1910 / 23 p. 6 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 27 Jan 1910 18:00:01 GMT) scan diff

Zusammenrottung zum Zwecke der Mißhandlung eines Vorgesetzten mit Gefängnis nicht unter 5 Jahren hätten bestraft werden müssen. Das wäre eine grausame Strafe gewesen, aber solange man Sol⸗ daten so hart bestraft, müssen auch Einjährige und Unteroffiziere in derselben Weise gefaßt werden; durch eine derartige krasse Justiz kann das Vertrauen zu den militärischen Einrichtungen im Volke nicht ge⸗ hoben werden. Der neue Kriegsminister hat eine Verfügung erlassen, die der Jugend die Freude am Soldatentum noch erhöhen soll. Hoffent⸗ lich behandelt man bei den betreffenden Gelegenheiten die Jugend, die Schüler etwas besser, als vielfach bei Paraden die Kriegervereine behandelt werden, die nichts als eine große Staubwolke zu sehen kriegen. Wie harmoniert aber mit diesem Erlaß die Tatsache, daß voriges Jahr ein Fußballklub vom Tempelhofer Felde verwiesen wurde, weil eines seiner Mitglieder sich zur Sozialdemo⸗ kratie bekennen sollte? Für die bessere körperliche und turnerische Ausbildung der Jugend hat schon seit Jahren Bebel sein Wort eingelegt. Jetzt endlich sind die Herren von der Militärverwaltung auch auf diesem Standpunkt angelangt. Die Jugendwehrparade habe ich als eine große Komödie aufgefaßt; die Ausbildung der Jugendwehr hat für die militärischen Interessen gar keinen Wert, es ist eine reine Spielerei. Daß der Kriegsminister der Parade beiwohnte, hat nicht nur in sozialdemokratischen Kreisen Kopfschütteln erregt. Wir werden dafür sorgen, daß der Jugend auch die Schattenseiten des Militarismus gezeigt werden, und die über⸗ wiegen ganz erheblich. Eine weitere Verfügung des Kriegsministers bestimmt, daß den Mitgliedern der Kriegervereine von den Artillerie⸗ depots v und Patronen geliefert werden müssen; aber nur den Kriegervereinen, die unter dem Kommando des Generals von Spitz stehen; katholische Kriegervereine sollen anders behandelt werden. Weshalb gibt man den Kriegervereinen Gewehre? Wird hier Eigentum des Staates an Vereine verschenkt? Solche Begünsti⸗ ungen sind um so bedenklicher, als es sich um politische zereine, um eine reaktionäre Kampftruppe handelt. Er⸗ sparnisse sind gerade bei der Militärverwaltung unwahrscheinlicher als je; und dabei sind unsere Finanzen noch nicht einmal geordnet. Man sollte endlich der Frage nähertreten, ob es nicht doch an der Feit

wäre, internationale Abmachungen zum Zweck der Abrüstung herbei⸗ zuführen (Lachen bei den Nationalliberalen) jawohl, wenn Sie dem Volke fortgesetzt die Lebenshaltung verteuern, muß seine Leistungs⸗ fähigkeit immer weiter zurückgehen und die Heereslast ihm schließlich unerträglich werden. In allen Staaten ist das Interesse der Arbeiter⸗ klasse das gleiche; wenn erst einmal die Völker selbst zu entscheiden haben, wird der Krieg zweifellos der Vergangenheit angehören. Wir werden fortfahren, mit aller Kraft die Kriegshetzerei und den Chau⸗ vinismus zu bekämpfen, und der Sieg wird schließlich unser sein.

Preußischer Kriegsminister, General von Heeringen:

Meine Herren! Ich habe zuerst den beiden ersten Herren Vor⸗ rednern zu danken für die sympathische Art, in der sie den Militäretat hier besprochen haben, ganz besonders dem Herrn Abg. Dr. Osann, der meines Amtsvorgängers hier dankend gedacht hat. Ich kann nur daran die Bitte knüpfen, das Vertrauen, welches Sie meinem Amts⸗

Es ist dann von der Vereinfachung des Etats gesprochen worden. Hewiß, wir begegnen uns in diesem Wunsche. Auch die Militär⸗ verwaltung wünscht eine Vereinfachung des Etats, eine Vereinfachung der Verwaltung, Ersparnisse. Schon mein Amtsvorgänger hat auf die Anregungen, die im vorigen Jahre in der Budgetkommission und hier im Plenum gegeben worden sind, Berichte von Intendanturen, von militärischen Behörden, kurz aus der Armee eingezogen. Es ist bei mir im Ministerium ein großes Material zusammengekommen, welches ich zuerst der Sichtung durch eine Vorkommission habe unterziehen lassen. Diesen Bericht habe ich vorgestern bekommen. Wie es natürlich ist, ist er ziemlich dickleibig, und ich habe ihn selbst noch nicht ganz durchlesen können. Aber eins habe ich daraus erkannt, daß er in die verschiedenartigsten Gebiete übergreift, daß, wenn wir überhaupt auf eine Vereinfachung der Verwaltung, auf Ersparnisse kommen wollen, es dann weit⸗ gehender Vorbereitungen bedarf, was eigentlich auch natürlich ist.

Es handelt sich um lang eingelebte Einrichtungen, die weit über ein Menschenalter sich bisher bewährt haben. Seien Sie versichert, die Militärverwaltung verfolgt aufmerksamen Blicks die Sache und wird in ihrem Teil bestrebt sein, das zu leisten, was hier angeregt worden ist.

Ich gehe auf die Forderungen, die an die Budget⸗ kommission überwiesen worden sind, hier des näheren nicht ein, lasse also das aus, was gesagt ist über die Umänderung des Veterinäroffizierkorps, über die Rationsfrage, über Gouverneure in offenen Städten, über die Kommandantur von Glogau, die im übrigen im vorigen Jahre sehr eingehend besprochen worden ist. Desgleichen laß ich aus die Materie, die eigentlich durch das Besoldungsgesetz zur Zeit geregelt ist: Zulagen, Stellen⸗ oder Chargengehalt und der⸗ gleichen mehr, Dinge, die erst vor kurzer Zeit Gegenstand Ihrer Be⸗ schlußfassung waren und doch ganz sicher nicht jetzt schon wieder einer Abänderung unterzogen werden sollen.

Gewiß, auch die Militärverwaltung berührt es schmerzlich, daß es nicht möglich war, eine Erhöhung der Löhnung der Mannschaften ein⸗ zustellen, und es bedarf wohl kaum der Versicherung, daß die Militärverwaltung jeder derartigen Bestrebung ihre vollste Sympathi entgegenbringt. Aber gegen das Unmögliche kann auch die Militär⸗ verwaltung nicht ankämpfen, und wir dürfen uns den Gründen nicht verschließen, die dahin gehen, daß den Soldaten durch freie Wohnung, durch Gewährung der Verpflegung, durch Gewährung von Kleidung usw. doch Vorteile geboten sind, die in dieser Richtung den Beamten und Offtzieren nicht zuteil werden. Ich hoffe, daß in nicht zu ferner Zeit diese Aufbesserung der Löhnung durch die Finanzlage des Reichs ermöglicht werden wird.

Die Dienstwohnungen sind kurz gestreift worden, und es ist speziell die Dienstwohnung des Kriegsministeriums erwähnt worden. Ich kann den Herrn Abgeordneten insofern beruhigen: Obst wächst im Garten des Kriegsministeriums nicht (Heiterkeit), und von einem Umbau des Kriegsministeriums ist mir auch nichts bekannt. Im übrigen ist in keiner Weise eine Forderung dafür in den Etat einge⸗ stellt worden.

Auch seine Beunruhigung wegen der feldgrauen Uniform wird vielleicht im Herbst schwinden, wenn, wie es sich wahrscheinlich ermöglichen läßt, im Kaisermanöver die eine Partei in der feldgrauen Uniform erscheint.

Ueber die Manöver ist dann gesprochen worden. Die Frage, die Brigademanöver einzuschränken oder gar wegfallen zu lassen, ist schon vor mehreren Jahren eingehend in der Armee erwogen worden. Wir sind aber zu einem anderen Resultat gekommen als der Herr Abg. Häusler, und zwar wesentlich aus dem Grunde, weil wir es für er⸗ forderlich halten, auch die Schulung der Führer im einzelnen vor⸗ zunehmen. Jedes Ding, welches wirklich feststehen will, muß erst auf den Unterlagen befestigt werden, und so ist es auch mit den

taktischen

Uebungen: erst müssen die niederen Verbände genügend geschult sein, dann kann man das auch mit den oberen Verbänden erfolgreich er⸗ reichen.

Die Uebungsplätze dafür auszunutzen, wird leider nicht möglich sein. Die Uebungsplätze sind bereits so ausgenutzt, wie es nur irgend möglich ist. Kaum wenn die erste Frühjahrssonne den Platz streift, beginnt schon das militärische Leben, und eigentlich mit kurzen Unter⸗ brechungen geht es bis zum Herbst in derart anhaltender Dauer fort, daß nur wenige Tage zwischen der Ablösung der einzelnen Truppen⸗ teile vergehen, um die Baracken wieder in Stand zu setzen. Also die Uebungsplätze werden für diese Uebungen nicht verfügbar zu machen sein. Es wurde angedeutet, daß wir in erheblich höherem Umfange solche Plätze anlegen müßten. Das würde aber wieder unwirtschaftlich sein.

Der Blankenburger Fall. Ein trauriger Fall in der Armee, den ich ohne weiteres als solchen bezeichnen will, und da der Herr Abgeordnete nicht näher darauf eingegangen ist, so will auch ich in Rücksicht auf die Lebenden und den Toten auf den Fall hier nicht weiter eingehen. Falsch ist, daß eine Lokomotive geheizt war; richtig ist, daß Soldaten verwandt wurden, um Bahren hinauszubringen und um die Kutscher, welche die Herren dahin gefahren hatten, von dem Platze abzuwehren. Das war durchaus unrichtig, wie ich vollkommen anerkennen will, und diese selbe Ansicht ist auch sofort an Ort und Stelle bei den maßgebenden Persönlichkeiten vorhanden gewesen; das Nötige ist in strengem Umfange veranlaßt. (Bravo!)

Eine Frage, die schon im vorigen Jahre das hohe Haus beschäf⸗ tigt hat, ist die Frage der Bevorzugung des Adels. Einer von den Herren Abgeordneten hat eine ziemlich erhebliche Statistik darüber aufgemacht. Meine Herren, als ich voriges Jahr fern von hier die Verhandlungen des Reichstages las, habe ich mich gefragt: ja, wo steckt denn eigentlich die Bevorzugung draußen in der Armee? (Rufe links: Na, na!) Im praktischen Leben empfindet man die wirklich nicht. Es ist ohne weiteres zuzugeben, daß das unrichtig wäre, und in dieser Beziehung muß ich mich durchaus auf den Standpunkt stellen, den mein Amtsvorgänger hier im Plenum eingenommen hat. Es ist unrichtig und entspricht nicht dem nationalen Heer, dem Volks⸗ heer, daß sich einzelne Regimenter bilden aus lauter Adligen zu⸗ sammengesetzt, und daß alsdann der Unterschied gemacht wird, als ob es Regimenter erster und Regimenter zweiter Klasse, als ob es adlige und unadlige Regimenter gäbe. (Sehr gut! in der Mitte und links.) Meine Herren, das ist nicht meine persönliche Ansicht allein; das würde. vielleicht wieder von einigen Herren dahin aufgefaßt werden ich komme nachher auf das Ver⸗ hältnis zum Militärkabinett zurück —, als ob der Kriegsminister in diese Sache nichts hineinzureden hätte. Nein, das ist auch die Ansicht aller maßgebenden Persönlichkeiten. (Zuruf links: Warum bleibt es denn so?) Warum geschieht nichts? die Frage tönt mir entgegen. Das ist sehr einfach, meine Herren. Was verlangen Sie: Sollen plötzlich große Versetzungen stattfinden (Rufe links: Jawohl!), sollen plötzlich so und so viele Herren von Berlin nach Mörchingen versetzt werden? Der Gesichtspunkt muß doch auch bei dieser ganzen Sache berücksichtigt werden, daß die Homogenität unseres Offizierkorps darauf beruht, daß Regimenter gewissermaßen eine Familie für sich bilden und in eine derartige Familie kann man nicht plötzlich mit roher Gewalt ein⸗ greifen. Nach und nach kommt die Sache in Ordnung, mit einem Male und plötzlich läßt sich da nichts machen. (Widerspruch links.)

Wenn von Mißbräuchen bezüglich der Handwerker und Miß⸗ bräuchen in der Benutzung der Krümperwagen gesprochen wird, so sind ja die allgemeinen Bestimmungen bekannt, und die Herren können ver⸗ sichert sein, daß, sobald mir solche Fälle bekannt werden, ich sofort eingreife und das Recht zur Geltung bringe.

Es ist dann auf die Absperrung bei Besuchen Seiner Majestät des Kaisers von Rußland hingewiesen worden. Nicht der hohe Herr hat Angst gehabt, sondern die deutsche Regierung ist es gewesen, die die Verpflichtung gehabt hat, ihn unbedingt vor jeder Belästigung zu schützen, und insofern liegt allerdings ein gewisser politischer Zweck der Sache zugrunde, zu dessen Erfüllung auch die Armee unbedingt mitwirken muß.

Soldaten zu Dienstleistungen etwa für wenden, ist unbedingt verboten, und wenn es kommen ist, so kann ich schon jetzt erklären, entsprechende Remedur erfahren hat.

Es ist dann auf den Fall Veith in Bonn hingewiesen und her⸗ vorgehoben, daß das Korps durch die Suspension seitens der Universität erheblich härter bestraft worden wäre. Die Einjährigen sind ja auch Studenten und werden durch die Suspension des Korps ohne weiteres mit getroffen. Die Militärverwaltung ist weitergegangen. Der Regimentskommandeur, der nach der ersten Untersuchung glaubte, es läge lediglich ein einfacher Ulk vor, bestrafte die Leute alsbald mit drei Tagen Mittelarrest. Nachher stellte sich heraus, daß die Sache anders lag, und infolgedessen wurde die gerichtliche Untersuchung eingeleitet. Die gerichtliche Untersuchung führte zur Freisprechung. Ich kann es auch nicht billigen, daß mit diesem Standgericht die Sache ohne weiteres abgemacht war, nicht etwa deshalb dazu kenne ich die Akten nicht genau genug als ob dies Erkenntuis falsch sei, sondern weil ich der Meinung bin, daß in allen solchen Fällen, die mit Recht oder Unrecht weitgehendes Aufsehen erregt haben, man das gerichtliche Ver⸗ fahren bis in die oberste Instanz durchführen muß, um auch den allergeringsten Schein zu vermeiden, als ob man mit zweierlei Recht in der Armee arbeite, was unbedingt nicht der Fall ist. Freigesprochen wurde der Mann hauptsächlich deshalb, weil der mißhandelte Veith nicht wußte, wer ihn geschlagen hat, er vermag nicht einmal anzu⸗ geben, ob es Kameraden waren. Er stellt ganz bestimmt in Ab⸗ rede, daß er mit Absicht geschlagen wäre. (Bewegung links.) Es ist in diesem Zimmer dunkel gewesen und da sind die Vorgänge mit Sicherheit überhaupt nicht festzustellen. (Heiterkeit links.) Bei der ganzen Affäre ist überhaupt nur ein einziger Einjähriger gewesen, der nicht Unteroffizier war, der andere Einjährige, der dabei war, war Unteroffizier. Es ist festgestellt, daß der Nicht⸗Unteroffizier an dieser ganzen Sache sich nur beteiligt hat durch Singen. (Heiterkeit.) Im übrigen wird diese Sache noch zum Gegenstand einer gerichtlichen Nachprüfung beim Generalkommando gemacht. Abgeschlossen ist die Sache noch nicht. Ich kann also hier nicht erklären, was schließlich endgültig aus der Sache herauskommt.

Es kommt dann das Verhältnis des Kriegsministeriums zum Militärkabinett.

Mein Herr Amtsvorgänger hat ja im vorigen Jahre Ihnen

ngehender Weise auseinandergesetzt, wie

Streikdienste zu ver⸗ in einem Falle vorge⸗ daß die Sache sofort

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die Stellung

des Militärkabinetts ist, seine Wirksamkeit, seine Tätigkeit gegenüber dem Kriegsministerium; ich fürchte, was den beredten Worten meines Herrn Amtsvorgängers nicht gelungen ist, wird mir auch heute nicht gelingen. (Sehr richtig! rechts.) Ich kann nur gegen eins protestieren; es wird immer so hingestellt, als ob der Chef des Millitärkabinetts die Initiative zu allem ergriffe, als ob der arme Kriegsminister eigentlich überhaupt nichts zu sagen hätte, eigentlich immer nur nach⸗ zuhinken hätte den Anregungen, die ihm von einer anderen Stelle gegeben würden. Meine Herren, ganz offen gesagt, fühlen Sie denn nicht, welche unwürdige Stellung Sie damit einem Königlich preußischen Kriegsminister zumuten? (Große Heiterkeit bei den Sozialdemokraten.) Ich muß das aufs allerbestimmteste ablehnen. Die Dinge liegen absolut nicht so, sondern der Kriegs⸗ minister hat seine vollberechtigte Stellung neben dem Chef des Militärkabinetts. Daß der Kaiser zu der ihm verfassungsmäßig zu⸗ stehenden Kommandogewalt verschiedene Organe braucht, ist einleuchtend, aber niemals ist der Fall bei meinem Amtsvorgänger vorgekommen, und weiter reicht mein Gedächtnis nicht, und bei mir ist es ebenso⸗ wenig vorgekommen, daß der Chef des Militärkabinetts dem Wirkungs⸗ kreise des Kriegsministeriums in irgend einer Weise zu nahe getreten ist. Es ist auch nach der Persönlichkeit des Chefs des Militär⸗ kabinetts, und so wie ich mit dem jetzigen Chef des Militärkabinetts stehe, ganz ausgeschlossen, daß es in der Gegenwart und in der Zukunft in irgend einer Weise der Fall sein kann. Die Tätigkeit der obersten Stellen, in denen ebenso wie in der Regierung die Wirkungs⸗ kreise neben einander, ja ineinander laufen, können Sie nach dieser Richtung durch Reglements, Bestimmungen usw. überhaupt nicht regeln; die Hauptsache sind hier wie in vielen Fällen des praktischen Lebens die Personen, die darin stehen. Sehen Sie sich die Personen an, die werden das ihrige tun, um das Ansehen ihrer Stellung auf⸗ recht zu erhalten. (Bravo! rechts.) Schließlich ist einer der Herren Abgeordneten auf verschiedene Aeußerungen von Generalen zu sprechen gekommen. Ja, meine Herren, den aktiven Generalen dürfen Sie es doch nicht verübeln, wenn sie bei einer militärischen Gelegenheit, bei der Entlassung des Beurlaubtenstandes, diese Leute anreden, sie ermahnen, das, was im Frieden gelernt wird, nicht zu vergessen; eine weiter gehende Auffassung hat General von Deimling in Mülhausen auch nicht ausdrücken wollen. Auf das, was der General von Keim gesagt hat, einzugehen, muß ich ablehnen, er ist ein General außer Dienst, für welchen der preußische Kriegsminister eine Verantwortung bekanntlich nicht mehr trägt. Ich für meinen Teil muß aufs aller⸗ bestimmteste sagen, die aktiven höheren Offiziere der Armee treiben keine Kriegshetze, auch keine Politik, wir sind Soldaten und werden Soldaten bleiben (Bravo!), und unter diesem Gesichtspunkte soll man die Offiziere draußen beurteilen. Es ist dann öfters gesagt worden und mit Recht, unsere Armee kostet sehr viel Geld, viele Milliarden. Gewiß, meine Herren, die Rüstung, die Deutschland trägt, ist schwer, aber sind denn die Millionen so ganz unnütz ausgegeben? Sichern sie denn nicht eigentlich doch noch den Frieden? Ich meine, wer das leugnet und in Abrede stellen will, daß nur eine starke, schlagfertige deutsche Armee Deutschlands politische Machtstellung und den Frieden in dieser Weise sichert, der sieht auch nicht mit offenen Augen in die Gegenwart. (Sehr richtig!) Wenn das aber wirklich so ist denken Sie nur an die Kosten, die unserem Vaterland ein einziger unglücklicher Krieg auferlegen würde —, so betrachten Sie die Kosten, die für die Armee im Frieden angelegt werden, als eine Art Versicherungssumme und denken Sie daran, daß im Frieden die Millionen, die Sie für die Armee ausgeben samt und sonders im Lande bleiben, Verdienst Hunderttausenden und Hunder tausenden von Arbeitern geben, daß, wenn diese Ausgaben überhaupt heute in irgend einer Weise aus der Welt gebracht würden, Verdienst, Brot und Arbeit für so und so viele Arbeiter einfach wegfiele. (Bravo! Sehr richtig! rechts.)

Schließlich komme ich auf die Herabsetzung der Dienstzeit. Auf die Möglichkeit einer Verringerung der Dienstzeit bei der Kavallerie brauche ich nicht einzugehen, denn die Herren sind mir nicht mit Gründen entgegengetreten. Ich stehe genau auf dem Standpunkte, den mein Herr Amtsvorgänger im vorigen Jahr ausgesprochen hat, und der auch in der Denkschrift des Kriegsministeriums zum Etat zum Ausdruck gebracht worden ist. Das ist auch ganz natürlich; denn jeder, der den Dienstbetrieb unserer Kavallerie kennt, wird ohne weiteres bestätigen, daß die Anforderungen von Jahr zu Jahr derartig wachsen und jetzt speziell bei der Kavallerie derartig gewachsen sind, daß eine Verringerung der Dienstzeit nach Auffassung aller Sach⸗ verständigen eine Unmöglichkeit ist aller Sachverständigen in der Armee.

Ich muß aber den Gesichtspunkt ablehnen, meine Herren, als ob jetzt die zweijährige Dienstzeit der Kavallerie als ein Handels objekt betrachtet werde. Da legt man der Militärverwaltung Motive unter, die sie niemals gehegt hat. Wir beurteilen diese Einrichtung und sprechen unsere Ansicht darüber aus nur nach sachlichen Gesichtspunkten und nicht etwa in der Erwägung, daß diese Frage vielleicht in ferner Zukunft einmal zum Einhandeln be⸗ stimmt sein könnte gegenüber Forderungen, die zurzeit noch gar nicht geklärt sind, und von denen ich selber noch gar nicht in dem Umfange

etwas weiß, wie der Herr Abgeordnete es gesagt hat. Eine solche

Auffassung liegt uns ganz fern! Der Herr Abg. Stücklen hat dann merkwürdigerweise wieder die

Schweiz als Muster hingestellt und gesagt, daß sie eine ausgezeichnete Schießausbildung hätte, allerdings nähme man dort auch die Gewehre

mit nach Hause. Ein merkwürdiger Widerspruch: an einer Stelle

fragt der Herr Abgeordnete, was der preußische Kriegsminister wohl sagen würde, wenn man bei uns die Gewehre mit nach Hause be⸗ käme, und hinterher tadelt er es, daß die Mitglieder der Krieger⸗ vereine die Gewehre mit nach Hause bekommen! (Sehr gut! rechts. Unruhe bei den Sozialdemokraten.) Diesen Widerspruch kann ich wenigstens mir nicht erklären! Aber wie beurteilen denn ich diese Schweizer Exkursion hier kritisieren wollte, würde der Herr Abgeordnete mir vielleicht nicht glauben —, wie beurteilen denn die

Schweizer selbst die Ansicht, die hier im Reichstage nach dieser Richtung

über ihre Armee ausgesprochen worden ist? Ich lese Ihnen wenige Zeilen aus der „Allgemeinen Schweizer Militär⸗Zeitung“ vor, die sagt:

Bebel verkündet im deutscher Reichstage, daß unsere Infanterie 1

zu einer Virtuosität im Schießen ausgebildet werde, die in Deutsch⸗ land ganz unbekannt sei. Ein der Sache sehr kundiger Regiments⸗ kommandant hat an der Hand der Standhefte seiner Mannschaft konstatiert, daß bei einzelnen Schießübungen außer Dienst mehr als 50 % aller Schüsse des Einzelschießens auf 300 und 400 m Distanz eine Scheibe von 1,5 Dr

wenn

Meine Herren, so sieht die Sache vom anderen Gesichtspunkte aus! Bedenken Sie doch: schließlich sind es doch die Menschen, die die Waffen gebrauchen müssen, und wenn auch die Armee dem Vater⸗ lande große Kosten auferlegt, so kann das Vaterland eins von der Armee erwarten: daß sie auf ihre Pflicht so vorbereitet ist, daß sie gegebenenfalls ihre Pflicht und Schuldigkeit tun kann! Dazu gehört nicht nur eine genügende Uebung, nicht nur gute Waffen, sondern dazu gehört auch Disziplin (sehr richtig! rechts), der richtige Geist, den in der Armee zu erhalten alle Stellen, ob hoch, ob niedrig, eifrig dauernd bestrebt sein werden! (Bravo! rechts.)

Abg. von Liebert (Rp.), der gegen 17 Uhr das Wort erhält, kann sich infolge der eintretenden großen Unruhe und der zahlreichen Rufe: Vertagen! zuerst nicht verständlich machen. Nachdem einiger⸗ maßen Ruhe eingetreten ist, führt er etwa folgendes aus: Den Generalen Keim und von Deimling kann man keinen Vorwurf machen, wenn sie ihre Weltanschauung aussprechen. Auch Moltke hat gesagt: „Der ewige Friede ist ein Traum und nicht einmal ein schöner“; mit einem solchen Zeugen kann man doch auch in der Welt auftreten. Den Sozialdemokraten halte ich ihren englischen Parteigenossen Blatch⸗ ford entgegen. Der innere Feind sind nicht die Arbeiter, sondern die sozialdemokratischen Agitatoren, die Anwesenden natürlich aus⸗ genommen. Der Alldeutsche Verband hat niemals zum Kriege

ehetzt, er hat nur die Aufgabe, das Deutschtum überall im Fnlende und im Auslande zu hegen und zu pflegen. Daß die schönen heutigen Uniformen aufgetragen werden, ist bei den fünf Garnituren, die wir haben, gerade eine Maßnahme, die aus Ersparnis⸗ rücksichten erfolgt. Die Wehrsteuer ist die gerechteste Steuer, die sich denken läßt, natürlich, wenn sie nur von körperlich tüchtigen arbeitsfähigen Leuten erhoben wird. In der Schweiz ist sie sehr populär, in Oesterreich und in Frankreich besteht sie, bringt aber in letzterem Lande nichts ein, weil man dort auch den letzten Mann in das Heer einstellt. Wir würden mit dieser Steuer bei dem großen Kontingent, das wir aus Ersparnisrücksichten nicht einstellen können, sehr gute Geschäfte machen und die beiden großen Maß⸗ nahmen, die noch immer rückständig sind, daraus bestreiten können, den Ehrensold für die Veteranen und die Erhöhung der Mann⸗ schaftslöhne. Niemals hat sich die Auffassung der Millitärkosten als eine Versicherungsprämie so bewährt, wie im Frühjahr vorigen Jahres, wo die Welt beinahe in Brand stand und Oesterreich schon mobil gemacht hatte. Da stellte eine friedliche Aussprache zwischen den Kabinetten von Berlin und St. Petersburg den Weltfrieden her. Konnte das geschehen, wenn Deutschland nicht 4 Millionen Bajonette hinter sich hatte? Ich meine sogar, die Freunde des ewigen Friedens müssen in dem Kriegsminister den rettenden Engel begrüßen, der ihre Ziele durchführt. Darum dürfen wir auch nicht klagen über die Opfer, die wir für die Armee zu bringen haben. Gewiß sind sie groß, aber sollten wir nicht für die Armee, die uns einen nahezu 40 jährigen Frieden und unserem Lande einen blühenden Wohlstand verschafft hat, die 900 Millionen Mark jährlich tragen können? Solange es eine deutsche Geschichte gibt, ist eine solche 40 jährige Friedensepoche und ein so dauernder Wohlstand nicht vorhanden gewesen. Dabei weist der gegenwärtige Etat doch immerhin Ersparnisse auf, wenn auch hauptsächlich im außerordentlichen Etat. Ich hebe anerkennend hervor, daß der Kriegsminister bei den Ersparnissen bei seiner Person angefangen hat, indem er sich von 8 auf 4 Rationen hat setzen lassen. Da fängt die Sparsamkeit oben an, und es wäre sehr er⸗ wünscht, wenn auch im bürgerlichen Leben dieses gute Beispiel von oben gegeben würde. Auch im Festungsbauetat sind volle 10 Millionen erspart. Eine Anfrage an den Kriegsminister richte ich dahin, weshalb der Posten „Manöverkosten“ im Etat für 1910 ebenso hoch ist wie für 1909. Wir haben im vorigen Jahre außerordentlich große Manöver gehabt, und gerade der große Apparat, der da notwendig wurde, nebst den Flurentschädigungskosten hat diesen hohen Posten herbeigeführt. Ich hatte geglaubt, in diesem Jahre würde der Posten geringer sein, da nicht fünf, sondern nur zwei Armeekorps beteiligt sind. Der Redner geht darauf noch auf einige Einzelheiten des Etats ein. Er berührt auch die Tatsache, daß in gewissen Garnisonen die Einjährigen zu viel Geld ausgeben und in dieser Beziehung direkt Erzesse begehen; hier müßte eine schärfere Kontrolle geübt werden. Die Militäranwärter, das Schmerzenskind der Armee, müßten für die Zwischenzeit zwischen dem Militär⸗ und dem Zivildienst besser gesichert werden als bisher; es hänge davon indirekt die Güte und der innere Wert unseres ganzen Unteroffizierkorps ab. Nach ihren Petitionen seien allein in der Post 5000 Stellen zu wenig mit Militär⸗ anwärtern besetzt; sie wünschen auch Verkürzung der Zwischenzeit und eine angemessene Honorierung während dieser; ferner Pensions⸗ berechtigung nach zehnjähriger Dienstzeit. Hierauf wird die Vertagung beschlossen. Es folgen persönliche Bemerkungen. Abg. Dr. Osann: Ich bin zu meiner Bemerkung über die Mißhandlungen in der bayerischen Armee durch eine Notiz der „Frank⸗ furter Zeitung“ gekommen, die aus einer Rede des 8 Abg. Müller⸗Hof, bei uns Müller⸗Meiningen, berichtete, daß die Militär⸗ mißhandlungen in Bayern in den letzten Jahren zugenommen hätten. Ich habe aus den amtlichen Berichten über die betreffenden Verhand⸗ lungen der bayerischen Kammer ersehen, daß die Angabe der Zeitung nicht richtig ist, und stelle dies loyal hiermit sofort fest. Ich glaube aber doch nicht, daß es einer so heftigen Abwehr meiner Darlegungen seitens des bayerischen Militärbevollmächtigten bedurfte.

Bayerischer Bevollmächtigter zum Bundesrat, Generalmajor Freiherr von Gebsattel: Ich bedauere, daß ich die Diskussion wieder eröffnen muß. Es tut mir leid, daß ich gerade gegen den Abg. Dr. Osann so heftig geworden bin, aber meine Erregung an sich bedauere ich nicht. Seit Jahrzehnten wird die bayerische Armee in der erwähnten Weise angegriffen Der Abgeordnete hat sogar den Ausdruck gebraucht, daß die Mißhandlungen sich ge⸗ bäuft hätten. Wenn er dann so loyal war, festzustellen, daß er durch den Bericht in der „Frankfurter Zeitung“ getäuscht worden ist, so sage ich: was in den Zeitungen steht, glaube ich schon lange nicht!

Abg. von Vollmar (Soz.): Was ich bemerken wollte, ist durch diese Erklärungen erledigt.

Schluß Uhr. (Militäretat.)

71 ¼ Nächste Sitzung 1 I

Gesundheitswesen, Tierkrankheiten und Absperrungs⸗ ö 1X““

Stattee, bb 11242 Ee. 18 Die italienische Regierung hat durch seesanitätspolizeiliche Ver⸗ ordnung vom 13. d. M. die gegen Herkünfte aus Porto Alegre (Brasilien), Bassora, der Insel Bahrein, Bahig (Brasilien), Djedda, Jambo (Rotes Meer), Singapore und Jalta (Krim) 2 8 5 hGH. 2. * angeordneten Schutzmaßregeln aufgehoben. Vergl. „R.⸗Anz. 5. Juni 1905, Nr. 131, 14. Juni 1907, Nr. 141, 30. September 1907, Nr. 233, 28. April 1908, Nr. 100, 28. Mai v. J., Nr. 124, und vom 2. Dezember v. J., Nr. 284. u b Die italienische Regierung hat ferner durch seesanitätspolizeiliche Verordnung vom 19. d. M. den Hafen von Guayaquil (Eeuador) 2 2„ g- .“ G“ für pestverseucht erklärt. 8 ZZA1I11“ 18 Der internationale Gesundheitsrat in Konstantinopel ES Aufhebung aller früher für derartige Herkünfte angeordneten 2 dee nahmen verfügt, daß Herkünfte aus den russischen Häfen e Schwarzen Meeres einer ärztlichen Untersuchung im ersten

unnd Knochen aus dem freien Verkehr Tarifnummern 602,

die Voraussetzungen des § 2 der Veredelungsordnung*) vorliegen.

Schweden. .

Nach einer Bekanntmachung des Königlich schwedischen Kommerz⸗ kollegiums vom 20. d. M. sind das Gouvernement St. Peters⸗ burg sowie die Stadt St. Petersburg als frei von der Cholera erklärt worden. (Vergl. „R.⸗Anz.“ vom 22. Oktober 1908 Nr. 250.) 8

Handel und Gewerbe. en im Reichsamt des Innern zusammengestellten „Nachrichten für Handel und Industrie“.)

Deutsches Reich. Zulassu verschiedener Arten des Veredelungs⸗ verkehrs. Der Bundesrat hat in seiner Sitzung vom 9. Dezember v. J. beschlossen, gemäß § 5 der Veredelungsordnung anzuerkennen,

daß für die Aulasfang eines zollfreien Veredelungsverkehrs mit:

von der Firma G. u. J. Weir Ltd. in Glasgow hergestellten Steuern und Wechselschiebern aus bearbeitetem, nicht schmied⸗ barem Eisenguß Tarifnummer 783 —, Ventilkegeln aus Tombak und Dichtungsscheiben aus Messingblech Tarif⸗ nummer 878 zum Einbauen in Dampfpumpen in Ver⸗ bindung mit Kraft⸗ (Antriebs⸗) Maschinen Tarif⸗

nummer 894 —, chinesischem Holzöl Tarifnummer 166 Lackextrakt Tarifnummer 343 und ausländischen Knopfteilen aus vergoldetem, unedlem Metall (Messing und Tombak) Tarifnummer 884 zur Herstellung von Ks vöpfen, auch in Verbindung mit Elfenbein, Perlmutter und dieser Stoffe sowie Glas, Glasschmelzplättchen

zur Herstellung von

606 und 884

(Zentralblatt für das Deutsche Reich.)

*) „Deutsches Handels⸗Archiv“ 1906

Ecuador.

Aenderung des Handelsgesetzbuchs. Durch ein von dem Präsidenten der Republik unterm 28. Oktober v. J. vollzogenes Gesetz vom 22. dess. M. ist das fünfte Buch des Handelsgesetz⸗

s, worin ein Handelsgericht vorgesehen war, aufgehoben worden. ie Prozesse in Handelssachen werden vor den Richtern und nach dem Verfahren und mit den Rechtsmitteln, wie sie für zivilrechtliche Angelegenheiten eingerichtet sind, verhandelt. Die Bezirksalkalden sollen unter sich und den Notaren des betreffenden Bezirks die bei den Handelsgerichten schwebenden Handelsprozesse auslosen; ebenso sollen sie die geschlossenen Akten auslosen, damit sie im entsprechenden Archiv nach sorgfältig vorher aufgenommenem Inventar aufbewahrt werden. Die Matrikel der Kaufleute und des Handelsregister sollen in das Bezirkseintragungsbureau gebracht werden. Alles, was im Handelsgesetzbuch oder irgend einem Gesetze vom Handelsrichter gesagt wird, soll dahin verstanden werden, daß es sich auf die Bezirks⸗ alkalden und Bezirksrichter (jueces parroquiales) je nach Betrag und Natur des Falles bezieht. (Nach einem Bericht des Kaiserlichen

—₰½

Konsulats in Quito.)

Ueber eine zweifelhafte Firma in Budapest (Bank⸗ eschäft) sind den Aeltesten der Kaufmannschaft von Berlin Mitteilungen zugegangen. Vertrauenswürdigen Interessenten wird im Zentralbureau der Korporation, Neue Friedrichstraße 51 I, an den Werktagen e 9 und 3 Uhr mündlich oder schriftlich nähere Auskunft egeben.

weh.⸗ der Solinger Bank wurde laut Meldung des „W. T. B.“ aus Solingen in einer gerichtlichen Gläubiger⸗ versammlung ein Vergleich gutgeheißen, nach welchem die Depositen⸗ gläubiger 60 % und die Aktionäre 5 % ihrer Forderungen erhalten. Die Aufsichtsratsmitglieder sind sowohl von den Gläubigern wie von den Aktionären schadenersatzpflichtig gemacht worden und haben sich zur Zahlung einer Abfindungssumme von rund einer Million bereit erklärt unter der Voraussetzung, daß die Klagen aufgehoben werden. Dem Vergleich wurde zugestimmt. 8 b

Der Aufsichtsrat der Sächsisch⸗Böhmischen Portland⸗ Cementfabrik hat laut Meldung des „W. T. B.“ aus Dresden beschlossen, der am 17. Februar einzuberufenden Generalversammlung nach Vornahme der Abschreibungen die Verteilung einer Dividende von 8 % (Vorjahr 12 %) vorzuschlagen.

Aufsichtsrat und Vorstand der Hamburg⸗Südamerika⸗ nischen Dampfschiffahrtsgesellschaft beschlossen laut Meldung des „W. T. B.“, der am 19. März stattfindenden Generalversamm⸗ lung, bei Abschreibung von 10 % des Buchwertes der Schiffe, die Verteilung einer Dividende von 8 % vorzuschlagen.

Die Kaiserlich russische Finanz⸗ und Handelsagentur teilt laut Meldung des „W. T. B.“ aus Berlin nachstehende Bilanz des Außenhandels Rußlands mit (in Rubell 1“

Europäischer Handel. Ausfuhr .bis 16./29. Dezember .Januar bis 16./29. Dezember. Einfuhr 2. bis 16./29. Dezember 2 14. Januar bis 16./29. Dezember. Asiatischer Handel. Ausfuhr vom 29. Nov./12. Dez. bis 6./19. Dez. 900 vom 1./14. Januar bis 6./19. Dez. 7734 390 000. Einfuhr vom 29. Nov./12. Dez. bis 6./19. Dez... 3 814 000, vom 1./14. Januar bis 6./19. Dez. . . . 132 063 000.

New York, 26. Januar. (W. T. B.) Die Utah⸗Kupfer⸗ Compagnie und die Boston⸗Nevada⸗Kupfer⸗Compagnie haben sich mit einem Aktienkapital von über 100 Millionen Dollars fusioniert. .

Colum bus (Ohio), 26. Januar. (W. T. B.) Für die Hocking Coal and Iron Company und die ihr angeschlossenen Gesell⸗ schaften sind gerichtliche Verwalter eingesetzt worden. In dem Antrag auf Einsetzung handelt es sich darum, das Eigentum der Gesellschaft gegen mögliche Klagen und Beschlagnahmungen zu schützen. 1

Mexiko, 26. Januar. (W. T. B.) Die hiesige United States Banking Company mit einem Kapital von zwei Millionen Dollars hat nach einem zweitägigen Run ihrer Depositengläubiger ihre Zahlungen eingestellt. v

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Berlin, 26. Januar. Marktpreise nach Ermittlung des Königlichen Polizeipräsidiums. (Höchste und niedrigste Preise.) Der Doppelzentner für: Weizen, gute Sorte†) 22,70 ℳ, 22,64 ℳ. Weizen, Mittelsortef) 22,58 ℳ, 22,52 ℳ. Weizen, geringe Sorte†) 22,46 ℳ, 22,40 ℳ. Roggen, gute Sortef) 16,70 ℳ, 16,66 ℳ. Roggen, Mittelsortef) 16,62 ℳ, 16,58 ℳ. Roggen, geringe Sorte†) 16,54 ℳ, 16,50 ℳ. Eö“ gute Sorte*) 16,00 ℳ, 15,40 ℳ. Futtergerste, ittelsorte*) 15,30 ℳ, 14,80 ℳ. Futtergerste, geringe Sorte*) 14,70 ℳ, 14,20 ℳ. Hafer, gute Sorte *) 18,20 ℳ, 17,60 ℳ. Haset. Mittelsorte*) 17,50 ℳ, 16,90 ℳ. Hefer geringe Sorte*) 16,80 ℳ, 16,30 ℳ. Mais (mixed) gute Sorte 16,40 ℳ, 16,00 ℳ. Mais (mixed) geringe Sorte —,— ℳ, —,— ℳ. Mais (runder) gute Sorte 16,00 ℳ, 15,60 ℳ. Richtstroh 6,32 ℳ, —,— ℳ. 248 9,60 ℳ, 7,50 ℳ. Erbsen, gelbe zum Kochen

fleisch 1 kg 1,80 ℳ, 1,20 ℳ.

0 (Markthallenpreise) 60 Stück 7,50 ℳ, 3,00 ℳ. 0 ℳ, 1,20 ℳ. Aale 1 kg 3,00 ℳ, 1

1,40 ℳ. erhle 1 kg 2,60

1,00 ℳ. Schle 0,80 ℳ. Krebse 60 Stück 24,00 Ab Bahn.

Frei Wagen und ab Bahn.

Schweinefleisch 1 kg 1,90 ℳ, 1,40 ℳ. Kalbfleisch 1 kg 2,40 ℳ, 1,20 ℳ. Hammelfleisch 1 kg 2,10 ℳ, 1,20 ℳ. Butter 1 kg 3,00 ℳ, 2,40 ℳ. Eier Karpfen 1 kg 60 ℳ. Farts. 1 kg 1,40 ℳ. Barsche 1 kg leie 1 kg 3,50 ℳ, 1,60 ℳ. Bleie 1 kg 2 3,00 ℳ.

Berlin, 26. Januar. Bericht über Speisefette von Gebr. Gause. Butter: Wenngleich der Absatz in feinster Butter noch immer schwach bleibt auch aus der Provinz kommen wenig

Aufträge —, so sind die kleinen Zufuhren doch kaum für den Bedarf

enügend. Für allerfeinste Qualitäten wurden etwas höhere Preise ewilligt, das Ausland hat seine Forderungen gleichfalls erhöht. Die heutigen Notierungen sind: Hof⸗ und Genossenschaftsbutter Ia Qualitat 126 128 130 ℳ, IIa Qualität 125 128 ℳ. Schmalz: Die Agitation gegen die hohen Fleischpreise in Amerika hat lebhafte spekulative Verkäufe von Schmalz herbeigeführt, welche einen recht beträchtlichen Preisdruck verursachten. Käufer für die an⸗ gebotenen Partien waren die Packer. Die heutigen Notierungen sind: Choice Western Steam 68 —68 ½ ℳ, amerikanisches Tafelschmalz Borussia 71 ℳ, Berliner Stadtschmalz Krone 69 76 ℳ, Berliner Bratenschmalz Kornblume 70 76 ℳ. Speck: Ruhig.

Amtlicher Marktbericht vom Magerviehhof in EEET1. Schweine⸗ und Ferkelmarkt am ittwoch, den 26. Januar 1910. 8 Auftrieb Ueberstand

. 3543 Stück Stück

Verlauf des Marktes: Reges Geschäft; Preise unverändert.

Es wurde gezahlt im Engroshandel für: 1 Läuferschweine: 6—7 Monate alt. Stück 43,00 62,00

3— 5 Monate alt. 36,00 42,00 26,00 35,00 19,00 25,00

14,00 18,00

unter 8 Wochen alt.

Kursberichte von den auswärtigen Fondsmärkten.

Hamburg, 26. Januar. (W. T. B.) (Schluß.) Gold in Barren das Kilogramm 2790 Br., 2784 Gd., Silber in Barren das Kilogramm 72,00 Br., 71,50 Gd.

Wien, 27. Januar, Vormittags 10 Uhr 50 Min. (W. T. B.) Einh. 4 %I Rente M. N. pr. ult. 95,05, Einh. 4 % Rente Januar/Juli p. ult. 95,05, Oesterr. 4 % Rente in Kr.⸗W.

r. ult. 95,05, Ungar. 4 % Goldrente 113,90, Ungar. 4 % Rente in Kr.⸗W. 92,40, Türkische Lose per medio 232,00, Orient⸗ bahnaktien per ult. —,—, Oesterr. Staatsbahnaktien (Franz.) per ult. 760,00, Südbahngesellschaft (Lomb.) Akt. per ult. 125,25, Wiener Bankvereinaktien 547,50, Oesterr. Kreditanstalt Akt. per ult. 673,50, Ungar. allg. Kreditbankaktien 793,00, Oesterr. Länderbankaktien 505,00, Unionbankaktien 595,00, Deutsche Reichsbanknoten per ult. 117,60, Brüxer Kohlenbergb.⸗Gesellsch.⸗Akt. —,—, Oesterr. Alpine Montan⸗ gesellschaftsaktien 753,00, Prager Eisenindustrieges.⸗Akt. 2620.

London, 26. Januar. (W. T. B.) (Schluß.) 2 ½ % Eng⸗ lische Konsols 82 ½, Silber 24 ½, Privatdiskont 2¹5 616. Bank⸗ eingang 66 000 Pfund

Paris, 26. Januar. (W. T. B.) (Schluß.) 3 % Franz⸗

Rente 98,80.

Lissabon, 26. Januar. (W. T. B.) Goldagio 10 ¼l.

New York, 26. Januar. (W. T. B.) (Schluß.) Nach den Erschütterungen der letzten Tage zeigte die Börse heute bei Er⸗ öffnung des Verkehrs bei erregtem Geschäft ausgesprochen feste Haltung, die sich besonders in umfangreichen Käufen in den leitenden Werten äußerte. Maßgebend für den Stimmungsumschlag waren vor allem höhere Meldungen vom Londoner Amerikanermarkt, große Käufe der leitenden Finanzgruppen, die Erhöhung des Dividenden⸗ niveaus beim Stahltrust, beruhigender lautende Berichte aus Washington hinsichtlich der geplanten Maßnahmen gegen die Trusts und überstürzte Deckungen seitens der Baisse⸗ partei. Auf umfangreiche Realisationen kam dann die Aufwärtsbewegung zum Stillstand, doch wurde das heraus⸗ kommende Material glatt aufgenommen. Später wurde die Tendenz unregelmäßig. Spezialwerte litten unter weiteren Darlehns⸗ kündigungen seitens der Banken bei den Haussepools. Die Kom⸗ missionshäuser beobachteten Zurückhaltung. Am Nachmittag wurde die Tendenz wieder fester und das Geschäft belebte sich bei anziehenden Kursen, da die Liquidationen aufhörten, und die Baissiers zu decken versuchten. Im Mittelpunkt des Interesses standen Kupferwerte, für welche der Fortschritt in den Fusionsverhandlungen der Guggenheim⸗ gruppen anregte. Bei lebhaftem Geschäft schloß die Börse in strammer Haltung. Aktienumsatz 900 000 Stück. Tendenz für Geld: Leichter. Geld auf 24 Stunden Durchschn.⸗Zinsrate 3 ¼, do. Zinsrate für letztes Darlehn des Tages 2 ¼, Wechsel auf London 4,83,80, Cable Transfers 4,86,80, Silber Bullion 52 ¼. 8 8

Rio de Janeiro, 26. Januar. (W. T. B.) Wechsel auf London 15 716. .“ .

Raps für

Standard⸗

50,00 ℳ, 30,00 ℳ. Speisebohnen, weiße 50,00 ℳ, 30,00 ℳ.

2 en Me 75 finde terwerfen türkischen Hafen, in dem sich ein Sanitätsarzt befindet, zu un sind. (Vergl. „R.⸗Anz.“ vom 24. Dezbr. v. J. Nr. 303.)

Rindfl

Linsen 60,00 ℳ, 25,00 ℳ. Kartoffeln 8,00 ℳ, 5,00 ℳ. K 1 kg 2,20 ℳ, 1 40 ℳ; dito Bauch⸗

Kursberichte von den auswärtigen Warenmärkten. Magdeburg, 27. Januar. (W. T. B.) Fucseen Kornzucker 88 Grad o. S. 12,70 12,85. Nachprodukte 75 Grad o. S. 10,70 10,90. Stimmung: Ruhig, stetig. Brotraffin. Io. F. 23,25 23,50. Kristallzucker I mit Sack Gem. Raffinade mit Sack 23,00 bis 23,25. Gem. Melis I mit Sack 22,50 22,75. Stimmung: Ge⸗ schäftslos. Rohzucker I. Produkt Transit frei an Bord Hamburg: Januar 12,77 ½ Gd., 12,85 Br., —,— bez., Februar 12,85 Gd., 12,90 Br., —,—V— bez., März 12,97 ½ Gd., 13,00 Br., —,— bez., Mai 13,10 Gd., 13,12 ½ Br., —,— bez., August 13,30 Gd., 13,32 ½ Br., —,— bez.

Stimmung: Stetig. 8

Cöln, 26. Januar. (W. T. B.) Rüböl loko 61,50, Mai 60,00.

Bremen, 26. Januar. (W. T. B.) (Börsenschlußbericht.) Privatnotierungen. Schmalz. Niedriger. Loko, Tubs und Firkin 63, Doppeleimer 64. Kaffee. Ruhig. Offizielle Notierungen der Baumwollbörse. Baumwolle. Ruhig aber stetig. Upland loko middling 74 ¼. 1

26. Januar. (W. T. B.) Petroleum amerik spez. Gewicht 0,800 ° loko lustlos, 6,30.

Hamburg, 27. Januar. (W. T. B.) „Vormitta sbericht. Kaffee. Ruhig. Good average Santos März 35 ¾ Gd., Ma 36 ¼ Gd., September 36 Gd., Dezember 35 t Gd. Zucker⸗ markt. (Anfangsbericht.) Stetig. Rübenrohzucker I. Produkt Basis 88 % Rendement neue Usance, frei an Bord Hamburg Januar 12,80, März 12,95, Mai 13,10, August 13,30 Oktober 11,32 ½, Dezember 11,17 ½.

Budapest, 26. Januar. (W. T. B.)

August 13,70. 8

London, 26. Januar. (W. T. B.) Rübenrohzucker 88 % Januar 12 . 10 ¾ d. Wert, stetig. avazucker 96 % prompt 13 sh. 6 d. Verkäufer, ruhig.

London, 26. Januar. (W. T. B.) (Schluß.)

Kupfer stetig, 60 ¼, 3 Monat 61 2⁄16.

Liverpool, 26. Januar. (W. T. B.) Baumwolle. Umsatz: 12 000 Ballen, davon für Spekulation und Export ee Tendenz: Ruhig. Amerikanische middling Lieferungen : Willig

Januar 7,44, Januar⸗Februar 7,44, Februar⸗März 7,45 März⸗April 7,47, April⸗Mai 7,48, Mai⸗Juni 7,50, Juni⸗