1910 / 151 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 30 Jun 1910 18:00:01 GMT) scan diff

vieles

Gewohnheiten in

in im Werk, beide

einer durch zwischengelagerten Geschiebelehm v den Tonschichten abge⸗ trennten jüngeren diluvialen Sandschicht von zweifelloser Unberührtheit 888 auch Facrsehaniefe aufgefunden worden. Dankend wurde es aner⸗ kannt, daß der Vortragende die Schichten hatte s orgfältig freilegen lassen, was den instruktiven Wert seiner Mitteilungen beträchtlich erböhte. wandte sich ein Teil der Gesellschaft dem Phöbener „Räuber⸗ erg“ zu, wo Vorbereitungen zur Ausführung einer kleinen Grabung in b Reste eines altwendischen Burgwalles getroffen worden waren. Sie war erfolgreich; denn es wurden wendische Scherben in Menge sowie gebrannte Lehmstücke mit deutlichen Ab⸗ drücken von Rohr, Reisig und Stroh, somit Wandbewurf der verbrannten Hütten gefunden. Viel Vergnügen bereitete es, als an bevorzugter Stelle des Burgwalles ein eifriges Mitglied einen mit Deckel versehenen . zutage förderte, dessen aus einer alter⸗ tümlichen Urkunde bestehender Inhalt sich als einem berühmten Muster nachgebildete, aber natürlich scherzhafte Verwünschung des angeblichen „Grabschinders und Leichenräubers“ E. K. (Konservators des Museums ür Völkerkunde) ergab, zu der Wendenfürst Pribislaw, die Tätigkeit 18 Herrn voraussehend, schon vor 750 Jahren ausgeholt hatte. Uebrigens fand sich in dem Gefäß, das modernsten Bunzlauer Ursprungs schien, auch eine ganz neue Nummer des „Berliner Lokalanzeigers.“ Ein ganz anderes Bild bot sich der Gesellschaft, als sie, wieder vereint und an Bord einer Ziegelzille von einem Schleppdampfer zum jenseitigen Havelufer befördert, in Päses anlangte. Hier gab es keine vlische⸗ auch keine vorgeschichtliche Bele tungg aber fesselnde 1a. e en E“ Art aus verhältnismäßig junger ö Allbekannt ist ja, daß Paretz mit seinem schönen Park ein Lieblingsaufenthalt der Königin Luise gewesen ist. Seine Königliche Hoheit der Prinz Heinrich, der gegenwärtige Besitzer, pflegt diese Erinnerungen an seine ö mit großer Pietät. Er besucht Paretz wenigstens ein Mal in jedem Jahre. Ihm ver⸗ dankt auch die Kirche von Paretz, vor der Pastor Bier die Gesellschaft empfing und in der er ihr nachher einen die Geschichte des Ortes er⸗ ählenden Vortra hielt, ihre sehr g chickt ausgeführte Die Kirche birgt manche Erinnerung an die Königin Luise, u. a. in reich verziertem Kasten die Reste eines Tuches, das seine Geschichte hat. Als König Friedrich Wilhelm III. am ersten Jahrestage des Todes seiner Ge⸗ mahlin Paretz besuchte, übergab er der Kirche das Tuch, welches die Verewigte bei ihrem 87Gg Spaziergange in Paretz getragen, zur Verwendung als Altardecke. Die Gemeinde glaubte aber das König⸗ liche Geschenk besser gewürdigt und aufgehoben, wenn sie es so selten als möglich zu dem bezeichneten Zweck benutzte, sondern lieber in jenem Kasten in Verschluß hielt. Dort haben die Motten aber so gründlich damit aufgeräumt, daß es eben nur traurige Reste noch sind, die übrig blieben. Dagegen prangt in ursprünglicher Schönheit an der Wand der Königlichen

Kirchenloge ein von Schadow modelliertes Reliefbild, eine Apotheose der Königin Luise.

gemacht, das Schloß besichtigt und hierauf zu Fu wandert, wo im „Deutschen

ch dem Park ein kurzer Besuch ß nach Ketzin ge⸗ ause“ das gemeinsame Mittagsmahl stattfand. Der Nachmittag galt der eingehenden Besichtigung zweier Sammlungen, welche des Interessanten und Ueberraschenden boten, nämlich der Sammlung von Pastor Johannes Schmidt im evangelischen Pfarrhause und von Bürgermeister Zesch im Schulhause. Pastor Schmidt hatte sich der Mühe unterzogen, die charakteristischen Stücke seiner Sammlung auf langen Tafeln chrono⸗

Es wurde no

logisch geordnet aufzustellen, und zwar beginnend mit der Wendenzeit und von da rückwärts durch die verschiedenen Epochen bis zur Stein⸗ zeit. Es ist nicht möglich, an dieser Stelle der überaus reichen Sammlung nach Verdienst gerecht zu werden.

Erwähnt seien nur

die beim benachbarten Schmergow gefundenen Tongefäße

aus der Steinzeit, welche zu den kostbarsten Stücken gehören, die man kennt; Pastor Schmidt machte den kenntnisreichen Erklärer

einer Schätze und erläuterte seinen Vortrag über die prähistorischen

Verhältnisse der Umgegend an der Hand einer die Fundorte zeigenden

Karte.

Uebrigens ist Hastoe Schmidt nicht einseitiger, sondern ein Sammler großen Sti

8. Im Pfarrhause, wie in der Schule hatte

die Gesellschaft Gelegenheit, ihn auch als Sammler von Vögeln,

namentlich z. und Strichvögeln, der Gegend kennen zu lernen, die r selbst auf Grund eingehender Beobachtung ihrer Lebensweise und b hervorragender Naturtreue ausgestopft hat. So liebevoll ist diese Sammlung angelegt, daß sie die Vögel auch in ihren verschiedenen Gewandungen zeigt, die Wildente z. B. im Alltags⸗ und im Brautgewande. Auch die Sammlung von Bür ermeister Zesch im Schulhause ist höchst sehenswert. Sie begegnet sich mit der Schmidtschen nach der prähistorischen Seite, hat große Aufmerksam⸗ keit aber auch den mittelalterlichen Erinnerungen gewidmet. Es Sammlungen zu einem Museum zu ver⸗ inigen; ein Komitee, dem die Honoratioren von Ketzin an⸗ gehören, hat die Sache in die Hand genommen. Frreilich sind noch allerlei Bedenklichkeiten in der Gemeinde ee zu über⸗ winden, die für Hergabe eines Grundstücks und Unterskützung eines Neubaues zu gewinnen bleibt. Einstweilen muß man sich mit sehr engen Räumen behelfen. Ueber alle diese Einzelbesichti 8 war es inzwischen Abend geworden und Zeit, den Extrazug Nauen zu besteigen, der die von den Ergebnissen des Tages hochbefriedigte Ge⸗ sellschaft um 10 ½ Uhr nach Berlin brachte.

Danzig, 30. Juni. (W. T. B.) In Anmwesenheit Seiner Königlichen Hoheit des Großherzogs von Oldenburg, hrer Königlichen Hoheit EEb“ des kommandierenden Generals von Mackensen, des Oberpräsidenten on Jagow, des Oberwerftdirektors Freiherrn von Schimmelmann, es Vizeadmirals Capelle vom Reichsmarineamt sowie sonstiger Ver⸗

1 treter von staatlichen und städtischen Behörden erfolgte heute mittag

der Stapellauf des Linienschiffes „Oldenburg“. Die Taufrede hielt Seine Königliche Hoheit der Großherzog von Oldenburg, die Taufe vpo 09 Ihre Königliche Hoheit die Si Eitel⸗Friedrich. Der Feierlichkeit wohnten auch die Mitglieder der zurzeit hier tagenden 51. Hauptversammlung des Vereins deutscher Ingenieure bei.

1 Kiel, 29. Juni. (W. T. B.) Das Ergebnis des heutigen Handiccp und der Wettfahrt des Kaiserlichen Jachtkubs von

Eckernförde nach Kiel lautet:

Theater. UNeues Opernthenter. (Gura⸗Oper.)

Kas -S” von Herm. Nürnberg.

reitag: Die Meistersinger von Anfang

per in 3 Akten von Richard Wagner.

7 Uhr. Sonnabend (einfache Preise): Der Ring des Nibelungen. Bühnenfestspiel von Richard Wagner.

Vorabend: Das Rheingold. Anfang 8 Uhr.

Deutsches Theater. (Sommerspielzeit Dr. Emil Geyer): Freitag, Abends 8 Uhr: Die Laune des Verliebten. Judith und Holofernes.

Sonnabend: Zum ersten Male: Amphitryon.

Kammerspiele. (Sommerspielzeit Dr. Emil Geyer.) Freitag, Abends 8 Uhr: Liebeswalzer. Sonnabend und folgende Tage: Liebeswalzer.

Berliner Theater. Freitag, Abends 8 Uhr: Taifun. Schauspiel in vier Akten von Melchior

Lengyel. Sonnabend und folgende Tage: Taifun.

Sonna papa.

Preisen: Christel.

Lessingtheater. Freitag, Abends 8 Uhr: Militärisches Volksstück in 4 Akten artin Stein und

Sonnabend und folgende Tage:

Nenes Schauspielhaus. Freitag, Abends 8 Uhr: Der Flieger. Posse in 3 Akten von Hans Brennert und John Lehmann.

Sonnabend und folgende Tage: Der Flieger.

Komische Oper. Freitag, Abends 8 Uhr:

Der gevSeeseaen. end und folgende Tage: Der Regiments⸗

Schillertheater. (Gottscheid⸗Oper.) Förster⸗Christel. Bernhard Buchbinder. Musik von Georg Jarno.

Sonnabend: Der Troubadour.

Sonntag, Nachmittags er Freischütz. Abends: Die Förster⸗

1 choner Ketschen: „Meteor“ 1. 8 (El 1 Frau Krupp von Bohlen und Halbach), „Germania“ 2. Preis, „Hamburg“ 3. Preis und „Westward“ 4. Preis; „Nordstern“ nicht gestartet, hatte Klüver gebrochen. 8

Kutter und Pawls: „Comet“ 1. Preis: „Orion“ 2. Preis.

In der 15 1. erhielt „Sophie Elisabeth“ den ersten Preis.

In der 12 Meterklasse, erhielt „Brand IV“ den ersten und „Magda VIII“ den zweiten Preis (Protest). b

n der 10 Meterklasse erhielt „Felca“ den ersten und „Erika“

den zweiten Preis; „Isa III“ havariert. 1

In der 9 Meterklasse erhielt „Karneval“ den ersten Preis; „Ariadne II“ havariert. G 8

In der 8 Meterklasse erhielt „Woge 1V“ den ersten, „Toni VII“ den zweiten und „Decima“ den dritten Preis; „Lilli X“ hat auf⸗ gegeben, „Hede II“ nicht gestartet. 8

dsh worf, 30. Juni. (W. T. B.). Der größte Teil des havarierten Luftschiffes „Deutschland; ist bereits auf dem Bahnhof Wellendorf verladen. Die hintere Gondel, die Passagierkabine und die Ballonhülle werden im Laufe des Nach⸗ mittags verladen werden. Die Ueberreste des ö des Luftschiffes werden zum Einschmelzen in die Fabrik ge andt. Die Motore und die Gondeln werden nach Friedrichshafen expediert. Das Personal der Luftschiffahrtsgesellschaft wird voraussichtlich gegen abend die Rückreise nach Düsseldorf antreten.

8

Ehrenpreis der

ottesberg, 29. Juni. (W. T. B.) Auf dem Egmont⸗ schacht in der vierten dete der Schlesischen Kohlen⸗ und Koks⸗ werke wurden in vergangener Nacht der Aufseher Arlt und der Häuer Rudolf durch hereinstürzende Gesteinsmassen ver⸗ schüttet. Bis heute mittag konnte nur Rudolf schwer verletzt geborgen werden.

Paris, 29. Juni. (W. T. B.) Aus Marrakesch wird unter dem 22. Juni gemeldet: Eine Feuersbrunst hat fünf, meist von. Handeltreibenden bewohnte Stadtteile zerstört.

Paris, 30. Juni. (W. T. B.) Das Gebäude der staat⸗ lichen Pulverfabrik in Sepran im Departement Seine⸗et⸗Oise ist gestern mit zweitausend Kilogramm Pulver in die Luft ge⸗ flogen. Der einzige Arbeiter, der im Augenblick der Explosten anwesend war, wurde schwer verletzt.

Cherson, 29. Juni. (W. T. B.) Acht zu Zwangsarbeit ver⸗ urteilte Sträflinge fesselten im Gefängnis einen Aufseher und entflohen. Bei ihrer Verfolgung wurden ein Aufseher und sieben der Flüchtlinge getötet.

(Fortsetzung des Amtlichen und Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)

Wetterbericht vom 30. Juni 1910, Vormittags 9 Uhr.

Niederschlag in

S8190 S 24 Stunden

Barometerstand vom Abend

Witterungs⸗ verlauf der letzten 24 Stunden

Wind⸗ richtung, Wind⸗ stärke

Name der Beobachtungs⸗ station

rstand 0 Meeres⸗ niveau u. Schwere

Wetter

Baromete auf

in 45 ° Breite Temperatur in Celsius

Nachts Niederschl. Nachts Niederschl. Schauer Gewitter Gewitter Schauer Schauer

SW 5 wolkig WSW bedeckt SW wolkig SW 4heiter 1

Neufahrwasser SW 3 halb bed. Memel SW 3 halb bed. 3 4 1

Borkum Keitum Hamburg Swinemünde

——'eüS— ½SSSSAgg

Aachen SW. 3 bedeckt e Hannover S bedeckt— 14 Schauer Berlin SW 1 wolkig 17 meist bewölkt Dresden WSW2 18 Vorm. Niederschl. Breslau SSW 2 bedeckt 18 Nachm. Niederschl. Bromberg SW A heiter 18 Nachm. Niederschl. Metz S Regen 14 Nachts Niederschl. Frankfurt, M. SW

2

5 wolkig 16 Schauer Karlsruhe, B. SW. 2 bedeckt 17 anhalt. Niederschl. München SW 4

1

bedeckt 17 Gewitter Zugspitze SW

Nebel 0 Schauer

(Wilhelmshav.) Stornoway NNW 4 bedeckt 9 Vorm. Niederschl. (Kiel) Malin Head

NW 2 Regen 11 Schauer (Wustrow i. 80 Valentia 1 Secilly

WNW 4 bedeckt 13 Nachm. Niedersch (Königsbg., Pr.) WNW 6 halb bed. 13 Aberdeen Shields

I

Stunden

g in

- richtung, Wind⸗

stärke

Witterungs⸗ verlauf

der letzten

24 Stunden

Name der Beobachtungs⸗ station

Schwere

24

Barometerstand auf Meeres⸗ S in 45° Breite Barometerstand vom Abend

niveau u. in Celsius

Temperatur 8 Niederschla⸗

8

02

Wilna V 756,0 S2 wolkenl. Pinsk 758,2 W 1 bedeckt Warschau Kiew Wien 758,7 S 1 Regen 16 Prag 757,4 S 1 bedeckt 18 Rom 762,1 NW 2 wolkenl. 19 Florenz 761,5 S 1 wolkenl. Cagliari 761,1/ SO 2 wolkenl. 19 Thorshavn 747,3 N 1 bedeckt 7 Seydisfiord 755,7 NW halb bed. 7 Cherbourg 754,3 WSWz swolkig 14 Clermont 756,4 SW 5 bedeckt 18 Biarritz 764,2 WSWö6 Regen 17 Nizza 759,2 O 2 halb bed. 17 Krakau 758,5 NW 1 bedeckt 19 Lemberg 758,5 SSW I heiter 21 Hermanstadt 760,4 SSO 2 wolkenl. Triest 758,9 OSO 2 halbbed. 25 Brindisi 760,5 Windst. wolkenl. 24 Perpignan 759,3 NW I heiter 21 Belgrad 759,8 Windst. wolkenl. 23 Helsingfors 748,7 SSW bedeckt 14 Kuopio 749,4 SSO IL bedeckt 14 Zürich 757,7 SW 2 Regen 15 Genf 757,5 SW 2Regen 15 Lugano 758,5 SW 1 bedeckt 18. Säntis 561,3 WSW6 Nebel 2 Dunroßneß

Moskau

—— A .

2

II

I

S

Gewitter (Cassel) NW 3 halb bed. 11 WSWs wolkig 11 Holyhead Isle d'Air

Schauer St. Mathieu

Magdebu

( 2gg urg) Grisnez Paris

auer Misssingen —.

(Grünberg Schl.) WNW 6 bedeckt 11] ziemlich heiter Helder wolkig 14 Bodoe wolkig 15 Kopenhagen 749,8 SW Z wolkig 15 Stockholm SW 4 wolkig 15 Petersburg S bedeckt 15 Riga WSW bedeckt 15

Mülhaus., Els.) WNW 6bedeckt 16 meist bewölkt V (Friedrichshaf.) WNWh heiter 136 Gewitter t (Bamberg) WSWöswolkig 1 4 anhalt. Niederschl. SSW sbedeckt 13

4 wolkig 14 Christiansund. 745,7 Windst. bedeckt. 12 Skudesnes WNW wolkig 13 Vardö O l halb bed. 0 Skagen WSWs bedeckt 13 Vestervig WSWä halb bed. 13 Hernösand 5.4 D8 2 Nebel 11 Haparanda O 4 wolkig 17 Wisby WSWö wolkig 15 Karlstad WSW4 wolkig 14 Archangel SO 1 heiter 15

Der Bibliothekar.

rnst Söhngen. Gustav von Moser.

asernenluft. sattel.

mündel.

Freitag, Abends 8 Uhr: 0. (Wallnertheater.)

Freitag, Abends 8 Uhr: Die

Lustspielhaus. (Friedrichstr. 236.) Abends 8 Uhr: Das Leutnantsmündel. in drei Akten von Leo Walter Stein.

Sonnabend und folgende Tage: Das Leutnants⸗

Thaliatheater. (Direktion: Kren und Schönfeld.)

Charleys

Schwank in 3 Akten von Brandon Thomas. Sonnabend und folgende Tage: Charleys Tante.

744,5 W IHRegen 8 755,8 SSO I wolkenl. 16 Reykjavik 758,3 N 5heiter 12 (5 Uhr Abends) Portland Bill

13 Rügenwalder⸗ münde 752,7 SW A4 heiter 15 Gevwitter

Skegneß 747,8 W. 2 bedeckt 11 Horta 772,7 NNO 2 heiter 21 Coruna 767,3 WNWshalb bed.

751,8 WNW 6 halb bed.

1. —*

V

16

Eine umfangreiche Depression liegt über Nordeuropa, Minima unter 745 mm über Südskandinavien und über der westlichen Nordsee, ein Ausläufer niedrigen Drucks erstreckt sich nach Ostfrankreich. Ein Maximum über 765 mm befindet sich über Spanien. In Deutsch⸗ land ist das Wetter bei meist schwachen Südwestwinden und wenig Wärmeänderung wolkig und trocken; gestern haben allenthalben Regen⸗ fälle, im Nordwesten Gewitter stattgefunden. Deutsche Seewarte.

Mitteilungen des Königlichen Aöronautischen Observatoriums . Beeskow, veröffentlicht vom Berliner Wetterbureau. Drachenaufstieg vom 30. Juni 1910, 5—7 Uhr Vormittags: Station Seehöhe 122 m j 500 m 1000 m]/ 1500 m 2000 m2800 m

Temperatur (C°) 12,4 12,3 9,3 5,6 3,6 1,6 Rel. Fchtgk. (%%) 92. 86 84 88 85 100 Wind⸗Richtung. SW wsWwW SW SW SW SW Geschw. mps 6 11 11 IEE1q 13 Heiter. Zwischen 320 und 480 m Höhe Temperaturzuna hme von 11,8 bis 12,4 °⸗„ zwischen 1830 und 2040 m überall 3,6, zwischen 2610 und 2680 m überall 0,2 °.

Charlottenburg. Freitag, Abends 8 Uhr: Verehelicht: Hr. Regierungsassessor Dr. Kurt Schwank in 4 Akten von

Sonnabend: Die von Hochsattel. Sonntag und folgende Tage: Die

Frhr. von Reibnitz mit Frl. Freda von Schenck . Hr. Oberleutnant Lothar von uretzky⸗Cornitz mit Frl. Elsbeth Haniel (Düssel⸗

dorf). Ein Sohn: Hrn. Rittmeister von

Geboren: Rabenau (Torgau).

Gestorben: Hr. Oberst z. D. Eduard Bogislaw von Kleist⸗Gebersdorf (Zützen bei Golssen). Hr. Oberleutnant Karl von Holbach (Döberitz). Fr. Elisabeth von Lützow, geb. Gräfin Seyde⸗ 2”- (St. Petersburg). Erna Freiin von Medem (Schreiberhau). Frl. Anna von Saldern (Berlin).

von Hoch⸗

Freitag, Schwank

Verantwortlicher Redakteur: J. V.: Weber in Berlin.

Verlag der Expedition (Heidrich) in Berl n.

Tante.

Operette in drei Akten von

3 Uhr, bei ermäßigten

89

eeeb——-—---—“ Familiennachrichten.

Verlobt: Frl. Charlotte Quade mit leutnant Eberhard Gudowius (Berlin).

Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlags⸗ Anstalt Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32 Acht Beilagen 3

Hrn. Ober⸗ 1 b einschließlich Börsen⸗Beilage).

Auf den Antrag des Staatsministeriums vom 13. Juni d. J. genehmige Ich, daß bei der Einführung neuer Geschäfte⸗ ordnungen bei den Regierungen von den Bestimmungen der Instruktion zur Geschäftsführung der Regierungen vom 23. Oktober 1817 (Gesetzsamml. S. 248) und der Geschäfts⸗ anweisung vom 31. Dezember 1825 insoweit abgewichen wird, als es zur Durchführung der anbei zurückfolgenden, von der

Immediatkommission zur Vorbereitung der Verwaltungsreform

aufgestellten, vom Staatsministerium empfohlenen „Grundzüge

für eine (vereinfachte) Geschäftsordnung der Regierungen“ er⸗ forderlich ist. Der Finanzminister und der Minister des Innern haben wegen des Erlasses der neuen Geschäftsordnungen das Weitere zu veranlassen.

Neues Palais, den 17. Juni 1910.

3 Wilhelm R. von Tirpitz.

Delbrück. Beseler.

von Moltke. von Heeringen.

von Bethmann Hollweg. Freiherr von Rheinbaben.

von Breitenbach. von Arnim. 5ydow. von Trott zu Solz.

1 (6nSbz a

für eine (vereinfachte) Geschäftsordnung der Regierungen.

I. Empfang und Oeffnung der Eingänge.

Die an den Regierungspräsidenten, eine Abteilung der Regierung oder den eingehenden Dienstsendungen werden im Präsidialbureau unter Aufsicht des Vorstehers oder seines Stell⸗ vertreters geöffnet.

Ausgenommen sind Sendungen für die Regierungshauptkasse, die

Amtsblattverwaltung, die Hinterlegungsstelle und für sonstige besondere Dienststellen, denen ihre Eingänge nach besonderer Verfügung un⸗ geöffnet zugeleitet werden.

Die unter „Ekgenhändig“ eingehenden Sendungen werden dem Regierungspräsidenten, in seiner Abwesenheit seinem Stellvertreter, gleichfalls ungeöffnet vorgelegt.

a. Wertsendungen. Alle Wertsendungen werden als Sendungen für die Regierungshauptkasse behandelt. Sie werden bei der Haupt⸗ kasse geöffnet und nach Entnahme des Inhalts an Geld und Wert⸗ stücken unter Bescheinigung des ünb ang. auf dem Eingangsstück 88 an das Präsidialbureau oder die sonstige Empfangsstelle weiter⸗ gegeben.

Enthalten Sendungen ohne Wertangabe Geld oder geldwerte Papiere, so ist der Inhalt gegen Empfangsbescheinigung auf dem Ein⸗ gangsstück von der öffnenden Stelle an die Regierungshauptkasse auf kürzestem Wege abzuliefern. 1

Für die Stempelgebühren⸗ und die Kanzleiportokasse bestimmte Geldsendungen gehen dieser gegen solche Empfangsbescheinigung zu.

Sind einem Schreiben Briefmarken für die Antwort beigefügt, so ist dies auf dem Schriftstück zu vermerken; die Marken bleiben bei dem Schriftstück bis zu ihrer Verwendung.

b. Beilagen. Umfangreiche Beilagen der eingehenden Schrift⸗ stücke, wie Aktenpakete, Mappen, Rollen usw. gehen alsbald den be⸗ arbeitenden Geschäftsstellen (Bureaus) zu. Ihr Verbleib wird auf dem Eingange vermerkt. Der Inhalt der Mappen, Rollen usw. ist von der Geschäftsstelle sogleich festzustellen. “]

Orden, Medaillen und ähnliche Wertstücke, die eine besondere Verwahrung erheischen, verbleiben beim Präsidialbureau bis zu ihrer

Verwendung. c. Frachtgüter. Frachtgüter gehen zur Botenmeisterei. Sie sind bei ihrem Eingange sogleich auf ihren Inhalt zu prüfen, worüber der Botenmeister der bearbeitenden Geschäftsstelle oder, falls diese ihm noch nicht bekannt ist, dem Püaside ureau Anzeige macht. Er⸗ wartete Frachtgüter sind dem Botenmeister von der bearbeitenden Geschäftsstelle anzukündigen. d. Arrestbefehle. Arrestbefehle werden unter Vermerk der

eit des Eingangs auf kürzestem Wege der Kasse zugefertigt, deren ahlung sie betreffen, worüber im Zweifel ohne Verzug die Ent⸗ cheidung des Kassenrats oder des beteiligten Abteilungsdirigenten ein⸗

zuholen ist. II. Eingangsstempel, Ordnung der Eingänge.

Alle Eingänge werden bei der Empfangsstelle sofort nach der Oeffnung mit dem Eingangsstempel des Tages versehen, an dem sie, gleichviel zu welcher Stunde, eingegangen sind.

Im Präsidialbureau werden g gleichzeitig, entsprechend dem Ge⸗ schäftsverteilungsplane nach den Abteilungen der Regierung und nach Dezernaten gesondert, soweit nicht wegen des Umfanges dieser Arbeit die Sonderung den Abteilungen vorbehalten ist.

Ist aus dem Eingangsstück der Absendungsort oder der Name des Absenders nicht deutlich erkennbar, so wird der Briefumschlag der

Sache beigefügt. -

Ohne Anschreiben eingehende Urkunden, Verträge usw. werden mit einem Umschlagbogen versehen, auf dem der Eingangsstempel angebracht wird. Das gleiche gilt von durchlaufenden Erlassen 8 böberer Behörden und unter Vorbehalt der Rückgabe eingehenden Schriftstücken, soweit für die Bearbeitung ein Umschlagbogen er⸗

forderlich scheint. Neben dem Eingangsstempel werden Zahl und Art der Anlagen kurz vermerkt.

III. Auszeichnung der Eingänge, Einleitung in den Geschäftsgang.

Nach Abstempelung und Sonderung werden diejenigen Eingänge, hinsichtlich deren dies angeordnet oder deren besondere Wichtigkeit und Dringlichkeit ohne weiteres ersichtlich ist, zuerst dem Regierungs⸗

präsidenten und dann den Abteilungsdirigenten (Oberregierungsräten, Oberforstmeister, Verwaltungsgerichtsdirektor, Kassenrat usw.), alle

übrigen sogleich den Abteilungsdirigenten in grünen Eingangsmappen

vorgelegt. . Die Abteilungsdirigenten zeichnen sie auf die Dezernenten und, soweit erforderlich, auf die Mitdezernenten und etwa mitzubeteiligende

andere Abteilungen aus und versehen sie mit den sonst für die

Bearbeitung erforderlichen Vermerken.

Als Beschleunigungsvermerke sind nur die Vermerke „Eilt“ und

„Sofort“ zu verwenden. Nur Sachen, deren besondere Geheimhaltung notwendig ist, sind als „Geheim“ zu bezeichnen.

8. Von den Abteilungsdirigenten gehen die Eingänge ohne Verzug n die Dezernenten. Epätestens eine Stunde nach Vorlegung haben die Boten die Eingangsmappen von den Abteilungsdirigenten ohne Aufenthalt zu den Dezernenten zu bringen. Ihre Lagerung unterwegs ist nicht gestattet. Zu welchen Stunden die Vorlegung und Ab⸗ olung geschieht, wird durch besondere Verfügung bestimmt. Hie Abteilungsdirigenten können anordnen, daß in größerer Zahl inlaufende Eingänge, die formularmäßig erledigt werden und regel⸗ mäßig besonderer Weisungen für die Bearbeitung nicht bedürfen, un⸗

Erste Beilage

8

nzeiger und Königlich Preußischen

Berlin, Donnerstag, den 30. Juni

mittelbar zum Geschäftsbuch gelangen. Die Erpedienten sind anzu⸗ halten, vor der Bearbeitung solcher Eingänge dem Dezernenten Vor⸗ trag zu halten, wenn eine von der üblichen abweichende Behandlung oder eine grundsätzliche Entscheidung erforderlich wird.

Die Dezernenten haben die grünen Eingangsmappen schleunigst durchzusehen, die darin befindlichen Eingänge, möglich oder nötig, ohne Verzug zu bearbeiten oder auf ihnen die erforderlichen Weisungen für die weitere Behandlung durch die Expedienten, wegen Vorlegung von Akten usw. anzubringen, worauf die Eingangsmappen mit sämtlichen darin befindlichen Eingängen den Geschäftsbuchführern zur Eintragung auf kürzestem Wege zugehen. Ist dies bis zu den vorgeschriebenen Zeiten nicht geschehen, 8 haben die Geschäftsbuch⸗ führer für die sofortige Abholung der Eingan smappen von den Arbeitsplätzen der Dezernenten zu und, falls erforderlich, die weitere Bestimmung des Abteilungsdirigenten einzuholen.

Findet der Dezernent in der Eingangsmappe Stücke, die auf ein anderes Dezernat ausgezeichnet sind, so hat er sie alsbald mit roter (vergl. unten IX) dem zuständigen Dezernenten zuzu⸗ eiben.

„Zur Durchführung der vorstehenden Bestimmungen haben die höheren Beamten der Regierung spätestens um 10 Uhr Vormittags an der Amtsstelle zum Dienst zu erscheinen.

IV. Eintragung ins Tagebuch usw.

Von dem Geschäftsbuchführer sind die Eingänge, und zwar die mit „Sofort“ oder „Eilt“ bezeichneten vorweg, sogleich in das Tage⸗ buch einzutragen, soweit sich auf ihnen nicht eine andere Weisung (vergl. unten) findet. Jedes einzutragende Stück wird neben dem Eingangsstempel mit der Nummer des Tagebuchs und am unteren Rande mit Bleistift mit der Bezeichnung der Akten, zu denen es gehört, versehen. Der Geschäftsbuchführer hat sich davon zu überzeugen, „daß die von der Empfangsstelle vermerkten Anlagen dem Stück beiliegen, etwa ihm noch nicht zugesandte Bei⸗ 8 und, soweit nötig, die Frachtstücke von der Botenmeisterei ein⸗ zuholen, und jede Unre elmäßigkeit in dieser Beziehung alsbald zur Sprache zu bringen. ie schriftlichen Anlagen werden am unteren Rande in Blei mit der Tagebuchnummer des Eingangs versehen. Zahlreiche Anlagen eines Schriftstückes, z. B. Rechnungsbelege, sind zu bündeln. Das Bündel wird mit der Nummer der Schriftstücke und Angabe der Zahl der darin befindlichen Anlagen versehen.

Sachen, welche auf mehrere Abteilungen ausgezeichnet sind, werden nur in das Tagebuch der zuoberst genannten hauptbeteiligten Abteilung eingetragen.

Das Tagebuch wird, am 1. Januar mit 1 beginnend, das Jahr hindurch unter fortlaufenden Nummern geführt. Erlasse der Ministerien und anderer Zentralbehörden sind rot, solche des Ober⸗ präsidenten blau kenntlich zu machen.

Als Eingangstag ist stets der im Eingangsstempel bezeichnete Tag einzutragen. Von Amts wegen gemachte Angaben erhalten keinen Eingangsstempel; sie werden unter dem Datum der endgültigen Zeich⸗ nung eingetragen.

Nicht einzutragende Sachen.

Von den Abteilungsdirigenten bei der Auszeichnung oder von den Dezernenten bei der Bearbeitung sind durch entsprechende Bezeichnung regelmäßig von der Eintragung ins Tagebuch auszuschließen:

1) Drucksachen und Zeitschriften, sofern sie nicht eine besondere Ph gn Beschwerde oder dergl. enthalten, b

) ohne Aufforderung eingehende Ges ee 8 Gesuche um Fristverlängerung, die keiner Erwiderung bedürfen, 4) Anzeigen über Urlaubsantritt oder Rückkehr vom Urlaub, 3 Zustellungsurkunden, 6) Register⸗ und Sammelsachen (vergl. unten),

7) Stücke, die u. R. versandt gewesen und nach Rückkunft gemäß der auf ihnen befindlichen Verfügung ohne weiteres zu den Akten zu nehmen sind.

Nooch weitere Eingänge regelmäßig von der Eintragung auszu⸗ schließen, bleibt besonderen Verfügungen vorbehalten.

Die im Einzelfall außerdem nicht einzutragenden oder gegen die Regel einzutragenden Eingänge werden bei der Auszeichnung oder bei der Bearbeitung gleichfalls mit entsprechenden kurzen Vermerken versehen, z. B. 0 (Null), „ohne Nummer“ oder „Tgb.“ (Tagebuch),

„Eintr.“ usw. 1 Registersachen.

Registersachen (oben Nr. 6) sind Eingänge, welche während der Bearbeitung anderweit zur Buchung gelangen, z. B. in Kontrollen der Kassenverwaltung, in sonstigen e in den Beschlußlisten des Bezirksausschusses u. dergl. Diese Listen, Register usw. sind so einzurichten, daß sie das Tagebuch ersetzen. Die so eingetragenen Ein⸗ gänge erhalten eine Bezeichnung, nach der sie an der Stelle der Ein⸗ tragung aufzufinden sind.

Sammelsachen.

Sammelsachen (oben Nr. 6), d. h. Eingänge, die in Fetfiens Zahl aus gleichem Anlaß einlaufen und denselben Gegenstand betreffen, werden, nachdem der Dezernent sie, wenn Rückfragen nicht erforderlich sind, mit dem Vermerk „z. S.“ versehen hat, von dem Geschäftsbuchführer in einem Sammelbogen vereinigt, auf welchem die Einsender der einzelnen Sammelstücke kurz vermerkt werden. Die Sammlung wird an dem Tage, an dem die gestellte Frist abläuft, in das Geschäftsbuch eingetragen und dem Dezernenten zugestellt.

V. Vorlegung der Eingänge zur Bearbeitung.

Alle noch weiterer Bearbeitun bedürfenden Eingänge werden un⸗ verzüglich, soweit erforderlich, na Beifügung der Vorgänge, Akten usw. dem Dezernenten oder dem Expedienten vorgelegt.

VI. Mitdezernenten.

Die Dezernenten haben, soweit erforderlich, nach nannxcgen Benehmen mit dem Mitdezernenten und den sonst an den Sachen wesentlich interessierten. Dezernenten die Bearbeitung vorzunehmen. Schriftlicher Verkehr zwischen diesen Personen, sowie zwischen den Abteilungen der Regierung, ist auf das äußerste zu beschränken und nur zulässig, wo die gebotene Gründlichkeit der Bearbeitung ihn er⸗ fordert. Die Vorlegung der Eingänge bei den Mitdezernenten usw. findet hiernach in der Regel erst nach Absetzung der Verfügungen durch die Hauptdezernenten statt.

VII. Erledigungsfristen.

Die Geschäftssachen sind, soweit sie nicht besondere Schwierig⸗ keiten bieten oder besondere Vorbereitungen erfordern, am Tage des Einlaufs, die Nachmittagseingänge bis zum Mittag des nächsten Tages zu erledigen. Alle an der Bearbeitung beteiligten Beamten haben hierauf mit aller Kraft hinzuwirken. Abgesehen davon sind als eilig bezeichnete Sachen jedenfalls binnen 24 Stunden, Sofortsachen in der kürzesten möglichen Frist zu erledigen.

VIII. Absetzung der Verfügungen.

Kurze und einfache Verfügungen sind, wenn es der Raum ge⸗ stattet, zuf der Vorlage selbst zu entwerfen. Im übrigen sind die Entwürfe so zu fertigen, daß am Rande ausreichender Raum zu Ab⸗ änderungen, Ergänzungen, Vermerken usw. verbleibt.

1) Im allgemeinen. Von dem urschriftlichen Verkehr ist, unbeschadet zu nehmender besonderer Rücksichten und unbeschadet der notwendigen Aktenvollständigkeit, weitestgehender Gebrauch zu machen. Bei urschriftlichen Entwürfen sind Aenderungen möglichs zu ver⸗ meiden, auch ist auf Deutlichkeit der Schrift hier besonders zu achten.

Abschriften urschriftlicher Verfügungen (sogenannte Retentstücke) werden nur auf besondere Anordnung der Dirigenten ausnahmsweise

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Staats

bei den Akten behalten, sie sind, wo notwendig, durch kurze Vermerke zu den Akten n ersetzen. Die Kanzlei ist zur Fertigung von Retent⸗ stücken und solchen Notizen nicht in Anspruch zu nehmen.

Für wiederkehrende Pi. he Verfügungen, Schreiben, Be⸗ richte sind nach Möglichkeit Vordrucke zu verwenden und von den Expedienten selbst auszufüllen. Auf der Vorlage ist die Formular⸗ verwendung kurz und deutlich zu vermerken, 1 B. „Anliegender Be⸗ scheid nach Formular usw. geht ab“ oder „Anliegende Anweisung über

Mark auf Kapitel usw. Titel usw. ist nach Vollziehung an die betr. Kasse abzusenden“’. Die nötigen Formulare sind in der Kanzlei oder an den sonst bestimmten Stellen vorrätig zu halten.

Ka eerbrgeisungen sind, wenn tunlich, auf die Forderungs⸗ nachweise selbst zu setzen. Für sie sind in möglichster Ausdehnung Druckstempel zu verwenden, oder gleichfalls Vordrucke zu benutzen, welche der Expedient sogleich in Reinschrift ausfertigt. Das zug eich von ihm auszufertigende Benachrichtigungsschreiben an den Forde⸗ rungsberechtigten über die Zahlungsanweisung ist nach Vollziehung der Anweisung beizufügen und mit dieser gleichzeltig abzusenden.

Alle Entwürfe sind von dem Anfertiger und allen weiteren Be⸗ arbeitern mit einem deutlichen, Verwechflungen ausschließenden Namenszeichen unter Hinzufügung des Datums zu versehen.

Entwürfe „Auf Vortrag“, „Auf Anordnung“, „Ohne Vorgang“,

naeh einen Vermerk, z. B. . V. 1 P., 1“”“ Bei Schriftstücken, deren Zustellung an kurze Fristen gebunden ist, wird auf der Angabe in auffälliger Weise vermerkt, bis wann fän gfteng die Absendung bewirkt sein muß, z. B. „bis 7. 3. Mit⸗ ags ab“.

Stücke, die u. R. nur zur Kenntnisnahme, zur Entnahme von Anlagen oder dergleichen versandt werden, und nach Rückkunft keine weitere Bearbeitung erfordern, sind schon beim Erlaß der Versendungs⸗ verfügung mit dem Vermerke zu versehen: „demnächst z. d. A.“; der Vermerk ist rot zu unterstreichen.

Die Ausfertigun en der erlassenen Verfügungen, Bescheide usw. sind der Regel nach durch die Post zu versenden; gegen Post⸗ zustellungsurkunde nur, wo Rechtsmittelfristen in Frage kommen. Bescheide, die ausnahmsweise durch eine nachgeordnete Behörde aus⸗ gehändigt werden sollen, sind dieser mit den nötigen Abschriften (Durchschlägen der Schreibmaschine u. dgl.) zuzufertigen. Die Vor⸗ gänge gehen an die nachgeordnete Beßöꝛde⸗ welche berichtet hat zurück, sofern sie nicht für die Regierung unentbehrlich sind.

Berichte auf Erlasse, die von mehreren Mi werden unter der äußeren Adresse des Ministers abgesandt, desse Amtsbezeichnung sich auf der ersten Seite des Erlasses oben links be⸗

ndet. Demgemäß ist im Entwurf der Angabe unter die allgemein

dresse zu setzen: „Aeußere Adresse. . usw.“

oll erkennbar gemacht werden, daß ein unter „Geheim“ gehendes Schriftstück auch von dem Vertreter des Empfängers ge⸗ öffnet werden ers so ist neben der Bezeichnung „Geheim“ usw. nur die dienstliche (Be Hrden) Adresse, nicht aber der Name des Empfängers anzuwenden. Geheimsa en werden in zwei Briefumschlägen versandt, von denen nur der innere die Bezeichnung „Geheim“ trägt.

Innerhalb der Regierung werden Geheimsachen in verschlossenen Mappen oder in Briefumschlägen weiterbefördert.

Das Datum der Verfügungen wird von demjenigen eingesetzt, der sie endgültig zeichnet. Soll aus besonderen Rücksichten das Datum der Anfertigung verwendet werden, so ist dies unter dem Datum der Angabe kurz anzugeben (D. bl.). Gelangen Entwürfe ohne Datum zur Kanzlei, so hat diese den Tag des Eingangs bei ihr als Datum in den Entwurf einzutragen.

„Den Landräten sind von allgemeinen Verfügungen, soweit erfor⸗ derlich, Abdrücke für die Unterbehörden mitzuübersenden, ebenso anderen nachgeordneten Dienststellen, wo es nötig ist (Kreisschul⸗ inspektoren 8

Anzeigen über die Ausführung einer Anweisung sind von den nachgeordneten Behörden nur zu erfordern, wo die Anzeigen not⸗ wendig sind. Umfragen bei ihnen sind auf die Behörden und Dienst⸗ stellen zu beschränken, auf deren Befragung es für die Erledigung der Sache wirklich antommt. Im besonderen ist die Anordnun periodisch ohne besonderen Auftrag zu erstattender Berichte usw. 2 Möglichkeit zu vermeiden.

Die den nachgeordneten Behörden zu stellenden Fristen sind nach Kalendertagen, nicht nach Zeitabschnitten, zu bestimmen und so zu be⸗ messen, daß die Erledigung während der Frist sachgemäß geschehen kann, aber auch nicht unnötig hinausgeschoben wird.

Im einzelnen. Ist die Abgabe eines Eingangs an eine andere Behörde notwendig, so wird hierüber dem Einsender durch das Bureau nach vorgeschriebenem Formular eine Benachrichtigung zuge sandt. Dies ist in der Verfügung anzuordnen. Ergibt sich im Laufe der Behandlung eines Gesuches, daß die Entscheidung eine ungewöhn⸗ liche Verzögerung erfahren wird, so ist in gleicher Weise die Ertei⸗ lung eines von dem Bureau nach Formular auszufertigenden Zwischenbescheides über den Grund der Verzögerung anzuordnen. IFift die Erstattung eines von höherer Stelle geforderten Berichts bis zum Ablauf der fesetten Frist nicht mbelich so ist rechtzeitig eine weitere Frist nachzusuchen. Solche Fristberichte werden von Mit⸗ dezernenten nicht mit gezeichnet.

Einfache Schreiben, insbesondere formularmäßige, können auf Grund kurzer von den Dezernenten getroffener Verfügung, z. B. „ab⸗ lehnen“, „notieren“, Sengnisf einfordern“, „Anlagen zurück“, von de Expedienten sogleich in Reinschrift ausgefertigt werden.

IX. Beförderung der bearbeiteten Geschäftssachen.

Alle bearbeiteten Stücke werden innerhalb der Regierung in Umlaufmappen, und zwar je nach der Eilbedürftigkeit in roten (Sofortsachen), sscher (Eilsachen) oder blauen (sonstige Sachen) Mappen weiterbefördert, die auf der ersten Seite mit einem wei en, durch Linien in Fächer geteilten Bogen (Wäser versehen e In die Fächer wird schon von dem Geschäftsbuchführer durch intragung der weiteren Empfänger (Namen der Dezernenten usw., Zeichen der Bureaus usw.) der Weg eingetragen, den die Mappe durch alle Bearbeitungsstellen zu nehmen hat. Als letzte Stelle wird stets bei urschriftlichen Sachen der els 8. bei Kanzlei⸗ sachen die Kanzlei in den Weiser eingesetzt. Jeder hat auf die Vollständig keit des im Weiser angegebenen Umlaufsweges zu achten und ist berechtigt, sofern er es für die sachgemäße Bearbeitung für erforderlich hält, noch weitere Empfänger in den Weiser ein⸗ zutragen. Bei der Weitergabe der Sache streicht jeder Empfänger seinen Namen usw. durch. Die Boten haben sich beim Weiter⸗ befördern der Mappen lediglich nach dem Weiser zu richten.

Kein Stück darf ohne Umlaufmappe, auf der der Umlaufsweg eingetragen ist, weiter befördert werden, dagegen können mehrere 8ea;. mit gleichem Umlaufswege in derselben Mappe befördert werden.

Für diejenigen Dienststellen, welche Dienstsachen in größerer Menge erhalten, werden besondere Sammelmappen mit entsprechender Aufschrift, . B I. A. 1I1111“

ufschri z. B. Dirigent⸗ R. Präs.“ 11 (Registratur II des Bezirksausschusses) bereit gehalten.

Die Schriftstücke, welche an die Kanzlei gehen, gelangen hier⸗ nach erst dann wieder zum Geschäftsbuchführer, wenn die ausge⸗ fertigten Fee zum Abgang gekommen sind. Die Sachen

25 alsdann im Geschäftsbuch auszutragen und zu den Akten zu ringen. 8