Laut Meldung des „W. T. B.“ sind S. M. S. „Scharn⸗ horst“ mit dem Chef des Kreuzergeschwaders an Bord und S. M. S. „Leipzig“ gestern in Yokachi (Japan) eingetroffen.
S. M. S. „Iltis“ ist gestern von Nochou (Nangtse) nach Itschang (Yangtse) abgegangen.
S. M. S. „Otter“ ist gestern in Tschengling ein⸗ getroffen und geht heute von dort nach Tschangscha ab.
S. M. Flußkbt. „Vaterland“ ist vorgestern in Itschang eingetroffen.
S. M. Flußkbt. „Tsingtau“ ist gestern von Canton nach
lacao in See gegangen.
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Mecklenburg⸗Schwerin.
Seine Königliche Hoheit der Großherzog hat gestern die von Mitgliedern der Ritterschaft und der Landschaft am 16. April d. J. in Rostock gewählte Deputation empfangen und ihr, „W. T. B.“ zufolge, eröffnet, daß er zwar aus der erbetenen Audienz das dankenswerte Be⸗ streben entnehme, mit der Regierung zu einer Ver⸗ ständigung über die Verfassungsreform zu gelangen, jedoch in der Resolution mit dem Güstrower Protokoll eine geeignete Grundlage zur Verständigung nicht zu erblicken vermöge. Eine Zurückziehung der bisherigen Regierungsvorlage könne daher zurzeit nicht in Frage kommen. Er, der Groß⸗ herzog, halte sich aber für verpflichtet, kein Mittel unversucht zu lassen, mit den gesetzgebenden Faktoren des Landes zu einer Einigung über die Verfassungsreform zu gelangen. Er werde daher seine Regierung beauftragen, mit einzelnen Mitgliedern der Ritterschaft und der Landschaft einen Meinungsaustausch herbeizuführen, durch den ihnen Gelegenheit geboten werden solle, ihre Ansichten darzulegen.
In ihrem Gutachten zu dem Gesetzentwurf üb land schlägt die Grundgesetzkommission dem finnischen Landtage, „W. T. B.“ zufolge, vor, zu erklären, es sei ihm unmöglich, das verlangte Gutachten abzugeben, weil der Gesetzentwurf eine radikale Abänderung der Grundgesetze Finnlands bedinge und der Landtag auf sein Beschlußrecht nicht verzichten könne. Der Landtag sei aber bereit, an der Entscheidung der Fragen, die den Konflikt hervorgerufen hätten, in der für Finnland fest⸗ gesetzten gesetzgeberischen Ordnung mitzuwirken. “
Türkei.
Nach der offiziellen Verlustliste des Kriegsministeriums sind bei den Kämpfen am 30. v. M., die mit der Besetzung von Katschanik endigten, drei Offiziere und 24 Soldaten ge⸗ tötet, fünf Offiziere und 89 Soldaten verwundet worden. Die Rebellen hatten 500 Tote, unter denen sich ihr Führer Idriß Sefer befindet.
Vorgestern fand nach einer Meldung des „W. T. B.“ ein Kampf bei Morawabalka statt, in dem die Rebellen in die Flucht geschlagen wurden. Die Albanesen, die in Djakowa eingedrungen sind, wurden zerstreut. 161AX““
Amerika. Der Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika aft hat vorgestern in Pittsburg eine Rede gehalten, in der er die auswärtige Politik des Staatssekretärs Knox, namentlich Nicaraguag gegenüber, verteidigte. „W. T. B.“ zufolge erklärte der Präsident:
Die Beziehungen der Vereinigten Staaten zu Süd⸗ und Zentral⸗ amerika seien nie freundlicher gewesen. Daß ein Krieg zwischen Peru und Bolivia vermieden worden sei, habe man Knox mitzu⸗ verdanken. Die Beziehungen zwischen Peru und Ecuador seien ge⸗ spannt, doch sei Knox bestrebt, eine ehrenvolle Lösung herbeizuführen. Von Nicaragua würden die Vereinigten Staaten, sobald die dortige Regierung anerkannt sei, Genugtunng für die Verletzung amerikanischer
te fordern.
— Der amerikanische Senat hat zwei Amendements zum Eisenbahngesetz angenommen, nach denen der Paragraph über Handelsabmachungen und der Paragraph, der den Zu⸗ sammenschluß von Eisenbahngesellschaften gestattet, gestrichen
werden sollen.
Wie das „W. T. B.“ meldet, beliefen sich nach einem gestern veröffentlichten Exposé über die Finanzlage Brasiliens im Jahre 1909 die Staatseinnahmen auf 32 069 000, die Ausgaben auf 30 875 524 Pfd. Sterl. Die Einnahmen im ersten Quartal dieses Jahres waren um etwa 1 ½ Millionen Pfd. Sterl. höher als im entsprechenden Zeitraum des Vorjahres. Die äußere Schuld beträgt zurzeit 78 320 000 Pfd. Sterl. und 240 Millionen Francs. Im Laufe des letzten Finanzjahres, in dem die durch die Fundierungsanleihe von 1892 unterbrochene Schuldentilgung wieder aufgenommen wurde, sind für 892 700 Pfd. Sterl. Titel der äußeren Schuld getilgt worden, im Laufe des gegenwärtigen Finanzjahres 481 680 Pfd. Sterl. Der Saldo bei den Banken belief sich im März auf 8 Mil⸗ lionen Pfd. Sterl. Der Wert der Ausfuhr betrug 63 724 440 Pfd. Sterl., der der Einfuhr 37 139 354 Pfd. Sterl. Die Ausfuhr hat eine Zunahme erfahren, die hauptsächlich auf die Steigerung des Kautschuk⸗ und des Kaffeepreises zurückzuführen ist. Im ersten Quartal dieses Jahres betrug der Wert der Ausfuhr 14 095 870, der der Einfuhr 11 635 000 Pfd. Sterl. Die Dampfer der Handelsflotte weisen einen Gehalt von 93 594 t auf; die Gesamtstrecke der Eisenbahnneubauten beträgt 600 km.
8 Asien.
. Täbris eingegangener Befehl des Ministers des Innern untersagt, der „St. Petersburger Telegraphen⸗ agentur“ zufolge, die Bestätigung eines jeden Kauf⸗ vertrags mit Ausländern ohne eine vorherige Ge⸗ Ministers des Auswärtigen. Dies von Turk⸗ igt den mit Nußland. ie inisters des Auswärtigen in ““ beru 82 auf air, euee 2 ver⸗ . ie Bestätigung gesetzmäßiger ufkontrakte mit mfsscchen Urnerianen
1 2 einer Meldung des „W. T. B.“ aus Choi pro⸗
jestiert die Mehrheit der Bevölkerung gegen die vom Medschlis genommene Salzsteuer. Es
ue,. Leh Peee ve loßen
tionen ver⸗
5 Koloniales. 1 Infolge der Entwicklung der Dinge auf den Diamantfeldern Deutsch⸗Südwestafrikas nördlich vom Sperrgebiet hat sich die Errichtung neuer Zoll⸗ und Polizeistationen nicht länger aufschieben lassen. Der Gouverneur hat daher die Errichtung mehrerer mit Zollbeamten besetzter Zollstationen, an der Swakop⸗ mündung, in Nonidas, Ururas, Sandwichhafen und Empfängnisbucht, sowie einer Polizeistation in Empfängnisbucht verfügt. Die Zollstation Haigamkhab wird mit dem Tage der Indienststellung der Zollstation Nonidas aufgehoben.
— Zum Tode des Bondelkapitäns Johannes Christian in Deutsch⸗Südwestafrika, über den bereits berichtet wurde, meldet der Gouverneur weiter, daß die Bondels sich offenbar mit dem Gedanken vertraut gemacht haben, daß ihre Stammesangelegenheiten in Zukunft von einem Rate und nicht mehr von einem Kapitän ge⸗ leitet werden sollen. Sie sind den Anordnungen der Ver⸗ waltung bereitwillig gefolgt und haben nicht auf eine Kapitänswahl gedrängt. Der zu dem neueingesetzten Rate gehörige Bondelführer Abraham Kaffer ist von den Vorleuten als Werft⸗ ältester für Warmbad gewählt und, da er als zuverlässig erscheint, als solcher anerkannt worden. Dem jetzigen Kommissar ist es ge⸗ lungen, einen unbedingten Einfluß auf die Bondels zu gewinnen; s hat sich gezeigt, daß er das Vertrauen der Leute in hohem Maße
e besitzt.
Parlamentarische Nachrichten.
Der Bericht über die gestrige Sitzung des Reichstags und der Schlußbericht über die gestrige Sitzung des Hauses der Abgeordneten befinden sich in der Ersten und Zweiten Beilage.
— In der heutigen (79.) Sitzung des Reichstags, welcher der Staatssekretär des Innern Delbrück, der Staats⸗ sekretär des Reichspostamts Kraetke, der Staatssekretär des Reichskolonialamts Dernburg und der Staatssekretär des Reichsjustizamts Dr. Lisco beiwohnten, wurde der Bericht der Reichsschuldenkommission vom 21. März 1910 ohne Debatte der Rechnungskommission überwiesen.
Die von dem Gerichtsassessor a. D. Henschel in Hamburg beantragte Genehmigung der Strafverfolgung des Abg. Dr. David (Soz.) wegen Beleidigung wurde auf Antrag der Geschäftsordnungskommission versagt.
Die Vorlage wegen Aenderung des Posttargesetzes gelangte in dritter Wsung ohne Diskussion endgültig zur An⸗ nahme.
Hierauf setzte das Haus die zweite Lesung der Vorlage, betreffend die Zuständigkeit des Reichsgerichts, fort.
Zu Grunde liegt der von dem Abg. Dr. Junck erstattete Bericht der 14. Kommission. Die Spezialdiskussion wurde beim Art. III, der die Aenderungen der Zivilprozeßordnung enthält, wieder aufgenommen.
Nach Ziffer 2 soll dem § 545 folgender Absatz hinzu⸗ gefügt werden:
„Gegen Urteile, durch welche über die Anordnung, Abänderung oder Aufbebung eines Arrestes oder einer einstweiligen Verfügung entschieden wird, ist die Revision nicht zulässig.“
Abg. Heine (Soz.) beantragte unter Bezugnahme auf seine in ’ Generaldebatte gemachten Ausführungen die Ziffer 2 zu strei
Schluß des Blakas.) 8
— Das Haus der Abgeordneten setzte in der heutigen (65.) Sitzung, welcher der Minister der geistlichen ꝛc. An⸗ gelegenheiten von Trott zu Solz beiwohnte, die dritte Be⸗ ratung des Staatshaushalts etats für das Rechnungs⸗ jahr 1910 und zwar zunächst die Besprechung des Etats des Ministeriums der geistlichen, Unterrichts⸗ und Medizinalangelegenheiten fort.
Abg. Gyßling (fortschr. Volksp.): Bei der zweiten Lesung ist hier die Frage einer gesetzlichen Regelung des Privatmädchenschul⸗ wesens zur Sprache gebracht worden. Leider steht die Regierung dieser Frage noch kühl gegenüber. Nach den Verhandlungen dieses Hauses aber kann man sagen: die Fraße der gesetzlichen Regelung des Privatmädchenschulwesens ist auf dem Marsche. Schon bei Beratung des Schulunterhaltungsgesetzes haben wir eine Resolution beantragt, welche die Regierung aufforderte, eine gesetzliche Regelung herbeizuführen. Diese Resolution wurde zwar abgelehnt, aber nicht aus prinzipiellen, sondern lediglich aus Zweckmäßigkeitsgründen. Neuerdings und auch bei der zweiten Lesung haben sich Redner fast aller Parteien für die gesetzliche Regelung erklärt. Die Schwierig⸗ keiten, die der Ministerialdirektor damals ins Feld führte, scheinen mir nicht unüberwindlich zu sein. Es ist ein unhaltbarer Zustand, daß die Lehrer an diesen Anstalten schlechter gestellt sind als an den staatlichen. Die Regierung sollte sich dieser Einsicht nicht verschließen.
Abg. Cassel (fortschr. Volksp.): Im Interesse meiner Glaubens⸗ genossen im Lande möchte ich nochmals auf die Verweigerung der Annahme eines jüdischen Praktikanten im Kreiskrankenhaus zu Britz zurückkommen. Nach der Prüfungsordnung können die Praktikanten die Anstalt wählen, an der sie tätig sein wollen. Was für einen Zweck hat das Wahlrecht, wenn sie doch nicht aufgenommen werden? Nach der Verfassung ist das staatsbürgerliche Recht unabhängig von dem Bekenntnis. Ich möchte an den Kultusminister die Frage rlichten, ob er es miß⸗ billigt, daß ein Praktikant lediglich wegen seiner Religion zurück⸗ gewiesen wird. Es würde Beruhigung im Lande hervorrufen, wenn die Regierung dies mißbilligen würde.
Minister der geistlichen, Unterrichts⸗ und Medizinalangelegen⸗ heiten von Trott zu Solz: Ich glaube diese Frage schon bei der zweiten Lesung beantwortet zu haben; es scheint aber, als ob ich mich nicht deutlich genug ausgedrückt habe, und nachdem jetzt diese Frage direkt an mich gerichtet worden ist, bin ich gern bereit, sie dahin zu beantworten, daß ich es nicht für richtig halte und nicht billigen könnte, wenn die Annahme von Praktikanten in Krankenanstalten, die nicht konfessionellen Charakters sind, davon abhängig gemacht würde, welcher Religion der zuzulassende Praktikant angehört oder nicht. Ich hoffe, daß durch diese Erklärung die Mißverständnisse beseitigt werden, die dem Abg. Cassel Anlaß zu seiner Frage geboten haben
Abg. Müller⸗Prüm (Zentr.) spricht im Namen der Vertreter der Rheinprovinz den Wunsch aus, daß die Anordnung der obji⸗ ene Leichenschau für die ländlichen und besonders für die Ge⸗
irgsgegenden der Rheinprovinz wieder rückgängig gemacht werde. Zur Beruhigung der Bevölkerung würde es mindestens wünschens⸗ wert sein, eine Aufklärung über die große sanitäre Bedeutung der Leichenschau erfolge und daß ferner von der Bestimmung der Oberpräsidialverfügung gemacht werde, na der in dünnbevölkerten Gegenden, wo die Heranziehung von Aerzten große Schwierigkeiten und Kosten mache, die Leichenschau durch geeignete Laien, wie Krankenpfleger usw., vorgenommen werden könne.
Ein Antrag des Abg. von Arnim (kons.) auf Schließung der Debatte wird mit den Stimmen der Rechten und eines Teils des Zentrums angenommen.
Abg. Schreiner (Zentr.) bedauert, dadurch verhindert zu sein, das Wort zu nehmen.
Hoffmann (Soz.): Ich konstatiere, daß nach den ver⸗ schiedensten Angriffen, die in geradezu unerhörter Weise gegen mi
und meine Partei erhoben worden sind, Sie jetzt abermals den Schluß
“
1.“
8 834
herbeiführen, um zu verhindern, daß Sie die Antwort bekommen
Ihnen gebührt.
Abg. Dr. Hintzmann (nl.) bedauert, durch den Schluß hindert zu sein, den Minister auf verschiedene Punkte des Verhältnzh zu den städtischen Schulverwaltungen aufmerksan machen.
Abg. Dr. Duus ffortschr. eeg; und Abg. Dr. Bell⸗Eß (Zentr.) bedauern ebenfalls, nicht mehr sprechen zu können.
Der Etat des Ministeriums der geistlichen, Unterriche
und Medizinalangelegenheiten wird bewilligt.
Es folgt der Etat der Eisenbahnverwaltung.
Abg. Reck (kons.): Im Januar erkundigte sich in meiner Lig⸗ stadt Lyck in einem Möbelgeschäft ein Beamter der dortigen Eis⸗ bahnbetriebsinspektion nach den Preisen und Lieferungsbedingungen Möbel; diese wurden zur Ausstattung eines neuen Hauses für unds heiratete Eisenbahnbeamte gebraucht. Am 2. Februar erhielt das . schäft die Aufforderung, eine Offerte einzureichen. Das Objekt⸗ trug etwa 800 ℳ. Das Geschäft erklärte sich auf weitere Anfra⸗ bereit, in 3 Wochen zu liefern. Unter der Hand erfuhr der Geschä inhaber sodann, daß er bei dieser Submission mit annähernd 100 am billigsten war, und rechnete daher auf den Zuschlag. Er richte sich mit Arbeitskräften und Material auf die Lieferung ein, erhie aber am 12. März von der Betriebsinspektion die Nachricht, da Möbel auf Verfügung der Eisenbahndirektion in Königsberg bei Strafanstalt bestellt worden sind. Dieses Geschäft zahlt jährlich 400 5000 ℳ Fracht an die Eisenbahn. Das Handwerk kann verlangal daß die Gefängnisarbeit nach Möglichkeit eingeschränkt wird. Hoffen lich schafft der Antrag Hammer einigermaßen Wandel. Ich bitte de Minister dringend, die Eisenbahndirektionen anzuweisen, daß sie de Handwerk mehr berücksichtigen.
Abg. Gronowski (Zentr.) kritisiert eine Verfügung, nach de für die Eisenbahnarbeiter, die Ueberstunden gemacht 8 nächsten Tage Feierschichten eingelegt werden; das sei geradezu ein Bestrafung für die Ueberstunden. Wie stehe es übrigens mit d Zusage des Ministers, daß die älteren, für die Pension eigentlich jgh⸗ schon in Betracht kommenden Arbeiter noch durchgeschleppt werde sollen, damit sie in den Genuß der höheren Pensionssätze komme
Unterstaatssekretär Fleck: Der Minister der öffentlichen A ist durch eine heftige Erkrankung an Influenza zu seinem lebha Bedauern verhindert, der Beratung beizuwohnen. Er hat mich seiner Vertretung beauftragt. Auf die Worte des Vorredners ka ich erwidern, daß inzwischen ein Erlaß des Ministers ergangen ie worin die Durchhaltung der älteren Arbeiter angeordnet wird, u ihnen die höheren Pensionen zukommen zu lassen. Er hat also damt seine Zusage eingelöst.
Abg. Dr. Schepp (fortschr. Volksp.) führt darüber Beschwere daß einer Baufirma die Ausführung einer Eisenbahnstrecke unter de Voraussetzung aufgetragen worden sei, daß einige Grundstücke bis; einem bestimmten Termin enteignet sein würden. Die Firma he nun alle möglichen Vorbereitungen getroffen, plötzlich aber sich herausgestellt, daß die Grundstücke trotz der Versprecht der Behörde nicht enteignet wurden. Infolgedessen habe die F das angeschaffte Material unbenutzt liegen lassen müssen und se schließlich in Konkurs geraten, weil ihr Abschlagszahlungen und V schüsse verweigert worden seien. Ihr Verlust betrage ungeft 200 000 ℳ. Der Redner fragt die Verwaltung, ob ihr dieser Fal bekannt sei, und welche Schritte sie unternehmen wolle, um eim Remedur herbeizuführen.
Unterstaatssekretär Fleck: Dieser Fall ist uns nicht bekannt; wi werden ihn untersuchen. “ 6
(Schluß des Blattes.)
Statistik und Volkswirtschaft. Die vorläufigen Ergebnisse der außerordentlichen Vieh⸗ zählung vom 1. Dezember 1909 für den preußischen Staat Die Notwendigkeit der Erfassung des rasch wechselnden Vieh⸗ standes in möglichst kurzen Zwischenräumen wird von allen sack kundigen Seiten immer mehr anerkannt. So kam es, daß der zwischen den einzelnen Zählungen liegende Zeitraum, der früher mehrere Jahn betrug, immer mehr verkürzt wurde. Von 1900 bis 1906 wurde ale zwei Jahre, von da ab jährlich gezählt. Der erhebliche Aufwand an Zeit und Mühe bei der Aufnahme und Aufbereitung und die be deutenden Kosten führten indessen dazu, die zwischen die größere Reichsviehzählungen eingeschobenen preußischen Zwischenzählungen nm als solche kleineren Umfangs einzurichten, d. h. es wurden in da Regel nur Pferde, Rinder, Schafe und Schweine, mitunter auch noch Ziegen, und stets nur mit den wichtigsten Unterabteilungen hinsichtlich des Alters und Geschlechts gezählt. Eine solche Erhebung kleineren Um⸗ fanges war auch die vom 1. Dezember 1909, deren vorläufige Erges⸗ nisse jetzt in der „Stat. Korr.“ veröffentlicht worden sind. Die end⸗ gültigen Ergebnisse, mit deren Aufbereitung das preußische Statistische Landesamt zurzeit beschäftigt ist, werden allen früheren Erfahrunge gemäß von den vorläufigen in keinem Punkte wesentlich abweichen, ir daß man sich über die im Viehstande neuerdings eingetretenen Ver schiebungen schon heute ein zutreffendes Bild machen kann. Der Wen des endgültigen Ergebnisses gegenüber dem vorläufigen liegt in der Haurt sache nur in der Feststellung der Unterarten bei den einzelnen Viek⸗ gattungen, die nach der Technik der Erhebung und Aufbereitung fir das vorläufige Ergebnis noch nicht in Frage kommen können. Vergleicht man zunächst den bei der neuesten Zählung ermittelten Viehstand mit dem in früheren Jahren festgestellten, so ergibt sich folgendes: Es waren vorhanden im Jahre Pferde Rinder 1873 B2 282 55 8 639 514 E11“ 3 8 737 641 1892 2 653 661 9 871 521 1897 2 808 419 10 552 672 1900 2 923 627 10 876 972 1902 2 927 484 10 405 769 1904 2 964 408 11 156 133 1906 3 018 443 11 646 90s8 1907 3 046 304 12 011 584 1908 3 062 835 12 089 072 5 260 238 3 422 373 1909 3 078 060 11 751 921 4 971 813 14 140 517. Bei der Vergleichung dieser Zahlen darf nicht übersehen werden, der die Viehzählungen von 1873 und 1883 am 10. Januar, alle übrigen dagegen am 1. oder 2. Dezember stattfanden, die ersteren also en Bild des niedrigsten, die anderen ein solches des mittleren Viehstandek während des ganzen Jahres geben. Im übrigen ist der Viehstand des Herzogtums Lauenburg, das erst seit dem 1. Juli 1876 zu Preußen gehört, schon für 1873 dem preußischen hinzugerechnet worden. Bei den Pferden ist die Entwickelung am ruhigsten vor sich gegangen; jede Zählperiode, auch die neueste, hat einen Zuwachs g. 1
Schweint 4 294 926. 5 819 136 7 725 601 9 390 231 10 966 921 12 749 995 12 563 899 15 355 959 15 095 854
Schafe 19 666 794 14 752 328 10 109 594
5 660 529 5 408 867
racht, der allerdings niemals bedeutend gewesen ist. Von 1908 anf 909 war der Zuwachs aber geringer als in jeder anderen Zeit, gesehen von 1900 auf 1902. 1 Unruhiger ist die Entwicklung bei den Rindern. Um sie richtis zu beurteilen, tut man hier wie im folgenden am besten, gleichzeitig die beiden nächsten Uebersichten mit zu Rate zu ziehen; in der ersten wird die Verschiebung bei den einzelnen Viehgattungen in absolutam und in Verhältniszahlen dargestellt; in der zweiten sind die zwischen den einzelnen Zähljahren liegenden ungleich langen Zwischenräumt durch Berechnung eines Jahresdurchschnitts ausgeglichen worden. Man ersieht daraus, daß der Rindviehbestand sich anfangs langsam ver⸗ mehrte, bis dann in der Zeit von 1900 auf 1902 zum ersten M. eine Abnahme eintrat. Schon die nächste Zähluug wies aber wieden eine so starke Zunahme nach, wie sie bislang überhaupt noch nicht in verzeichnen gewesen war. Augenscheinlich bemühte sich die Landwirt⸗ schaft, den vorher eingetretenen Verlust schleunigst wieder gutzum Dann verlangsamte sich die Zunahme und war von 1907 auf 1908 nmu
12 “ 8 1“ 1““
gering, bis endlich von 1908 auf 1909 wieder ein ziemlich beträchtlicher Verlust eintrat. Schon die Ergebnisse der Zählung von 1908 ließen eine Abnahme für das kommende Jahr voraussehen; vmals nämlich hatte zwar die Gesamtzahl des Rindviehes zugenommen, ich sehr wenig, aber gerade die jüngsten Altersklassen, die den Nachwuchs darstellten, hatten einen Bestandsverlust von nicht weniger als 20,73 v. H. zu verzeichnen.) Nimmt man dazu noch die hohen Futtermittelpreise, so kann der geschilderte Ausfall nicht auffallen. Es bleibt nur zu hoffen, daß die preußische Landwirtschaft, wie nach dem Verluste von 1902, auch diesmal ihre Kraft daransetzt, den Verlust sobald wie möglich wieder wett zu machen. Ob Aussichten dazu vorhanden sind, kann erst erkannt werden, wenn die endgültigen Ergebnisse der letzten Zählung mit ihrer Unterscheidung nach Alters⸗ klassen vorieger 1
Die Schafe haben sich abermals vermindert, und zwar wieder rascher als einige Jahre zuvor. Nach der Zählung von 1906 und noch mehr nach der von 1907 schien es so, als ob die bisher stets rück⸗ läufige Bewegung in der Entwickelung des Bestandes an Schafen bald zum Stillstande kommen sollte, — eine Vermutung, die irrig gewesen zu sein scheint.
Das Hauptinteresse nimmt gewöhnlich, schon ihrer starken Schwankungen wegen, die Entwickelung des Bestandes an Schweinen in Anspruch. Während sich bis zum Jahre 1902 eine andauernde, allmählich immer rascher werdende Zunahme zeigte, sank die Zahl von 1902 auf 1904 um ein Geringes und ob sich dann von 1904 auf 1906 so außerordentlich, wie nie zuvor 85 nur annähernd (man vergleiche insbesondere die unten folgende Uebersicht der durchschnitt⸗ lichen jährlichen ehgngh. Von 1906 auf 1907 ging die Zahl der Schweine wieder zurück — eine angesichts der dur hohe Schweine⸗ seischpreise hervorgerufenen Massenaufzucht des Jahres 1906 weder bedenkliche, noch auch nur verwunderliche Erscheinung. Von 1907 auf 1908 fiel der Schweinebestand aber weiter, und zwar so stark, daß er den von 1902 nur noch um rund 700 000 Stück überragte. In Verhältniszahlen ausgedrückt,
noch sehr
Abedeutete dies gegen 1907 eine Abnahme von 11,09 v. H. Der —
allerdings durch ganz besondere Verhältnisse hervorgerufene — Be⸗ standsgewinn des Jahres 1906 ging damit wieder völlig verloren. 1909 findet man plötzlich wieder eine Zunahme um 718 144 Stück oder 5,35 v. H., womit der Bestand an Schweinen aber immer noch um mehr als 1 Million hinter dem des Jahres 1906 zurückbleibt. Angesichts der ziemlich hohen Futterpreise des Jahres 1909 mag diese Vermehrung zunächst etwas auffallend erscheinen, sie erklärt sich aber wohl aus einer sehr lebhaften Nachfrage nach Schweinefleisch; offenbar waren die in den beiden Vorjahren eingetretenen Lücken doch zu groß, um auf die Dauer für die Bevölkerung erträglich zu sein, so daß viele Schweine neu eingestellt wurden, obwohl ihre Aufzucht im Jahre 1909 nicht gerade billig war. Man sieht jedenfalls wieder, daß im Schweinebestande ganz außerordentliche Schwankungen vorkommen. Wie wichtig dieses Auf und Nieder für die Volksernährung ist, be⸗ darf keiner Darlegung; daß sein Vorhandensein aber anerkannt oder doch wenigstens zahlenmäßig erfaßt worden, ist lediglich eine erwünschte Folge der jährlichen Viehzählungen, die wir früher nicht hatten. Niemand weiß, ob frühere Zeiten nicht ähnlich stürmische Bewegungen gebracht haben; fielen sie etwa in Jahre, in denen keine Viehzählung stattfand, so blieben sie fast völlig unbemerkt. Mögen die starken Schwankungen sich auch im Laufe der Jahre ausgleichen, Bevölkerung, Wissenschaft und Verwaltung schweben über sie gleichmäßig im Dunkeln, solange ihr Vorhandensein aus manchen Anzeichen sich wohl permuten, ihre Stärke aber zahlenmäßig sich nicht erfassen läßt.
Es vermehrten (+) oder verminderten 86 sich überhaupt in absoluten und in Verhältniszahlen während der nebenstehenden
Zeiträume “
die Rinder
Stück 98 127 1 133 880 681 151 324 300 471 203 750 364 490 775 364 676 77 488 337 151
G
8
von 873 — 83 883 — 92 892 — 97 897 — 1900 900 — 02 902 — 04 904 — 06 906 — 07 907 — 08 908 — 09
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883 — 92 — 4 642 734 3 906 465 892 — 97 — 2 250 498 8 664 630 897 — 1900 — 857 578 1 576 69 900 — 02 — 1 083 820 783 077 902 — 04 — 257 169 5 904 — 06 — 225 476 906 — 07 — 26 186 907 — 08 — 148 629 — 908 — 09 — 288 425 — 718 144 + 5,35.
Es vermehrten (+) oder verminde rten (—) sich im Jahres⸗
urchschnitt — die Pferde die Rinder um Stück uum Stück 13 493 9 813 23 629 113 388 30 952 136 230 38 403 108 100 1 929 235 602 18 462 375 182 27 018 245 388 27 861 364 676 16 531 77 488 15 225 337 151 die Schafe G die Schweine um Stück 1 m Stück v. H. 491 447 152 421 3,55 464 273 — 190 647 450 100 — 332 926 285 859 — 525 563 541 910 128 585 112 738 26 186
†,
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von 873 — 83 883 — 92 892 — 97 897 — 1900 900 — 02 902 — 04 904 — 06 906 — 07 907—08 908 — 09
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708 209 — 288 425 58 XP 718 144 +
1 “ 8 2
Die Veröffentlichung des Statistischen Landesamts stellt die im iehbestande seit 1908 eingetretenen Veränderungen auch nach Pro⸗ nzen und Regierungsbezirken dar. Die stärkste Vermehrung ist
üh den Pferden, wie im Vorjahre, auch diesmal wieder in Schleswig⸗ olstein festzustellen, bekanntlich einer an Pferden besonders reichen ovinz. Auch in Hannover war die Zunahme beträchtlich, namentlich Regierungsbezirk Stade, während der Reg.⸗Bez. Hildesheim einen einen Verlust erlitten hat; schon im Vorjahre zeichnete sich Stade durch
e besonders lebhafte Vermehrung aus. Geringere Zunahmen des estandes weisen noch Brandenburg, Pommern, Posen, Schlesien
d, was der altberühmten Pferdezucht halber bemerkenswert ist, Ost⸗ eußen auf. Hier entfällt auf den Reg.⸗Bez. Gumbinnen die stärkste inahme. Die übrigen Provinzen haben verloren, außer dem Stadt⸗ ise Berlin aber nur wenig. Der Rückgang in Berlin wird schon längerer Zeit beobachtet und erklärt sich wohl ohne weiteres aus immer mehr steigenden Automobilverkehr. Im allgemeinen zeigt
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21Se Dr. Petersilie: r Pfeuhen 8⸗- ,in der Zeitschrift des Königl. preuß. Statist. Landes⸗ its, Jahrg. 1908 Zeitschrif 8
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sich, daß die vorwiegend ländlichen Gebiete gewonnen, die vorwiegend industriellen verloren haben. ““ — 8
Der Bestand an Rindern ist in sämtlichen Provinzen zurück⸗ egangen, dabei, was beachtenswert ist, in der besonders rinderreichen Peapie Schleswig⸗Holstein verhältnismäßig am wenigsten. Sehr tark ist der Verlust in der Rheinprovinz, und zwar namentlich in den Bezirken Koblenz und Trier, während er in den hauptindustriellen Bezirken viel geringer ist. Auch Posen hat viel verloren, ebenso Schlesien, Hessen⸗Nassau, Ost⸗ und Westpreußen; in letztgenannter 68 wurde besonders schwer der rinderreiche Bezirk Marienwerder
etroffen.
Die Schafe haben in der Rheinprovinz eine Vefans ahng er⸗ fahren, sonst, abgesehen von dem nicht vergleichbaren Stadtkreise Berlin, überall eine Abnahme. Die Zunahme in der Rheinprovinz zeigte sich schon im Vorjahre. Besonders starke Verluste haben in Verhältnisziffern, abgesehen von dem kleinen Hohenzollern, Schleswig⸗ Herstemn und Hessen⸗Nassau und hier namentlich der Casseler Bezirk erlitten.
Die Schweine endlich haben in allen Provinzen, mit Ausnahme der Rheinprovinz, zugenommen. Auch in der Rheinprovinz ist der Verlust gering und betrifft fast nur den Bezirk Trier. Starke Zunahmen haben Hannover und Schleswig⸗Holstein (um je über 100 000 Stück), daneben Ost⸗ und Westpreußen sowie Posen erfahren. In Ostpreußen ist dies besonders erfreulich, weil hier 1907 und wieder 1908 be⸗ deutende Abnahmen eingetreten waren; ausgeglichen ist damit der Verlust aber bei weitem noch nicht.
Zur Arbeiterbewegung.
Der seit längerer Zeit bestehende Ausstand der Former der Eisengießerei Potthoff u. Flume, Lünen, dauert, der „Rh.⸗Westf. Ztg.“ zufolge, noch fort. Die von der Stadt gemachten Versuche um guütliche Beilegung sind gescheitert. Mit dem gestrigen Tage sind sämtliche Arbeiter der Eisengießereien „Westfalia“, Schul u. Co. und Flume und Lenz ausgesperrt. Es kommen
Arbeiter in Frage. Der Arbeitgeberverband im Baugewerbe für Vegesack, Blumenthal und Ungegend hat, wie „W. T. B.“ aus Bremen meldet, mit 106 Stimmen gegen 6 Stimmen beschlossen, zum 4. Mai (heute) alle organisierten Arbeitnehmer auszusperren. Von der Aussperrung werden 581 Mann betroffen. 75 nicht organisierte Arbeiter werden weiter beschäftigt. .
Der Ausschuß der Baumwollenspinnereibesitzer in Manchester hat, wie „W. T. B.“ meldet, gestern vormittag be⸗ schlossen, unter den Arbeitgebern eine Abstimmung darüber zu ver⸗ anstalten, ob die Arbeiter nach einem Monat ausgesperrt werden sollen, um sie zur Annahme der Lohnherabsetzungen zu zwingen.
In Dünkirchen haben sich, wie „W. T. B.“ meldet, gestern die Streikunruhen (vgl. Nr. 103 d. Bl.) wiederholt. Die Ausständigen bewarfen die Gendarmerie mit Steinen. Ein De⸗ monstrant gab einen Revolverschuß ab, durch den ein anderer ver⸗ wundet wurde. Truppenverstärkungen sind eingetroffen. Im ganzen sind jetzt 4000 Soldaten zur Aufrechterhaltung der Ordnung dort. Die Zahl der Ausständigen beträgt etwa 12 000. Die meisten Läden, insbesondere die Banken, waren gestern ge⸗ schlossen, da die Geschäftsleute ernste Ruhestörungen befürchteten. Viele Straßen waren von den Truppen abgesperrt, die auch den Hafen und die Befestigungen besetzt hielten. Der Straßenbahnverkehr war vollständig eingestellt.
Aus Lorient wird dem „W. T. B.“ gemeldet, daß das Per⸗ onal der Fische reidampfergesellschaften zum Protest gegen sden neuerdings eingeführten verkürzten Lohntarif in den Ausstand ge⸗ treten ist.
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Wohlfahrtspflege.
Die Stadtabteilung des Verbandes Berlin der Genossen⸗ schaft freiwilliger Krankenpfleger im Kriege vom Roten Kreuz hat einen Bericht über ihre Tätigkeit in der Zeit vom Januar 1909 bis Ende März 1910 erstattet, dem zu entnehmen ist, daß die Abteilung mit regem Eifer und mit gutem Erfolg den Zielen der Fenoffenschaft nachgestrebt hat. Es wurden in der genannten Zeit 148 Personen theoretisch vorgebildet, von denen 39 auch einen vierwöchent⸗ lichen praktischen Pfle ckursus in einem Krankenhaus im Anschluß an die theoretische Ausbildung durchmachten. Kaufmännisch vorgebildete Mitglieder nahmen an einem Depotverwalterkursus teil, andere Mit⸗ glieder erhielten Anleitung zur Desinfektion oder beteiligten sich an einem Transportkursus. Die Stadtabteilung zählte Ende März d. J. 260 praktisch und 704 nur theoretisch ausgebildete Mitglieder; von diesen sind 60 bezw. 124 militärpflichtig. Aus Anlaß der Erdbeben⸗ katastrophe im Dezember 1908 in Italien stellten sich 42 Mitglieder dem Zentralkomitee der Deutschen Vereine vom Roten Kreuz zur Verfügung. Die Stadtabteilung hatte 18mal Gelegenheit, ihre ge⸗ schlossene Kolonne für Rettungsdienste zu verwenden; außerdem traten einzelne Mitglieder in 40 Fällen in Tätigkeit. Das Versorgungs⸗ wesen der Genossenschaft ist zum vorläufigen Abschluß gelangt, es umfaßt Unfall⸗ und Haftpflichtversicherung.
Literatur. 8 8
e“ Unter dem Titel: Theodore Roosevelt, Staats⸗ und Lebenskunst, hat Dr. M. Kullick Stellen aus den Reden und Botschaften des ehemaligen Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika ausgewählt, die, auf die verschiedensten Verhältnisse des privaten und des staatlichen Lebens bezugnehmend, einen Einblick in die Lebens⸗ und Staatsauffassung des kraftvollen Mannes gewähren, der, obwohl er jetzt nur ein Privatmann ist, doch noch das allgemeine Interesse an seine eigenartige Persönlichkeit fesselt. Das im Verlag von Karl Curtius in Berlin erschienene Buch (3 ℳ, eb. 4 ℳ) dürfte gerade in diesen Tagen, wo Theodore Roosevelt sich anschickt, Deutschland und die stadt zu besuchen, vielen doppelt willkommen sein. Der Herausgeber hat die ausgewählten Stücke unter gewisse Gesichtspunkte geordnet. Der Leser findet Auslassungen Roosevelts über Familie und Kinder, Erziehung und Unterricht, Spiel und Sport, den Bürger, Arbeit und Erfolg, Kapitalisten und Arbeiter, Handel und Industrie, Staat und Gesellschaft, die Regierung, Rechtspflege, Heer und Flotte, Krieg und Felegen und über das Ausland. Ein Abschnitt mit ee ge⸗ altenen Gedanken über praktische Moral schließt die reichhaltige und interessante Sammlung. 1 b — Der Verein Pie Lese E. V.“ in München setzt einen Preis aus von 1000 ℳ für die beste Beantwortung der Frage: Wie gewinnt man das Volk für gute Literatur? Der Verein rechnet insbesondere auf eine rege Beteiligung aus den Kreisen der berufenen Volksbildner, der Lehrer und Bibliothekare, der Beamten, der Vertrauensmänner der Gewerkschaften und ähnlicher Volkskenner. Es kommt bei der Beantwortung nicht auf lange Abhandlungen an, sondern auf gute, praktisch durchführbare Ideen. Das Preisrichteramt haben übernommen: Professor Dr. Adolf Koch, Privpatdozent Dr. Artur Kutscher, Rechtsanwalt Dr. Wilhelm Rosenthal, Schrift⸗ steller Karl Henckell, die Herausgeber der Wochenschrift „Die Lese“, Theodor Etzel und seör Muschner und der General⸗ sekretär des Vereins Gustav Mendelssohn⸗Bartholdy. Die Antworten sind nebst einem verschlossenen, mit Kennwort bezeichneten Brief, in dem Name, Stand und Adresse des Absenders enthalten sind, an die Geschäftsstelle der Lese E. V. München, Rindermarkt 10, mit der Aufschrift „Preisausschreiben“ bis spätestens 1. Juli einzusenden. Der Verein behält sich vor, Einsendungen, die nicht preisgekrönt werden können, aber Beachtung verdienen, besonders zu prämiieren. Diese prämiierten Antworten gehen, wie die preisgekrönte, mit allen Rechten in den Besitz des Vereins über. Die Entscheidung der Preisrichter wird bis spätestens 1. September d. J. gefällt und alsdann in der „Lese“, Literarische Zeitung für das deutsche Volk, veröffentlicht.
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1“ Kurze Anzeigen
eu erschienener Schriften, deren Besprechung vorbehalten bleibt.
Einsendungen sind nur an die Redaktion, Wilhelmstraße 32, zu richten. Rücksendung findet in keinem Falle statt.
Die Fürstin der Fürstinnen. Von Oskar Brüssau. Ein Gedenkblatt zum 100 jährigen Todestage der Königin Luise (19. Juli 1910). 32 S. mit 15 Illustr. (1 Expl. gegen Einsendung von 20 ₰ in Briefmarken), 25 Expl. à 18 ₰, 50 Expl. à 16 ₰, 100 Expl. à 14 ₰, 500 Expl. à 12 ₰, 1000 Expl. à 10 ₰, 3000 Expl. hid)nneht à 9 ₰J. Hamburg, Gustav Schloeßmanns Verlag (Gustavw Fick).
Das Recht auf Liebe. Roman von Karl von Heigel, 2 ℳ; gebdn. 3 ℳ. Berlin W. 50, Kurfürstendamm 236. Richard
Taendler.
Der häusliche Ratgeber. Von Felix und Wanda Moser. Gebdn. 2,50 ℳ. Berlin SW. 61, Belle⸗Alliancestr. 103. Richard Oefler. 8
Interessante Kriminalprozesse von kulturhistorischer Be⸗ deutung. Darstellung merkwürdiger Strafrechtsfälle aus Gegenwart und Jüngstvergangenheit. Von Hugo Friedlaender. Eingeleitet von Justizrat Dr. Sello. 3 ℳ; gebdn. 4 ℳ. Berlin W. 30, Aschaffenburgerstr. 16. Hermann Barsdorf.
Die Einheitlichkeit der englischen Auslandspolitik von 1500 bis zur Gegenwart. Von Erich Marcks. 1 ℳ. Stuttgart, J. G. Cotta'sche Buchh. Nachfolger.
Die Kampforganisationen Neu⸗Polens. Von M. Spatz. 8°. 5 Bogen 1,50 ℳ. München. J. F. Lehmann.
Statistisches Taschenbuch für das Deutsche Reich. Frühjahr 1910. Von Dr. Erich Simon. 2 ℳ. Berlin W. 9, Köthenerstr. 23. Ad. Bodenburg.
Deutsche Auslandspolitik und ihre Verleumder. Lichte historischer Tatsachen von einem aktiven Diplomaten. Leipzig, Dieterichsche Verlagsbuchh. Theodor Weicher.
Fie Laufbahnen des Militäranwärters im Reichs⸗ Herausgegeben von der d-S
25 ℳ.
1 ℳ.
post⸗ und Telegraphendienst. § leitung der Zeitschrift „Der Militär⸗Anwärter“. Band I. Berlin W. 10. Lützow⸗Ufer 5. S. Gerstmanns Verlag.
Lourdes im Lichte deutscher medizinischer Wissen⸗ schaft. Herausgeg. von Dr. Eduard Aigner. 1,20 ℳ. München, J. F. Lehmann. 8
Die Religion der Zukunft von Charles W. Eliot. Autorisierte Uebersetzung von E. Müllenhoff. 0,70 ℳ. Gießen, Alfred Töpelmann (vorm. J. Ricker). 1 “
Diskussion. Herausgeg. von Hans Ostwald. 1. Heft Lebte Jesus? 0,50 ℳ. Berlin W. 9. Eberh. Frowein.
Der wirtschaftliche Fortschritt, sein Verlauf und Wesen. Von Professor Waldemar Mitscherlich. 5 ℳ. Leipzig. C. L. Hirschfeld. * B
Die wirtschaftliche Lage der deutschen Handlungs⸗ gehilfen. Bearbeitet nach statistischen Erhebungen des Deutsch⸗ nationalen Handlungsgehilfenverbandes. 2,80 ℳ; gebdn. 3,80 ℳ Hamburg, Holstenwall 315. Verlag der Buchhandlung des D. H.⸗V.
Ostafrika im Aufstieg von Prosper Müllendorff Mit 6 in den Terxt eingedruckten Karten 2,40 ℳ. Essen, G. D. Baedeker. “
Deutsche Elternzeitschrift, Blätter für häusliche Er⸗ ziehung, herausgegeben unter Mitwirkung zahlreicher Fachmänner von Fritz Küppers. Preis des Jahrgangs (12 Hefte) 4 ℳ. Verlag von 8 Beyer u. Söhne in Langensalza.
er Selbstmord im kindlichen und jugendlichen Alter von Dr. med. Eugen Neter, (40 ₰); Lüge und Ohrfeige, Studie auf dem Gebiete der psychologischen Kinderforschung und der Heil pädagogik von Kuhn⸗Kelly (40 ₰); Zur Kenntnis der Er nährungsverhältnisse Berliner Gemeindeschüler von Dr. L. Bernhard (45 ₰). Verlag von H. Beyer und Söhne in Langensalza. 8
Nachtrag zum G über den Verkehr mit Kraft fahrzeugen vom 3. Mai 1909, erläutert von Dr. jur. Richar von Damm. Breslau, J. U. Kerns Verlag (Max Müller).
Gesetz über den Verkehr mit Kraftfahrzeugen vom 3. Mai 1909. Erläutert von Dr. jur. Hugo Waldeck. Gebdn 5 ℳ. Berlin W. 9, Linkstr. 16. Franz Vahlen. 8
LE1“ vom 14. März 1875. Nebst den Novellen vom 18. Dezember 1889, 7. Juni 1899 und 1. Juni 1909, sowie dem Statut der Reichsbank. Erläuternde Ausg. von Dr. Albert H W Gebdn. 4 ℳ. Berlin W. 9, Linkstr. 16. Fran Vahlen.
Einteilung und Standorte des Deutschen Heeres Uebersicht und Standorte der Kaiserlichen Marine sowie der Kaiser lichen Schutztruppen. Nach dem Stande vom 7. April 1910. Mit den Neuformationen usw. 138. Auflage. Preis 0,30 ℳ Berlin W. 57, Kurfürstenstr. 18. Liebelsche Bu⸗ Peansfea.
Sammlung von kleineren Uebungen und Aufgabe sowie Gesichtspunkten dazu für Gefecht und Felddienst der Infanterie. Von Damboer. 2. Aufl. 1,75 ℳ. — Auf gaben der Aufnahmeprüfung für die Kriegs⸗Akademi 1910 mit Lösungen. 1,50 ℳ. Oldenburg i. Gr., Gerhard Stalling.
Pharus Wanderkarte „Rund um Berlin“. Die Karte umfaßt das ganze Gebiet von Neuruppin bis Luckenwalde, von Rathenow bis Freienwalde und darüber hinaus. Mit einem Ver⸗ zeichnis der auf der Karte befindlichen Orte. 1,50 ℳ. Berlin SW. 68, Lindenstr. 3. Pharus⸗Verlag. 8
Straubes Führer: Rärkisches Wanderbuch, Ausflüg in die Mark Brandenburg, bearbeitet von Dr. Gust. Albrecht. In 4 Teilen à 1 ℳ. III. Teil mit 21 farbigen Karten. Berlin S. 61, Gneisenaustraße 67, Geographisches Institut und Landkarten verlag Jul. Straube. — 8 8
Offizielles Fahrplanbuch „Berliner Wegweiser“ mi Pharusplan von Berlin und nächster Umgebung. Sommeraus⸗ gabe 1910. 0,25 ℳ. Berlin SW. 68, Lindenstr. 3, Pharus⸗Verlag
Gesundheitswesen, Tierkrankheiten und Absperrungs⸗ maßregeln.
Die Tuberkulose⸗Aerzteversammlung, die das deutsche Zentralkomitee zur Bekämpfung der Tuberkulose alljährlich veran⸗ staltet, tagt in diesem Jahr am 6. und 7. Juni in Karlsruhe. Auf der Tagesordnung stehen folgende Themata: 1) Kurzer Bericht übe die Tuherkulose und ihre Bekämpfung im Großherzogtum Baden 2) die Bedeutung der von Pirquetschen Reaktion im Kindesalter 3) die ambulante Nachbehandlung mit Tuberkulin nach der Heil⸗ stättenbehandlung, 4) Beschäftigung und Atemübung in Lungenheil stätten, 5) Ehe und Tuberkulose, 6) Tuberkulose und Schwangerschaft, 7) die physikalische Untersuchung bei Einleitung und Beendigung des Heilverfahrens. An die Versammlung schließt sich ein Besuch von Baden⸗Baden und die Besichtigung der badischen Lungenheilstätten Febfichezethn und Luisenheim (Badenweiler), des Friedrich⸗Hilda⸗
enesungsheims (Oberweiler) und des Sanatoriums Ebersteinburg an. Aerzte, die der Versammlung beiwohnen wollen, erhalten Ein ladungen in der Geschäftsstelle des Zentralkomitees, Berlin W. Königin Augustastraße 11.
Verdingungen im Auslande.
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(Die näheren Angaben über Verdingungen, die beim „Reichs und Staatsanzeiger“ ausliegen, können in den Wochentagen in dessen Expedition während der Dienststunden von 9 bis 3 Uhr eingesehen Oesterreich⸗Ungarn. 1 .“
Spätestens 7. Mai 1910, 12 Uhr. K. K. Ministerium für öffentliche Arbeiten in Wien: Terrainabgrabung für den Bau der Universitätsinstitute auf der Bäckenhausrealität in Wien. Näheres