nationalen Syndikats in der Mandschu — die ernste Bedeutung der erwähnten Linie für die russischen Interessen in politischer und strategischer Hinsicht an, weil die Bahn von
her nicht nur zu der ostchinesischen B
Besitzungen bei Aigun den Zugang eröffne. willigt prinzipiell ein, den Vorschlag in Beratung zu ziehen, sobald sie von den Grundzügen des Unternehmens in Kenntnis Auch behält es sich die russische Regierung vor, ihr Verhalten zu künftigen Unternehmungen dieser Art vom Standpunkte der russischen
8
rei betrifft, und erkennt hierbei Süden ahn, sondern auch zu den russischen Die russische Regierung
esetzt sei.
Interessen aus zu bestimmen. Türkei. Die Deputiertenkammer hielt, „W. T. B.“ zufolge, vorgestern ihre Sitzung im Deputiertenklub ab und verhandelte über die durch den Brand des Parlamentsgebäudes notwendig gewordenen Maßnahmen. Auf die vom Deutschen Reichstage eingegangene Beileidsdepesche wurde die Absendung eines Danktelegramms beschlossen.
Griechenland. e“
Der Finanzminister veröffentlicht im Namen der nepisnnag eine Erklärung, in der er, „W. T. B. zufolge,
lebhaft gegen den von mehreren Blättern angeregten Gedan der Einberufung der Nationalversammlung protestiert und nachweist, daß diese Einberufung eine Menge Gefahren in sich bergen und die Ausführung der Reformen stören würde.
Serbien.
Wie das „W. T. B.“ meldet, hat der König Peter auf Antrag der Regierung dem Kriegsminister die Ermächtigung erteilt, den Prinzen Georg zum Truppendienst heranzuziehen. Der Prinz wird als Kompagniechef dem 10. Infanterieregiment in Gornji Milanovac zugeteilt.
Amerika.
Der Präsident der Republik Nicaragua Madriz hat, „W. T. B.“ zufolge, die Verhaftung aller Führer der Konservativen in Managua und Granada angeordnet. Als Grund für diese Maßnahme wird die Entdeckung einer weit⸗ verbreiteten Verschwörung gegen seine Regierung angegeben.
— Wie den argentinischen Blättern aus Montevideo ge⸗ meldet wird, handelt es sich bei den Aufständen, die in mehreren Provinzen Uruguays ausgebrochen sind, um eine weitverzweigte Verschwörung. Unter der Bevölkerung herrscht Erregung. Der Präsident beabsichtigt, mit aller Strenge gegen die Schuldigen vorzugehen.
Asien.
Nach einer vom „W. T. B.“ verbreiteten Meldung des „New York Herald“ ist gestern in Peking ein Kaiserliches Edikt veröffentlicht worden, das die formelle Zustimmung des Thrones zu dem Abkommen, betreffend eine amerikanische Anleihe für den Bau einer Eisenbahn von Tschin⸗ tschou⸗fu über Zizikar nach Aigun, enthält. In dem Abkommen wird die Höhe der Anleihe auf 500 Millionen Dollars angegeben. 1
Die Antwort Japans auf den Vorschlag des amerikanischen Staatssekretärs Knox wegen der Neutrali⸗ sierung der mandschurischen Eisenbahnen ist, dem „Reuterschen Bureau“ zufolge, dem amerikanischen Botschafter vorgestern übermittelt worden.
Purlamentarische Nachrichten.
Die Schlußberichte über die gestrigen Sitzungen des Reichstags und des Hauses der Abgeordneten befinden sich in der Ersten und Zweiten Beilage.
— Das Haus der Abgeordneten begann in der heutigen (7.) Sitzung, welcher der Minister für Handel und Gewerbe Sydow beiwohnte, die zweite Lesung des Ent⸗ wurfs des Staatshaushaltsetats für das Rechnungs⸗ jahr 1910 mit der Erledigung einer Reihe kleinerer Spezial⸗ etats.
Die Rente des Kronfideikommißfonds und der Zuschuß dazu, die Etats der Lotterieverwaltung und der
öniglichen Seehandlung (Preußischen Staatsbank) werden ohne Debatte bewilligt.
Beim Etat der Münzverwaltung bemängelt 1
Abg. von Strombeck (Zentr.) die Prägung der 25 4⸗Münzen wegen der leichten Möglichkeit einer Verwechslung mit dem Markstück. Diese Münze werde sich schlecht Eingang verschaffen. “
Abg. Freiherr von Wolff⸗Metternich (Zentr.) weist besonders darauf hin, daß man schon im Mittelalter mit der Prägung weiter gewesen sei. 8
Abg. Dr. Hauptmann (Zentr.) bemängelt gleichfalls die Münze vom künstlerischen Standpunkt. “
Abg. Dr. Arendt bemerkt, daß das 25 4⸗Stück einem Bedürfnis entspreche, aber unter der Voraussetzung, daß es eine brauchbare Form habe. Diese Münze werde vielfach als Spielmarke angesehen. Man könne doch die Münze eckig machen oder durchlochen. Die deutschen Münzen ständen sicherlich nicht an der Spitze; in Oesterreich sei man weiter. In künstlerischer Beziehung müsse mehr geleistet werden. Wenn man sich die Jubiläumsmünzen in Oesterreich ansehe, dann müsse man sagen, daß man Münzen von so schöner Prägung im Deutschen Reiche nicht habe. 8 “ 1
Abg. Dr. Crüger (fr. Volksp.) spricht die Hoffnung aus, daß diese allgemeine Verurteilung der 25 ₰⸗Münze ihren Eindruck auf die Münzverwaltung nicht verfehlen werde. Die Münze werde von der Bevölkerung einmütig abgelehnt. Die Bedenken seiner Partei gegen das Dreimarkstück seien geschwunden, nachdem die Taler nach der alten Münzverfassung eingezogen und durch das Dreimarkstück auf der Grundlage der neuen Währung ersetzt seien. Die Münzverwaltung solle nunmehr aber für einen genügenden Vorrat an Dreimarkstücken für den Verkehr sorgen.
Der Etat der Münzverwaltung wird genehmigt.
Die Etats des Staatsministeriums, der Staats⸗ archive, der Generalordenskommission, des Ge⸗ heimen Zivilkabinetts, des Disziplinarhofs und des Gerichtshofs zur Entscheidung der Kompetenz⸗ konflikte werden ohne Debatte bewilligt.
Zum Etat des Gesetzsammlungsamts spricht
Abg. von Strombeck (Zentr.) den Wunsch nach einer billigeren und handlicheren Ausgabe der Gesetzessammlung aus, die jetzt mit
allerhand entbehrlichen Erlassen und Verordnungen belastet sei.
Regierungskommissar, Wirklicher Geheimer Oberregierungsrat
von Meine Herren! Die Staatsregierung ist, wie Sie wissen, schon seit längerer Zeit mit der Frage einer Vereinfachung des Geschäftsbetriebs innerhalb der gesamten Staatsverwaltung be⸗ schäftigt. In dieses Gebiet schlagen ja auch die Fragen, die eine Ver⸗ einfachung in der Veröffentlichung der Ministerialerlasse, Ausführungs⸗ bestimmungen zu Gesetzen und dergleichen betreffen. Soviel ich weiß, ist gerade jetzt auch die Immediatkommission mit der Frage be⸗ schäftigt, ob es nicht angängig sei, die Bekanntmachungen und Erlasse, die jetzt in so und so viel verschiedenen Ministerialblättern gesondert
Nun wäre es, glaube ich, nicht zweckmäßig, wenn man nach dem Wunsche des Herrn Abg. von Strombeck die eine Frage, wie die Gesetz⸗ sammlung einfacher zu gestalten sei, vorweg und außer Zusammenhang mit den damit in Verbindung stehenden Fragen erledigen wollte. Es ist wohl anzunehmen, daß 88 die vom Herrn Abg. von Strombeck ange⸗ regten Fragen bei Gelegenheit der Beratung über die Vereinfachung der Bekanntmachung von Ministerialerlassen ꝛc. mit zur Erörterung kommen werden, und ich bin daher nicht in der Lage, heute schon eine bestimmte Auskunft darüber zu geben, ob und in welcher Weise Anregungen schließlich Folge egeben wird. Eins möchte ich nur sagen. Seine Annahme, daß die Gesetz⸗ sammlung hauptsächlich mit Ankündigungen über die Bekannt⸗ machung landesherrlicher Erlasse und sonstigen Bekanntmachungen ang Fülkt sei, trifft nicht zu. Die Gesetzsammlung vom Jahre 1907 z. B. enthält 326 Seiten; es sind aber nur 26 ½ Seiten mit solchen Ankündigungen ꝛc. ausgefüllt. Ebenso ist es mit der Gesetzsammlung vom Jahre 1908: sie enthält 222 Seiten Text, aber nur 27 ½ Seiten enthalten Ankündigungen über Bekannt⸗ machung landesherrlicher Erlasse und sonstige Bekanntmachungen. Die Bekanntmachungen werden durchweg auf dem sonst leer bleibenden Raum der einzelnen Nummern gebracht. Einige Wünsche des Herrn Abgeordneten haben wohl überhaupt nicht Aussicht, berücksichtigt zu werden, z. B. der Wunsch, 8 statt des Quart⸗ PSnsga⸗ in dem jetzt die Gesetzsammlung er cheint, künftig das ktavformat verwendet werden möchte. möchte glauben, daß
dadurch die Handhabung der Gesetzsammlung noch viel mehr erschwert werden würde. (Sehr richtig!) Der schon früher im Staats⸗ ministerium erörterte Gedanke, die Gesetzsammlung in mehrere Teile zu zerlegen, dürfte gleichfalls wenig Aussicht auf Erfüllung haben. Indessen ich will e nicht näher eingehen, sondern möchte nur im allgemeinen den Herrn Abgeordneten bitten, sich mit der Erledi⸗ gung der von ihm angeregten Fragen zu gedulden, bis überhaupt die Aufgabe einer Geschäftsvereinfachung innerhalb der gesamten Staats⸗ verwaltung ihrer Lösung näher gerückt sein wird. 8
Abg. Dr. Arendt (eebonf Es ist in der Tat wünschenswert, daß die Gesetzsammlung eine weitere Verbreitung findet. Die Anzahl der Gesetze ist so groß, daß ea füß däfüenigen, die sie anzuwenden haben, immer schwieriger wird, sich hineinzudenken und sie richtig aus⸗ zuführen. Sie sollten deshalb weiteren Kreisen zugänglich gemacht werden; man sollte den Schulen, höheren wie Volksschulen, Exemplare überweisen, und es sollten auch Sonderabdrücke hergestellt werden. Abg. von Strombeck (Zentr.): Es gibt Jahrgänge, bei denen die eigentlichen Gesetze nur einen geringen Teil ausmachen. Man sollte, wie bei anderen wissenschaftlichen Büchern, das Oktapformat wählen. Der Etat des Gesetzsammlungsamts wird bewilligt. Der Etat für den Deutschen Reichs⸗ und Preußischen Staatsanzeiger und die Ausgabe für Zwecke der Landes⸗ vermessung werden ohne Debatte genehmigt. 8 Dann folgt die erste Beratung des Gesetzentwurfs, betreffend die Aenderung der 11“*“*“ Crefeld, Kleve und München⸗Gladbach. Der Entwurf wird auf Antrag des Abg. Boisly (nl.) an die um 7 Mitglieder verstärkte Justizkommission verwiesen. Den nächsten Punkt der Tagesordnung bildet die Be⸗ antwortung der gestern von dem Abg. Trimborn bereits be⸗ gründeten Interpellation der Abgg. Dr. Porsch (Zentr.) und Genossen: “ .
„Welche Stellung gedenkt die Königliche Staatsregierung, ins⸗ besondere auch als Vertreterin des staatlichen Bergbaues, gegenüber der einseitigen Organisation des Arbeitsnachweises, wie er im Ruhrkohlenrevier von seiten der privaten Bergwerksunter⸗ nehmer mit Zwangscharakter eingerichtet worden ist, in der Folge einzunehmen?“
ur Beantsch der
ortung dieser Interpellation nimmt
Minister für Haudel und Gewerde das Wort, dessen
im Wortlaute wieder⸗
Rede in der nächsten Nummer d.
gegeben werden wird. (Schluß des Blattes.)
Statistik und Volkswirtschaft.
Zur Arbeiterbewegung.
Die Fliesenleger und ⸗Hilfsarbeiter Groß⸗Berlins hielten am Donnerstag eine Versammlung ab, in der endgültig Be⸗ schluß über die Mittwoch, 20. Januar, getroffenen Vereinbarungen der beiderseitigen Kommissionen der Arbeitgeber und Arbeitnehmer in der Tariffrage gefaßt werden sollte. Nach langen Beratungen war gegen 12 Uhr Nachts noch keine Einigung erzielt. In geheimer Ab⸗ stimmung hatten die Fliesenleger sich für die Annahme erklärt, während die Hilfsarbeiter mit großer Mehrheit die Vereinbarungen ablehnten und, sofort in den Ausstand einzutreten, erklärten.
Aus Barmen meldet die „Köln. Ztg.“”: Die Strangfärber (vgl. Nr. 16 d. Bl.) haben beschlossen, nachdem die Färbereibesitzer die Forderung nach höheren Löhnen und Einführung einer Arbeitszeit von 56 Stunden in der Woche abgelehnt hatten, die Kündigung ein⸗ zureichen, und da nur eintägige Kündigungsfrist besteht, sofort in den Ausstand zu treten. Einige kleinere Firmen, die sich noch nicht endgültig entschieden haben, sollten aufgefordert werden, sich zu erklären. Im Fall der Ablehnung sollte auch dort gestern die Kündigung eingereicht werden. Nur zwei Firmen haben die Forderung der Gehilfen angenommen. Bei der Lohnbewegung der Strangfärber kommen etwa 1800 bis 2000 Personen in Betracht.
Kunst und Wissenschaft.
Aus der dem Reichstag zugegangenen Denkschrift üb wissenschaftlichen und künstlerischen Unternehmungen, *) welche aus dem Etat für das Reichsamt des Innern ge⸗ fördert werden, ist an erster Stelle das Germanische Museum in Nürnberg zu nennen, für das in diesem Jahre 120 214 ℳ (1909: 108 700 ℳ) gefordert werden. Von größter Bedeutung für die Weiterentwicklung des Museums ist der im vergangenen Jahr beschlossene Ankauf des nördlich an das Museum angrenzenden Grundstücks für den Pri von 1 200 000 ℳ gewesen, über den an dieser Stelle s. Z. bereits berichtet wurde. Es ist bei dieser Erwerbung, die der Erweiterung des Museums dienen soll, daran festgehalten, daß die Kaufsumme ohne Zuschüsse des Reichs, des Staates Bayern und der Stadt Nürnberg aufgebracht werden muß. Bisher sind durch freiwillige Beiträge über 400 000 ℳ zusammengekommen, man hofft, daß diese Summe auf 500 000 — 550 000 ℳ anwachsen werde; 350 000 ℳ soll eine Lotterie bringen; eine Schuld im Höchstbetrage von 400 000 ℳ kann zu 3 ½ v. H. auf 10 Jahre auf dem Anwesen stehen bleiben. — Die Arbeiten zur Verbesserung der Aufstellung der Sammlungsgegen⸗ stände wurden im Vorjahre fortgesetzt, indem die kirchlichen Geräte neu geordnet wurden. Die Katalogisierung der bäuerlichen Altertümer ist beinahe vollendet; der Kata⸗ log der Gemälde wurde neu bearbeitet und gedruckt, der⸗ jenige der Skulpturen ist zum Druck fertig. Die kunst⸗ und kultur⸗ geschichtlichen Sammlungen des Museums erfuhren einen Zuwachs von 883 Nummern. Ueber die wichtigsten Neuerwerbungen des Vor⸗ jahrs ist an dieser Stelle bereits wiederholt berichtet worden. Das Archiv, das von 360 (im Vorjahr 308) Personen benutzt wurde, wurde durch schriftliche und persönliche Anfrage in erhöhtem Maße in An⸗ spruch genommen. Die Bibliothek hat sich günstig weiterentwickelt; unter ihren Erwerbungen verdient die der „Haus⸗Chronika“ und des „Stamm⸗, Wappen⸗ und Freundschaftsbuches“ des Johann Wolf Freiman von Randeck für 4000 ℳ besonders hevorgehoben zu werden.
Zur Unterstützung für die weitere Bearbeitung und Herausgab⸗ der Monumenta Germaniae historica werden 71 (1909: 70 600) Mark gefordert. Die Zentraldirektion ist durch Schen⸗ kung in den Besitz der kostbaren Bücherei ihres ehemaligen Mu⸗ liedes, des verstorbenen Professors an der Universität München Dr. udwig Traube gelangt. Sie enthält vornehmlich Werke der griechi schen und römischen Literatur, der lateinischen Literatur des Mittel alters, der Geschichte und Kulturgeschichte des Mittelalters, bei be sonderer Betonung der vehrcerfcsceg. g Palzcgraphie und Handschriftenkunde; der mit ihr verbundene palzographische Apparat von Einzelphotographien umfaßt etwa 350 Blätter. Die im vorigen Sommer von München nach Berlin übergesiedelte Bücherei hat im Reichsdienstgebäude, Luisenstraße 33/34, in unmittelbarer Nachbarschaf der Amtsräume der Zentraldirektion Aufstellung gefunden. Das Römisch⸗Germanische Zentralmuseum in Mainj soll vom Reich in diesem wie im Vorjahre mit 30 000 ℳ unterstützt werden. Im Vorjahre wurden die Sammlungen der Nachbildungen von 22 550 auf 23 366 Nummern, die der Originale durch Käufe und Geschenke von 4607 auf 4856 Nummern erhöht. In den Werkstätten des Museums wurden für 20 Museen und Schulen Deutschlands und des Auslandes 168 Abgüsse und Modelle und für 8688 115 Nach⸗ bildungen hergestellt. Umfängliche Wiederherstellungsarbeiten ven Ausgrabungsgegenständen wurden für zahlreiche deutsche Museen meist kostenlos übernommen, u.gnschesüftc Gutachten und Auskünfte in großer Zahl an Behörden, Museumsverwaltungen und Gelehrte erteilt. Zur Unterstützung der Leopoldinisch⸗Carolinischen Deut schen Akademie der Naturforscher, z. Z. in Halle a. E. werden, wie im Vorjahre, 4000 ℳ gefordert, während sich die Forderung des Jahresbeitrags zu den Kosten der internationalen Erdmessung wiederum auf 6000 ℳ beläuft. Der internationale Breitendienst hat im Vorjahre, wie bisher, seinen Fortgang auf den Stationen Carloforte, Mizusawa, Gaithersburg, Ukiah und Cincinnati gefunden, ebenso auf der argentinischen Station Oncativo, dagegen mußte die russische Station Tschardjui verlegt werden, weil sie ven den Veränderungen des Flußbettes des Amu⸗Darja bedroht war. Tie internationale Station Bayswater bei Perth wurde aufgehoben. Die Einnahmen der Assoziation werden sich in den drei nächsten Jahre, auf 22 000 ℳ belaufen, denen bedeutend höhere Ausgaben gegenüber stehen dürften. Für die Mehrausgaben soll der 76 000 ℳ betragende Reserve⸗ und Wirtschaftsfonds werden. 8 Als Jahresbeitrag zu den Unterhaltungskosten der Kaiserliche Hauptstation für Erdbebenforschung in Straßburg i. ( sind wie im Vorjahr 18 000 ℳ in den Etat eingestellt. Nach Ferti stelkung von 8 Horizontalpendeln, System Mainka, ist der Bau von 2 Vertikalseismographen in Angriff genommen. Ein photographish aufzeichnender Horizontalpendel ist im Vorjahr mit Unterbrechung tätig gewesen. Zum Zwecke der Fortsetzung der Beobachtungen ül die Deformation des Erdkörpers unter dem Einfluß von Sonne un Mond wird das Horizontalpendel, System Releur⸗Ehlert, mit i Komponenten ausgestattet, wieder aufgestellt. Die von der Haupt station herausgegebenen mikroseismischen Wochenberichte erschein regelmäßig. Die Anlage der makroseismischen Berichte soll geän werden. Bisher waren sie den Bedürfnissen wissenschaftlicher Institut angepaßt, künftig will man weitere Kreise für vhe interessier Zu dem Feee soll im ersten Teil ein Verzeichnis der E. beben gegeben werden, über die der Hauptstation von den Kais deutschen Konsulaten Berichte zugehen, daran soll sich eine Ch der weiteren bekannt gewordenen Erdbeben anschließen und endlich etwaige Weltbeben ausführlich unter Beifügung von Kartenskizzen Verbreitungsgebietes besprochen werden. Eine koloniale Erdbebel station besteht z. Zt. nur in Daressalam, sie konnte aber der ungünsti Grundwasserverhältnisse wegen und wegen des dadurch bedingten hohe Feuchtigkeitsgehaltes der Luft noch nicht in Tätigkeit treten. Ein fir eine zweite koloniale Station in Neu⸗Guinea bestimmtes Horizontal pendel wird demnächst fertiggestellt sein. Von der geplanten Einrich tung einer Station für Jerusalem auf dem Oelberge ist Abstand g⸗ nommen, da inzwischen in Ksara (Libanon) eine internationale Stati errichtet wurde. An Stelle der für die Azoren in Aussicht nommenen Station wird aus privaten Stiftungsmitteln eine solct⸗ auf Tenerifa in Verbindung mit der dortigen aeronautischen Staticn errichtet werden. 8 8 Als Jahresbeitrag zu den Kosten der Internationalen Seismologischen Assoziation sind, wie im Vorjahr, 3200 4₰ gefordert. Von laufenden Arbeiten wurden von der Assoziation in vergangenen Jahre der makroseismische und der mikroseismische Ka für 1905 veröffentlicht, ferner Spezialarbeiten über besonders ak Fragen der Seismologie. Als Fortsetzung früher begonnener Arbe ist die Veröffentlichung der „Seismogramme des japanischen Beben vom 21. Januar 1906“ zu betrachten. Als dritte Reihe von Arbeim sind im Verfolg der Beschlüsse der permanenten Kommission im Han vom Jahre 1907 ein „Code für internationale Telegramme“ und Entwurf 5 für die Beobachtung von Erdbebengeräusche ferner der Druck des Bibliothekkatalogs und des Inventars des Zente bureaus angefertigt. Es bestehen zurzeit drei internationale Station eine auf der Insel Disko vor der Westküste Grönlands, eine i Reykjavik und eine dritte in Ksara im Libanon. Zur Fortführung und Vollendung des Grimmscht deutschen Wövrterbuchs sind wieder 30 000 ℳ in den Etat geset Die Zentralstelle in Göttingen ist im Vorjahr allen ausgesprochen Erwartungen gerecht geworden. Durch den Zutritt namentlich ist reichischer und schweizerischer Helfer ist die Zahl der Exzerptoren; 229 gestiegen. Bis zum Oktober des Vorjahres waren 450 0002 eingelaufen, von denen bereits 420 000 kontrolliert und eingen sind. 130 Autoren sind damit erledigt. Man darf bestimmt hefe daß die Zentralstelle in wenigen Jahren ein Matere vereinigt haben wird, das bis auf wenige Ergänzungen allen wise schaftlichen Ansprüchen der Wörterbuchbearbeiter genügen kann. 9. sonders mühsam und wichtig war die Ausarbeitung eines Quellenr zeichnisses und einer Liste der lexikalischen Hilfsmittel, die al 800 Titel umfaßt. Erschienen sind im Laufe des Jahres 19⁰] Lieferung des G, eine Lieferung des S und zwei Lieferungen dess Die internationale Bibliographie der Naturwiste schaften unterstützt das Reich im Etatsjahr mit 35 000, (40 000 ℳ im Vorjahr). Die Bearbeitung der umfangreik deutschen naturwissenschaftlichen Literatur für den internation Katalog ist durch das deutsche Bureau in sachgemäßer Weise fac geführt worden. Von der Bibliographie der deutschen naturwist schaftlichen Literatur ist der Band 12 erschienen. Zur wissenschaftlichen Bearbeitung und Veroffe⸗ lichung der Ergebnisse der deutschen Tiefseexpeditionne wieder 20 000 ℳ gefordert. Im letzten Jahre ist eine ungewöhnli Inf Zahl von Bearbeitungen des auf der Expedition gesammelten Maltr abgeschlossen und veröffentlicht worden. Die Untersuchungen betr⸗ die Grundproben und die verschiedenen Gruppen von Tiesseelte Mit der Herrichtung des von den Bearbeitern zurückgesan Materials zur Verteilung an reichsdeutsche Museen und Institu begonnen. Die Typen, die der Beschreibung zugrunde gelegt wir⸗ hat das Museum für Naturkunde in Berlin sößewiesen erban Dubletten, in Sammlungen zusammengestellt, erhielten andere gie Museen und Institute. onts Der Jahresbeitrag des Reichs an das Internatien⸗ Institut für Sozialbibliographie beträgt, wie im Vorze⸗ 15 000 ℳ. Die Zahl der regelmäßig durchgearbeiteten Quellen,¹ Fachzeitschriften ist um etwa 30 % vermehrt worden und der 9⸗ bei verschärfter Kritik in der Auswahl, infolgedessen um 20 bis gewachsen. Die im Jahrgang 1908 veröffentlichten bibliograrn Titel enthalten 4241 Verweistitel, 7850 Bücher⸗ und Broschürtn und 11 924 Titel von Aufsätzen und Reden. Die Mitgliederzabh auf 427 angewachsen. 5. Als Beihilfe zu den Kosten der Wieder herstellung deng maligen Kurfürstlichen Schlosses in Mainz sind, wie m⸗ jahr, 25 000 ℳ gefordert. Im Oktober 1908 waren die Steinmses⸗ Bildhauerarbeiten der Fassade nach dem Rhein vollendet und 94 86 nach dem Hof so weit hergestellt, daß im März 1909 auch dort dass
veröffentlicht werden, künftig in einem einzigen Blatte zusammenzufassen.
*) Vgl. Nr. 18 d. Bl.
1.1.“
1
gerüst niedergelegt werden konnte. Die Arbeiten im Innern wuree
im Winter fortgesetzt; die Putz⸗ und Stuckarbeiten sind fast fertiggestellt. Die Gesamtbauarbeiten werden früher vollendet sein, als man an⸗ enommen hatte. Das Erdgeschoß ist im März 1909 dem Römisch⸗ Germanischen Zentralmuseum zur Benutzung überwiesen, die dazu⸗ ehörigen Räume des ersten Obergeschosses werden ihm in diesem Monak eingeräumt werden können, sodaß die Eröffnung des Museums im Mai d. J. zu erwarten steht. Im zweiten Obergeschoß wird zu Anfang des kommenden Jahres die Bildergalerie Aufstellung finden können. Die Unterstützung an die Gesellschaft für deutsche Er⸗ tiehungs⸗ und Schulgeschichte beläuft sich, wie im Vorjahr, auf 30 000 ℳ, während zur wissenschaftlichen Bearbeitung Veröffentlichung der Ergebnisse der Südpolar⸗ expedition 21 000 ℳ (1909: 14 000 ℳ) in den Etat gestellt sind. Fie Veröffentlichungen des Vorjahrs betrafen geographische, geologische, meteorologische, erdma netische und zoologische Ergebnisse der enannten Erpedition. Auf dem Gebiete der Geographie liegt eine Veröffentlichung über die Schwerkraftsbestimmungen vor, die auf den Kapverdischen Inseln, auf Kerguelen und in dem Süd⸗ polargebiet selbst ausgeführt worden sind. Die letzte hat besonderes Interesse, weil sich aus ihr ein erster sicherer Wert für die Ab⸗ hütt der Erde am Südpol ableiten ließ. Sie bestätigt die theoretische Annahme über den Zustand der Erde, die man aus deren Massen und aus der Abplattung am Nordpol hergeleitet hatte. In der Geologie liegen Arbeiten über die an der Grenze der kalten Meere gelegenen Inseln St. Paul und Neu⸗Amsterdam vor. Auf St. Paul scheint die vulkanische Tätigkeit nachgelassen zu haben; von heißen Quellen wurde nichts mehr gefunden. Aus den meteorologischen folgt, daß keine der anderen Südpolarexpeditionen bisher eine so freie und typische Lage gehabt hat wie die Winterstation des „Gauß“. Das bis jetzt mitgeteilte Beobachtungsmaterial besteht aus etwa 54 000 Einzelwerten. Der Einführung eines stündlichen Beobachtungsdienstes während der Expedition ist es zu danken, daß in den Ergebnissen kaum wesentliche Lücken auftreten und daß die meteorologische Station des „Gauß“ den Charakter einer sogenannten Station erster Ordnung trägt. Zur Charakteristik des Klimas mögen folgende Angaben dienen: Das Jahresmittel des Luftdruckes an der Winterstation ist mit 740 mm das niedrigste, das jemals irgendwo auf der Erdoberfläche im Meeresniveau beobachtet wurde; der Luftdruck nimmt sowohl nördlich wie südlich davon zu, damit hängt die stürmische Witterung an der Gauß⸗ Station zusammen. Durchschnittlich an jedem fünften Tage wütete ein Schneesturm, in dem sich die Windstärke oft bis nahe an die höchste Stufe der Windstärkeskala erhob. In etwa 800 Stunden des Jahres herrschte stürmisches Wetter, in einzelnen Fällen wehte der Wind mehr als vier Tage ohne Unterbrechung mit Sturmesgewalt. Die Windrichtung war fast stets östlich. Diese Ständigkeit deutet auf einen sehr ein⸗ fachen Verlauf der südpolaren Küstenlinie hin. Die mittlere Temperatur des wärmsten Monats (Januar) betrug nur — 0,9°, die des kältesten (August) — 21,9 °, die absolut niedrigste 40,8° und etwa 30 Tage lang ging sie unter — 300 herunter. Nur ein einziger frostfreier Tag wurde verzeichnet. Selbst Nansens „Fram“ hatte auf ihrer Trift, die bis über 80° nördlicher Breite hinausging, in zwei Wintern zusammen 14 Tage ohne Frost. Die zoologischen Arbeiten sind schnell fortgeschritten. Es sind im letzten Jahre 18 Arbeiten mit 871 Seiten, 95 Tafeln und 137 Text⸗ figuren erschienen; in ihnen sind 471 Tierarten beschrieben worden, von denen 208 bisher unbekannt waren. Diese Arbeiten bilden einen gewissen Abschluß für die Kenntnis der antarktischen Tierwelt. Von Interesse ist u. a. die Feststellung der Brutpflege bei den meisten Seeigelarten der Antarktis, denen sich nur eine einzige nordische Tiefseeform mit Brutpflege gegenüberstellen läßt. Hervorzuheben ist auch, daß bisher die Ausgestaltung der Körperformen der Robben noch gänzlich unbekannt war und daß die von der Erpedition beigebrachten füngsten Stadien von Robben (Embryonen von 13 mm Länge), denen eines Landsäugetieres, z. B. auch des Menschen, in demselben Stadium zum Verwechseln ähnlich gefunden worden 132 bei 23 mm der Länge der Embryonen war dagegen schon der Robbentypus erkennbar. Als Beitrag zu den laufenden Betriebskosten der Drachen⸗ station am Bodensee für die Erforschung der oberen Luftschichten sind in diesem Jahre 10 000 (im Vorjahre 7400) Mark efordert. Das Drachenboot samt seinen Maschinen hat sich gut ge⸗ alten, nur einige besondere Anlagen für die Drachen⸗ und Fessel⸗ ballonaufstiege müssen noch zweckmäßiger umgestaltet werden. Es fanden vorzugsweise Fesselballons, seltener Drachen Verwendung; außerdem wurden zur Feststellung der Windverhältnisse kleine Pilot⸗ ballons benutzt. Die durchschnittlich erreichte Höhe betrug etwa 3000 m, die höchste 5760 m; nur wenige Aufstiege blieben unter 2000 m. Versuche konnten an fast allen Werktagen unternommen werden. Die täglichen Beobachtungen wurden im Winterhalbjahr den meteorologischen Stationen in München, Stuttgart, Karlsruhe und Straßburg schriftlich, der Deutschen Seewarte und dem gaeronautischen Observatorium in Lindenberg bei Berlin telegraphisch übermittelt. Im Sommerhalbjahr erhielten alle genannten Anstalten telegraphisch Berichte, ebenso die Wetterdienststellen in Aachen, Berlin, Breslau, Bromberg, Frankfurt a. M., Ilmenau und Magdeburg. Auch der meteorologischen Station in Zürich wurden die Ergebnisse mitgeteilt. Die ursprünglich veranschlagten laufenden Betriebskosten haben sich als unzureichend erwiesen; es ist daher für das Jahr 1910 eine Er⸗ höhung der Beiträge beantragt worden. Dem Verein zur Erhaltung des Kunsthistorischen Instituts in Florenz soll aus Reichsmitteln wieder ein Beitrag von 15 000 ℳ bewilligt werden. Die Bibliothek der Anstalt ist auf 4667 Werke, die Abbildungssammlung auf 21 200 Blatt angewachsen, während die Mitgliederzahl von 185 auf 195 stieg; wertvoll ist der Beitritt deutscher Universitäten, Universitätsinstitute und Hochschulen zu dem Verein. Im Frühling 1909 hat das Institut vier Wochen hindurch Vorträge und Führungen in Florenz veranstaltet.
Auf 350 000 ℳ soll sich, wie im Vorjahr, auch der diesjährige Beitrag des Reichs für das Deutsche Museum in München be⸗ laufen. Im vergangenen Jahre wurde die zweite Abteilung in den Räumen der ehemaligen Schweren Reiterkaserne eröffnet. Dort sind die Sammlungsgruppen über Metallhüttenwesen, Metallbearbeitung, Gastechnik, Elektrotechnik, Beleuchtungswesen, Baumaterialien, Brückenbau, Wohnbau, Kanalisation, Wasserversorgung, Heizung und Lüftung sowie Kältetechnik eingerichtet. Ferner wurde eine Ueber⸗ führung der Gruppen „Technische Akustik“ nach der Abteilung II er⸗ forderlich, da diese Gruppe so zahlreiche und wertvolle Zuwendungen erhielt, daß der im Nationalmuseum verfügbare Raum nicht mehr ausreichte. An Stelle der Technischen Akustik wurde im alten Nationalmuseum eine neue Gruppe über „Wellenlehre“ eingerichtet, die zahlreiche Originalapparate und Demonstrationseinrichtungen umfaßt. In Aufstellung begriffen ist die Gruppe „Luftschiffahrt“, für die neue Räume von der Müit rserraltang in der Isarkaserne zur Verfügunß gestellt wurden. Für diese Abteilung sind neben dem Original des ersten Lilienthalschen Flugapparats die Modelle der Luftschiffe von Zeppelin und Parseval vorhanden; als besonderen Schmuck erhielt sie von Seiner Königlichen Hoheit dem Prinz⸗Regenten ein Wandgemälde von Professor Zeno Diemer, das die Zeppelinschen Luftfahrten darstellt. Im Laufe des verflossenen Jahres sind etwa 2000 Gegenstände dem Museum überwiesen worden, unter denen sich die von der Deutschen Seewarte überlassenen Originalapparate von Neumayer, Originalinstrumente von Fr. Kohlrausch, die vom Conservatoire des arts et métiers in — im Tauschwege erworbene Alliancemaschine, Originalmaschinen von Edison, Brusfh u. a., die von den Städten Berlin, Wien, Augsburg, Dortmund, Königs⸗ berg usw. gestifteten Modelle von Wasserversorgungsanlagen u. a. m. befinden. Der Besuch der Sammlung war im Jahre 1908/09 mit etwa 280 000 Personen noch größer als in den Vorjahren. Das Museum soll jetzt täglich ohne Mittagspause von 9 Uhr früh bis 7 Uhr Abends, an Sonntagen bis 6 Uhr Abends geöffnet bleiben. Der Eintrittspreis ist an allen Tagen auf 20 ₰ für die Person
82 8 be“ deren Benutzung sich der Eintrittspreis au läuft. Auswärtige Schulen, Studienverbände, Arbeitervereine und derleichen genießen auf vorherige Meldung freien Eintritt und sachgemäße Führung. Die von den Referenten und Mitarbeitern des Museums gehaltenen Vorträge über die einzelnen Museumsgruppen wurden fortgesetzt; sie sollen in billigen Einzelheften veröffentlicht und den Besucherm zugänglich gemacht werden. Für den Museums⸗ neubau wurde die gesamte Einrichtung des Bauplatzes sowie der Erd⸗ aushub durchgeführt und die nötigen Mengen von Kies und Sand für Betonarbeiten beschafft. Auch die Fundationsarbeiten sind seit Anfang Juni 1909 im Gange, sodaß sie mit einem Teil der Keller⸗ mauern Ende des Jahres vollendet sein werden. Die Museums⸗ leitung glaubte damit den Zeitpunkt für gekommen, um auch die Werbung von weiteren Mitgliedern in allen Teilen des Reichs in die Wege zu leiten. Die vor kurzem eingeleitete Werbung hatte bereits zur Folge, daß die Zahl der Mitglieder von 2000 auf 2500 und die Summe der von Körperschaften, Städten, Vereinen, Firmen und Einzelpersonen geleisteten jährlichen Mitgliederbeiträge von ca. 28 000 ℳ auf 36 000 ℳ gestiegen sind. Zu dieser Summe kommen die Zuschüsse der Stadt München mit 15 000, weitere Jahresbeiträge von politischen Körperschaften, Vereinen ꝛc mit 29 000 und der Erlös an Eintrittsgeldern und aus Druckschriften mit 60000 ℳ, sodaß das Museum, abgesehen von den Beiträgen des Reichs und des Königreichs Bayern, jetzt über eine jährliche ordentliche Gesamt⸗ einnahme von 140 000 ℳ verfügt. Die ordentlichen Ausgaben be⸗ tragen aber zurzeit jährlich 240 000 ℳ, sodaß nur bei weiterer Gewährung der bisher bewilligten Zuschüsse des Reichs und des König⸗ reichs Bayern auf eine Deckung der Ausgaben gehofft werden kann. Endlich enthält die Denkschrift Angaben über die vom Reich unterstützten Arbeiten zur wissenschaftlichen Erforschu ng und Auf⸗ deckung des römischen Grenzwalles (Limes). Im verflossenen Jahre sind zwei besonders umfangreiche Lieferungen des Limeswerkes fertiggestellt, nämlich die 31. über das Kastell Nr. 31 Wiesbaden und die 32., umfassend Darstellungen dreier Kastelle: Nr. 8 Zugmantel (das größte aller bisher bearbeiteten Kastelle), Nr. 41 Jagsthausen und Nr. 43 Mainhardt in Württemberg. In der Hauptsache ab⸗ eschlossen wurde ferner die Bearbeitung des in Bavyern gelegenen rastells Stockstadt a. M. Die in diesem Kastell gehobenen sehr Eeeee. Fundstücke sind als Geschenk der Finder an die Saalburg gelangt. 8
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In der Deutsch⸗Asiatischen Gesellschaft hielt gestern der Professor Dr. Sarre einen Vortrag über das Thema: „Denkmäler persischer Baukunst“. Der Vortragende wies einleitend darauf hin, daß sich das allgemeine Interesse bisher fast ausschließlich den Resten der altorientalischen und antiken Kultur Vorderasiens und e zugewandt habe. Wenn er auch diese Denkmäler auf einen mehrfachen Forschungsreisen, die sich über das ganze Gebiet der mohammet. Welt erstreckten, nicht übersehen habe, so habe doch sein Hauptinteresse stets den zu mohammeda⸗ nischer Zeit entstandenen Monumenten gegolten, einer Baukunst, die in der Raumwirkung und vor allem auf dekorativem Gebiete Unerreichtes geschaffen habe. In der persischen Backsteinarchitektur lebe die altorientalische Schmucktechnik der aus fertig glasierten Fliesen bestehenden Wandbekleidung von neuem auf und 28 in stetiger Entwicklung und Vervollkommnung guch für die Gegenwart noch mustergültige Vorhilder geschaffen. Furchtbare Kriege, Verwüstung und Entvölkerung haben, fuhr der Redner fort, die Länder Vorder⸗ asiens, die im Mittelalter dem Abendlande kulturell überlegen waren, unendlich geschädigt, haben es mit sich gebracht, daß sich im ö Persien nur wenige mohammedanische Baudenkmäler erhalten haben, die in das erste Jahrtausend unserer Zeitrechnung zurückgehen. An der Hand von Lichtbildern dann eine Entwicklungsgeschichte der Architektur; er ging auf die seldschukis 13. Jahrhunderts näher ein, die sich nicht nur im eigentlichen Persien, sondern vor allem auch in Kleinasien erhalten haben, wo am Hofe der Sultane von Konia persische Künstler und Gelehrte vor den eindringenden Mongolen eine Zuflucht fanden. Dann wurden die Baudenkmäler der Mongolen⸗ fürsten selbst besprochen, die sich auf persischem Boden nach und nach aus wilden Barbaren zu Beschützern jedweder kleinseldschukischen und wissenschaftlichen Tätigkeit entwickelten. Auch der Welteroberer Timur zog um die Wende des 14. Jahrhunderts persische Architekten und Handwerker nach Transkaspien in seine Hauptstadt Samarkand, wo sich prachtvolle Moscheen und Grabbauten seiner Zeit bis auf den heutigen Tag in Ruinen erhalten haben. Unter der nationalen Dynastie der Safiwiden gewann Persien im 16. und 17. Jahrhundert nach langer Fremdherrschaft und Zerrissenheit innere Einheit und äußeren Glanz zurück. Damit ging ein sich auf allen künstlerischen Gebieten bemerkbar machender Aufschwung Hand in Hand. Der Vor⸗ tragende behandelte eingehend die von ihm und seinem Reisebegleiter, Professor Bruno Schulz, zum ersten Male untersuchte prachtvolle Moschee von Ardebill im nordwestlichen Persien, wo Schech Safi, der Ahnherr der Dynastie, begraben liegt, und dann die reizvollen Palastanlagen der Hauptstadt Isfahan und von Aschraf am kaspischen Meer, die größten⸗ teils auf den bedeutendsten Safiwidenherrscher, Abbas den Großen, zurückgehen. Seit dem Ende des 17. Jahrhunderts macht sich überall ein Verfall geltend, an die Stelle des kunstvollen Fayencemosaiks tritt die quadratische Fliese, an die Stelle künstlerischer Tradition euro⸗ päische Nachahmung. Der Vortragende hat in einem soeben vollendeten monumentalen Werke seine Studien über die persisch⸗mohammedanische Architektur in Bild und Wort niedergelegt. Die in Licht⸗ und Farbendruck hergestellten Tafelillustrationen des Werkes waren an den Wänden des Saales ausgestellt und gaben einen Begriff von einer hochentwickelten Baukunst, die leider unaufhaltsam der Zerstörung und dem Verfall entgegengeht.
n gab Professor Sarre ersisch⸗mohammedanischen een Denkmäler des 11. bis
Das Königliche Institut für Meereskunde (Georgen⸗ straße 34— 36) veranstaltet in der kommenden Woche, Abends 8 ÜUhr, folgende öffentliche, Herren und Damen zugängliche Vorträge: am Dienstag spricht der Dr. G. Braun⸗Berlin über seine Wanderungen an den Küsten des nördlichen Jütland, zwischen Skagerak und Kattegatt. Mit Lichtbildern. Am Mittwoch setzt der Dr. Wenke⸗Berlin seine Vortragsreihe über das Tierleben an den deutschen Küsten fort: er spricht, unter Vorführung von Demonstrationen und Lichtbildern, über Gliederfüßer und Moostiere. Am Freitag spricht der Dr. L. Brühl⸗ Berlin über das Thema „Von seltsamen Fischen“. Er wird unter Vorführung von Lichtbildern von elektrischen, segelnden und fliegenden Fischen, von Giftfischen u. a. m. berichten. Einlaßkarten sind von 12 bis 3 Uhr Mittags und an den Vortragsabenden selbst von 6 Uhr ab zum Preise von je 25 ₰ für den Vortrag in der Ge⸗ schäftsstelle des Instituts zu haben.
Wohlfahrtspflege.
Ein Münchener Bürger, der ungenannt bleiben will, hat, wie das „W. T. B.“ meldet, den bürgerlichen Kollegien zur Erbauung eines Bürgerheims 500 000 ℳ zur Verfügung und noch einen gleichen Betrag in Aussicht gestellt. Die Stadtgemeinde hat bereits ein entsprechendes Grundstüch in der Nähe des Schlosses Nymphen⸗ burg abgetreten.
Ernteaussichten in Chile. Der Kaiserliche Generalkonsul in Valparaiso berichtet unterm 17. Dezember v. J.: Die Ernteaussichten sind in Chile fast überall entweder gut oder befriedigend. In den Provinzen Curicéô und Talca sowie im Departement La Uniôn haben allerdings Nachtfröste, in einigen Teilen der Provinzen Linares und Nuble ein heftiger Hagel⸗ schlag und im Departement La Unién Würmer Schaden angerichtet, und in der Provinz Coquimbo wird die Kartoffelernte infolge einer
herabgesetzt. Für öfteren Besuch werden Jahreskarten zu 5 ℳ und für Schulen und Studieranstalten Blocks verabfolgt, bei 8 S 8 8 “ E1ö1“
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1 beeinträchtigte die Trockenheit, die im Oktober und Anfang November herrschte, etwas die Entwicklung der Saaten. Der Mitte November gefallene Regen hat den Schaden aber wieder gut gemacht. Die Getreideanbaufläche ist im Jahre 1909 im allgemeinen unverändert geblieben; die Weizenaussaat im nördlichen Teile von Südchile war etwas größer als im Vorjahre.
Was die Weinernte betrifft, so sind in einzelnen Teilen der Provinzen Linares und Nuble die Weinberge durch Hagelschlag ver⸗ nichtet worden; im übrigen versprechen die Reben einen guten Ertrag.
Theater und Musik.
Kammerspiele des Deutschen Theaters. 3
„Der natürliche Vater“, ein bürgerliches Lustspiel in 5 Akten von Herbert Eulenberg, das gestern sches Urenfführung im Fnrer gahens erlebte, wurde unzweideutig abgelehnt, und das mit Recht. Denn was da auf der Bühne vorging, mutete wie ein Stück aus dem Tollhause an. Der Inhalt sollte wohl etwas wie eine Mischung von Groteskem und Unheimlichem in der Manier E. T. A. Hoffmanns vorstellen, nur fehlte der Geist, der die Gestalten auch in der Verzerrung lebendig zu machen, und der Witz, der ihre krausen Reden zu würzen vermöchte. Eine kleine Gruppe von Anhängern des Verfassers, die sich “ vergeblich mühte, einen Erfolg vor⸗ zutäuschen, wird das Werk vermutlich als die unverstandene Aeußerung eines Genies hinstellen wollen; ihnen darf man es füglich überlassen, Inhalt und Sinn des Ganzen auf ihre Art zu deuten. Die anderen, die das beides vermißten, können ohne Skrupel darüber zur Tagesordnung übergehen. Um die Darstellung mühten sich ebenso redlich wie er⸗ folglos die Damen Constantin, Werckmeister, Marg. Kupfer, die Herren Wegener, Beregi, Diegelmann, Großmann und andere.
Im Königlichen Opernhause findet morgen, Sonntag, eine Wiederholung von Donizettis Oper in zwei Akten, „Marie, die Tochter des Regiments“, mit Fräulein Hempel in der Titelrolle, statt. Im übrigen lautet die Besetzung: Tonio: Herr Philipp; Sulpiz: Herr Knüpfer; Haushofmeister: Herr Vallentin; Marchesa: Frau von Scheele⸗ Müller; Herzogin: Fräulein Abich. Den Beschlaß des Abends bildet das Ballett „Die Puppenfee“ in der bekannten Besetzung der Hauptrollen. Für Montag sind Die Meistersinger von Märnberg⸗ angesetzt. Die Herren Bischoff, Grüning, Krasa, Sommer, Knüpfer, Bronsgeest u. a., Fräulein Easton und Frau von Scheele⸗Müller sind in den Hauptrollen beschäftigt. (Anfang 7 Uhr.)
„Im Königlichen Schauspielhause wird morgen E. von Wildenbruchs Schauspiel „Die Rabensteinerin“, mit Fräulein May in der Titelrolle, aufgeführt. Außer ihr sind die Herren Zimmerer, Kraußneck, Geisendörfer, Patry, Pohl sowie die Damen von Arnauld, Butze und von Mayburg in Haupt⸗ rollen beschäftigt. — Am Montag geht „Die versunkene Glocke“ von Gerhart Hauptmann in folgender Besetzung in Szene: Heinrich: Herr Sommerstorff; Magda: Fräulein von Arnauld; die alte Wittichen: Frau Butze; Nickelmann: Herr Pohl; Waldschrat: Fräulein Reichmann als Gast.
Herr Vallentin; Rautendelein:
Im Neuen Königlichen Operntheater geht morgen „Mignon“ in Szene; die Damen Ekeblad (Mignon), Gates (Philine) sind mit den Herren Kirchhoff (Meister), Bronsgeest (Lothario), Dahn (Laertes), Böttcher (Friedrich), Krasa (Jarno) Träger der Hauptrollen.
Im Deutschen Theater wird das Lustspiel „Der gute König Dagobert“, morgen und nächsten Sonntag sowie am Mittwoch und Sonnabend wiederholt. Am Montag findet eine Aufführung von Schillers „Don Carlos“ in ungekürzter Fassung statt (heea Uhr). „Der Widerspenstigen Zähmung“ geht am Dienstag, Donnerstag und nächsten Montag in Szene, am Frei⸗ tag „Hamlet“. In den Kammerspielen wird Herbert Eulenbergs bürgerliches Lustspiel „Der natürliche Vater“ morgen, Sonntag, sowie am Mittwoch wiederholt. Für Montag ist der „Kaufmann von Venedig“, Dienstag und Freitag „Der Arzt am Scheideweg“, Donnerstag „Das Heim“, Sonnabend „Frühlings Er⸗ wachen“ und Sonntag abermals der „Kaufmann von Venedig“ angesetzt.
Der Spielplan des Berliner Theaters gestaltet sich für nächste Woche folgendermaßen: morgen sowie am Dienstag und Mittwoch wird Shakespeares Tragödie „Macbeth“, mit Louise Dumont und Albert Heine in den Hauptrollen, wiederholt. Am Montag, Donnerstag und Freitag wird Skowronneks Schwank „Hohe Politik“ gegeben. Sonnabend, den 29. d. M. geht zum ersten Male „Pension Schöller“, Posse in drei Akten von Laufs und Jacoby, zum Besten des Pensionsfonds der Genossenschaft Deutscher Bühnenangehöriger in Szene und wird am darauffolgenden Sonntag wiederholt. Die Nachmittagsvorstellungen bringen an beiden Sonn⸗ tagen „Doktor Eisenbart“.
Das Lessingtheater hat für nächste Woche folgenden Spiel⸗ plan aufgestellt: morgen abend: „Das Konzert“; Montag: Tantris der Narr“; Dienstag, Mittwoch, Donnerstag: „Das Konzert“; Freitag: „Tantris der Narr“; Sonnabend sowie nächstfolgenden Sonntagabend und Montag: „Das Konzert“. Als Nachmittags⸗ vorstellung ist für morgen „Der König“, für nächstfolgenden Sonntag „Die Frau vom Meere“ angesetzt.
Im Neuen Schauspielhause wird morgen, Sonntag, sowie am Mittwoch, Sonnabend und nächsten Sonntag die Komödie „Der große Tote“ aufgeführt. Montag und Donnerstag geht „Ihr letzter Brief“, Dienstag (7½ Uhr) „Alt⸗Heidelberg“, Freitag „Julius Cäsar“ in Szene. Mittwoch und Sonnabend, Nachmittags 3 Uhr, finden Sondervorstellungen von „Julinus Cäsar“ für die Vereinigung „Klassisches Theater“ statt.
In der Komischen Oper bringt der Spielplan morgen abend eine Wiederholung von Puccinis „Tosca“, mit Maria Labia in der Titelpartie. Für Montag sind „Hoffmanns Erzählungen“ angesetzt. Straus' „Tal der Liebe“ geht am Mittwoch, Freitag und nächsten Sonntagabend in Szene. Dienstag wird d'Alberts „Tiefland“ ge⸗ geben. Am Donnerstag erscheint Johann Strauß; Operette „Die Fledermaus“ nach längerer B wiederum als Abendvorstellung Für die Aufführung von „Der polnische Jude“ am übernächsten Montag sind sämtliche Plätze vergriffen. 8 Im Schillertheater 0. (Wallnertheater) wird morgen und nächsten Sonntag, Nachmittags, „Der Herr Ministerialdirektor“, morgen abend „Der Pfarrer von St. Georgen“ gegeben; die letztere Vor⸗ stellung wird Dienstag und Donnerstag wiederholt. Morgen gehen die „Gespenster“, Mittwoch „Narziß“, Freitag und nächsten Sonntag⸗ abend „Viel Lärm um Nichts“, Sonnabend „Miß Hobbs“ in Szene. Das Schillertheater Charlottenburg bringt morgen und nächsten Sonntag, Nachmittags, den „Meineidbauer“, morgen abend sowie am Dienstag und Donnerstag „Geschäft ist Geschäft“. Montag und Mittwoch wird „Viel Lärm um Nichts“, Freitag „Der Meineidbauer“, Sonnabend „Der Pfarrer von St. Georgen“, nächsten Sonntagabend „Maria Stuart“ gegeben. — Im Schillertheater Char⸗ lottenburg findet morgen, Mittags 12 Uhr, das zweite diesjährige Sonntagskonzert statt. — Im Schiller⸗Saal Charlotten burg wird morgen, Abends 8 ½ Uhr, ein „Ludwig Fulda⸗Abend“ ver⸗ anstaltet.
Im Lustspielhause bleibt „Der dunkle Punkt“ auch in der kommenden Woche allabendlich auf dem Spielplan. Morgen und nächsten Sonntag geht Nachmittags die Groteske „Man soll keine Briefe schreiben“ in Szene.
Im Neuen Theater ist die Erstaufführung der nächsten Neu heit: „Der Philosoph von Sanssouci“ von F. Holm, auf Freitag, den 28. d. M., festgesetzt.
Im Hebbeltheater setzt sich der Spielplan für die kommende Woche folgendermaßen zusammen: Sonntag, Mittwoch, Donnerstag, Sonnabend und nächsten Sonntag: „Der Skandal“, Montag un Dienstag: „Frau Warrens Gewerbe“, Freitag: „Revolutionshochzeit“. In der Volksoper setzt morgen abend der Hamburger Tenorist August Bockmann als Manrico in Verdis „Troubadour“ sein Gast⸗ spiel fort. Am Donnerstag (Kaisers Geburtstag) findet die deutsche Uraufführung von August Ennas tragischer Oper „Kleopatra“ statt,
Kartoffelpest recht minderwertig sein. Im nördlichen Teile von Südchile
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die am Sonnabend wiederholt wird. Sonst enthält der abwechslungs⸗
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