Allerhöchste Bestätigung zu erteilen.
ealschule
der Berufung des Direktors der Schillerschule rollius
nebst Realprogymnasium) in Jüterbog Dr. Max
zum Direktor der städtischen Realschule in Ems und
der Wahl des früheren Oberlehrers am Realgymnasium
pstadt, Professors Dr. Gotthold Merten zum Direktor e
r städtischen Mädchenschule in Wilhelmshaven die
Seine Majestät der König haben Allergnädigst geruht: dem Zweiten Sekretär der Königlichen Gartenintendantur Paul Schönfeld zu Potsdam den Charakter als Rechnungsrat zu verleihen.
8 5 8 8
Ministerium der geistlichen, Unterrichts⸗ und Medizinalangelegenheiten.
1 Dem Direktor einer sechsstufigen höheren Lehranstalt Dr. Georg Höfer ist die Direktion der Schillerschule (Realschule nebst Realprogymnasium) in Jüterbog übertragen worden.
6 8. 88 1“
11114“
8
Finanzministerium. G Die Katasterinspektoren, Steuerräte Hütten in Münster Schlüter in Koblenz sind in gleicher Diensteigenschaft nach Cöln bezw. Lüneburg versetzt worden.
Der Katasterkontrolleur, Steuerinspektor Suckow in Minden ist zum Katasterinspektor bei der Königlichen Regierung in Koblenz ernannt worden.
Der Steuersekretär Hoffmann in Ortelsburg ist zum Rentmeister bei der Königlichen Kreiskasse in Habelschwerdt ernannt worden.
Versetzt sind die Rentmeister bei Königlichen
Jacobi von Wehlau nach Lüneburg und Springstubbe von Schlawe nach Bergen.
und
Kreiskassen:
Personalveränderungen.
Königlich Preußische Armee.
Offiziere, Fähnriche usw, Ernennungen, Beförde⸗ Versetzungen usw. Neues Palais, 1. Dezember. Richter, Hauptm. a. D., zuletzt Komp. Chef im Inf. Regt. von Goeben (2. Rhein.) Nr. 28, mit seiner Pension und der Erlaubnis zum ferneren Tragen der Uniform des Inf. Regts. Herzog von Holstein (Holstein.) Nr. 85 zur Disp. gestellt. Keppel, Oberst z. D. und Kom⸗ mandeur des Landw. Bezirks Wismar, in gleicher Eigenschaft nach Neustettin, Mittelstaedt, Oberstlt. z. D. und Kommandeur des Landw. Bezirks Neustettin, in gleicher Eigenschaft nach Wismar, Steffen, Lt. und Erzieher am Kadettenhause in Köslin, in das 3. Westpr. Inf. Regt. Nr. 129, Manecke, Lt. im Inf. Regt. Ge⸗ neral Feldmarschall Prinz Friedrich Karl von Preußen (8. Branden⸗ burg.) Nr. 64, als Erzieher zum Kadettenhause in Köslin, — versetzt.
rhr. v. Knobelsdorff, Lt. im 5. Großherzogl. Hess. Inf. Regt. tr. 168, der Abschied mit der gesetzlichen Pension aus dem aktiven eere bewilligt; zugleich ist derselbe bei den Offizieren der Landw. Hen 1. Aufgebots angestellt. Krause, Oberlt. der Res. des 1. West⸗ rreuß. Feldart. Regts. Nr. 35 (1V Berlin), behufs Uebertritts in önigl. sächs. Militärdienste der Abschied bewilligt. “
Königlich Sächsische Armeer. 8
Offiziere, Fähnriche usw. 3. Dezember. Johannes Fürst zu Hohenlohe⸗Bartenstein u. Jagstberg Durchlaucht, mit dem Charakter als Major und der Uniform des Gardereiterregts. à la suite der Armee gestellt.
Die charakteris. Fähnriche: Beck im 5. Inf. Regt. Kronprinz Nr. 104, Bonde im 11. Inf. Regt. Nr. 139, Roosen im 14. Jnf. Regt. Nr. 179, Nette im 1. Jägerbat. Nr. 12, Frhr. v. Campe im 2. Jägerbat. Nr. 13, Nette im 8. Feldart. Regt. Nr. 78; die Unteroffiziere bzw. Oberjäger: Vogel, Stempel, Goethe im 5. Infanterieregiment Kronprinz Nr. 104, Hennig, Uhlig im 11. Infanterieregiment Nr. 139, Gillmann im 12. In⸗ anterieregiment Nr. 177, Haupt im 15. Infanterieregiment
r. 181, v. Ehrenthal, Ochernal im 2. Jägerbataillon Nr. 13, Vogel, Schmerler im 5. Feldart. Regt. Nr. 64, Rieger, estner im 6. Feldart. Regt. Nr. 68, Küster im 1. Trainbat. Nr. 12, — zu Fähnrichen ernannt. 8 rt, Zeugfeldw. bei der Munitionsfabrik, unter Versetzung
Peipe mur Art. Werkftait, zum Zeuglt. befördert.
Königlichen
8 Hessen.
1. Dezember. Wohlfart, Oberwachtm. im Großherzogl. Gend. Korps, der Charakter als Lt. verliehen.
Deutsches Reich. 1 “ Preußen. Berlin, 6. Dezember.
Seine Majestät der Kaiser und König hörten heute im hiesigen Königlichen Schlosse die Vorträge des Reichskanzlers Dr. von Bethmann Hollweg und des Chefs des Militärkabinetts, Generals der Infanterie Freiherrn von Lyncker. 1 8
Laut Meldung des „W. T. B.“ ist S. M. S. „Freya“
8
6 am 1. Dezember wieder in Willemstad (Curaçao) eingetroffen.
S. M. S. „Victoria Louise“ ist am 3. Dezember in Beirut eingetroffen und geht am 12. Dezember von dort nach Alexandrien in See.
S. M. S. „Scharnhorst“ ist am 3. Dezember in Schanghai eingetroffen.
S. M. S. „Eber“ ist vorgestern in Monrovia (Liberia) eingetroffen und geht am 8. Dezember von dort nach Freetown in S
Seine Hoheit der Herzog Johann Albrecht zu
Mecklenburg, Regent des Herzogtums Braunschweig, und
Gemahlin sind, „W. T. B.“ zufolge, gestern von Darmstadt zum Besuch des Großherzoglichen Hofes in Karlsruhe ein⸗ getroffen. Zum Empfang auf dem Bahnhof waren Ihre Hoheiten der Großherzog und die Großherzogin sowie Seine Großherzogliche Hoheit der Prinz Map erschienen.
1““ 111“
W1“ 8 8 6 Hamburg. 8 1“ Der Senat hat nach einer Meldung des „W. T. B.“ Dr. Predoehl zum Ersten Bürgermeister und Dr. Burchard
zum Zweiten Bürgermeister für das Jahr 1911 1 “ “ 6
Oesterreich⸗Ungarn.
Der Kaiser Franz Joseph hat gestern nachmittag den neuernannten russischen Botschafter von Giers in feierlicher Antrittsaudienz empfangen.
“ —
Großbritannien und Irland.
Nach den bis gestern um Mitternacht bekannt gewordenen Wahlresultaten sind laut Meldung des „W. T. B.“ 87 Liberale, 115 Unionisten, 16 Anhänger Redmonds und 14 Vertreter der Arbeiterpartei gewählt worden. Die Liberalen gewinnen sechs, die Unionisten elf Sitze.
— Der Premierminister Asquith hat gestern in Burnley eine Rede gehalten, in der er, „W. T. B.“ zufolge, erklärte:
Die Liberalen forderten jetzt zum letzten Male, daf das Vetorecht der Lords demsenigen der Krone folgen solle, das tatsächlich mit dem Tode der Königin Anna erloschen sei Es sei ein Hauptpunkt der der Regierung, daß sie, wenn das Vetorecht der Lords begrenzt ei, dazu schreiten werde, das Pluralwahlrecht abzuschaffen und so die Scheinvertretung des Volkes in eine wirkliche Vertretung umzuwandeln. Das Referendum habe sich in anderen Ländern nicht bewährt.
Frankreich. 8
Der Ministerpräsident Briand hat gestern, „W. T. B.“ zufolge, die Vertreter des Sultans von Marokko, El Mokri und Ben Gabrit, empfangen; dem Empfange wohnte der französische Gesandte in Tanger, Regnault, bei.
— Der Herzog von Chartres ist, obiger Quelle zufolge, gestern auf Schloß Saint⸗Firmin bei Chantilly gestorben.
Schweiz.
Die Bundes versammlung ist gestern zusammengetreten. Der Nationalrat hat, „W. T. B.“ zufolge, nahezu einstimmig Kuntschen⸗Wallis (katholisch⸗konservativ), der Ständerat eben⸗ falls nahezu einstimmig Winiger⸗Luzern (katholisch⸗konservativ) zu Präsidenten gewählt.
Amerika.
Gestern hat die zweite Session des gegenwärligen Kon⸗ gresses der Vereinigten Staaten von Amerika be⸗ gonnen. Auf Grund der Wahlen vom 8. November wird das Repräsentantenhaus des am 4. März nächsten Jahres be⸗ ginnenden neuen Kongresses 227 Demokraten, 163 Republikaner und einen Sozialisten zählen. v1114“
Asiten.
Die deutsche Kronprinzessin fuhr vorgestern, „W. T. B.“ zufolge, im Automobil von Trincomali nach Anuradhapuran und traf in Kantalai wieder mit dem Kron⸗ prinzen zusammen, der dort einen Alligator erlegt hatte.
Nach einer Meldung der „Agence Havas“ hat der Kom⸗ mandant Senes, der Chef der französischen Flottendivision, die mit dem Kreuzer „Du Chayla“ am 29. November nach Tanger zurückgekehrt ist, zur Unterdrückung des Waffenschmuggels eine auf drei Wochen berechnete Kreuzfahrt unternommen. Bei dieser Gelegenheit und mit Genehmigung des Machsens ist der KommandantSenes in der Kasbah von Agadir empfangen worden. Da dieser Besuch seit langer Zeit der erste eines europäischen Kriegsschiffes in diesem Hafen war, so erregt er in der ganzen Gegend großes Aufsehen. In diesem Besuch ist der Ursprung der völlig unbegründeten Gerüchte zu erblicken, daß de Hafen von Agadir von Frankreich besetzt worden seitk9.
Koloniales.
Die Bondelzwarts in Deutsch⸗Südwestafrika.
Der Stamm der Bondelzwarts, dem durch den Friedensschluß vom 23. Dezember 1906 im Süden Deutsch⸗Südwestafrikas bei Warmbad, Gabis, Haib und Draihuk Lokationen angewiesen wonden sind, verhält sich nach den letzten Berichten des Bondels⸗ kommissars andauernd ruhig und friedlich. Insbesondere ist gegenüber den früheren Zeiten ein erfreulicher Fortschritt in der Arbeitslust der Bondelzwarts zu verzeichnen. Sie gehen mit Vorliebe auf die Diamanten⸗ felder bei Lüderitzbucht in Arbeit. Die guten Löhne und die ihnen zuteil werdende gute Behandlung sind nicht ohne heilsamen Einfluß auf den Stamm geblieben. Da sie einen Teil ihres Lohnes regelmäßig an das Bondelskommissariat senden mit der Bitte, ihnen dafür Vieh zu kaufen, so hat sich die Zahl des ihnen nach dem Friedensschluß überwiesenen Kleinviehs erfreulich vergrößert.
Neuerdings ist in den Lokationen, insbesondere in Haib und auf der Missionstation Heirachabis, mit der Anlegung von Gärten be⸗ gonnen worden. An die Paßpflicht, der auch die Bondels unterworfen sind, haben sie sich gut gewöhnt. Sie bleiben den Lokationen nicht länger fern, als ihnen nach dem Passe erlaubt ist. Zurzeit zählen die Bondelzwarts 747 Männer, 790 Weiber und 431 Kinder.
Das Dezemberheft der Zeitschrift für tropische Landwirtschaft „Der Tropenpflanzer“, Organs des Kolonialwirtschaftlichen Komitees (Berlin, Unter den Linden 43), enthält an erster Stelle einen längeren Aufsatz über die Sojabohne und ihre Verwertung von Prof ssor Dr. F. Honcamp Rostock. Der Verfasser beschreibt zunächst eingehend die verschiedenen Varietäten der Sojabohne und behandelt dann ausführlich ihre Verwendung als Nahrungs⸗ und Genuß⸗ mittel, zu technischen Zwecken und als Futtermittel. Bei der großen Bedeutung, welche die Sojabohne in den letzten Jahren gewonnen hat, dürften die umfassenden Mitteilungen des Verfassers sowohl für die Fettindustrie wie für landwirtschaftliche Kreise von großem Interesse sein. In einem weiteren Artikel beschreibt Ge⸗ eimer Rat, Professor Dr. Gruner⸗Berlin einige charakteristische Bodenarten aus Südwestafrika. Ferner teilt Moritz Schanz⸗ Chemnitz eine ungehaltene Rede von Booker Washington, dem be⸗ kannten Negerführer in den Vereinigten Staaten von Amerika, mit, in der die Lebensbedingungen und die Aussichten des amerikanischen Negers in kurzen Zugen behandelt werden Unter den ständigen Rubriken „Aus deutschen Kolonien“, „Aus fremden Produktions⸗ gebieten“, „Vermischtes“ ꝛc. finden sich weitere Berichte über Zapf⸗ versuche an Kautschukbäumen in Togo, über Mahagoni in Mexico, über Ananas sowie eine Menge kleinerer Mitteilungen über tropische Nutzpflanzen und handelsstati tische Angaben.
Stg — 86
Parlamentarische Nachrichten. Der Schlußbericht über die gestrige Sitzung des Reiche tags befindet 1 in der Ersten Beilage. 8
— In der heutigen (95.) Sitzung des Reichstags, wel der Staatssekretär des Innern Dr. Delbrück beiwohnte, .
das Haus die zweite Lesung des Entwurfs eines Ar beitz
kammergesetzes fort.
§ 2 der Vorlage, von der 11. Kommission ebenfal unverändert angenommen, lautet:
„Die Arbeitskammern sind berufen, den wirtschaftlichen Frieda zu pflegen. Sie sollen die gemeinsamen gewerblichen und wir schaftlichen Interessen der Arbeitgeber und Arbeitnehmer der ihnen vertretenen Gewerbezweige sowie die auf dem gleichen Gebis liegenden besonderen Interessen der beteiligten Arbeitnehmer unta gleichmäßiger Berücksichtigung der Arbeitgeberinteressen wahrnehmen
Abg. Bömelburg (Soz.): Wir beantragen die Worte „vnta Peichmäziger Berücksichtigung der Arbeitgeberinteressen“ zu streichen
iese Worte widersprechen dem Grundgedanken des Gesetzentwurfs. Ne Interessen von Handel, Industrie und Landwirtschaft sind bereits ae setzlich geregelt. Bei diesem Gesetze handelt es sich um die Inter, essen der Arbeiter, jener Satz besagt das genaue Gegenteil. M § 3 haben doch die Arbeitskammern die Aufgabe, die Arbeiterinteresse auf dem Gebiete des Arbeitsverhältnisses wahrzunehmen. Sie solla bei Abschließung von Tarifverträgen mitwirken. Handelt es sich in höhere Löhne, um Verkürzung der Arbeitszeit ꝛc., so stehen die Arkeit geberinteressen immer im Gegensatz zu den Interessen der Arbei nehmer. Der Unternehmer ist doch nur von dem Gedanken besal recht viel Geld zu verdienen; ob der Arbeiter wirklich verdient, wah er für sich und seine Familie braucht, ist ihm s fs gleichgültt 88 das Gesetz seinen Zweck erfüllen, so muß diese Bestimmun eraus.
Abg. Manz (fortschr. Volksp.): Ich bitte, den Antrag abn⸗ lehnen; die Parität zwischen der Gruppe der Arheitgeber und ze Arbeitnehmer würde dadurch verletzt werden. Es sollen ja die be Interessen der Arbeitnehmer berücksichtigt werden; den ü⸗ chein, als ob wir einseitig bestrebt seien, den Arbeitern Zugestäntd nisse zu machen, wollen wir vermeiden.
Abg. Severing (Soz.): In der Begründung des ersten Entwu war ausdrücklich gesagt, es handle sich um die Erfüllung des Kaise⸗ lichen Versprechens von 1890; dieses aber sagte den Arbeitern eine Ja tretung zu. Von Verletzung des Paritätsgedankens kann also nich die Rede sein.
Abg. Dr. Fleischer (Zentr.): Auch wir treten für die Aufrech erhaltung des Wortlautes der Vorlage ein. Die „besonderen“ Inte essen der Arbeiter dürfen nicht so vertreten werden, daß dadurch ie gesamte Arbeitsverhältnis und die Produktion Schaden erleiden. Die Absicht soll verhütet werden.
Abg. Bömelburg (Soz): Die Erhöhung der Löhne und w.
Verkürzung der Arbeitszeit liegt nicht nur im Interesse des Arbeita.
und nicht nur im Interesse des Unternehmers, sondern im Interes des gesamten deutschen Volkes. Wäre der Abg. Fleischer mit da Unternehmertum in Berührung gekommen, so würde er seinen Standpunn nicht festhalten. Ich kenne Fälle, wo Unternehmer eine Erhöhung k Stundenlohnes von 22 auf 25 ₰ als „ausverschämt“ bezeichnet haba
Abg. Dr. Fleischer (Zentr.): Zu welchem Zwecke sollen ie
Arbeitskammern sich betätigen? Doch gerade im Interesse des g. samten deutschen Volkes. Bei⸗ Streichung der fraglichen Wo könnte es leicht dazu kommen, daß die beiderseitigen Interessen nich gerecht gegen einander abgewogen werden.
Abg. Molkenbuhr (Soz.): Sobald die Worte stehen bleibe
wie sie jetzt dastehen, wird darunter nicht verstanden werden, was
Allgemeinheit als im Interesse der Unternehmer liegend ansiet sondern was sie selbst als dahin gehörig ansehen; dieses letztere wi aber sehr oft als dem Gemeinwohl schädlich zu beachten sein. D. Abg. Fleischer sollte doch praktische Beispiele anführen.
Abg. Dr. Fleischer (Zentr.): Es könnte ja einmal eine U gestaltung eines Betriebes dahin beantragt werden, daß das Eigentn an den Produktionsmitteln in das Eigentum der Arbeiter übergech dann wäre doch die Schädigung des Allgemeinwohls gegeben.
Abg. Hue (Soz.): An dieses Beispiel glaubt doch der Kolle Fleischer wohl selbst nicht! Es ist demgegenüber an das erinnern, daß ein Hüttendirektor, der für den Feuerungsbetriebd Achtstundentag eingeführt hatte und damit Vorteile erzielte, ve den Eigentümern angewiesen wurde, den Achtstundentag wieder abg schaffen, weil man den Arbeitern auf diesem Gebiete nicht entgege kommen dürfe. Solch unsoziales Gebaren würde durch die von angegriffene Klausel gedeckt werden. 8
Abg. Dr. Fleischer (Zentr.): Das Beispiel trifft nicht weil eben der gesetzliche Rahmen fehlt, den wir ja schaffen wollen.
5 wird unverändert aufrecht erhalten. 1
Für den sozialdemokratischen Antrag stimmen nar Antragsteller.
(Schluß des Blattes.)
“
Bei der Ersatzwahl eines Mitglieds des Hauses d Abgeordneten an Stelle des verstorbenen Abgeordnet Ziesché (Zentr.), die gestern im Stadtkreise Breslau sta fand, erhielt, wie „W. T. B.“ berichtet, Kaufmann Vogh Breslau (Zentr.) 814, Handelskammersyndikus Dr. Ehlen Berlin (Fortschrittliche Volkspartei) 470 und Loebe (Sojis demokrat) 355 Stimmen. Es wurde also Stichwahl zwisch Vogel und Dr. Ehlers erforderlich. Diese ergab 839 Stimm für Dr. Ehlers und 824 für Vogel. Ersterer ist son gewählt.
— Bei der gestern in den Kreisen Hirschberg un Schönau, Regierungsbezirk Liegnitz, vorgenommenen Ersc⸗ wahl eines Mitglieds des Hauses der Abgeordneten Stelle des verstorbenen Abg. Wagner (Fortschrittliche Vol partei) wurden nach einer Meldung von „W. T. B.“ im gan; 390 Stimmen abgegeben; davon entfielen auf Hugo Wenl Rentier in Hirschberg i. Schl. (Fortschrittl. Volksp.), 203, 9 Landgerichtsrat a. D. Seydel in Hirschberg i. Schl. (natio liberal) 187 Stimmen. Ersterer ist somit gewählt.
Statistik und Volkswirtschaft.
Die Geisteskranken in den Irrenanstalten Preußens im Jahre 1908.
Unter dem Einflusse der angeordneten Ausdehnung der In anstaltsstatistik auf die Anstalten für Nervenkranke, für Morphin süchtige, Alkoholisten und auf die Wasserheilanstalten ist die folge Aenderung eingetreten. Berücksichtigt man nur die Zahl ⸗ Geisteskranken, so waren 1908 113 318 Verpflegte (63 599 maq⸗ liche, 49 719 weibliche) vorhanden; davon entfielen a. auf den 2 stand am 1. Januar 1908: 81 325 (43 856 männliche, 37 469 liche) = 71,77, (68,96 männliche, 75,36 weibliche) v. H., b. auf Zugang im Jahre 1908: 31 993 (19 743 männliche, 12 250 weiblit = 28,93 (31 04 männliche, 24,64 weibliche) v. H.
Werden die Nervenkranken usw. mitberücksichtigt, so ist folgend ermittelt: Die Anzahl der Verpflegten belief sich während des Berich
jahres auf 123 168 (68 514 54 65
111““ 4
aktum
tand am 1. Januar: Sans m., 69,70 w.) v. H., Zugang: 40 749 * 33,08 (35,30 m., 30,30 w.) v. H. “
Im Berichtsiahre 1908 ist die Zahl der Krankheitsfälle in den in Rede stehenden Anstalten auf 131 855 (74 004 m., 57 851 w.) ermittelt; davon waren aber im Berichtsjahre in mehreren Irren⸗ anstalten 8687 (5490 m., 3197 w.) gewesen, sodaß, wie vorher an⸗ egeben ist, die Zahl der verpflegten Personen sich auf 123 168 be⸗ äuft. Zieht man den Zugang allein in Betracht, der 49 436 Personen beträgt, so waren davon 17,57 v. H. bereits in demselben Berichts⸗ jahre in mehreren Irrenanstalten gewesen.
Von besonderem SI erscheint die Feststellung der Krank⸗ heiten der Verpflegten, die nfolge der Ausdehnung der bisherigen Irrenanstaltsstatistik auf die Nervenheilanstalten usw., in den Anstalten dieser Art im Jahre 1908 behandelt worden sind. So ist die Zahl der Epileptiker, die im Jahre 1902 sich auf 9258 (5408 m., 3850 w.) belief, im Jahre 1908 auf 16 020 (9657 m., 6363 w.) gestiegen, weil auch die Epileptiker ohne Seelenstörung vorschriftsmäßig in dieser Zahl enthalten sind. Neu aufgeführt sind 2264 (513 m., 1751 w.) Personen, die wegen „Hysterie“ den Anstalten zugegangen sind. Unter diesen Kranken stellt das weibliche Geschlecht die größte Anzahl; an „Neurasthenie“ litten überwiegend mehr Männer, nämlich 1945, während nur 1115 Frauen wegen dieser Krankheit den Anstalten zugeführt sind. Die „Chorea“ hat 46 m. und 116 w. Personen, meistens Kinder, die „Tabes“ da⸗ gegen nur Erwachsene und zwar 228 m. und 61 w., ebenso die „Morphiumsucht“ 211 m. und 102 w. Personen der Anstalts⸗ behandlung zugeführt. Wegen anderer Krankheiten des Nervensystems befanden sich 2016 (1247 m., 769 w.) Personen in den Anstalten; auch an anderen (körperlichen) Krankheiten Leidende wurden in der Zahl von 1746 (725 m., 1021 w.) in den Nerven⸗ und Wasseerheil⸗ anstalten behandelt. (Stat. Korr.)
Vorläufige Ergebnisse der Volkszählung vom 1. De⸗ ember 1910 liegen heute aus folgenden Städten vor: In Schöne⸗ sere wurden nach einer Mitteilung des städtischen Statistischen Amts 76 526 männliche und 96 146 weibliche, zusammen 172 672 ortsanwesende Personen gezählt gegen 141 010 am 1. Dezember 1005 und 95 998 am 1. Dezember 1900. — In der Stadt Hannover ergab die Volks⸗ zählung, wie „W. T. B.“ berichtet, 144 681 männliche und 155 072 weibliche, zusammen 299 753 Ortsanwesende. Am 1. Dezember 1905 hat sich die Bepölkerungsziffer auf 272 335 belaufen. — Die Einwohner⸗ zahl von Dresden betrug am 1. Dezember d. J. 546 882 gegen 516 996 am 1. Dezember 1905; diejenige von Chemnitz ist von 244 927 am 1. Dezember 1905 auf 286 454 am 1. Dezember 1910, also um 41 528 oder 17 % gestiegen. — Die Einwohnerzahl der Stadt Nürnberg belief sich am 1. Dezember d. J. auf 332 539, d. s. 38 114 Personen mehr, als bei der Volkszählung im Jahre 1905 ermittelt worden sind. — In der Stadt Braunschweig wurden 68 458 männliche und 74 861 weibliche, zusammen 143 319 Orts⸗ anwesende gegen 136 397 am 1. Dezember 1905 gezählt.
Zur Arbeiterbewegung.
Die Belegschaft der Zeche „Lucas“ bei Dortmund (vgl. Nr. 285 d. Bl.) ist, wie die „Köln. Ztg.“ mitteilt, gestern früh nach dem Beschluß der vorgestrigen Belegschaftsversammlung in einer Stärke von 270 Mann wieder angefahren. Die Anfahrt vollzog sich in aller Ruhe und ohne jede Störung.
Die Leipziger Brauer und Brauereiarbeiter sind in eine Tarifbewegung eingetreten. In einer von der Oitsverwaltung des Verbandes der Brauerei⸗ und Mühlenarbeiter Deutschlands ver⸗ anstalteten Versammlung beschlossen sie, wie die „Lpz. Ztg.“ berichtet, den mit den Ringbrauereien abgeschlossenen Lohntarif am 1. Januar 1911 zu kündigen und alle zur erfolgreichen Durchführung der Lohn⸗ bewegung erforderlichen Maßnahmen zu treffen.
Gestern hat, wie „W. T. B.“ meldet, über das vom Mar⸗ seiller Gemeinderat ausgearbeitete Beamtenstatut für die 3000 städtischen Angestellten unter diesen ein Referendum statt⸗ Fülhnden das eine Mehrheit für das Beamtenstatut ergeben haben dürfte.
Wie dem „W. T. B.“ aus Barcelona gemeldet wird, haben die Metallarbeiter neuerdings den Generalausstand und den Boykott der Fabrikanten von Sabadell beschlossen. 8
(Weitere „Statistische Nachrichten“ s. i. d. Zweiten Beilage.)
Kunst und Wissenschaft.
Das Königliche Kunstgewerbemuseum hat jüngst eine mit drei Reliefbildern aus der Geschichte der Susanna geschmückte Zinn⸗ kanne der Hochrenaissance erworben, von der nur noch ein Exemplar im Bayerischen Nationalmuseum bekannt ist. Die schöne, 30,5 cm hohe Kanne trägt weder einen Orts⸗ noch einen Meister⸗ stempel, sodaß man, um ihre Herkunft und Entstehungszeit zu be⸗ timmen, das gesamte sogenannte „Edelzinn“ aus der zweiten
älfte des 16. Jahrhunderts zum Vergleich heranziehen muß. m Mittelpunkt der Edelzinnarbeiten stehen diejenigen des Lothringer Zinngießers und Medailleurs Frangois Briot aus Damblain, der etwa von 1580 bis 1616 in Mont⸗ béliard tätig war. Sein im Kunstgewerbemuseum voll⸗ ständig vertretenes Werk umfaßt u. a. neben der bekannten Tempe⸗ rantiaschüssel die prachtvolle Marsschüssel mit einer dazu gehörigen Kanne, auch eine Susannaschüssel. Die Vorläufer der Briotschen Kunst, denen dieser Meister die Anregung verdankte, stammen aus Lyon. Aus einer Lyoner Werkstatt ging auch eine im Kunstgewerbe⸗ museum befindliche Aktäonschüssel hervor. Das Mittelrelief stellt Diang und Aktäon dar und ist nach einem Holzschnitt des in Lyon bei Fournes 1558 gedruckten Buches G. S. Florentins „Illustres Observations antiques“ ausgeführt. An dieses Stück schließt sich nun, bereits in die Zeit Briots fallend, die neuerworbene Susanna⸗ kanne an. — Ein in deutschem Boden selten, in andern europäischen Ländern nicht häufig gefundenes Stück wurde dem Museum für Völkerkunde einverleibt. Es ist das eine eiserne Lanzenspitze aus der Karolingerzeit, die 1909 bei Flußregulierungsarbeiten nahe bei Stettin aus der Oder gebaggert wurde. Die schmale, mit einem starken Mittelgrat versehene, schilfblattförmige Klinge von 2,5 em Breite bildete mit der langen, nach unten nur wenig ver⸗ breiterten Tülle die kräftige, elegante Spitze (Länge: 49 cm) einer mächtigen Stoßlanze, deren Holzschaft verloren ist. Befestigt wurde sie auf dem Holze durch lange Nägel, die durch zwei gegenüber⸗ stehende, durch die Tülle geschlagene Reihen von je 10 Löchern getrieben waren, und von denen nur das oberste Nagelpaar erhalten ist. Das Material ist ziemlich weiches, an den Schneiden zu Stahl gehärtetes Eisen. Was diese Lanzenspitze besonders interessant macht, ist die Verzierung des unteren Teiles durch auschierung. Um die Tülle, deren Oberfläche durch schmale Rillen aufgerauht ist, winden sich spiralförmig feine, flachgehämmerte Steifen, abwechselnd aus Silber⸗ und Kupferdraht. Diese Streifen bilden ein dünnes Band mit kurzen Aestchen oder Zacken. Die Zacken des Kupferbandes liegen dabei so genau zwischen denen des Silberbandes, aß Grund und Muster sich völlig entsprechen. Oben und unten schließt die Tüllenverzierung mit gezähnten ineinanderliegenden Drei⸗ ecken von Silber und Kupferblech ab, die wiederum durch gezackte Bänder begrenzt sind. Das Speereisen stellt einen Typus des 9. und 10. Jahrhunderts dar, der aus Einzelfunden und aus in ord⸗ und Mitteleuropa aufgedeckten Gräbern bekannt ist. ieses ganze Gebiet stand damals, was die Bewaffnung anlangt, unter dem Einfluß des karolingischen Westens. In der Ausrüstung des germanischen Kriegers war seit dem 7. Jahrhundert n. Chr., nachdem die nationale Abneigung gegen die beschwerenden Schutzwaffen allmählich geschwunden war, Eisenbrünne und ⸗Helm alla meiner geworden und damit hatte sich auch die Form der Angriffs⸗
waffen geändert.
Am schnellsten und durchgreifendsten trat diese Um⸗ wandlung bei den Franken ein. An Stelle des alten, zum Wurf und Stoß verwendeten germanischen Speeres tritt die immer länger und wuchtiger werdende Spatha, daneben ein großer, im Nahkampf ver⸗ wendeter Speer mit langem, kräftigem Eisen. Die Spitzen zeigten entweder ein breites Blatt und kurze Tülle, an der sich bisweilen zwei „Arretierhaken“ befinden, oder sie waren, wie in unserem Stück, schlank mit langem Blatt und Sve. v Tülle. Das Stettiner Speereisen, wie ein zweites in der Technik und Dekoration ihm ver⸗ wandtes Stück aus Pere (bei Potsdam) stammen aus damals slawischen Gebieten. Die Eisenteile rühren aber nicht von slawischen Waffenschmieden her, sind vielmehr als aus Franken eingeführt zu be⸗ trachten. Schon am Anfang des 9. Jahrhunderts erließ Karl der Große ein Waffenausfuhrverbot. Karl der Kahle bedrohte den Waffenverkauf ins Ausland sogar mit dem Tode. Doch scheinen solche drakonischen Bestimmungen nicht durchgedrungen zu sein, denn fränkische Waffen waren bei allen Völkern des Ostens und Nordens gesucht und wurden hoch bewertet. — Das Kupferstichkabinett erwarb vor kurzem eine Federzeichnung aus dem Anfang des 16. Jahrhunderts, die als seltenes Beispiel der Zeichenkunst der alten italienischen Kupferstecher und als Arbeit eines nicht un⸗ bedeutenden, eigenartigen Meisters beachtenswert ist. Sie stellt das Urteil des Paris dar und stimmt in ihrer ganzen Form mit einer Reihe von Kupferstichen so sehr überein, die man als Werk des „Meisters von 1515“ zusammenzufassen pflegt, daß an der Identität des Zeichners und des Stechers kaum gezweifelt werden darf. Der „Meister von 1515“ wird der oberitalienischen Schule zugerechnet; er gehört, wie im letzten Heft der „Amtlichen Berichte aus den König⸗ lichen Kunstsammlungen“ ausgeführt wird, zu jenen schwächeren Künstlern der Uebergangszeit, die ihre ungemessene Antikenbegeisterung nicht mehr durch quattrozentistische Stilsicherheit und naiven Natu⸗ ralismus zu zügeln verstanden, aber auch nicht, wie die Großen der Renaissance, die Eindrücke der Antike zu neuen Bildungen von eigener Lebenskraft umzugestalten vermochten. Die 44 Kupferstiche des Meisters, die wir kennen, stellen sämtlich antike Szenen oder Gegen⸗ stände dar, sind aber nicht direkte Nachahmungen antiker Bildwerke, sondern recht willkürliche Gestalten. Die Reize der Stiche liegen in feinen Einzelheiten, besonders auch in der Kontrastwirkung von Licht und Schatten. Wiederholt finden sich in ihnen Anlehnungen an Dürer. Unsere Zeichnung trägt die Jahreszahl 1520, die ja zu dem „Meister von 1515“ passen würde. Dagegen geben die Inschriften auf der Zeichnung manches Rätsel auf. Auf der Rückseite ist mit anderer Tinte und von anderer, wie es scheint, späterer Hand ge⸗ schrieben: „Fil guter Zeit wünsch ich.“ Das kann man als Widmung des Schenkers deuten, der das Blatt vielleicht einem kunstliebenden Freunde aus Italien mitgebracht hatte. Datum und Schriftzeichen auf der Vorderseite sind augenscheinlich mit der Tinte, mit der die Zeichnung ausgeführt wurde, geschrieben, also wohl vom Künstler selbst als Bekundung seiner Autorschaft beigefügt worden. Man hat sie aber noch nicht einwandfrei zu deuten vermocht. Was für den „Meister von 15159 spricht, ist, wie gesagt, neben der Jahreszahl vor allem der ganze Eharakter der Zeichuung. 6
“
Neue Bruchstücke einer Nibelungenhandschrift fand der Oberbibliothekar zu Upsala Isak Collijn, als er kürzlich im Auftrage der preußischen Kommission für den Gesamtkatalog der Wiegendrucke in Mainz arbeitete, in einem Frühdruck des dortigen bischöflichen Seminars. Es ist das, wie die „Voss. Ztg.“ mitteilt, ein sogenanntes Quadragesimale über die christliche Religion des h. Bernardin von Siena. Diese Inkunabel stammt nach einer Eintragung im Buch aus dem Benediktinerkloster auf dem Jakobsberge in Mainz, in dessen Bibliothek sie auch 1512 in dem von Wolfgang Treßler verfaßten, jetzt auf der Berliner Königlichen Bibliothek befindlichen Katalog ge⸗ nannt wird. Collijn hat seinen Fund jetzt in einer Monographie be⸗ handelt, der Faksimiles aller der neuen Nibelungenstücke beigegeben sind. Was vor diesem Funde von der Handschrift bekannt war, hatte vor Zeiten Görres entdeckt, der die Stücke teils an Wilhelm Grimm, teils an August Wilhelm von Schlegel schenkte. Auf diesem Wege kamen sie an Karl Lachmann, und dieser schenkte sie wiederum der Königlichen Bibliothek. Außet diesen jetzt Berliner Bruchstücken sind noch eine Anzahl Strophen aus einer direkten, in Heidelberg befind⸗ lichen Abschrift der Handschrift I, bekannt. Collijns Fund fügt noch 54 neue Strophen hinzu Sie sind von derselben Hand geschrieben wie der erste Teil der Berliner Stücke und bildeten die Blätter 11, 12, 15 und 16 der Handschrift.
Die Kuratoren der Columbia⸗Universität teilen mit, daß der Universität ein Geschenk von 100 000 Doll. gemacht worden sei, dessen Zinsen dazu verwandt werden sollen, die deutsch⸗amerika⸗ nischen Kulturbeziehungen zu fördern. Eine weitere Gabe von 30 000 Doll. sei für die Erwerbung eines Deutschen Hauses für die Universität bestimmt, das ein germanisches Institut zum Studium der deutschen Geschichte und Kultur enthalten soll.
Literatur.
Die G. J. Göschensche Verlagsbuchhandlung kann ein seltenes und ehrenvolles Jubiläum 8 in der von ihr ber ausgegebenen „Sammlung Göschen“ ist soeben das 500 Bändchen er⸗ schienen. Unter den volkstümlich wissenschaftlichen Enzyklopädien in Einzelbänden, die seit den letzten Jahrzehnten in einigen Verlags⸗ instituten erscheinen, nimmt die „Sammlung Göschen“ eine hervor⸗ ragende Stellung ein, sowohl durch die große Mannigfaltigkeit der Wissensgebiete, die in ihr Berücksichtigung finden, als vor allem durch die wissenschaftliche Qualität ihrer Mitarbeiter, die sich aus den namhaftesten Fachmännern zusammensetzen. Bedenkt man ferner, daß der Preis jedes Bändchens nur 80 ₰ beträgt, so ist die Behauptung berechtigt, daß durch diese Sammlung eine Fülle von Belehrung und Anregung in weite Kreise getragen worden ist und daß sie erheblich zu einer Popularisierung der Wissensschätze auf allen Gebieten in gutem Sinne beigetragen hat. Das 50 ‧Bandchen hat den außerordentlichen Professor an der Berliner Universität Dr. Georg Simmel zum Verfasser und beschäftigt sich mit den Hauptproblemen der Philosophie. Während die Geschichten der Philosophie in der Regel historisch die Ergebnisse des philosophischen Denkens liefern, behandelt der Verfasser sachlich die logischen und erkenntnistheoretischen Hauptprobleme: das Wesen der Philosophie, Sein und Werden, Subjekt und Objekt, um sich sodann in einem vierten Abschnitt der praktischen Philosophie, den „idealen Forderungen“, zuzuwenden. Da⸗ bei gibt er die Bilder dieser großen Philosopheme so, wie sie sich etwa einem Philosophen darstellen, der eine eigene Lösung dieser Probleme sucht und zu diesem Zwecke die bereits vorliegenden Lösungen sich ver⸗ gegenwärtigt,. und erwägt. Ein Problem ist ihm in diesem Zusammenhang nicht wichtig, weil Plato und Hegel es behandelt haben, sondern Plato und Hegel ind ihm wichtig, weil sie das Problem behandelten. Das Verständnis der philosophischen Probleme soll also von dem inneren Prozeß her gefördert werden. Aehnlich, wie man zum Ver⸗ ständnis der Kunst gelangt, indem man den Schaffensprozeß des Kunstlers in einer bestimmten Art gewissermaßen wiederholt, soll der Leser hier durch ein Nachdenken philosophischer Probleme zu ihrer Erkenntnis vordringen. — Die Simmelsche Schrift ist ein instruktives Beispiel für die in der Göschenschen Sammlung befolgte Methode: Dem Leser werden nicht in knappen Auszügen aus gröͤßeren wissen⸗ schaftlichen Werken deren Hauptergebnisse vorgesetzt, das Bestreben geht vielmehr dahin, ihn möglichst geistig mitarbeiten und sich so die von andern gehobenen Schätze miterwerben zu lassen.
— Die Taschenbücher für Südwestafrika 85 ℳ) und für Deutsch Ostafrika (4,80 ℳ), herausgegeben von Major Schwabe, Oberstabsarzt Kuhn, Bezirksamtmann von St. Paul Illaire und Dr. Fock, liegen im 2. Jahrgang für 1911 vor (Verlag von W. Weichert in Berlin). Die Taschenbücher, die eine große Nenge für die Kolonien wichtiger Angaben in übersichtlicher Anordnung ent⸗ halten, sind für den zweiten Jahrgang in mannigfacher Betebung er⸗
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gänzt worden. Das Taschenbuch für Südwestafrika wurde u. a. durch Listen des Viehzugangs und abgangs, Lohnlisten, Angaben der Hoch wasserzeiten, eine Zusammenstellung der postalischen Verhältnisse un der in der Kolonie arbeitenden Gesellschaften bereichert, während das⸗ jenige für Deutsch⸗Ostafrika u. a. durch Abrechnungs⸗ und Lohntabellen und einen Reiseführer durch den Norden des Schutzgebiets erweitert wurde. Die Gesetze und Verordnungen sind für beide Taschenbücher wieder in besonderen Bändchen herausgegeben. — Kürschners Jahrbuch für 1911 (Hermann
Verlag in Berlin u. Leipzig, geb. 1,80 ℳ) enthält in übersichtlicher Form wieder eine Fülle von Angaben aus allen Gebieten des Staats⸗ und Wirtschaftslebens, der Literatur, Kunst ꝛc., die sorgsam nach⸗ revidiert und ergänzt sind. Neu aufgenommen sind z. B. ein „Deutsches Städtelexikon“, in das auch die größeren Landgemeinden eingegliedert sind und das u. a. die Ortsklassen für den Wohnungsgeldzuschuß und die Höhe der Kommunalsteuern aufführt. Sehr rei haltig sind auch die Angaben über Heer und Flotte, sehr übersichtlich und praktisch die⸗ jenigen über die internationale Handels⸗ und Verkehrsstatistik.
Kurze Anzeigen neu erschienener Schriften, deren Heshrechung perbehalten bleibt. v1“ sind nur an die Redaktion, Wilhe mstraße 32,
zu richten. Rücksendung findet in keinem Falle statt.
Viaggio a Roma. Sprachführer für Deutsche in Italien. Preaktisches der italienischen Umgangssprache von Dr. Fassano. 7. ufl., umgearbeitet von Dr. G. Chisini. 1,60 ℳ; gebdn. 2 ℳ. Berlin W. 35, Flottwellstr. 4, F. A. Herbig.
Sozialer Volkskalender für 1911. (Preis für 100 Stück 7 ℳ einschl. Porto und Verpackung.) Berlin SW. 61, Johanniter⸗ straße 6, Verlag der Vaterländischen Verlags⸗ und Kunstanstalt.
Illustrierter Deutscher Flottenkalender für 1911.
1 ℳ. Minden i. W., Wilhelm Köhler.
Haacks Damenkalender für 1911. 327. Jahrg. 17 Bogen auf chamois Postpapier mit roter Randeinfassung. — Mit einem in photographischem Lichtdruck ausgeführten Titelbilde von H. Fenner⸗Behmer „Trotzkopf“. Gebdn. 2 ℳ. Berlin W. 50, Geisbergstr. 40, A. Haack. Flachmodelle. A. Maschinenbau. Modelle zum Au schneiden und Zusammensetzen zum Selbstunterricht für die reifere Jugend und Lehrlinge. Von Otto Robert. 0,60 — 0,70 ℳ. Ravensburg, Otto Maier. 2
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Bauwesen.
Bauberatungsstellen. 1.“X“
„Von jeher hat die Set für Volkswohlfahrt, früher Zentralstelle für Ar⸗ eiterwohlfahrtseinrichtungen, dem Arbeiter⸗ wohnungsbau ein besonderes Interesse zugewendet. Hierbei standen neben der Absicht einer nachhaltigen Förderung des gemeinnützigen Wohnungsbaues durch Reich, Staat und Gemeinden, dur
Arbeitgeber und gemeinnützige Vereinigungen aller Art au die sonstigen vörteies haitchen auf das Wohnungswesen bezüg⸗ lichen Fragen sowie die technischen Gesichtspunkte im grunde. Was speziell die Frage der technisch⸗wirtschaftlichen Gestaltung des Arbeiterwohnungsbaues anbelangt, so war schon mit der ersten Konferenz der früheren Zentralstelle für Arbeiterwohlfahrts⸗ einrichtungen am 25. und 26. April 1892, bei der über die Ver⸗ besserung der Wohnungen verhandelt wurde, eine Ausstellung von Bauplänen und Grundrissen verbunden, und in dem herausgegebenen Bericht über die Verhandlungen, Heft 1 der Schriften der Zentral⸗ stelle, ist ein reichhaltiges Material in dieser Beziehung ent⸗ halten. Auch in der Folgezeit hat die Zentralstelle diesen Fragen das größte Interesse entgegengebracht und noch verschiedentlich bei ihren Konferenzen darüber verhandelt und einschlägiges Material in ihren Schriften niedergelegt. Es sei namentlich auf Heft 20 ihrer Schriften (g „Bau und Einrichtungen von Kleinwohnungen“) hingewiesen. Als dann allmählich die Erkenntnis sich immer weiter verbreitete, daß, wie die Bauweise überhaupt, so insbesondere das Arbeiterwohnhaus einer ästhetischen Beeinflussung dringend bedürftig sei, hat auch die Zentralstelle an ihrem Teile an der Förderung dieser Fragen mitgewirkt. Am 5. und 6. Juni 1905 veranstaltete sie in Hagen eine Konferenz, bei der über „die künstlerische Gestaltung des Arbeiterwohnhauses“ beraten wurde. Die Verhandlungen sind in Heft 29 der Schriften der Zentralstelle ab⸗ edruckt, in der auch eine Reihe von I“ en Leistungen vor
ugen geführt wird. In den Verhandlungen sprach Dr. M. Brandts⸗ Düsseldorf über „die Notwendigkeit und Möglichkeit der künstlerischen Ausgestaltung des Arbeiterwohnhauses“, K. E. Osthaus⸗Hagen über den „Wert des Hauses“, Geheimer Rat Muthesius über „die Entwicklung des künstlerischen Gedankens im Hausbau“; ferner hielten Vorträge: Königlicher Gartenbaudireltor Eneke (Cöln) über „Gärten an Arbeiterwohnhäusern“, Regierungsrat Prefessor Dr.⸗Ing. Henrici (Aachen) über „Arbeiterkolonien“, Architekt Riemerschmid (München⸗Pasing) über „Grundriß und Außenbau, Innenausbau und Einrichtung“ und Professor Schulze⸗Naumburg u“ über „das Bauernhaus in seiner vorbildlichen Bedeutung ür den Arbeiterhausbau’. Die Zentralstelle hat also in dieser Beziehung schon seit Jahren gewisse Funktionen einer Bauberatungsstelle erfüllt. Noch mehr gilt dies bezüglich einiger anderer Tätigkeitsgebiete. In der Zeitschrift „Con⸗ cordia“ und in der vom Geschäftsführer herausgegebenen „Zeit⸗ schrift für Wohnungswesen“ ist in Wort und Bild Propaganda für eine technisch und künstlerisch einwandfreie Bauweise gemacht worden. Ferner wurde gemeinnützigen Bauvereinen und Industriellen Rat erteilt, und es wurden ihnen Musterentwürfe zur Verfügung gestellt. Hatte also hiernach die Zentralstelle schon hinsichtlich einer Besserung der Bauweise viel getan und in mancher Beziehung als Bauberatungs⸗ stelle gewirkt, so folgte . auch der im Jahre 1910 an sie ergangenen Anregung des Deutschen Werkbundes, die Errichtung von Bauberatungs⸗ stellen in allen Landesteilen zu fördern, und zwar wiederum von dem Gesichtspunkt einer Förderung des Arbeiterwohnungsbaues aus. Es wurde zunächst auf den 23. Februar 1910 eine Reihe von be⸗ sonderen Sachverständigen und in der Bewegung stehenden Herren zu⸗ einer Besprechung eingeladen. Bei dieser wurde einstimmig anerkannt, daß die Förderung der Errichtung von Bauberatungsstellen dringend geboten sei, und .— die Jentralstelle möge die Sache in die Hand nehmen, vor allem das Material über die bestehenden Be⸗ ratungsstellen sammeln und in einer Schrift veröffentlichen und sodann eine Versammlung einberufen, um über die Sache öffentlich zu ver⸗ handeln. Die zuständigen Organe der Zentralstelle billigten diesen Beschluß und es wurde in Aussicht genommen, daß die Zentralstelle, vornehmlich mit Rücksicht auf den Arbeiterwohnungsbau, bei den in Frage kommenden Faktoren für die Errichtung von Bauberatungs⸗ stellen eintrete und insbesondere auch die gemeinnützigen Geldgeber anrege, sowohl auf eine zweckmäßige ü wirtschaftliche als auch auf eine ästhetische Ausgestaltung der bei ihnen zur Beleihung ein⸗ gehenden fwv hinzuwirken.
Die Sammlung des Materials ist alsbald eingeleitet worden und die Bearbeitung in der von der Zentralstelle für Volkswohlfahrt in diesen Tagen herausgegebenen Schrift „Die Organisation und Tätigkeit der Bauberatungsstellen“ (49 Seiten, Karl Hey⸗ manns Verlag, Berlin) erfolgt. Es sind darin die Berichte einiger besonders hervorragender Stellen über ihre Aufgaben und Einrichtungen im Wortlaute wiedergegeben, nämlich diejenigen der Königlichen Be⸗ ratungsstelle für das Baugewerbe in Stuttgart, der Bauberatun gsstellen des Rheinischen Vereins für Kleinwohnungswesen ( Technisch⸗künstlerische Abteilung), des Westfälischen Vereins zur Förderung des Klein⸗ wohnungswesens, des Vereins für niedersächsisches Volkstum (zu Bremen), der auf Grund des bremischen Kunstschutzgesetzes der Bau⸗ polizei und anderen staatlichen Stellen als beratende Behörde zur Seite getretenen Sachverständigenkommission des bremischen Staates und der Bericht über die Maßnahmen des staatlich unterstützten
Vordere.