1910 / 16 p. 4 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 19 Jan 1910 18:00:01 GMT) scan diff

1910 Januar

Tag

Qualität

gering

1 mittel Verkaufte

1“

Gezah

lter Preis für 1 Doppelzentner Menge

arktorte 8

niedrigster V

höchster

höchster

höchster niedrigster

niedrigster

Doppelzentner

Verkaufs⸗

wert

Außerdem wurden

am Markttage (Spalte 1)

nach überschläglicher

Schätzung verkauft

Doppelzentner

(Preis unbekannt)

Am vorigen Markttage

Durch⸗ schnitts⸗

preis V dem

Bemerkungen. M Ein liegender Strich (—) in den Spa

Allenstein... 11,43

1XX“ 1“ Thorn . .. . 1 Schneidemühl . . .

Breslau. 8 1“ 8 Bra Eeö1ö“ ““ Neustadt, O.⸗Schl.

14,60 13,00

12,50 13,50 13,20 13,60 16,00

ugerste

Hannover .. Hagen i. W. Neuß ““ Memmingen Ehingen.. Waldser. Pfullendorx . . Schwerin i. Mecklb. ..

Saargemünd

Allenstein... 12,80 Goldap. 13,80 “““ Schneidemühl. 14,00 bE“ 13,50 Freiburg i. Schl... . 14,60 Glatz. 13,50 13,00 16,40 13,20 13,00 14,75

E“ Neustadt O.⸗Schl. Hannover.. Emden

Hagen i. W. Neiuss

iek

Memmingen

Schwabmünchen

Ehingen. .

Waldsee. 1 8

Pfullendorf..

Stockach. .

Mecklbt..

o4*“

Die verkaufte Menge wird auf volle Doppelzentner 8 für Preise hat die Bedeutun

Berlin, den 19. Januar 1910.

14,84 14,20

15,00

11,43

14,60 13,30

12,80 14,00 13,60 14,00 16,00

er st e. 15,50 13,50 15,00 15,40 13,80 14,80 13,30 15,00 14,60 18,00 17,00 14,50

G 15,50 13,50 15,20 15,40 14,00 15,30 13,50 15,50 15,00 19,00 17,00 14,50

13,47 13,20 14,80 15,00 13,70 14/,70 13,20 14,50 14,30 16,80 16,50

16,80 15,00 15,40 14,60

15,00

13,47 13,00 14,50 15,00 13,40 14,30 12,90 14,50 13,90 15,80 16,50

16,80 15,00 15,40 14,00

15,00

16,00

16,00 16,00

1 16,00 Hafer. 14,80 14,40 16,00 15,00 15,00 15,40 15,00 16,00 14,40 17,40 15,20 14,00 15,25 15,50 16,50

15,40 15,50 14,86

14,80 14,40 16,20 15,00 15,50 15,60 15,50 16,00 14,80 17,80 16,00 14,00 15,25 15,50 16,60

15,40 15,50 14,86

13,80 14,20 15,80 14,50 14,90 15,30 14,50 15,80 14,10 17,00 15,00 13,50 15,00 14,50 16,40

14,70 15,20 15,30 16,10

13,80 14,20 15,70 14,50 14,40 15,00 14,50 15,60 13,70 16,80 14,60 13,50 15,00 14,50 16,20

14,70 14,40 15,30 14,50 15,00 15,60 16,10 16,20 14,00 14,00 16,00 16,00

und der Verkaufswert auf volle Mark abgerundet m g, daß der betreffende Preis nicht vorgekommen ist,

Kaiserliches Statistisches Amt. van der Borght.

8

itgeteilt. Der Durchschnittspreis wird aus den unabgerundeten Zahlen ein Punkt (.) in den letzten

berechnet. Bericht fehlt

entspreche 8— b G

sechs Spalten, daß

127,21

GSroßhandelspreise von 1—

nebst entsprechenden Angaben für die Vorwoche.

(Preise für greifbare Ware, soweit nicht etwas anderes bemerkt.)

Getreide an deutschen und fremden

Börsenplätzen für die Woche vom 10. bis 15. Januar 1910

1000 kg in Mark.

Roggen, guter, gesunder, mindestens Weizen, Hafer, 1 8 8

Roggen, Pfälzer, russischer, mittel Weizen, Pfälzer, russischer, ameri Hafer, badischer, russischer, mittel

Gerste

Roggen, Pester Boden Weizen, Theiß⸗.. Hafer, ungarischer I.

Mais,

Roggen, Webben, 8

Hafer, beCö11ööö” Gerste, Futter⸗ Mais, 1

Roggen, 71 bis 72 kg das hl..

Woche Da⸗ 10./15. egen Januar Vor⸗ 1910 woche

167,75 166,33 227,50 226,67 165,08 161,00

1— Berlin.

028 02 9082 & f&Æ x ern r0

Mannheim. 170,50 244,21 171,25 168,13 131,25

173,75 247,18 173,13 170,62 137,50

k., rumän., mittel.

badische, Pfälzer, mittel russische Futter⸗, mittel

Wien. 173,20 262,34 139,24 146,03 118,01

174,09 264,95 ĩ139,27 erste, slovakische.. 146,06 ungarischer 118,04

Budapest. Mittelware ... 164,71

245,87 134,14 119,88 123,53

165,08 248,22 135,87 119,91 1u“ 104,03 Odessa. 126,45 124,69

135,34 131,94

72 kg das hl. 35,34 172,55 169,69

79 kg das hl.

R Paris.

Roggen] 1;0⸗ 4 3 Weizen lieferbare Ware des laufenden Antwerpen. 8

Donau⸗, mittel ... Odessa Kemsas Nr. 2 La Plata.. 3 Kurrachee.. Kalkutta Nr. 2 Amsiralizs Amsterdam. eZöö“ St. Petersburger. en Odess 4. amerikanischer Winter⸗ jamerikanischer bunt. e1ö1“”“] London.

engl. weiß (Mark Lane)..

Roggen, 71 bis Weizen, 78 bis

133,38 131,97 196,01 195,88

187,81 186,72 183,53 182,27 190,00 187,53

188,78 189,55 190,81 191,57 185,79 185,50

Weizen

134,20

36,61 175,78 179,30 126,56 126,56

168,37 167,64 163,61 163,17 158,18 157,25 127,10 123,97 140,48 140,35

Weizen

s Weizen fer

kot englisches Getreide,

Mittelpreis aus 196 Marktorten (Gazette averages)

erste Liverpool.

russisches. ...

roter Winter Nr. 2

Manitoba Nr. 2.

La Plata.

Kurrachee . . . ..

1 1111“”“;

Hafer, englischer weißer 8 Sc ze Meer⸗

Gerste, Futter⸗] Schwarze Meer⸗.

188,42 188,95 192,65 186,83 189,83 189,89 195,00 195,05 190,07 190,92 193,59 193,40 133,65 133,52 119,03 116,19

Weizen Y

168,60 5,

8

[EII

Mais 2

Fehen Durchschnittsware.

116“ amerikan., bunt..

La Plata, gelber... Chicago. EEö1“ September. Neu 92 ork. roter Winter Nr. 2 . Lieferungsware - Juli . Mai. Buenos Aires.

127,21 128,15

175,43 159,25 152,63 111,50

erungsware

198,36 186,36 171,50 125,15

170,15

¹) Angaben liegen nicht vor. Bemerkungen. 1 Imperial Quarter ist für die Weizennotiz an der Londoner

Produktenbörse = 504 Pfund engl. gerechnet; für die aus den Um⸗ sätzen an 196 Marktorten des 2 1 preise für einheimisches Getreide (Gazette averages) ist 1 Imperial

Königreichs ermittelten Durchschnitts⸗

Quarter Weizen = 480, Hafer = 312, Gerste = 400 Pfund engl. angesetzt; 1 Bushel Weizen 60, 1 Bushel Mais = 56 Pfund englisch, 1 Pfund englisch = 453,6 g; 1 Last Roggen 2100, Weizen = 2400, Mais = 2000 kg.

Bei der Umrechnung der Preise in Reichswährung sind die aus den einzelnen Tagesangaben im „Reichsanzeiger“ ermittelten wöchent⸗ lichen Vurchschnittswechselkurse an der Berliner Börse zugrunde gelegt, und zwar für Wien und Budapest die Kurse auf Wien, für London und Liverpool die Kurse auf London, für Chicago und Neu York die Kurse auf Neu York, für Odessa und Riga die Kurse auf St. Peters⸗ burg, für Paris, Antwerpen und Amsterdam die Kurse auf diese Plätze. Preise in Buenos Aires unter Berücksichtigung der Goldprämie. Berlin, den 19. Januar 1910.

Kaiserliches Statistisches Amt. van der Borght.

Deerutscher Reichstag 8 Sitzung vom 18. Januar 1910, Nachmittags 1 Uhr. (Bericht von Wolffs Telegraphischem Bureau.)

Auf der Tagesordnung steht die gestern mitgeteilte Inter⸗ pellation über den Mansfelder Bergarbeiterstreik.

Zur Begründung der Interpellation erhält das Wort der Abg. Sachse (Soz.): Der Mansfelder Streik hat insofern großes Aufsehen erregt, als Militär gegen die Ausständigen requieriert worden ist. Den Bergarbeitern im dortigen Revier ist stets das Koalitionsrecht weigert worden; man hat ihnen erklärt, es würde werden, daß Mansfelder Bergarbeiter sich einer

organisation anschlössen;

8

Bergarbeiter⸗

freiheit, wenn sie sich selbst organisieren; sie tun dies

und zwar, wie wir es in den verschiedensten Berufen haben beob⸗

achten können, auch unter Anwendung der schärfsten Zwangsmittel um Spndikate, Trusts usw. zusammenzubringen. In einem süd

deutschen Arbeitgeberorgan werden diejenigen, welche sich nicht an⸗ schließen wollen, verabscheuungswürdige Kreaturen genannt, die so

nicht geduldet

n in Hunderten von Fällen sind sie davon⸗ gejagt, wenn sie trotzdem Anschluß an eine Organisation nahmen. Die Arbeitgeber unter sich sind anderer Meinung über die Koalitions⸗

system zur Ueberwachung der Bergarbeiter organisiert: bei Bergarbeiter⸗ versammlungen stehen die Steiger und sogar Obersteiger „Schmiere“, um festzustellen, welche Arbeiter in die Versammlung gehen, um dann für ihre Maßregelung zu sorgen. Derart rückständig ist man in jenem Revier, daß selbst die Gerichte mit den Arbeitgebern gemeinsame Sache machen, insofern als in dem Gerichtsurteil über eine Sep⸗ temberversammlung in Eisleben erklärt wurde, der Verbandsvorsitzende, also meine Person, hätte von der Versammlung ferngehalten werden müssen, dann wären die Interessen der Bergarbeiter besser vertreten gewesen. Unter den Gemaßregelten befanden sich solche, welche 20, 30 ja 34 Jahre der Mansfelder Berggewerkschaft treu gedient hatten, ja manche waren überhaupt nicht organisiert, es genügte, daß sie an der Versammlung teilgenommen hatten! Dieses Verfahren ist in seiner Brutalität kaum noch zu übertreffen. Wenn je das Wort am war „Man muß sich schämen, Deutscher zu sein“, so hier. Sogar ein Parlamentarier hat diesen brutalen Gewaltakt gutgeheißen. Dr. Arendt wird den Betreffenden ja kennen. Die Arbeiter wollten Streik greifen; wir haben ihnen das ausgeredet; wir haben alle möglichen Versuche gemacht, um eine Einigung hberbeizuführen; eine dreigliedrige Kommission hat sich um „die Rücknahme der Kündigungen und Maßregelungen bemüht, aber

nichts ausgerichtet. Im guten war von den Arbeitgebern nichts zu erreichen, es mußte einmal zu dem letzten Mittel gegriffen werden. Streik in Mansfeld hieß es, sei ausgeschlossen; „dafür haben wir

zum

dem Saarbrücker Revier kennen. Sogar ehemalige Minister habe den sogenannten „Gelben“, den Streikbrecherorganisationen, ihre Mißbilligung, ja Mißachtung sehr deutlich zu erkennen gegeben. Der frühere Minister v. Berlepsch hat erklärt, daß diese staatstreum Organisationen nicht in einer Reihe mit den ehrlichen Arbeiter⸗ organisationen genannt werden dürften. Die Bergarbeiter wurden auf Anregung der Oberberghüttendirektion durch Zirkular zum Be⸗ tritt an den reichstreuen Verein aufgefordert, die nicht beitreten wollten, mußten die Gründe dafür angeben! Unzufriedenheit war im Mansfelder Bergrevier auch aus anderen Gründen vorhanden. Die Arbeiter hatten zunächst unter der künstlichen verbrecherischen Teuerung zu leiden, zumal der Lohn gewaltig zurückgegangen war, die Mehl⸗ und Brotpreise usw. gingen bei den dortigen sogenannten Wohlfahrtseinrick⸗ tungen um 20 % in die Höhe. Die Frauen riefen in da Versammlungen häufig dazwischen, daß sie hungern müßten. Ferner beschweren sich die Bergarbeiter, daß sie 6 Wochen auf den Lohn warten müssen. Abschlagszahlungen wurden unter nichtigen Ver⸗ wänden in unerhörter Weise verweigert. Der Durchschnitts 8 betrug 1906 3,42 ℳ, 1909 nur 3,36 ℳ. Eine große Anzak Hauer verdient unter 3 ℳ. Daß die Mansfelder Werke keim Riesenüberschüsse machen, ist zuzugeben. Sie hatten aber früher auch fette Jahre und gaben doch nicht höhere Löhne; sie zogen sich daram zurück, daß sie in schlechteren Jahren angemessene Löhne zabie wollten. Ferner beklagen sich die Bergarbeiter über schlechte,;

Alte Leute wurden in großer Zahl abgel

geld ist so gering, daß die Familien am Hungertuche . müssen. Die Knappschaftsrenten sind so niedrig 85 8 keinem anderen Bezirk. Den alten invaliden Bergleuten wird heute noch die Hälfte der Reichsrente abgezogen. Auch die Nebenarbeiten ürden den Bergarbeitern verboten. (Vizepräsident Dr. Spahn de einen Zusammenhang zwischen diesen Einzelheiten und der A ee nicht zu erkennen und bittet den Redner, nunmehr, nachdem er ihm einen weiten Spielraum gelassen, zu dem eigentlichen Thema zurück⸗ zukehren.) Alle Versuche der Arbeiter, den Streik zu vermeiden waren vergeblich. Der preußische Handelsminister Sydow lehnte seinerseits eine Vermittlung ab, weil er sich bei den bestehenden Meinungs⸗ verschiedenheiten einen Erfolg davon nicht versprechen könne! Es ist nicht wahr, daß wir die Arbeiter verhetzt haben; richtig ist nur daß wir die Arbeiter zum D enken gebracht haben, wir haben ihnen eingef ärft: Haltet auf Ruhe und Ordnung, enthaltet euch des Alkohols Wie ließen Ordnungsmänner wählen, die aufpassen mußten Streikposten nicht mit den Streikbrechern zusammenstießen Beim Streik in Westfalen verhielt sich die Polizei anders während man im Mansfelder Revier die Ordnungsmänner drangsalierte. Die musterbafte Ordnung, Zucht und Disziplin der Streikenden im Mansfelder Revier ist auch von bürgerlichen Zeitungen an⸗ erkannt worden, die den Streik selbst aufs schärffte ver⸗ urteit hatten. Trotzdem hatte man schon vor dem Streik mit Militär gedroht, um die Streikenden einzuschüchtern Es ist behauptet worden, Militär hätte requiriert werden müssen, weil eine Versammlung dazu aufgefordert habe, die Streikbrecher 1 behellgen. Das ist unwahr. Die Mehrzahl der Teilnehmer n Bürger, Frauen und Kinder. Was ist denn in Hettstedt passiert? Nichts, was die Heranziehung des Militärs irgendwie rechtfertigen könnte. Als das Militär am 21. Oktober einrückte waren die Straßen bereits gesäubert, von uns! Es ist ein Unsinn zu be⸗ haupten, daß, wenn das Militär nur eine Stunde später gekommen wäre, Blut gef!ossen wäre. Am 22. Oktober standen, wie ich selbst bemerkt habe, nur vereinzelte Gruppen zusammen; auf dem Markt war eine Ansammlung vorhanden, aber nicht von Streikenden, von Neugierigen, Frauen und Kindern. Diese wunden zum Auseinandergehen aufgefordert. Jeder Soldat hatte 62 scharfe Patronen. Die „Magdeburger Zeitung“ meldete, es würden 3000 bewaffnete Bergleute aus Bochum kommen! Mit solchen Ammenmärchen jagte man den Einwohnern Schrecken ein. Dem Un⸗ willen über die Zuziehung des Militärs hat auch die Magdebur er Zeitung“ Ausdruck gegeben, und selbst die Offiziere haben efragt was ie eigentlich an dem ruhigen Orte tun sollten. Das Pfragt. ist in provozierender Weise vorgegangen. Der Kriegsminister wird uns darüber Auskunft geben, ob das anbefohlen war. Ein Ordnungsmann ein früherer Unteroffizier, trat an einen Unteroffizier, der den Streikenden die Passage nach dem Bahnhofe sperren sollte, heran und machte ihn darauf aufmerksam, daß das nicht Streikende, sondern Monteure wären. Darauf ließ der Unteroffizier seine Leute scharf laden und drohte, zu schießen, wenn der Mann noch ein Wort sagte! Es wurden Verhaftungen vorgenommen, so wurde in Hettstedt ein 63 jähriger Mann, der 46 Jahre der Mansfelder Gewerkschaft 8 gedient hat, verhaftet, weil er sich auch einmal das Militär ansehen wollte; er wurde verprügelt, und ihm soll auch noch der Prozeß e⸗ macht werden. Ein Dienstmädchen sollte einen Brief zur vvoft bringen, die Postenkette ließ sie nicht durch; sie konnte das nicht 98 stehen, ging durch die Soldatenreihe und wurde verhaftet. Fünf Mann wurden beordert, scharf zu laden, und von diesen vün Mann wurde das Dienstmädchen zur Wache geführt Da Höhner sie die Leute mit den Worten: „Ihr seid aber stark!“ Ein Mann wurde verhaftet, weil er einem 5 Meter vor ih ee 8 g weil er 1 er vor ihm stehenden Leutnant Rauch ins Gesicht geblasen haben sollte. Sind solche unsinnigen Instruktionen gegeben worden? Das Pferd eines All⸗ warenhändlers hatte irgend etwas verbrochen, und da man das Pferd nicht verhaften konnte, verhaftete man den Mann. Auf die Alt⸗ händler scheint man es überhaupt abgesehen zu haben. Bei dem ganzen Streik ist kein Blut geflossen, und das verdanken Sie uns! (Zwischen⸗ ruf des Abg. Kreth). Die von den Gerichten erkannten Strafen stehen in gar keinem Verhältnis zu den begangenen Delikten Ei Mann, der nichts weiter ”b hatte, als die weiße Binde Reealegin, wurde mit 9 Strafe belegt wegen Anmaßung eines öffentlichen Amtes! Anderseits haben auch schon verschiedene Freisprechungen Uattfinden müssen. Die Militärbehörde ließ in Eisleben sogar Flugblätter kon⸗ fiszieren und hat sich dabei über alle gesetzlichen Bestimmungen hinweg⸗ Fesett; ebenso verfuhren Bürgermeister und Ortsvorstand; Veschwerden balfen nichts oder sind bis heute ohne Antwort geblieben. Ist letzteres denn auch bei der Militärbehörde Mode? Noch nach Beendigung des Streiks hat ein Leutnant Flugblätter fortnehmen lassen und wollte dhen Zungen, 188 sie trug und Reißaus nahm, niederschießen lassen. 1 ttnant zat nicht geduldet, daß jemand in einer Haustür stehen wieb. Der eine Offizier duldete die Ordnungsmänner, der andere ließ sie verhaften und wegtransportieren. Den u““ rüßten doch wenigstens die minimalsten Kenntnisse in der Ges ’. beigebracht werden. Nicht bloß die uniformierte, so C schwarze Polizei hat hier gegen die Arbeiter Lnehot 1“ Pastor in Eisleben forderte zur Bildung einer Erreilbrech fii zf. Latholische Geistliche mischten sich ebenfalls binein. cee che katholischen Bergleute von dem alten Ve⸗ EEö“ katholischen Berg on dem alten Verbande fern zu halten, aller⸗ eings ist ihnen das nicht geglückt; mit d erlogensten Flug Plüctern wurde von diese Seue ze mit den verlogensten Flug⸗ 8 wurde von dieser Seite gegen die Streikenden operiert. tun noch einige Beispiele schamlosen Verhaltens po hördlichen Organen. (Vizepräsident S n exfaatt pen Medior⸗ sg sahn rganen. ( zepräsident Dr. Spahn ersucht den Redner, lat aich nicht zu bedienen.) Ein Landrat nan jich noh efdfhe eine Standrede gehalten, die hätte 2 dch noch ge 1 5b konmen, aber er verlangte in Gegenwart Hnen urch Handschlag das Versprechen ab, daß sie 9 memals organisieren würden! Als er das B verließ, rief e rae orgeniswenm. . er das Bureau verließ, rief fih zerg ten zu: Glück auf, Kameraden! Aber kein Mund hat Haufgetan, den Gruß zu erwid Ein solches parteiis fi deöen geien, Je zu erwidern. Ein solches parteiisches Ein⸗ gm ten müssen sich die Arbeiter ganz energisch ver⸗ Hse . aßregelungen sind 600 geworden; ist das heroisch renn ein Sieger dem Besiegten, de Boden lie s n Foßtitt versteher demn, gten, der am Boden liegt, noch solchen . wsetzt? Das kann man nur einen Denkstein der Schande zennen. Es ist ungerecht und etzli en di . fahren worden, und di Behö lich gegen die Arbeiter ver⸗ belche Scecn. znd. ie Behörde hat sich parteiisch hineingemischt; 5 b en geschehen, um solchen ungebührlichen Vor⸗ 8 inissen vorzubeugen? Die Gelder der Steuerzahler sind nich zu da, solches Theater aufzuführen. L“

Stellvertreter des Reichs Reichskanzlers, mts des Innern Delbrück: b

dr. h Auf die Fragen, die in der Interpellation auf Ee ist sachen gestellt sind, habe ich folgendes zu erklären. dnctit daß aus Anlaß des Streiks im Mansfelder Ge⸗ t g g Seekreis Militär zusammengezogen ist und 8 Rticheden Ende des Streiks dort verblieben ist. Nach Art. 66 gu volizeiliche assung sind die Bundesfürsten berechtigt, ihre Truppen hscte d hen Zwecken zu verwenden, und die Truppen anderer Kon⸗ Ich 1a in ihren Gebieten disloziert sind, zu requirieren. in E11“ 1 8 eäüfing erssnar it im Einklang mit den Bestimmungen der Reichs⸗ ensen 6 se Bellehung habe ich festzustellen, daß das Militär herbei⸗ hagbehäörd rch die zuständigen Landräte nicht die preußischen beorden, wie behauptet ist nachdem am 21. Oktober in Hett⸗

Staatssekretär des Reichs⸗

stedt ein 2 Frauen e ce. zählende Menge, in der sich allerdings auch Kinder befanden, schwere Ausschreitungen verübt hatte,

daß die

die Heranziehung des Militärs im Einklang mit den Vorschrif 2 Verfassung erfolgt ist. (Zurufe bei den 1““ das für Ausschreitungen2) Es sind das Ausschreitungen, meine Herren, die der zuständigen Behörde Veranlassung zu einer Ankla e wegen Landfriedensbruchs gegeben haben. Der Tatbestand wird durch die gerichtlichen Verhandlungen im einzelnen klargestellt werden. Es ist einwandsfrei festgestellt, daß eine große Anzahl von Arbeitswilli aus der Menge heraus nicht nur beleidigt, sondern auch beschimpft, daß sie bespien sind und daß schließlich die vorhandenen Manne— schaften der Gendarmerie und der Polizei von der tobenden Masse ü der einen Seite des Platzes an die Mauer gedrückt worden sind (Lachen bei den Sozialdemokraten.) 1 I 2 1 meine Herren, ich wiederhole: es änden arüber kein Zweifel sein, daß die betr breußis Landräte völlig im Einklang mit den eee 1 verfassung das Militär zur Hilfe herbeigerufen haben. Mit dieser Feststellung fällt die weitere Behauptung der Interpellation dcn das Militär herbeigerufen worden wäre, um die Bergarbeiter 8. Ausübung ihres Koalitionsrechts zu beschränken. Meine Herren, die Frage, ob bei Unruhen, eines Streiks drohen oder entstehen, Militär zu Hilfe zu rufen ist oder nicht, ist zu entscheiden unabhängig davon, welches die Ursachen des Streiks gewesen sind. Die Polizeibehörden haben die Pflicht die öffentliche Ruhe und Ordnung aufrecht zu halten mit den erreichb 4 verfassungsmäßigen Mitteln, ohne Rücksicht auf die Ursachen welche die öffentliche Ruhe und Ordnung gestört oder bedroht haben. 8 Dabei ist der Herr Reichskanzler allerdings der Ansicht daß rund⸗ sätzlich die Polizei nach Möglichkeit in die Lage versetzt 8g ihre Aufgabe ohne militärische Hilfe zu erfüllen. Da der Herr Reiche⸗ kanzler in dieser Auffassung mit dem preußischen Herrn Minister des Innern eins ist und der preußische Herr Minister des Innern in dieser Hinsicht wiederholt Anordnungen getroffen hat, so fehlt für den Reichskanzler die verfassungsmäßige Voraussetzung, aus diesem Grunde sich mit dem preußischen Herrn Minister des Innern ins Einverneh 8 8 sesen 8 ehmen 1 Es sind dann von seiten des Herrn Vorredners eine Reihe von Vorkommnissen vorgetragen worden, bei denen nach seiner Ansicht Militärpersonen sich bei der Ausübung des polizeilichen Schutzes in Widerspruch mit reichsgesetzlichen Bestimmungen gesetzt haben. Da die Verantwortung für Handlungen der Militärpersonen auch hn dem hier vorliegenden Falle allein bei den militärischen Instanzen liegt so wird der preußische Herr Kriegsminister nachher auf die 8 bezüglichen Anführungen eingehen.

Es ist dann endlich auch gegen Beamte der preußischen Ver⸗ waltung der Vorwurf gesetzwidrigen Verhaltens erhoben. Dem gegen⸗ über habe ich festzustellen, daß Beschwerden hierüber bis zur Gee nicht an die zuständige preußische Zentralstelle, an den Herrn Minister des Innern, gelangt sind. Auch beim Herrn Reichskanzler sind Be⸗ schwerden irgend welcher Art nicht eingegangen. (Hört hört! rechts.) Es fehlt also bis heute dem preußischen Herrn Minister des Innern die Veranlassung zum Eingreifen, und es sind auch zurzeit in diesem Punkte die Voraussetzungen dafür nicht vor⸗ handen, daß die Reichsleitung in Ausübung der ihr obliegenden Pflicht, zu überwachen, mit der preußischen

egierung sich ins Benehmen zu 8 Sozi zu setzen hätte. (Zurufe bei den Sozial⸗

Ich werde aber das heute vorgebrachte Materic preußis Herrn Minister des Innern mit der vr⸗ ae Vorwürfe zu prüfen und eventuell Remedur eintreten 6- lassen. Die Erörterung der Einzelfälle wird dann vor den preußischen Landta rnb verweisen sein (oh, oh! bei den Sozialdemokraten), da die Tätigkeit 8 Beamten der Bundesstaaten nicht durch die Verantwortlichkeit des g Reichskantlers, sondern durch die Verantwortlichkeit der be⸗ Ressortchefs der Bundesstaaten gedeckt wird. (Sehr richtig! Ich glaube, unter diesen Umständen es mir versagen zu müssen hierauf einzugehen, und ich glaube das um so mehr zu können als ich versichern kann, daß der Herr Reichskanzler mit dem preußischen Herrn Minister darin einig ist, daß eine gleichmäßige unparteiische Handhabung und Beachtung des Gesetzes durch die Beamte und Be⸗ hörden der Bundesstaaten eine der wichtigsten Grundlagen unseres Staatslebens ist. (Lebhafter Beifall rechts. Widerspruch und Zurufe bei den Sozialdemokraten: Sein soll!) 8

kann unter diesen Um⸗

die aus Anlaß

dies⸗

Preußischer Kriegsminister, General von Heeringen:

Meine Herren! Ich sehe es als eine glückliche Fügung an, daß das erstemal, wo ich die Ehre habe, in meiner jetzigen Dienststellung zu dem hohen Hause zu sprechen, es sich um die Abwehr eines Angriffs auf die Armee handelt, wie er meiner Auffassung nach eigentlich selten unbegründeter vor sich gegangen ist. (Sehr richtig! rechts. Wider⸗ spruch bei den Sozialdemokraten.) Der Herr Vertreter des Reiczs⸗ kanzlers hat Ihnen bereits auseinandergesetzt, daß von den zuständi 8 Behörden die Anforderung an das Generalkommando des IV. g2. korps ergangen ist, Truppen in das Streikgebiet zu schicken weil die örtlichen Polizeibehörden zur Aufrechterhaltung der Ruhe und Ordnun nicht mehr genügten. Die Militärbehörde ist garnicht dafür da es hat garnicht das Recht, diese Anforderungen nachzuprüfen sie hat die einfache Pflicht, wenn die zuständige Behörde ruft ihr zu folgen ssehr richtig! rechts), ob Wasser⸗, ob Feuersnot Sdde. Aesaern im vorliegenden Falle verhetzte Mitbürger. (Lebhafter Widerspruch bei den Sozialdemokraten. Sehr richtig! und Bravo! rechts Wieder⸗ holter Widerspruch und Zurufe bei den Sozialdemokraten.) Es steht fest, 8. es aufgehetzte Mitbürger gewesen sind. (Unruhe und Zu⸗ G Sozialdemokraten: Wer hat sie aufgehetzt! Glocke des Wir müssen an Ort und Stelle gehen und unsere Pflicht und Schuldigkeit tun. Der kommandierende General hat nunmehr als⸗ bald diejenige Truppenmacht ausrücken lassen, die er bei der den. geklärten Lage für unbedingt erforderlich hielt. Man hat sich harüber aufgeregt, in der Presse hauptsächlich, und auch der Herr Vorredner hat es erwähnt, daß den Truppen Maschinengewehre mitgegeben wurden. Meine Herren, die Maschinengewehre gehören zur Truppe Sie gehören zur Truppe wie die Gewehre der Infanterie, und wenn die Kavallerie ausrückt, läßt sie ihre Lanzen auch nicht zu Hause und es war um so mehr notwendig, daß sie mitgenommen wurden,

allerdings erheblich weniger harmlos, als der Herr Vorredner hie geschildert hat. Zunächst hatte am Tage vorher ngs nach Tause d zaͤhlende Volksmenge die Gendarmerie nicht Uir an die WVand 8 drängen versucht, sondern sie suchte ihnen sogar ihre Waffen 88 t reißen, södaß tatsächlich die Gendarmen ihres Lebens nicht waren und ihren Auftrag nicht mehr durchführen konnten. Am Abend⸗ als die Truppen in Hettstedt ankamen und die Kupferhamme huͤtte besetzten, haben sie noch Nachts um 11 Uhr nicht Frauen und Kend sondern einen 400 Mann starken Streikhaufen vertreiben nes (Zwischenrufe bei den Sozialdemokraten.) Dann kommt der fol 89 Tag, der 22.: 2 Kompagnien geleiteten Arbeitswillige durch Hettstedt und trafen auf dem dortigen Marktplatz eine ebenfalls nach Tauf 8- zählende Menge, unter denen wohl einige Frauen und Kinder S. aber in erster Linie waren es Streikende, und erst auf dreimaligen 8g (lebhafte Zwischenrufe des Abg. Sachse. Glocke des Präsidenten) also erst nach dreimaligem Trommelwirbel ging die Menge zögernd, aber Gott sei Dank ging sie zurück, sodaß die Tru nicht genötigt waren, von der Waffe Gebrauch zu machen. 8 Die Koalitionsfreiheit ist von seiten der Truppen nach keiner 1 dichtung hin angegriffen worden. Damit haben wir überhaupt nichts zu tun. Das einzige, wofür die Armee zu sorgen hat, ist Ruhe und Ordnung. Dafür wird sie stehen. Für die Truppen wa das ein recht anstrengender Dienst, denn sie sind drei Wochen lang nicht aus den Kleidern gekommen; haben scharfen Patrouillendienst gehabt. (Zwischenrufe bei den Sozialdemokraten.) 8 Ja, wenn Sie die Leute an Ort und Stelle gesehen hätten, würden Sie erkannt haben, was für einen ermüdeten angestrengten Eindruck sie machten. Ihr Dienst 882 dahin: auf weite Entfernungen Patrouillen und Geleitung von Ar eitswilligen bei zweimaligem täglichen Schichtwechsel. Das war so anstrengend, daß schließlich die Truppe nur dadurch, daß Kavalleri herangezogen wurde, ihren Dienst durchführen konnte⸗ (Zwische ff bei den Sozialdemokraten.) Ob die Arbeiter reichstreu warer 86 nicht, ist für die Armee in diesem Falle, wie ich he 4 gleichgültig; für uns kommt es nur darauf an, ob der Arbeiter e- nung und Ruhe hält oder nicht. Daß die Truppe antt großer B 3 sonnenheit vorgegangen ist, daß sie sich jeder Provokation hatbasiae hat, zeigt erstens, daß überhaupt kein Zusammenstoß mit de B 8 völkerung stattgefunden hat, und zweitens die geringe Zahl es Ver⸗ haftungen. Ich will übrigens auch anerkennen, daß die Streikleitun sich bemüht hat, solche Zusammenstöße zu vermeiden. Es ist wied b holt sowohl in Rundschreiben wie in Versammlungen gewiesen worden, daß dem Militär keine Veranlassung gegeben werd 8 sollte zum Einschreiten, aber diese Anerkennung hat einen Beigeschmack es hieß nämlich bei alledem: solange das Militär dableibt (hört! hört! rechts), und alle Nachrichten stimmen darin überein, daß sobald unsere Truppen dem Streikgebiet den Rücken gewundt hatten daß dann die Tätigkeit gegen die Arbeitswilligen erst recht wieber 84 genommen werden sollte. Es ist täglich beim Generalkommando des IV. Armeekorps erwogen worden, die Truppen zurückzuziehen, denn es macht der Armee wahrhaftig keinen Spaß. (Zuruf von den Sozial⸗ demokraten: Auch keine Ehre!) Wir können unsere Zeit besser vr wenden, aber alle Tage hat man wieder zu seinem Bedauern zu d Ueberzeugung kommen müssen, daß die Zeit noch nicht Ii-hesJes war, und erst, nachdem der Streik eingestellt war Ruhe und eingekehrt war, konnten die Truppen wieder süb jeßen Der 8 Abg. Sachse hat dann eine Anzahl von Klagen vorgebracht. Ich war neugierig, welche Klagen es eigentlich waren, denn nachdem in der Interpellation stand, daß sehr viele Verstöße gegen die Reichsgesetze vorgekommen wären, konnte ich mir daraus gar keinen Vers S-esae Ich habe versucht, in der Presse aller Parteien mich darüber 8 orientieren, und auch da kam ich nirgends auf einen ernsten Verstoß Ich meine, wenn man das Ergebnis der Anklagen des Herrn Abg. Sachse heute zieht, ist es ein recht mageres. (Lebhaftes sehr richtign rechts. Widerspruch links.) Denn wenn eine Truppe in so e Verhältnisse hineinkommt, wie hier in ein Aufruhr⸗ und Streig⸗ gebiet (Zuruf von den Sozialdemokraten: Aufruhr?), muß Uhes sich wundern, wenn alles glatt von statten geht, und schließlich ist alles glatt von statten gegangen, ich habe mich groß gewundert daß es in dieser recht schwierigen Lage so glatt von statten Eettss es is (Heiterkeit links. Zuruf von den Sozialdemokraten: Aufruhrgebiet!) Was dann die Ordnungsmänner betrifft, so hat kein Führer ethvas dagegen, daß ein Mann mit weißer Binde herumgeht und Ordnung hält, das versteht man gewiß, wenn er wirklich Ordnung stiften wollt Gegen die Ordnungsmänner ist überhaupt nur dann eingeschritten worden, wenn sie eben keine Ordnung stifteten, wo sie ihr sogenanntes Amt in lautester, provozierender Weise und in unmittelbarster Näͤhe der Truppe auszuüben versuchten. So lautet die Instruktion, und so lauten auch tatsächlich die Berichte, deren Einzelheiten es vorenthalten will, die ich wörtlich vorlesen könnte, und in Tvscis die Offiziere, nachdem die Klagen in der Presse auftraten, sich darüber verantwortet haben. Es ist dann weiter gesagt worden, daß die Verhaftung von zwei Ordnungsmännern durch einen Hehehs. . Siegfried stattgefunden hätte, und die Leute eine ziemliche Anzahl von Kilometern spazieren geführt worden wären. Ja, aus Spaß hat er es gewiß nicht getan, daß er seine Leute mit den Verhafteten hat herummarschieren lassen. Die Sache war waren keine Ordnungsmänner, sondern zwei Leute, die ohne Binde der Auf⸗ forderung, den Weg frei zu machen, nicht entsprachen, sie mußten, um der Truppe Nachdruck zu verschaffen, verhaftet werden. Die Truppe selber aber geleitete Arbeitswillige nach dem nächsten Bergwerk, Kloster Mansfeld, glaube ich, heißt es, und infolgedessen mußten von der Truppe die Leute dorthin gebracht werden, dann sollten sie an die nächste Polizeibehörde abgeliefert werden. Der Polizeisergeant war nicht vorhanden, sie mußten also zur nächsten Polizeibehörde hingeschickt werden (Zuruf von den Sozialdemokraten) früher konnte man ihre Identität nicht feststellen, weil nach der Wahrnehmung des Gendarmen solche Leute sich oft falscher Rad⸗ fahrkarten, falscher Ausweispapiere bedienten, infolgedessen konnte der Offizier unmöglich nach Vorzeigung des Ausweispapiers wissen wen er eigentlich vor sich hätte. Dann ist aufgeführt, ein Unteroffizier habe bei dem Bahnhof, wenn ich nicht irre, in Hettstedt, gedroht 95 schießen, und ich bin gefragt worden, was für Bestimmungen da existierten. Ich kann nur die Bestimmungen vorlesen, welche gedruckt 6

so: es

für die ganze Armee gelten; sie lauten, daß die Armee aus eigene 1 . Urmee ge p Armee aus eigenem secht von der Waffe Gebrauch machen darf, wenn das Militär bei einer dieser Dienstleistungen angegriffen oder mit einem Angriff gefährli d Tätlichkei

griff gefährlich b. wird oder durch Tätlichkeiten und

egoistisch seien, andere für sich die Kastanien aus dem Feuer holen zu

lassen. So also denken die Arbeitgeber über die Koalitionspflicht, wenn würdige Behandlung. es ihre eigenen Interessen gilt. Selbstverständlich haben die Arbeiter dasselbe Recht und dieselbe Pflicht; tun sie es aber, so machen immer noch zahlreiche Arbeitgeber, namentlich die Bergherren im Mansfelder Revier, aufs schärfste dagegen Front. Es ist dort ein eigenes Spitzel⸗

unsere 12 000 reichstreuen Knappen“. Aber auch bei diesen hatte es längst unter der Decke rumort, und nur durch den ärgsten Terrorismus war es bis dahin gelungen, die Unzufriedenheit zu unterdrücken. Durch dieses System ist im Manrsfelder Bezirk eine Korruption großgezogen worden, wie wir sie ähnlich aus

eenen egenn . 5 3 bendagegenüber sich die geringe Anzahl der verfügbaren Polizei⸗ und

ohne eine Knappschaftspension zu erhalten. Der Gesundheit⸗ Gend machtlos gezeigt hatte.

zustand hat sich im Mansfelder Revier ebenfalls außerordens lich verschlechtert. Nach der Knappschaftsstatistik waren 120 unter 100 Arbeitern 33,5 Kranke, 1907 84,5. Das Krank

weil der Dienststamm, der Verfü 3 . zur Verfügung stand, ein verh smäßi

sehr geringer war. rhältnismäßig Die Lage, die da die Truppen im Streikgebiet vorfanden, war

Unteriemannschaften als er diesen Umständen wird nicht bestritten werden können, daß