er 8
Dem Oberstabsarzt Dr. von Vag edes, Regimentsarzt
des 2. Westpreußischen Feldartillerieregiments Nr. 36 in Danzig,
ist das Prädikat Frrofessor beigelegt worden.
“ 8 Finanzministerium.
Die Rentmeisterstelle bei der Königlichen Mohrungen, Regierungsbezirk Königsberg, ist zu besetzen.
8
Bekanntmachung.
Alle diejenigen jungen Männer, welche in einem der zum Deutschen Reich gehörigen Staaten heimatsberechtigt und -1) in dem Zeitraum vom 1. Januar bis einschließlich 31. Dezember 1891 geboren sind, . 2) dieses Alter bereits überschritten, aber sich noch nicht bei einer Ersatzbehörde zur Musterung gestellt, 3) sich zwar gestellt, über ihr Militärverhältnis aber noch keine endgültige Entscheidung erhalten haben und gegenwärtig innerhalb des Weichbildes hiesiger Residenz sich aufhalten, werden, soweit sie nicht von der persönlichen Gestellung in diesem Jahre entbunden sind, hierdurch n Grund des § 25 der Deutschen Wehrordnung angewiesen: sich behufs ihrer Aufnahme in die Rekrutierungsstammrolle in der Zeit vom 15. Januar bis 1. Su d. J. während der Stunden von Vormittags 8 bis Nachmittags 7 Uhr (Sonntags bis Mittags 12 Uhr) im Geschäftsraume des für ihre Wohnung zuständigen Polizeireviers pers Fecghh und re Geburts⸗ oder Losungsscheine und die Segalen sonstigen Atteste, welche bereits ergangene Entscheidt r. In über ihr Miilitärverhältnis enthalten, mit zur Stelle zu Heingen. . Die Geburtszeugnisse werden von den Standesämtern ausgestellt. Für diejenigen hiesigen Militärpflichtigen, welche zurzeit abwesend sind (auf der Reise begriffene Handlungsgehilfen, auf See befindliche Seeleute ꝛc.), haben die Eltern, Vormünder, ehr⸗, Brot⸗ und Fabrikherren die Anmeldung in der vor⸗ bestimmten Art zu bewirken. Wer die vorgeschriebene Anmeldung versäumt, wird nach § 33 des Reichsmilitärgesetzes vom 2. Mai 1874 mit einer Geldstrafe bis zu 30 ℳ oder mit Haft bis zu 3 Tagen bestraft. 8 Reklamationen (Anträge auf Zurückstellung bezw. Befreiung von der Aushebung in Berücksichtigung bürgerlicher Verhält⸗ nisse — § 32 2a— g der deutschen Wehrordnung —) sind be⸗ züglich aller Militärpflichtigen, auch der Einjährig⸗Freiwilligen, vor dem Musterungsgeschäft, spätestens aber im Musterungs⸗ termine anzubringen; nach der Musterung angebrachte Reklamationen werden nur dann berücksichtigt, wenn die Ver⸗ anlassung zu denselben erst nach Beendigung des Musterungs⸗ geschäfts entstanden ist. Berlin, den 10. Januar 1911. 8 Die Königlichen Ersatzkom missionen der Aushebungsbezirke Berlin. Frommel.
Deutsches Reiichh.
Preußen. Berlin, 10. Januar.
ꝛIn der am 9. Januar 1911 unter dem Vorsitz des Staats⸗ ministers, Staatssekretärs des Innern Dr. Delbrück ab⸗ gehaltenen Plenarsitzung des Bundesrats wurde dem Entwurf eines Gesetzes für Elsaß⸗Lothringen über Abänderung des Sparkassengesetzes vom 14. Juli 1895 und der Vorlage, betreffend Aenderungen der Zündwarenkontingentierungsordnung, die Zustimmung erteilt. Demnächst wurde die Wahl der Mit⸗ glieder des Reichsgesundheitsrats für die Jahre 1911 bis 1915 sowie die Wahl eines Mitglieds der Reichsschuldenkommission vollzogen und über verschiedene Eingaben, betreffend Befreiung von den Prüfungsvorschriften für Aerzte, Beschluß gefaßt.
Oesterreich⸗Ungarn.
SDdie nächste Sitzung des österreichische hauses findet am 17. Januar statt. 3
8 Portugal.
Vorgestern haben in Lissabon gegen drei monarchistische Zeitungen, die in der letzten Zeit wiederholt gegen die portugiesischen Republikaner schwere und beschimpfende Angriffe veröffentlicht hatten, Kundgebungen stattgefunden. Wie die veranstaltete Untersuchung ergeben hat, sind etwa vierzig Personen in die Geschäftsräume der Zeitungen eingedrungen und haben dort Verwüstungen angerichtet. Personen sind weder verletzt noch überhaupt angegriffen worden. Die Schuldigen wurden verhaftet. In der Stadt hat der Zwischenfall keine Beunruhigung hervorgerufen.
Der Zivilgouverneur von Lissabon hatte gestern
mit einigen Journalisten eine Unterredung, in deren Verlauf er, „W. T. B.“ zufolge, erklärte, er habe seit langem Kenntnis von der gegen das neue Regime und die Leiter der portugiesi⸗ chen Regierung gerichteten Bewegung, die von im Auslande efindlichen Persönlichkeiten des alten Regimes mit dem Jesuiten Cabral an der Spitze ausgehe. Die provisorische Regierung beklage die gestrigen Ereignisse, da sie im Ausland zu ten⸗ denziösen Angriffen gegen die Regierung Anlaß geben könnten.
Türkei.
Wie „W. T. B.“ meldet, soldaten ein anf der Linie türkisches Wach geetötet und einen
Feuer; fünf bulgarische wundet sein.
verwundet. Die Soldaten sollen getötet oder ver⸗
Nach weiteren Meldungen des „W. T. B.“ ist in der Nacht zum Montag eine türkische Grenzwache in der rsschilchen üanhe
egriffen worden, wobei ein Soldat erschossen wurde. ie nsgr.9n und tötete drei Griechen; die In Krania drang eine griechische Wall ermordete
Gegend von Papapuli von einer
Wache erwiderte das Feuer
achen ein
18
und
5 ö 8 S I11 6 ihn und zwei seiner Söhne.
haben bulgarische Grenz⸗ nach Djumaibala gelegenes aus beschossen, zwei türkische Soldaten Türken erwiderten das
8 L8P8ELo1““ E“ 16“ Bei der Verfolgung der Täter fielen zwei Soldaten; vier Griechen wurden erschossen und ein Grieche wurde verwundet und gefangen genommen. Eine andere griechische Bande überfiel ein Gehöft am Fuße des HOlymps, ermordete den Eigentümer und schlachtete dreißig Stück Vieh ab. Amerika.
Dem amerikanischen Senat ist die revidierte Oze an⸗ dampfer⸗Subsidienbill zugegangen, die von der Regierung unterstützt wird. Wie „W. T. B.“ meldet, ist darin für den Postdienst zwischen den Vereinigten Staaten und Südamerika eine staatliche Unterstützung bis zum Höchstbetrage von vier Millionen Dollar vorgesehen.
haben nach einer Meldung des „W. T. B.“ aus Puerto Cortez (Honduras) die Hafenstadt Tela eingenommen und rücken gegen Ceiba vor.
Aus Rio de Janeiro wird, obiger Ouelle zufolge, gemeldet, daß eine Anzahl brasilianischer und portugiesischer Famhehen den Kreuzer „Adamastor“ besucht und eine republi⸗ aanische Fahne überreicht haben, die Abends auf dem Schiff gehißt wurde. Als die Republikaner wieder an Land kamen, wurden sie von zahlreichen Monarchisten angegriffen. Es ent⸗ stand eine Schlägerei, bei der mehrere Personen verwundet wurden. Die Polizei stellte die Ordnung wieder her.
KESKolonialss9.
Straußenzucht in Deutsch⸗Südwestafrika.
Zwischen Goanikontes und Richthofen hat sich ein neu ins Leben tretendes Straußenzuchtunternehmen Land erworben, das im Flußbett des Swakop liegt. Hauptsächlich will man Luzerne anbauen, die, wie schon erprobt ist, dort besonders gut fortkommt. Weiter wird daran gedacht, die Farmen besonders als Lehrstätten für angehende Straußen⸗ züchter einzurichten. Bisher waren Versuche mit der Strau im großen Maßstabe in Deutsch⸗Südwestafrika nicht u worden.
Bergtechnisches Laboratorium für Lüderitzbucht in Deutsch⸗Südwestafrika.
In der Sitzung des Bezirksrats in Lüderitzbucht vom 2. De⸗ zember wurde auf Antrag des Bürgermeisters Kreplin einstimmig der Beschluß gefaßt: das Kalserliche Gouvernement möge gebeten werden, daß so bald als möglich für den Süden des Schutzgebiets ein berg⸗ technisches Laboratorium mit dem Sitz in Lüderitzbucht errichtet werde. Kreplin begründete seinen Antrag damit, daß ein staatliches Laboratorium, bei dem die zahlreichen Schürfer zu mäßigen Sätzen mit Garantie für Unparteilichkeit und Geheimhaltung Mineralien untersuchen lassen könnten, zurzeit im ganzen Lande fehle, daß das staatlich unterstützte Laboratorium in Swakopmund im Hinblick auf die unregelmäßigen Ver⸗ bindungen für den Süden sehr ungünstig liege, sodaß der Süden, in dem die größte Schürftätigkeit herrsche, zurzeit auf ein privates Labora⸗ torium in Keetmanshoop und auf Laboratorien in Kapstadt angewiesen sei. Da die Schürfgebühren die Schürfer hereits stark belasteten, so könne die im Interesse der Auffindung von Boden⸗ schätzen so nötige Schürftätigkeit vieler einzelner Schürfer nur fort⸗ geführt werden, wenn ihnen durch ein staatliches Laboratorium in Lüderitzbucht die hohen Kosten der Privatlaboratorien und der durch die Hin⸗ und SF na do. kor ymund und Kapstadt entsten⸗ Zeitverlust erspge Prieger St.⸗B sein perartiges Labor Feinen starken Fachu Fieherne . on falschen Gerü⸗
) Fh dez die dalmn se nel e; Ldem zhnnten. - 2
4 *
I . Parlamentarische Nachrichten.
Staatssekretär des Innern Dr. Delbrück und der Staats⸗ sekretär des Reichsschatzamts Wermuth beiwohnten, er⸗ öffnete der Präsident Graf von Schwerin⸗Löwitz mit fol⸗ gender Ansprache: 1
Meine Herren! Ich gestatte mir zunächst, meine besten Wünsche zum neuen Jahre auszusprechen. habe ich leider dreier überaus schmerzlicher Verluste zu gedenken, die uns während der Weihnachtsferien betroffen haben. Zunächst ist in der Nacht vom 23. zum 24. Dezember unser allverehrter lang⸗ jähriger Herr Präsident, Seine Exzellenz Graf Ballestrem, verstorben. Der Verstorbene gehörte zwar nicht mehr dem Reichstage an, aber bei den außerordentlich großen Verdiensten, die er sich während seiner langjährigen Amtsführung um die Führung unserer Geschäfte erworben hat, und bei der allgemeinen Beliebtheit, deren er sich erfreute auf Grund einer Unparteilichkeit und einer oft, mit dem köstlichsten Humor gepaarten unvergleichlichen Liebenswürdigkeit, habe ich mir gestattet, der Witwe des Verstorbenen sofort nach Bekanntwerden der Todesnachricht, die Anteilnahme des Reichstages telegraphisch auszudrücken, ferner hat, da ich leider durch Erkältung verhindert war, an der Beisetzung persönlich teilzunehmen, der Zweite Herr Vizepräsident im Namen des Reichstags an der Bahre unseres unvergeßlichen Präsidenten einen schönen Kranz niedergelegt. Ferner haben wir weiter zu beklagen den Verlust des am 19. Dezember 1910 verstorbenen Herrn Abg. Hirschberg, gewählt für den 8. Wahl⸗ kreis des Regierungsbezirks Königsberg, dem Reichstage angehörig seit 1903, und endlich des am 1. Januar d. J. ebenfalls in seiner Heimat verstorbenen Herrn Abg. Schmid⸗Immenstadt, gewählt für den 6. Wahlkreis von Schwaben, Mitglied des Reichstags seit 1883. Sie haben sich zum Gedächtnis der Verstorbenen von Ihren Plätzen er⸗ hoben, was ich hiermit konstatiere.
Zur Verlesung gelangte sodann die Interpellation der fortschrittlichen Volkspartei (Abgg. Dr. Ablaß u. Gen.):
„Ist der Herr Reichskanzler bereit, angesichts der schweren Mißstaͤnde, die sich aus der Besteuerung von Zündwaren für die beteiligte Industrie und Arbeiterschaft wie für die Verbraucher ergeben haben, die Aufhebung des Zündwarensteuergesetzes vom 15. Juli 1909 schleunigst in die Wege zu leiten?“
(Schluß des Blattes.)
88 Die heutige (1.) Sitzung des Hauses der A geordneten, welcher der Minister der öffentlichen Arbeiten von Breitenbach, der Minister für Handel und Gewerbe Sydomw, der Minister des Innern von Dallwitz und der Finanzminister Dr. Lentze beiwohnten, eröffnete der Präsident der vorigen Session von K röcher mit folgenden Worten:
Als Präsident der vorigen Session eröffne ich die Sitzung und bitte Sie, mit mir einzustimmen in den Ruf; Seine Majestät der Kaiser, unser Allergnädigster König und Herr, lebe hoch! (Das Haus stimmte dreimal begeistert in den Ruf ein. Die Sozialdemokraten traten erst nach dem Hoch in den Saal ein.)
Darauf nahm zur Einbringung des Entwurfs des Staatshaushaltsetats für das Etatsjahr 1911 der Finanzminister Dr. Lentze das Wort, dessen Rede morgen im Wortlaut wiedergegeben werden wird.
(Schluß des Blattes.)
Ihnen allen
— Die revolutionären Streitkräfte des Generals Bonilla
Die heutige (102.) Sitzung des Reichstags, welcher der
Dann aber
Die Mitglieder des Hauses der Abgeordneten Rittergutsbesitzer von a1 gon Vertreter des Kreises Königsberg im Regierungsbezirk Frankfurt a. O., und Malermeister Meyer⸗Bielefeld (kons.), Vertreter der Kreise Herford, Halle und Bielefeld (Stadt⸗ und Landkreis) im Regierungsbezirk Minden, sind, wie „W. T. B.“ meldet, am 9. d. M. gestorben. “
8 8 4 1““ 8
Unter dem Titel „Geschäftsübersicht des preußischen Hauses der Abgeordneten, 21. Legislaturperiode, I. Session, 1908 (26. bis 30. Juni 1908), II. Session, 1908/09 (20. Oktober 1908 bis 25. Juni 1909)“, hat der Registrator beim Abgeordnetenhause, Rechnungsrat Döhl eine 436 Quartseiten umfassende Uebersicht über den Inhalt der Verhandlungen und Vorlagen der beiden Sessionen einschließlich des Staatshaushaltsetats herausgegeben (Berlin, Preußische Verlagsanstalt, G. m. b. H.). In lexikalischer Form wird unter alphabetisch geordneten Stichwörtern angegeben, was bei den Beratungen und in den Vorlagen jener beiden Sessionen behandelt worden ist, und an welchen Stellen des steno⸗ graphischen Berichts und der anderen Drucksachen des Hauses der Abgeordneten ausführliche Mitteilungen darüber zu finden sind.
Nr. 1 des „Zentralblatts für das DeutscheReich“, heraus gegeben im Reichsamt des Innern, vom 6. Januar, hat folgenden Inhalt: 1) Konsulatwesen: Ernennungen; Entlassung. — 2) Allgemeine Ver⸗ waltungssachen: Erscheinen des Handbuchs für das Deutsche Reich 1911. — 3) Marine und Schiffahrt: Entbindung von jährlichen Kesseluntersuchungen bei zur Auswandererbeförderung nach Groß⸗ britannien zugelassenen Schiffen. — 4) Zoll⸗ und Steuerwesen: Ver⸗ änderungen in dem Stande der zur Ausstellung von Untersuchungs⸗ zeugnissen für Wein usw. ermächtigten ausländischen Fachchemiker und wissenschaftlichen Anstalten; Veränderungen in dem Stande und den Befugnissen der Zoll⸗ und Steuerstellen; Veränderungen in den Befugnissen von Zoll⸗ und Steuerstellen zur Ausfersäaa und Er ledigung von Essigsäurebegleitscheinen. — 5) Polizeiwesen: Aus weisung von Ausländern aus dem Reichsgebiete.
Statistik und Volkswirtschaft. Zur Arbeiterbewegung. 3 In der Posamentenfabrik Louis Schuster in Görlitz sind
der „Voss. Zig.“ zufolge, sämtliche Weber wegen Lohnstreitigkeiten
in den Aussrand getreten. — Die Ausständigen der Kaliwerke
Aschersleben haben, wie die „Köln. Ztg.“ erfährt, die Axbeit be
dingungslos wieder aufgenommen. “
Wohlfahrtspflege.
Der vor einigen Tagen in Miltenberg verstorbene Kommerzienrat Winterhelt vermachte, wie „W. T. B.⸗ meldet, der Stadt Miltenberg eine Million Mark für Bildungs⸗ und Wohl⸗ tätigkeitszwecke.
Kunst und Wissenschaft. 18
Seine Majestät der Kaiser und König hat, „W. T. B. zufolge, aus seinem Dispositionsfonds für die afrikanisch⸗ Expedition Seiner Hoheit des Herzogs Adolf Friedrich zu Mecklen⸗ burg, die unter dem Protektorat der Hamburgischen Wissenschaftlichen Stiftung steht, 50 000 ℳ bewilligt. — Nach den letzten telegraphischen Meldungen, die bis zum 28. November reichen, befanden sich sämet⸗ liche Teilnehmer der Expedition wohlauf. Die Hauptexpedition unte Führung des Herzogs selbst dürfte sich gegenwärtig in der Nähe de Tschadsees befinden. M“*“”“
Die neuesten Forschungen über die Beschaffenheit
1 des Erdinnern. *)
Vor kurzem lief wieder einmal durch deutsche Zeitschriften der ernst gemeinte Vorschlag eines Landsmannes von Jules Verne, man solle den Zustand des Erdinnern einfach durch einen sehr tiefen Schacht er⸗ forschen, der gewissermaßen im Nebenamte b als Ausgang einer Zentralheizung für die wärmebedürftigen Bewohner der Ober
äche dienen könne. Die gewaltigen Schwierigkeiten, mit dem der chon bis 1 ½ km Tiefe vorgedrungene Bergbau hier zu kämpfen hat, wurden bei dieser wunderlichen Anregung ebensowenig, berück⸗ sichtigt wie die Entdeckungen, welche die deutsche Wissenschaft allerdings auf ganz anderen Wegen über die Zusammen⸗ setzung und Temperatur des Erdinnern in den letzten Jahren gemacht hat. Neben den exakten Methoden der Astronomen knüpfen die Unter suchungen vor allem an physikalische Erfahrungstatsachen an, und mit ihrer Hilfe sind wir imstande, jedenfalls die Hauptfragen über den Zustand unseres Planeten einer Lösung näher zu bringen. Das Hreblemn des Zustandes des Erdinnern ist unter drei verschiedenen esichtspunkten zu untersuchen. 8
Es handelt sich zunächst um die Verhältnisse des Druckes und der Temperatur, eine Frage, mit der sich gleichzeitig die Physik der Eruptionen und der Erklärungsversuch des Vulkanismus verbindet. Weiterhin bilden Gestalt und Gewicht der Erde einen wesentlichen Bestandteil der Untersuchungen. Endlich steht die Frage nach der Leistungsfähigkeit der verschiedenen Schichten der Erdmasse für die Erschütterungen durch Erdbeben augenblickich in dem Mittel⸗ punkt des Interesses, da die Vervollkommnung der seismographischen Instrumente der Erdbebenforschung auch der allgemeinen Geophvsik weite Ausblicke eröffnet hat. .
Das Erdinnere steht unter ganz außergewöhnlichen Kompression verhältnissen. Die oberen Erdschichten üben auf die tieferliegende einen heftigen Druck aus, der mit der Tiefe stetig zunimmt, und es ist klar, daß die Stärke des Druckes im Erdinnern nicht nur über Laboratoriumsversuche, sondern auch über unsere Vorstellungskraft weit hinausgeht. Ebenso muß die Temperatur des Erdinnern als sehr bedeutend angenommen werden. Darauf lassen die Er. fahrungstatsachen schließen, die man in Bergwerken, in Tunnels an heißen Quellen und endlich durch Tiefbohrungen gewonnen hat. Schon in geringeren Tiefen wie im Comstockgang im Staate Nevada zeigt sich eine Temperaturzunahme, die bereils bei 1000 m Tiefe jedes Arbeiten zur Unmöglichkeit macht. Der Comstockgang ist das reichste Gold⸗ und Silberlager, das je im Erdinnern angefahren wurde, und hat etwa eine Milliarde Mark von Edelmetallen 1e Wenn hier trotzdem die Arbeit einzestellt werden mußte, so beweist diese Tatsache die ungeheuere Zunahme der Wärme, die auf dem alten Eruptivgebiet herrscht. Die Eruptiv massen, die in flüssigem Zustande aus dem Erdinnern empordringen
1
*) Wir entnehmen die obenstehenden Ausführungen dem soeben erschienenen 208. Bändchen der bekannten Sammlung „Aus Natur und Geisteswelt“: Aus der Vorzeit der Erde. II. Band: Gebirgsbau und Erdbeben. Von Dr. Fritz Frech, Professor an der Unipersitat Breslau (Verlag von B. G. Teubner in Leipzig und Berlin. Preis geh. 1 ℳ, in Leinwand geb. 1,25 ℳ), das an der Hand zahl⸗ reicher Abbildungen eine ausführliche Darstellung der Probleme des Gebirgsbaues und der Gebirgsentstehung sowie eine ausführliche Dar stellung des Zustandes des Erdinnern und der Lehre von den Erd⸗ beben gibt, unter eingehender Berücksichtigung der jüngsten Erdbeben
katastrophen.
1“
hesesten und
eigen eine Temperatur von 1000 — 1500 ° C. und deuten somit eben⸗ falls auf eine erhebliche Temperatur der Tiefe hin. Endlich geben Temperaturmessungen bei Tiefbohrungen genügend sichere Anhaltspunkte, um die Seg⸗ der Erdwärme im Innern unseres Planeten einiger⸗ maßen annähernd bestimmen zu können. Als Beispiel für die stetige Wärmezunahme nach der Tiefe mögen die Messungen aus den von der preußischen Bergverwastung ausgeführten Bohrlöchern von Speren⸗ berg bei Berlin, Schladebach “bei Halle und Paruschowitz in Ober⸗ schlesien angeführt werden. Mit der letzten auf 2500 m Tiefe an⸗ bei 2239,72 m abgebrochenen Bohrung von Czuchow
at die preußische Verwaltung ihren eigenen Rekord von 2002 m gebrochen. Es ist jedenfalls von Wichtigkeit, daß trotz der bis 1500 m abwärts gehenden Tiefe südafrikanischer Goldbergwerke der Bohrer sonst nirgends auch nur annähernd ähnliche Tiefen erreicht hat.
Aus den angeführten Tatsachen geht nun hervor, daß die SS Tiefenstufe, d. h. diejenige Tiefenzunahme, die einer Temperaturerhöhung von einem Grad Celsius entspricht, eine wechselnde Größe ist. Denn in verschiedenen Gebieten herrscht in eicher Tiefe eine verschiedene Temperatur, wie besonders die Messungen bei 1266 — 1268 m in Sperenberg und bei Schladebach zeigen. Ueberall aber läßt sich eine dauernde Wärmezunahme nach der Tiefe hin nachweisen, und zwar entspricht im Durchschnitt einer Tiefenzunahme von 30—33 m eine Temperaturerhöhung um 1° C. Es ergibt sich hieraus die Folgerung, daß in einer Tiefe von 40 km bereits Hochofenhitze, d. h. eine Temperatur von 1200° C herrschen muß. Die weiteren Folgerungen ergeben, daß man für das tiefere Erdinnere eine Durchschnittstemperatur von 4000 ° C anzunehmen hat.
Bei diesen Ergebnissen drängt sich die Frage auf: in welchem Aggregatzustand befindet sich unter derartigen Druck⸗ und Temperatur⸗ verhältnissen das Erdinnere? Wie bereits durch Experimente fest⸗ gestellt ist, wird das Volumen jeder Flüssigkeit und jedes Gases bei genügendem Druck gleich dem Volumen des entsprechenden festen Körpers. Bei noch weiter gesteigertem Druck wird das Volumen des komprimierten Gases geringer als das des normalen festen Körpers. Bei diesem stetig wachsenden Druck wird der Schmelz⸗ punkt des komprimierten Stoffes immer höher heraufgerückt, bis ein Punkt erreicht wird, an dem eine dauernde Deformation des Körpers eintritt. In diesem Zustande sind die Massen plastisch, ähnlich wie dies für Wachs, Asphalt und andere Stoffe bereits unter gewöhnlichen Verhältnissen Geltung hat. Das bekannteste Bei⸗ spiel für die dauernde Umformung durch sehr hohen Druck ist die Prägung der Münzen mittels des Prägestempels. Da die innere Reibung bei steigendem Druck rasch zunimmt, so müssen sich bei sehr hohem Druck Gase und Flüssigkeiten wie amorphe Körper von außer⸗ ordentlich geringer Flüssigkeit verhalten. Es sind alsdann solche zähflüssige, unter gewaltigem Druck stehende Gase als feste, nicht mehr zusammendrückbare Körper anzusehen. Unter solchen Ver⸗ hältnissen befinden sich nun die Stoffe in unserem Erdinnern. Der umgebende Druck und die hohe Temperatur machen es sehr wahrschein⸗ lich, daß die hier von 300 km abwärts vorhandene Materie sich in einem gasförmigen, aber nicht zusammendrückbaren und daher nur sehr unvollkommenen aöstalslsn Zustand befindet. Das hier vor⸗ handene, unter hohem Druc befindliche gasförmige Wasser ist in diesem Zustande fähig, die Kieselsäure aus dem Magma auszutreiben und selbst an der Zusammensetzung der Massen des Erdinnern teil⸗ zunehmen. Alles juvenile, d. h. im Jugendzustand dem Erdinnern einverleibte Wasser geht aus diesem, von dem vulkanischen Magma des Erdinnern absorbierten Wasser hervor und befindet sich nur in sehr geringen Tiefen wieder in flüssigem Zustande. Denn sobald das mit Wasser gesättigte Magma in höhere und kühlere Bezirke des Erdinnern dringt, läßt der Druck nach, die Verbindungen zerfallen, das Magma erreicht und überschreitet seinen kritischen Punkt, d. h. es wird flüssig, und bei diesem Schmelzprozeß führt das hochgespannte Wassergas heftige Explosionen herbei (Arrbe⸗ nius). Dampf, Lava und heiße Quellen dringen dann aus diesen oberen Schichten des Erdinnern an die Oberfläche; geyserartige Explosionen des hochgespannten Wassergases öffnen dem Magma den Weg, und dieser Vorgang, der sich in geringer Tiefe abspielt, tritt für uns in sichtbare Erscheinung unter Vorgängen, die wir mit dem all⸗ gemeinen Begriff des „Vulkanismus“ bezeichnen.
„Zur Beurteilung der Massenanhäufung im Erdinnern stehen uns genügende, durch physikalische Beobachtungen gewonnene Tatsachen zur Verfügung. Es ist zunächst die Möglichkeit gegeben, die Masse und das spezifische Gewicht der Erde zu berechnen. Wir kennen die Kraft, mit der die Erde die Körper an ihrer Oberfläche anzieht, ebenso wie die Größe der Erde und finden mit Hilfe des Gesetzes der allgemeinen Gravitation, daß die Erde 5 zmal dichter ist als das Wasser. Da nun die Gesteine, die unsere Erd⸗ rinde zusammensetzen, nur 2—3 ½ mal schwerer als Wasser sind, so ist die Annahme bvöllig berechtigt, daß das. Erd⸗ innere von Massen zusammengeseßt wird, die bedeutend schwerer sind und das spezifische Gewicht 5 ⅞ mal wesentlich übersteigen. Wir können hierbei nicht annehmen, daß diese größere Schwere des Erd⸗ kernes, der mindestens auf ein spezifisches Gewicht von 8 zu ver⸗ anschlagen ist, einfach eine Folge des Druckes sei, den die über⸗ lagernden Erdschichten auf die in der Tiefe liegenden Massen ousüben. Denn die das Innere aufbauenden Massen besitzen Widerstand genug, um der Kraft einer so außerordentlich starken Pressung wenigstens so weit das Gleichgewicht zu halten, daß von einem wesentlich gesteigerten Gewicht ursprünglich bedeutend leichterer Körper infolge starker Zusammenpressung wohl kaum die Rede sein kann. Vielmehr kann die größere Dichte im tieferen Erdinnern viel natürlicher durch die Annahme erklärt werden, daß dort schwere Stoffe, vor allem Metalle vorherrschen. Das Eisen nimmt an der Zusammensetzung des Himmelskörpers einen recht wesen tlichen Anteil, wie die Meteoriten, die Trümmer ehemaliger Welten, beweisen; somit besteht keinerlei Hindernis, gerade dem ECisen einen Hauptanteil an dem Aufbau unseres Erdinnern zuzusprechen, umsomehr, als gerade das Eisen in den mannig⸗ fachsten Verbindungen auf der Oberfläche der Erde weit verbreitet ist und sein spezifisches Gewicht der geschätzten Dichte unserer Erde ziemlich genau entspricht. Sind diese Ergebnisse unserer Be⸗ trachtungen über die Verteilung der Massen im Erdkörper von den ausgeführten Gesichtspunkten aus nicht so g stützt, daß sie unbedingt Geltung haben mögen. so wird doch ihre Richtigkeit bestätigt durch die Beobachtungen über die Gestalt der Erde.
Zu derselben Schlußfolgerung führen endlich die Beobachtungs⸗ reihen, die erst seit wenigen Jahren auf einem ganz neuen Wege durch die Erdbebenforschungen gewonnen worden sind. Man unterscheidet vornehmlich zwei Arten von Erdbeben: Fernbeben und Nahbeben, von denen dise letzteren bis zu 1000 km Entfernung die selbstregistrierenden Instrumente beeinflussen, während die Wirkung der Fernbeben auf der ganzen Erde fühlbar ist. Der Grenzwert von 1000 km für die Unterscheidung dieser beiden Arten von Beben ist keineswegs willkürlich, sondern beruht auf bestimmten Unterschieden, die sich bei den selbsttätig registrierten Beobach tungen zeigen. Je nachdem den Hauptwellen der Erderschütterungen Vorläufer, d. h. kürzere oder weniger starke Erdbewegungen voran⸗ Egang n sind oder nicht, unterscheidet man Nahbeben, bei denen der
eismograph höchstens einen Vorläufer aufzeichnet, und Fernbeben, bei denen vor dem Eintreffen des Hauptbebens zwei verschiedene Formen von Vorläufern aufgezeichnet werden. Zieht man das Vertikalseismometer zu Rat, so zeigt sich nach Wiechert, daß die ersten Vorläufer als longitudinale, die zweiten Vorläufer als trans⸗ versale Wellen zu deuten sind. Die Zeiten, in denen diese Vorläufer die Beobachtungsstationen erreichen, ent prechen nun nicht der auf der Erdoberfläche gemessenen Entfernung vom Ausgangspunkt des Bebens, und es folgt daraus, daß beide Vorläufer sich nicht an der Oberfläche, sondern durch die Tiefe des Erdkoörpers fort⸗ pflanzen. Es gehen also die ersten Vorläufer als longitudinale Erderschütterungswellen durch die Erdfeste, bei antipodischen Beben sogar durch den Mittelpunkt der Erde hindurch. Es folgen die A langsameren Vorläufer, die ebenfalls durch das Erdinnere, edoch mit transversaler Schwingung laufen. Endlich folgt viel späͤter das Hauptbeben, das sich nur an der Erdoberfläche fortpflanzt
6 1 8 8 .“ 8 1“
und trotz des weiteren Weges an Stärke die Vorläufer weit übertrifft. Wiechert hat nun weiterhin die Geschwindigkeiten berechnet, mit denen sich diese verschiedenen Stadien des Bebens fortpflanzen, und gefunden, daß die Geschwindigkeit der Erde nicht konstant ist. Es zeigt sich, daß die Laufzeiten vom Herd des Bebens zu einem fernen Punkt nicht einfach dem in der Sehne gemessenen Abstand proportional ist, sondern daß weitere Entfernungen verhältnismäßig schneller erreicht werden als die geringeren Abstände. Demnach pflanzen sich die Erdbeben⸗ wellen in den tiefen Schichten der Erde schneller fort als in der Nähe der Oberfläche. Dieses Gesetz gilt sowohl für den ersten wie für den zweiten Vorläufer.
Wiechert hat nun durch genauere Messungen die verschiedenen Ge⸗ schwindigkeiten der Erdbebenwellen innerhalb des Erdkörpers fest⸗ gestellt. Der erste Vorläufer pflanzt sich mit einer Schnelligkeit von etwa 8 km in der Sekunde fort. Bis zu der Tiefe von 1500 km steigt diese Fortpflanzungsgeschwindigkeit bis auf 13 km, wird also nach dem Erdinnern hin zunächst größer. Bei 1500 km Tiefe bört jedoch diese Zunahme plötzlich auf; die Geschwindigkeit der Erdbeben⸗ wellen nimmt vielmehr nach dem Erdmittelpunkt hin wieder ab und fällt bis auf etwa 10 km. Der zweite Vorläufer zeigt genau dieselben Unterschiede in der Fportpflanzung der Bewegung. Hier beträgt die Geschwindigkeit in der Nähe der Erdoberfläche nicht ganz 4 km in einer Sekunde, steigt bis zu der kritischen Tiefe von 1500 km auf 8 km in einer Sekunde und fällt dann plötzlich unterhalb dieser Grenze bis auf etwa 6 km. Diese Zahlen lehren uns die elastischen Konstanten des Erdmaterials kennen. Wir gewinnen durch sie ferner ein Urteil über die Zu⸗ sammendrückungsfähigkeit der Erdsubstanz. Es zeigt sich, daß diese sehr klein, und zwar in größeren Tiefen noch 4 ½ mal geringer ist als die eumendeaͤcunch des Stahles unter den gewöhnlichen Druck⸗ und Temperaturverhältnissen. Aus dieser geringen Zu⸗ sammendrückharkeit ist nun zu schließen, daß im tiefen Erdinnern die große Dichte der hier lagernden Massen sich nicht durch Kompression der Erdsubstanz unter hohem Druck erklären läßt. Viel⸗ mehr besitzen die in diesen Tiefen lagernden Substanzen ein viel größeres spezifisches Gewicht als die äußeren Schichten. Wir gelangen also auch auf diesem Wege zu der Annahme, daß bei unserer Erde ein äußerer Steinmantel einen inneren Metallkern umgibt. Die Grenze zwischen beiden liegt, wie Wiechert mit Hilfe verschiedener Methoden nachweisen konnte, in jener Tiefe von 1500 km, wo eine so auffällige Aenderung in dem Verhalten der Erdsubstanz gegenüber den Erdbebenwellen zutage tritt.
Im Dezember d. J. beabsichtigt Dr. Mackay, der Begleiter Shackletons auf dessen Südpolexpedition, zu einer neuen Expedition aufzubrechen, die als Hauptziel die Festlegung der Küstenlinien des Südpol
8 Literatur.
Handbuch der Unfallversicherung in drei Bänden. Die Reichsunfallversicherungsgesetze, dargestellt von Mitglie dern des Reichsversicherungsamts nach den Akten dieser Behörde. Dritte, nach den Gesetzen vom 30. Juni 1900 neubearbeitete Auflage. III. Band. XII und 1004 Seiten. Geh. 12,50 ℳ. Verlag von Breitkopf u. Prtel Leipzig. — Nach dem Erscheinen dieses statt⸗ lichen dritten Bandes liegt die Neubearbeitung des wertvollen Werkes nach den Reichsgesetzen vom 30. Juni 1900, durch die die Unfallver⸗ sicherung, der umfangreichste und in vielen Beziehungen grundlegende Zweig der Arbeiterversicherung, in der Verwaltung und Recht⸗ sprechung des Reichsversicherungsamts eine Entwicklung erfahren hat, von der ein zutreffendes Bild aus den amtlichen und anderen periodi⸗ schen Veröffentlichungen nicht gewonnen werden konnte, abgeschlossen vor. Wegen der Fülle des zu verarbeitenden Stoffes hat sich die Ausgabe dieses Bandes verzögert. Für den Inhalt des Werkes ist dies indessen nur von Vorteil gewesen; denn es konnten die im dritten Bande behandelten wichtigen Gebiete zum Teil unter Berücksichtigung des Ergebnisss inzwischen eingeleiteter Verhandlungen und Erhebungen einer nochmaligen sorgfältigen Vurcharbeitung unterzogen und aus⸗ nahmslos auf den Stand vom Januar 1910 gebracht werden. Be⸗ sonders wichtige Entscheidungen sind auch noch aus den folgenden Menaten berücksichtigt. Auch der Inhalt der beiden 1909 erschienenen Bände, von denen der erste eine erschöpfende Erläuterung des Gesetzes, betreffend die Abänderung der Unfallversicherungsgesetze, vom 30. Junig 1900 und des Gewerbeunfallversicherungsgesetzes von demselben Tage enthält, der zweite die Unfallversicherung in der Land⸗ und Forstwirtschaft, ferner die Bauunfall⸗ und die Seeunfallversicherung nach den Gesetzen vom 30. Juni 1900 behandelt, ist in einem 26 Seiten umfassenden „Nachtrag zum ersten und zweiten Bande“ bis zum Januar 1910, hinsichtlich wichtiger, insbesondere veröffentlichter Entscheidungen sogar bis zum Mai 1910 weitergeführt. Das Gesamtwerk veranschaulicht also nunmehr die Rechtslage auf dem ganzen Gebiete der Reichs⸗ unfallversicherung bis weit in das Jahr 1910 hinein. Der dritte Band des Handbuchs beginnt mit einem „alphabetischen Verzeichnisse der Gewerbszweige nach ihrer berufsgenossenschaftlichen Zugehörigkeit“. Diesem Verzeichnis ist außer den zu seiner Erläuterung dienenden „Vorbemerkungen“ eine Uebersicht über die „Zuständigkeits⸗ bestimmungen“ vorangeschickt, aus denen sich ersehen läßt, wie die Zu⸗ ständigkeit der Berusegenosfenschaften durch den Bundesrat geregelt und in den einelnen Genossenschaftestatuten zum Ausdrucke gebracht ist. Sodann sind im dritten Bande die vom Reichsversicherungsamt auf Grund der geltenden Gesetze bearbeiteten vier „neuen Muster⸗ statuten“ für die Berufsgenossenschaften wiedergegeben und erläutert, die noch an keiner Stelle veröffentlicht, geschweige denn kommentiert worden sind. Die Musterstatuten, die teils für die gewerblichen, teils für die landwirtschaftlichen Berufsgenossenschaften bestimmt sind, bilden eine wertvolle Ergänzung zu der Darstellung des Inhalts der Gesetze selbst. Sie behandeln in erster Linie die innere Verwaltung und die Geschäftsordnung der Berufsgenossenschaften. Aber auch sonst hat hier manche Frage, deren Regelung ebenfalls dem Statut über⸗ lassen ist, eingehender als bei der Erläuterung der Gesetze erörtert werden können. Weiter folgt ein elf Anlagen umfassender, ebenfalls auf den Stand vom Jahre 1910 gebrachter Anhang. Er enthält außer den für den Gebrauch besonders wichtigen Verzeichnissen der in Unfallversicherungssachen zuständigen höheren und unteren Ver⸗ waltungsbehörden, der Berufsgenossenschaften und ihrer Sektionen, der staatlichen und kommunalen Ausführungsbehörden nebst ihrem Geschäftsbereiche sowie der Schiedsgerichte für Arbeiterversicherung die wichtigsten Rundschreiben, Bekanntmachungén, Anweisungen usw., die vom Reichsversicherungsamte zur Ausführung der Unfallversiche⸗ rungsgesetze ergangen sind. Die nachträglich eingetretenen Ver⸗ änderungen sind dem Texte in Klammern zugefügt, oder es ist in Fußnoten auf sie hingewiesen. An den „An⸗ hang“ schließt sich der bereits erwähnte „Nachtrag zum ersten und zweiten Bande“ an. Den Abschluß des Werkes bildet eine ausführliche Abhandlung über die Geschichte und den Wirkungskreis des Reichsversicherungsamts, in der zunächst die Entwicklung des Amtes und sodann die ihm obliegenden Aufgaben und ihre Durch⸗ führung eingehend geschildert werden. Dem Leser wird hierdurch ein fessndens Einblick in die weitverzweigte Wirksamkeit der höchsten ozialen Instanz gewährt, wie er in der bisherigen Literatur noch nicht 5— wurde. Endlich ist dem Bande ein erschöpfendes alpha⸗
etisches Sachregister über das ganze Werk beigegeben. Bei der Zu⸗
verlässigkeit und Vollständigkeit des Ge botenen wird sich das Hand⸗ buch als ein wertvolles Hilfsmittel bei der Handhabung der Unfall⸗ versicherungsgesetze bewähren, und es kann daher ein eingehendes Studium desselben allen an der Durchführung der reichsgesetzlichen Unfallversicherung beteiligten Kreisen nur empfohlen werden.
— Jahrbuch der Arbeiterversicherung 1911, zum Ge⸗ brauche bei Handhabung der Arbeiterversicherungsgesetze nach amtlichen Quellen zusammengestellt und herausgegeben von E. Götze und
Schindler. 23. Jahrgang. Zwei Bände in Taschenformat. erlin, Verlag der Liebelschen Buchhandlung. Geb. 9 ℳ, Preis des
einzelnen Bandes 5 bezw. 5,25 ℳ. — Inhalt und Anlage des Göͤtze⸗
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Schindlerschen Jahrbuchs sind den Kreisen, für die es bestimmt ist, bekannt. er erste Band enthält die Unfallversicherungsgesetze, der zweite die Gesetze über Invaliden⸗ und Krankenversicherung mit allen Entscheidungen, die bis Ende September 1910 veröffentlicht sind; ferner unterrichtet der zweite Band über die ortsüblichen Tagelöhne. Das seit 23 Jahren erscheinende Werk ist das einzige, das das ganze auf die Arbeiterversicherung bezügliche Gesetz⸗ und Verordnungsmaterial in handlicher Form vereinigt und auch jedem Laien einen Ueberblick über die durch die maßgebenden Rekurs⸗ und Gerichtsentscheidungen geschaffene Rechtslage ermöglicht.
— „Die Umschau“, Wochenschrift für die Fortschritte in Wissen⸗ schaft und Technik (Verlag von H. Bechhold, Frankfurt a. M. Preis vierteljährlich 4,60 ℳ) tritt in ihren 15. Jahrgang ein. Die Zeit⸗ schrift bringt aus der Feder berufener Fachleute eine Fülle zumeist reich illustrierter Artikel; die Flugtechnik, die Biologie, die gewaltigen Fortschritte auf dem Gebiete der Elektrizität, des Bahn⸗ und Schiff⸗ baues, der medizinischen Wissenschaften, Chemie, Völkerkunde, Kriegs⸗ wesen, Pflanzen⸗ und Tierleben, die Ergebnisse der sozialen Fürsorge, Moteorologie u. a. werden von der Umschau berücksichtigt, die somit eine reiche Quelle geistiger Anregung und Fortbildung bietet. Die ersten Nummern des neuen Jahrgangs bringen folgende Artikel: „Die Wirkung der Radiumstrahlung auf die Entwicklung tierischer Eier“ von Geh. Rat, Prof. Dr. Oscar Hertwig. — „Schußwirkungen“ von Dr. O. Leers. — „Das DOrientierungsvermögen des Pferdes“ von Dr. Stefan v. Maday. — „Das Wiener Radium⸗Institut“ von Prof. Dr. St. Meyer. — „Das Unterrichtswesen in den deutschen Schutz⸗ gebieten“ von Geh. Rat, Prof. Dr. C. 1 Glases“ von Geh. Rat, Prof. Dr. Mylius. — „Eine grundsätzliche Reorganisation des Universitätswesens“ von Geh. Rat, Prof. Dr. Wilh. Ostwald. — „Irrtümer in der Volkswirtschaft“ von Heinz Potthoff, Mitgl. d. Reichstags. — „Die Bedeutung der Tropenhygiene für unsere Kolonien“ von Prof. Dr. Claus Schilling. — „Schutz der Ballonfahrer gegen Blitzgefahr“ von Prof. Dr. O. Wiener. — „Von Amba bis Massi.“ Das erste Sprachjahr eines Sprachlosen von A. Ettmayr. — „Markenschutz und Schutzmarken“ von J. Hermann — Schlechte Haltung und schlechter Gang der Kinder im Lichte der Abstammungslehre“ von Dr. Karl Hasebroek. — „Luftschiffahrt und drahtlose Telegraphie“ von Dr. P. Ludewig. — „Baumwollbau in deutschen Kolonien“ von Moritz Schanz.
Kurtssen neu erschienener Schriften, deren Besprechung vorbehalten bleibt. Einsendungen sind nur an die Redaktion, Wilhelmstraße 32 zu richten. Rücksendung findet in keinem Falle statt.
Der Preis von Lis Doris. Roman von Maarten Maartens. 5 ℳ; gebdn. 6 ℳ. — Der Seefall. Von Bengt Berg. 3 ℳ; gebdn. 4 ℳ. — Maria Rex. Roman von Hans Eschelbach. Bonn, Albert Ahn.
Jacinto Verdaguers Atlantis. Deutsch von Clara Commer. Nebst Bildnis und Schriftprobe von Verdaguer. 2. und 3. Aufl. 80 (XXXII u. 156), 2,50 ℳ; gebdn. in Leinwand 3,50 ℳ., Freiburg i. Br., Herdersche Verlagshandlung.
Paradoxa. Verse eines Dekadenten von Edit Donnerberg 3 ℳ; gebdn. 4 ℳ. Berlin W. 9, Linkstraße 17. S. Schottlaenders Schlesische Verlagsanstalt.
Diebstahl und Unterschlagung im Vorentwurf zu einem Deutschen Strafgesetzbuch. Von Professor Dr. W. Höpfner. 4 ℳ. — Ueber die Notwendigkeit einer Reform des Lohn⸗ beschlagnahmerechts. on Daniel Cohn. 1,20 ℳ. Berlin W. 9, Linkstr. 16. Franz Vahlen. 8
Wirtschaftlich⸗Statistisches Jahrbuch der Hessischen Handelskammern für das Jahr 1909. 1,50 ℳ. Darmstadt, Eduard Roether.
Moderne Flugtechnik. Von Oberingenieur Otto Feeg. 0,50 ℳ. Hamm i. W., Breer u. Thiemann.
Stolles Winterführer vom Harz. 3. Aufl. 0,50 ℳ Braunschweig, E. Appelhans u. Comp. (Rud. Stolle u. Gust Roselieb).
Schweitzers Textausgaben mit Anmerkungen. werbeordnung für das Deutsche Reich. Mit Erläuterungen und ausführlichem Sachregister von Dr. F. Steinbach. Gebdn. 4,50 ℳ. München, J. Schweitzer Verlag (Arthur Sellier).
Deutscher und internationaler Patent⸗Kalender 1911.
erausgeg. vom P G n Dedreux. 1 ℳ. München . Beck (L. Haile). v1A14“
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Gesundheitswesen, Tierkrankheiten und Absperrungs⸗ maßregeln.
Ermächtigung von Krankenhäusern und medizinisch⸗ wissenschaftlichen Instituten des Deutschen Reichs zur Annahme von Praktikanten. Ein Verzeichnis von Anstalten der genannten Art, die bis auf weiteres zur Annahme von Praktikanten ermächtigt worden sind, hat der Reichskanzler am 5. November 1910 gemäß § 59 der Prüfungs⸗ ordnung für Aerzte vom 28. Mai 1901 in der Beilage zu Nr. 49 des „Zentralblattes für das Deutsche Reich“, Jahrgang 1910 S. 625 ff. veröffentlicht. Die nachstehende Uebersicht gibt uͤber die Zahl der Anstalten und der anzunehmenden Praktikanten Auskunft: 1 8 8 Zahl der An⸗ Prakti⸗
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