1910 / 134 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 10 Jun 1910 18:00:01 GMT) scan diff

Steinau ,g. Landé bei dem Amtsgericht Berlin⸗Wedding, Braune in Fürstenwalde, Dr. Steves in Hennef, Tscheuschner in Freystadt i. Schl., Scheunemann in Trebnitz, Peeren⸗ boom in Ottweiler, Bartels in Flensburg, Diehl in Saar⸗ brücken und Johann Schulz in Essen zu Amtsgerichtsräten, ddie Gerichtsassessoren Dr. de Carbonnel in Berlin und Gronau in Osterode (Ostpr.) zu Amtsrichtern in Königs⸗ berg i. Pr., den Gerichtsassessor Dr. Wilhelm Gehm in Anklam zum Amtsrichter in Allenburg, den Gerichtsassessor Dr. Zint in richter daselbst, den Gerichtsassessor Huth in Thorn zum Amtsrichter in Karthaus, den Gerichtsassessor Martin Berg Amtsrichter in Flatowcw, 1 den Gerichtsassessor Kumbier in Groß⸗Lichterfelde zum Amtsrichter daselbst, die Gerichtsassessoren Dr. Lutz in Frankfurt a. M. und Priwe in Berlin zu Amtsrichtern in Rixdorf, den Gerichtsassessor Dürrenfeld in Berlin zum Amts⸗ richter bei dem Amtsgericht in Berlin⸗Schöneberg, die Gerichtsassessoren Dr. Sowade, Dr. Blumenthal und Hanke in Berlin zu Amtsrichtern bei dem Amtsgericht in Berlin⸗Wedding, den Gerichtsassessor Dr. Beuster in Berlin zum Amts⸗ richter in Charlottenburg, den Gerichtsassessor Haeuseler in Charlottenburg zum Amtsrichter in Weißensee b. Berlin, den Gerichtsassessor Donalies in Erfurt zum Amtsrichter in Oranienburg, die Gerichtsassessoren Dr. Günther in Frankfurt a. O., Wachler in Schöneberg, Dr. Püschel in Berlin, Krey in Duisburg und Dr. Kohle in Berlin sowie den Staatsanwalt Hoffheinz in Tilsit zu Amtsrichtern bei dem Amtsgericht in Berlin⸗Mitte, den Gerichtsassessor de Lorenzi in Wittstock zum Amts⸗ richter in Wollstein, den Gerichtsassessor Dr. Amtsrichter in Posen, den Gerichtsassessor Fritz Müller in Posen zum Amts⸗ richter in Ostrowo, den Gerichtsassessor Scheffler richter in Kattowitz, die Gerichtsassessoren Opdenhoff in Bochum, Schlawe in Breslau und Methner in Breslau zu Amtsrichtern in Breslau, den Gerichtsassessor Kraume in Aschersleben zum Amts⸗ richter in Egeln, den Gerichtsassessor Dr. Koehler in Berlin zum Amts⸗ richter in Erfurt, den Gerichtsassessor Dr. Riemschneider in Charlottenburg zum Amtsrichter in Bitterfeld, den Gerichtsassessor Simonsen in richter in Altona, den Gerichtsassessor Freiherrn von Minnigerode in Zellerfeld zum Amtsrichter in Sonderburg, den Gerichtsassessor Wilhelm Meyer in Hannover zum Amtsrichter in Kiel, den Gerichtsassessor Thomsen in Hildesheim zum Amts⸗ ichter in Wilhelmshaven, den Gerichtsassessor zum Sande in Esens zum Amts⸗ ichter in Emden, den Gerichtsassessor Dr. Eichwede in Hannover zum Amtsrichter daselbst den Gerichtsassessor Dr. Katzenstein in Hildesheim zum mtsrichter in Geestemünde, den Gerichtsassessor Keferstein Ametsrichter in Harburg, den Gerichtsassessor Dr. Adalbert Jonas in Frank⸗ a. O. zum Amtsrichter in Herne, den Gerichtsassessor Breme in Bochum zum Amtsrichter in Recklinghausen, 1 S Gerichtsassessor Wiegand in Bielefeld zum Amtsrichter i Witten, 1 den Gerichtsassessor Deschauer in Bochum zum Amts⸗ richter daselbst, 8 die Gerichtsassessoren Giehl in Hörde, Dr. Geffers in Verden, Diekmann in Duisburg und Dr. Mentler in Dortmund zu Amtsrichtern in Dortmund, die Gerichtsassessoren Reidick in Werne und W einrich in Buer zu Amtsrichtern in Buer, die Gerichtsassessoren Dr. Stamm in Gelsenkirchen, Gruß in Herne und Deiters in Essen zu Amtsrichtern in Gelsenkirchen, 8 den Staatsanwalt Wesener und den Gerichtsassessor Landschütz in Essen zu Amtsrichtern in Essen, den Gerichtsassessor Blumenthal in Verden zum Amts⸗ richter in Bottrop, den Gerichtsassessor Mardner in Frankfurt a. M. zum Amtsrichter in Frankfurt a. M., 1 den Gerichtsassessor Löhr in Niederlahnstein zum Amts⸗ richter in Wiesbaden, 8 den Gerichtsassessor in Aachen, 1 die Gerichtsassessoren Balzer in Nassau und Dorse⸗ magen in Mörs zu Amtsrichtern in Cöln, den Gerichtsassessor Dr. Schäfer in Amtsrichter in Adenau, den Gerichtsassessor Dr. Amtsrichter vafelbf den Gerichtsassessor Dr. Riffart in Cochem zum Amts⸗ richter in Wittlich, die Gerichtsassessoren Dr. Spaarmann in Mörs, Dr. Viktor Canetta in Cöln, Kropff in Essen und Trendelen⸗ burg in Berlin zu Amtsrichtern in Düsseldorf he Gerichtsassessor Dr. Hirsch in Wiesbaden zum Amtsrichter in Duisburg, den Gerichtsassessor Schroeder in Duisburg⸗Ruhrort zum

Amtsrichter daselbst, Hugo Reich in Cöln zum Amts⸗

den Gerichtsassessor richter in Wesel, 1

den Gerichtsassessor Dr. von Schmidt⸗Wierusz⸗ Kowalski in Düsseldorf zum Amtsrichter in Ohligs,

die Gerichtsassessoren Dr. Kleifeld in Rheinberg und Hölscher in Meisenheim zu Amtsrichtern in Mörs,

die Staatsanwälte Toepffer, Carl, Dr. Weismann und Dr. Hirschfeld bei der Staatsanwaltschaft I in Berlin, Barnstorf in Hildesheim, Metsch in Magdeburg, Dr. von Braunbehrens in Essen, Dr. Rindfleisch bei

Danzig zum Amts⸗

in Hirschberg zum

Sautter in Odenkirchen zum

in Kattowitz zum Amts⸗

Blankenese zum Amts⸗

in Wilhelmshaven zum

furt

Dr. Maret in Trier zum Amtsrichter

Hagen i. W. zum

Merziger in Saarbrücken zum

dorf, Dr. Schirmann in Königsberg i. Pr., Stolterfoth in Flensburg, Otto in Hirschberg, Tolki bei der Staats⸗ anwaltschaft II in Berlin, Tummeley in Stettin, Randolf und Dr. Engelmann in Breslau und Guradze in Posen zu Skastsanccn,

den Gerichtsassessor Lammers in Berlin zum Staats⸗ anwalt bei dem Landgericht I in Berlin,

den Gerichtsassessor Hans Mehner in Staatsanwalt in Stettin und

den Gerichtsassessor Gerlach in Berlin zum Staatsanwalt in Essen zu ernennen sowie

den Senatspräsidenten Germershausen bei dem Kammer⸗ ericht und Rive bei dem Oberlandesgericht in Cöln, den Landgerichtspräsidenten Recke in Prenzlau, Muhl in Marburg und Schmitz in Aachen sowie dem Oberstaatsanwalt Peterson in Kieb den Charakter als Geheimer Oberjustizrat mit dem Range der Räte zweiter Klasse,

dem Rechtsanwalt und Notar, Justizrat Schorcht in Hameln den Charakter als Geheimer Justizrat und

dem Notar Dr. Meurer in Cöln den Charakter als Justizrat zu verleihen.

der Oberstaatsanwaltschaft in Celle, dees in Düssel⸗

Berlin zum

8

Seine Majestät der König haben Allergnädigst geruht: den Direktor des Hygienischen Instituts der Königlichen Friedrich Wilhelms⸗Universität in Berlin, Geheimen Medizinal⸗ rat, Professor Dr. Flügge zum ordentlichen Mitgliede der Königlichen Wissenschaftlichen Deputation fuͤr das Medizinal⸗ wesen zu ernennen. 3 88 Seine Majestät der König haben Allergnädigst geruht: dem san Dr. Rudolf Alberti in Goslar und dem Fabrikanten Fritz Leonhardi in Minden den Charakter als Kommerzienrat zu verleihen. 8 h“

8 G

Der Rechtsanwalt Deuter in Nakel ist zum Notar für den Bezirk des Oberlandesgerichts zu Posen, mit Anweisung seines Amtssitzes in Nakel,

der Rechtsanwalt Dr. Feyerabend in Nakel zum Notar für den Bezirk des Oberlandesgerichts zu Posen, mit Anweisung eines Amtssitzes in Nakel, und

der Rechtsanwalt Dr. Guthaner in Zabrze zum Notar für den Bezirk des Oberlandesgerichts zu Breslau, mit An⸗ weisung seines Amtssitzes in Zabrze, ernannt worden.

Ministerium der geistlichen, Unterrichts⸗ und Medizinalangelegenheiten.

Der Professor Diederich Westermann ist zum Lehrer für westafrikanische Sprachen am Seminar für orientalische Sprachen in Berlin ernannt worden.

Dem Dozenten an der Königlichen Technischen Hochschule in Aachen Karl von Loehr ist das Prädikat Professor bei⸗ gelegt worden.

1

Hauptverwaltung der Staatsschulden. antmachung. Die am 1. Januar 1911 zu tilgenden Köthen⸗Bern⸗ burger⸗Eisenbahn⸗Aktien werden Sponnabend, den 2. Juli 1910, Vormittags 11 ¼ Uhr, in unserem Sitzungszimmer, Oranienstraße 92/94, 1 Treppe, in Gegenwart eines Notars öffentlich verlost. Berlin, den 6. Juni 1910. Hauptverwaltung der Staatsschulden. von Bischoffshausen. 8

Bekanntmachung.

Die am 1. Januar 1911 zu tilgenden Prioritäts⸗ obligationen III. Serie, III. Serie Lit. B und III. Serie Lit. 6 1. und 2. Emission der Bergisch⸗Märkischen Eisenbahngesellschaft werden

Sonnabend, den 2. Juli 1910, Vormittags 11 ½ Uhr, unserem Sitzungszimmer, Oranienstraße 92/94, Gegenwart eines Notars öffentlich verlost.

Berlin, den 6. Juni 1910.

Hauptverwaltung der Staatsschulden. von Bischoffshausen. 4

1 Treppe,

Abgereist: der Direktor im Justizministerium, Wirkliche Geheime Oberjustizrat Dr. Bourwieg, in dienstlichen Angelegenheiten nach der Provinz Schlesien.

Nichtamtliches. Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 10. Juni.

In der am 9. d. M. unter dem Vorsitz des Staats⸗ ministers, Staatssekretärs des Innern Delbrück abgehaltenen lenarsitzung des Bundesrats wurde dem Entwurf eines esetzes für Elsaß⸗Lothringen, betreffend den hauswirtschaft⸗ lichen Feristntngs hsst für Mädchen, und dem Entwurf einer Vereinbarung leichterer Vorschriften 85 den wechselseitigen Verkehr zwischen den Eisenbahnen Deutschlands und der ieder⸗ lande rücksichtlich der nach dem Internationalen Uebereinkommen über den Eisenbahnfrachtverkehr vom 14. Oktober 1890 von der Beförderung ausgeschlossenen oder bedingungsweise Fee Gegenstände die Zustimmung erteilt. Annahme fanden ferner die Vorlage, betreffend den Zollverwaltungskostenetat für Ham⸗ burg, und die Vorlage wegen Gewährung von Beihilfen an Tabakarbeiter. Die Vorlage, betvessend Aenderung des Militär⸗ tarifs für Eisenbahnen, und die Vorlage, betreffend Prägung von Kronen, wurden genehmigt. Demnächst wurde über die Be⸗ setzung einer Reichsgerichtsratsstelle und verschiedene Eingaben

Beschluß gefaßt.

Gestern vormittag versammelten sich, wie das „W. T. B.“ meldet, im hiesigen Auswärtigen Amt die Vertreter der 16 Verbandsstaaten der Internationalen Union zum Schutze der Werke der Literatur und Kunst, um zum Austausch der Ratifikationsurkunden der am 13. November 1908 in Berlin unterzeichneten revidierten Berner Uebereinkunft zu schreiten. Folgende Staaten ratifizierten diese Konvention ohne Vorbehalt: Deutschland, Belgien, Haiti, Liberia, Luxemburg, Monako und die Schweiz. Japan ratifizierte unter dem Vorbehalt der Artikel 8 und 11 der neuen Konvention, be⸗ treffend das Uebersetzungsrecht und das Aufführungsrecht an musikalischen Werken. Dänemark, Frankreich, Großbritannien Italien, Norwegen, Schweden, Spanien und Tunis waren noch nicht in der Lage, die Ratifikationsurkunden niederzulegen weil die Vorarbeiten in diesen Ländern noch nicht so weit ge⸗ diehen sind. Es steht jedoch mit Bestimmtheit zu erwarten,

daß die Ratifikation auch seitens dieser Staaten teils in kürzester Frist, teils in absehbarer Zeit erfolgen werde.

Der Regierungsrat Dr. von Weickhmann aus Hannover ist der Königlichen Regierung in Danzig und der Regierungs⸗ assessor Dr. Eichhorn aus Danzig der Königlichen Regierung in zur weiteren dienstlichen Verwendung überwiesen worden. 1G Die Regierungsreferendare Dr. jur. Richter aus Frank⸗ furt a. O., von Prittwitz und Gaffron aus Stettin und Dr. jur. von Dirksen aus Frankfurt a. O. haben die zweite Staatsprüfung für den höheren Verwaltungsdienst bestanden.

Laut Meldung des „W. T. B.“ ist S. M. adler“ vorgestern in Daressalam angekommen.

S. M. S. „Condor“ ist gestern in Melbourne ein⸗

etroffen und setzt am 18. Juni die Reise nach Suva (Fidji⸗ inseln) fort. 8

S. „See⸗

““

SDesterreich⸗Ungarn.

Im österreichischen Abgeordnetenhause fand gestern die Besprechung der vorgestern vom Ministerpräsidenten Frei⸗ herrn von Bienerth beantworteten Interpellation über die Verwendung österreichischer Truppen bei den Wahlen in Ungarn statt.

Nach dem Bericht des „W. T. B.“ erklärten die Abgg. Korosee und Sramek, daß die Truppen nicht zur Aufrechterhaltung der Sicherheit, sondern zur Behinderung der Wahlfreiheit, insbesondere zur Niederhaltung der Nationalitäten, verwendet worden seien. Der Abg. Sramek fügte dem noch hinzu, daß seine Partei eine gemein⸗ same Armee und eine Monarchie wünsche, jedoch unter Wahrung der Rechte und Freiheiten aller Nationalitäten; er müsse mit aller Energie gegen die an den Stammes⸗ brüdern in Ungarn verübten ewalttaten und Drangsalie⸗ rungen protestieren. Der Abg. Renner (Soz.) bezeichnete den Wahlsieg des Grafen Khuen⸗Hedervary als Ergebnis nackter Brutalitäk. Er hoffe, daß trotz der Vereinigung der Reaktion in Oesterreich und Ungarn die Idee der ungarischen Wahlreform siegreich sein werde. (Der Präsident rief den Redner wegen Beo⸗ leidigung des ungarischen Ministerpräsidenten zur Ordnung.) Der Abg. Daszynski (Soz.) erklärte, der Drang der breiten Massen nach legitimer Macht sei nicht zu unterdrücken. Auch in Ungarn werde das Versprechen der Krone bezüglich eines allgemeinen Wahlrechts eingelöst werden müssen. (Der Peichar rief den Redner, weil er wiederholt die Krone in die

ebatte gezogen hatte, zur Ordnung.) Der Minister des Innern reiherr von Haerdtl, der nunmehr das Wort ergriff, bekämpfte charf die gegen die Krone gerichtete Kritik der beiden Redner. Er bezeichnete die Debatte über die ungarischen Reichstagswahlen als un⸗ zulässige Einmischung und gab dem Bedauern über die Angriffe gegen die ungarische Regierung Ausdruck.

Nachdem sodann die Tschechisch⸗Radikalen und die ischechi⸗ schen Agrarier die vorgestrige Erklärung des Ministerpräsidenten als unbefriedigend bezeichnet hatten, wurde die Debatte ge⸗ schäftsordnungsmäßig ohne Abstimmung geschlossen.

Frankreich. 8 8 8 In der gestrigen Sitzung der Deputiertenkammer

verlas der Ministerpräsident Briand die angekündigte Re⸗ gierungserklärung, in der, „W. T. B.“ zufolge, aus⸗ geführt wird: Die Regierung beglückwünscht sich zu der Unabhängigkeit und Würde, mit der sich die jüngste Befragung der Nation vollzogen hat. Eine Tatsache geht aus dem Wahlergebnis in erster Reihe hervor: die Gegner der republikanischen Einrichtungen haben auf den Triumph ihrer Ideen verzichtet und es abgelehnt, die Republik in der Front anzugreifen. Es ist dies ein Ein⸗ geständnis ihrer Ohnmacht und zugleich eine glänzende Huldigung für die unbesiegbare Macht der Republik. Die Republikaner können nach dem Wahlergebnis der Zukunft mit voller Sicherheit entgegensehen. Aber gerade, weil sie sich ihrer Macht bewußt sind, werden sie diese nicht mißbrauchen. Das Volk hat sich bei den Wahlen als ein leidenschaftlicher Freund des Fortschritts gezeigt. Es strebt in politischer, finanzwirtschaftlicher und sozialpolitischer Be⸗ ziehung nur Reformen an. Die neue Kammer wird zweifellos der Ansicht sein, daß sie ihre Bemühungen zur Verwirklichung dieser Reformen nach einem wohlüberlegten Plane einteilen müsse und sich nicht durch Ueberbietungen vom Ziele ablenken lassen dürfe. Die Regierung wird mit der Kammer in gemeinsamer Sorge um das öffentliche Wohl zusammenarbeiten. Sie wird die Autorität der vollziehenden Gewalt mit allen Befugnissen und mit allen Ver⸗ antwortlichkeiten wahren und sie vor mißbräuchlichen Einrichtungen schützen, welche in die Reihen der Staatsbeamten die Keime der Disziplinlosigkeit tragen. Zu diesem Behufe müssen die Einr chtungen des öffentlichen Dienstes eine Umgestaltung erfahren. Wir sprechen da von der Verwaltungsreform, für welche die Wahlreform die un⸗ erläßliche Voraussetzung bildet. Der Zweck der Wahlreform itt, durch ein erweitertes Scrutinium den allgemeinen Interessen ein Uebergewicht über lokale Interessen zu verschaffen. Die Wahl⸗ reform muß so breit wie möglich sein. Sie muß vor allem den republikanischen Einrichtungen und deren Grundsätzen angepaßt sein. Der Grundsatz der Majorität ist es, der ein Regieren überhaupt er⸗ möglicht. Ein Wahlmodus, der unter irgend einem arithmetischen Vorwande einer Minderheit die Macht verleihen würde, die Tätigkeit der öffentlichen Gewalt zu verhindern, würde die Republik dem Untergang zuführen. Unter diesem Vorbehalt ist es 85 die Zukunft des parlamentarischen Regimes notwendig, die nsicht der Minderheit vor einer Erdrückung zu schützen. Man hat den früheren Kammern vorgeworfen, daß sie zu Ende der gesetzlichen Periode sich ohne Rück icht auf die Staatsfinanzen zu sehr von Wahlrücksichten leiten ließen. Um diesem Uebelstande abzuhelfen, Fühsssn es wünschenswert, daß die Mandate der Deputierten teil⸗ weise erneuert werden können. Das Problem der Wahlreform ist

schwierig und verwickelt, und die Regierung wird sich bei der Er⸗ örterung der Einzelheiten nicht unnachgiebig zeigen. Aber schon jetzt

muß erklärt werden, daß die Annahme der Wahlreform durchaus nicht dem Mandat der gegenwärtigen Kammer ein vorzeitiges Ende bereiten 8 fäh ter den gegenwärtigen Verhältnissen, heißt es dann weiter, kann nicht die Rede davon sein, den. Rahmen unseres Verwaltungs⸗ systems zu durchbrechen, aber schon jetzt könnte man eine regionale Organisation vornehmen, die die Departements insbesondere nach ihren wirtschaftlichen Interessen vereinigt. Diese Organisation würde die Abschaffung gewisser Aemter gestatten, die sich als unnütz erwiesen haben, und eine Vereinfachung erleichtern. Im Interesse der Beamten liegt es, daß sie genau über ihre Rechte und Pflichten orientiert sind, und daß sie wissen, welchen Gebrauch sie von ihrer Freiheit machen können. Der Verwaltungsreform muß auch eine den modernen Verhältnissen entsprechende Umgestaltung des Gerichtswesens folgen.

Das sozialpolitische Werk der Republik ist zwar schon achtunggebietend, aber nicht vollständig. Es genügt nicht, daß man den Arbeitern das Recht eingeräumt hat, Körperschaften zu bilden, man muß diesen Körperschaften auch die gesetzlichen Mittel bieten, ihre Ziele verwirklichen zu können, man muß sie instand setzen, namens ihrer Mitglieder mit dem Kapital wegen Einstellung der Arbeit zu verhandeln, sich Hilfsquellen zu verschaffen und diese zu verwerten, und ihnen und ihren Mitgliedern den Zu⸗

ang zum Besitz zu erleichtern. Zu diesem Zweck werden der Fera mer Gesetze unterbreitet werden über das Recht, gemeinsam Arbeitsverträge abzuschließen, ferner betreffend die Ausdehnung der Rechtsfähigkeit der Syndikate, die Einrichtung des Arbeiterkredits, die Möglichkeit, Gesellschaften zwischen Kapital und Arbeit zu bilden, welche der letzteren einen gerechten Anteil an dem gemeinsam erzielten Gewinn sichern. Auch die Lage der landwirtschaftlichen Arbeiter soll verbessert und ihnen der Zugang zum Besitz erleichtert werden. —Um das Werk wirtschaftlichen und sozialen Fortschritts zu ver⸗ wirklichen, braucht die Republik Frieden außerhalb und innerhalb der Grenzen. Aber so aufrichtig auch ihre Anhänglichkeit an den inter⸗ nationalen Frieden ist, und welche Unterpfänder sie auch bereits ge⸗ geben hat, so, muß sie beständig auf ihre materielle Macht bedacht sein, welche die sicherste Bürgschaft für ihre Unabhängigkeit und ihre Würde bildet. ie Republik hat ein Bündnis und Freundschaften abgeschlossen, die zu befestigen sie sich bemühen wird. Aber solche Ententen haben zur Voraussetzung, daß sie selbst ihren Rang in der Welt behaupten kann. Den Maßstab für den Wert ihres Beistandes bildet die Kraft der Regierung und des ganzen Staates. Eine Pflicht der Loyalität den Verbündeten und Freunden gegenüber ist es, diese unversehrt zu erhalten. Darüber wird die Regierung mit eifersüchtiger Seg wachen. Zu diesem Behufe ist sie entschlossen, vom Lande alle unerläßlichen Opfer zu fordern. Sie wird insbesondere vom Parlamente verlangen, daß es in kürzester Frist das Flottenprogramm berate. Um alle Aus⸗ gaben für die nationale Verteidigung, die Durchführung der sozial⸗ politischen Gesetze und die Entwicklung der Industrie zu decken, brauchen wir festgegründete Finanzen und ein ehrliches Budget. Die Regierung wird sich bemühen, den von der früheren Kammer aus⸗ earbeiten Einkommensteuergesetzentwurf im Senat unter

ahrung der wesentlichen Grundsätze zur Annahme zu bringen und dabei alle Beunruhigungen zu zerstreuen.

Das Programm der Regierung vermag zu ehrgeizig und umfassend erscheinen, es entspricht aber nur den Bedürfnissen der gegenwärtigen Stunde. Um eine solche Aufgabe zu unternehmen, muß die Regierung auf eine feste und dauerhafte Mehrheit rechnen können, eine Mehrheit deren Mitglieder untereinander und mit, der Regierung durch Gesinnungsgemeinschaft und gegenseitiges Vertrauen verbunden sind, behufs Vollendung des gemein⸗ samen Werkes. Von dieser Mehrheit wird die Regierung die Verteidigung der Vorlage über die Verweltlichung der Schule gegen die Reaktion verlangen und Gesetze einbringen zum Schutze der weltlichen Schulen, ohne aber irgend einen Glauben oder icgend ein Gewissen beunruhigen zu wollen. Sache der Kammer aber wird es sein, zu erklären, ob sie unter den dargelegten Bedingungen mit uns für die Größe Frankreichs und der Republik zusammen arbeiten will.

Die Regierungserklärung wurde vom Zentrum und einem großen Teil der Linken mit lebhaftem Beifall aufgenommen. Bei der Stelle über die Notwendigkeit der Durchführung des E11“ erhoben die Sozialdemokraten Protestrufe. Am Montag sollen die Interpellationen über die allgemeine Politik beraten werden.

Im Senat verlas der Justizminister Barthou die Regierungserklärung.

Italien.

Der „Osservatore Romano“ veröffentlicht folgende Note:

Angesichts der in Deutschland auf Grund irrtümlicher Aus⸗ legungen und wenig genauer Uebersetzungen der letzten Enzyklika des Papstes zutage getretenen Erregung sind wir ermächtigt, folgendes zu erklären: Der Heilige Vater hat in der Enzyklika Editae saepe Dei, die aus Anlaß des Gedächtnistages des heeiligen Borromäus veröffentlicht wurde und die darauf abzielte, die Irrtümer der Modernisten zu bekämpfen, wie sich auch augenschein⸗ lich aus dem Wortlaut ergibt, nicht im entferntesten die Ab⸗ sicht gehabt, die Nichtkatholiken in Deutschland sowie ihre Fürsten zu beleidigen. In der Enzypklika befinden sich einzig und allein einige historische Urteile über die Epoche des heiligen Borromäus, in denen weder Völker noch Fürsten eines bestimmten Landes genannt sind. Im übrigen ist zu bemerken, daß es sich darin um Katholiken jener Zeit handelt, die sich gegen die Lehren und die Autorität des apostolischen Stuhles auflehnten. Wie wohlwollend im übrigen die Gefühle des Papstes gegen Deutschland und seine Fürsten sind, ist auch in jüngster Zeit sehr deutlich zutage getreten.

Spanien. Der König Alfons hat, „W. T. B.“ zufolge, gestern die Dekrete unterzeichnet, durch die der Journalist Zurell zum

Unterrichtsminister und der ehemalige Ministerpräsident Mon⸗ tero Rios zum Präsidenten des Senats ernannt werden. Türkei.

Der Ministerrat hat gestern nach einer Meldung des „W. T. B.“ beschlossen, die Session des Parlaments bis zum 28. d. M. zu verlängern 8

„— In Saloniki hat sich ein Boykottkomitee kon⸗ stituiert. Ueber alle griechischen Schiffe ist die Sperre verhängt und den Ausladern und Bootsleuten unter Bedrohung ihres Lebens untersagt worden, die griechischen Schiffe zu bedienen und die Passagiere zu befördern. Die Erregung in der Be⸗ völkerung wächst.

Serbien.

Der türkische Thronfolger Jussuf Izzeddin ist gestern in Belgrad eingetroffen und, „W. T. B.“ zufolge, von dem König, dem Kronprinzen, den Ministern und den Spitzen der Behörden empfangen worden. Nachmittags empfing der Thronfolger die Minister, den Präsidenten der Skupschtina, das diplomatische Korps und die Staatswürdenträger.

Asien.

Rußland und Japan haben, der „Associated Preß“ zu⸗ folge, ein volles Einvernehmen in den die ostasiatischen An⸗ gelegenheiten betreffenden Fragen erzieltl.

1

Der Schlußbericht über die gestrige Sitzung des Hauses BZ befindet sich in der Ersten und Zweiten eilage.

Auf der Tagesordnung für die heutige (83.) Sitzung des Hauses der Abgeordneten, welcher der Minister des Innern von Moltke beiwohnte, stand zunächst eine Reihe von schriftlichen Berichten der Wahlprüfungskommission.

Ohne Debatte für gültig erklärt werden die Wahlen der Abgg. von dem Knesebeck (freikons.), Fischbeck sfortschr. Volksp.), Witzmann (nl.), Büchtemann und Wagner (fortschr. Volksp.), Mogk (nl.) und von Negelein (kons.).

Ebenfalls ohne Debatte beschließt das Haus, die Wahlen der Abgg. Spinzig (freikons.) und Dr. Wendlandt (nl.) zu beanstanden und Beweiserhebung eintreten zu lassen.

Die Wahl des Abg. Sauermann (Hentr), der in engerer Wahl mit 2 Stimmen Mehrheit gewählt worden, ist durch Protest der unterlegenen Nationalliberalen angefochten, aber von der Kommission mit allen gegen 2 Stimmen für gültig rleh. hpg.

g. Dr. Gottschalk⸗Solingen (nl.) plaidiert für Bean und Beweiserhebun s1cha, daß bei . eee an cneansehgs Beschluß über die Gültigkeit der Wahlmännerwahlen gefaßt worden, ehe der Wahlvorstand ordnungsmäßig gebildet gewesen sei. Ferner habe die Kommission nach seiner Ansicht die Wahlen der III. Ab⸗ teilung in Mülheim a. d. Ruhr zu Unrecht für ungültig erklärt und zu Unrecht eine dem Gesetz nicht entsprechende Art der Publikation dna rneau (Zentr.) tritt für Gültigkeitserklä

Abg. urneag entr.) ri ur ultigkeitserklärun Wahl ein, ebenso Abg. von Bonin (freikons.). ha.

Die Wahl des Abg. Sauermann wird darauf für gültig erklärt, ebenso ohne Debatte die Wahl der Abgg. von Conrad (freikons.) und Freiherr von Schoenaich (kons.).

Die Wahl des Abg. Reinbacher ffortschr. Volksp.), Vertreters der Stadtkreise Schöneberg und Rixdorf, beantragt die Kommission ebenfalls für gültig zu erklären. B

Abg. Ströbel (Soz.) beantragt, die Wahl zu beanstanden. In Rixdorf und Schöneberg seien die Wählerlisten auf Grund ver⸗ schiedenartiger Steuereinschätzung aufgestellt worden. Die Verhältnisse lägen also hier ebenso wie bei den sozialdemokratischen Wahlen in Berlin, die aus demselben Grunde beanstandet worden seien.

Abg. Fischbeck (fortschr. Volksp.) tritt für Gültigkeitserklärung der Wahl ein. 8

Die Wahl wird für gültig erklärt.

Darau wird die zweite Beratung des Gesetzentwurfs, betreffend die ent Feuerversicherungsanstalten, und zwar zunächst die Diskussion über § 1 fortgesetzt.

Abg. G bG (fortschr. Volksp.): Der Resolution der Kom⸗ mission, wonach die für die öffentlichen Feuerversicherungsanstalten er⸗ lassene Vorschrift, einen Teil des Vermögens in Reichs⸗ und Staats⸗ anleihen anzulegen, auch für andere Anstalten, die der Staatsaufsicht unterliegen, eingeführt werden soll, können wir nicht zu⸗ stimmen. Bezüglich der Beschwerdeführung gegen die Ablehnung einer Gebäudesteuerversicherung beantragen wir die Wiederherstellung der Regierungsvorlage, wonach der Bezirksausschuß, in Berlin der Oberpräsident über die Beschwerde endgültig zu entscheiden hätte, während nach den Kommissionsbeschlüssen bei der staatlichen Aufsichts⸗ behörde die Entscheidung liegen soll.

Abg. von Wentzel (kons.) empfiehlt eine von ihm vorgeschlagene, auch vom Abg. Dr. Wendlandt (nl.) unterstützte Resolution, die Domänenfeuerschädenfonds aufzulösen und die Domänengebäude den bestehenden öffentlichen Feuerversicherungsanstalten zuzuführen.

Hierauf nimmt der Minister des Innern von Moltke das Wort, dessen Erklärung morgen im Wortlaut wieder⸗ gegeben werden wird. G

(Schluß des Blattes.)

Nach dem vom „W. T. B.“ übermittelten Ergebnis er gestrigen Reichstagsstichwahl im 7. Wahlkreise des Re⸗ gierungsbezirks Liegnitz (Landeshut, Bolkenhain⸗Jauer) ist der Geheimrat Büchte mann (fortschr. Volksp.) mit 9442 Stimmen

gewählt worden. Der Arbeitersekretär Proll (Soz.) erhielt 7916 Stimmen. 8

Viehhaltung und Fleischversorgung.

Die vorläufigen Ergebnisse der Viehzählung vom 1. Dezember 1909 weisen einen Rückgang in der Zahl des in Preußen vorhandenen Rindviehs nach. In fokgedessen sind in der Presse Befürchtungen laut eworden, daß dieser Rüchsn einen ungünstigen Einfluß auf die Fleischversorgung der Bevölkerung ausüben werde. Bevor es aber möglich ist, hierüber ein Urteil abzugeben, muß das endgültige Er⸗ gebnis der Zählung abgewartet werden, das einen abschließenden Ueberblick über den vorhandenen Rindviehbestand nach Gattung und Altersklassen ermöglichen wird. Schon jetzt aber läßt sich neben einer beiebcn Zählung ermittelten Zunahme des Schweinebestandes folgendes feststellen:

Nach dem vorläufigen Ergebnisse der erwähnten Viehzählung waren in Preußen am 1. Dezember 1909 2 616 873 Gehöfte mit Viehstand gegenüber 2 602 921 im Jahre 1908 vorhanden; dies ergibt eine Zunahme um 13 952 viehhaltende Gehöfte im verflossenen Jahre. Die Zählung der Gehöfte mit Viehhaltung hat in dem letzten Jahrzehnt das folgende Ergebnis gehabt. Es wurden ermittelt:

0“ . 2 820 606 . 2 477 638 . 2 693 681 . 2 571 670 . 3 044 484 bbbbe111“ . 2 602 921 1909 6 . 2 616 873.

Das erhebliche Zurückbleiben der für 1902, 1904, 1906, 1908 und 1909 ermittelten Zahlen hinter denen der Jahre 1900 und 1907 läßt nicht etwa auf eine tatsächliche Abnahme schließen, sondern es erklärt sich daraus, daß die Zählungen nur in den zuletzt genannten zwei Jahren (1900 und 1907), nicht aber in den erstgenannten fünf Jahren auch das Geflügel umfaßten und daß mithin in den fünf .“ mit den niedrigen Zählungsergebnissen diejenigen Gehöfte, auf denen nur Geflügel gehalten wurde, nicht als „Gehöft mit Viehstand“ gezählt sind. Die Gehöfte mit Viehhaltung haben sich also von 1908 zu 1909 unter Anschluß des Geflügels um fast 14 000 vermehrt.

Im übrigen hängt die Fleischversorgung keineswegs allein von der Mera des jeweilig vorhandenen Viehs, sondern noch von vielen anderen Umständen (z. H. Fleischgewicht und Alter der zur Schlachtung gelangenden Tiere) ab. Daß gegenwärtig ein Anlaß zu Befürchtungen nicht gerechtfertigt ist, ergibt die auf Grund der Fleischbeschau auf⸗ e. Schlachtungsstatistik der Jahre 1907, 1908 und 1909.

anach haben die im Reichsgebiete geschlachteten Rinder, Kälber Schweine, Schafe und hiegen nach Durchschnittsgewichten, die durch

1902. 1“ 1904.

1906..

1907. .

1eaee ermittelt sind, insgesamt folgende Fleischmengen in logramm ergeben:

1909 8 d-nn,ge kg 6 kg 896 845 119 949 694 485 1 030 851 220 178 112 874 193 375 483 208 752 723 1 909 513 438 1 919 004 313 1 835 899 133 60 984 210 63 071 599 67 408 041 19 906 364 19 748 664 20 061 480 3 065 362 005 3 144 894 544 3 162 972 597. Hiernach ist das Minderergebnis bei den Schweineschlachtungen des Jahres 1909 durch Mehrergebnisse bei sämtlichen übrigen Tier⸗ gattungen ausgeglichen, sodaß insgesamt gegenüber den beiden Vor⸗ jahren eine Steigerung der durch Schlachtungen im Inlande ge⸗ wonnenen Fleischmenge um mehr als 18 Millionen Kilogramm für 1909 zu verzeichnen 89

(

Rinder. Kälber. Schweine. Ziegen.

.

„Das Reichspostmuseum bleibt wegen innerer Arbeiten vom 13. Juni ab für einige Tage geschlossen.

Im Lesesaal der Bibliothek des Kunstgewerbemuseums sind wärend des Juni Graphische und Bucharbeiten von Marcus

Behmer ausgestellt. Der Eintritt ist rcn von 10 10 hge intritt ist unentgeltlich wochentäglich

Die Ausstellung von Glasmalereien und Glas⸗ mosaiken, die der Verein für Deutsches Kunstgewerbe in Berlin durch seinen Fachausschuß für Architektur in der Abteilung für moderne Wohnräume des Hauses A. Wertheim veranstaltet, wird heute eröffnet. Obwohl die Beteiligung sich nur auf Groß⸗Berlin beschränkt, weist die Ausstellung eine große Anzahl guter Arbeiten auf. Sie dauert bis zum 30. Juni und ist allgemein zugänglich.

Gute Erfolge haben auch die diesjährigen Grabungen im Römerlager von Oberraden (Weslfalen) gehabt, die von der römisch⸗germanischen Kommission in Frankfurt a. M. und von der Stadt Dortmund veranstaltet werden. Cs gelang, alle Ost⸗Weststraßen und einen Teil der Nord⸗Südstraßen festzustellen. Ferner wurde das Südtor des Lagers, die porta praetoria, aufgefunden. Der gesamte Grundriß des Lagers tritt immer deutlicher zutage. Bisher sind acht gleichgroße Kasernen (80: 120 röm. Fuß) aufgedeckt. Festzustellen sind noch das Osttor sowie die Südost⸗ und Ost⸗ seite der Lagerumwallung. Sehr interessant waren, wie der „Frankf. tg.“ mitgeteilt wird, die in diesem Jahre gemachten Einzelfunde. unächst sind da zwei tiefe Brunnen zu nennen, bei denen man in größerer Tiefe sogar noch das Holz, mit dem die Brunnenwandung verschalt war, auffand. Diese Verschalung war aus großen, über 2 m hohen Fässern hergestellt, die, Se andergesetzt, die Brunneneinfassung bildeten. Die gut erhaltenen sbisse vermutlich alte Weinfässer werden im Dortmunder Museum ihren Platz finden. In dem Museum in Mainz und in dem Saalburg⸗ museum befinden sich nur Faßteile. Die Weinfässer dürften wohl auf dem Wasserwege aus Gallien in das Lager geschafft worden sein. An weiteren Holzfunden sind zwei Eimer und Teile einer Brunnen⸗ winde zu nennen. In den Brunnen fand man ferner eine gut er⸗ haltene große Sense von der Art, wie sie noch heute gebraucht werden, Eisengeräte (Bohrer, Zange, kesser mit Holzgriff), zahlreiche Scherben und einige Münzen. In der Nähe der Brunnen deckte man eine förmliche Waffenniederlage auf; sie enthielt über 50 eiserne Lanzenspitzen von verschiedenen Formen, drei Hippen zum und andere Eisengeräte. Er⸗ wähnt sei weiter der bronzene Deckel einer Sparbüchse mit einem Schlitz zum Hineinwerfen des Geldes. Die Holzteile waren vermodert, der Inhalt, 10 Münzen, aber erhalten. Endlich seien zwei Sigillata⸗ tassen mit den Fabrikstempeln zweier italienischer Töpfer erwähnt. 1“ gehören der Zeit des Drusus an, wie alle Funde, die bisher in dem Lager bei Oberraden gemacht wurden

Komische Oper.

In der Komischen Oper fand am Mittwoch die 60. Aufführung der „Verkauften Braut“ von Smetana statt. Das anmutige Werk des böhmischen Komponisten, das seit Navals und Fräulein Artôts sgacg von der Cenunnten Bühne nicht mehr gegeben worden war, erschien bei dieser elegenheit in neuer Einstudierung unter der anfeuernden Leitung des Kapellmeisters Meyrowitz. Die Aufführung hatte einen frischen, flotten Zug und ließ die vielen Schönheiten der Pürtfter in allen Farben schillern. Das Liebespaar hatte in Herrn

erkel und Fräulein Deetjen neue Vertreter gefunden. Herr Merkel machte aus dem Hans eine treuherzige, sympathische Gestalt, ohne da⸗ bei den Humor außer acht zu lassen. Stimmlich war er glänzend auf⸗ elegt, sodaß man an seinem Gesang auch seine volle Freude haben onnte. Fräulein Deetjens Marie erschien zuweilen etwas geziert, war aber ebenfalls recht annehmbar. Den Heiratsvermittler Kezal gab wieder Herr Mantler in seiner quecksilbrigen Art und erzielte damit große Wirkung, Herr Kreuder mit seiner Darstellung des idiotenhaften Wenzel. Einen besonderen Reiz erhielt die Aufführung noch durch die Mitwirkung des russischen Hofballetts, das die rassigen Volkstänze im ersten und zweiten Akt vortrefflich ausführte und im dritten, bei dem Auftreten der Gauklerbande, eines seiner be⸗ kannten und hier oft und nachdrücklich gewürdigten Divertissements einlegte. Die Wogen des Beifalls gingen sehr hoch.

Thaliatheater.

Brandon Thomas; zugkräftiger Schwank „Charley'’s Tante“ ging nach längerer Pause gestern wieder einmal in Szene. Schon hunderte von Malen hat das Stück an derselben Stelle seine Lebensfähigkeit erprobt; auch gestern behauptete es sich mit Ehre, obgleich es eigentlich nichts weiter als ein lang ausgesponnener, übermütiger Studentenscherz ist; seine drastische Wirkung erlitt diesmal hin und wieder eine kleine Einbuße durch die Unsicherheit einzelner Darsteller in der Beherrschung des Dialogs. Sonst bot die Aufführung kaum etwas Besonderes; nur kleinere Nebenrollen schienen neu besetzt; die Hauptperson des englischen Schwankes Charley’s Tante spielte, wie schon so oft, Emil Sondermann; er betätigte sich wieder als vortrefflicher Komiker, der mit Witz und Laune der Rolle dieser Pseudotante drollige Effekte abzugewinnen weiß, ohne die Grenzen der Schicklichkeit zu überschreiten. Auch die weniger bedeutenden Personen des Stückes fanden eine an⸗ gemessene Darstellung; die Herren Junkermann und Stolzenberg trafen den kecken Ton verliebter Studenten recht gut; und die Damen Ury, Roman, Henning brauchten sich in den nach der Schablone ge⸗ zeichneten Rollen als wohlerzogene junge Mädchen nur zierlich und verschämt zu geben.

Im Neuen Königlichen Operntheater findet morgen die letzte ööEö „Madame Butterfly“ statt, in den Haupt⸗ rollen durch die Damen Monrad, Rothauser, Parbs, die Herren Maclennan, Hoffmann, Lieban, Philipp und Krasa besetzt. Dirigent: Herr Dr. Besl.

Im Königlichen Schauspielhause geht morgen als 5. Vor⸗ stellung im Wildenbruch⸗Zyklus des Dichters Schauspiel mit Musik „Die Lieder des Euripides“ in Szene. Fräulein Arnstädt, Frau Butze, Fräulein von Arnauld sowie die Herren Kraußneck, Geisendörfer, Staegemann, Vallentin wirken in de Hauptroll i