1911 / 11 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 13 Jan 1911 18:00:01 GMT) scan diff

straße 1 einen Vortragsabend. Der bekannte Forschungs⸗ reisende, Generalkonsul E. von Hesse⸗Wartegg wird über das Thema „Indien und seine Fürstenhöfe“, unter Vorführung zahlreicher Lichtbilder nach Originalaufnahmen, sprechen. Der Vortrag dürfte im Hinblick auf die Reise Seiner Kaiserlichen und Königlichen Hoheit des Kronprinzen ganz besonderes Interesse erwecken. Eintrittskarten für Mitglieder und deren Angehörige (reservierter Platz 50 ₰, Saal⸗ eintritt 20 ₰; für Nichtmitglieder 75 ₰, bezw. 40 ₰) sind auf dem Geschäftszimmer des Hauptausschusses (Schöneberger Ufer 30 I) sowie Abends an der Kasse zu haben.

In der Deutsch⸗Asiatischen Gesellschaft spricht heute,

Potsdam, 12. Januar. (W. T. B.) Die Unterhandlunger der Stadt Potsdam mit dem Grafen von Zeppelin und der der Zeppelin⸗Luftschiffbaugesellschaft in Friedrichshafen haben dahin nfhe. i eidene 88 NevPertn E e bhieheh. richtet wird. ie e wird, die einzige in der Nähe von lin sein und dem gesamten Verkehr Groß⸗Berlins dienen.

„Bremerhaven, 12. Januar. (W. T. B.) Der heute abend hier angekommene 1“ Lotsenschoner „Peter“ brachte drei Mann von der Besatzung des Hamburger Dampfers „Marie Ruß“. Der Dampfer ist heute früh in der Nähe von Norderney⸗Feuerschiff infolge Ueberschießens der

u] . gen, bald vom Abendrot durchglühten, dann vom Mondlicht kKkbergossenen Horizont bewegten, bargen kranke Seelen, unreine Begierden. 8 Die Herrschaft der niedrigen Triebe, die hier noch halb verschleiert

anhob, wuchs von Akt zu Akt, bis im letzten Aufzuge ein wüstes

Zechgelage, von allen Schrecken menschlicher Erniedrigung durchsetzt,

dieser Reihe ziemlich gleich gearteter Stimmungsbilder ein Ende

machte, ohne jedoch eine Handlung abzuschließen. Den Darstellern

aallein gebührt jegliche Würdigung für ihre Leistungen, und ihnen

allein konnte auch nur der Beifall gelten.

Erste Beilage

anzeiger.

Im Königlichen Opernhause findet morgen, Sonnabend,

die Erstaufführung von „Königskinder“, Märchenoper in drei Akten, Text von E. Rosmer, Musik von Engelbert Humperdinck, statt. Die Besetzung lautet: Der Königssohn: Herr Kirchhoff; die Gänsemagd: Fräulein Artöt de Padilla; der Spielmann: Herr Hoffmann; die Hexe: Frau Goetze; Holzhacker: Herr Knüpfer; Besenbinder: Herr Lieban; dessen Töchterchen: die kleine Erlenstädt; Ratsältester: Herr Bach⸗ mann; Wirt: Herr Krasa; Wirtstochter: Fräulein Rothauser; Schneider: Herr Schöffel; Stallmagd: Frau von Scheele⸗Müller; Torwächter: ren von Schwind, Grün; eine Frau: Frau Hecht. Dirigent ist

der Kapellmeister Blech; die Regie führt Herr Droescher. Die szenisch⸗ dekorative Einrichtung hat der Direktor Brandt besorgt. Die Deko⸗ rationen sind teilweise nach früheren Entwürfen von den Gebrüdern Kautsky, die Kostüme nach Skizzen des Malers Heil von Herrn Hofrat Raupp ausgeführt. 1

Im Königlichen Schauspielhause wird morgen „Der Störenfried“, Lustspiel von Roderich Benedix, wiederholt.

Im Neuen Schauspielhause wird morgen und am Sonntag das Lustspiel „Der Herr Verteidiger“ von r29 Molnar und Alfred

Halm neu einstudiert aufgeführt. Die Rolle des Timm Boots

pielt Herr Willy Loehr vom Hoftheater in Darmstadt als Gast auf Engagement. 1

Im Trianontheater wird als nächste Neuheit „Hippolvts Abenteuer“, Schwank in drei Akten von Armont und Nancey, Deutsch von Max Schönau, einstudiert.

(Der Konzertbericht befindet sich in der Zweiten Beilage.)

Mannigfaltiges. Berlin, 13. Januar 1911.

In der gestrigen Sitzung der Stadtverordneten wurde unächst das Andenken an den verstorbenen Stadtv. Seeger in der üblichen Weise geehrt, sodann verlas der Vorsteher die Antwort Seiner Majestät des Kaisers auf die Neujahrsadresse der Versammlung. Erster Gegenstand der Tagesordnung war der Be⸗ richt des vorberatenden Ausschusses über die Vorlage, betreffend den Verkauf des städtischen Scheunenviertelgeländes. Der Ausschuß hatte sich für das Angebot der Firma Lippmann u. Luckner entschieden und schlug demzufolge der Versammlung vor, dieser Firma die Grundstücke für den Kauspreis von 8 Millionen Mark zu überlassen. Unter Ablehnung eines vom Stadtv. Stadthagen begründeten Antrages, der die Bebauung des Scheunenviertelgelände in städtischer Regie forderte, wurde der Antrag des Ausschusses mit großer Stimmenmehrheit angenommen. Es folgte die zweite Lesung der Vorlage, betreffend die Neuverpachtung des hiesigen öffent⸗ lichen Anschlagwesens. Hierzu lag ein Antrag der sozialdemokra⸗ tischen Fraktion vor, der in erster Linie darauf hinzielte, das Anschlag⸗ wesen zu verstadtlichen. Für den Fall der Ablehnung der Verstadt⸗ lichung wurde beantragt, daß jedes Plakat, das zurückgewiesen werden solle, sofort dem Magistrat vorzulegen sei und daß die Vertragsdauer anstatt auf 10 auf 5 Jahre festgesetzt werde. Die Mehrheit der Ver⸗ sammlung lehnte jedoch diesen Antrag ab und stimmte der Vorlage des Magistrats zu. Die Vorlage, betreffend den Ankauf der Wuhlheide zur Anlage eines neuen Wasserwerks und eines Volks⸗ parks begegnete in der Debatte der allgemeinen Sympathie. Die Vorlage wurde einem Ausschuß zur Vorberatung überwiesen. Auf die öffentliche folgte eine geheime Sitzung.

Am Montag, den 16. Januar, Abends 8 ½ Uhr, veranstaltet der uptausschuß für Berlin und die Mark Brandenburg des Deutschen

reitag, Abends 8 Uhr, im großen Saale des Künstlerhauses Bellevuestraße 3) der Graf E. zu Reventlow über das Thema „Japans maritime und marinepolitische Stellung und Bedürfnisse“. Eine Diskussion schließt sich an. Sodann vereinigen sich Herren und Damen der Gesellschaft mit ihren Gästen zum gemeinsamen Essen (Kuvert 2,50 ℳ).

Die Freie Photographische Vereinigung veranstaltet am Dienstag, den 17. d. M., Abends 7 ½ Uhr, im Museum für Völkerkunde (Königgrätzer Straße 120) ihren 292. (außerordentlichen) EEö.“ an welchem Herr Christian Leden aus Cbristiania über „Grönland, die Eskimos, ihre Tänze und ihre Musik“, mit Lichtbildern, grammophonischen und kinematographischen Vorführungen, sprechen wird. Eine beschränkte Anzahl von Gast⸗ kerzeani in der Geschäftsstelle der Gesellschaft, Unter den Linden 11, erhältlich.

Einen „Moerike⸗Abend“ veranstaltet Herr J. A. Michaelis unter Mitwirkung der Damen A. Binger (Gesang) und H. Engel (Klavier) am 21. Januar, Abends 8 ½¼ Uhr, im Bürgersaal des Rathauses zum Besten der Heime des Vereins „Jugendschutz“. Eintrittskarten zu 1,— und 0,50 sind in den Heimen I und II. (Stralauer Straße 52 und Beuthstraße 14) erhältlich. Die Heime gewähren schulentlassenen Mädchen billige, gründliche Ausbildung für den hauswirtschaftlichen Beruf und nachherige Unterbringung in geeignete Dienststellungen, ferner anständigen, im Erwerbsleben tehenden Mädchen und Frauen billige Pension (40 —50 monatlich) und guten Mittagstisch (35—50 ₰), billige Industriekurse für Schneidern, Wäschenähen, Ausbessern und Putz und billige Kochkurse.

Im Zirkus Schumann wird die großartig angelegte Aus⸗ stattungspantomime „Der große Coup der Schmuggler“ demnächst ihre 90. Aufführung erleben, ein Zei für das vorhandene Inter⸗ esse der zahlreichen Fucher an diesem romantischen Manegeschaustück. Es verdient dieses aber auch in vollem Maße, denn wohl selten ist szenisch und darstellerisch so Mannigfaltiges im Rahmen einer Panto⸗ mime für Auge und Ohr geboten worden, wie es in dieser vielseitig ausgestatteten Handlung der Fall ist. Daß eben von einer solchen gesprochen werden kann und nicht nur der Schaulust Rechnung getragen ist, muß als weiterer Vorzug des Stückes bezeichnet werden und erklärt mit seine andauernd bewährte Zugkraft. Es ist hier schon eingehend erwähnt worden, welche bunte, stetig wechselnde Bilder die vier Akte des Stücks entrollen und wie den Zuschauern immer eine Ueberraschung nach der anderen bereitet wird, sodaß die Spannung bei der endgültigen Lösung des geschickt geschürzten dramatischen Knotens bis zur wirkungsvollen, glänzenden Schluß⸗ apotheose anhält. Alle Darsteller bemühen sich nach wie vor in gleicher Frische um die lebendige Gestaltung der Handlung, die allabendlich stürmischen Beifall auslöst. Auch der vorhergehende Teil des reich ausgestatteten Programms bringt vieles und daher jedem etwas. Die edle Reitkunst findet in Miß Clarke sowie den Herren Heß, Pearson und Woodson tüchtige Vertreter. Auch die Doppeljongleure und Akrobaten zu Pferde gehören teilweise in dieses Gebiet. Der Sportfreund kann sich ferner an den Schleuderbrett⸗ akrobaten erfreuen, die gleich Gummibällen in die Luft fliegen, sowie an der hier bereits erwähnten neuen Programmnummer „Briff, Braff, Broff“, die eine ganz besondere Anziehungskraft ausübt. Dem Freunde von Scherz und drastischem Humor tun die trefflichen Clowns vollauf Genüge. Kurz, es kommt in dem bewährten alten Renzschen Institut jeder zu seinem Recht. 8

*

Ladung gesunken. Zwölf Mann der Besatzung sind ertrunken, die übrigen drei wurden von dem Lotsenschoner „Peter“, der

der stürmischen See ein Boot aussetzte, gerettet. Die Geretteten sin der Zimmermann, ein Matrose und ein Heizer.

Metz, 12. Januar. (W. T. B.) Der Vorsitzende des Vereins „Lorraine sportive“, Kaufmann Samain, ist heute mittag verhaftet worden. Die Verhaftung ist auf Grund des 8 123, Absatz 3 des Strafgesetzbuchs (Hausfriedensbruch in Gemein⸗ chaft mit anderen) und des § 110 (Aufreizung zum Ungehorsam gegen die Staatsgewalt) erfolgt.

Pola, 12. Januar. (W. T. B.) Beim Revidieren von Zehn⸗ zentimeter⸗Geschoßzündern für das Schlachtschiff „Radetzky“ ist heute ein Zünder explodiert, wobei ein Militärvorarbeiter ge⸗ tötet wurde, der mit dem Zünder hantierte. Die Explosion dürfte auf Unvorsichtigkeit zurückzuführen sein.

London, 12. Januar. (W. T. B.) Nach einer Lloydsmeldung aus Deal ist der Schoner „Flores“, der sich auf der Fahrt von Hamburg nach Maceiôé in Brasilien befand, bei Walmer ge⸗ strandet. Die gesamte Mannschaft wurde durch den Raketen⸗ apparat an Land geschafft. Es herrscht sehr hoher Seegang, und man erwartet, daß der Schoner zu einem vollständigen Wrack werden wird.

Brest, 12. Januar. (W. T. B.) Bei heftigem Sturm ist der Torpedobootszerstörer „Fauconneau“ an der Küste von L-'Aber⸗Vrach gestrandet, bald darauf jedoch wieder flott geworden. Er hat nur geringfügige Beschädigungen erlitten. Auch aus Cherbourg und ünkirchen werden heftige Stürme und Unwetter gemeldet. Eine Anzahl Schiffe sen sich in Gefahr befinden.

Connelsville (Pennsylvania), 12. Januar. (W. T. B.) Eine Gasexplosion ereignete sich heute in einem hiesigen Laden⸗ geschäft, in dem 8 gerade zwanzig junge Mädchen und vier Männer befanden. Die Wände stürzten ein, und die Trümmer fingen Feuer. Drei Mädchen wurden getötet, zwanzig der

Anwesenden verletzt, unter ihnen drei schwer.

Bombay, 13. Januar. (W. T. B.) Aus Anlaß der Mu⸗ harremfeier kam es gestern zwischen mohammedanischen Sekten zu Zusammenstößen. Polizeibeamte wurden mit Steinen beworfen, Straßenbahnwagen aufgehalten und die Insassen mißhandelt. Schließlich mußten Truppen eingreifen, die Feuer gaben, wobei 18 Ruhestörer getötet und 24 verwundet wurden. Die Ruhe ist wiederhergestellt. Viele Tote und Verwundete wurden erst später entdeckt und von ihren Freunden fortgeschafft. Die Polizeistation war der Mittelpunkt der Ruhestörung. Der Pöbel drang plötzlich aus den Nebenstraßen hervor und schleuderte einen Hagel von Steinen auf die

olizeibeamten. Er wich auch nicht vor den zum Angriff vorgehenden Truppen zurück und ließ sich selbst dann nicht einschüchtern, als die Mannschaften niederknieten und sich anschickten, zu feuern. Die Auf⸗ rührer stürzten sogar noch näher an die Truppenlinie heran und ver⸗ stärkten den Steinhagel. Als das Feuer begann, stoben sie auseinander. Die Truppen wurden noch weiter verstärkt und biwakierten auf den Straßen. Heute ist bisher alles ruühig geblieben.

(Fortsetzung des Amtlichen und Nichtamtlichen in der Ersten

Flottenvereins im großen Saale der Viktoriabrauerei (Lützow⸗

’1

Theater. Königliche Schauspiele. Sonnabend: Opern⸗

haus. 14. Abonnementsvorstellung. Dienst⸗ und Frei⸗ plätze sind aufgehoben. Zum ersten Male: Königs⸗ kinder. Märchenoper in drei Aufzügen. Text von C. Rosmer. Musik von E. Humperdinck. Musi⸗ kalische Leitung: Kapellmeister Blech. Regie: Herr Oberregisseur Droescher. Anfang 7 ½ Uhr. e .14. Abonnementsvorstellung. Dienst⸗ und Freiplätze sind aufgehoben. Der Störenfried. Lustspiel in vier Aufzügen von Roderich Benedix. In Szene gesetzt von Herrn Regifseur Patry. Anfang 7 ½ Uhr. Sonntag: Opernhaus. 15. Abonnementsvor⸗ stellung. (Gewöhnliche Preise.) Dienst⸗ und Frei⸗ 5 sind aufgehoben. Der Prophet. Große per in 5 Akten (9 Bildern) nach dem Französischen des Eugène Scribe. Musik von Giacomo Meyerbeer.

Anfang 7 ½ Uhr.

Schauspielhaus. Nachmittags 2 ½ Uhr: 53. Billett⸗ reservesatz. Das Abonnement, die ständigen Reservate sowie die Dienst⸗ und Freiplätze sind aufgehoben. (Wildenbruchs Todestag.) Die Rabensteinerin. Schauspiel in vier Akten von Ernst von Wilden⸗ bruch. Abends 7 ½ Uhr: 15. Abonnementsvor⸗ stellung. Dienst⸗ und Freiplätze sind aufgehoben. Der Kaufmann von Venedig. Komödie in fünf Aufzügen (9 Bildern) von William Shakespeare, übersetzt von August Wilhelm von Schlegel.

Deutsches Theater. Sonnabend, Abends 7 ½ Uhr: Sonntag: Othello. 8 11““ tcammerspiele. Sonnabend, Abends 8 Uhr: Die Komödie der Irrungen. Vorher: Die Heirat wider Willen. Sonntag: Lanzelot.

Die Boheme.

Homburg.

Sonntag,

Garten.

Puppenmädel. Leo Stein und Leo Fall.

Berliner Theater. Sonnabend, Nachmittags 3 ¼ Uhr: Macbeth. Trauerspiel in 5 Aufzügen von Shakespeare. Abends 8 Uhr: Bummelstudenten. Posse mit Gesang und Tanz in fünf Bildern nach E. Pohl und H. Wilkens. Musik von Conradi. Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Der Veilchen⸗ fresser. Abends: Bummelstudenßen.

Montag und folgende Tage: Bummelstudenten.

Montag und mädel.

Sonntag,

Lessingtheater. Sonnabend, Abends 8 Uhr: hügel.

Die Ratten. Berliner Tragikomödie in fünf Akten von Gerhart Hauptmann.

Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Rosenmontag. Abends: Die Ratten. Montag: Anatol.

Neues Schauspielhaus. Sonnabend, Nach⸗ mittags 3 ½ Uhr: Maria Stuart. (Vorstellung für das „Klassische Theater“.) Abends 8 Uhr: Herr Verteidiger.

Sonntag: Der Herr Verteidiger.

Montag: Der Zerrissene.

Komische Oper. Sonnabend, Abends 8 Uhr:

Sonntag, Nachmittags Abends: Tosca. 8 Montag: Tiefland.

Schillertheater. Sonnabend, Abends 8 Uhr: Prinz Friedrich von Schauspiel in Heinrich von Kleist. 1êö9 3 Uhr: Die

ends: Husarensieber. 5 Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Fräulein Josette

Montag: Der Himmel auf Erden. 8 Abends: Der heilige Hain. Charlottenburg. Sonnabend, Nachmittags 3 Uhr: Montag und folgende Tage: Der heilige Hain. Das Käthchen von Heilbronn. Großes historisches Ritterschauspiel in 5 Akten von Heinrich von Kleist. Abends 8 Uhr: Schauspiel in 5 Akten von Leo N. Tolstoj. setzt von Raphael Löwenfeld.

Nachmittags Abends: Der Himmel auf Erden. Montag: Husarenfieber.

Theater des Westens. (Station: Zoologischer Kantstraße 12.) Sonnabend, Nachmittags 4 Uhr: Rotkäppchen. Abends 8 Uhr: Das

Dr. A. M. Willner.

Sonntag, Nachmittags 3 ¼¾ Uhr: Ein Walzer⸗ traum. Abends: Das Puppenmädel. folgende Tage:

Lustspielhaus. (Friedrichstr. 236.) Sonnabend, Abends 8 Uhr: Der Feldherruhügel. Schnurre in 3 Akten von Karl Rößler und Roda Roda. Nachmittags 3 Uhr: Senator. Abends: Der Feldherrnhügel.

Montag und folgende Tage: Der Feldherrn⸗

Residenztheater. (Direktion: Richard Alexander.) Sonnabend, Abends 8 Uhr: Der Unterpräfekt. Schwank in drei Akten von Leon Gandillot. Deutsch von Max Schönau.

und Zweiten Beilage.)

Nobles ige. Der 8 he- Sb Sse ais

.

Kraatz Gesangstexte von

Zigeunerliebe. J. Gi .

G schaft.

8n

0. (Wallnertheater.) fünf Aufzügen von

heilige Hain. Lassaillv.

8 meine Frau.

Die Macht der Finsternis. Ueber⸗

Egmont.

Sonnabend, Abends 8 ½ Uhr:

3 Uhr: E. Gettke.

Arthur Lippschitz. Abends Das glückliche Gesicht.

Sonntag und folgende Tage: Der Unterpräfekt. Sonntag, den 22. Januar, Nachmittags 3 Uhr:

Thaliatheater. (Direktion: Kren und Schönfeld.) Schu Sonnabend, Abends 8 Uhr: Polnische Wirtschaft. Schwank mit Gesang und Tanz in drei Akten von und Okonkowskyv, bearbeitet von Alfred Schönfeld, Musik von

Sonntag und folgende Tage: Polnische Wirt⸗

Trianontheater. (Georgenstraße, nahe Bahnhof Friedrichstraße.) Sonnabend, Abends 8 Uhr: Der Lustspiel in drei Akten von Robert de Flers und G. A. de Caillavet. Musik von Emile

Modernes Theater. (Königgrätzer Str. 57,58.) Zum ersten Male: Das glückliche Gesicht. Schwank in 3 Akten von

Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Der Doppelmensch. Schwank in drei Akten von Wilhelm Jacobi und

Zirkus Schumannn. Sonnabend, Abends 7 ½ Uhr: SGrande Soirée high Life. Neu: Briff⸗ Braff⸗Broff. Arconi⸗Truppe, 4 Personen. Football, Pushball, Poloball. Kreisel⸗ Globus, neueste Kreation des Direktors Albert mann, sowie: die übrigen Attraktionen. Um 9 ¼ Uhr: Der große Coup der Schmuggler. Romantische Pantomime in 4 Akten.

Sonntag, Nachmittags 3 ½ Uhr und Abends 7 ½ Uhr: 2 große Vorstellungen. Nachmittags hat jeder Besucher ein Kind frei unter 10 Jahren auf allen jedes weitere Kind halber Preis. 2. eiden Vorstellungen: Der große Coup der Schmuggler.

Birhkus Busch. Sonnabend, Abends 7 ½ Uhr: Große Galavorstellung. Neu: Die 5 Cliftons. Neu: Die Aeros. Gastspiel des Direktor Pierre Althoff und Frau Direktor Adele Althoff mit ihren hervorragendsten Freibeits⸗ dressuren. Frl. Elisabeth v. Dynar, Schul⸗ reiterin, auf ihren eigenen Schulpferden. Die be⸗ rühmte Reiterfamilie Frediano. 3 Gebr. Fratellinis, urkom. Clowns. Um 9 Uhr: Die neue Ausstattungspantomime „Armin“ (Die Hermannschlacht).

mg—üeennn

Familiennachrichten.

2

J. Kren.

meister Karl Frhrn. Gayling von Altheim (Berlin). Verehelicht: Hr. Hauptmann Wilhelm Dziebek mit Frl. Marga Rietzsch (Hannnover —Görlitz).

Vaudeville in drei Akten von

Musik von

Das P . Siees Quartetts.

Der Herr eee i Orchester.

ald.

Feich J

Singakademie. Sonnabend, Abends 8 Uhr: Dritter Kammermusikabend des Wittenberg⸗

Seethoven-Saal. Sonnabend, Abends 8 Uhr:

Konzert von Eleauor Spencer mit dem Phil⸗ Dirigent: Dr. Ernst

Blüthner-⸗Saal. Sonnabend, Abends 8 Uhr: es eon Elfriede Goette.

Hr. Leutnant Wolf Pabst von Ohain mit Frl. Nagel (Magdeburg). Gestorben: Hr. Geheimer Medizinalrat Dr. Wil⸗ 8 helm Koenig (Berlin). Hr. Major a. D. Paul 3 Einbeck (Bernau). Hr. Oberst z. D. Hermann Bickel (Mehlem a. Rh.) Fr. Auguste von Holleben, geb. Davignon (Leipzig). Verw. Fr. Professor Luise Preuß, geb. von Kehler Friedenau⸗Berlin). Olga Ida Freiin von Eick⸗

stedt (Dresden).

Verantwortlicher Redakteur: Direktor Dr. Tyrol in Charlottenburg.

Verlag der Expedition (Heidrich) in Berlin.

Am Klavier: Anstalt Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32. .“ Zehn Beilagen

(einschließlich Börsenbeilage und Warenzeichen⸗ e“¹“;

rl. Ada Suermondt mit Hrn. Ritt⸗

Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlags⸗ 8

‚eichsanzeiger und Königlich Preußischen

Berlin, Freitag, den 13.

Januar

Branntweinerzeugung und Branntweinverbrauch im Monat Dezember 1910. Nach den Angaben der Direktivbehörden.

Verwendung abgelassen

Im Kalendermonat Dezember 1910 sind

Branntweinsteuer⸗

zur steuerfreien

darunter vollständig vergällt

rohem und

ereinigtem ranntwein

vergütungsscheine ausgefertigt über ausgeführte oder in Ausfuhrlager (Bfr. O. § 58) aufgenommene Mengen von Branntwein⸗ fabrikaten Bfr. O.

unter b bis h)

Am Schlusse des Kalender⸗ monats Dezember 1910 sind in den L. gern und Reinigungs⸗ .s de L-⸗ ee

amtlicher freien Verkehr Ueberwachung** beat verblieben gelet

Im Rechnungs⸗ monat Dezember

1910

Moe⸗

§ 48

Hektoliter Alkohol

Ostpreußen Westpreußen Brandenburg Se 1 Posen. Schlesien .. I111“ Schleswig⸗Holstein Hannover... Westfalen . . . 4 Hessen⸗Nassau.. 8 Rbehilund.

Königreich Pre

Bayern . . .. Sachsen ... Württemberg

Baden

2eee, Mecklenburg Thüringen. Oldenburg. Braunschweig Eö“ vö. mburg. R Elsaß⸗Lothringen 8

Branntweinsteuergebiet Dagegen im Dezember 1909 .

*) Hierin sind nicht enthalten die in Ausfuhrlager (Bfr. O.

V1 lendermonat November 1910 sind im Direktivbezirke Pommern st vergäl (nicht 5991 hl); desgl. im Direktivbe 8 esgl. im Großherzogtume Baden: im ganzen 4082

Beri

4184 hl).

Nachträgliche Angabe: Im 1 ausgeführte oder in Ausfuhrlager (Bfr. O. 8 58) gehalt und von Branntweinfabrikaten (Bfr.

Berlin, den 13. Januar 191.

chtigung ond 7327 hl Alkohol (nicht 6412 hl), davon vollstän ganzen 3244 hl A., davon vollständig vergällt 2125 hl

26 064 45 439 81 252 71 108 92 285 74 890 263

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129 779 158 202

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ö“ Kaiserliches

van der Borght.

1 1

§ 58) aufgenommenen Alkoholmengen.

euerfrei abgelassen worden: im ganz Direktivbezirke Schleswig⸗Holstein: im

613 414 801 640

219 616

im ganzen

hl A. (nicht

b Find zuf ö schei fertigt worden über Kalendermonat Oktober 1910 sind Branntweinsteuervergütungsscheine ausgefertigt wor aufgenommene Mengen von rohem und gereinigtem Branntwein mit 1280 hl Alkohol⸗ 8 b bis

01. Sitzung vom 12. Januar 1911, Nachmittags 1 Uhr. (Bericht von Wolffs Telegraphischem Bureau.) ur zweiten Beratung steht der Entwurf eines Gesetzes,

betreffend Aenderung des Strafgesetzbuchs.

Ueber den Anfang

Gegenstände ausgeschieden werden sollten, die in irgend die Erörterung politischer oder religiöser Gegenstände

könnten. Ich möchte gle

aufmerksam machen; ich sehe es schon kommen, daß ich im Laufe Ihrer Verhandlungen noch mehrfach darauf werde hinweisen müssen. Alles, was der Herr Berichterstatter soeben ausgeführt hat, kann ich nur unterstreichen. Das, was der Antrag des Herrn Abg. Dr. von beabsichtigt, Gegensätze herbeiführen. Ich möchte deshalb die Aufforderung des Herrn Berichterstatters unterstützen und Sie bitten, den Antrag Dr.

Dziembowski⸗Pomian

ich hier auf diesen Gesichtspunkt

würde die

von Dziembowski⸗Pomian abzulehnen.

Abg. Stadthage

wurde allseitig angenommen, d 1 stattfinden könnte. Zu allgemeiner Ueberraf vorzeitiger Schluß der Session ei

vergebens waren. Der vo Mißstand beseitigen, der eingetreten ist, er liegt a

Kann es einen schreienderen Mißstand geben, als gericht seine frühere Rechtsprechung verlassen hat?

Gegensätze werden gera

die vor allem meine Parteigenossen

müßten überhaupt zu Klassen der Bevölkerung

sich z. B., ob Deutsche Bourgeoisie eine Klasse

n (Soz.): Als die Kommission eingesetzt wurde, Beratung der Vorlage chung trat aber 1909 ein n, so daß die Kommissionsarbeiten Antrag will auch nur einen schreienden durch die Rechtsprechung des Reichsgerichts lio vollkommen im Rahmen dieser Vorlage.

daß eine baldige rliegende

wenn

de durch diese

Definition kommen, was

einer ommen, was Gewalttätigkeiten sind

und was valt und Polen verschiedene § ist; in der Reaktionsperiode wu

der Sitzung ist in der gestrigen Nummer d. Bl. berichtet worden.

Staatssekretär des Reichsjustizamts Dr. Lisco: 6

Meine Herren! Ich glaube, schon bei dieser Gelegenheit auf die Begründung des Gesetzentwurfs aufmerksam machen und auf das hin⸗ weisen zu müssen, was soeben der Herr Berichterstatter hervorgehoben hat. Die Vorlage geht davon aus, daß nur schreiende Mißstände unserer Strafrechtspflege beseitigt werden und bei der Beratung alle

Erörterung

Die politischen Rechtsprechung hervorgerufen, und die Polen trifft.

. Es fragt Klassen sind, ob die

kommt diese Vorlag

8 1 8*

noch größeren Schutz

würde. Rechnung getragen w b Haue Ausführungen stehen. einer Weise hervorrufen der Vorlage

„Vorgängen der

bruch) enthalten.

solcher Die neue Fassung vorschlag zur Anna

Paragraphen

mission hat vor Wir

verschiedene

rde versucht,! des § 360 in das

über liegt schon seit ““ x (dkons.): Unsere Wünsche bewegen sich in einer dem Antragsteller entgegengesetzten Richtung. W ir der letzten Vorgänge davon absehen, Anträge in der Richtung auf der Autorität ein es zu uferlosen Debatten führen und in Dem Charakter der

Abg. von Dziem

Polizeibeamten meint, d wir mit seiner Anregung durchaus

Damit schließt die Beratung über Ziffer 1 der Kommissions⸗ vorschläge, die eine Neuformulierung des Der Antrag der Polen wird gegen ller und der Sozialdemokraten abgelehnt.

Stimmen der Antragste gelehnt § 123 gelangt nach dem Kommissions⸗

145 b vor:

die Junker für eine besondere Klasse entschied aber damals, denn man kann doch ni

die

e so spat

erden.

Zeit“

des hme.

ten und die Vivisektion. Wer Tiere roh mißhandelt, wird mit Gefängnis bis zu oder mit Geldstrafen bis zu 600 bestraft. Worten

den

eingeschaltet oder mit Haft“”. hütung von Tierquälerei erlassenen Strafbedrohung des § 360 hat dem zugestimmt, aber

Junker sind keine Klasse: cht nur nach der Gesinnung entscheiden. Al das sind Punkte, die ebenfalls dringend nach Abänderung schreien.

Man kann diesen Antrag, der nicht im geringsten politisch ist,

dem 19.

Vorlage als eines Notgesetzes

zu erklären, Gericht Recht,

SS8 das mit

93 9

nicht

aus den erwähnten Gründen ablehnen; es ist ein schreiender Miß⸗ stand vorhanden, der nicht auf politischem Gebiete liegt.

Leider zur Erledigung, der Kommissions⸗ April 1910 vor.

Wenn wir u. a. trotz einzubringen, so nur deshalb, weil

zu viele Materien eingreifen muß eben

bowski⸗Pomian (Pole) bleibt bei seinen

Abg. Stadthagen (Soz.): Wenn der Abg. Wagner unter den

letzten it n v „die gerichtlich konstatiert worden sind, so sind

die groben Ausschreitungen von

einverstanden.

§ 123 (Hausfriedens⸗ die

Ziffer 2 (Einführung von Geldstrafe neben Freiheitsstrafe in den Fällen der §§ 114 Abs. 2, Abs. 1, 327 Abs. 1, 328 Abs. 1 kussion nach den Kommissions

812 3 betrifft die Bestrafung der Tierquälerei sowie das Schã

136, 137, 239 Abs. 1, 288 Str.G.⸗B.) wird ohne Dis⸗ vorschlägen angenommen.

Die Vorlage schlug einen neuen boshaft quält oder drei Monaten Die Kom⸗ „oder mit Geldstrafe“ Die Uebertretung der zur Ver⸗ Vorschriften soll unter die

gestellt werden. Die Kommission

folgende neue Vorschrift als Absatz 3

Strafgesetzbuch einzufügen vorgeschlagen:

8

„Landesrechtliche Bestimmungen, welche in die rituellen Ver⸗ schriften einer Religionsgesellschaft über das Schlachten von Tieren

eingreifen, sind unzulässig.“ 1“ 1 Die letztere Bestimmung beantragt die wirtschaftliche Ver

einigung (Abg. Gräf und Genossen) zu streichen. Abg. Gröber (Zentr.): Meine Partei ist mit den Kommission⸗ beschlussen zu diesem Teil der Vorlage einverstanden, insbesondere mit dem Zusatz der Kommission, daß landesrechtliche Bestimmungen, die ein Schächtverbot enthalten, unzulässig sind. Ein solches Schächt⸗ verbot besteht außer in Sachsen in einer Reihe kleinerer Bundes⸗ staaten. In Preußen sind die älteren Polizeiverordnungen über das Schäͤchtverbot zwar außer Kraft gesetzt, es ist aber durch die Judikatur erlaubt, daß jede Gemeinde in ihrem Schlachthause beliebige Vorschriften über das Schlachten erlassen und damit auch das Schachten absolut verbieten kann. Dieses Verbot greift nach unserer Meinung in die Gewissensfreiheit derjenigen ein, die sich an die rituellen Vorschriften über Schächten gebunden fühlen. 1 Deutschland von Interesse, sondern auch

Die Frage ist nicht nur für Der de für unsere Schutzgebiete, wo für die Mohammedaner rituelle Schlacht⸗ s derartiges Verbot als

vorschriften bestehen. Wir betrachten ein jedes derartiges Verbot a eine schwere Beeinträchtigung der religiösen Freiheit. In die Ge⸗ wissensfreiheit darf man nicht ohne zwingende Gründe eingreifen. Man bhat das Schächten ein inhumanes, grausames, dem mensch⸗ lichen Gefühl widersprechendes Schlachtverfahren genannt. Im Laufe der Jahre sind für und gegen das Schächten ganze Sammlungen von Gutachten veröffentlicht worden. Die wissenschaftlichen Gutachten gehen dahin, daß das eigentliche Schächten sich schmerzlos voll⸗ zieht, und daß die Zuckungen der Tiere eintreten, nachdem das Be⸗ wußtsein bereits geschwunden ist. Nun wendet man ein, nicht das Schächten selbst, wohl aber die Vorbereitungen dazu seien beson inhuman. Ueber diese Vorbereitungen bestehen ja bereits strenge Vorschriften, sollten sie sich aber nicht als ausreichend erweisen, so koönnten ja noch viel strengere erlassen werden. üen Ngah wie diese Bedenken, sind die Verfassungsbedenken gegen den Zusatz der Kommission Man hat behauptet, diese Vorschrift sei ein Eingriff in die Selbständigkeit der Bundesstaaten, vor allem s Königreichs Sachsen. Nun geht aber die Regierungsvorlage in ser Beziehung sehr viel weiter wie der Kommissionsbeschluß, indem verlangt, daß in Zukunft alle Bestimmungen zur Verhütung von ierquälereien unter das Reichsgesetz gestellt werden sollen. Wir meinen, daß, wenn das Reichsgesetz bestimmte Vorschriften als Regel gegen Tierquälerei aufstellt, es auch die Ausnahmen enthalten muß. Auch Miquel hat sich dahin ausgesprochen, daß, solange in Deutsch⸗ land die Grundsätze der Toleranz maßgebend seien, man die religiösen Gefühle der Juden schonen müsse und die Zulässigkeit des Schächtens nicht angegriffen werden dürfe.“Ebenso hat von Tiedemann auf Grund seiner Erfahrungen als Regierungspräsident von Bromberg hochinteressante Mitteilungen gemacht, die dahin gehen, daß das Schächten, wenn es richtig vorgenommen wird, die am wenigsten grausame Tötungsart bildet.

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In“ Frankreich, England, Italien, Oesterreich nirgends finden Sie ein Schächtverbot. Es bandelt sich hier um die Achtung vor religiösen Ueberzeugung eines Teiles unserer Mitbürger. 8 1“]

Abg. Graef⸗Weimar (wirtsch. Vgg.): Sind wir etwa an der Wiederaufrollung der Schächtfrage schuld, die wir den bestehenden Zustand aufrecht erhalten wollen, und die ein witziger Kollege in der Kommission als den neuen Schächtblock bezeichnet hat, oder die An⸗ hänger des Schächtens? Meine Partei hat sich ständig für einen Antrag auf Einführung eines allgemeinen Schächtverbots im Reiche eingesetzt. Der Reichstag ist allerdings als dieser Antrag einmal zur Beratung kam, zu einem ablehnenden Votum gelangt. Die jüdische Presse sprach damals immer von einem Angriff auf die jüdische Religionsfreiheit, und wenn davon geredet wird, so bekommt der Durchschnittsdeutsche immer eine Gänsehaut. Man hat den Einwand erhoben, daß durch das Schächtverbot ein großer Teil der gesetzestreuen Juden sich des Fleischgenusses enthalten müßte. Es ist mir noch nie bekannt geworden, daß in der Schweiz oder im Königreich Sachsen die gesetzestreuen Juden irgendwie unter ein if diese Art erzeugten Fleischnot gelitten hätten. ine Frage der öffentlichen Moral und der öffent⸗ Dafür kann man Kronzeugen aus den Kreisen der zitieren. Es stehen nicht lediglich Antisemiten hinter den finden, daß auch sämtliche Tierschutzvereine des ts iches in dieser Frage einig sind. Ebenso haben die ürztevereine ein Gutachten gegen das Schächten abgegeben.

. e der verschiedenen Tierschutzvereine in meinem Wabl⸗ durchaus liberal gesinnte Leute, von denen ich weiß, daß im Wahlkampf gegen 8 agitiert haben. Was den bisberigen chtszustand betrifft, so gebe ich dem Staatssekretär darin recht, ß das Schächten bis jetzt nicht Tierquälerei bedeutete. as aber lag lediglich daran, daß bisher zum Tatbestand er Tierquälerei gehörte, daß diese entweder öffentlich be⸗ angen wurde, oder daß jemand Aergernis daran genommen hat. Diese beiden Merkmale fallen jetzt fort; das ist ja der Fortschritt der Novelle. Tierquälerei ist jetzt schlechthin strafbar, wenn sie bos haft oder roh ist. Boshaft quält allerdings jemand ein Tier nur dann, wenn er Lust an der Qual empfindet, und der Begriff des Rohen läßt sich nicht ein für allemal feststellen. Aber ich moͤchte den Abg. Gröber bitten, persönlich einer Schächtung beizuwohnen. Für denjenigen, der das einmal gesehen hat, ist jedes Gutachten über. flüssig. Er fühlt sich durch den bloßen Anblick abgestoßen. Die Fragen, auf die es ankommt, sind die: Ist das Schächten mit Qualen und Schmerzen für das Tier verbunden, und hat es noch Bewußtsein dafür? Es ist zu beachten, daß jetzt allgemein eine humanere Art des Schla besteht. Der verstorbene Rabbiner Dr. Hirsch Hildesheimer hat in einem Rundschreiben e

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die Stadtverwaltungen um Gutachten ihrer Schlachthäuser er⸗ sucht. „Die Wichtigkeit der Angelegenbeit“, sagt er in diesem Rund⸗ schreiben, „bestärkt mich in der Juversicht daß Sie nichts un⸗ versucht lassen werden, um ein solches Gutachten zu erlangen⸗. Was nützt mir ein auf solche Weise zustande gekommenes Gut⸗ achten? Ich als Richter würde es fur vollkommen wertlos betrachten, ihm zum mindesten mit der allergrößten Vorsicht begegnen. Wenn die Juden wirklich der Uederzengung find, das das Schächten keine Tierquälerei ist, so hat es Dr. Hersch Hildesheimer nicht nötig gehabt, in dieser Weise secinen Einus auf die Stadtverwaltung geltend zu machen. Trr derschiedener Versuche hat sich die wissenschaft⸗ liche Deputatioen Medizinalwesen nicht zu der Anschauung der Juden bekehren knnen. Die Gutachten der Schlachthofverwaltung der Groß⸗ und Mittelstädte sprechen sich fast einstimmig dahin aus, daß das Schächten eine ganz verwerfliche, grausam tier⸗ quälerische Tötungsart ist; die entgegengesetzte Auffassung vertritt nur die Schlachthofdirekton von Posen, ausgerechnet Posen, und auch der Schlachthofdirektor von Berlin und der von Frank⸗ furt am Main gehen einer bestimmten Antwort aus dem Wege. In einem Bericht der „Kölnischen Zeitung“ wird mitgeteilt, daß auch Stimmen aus füdischen Kreisen sich in schärfster Weise gegen diese grausame, ja Abscheu erregende, barbarische Sitte des Schächtens öffentlich haben vernehmen lassen. Wir verlangen eine gründliche und objektive Untersuchung der ganzen Frage, eine ordentliche Enquete, ehe an die Entscheidung herangetreten wird. Viel bedenklicher noch erscheint uns der von der Kommission in ihrer zweiten Lesung be schlossene Zusatz, der landesrechtliche Bestimmungen, soweit is

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