1910 / 140 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 17 Jun 1910 18:00:01 GMT) scan diff

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Ministerium für Landwirtschaft, Domänen und Forsten.

8 Der Kreistierarzt Müssemeier zu Hoya ist in die neu begründete Kreistierarztstelle zu Hannover versetzt worden. 1 8 8

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Ministerium der geistlichen, Unterrichts⸗ und Medizinalangelegenheiten.

1 Dem zu der Klinik und Poliklinik für Augenkrankheiten bei der Universität Berlin kommandierten Stabsarzt Dr. Otto Napp und dem zur Chirurgischen Klinik der Universität Berlin kommandierten Stabsarzt Dr. Friedrich Momburg ist das Prädikat Professor beigelegt worden.

Tagesordnung

der 58. Sitzung des Bezirkseisenbahnrats für die Eisen⸗

bahndirektionsbezirke Hannover und Münster am 28. Juni

1910 in Münster i. W., Sitzungssaal der Königlichen Eisenbahndirektion.

1) Feststellung der Anwesenden und Bildung des Bureaus.

2) Mitteilung über das Ableben eines Mitglieds des Bezirks⸗ eisenbahnrats. 8 3) Neuwahl von Mitgliedern des Landeseisenbahnrats.

4) Berufung des ständigen Ausschusses. 5) Aenderungen in den Bezirken der Königlichen Eisenbahn⸗ direktionen; Eröffnung neuer Strecken und Stationen.

6) Wesentliche Aenderungen im Personen⸗ und Gepäckverkehr.

7) Wesentli e Aenderungen im Güter⸗ und Tierverkehr. 1

8) Vorlage der Königlichen Eisenbahndirektion Münster, betreffend die Ausnahmetarife für Eisen und Stahl der Spezialtarife I und II. im Verkehr mit den Seehäfen und dem Küstengebiete (vgl. Zahl 13 der Niederschrift der 57. Sitzung). 9) Anträge des Mitgliedes des Bezirkseisenbahnrats Herrn Chr. Külken in Geestemünde.

10) Fahrplanänderungen.

11) Einlegung eines neuen Zugpaares auf der Strecke Bielefeld Osnabrück (Punkt 16 der 57. Sitzung).

12) Weiterführung des Schnellzugpaares Cöln—Hagen 79 und 66 über Altenbeken —Hannover bis Berlin (Punkt 17 der 57. Sitzung).

13) Herstellung einer Frühverbindung auf der Strecke Altenbeken Hannover (Punkt 19 der 57. Sitzung).

14) Einlegung eines Eilzugpaares auf der Strecke Herford Altenbeken —Warburg bezw. Cassel (Punkt 20 der 57. Sitzung).

15) Verbesserung der Eisenbahnverbindungen des Kreises Lübbecke (Punkt 21 der 57. Sitzung).

16) Herstellung einer neuen Eilzugverbindung zwischen Hannover

unnd Halberstadt.

17) Zeit und Ort der nächsten Sitzung.

Hannover, den 9. Juni 1910. Königliche Eisenbahndirektion.

Middendorf. 1

Nichtamtliches. Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 17. Juni.

Seine Majestät der Kaiser und König nahmen heute vormittag im Neuen Palais bei Potsdam die Vorträge des Ministers der öffentlichen Arbeiten von Breitenbach und

des Chess des Zivilkabinetts, Wirklichen Geheimen Nates von

Valentini entgegen.

In der am 16. d. M. unter dem Vorsitz des Staats⸗ ministers, Staatssekretärs des Innern Delbrück abgehaltenen Plenarsitzung des Bundesrats wurde der Vorlage, be⸗ treffend Ergänzung des Verzeichnisses der Einlaß⸗ und Unter⸗ suchungsstellen für das in das Zollinland eingehende Fleisch, und der Vorlage, betreffend den zollfreien Einlaß der von der Weltausstellung in Brüssel zurückgelangenden luxemburgischen Ausstellungsgüter, die Zustimmung erteilt. Annahme fanden der Entwurf eines Nachtrags zu dem Verzeichnis der Orte, an denen sich gemäß §§ 1, 2 der Weinzollordnung zuständige Zoll⸗ stellen befinden, und die Vorlage, betreffend Zündwarensteuer⸗ gemeinschaft mit Luxemburg. Der Vorlage wegen Pulassung von Aktien zum Börsenterminhandel und der Vorlage, be⸗ treffend Bewilligung von Ruhegehalt an Reichsbeamte, wurde zugestimmt. Außerdem wurde über verschiedene Eingaben, be⸗ treffend den zollfreien Veredelungsverkehr, über Eingaben wegen Erhöhung des Durchschnittsbrandes für Brennereien sowie über Eingaben, betreffend Erlaß von Zöllen und Steuern, Be⸗ schluß gefaßt.

Der Ausschuß des Bundesrats für Rechnungswesen sowie die vereinigten Ausschüsse für Handel und Verkehr, für Justizwesen und für die Verfassung hielten heute Sitzungen.

8 141“ vI1“

Das Königliche Staatsministe

einer Sitzung zusammen.

Laut Meldung des „W. T. B.“ sind S. M. S. „Emden“

am 14. Juni in Valparaiso und S. M. Flußkbt.„Tsingtau“

gestern in Hongkong eingetroffen.

S. M. S. „Loreley“ ist am 15. Juni in Jalta an⸗

gekommen und geht am 22. Juni nach Constantza.

Oesterreich⸗Ungarn.

Der in Wien 4agende Deutsche Nationalverband hat, wie das „W. T. B.“ meldet, gestern mit überwiegender Mehr⸗ heit beschlossen, der Regierung mitzuteilen, daß der Verband dem Plane zustimmt, auf vier Jahre (bis zum Wintersemester

1914/15) provisorisch eine italienische Rechtsfakultät in Wien ins Leben zu rufen. Der Verband hat ferner be⸗ schlossen, die Regierung eindringlich aufzufordern, an die Aus⸗

gestaltung der deutschen Hochschulen mit Nachdruck zu gehen. Alsdann wurde einstimmig der Beschluß gefaßt, die Regierung

und die Mehrheitsparteien aufzufordern, für die baldige Vor⸗ nahme der ersten Lesung der nationalpolitischen Vorlagen und

deren Ueberweisung an den Ausschuß zu sorgen.

Quelle zufo

Sofort eingeleitete genaue Erhebungen haben, obiger 8 bisher keinen Anhaltspunkt gegeben, der die Annahme rechtfertigte, daß dem Anschlag auf den Landes⸗

chef, Gengral Varefanin von Vares, . Motive zu⸗ grunde Sein. Es steht fest, daß der Attentäter Zerajic keinen zzuldigen hatte. Nach dem Ergebnis der Unter⸗ suchung ist die Tat als eine Einzeltat eines um jeden moralischen Halt gekommenen, sicher. auch geistig nicht mehr normalen Menschen anzusehen. Großbritannien und Irland.

Der Premierminister Asquith und der Lordkanzler haben gestern nachmittag eine Besprechung mit Balfour und Lord Lansdowne abgehalten. Die „Preß Association“ teilt mit, daß man sich auf eine förmliche Konferenz zwischen den Vertretern beider Parteien über die konstitutionelle Krisis ge⸗ einigt habe. Die erste Sitzung soll in der nächsten Woche ab⸗

gehalten werden. . Frankreich.

Die Deputiertenkammer setzte gestern die Beratung der Interpellationen fort.

Nach dem Bericht des „W. T. B.“ sprach der Abg. Manger (Soz.) den Wunsch aus, daß auch die landwirtschaftlichen Arbeiter unter die Arbeiterfürsorgegesetze gestellt würden. Der Arbeits⸗ minister Viviani erklärte, die Fürsorgegesetze würden in gerechter Weise angewendet, und wenn er einigen, übrigens durch die Gesetze gestatteten Abweichungen zugestimmt habe, so sei das geschehen, weil die wirtschaftlichen Notwendigkeiten zuweilen stärker seien als der menschliche Wille. Der Minister erhob Widerspruch gegen die Schmähungen, mit denen gewisse Fürsorgegesetze, besonders das Altersversorgungsgesetz, bekämpft würden, und säagte, wenn soziale Reformen nur eingeführt würden, um ihrer Anwendung außerhalb des Parlaments Schwierigkeiten zu bereiten, wäre es besser soziale Reformen überhaupt nicht einzuführen. Der Abg. Buisson (soz. Rad.) verlangte Gesetze, durch die unter Achtung vor den Ueber⸗ zeugungen der Eltern und vor den Fethn der Kinder die Laien⸗ schule geschützt wird. Der Redner trat ferner für strenge Durch⸗ ührung der Schulpflicht ein und sagte, Frankreich müsse dem Bei⸗ spiele Deutschlands folgen. Deutschlands Pflichtfortbildungsschulen bildeten eine Jugend heran, die den wirtschaftlichen und politischen Einfluß Deutschlands weit hinaus trage.

Türkei.

Die Deputiertenkammer hat gestern die Beratung des Kriegsbudgets begonnen, das von dem Kriegsausschuß auf 9 786 714 Pfund festgesetzt worden ist, während die Re⸗ gierung 14 071 435 Pfund verlangte.

Der Kriegsminister begründete die geforderten Kredite und er⸗ klärte, „W. T. B.“ zufolge, die Türkei müsse ihre Stellung als fünfte Wehrmacht in Europa wegen ihrer geographischen Lage und ihrer inneren Verhältnisse sowie wegen der Fortschritte der Kriegsorgani⸗ sationen der Balkanstaaten beibehalten.

Der Kriegsminister brachte einen außerordentlichen Kriegs⸗ etat von 4 800 000 Pfund ein, welche Summe auf zwei Jahre verteilt werden soll und hauptsächlich für die Anschaffung von 66 000 Gewehren, 100 Feld⸗ und 60 Berggeschützen, des weiteren für Festungsgeschütze, für die Vervollkommnung der Vertei⸗ igungswerke in Adrianopel, Kirk⸗Kilisse, Dimotika, Janina usw. bestimmt ist.

Nach einer Meldung des „W. T. B.“ haben ungefähr hundert Montenegriner unter dem Befehl des serbischen Offiziers Martinowitsch ein türkisches Blockhaus in der Gegend von Gussinje angegriffen. Zwei Soldaten wurden getötet, drei verwundet; die Montenegriner traten erst den Rückzug an, als Verstärkungen eingetroffen warekng.

Griechenland. 1ö1“

Der König Georg ist u. von seiner Reise wieder in Athen eingetroffen unh, „W. T. B.“ zufolge, auf dem Bahnhof von den Ministern, dem diplomatischen Korps, dem Metropoliten von Athen und dem Generalissimus empfangen verbent Vom Volke wurde der König durch herzliche Zurufe begrüßt.

Der Minister des Auswärtigen hat dem türkischen Gesandten in Athen wegen des Zwischenfalls im Piräus seine Entschuldigung ausgedrückt und strenge Bestrafung der Schuldigen versprochen.

Spanien.

Zum Präsidenten der Deputiertenkammer ist, „W. T. B.“ ufolge, der frühere Minister Romanones, zu Vizepräsidenten 8 frühere Minister Ruiz Timenes, der frühere Unter⸗ staatssekretär Aura Boronat, der frühere Generalpostdirektor Martin Rosales und der frühere Vizepräsident der Kammer Aparicio gewählt worden.

Rumänien.

Die Königin Elisabeth ist, einer Depesche des „W. T. B.“ zufolge, an einem leichten Anfall von BZlinddarmentzündung erkrankt.

Amerika.

Der amerikanische Senat hat nach einer Meldung des „W. T. B.“ die Gesetzvorlage angenommen, die die Territorien von Arizona und Neu⸗Mexico als Staaten anerkennt.

Das Komitee des Repräsentantenhauses für Auswärtige Angelegenheiten hat beschlossen, befürwortend über zwei Reso⸗ lutionen zu berichten, die den Präsidenten Taft ermächtigen, die fremden Nationen zur Teilnahme an Ausstellungen in San Francisco und New Orleans einzuladen, die zur Feier der Vollendung des Panamakanals in beiden Städten abgehalten werden sollen, vorausgesetzt, daß jede 7 ½ Millionen Dollars für diesen Zweck aufbringt.

Parlamentarische Nachrichten.

Die Berichte über die gestrige Sitzung des Herrenhauses und die gemeinsame Schlußsitzung beider Häuser des Landtags befinden sich in der Ersten und Zweiten Beilage.

Nach einer Meldung der „Germania“ ist der Reichstags⸗ und Landtagsabgeordnete Schmidt⸗Warburg (Zentr.) heute

Statistik und Volkswirtschaft.

Die deutsche überseeische Auswanderung im Monat Mai 1910 und in dem gleichen Zeitraume des Vorjahrs. Es wurden befördert deutsche Auswanderer im Monat Mai

über 1910 1909 1 303 ö116“*“ 737 deutsche Häfen zusammen . . 2 014 2 040 fremde Häfen (soweit ermittelt) 264 944

süberb 299 97 überhaupt . 3 127 2Se.

Aus deutschen Häfen wurden im Mai 1910 neben den 20

deutschen Auswanderern noch 25 536 Angehörige fremder Staatte

befördert, davon gingen über Bremen 14 625, über Hamburg 10 91 Nachtrag für April: Ueber Bremen wurden 1603 Angehörig

fremder Staaten befördert.

v““ Kaiserliches Statistisches Amt.

cDr. Zacher.

Zur Arbeiterbewegung.

Das in Dresden zusammengetretene Schiedsgericht i Baugewerbe fällte, „W. T. I⸗ zufolge, gestern bezüg 19 8 Arbeitszeitverkürzung und Teuerungszulage Spruch: Die Arbeitszeitverkürzung in Orten mit mehr als zehn⸗ stündiger Arbeitszeit wird dahin geregelt, daß in Orten, wo eine mehr als 10 ½ stündige Arbeitszeit besteht, diese vom 1. April 1911 an auf 10 ½ Stun den und vom 1. April 1912 an auf 10 Stunden zu ver⸗ kürzen ist. In Orten, wo sie nicht mehr als 10 ½ Stunden beträgt, hat sie vom 1. April 1911 an 10 Stunden zu be⸗ tragen; in Frankfurt a. M., Offenbach, Mannheim, Ludwigshafen und Wiesbaden wird die Arbeitszeit auf 9 ½ Stunden ab 1⸗ April 1911 herabgesetzt. Für alle übrigen Orte und Lohngebiete wird eine Verkürzung der Arbeitszeit abgelehnt. In den genannten Städten tritt die Lohnsteigerung in folgender Weise ein: Sofort 2 am 1. April 1911;: 4 ₰; am 1. April 1912: 2 ₰; nur in Offenbach und Wiesbaden sofort 2 ₰; am 1. April 1911: 3 ½ 3; am 1. April 1912: 2 ⁄. Soweit in diesen Städten die Lohnerhöhung mehr beträgt als der Lohnausgleich, gilt sie als Entschädigung für die Teuerungsverhältnisse. Im rungszulage abgelehnt worden. Die Nebenbedingungen des Vertrages werden zur Verhandlung an die örltlichen Instanzen verwiesen und werden endgültig entschieden durch die bisherige zweite Instanz. Die Verhandlungen müssen bis zum 8. Juli zu Ende geführt sein. Die zweite Instanz hat bis zum 15. Juli endgültig zu entscheiden. Wo die Differenz zwischen dem Lohn der Maurer und dem tariflichen Höchstlohn der Bauhilfsarbeiter über 13 beträgt, soll sie im zweiten Vertragsjahre durch Erhöhung des Bauhilfsarbeiterlohnes um ⸗1 ausgeglichen werden. In Orten unter 10 000 Einwohnern, in denen die Verkürzung der Arbeitszeit während der Vertragsdauer eine Stunde beträgt, tritt der volle Lohn⸗ ausgleich nur zur Hälfte ein.

In Stuttgart ist die Aussperrung im Baugewerbe gestern

beendet, nachdem sie genau zwei Monate gedauert Fab⸗ Die Arbeit soll heute in allen Betrieben wieder aufgenommen werden. In Nürnberg haben die organisierten Bauarbeiter beschlossen, die Arbeit vorläufig noch nicht aufzunehmen. Der Ausstand auf der Schiffswerft der Firma Gebr. Sachsenberg, Aktiengesellschaft in Cöln ist beendet. Die beiden Hauptforderungen, eine allgemeine zehnprozentige Lohnerhöhung und Verbürgung des in den letzten drei Monaten erzielten Durch⸗ schnittsverdienstes bei allen Lohnarbeiten, wurden, wie die „Köln. Ztg.“ mitteilt, abgelehnt. Bei den anderen unwesentlichen Punkten wurden kleine Zugeständnisse gemacht.

In der Weberei von Gebrüder Aschaffenburg in M.⸗Glad⸗ bach haben die 140 Weber ihre Kündigung zurückgezogen; sie werden unter den bisherigen Bedingungen weiter arbeiten. Daraufhin hat die Firma ihrerseits ebenfalls die Kündigung gegen die 75 Hilfs⸗ arbeiterinnen, die sie zur Abwehr ausgesprochen hatte, zurückgenommen. (Vergl. Nr 132 d. Bl.)

Der Beschluß des Arbeitgebervereins, am Mittwoch auch dem Rest der Metallarbeiter in den Kreisen Hagen⸗Schwelm zu kündigen, ist allenthalben durchgeführt worden. Nur einem ganz kleinen Teil der Arbeiter in den einzelnen Betrieben wurde, der „Köln. Ztg.“ zufolge, mit Rücksicht auf die Ausführung von Aus⸗ besserungsarbeiten nicht gekündigt. Die Zahl der bis jetzt ausgesperrten und am nächsten Samstag noch zur Entlassung kommenden Arbeiter wird auf annähernd 10 000 berechnet.

In der Schuhfabrik Heroux in Offenbach haben wegen der Entlassung eines Vertrauensmannes die Arbeiter gekündigt. Finigungsverfuche verliefen ergebnislos. Die Vereinigung der Schuh⸗ fabrikanten Offenbachs hat, derselben Quelle zufolge, daher sämtlichen Arbeitern gekündigt.

Nach mehrwöchiger Aussperrung der Dachdecker in Nürnberg ist unter Vermittlung des Gewerbegerichts als Einigungsamtes ein dreijähriger Tarifvertrag mit staffelförmigen Lohnerhöhungen ab⸗ geschlossen worden. 1u

85 5.

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(Weitere „Statistische Nachrichten“ s. i. d. Zweiten Beilage.)

8 3 8. 8 8

Kunst und Wissenschaft.

Die Königliche Akademie der Wissenschaften hielt am 26. Mai unter dem Veesg ihres Sekretars Herrn Waldeyer eine Gesamtsitzung. Herr Waldeyer las über das Skelett einer Es wurden die vergleichenden Gewichts⸗ estimmungen mitgeteilt und die inneren Architekturverhältnisse, soweit sie noch erkennbar sind, besprochen. Herr Rubens überreichte ein von dem verstorbenen ordentlichen Mitglied Landolt hinterlassenes Manuskript: Ueber die Erhaltung der Masse beichemischen Umsetzungen, dessen Aufnahme in die Abhandlungen die Akademie beschloß. Es handelt sich um eine ausführliche Bearbeitung der unter dem Titel: „Untersuchungen über die frag⸗ lichen Aenderungen des HFüee cg s chemisch sich um⸗ setzender Körper“, in den Sitzungsberichten der Akademie Jahrg. 1893x, S. 301 334, Jahrg. 1906, S. 266—298, Jahrg. 1908, S. 354 387, erschienenen drei Mitteilungen. Das Manustript ist von dem Professor Willy Marckwald durchgesehen worden. Dier korrespondierenden Mitglieder der physikalisch⸗mathematischen Klasse Leo Koenigsberger in Heidelberg und August Toepler in Dresden haben, jener am 22., dieser am 25. Mai das fünfzigjährige Doktorjubiläum gefeiert. Die Akademie hat ihnen aus diesem Anlaß Adressen gewidmet.

Folgende Druckschriften wurden vorgelegt: Heft 41 des akademischen Unternehmens „Das Pflanzenreich“, enthaltend die Garryaceae, Nyssaceae, Alangiaceae und Cornaceae, bearbeitet von W. Wangerin. Leipzig 1910; Lieferung 18 des von der Akademie unterstützten Werkes O. Bibliotheca zoologica II. Leipzig 1910 und Band 4 Lieferung 1, 2 der Zoolo⸗ gischen und anthropologischen Ergebnisse einer Farfchun sreise im westlichen und zentralen Südafrika, ausgeführt in den Jahren 1903 bis 1905 mit Unterstützung der Akademie (Humboldt⸗Stiftung) von⸗ Leonhard Schultze. Jena 1910. 8 Z1“ Unternehmungen hat die Akademie

ewilligt:

durch die physikalisch⸗mathematische Klasse: Herrn Engler zur Fortführung des Werkes „Das Pflanzenreich“ 2300 ℳ: demselben zur Fortsetzung des Sammelwerkes „Die Vegetation der Erde“ 2875 ℳ; Herrn F. E. Schulze zur Fortführung seiner Unter⸗ suchungen über die eangte des Vogelkörpers 2000 ℳ; Herrn Struve zu einer Bearbeitung der in den letzten Jahrzehnten ange⸗ stellten Beobachtungen der Uranusmonde 1500 ℳ; dem Kuratorium der Akademischen Jubiläumsstiftung der Stadt Berlin zu den Kosten der Veröffentlichung der Ergebnisse der von der Stiftung veranstalteten Trinilerpedition 2000 ℳ; dem von dem II. Deutschen Kalitage für die wissenschaftliche Erforschung der nord⸗ deutschen Kalisalzlager eingesetzten Komitee als vierte Rate 1000 ℳ; der Zoologischen Station in Se gegen Ein⸗ räumung eines von der Akademie zu vergebenden Arbeitsplatzes für die Dauer eines Jahres eine zweite Rate von 1500 Fres.; dem Professor Dr. Emil Abderhalden in Berlin zu Versuchen über Ernährung mit vollständig abgebautem Eiweiß 1000 ℳ; dem Professor Dr. Adolf Borgert in Bonn zu weiteren Untersuchungen über Radivlarien 88 ℳ; dem Privatdozenten Dr. 88 Erd⸗

übrigen ist eine Teue⸗

annsdörffer in r ucamorphismus in französischen Gebirgen 1000 ℳ; dem Dr.

Mictor Franz in Frankfurt a. M. zum Besuch einer bio⸗ vogischen Station am Mittelmeer behufs Fortsetzung 8 Unter⸗ suchungen über Fischwanderungen 1000 ℳ; dem Professor Dr. Karl Haußmann in Aachen zur Untersuchung des Aachener

magnetischen Störungsgebiets 600 ℳ; dem Professor Dr. Arrien

Fohnsen in Kiel zur Untersuchung des auf den Inseln S. Pietro und S. Antioco gesammelten mineralogischen Materials 1000 ℳ; degungen üͤber die, Hörsphären, des Großhirns usw. 600 ℳ: dem Dr. Ludwig Keilhack in Berlin zur Fortsetzung seiner zoologischen Seeuntersuchungen in den Dauphinéalpen 600 ℳ; dem Privatdozenten Dr. Hans Kniepin Freiburg i. Br. zu Untersuchungen über den Einfluß der Schwerkraft auf die Orientierungsbewegungen von Pflanzen⸗ organen 650 ℳ; dem Professor Dr. Paul Kuckuck auf Helgoland für eine Reise nach England und Irland zum Abschluß seiner Be⸗ arbeitung der Phaeosporeen 500 ℳ; dem Professor Dr. Otto Ruff in Danzig zur Fortsetzung seiner Untersuchungen über das Osmium 500 ℳ; durch die philosophisch⸗historische Klasse: Herrn Koser zur Fortführung der Herausgabe der E Korrespondenz Friedrichs des Großen 6000 ℳ; Herrn von ilamowitz⸗Moellen⸗ dorff zur Fortführung der Inscriptiones Graecae 5000 ℳ; der Deutschen Kommission zur Fortführung der Forschungen des Herrn Burdach über die neuhochdeuische Schrift⸗ sprache 4000 ℳ; für die Bearbeitung des Thesaurus

linguae Latinae über den etatsmäßigen Beitrag von 5000

hinaus noch 1000 ℳ; zur Bearbeitung der hieroglyphischen Inschriften der griechisch⸗römischen Epoche für das Wörterbuch der agyptischen Sprache 1500 ℳ; für das Kartellunternehmen der Herausgabe der mittelalterlichen Bibliothekskataloge als vierte Rate 500 ℳ; für die Zwecke des Corpus inscriptionum Etruscarum 500 ℳ.

6) Die Akademie hat auf den Vorschlag der vorberatenden Kom⸗ mission der Bopp⸗Stiftung aus den Erträgnissen der Stiftung dem Privatdozenten Dr. Reinhold Trautmann in Göttingen zu einer wissenschaftlichen Reise nach Rußland 1350 zuerkannt.

Die Akademie hat die korrespondierenden Mitglieder der physi⸗ kalisch-mathematischen Klasse Herrn Eduard van Beneden in Lüttich am 28. April, Herrn Stanislao Cannizzaro in Rom am 11. Mai und Sir William Huggins in London am 12. Mai sowie das korrespondierende Mitglied der philosophischehistorischen Klasse Herrn Emil Schürer in Göttingen am 30. April durch den Tod verloren. 3

In der am 2. Juni unter dem Vorsitz ihres Sekretars Herrn Vahlen abgehaltenen Sitzung der philosophisch⸗historischen Klasse las Herr Burdach über Sinn und Ursprung der Worte „Nenaissance“ und „Reformation“. Als wichtiger Vermittler des Gedankens der inneren Wiedergeburt und idealen Umformung wurde Bonaventura gewürdigt, mit besonderer Rücksicht auf Dante. Die politische Seite des Begriffs der Reformation und Wiedergeburt wurde in ihrer imperialistischen Bedeutung verfolgt und die Ge⸗ staltung des Begriffs in der Divina Commedia dargelegt. Herr Lüders legte vor die aus der Boppstiftung hervorgegangene Schrift von Max E Der ältere Vedänta. Geschichte, Kritik und Lehre. Heidelberg 1910.

In der an demselben Tage unter dem Vorsitz ihres Sekretars Herrn Waldeyer abgehaltenen Sitzung der physikalisch⸗ mathematischen Klasse las Herr F. E. Schulze über die Bronchi saccales und den Mechanismus der Atmun bei den Vögeln. Bei den Vögeln wird der Easaustausch zwischen Blut und Luft in der Lunge nicht nur durch ein⸗ faches Einziehen und Ausstoßen der äußeren Luft bewirkt, wie bei den Säugetieren, deren Lunge mit blindsackförmig endigenden Respirationsräumen versehen ist, sondern es findet auch ein Durch⸗ strömen der aufgenommenen Luft durch die allseitig kommunizierenden und in ihren letzten feinsten Enden sogar netzförmig verbundenen Lufträume der Lunge sowie außerdem noch ein regelmäßiger Austausch mit der in den großen Luftsäcken enthaltenen Luft statt. Für diesen letzteren Vorgang sind von wesentlicher Bedeutung die von dem Vor⸗ tragenden entdeckten rückläufigen oder sakkalen Bronchen, welche sich bei fast allen untersuchten Vögeln an den drei hinteren Luft⸗ sackpaaren, also dem Saccus abdominalis, postthoracalis und praethoracalis, bei den Ardeiden sowie bei Struthio, Rhea und Casuarius aber auch no beim Saccus clavicularis finden. Dem paarigen vorderen Luftsacke, dem Saccus cervicalis fehlen solche Bronchi saccales stets. Wenngleich der bei den Säugetieren so kräftig ausgebildete Mechanismus der Zwerchfell⸗ atmung bei den Vögeln wegen der weit schwächeren Ausbildung der betreffenden Muskulatur sehr zurücktritt, fehlt er doch keineswegs. Freilich bildet das Diaphragma bei den Vögeln kein Kuppelgewölbe wie bei den Säugetieren, wohl aber ein Tonnengewölbe, dessen Stütz⸗ kanten für jede einzelne Lunge an der Ventralseite der Wirbelsäule einerseits und an der Rippenursprungslinie der betreffenden Reihe von Zwerchfellmuskeln anderseits liegen. Durch Kontraktion dieser letzteren wird das mit der Ventralfläche der Lunge fest ver⸗ wachsene Diaphragma flach ausgespannt, also die mit ihrer Dorsalfläche an dem stark gewölbten Rippenkorb befestigte Lunge er⸗ weitert. Diese Wirkung der Zwerchfellmuskulatur kommt besonders dann zur Geltung, wenn durch die Bauchpresse die Ventralfläche der Lunge stark ist und nun bei der Flachspannung des Zwerch fells die Luftsackluft durch die betreffenden Ostien in die Lunge gepreßt wird. Eine direkte Erweiterung der vorderen (rostralen) Lungen⸗ partie geschieht durch den M. sternipulmonalis, welcher vom Proc. lat. ant. sterni entspringt und dorsal zum Vorderrande des Ostium claviculare zieht. Weit kräftiger als durch alle diese Einrichtungen erfolgt jedoch die Dilatation der Lunge mittels Erweiterung des ganzen Brustkorbs durch folgende (Inspirations⸗) Muskeln: M. scalenus I und II, Mm. levatores costarum, M. serratus anticus major und minor, Mm. intercostales, Mm. interappendiculares, Mm. sternicostales und M. coraco-costalis. Die zur Expiration führende Verengerung des Brustkorbes wird bei ruhigem Atmen nahezu poll⸗ sehg durch die Elastizität des nach der aktiven Dilatation in seine

Kuhelage zurückkehrenden Phorax erreicht, kann aber bei kräftigem Atmen auch noch durch die Bauchpresse mittels des M. obliquus abdominis ext. und int. und des M. transversus abdominis jeder Seite sowie durch das Zurückziehen der Rippen mittels des M. serratus pröfundus jeder Seite verstärkt werden. .

In der am 9. Juni unter dem Vorsitz ihres Sekretars Herrn Waldeyer abgehaltenen Gesamtsitzung der Akademie las Herr Roethe über Briefe der Sophie Laroche und Wielands an die Gräfin Elisabeth von Solms⸗Laubach. Die 355 Briefe der Laroche reichen von 1783 bis 1807, die 43 Briefe Wielands, die Ludwig Wieland nur sehr unzuverlässig, lückenhaft und in Auswahl veröffentlicht hat, von 1807 bis 1812. Besonderes Interesse haben die Kulturbilder, die die Briefe der Laroche aus dem Leben des rheinischen Adels zur Zeit der Revolutionskriege und Napoleons geben. Herr Harnack legte eine Abhandlung vor unter dem Titel: „Ostiarius“. In der Abhandlung wird auf Grund einer füngst entdeckten Inschrift gezeigt, daß „Ostiarius“, bevor es kirchliche Amts⸗ bezeichnung wurde, bereits der Name für eine militärische Charge und zwar für eine nicht ganz niedrige gewesen ist. Herr Rubens legte eine Untersuchung vor über die Struktur der 7⸗-Strahlen von dem Privatdozenten Dr. Edgar Meyer in Aachen. Die theoretische Betrachtung lehrt, daß ie sogenannten Schweidlerschen Schwankungen des Sättigungsstromes, den man in einem von 7-Strahlen getroffenen Luftkondensator beobachtet, sich bei teilweiser Abblendung des Strahlenbündels in verschiedener Weise ändern müssen, wenn die 1-Strahlen Quantencharakter besitzen oder wenn sie von Impulsen herrühren, welche sich im Aether nach der Undulationstheorie des Lichts ausbreiten. Die Ergebnisse, zahl⸗ reicher Ehwant unsecbesupen welche der Verfasser bei verschiedener Blendung des 7-Strahlenbündels ausgführt hat, sprechen entschieden zugunsten des Quantencharakters der 7- Strahlen, wobei jedoch die Frage offen bleibt, ob diese Quanten materieller Art sind oder nicht

in Berlin zu Untersuchungen über Kontakt⸗

Dr. Otto Kalischer in Berlin zur Fortführung seiner Unter⸗

Die Akademie hat dem korrespondierenden Mitglied ihrer physi⸗ kalisch-mathematischen Klasse Herrn Julius von Wiesner in

Wien zu seinem fünfzigjährigen Doktorjubiläum am 3. Juni eine

Adresse gewidmet.

Folgende Druckschriften wurden vorgelegt: von Herrn Koser ein neu ausgegebener Band der Monumenta Germaniae historica, TPom. V der Scriptores rerum Merovingicarum. Hannoverae et Lipsiae 1910; von Herrn Hertwig die 9. Aufl. seines Lehrbuchs der Entwicklungsgeschichte des Menschen und der Wirbeltiere. Jena 1910; von Herrn Diels Bd. 2, Hälfte 2 der 2. Aufl. seiner Fragmente der Vorsokratiker, enthaltend den von Walther Kranz verfaßten Wortindexr. Berlin 1910; endlich zwei Straßburger Inauguraldissertationen, die Ergebnisse der von Herrn Bücking mit Unterstützung der Humboldtstistung unternommenen geologischen und petrographischen Erforschung des Rhöngebirges enthalten: F. Kall⸗ hardt, Geologische Beschreibung der Umgegend von Spahl in der Rhön. Berlin 1909 und W. Wagner, Geologische Beschreibung der Umgebung von Fladungen vor der Rhön. Berlin 1909.

Die Akademie hat das ordentliche Mitglied der physikalisch⸗ mathematischen Klasse Herrn Robert Koch am 27. Mai durch den Tod verloren.

Die Ausstellung der Radierungen und Lithographien Whistlers soll nächster Tage geschlossen werden. An ihre Stelle tritt eine Ausstellung der ö und Holzschnitte des Lucas van Leyden in der Folge ihrer Entstehung. 88

Auf der Marksburg bei Braubach a. Rhein, die von der

Vereinigung zur Erhaltung deutscher Burgen durch Bodo Ebhardt

wieder hergestellt ist, wird augenblicklich eine Ausstellung besonderer Art vorbereitet; es händelt sich um die Sammlung von siegeln und Abgüssen, die man wohl als Faksimile der echten alten Stücke bezeichnen kann. Die Sammlung stammt aus dem Besitz des Herrn Archivdirektors Dr. Hauviller in Metz, und die Abgüsse sind nach einem besonderen, von dem Besitzer erfundenen Verfahren hergestellt. Die Eröffnung der Ausstellung wird kurz vor dem dies⸗ jährigen Burgenfest erfolgen, das am 18. Junt stattfindet und am 19. Juni die Freunde und Mitglieder der Vereinigung zur Erhaltung deutscher Burgen im Rittersaal der Marksburg zu einem Festessen vereinigen wird, kurz vor dem Antritt der großen Fahrt der 8 nach Coburg, Kronach, Saalfeld, Gera und Altenburg. Zugleich mit der Hauvillerschen Sammlung werden eine größere Anzahl älterer und neuerer Siegel aus dem Besitze des Architekten Professors Bodo Ebhardt ausgestellt werden, darunter die interessanten Abgüsse von Kaisersiegeln und der Siegel der Familien Thierstein, I1n und Rathsamshausen, die seinerzeit hergestellt wurden als Vorbilder für die Wiederherstellung der Wappen auf der Hohkönigs⸗ burg. Diese Sammlung neben der seinerzeit in den Vesig der Vereinigung übergegangenen Gimbelschen Waffensammlung dürfte das allgemeinste Interesse erwecken.

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o.“ Im Auftrage der Freien Lehrervereinigung für Kunstpflege zu Berlin hat Carl Meyer⸗Frommhold unter dem Titel „Das Preußenbuch“ eine Sammlung von Gedichten zur preußisch⸗deutschen Geschichte herausgegeben. (Verlag von Jul. Klinckhardt in Leipzig, 2,60 in Leinen.) Die Sammlung will in erster Linie der Belebung des Geschichtsunterrichts dienen; sie eignet sich aber auch nach Inhalt, Preis und Ausstattung als Prämienwerk für reifere Schüler. Der Herausgeber hat bei seiner Auswahl den künstlerischen Wert der Gedichte entscheiden und die zeitgenössischen Dichter besonders reichlich zu Wort kommen lassen, Grundsätze, denen man nur zu⸗ stimmen kann. Auch die Einteilung der Gedichte unter geschichtlichen Gesichtspunkten Unter dem roten Adler, Alt⸗Preußen, Freiheits⸗ tri ge Einheitskämpfe Im Reich ist zweck⸗ entsprechend.

In demselben Verlage ist eine vom Pestalozziverein der Provinz Brandenburg herausgegebene Schrift: „Die Provinz Branden⸗ burg in Wort und Bild“ erschienen (geb. 4 ℳ). Das Entstehen dieses hübschen Buches ist einer ganzen Reihe von Mitarbeitern zu verdanken, von denen jeder über die ihm vertraute und liebe engere Heimat schreibt. Das Zusammenarbeiten vieler an einem litera⸗ rischen Werk gereicht diesem in vielen Fällen nicht zum Vorteil, in dem vorliegenden aber war es durchaus am Platze und das Buch verdankt diesem Umstande in erster Linie sowohl die Sachkunde, die es auszeichnet, wie den persönlichen warmen Ton, der es be⸗ lebt. Die Schrift bietet keine zusammenhängende, geographisch geordnete Beschreibung der Provinz Brandenburg, unterrichtet viel⸗ mehr in einer zwanglosen Folge von mehr als 70 Skizzen, Städte⸗ bildern und Beschreibungen von Sitten und Gebräuchen den Leser über den Charakter des Landes und seiner Bewohner. Zahlreiche gute Abbildungen, zum großen Teil nach photographischen Original⸗ aufnahmen, schmücken den Text, in dem auch gelegentlich Verse märkischer Dichter Platz gefunden haben.

Das in Gemeinschaft mit dem Abg. von Schenckendorff⸗ Fhelit und Sanitätsrat, Professor Dr. Schmidt⸗Bonn von dem Hofrat, Irofe ssor H. Raydt⸗Leipzig herausgegebene 19. Jahrbuch 1910 des Zentralausschusses für Volks⸗ und Jugend⸗ spiele in Deutschland ist soeben im Verlage von B. G. Teubner, Leipzig, erschienen (3 ℳ). Die Einführung knüpft an das Wort des Lord Roseberry an: „Ein Kaiserreich ist nur wenig nutz ohne eine Kaiserliche Rasse“ und zeigt, daß zur Erzielung einer solchen in Deutschland die Leibesübungen als Volkssitte notwendig seien. Der Leitaufsatz ist dem Turnvater Friedrich Ludwig Jahn geweiht, der gerade vor 100 Jahren begann, mit der Berliner Jugend u Spielen in freier Luft und einfachen turnerischen Uebungen in Feld und Wald hinauszuziehen. In Jahnschem Geiste wirkt der seit 1891 bestehende Zentralausschuß für Volks⸗ und Jugendspiele in Deutschland, und Jahnscher Geist durchzieht auch die 348 Seiten des vorliegenden Jahrbuches, das mit kräftigen Zeichnungen des Leipziger Künstlers Alois Kolb und vielen sonstigen Abbildungen ge⸗ schmückt ist. Jeder Vaterlandsfreund wird seine Freude an dem schönen Buche haben. .

In demselben Verlage ist die Schrift „Spielnachmittage“ von dem Studiendirektor Hofrat, Professor H. Raydt in Leipzig in dritter Auflage erschienen (gebd. 2,80 ℳ). Seit dem Erscheinen der ersten Auflage hat die Jugendspielbewegung erfreuliche Fartschrict⸗ gemacht. Der Verfasser, der in der ersten Reihe der Vorkämpfer für die körperliche Ausbildung der Schuljugend steht, legt in ihr in knapper, aber eindringlicher Weise die gesundheitlichen und erzieherischen Vorteile der in freier Luft betriebenen Spiele dar: ihre kräftigende Wirkung auf Lunge und Herz, auf die Sinnesorgane, auf das ganze Nervensystem sowie ihren charakterbildenden Einfluß, die Gewöhnung an Entschlußfähigkeit, Geistesgegenwart, Besonnen⸗ heit, Ausdauer, Mut, durch die dabei besonders in Kraft tretende, zur Abschleifung mancher Ecke führende gegenseitige Selbsterziehung der Jugend. Das Buch wird allen Leitern von Jugendspielen ein guter Ratgeber und Führer sein. 1

Der Jagdaufseher, Leitfaden für Berufsjäger und Jagd herren, von Edgar Freiherr von Rotberg (Verlag von J. Neu⸗ mann in Neudamm; geb. 4 ℳ). Das Buch ist ein der Praxis ent⸗ stammendes, den Interessen des Jagdherrn wie der Bildungsstufe des Berufsjägers angepaßter Leitfaden, in dem Stellung und Tätigkeit des Jagdpersonals eingehend dargelegt sind. Knapp und klar sind die Bedürfnisse des praktischen Dienstes behandelt unter Außeracht⸗ lassung aller Nebensachen und Einzelheiten. Das Buch ist in drei Teile gegliedert; der erste behandelt Stellung, Rechte und Pflichten des Jagdaufsehers, der zweite den eigentlichen Jagddienst, während der dritte eine nach Jahreszeiten und Wildarten geordnete Uebersicht der wichtigsten Vorgänge im Revier und der hauptsächlichsten Ver⸗ richtungen des Berufsjägers bietet. Ein Anhang enthält ein Ver⸗ zeichnis der bekanntesten, für Jagdbeamte in Betracht kommenden

Werke.

Von dem auf Grund der bewährten Methode Toussaint⸗ Langenscheidt bearbeiteten Taschenhandwörterbuch des Russischen liegt jetzt der 2. Teil, Deutsch⸗russisch von Karl Blattner vor (geb. 3,50 ℳ). Vor allem zeichnet sich das Werk durch die einheitliche Aussprachebezeichnung nach dem phonetischen System der Methode aus, die an Genauigkeit wohl bisher unerreicht dastehen dürfte. Ein nicht geringerer Vorzug ist auch die vollständige Angabe der Konjugation, Deklination und Betonung bei jedem Worte. Sämtliche in Betracht kommenden Wörter sind mit den nötigen Angaben der Rektion versehen worden, und zwar besonders dann, wenn die beiden Sprachen in der Konstruktion voneinander abweichen. In den Text des Wörterbuches wurden ferner auch viele idiomatische und andere Redensarten eingeflochten. Für beide Sprachen ist durchweg die neueste Rechtschreibung angewandt worden, wobei die der Ortho⸗ graphie entsprechende Groß⸗ und Kleinschreibung durchgeführt wurde. Soweit es der Raum gestattete, wurde die größte Reichhaltigkeit und Vollständigkeit erstrebt. Viele Ausdrücke der Industrie, des Handels, der Technik, des Verkehrswesens usw., die man heutzutage selbst in einem ““ nur ungern vermissen würde, sind in das kleine Werk aufgenommen. Das Buch wird nicht nur auf Reisen, bei der Konversation usw. sichere Auskunft geben, sondern auch weiter⸗ gehenden Anforderungen der Lektüre genügen und ein großes Lexikon in vielen Fällen ersetzen.

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Land⸗ und Forstwirtschaft.

Der Ständige Ausschuß des Deutschen Landwirtschaf rats ist von seinem Präsidenten Grafen von Schwerin⸗Löwitz auf den 20. und 21. Juni d. J. nach Schwarzburg i. Thür. einberufen. Auf der Tagesordnung stehen u. a. folgende Gegenstände: 1) Stand der Errichtung von Landwirtschaftskammern in den deutschen Bundes⸗ staaten. 2) Neuere Gefetzgebung zur Bekämpfung des Grundstück⸗ wuchers. 3) Tarifierung und Beförderung landwirtschaftlicher Er⸗ zeugnisse auf den Eisenbahnen. 4) Verlegung des Volkszählungs⸗ termins vom 1. Dezember auf den 15. Januar. 5) Tarifierung von Abfällen. 6) Ahhaltung eines Ffeer encteg s. 7) Allgemeine Einführung der Ablieferung des Rahms an die Molkereien. 8) Be⸗ richt der Kommission für Geschäftsbedingungen im Kartoffelhandel. 9) Bericht über die Fütterungsversuche mit Brennereischlempe. 10) Beförderung von Dampfpflügen auf Chausseen. 11) Die Land⸗ wirtschaft auf der Hygieneausstellung Dresden 1911.

Saatenstand und Getreidehandel iu Rußland.

Der Kaiserliche Generalkonsul in Warschau berichtet unterm

7. d. M.: Der Stand der Saaten in Russisch⸗Polen ist befriedigend. Die Wintersaaten, insbesondere der Roggen, hatten zwar stellenweise durch die Nachtfröste im April gelitten, haben sich aber bei der warmen Witterung im Mai wieder erholt und versprechen ein gutes Ernteergebnis. Mit der Fri chis beegeng der Felder, bei der sich auch in diesem Jahr wegen der starken Abwanderung von Feldarbeitern Mangel an Arbeitskräften fühlbar machte, konnte schon Mitte März begonnen werden, und Anfang Mai war sie zum größten Teil beendigt. Die Sommersaaten sind gut aufgegangen und entwickeln sch normal. Die Futterkräuter, insbesondere die Kleesaaten, stehen gut, doch hat der Regenmangel und die große Hitze der letzten Woche nachteilig eingewirkt. Ueberhaupt werden Befürchtungen laut, daß bei Fortdauer der Trockenheit auch Hafer und Gerste ernstlich efährdet werden könnten. Ueber Ungeziefer wird wenig geklagt. Im Gouvernement Lublin richtet die Hessenfliege stellenweise im Weizen Schaden an. In einigen Gegenden haben die S. durch Feld⸗ mäuse gelitten. Im Gouvernement Plock sind die Saaten stellen⸗ weise durch Hagel niedergeschlagen worden. Die rI er haben stark geblüht und man erwartet eine reiche Obsternte. 6 Getreidepreise sind wegen der guten Ernteaussichten niedrig. 8 s wurden am 1. d. M. gezahlt für das Pud = 1 1“ für Roggen. 0,65 0,70 Rbl. Weizen Gerste Hafer.

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Saatenstand in Italien während des letzten Drittels des Monats Mai 1910.

Während der Berichtsperiode besserte sich in Oberitalien der Stand des Getreides, während es in einigen Gegenden Mittelitaliens noch immer unter übermäßiger Feuchtigkeit zu leiden hatte. Die ge⸗ jäteten Felder stehen im allgemeinen gut. Die Niederschläge, die in Apulien und auf Sizilien nur mäßig waren und deshalb die Ent⸗ wicklung der Saaten förderten, erwiesen sich dagegen für Mittel⸗ italien und die südlichen Gegenden am Mittelländischen Meere zu reichlich und hinderten im allgemeinen das Trocknen des Heus. Die Olivenblüte verspricht eine gute Ernte. (Bericht des Kaiserlichen Generalkonsulats in Genua.)

2 5 Saatenstand in der Türkei Der Kaiserliche Generalkonsul in Konstantinopel berichtet unterm 9. d. M.: Sowohl im Wilajet Adrianopel als in Mazedonien konnte der Frühjahrsanbau im allgemeinen unter günstigen Witte⸗ rungsverhältnissen vorgenommen werden. Die Ausdehnung der in diesem Jahre im Gebiete des Konstantinopler Netzes der Orientalischen Eisenbahnen und im Wilajet Adrianopel bebauten Gesamtflächen dürfte die Ziffer der früheren günstigsten Jahre von rund 2 000 000 Dönüms übersteigen und somit um 400 000 500 000 Dönüms größer sein als jene des Vorjahres. Das lang anhaltende Regenwetter im Mai gab mehrfach Anlaß zu Befürchtungen, die jedoch, nachdem seit etwa 14 Tagen ein Nachlassen der Niederschläge zu bemerken ist, größtenteils wieder vorüber gegangen sind. Teilweise Ueberflutungen der in den Niede⸗ rungen gelegenen Felder sind längs der Maritze im Bezirke der Stationen Kuleli⸗ 8g Usunköprü, Pawloköi, Demotika, Bidigli und Dedeagatsch vorgekommen. In diesen Distrikten wurde infolge dessen die Pflanzung der Wasser, und Zuckermelonen verzögert. Die Reife dieser Früchte kann daher erst später als sonst erwartet werden; die Bestellungen der Melonenfelder wird augenblicklich unter günstigen Ver⸗ hältnissen mit doppeltem Eifer betrieben. Hagelschläge haben in der Um⸗ gegend von Kadiköi stattgefunden, ohne jedoch besonderen Schaden an⸗ zurichten. Auch aus Mazedonien sind Ueberschweinmungen gemeldet worden, und zwar aus dem Wardargebiete bei Gumendsche und Kerdschelar, ferner aus der Umgebung von Werisowitz, Wutschitrin, Mitrowitza, Sibeftsche und Bujeneftsche. Der häufige Regen im Mai hat in Mazedonien vielfach auch die Aussaat des Mais verzögert; das Versäumte wird aber gegenwärtig, gefördert durch regelrechte Witterungsverhältnisse, nachgeholt. Die letzten Nachrichten uüͤber den Saatenstand lassen sich dahin zusammenfassen, daß augenblicklich im Wilajet Adrianopel und in Mazedonien sowohl hinsichtlich der Winterfrüchte als der Früh⸗ hehnssacken die besten Aussichten für ein recht gutes Ergebnis vor⸗ anden sind, vorausgesetzt, daß nunmehr ents enes Sommerwetter eintritt und bis zur Erntezeit anhält. 8 8

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Gesundheitswesen, Tierkrankheiten und Abspe maßregeln.

Niederlande.

Die niederländische Regierung hat durch Verfügung vom 10. d. M., veröffentlicht im miederkandisehen Staatscourant Nr. 134 vom 11. d. M., Taganrog für choleraverseucht erklärt. Die Quarantänefrist ist auf 5 Tage festgesetzt. In derselben Nummer des Staatscourants ist zugleich eine gemeinschaftliche Verfügung der Königlich niederländischen Minister des Innern und der Finanzen, ebenfalls vom 10. d. M., veröffentlicht, wonach vom 12. d. M. ab die Ein⸗ und Durchfuhr von Lumpen, gebrauchten Kleidungs⸗ stücken und ungewaschener Leib⸗ und Bettwäsche aus Taganrog ver⸗

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