1910 / 240 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 12 Oct 1910 18:00:01 GMT) scan diff

Antrag auf Herstellung besserer Anschlüsse für die Stationen zwischen Altena und Creuzthal an die D⸗Züge auf der Ruhr⸗Sieg⸗ Eisenbahn und Einlegung von zwei beschleunigten Personenzügen auf dieser Strecke.

Vorlage der Königlichen Eisenbahndirektionen, betreffend Fracht⸗ ermäßigungen für Brennstoffe zugunsten der mittelrheinischen Hoch⸗ ofenwerke. Sn . 8

Antrag auf Gewährung einer Ferctensge; an die Aktien⸗ gesellschaft Prinz Leopold bei Empel für ihre Bezüge an Roh⸗ materialien (Roheisen und Kohlen). 1 .““

Mitteilungen der geschäftsführenden Direktion sowie Mitteilungen über Verkehrs⸗ und Fahrplanänderungen.

Cöln, den 10. ober 1910. Königliche Eisenbahndirektion. Martini.

Nichlamtliches. Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 12. Oktober.

Seine Majestät der Kaiser und König nahmen gestern nach der Universitätsfeier im Königlichen Schlosse die Abmeldung des außerordentlichen Gesandten und bevollmächtigten Ministers zu Rio de Janeiro Dr. Michahelles und heute mittag die Abmeldung des bisherigen amerikanischen Marineattachés, Lieutenant⸗Commander Belknap sowie die Meldung seines Nach⸗ folgers Lieutenant⸗Commander Traut entgegerz

8

Der Bundesrat versammelte sich heute zu einer Plenar⸗ sitzung; vorher hielten die vereinigten Ausschüsse für Zoll⸗ und Steuerwesen und für Justizwesen, die vereinigten Aus⸗ schüsse für Zoll⸗ und Steuerwesen, für Handel und gn2 und für Rechnungswesen, die vereinigten Ausschüsse für 89 ² und

Steuerwesen und für Handel und Verkehr sowie der Ausschuß für Justizwesen Sitzungen.

. Der Staatssekretär des Auswärtigen Amts, Wirkliche

Geheime Rat von Kiderlen⸗Wae chter ist vom Urlaub nach

Berlin zurückgekehrt.

.

Deer Königlich rumänische Gesandte Beldiman hat Berlin verlassen. Während seiner Abwesenheit führt der Legationsrat Bilciuresco die Geschäfte der Gesandtschaft.

Der Landrat Moritz aus dem ehemaligen Kreise Mül⸗ heim a. d. Ruhr, Regierungsbezirk Düsseldorf, ist in gleicher Amtseigenschaft in den Kreis Landeshut, Regierungsbezirk Liegnitz, versetzt, der Regierungsassessor von Saldern in Sprottau dem Landrat des Kreises Groß⸗Strehlitz zur Hilfe⸗ leistung in den landrätlichen Geschäften zugeteilt worden.

Der Regierungsreferendar von Wantoch⸗Rekowski aus Frankfurt a. O. hat die zweite Staatsprüfung für den höheren Verwaltungsdienst bestanden.

Großbritannien und Irland.

Wie dem „Reuterschen Bureau“ gemeldet wird, hat der König Georg gestern abend Befehl gegeben, daß die König⸗ liche Jacht „Victoria and Albert“ nach Gibraltar abgeht, um den König Manuel und die Königin Amelia an Bord zu nehmen.

Der Herzog und die sind gestern zur Eröffnung des

afrika abgereist. Frankreich.

Im Ministerrat gaben gestern der Ministerpräsident Briand und der Minister Millerand, „W. T. B.“ zufolge, Erklärungen ab über den Ausstand bei der Nordbahn, der unerwartet ausgebrochen sei, nachdem die Eisenbahner die Ver⸗ mittlung der Regierung zwischen ihnen und den Eisenbahn⸗ gesellschaften angenommen hätten, und der jetzt mehr einen politischen und revolutionären als berufsmäßigen Charakter an⸗ nehme. Die Mehrheit des Personals sei gegen den Ausstand, die Führer der Bewegung wollten aber durch Einschüchterung ihre Genossen mit fortreißen. Briand sagte ferner, militärische Maß⸗ nahmen seien bereits getroffen und würden noch verschärft werden, um die vollständige Freiheit der Arbeit zu sichern, zwei Akte von Sabotage würden gerichtlich verfolgt werden. Das Amtsblatt werde heute ein Dekret veröffentlichen, wonach die Eisenbahnen militärisch organisiert werden und insbesondere die Einberufung der Eisenbahner, die unter militärischer Kontrolle stehen, auf zwanzig Tage gestattet werde. Die Regierung werde gegebenenfalls auf den Lokomotiven als Führer und Heizer Mannschaften der Flotte verwenden können. Auch seien Maß⸗ nahmen getroffen, um den Postdienst und die normale Ver⸗ sorgung von Paris mit Lebensmitteln zu sichern.

Der Streik der Eisenbahnangestellten nimmt

einen immer größeren Umfang an. Wie das „W. T. B.“ meldet, hielten gestern nachmittag zahlreiche Angestellte der Nordbahn in der Pariser Arbeiterbörse eine Versammlung ab, in der der Generalsekretär die Ausständigen aufforderte, nur dann die Arbeit wiederaufzunehmen, wenn ihre Forde⸗ rungen erfüllt würden. Abgesandte der Ostbahn, der Orleans⸗ und der Paris Lyon⸗Mittelmeerbahn erklärten sich mit den ausständigen Nordbahnangestellten solidarisch. Schließlich nahm die Versammlung eine Tagesordnung an, in der be⸗ schlossen wurde, den Ausstand bis zur vollen Erfüllung der Forderungen fortzusetzen und mit Rücksicht auf die dem Publikum durch den Ausstand verursachte Belästigung den lusschuß der Nordbahnangestellten zu beauftragen, den Ver⸗ waltungsrat der Gesellschaft um eine Besprechung zu ersuchen. Wie die Verwaltung der Nordbahn eestern mittag er⸗ klärte, sind im Laufe des Vormittags Züge und Nach⸗ mittags ein Zug von Paris abgegangen. Aus den an der Bahn gelegenen Provinzstädten laufen Meldungen nur dürftig in, da die Telegraphen⸗ und Telephonleitungen durch⸗ schnitten sind. Die Angestellten der Depots in Amiens, Quentin, Laon und Hirson haben sich dem Ausstand angeschlossen. In Tergnier wurde eine Lokomotive mit Voll⸗ dampf auf eine andere rangierende Maschine losgelassen; beide entgleisten. Der Schnellzug nach Erquelinnes und der den Anschluß nach London vermittelnde Schnellzug konnten nicht

Herzogin von Connaught Unionsparlaments nach Süd⸗

Arras und

aber in Paris dort auch der Verkehr auf der Gürtelbahn eingestellt ist, so sind die im nördlichen Weichbilde der Stadt wohnhaften Arbeiter und Angestellten enötigt, fast ausschließlich die Straßenbahn zu benutzen. Dabei am es wiederholt zu sehr erregten Auftritten und Streitigkeiten. Drei Brücken in der Umgebung von Paris, auf denen Aus⸗ ständige sich gezeigt hatten, die aus dem Hinterhalte auf die Lokomotivführer schießen wollten, sind militärisch besetzt worden. In der gestrigen Nacht die Eisenbahnangestellten aller Linien laut Meldung des „W. T. B.“ den Gesamt⸗ ausstand beschlossen. Durch eine Bekanntmachung im heutigen Amtsblatt werden 1369 Oberbeamte und 27 860 Unterbeamte vom Personal der Nordbahngesellschaft für 21 Tage zu den Fahnen einberufen. Gestern abend fand ein Bankett des republikanischen Komitees für Handel und Industrie in Paris statt, an dem etwa 2500 Personen teilnahmen, darunter die meisten Minister und zahlrei und der Kammer an der Spitze, und dem eine Rede des Ministerpräsidenten Bri and den Charakter eines politischen Ereignisses gab. Briand erklärte laut Bericht des „W. T. B.“: Er glaube, immer das Vertrauen der Republikaner verdient zu haben, auf die er in den gegenwärtigen schwierigen Zeiten und am Vorabend des Wiederzusammentritts des Parlaments müsse zählen können. Sein Ministerium habe stets verkündet, 4*1 es mit der republikanischen Partei eine nationle republikanische Regierung ver⸗ wirklichen wolle. Er habe die Unterstützung der Rechten nicht gesucht, über sein Programm niemals Zweifel gelassen und in der Kammer offen erklärt, auf welche Mehrheit er sich zu stützen edenke. Er sei Republikaner, und die Politik der Regierung beruhe auf wahrhaft republikanischen Grundsätzen. Daher werde er nicht gestatten, daß man ihn zur Rechten dränge, vielmehr werde er an dem Tage sein Amt nieder⸗ legen, an dem sich seine Freunde von ihm trennen sollten. Er habe niemals davon gesprochen, daß die Republikaner die Waffen nieder⸗ legen sollten. ies würde auch töricht sein, da den Gegnern die Waffen verblieben. Er wisse auch die Nützlichkeit des Kampfes der Ideen zu sehr zu schätzen, als daß er wünschte, daß dieser Kampf zufhörte. Was die Hoffnung anlange, die Rechte werde die Waffen niederlegen, so habe er in einer Zeit, wo eine Kampagne gegen das parlamentarische Regime und die republikanischen Einrich⸗ tungen geführt werde, um sie zu diskreditieren, niemals einen solch naiven Gedanken gehabt.

von Tourcoing,

umgeleitet. fahrplanmäßig ab,

Compiegne Lille gehen die Züge kommen keine Züge an.

Als es zu einer Zeit, in der keine feindselige Stimmung bestand, die zu Angriffen gegen die Republik genügt bätte, schien, als ob sich di⸗ Arbeiter von der republikanischen Partei trennen würden, habe er Worte des Friedens gesprochen, dem Lande gesagt, die Republik sei das Regime der Gerechtigkeit und Freiheit für alle und jeden, und hinzugefügt, das Reformprogramm könne nur mit Hilfe der Republikaner verwirklicht werden. Diese hätten sich um die Regierung scharen müssen; statt dessen hätten einige sie bekämpft. Dann batten die Gegner seine Worte, die in das Herz des Landes gedrungen seien, für sich aufgenommen. sei die Zweideutigkeit, unter der das Land heute leide. Hinsichtlich des Ver⸗ hältnisses zwischen Kirche und Staat brauche er seinen Freunden keine Sicherheiten zu geben. Alle 2 seines politischen Lebens seien auf Wahrung der Rechte des Staats gegenüber der Kirche gerichtet gewesen. Er versichere dem Parlament und dem Lande, die Regierung werde unerschütterlich auf diesem Standpunkt verharren. „Wir haben jetzt“, fuhr Briand fort, ein neues Werk zu vollenden. Das ist zunächst die Wahlreform, sodann das Beamtenstatut, die Dezentralisation der Justizverwaltung und die Steuerreform auf der Grundlage der Gleichheit und Gerechtigkeit. Sie müssen den Arbeitern ein Mittel an die Hand geben, us! dieser fieberhaften, gefährlichen und be⸗ unruhigenden Erregung herauszukommen, die das Land in jedem Augenblick in Angst versetzt, die die Regierung im I. 2 Autorität zu Maßregeln kreibt, die ihr so schmerzlich sind, daß nur die stärksten Gewissensgründe sie dazu bestimmen können. Sie müssen ferner den Syndikaten die Rechtsstellung der juristischen Persönlichkeit eben. Das alles müssen Sie tun, und Sie bringen Ihre Zeit damit in, die Regierung zu verdächtigen. Ich für meine Person bewahre mein Vertrauen zur Republik.“ 8— Der Redner schloß mit einem Hoch auf eine republikanische s des Fortschritts, der Ordnung und Sicherheit, der Gerechtigkeit und Freiheit für alle. 1“

Rußland.

des Ministers für Pelftanftltmaen An in

8

6

Das Abschiedsgesuch Schwarz ist, 228 T. B.“ zufolge, bewilligt worden. seine Stelle wurde der Direktor des Nikolai⸗Lyzeums Moskau Kasso berufen.

Der Ministerrat hat beschlossen, in der Duma eine Gesetzesvorlage über die Umgestaltung der Hauptverwaltung für Landwirtschaft im Ackerbauministerium einzubringen.

Die zweihundertjährige Gedenkfeier der Ein⸗ verleibung Esthlands hat gestern begonnen. Als Vertreter des Kaisers ist der Großfürst Konstantin Konstantinowitsch in Reval eingetroffen.

Italien.

Wie die römischen Zeitungen melden, hat die Regierung Anweisung gegeben, alle gesetzmäßigen Maßnahmen zur An⸗ wendung zu bringen, um die vertriebenen portugiesischen Kongregationen zu verhindern, sich in Italien niederzulassen.

Der portugiesische Ges aäftstrüger beim Heiligen Stuhl hat, „W. T. B.“ zufolge, im Auftrage der provisorischen Re⸗ jerung nunmehr dem Staatssekretärk Kardinal Merry del Val persönlich von der Ausrufung der Republik und der Konstituierung der provisorischen Regierung Mit⸗ teilung gemacht.

Spanien. putiertenkammer wurde gestern die Debatte über die marokkanische Frage fortgesetzt.

Nach dem Bericht des „W. T. B.“ erklärte der Sozialist Iglesias, die Sozialisten würden sich einem neuen kriegerischen Vorgehen Spaniens in Marokko mit allen Mitteln widersetzen. Der Ministerpräsident Canalejas antwortete, man müsse dem Weg folgen, den alle zivilisierten Völker einschlagen, und sich bemühen, die Zivili⸗ sation selbst mit Gewalt zu verbreiten. 88

Portugal. u“ Die Regierung plant, wie das „W. T. B.“ meldet, einen Erlaß über die Einführung der allgemeinen Wehrpflicht. Die Zivilbehörden nehmen Besitz von den Gebäuden der Kon⸗ gregationen, nehmen das Inventar auf und legen dann die Siegel an. Mehrere Kirchen sind wieder geöffnet worden. Gestern morgen hißten die kirchlichen Gebäude ausländische Fahnen und er⸗ hielten Wachen. Die monarchistischen Zeitungen erscheinen wieder; ihre Sprache ist gemäßigt, einige erkennen die Republik an. Polizei und Munizipalgarde sind nach den alten Grund⸗ sätzen neugebildet worden. Zahlreiche Munizipalgardisten, die bei der Revolution das Königtum verteidigt haben, sind wieder eingestellt worden. Der Minister des Auswärtigen

In der De

Machado hat infolge Telles auch dessen

in die Flucht geschlagen.

e Parlamentarier mit den Präsidenten des Senats

Interesse ihrer

1

e haben be⸗

Griechenlaud. Einer Meldung des „W. T. B.“ zufol

.“ Ie 1g Montenegriner abermals türkische Bloc⸗

häuser in Malkowatz und Erzenitza angegriffen. Dabe wurden zwei Soldaten getötet und neun Mohammedaner aus den Nachbardörfern schwer verwundet sowie einer getötet. Die Montenegriner wurden durch die Soldaten und die Bevölkerung

Asien. Der Vizekönig der Mandschurei und der Vertreter vom

Macey Hawley⸗Syndikat haben nach einer Meldung des „Nen

York Herald“ ein vorläufiges Abkommen über eine Anleihe von zehn Millionen Taels unterzeichnet. Die Behörden der Zentralregierung bereiten der Durchführung der Anleihe Schwierigkeiten, indem sie erklären, daß alle provinziellen An⸗ leihen durch sie vermittelt werden müßten.

Afrika. Nach einer Meldung des „W. T. B.“ ist Mulay el Kebir Bruder des Sultans, der nach Fes aufbrechen wollte, aus

der dem in Tanger von ihm be⸗

Sorge um sein Schicksal aus wohnten Hause entflohen.

Zur Arbeiterbewegung.

Zum Werftarbeiterausstand meldet „W. T. B.“ aug

sei das Zugeständnis, daß die stehengebliebenen Akkordüberschüsse dem Deutschen Metallarbeiterverband, Verwaltungsstele Hamburg, erklärt wird, B zeichnung der Vertragsbedingungen die Arbeit könne nur aufgenommen werden, wenn die Wiedereinstellung aller an den Streiks und Aussperrunge beteiligten Arbeiter ohne Benutzung des Arbeitsnachwessc stattfinde, und wenn eine Sicherung ihrer Anteile an der durch den Kampf unterbrochenen Akkorden erfolge. Das sei unter Zustimmung protokolliert worden. Heute sollte zwischen je zne Vertretern des Gesamtverbandes der Deutschen Metally industriellen 1 sprechung stattfinden

ausdrücklich erklärt worden,

zur Beilegung der noch Streitigkeiten. In Bremen ist am Freihafen 1 gestern vormittag die Arbeit eingestellt worden. Dabe handelt es sich lediglich um eine Sympathie kundgebung für die streikenden Braker Hafenarbeiter. Die Arbeiter verlangten, daß nicht nur jede Getreidearbeit bleibe, sondern daß auch die dadurch freigewordenen Arbeiter anderweit im Betriebe beschäftigt werden, und zwar ausnahms⸗ los, gleichviel, ob Arbeitsgelegenheit vorhanden sei oder nicht. An der Arbeitseinstellung sind lediglich die gewöhnlichen Arbeiter beteiligt. Die Vorarbeiter und Kahnführer versehen ihren Dienst nach wie vor. In einer gestern abgehaltenen stark besuchten Versammlung der Werftarbeiter wurden nach längerer Debatte für die Wiederaufnahme der Arbeit 521 Stimmen, gegen die Wiederaufnahme 1177 Stimmen abgegeben. Da für di Weiterführung des Streiks eine Dreiviertelmajorität erforderlich, diese jedoch nicht ganz erreicht ist, so sollten heute Verhandlungen mit den Bremer Werften angeknüpft werden, Auszahlung der aufgelaufenen Akkordlöhne dem Ausgang dieser Verhandlungen hängt

und 2

zu erhalten. Ven

Streik getretenen Hafenarbeiter der Bremer Lagerhaut⸗

wieder aufzunehmen,

Nr. 240 d. Bl.)

an fünf Protestversammlungen

eingerichteten A zogen in der Nacht zum und mit den Rufen: „Nieder mit dem erlichen Presse!“ über da

Anschluß Arbeitgeberverband (pgl. Nr. 237 d. Bl.) 2000 Arbeiter lärmend Arbeitsnachweis! Nieder mit der bür de Markt durch die Alleestraße. Die Aufforderung der Polizei⸗ beamten, sich zu zerstreuen, wurde von der Menge ut Hohnrufen und Steinwürfen beantwortet. Es gelang zunächt die Demonstranten ohne Anwendung der Waffe in de Nebenstraßen zu drängen. Als sich jedoch die Menge im Rücken da Wache abermals zusammenrottete und aus ihrer Mitte Steine an die Beamten geworfen wurden, waren diese gezwungen, blank g ziehen. Nunmehr wurden die Demonstranten endgültig in die Seue⸗ straßen zurückgeworfen und in der Nähe des Bahnhofs zerstren Einige Personen erhielten Säbelhiebe, ohne ernstliche Verletzunge davonzutragen. Die Zahl der Verletzten war nicht festzustellen, d sie das Weite suchten. 1

Im Fliesenlegergewerbe des bergischen Bezirks ist es⸗ wie der „Köln. Ztg.“ aus Barmen berichtet wird, endgültig 2f Lohntarif abgeschlossen worden, der bis zum 1. Oktober Die Organisationen der Arbeitgeber und Arbeitnehmer haben zg Vereinbarungen zugestimmt, die in der vergangenen Woche zwisa ihren Vertretern unter dem Vorsitz des Beigeordneten Dr. Hartman getroffen worden sind. Auch über die noch stritti gebliebene Frar der Zulage bei auswärtigen Arbeiten ist schließli noch eine Va⸗ ständigung erzielt worden. Der bergische Bezirk umfaßt u. 8. * Städte Barmen, Elberfeld, Ronsdorf, Remscheid, Solingen, Dbls. Velbert, Schwelm, Milspe und nr * 2-;

In Iserlohn sind, wie die „Rh⸗Westf. Ztg. mitteilt, dr organssierten Dachdeckergesellen am 10. d. M. in den Aasie ehreten. Sie bezwecken, obwohl der von den Verbänden vertinem⸗

tundenlohn bereits gezahlt wird, die Anerkennung des Tariss m Mitwirkung ihres Gauleiters. Diesen Wünschen haben die Meim keine Folge gegeben.

Wie dem „W. T. B.“ aus gestern in einer Besprechung der und der Arbeitgeber der Werftinduf geschlossen worden, das die Gesamtaussperrung in der B

industrie beendet. 1 . In Cholet (Dep. Maine⸗et⸗Loire), wo 12 000 T. B.“ zufolge, zwischen Gendarmer

streiken, kam es, „W. T. 2 Gendameaee Ausständigen zu Zusammenstößen, wobet es auf beiden Seiten

rwundete gab.

Kunst und Wissenschaft.

Gestern vormittag um 10 Uhr begann der große Festatnhg Berliner Universität in der neuen Aula in der g⸗ Königlichen Bibliothek. Vor dem Gebäude stand, „W. T.5 ½ folge, eine Ehrenkompagnie vom Regiment Alexander. räumigen Vestibül bildeten Chargierte der Studentenschaft. e mit Fahnen Spalier. Im hohen Festsaal, zu dessen Krrren helle Tageslicht hineinflutete, hatten sich die Ehrengäste versaee die fremden Rektoren in ihren Prunktalaren, die fremden E ver die Minister, die Spitzen der preußischen Behörden, die 2rg des Reichstages, des Herrenbauses und des Abgeordnetang die Gesandten der Bundesstaaten, Mitglieder des „ns schen Korps, die Spitzen der Stadt Berlin, die Ge tat. chargen, dazu Chargierte mit Fahnen auch hier im

gegen den ven r

London telegraphiert nin Vertreter der Kesselschmien⸗ dustrie ein Uebereinkeare

84

*

einer Erkrankung des Finanzministers

abgehen. Der Zug Calais Basel wurde üb

r Soissons u d

Portefeuille übernommen

Emporen und Galerien. Gegen 10 Uhr zogen die

um Garantien für die

8 . es ab, ob die Arbeit in dem nächsten Tagen wieder aufgenommen werden wird. Die in den

gesellschaft beschlossen Abends, die Arbeit heute, Mittwoch, früh nachdem die Lagerhausgesellschaft versprochm hatte, die gestern ausgesperrten Arbeiter wieder zu beschäftigen. (Val.

Aus Remscheid wird dem „W. T. B.“ telegraphiert: In

eitsnachmweis Dienstag etre

1

1913

Hamburg, daß gegenüber der Erklärung der Werften, den Arbeiten (vgl. Nr. 239 d. Bl.) auszuzahlen sind, nicht gemacht worden, den

es sei von seiner Seite bei der Unta.

b

und der Arbeiterorganisationen eine Be⸗ schwebenden

eingestelt

[scheint Mir als eine heilige Aufgabe der Gegenwart, und Ich halte

gent ruht auf jeglichem Werk, das aus der Wahrheit stammt und zu

ZZit unter den Klängen eines Marsches ein, die2 nee sair, voran. Bald ö“ 12 in die alte Studentenmelodie „Feierlich schallet der Jubelgesang“ und die mit dem „Gaudeamus igiturs“ schlossen. Der Hof zog ein. Vom Rektor, Geheimen Regierungsrat Professor Dr. Erich Schmidt angen und geführt, nahten Ihre Kaiserlichen und König⸗ e Majestäten, Seine Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kronprinz, Ihre Königlichen Hoheiten die Prinzen August Wilhelm, Oekar, Joachim, Prinzessin Viktoria Luise, Prinz Rupprecht von Bavern, Seine Hoheit der Herzog Johann Albrecht, Regent von Braunschweig, mit Gemahlin, der Reichskanzler Dr. von Bethmann Hollweg und der Minister der geistlichen ꝛc. Angelegenheiten von Trott u Solz u. a. Die Studenten aus dem Vestibül mit ihren Bannern scllossen sich an.

Der Rektor Erich Schmidt betrat das hohe Katheder und begrüßte die Festversammlung. Hiernach stieg Seine Majestät der Kaiser und König zum Katheder hinauf und hielt eine An⸗ sprache, die nach „W. T. B.“ den folgenden Wortlaut hatte:

„Meiner getreuen Friedrich Wilhelm⸗Universität entbiete Ich zu übrer hundertjährigen Jubelfeier Gruß und Glückwunsch!

Seit dem Tage ihrer Begründung ist ihr Schicksal mit dem unseres preußisch⸗deutschen Vaterlandes auf das innigste verknüpft.

Als Mein in Gott ruhender Vorfahre König Friedrich Wilhelm III. sie vor nunmehr hundert Jahren ins Leben rief, da geschah es, um durch geistige Kräfte dem Staate zu ersetzen, was er an physischen ver⸗ loren hatte. So wurde die Universität Berlin geboren aus dem gleichen schöpferischen Geiste heraus, dem Preußens Wiedergeburt ent⸗ sprang. Und dieser Geist, der Preußen⸗Deutschland emporhob und in Fichte, Schleiermacher, Savigny und ihren Freunden lebendig war, machte die Universität schon nach wenigen Jahren zu einem Mittel⸗ punkte des geistigen und wissenschaftlichen Lebens im Vaterlande.

Freilich war die Universität Berlin zunächst noch weit davon ent⸗ fernt, eine universitas literarum im Sinne Wilhelm von Hum⸗ boldts zu sein, aber sie ist diesem Ideal immer näher und näher ge⸗ kommen. Eine Hochburg der Wissenschaften, hat sie heute weit über die Grenzen Preußens und Deutschlands hinaus internationale Be⸗ deutung gewonnen. Im Austausch von Lehrern und Hörern sind diese Beziehungen auch äußerlich in die Erscheinung getreten. Im gemeinsamen Wirken mit den übrigen Hochschulen des Landes bildet sie jetzt die „allgemeine Lehranstalt“, die man bei ihrer Gründung ins Auge gefaßt hatte.

Indessen der Plan Humboldts, der über die Universität hinaus die Gesamtheit wissenschaftlicher Veranstaltungen umfaßte, ist noch nicht voll zur Wirklichkeit geworden, und diese weihevolle Stunde erscheint Mir vorzugsweise dazu berufen, die Vollendung dessen anzu⸗ bahnen, was ihm als Endziel vorgeschwebt hat.

Sein großer Wissenschaftsplan verlangt neben der Akademie der Wissenschaften und der Universität selbständige Forschungsinstitute als integrierende Teile des wissenschaftlichen Gesamtorganismus. Die Fründung solcher Institute hat in Preußen mit der Entwicklung der

Unüversitäten nicht Schritt gehalten, und diese Lücke, namentlich in unserer naturwissenschaftlichen Ausrüstung, wird infolge des gewaltigen Aufschwungs der Wissenschaften immer empfindlicher. Wir bedürfen Anstalten, die über den Rahmen der Hochschulen hinausgehen und, unbeeinträchtigt durch Unterrichtszwecke, aber in enger Fühlung mit Nademie und Unüversität, lediglich der Forschung dienen.

Solche Forschungsstätten tunlichst bald ins Leben zu rufen, er⸗

88 für Meine landesväterliche Pflicht, das allgemeine Interesse für dieses Unternehmen zu erbitten. Das hohe Ziel erfordert große Mittel und kann nur erreicht werden, wenn alle an dem Fortschritt der Wissenschaft und der Wohlfahrt des Vaterlandes interessierten Kreise bereit 8 sind, an der bedeutungsvollen Aufgabe mitzuarbeiten und für sie Opfer zu bringen. Jedermann möchte Ich da⸗ ber heute das neue Ziel mit der eindringlichen Mahnung „Tua res zgitur“ vor Augen stellen und ans Herz legen. Ich hoffe nn vertraue fest, daß das Werk gelingen wird, sind Mir doch auf dne nur im engen Kreise erfolgte Bekanntgabe des Planes hin bon jetzt aus den verschiedenen Teilen des Landes mit begeisterten Zastimmungsäußerungen sehr ansehnliche Mittel, zwischen neun und eee 8 1 gestellt worden. Den opferwilligen eer auch an dieser Stelle w ä D s ist Mir herzliches Bedürfnis. Um dem Unternehmen aber dauernde Förderung zu sichern, ist es an. Wuͤnsch, unter Meinem Protektorat und Namen eine Gesell⸗ . . 82 begründen, die sich die Errichtung und Erhaltung von dor chungsinstituten zur Aufgabe stellt. Dieser Gesellschaft werde dc gern die Mir dargebotenen Mittel überweisen. Daß den zu aündenden Instituten, soweit erforderlich, auch staatliche Hilfe nicht üas wird die Sorge Meiner Regierung sein. Fwe so der beutige Tag nicht nur ein Jubiläumsdatum der berliner Universität, sondern zugleich eine weitere Stufe in der Ent⸗ nickung deutschen Geisteslebens bedeuten. ene einen Wunsch gebe Ich der Universität mit auf ihren 5 bet-n neues Jahrhundert. Möge sie in treuer Erinnerung an e ihren preußisch⸗deutschen Charakter be⸗ Denr 8 . 8 die Wissenschaft Gemeingut der ganzen kulturellen Wen 8 Frrungenschaften machen beute vor keinem Grenzpfahl 23 Halt. Und dennoch R wie jede Nation ihre Eigenart wahren 8 sie ihre selbständige Existenz und ihren Wert für das Se er will dr bleibe sich die Alma mater Berolinensis *† ßt, daß sie eine deutsche Universität ist. Wie bisher, so sei 8s alle Zukunft Sitz deutscher Sitte und deutscher Art! Und 85 Ehre genießt, an ihr zu forschen, zu lehren und zu 5 88 vde Pflicht, erfüllt von Wahrheitssinn und Gründlich⸗ * inst und der Liebe bei jeglicher Arbeit, die Goethe als 8 ck unseres Volkes preist. auch weiterhin des schönen Vorrechts aflih sn 8 e Wissenschaft zu pflegen, die wie Humboldt so 8 8* dem Innern stammt und ins Innere gepflanzt sit ze edlen 8 arakter umbildet und Charaktere schafft. Sie tue es gübke Ben die sich selbst Gesetze gibt, und in dem Hoch⸗ 8 . eines Schatzes zu sein, der der ganzen Menschheit n Dommunis hominum thesaurus situs est in 8 eritatibus!“ Alle Wahrheit aber ist Gottes, und sein br s Di 4 Falhar g- der auch Euch, Kommilitonen, Hceringen! 8 2 ge. teure in ihrem ganzen Wirken sin bleiten ein 8 8 ihr Alter sein wie ihre Jugend, und sie nd cine 3 Stadt auf dem Berge, zu der die Völker wallen,

Arch

Der Rektor erwiderte mit einer zweiten Ansprache 8 Kaiserhoch des Redners stimmte die kaufendköpfige lung begeistert ein. Die Nationalhymne wurde gesungen, die blanken Schläger der Chargierten klangen hell aneinander. 2 Hierauf überbrachte der Minister der geistlichen ꝛc. Angelegen⸗ heiten von Trott zu Solz die Glückwünsche des Staatsministeriums und übergab als Festgabe des Staatsministeriums und der Landes⸗ die umgebaute fridericianische Bibliothek mit der neuen 8 und den neuen Hörsälen. Der Rektor dankte in einer dritten nsprache. Der Oberbürgermeister Kirschner sprach für die Stadt Berlin und überreichte eine Stiftung von zu Reise⸗ stipendien. Der Rektor dankte. Die Rektoren aller preußi⸗ schen Universitäten nahten sich dann zur Beglückwünschung; in ihrem Namen sprach der derzeitige Rektor der Universität reifs⸗ wald, Professor Dr. Bleibtreu. Ihnen folgten die anderen Universitäten des Deutschen Reichs, für die Professor von Schubert⸗ e sprach. Der Rektor der Universität Wien, Professor Dr. Bexrnatzik, überbrachte die Glückwünsche der Universitäten Oesterreich⸗Ungarns. Weiter sprachen Vertreter der schweizerischen Universitäten (Professor Dr. Meper⸗Zürich), der Gruppe der romanischen Universitäten für die ein Franzose und ein sprach —, der englischen, der niederländischen, der skandinavischen, der slavischen (der Rektor der Petersburger 8 der amerikanischen Universitäten, Griechenlands, Die Vertreter der fremden Hochschulen, die in ihren selts farbenreichen Talaren und Hermelinen prächtige Bilder nach akademischer Sitte mit Händeklatschen und Trampeln begrüßt. Weiter gratulierten die technischen Hochschulen, die Akademie der Fllen she e ge Fnptitei⸗ achdem der Geheime Justizrat, Professor Dr. Kahl ei von Schenkungen bekannt gegeben und der Rektor, Descat e; rat, Professor Dr. E. Schmidt ein Schlußwort gesprochen hatte wurde die Feier mit einem Musikvortrag beendet. Nachmittags um 3 Uhr fand im Restaurant des Landesausstellungs⸗ parks ein Festmahl statt, an dem auch Ihre Königlichen Hoheiten die Prinzen August Wilhelm von Preußen und Rupprecht von Bayern temehee der v wurde von dem Reichs⸗ ni von Bethmann Hollwe 5 W. 5 * nale, ac 5 g eröffnet, der, „W. T. B. 5 eiten tiefster Not nationalen Daseins, aber auch i it mutigster nationaler Verjüngung führen uns die zurück, mit denen wir der Staatsakte gedenken, die vor einem Jahr⸗ hundert Preußen auf eine neue Grundlage stellten. Am Vaterlande nicht verzweifelt zu sein, das hatte Friedrich der Große dem Großen Kurfürsten als hohes Verdienst nachgerühmt. Am Vaterlande nicht verzweifeln, war auch der Grund, auf dem sich die Berliner Universität aufbaute, als das alte Preußen zusammengebrochen war. Ein Sammel⸗ punkt aller geistigen und moralischen Kräfte, die in dem zu Boden geworfenen Staat nach Befreiung riefen, stellte sie den bisher so unpolitischen deutschen Idealismus in die vorderste Reihe der Kämpfer um des Vaterlandes Wiedergeburt. Der innere Zusammen⸗ hang zwischen dem wissenschaftlichen und dem nationalen Leben des Volks trat greifbar ans Licht. Und wie hat sich inzwischen die Bedeutung dieses Zusammenhangs vertieft! Keine Leistung der universitas literarum, die nicht eine Leistung wäre für die universitas populi! Materiell und geistig. Wer immer und auf welchem Gebiete es sei, um den eiftigen . ringt, schafft politisch mit an der Größe der Nation. Geeint, stark und arbeitsfroh steht Deutschland da. Aber ohne den freischaffenden Geist, ohne den Idealismus, der sich in Zeiten nationaler Prüfungen als reale Macht erweist, haben auch die materiellen Werke einer Nation keinen Bestand. Dem Kaiser ist das Vermächtnis überkommen, ein Mehrer zu sein der Güter und Gaben des Friedens auf dem Gebiete nationaler Wohl⸗ fahrt, Freiheit und Gesittung. Und er dient diesem Vermächtnis wenn er Forschung Wund Wissenschaft in dem „freien und humanen Geiste“ fordert, zu dem sich einst Wilhelm von Humboldt bekannte. Veesrändig⸗ geistige Arbeit, der Todfeind aller Phrase nicht Name sondern Leistung, nicht Nachbeterei sondern selb fändige WI“ sr en Iibee eh .2 Ehrenplatz in aller We n. Sie sollen nach dem Kaiserlichen e auch Se- 5 Forseenoe sein, ae n Leben rufen will. Aber weit über die Grenzen eußens und Deutschlands weist unsere Feier hinaus. sin vechet e- richtet schlingt die Wissenschaft ihr versöhnendes Band um die Völker des Erdballs. Zeugnis dafür legt die großartige Teilnahme ab, mit der Universitäten und Institute des Auslandes durch glänzende Vertreter diese Festtage begleiten. Zeugnis dafür ist auch der be⸗ sondere Schutz, den der Kaiser aller internationalen Pflege der Wissen⸗ schaften gerade an der Berliner Universität bietet. E⸗ eleitet er getreu dem Geist, der sie schuf, diese Universität in ihr zweites Säkulum. Möge es ihr beschieden sein, der Zeiten Lauf zu über⸗ dauern, in Kraft und Jugend sich stets erneuernd wie das heran⸗ wachsende Geschlecht, das ihre Hörsäle füllt; möge sie weiter blühen und gedeihen unter dem Schutz und Schirm unseres Kaisers und Königs, dieses stets hilfsbereiten Freundes aller Träger wissenschaft⸗ licher Arbeit; möge sie sein und bleiben ein Fels, auf dem Hoffnun de, wffrbt des Batztlandes 22 bleibende Statt haben. Das ist 5, dem i usdru be in fe: Sei jestä e 1 % do Unse ge dem Rufe: Seine Majestät Weeitere Trinksprüche wurden von dem Geheimen Justizrat, Pro⸗ fessor D. Dr. Kahl, dem Minister der Feftlichen ꝛc. Festigrat, hrr. von Trott zu Solz und dem Wirklichen Geheimen Rat Professor Dr. von Wilamowitz⸗Moellendorff, den Rektoren der Leipziger und Bonner Universität, dem Professor Dr. Ma⸗ satty namens der fremden Professoren, dem Wirklichen Geheimen Rat, Professor D. Harnack u. a. ausgebracht. Abends fand auf Allerhöchsten Befehl im Königlichen Schauspielhause Festvorstellung statt, der Seine Majestät der Kaiser und König, die in Berlin anwesenden Mitglieder der Königlichen Familie und Fürstlichen Gäste beiwohnten. Im übrigen war das Haus dem Lehrkörper und den Studierenden der Universität und den Festabordnungen der anderen Universitäten und Hochschulen vorbehalten. Es wurde Mozarts „Figaros Hochzeit“ unter der Leitung des Generalmusikdirektors Dr. Strauß gegeben.

die der heutige Tag neu ins

Die Gesellschaft für Erdkunde in 8

le Ge zu Berlin hält

Sitang am 15. d. M., Abends 7. Uhr, 19,

8 aal des Architektenhauses, Wilhelmstraße 92, in der Dr. A. von

5 4* -. 88 ersten Königlich preußischen 2 8 : n ed 1 8

(mit Lichtbildern) He er 1vIJRMRgsc-Lukeestam

E11“ ““ Frreeitag, den 14. d. M., findet Köni jagd statt. Stelldichein: Mittags 1 Schafstall.

liche Parforce⸗ Uhr am Dyrotzer

Gesundheitswesen, Tierkrankheiten und Absperrungs⸗ maßregeln.

Das Kaiserliche Gesundheitsamt meldet den Ausbru Ma ul- und Klauenseuche vom Viehhofe zu Zwickau, aus 8 wit, Kreis Ohlau, e Breslau, Kunzendorf, Kreis dels, Re engosbzir Breslau, Klarashöh, Kreis Wirsitz, Re⸗ 15 rk Bromberg, Emersleben, Kreis Halberstadt, Regierungs⸗ V. 1e Magdeburg, Reichhardtswerben, Kreis Ir Regierungs⸗ Feer Merseburg, bei Händlervieh, und Großgröben, Kreis Osterode egierungsbezirk Allenstein, am 10. Oktober 1910, sowie auf dem

ierde und ein Hort des Vaterlandes!“

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Wegen des Ausbruchs der Cholera in Itali 4 8 8 ¹ 84 8 te e⸗ sundheitsrat in Montevideo für alle in Ae 11 welche nach dem 13. Aug⸗ st d. J. aus einem Hafen des ¹ ttelländischen oder Adriatischen Meeres ausgelaufen sind, unter 5. September („Diario Oficial“ vom 6. September 1910) eine Verordnung erlassen, die im wesentlichen folgendes bestimmt: d.ES⸗ Schiffe, die einen Sanitätsinspektor an Bord haben nachdem sie und die Reisenden einer gesundheitspolizeilichen unterworfen und die gebrauchten Kleidungsstücke der etzteren desinfiziert worden sind, zum freien Verkehr zugelassen rife1,1. 2 g eine Schiffe, die keinen Sanitätsinspektor an Bord werden einer strengen gesundheitspolizeilichen Besichtigung Reisenden einer ärztlichen Untersuchung unterworfen. Kleidungsstücke und Kajüts epäck werden desinfiziert. Die Reisenden erster und zweiter Klasse dürfen an Land gehen, wenn sie sich verpflichten, die ersten fünf Tage sich daselbst, innerhalb einer bestimmten Zone, wo 8 e“ werden können, aufzuhalten. Die Reisenden dritter e 8 8 82 88 Ersten 9183 nach Se Ankunft zu ihrer Be⸗

2 auf der Quarantänestation zu verbleibe d i amte n veainfbiegt wird (Artikel 2). 3““ 4 erseuchte Schiffe mit Sanitätsinspekt Bo dveahe ““ pektor an Bord unterliegen Die erkrankten Personen werden nach der betreffenden Quarantäne⸗ station ausgeschifft. Das Schiff wird einer gründlichen Desinfektion n Sanierung unterworfen. Sind die Cholerafälle nicht innerhalb er letzten 5 Tage vor der Ankunft des Schiffes vorgekommen, so werden die Reisenden, wie im Artikel 2 angegeben, behandelt. Sind die Cholerafälle aber innerhalb der letzten 5 Tage vorgekommen, so werden die Reisenden 1. und 2. Klasse bezüglich ihrer Kleidun zstücke und des eistsfepacn zwar ebenfalls wie im Artikel 2 angegeben be⸗ Eeden ihr An andgehen ist jedoch vom Ermessen der Sanitätsbehörde 8 hdingig. Die Reisenden 3. Klasse unterliegen dagegen einer fünf⸗ ägigen Beohachtung auf der Quarantänestation und ihr gesamtes der Hentcertioe daselbst (Artikel 3).

Verseuchte Schiffe ohne Sanitätsinspektor an Bord werde ebenso behandelt, die Reisenden jedoch so, als ob die Cholerafälle in den b vor⸗ vagn wären (Artikel 4).

Jer eisender erhält, wenn er an Land geht, einen Gesund eerhält. n L 1 n Gesund⸗ 12 den Sanitätsbeamten auf Verlangen vorzuweisen ist

Für die Ueberwachung hat der Reisende eine Gebü fünf Fe E 7 8 ten (Artikel 8).

ie vorstehenden Bestimmungen gelten auch für alle Schiffe, i aih, =Inn asiatische Cholera herrscht (Artikel 8.ch . Nach einer im „Diario Oficial“ vom 11. v. M. veröffentlichteu G11“ des Gesundheitsrats finden die Bestimmungen des E1“ vom eee ee d. J. auf Schiffe, die

G Sinspektor schon im sbe e usfahrtsbafen an Bord genommen

„London, 12. Oktober. (W. T. B.) Nach Blätterm 2 ist im Königlichen Freien Hospital gestern ein Choleraverdacht gestorben. Man glaubt, daß es sich nicht um asiatica handelt; zur endgültigen Feststellung muß jedoch as Ergebnis der bakteriologischen Untersuchung abgewartet werden. Amsterdam, 11. Oktober. (W. T. B.) Die bakteriologische Untersuchung der auf dem Dampfer „Terschelling“ erkrankten Person hat ergeben, daß keine Cholera vorliegt. n Fer, York, 12. Oktober. (W. T. B.) Der Dampfer 88 gre 8— 89 zbesen. S; choleraverdächtige Erkrankungen varen, ern e G S 8 g abend aus der Quarantäne

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Verkehrsanstalten.

Laut Telegramm aus Cöln ist die heute nachmittag 6 Uhr in

Berlin fällige Post aus gi b eeüe 85 us Frankreich ausgeblieben. Grund: Streik

Verdingungen im Auslande.

(Die näheren Angaben über Verdingungen, die beim „Reichs⸗ und Staatsanzeiger“ ausliegen, können in den Wochentagen in dessen Expedition während der Dienststunden von 9 bis 3 Uhr eingesehen

—⸗ Mittwoch, den 19. Oktober d. J., 12 Uhr. Königlich ni⸗ ländisches Kriegsministerium im Haag, Geschäftszimmer glich nüeder. SS. Legernsg von: 60 000 kg harten und 60 000 kg weichen

eizens. Die Bedingungen sind für 0,10 Fl. bei Firme . van Cleef im Haag zu haben. . en 1 Sonnabend, den 22. Oktober d. J. Vorstand der Dorps⸗ vereeniging in Zweeloo (Provinz Drenthe). Lieferung von: 1e200 n 8. n und F2—2, kg Thomasschlackenmehl. ie Be⸗ zahlung erfolgt 3 Monate na erfolgter Lieferung. den Schriftführer zu senden. * heats üge ha. e gg Türkei. Kriegsministerium in Konstantinopel: Ver Li 1 in Kons 1 Vergebung der Lieferun 500 000 m Stoff für Regenmäntel. Endgültiger Zuschlagse termin am 29. Oktober 1910. Angebote an die Generalintendantur des genannten Ministeriums, woselbst Muster und Lastenheft.

Theater und Musik.

Neues Schauspielhau 8.

8 8 Irene Trieschs Gastspiel am Neuen Schauspielhause b. r Eee mit einem interessanten Experiment; die Schauspier Seee Ibsenscher Frauengestalten hatte es unternommen, einmal Schillers „Jungfrau von Orleans“ zu spielen. Der Versuch konnte ihr eigentlich nicht glücken, denn bei der Zwiespältigkeit des Charakters in dem Schillerschen Trauerspiel könnte es nur einer Schau⸗ spielerin, die gleichermaßen das Zarte, Visionäre des Vorspiels und der Anfangsakte wiederzugeben vermag, wie das unzweifelhafte Heroische des Schlusses, gelingen, eine einheitliche Wirkung hervor⸗ zurufen. Frau Triesch erfüllte nur den ersten Teil ihrer Aufgabe, sie war hier wirklich die zarte Jungfrau, wie die Dichtung sie schildert, die erfüllt von ihrer göttlichen Sendung an den Hof geht und die Geschicke Frankreichs in die Hand nimmt. Bei der Zartheit blieb es aber auch später; an das Uebersinnliche, das ihr im Streit mit den Feinden Kraft verleiht, konnte man nicht recht glauben, und der große konolog,. „Die Waffen ruhn“ hatte nicht die Resonanz, die hier der Schillerstil fordert. Im übrigen war das Beste an der Aufführung das glänzende äußere Bild, das der Direktor Halm nach dem Vorbilde aber ohne sklavische Nachahmung der Meininger au 1b der Bühne geschaffen hatte. Von den Darstellern boten nur no die Herren Christians (Dunois) und Siebert (Talbot) hervorragende Leistungen; die anderen überragten den Durchschnitt nicht oder er reichten ihn kaum. Eine Febhtesetzn war der König Erich Ziegels der das edle Pathos Schillers in völlige Nüchternheit umwandelte. 8

Komische Oper.

☛◻☛ Nun ist Puccinis „Bohdème“, die an der Königlichen in der Gura⸗Oper wiederholt ihre Wirkung erprobt 29 8en- 89 die Komische Oper eingezogen, deren intimen Stimmungen förderlicher Raum sich ganz besonders für dieses Werk eignet. Interessante und lohnende Aufgaben für den Regisseur sind hier zu löfen, und diese

Viehhofe zu Breslau, am 11. Oktober 1910.

mögen Herrn Direktor Gregor, der die Oper selbst in me 8 2 qI6 Szene gesetzt hatte, besonders gereizt haben. düer hat