer Ständigkeit der Verwaltung ge⸗ sprochen habe, deren Notwendigkeit er aufrechterhalte. Aus allen bisherigen Reden, meinte der Redner, klinge ein tiefes Ver⸗ langen nach einem Ruhepunkte im nationalen Kampfe, von dem aus ein friedlicheres Nebeneinanderleben der Völker erreicht werden könnte. Der nationale Kampf schlage allen Wunden, den Völkern, dem Parlament, dem Staat. Die Regierung würde es mit der größten Freude begrüßen, wenn es gelingen würde, diese Keime weiter zu pflegen und so allmählich zu praktischen Ergebnissen zu gelangen. Sie werde dies ehrlich fördern. Zum Schluß appellierte der Ministerpräsident an das Haus, die CE“ rasch zu erledigen, um rechtzeitig zur Verhandlung und zur Verabschiedun des Budgetprovisoriums zu gelangen. Der Abg. ik las (christlichsozial) erklärte gegenüber dem

*) Die neben den einzelnen Entscheidungen stehenden einge⸗ klammerten Zahlen geben die Ziffer an, unter welcher diese in den

„Amtlichen Nachrichten“ veröffentlicht sind. 8

reiburg i. B. im Winterhalbjahr 1909/10.

Abg. Kramarz, das Bündnis mit Deutschland sei den Oesterreichern, insbesondere der deutschen und sicherlich auch dem größten Teile der slavischen Bevölkerung, ein Herzensbedürfnis und eine Notwendigkeit zum Schutze der gegenseitigen Interessen. Das mächtige Deutsche Reich habe im letzten Winter Oesterreich die notwendige Rückendeckung geboten, für die dieses noch heute dankbar sei. Der Abg. Dr. Weidenhoffer (deutschnational) erklärte, die Wiener Vorgänge seien freiwillige Kundgebungen der Bevölkerung gewesen zum Schutze der deutschen Heimat gegen die von der allslavischen Propaganda ausgehenden Versuche, den deutschen Kern der Monarchie zu durchsetzen. Mit der Verteidigung des Deutschtums in Niederösterreich würden die Grundlagen des Bestandes der Monarchie verteidigt. Der Ab. Choc empfahl vor Aenderung des gegenwärtigen Regierungssystems die Waffe der Obstruktion nicht aus der Hand zu geben. Der Abg. von Kotlar

(tschechischer Agrarier) erklärte, daß das Streben insbesondere der

Deutschen Böhmens immer deutlicher dahingehe, sich mit dem Deutschen Reich zu einem Staatsganzen zu vereinigen. Der Alldeutsche Verband in Deutschlaud stehe in enger Fühlung mit ihnen.

Hierauf wurde die Verhandlung abgebrochen.

Großbritannien und Irland. Bei der Fortsetzung der Budgetdebatte in der gestrigen Sitzung des Oberhauses mißbilligte Lord Balfour, „W. T. B.“ zufolge, eine ganze Anzahl von Vorschlägen der Finanzbill, warnte aber die Lords sowohl in ihrem eigenen Interesse als auch im Interesse des Landes vor falschen Schritten. Nach Balfour sprachen noch mehrere andere Redner, ohne indes neue Gesichtspunkte aufzustellen. Gestern abend wurde von der Liga gegen das Oberhaus eine Kundgebung veranstaltet, an der ungefähr 6000 Personen, unter ihnen viel Gesindel, teilnahmen. Die Manifestanten zogen nach dem Parlamentsgebäude, wurden dort aber von der Polizei auseinandergetrieben. Frankreich.

1 8 11ö1“ utiertenkammer hat in der gestrigen Sitzung T. B.“ bei Beratung des Etats des

922 8

1“

Die Degx ing laut Meldung des „W. Ministeriums des Innern den Artikel, betreffend die geheimen Fonds, für deren Beibehaltung der Ministerpräsident Briand die Vertrauensfrage gestellt hatte, mit 364 gegen 125 Stimmen und hierauf alle Artikel des Etats bewilligt.

8 8 Niederlande.

In der Deputiertenkammer kam gestern de Sozialist Droelstra bei der Beratung des Budgets auf die bekannte Ordensangelegenhet zurück und sagte, „W. T. B.“ zufolge:

Das Ehrenwort Kuypers genüge hier nicht. In den Erklärungen des ehemaligen Ministerpräsidenten fänden sich Ungenauigkeiten und Widersprüche, und schon die bekannten Tatsachen würden eine parla⸗ mentarische Untersuchung rechtfertigen, die sowohl im Interesse Kuypers als der nationalen Ehre wegen notwendig sei. Die Rechte könne die ganze Sache zwar kraft ihrer Mehrheit unterdrücken, er hoffe aber, daß sie trotzdem die Initiative zur Untersuchung ergreifen werde.

8

Belgien.

Die Deputiertenkammer hat gestern, einer Meldung

des „W. T. B.“ zufolge, die Herabsetzung der Dienstzeit der Infanterie auf 15 Monate mit 98 gegen 27 Stimmen angenommen.

reform zur Anwendung kommen. Die Dienstzeit der

Kavallerie wurde auf 2 Jahre herabgesetzt. Damit ist die

esung der Vorlage beendet. G Türkei. 1 85 eee 1. Der bulgarische Gesandte in Konstantinopel hat geste den Minister des Aeußern aufgesucht und, „W. T. B.“ zu⸗ folge, erklärt, die bulgarische Regierung lege Wert auf freund⸗

schaftliche Beziehungen zwischen Bulgarien und der

Türkei und bedauere, daß die Reden der Minister Manilow und Paprikow in der Sobranje, die bezweckten, die Beziehungen aufrichtiger zu gestalten, eine gegenteilige Wirkung hervorgerufen hätten. In Kreisen der Pforte wird der Zwischenfall als er⸗ ledigt angesehen.

Serbien.

Der König der Bulgaren ist, „W. T. B.“ zufolge, gestern nachmittag in Belgrad eingetroffen und auf dem Bahn⸗ hof vom König Peter, dem Kronprinzen Alexander, dem Minister des Auswärtigen Milowanowitsch und dem Personal der bulgarischen Gesandtschaft am Bahnhof begrüßt worden. Nach der Vorstellung des beiderseitigen Gefolges fuhren die Monarchen nach dem Schloß, wo der König Ferdinand im Laufe des Nachmittags den Ministerpräsidenten in Audienz empfing. Am Abend reiste der König der Bulgaren, vom König Peter und dem Kronprinzen nach dem Bahnhof ge⸗ leitet, wieder ab.

ͤX“ 1

Der Zwischenfall Alsop nimmt nach einer Meldung des „W. T. B.“ einen befriedigenden Verlauf. Die Regierungen der Vereinigten Staaten und Chiles haben sich über die meisten Punkte geeinigt. In einem Leitartikel des „Mercurio“, des Organs des o Auswärtigen Amtes, der sich ins⸗ besondere auf die Ansicht des Rechtsgelehrten Moore stützt, wird nachgewiesen, daß die in Chile gegründete Gesellschaft Alsop ihren Gerichtsstand ausschließlich in Chile habe.

Asien. 8 Nach einer Meldung der „St. Petersburger Telegraphen⸗ agentur“ ist der Ueberfall ͤauf die Karawane der russischen Konsuln Passek und Kadlulowsky von 50 Reitern und 200 Mann zu Fuß des Kaschkaistammes aus⸗ geführt worden. Die Begleitung der Konsuln, denen sich sechs persische Handelskarawanen mit einigen persischen Soldaten angeschlossen hatten, war zu schwach, um dem heftigen Feuer der aus dem Hinterhalt schießenden Räuber zu wider⸗ sheter. Die Karawane mußte preisgegeben und der Rückzug an⸗ getreten werden. Außer den bereits gemeldeten Verlusten bei der russischen Karawane, wurden bei den Handelskarawanen mehr als 10 Perser getötet. Die Karawanen wurden gänzli ausgeraubt. Mit Mühe gelang es den Konsuln, die beide un⸗ verletzt geblieben sind, das Archiv und die Kasse des Konsulats in Sicherheit zu bringen. Der russische Gesandte hat der persischen Regierung die ernstesten Vorstellungen gemacht und sie aufgefordert, unverzüglich Maßnahmen zur Bestrafung der Räuber zu treffen; auch machte er die Regierung für alle Verluste verantwortlich und verlangte volle Entschädigung. Die chinesische Regierung hat an die hauptstädtischen und provinzialen Beamten ein Edikt erlassen, in dem, „W. T. B.“ zufolge, die Ermahnung ausgesprochen wird, alle Maßregeln, die auf die Einführung der Verfassung inner⸗ halb der festgesetzten Zeit abzielen, genau zu erfüllen Das

Die gekürzte Dienstzeit wird zum ersten Male zwei Jahre nach Inkrafttreten des Gesetzes über die Heeres⸗

iist dazu bestimmt, dem Volke die Versicherung zu geben, der Regent gewillt ist, allen vom Kaiser Kwangsü gegebenen hungen nachzukommen.

Afrika. gach einer Meldung des „W. T. B“ sind die in der

und um Melilla lagernden Truppen gestern vor⸗ ig in der Richtung nach Nador abmarschiert.

prech

Koloniales.

Deutsche Technik in Deutsch⸗Ostafrika.

zeit Wissimann wußte man in Deutsch⸗Ostafrika, welche reiche wertvolle Holzbestände in West⸗Usambara der sogenannte aomewald birgt, besonders prächtige Zedern, hochragend und in Menge. An eine Nutzbarmachung dieser wertvollen Holzbestände iie aber so lange nicht gedacht werden, als keine Verbindung mit Unsambara⸗Eisenbahn möglich war. Der Schume⸗, aagei und Magambawald erhebt sich in einer Höhe von 1500 m, also nahezu in der Lage unserer Riesengebirgsgipfel. Verbindung mit der in der Panganiebene dahinziehenden imnbarabahn konnte also nur eine Drahtseilbahn in Frage nmen. moie Firma Wilkins u. Wiese, der eine Konzession zur Aus⸗ gung der erwähnten Waldungen erteilt worden war, beauftragte der Herstellung dieser Drahtseilbahn die Firma Adolf slihert u. Co. in Leipzig⸗Gohlis. Im Jahre 1906, als die Vor⸗ tten beendet waren, wurde sogleich mit den ungemein schwierigen aurerarbeiten begonnen. Wie große Schwierigkeiten sich allent⸗ ben entgegenstellten, veranschaulichen einige in der „Deutschen rialzeitnng“ wiedergegebene Bilder.

Die Bahn ist im Juli d. J. vollendet worden und seit dem zuli im Betrieb. Ihre Länge beträgt 9 km bei einer eegung von 1500 m. Sie zerfällt in drei selbständig in sich am nlichen Seile laufende Teile. Der erste erstreckt sich von NRe enow bis zur Winkelstation I. Hierbei überwindet die Bahn von nein einer Talmulde liegenden Neu⸗Hornow bis zum Gebirgsrand nicht unbeträchtliche Steigung. Um diese überwinden zu können, areine größere Antriebsanlage notwendig, während vom Kamm

*

Gebirges bis hinab zur Winkelstation I bei dauerndem Gefälle

igengewicht der herabgeförderten Balken die Bahn betreibt

sogar noch eine beträchtliche Menge Kraftüberschuß zur teugung elektrischer Energie für Beleuchtungsanlagen (Reu⸗Hornow liefert. Um diesen Antrieb zu ermöglichen, war votwendig, eine starke Lokomobile herauf zu transportieren. Der msport dieses für afrikanische Begriffe Maschinenungeheuers afrikanischen Bergwegen von Mombo über Wilhelmstal nach Neu⸗ now, eine Strecke von 60 km, hat die allergrößten Schwierigkeiten stet und neben anderem hauptsächlich dazu beigetragen, die Ver⸗ zung der Fertigstellung der Drahtseilbahn zu bewirken. Zwei drei Europäer und über 100 Neger haben sieben Monate hin⸗ h an diesem Transport gearbeitet. Der Kessel wurde auf Eisenbahnwagen gestellt und festgemacht, und dieser Wagen auf bienen, die immer wieder vorgelegt wurden, ziehend vorwärts be⸗ und so den Berg hinan befördert. Je nach der Schwierig⸗ wder Wegstrecke sind täglich Leistungen von 100 bis 1000 m bei in Transport zu verzeichnen gewesen. Brücken mußten gebaut, everbreitert, Felsen gesprengt werden. Dabei lag mehr als al die Gefahr sehr nahe, daß die Maschine in die Tiefe stürzte. belce Umsicht und welche Energie haben die europäischen Leiter ses Transports bewiesen! al sehr interessant und abwechslungsreich genannt werden. Zwischen kelstation I und II werden Spannungen von annähernd 0 m des freischwebenden Seiles überwunden. Die Stützen beiden Seiten müssen daher eine ungemein große Last aus⸗ n können. Es sind eiserne Konstruktionen von 30 m Höhe, die sozusagen an den Rand des Gebirges angeklebt sind. Jedes Stück rStützen durfte nicht schwerer sein als die üblichen Trägerlasten 60 Pfund; jedes mußte ebenso wie die einzelnen Fässer Zement in allss Baumaterial auf eigens für diesen Zweck gebauten Neger⸗ faden die steile Anhöhe hinaufgeschafft werden. Von der Winkel⸗ In II bis zur Entladestation Mkumbara an der Usambara⸗ hahn ist das Gefälle verhältnismäßig gering. Hier können die mit Drahtseilbahn heraufbeförderten Baumstämme ohne weiteres auf e lsambara⸗Eisenbahn verladen werden. Die gesamte Strecke der Drahtseilbahn von 9 km wird in etwa Stunde durchlaufen. Abwärts können in einer Stunde zehn ten Last, aufwärts eine Tonne befördert werden. Das Höchst⸗ gericht, das gleichzeitig verladen werden kann, beträgt 800 kg, das un auf zwei Wagen verteilt wird. Man kann es den Schöpfern rgroßgedachten Anlage nachfühlen, daß sie stolz darauf sind: dem ischen Landrat, der einst als junger Referendar sich entschloß, an n Teile als deutscher Kolonialpionier mitzuwirken; dem viel⸗ tenen Tropenpflanzer, der nach langjähriger Tätigkeit auf geva sein Schaffen dort einsetzte, wo die deutsche Flagge eehte, und allen ihren zahlreichen Mithelfern nicht zuletzt ir Leipziger Firma und ihren Ingenieuren, die wieder emmal den Beweis erbracht haben, daß die deutsche Technik und ihre uger mit schnellem Blick sich in jede Situation finden und auch icht versagen, wo die Umstände besonders hohe Anforderungen

An Absatz für das Holz wird es zweifellos nicht fehlen; eine burger Firma ist mit Wilkins u. Wiese einen Lieferungsvertrag gangen. Solche Hölzer aber, deren Transport durch den Suez⸗ wegen der hohen Zollgebühren nicht durchgeführt werden kann, en stets in dem holzarmen Südafrika einen Markt finden. So an uns Deutschen in Ostafrika zum ersten Male in größerem Maß⸗ ein Anfang damit gemacht worden, die forstlichen Werte unserer nie zu erschliehen, der zum Segen des Schutzgebietes ausfallen wird.

Statistik und Volkswirtschaft.

beschau im Deutschen Reiche für das Jahr 1908 ach der Zusammenstellung des Kaiserlichen Gesundheitsamts.

ondere Beilage zu den „Veröffentlichungen des Kaiserlichen Ge⸗ sundheitsamts 1909, Nr. 46.)

Schlachtvieh und Fleischbeschau bei Schlachtungen 8 im Inlande.

Der Beschau unterlagen im Jahre 1908: 583 222 (1907:575 449) sen, 477 830 (428 494) Bullen, 1 665 012 (1 599 793) Kühe, 6437 (938 710) Jungrinder, 4 752 337 (4371379) Kälber, 16508 483

86 397 934) Schweine, 2 280 826 (2 185 926) Schafe, 484 753 (494 698)

Fegen und 137 247 (136 273) Pferde und andere Einhufer. Eine Be⸗

pau im lebenden Zustande hatte nicht stattgefunden (in Fällen von sschlachtung) bei 4708 Ochsen, 2530 Bullen, 60 801 Kühen,

219: Jungrindern, 30 468 Kälbern, 63 096 Schweinen, 7613 Schafen,

8 Ziegen und 5793. Pferden usw.

1 Bei der Fleischbeschau wurden als untauglich zum Genusse „Menschen befunden 1604 Ochsen und 126 Fleischviertel von

nn 8 (1452 und 34 Fleischviertel), 672 Bullen und 50 Viertel (784

nabe⸗ ), 28 033 Kühe und 1435 Viertel (26 301 und 415), 3954 Jung⸗

(sieund 176 Viertel (3728 und 70), 12 573 Kälber und 43 Viertel

26s17 und 9), 16 719 Schweine und 662 Viertel (18 064 und 392),

Pbafe und 5 iertel (2348 und 2), 1097 Ziegen

Hedi Viertel (1187 und 5) und 1582 (1733) Pferde uss.

ungt tauglich waren 1500 Ochsen und 2601 Viertel und 2296), 1467 B nd 1547 Viertel (1343 und

Dabei kann solche Arbeit noch nicht.

orläufige Ergebnisse der Schlachtvieh⸗ und Fleisch⸗

5539 Kühe und 11 162 Viertel (5772 und 9533), 2244 Jung⸗ rinder und 1882 Viertel (2295 und 1724), 936 Kälber und 1659 Viertel (796 und 1401), 30 265 Schweine und 26 202 Viertel (34 645 und 19 857), 127 Schafe und 245 Viertel (95 und 117), 11 Ziegen und 19 Viertel (24 und 21). Im Nahrungs⸗ und Genußwert erheblich herabgesetzt waren 6050 Ochsen und 2106 Viertel (5773 und 1849), 3073 Bullen und 1123 Viertel (2818 und 1058), 66 234 Kühe und 12 942 Viertel (62 283 und 10 334), 10 408 Jungrinder und 1953 Viertel (9536 und 1653), 20 679 Kälber und 1637 Viertel (21 128 und 1464), 41 260 Schweine und 18 927 Viertel (42 974 und 16 477), 4966 Schafe und 114 Viertel (5165 und 118), 1787 Ziegen und 25 Viertel (1797 und 25). Die Fleischviertelbeanstandungen betreffen lediglich tuber⸗ kulöse Tiere. In den vorstehenden Angaben sind die Beanstan⸗ dungen wegen gesundheitsschädlicher Finnen enthalten, soweit sie zur Untauglichkeits⸗, Bedingttauglichkeits⸗ oder Minderwertigkeits⸗ erklärung führten. Außerdem wurden 3138 Rinder und 8 Kälber (1907: 2405 Rinder) wegen Einfinnigkeit vorläufig beanstandet, jedoch nach 21 tägiger Durchkühlung dem freien Verkehr übergeben. „Auf je 100 beschaute Tiere entfielen für untauglich er⸗ klärte Tierkörper und zu Tierkörpern umgerechuete Fleischviertel von: Ochsen 0,28 (0,26), Bullen 0,14 (0,19), Kühen 1,71 (1,65), Jung⸗ rindern 0,38 (0,40), Kälbern 0,27 (0,30), Schweinen 0,10 (0,11), Schafen 0,10 (0,10), Ziegen 0,23 (0,24), Pferden usw. 1,15 (1,27); für bedingt tauglich erklärte Tierkörper und Fleischviertel von: Ochsen 0,37 (0,37), Bullen 0,39 (0,39), Kühen 0,50 (0,51), Jung⸗ rindern 0,26 (0,29), Kälbern 0,03 (0,03), Schweinen 0,22 (0,24) Schafen 0,01 (0,01), Ziegen 0,003 (0,006); für im Nahrungs⸗ und Genußwert erheblich herabgesetzt erklärte Tier⸗ körper und Fleischviertel von: Ochsen 1,13 (1,08), Bullen 0,70 (0,72), Kühen 4,17 (4,05), Jungrindern 1,04 (1,06), Kälbern 0,44 (0,49), Schweinen 0,28 (0,29), Schafen 0,22 (0,24), Ziegen 0,37 (0,36); für genußtauglich ohne Einschränkung erklärte Tierkörper und Fleischviertel sowie Tierkörper, von denen lediglich einzelne veränderte Teile unschädlich zu beseitigen waren, von: Ochsen 98,22 (98,29), Bullen 98,77 (98,70), Kühen 93,62 (93,79), Jungrindern 98,32 (98,25), Kälbern 99,26 (99,18), Schweinen 99,40 (99,36), Schafen 99,67 (99,65), Ziegen 99,40 (99,39), Pferden usw. 98,85 (98,73).

Von den im übrigen nicht beanstandeten sowie von den bedingt tauglichen und den im Nahrungs⸗ und Genußwert erheblich heraß⸗ gesetzten Tieren wurden unschädlich beseitigt: die Köpfe von 9425 Rindern (0,25 % der beschauten), 448 Kälbern (0,01 %), 4162 Schweinen (0,03 %), 1941 Schafen (0,09 %), 162 Ziegen (0,03 %), 369 Pferden usw. (0,27 %), die Zungen von 6793 Rindern (0,18 %), 223 Kälbern (0,005 %), 1849 Schweinen (0,01 %), 62 Schafen (0,003 %), 46 Ziegen (0,009 %), 68 Pferden usw. (0,05 %); die Lungen von 854 534 Rindern (22,65 %), 35 993 Kälbern (0,76 %), 1 379 570 Schweinen (8,36 %), 284 243 Schafen (12,46 %), 6339 Ziegen (1,31 %), 6495 Pferden usw. (4,73 %); die Lebern von 257 786 Rindern (6,83 %), 18 505 Kälbern (0,39 %), 370 756 Schweinen (2,25 %), 177 485 Schafen (7,78 %), 6342 Ziegen (1,31 %), 3844 Pferden usw. (2,80 %); die Därme von 93 015 Rindern (2,47 %), 8721 Kälbern (0,18 %), 148 272 Schweinen (0,90 %), 1298 Schafen (0,06 %), 635 Ziegen (0,13 %), 649 Pferden usw. (0,47 %); sonstige einzelne Organe von 154 389 Rindern 88. %), 24 687 Kälbern (0,52 %), 205 827 Schweinen 1,25 %), 6077 Schafen (0,27 %), 1633 Ziegen (0,34 %), 1824 Pferden usw. (1,33 %); sämtliche Baucheinge⸗ weide von 72 756 Rindern (1,93 %), 6352 Kälbern (0,13 %), 64 683 Schweinen (0,39 %), 1551 Schafen (0,07 %), 394 Ziegen (0,08 %), 424 Pferden usw. (0,31 %); endlich 489 990 kg Muskel⸗ fleisch von Rindern (0,05 % des Schlachtgewichts dieser Tierart), 13 367 kg von Kälbern (0,01 %), 203 334 kg von Schweinen (0,01 %), 4793 kg von Schafen (0,01 %), 588 kg von Ziegen (0,01 %), 48 452 kg von Pferden usw. (0,15 %).

II. Fleischbeschau bei dem in das Zollinland eingeführten Fleische. 8

Die Einfuhr betrug im Jahre 1908 134 577,20 da frisches Fleisch (1907: 135 994,51 dz), 45 343,99 dz zubereitetes Fleisch (59 928,86 dz), 1 480 680,01 dz zubereitete Fette (1 566 317,65 dz). Davon wurden freiwillig zurückgezogen: 11,55 dz frisches Neisch, 48,75 dz zubereitetes Fleisch, 859,11 dz zubereitete Fette.

eanstandet wurden 2847,99 dz = 2,12 % frisches Fleisch (1907: 2723,70 dz = 2,00 %), 1586,90 dz = 3,50 % zubereitetes Fleisch, außerdem von 699 382 Schweineherzschlägen 8907,31 d⸗ zum Genuß ungeeignete Teile (1907 betrug die Gesamtmenge des beanstandeten zubereiteten Fleisches einschließlich der zum Genuß ungeeigneten Teile von Schweineherzschlägen 8980,78 dz = 14,99 %), 5027,10 dz = 0,34 % zubereitete Fette (4826,43 dz = 0,31 %).

Die Herkunftsländer waren bei frischem Fleisch Oester⸗ reich Ungarn mit einer Einfuhr von 817,86 dz (beanstandet 2,23 dz), Rußland mit 1066,05 dz (5,31), Frankreich mit 53,22 dz (0,60), Niederlande mit 71 679,53 dz (855,82), Dänemark mit 60 031,40 dz (1961,39), übrige Herkunftsländer mit 929,14 dz (22,64); bbei zubereitetem Fleisch Oesterreich⸗Ungarn mit 3717,58 dz (20,61), Rußland mit 212,22 dz (0,72), Frankreich mit 9,07 dz (0,25), Niederlande mit 1205,41 dz (56,92), Dänemark mit 27 262,00 d⸗z (712,05), Großbritannien und Irland mit 5062,22 de (196,92), übrige europäische Staaten einschl. deutsche Zollausschlüsse usw. mit 1003,52 dz (73,17), Amerika mit 6871,33 dz (526,26), Asien, Afrika, Australien mit 0,64 dz; bbei zubereiteten Fetten Oesterreich⸗Ungarn mit 23 763,20 d⸗ (18,02), Rußland mit 0,45 dz, Frankreich mit 46 994,36 dz (148,96), Niederlande mit 9729,42 dz (269,38), Dänemark mit 25 166,44 dz (612,17), Großbritannien und Irland mit 38 675,49 dz (534,69), übrige europäische Staaten usw. mit 11 919,16 dz (30,22), Amerika mit 1 319 703,11 dz (3405,26), Asien, Afrika, Australien mit 4728,38 dz (8,40).

Die Einfuhr 337 026,77 dz). Dänemark 53 888,69 dz, aus Großbritannien und Irland 43. aus Rußland 27 926,05 daz. 6“

III. Fleischverbrauch.

Die Gesamtmenge des aus den Inlandsschlachtungen und dem Ueberschuß der Einfuhr über die Ausfuhr sich ergebenden Fleisches beträgt für das Deutsche Reich 33 488 160,67 dz, auf den Kopf der Bevölkerung 53,28 kg (1907: 32 814 581,20 dz und 52,93 kg). Diese Zahlen haben gegen frühere Angaben eine geringe Erhöhung erfahren infolge Verwertung der durch die Zählung vom 2. Dezember 1907 festgestellten genauen Zahl der nichtbeschaupflichtigen Schlach⸗ tungen und Mitberücksichtigung von Premier jus bei Einfuhr und Ausfuhr. 1

von Därmen betrug 316 622,45 dz (1907: Davon stammten aus Amerika 133 549,09 dz, aus ) —+—0 dz,

6 8 Zur Arbeiterbewegung.

In Ha mbu r g hat, der „Köln. Ztg.“ zufolge, eine stark besuchte Versammlung des Verbandes der Maler und Lackierer mit großer Mehrheit das Reichstarifmuster des Berliner Arbeitgeberverbandes abgelehnt und mit fast ebensolcher Mehrheit auf alle weiteren Ver⸗ handlungen über einen einheitlichen deutschen Lohn⸗ und Arbeitstarif verzichtet.

In Neapel, wo die Straßenbahner ausständig sind, wurde, wie die „Voss. Ztg.“ meldet, nach zehntägiger Pause am Mittwoch der Straßenbahnbetrieb teilweise wieder aufgenommen. Zum Teil waren es neu eingestellte Leute, mit denen der Betrieb auf⸗ recht erhalten wurde, zum Teil waren einige der Ausständigen zur Arbeit zurückgekehrt. Um Unruhen zu vermeiden, wurden die Straßenbahnlinien durch berittene Patrouillen bewacht, während Karabinieri und Kriminalbeamte in Zivil auf den Plattformen der Wagen standen. In einer Versammlung beschlossen die Ausständigen festzubleiben. Sie wollen unter keinen Umständen den Dienst wieder aufnehmen, falls ihnen nicht völlige Erfüllung ihrer Forderungen von der Gesellschaft zugesagt wird

Zum Ausstand der Grubenarbeiter Australiens (vgl.⸗ Nr. 271 d. Bl.) berichtet die „Köln. Ztg.“: Die vorhandenen Kohlen⸗ vorräte verringern sich außerordentlich schnell. Am meisten leiden die Arbeiter durch den Ausstand. Seeleute und Ingenieure sind gezwungen, müßiß zu sehin. da ihre Schiffe bnche im Hafen liegen. Eine Anzahl Eisenbahnarbeiter und Handlungsgehilfen haben ebenfalls ihre Beschäftigung verloren, und zwar durch das Schließen der Ziegeleien, wodurch 2000 Leute der Anzahl der Arbeitslosen hinzugefügt wurden. Auch das Baugewerbe ist in Mitleidenschaft gezogen worden. Die großen Anlagen der Kühl⸗ und Gefrierhäuser richten Maschinen ein, die mit Oel geheizt werden können. Die Fährboote in Sydney haben ihren Dienst eingeschränkt. In den kleinen Kohlengruben des Mait⸗ landsdistrikts haben die dort beschäftigten Leute ebenfalls gestreikt, wodurch die Ortsbevölkerung besonders hart betroffen wird. Die Lokomotivführer und Feuerleute der nördlichen Kohlen⸗ gruben sind gleichfalls in den Ausstand getreten.

(Weitere „Statistische Nachrichten“ s. i. d. Ersten Beilage.)

Kunst und Wissenschaft.

Die physikalisch⸗mathematische Klasse der Königlichen Akadem e der Wissenschaften hielt am 18. S dem Vorsitz ihres Sekretars Herrn Waldeyer eine Sitzung, in der zunächst Herr Orth über einige Krebsfragen im An⸗ schlusse an seinen im Februar d. J. gehaltenen Festvortrag las. Es wurde I. die Nomenklatur der epithelialen Neubildungen insbesondere der Begriff und die Bedeutung des Wortes Adenom erörtert und auf den vielfach ungeeigneten Gebrauch des Wortes Adenom in der Literatur hingewiesen. II. Zu dem Kapitel von den Krebsgeschwülsten mit heteromorphen Krebszellen wird auf Grund der Untersuchungen, welche Dr. Calderara auf Ver⸗ anlassung des Vortragenden im Pathologischen Institut angestellt hat, neues Tatsachenmaterial beigebracht und besprochen. III. Zu dem Kapitel „Kausale Genese der Krebse“ wird über Untersuchungen aus dem Institutslaboratorium, welche Dr. Tsunoda ausgeführt hat berichtet, nach denen die Angaben Borells über die Bedeutung der Haarsackmilben (Déemodex folliculorum) nicht bestätigt werden konnten. Herr Schottky machte eine Mitteilung: Ueber diejenigen Potentialfunktionen, deren erste Ableitungen durch Gleichungen verbunden sind. Es wurden, mit Bezug auf Arbeiten von Jacobi, Weingarten und Frobenius, die Fälle erörtert, in degen die Werte der drei Ableitungen einer Potentialfunktion nicht von einander unabhängig sind. Herr Struve legte eine Ab⸗ handlung von Professor Dr. H. Samter vor: „Ueber die Bahn des Planeten Egeria (13)“v. In einer vor zwei Jahren er⸗ schienenen Dissertation von Dr. J. Hoelling über die Bewegung des Planeten Egeria war auf bedeutende Abweichungen, welche die neueren Beobachtungen von den Hansenschen Tafeln zeigten, hingewiesen. Dem Verfasser vorliegender Abhandlung ist es gelungen, den Grund dieser Abweichungen in vernachlässigten Störungen zweiter Ordnung, die vom Produkt der Massen von Jupiter und Saturn abhängen, nachzu weisen und damit die Beobachtungen mit der Hansenschen Theorie in Einklang zu bringen.

In der an demselben Tage unter dem Vorsitz ihres Sekretars Herrn Vahlen abgehaltenen Sitzung der philosophisch⸗ historischen Klasse las Herr Diels den ersten Teil einer Hippokratische Forschungen betitelten Abhandlung. Die antike Einteilung und Ueberlieferung des Werkes de victu wird an der Hand Galenscher Zitate erörtert, wobei auch auf die vorgalenschen Ausgaben des Hippokrates eingegangen wird. Sodann wird ein stilistischer Zusammenhang der Schrift de victu mit Gorgias und Protagoras in den Prooemien nach⸗ gewiesen, von denen eine neue Textrezension zum Schlusse gegeben wird. Vorgelegt wurden die Werke Erich Schmidt, „Lessing. Geschichte seines Lebens und seiner Schriften.“ 3. Auflage, 2 Bde. Berlin 1909, und „Goethes Werke in 6 Bänden“. Im Auftrage der Goethegesellschaft ausgewählt und herausgegeben von Erich Schmidt. Leipzig 1909.

Im Verein für Deutsches Kunstgewerbe sprach zur Feier des Stiftungstages der Privatdozent Dr. André Jolles über die künstlerische Darstellung der Bewegung und ihren Zusammenhang mit den rhythmischen Bewegungen des Tanzes. Er führte etwa aus: Zwei Arten von Tänzen unterscheidet man, den gymnastischen und den mimischen. Im Rhythmus der Be⸗ wegungen entwickelt sich die Kunst des Tanzes. Der bildende Künstler gibt nicht, wenn er Bewegungen darstellen will, eine Bewegung so wieder, wie sie der Augenblick erscheinen läßt, sondern er zieht eine Summe von Bewegungen zusammen, um ihnen einen rhythmisch ausgeglichenen Ausdruck zu geben. Nahe liegt es unter solchen Umständen, daß der bildende Künstler besonders gern aus den künstlerischen Bewegungen des Tanzes heraus diejenigen zu ge⸗ winnen sucht, die er darstellen möchte. So vermögen wir für alle Epochen der menschlichen Kulturentwicklung den Zusammenhang zwischen der Kunst des Tanzes und der bildenden Kunst festzustellen. Die ernste, feierliche Lebensauffassung des Aegypters spiegelt sich in seinen religiösen Tänzen, in den rhythmischen Bewegungen der Opfernden wider und überträgt sich auf die bildende Kunst des Landes. Aus den wilden Bakchanalien, durch die man in Thrakien den Dionysos feiert, entwickeln sich in Hellas harmonisch heitere Tänze, die schließlich zur vollendeten Schöpfung ihrer Zeit hinaufführen, zum griechischen Drama mit seinem Chor und seinem Reigen. So wird der Tanz zu einer Quelle der Belebung für die bildende Kunst; kein Wunder daher, daß Darstellungen von Tänzen immer und immer wieder in den attischen Vasenmalereien wiederkehren, daß die mytho⸗ logischen Darstellungen sich so oft auf Tanzbewegungen zurückführen lassen. Die christliche Kirche des Mittelalters verpönt den Tanz, kann ihn aber nicht ausrotten. Ja, sie ist sogar ohnmächtig gegen⸗ über den Ausbrüchen der Tanzwut, die wiederholt ganze Volksstämme befallen. Aber auch die Kulthandlungen der Kirche schließen rhyth⸗ mische, an feierliche Tänze gemahnende Bewegungen in sich. Mit den schlanken gotischen Formen der Kathedralen gehen die schlanken, durchgeistigten Gestalten der mittelalterlichen Kunst Hand in Hand. und die gemessen feierlichen Bewegungen ihrer sinnbild⸗ ichen Kulttänze prägen sich in der bildenden Kunst wieder aus. Erst mit der Renaissance tritt auch der weltliche Tanz in seine vollen Rechte; Herodias, wie sie sich den Kopf Johannes des Täufers ertanzt, wird zu einem beliebten Vorbilde der Kunst der Renaissance, und noch viel öfter vielleicht erscheint jene namenlose, leichtfüßige, laufende oder tanzende Nymphe, die auf so vielen Bildern, ins⸗ besondere der Frührenaissance, zu finden ist. Aus dem abstrahierenden Geiste des Mittelalters entwickelt sich mit der Renaissance der In⸗ dividualismus, und dieses Individuelle prägt sich auch in unseren Tänzen aus und in ihrem Einfluß auf die Darstellungen der bildenden Kunst. Nicht nur durch Lichtbilder belebte der Vortragende seine Ausführungen, sondern auch durch mehrere, der klassischen, der mittel⸗ alterlichen und der Neuzeit entnommene Tänze, die von Damen der Gesellschaft getanzt wurden.

Literatur.

Der Kunstverlag Franz Hanfstaengl in München reiht seinen illustrierten Prachtwerken einen neuen Band an: Franz von Stucks Gesamtwerk. Er enthält die meisten und alle wichtigen Werke des Künstlers in trefflichen Nachbildungen, Zinkos, Li e S und farbigen Drucken, und präsentiert sich in seinem vornehmen Gewand, einem Pergamenteinband mit eingepreßter Kentaurenvignette auf Gold⸗ grund nach dem Entwurf des Künstlers, als glänzendes Prunkstück moderner Buchkunst. Nur die zwar vornehme, aber nicht mehr neuartige Antiquaschrift könnte bei solchen Gelegen⸗ heiten einem neueren Muster dieser Sorte weichen, das auf unser Auge erfrischend wirken würde. Ueber den Künstler selbst ist eine kurze und im ganzen zutreffende Würdigung