für Verabschiedete vorgeschriebenen als Kommandeur des Landw. ausen mit der Erlaubnis Uniform, von der Stellung als Kom⸗ Ansbach den Oberstlt. z. D. Bau⸗ meister mit der Erlaubnis zum Tragen der Uniform des 17. Inf. Regts. Orff, beiden mit den bestimmungsmäßigen Abzeichen; zu ernennen: zum Kommandeur des Landw. Bezirks Kempten den Oberstlt. z. D. v. Wachter, zum Kommandeur des Landw. Bezirks Ansbach den Major z. D. Babinger, zu Bezirksoffizieren die Majore z. D. Wimmer beim Bezirkskommando Kempten und Steyrer beim Bezirkskommando Bamberg, zu Komp. Chefs die Hauptleute Ruith der Zentralstelle des Generalstabes im 15. Inf. Regt. König Friedrich August von Sachsen und Stenglein des 14. Inf. Regts. Hartmann im 17. Inf. Regt. Orff, zum Adjutanten bei der 5. Feldart. Brig. den Oberlt. Neuffer des 3. Feldart. Regiments Prinz Leopold; zu ver⸗ setzen: die Hauptleute Schmitt, Komp. Chef im 17. Inf. Regt. Orff, zur Hentpalftelle des Generalstabes und Koch, Direktions⸗ afsist. bei der Geschützgießerei und Geschoßfabrik, in gleicher Eigen⸗ schaft zu den Art. Werkstätten, die Oberlts. Paraquin des 1. Regts. König, kommandiert zur Zentralstelle des Generalstabes, unter Beförderung zum Hauptmann mit Patent vom 7. März d. J. (37 A) zur Zentralstelle des Generalstabes, Schneider des 1. Jäger⸗ bats. Prinz Ludwig, kommandiert zur Dienstleistung beim 17. Inf. Regt. Orff, zum 20. Inf. Regt. Prinz Rupprecht, letztere beide zum 1. November d. J., Frhr. v. u. zu Adju⸗ tanten bei der 5. Feldart. Brig., zum 8. Feldart. Regt und Wierrer, Direktionsassist. bei den Art. Werkstätten, in gleicher Eigenschaft zur Geschützgießerei und Geschoßfabrik; zur Reserve zu beurlauben: die Fähnriche: Pointmayr des 4. Inf. Regts. König Wilhelm von Württemberg; Gerstl des 6. Inf. Regts., Kaiser Wilhelm, König von Preußen, Schierlinger des 9. Inf. Regts. Wrede und Eder des 11. Inf. Regts. von der Tann. 8
von der Stellun D.
König von Ungarn, Abzeichen; zu entheben: 1 Bezirks Kempten den Oberstlt. zum Forttragen der bisherigen mandeur des Landw Bezirks
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Aichtamtliches.
Deutsches Reich. Preußen. Berlin, 27. Oktober.
Der Bundesrat versammelte sich heute zu einer Plenar⸗ sitzung; vorher hielten die vereinigten Ausschüsse für Justizwesen und für Handel und Verkehr, der Ausschuß für Handel und Verkehr sowie die vereinigten Ausschüsse für das Landheer und
die Festuflgen und für Rechnungswesen Sitzungen.
In einer Sonderbeilage zur heutigen Nummer des „Reichs⸗ und Staatsanzeigers“*) ist das Schlußprotokoll der im letzten Sommer im Haag abgehaltenen Wechsel⸗ rechtskonferenz abgedruckt, das die auf dieser Konferenz aufgestellten Vorentwürfe eines Abkommens zur Vereinheit⸗ lichung des Wechselrechts und eines einheitlichen Gesetzes über den gezogenen und den eigenen Wechsel enthält. Dem Urtext ist eine deutsche Uebersetzung beigefügt.
Die Bestrebungen nach einer Vereinheitlichung des Wechsel⸗ rechts der Kulturstaaten haben eine längere Vorgeschichte; sie lassen sich auf mehr als vierzig Jahre zurückverfolgen. In den achtziger Jahren sind auch wiederholt internationale Kon⸗ gresse zu dem gedachten Zwecke veranstaltet worden, die indessen nur von einem Teile der eingeladenen Staaten amtlich beschickt wurden. Zu einer Einigung über die vielfach sich entgegen⸗ stehenden Auffassungen ist es damals nicht gekommen und ein praktisches Ergebnis wurde zunächst nicht erzielt. Nach längerer Pause ist die Bewegung erst vor einigen Jahren wieder in Fluß gekommen, als sich in Handelskreisen der lebhafte Wunsch nach Beseitigung der dem internationalen Verkehr aus der Verschiedenheit der nationalen Wechselrechte erwachsenden Schwierigkeiten geltend machte. In Deutschland waren es be⸗ sonders die Aeltesten der Kaufmannschaft in Berlin und der Deutsche Handelstag, die sich zu Wortführern dieser Be⸗ strebungen machten und zugleich die Handelsvertretungen anderer Länder dafür zu interessieren wußten. Diese Anregungen gaben der Reichsleitung Anlaß, mit anderen Staaten Fühlung zu nehmen. Nachdem sodann auch der Reichstag sich in gleichem Sinne ausgesprochen hatte, schritt die Reichsleitung dazu, ihrerseits amtlich die Initiative in der Angelegenheit zu ergreifen, in dem sie im Verein mit der ttalienischen Regierung, die dem Gegenstande gleichfalls ein be⸗ sonderes Interesse entgegenbrachte, im Haag die Berufung einer internationalen Konferenz zur Vereinheitlichung des Wechselrechts vorschlug. Die niederländische Regierung ging auf Riesen Vorschlag bereitwillig ein und erließ die entsprechenden Einladungen. -
Die Konferenz ist am und hat bis zum 25. Juli getagt. unddreißig Staaten, und zwar außer Deutschland die Vereinigten Staaten von Amerika, Argentinien, Belgien, Brasilien, Bulgarien, Chile, China, Costarica, Dänemark, Frankreich, Großbritannien, Haiti, Italien, Japan, Luxemburg, Mexiko, Montenegro, Nicaragua, die
Niederlande, Norwegen, Oesterreich, Ungarn, Paraguagy, e Rußland, Schweden, die Schweiz, Serbien, Siam, Spanien, die Türkei. Das Deutsche Reich war durch Delegierte des Auswärtigen Amtes (Wirklicher Geheimer Legationsrat Dr. Kriege, Legationsrat Dr. von Rosenberg) und des Reichs⸗ ustizamts (Geheimer Oberregierungsrat Simons) sowie durch ins der hervorragendsten Mitglieder der Berliner Bankwelt Herr Arthur Fischel, Mitinhaber des Bankhauses Mendels⸗ sohn u. Co.) vertreten. Den Beratungen wurde ein von der nieder⸗ ländischen Regierung ausgearbeiteter Fragebogen zugrunde ge⸗ legt, dessen Beantwortung schon vor dem Beginne der Ver⸗ handlungen den teilnehmenden Staaten Gelegenheit gegeben hatte, zu den wichtigsten, zwischen den verschiedenen Wechsel⸗ rechtssystemen streitigen Punkten Stellung zu nehmen. Um deutscherseits die Beantwortung der Fragen vorzubereiten, hatte das Reichsjustizamt im Januar 1910 eine Kom⸗ mission von hervorragenden Sachverständigen aus den Kreisen des Handelsstandes, des Genossenschaftswesens und der Rechtswissenschaft berufen, deren Gutachten in allen wesentlichen Punkten die Grundlage der deutschen Vorschläge bildete. Neben der Beantwortung des Fragebogens wurde der Haager Konferenz noch ein vollständiger, die deutschen Vorschläge zusammenfassender Entwurf eines einheitlichen Gesetzes über den gezogenen Wechsel unterbreitet. Dieser Entwurf ist gleichfalls in der Sonderbeilage abgedruckt.
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23. Juni d. J. zusammengetreten Teilgenommen haben zwei⸗
*) Die Sonderbeilage kann heute von 7 Uhr Abends ab in der
gestern nachmittag den rumänischen Minister
Was den Inhalt der von der Haager Konferenz gefaßten Beschlüsse betrifft, so tragen sie den deutschen Vorschlägen trotz einzelner Abweichungen im großen und ganzen Rechnung. Ab⸗ weichungen finden sich z. B. hinsichtlich der Zulassung der Ver⸗ merke, daß ein Wechsel zur Annahme vorgelegt werden muß oder nicht vorgelegt werden darf, hinsichtlich der Frist für die Erklärung über die Annahme des Wechsels sowie hinsicht⸗ lich des Verbots der sofortigen Protesterhebung am Zahlungs⸗ tag und der Wirkungen einer vom Aussteller beigefügten Protesterlaßklausel. In anderen Beziehungen, insbesondere bezüglich der ülasfung des Inhaberwechsels, steht der Entwurf zwar gleichfalls auf einem von den deutschen Vorschlägen und dem geltenden deutschen Rechte abweichenden Standpunkt; hier oll aber nach dem Entwurfe des Abkommens den Vertrags⸗ de das Recht zu anderweitiger Regelung vorbehalten bleiben. Einen die Staaten bindenden Charakter haben die Ent⸗ würfe nicht; sie sind vielmehr den beteiligten Regierungen von der Konferenz lediglich zur Prüfung vorgelegt, . Abänderungsvorschlägen sowohl in bezug auf die Fassung wie auf den Inhalt der einzelnen Vorschriften freier Spielraum ge⸗ lassen ist. Die Entwürfe sollen vor allem als Grundlage für die endgültige Verständigung auf einer weiteren Konferenz dienen, die nach dem von der letzten Konferenz ausgesprochenen Wunsche in nicht zu ferner Zeit e erena soll. Dieser späteren Konferenz wird auch die Aufgabe zufallen, den Stoff in manchen Punkten noch übersichtlicher zu gestalten und Un⸗ ebenheiten in der Fassung auszugleichen, wie sie sich bei der Neuheit der Aufgabe und der verhältnismäßig kurzen Zeit nicht immer vermeiden ließen. . 2 Es ist zu hoffen, daß die neue Konferenz zu einem Er⸗ gebnisse führen wird, daß die Annahme eines einheitlichen Wechselgesetzes angängig erscheinen läßt. In diesem Sinne haben sich die Delegationen fast aller an der Konferenz be⸗ teiligten Staaten, insbesondere auch die deutsche, ausgesprochen. Bei Großbritannien und den Vereinigten Staaten von Amerika begegnet allerdings nach den Erklärungen ihrer Delegierten die Annahme eines solchen Weltvertrags besonderen, teils tech⸗ nischen teils konstitutionellen Schwierigkeiten; indes dürfte nach denselben Erklärungen die Aussicht bestehen, daß diese Mächte wenigstens auf autonomem Wege ihre Wechselgesetze dem neuen Vertragsrechte möglichst annähern 111MXMXA*²“; 1
SDdie Geschäftsräume der zur Ausführung des Reichsgesetzes über den Absatz von Kalisalzen vom 25. Mai 1910 errichteten „Verteilungsstelle für die Kaliindustrie“ befinden sich in Berlin SW. 11, Königgrätzerstraße 97, Gartenhaus, die der „Berufungskommission für die Kaliindustrie“ in Berlin NW. 6,Luisenstraße 33/34.
8 8 9* 8
Laut Meldung des „W. T. B.“ ist S. vorgestern in Barbados eingetroffen und geht am 6. von dort nach Port of Spain (Trinidad) in See.
S. M. S. „Bremen“ ist vorgestern in Guayaquil (Ecuador) eingetroffen und geht morgen von dort nach Panama
¹ * 9
in See. Sr. S. M. S. „Hertha“ getroffen und geht übermorgen von
S. „Hansa“ November
ist vorgestern in Marmarice ein⸗ dort nach Haiffa in See.
Oesterreich⸗Ungarn. Der Kaiser Franz Joseph hat, „W.
T. B.“ zufolge, 8 des Aeußern Diuvara in besonderer Audienz empfangen.
— Der Heeresausschuß der Oesterreichischen De⸗ legation hat gestern die Beratung über das Heeresordi⸗ narium begonnen.
Auf eine Anfrage des Berichterstatters Kozlowski erklärte der Ministerpräsident Freiherr von Bienerth, daß es wirklich schon dringend notwendig sei, das Militärstrasprozeßverfahren auf der Basis moderner Grundsätze zu reformieren. Die Differenzen zwischen beiden Regierungen beträfen nur noch einen allerdings sehr schwierigen Punkt, nämlich die Frage des Sprachgebrauches im Militärstrafverfahren. Ebenso wie der ungarische Ministerpräsident, so hoffe auch er, die entsprechenden Vorlagen im Laufe des nächsten Jahres im Parlament einbringen zu können. Im weiteren Verlauf der Verhandlung sprachen sich mehrere Redner für schnellste Einbringung einer Wehr⸗ vorlage zur unaufschiebbaren Aus estaltung des Heeres aus. Andere traten energisch für die vfrechterhallung der Einheit des Heeres ein und protestierten gegen die Erfüllung der ungarischen Forderungen in der Sprachenfrage. Die tschechischen Redner forderten, gegenüber dem sschechischen Volke in der Armee nationale Toleranz und Ge⸗ rechtigkeit walten zu lassen.
— Das Gesetz über die Regelung des Sprachen⸗ gebrauchs bei den autonomen Behörden in Böhmen ein⸗ schließlich Prags ist gestern, „W. T. B.“ zufolge, vom Unter⸗ ausschuß der nationalen Ausgleichskommission angenommen worden.
— Der gestern veröffentlichte Staatsvoranschlag für Ungarn auf das Jahr 1911 weist folgende Ziffern auf:
Ordentliche Ausgaben etwa 1492,20 Millionen, außerordentliche Ausgaben, darunter für Eisenbahnwagen und für die Legung von zweiten Gleisen auf den Staatsbahnen, etwa 179,24 Millionen. Die ordentlichen Einnahmen sind veranschlagt mit etwa 1537,16 Millionen, die außerordentlichen mit etwa 135,34 Millionen, worunter Anleihegelder in Höhe von 128,13 Millionen. Der Vor⸗ anschlag weist eine Gesamtausgabe von 1 672 457 302 Kronen gegenüber den Ausgaben des Vorjahres in Höhe von 1 555 720 000 Kronen auf. Die Gesamteinnahmen betragen 1 672 507 129 Kronen gegenüber 1 555 770 000 Kronen des letzten Budgetjahres. Es ergibt sich somit ein Ueberschuß von 49 827 Kronen. Die Einnahmen sind auf Grund des Ergebnisses der ersten Budget⸗ gebahrung sehr vorsichtig berechnet. Die direkten Steuern sind mit einer Mehreinnahme von 37,94 Millionen, die Rechtsgebühren von 16,37, die Tabakgefälle von 20,83, die Staatsbahnen von 44,53, endlich Post und Telegraphen mit einer Mehreinnahme von 13,78 Millionen veranschlagt.
Im ungarischen Abgeordnetenhause erörterte der Finanzminister von Lukacs gestern bei der Einreichung des Budgets für 1911 die Finanzlage und führte laut Bericht des „W. T. B.“ aus:
Die ordentlichen Ausgaben seien um 148,4 Millionen erhöht, da jedoch die Investitionen um 32 Millionen verringert seien, betrage die Erhöhung 116,4 Millionen. Dies sei jedoch eine Erhöhung gegen⸗ über dem Budget von 1909, da in dem budgetlosen Zustand von 1910 kein Staatshaushaltsgesetz zustande gekommen vet. Pin Erhöhung sei bervorgerufen durch die Steigerung in den Ausgaben der Staatsbahnen und anderer Staatsbetriebe, die anderer⸗ seits ein Einnahmeplus ergäben, wester durch die Steigerung der
68 ö“
Jedoch sei die Gehaltsregulierung nunmehr nahezu beendet. Die Horaussichtliche Erhöhung der gemeinsamen Ausgaben könne bisher mit einer genauen Ziffer nicht eingestellt werden, doch finde dieses Ausgaben⸗ plus Deckung darin, daß das nach dem Voranschlag zu erwartende Anwachsen der Einnahmen aus den indirekten Steuern nicht berück⸗ sichtigt worden sei. Der Finanzminister schloß unter lebhaftem Beifall folgendermaßen: „Wenn wir von den Staatseinnahmen den Anleihe⸗ betrag streichen und von den Ausgaben die Kosten der Investitionen, so erscheinen sämtliche Ausgaben durch die Einnahmen nicht nur ge⸗ deckt, sondern die ordentlichen Einnahmen überschreiten die ordentli b Ausgaben noch um 45 Millionen. Damit ist das Gleichgewicht im Staatshaushalt hergestellt.“ G
Großbritannien und Irland.
Die feierliche Beisetzung des Fürsten Franz von Teck hat, „W. T. B.“ zufolge, gestern vormittag in An⸗ wesenheit des Königs und der Königin, des diplomatischen Korps und der Minister in Windsor stattgefunden. — Der frühere Sultan von Marokko Abd;
gestern in Gibraltar eingetroffen.
Frankreich.
Der Ministerpräsident Briand erklärte gestern auf eine Anfrage bezüglich des Gerüchts, daß der Arbeitsminister Viviani wegen Meinungsverschiedenheiten sein Amt nieder⸗ legen wolle, er habe nur das Abschiedsgesuch des Ackerbau⸗ ministers Ruau erhalten. Wie das „W. T. B.“ meldet, fügte Briand hinzu, daß über die allgemeine Politik nie Meinungs⸗ verschiedenheiten zwischen den Ministern bestanden hätten, und daß das Kabinett bei der Interpellation über den Eisenbahner⸗ ausstand unbedingt die gemeinschaftliche Verantwortung für die in völliger Uebereinstimmung getroffenen Maßnahmen übernehme.
Am Nachmittag empfing der Ministerpräsident den Arbeits⸗ minister Viviani und den Unterstaatssekretär im Finanz⸗ ministerium Renoult, die beide erklärten, nicht zurücktreten zu wollen. Viviani erklärte außerdem, daß er bis zum gegen⸗ wärtigen Augenblick keine Einwendungen gegen die Politik der Regierung zu machen habe. 8
Spanien. der Deputiertenkammer erhob gestern der Abg. gegen die Möglichkeit eines Krieges mi diesem Jahre aus⸗
In Pablo Iglesias Marokko und gegen die Zahl der in gehobenen Mannschaften Einspruch. Wie das „W. T. B.“ meldet, wandte sich der Ministerpräsident Canalejas in seiner Antwort gegen die antipatriotische Kampagre, die bis in die Kasernen getragen werde, und gegen die Kampagne, die gegen einen von der Regierung gar nicht geplanten Krieg gefühn werde. Dadurch werde auf eine leere Fiktion hin Unrube in das Land gebracht. Canalejas fügte hinzu, die Nordafrika betreffenden Fragm. die gegenwärtig Gegenstand von Unterhandlungen seien, würden bit zum 15. November gelöst sein.
— In Sabadell ist gestern der Generalausstand
erklärt worden. Belgien.
Das Deutsche Kaiserpaar, die Prinzessin Viktoris Luise, der König Albert und die Königin Elisabeth besuchten, „W. T. B.“ zufolge, gestern vormittag die Aus stellung für alte belgische Kunst und erschienen Nachmi im Rathause, wo sie von den Vertretern der Stadt em wurden. Im großen Saale waren alle Minister, das diploe matische Korps, die Kammer⸗ und Senatspräsidenten, de deutsche Gesandtschaft und das Konsulat, sämtlich mit ihres Damen, versammelt. Der Bürgermeister Marx geleitete di
kajestäten unter Vorantritt von Stadtoffizianten über die blumengeschmückte Treppe in den Festsaal, wo er das Kaiser paar namens der Bürgerschaft begrüßte und sagte:
Die Bevölkerung entbiete durch seine Erwählten dem Kaiserpaen ihren Willkommengruß. Das Interesse, das es dem Stadthaus dard seinen Besuch entgegenbringe, schmeichle dem patriotischen Stolz; der das Rathaus sei ein kostbares Gut, das von den Vorfahren üder kommen sei. Es symbolisiere das kommunale Leben. Wenn de Respekt, den man den Spuren aus alten Zeiten schulde, in Belgie begeisterte Verteidiger gefunden habe, so sei auch festzustellen, das de gleiche Geist die alten deutschen Städte beseele, die ihren Charakt und ihre Poesie erhalten wollten. Die Pietät gegen die Vergangen heit sei eine deutsche Tugend, die Belgien schätze, doch dieser Krln der Tradition habe in Deutschland den Fortschritt nickt a
ehalten. Mit aufrichtiger Bewunderung sehe Belgien, wie Deutse and, trotzdem es nichts von seinem Idealismus aufgebe, Bemei seiner Schaffenskräfte gebe und fortwährend seine wissenschaftliche und erzieherischen Werke ausdehne. Dabei vergesse es nicht ser sozialen Institutionen auszubauen. Sich zur aiserin und zu d Prinzessin Viktoria Luise wendend, sagte der Bürgermeister: Niemm verkenne, was die Kaiserin auf dem Gebiete der Wohltätigken: Deutschland leiste. Sie lindere Schmerzen und Entbebhrungen un habe deshalb ü die r hinaus Verehrung gewome was auszudrücken ihm Freude bereite. 8
Hierauf antwortete Kaiser Wilhelm mit einer fran⸗ schen Ansprache, die in deutscher Uebersetzung „W. T. 8 zufolge lautet: 8
Herr Bürgermeister! Wir, die Kaiserin und ich, danken Irn für die liebenswürdigen Worte, mit denen Sie uns willkommen heißen haben. Wir danten ebenso dieser prächtigen Hauptstant! den gastlichen Empfang, den sie uns in diesem berühmten Gebau⸗ diesem Kleinod der Architektur und Schatzkammer historischer innerungen, so freundlich geboten hat. Ich freue mich, die Sie Brüssel, den Mittelpunkt eines durch den ernsten und crhe samen Sinn seiner Bevölkerung ausgezeichneten Landes, begritter können, und als Bewunderer der glänzenden Erfolge, welche belgische Nation zu jeder Zeit auf dem Gebiete des Handels und Industrie erzielt hat, beglückwünsche ich sie von ganzem Hemnen Fm Triumpb, den sie soeben in dem Erfolg der Weltausieln davongetragen hat. Haben Sie die Güte, Herr Bürgermeifter, Ib Mitbürgern mit den Gefühlen unserer tiefen Dankbarkeit um wörmsten Wünsche für die Wohlfahrt und eine glückliche Ze Ihrer schönen Stadt zu übermitteln.
Es folgte ein Konzert im Brüsseler Künstlern. Nach der Besichtigung des Stadthauses und der Eintragung in der Stadt betraten die Majestäten den Balkon nach der Gm⸗ Place hinaus, wo etwa dreihundert Brüsseler Vereme Bannern Aufstellung genommen hatten. Die Mojenb wurden bei ihrem Erscheinen stürmisch begrüßt. Abende suchten die Majestäten und das F7en Haus die in dem prächtig geschmückten Thétre Royal de la Momn
8 Türtei.
Der Sultan und der Thronfolger sind, „W. T. zufolge, in Begleitung des üfter
der Prunkrum
Großwesirs und der Min Aeußern und des Innern zur Revue über die Manövertrun abgereist und begeben sich dann nach Adrianopel, wo sie Tage bleiben werden.
Infolge der bedrohlichen Lage in Tusi und Umger
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ckerci des „Reichsanzeigers“ in Empfang genommen werden.
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Zinsen der Staatsschuld und die Erhöhung der Beamtengehälter.
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und der käglichen Ueberfälle an hgcö. egrinise
atwickelt sich ein Geschwür.
Nebensaale, ausgeführ um
das Goldene But
h “ “ “ 1“ “ 8 grenze find, wie das „W. T. B.“ meldet, drei türkische Zataillone von Djakowa dorthin abgegangen. Das bnrt he Farakol von Plawa ist von Montenegrinern angegriffen worden. Dabei wurden zwei Soldaten tödlich verwundet. Seit dem ℳ4*l d. M. sind bei derartigen Zusammenstößen außerdem vier Soldaten gefallen und fünf Montenegriner auf türkischem Boden schossen worden.
Griechenland.
Wie das „W. T. B.“ meldet, wird von griechischer Seite mllärt, Gryparis habe aus seinen Unterredungen mit dem Großwesir und dem Minister des Aeußern den Eindruck ge⸗
vonnen, daß die türkisch⸗griechischen Beziehungen i in Stadium der Besserung eingetreten seien. s
Serbien. 8 Der Zustand des Kronprinzen Alexander ist, nach Meldung des „W. T. B.“, befriedigend. Am Kinn
Asien.
Die chinesische Konstitutionskammer hat, nach einer Neldung des „W. T. B.“, fast einstimmig beschlossen, dem
ne eine Denkschrift zu unterbreiten, in der um eine näglichst baldige Eröffnung des Parlaments gebeten wird. Ein Antrag, der sich für eine Eröffnung des Parlaments in drei Jahren aussprach, wurde abgelehnt. Der Präsident ver⸗ rach, seinen persönlichen Einfluß geltend zu machen, um den dhron zu überzeugen, daß die ganze Welt der Bewegung für e Schaffung eines Parlaments sympathisch gegenüberstehe.
Sttatistik und Volkswirtschaft. b Der ständige Fortschritt der Lebensversicherung in Deutschland gagt sich ganz besonders in den Ergebnissen des abgelaufenen Jahres 1900o. In diesem wurden nach dem Jahresbericht des Kaiserlichen Arssichtxamts für Privatversicherung Kapitalversicherungen in der Fesamthöhe von 1189,1 Millionen Mark abgeschlossen, wodurch der zamang des Jahres 1908 mit 1079,7 Millionen Mark um 109,4 Rillionen Mark übertroffen wurde. Das Jahr 1909 weist hiermit niht nur den weitaus größten bisherigen Zugang, sondern auch die schste bisherige Steigerung des Zugangs von Baß. zu Jahr auf. Der süörliche Prämienaufwand, den der genannte Neuzugang im Jahre soch erfordert, dürfte auf etwa 50 Millionen Mark zu veranschlagen in.. Diese Tatsache, daß das deutsche Volk sich aus freien Stücken ive derartige dauernde Mehrausgabe von etwa 50 Millionen Mark sgebürdet hat, ist der beredteste Ausdruck für die große Bedeutung er Lebensversicherung für unser Erwerbsleben sowie für das Ver⸗ vauen, das den Lebensversicherungsgesellschaften von weiten Kreisen 131““ wird. Der Gesamtversicherungsbestand an Kapitalversicherun zöhte sich von 10,8 Milliarden Mark Ende 1908 auf Tsich Meär⸗ liarden Mark Ende 1909. Bis die erste Milliarde erreicht wurde, bererte es vom Jahre 1827 (Gründung der ersten deutschen Gesell⸗ Haft) bis zum Jahre 1870. Heute genügt ein Jahr, um Versiche⸗ ungsabschlüsse über denselben Betrag zu zeitigen, und nicht ganz zwei zahre, um den Versicherungsbestand um eine Milliarde zu erhöhen. luch diese lebhafte Entwicklung zeigt, wie sehr die Erkenntnis von Nutzen der Lebensversicherung in immer weitere Kreise des Volkes
Den geschäftlichen Erfolgen der Lebensversicherungsgesellschaften hen sich ihre finanziellen würdig an. Die Gesamteinnahmen jegen von 586,6 Millionen Mark im Jahre 1908 auf 628,5 Millionen ak im Jahre 1909, die Geschäftsüberschüsse von 102,3 Mil⸗ eeen Mark auf 109,8 Millionen Mark. Hiervon wurden an die nscherten 101,2 Millionen Mark gegenüber 93,5 Millionen Mark a Vorjahre überwiesen. Diese hohen Ueberschüsse und demgemäß auch die bedeutenden berweisungen zur Gewinnverteilung an die Versicherten entstanden h, daß infolge des streng soliden Geschäftsbetriebes die Aus⸗ weit hinter den Einnahmen zurückolieben. Den Hauptaus⸗ osten stellen natürlich die Auszahlungen an die Versicherten dar, bend aus den durch Ablauf oder durch Tod fällig enen Versicherungsummen und den Zahlungen für tige Abgänge. Sie hetrugen im Jahre 1909 260,9 linen Mark. Die Sterblichkeit gestaltete sich für die üe so günstig, daß im ganzen 34,3 Millionen Mark weniger 18 sicherungssummen auszuzahlen waren, als nach den Rechnungs⸗ agen der Gesellschaften zu erwarten war. Diese Ersparnis, der unte Sterblichkeitsgewinn, machte im Berichtsjahre 8,5 % der eneinnahme in der Todesfallversicherung aus. Auch die Ver⸗ gskosten, ein weiterer einflußreicher Ausgabeposten, hielten sich ßigen Grenzen. Sie betrugen 9,8 % der Gesamteinnahmen. eee begen Anstalten betrugen die Verwaltungskosten im
Gethaer . . . . . . 5,4 % der Jahreseinnahme Alte Stuttgarter .. . 4 8 Alte Leipziger Karlsruher .. Victoria 1 mania (Stettin) Concordia. Nordstern. übecker
Die den Versicherten zur Gewinnverteilung überwiesenen kfiinschließlich vormeg überwiesener Zinsen an Dividendenfonds sigen sich bei den gleichen 9 Gesellschaften in Prozent der dividenden⸗ rechtigten Prämien:
1908 1909
31,8 % 31,0 % 33,8 % 34,2 % 29,9 % 32,7 % 29,8 % 31,2 % 32,3 % 31,5 % 28,0 % 28,2 % 18,6 % 18,8 % . Aübecker***) 1““ 19,3 %. 2 den Versicherten zufließenden Ueberschüsse sind, um so ü 2 re Dividenden, und um so größer ist die Billigkeit der eG egensatze zu den städtischen Kreisen, die von der Lebens⸗ ft s 8 erfreulicherweise bereits in weitem Maße Gebrauch machen, 8** 6 Landbevölkerung trotz der wiederholten Empfehlungen dieser aatlichen Behörden un landwirtschaftlichen Korporationen ie gensreichen Einrichtung zum großen Teile immer noch ntermaß Beorurteile, mit denen die Lebensversicherung, die aner⸗ 1. ßen für den Bauernstand ein nicht minder nützliches Institut 6 Feuer⸗ und die Hagelversicherung, auf dem Lande zu die 1g dürften wohl am ebesten schwinden, wenn immer wieder gin un e Bedeutung hingewiesen wird, die dieser sozialen Einrich⸗ erem heutigen Wirtschaftsleben zukommt.
PFür Versicherungen ohne Vorbebalt. **) Für die „Nord⸗ tiiung scherungen ohne Vorbehalt. —“*) Für die seit 1893 8 C und D) abgeschlossenen Versicherungen.
IZE—
Gothaer (alter Bestand). s Stuttgarter e Leipziger Karlsruher” ictoria . 8 ermania (Stettin) oncordia *). . sordstern**).
16 1“ Zur Arbeiterbewegung.
Der Ausstand der Klempner und Installateure in Düsseldorf ist, wie die „Rh.⸗Westf. Ztg.“ mitteilt, durch Verein⸗ barung eines neuen Tarifvertrages mit den Arbeitgebern beendet. Der neue Tarif sieht Mindestlohn⸗ und Stundenlohnerhöhungen vor. Er gilt bis zum Jahresende 1913. Die Arbeit wurde gestern morgen wieder aufgenommen.
Aus Essen meldet dasselbe Blatt: Der Zentralverband christlicher Bauarbeiter Deutschlands schloß mit dem Ver⸗ bande christlicher Bauhandwerker Belgiens einen Kartell⸗ vertrag ab. Die Mitglieder sind demnach verpflichtet, bei dem Verkehr aus dem einen in das andere Land dem christlichen Verbande des Landes beizutreten, wenn sie dort senger als 14 Tage beschäftigt sind. Sind bei Streiks in Grenzorten Mitglieder mebrerer Landes⸗ organisationen beteiligt, so hat jede Organisation ihre Mitglieder auf Grund ihrer Satzungen zu unterstützen.
Ein schwerer Kampf droht in der Iserlohner Metall⸗ industrie auszubrechen. Am 25. d. M. fand eine Versammlung des Fabrikantenvereins statt, in der, wie die „Rh.⸗Westf. Ztg.“ berichtet, beschlossen wurde, sich mit der Firma Raffloer, Grone u. Comp., bei der zurzeit gestreikt wird. solidarisch zu erklären. Der Arbeiterschaft ist zur Aenderung ihrer Haltung bis zum 7. November
eit gegeben. Bleiben bis zu diesem Zeitpunkt die Arbeiter auf ihren
orderungen bestehen, so wird von der Unternehmerschaft mit scharfen Gegenmaßregeln geantwortet werden.
In Offenbach sind laut Mitteilung der „Frkf. Ztg.“ zwischen den Arbeitern des städtischen Hafens und der Verwaltung Streitigkeiten ausgebrochen. Die organisierten Arbeiter der Hirsch⸗ Dunckerschen Gewerkvereine sowie der Freien Gewerkschaften sind ge⸗ sonnen, durch Arbeitseinstellung den Betrieb des Hafens stillzulegen, falls nicht die nach ihrer Ansicht zu Unrecht erfolgte Entlassung eines Arbeiters wieder rückgängig gemacht wird. .
In Bad Orb ist, wie die „Köln. Ztg.“ erfährt, ein seit längerer Zeit bestehender Ausstand der Bauarbeiter beendet worden.
In der sächsischen Vigognespinnerei ist, wie der „Köln.
tg.“ aus Leipzig gemeldet wird, eine Lohnbewegung ausgebrochen. Die Spinner haben den Fabriken einen neuen Lohntarif mit höheren Löhnen uhterbreitet. — In der sächsischen Stuhlindustrie traten gegen 3000 Arbeiter in eine Lohnbewegung ein. Sie fordern höhere Löhne und Verkürzung der Arbeitszeit. Die Fabrikantenvereinigung ist zu Verhandlungen bereit.
Kunst und Wissenschaft.
Die Medizinische Gesellschaft in Berlin beging gestern ihr fünfzigjähriges Jubiläum mit einer Festsitzung im Langen⸗ beckhause, in der der Geheime Medizinalrat Professor Dr. Senator die Festrede hielt. Die Glückwünsche der biesigen Universität über⸗ brachte deren Rektor, Geheimer Medizinalrat Professor Dr. Rubner; für die medizinische Fakultät sprach der Ge⸗ heime Medizinalrat, Professor Dr. Ziehen, für die Deutsche Gesellschaft für Chirurgie der Geheime Medizinalrat, Pro⸗ fessor Dr. Bier. Weitere Ansprachen hielten der Geheime Medizinalrat, Professor Dr. Kraus namens des Vereins für innere Medizin, der Geheime Sanitätsrat Dr. Stöter als Vorsitzender der Aerztekammer und der Sanitätsrat Dr. Alexander für den Aerzteausschuß von Groß⸗Berlin. Nachdem der Geheime Medizinalrat Professor Dr. Senator für diese Ansprachen gedankt hatte, verkündete der Geheime Medizinalrat Professor Dr. Orth die Namen der aus Anlaß des Jubiläums er⸗ nannten Ehrenmitglieder. Es sind das: der Geheime Sanitätsrat Dr. Julius Boas in Berlin, der Hof⸗ und Obersanitätsrat Professor der Physiologie Dr. Exner in Wien, der Hofrat und Professor Dr. E. Fuchs in Wien, der Professor der Anatomie Dr. C. Golgi in Rom, der Professor Dr. Armauer Hansen in Christiania, der Professor Dr. Abraham Jacobi in New York, der Professor Dr. W. Keen in Philadelphia, der Geheime Sanitätsrat Dr. W. Keßler in Berlin, der Professor Dr. S. Kitasato in Tokio, der Professor Dr. C. Laveran in Paris, der Professor Dr. Lépine in Lyon, Lord Josef Lister in London, der Professor Dr. A. Murri in Bo⸗ logna, der Geheime Medizinalrat, Professor Dr. Naunyn in Baden⸗ Baden, der Professor Dr. P. Pawlow in St. Petersburg, der Pro⸗ fessor Dr. Ramon y Cajal in Madrid, der Professor Dr. Retzius in Stockholm. Geheimer Rat, der Professor Dr. Röntgen in München, Hrofessor Dr. Salomonsen in Kopenhagen, der Generalstabsarzt der Armee rofessor Dr. von Schjerning in Berlin und der Geheime Medizinalrat rofessor Dr. Waldever in Berlin. — Der Geheime Medizinalrat brofessor Dr. Landau teilte dann mit, daß für das eigene Heim der Medizinischen Gesellschaft, das Virchowhaus, in der Luisenstraße zwei Häuser als Bauplatz angekauft seien. Bisher ständen 63 000 ℳ für das Heim zur Verfügung.
Die Galerie Eduard Schulte eröffnet ihre November⸗ ausstellung am 29. Oktober. Sie enthält u. a. den umfangreichen künstlerischen Nachlaß des zu Anfang 1910 in München verstorbenen brofessors Paul Hoecker. — Ferner sandten eine Anzahl von Bildern Max Fisebber Professor O. Günther- Naumburg, Professor Theod. Hummel.München, inrich Kley⸗München, Joß Limburg⸗Berlin, Dr. Müller⸗Kurzwelly, Jos. Oppenheimer⸗Berlin, Fritz Oßwald⸗ München und Hans Beatus Wieland⸗München. Einzelwerke sandten Walter Geffcken, Hans Huber, Dr. W. Lobach, Sabine Reicke und Willy Stöwer.
Literatur.
Deutsche Geschichte. Von Dietrich Schäfer. Band: Mittelalter. Zweiter Band: Neuzeit. Jena, Verlag von Gustav Fischer, 1910.
Erster 469 und 505 Seiten. 8 Fise 9 Beide Bände broschiert 14 ℳ, gebunden 17 ℳ. — Die vorliegende Gesamtdarstellung der deutschen Geschichte ist dem Andenken an Georg Waitz und Heinrich
von Treitschke gewidmet. Diese beiden Männer vertraten als Hoch⸗ schullehrer verschiedene wissenschaftliche Richtungen, und wenn sie Dietrich Schäfer, Professor der Geschichte an der Universität Berlin und Mitglied der Akademie der Wissenschaften, an der Spitze seines Werks zusammen nannte, so wollte er damit ausdrücken, daß bei ge⸗ schichtlicher Arbeit gewissenhafteste Forschung Hand in Hand gehen kann mit begeisterter und begeisternder Vaterlandsliebe. Schon die Einleitung, die Schäfer gibt, ist höchst lesenswert. Deutschland ist für Europa nach seiner geographischen Lage das Land der Mitte. Den daraus entspringenden Vorteilen stehen als ernster Nachteil die Gefahren HS. die Deutschland ständig von seinen Nachbarn drohen. er Verfasser stellt die Frage, was es den Deutschen er⸗ möglicht habe, diese Gefahren zu bestehen, im Laufe zweier Jahr⸗ tausende erst ein Volk zu werden und dann ein solches zu bleiben, und bemerkt dazu: „Darauf gibt es nur eine Antwort: unser staat⸗ licher Zusammenschluß“. Es sei Vorbedingung für jede festere Ab⸗ sonderung nach außen, aber auch für selbständige innere Entwicklung; die im Laufe des letzten Jahrhunderts allmählich aufgekommene und auf ein Schlagwort hindrängende Trennung, ja Gegenüberstellung von Geschichte und Kulturgeschichte sei unzulässig und wirke verwirrend. „Es gibt keine 6 die etwas Selbständiges wäre neben der Geschichte oder gar die eschichte ersetzen könnte. Denn es gibt keine Kultur ohne den Staat, und von allen Kulturerrungenschaften, die je menschlichem Leben entsprossen sind, ist keine, die sich an Wichtigkeit mit dem Staat messen könnte. Er ist von überragender, alles überschattender Bedeutung, die einzige Institution, die jeden Lebenden in ihren Bann zwingt“. Allein die Kirche komme dem Staat in der Tragweite ihrer Wirkung nahe. Alle anderen Kulturergebnisse, welcher Art sie auch sein möchten, kämen neben diesen beiden Grund⸗ festen menschlicher Daseinsordnung nur ergänzend in Betracht. Auch die Wirtschaftsgeschichte und die Soziologie, so sehr sie das geschichtliche Wissen im letzten halben Jahrhundert bereichert hätten, so dankenswerte und wichtige Aufschlüsse und Einblicke sie gewährten,
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könnten nicht dazu zwingen, geschichtli
Erkenntnis auf neue Grund⸗
8 8 8 E11““ lagen zu stellen. Die Geschichte sei kein „Kampf um den Futter⸗ platz“ und der Staat kein Erzeugnis der Gesellschaft. „Gesellschäftlich Gliederung hat sich erst entwickelt auf dem Boden des Stgates, und Wirtschaftsfragen haben seine Entwicklung wohl beeinflussen, selten aber beherrschen können, kaum im anderen Sinn, als des Leibes Nahrung das Leben des Einzelmenschen bedingt. Sie ist unent⸗ behrlich, nicht aber Inhalt und Grund seines Daseins.“ Mit Recht hat es der Verfasser ferner vermieden, teleologische Betrachtungen anzustellen, also eine geschlossene Reihe von Zwecken anzunehmen und die Geschichte in irgendwelche allgemein maßgebende, regelmäßig wiederkehrende Entwicklungsperioden einzwängen, einen irgendwie gesetzmäßigen Verlauf darlegen zu wollen. „Geschichte ist weder angewandte Piychologie noch angewandte Logik, sondern freieste Betätigung menschlichen Könnens, die sich in buntester Wechselwirkung allgemeiner und persönlicher Regungen und Antriebe vollzieht“. Die übliche Einteilung in Mittelalter und Neuzeit hat Schäfer, trotzdem der Begriff „Mittelalter“ sachlich wertlos ist, in der Rücksicht auf Lehr⸗ und Lernzwecke und rasche Verständigung beibehalten. Der erste Band behandelt daher in drei Büchern die Entstehung des deutschen Staatswesens (bis 911), die deutsche Kaiserzeit (911 — 1254) und drittens die Auflösung des Reiches und den Beginn der Reformation (1254 — 1521). 5 den Uebergang vom Mittelalter zur Neuzeit kann für die deutsche Geschichte, so weit auch die Wurzeln des neuen Wesens zurückreichen, als das Einzelereignis, dessen man zur Festsetzung der Scheidung bedarf, nur Luthers Auftreten in Frage kommen. Meü Darstellung seines Wirkens beginnt daher der zweite Band. Er enthält das vierte bis sechste Buch: Reformation und Gegen⸗ reformation (1517—1648), die Zeit vom Westfälischen Friede 6 bis zum Wiener Kongreß (1648 — 1814) und die Aufrichtung des neuen Reiches (von 1814 bis zur Gegenwart). Ein ausführ⸗ liches Namen⸗ und Sachverzeichnis zu jedem Band erleichtert die Auffindung der gewünschten Stellen, desgleichen die von Seite zu Seite schreitende Inhaltsübersicht über die einzelnen Kapitel am Anfang jedes Bandes und über den fortlaufenden Text. Was nun die Auswahl des Stoffes in jedem Abschnitt betrifft, so ha Schäfer, ausgehend von dem richtigen Satz, 5. die Hauptaufgabe des Historikers die Darstellung staatlichen Lebens sei und daß dies für die deutsche Geschichte noch in einem ganz besonderen Sinne zutreffe, aus der unendlichen Fülle der Ueberlieferung das herausgehoben, was mit den Kernfragen unseres nationalen und staatlichen Werdegangs in wirkungsvollem Zusammenhang steht. Man glaube nicht, daß das eine Verarmung des Inhalts bedeute, die Beschränkung ist hier Kraf und zeigt den Meister. Sind dem Leser Richtlinien für das Ver ständnis des Ganzen gegeben, dann kann er das inzelne, das er etwa vermißt und gern weiter ausgeführt sähe, seinem Vorstellungskreis leicht einordnen. Und ein Ganzes hat Schäfer hingestellt, das durch die Einheit der Auffassung und die Vermeidung jedes noch so be⸗ liebten Beiwerks auch künstlerisch schön wirkt. Dem heutigen Ge⸗ schlecht zu zeigen, daß deutsches Volkstum und deutsche Kultur in einem unauflöslichen Zusammenhang mit dem deutschen Staatswesen stehen, ist eine hohe, lohnende Aufgabe, und wenn der Ver⸗ fasser bekennt, die deutsche Geschichte, die er jetzt biete, habe ihm vorgeschwebt, solange er Freuden und Ehren des akademischen Berufes habe genießen dürfen, so sieht man, wie tief sein Werk mit seinem Leben verwachsen ist. Indem es die Vergangenheit unseres Volks aufhellt und in eindrucksvollen Bildern aus dem Ringen um Macht und staatliche Geltung zeigt, was das Deutsche Reich den großen Männern der Vorzeit verdankt, stellt er den Leser mit allem Nachdruck, dessen das geschriebene Wort fähig ist, vor die Fragen des öffentlichen Lebens und mahnt ihn an die alte, aber so häufig wieder vergessene Wahrheit, daß der einzelne, und stehe er noch nicht gedeihen kann ohne ein starkes Vaterland.
Land⸗ und Forstwirtschaft. Saatenstand und Ernteergebnisse in Frankreich. Derr Kaiserliche Konsul in Marseille berichtet unterm 19. d. M. Die Herbstbestellung ist in fast allen Teilen des Amtsbezirks durch große Trockenheit beeinträchtigt worden.
Der Ertrag der Ka rtoffelernte wird als unter mittel, großen Teil sogar als sehr schlecht bezeichnet. Die läßt zu wuünschen übrig. Dagegen stehen die Rüben übera recht gut. Futtermais und Reis lassen gleichfalls zu wünschen übrig; jener hat unter der Trockenheit, dieser unter dem Mangel an Wärme gelitten. Buchweizen ver⸗ spricht eine ziemlich gute Ernte. Auch der Ertrag an Fenchel und Besensorgho soll günstig werden. Die Aussichten der Kastanien⸗ ernte werden als mittel bis ziemlich gut bezeichnet; die Früchte sind klein geblieben. Aepfel und Birnen gibt es nur wenig; sie fallen massenhaft vor der Reife ab. Die Olivenernte verspricht im all⸗ gemeinen gut zu werden. Der dritte Wiesenschnitt hat unter sehr gänstigen Witterungsverhältnissen stattgefunden. Der Ertrag ist gut is sehr gut. 8
zum Qualität
Saatenstand und Ernteergebnisse in Rumänien.
Der Kaiserliche Generalkonsul in Bukarest berichtet unterm 18. d. M.: Vom kashgns . Standpunkt aus stellt sich de Monat September für den nördlichen und südlichen Teil Rumänien verschieden. Im südlichen Teil des Landes, besonders im Südwesten, wo häufige und reiche Regen niedergegangen waren, war das vollkommene Reifen und Einsammeln der Maisfrucht infolge der allzugroßen Feuchtig⸗ keit des Bodens in Verzug geraten; zudem wurde das Ackern und Säen der Herbstsaaten dadurch sehr behindert, daß einerseits das Vieh an Klauenseuche erkrankt war, andererseits der Boden infolge der Regen⸗ güsse zur Vornahme der Feldarbeiten zu weich war. Im nördlichen Teil des Landes, wo schöne, trockene Witterung das Reifen und Ein⸗ sammeln der Maisfrucht förderte, war es wieder die allzugroße Trocken⸗ heit der Erde, welche die Vornahme der Herbstfeldarbeiten in Verzug geraten ließ. 8
Getreide, Roggen und Hirse, die im vorangegangenen Monat oder nach den in der ersten Hälfte des Monats ember nieder⸗ gegangenen Regen zur Aussaat gelangt waren, sind emporgesprossen und haben sich im Süden des Landes schnell entwickelt, 8 si sich in den nördlichen Teilen infolge der bereits erwähnten trockenen Witterung nicht entwickeln konnten und größtenteils vertrocknet sind. Raps hat gut gekeimt und sich an vielen Orten sehr schön ent⸗ wickelt. Der Fruühmais wurde im südlichen Teil des Landes infolge eingetretener Regenfülle erst gegen Ende des Sep⸗ tembers eingeheimst. Im Norden dagegen konnte das Sammeln, da die Frucht vollkommen gereift war, bereits Mitte Septembe⸗ beginnen, sodaß in den meisten Gegenden der Mais zu Ende des Monats eingeheimst war. Das Ergebnis der Maisernte ist im Norden des Landes so zufriedenstellend als nur irgend möglich und die Frucht auch von guter Beschaffenheit; im Süden dagegen ist die Menge geringer und die Qualität etwas minderwertiger. ie Zucker⸗ und Futterrüben werden seit der zweiten Dekade des Monats ge erntet; ihr Ertrag ist zufriedenstellend. Die Weinlese hat im ganzen Lande stattgefunden; ihr Ergebnis ist nach den Gegenden verschieden. 8 Allerorts, wo der Boden es gestattete, wurde zu Ende des Nhlchen. 8 W der Aecker vorgenommen.
Theater und Musik. 8
8 8 8 Im Neuen Königlichen Operntheater geht morgen, Freitag, „Lohengrin“ unter der musikalischen Leitung des Generalmusikdirektors Dr. Muck in Szene. Die Titelrolle singt Herr Kirchhoff, die Els rau Boehm van Endert, die Ortrud Frau Goetze, den Telramund eerr Bischoff, den König Heinrich Herr Griswold, den Heerrufer eerr Bachmann. (Anfang 7 Uhr.) Im König lichen Schauspielhause wird morgen „Zopf un Schwert“ von K. Gutzkow in folgender Besetzung aufgeführt: Friedrich Wilhelm I.: Herr Patry; Königin: Frau Butze; Prinzessin Wilhelmine: Fräulein Steinsieck; Erbprinz von Bayreuih: Herr Staegemann: Ritter Hotham: Herr Boettcher; Eversmann: Herr
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