Verhältnissen Cavour seine geschichtliche Aufgabe habe vollenden müssen, der ein gespaltenes, durch welt⸗ liche und geistliche Tyrannei erniedrigtes, in seinen besten Provinzen unter fremder Herrschaft stehendes Land mit geringen Mitteln und ausländischer Hilfe zur Einheit zu führen hatte, indem er sieben Staaten zerstörte und sie zusammen von neuem begründete. Dazu komme noch der Unterschied der politischen Methode; Italien sei mit der Freiheit, Deutschland mit der Autorität geschaffen worden. Cavour der dem Parlament verantwortliche Minister eines durch Volksabstimmungen auf den Thron erhobenen konstitutionellen Königs, habe in unaufhörlichen Kämpfen und Siegen die nationale Diktatur der Ueberredung führen Nachdem der Redner sodann die glänzende Vielseitigkeit der Begabung Cavours gestreift, ging er dazu über, dessen Gedanken übeg die politische, die religiöse und die wirtschaftliche Freiheit und über die soziale Frage zu skizzieren. Für die erste habe ihm das angelsächsische Ideal als Vorbild gedient, nicht das der jakobinischen Demokratien, wo die Freiheit so oft zum Werkzeug des Angriffs auf die Freiheit anderer geworden sei. Die be⸗ rühmte Formel: „Freie Kirche im freien Staat“ habe Cavour unter dem Einfluß der besonders in Genf verwirklichten Ideen selber dahin er⸗ läutert, daß der Klerus keinen Eingriff des Staates in den religiösen und theologischen Sb zu befürchten brauche, den er in den Seminarien und in den Kirchen erteile, daß aber andererseits die Bischöfe sich jedes Eingriffs in das Schul⸗ und Universitäts⸗ wesen zu enthalten hätten, auch soweit die Lehrstühle für Religion und Theologie in Frage kommen. Bei der Frage der wirtschaft⸗ lichen Freiheit sprach Luzzatti die Ueberzeugung aus, daß Cavour auch angesichts der Umkehr der Bismarckschen Handelspolitik den wirt⸗ schaftlichen politischen Bahnen Gladstones gefolgt wäre, um sodann unter Hinweis auf das großartige Werk der sozialen Gese zgebung Deutschlands zu zeigen, mit welcher Klarheit die sozialen Reform⸗ gedanken auch schon bei Cavour sich fänden, der der Ansicht war, daß es zwar kein Recht auf Arbeit, aber eine Pflicht zur Hilfe gebe. Zum Schlusse widersprach Luzzatti mit allem Respekt vor dem großen deutschen Gelehrten dessen daß Cavour zur rechten Zeit für seinen Ruhm gestorben sei, und bezeichnete die Ruͤck⸗ kehr zu Cavour als das Mittel zur Verjüngung Italiens. Die Rück⸗ kehr zu Cavour bedeute für die Regierung wie für die Nation den ehrlichen und aufrichtigen Glauben an die politische und reli⸗ giöse Freiheit, den aufrichtigen Abscheu vor jeder Ver⸗ gewaltigung, vor Verschwörungen und dunklen Schleich⸗ wegen, bedeute die Verteidigung der Ordnung in der Freiheit, das unablässige Streben nach Fortschritt, das keine Reaktion und keine Revolution dulde, bedeute die freie Verehrung freier Männer für das Jhns Savoyen, ohne das weder die prophetischen Kühnheiten
azzinis, noch die Klugheit Cavours, noch der Degen Garibaldis, noch die verbündeten Heere Frankreichs das freie und einige Italien zu schaffen vermocht hätten.
Auch in den meisten anderen Städten Italiens wurde der 100. Geburtstag des Grafen Cavour mit Umzügen, Versamm⸗ lungen usw. festlich begangen. In Spezia wurde mit einer Ansprache des Admirals Mareno der Kiel zu einem großen Kreuzer „Graf Cavour“ gestreckt.
Bulgarien.
Wie die „Agence Bulgare“ meldet, sind für die Herbst⸗ manöver drei Jahrgänge Reservisten zum 23. d. M. auf die Dauer von drei Wochen worden. — Aus Küstendil sind 480 mazedonische Flüchtlinge in Sofia eingetroffen, die vor den Gesandtschaften eine Kundgebung veranstalteten.
Asien.
Wie die „Kölnische Zeitung“ meldet, wurden in der An⸗ gelegenheit des Deutschen Unger in Haiffa eine Reihe von verhefbnge vorgenommen. U. g. wurde der vermutliche
Hauptanstifter des Verbrechens verhaftet. Die Untersuchung geht weiter.
In Teheran sind, wie „W. T. B.“ meldet, die Bazare
eschlossen. Eine Truppenabteilung ist nach Schah Abdul Asim entsendet worden, um den dorthin geflohenen Sergham es Sultaneh und seine Bachtiaren zu entwaffnen. Die in Atabeks Park eingedrungenen Bachtiaren haben das dortige “ vollständig geplündert und einige in der Nähe liegende Häuser russischer Untertanen ausgeraubt, darunter dasjenige des Erziehers des Schahs, Smirnoff. Wie „Morning Post“ aus Schanghai meldet, hat der Staatsrat mit Rücksicht auf den russisch⸗japanischen Vertrag Maßregeln erwogen, um die Integrität der Mongolei sicher⸗ — eftrnen. und beschlossen, zwei Divisionen moderner Truppen
orthin zu verlegen, den Unterricht nach dem chinesischen System auszugestalten und eine Eisenbahn von Peking aus durch die Mongolei zu bauen. Der Armeerat ist mit der Ausarbeitung eines Planes für die Reorganisation und Vermehrung der chinesischen Armee beschäftigt.
rigeren
Parlamentarische Nachrichten.
Bei der heutigen Landtagsersatzwahl im Wahl⸗ kreise 1 Aurich wurden, „W. T. B.“ zufolge, abgegeben für Oberbürgermeister Fürbringer (natlib.) 147, für Schmid (kons.) 143 Stimmen.
Statistik und Volkswirtschaft.
Deutschlands Ein⸗ und Ausfuhr von Pferden, Rindvieh, Schafen, Schweinen und Geflügel im 2. Vierteljahr und I. Halbjahr 1910.
Nachdem vor kurzem das Juniheft der „Monatlichen Nachweise über den auswärtigen Handel Deutschlands“ erschienen ist, läßt sich nunmehr eine Darstellung der Entwicklung von Deutschlands Vieh⸗Einfuhr und ⸗Ausfuhr im ersten Halbjahr 1910 im Vergleich mit jener desselben Zeitraums von 1909 nach Menge und vorläufig
berechnetem Werte geben. 3 “ An Pfer den wurden in das deutsche Zollgebiet eingeführt:
Jan./Juni 1910 Wert in 1000 ℳ
April
Juni 1910
gegen Jan./ Juni 1909
Jan./ Juni 1910
Arbeitspferde: leichte, Stuten ... leichte, Hengste, Wallache schwere, Stuten... schwere, Hengste
7 696
21 973 13 142 21 750 25 100
3 669
2 168
3 987
9 690 13 667
3 727
1 450 1 204 4 37 8
666
were.
Kutsch⸗, Reit⸗, Renn⸗
pferde usw
Schlachtpferde Pferde unter
Stockmaß Absatzfohlen
—
Saäugfohlen .
1,40
12 415 3 512
593 118 113 34
81 476 + 12 929
4 4☛☛α 27
er Einfuhr von P Ziffer des Vorjahrs hat im 2.
sprechenden
gehalten, wenn auch nicht in gleicher Stärke
es wurden 7818 Stück weniger aus dem 1. Vierteljahr, und zwar sind es besonders die in dieser Zeit weniger eingeführt worden Reit⸗, Rennpferden usw. das Ausland noch — Einfuhr auch im 2. Vierteljahr 1 3530 Stück 5 als im 2. Vierteljahr 1909, sodaß
einfuhr von Pferden im I. Halbjahr 1910 e um 12 929 Stück ergibt.
Im ganzen war die
Gesamteinfu
Der Wert der Einfuhr von Pferden
jahr 1910 nach vorläufiger Berechnung um 7 der endgültig festgestellte Wert der Einfuhr in der glei
Vorjahrs.
ferden
gegenüber der
Vierteljahr 1910 an⸗ wie im 1. Vierteljahr;
591 meh
Auslande bezogen als im Arbeitspferde jeder Art, sind, während an Kutsch⸗, r geliefert hat. 910 noch z sich bei der ine Steigerung
um
stellt sich im I. Halb⸗
585 000
Aus dem deutschen Zollgebiet ausgeführt wurden:
ℳ höher als chen Zeit des
April/
1910
Jan./Juni
gegen Jan./ Juni 1909
Jan. / Juni 1910 Wert
in 1000 ℳ
Arbeitspferde: 68 8 h.8 66 eichte, engste Wallache sch were, Geern. 8 were, engste, Wallache 8 Zuchthengste: leichte.. schwere .. Kutsch⸗, Reit⸗, Renn⸗ pferde ustsh .. Schlachtpferde Pferde unter Stockmaß Absatzfohlen Saugfohlen
im 2. Viertel von
gewesen ist, ergibt si
ι †
78
84 63
89 37 20
23
34
89 42
0
81
83 76
113 162 54
480 219
0 14 0
1 320 Die Ausfuhr von Pferden ist im kleiner als im 1. gewesen und hat au 1909 erreicht. 1910 wesentlich größer als im gleichen
der Gesamtausfuhr um 11 Stück.
Der Wert der
die gleiche Zeit des Vorjahrs An Rindvieh sind in
worden:
3 300
†
11
2. Vierteljahr 1910 ebenfalls ch nicht die Höhe der hr
1 282.
Da sie Hee im 1. Viertelja
3 gleig eitraum des Vorjahrs für das I. Halbjahr noch eine kleine Steigerung
Ausfuhr von Pferden beträgt nach vorläufiger
Berechnung für das I. Halbjahr 1910 149 000 ℳ mehr als der
endgültig ermittelte Ausfuhrwert. das deutsche Zollgebiet eingeführt
für
April/
Juni 1910
1910
Jan./ Juni
Jan./J
gegen
uni
1909
Jan./Juni 1910 Wert
in 1000 ℳ
Kälber unter 6 Wochen. Jungvieh bis zu 1 ½ Jahr Männl. Jungvieh bis zu 2 ½ Jahren Weibl. Jungvieh gegrzu 8” Jahren. .b. .
691 4 079
10 838
3 632 23 677 2 615 13 741
6 308 25 164 928
410 4 505
25 206
’
1525
— 31 4
9 + 615
01
436 + 4873 . 681
116 788
7 347 1 899 12 123 1 784 16 460
59 273 114 046 w+
Die Einfuhr von Rindvieh 4500 Stück größer als im ersten gewesen, weist jedo
der gleichen Zeit des Vorjahrs eine Abnahme
Trotzdem ist die Gesamteinfuhr im 570 Stück größer als im I. Halbjahr 1909. Die fast zu gleichen Teilen auf Dänemark und Oesterr stammen 70 438 Stück Rindvieh (61,8 v. H.), 42 744 Stück aus Oe
der Gesamteinfuhr
nur 503 Stück aus der Schweiz.
Der vorläufig berechnete We im I. Halbjahre 1910 ist mit 40 5
17 000 ℳ um
I. Halbjah
570 ist im 2. Vierteljahr 1910 um
40 517.
ch gegenüber jener
um 825 Stück auf.
eich⸗
r 1910 noch Zunahme entfällt Ungarn; von aus Dänemark sterreich⸗Ungarn (37,5 v. H.) und
rt der Einfu r Feiefhich 5 ℳ höher
um
als der für das I. Halbjahr 1909 e festgestellte Ginfuhrwert.
Aus dem deutschen Zollgebier ausge
April/ Juni 1910
1910
ührt wurden:
gegen Jan./Juni Jan./Juni
1909
Jan./ Juni 1910 Wert
in 1000 ℳ
Kälber unter 6 Wochen.
Jungvieh bis zu 1 ½ Jahr
Männl. Jungvieh bis zu 2 ½ Jahren
Weibl. Jungvieh bis EE“
Kühe
zu
Die Ausfuhr von Rindvieh, die im Vorjah 1. Vierteljahr 1910 einen größeren Aufsche
im 2. Vierteljahr
Vergleich mit dem 1. Viertel d. J.
2₰
leigen Zeit des Vorjahrs 554 Stück weniger ausgeführt.
37 101
26
78 174 89 409
72 141
83 340 337 248
1 419
— —
——
21 14 56 — 195 271
26 491
155 135
700
914
2 640
ee
952 re und auch noch im wung genommen hatte, hat
1910 wieder bedeutend nachgelassen; es wurden im 812 Stück und gegenüber der
1181.
Die
esamtausfuhr im I. Halbjahr 1910 war infolgedessen um 952 Stück kleiner als im J. Halbjahr 1909.
Der Wert der Ausfuhr von Rindvieh im I. der Sa nach vorläufiger Berechnung auf 1 181 0 im Vergleich mit dem endgültig festgellten
dana
I. Halbjahrs 1909 um 442 000 ℳ zurückgegangen.
An Sch eingeführt:
Halbjahr 1910, 00 ℳ stellt, ist Ausfuhrwerte des
afen und Ziegen wurden in das deutsche Zollgebiet
April/ Juni 1910
Jan./ Juni
1910
gegen
1909
Jan./ Juni
Jan./ Juni 1910 Wert
in 1000 ℳ
Lämmer Schafe Ziegen
*
3 615 119
21 5 902 149
+ 42
54 74
17
Die Einfuhr von diesen Tiergattungen, die stets unbedeutend
1 259 4
war, hat bei Schafen eine Steigerung erfahren, und zwar hat eine erhöhte Zufuhr von Schlachtschafen aus Oesterreich⸗Ungarn statt⸗
gefunden.
Der Wert der Einfuhr im 1. Halbjahr berechnet sich vor⸗ läufig bei Lämmern auf 1000 ℳ (im Vergleich mit dem I. Halbjahr 1909: — 1000 ℳ), bei Schafen auf 259 000 ℳ (+ 187 000 ℳ) und
bei Ziegen auf 4000 ℳ (— 1000 ℳ).
ent⸗
aus dem deu
Die Aus fuhr
tschen Zollgebiet betrug:
April/ Juni 1910
— gegen Jan./ Juni 1909
Jan./ Juni 1 1910 Wer in 100
Lämmer Schafe Ziegen 1
Die Ausfuhr zeigt im 2. Vierteljahr 1910 die einen Rückgang bei Schafen, eine Die Ausfuhr von Lämmern richtet si
wicklung wie im 1.: Lämmern und Ziegen.
697 9 640
4 564 18 602 441
†. 655 2— —10 235 1 + 166 1 gleiche Zunahme!
76
nach Belgien, zu einem kleinen Teil (in Holland geschlaag
Hücglich 8 — c nach Großbritannien; von Schafen gingen 12 481 nach der Scna und nur noch 3676 über Holland (dort geschlachtet) britannien, während Ziegen ausschließlich nach Oesterreich.Ung
ausgeführt werden. Der Wert der Ausfuhr
we nach Grn
„ saeh
im I. Halbjahr 1910 ist bei Lämmer
um 4000 ℳ, bei 8ö um 328 000 ℳ niedriger und bei Zie um 11 000 ℳ höher als im I. Halhjahr 1909. 6
An Schweinen wurden in das deutsche Zollgebiet eingeführ
April Juni 1910
Jan.,3h 1910
Wert
in 10001
Jan./ Juni 1910
gegen Jan./ Juni 1909
⸗z2,,1834238 838I“ Schweine
3342 Stück kleiner als im 1. ge
587 26 608 Die Einfuhr von Schweinen ist im 2. Vierteljahr 1910 n
+ 185 — 1 422
868
56 158
1¹ 10 108
wesen. Aus Oesterreich⸗Ungarn sie
im 2. Vierteljahr überhaupt keine Schweine eingeführt worden, w an der Ausnutzung des zugelassenen russischen Kontingents fehlen rn
6000 Stück. Im 1. Halbjahr
1910 sind infolgedessen von der
russischen Kontingent rund 9500 nicht eingeführt und aus Oesterreih
Ungarn statt der zugelassenen 40 000 Schweine worden. Die Abnahme der Einfuhr ist eine F
beiden Staaten die Schweine teu⸗
Einfuhr der Spanferkel erfolgt ausschließlich aus den badischen Zal
ausschlüssen.
nur 350 geliefer
davon, daß rer waren als in Deutschland. Nh.
82
Der Wert der Einfuhr von Schweinen im I. Halbjahr lol. ist um 254 000 als jener im I. Halbjahr 1909. en
Aus dem deutse
ollgebiet ausgeführt wurden:
April/ Juni 1910
Jan./ gegen Jan./ Im Juni Jan./ Juni
1910 1909 „Wer
in 1000 ¹¼
Spanferkel 614 Schweine 202
Die Ausfuhr von Schweinen
ist aber im 2. Vierteljahr 1910 um 471 Spanferkel und 74 Schweil größer gewesen als im 1. Vierteljahr
—
757 + 294 14 330 + 29 50.
war, wie immer, unbedeutend. Er
und weist auch eine kleine Za⸗
nahme gegenüber der gleichen Zeit des Vorjahres bei Spanfertelr
(um 239 Stück) auf. Der Wert der 22 000 ℳ höher als jener im I.
Ausfuhr
im I. Halbjahr 1910 ist in Halbjahr 1909.
1910 %
—— 2
An Geflügel wurden in das deutsche Zollgebiet eingeführt;,
April / Juni 1910
Jan./ Juni
—
Jan. Juni 1910 Wert
in 1000 ℳ
gegen Jan./Juni
1910 1909
464 076 Stck.
21 948 dz 3 061 „ 482
Gänse
Hühner aller
Tauben usw..
Die Einfuhr von Gänsen im 2. des 2. Vierteljahrs 1909 um 76 915
die Einfuhr von Enten gegen die
589 162 Stck.
47 407 dz 5 301 „ 1 930
+ 93 785 Stck.
+ 177 dz + 1 106 + 109
2 056
5 974 795 308
9 133. Vierteljahr 1910 hat gegen die
Stück zugenommen. Ebenso is
des 2. Vierteljahrs 1909 um 699 9
größer gewesen. Dagegen hat bei Hühnern und Tauben ein Rückgang
in der Zufuhr stattgefunden, und Tauben Wenn trotzdem für das Geflügel noch eine Zunahme der 1909 festgeftellt werden kann, so der Geflügeleinfuhr im 1.
zwar bei Hühnern um 528 dz, bei
2
um 205 dz im Vergleich mit dem 2. Vierteljahr 1900 I. Halbjahr 1910 in allen Gattungen ber
albjabr
unahme
Einfuhr gegenüber dem I. liegt dies an der starken
1. Vierteljahr 1910. Der Wert der Geflügeleinfuhr im 1. Halbjahr 1910 it
vorläufig auf 9 133 000 ℳ berechnet, er weist eine Zunahme von
533 000 ℳ gegenüber dem I.
1 Halbjahr 1909 auf. Aus dem deutschen Zollgebiet ausgeführt wurden:
April / Juni 1910
Jan./ Juni
Jan./ Juni 19¹0
Wert in 1000 ℳ
gegen Jan./Juni
910 1909
—
1“ Hühner aller ZZX“ Enten . Tauben usw..
1873 Stck.
152 dz ,92 1
2332 Stck. 223 dz 409
— 1396 Stck. 6
+ 59 dz 50 SS †+ 14 6 8 I1866 99 EII
Die Ausfuhr von Geflügel ist dauernd unbedeutend; ihr Wert
berechnet
eine Abnahme von 27 000 ℳ gegenüber dem I.
ich für das I. Halbjahr 1910 auf 161 000 ℳ und weit
Halbjahr 1909 auf
Zur Arbeiterbewegung.
Aus Kiel wird dem „W.
maniawerft, die Howaldtsw
u. Kolbe geben durch folge der Arbeitseinstellung schiffswerften am Sonnabend triebseinschränkung eintreten werden, sobald die Dißße
werden. (Vgl. Nr. 186 d. Bl.)
Anschlag
T. B.“ telegraphiert: Die Ger⸗ erke und die Werft von Stock⸗ auf ihren Werken bekannt, 57 in⸗ auf sämtlichen Hamburger See⸗ „ den 13. d. M., eine große Be⸗ wird. Diese soll wieder aufgehoben
renzen auf den Seeschiffswerften beendet sein⸗
In Pforzheim sind, wie die „Köln. Ztg.“ erfährt, die Etuis⸗
arbeiter und ⸗arbeiterinnen
Sie verlangen eine Regelung der Ueberstundenentschä
kürzung der Arbeitszeit von 54 au
allgemeine Aufbesserung der Löhne um 4 ₰ für die Stunde.
in eine Lo lnhe.enc eingetreten igung, eine Ver⸗ f 53 Stunden wöchentlich und eine
alls
sich eine Einigung nicht erzielen läßt, sind die Arbeitnehmer willens,
am 13. d. M. insgesamt die Künd
haben die Erklärung abgegeben, d
eine Erhöhun
lassen, da die
ungünstiger gestaltet hätten. Ueber eine Bewegung
matrosen wird der
Unruhe herrscht im trose
u unter den englischen del² Moß. Ztg.“ aus London ö FI
igung einzureichen. Die Arbeitgeber aß es vollständig ausgeschlossen er
der Löhne in dem erstrebten Umfange eintreten in abrikationsverhältnisse in den letzten Jahren sich immer
Handels⸗
7
nd Schauerleuteverban
Schriftführer einen allgemeinen Ausstand nach der Kopen⸗ 1 ’ androht, falls die Reeder nicht das Einigungsamt, böhere Löhne und bessere Arbeitsbedingungen bewilligen. Auch der Abgeordnete Havelock Wilson besucht die Häfen, um einen Ausstand
zubereiten.
. um Ausstand der Bergarbeiter in Bilbao (vgl. Nr. 185 d. 959 wird dem „W. T. B. gemeldet, daß der Minister des Innern den streikenden Arbeitern und den Arbeitgebern einen Ver⸗ gleichsvorschlag gemacht hat, nach dem die Arbeitszeit täglich um eine halbe Stunde gekürzt werden soll, bis durch die C ortes eine endgültige Regelung der Arbeitszeit erfolgt sei. Die Arbeitgeber haben den Vorschlag angenommen, die Arbeiter haben ihn abgelehnt.
Die ö Glashüttenarbeiter in den Fensterglas⸗ hütten von Manage, Familleureux, Neuvilles und Fauquez haben, der „Köln. Ztg.“ zufolge, wegen der Aussperrung eines Arbeiters die Kündigung eingereicht und den Ausstand be⸗ schlossen, der 1600 Mann umfassen wird. Der monatliche Lohnaus⸗ fall wird 150 000 Frs. betragen.
Kunst und Wissenschaft.
öI 1111““ 1A“X“ Ueber die W hochbedeutsame Frage, wie sich das bisher beobachtete Verhalten des Radiums mit dem F6l von der Erhaltung der Kraft vereinen lasse lesen wir in der „Köln. Ztg.“: Das Radium ist vor allem deshalb ein so rätselhafter Körper, weil es beständig bedeutende Energiemengen in die Welt hinaussendet, ohne 5 es möglich wäre, eine auch nur minimale Ge⸗ wichtsabnahme festzustellen. Beständig werden von diesem Stoffe kleinste Teile hinausgeschleudert, sodaß von ihm oder den Ver⸗ bindungen, in denen es enthalten ist, ö ein Bombardement winzigster Kügelchen ausgeht, die als Träger der Energie gerade so anzusehen sind, wie die Splitter einer Granate als Träger der in den Explosionsstoffen aufgespeichert gewesenen chemischen Energie. Das Gesetz von der Unzerstörbarkeit von Stoff und Kraft, das die Grund⸗ lage unseres gesamten modernen naturwissenschaftlichen Denkens bildet, sagt bekanntlich, daß nirgendwo in der Natur etwas an Materie und Energie verloren geht, sondern daß äberall, wo solches Verschwinden scheinbar eintritt, immer nur eine Umwandlung eines Stoffes in einen andern, einer Energieform in eine andere sich vollzieht. Wenn wir also bis jetzt eine meßbare Abnahme des Gewichts einer Radiummasse mit unsern feinsten Wagen nicht feststellen können, so können wir das auf die Unzulänglichkeit unserer heutigen Wägeapparate schieben, und es ist ja nicht ausgeschlossen, ja sogar wahrscheinlich, daß die Zukunft uns noch weit genauere und empfindlichere Meßverfahren lehren wird. Aber selbst wenn es gelingen sollte, die Abnahme, die ein Radium⸗ präparat im Laufe gewisser Zeiträume erfährt, genau zahlenmäßig ebenso festzustellen, wie man das theoretisch versucht hat, so wäre damit zwar sehr viel, aber doch nicht alles gewonnen, denn es will unserm so arg beschränkten menschlichen Fassungsverm en nur schwer begreiflich erscheinen, daß überhaupt eine so geringe2 kenge, wie sie wenige Milligramm eines Radiumpräparats darstellen, eine an⸗ kolossale Summe von Energie abzugeben vermag, und daß diese Ab⸗ gabe, so viel wir heute wissen, unbegrenzte Zeiten hindurch erfolgen kann. Nun hat man zwar verfaet durch äußere Einflüsse die Radiumelemente zu einer beschleunigten Abgabe ihrer Energie an⸗ zuregen, aber weder Temperaturen von 1500 ° C. noch Druckkräfte von 2000 Atmosphären hatten darauf eine Einwirkung. Nur das ist wohl mit Sicherheit festgestellt, daß allmählich im Laufe der Zeiten eine langsame Umwandlung in bezug auf die Art der Energieform stattfindet; so unterscheidet man nach dem verschiedenen Verhalten der Radiumstrahlen im magnetischen Felde a⸗, 8⸗ und J⸗Strahlen, von denen letztere von magnetischen Kräften gar nicht beeinflußt werden. Das erste Zerfallprodukt ist die sogenannte Emanation, die wahrscheinlich aus gasförmigen, radioaktiven Elementen besteht; das letzte wird durch das Helium dargestellt, dessen Entstehen aus der Emanation zuerst Ramsay mit Sicherheit nachgewiesen hat. Aber nicht nur feste Teilchen und Gase werden vom Radium abgegeben, sondern auch Wärme⸗ wirkungen gehen von ihm aus. Curie und Laborde stellten zuerst fest, 8 Radiumpräparate stets wärmer sind als ihre Umgebung, und als diese beiden französischen Forscher sich der Aufgabe unterzogen, die Größe dieser Wärmeabgabe festzustellen, fanden sie, daß 1g metallischen Radiums stündlich eine Wärmemenge abgibt, die 118 g Wasser von 0° auf 10 zu erwärmen vermag, d. h. 118 g Kalorien. Wo die exakte Forschung auf Grund der Unzulänglichkeit unserer heutigen Beobachtungs⸗ und Untersuchungsmethoden uns im Stiche läßt, tritt die Theorie in ihr Recht. Auf Grund der genannten und zahlreicher anderer Erscheinungen des rätselhaftesten aller Stoffe, aus der Tatsache ferner, daß radioaktive Stoffe fast überall in der Natur verbreitet sind, daß z. B. die Menge in den Urgesteinen 1560 bis ¼ Milligramm im Knubikmeter beträgt und somit von jedem Quadratmeter unseres Erdbodens riesige Mengen Energie im Laufe der Zeit ausgehen, stellte Rutherford seine Theorie auf. Nach ihm sind die radioaktiven Stoffe mit ihrem riesigen Energievorrat die Reste der Materie, aus der unsere heutige Welt entstanden ist; aus ihr haben sich demnach alle unsere — bis heute noch — unwandelbaren Elemente entwickelt, als deren letztes das Helium anzusehen wäre. Ob diese Theorie auf die Dauer haltbar sein wird, muß die Zukunft lehren; jedenfalls eröffnet sie einen weiten Ausblick: sie nimmt an, daß auch in der anorganischen leblosen Natur das stattfindet, was die letzten Jahrzehnte natur⸗ wissenschaftlicher Forschung für die belebte Natur mit Sicherheit festgestellt haben: eine ständige Entwicklung alles Irdischen. “
88
Shakespeares Kenntnis von Mailand. Die neuere Chate pene, Forfcimg hat bekanntlich zahlreiche Beweise dafür erbracht, daß der Dichter der Shakespeareschen Werke Oberitalien mit einer wohl nur aus unmittelbarem Erleben erklärbaren Genauigkeit gekannt hat, was namentlich aus bestimmten Hinweisen auf Oertlich⸗ keiten in Verona und Venedig, aus Angaben über eine damals tat⸗ sächlich vorhandene Wasserverbindung zwischen Mailand und Verona u. a. m. hervorgeht. Daß Shakespeare aber auch von Mailand selbst eine wohl ebenfalls nur auf gleiche Weise erklärbare Kenntnis gehabt haben dürfte, wird durch eine auf diese Stadt bezügliche Ortsangabe in den „Zwei Adligen von Verona“ wahrscheinlich, auf deren Bedeutung im soeben erschienenen 46. Jahrbuch der deutschen Shakespeare⸗Gesellschaft der Shakespeareforscher Professor Sarrazin⸗Breslau aufmerksam macht. In dem in Mailand spielenden zweiten Auftritt des vierten Aufzugs dieses Lustspiels gibt Proteus auf Thurios Frage: „Wo wollen wir uns treffen?“ die Antwort: „Beim San Gregorio⸗ Brunnen: (At Saint Gregory'’s Well). Diefe Ortsangabe war früher als mderrices hantasieerzeugnis betrachtet worden, is Sarrazin zuerst in seinem 1906 erschienenen Buche: „Aus Shakespeares Meisterwerkstatt“ darauf hinwies, daß diese Angabe insofern genau den damaligen Mailänder Ortsverhältnissen entsprach, als es zu Shakespeares Feit dort ein San Gregorio⸗Spital gab, das von einem Kanal mit fließendem und für besonders heilkräftig geltendem
asser umgeben war, und neben dem sich eine von den Mailänder Bür⸗ gern als Spaziergang und sicher auch als Stelldichein viel benutzte Straße — heute Viale di Porta Venezia — hinzog. Dieses Spital, ein Werk ramantes, wurde allerdings schon vor 90 Jahren abgerissen, und auch der alte Friedhof und die Kirche von San Gregorio sind seit einigen ahren anderen Zwecken nutzbar gemacht; vorhanden aber war dieser Ort zu Shakespeares Zeit unzweifelhaft, und daß seine Erwähnung beim Dichter kein Zufall sein kann, geht mit daraus hervor, daß der Name „San Gregorio“ als Beiname einer Oertlichkeit in Oberitalien anz ungewöhnlich und daher beispielsweise im Register zu Baedekers Dberitalien nirgends sonst verzeichnet ist. Daß Shakespeare von einem „Brunnen“ spricht, beweist gegen seine genaue Vertrautheit mit der Gegend gar nichts, weil das entsprechende englische Wort „well“” von ihm für jede Art fließenden Wassers, insbesondere solches heilkräftiger Art gebraucht wird, wie es das WVasser des San Gregoriospitals nach dem allgemeinen Glauben war. Auch diese neueste Feststellung erweist also, daß Shakespeare Ober⸗ italien und seine Städte in einer Weise kannte, wie sie wohl nur
erklärlich ist, — eine Tatsache, die sicherlich nicht ohne Einfluß auf die Entwicklung der heute so viel erörterten Streitfragen in bezug auf den Dichter uhd sein Erleben bleiben wird. “
Die Neue Seze ssion, deren Geschäftsleitung in den Händen des Herrn Sauermann (Berlin, Rankestraße 1) liegt, eröffnet am 1. Oktober 1910 eine neue Ausstellung, die bis Anfang Dezember 1910 geöffnet bleiben wird. Zur Ausstellung gelangen nur Original⸗ werke der graphischen Künste (einschließlich Pastelle und Aquarelle) und Werke der Kleinplastik.
aus unmittelbarer eaecn
h 86
Bauwesen.
“
Nachdem seit mehreren Wochen angeblich auf Grund des Gut⸗ achtens einer Kommission der italienischen Regierung Nachrichten über die Baufälligkeit des schiefen Turmes zu Pisa berbreitet worden sind, veröffentlicht jetzt die Londoner Wochen chrift „Nature“ einen Aufsatz des Professors der Physik an der Universität Pisa, A. Battelli, der die beruhigende Versicherung abgibt, daß der Be⸗ stand dieses Weltwunders nicht gefährdet sei. Die „Tägliche Rund⸗ schau“ entnimmt dem Aufsatz Fee hier wiedergegebenen Angaben: Wahr ist, daß von Sachverständigen, be⸗ stehend aus drei Professoren und zwei Doktoren, an der Arbeit gewesen ist, und ebenso, daß ihre Untersuchungen kein gerade erfreuliches Ergebnis gehabt haben. Dennoch, um es gleich vorweg zu nehmen, hat sich die Kommission einstimmig dahin ausgesprochen, daß der schiefe Turm noch eine genügende Festigkeit besitze, um seinen Bestand für längere Zeit zu sichern. Das Inter⸗ essanteste an der Sache ist die endliche Entscheidung der Frage, ob die schiefe Stellung des Turmes bereits von seinen Baumeistern beab⸗ sichtigt und ausgeführt oder erst durch den ungünstigen Bau⸗ “ zustande gekommen ist. Der Streit darüber hat seit Jahr⸗ underten nicht geruht, und man hat wohl an enommen, daß hier eine besondere Laune des Genies italienischer Baumeister zum Ausdruck gekommen ist. Dieser Glaube ist nun durch die neuen Forschungen leider zerstört worden, denn diese haben unzweifelhaft dargetan, daß die Schiefe des Turmes durch eine Senkung des Bodens nachträglich entstanden ist. Außerdem hat sich ergeben, daß diese Senkung während der letzten 80 Jahre zugenommen hat. Das Gutachten der Kommission ist in vier Punkten zusammengefaßt worden. Erstens ruht der Turm nicht, wie man bisher angenommen hatte, auf einer festen Masse von Mauerwerk, die sich über die ganze Ausdehnung seiner Grundfläche erstrecken sollte, sondern er wird nur durch einen Ring von Mauerwerk getragen, der sich an die zylindrische Form des Oberbaues anschließt. Zweitens gehen die Fundamente, entgegen der bisherigen Vermutung, nicht bis 8 m, ondern kaum bis 3,6 m Tiefe hinab. Drittens entspringt gerade auf der Verbindungsfläche der Fundamente mit der umgebenden durchlässigen Erde eine Quelle, die eine ernste Bes ädigung der Fundamente selbst herbeigeführt hat. Eine Ausschachtung, die im Jahre 1839 in der Nähe des Turmes zum Zweck der Trockenlegung der Umgebung bis zu erheblicher Tiefe stattgefunden hat, ist von weiterer schaͤdlicher Wirkung ge⸗ wesen. Was endlich den Grad der Neigung des Turmes betri 2 so hat er seit dem Jahre 1829 vom ersten bis zum siebenten Stock⸗ werk des sen aus weißem Marmor bestehenden Baues von 86 ¼ auf
eine Kommission
92 mm für jedes eter der Höhe zugenommen. Mit anderen Worten, die Abweichung der Achse von der senkrechten Richtun ist in den letzten 80 Jahren um etwas mehr als 3 ¼ m 8 Uebrigens wird auch einem ziemlich starken Erdbeben vom Jahre 1846 eine Mitschuld an diesen Vorgängen gegeben. Der schiefe Turm oll damals höchst beunruhigende Schwankungen gezeigt haben. Der au des Turmes begann im August des Jahres 1174 durch die Meister Bonanno aus Pisa und Wilhelm aus Innsbruck und wurde erst im Verlauf von zwei Jahrhunderten vollendet.⸗“
Jagd. Die Jagd in Bayern im Jahre 1908.
ür das Jahr 1908 wurde, im Anschluß an ähnliche Erhebungen der Jahre 1883 und 1898, eine amtliche Statistik der Jagdverhältnisse in Bayern durchgeführt. Die Ergebnisse, die eben das Königliche Statistische Landesamt in seiner Hersche 1910, Heft 3, veröffentlicht, geben Aufschluß über die Arten der Jagd (Staats⸗, Gemeinde⸗ und Eigenjagden), die Zahl und Größe der Jagdbezirke sowie ihren wirt⸗ scefilchen Ertrag, die erzielte Jagdbeute, die ausgegebenen Jagd⸗ karten, den Erlaß des Wildschadens, die Bestrafungen wegen Jagd⸗ vergehens, endlich über die Jagdschutzvereine. Als eine der wenigen statistischen Arbeiten, die sich mit der 15— Bedeutung der Jagd befassen, verdient sie allgemeineres Interesse und dürfte auch für die im September d. J. in Wien stattfindenden Verhand⸗ sin en des Internationalen Jagdkongresses besonders willkommen er⸗
einen.
Die jagdlich benutzte Fläche des Königreichs Gemeindejagden, Eigenjagden und Staatsjagden.
Die Gemeindejagden, 11 244 an der Zahl, umfassen ein Gebiet von 6 258 346 ha, und zwar sind 6246 Jagden im Wege der öffentlichen Versteigerung und 4998 im Wege des Vertrags ver⸗ pachtet. 8 Jagden mit 6416 ha werden von den Gemeinden in eigener Regie betrieben. Die deesse Größe einer verpach⸗ teten Gemeindejagd beträgt also 556,6 hu für den Jagdbogen (549,17 i. J. 1898) ist also im Wachsen begri en.
Die Eigenjagden sind dur schnittlich viel kleiner (258 ha für den Jagdbogen i. J. 1908 gegen 196 ha i. J. 1898). Die Er⸗ hebung ergab einen Bestand von 1597 Eigenjagdbögen mit 412 264 ha.
Von den 946 598 ha Staatsjagden waren im Jahre 1908 57 % mit 539 416 ha in eigener Regie betrieben (in 175 Jagdbö en), der Rest von 43 % (657 Jagdbögen) mit 407 182 ha war verpaeen.
Der Pachtertrag der Gemeindejagden ist seit 25 Jahren in fors eee hen Steigen begriffen. Im Jahre 1883 bezogen die ayerischen Gemeinden 1 328 578 ℳ Pachtertrag aus ihren Jagden, im Jahre 1898 schon 2 366 787 (d. i. eine Steigerung um 78 %), im Jahre 1908 endlich einen solchen von 3 964 367 ℳ (d. i. eine aber⸗ malige Steigerung um 67,5 %). Auf die Flächeneinheit reduziert, besagt dies, daß im Jahre 1898 für den Hektar 37 ₰, im Jahre 1908 dagegen 63 ₰ Pachtertrag bezahlt wurden.
Innerhalb des Königreichs sind nicht alle Jagden gleichmäßig begehrt. Die höchsten Pachtzinse (115 ₰) werden in der Pfalz ge⸗ zahlt, 8 niedrigsten in Schwaben und Niederbayern (0,46 bezw. 0,44 ℳ).
v der Staatsjagden ist verhältnismäßig gering: 0,29 ℳ für den Hektar, im ganzen 117 384 ℳ. Er deckt sich genau mit dem Ertrag, den der Staat aus seinen in eigener Regie be⸗ triebenen Jagden zieht (159 076 ℳ, das sind für den Hektar ebenfalls 29 ₰). Auch die Pachtsummen der Staatsjagden sind am höchsten in der Pfalz (111 ₰ für den Hektar).
Im ganzen wurde eine Summe von über 4 Millionen Mark an Jagdpachtschillingen erzielt.
Was die Ahschuergeatee anlangt, so dürften die hierüber ermittelten Nachweise vielfach hinter der Wirklichkeit zurückbleiben. Es wurden im Jahre 1908 erlegt
auf Stück Haarwild Stück Federwild Raubzeug Staatsjagden. C1I666 8913 10 613 Gemeinde⸗ und Eigenjagden 589 727 684 277 143 541
Summe 623 012 693 190 154 154. Die Jagdbeute war also auf Gemeinde⸗ und Eigenjagden eine ver⸗ hältnismäßig höhere: auf 1000 ha wurden hier 88,6 Stück Haar⸗ und 102,8 Stüücf Federwild erlegt, auf 1000 ha Staatsjagdgebiet nur 35,1 bezw. 9,4 Stück.
Der Handelswert des abgeschossenen Wildes ist mindestens auf 3,8 Millionen Mark zu veranschlagen.
An gebührenpflichtigen Jagdkarten wurden im Jahre 1908 30 698 Stück (gegen 26 682 im Jahre 1898) ausgegeben, das sind 4,6 (4,4) Jagdkarten auf 1000 Einwohner oder einen Jäger unter
zerfällt in
219 (227) Personen. Die Jagdlust ist also etwas in Zunahme be⸗ griffen. Unter den bayerischen befinden sich 5,8 % außerbayerische Reichsangehörige und 1,1 % Ausländer. Die Ein⸗ nahmen des Staats aus Jagdkarten bezifferte sich auf 613 960 ℳ (d. i. 20 ℳ pro Stück) ohne die Duplikate.
Für Wildschaden mußten im Jahre 1908 vom Königlichen Forst⸗ ärar 2287 ℳ, von den 15. bayerischer Staatsjagden 5283 ℳ vergütet werden. Die Gemeinden zahlten für den gleichen Zweck 21 951, die Jagdpächter 81 351 ℳ. Insgesamt floß der Land⸗ wirtschaft eine Summe von 111554 ℳ für erlittenen Wildschaden zu.
Die Kriminalität der bayerischen Bevölkerung ist in bezug auf Jagdvergehen während der letzten 10 Jahre ziemlich gleich ge⸗ Fhen Es entfallen durchschnittlich 9 Bestrafungen auf 100 000 Ein⸗ wohner. 35 % aller bayerischen Verurteilungen ergingen im Sprengel des Oberlandesgerichts München.
An Jagdschutzvereinen bestehen, soviel das Statistische Landesamt ermitteln konnte, in Bayern zurzeit 9 mit zusammen 46 289,46 ℳ Vermögen. Sie verausgaben alljährlich ca. 8800 ℳ zu Zwecken des Jagdschutzes, meist in Gestalt von Prämien für den Ab schuß von Raubzeug und für die Anzeige von Jagdfrevlern.
Gesundheitswesen, Tierkrankheiten und Absperrung maßregeln. 8
Die Choleraepidemie in Kaschmir greift, wie „W. T. B.“ aus Lahore gemeldet wird, weiter um sich. Am Sonntag wurden 224 Erkrankungen und 147 Todesfälle und vorgestern 139 Erkrankungen und 145 Todesfälle gemeldet.
Verkehrsanstalten.
Nachdem bekannt geworden ist, daß die Briefsendungen nach Chile seit Vollendung der transandinischen Eisenbahn Buenos⸗ Aires — Valparaiso das ganze Jahr hindurch auf diesem Wege be⸗ fördert werden, ist im Publikum vielfach die Meinung verbreitet, daß auch die Postpakete nach Chile stets denselben Weg nehmen könnten. Vorläufig hat indessen die argentinische Postverwaltung den Andenweg für die Zeit des “ Winters (April bis Novpember) zur Beförderung von Postpaketen noch nicht 8 diese müssen daher einstweilen noch durch die Magellanstraße befördert werden.
Von der Reichspostverwaltung ist indes sogleich nach Eröffnung der Eisenbahnlinie Buenos⸗Aires —Valparaiso bei der argentinischen Postverwaltung angeregt worden, den Andenweg auch für den Post paketverkehr während des ganzen Jahres zur Versnque⸗ zu stellen.
Das höchstgelegene Europas wurde, wie der „Voss. Ztg.“ aus Turin vom 6. August berichtet wird, dieser
Tage dem Betriebe übergeben. Es ist dies das Fernsprechnet des
Monte Rosa, das bestimmt ist, die verschiedenen wissen⸗
schaftlichen Institute, die im Gebiete dieses Berges bestehen, mit⸗
einander zu verbinden. Die vier Telephonstationen befinden sich
in dem meteorologischen Observatorium von Alagna im Seüata
auf dem Colle d'Olen (3000 m Seehöhe), wo die wissen
schaftliche Anstalt Angelo Mosso ihren Sitz hat, ferner in
der 3647 m hohen „Capanna Gnifetti“ und endlich in dem „Rifugio Margherita“, einer Schutzhütte und Beobachtungs
station, die sich in der respektablen Seehöhe von 4560 m befindet
Die Gesamtlänge des Netzes beträgt 22 km. Seine Errichtung
war, wie sich denken läßt, mit sehr bedeutenden Schwierigkeiten
verbunden, die aber glücklich überwunden wurden, um so eine Ein⸗ richtung zu schaffen, die nicht nur vom Standpunkt der Wissenschaft,
sondern auch von dem der Touristik mit großer Befriedigung begrüßt werden muß.
Verdingungen im Auslande.
Die näheren Angaben über Verdingungen, die beim „Reichs⸗ und Staatsanzeiger“ ausliegen, können in den Wochentagen in 2n Expedition während der Dienststunden von 9 bis 3 Uhr eingesehen “ “ werden.)
Oesterreich⸗Ungarn.
20. August 1910, 12 Uhr. K. K. Sheescs etgeteh in Lem⸗ berg: Lieferung und Ausführung einer Installation für Zentral⸗ dampfheizung mit niedriger Spannkraft, zugleich mit Einrichtung von Kondensationsdampfbädern, Toilette sowie Röhren fuür Gebrauchs⸗ und Trinkwasser auf der Station Stryj. Näheres bei der genannten
Direktion. Niederlande.
20. August 1910. Landwirtschaftliche Genossenschaft „de Een⸗ dracht“ in Nieuwbuinen (Provinz Drenthe): Lieferung von ungefähr 150 000 kg Kainit. Die Bedingungen sind für 0,05 Fl. bei dem Sekretär 5. Sloots vom 10. August ab zu erhalten.
24. August 1910, 2 Uhr. Haupt⸗Post⸗ und Telegraphen⸗ verwaltung im Haag, im Gebäude an der Parkstraat: Umbau der Telegraphenleitungen längs der Eisenbahnstrecke Hilversum —Amers⸗ foort. Das Besteck liegt nach dem 10. August zur Einsichtnahme in dem Gebäude der Hauptverwaltung und in den Lokalen der Pro⸗ vinzialverwaltungen aus und ist auch gegen Erstattung der Kosten durch die Füme Gebr. van Cleef im Haag zu beziehen. Nähere Auskünfte sind bei dem Hauptingenieur für Telegraphie im Haag und bei dem Ingenieur für Telegraphie in Amsterdam zu erhalten.
Türkei.
Marineministerium in Konstantinopel: Vergebung der Liefe⸗ rung folgender Gegenstände: 20 000 kg weißes Werg; 25 000 kg desgleichen, gefärbt; 8000 kg Baumwollgarn; 3000 kg Glvzerin; 1000 Fäßchen Natron; 10 000 Besen. Angebote an die erste Sektion des genannten Ministeriums. Sicherheitsleistung in Höhe von 10 %.
Ministerium für Ackerbau, Minen und Forsten in Kon⸗ stantinopel: Vergebung der Konzession zur Ausbeutung einer Chrommine in der Ortschaft Kuslidje, Kreis Etranos, Wilajet Brussa. Flächeninhalt: 262 Dönüm gleich ca. 2430 qkm. Angebote bis zum 13. Januar 1911 an das genannte Ministerium. Endgültiger Zu⸗ schlagstermin eine Woche nach diesem Zeitpunkt, während welcher Ueberangebote in Höhe von wenigstens 5 % entgegengenommen werden.
Kunstgewerbeschule in Konstantinopel: Vergebung der Anlage trischer eleuchtung. Angebote in verschlossenem Umschlag bis zum 16. August 1910 an die Direktion der genannten Schule, woselbst Pläne, Bedingungen und Lastenhefte. Sicherheitsleistung in Höhe von 20 türkischen Pfund.
Südafrika.
Die Direktion der „South African Railways“, der Staats⸗ bahnen der südafrikanischen Union, schreibt die Lieferung von 72 t Zaundraht aus. Angebote können entweder dem „Secretary to the Tender Board, South African Railways“ in Joh annesburg bis 20. September d. J., Mittags 12 Uhr, oder dem Agenten der Union in England — Adresse The High Commissioner of the Union of South Africa, London SW., Victoria Street 72 — bis 19. September d. J., Mittags 12 Uhr, eingereicht werden. Näheres beim „Reichsanzeiger“.
Aegypten.
Der vom Unterrichtsministerium in Kairo für den 15. August d. J. festgesetzt gewesene Verdingungstermin, betreffend Lieferung von Servietten, Bettüchern, Badetüchern, Tüll, Madapolam und Tressen (vergl. „Reichsanzeiger“ vom 30. Juli 1910 Nr. 177), ist auf den 1. September 1910 verlegt worden.
Australien.
20. September 1910. Deputv Postmaster General, Mel⸗ bourne. Lieferung von: 68 000 Stück Kupferbinder, 67 000 Stück Kupferband, 6800 Stück Glaszellen, 25 000 Stück Isolatoren, 57 000 Stück Zinkplatten für Elemente, 33 Tonnen Stahldraht, 1 Tonne Telegraphenpapier und verschiedene andere Materialien für die Tele⸗ . und Telephonverwaltung des Staat ct Näheres eim „Reichsanzeiger“. 8 8