1910 / 243 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 15 Oct 1910 18:00:01 GMT) scan diff

Auf Ihren Bericht vom 27. September 1910 will Ich der Kleinbahn⸗Aktiengesellschaft Grünberg⸗Sprottau zu Grünberg im Kreise Grünberg, Regierungsbezirk Liegnitz, welche die Genehmigung zum Bau und Betriebe einer Klein⸗ bahn von Grünberg nach Sprottau erhalten hat, das Ent⸗ eign ungsrecht zur Entziehung und zur dauernden Be⸗ schränkung des für diese Anlage mit Ausschluß der nur privaten Zwecken dienenden Anschlußgleise in zu Grundeigentums verleihen. Die eingereichte Karte e

olgt zurück. Jagdhaus Rominten, den 3. Oktober 1910.

z

Den Landgerichtspräsidenten Geheimer Oberjustizrat Renck⸗ hoff in Graudenz und Schwedowitz in Brieg ist die nach⸗ gesuchte Dienstentlassung mit Pension erteilt.

Versetzt sind: der Landgerichtsrat Weißweiler in Cöln als Amtsgerichtsrat an das Amtsgericht daselbst, die Amts⸗ richter Dr. Böhm in Breslau und Lerche in Demmin als Landrichter an das Landgericht in Breslau.

Der Amtsrichter Freiherr von Kottwitz in Freystadt i. Schl. ist infolge seiner Ernennung zum Landrat aus dem Justizdienste ichisden,

Fn der Liste der Rechtsanwälte sind gelöscht: die Rechts⸗ anwälte, Justizräte Max Lazarus bei dem Kammergericht, Leopold Meyer bei den Landgerichten I, II, III in Berlin, Paelegrimm bei dem Landgericht in Neu⸗Ruppin, Kan⸗ trowitz bei dem Amtsgericht in Seelow, die Rechtsanwälte Dr. Johannes Müller bei dem Landgericht I in Berlin, Arthur Hornthal bei dem Landgericht III in Berlin, Dr. Heinrich Stern in Lichtenberg bei dem Amtsgericht Berlin⸗ Mitte, Walter bei dem Amtsgericht in Spremberg und Dr. Adamzeweski bei dem Amtsgericht in Kattowitz.

Mit der Löschung der Rechtsanwälte Justizrat Kantrowitz in Seelow und Walter in Spremberg in der Rechtsanwalts⸗ liste ist zugleich deren Amt als Notar erloschen.

In die Liste der Rechtsanwälte sind eingetragen: die Rechtsanwälte Emil Kirschner vom Landgericht I in Berlin bei dem Amtsgericht Berlin⸗Mitte mit dem Wohnsitz in dem⸗ enigen Teile der Stadt Lichtenberg, der zum Amtsgericht

erlin⸗Mitte gehört, Dr. Klenter aus Cöln bei dem Amts⸗ ericht und dem Landgericht in Elberfeld, Peters aus Thale ei dem Amtsgericht in Pleschen, die Gerichtsassessoren Bruno Anspach, Dr. Martin Isaacsohn, Dr. Her⸗ mann Kirchberg, Alfred Kurzweg, Sally Pinner und Hans Freiherr von Werthern bei dem Landgericht I in Berlin, von Ehrenstein und Langkopf bei dem Land⸗ eah in Hannover, Rosenau bei dem Landgericht in Gnesen,

r. Averdunk bei dem Amtsgericht und dem Landgericht in Potsdam, Ernst Pfeiffer bei dem Amtsgericht und dem Land⸗ ericht in Neu⸗-Ruppin, Sandberg und Dr. Max ellner ei dem Amtsgericht und dem Landgericht in Breslau, Max Goldberg bei dem Amtsgericht und dem Land⸗ gericht in Düsseldorf, Mecke bei dem Amtsgericht in Werder, Dr. Gerritzen bei dem Amtsgericht in Düsseldorf⸗Gerresheim mit dem Wohnsitz in Hilden, Dr. Grühl bei dem Amtsgericht in Opladen, Andreas bei dem Amtsgericht in Altena mit dem Wohnsitz in Werdohl, Lassen bei dem Amtsgericht in Schleswig und der frühere Gerichtsassessor Ernst Wolff bei dem Oberlandesgericht in Hamm.

Der Amtsgerichtsrat Wagner in Schmiedeberg i. Schl. und der Rechtsanwalt Dr. Lademann in Dr isburg sind

gestorben. 8

Ministerium der öffentlichen Arbeiten.

NVerliehen ist: den Regierungsassessoren Quaatz die Stelle

eines Mitgliedes der Eisenbahndirektion in Berlin, Hilgers und Heintze die Stelle eines Mitgliedes der Eisenbahn⸗ direktion in Frankfurt a. M.; den Regierungs⸗ und Bauräten Grube die Stelle eines Mitgliedes der Eisenbahndirektion in Hannover, Kette die Stelle eines Mitgliedes der Eisenbahn⸗ direktion in Berlin und Karl Sarrazin in seiner Eigenschaft als Vorstand der Betriebsinspektion 1 Bremen die Stelle eines Mitgliedes der Eisenbahndirektion in Hannover; den Regierungs⸗ baumeistern des Eisenbahnbaufaches Wollner die Stelle eines Mitgliedes der Eisenbahndirektion in S. Pieper in Hannover und Paul Schmidt in Mainz die Stelle von Be⸗ triebsinspektionsvorständen unter Belassung in ihrer derzeitigen Beschäftigung, Scheel die Stelle des Vorstandes der Be⸗ triebsinspektion 2 in Oppeln, Ziemeck die Stelle des Vor⸗ standes der Betriebsinspektion 2 in Beuthen O.⸗S., Anton Ackermann die Stelle des Vorstandes der Betriebsinspektion 2 in Allenstein und Riedel die Stelle des Vorstandes der Be⸗ triebsinspektion 2 in Leipzig; den Regierungsbaumeistern des Maschinenbaufaches Meßerschmidt die Stelle des Vor⸗ standes einer Werkstätteninspektion bei der Eisenbahnhaupt⸗ werkstätte 1 in Berlin, Eckhardt die Stelle des Vorstandes der Maschineninspektion 1 in Dortmund, Keßler die Stelle des Vorstandes der Maschineninspektion in Bromberg, Karl Reinicke die Stelle des Vorstandes der Maschineninspektion in Saar⸗ brücken, Ludwig Hoffmann die Stelle des Vorstandes der Maschineninspektion in Darmstadt, Emil Koch die Stelle des Vorstandes einer Werkstätteninspektion bei der Eisenbahnhaupt⸗ werkstätte in Halle a. d. S. und Achard die Stelle des Vor⸗ standes der Maschineninspektion in Jena.

Ferner ist verliehen die etatsmäßige Stelle eines Regie⸗ rungsbaumeisters den Regierungsbaumeistern des Eisenbahn⸗ baufaches Renfer in Duisburg, Fritz Struve in Odenkirchen, Gieseler in Spandau, Meilicke in Bremen, Heckler in Cöln, Adolf Francke in Bielefeld und den Regierungs⸗ baumeistern des Maschinenbaufaches Levy in Saarbrücken, Martini in Bromberg, Szulc in Stettin, Nolte in Siegen, Paehler in Cassel und Sembdner in Posen. Der Regierungsassessor Dyes ist von Breslau zur Eisen⸗

3 bahndirektion nach Erfurt versetzt.

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Ministerium des Innern. Dem Landrat Freiherrn von Kottwitz ist das Landrats⸗ amt im Kreise Sprottau übertragen worden.

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Finanzministerium. Das Katasteramt Kappeln im Regierungsbezirk

daß das im Steuerjahre 1910 kommunalabgabepflichtige

Evangelischer Oberkirchenrat.

Dem bisherigen väses einer Konsistorialassessorstelle bei dem Königlichen Konsistorium in Breslau, Konsistorialrat 8. cke ist eine etatsmäßige Ratsstelle bei demselben Konsistorium verliehen worden.

8 8

8

Bekanntmachung.

6 § 46 des Kommunalabgabengesetzes vom 14. Juli 1893 ml. S. 152) wird hierdurch zur öffentlichen .n ge⸗

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meinkommen der im preußischen Staatsgebiete belegenen eilstrecke Strasburg U.⸗M. Tö“ Mecklenburgischen Friedrich Wilhelm⸗Eisenbahn aus dem Betriebsjahre 1909 auf 9600 11 Zfestgesetzt worden ist.

Stettin, den 13. Oktober 1910. ““ Der lite e eetommifsa

J1“ I“

Bekanntmachung.

Gemäß § 46 des Kommunalabgabengesetzes vom 14. Juli 1893 (G.⸗S. S. 152) wird hiermit zur vsebenihen Kenrdn gebracht, daß der im laufenden Steuerjahre zu den Kommunal⸗ abgaben einschätzbare Reinertrag aus dem Betriebsjahre 1909/10 bei der Nauendorf⸗Gerlebogker Eisenbahn bezüglich ihrer in Preußen belegenen Strecke auf

16 876 57 festgestellt worden ist. Magdeburg, den 12. Oktober 1910. 88 Der Königliche Eisenbahnkommissar. Sommer. 1

vekanntmachuna.

Gemäß § 46 des Kommunalabgabengesetzes vom 14. Juli 1893 (Gesetzsammlung Seite 152) wird zur öffentlichen sn gebracht, daß aus dem Betriebe der Brohltal⸗Eisenbahn im Jahre 1909 ein kommunalabgabepflichtiges Reineinkommen sich nicht ergeben hat. 8

Cöln, den 13. Oktober 1910. .

Der Käönigliche eafär. 98 Riesen.

Aiichtamtliches. Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 15. Oktober.

Seine Mgh der Kaiser und König nahmen heute vormittag im Neuen Palais bei Potsdam den Vortrag des Chefs des Marzmekabinetts, Admirals von Müller entgegen.

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t enbahnfachwissenschaftlichen Vorlesungen finden im Winterhalbjahr 1910/11 in fol Fhber Weise sung In Berlin werden in der Universstät Vorlesungen über Nationalökonomie der Eisenbahnen, insbesondere das Tarif⸗ wesen sowie über die Verwaltung der preußischen Staatseisen⸗ bahnen und im 1 Institut der Universität über Technologie gehalten. Das Nähere, namentlich auch über die Anmeldung zu den Vorlesungen, ist aus dem Anschlage in der U S sneck Breslau erstrecken sich die Vorlesungen auf Eisen⸗ . Elektrotechnik und Sn warketnhe vef Esen bahnen, insbesondere Tarifwesen, .“ in Cöln auf Eisenbahnbetrieb und Elektrotechnitk, in Elberfeld auf Technologie, in Halle a. S. auf Elektrotechnik, „in Hannover auf Eisenbahnbetriebslehre und National⸗ ökonomie der Eisenbahnen, insbesondere Tarifwesen.

8* *

„S¶Seine Erzellenz der frhes Präsident des Reichsbank⸗ direktoriums, Wirkliche Geheime Rat Dr. Koch ist, „W. T. B.“ zufolge, heute vormittag in Charlottenburg gestorben.

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Laut Meldung des „W. T. B.“ ist vorgestern S. M. S. „Hertha“ in Biserta und S. M. S. vgrgescen in Amoy i.g Flustt

S. M. Flußkbt. „Otter“ ist gestern von Schanghai nach Hankau (Yangtse) abgegangen. Se

S. M. S. „Eber“ ist vorgestern in Swakopmund ein⸗ getroffen und geht am 18. Oktober von dort nach Kribi (Kamerun) in See. 1ö“

Deutsche Kolonien. 8 1

Aus Deutsch⸗Südwestafrika meldet ein telegraphischer Bericht des stellvertretenden Gouverneurs, daß der bedauerliche Zusammenstoß von Soldaten und Transkeikaffern durch das aufsässige Verhalten der letzteren gegen Angestellte der Bahnbauleitungveranlaßt worden ist. Die Angestellten baten die in der Nähe befindliche Truppe um Unterstützung, worauf sich die Kaffern, mit Keulen und Messern bewaffnet, zusammenrotteten und die öffentliche Sicherheit bedrohten. Infolgedessen wurde ein Einschreiten der Truppe nötig; diese machte erst von den Waffen Gebrauch, als die Kaffern zum Angriff übergingen. Vierzehn Kaffern sind tot; die Verwundeten befinden sich in guter Fürsorge. 11141A1A“*“

Oesterreich⸗Ungarn.

Im Ausschuß für auswärtige Angelegenheiten und die Angelegenheiten Bosniens der österreichischen Delegation wurde gestern mit der Beratung des Budgets des

Nach dem Bericht des „W. T. B.“ erörterte Bacquehem das Verhalten der einzelnen Mächte zder, Manns erklärung, besprach das Expose und beantragte schließlich die foon⸗ änderte Annahme des Voranschlags. Dr. Kramarcz kritistenn 2 Annexionspolitik und die schroffe Unnachgiebigkeit gegen Serbiene 8 Deutschland sich an den Platz Oesterreichs setze. Die Be wären unberechtigt gewesen gegenüber einer Konferenz die Annexion erst auszusprechen gehabt hätte, zumal Righ die mit dem man schon vorher einig gewesen, die Intenand⸗ der slavischen Balkanstaaten, namentlich die ökonomischen vernesa und die Meerengenfrage hätte aufwerfen können, wobei Deß reich es hätte unterstützen können. Die gegen die Konferen ste führten Gründe, wie der, daß Iswolsli vor der öffentlichen Meang⸗ in Rußland erschrocken, daß er von der kühlen Aufnahme seines Kunt pensationsobjektes, des Meerengenprojektes, in England enttäuscht 1 wesen sei, seien nicht stichhaltig. Kramarcz fragte, ob in Buchle” über die Form der Durchführung der Annexion irgend welche 8 machungen getroffen und wenn ja, ob sie auch von Oesterreich ei 3 halten worden seien. Der Redner erörterte die Tendenz des be slavismus und erklärte: „Wir wollen keine Politik machen, die die stehende Staatsordnung umstürzen und Neues an ihre Stelle f be soll. Wir wollen nur den Frieden unter den slavischen Völkern den ihre innere und kulturelle nnäherung als Sicherung dafür, daß un antiflavische Politik Oesterreichs im Innern und nach au en eha. unmöglich sei. Oesterreich ist für absehbare Zukunft an Pnabs geradezu gekettet und hat jede Bewegungsfreiheit verloren. 9 nichtdeutschen Völker Oesterreichs aber haben keinen Grund 8 Enthusiasmus; sie haben nichts zu tun mit dem Byzantinismus n im Wiener Rathause getrieben wurde. Zum Enthusiasmus . die Slaven umsoweniger Grund, als im Innern antislavisch

olitik gemacht und in Deutschland die Ausweisungen b Slaven rückhaltlos betrieben werden. Oesterreich muß auch 8 seiner auswärtigen Politik auf seine Slaven Rücksicht nedne Deutschland, dem Oesterreich jetzt nicht mehr entgehen kann, will n ihm die Türkei G um von seamburg bis zum Bosporus ein unbezähmbare Macht gegen alle slavischen Völker und gegen 8 Westmächte aufzustellen. An der früheren konservativen de nationalen Verhältnissen Oesterreichs angepaßten und dabei vn von Deutschland gebilligten Friedenspolitik konnten die Slaven aktiv und unterstützend teilnehmen, wogegen sie jetzt kühl bis and Herz beiseite stehen müssen.“ Dr. von Bärnreither erkläree man könne sich nur mit dem Grafen Aehrenthal einverstanden erklären, daß er den Weg der Konferenz nicht betreten habe. Die Behauptung des Delegierten Kramarcz von dem Abhängigkeitz⸗ verhältnis Oesterreichs zu Deutschland sei falsch. Aus der Kriegs⸗ bereitschaft habe Oesterreich großern moralischen Nutzen gezogen. Die Stimmen, die an der Zukunft Oesterreichs Zweifel hegten, jeien ver⸗ stummt, und Oesterreich habe einen Aufschwung des öffentlichen Geistes, eine Zuversicht in die Zukunft und ein Selbstbewußtsein er⸗ lebt, die von bleibendem Nutzen sein würden. Der Passus der Thronrede, daß das Bündnis mit Deutschland und Italien womöglich noch fester und inniger geworden sei, werde von allen Freunden des Friedens mit großer Freude und Dankbarkeit vernommen werden. Es scheine, daß sich ein gewisses Einverständnis zwischen Oesterreich, Deutschland und der Türkei vorbereite, das eine sehr große militärische Bedeutung haben und vom Belt bis zum Bosporus eine starke Friedensstellung bedeuten würde. Allerdings sei die Türkei ein unsicherer Faktor, da sie vielfach zu Frankreich und England finaniell in Verbindung stehe. Der Redner trat für eine wirtschaftliche Annäherung an die Balkanstaaten, besonders an Serbien, ein wo Deutschland wirtschaftlich seit 1906 an Oesterreichs Stele etreten sei. Freiherr von Schwegen billigte vol⸗ tändig das Vorgehen des Auswärtigen Amts in der Annerxionsfrage, verlangte aber Pflege der Handelsbeziehungen zu den Balkanstaaten. Dr. Rennert erklärte, die einzig richtige Methode der Annexion wäre eine gute nationale und soziale Politik gewesen, nicht aber eine Politik mittels Militär und Diplomatie. Die Kosten der Annexions⸗ politik hätten infolge der Boykottbewegung die österreichischen Arbeiter zahlen müssen. Die auswärtige Politik bedeute für Oesterreich Handelspolitik; gerade darin aber sei das auswärtige Amt ein Vollzugs⸗ organ der Agrarier.

Der Ausschuß setzte in der heutigen Sitzung die Beratun⸗

des Voranschlags des Ministeriums des Aeiltgerg fort. G Der Delegierte Axmann legte laut Bericht des „W. T. B.“ gegen die von Dr. Kramarcz geübte Kritik gegen die Benennung einer iener Straße nach dem Deutschen Kaiser entschieden Verwahrung ein.

Frankreich.

In der gestrigen Sitzung des Ministerrates gab der Ministerpräsident Briand, „W. T. B.“ zufolge, eine Dar⸗ legung der Maßregeln, die zur Sicherstellung der Lebens⸗ mittelversorgung getroffen sind, und wies darauf hin, daß sich ein fortschreitendes des Aufstandes der Eisenbahnangestellten eutlich bemerkbar mache. Minister der öffentlichen Arbeiten Millerand teilte mit, daß der Passagierverkehr auf der Nordbahn doppelt so stark sei wie am Abend zuvor. m Vormittag hätten in Paris nur 8 Proz. des Personals im Dienst gefehlt. Auch der Verkehr auf der staatlichen Westbahn Si sich schnell. Millerand erklärte ferner, daß die zum Militärdienst einberufenen Eisen⸗ bahner dem Befehl bei Vermeidung von Gefängnisstrafe un⸗ verzüglich Folge leisten müßten. Die Rekrutierungsbureaus hätten die Gestellungsbefehle für die Eisenbahner bestätigt. Im Verlaufe der Sitzung erhielt der Ministerpräsident ein Schreiben des Ausstandskomitees, in dem er um Antwort auf das Schreiben ersucht wird, das von dem Komitee an den Minister des Innern gerichtet worden ist, um ihm mitzuteilen, daß das Komitee ihm und den Eisenbahngesellschaften zu einer allgemeinen Besprechung zur Verfügung stehe. Der Minister⸗ rat entschied sich dafür, in der Antwort den schon vor dem Ausstande gefaßten Beschluß zu bestätigen, der dahin ging, den verschiedenen Eisenbahngesellschaften die Beschwerden der An⸗ gestellten mitzuteilen, den Angestellten die Antwort zu über⸗ mitteln und die Einwendungen der Interessierten in Empfang zu nehmen, um zu einer Lösung zu gelangen.

Ueber den Stand der Ausstandsbewegung liegen heute folgende Meldungen des „W. T. B.“ vor: Eine Bekannt⸗ machung der Ostbahn⸗Gesellschaft besagt, daß der Ausstand auf ihren Linien als beendet angesehen werde. In einer Ver⸗ öffentlichung des Ministeriums der öffentlichen Arbeiten wird eine merkliche Besserung bei den Linien der Nord⸗ und West⸗ bahn festgestellt. Bei der Paris⸗Lyon⸗Mittelmeerbahn ist emn normaler Dienst gesichert; bei der Orléansbahn haben von⸗ 781 Ausständigen 574 die Arbeit wieder aufgenommen: bei der Südbahn sind die Arbeitseinstellungen zahlreich, doch wird der Dienst aufrecht erhalten. In Marseille haben die Eisen⸗ bahnbediensteten gestern abend beschlossen, um Mitternacht in den Ausstand zu treten.

Unter ins ecsgr Andrange fand gestern abend im St. Paul⸗Zirkus in Paris eine eeg. der Eisenbahner gegen die Einberufung zum Militär⸗ dienst statt. Um Zwischenfällen vorzubeugen, wurden von

Veranstaltern Flugblätter verteilt, auf denen die Teilnehmer aufgefordert wurden, nach Schluß der Versammlung ruhig aus⸗ einander zu gehen. Die Polizei hatte umfassende Maßnahmen

Schleswig ist zu besetzen.

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Ministeriums des Auswärtigen begonnen.

getroffen. In der Versammlung hielten mehrere so alistische Deputierte, unter ihnen Jaurès, Reden, in denen sie die Regiermng

Haltung gegenüber dem Ausstande der Eisenbahn⸗ bediensteten heftig angriffen. Schließlich wurde eine Tages⸗ eonung angenommen, in der die Solidarität der Sozialisten Eisenbahnern zum Ausdruck gebracht wird, die Gesell⸗ aften der Geldgier bezichtigt werden und der Regierung zum söhnwurf gemacht wird, daß sie den Arbeitern das Streikrecht weigere. Nach Schluß der Versammlung herrschte in dem viertel von St. Antoine große Erregung. Die Polizei zer⸗ treute mehrere Gruppen, die die Internationale sangen. Um Mitternacht war die Ruhe wiederhergestellt. b Eine gestern abgehaltene Versammlung der Arbeiter der elektrischen⸗ ndustrie stimmte für die Fortsetzung des Aus⸗ fandes. Das Komitee der vereinigten Bauarbeitersyndikate hat sich gestern für den allgemeinen Ausstand entschieden.

en ihrer

Portugal. Einer Meldung des „W. T. B.“ zufolge werden die nächsten Wahlen nach dem allgemeinen Stimmrecht erfolgen. Dem Vertreter des englischen Gesandten ist das ersönliche Eigentum des Königs Manuel aus⸗

ändigt worden. kehändig Griechenland. Der König Georg hatte gestern eine Besprechung mit

Mavromichalis und Venizelos.

Serbien.

Die Skupschtina ist gestern zusammengetreten und hat, vie das „W. T. B.” meldet, das bisherige Präsidium wieder⸗

ählt. Australien. Nach einer Meldung des „W. T. B.“ sind bei den Wahlen in Neusüdwales 46 Anhänger der Arbeiterpartei und 44 Liberale gewählt worden.

Etatistik und Volkswirtschaft.

8 Zur Arbeiterbewegung. ““

In den Rheinischen E116“ vormals C. Mand in Koblenz, sind, wie die öln. Ztg.“ mitteilt, nachdem die älteren Arbeiter wegen Lohnstreitigkeiten gekündigt hatten, die übrigen aus⸗ gesperrt worden. (Vgl. Nr. 241 d. Bl.)

In Bielefeld sind, der „Rh.⸗Westf. Ztg.“ zufolge. die Arbeiter und Arbeiterinnen der Wäscheindustrie in eine Lohnbewegung eingetreten. Sie haben durch eine Abordnung 16 Groß⸗ betrieben ihre Forderungen unterbreitet: Verkürzung der Arbeitszeit auf 9 Stunden, Erhöhung der Akkordsätze um 15 %, Festsetzung von Mindestlöhnen für jede Arbeiterkategorie, Regelung des Lehr⸗ verhältnisses für Arbeiterinnen und Zuschneider, Errichtung eines Arbeitsnachweises und tarifliche Festlegung sämtlicher 0

hnsätze.

8 Werftarbeiterausstand (vgl. Nr. 242 d. Bl.) berichtet „W. T. B.“ aus Hamburg, daß in der gestrigen Süung der über die Einstellung und Aufnahme der Arbeit befriedigende Festlegungen erfolgt sind. Die Sicherung des Akkordüberschusses an Akkorden, die durch den Streik unterbrochen wurden, ist gleichfalls anerkannt worden. Der Ueber⸗ schuß soll sämtlichen Arbeitern ausgezahlt werden. Auch über diesen Punkt sind bestimmte, schriftlich niedergelegte Regeln geschaffen worden. Auf Wunsch der Arbeitervertretung sind in diesen Bestimmungen jedoch noch einige Aenderungen erfolgt, und deshalb kann erst nach der zustimmenden Erklärung der Werftbesitzer diese Angelegenheit für beide Teile verbindlich abgeschlossen werden. Deshalb sollte die Verhandlungskommission heute, Sonnabend, noch⸗ mals zusammentreten, um die Entschließung der Werftbesitzer entgegenzunehmen. .

Bremen beschlossen, wie „W. T. B.“ meldet, in einer in

vergangener Nacht um 3 ½ Uhr beendeten Versammlung die Straßen⸗ bahner wegen der seit einigen Tagen herrschenden Lohnstreitigkeiten mit 437 gegen 11 Stimmen in den Ausstand einzutreten. Der Betrieb ruht heute morgen auf sämtlichen Linien.

In Paris sammelten sich, wie „W. T. B.“ erfährt, gestern nachmittag ausständige Maurer auf dem Montmartre, um einen Kundgebungszug zu veranstalten, wurden aber auf dem Marsch 868 dem Clechvplat von Polizei und Gendarmerie jerstreut. Bei dem Zusammenstoß wurde ein Gendarm durch einen laschenwurf verletzt. Als etwa tausend der Demonstranten ich wieder zu einem Zuge vereinigten und über die Rue du Faubourg Montmartre zurückmarschierten, wurden sie abermals von der Polizei zerstreut. Entgegen der Meldung auswärtiger Blätter, daß bei den Kundgebungen breifig Personen vom Militär verwundet worden seien, wird festgestellt, daß nur einige Demonstranten und Polizisten leicht verletzt wurden und einem höheren Polizei⸗ beamten der Arm gebrochen wurde.

Literatur.

E1.“ 1

Der als Diplomat wie als Schriftsteller bekannte ehemalige Wirk⸗ liche Geheime Legationsrat Rudolf Lindau, der Bruder aul Lndaus, ist, wie „W. T. B.“ meldet, gestern in Paris ver⸗ storben. Geboren am 10. Oktober 1829 in Gardelegen, ging er 1860 in diplomatischer Mission der Schweiz nach Japan, um den Handels⸗ vertrag zwischen beiden Ländern vorzubereiten, und wurde nach dessen Abschluß zum Generalkonsul ernannt, verweilte längere Zeit in China, Kochinchina und Amerika und kehrte erst 1870, kurz vor Ausbruch des deutsch⸗französischen Krieges, nach Europa zurück. Er machte den Krieg in dem Generalkommando als Sekretär des Prinzen August von Württemberg und Berichterstatter des „Staats⸗ anzeigers’“ und der „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung“ mit und wurde nach dem Frieden der deutschen Botschaft in Paris attachiert, 1878 aber in die politische Abteilung des Auswärtigen Amts nach Berlin berufen. Im Jahre 1891 wurde er als Vertreter des Deutschen Reichs bei der Verwaltung der türkischen Staatsschuld nach Kon⸗ stantinopel versetzt. In den letzten Jahren lebte er, nachdem er sich von der diplomatischen Tätigkeit zurückgezogen hatte, zumeist auf⸗Helgoland. Seine „Gesammelten Romane und Novellen“ erschienen 1893 in Berlin in 6 Bänden. Die Erzählungen spiegeln das Leben des viel⸗ gereisten Mannes wider, indem sie die Sitten fast aller Kulturländer schar und kenntnisreich darstellen. Die originellsten und anziehendsten einer Novellen: „Reisegefährten“ (neue Ausgabe 1894), „Der 5

üeinderü, schildern das Leben der europäi lonisten in

6“

1

Ddienstag, den 18. d. M., findet Königliche Parforce⸗ jagd statt. Stelldichein: Mittags 1 Uhr in Ferbiz.

Gesundheitswesen,

Tierkrankheiten und Absperrungs⸗ 8 maßregeln.

Oesterreich. 1

undschreiben der K. K. Seebehörde in 1“ 1. d. M.

werden wegen Auftretens der Cholera in Maskat die Herkünfte 9 diesem Hafen bis auf weiteres den Verordnungen des seebehörd⸗ een Rundschreibens vom 12. August 1904 Nr. 12 468 ent⸗

Türkei.

Der internationale Gesundheitsrat in Konstantinopel hat verfügt, daß die aus verseuchten Häfen des Schwarzen Meeres in Kavak eintreffenden Schiffe, welche die Meerengen in Kon⸗ tumaz passieren wollen und vor ihrem Abgange einen cholera⸗ verdächtigen Fall hatten, im Lazarett von Monastir⸗Aahzy (Kavak) zurückzuhalten sind. Verwaltung hat sodann auf Kosten der betreffenden Schiffsagentur bei den Sanitätsbehörden des Abgangshafens über das 5 1 der bakteriologischen Untersuchung des Falles telegraphisch Erkundigungen einzuziehen. Ist das Ergebnis dieser Untersuchung negativ, so kann das Schiff die Meerengen in Kontumaz passieren, ist es positiv, so hat sich das Schiff nach dem Lazarett von Sinope zurückzubegeben, wo es einer vollen fünftägigen Quarantäne nebst Desinfektion unterworfen wird.

Schweden.

Nach einer Bekanntmachung des Königlich schwedischen Kommerz⸗ kollegiums vom 7. d. M. ist die Provinz Neapel als von der Cholera befallen erklärt worden. Nach derselben Bekanntmachung gelten zurzeit die folgenden Landesteile als von Cholera verseucht: Die Provinzen Bari, Foggig⸗ Lecce und Neapel in Italien; das europäische 1es mit

usnahme der Gouvernements Kurland, Livland, Estland und Archangel, die Häfen am Roten Meer, die Häfen in Britisch⸗ Ostindien; Cochinchina, Tonkin, China und Marokko.

Tunis.

Die Regierung von Tunis hat die Provinzen Rom, Caserta und Salerno, Palermo und die Insel Sardinien 198 choleraverdächtig erklärt. Die von dort kommenden Schiffe haben sich zunächst nach La Goletta zu begeben, bevor sie einen anderen tunesischen Hafen anlaufen dürfen.

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Verkehrsanstalten.

Die französische Postverwaltung hat dem Reichspostamt unterm 13. Oktober auf Anfrage mitgeteilt, daß der Postdienst nur auf der Nord⸗ und Westbahn gestört sei, auf allen übrigen französischen Linien dagegen zurzeit rege maͤßtg verlaufe, und daß Posten für Lissabon, Marseille und Bordeaux, ins esondere die in diesen Häfen einzuschiffenden Posten für iberseeische Länder, bis auf weiteres über die Ostbahn 7See. werden können. Die deutschen Auswechselungs⸗

postanstalten sind angewiesen, danach zu verfahren.

v.

Vom 1. Januar 1911 ab wird „Die Leitübersicht für Briefsendungen nach außereuropäischen Ländern“ nicht mehr als Beiheft zum Amtsblatt des Reichspostamts, sondern als besonderes Druckwerk erscheinen. Von Privatbeziehern kann sie dann durch Vermittlung der Postanstalten zum Preise von 75 für das Halbjahr bezogen werden.

Laut Telegramm aus Eisenach⸗ist die Post aus dem Elsaß, die heute früh in Berlin fällig war, ausgeblieben.

Theater und Mnsik.

8 8 8 Neues Königliches Operntheater.

In Leo Blechs komischer Oper „Versiegelt“, die gestern nach längerer Pause unter des Komponisten eigener Leitung im Neuen Königlichen Operntheater gegeben wurde, war die wichtige Rolle des Ratsdieners Lampe, die bisher von Herrn Knüpfer in etwas zu breiter und behaglicher Art gegeben wurde, der beweglicheren Komik des Herrn Lieban zum ersten Male anvertraut worden, für den sie sich, wie der Erfolg bewies, weit besser eignet. Der gefoppte Ratsdiener, der den Schrank, in dem sein Bürger⸗ meister sich verborgen hält, mit wichtiger Amtsmiene versiegelt, war in seiner Darstellung eine in der Tat überwältigend komische Charakterfigur, durch deren Mitwirkung die drollige Episode einen neuen Reiz gewann, nicht zum mindesten auch e die Zungengeläufigkeit des Künstlers, die große Heiterkeit auslöste. Daß er auch dem gesang⸗ lichen Teil seiner Aufgabe voll gerecht wurde, bedarf nicht erst be⸗ sonderer Versicherung. Die Besetzung der anderen Partien mit den Damen Hempel, Faston und von Scheele⸗Müller, den Herren Brons⸗ geest, Kirchhoff, Bachmann war die bekannte und schon früher gewürdigte.

Neues Theater.

Ferdinand Bonns Gastspiel im Neuen Theater brachte gestern ein neues Stück: „Der Stier von Olivera⸗ von einrich Lilienfein, der in seinen früher in Berlin aufgeführten Werken „Maria Friedhammer“ und „Der schwarze Kavalier“ echt dichterische Begabung bekundet hatte. Wie manchem ist ihm die Bühne nach diesem letzten Stücke zu urteilen wenigstens zum Verhängnis geworden. Er ging auf schlagkräftige Wirkungen aus und vernachlässigte dabei alles andere: Motivierung der Ereignisse, Charakterzeichnung, Sprache. Der von Napoleon geführte Krieg gegen Spanien im Winter 1808/09 bildet den Zeithintergrund für die Handlung, die sich in dem Bergstädtchen Dlivera an der Grenze der spanischen Provinzen Alt⸗ kastilien und Alava abspielt. Die Bewohner nd am meisten darüber aufgebracht, daß die frunzösische Besatzung ihren schönen Kampfstier eschlachtet hat. Man brütet Rache, und die französischen Soldaten sollen gelegentlich eines Festes, das der spanische Grande de Barrios getötet werden. Aber der General Guillaume, Anschlag erhalten hat, vereitelt den Plan und dirf Bitten der

ater

ihnen gibt, meuchlings der Kunde von dem nimmt den Granden und seine Tochter gefangen. schönen Spanierin begnadigt er jedoch ihren at unter der Bedingung, daß sie ihn, den General, heirate. Sie willigt ein, nachen sie in einer opernarienhaften Vision einen Stierkampf geschildert hat. Der General gilt ihr nun als der Stier, und sie selbst ist die Torera, die ihn nach allen Regeln der Kunst zur Strecke bringen soll. Die Banderilleros sollen die durch ihre Schönheit berückten anderen französischen Offiziere sein, die die Eifer⸗ sucht des Generals aufstacheln sollen, der Picador ihr Vetter, mit dem sie heimlich auf die Jagd geht, während der General daheim erwartet wird. So bringt sie den alternden General, der ganz ver⸗ gessen zu haben scheint, unter welchen sonderbaren Umständen er freite, und sich eigentlich darüber nicht wundern dürfte, daß diese Frau ihm nicht zugetan ist, in einen solchen Peeoce von Liebesraserei, daß er fast seinen Kaiser verrät und erst im bHblcc. da ein Trommel⸗ wirbel dessen Ankunft ankündigt, seiner Peinigerin den Dolch ins Herz stößt und herausstürzt, um sich vor dem Kaiser zu verantworten. Um dieser letzten theatralisch wirksamen Szene willen ist das Ganze ge⸗ schrieben, das merkt man allzudeutlich; im Grunde aber lassen einen Spanier und Franzosen, der General und die Kastilianerin und alles Drum und Dran völlig kalt. Aber das Stück enthält zwei dankbare Rollen: die des Generals, die Herr Bonn mit dem ganzen Reichtum seiner bedeutenden darstellerischen Mittel aus⸗ stattete, und die der Spanierin, in der Fräulein Olivia Veit wieder eine Probe ihrer starken Begabung ablegen konnte. Alle übrigen sind Nebenfiguren ohne irgend welche Bedeutung. 88

6 111AX“ Im Neuen Königlichen Operntheater geht morgen, Sonntag, „Manon“, mit Fraͤutein Farrar in der Titelrolle, in Szene. Die Herren Kirchhoff, Knüpfer, Lieban, Bronsgeest sowie die Damen Gates, Wichgraf, Parbs sind in den übrigen Hauptrollen be⸗ schäftigt. Im dritten Akt tanzen Fräulein Peter und die Solo⸗ tänzerinnen des Königlichen Balletts. Dirigent ist der Generalmusik⸗ direktor Dr. Muck. Montag wird „Salome“ unter der musikalischen Leitung des Komponisten gegeben. 28 Rose sngt die Salome die Damen Ober, Rothauser, die Herren Kraus, Bischoff, Kirchho sind die Vertreter der übrigen Hauptrollen (Anfang 8 Uhr).

Am Montag geht f. Sudermanns Schauspiel „Strandkinder“ in Szene. Die Hauptrollen sind mit den Herren Kraußneck, Gode, Staegemann, Zeisler, Pohl, Geisendörfer, Vallentin, Boettcher, den Damen von Arnauld und Ressel besetzt. Das Deutsche Theater bringk morgen sowie am Donnerstag Wiederholungen von „Sumurün“’ unter Mitwirkung der Tänzerin Elsa Wiesenthal. Dienstag wird nach längerer Pause das „Winter⸗ märchen“ gespielt, Mittwoch „Judith“ (mit Tilla Durieux und Paul Wegener). Freitag findet eine ungekürzte Aufführung von „Don Carlos“ statt. Der Beginn’ dieser Vorstellung ist auf 6 ½ Uhr angesegt. Für Sonnabend ist „Ein Sommer⸗ nachtstraum angesetzt und für nächsten Montag „Faust“. In den Kammerspielen des Deutschen Theaters wird der Shakespeare⸗Molidreabend: „Die Komödie der Irrungen“ und „Die Heirat wider Willen“, Montag, Mittwoch, Freitag und nächsten Sonntag wiederholt. Dienstag findet eine S von „Der Graf von Gleichen“ statt, für Donnerstag ist „Gyges und sein Ring“’, für Sonnabend „Der Arzt am Scheideweg“ angesetzt. Morgen erscheint „Gawan“ auf dem Spielplan.

Das Lessingtheater br nngt in nächster Woche Wiederholungen von Björnsons Lustspiel „Wenn der junge Wein blüht“ außer morgen abend noch am Montag, Mittwoch, Donnerstag, Sonnabend und nächstfolgenden Sonnta abend. Am Dienstag wird Hauptmanns Schauspiel „Einsame Menschen“, am Freitag „Das Konzert“ gegeben. Am den 23. d. M., wird zum ersten Male als Nach⸗ mittagsvorstellung „Tantris der Narr“ aufgeführt. 8 Im Neuen Schauspielhause wird täglich, mit Ausnahme reitag, Schillers „Jungfrau von Orleans“ mit Irene Triesch in der Titelrolle gegeben, und zwar am Dienstag (7 ½ Uhr) als Festvorstellung anläßlich der Jubiläumsfeier der Uni- versität Berlin. Für Montag und Freitag sind „Der Tartüff“ und „Der Herr von Pourceaugnac“ angesetzt. .

Im Schillertheater 0. (Wallnertheater) wird morgen und nächsten Sonntag, Nachmittags, „Neue Jugend“, morgen abend „Sodoms Ende“ gegeben. Montag⸗ Donnerstag, Sonnabend und nächsten Sonntagabend geht „Robert und Bertram“ in Szene, Dichenag, Mittwoch und Freitag werden „Die Kreuzelschreiber“ auf⸗ geführt. 8 Das Schillertheater Charlottenburg bringt morgen und nächsten Sonntag, Nachmittags, „Egmont“, morgen abend sowie am Montag „Die Kreuzelschreiber“, Dienstag, Mittwoch, Freitag wird „Sodoms Ende“, Donnerstag, Sonnabend und nächsten Sonntagabend „Der Dummkopf“ aufgeführt. Im Schillertheater Charlottenburg findet morgen, Mittags 12 Uhr, das erste diesjährige Sonntags⸗ konzert statt, im Schillersaal, Charlottenburg (Am Knie), morgen abend ein „Robert Schumann⸗Abend“ veranstaltet.

In der morgigen Sonntagsaufführung von Puccinis Seh g⸗

einer

in der Komischen Oper singt Herr Otto Markak, der von Erkrankung vollständig genesen ist, den Rudolf. Dieselbe Oper wird am Dienstag, Donnerstag, Sonnabend und nächsten Sonntag wieder holt. Für Montag ist „Ziegeunerliebe“, für Mittwoch „Der Arz wider Willen“, für Freitag sind „Hoffmanns Erzählungen“ angese Als Nachm ittagsvorstellung wird morgen die Oper „Hoffmanns Er⸗-⸗ zählungen“, nächsten Sonntag „Tiefland“ gegeben. 8

Im Neuen Theater wird in nächster Woche allabendlich Lilienfeins Drama „Der Stier von Olivera“, mit Ferdinand Bonn als Gast, aufgeführt.

Im Lustspielhause bleibt die Schnurre „Der Feldherrnhügel’⸗ von Karl Roeßler und Roda Roda allabendlich auf dem Spielplan. Morgen nachmittag geht „Das Leutnantsmündel“ und nächsten Sonntagnachmittag „Der dunkle Punkt“ in Szene. b

Im Friedrich⸗Wilhelmstädtischen Schauspielhaus wird morgen sowie am Dienstag, Donnerstag und Freitag da Schauspiel „Revolutionshochzeit“ von Sophus Michaelis wiederholt Montag wird Robert Mischs Komödie „Biederleute“ aufgeführt Am Mittwoch und Sonnabend veranstaltet die Richard . Gesellschaft Wiederholungen der Tragödie „Giordano Bruno“ Borngräber. Am nächsten ae geht als Neueinstudierung das Lustspiel „Krieg im Frieden“ von G. von Moser und Franz von Schönthan zum ersten Male in Szene. Als Nachmittagsvorstellungen (Klassisches Theater IV. u. V. Abt.) wird am Mittwoch und Sonn⸗ 38. „Kriemhilds Rache“, morge und nächsten Sonntag gegeben. 9 bb 8 88

von Montag und

Berlin, 15. Oktober 1910.

Die Hundertjahrfeier der Kriegsakademie wurde gester abend durch ein kameradschaftliches Zusammensein in den Räumen der Akademie eingeleitet. Die Front des Akademiegebäudes war, wie „W. T. B.“ berichtet, mit Fahnen, Velarien und Girlanden ge⸗ chmückt, das Treppenhaus mit Teppichen und Blattpflanzen reich geziert, ein Blumenparterre zog sich bis zu dem Bronzestandbild Moltkes dmnauf⸗ Ehrenposten in Uistarsschen Uniformen von 1810 hielten Wache. Die Gäste wurden vom Direktor der Kriegsakademie, GeneralleutnantFreiherrn von Manteuffel begrüßt, den der Adjutant Major Krug von Nidda unterstützte. Es versammelten sich neben den Offizieren, Lehrern und Beamten der Akademie zahlreiche frühere Angehörige des Instikuts. U. a. sah man den Generaloberst von Lindequist, die Generale Blume, von Scheffer⸗Boyadel, von Stünzner, von Beseler und die Militärbevollmächtigten der Bundesstaaten. Eine Reihe von Aufführungen wurde eröffnet durch einen Prolog, verfaßt und in der Maske Scharn⸗ horsts gesprochen vom Oberleutnant Schlottmann. „Die Kriegsakademie in Lichtbildern“, zusammengestellt durch den Major von Holleben, in Verse gesetzt von dem Oberleutnant von Ditfurth, zeigte Ernstes und Heiteres aus der Geschichte der Akademie und aus dem Leben an ihr. Reichen Beifall und behagliche Heiterkeit riefen auch die weiteren szenischen Darbietungen hervor: „Amors Taktik“, eine Posse mit Gesang; „Träumen und Erwachen“, ein mimisches Tanzbild; „Puppen⸗ spiel’' und „Tiroler Damenkapelle“, sämtlich von Offizieren der Akademie verfaßt und in männlichen und weiblichen Rollen dargestellt.

Die Hundertjahrfeier der Kriegsakademie Frfhelte heute in einem Festakte, zu dem sich die geladenen Gäste gegen 12 Uhr in der Aula der Akademie versammelten. Die Öffiziere, Lehrer und Beamten der Akademie, die Mitglieder der Studien⸗ kommission und die ehemaligen Lehrer waren zahlreich er⸗ schienen; u. a. waren, wie „W. T. B.“ meldet, ferner anwesend: Der Generalfeldmarschall von Hahnke, der Gouverneur von Berlin General der Infanterie von Kessel, der Kommandant von Berlin General⸗ leutnant von Boehn, die Generalobersten Graf von Schlieffen, von Lindequist, von Plessen, der Kriegsminister, mehrere komman⸗ dierende Generale und andere hochgestellte Offiziere. Um 12 Uhr traf Seine Majestät der Kaiser ein und wurde von dem Direktor Generalleutnant Freiherrn von Manteuffel empfangen und durch das blumengeschmückte Vestibu), wo wiederum Wacht⸗ posten in historischen ÜUniformen präsentierten und die Ojfiziere der Kriegsakademie des jüngsten Jahrganger auf der Treppe Spalier bildeten, zur Aula geleitet. Seine Majestät der Kaiser hielt eine Ansprache, worauf Allerhöchste Gnadenbeweise bekannt gegeben wurden. Sodann hielt der Direktor der Akademie, Generalleutnant Frhr. von Manteuffel die Festrede. Zunächst sprach er Seiner Majestät dem Kaiser und König den Dank der Kriegsakademie für Allerhöchstsein Erscheinen aus, um dann auf die Bedeutung des Tages näher einzugehen. Im einzelnen wurde hervorgehoben, wie in schwerer Zeit, im Jahre 1810, die allgemeine Kriegsschule durch König Friedrich Wilhelm III. errichtet wurde mit der im we⸗ entlichen noch heute bestehenden hauptsächlichen Aufgabe, praktisch bereits bewahrten Offizieren eine bessere allgemeine und erufsausbildung zu

eben und sie für Führerstellen und Vertrauensposten vorzu⸗ ereiten. Die Vorschläge für die Organisation gingen damals vom

General von Scharnhorst aus, essen Andenken zu ehren der heutige

Im Königlichen Schauspielhause wird morgen zum ersten

sprechend . Nr. 18) eandelt. (Vergl. „R.⸗Anz.“ vom 1. Dezember 1904,

Male das Lustspiel von Herman Bahr „Der Krampus“ wiederholt.

Tag besonders auffordere. Fast gleichzeitig sei die Universität Berlin e.richtet, und Hand in Hand seien diese Zwillingsschwestern