Bei dem Titel „Außerordentliche Unterstützungen für mittlere und höhere Beamte 115 000 ℳ“ wünscht Abhg. Busch (Zentr.) eine Trennung dieses Fonds in einen Fonds für mittlere und einen für höhere Peamte; es bestehe vielfach die Ansicht, daß die mittleren Beamten benachteiligt würden. Zum Titel „Unterhaltung und Neubau öffentlichen Wege 2 210 000 ℳ“ befürwortet Abg. von Böhlendorff⸗Kölpin (kons.) den Ausbau ver⸗ schiedener Wege in den Kreisen Usedom und Wollin.
und Wild⸗
Bei den „Jagdverwaltungskosten⸗ schadenersatzgeldern“, 106 500 ℳ, weist Abg. Fleuster (Zentr.) auf Mißstände hin, die sich bei der Kaninchen⸗ jagd durch Frettchen ergäben. Die Kaninchenplage sei mitunter aller⸗ dings recht groß; aber anderseits würden die Frektchen dann nicht nur zur Kaninchenjagd verwendet, sondern verführten ihre Besitzer leicht
zum Wildern. 1t Oberlandforstmeister Wesener: Ich glaube nicht, daß die ennse lagr dadurch wesentlich gemildert wird, daß wir die Kaninchen unter die jagdbaren Tiere reihen. Ich möchte empfehlen, bei dem Frettieren zu bleiben. Außerdem aber möchte ich noch das kleine Wiesel dem Schutze der Jager empfehlen. Wenn das kleine Wiesel nicht überall totgeschossen wird, ist zu erwarten, daß es mit der Zeit auch mit der Kaninchenplage fertig werden wird. Die Forstbeamten tun ihr möglichstes, um der Kaninchenplage Herr zu werden. b Bei dem Fonds von 1 050 000 ℳ zum Ankauf von Grundstücken zu den Forsten macht Abg. Fleuster (Zentr.) darauf aufmerksam, daß im Westen in manchen Fällen lediglich zum Zwecke der Arrondierung Grundstücke von der Forstverwaltung angekauft seien, die niemals zu den Forsten geschlagen und forstwirtschaftlich betrieben werden könnten; es seien dadurch Ortschaften insofern benachteiligt worden, als die Ackerbürger diese Flächen nicht als Aecker hätten kaufen können. Der Rest der dauernden Ausgaben wird ohne Debatte be⸗ willigt. Bei den einmaligen Ausgaben, und zwar bei dem Fonds von 7,8 Millionen Mark zum Ankauf und zur ersten Ein⸗ richtung von Forstgrundstücken, bespricht 8 Abg. Klocke (Zentr.) die Art der Bewirtschaftung der Hauberge im Kreise Olpe; die Hauberge befänden sich rechtlich im Besitze von Ge⸗ nossenschaften, die die kleinen Ackerbürger gebildet hätten; es habe nun die Forstverwaltung einen Teil der Geschäftsanteile der Genossen⸗ schaften angekauft, und das habe große Erregung in die Bevölkerung gebracht, die sich in ihrer Existenz bedroht glaube und eine Ent⸗ völkerung befürchte, wenn durch Aufforstung die Acker⸗ und Wiesenflächen beschränkt würden. Die Forstverwaltung müsse namentlich dafür sorgen, daß Weideplätze für das Vieh vorhanden blieben. 1 Oberlandforstmeister Wesener: Bei dem Ankauf im Kreise Olpe sind alle beteiligten Instanzen gehört worden und sind übereinstimmend der Ansicht gewesen, daß der bisher dort betriebene Schälwald nicht mehr zweckmäßig sei, daß zum Hochwaldbetrieb übergegangen werden nüsse. Nur der Hochwald könne der Bevölkerung die nötige Winter⸗ beschäftigung geben. Weitere Ankäufe werden nur vorgenommen werden, wenn die beteiligten Beamten, der Amtmann, der Landrat, er Regierungspräsident, befragt worden sind. Bei den Ausgaben zur versuchsweisen Beschaffung von Insthäusern für Arbeiter begrüßt Abg. Rhiel⸗Fulda (Zentr.) namens seiner Freunde mit großer Befriedigung die Versuche, durch Beschaffung von Wohnungen einen Stamm von ständigen Arbeitern heranzubilden. Die Gemeinde Kirchhain im Regierungsbezirk Cassel habe einen Antrag an die Forst⸗ verwaltung gestellt, ihr eine Waldparzelle zu überlassen, um darauf Arbeiter ansiedeln zu können. Er frage an, wie sich die Verwaltung zu dem Antrage stelle. Ein Regierungskommissar erwidert, daß der Antrag der GHemeinde genehmigt worden sei. Die einmaligen Ausgaben werden bewilligt. Damit ist der Forstetat erledigt. Schluß nach 4 ½¼ Uhr. Nächste Sitzung Dienstag, 11 Uhr. (Etat der Domänenverwaltung; kleinere Vorlagen; Etat der
der
Statistik und Volkswirtschaft.
Die Sterblichkeit der Gesamtbevölkerung des preußi⸗ 8 schen Staates während des Jahtes 1909. Im Jahre 1909 (1908) hat Preußen 348 141 (362 259) männ⸗ liche und 319 641 (331 465) weibliche, zusammen mithin 667 782 (693 724) Personen durch den Tod verloren. Außerdem wurden den Standesbeamten 21 215 (21 976) Totgeborene männlichen und 16 775 (16 908) weiblichen Geschlechtes gemeldet. Wird ohne Berücksichtigun der Totgeborenen die Sterbeziffer auf 1000 am 1. Januar 190 (1908) Lebende berechnet, so beträgt sie für die Bevölkerung überhaupt 17,1 (18,0), für ihren männlichen Teil 18,1 (19,1) und für ihren weiblichen 16,2 (17,0); demnach ist sie 1909 günstiger als 1908. Vergleicht man die Sterbeziffer mit der früherer Jahre bis 1875 rückwärts, seitdem infolge der Standesamtseinrichtung eine einheitliche Berichterstattung und Verarbeitung der Nachrichten über die Gestorbenen durchgeführt wurde, so erscheint sie am ungünstigsten im Jahre 1875 mit 26,3, dagegen im Berichtsjahre mit 17,1 wie auch in den vorauf⸗ gegangenen drei Jahren mit 18,0 am günstigsten; dann folgen die Jahre 1902, 1904, 1905 und 1903 mit den Sterbeziffern 19,3, 19,5, 19,8 und 19,9. Für die männliche Bevölkerung traten zwischen 1875 und 1909 Schwankungen der Sterbeziffer von 28,1 bis 18,1 im Berichtsjahre ein, für die weibliche von 24,6 bis 16,2.
Für die Bevölkerung in den einzelnen Regierungsbezirken zeigt die Sterbeziffer des Jahres 1909 verschiedene Abweichungen. Der Landespolizeibezirk Berlin und der Regierungsbezirk Minden hatten mit einer Ziffer von 14,2 auf 1000 Einwohner die günstigste Sterblichkeit. Diesen folgen die Regierungsbezirke Aurich mit 14,3, Wiesbaden mit 14,4, Schleswig mit 14,5, Cassel mit 14,7, Stade und Düsseldorf mit 14,8, (Stadtkreis Berlin mit 15,1), Hannover und Lüneburg mit 15,2, Osnabrück mit 15,3, Hildesheim und Koblenz mit 15,7, Arnsberg mit 16,0, Erfurt mit 16,1, Köslin mit 16,4, Trier mit 16,7, Potsdam und Magdeburg mit 16,8 und der Staat mit 17,1. Ueber dem Staatsdurchschnitt stehen die Regierungsbezirke Merseburg und Cöln mit 17,4, Stettin mit 17,5, Frankfurt und Aachen mit 17,7, Allenstein mit 18,0, Münster mit 18,2, Stralsund mit 18,4, Sigmaringen mit 18,5, Posen mit 18,7, Königsberg mit 19,3, Marienwerder mit 19,8, Bromberg mit 20,1, Gumbinnen mit 20,2, Liegnitz mit 20,5, Danzig mit 20,6, Oppeln mit 21,5 und Breslau
nit 21,9; 18 Regierungsbezirke haben demnach eine höhere Sterblich⸗ keit als der Staat im ganzen. Auch wenn man die männliche und die weibliche Bevölkerung je für sich in Betracht zieht, zeigen sich einige Abweichungen. Am günstigsten ist für die männliche eeee die Sterbeziffer im Regierungsbezirk Aurich gewesen, sie betrug nämlich nur 14,2 auf 1080 männliche Einwohner. Günstig erscheint sie ferner für die männlichen Personen denjenigen Regierungsbezirken, die unter der für den Staat ermittelten Verhältniszahl geblieben sind. Dazu gehören die Bezirke Lassel, Schleswig, Stade, Minden, Wiesbaden, der Landespolizeibezirk Berlin, die Bezirke Hannover, Lüneburg, Osnabrück, Düsseldorf, (der Stadtkreis Berlin), die Bezirke Hildesheim, Koblenz, Arnsberg, Trier, Erfurt, Köslin, Potsdam und Mepbeherg. Höhere Zahlen a88 der Staat mit 18,1 haben die Bezirke Merseburg, Coln, Sig⸗ maringen, Stettin, Aachen, Frankfurt, Münster, Allenstein, Stralsund, Posen, Königsberg, Marienwerder, Gumbinnen, Bromberg, Liegnitz, Danzig, Oppeln und Breslau, wo von 1000 Männern bis 23,7 ge⸗ storben find.
“
worden ..
Bezüglich der weiblichen Bevölkerung ist es, wie in den beiden Vorjahren, der Landespolizeibezirk Berlin, der die günstigste Sterbe⸗ ziffer hat; sie beträgt 13,0 auf 1000 Einwohner. Hinter die Sterb⸗ lichkeit des Staates en mit noch niedrigeren Verhältniszahlen ferner die Bezirke Wiesbaden, Minden, Düsseldorf, (der Stadtkreis Berlin), die Bezirke Schleswig, Aurich, Lüneburg, Hannover, Stade assel, Osnabrück, Arnsberg, Koblenz, Erfurt, Hildesheim, Köslin,2 hagdeburg und Potsdam. Die Sterbeziffer des Staates beträgt 16,2. Ueber der 82 den Staat ermittelten stehen die Bezirke Cöln, Stettin, Merse⸗
urg, Trier, eh Aachen, Allenstein, Peer. Münster, Stralsund,
eelaasen. Marienwerder, Bromberg, Sigmaringen, Gumbhinnen, Danzig, Aegnitz, Oppeln und Breslau; in letzterem Bezirke stieg die fragliche Ziffer bis auf 20,3. 3
Die Sterbeziffer für die Gesamtbevölkerung ist indes für die Beurteilung der Sterblichkeitsrerhältnisse in einem Lande oder in seinen einzelnen Teilen nicht ausreichend, weil die verschiedenen Alters⸗ verhältnisse neben dem Geschlecht der Bevölkerung einen natürlichen, bestimmenden Einfluß auf das Sterben der Menschen ausüben, und die Zusammensetzung der Bevölkerung nach dieser Richtung sehr ver⸗ schieden sein kann.
Berechnet man die Sterbeziffer für die einzelnen Altersklassen getrennt nach den beiden Geschlechtern, so ergibt sich für die Gesamtbevölkerung des Staates, daß im Jahre 1909 in allen Altersklassen die Sterbeziffer gegen 1908 b günstiger ge⸗ (Stat. Korr
Wohlfahrtspflege. Ueber Altenheime durch Selbsthilfe
berichtet die „Sozialkorrespondenz“, das Organ des Zentralvereins das Wohl der arbeitenden Klassen:
Für Schleswig⸗Holstein begann die Errichtung von Eigenhäusern aus Mitteln der genossenschaftlichen Selbsthilfe im Jahre 1878 in Flensburg, kurz nachdem der Gründer des dortigen Arbeiterbau⸗ vereins, der jetzige Landesversicherungsrat Hans en (Kiel), seinen Ruf: „Baut Arbeiterwohnungen!“ durch Rede und Schrift hatte er⸗ klingen lassen. Der Flensburger Arbeiterbauverein gab in seiner Rührigkeit und unter geschickter Leitung, auch als sein Begründer nicht mehr am Orte bleiben konnte, den Beweis der Möglichkeit der Schaffung eines eigenen Heims auf eigener Scholle, wenn beim Arbeiten mit geringen eigenen Mitteln nur echte Solidarität das Szepter führte. Hansen wirkte weiter anspornend und aufklärend für die gute Sache, und heute steht er an der Spitze des Verbandes der schleswig⸗ holsteinischen Baugenossenschaften, der 40 Bauvereine umfaßt, mit 15 000 Mitgliedern, deren Zusammenwirken bereits 4000 Wohnungen, zum Teil in Einzelhäusern, im Werte von 12 Millionen Mark ge⸗ schaffen hat. Unter diesen Schwestervereinen zeichnet sich der Flens⸗ burger Arbeiterbauverein ganz besonders aus, — nicht als ob es ihm erspart geblieben wäre, gegen Widrigkeiten zu kämpfen, durch Ver⸗ trauensbruch entstandene Verluste zu decken, Indolenz und Mutlosigkeit zu verdrängen. Aber die jeweilige Leitung des Vereins hat es in einzig⸗ artiger Weise verstanden, die Unabhängigkeit desselben zu erhalten und ihm — wenn man von einem Vereine so sprechen kann — den Stempel einer vorbildlichen Charakterfestigkeit aufzudrücken. Denn abweichend von der überwiegenden Zahl gleiche Ziele erstrebender Genossen⸗ schaften hat der Flensburger Arbeiterbauverein bis zum heutigen Tage, d. h. während 32 jähriger Wirksamkeit, die sich äußerlich in der Errichtung von 119 Häusern zeigt, seine Betriebsmittel im wesentlichen im eigenen Mitgliederkreise, auch als dieser noch nicht, wie gegenwärtig, gegen 900 Personen umfaßte, beschafft. Er ist nicht in die Lage gekommen, Darlehen bei der Landesversicherungsanstalt oder beim Reiche oder beim preußischen Staate aufzunehmen, obgleich die Heranziehung dieser Kreditquellen nach Lage der Verhältnisse durchaus keine Shwierig⸗ keiten geboten hätte. Wenn natürlich in erster Linie dem Gründer und den führenden Männern die Verdienste für die Förderung der Aufgaben des Vereins zufallen, so darf man doch nicht vergessen, daß wir es hier mit einem Arbeiterbauverein zu tun haben, der aus einer⸗ Vereinigung einfacher, ehrlich vorwärtsstrebender Leute, dem ehemaligen „Flensburger Arbeiterverein“ hervorgegangen ist. Gerade im Hinblick auf diese Zusammensetzung des Vereins ist es besonders zu schätzen, daß er neben der Durch⸗ führung seiner wirtschaftlichen Aufgaben auch an die Lösung ethischer und allgemein sozialer Probleme herangetreten ist. Als eine Er⸗ füllung ethischer Forderungen betrachten wir die Wahl der in drei Stadtteilen gelegenen Bauländereien, die den Bewohnern der Eigen⸗ häuser nebst Gärten einen Blick in die liebliche Talstadt Flensburg mit ihrem belebten Meeresarm gestatten; als eine Erfüllung sozialer Aufgaben aber darf man die Tatsache hinstellen, daß der Verein nebenher die praktische Altersfürsorge durch aus eigenen Mitteln zu schaffende Altersheime durchzuführen bestrebt ist.
Schon vor einigen Jahren, als der Arbeiterbauverein sein hundert⸗ stes Haus errichtet hatte, bestimmte er dieses als Freiwohnungshaus für vier Familien und gab ihm den Namen „Voigtstift“, zum An⸗ denken an den verstorbenen Rechnungsführer dieses Namens, der lange Jahre hindurch die Seele des Vereins war. Am 8. Januar d. J. hat nun die Feier der Einweihung eines zweiten Freiwohnungshauses stattgefunden. Ueber die näheren Umstände berichtet kurz und auf⸗ klärend die „Kieler Zeitung“ vom 9. Januar, wie folgt: „Gestern, am Sonntag, fand im Verein etwas statt, was man wohl als „Feier“ bezeichnen kann. Im Laufe der letzten acht Tage ist ein von dem Verein errichtetes „Altersheim“ bezogen worden, das für sechs der ältesten Mitglieder Freiwohnungen enthält. Die günstige finanzielle Lage des Vereins hat es gestattet, die Summe von 19 800 ℳ für die Herstellung dieses auch äußerlich freund⸗ lich gehaltenen Gehäudes zu bewilligen. Der Vorsitzende, Stadt⸗ verordneter Ludwig Oettinger, der seit zwölf Jahren mit größter Hingabe und lobenswertem Geschicke den Verein leitet, hat den etreffenden Antrag in einer Generalversammlung im September 1909 gestellt und dafür allseitige Zustimmung gefunden. Anwartschaft auf eine freie Wohnung haben solche Mitglieder, die wenigstens fünfzehn Jahre dem Verein angehört und ihren Geschäftsanteil von 250 ℳ voll eingezahlt haben. Nach dem Ableben des Be⸗ wohners oder des Längstlebenden bei einem Ehepaare fließt das Gut⸗ haben (der Geschäftsanteil) in den „Freiwohnungsfonds“, aus dem auch weiterhin freie Wohnungen beschafft werden sollen. Während ihrer Lebzeit beziehen die Mitglieder (oder deren Ehefrauen) regelmäßig die Dividende auf das Guthaben. Jede Wohnung besteht aus zwei freundlichen Zimmern, Küche, Bodenkammer, Vorrats⸗ und Kohlen⸗ keller; außerdem gehört dazu ein Stückchen Gartenland. Für je drei Wohnungen ist ein Trockenraum, für die sechs Wobnungen eine Waschküche vorhanden. Die Wohnungen beziehen Wasser aus der städtischen Wasserleitung, wofür der Verein zahlt. Gaskochein⸗ richtung ist in jede Küche gelegt, für das verbrauchte Gas haben die Bewohner die Kosten zu entrichten. Das Haus ist nach den Be⸗ stimmungen für milde Stiftungen steuerfrei gelassen. Daß an der Feier und an der sich anschließenden Be⸗ sichtigung der Oberbürgermeister Dr. Todsen, mehrere Stadt⸗ räte und der Stadbaurat teilnahmen, darf mit Recht als eine Wertschatzung der Vereinsbestrebungen für die städtischen Interessen angesehen werden. Daß auch derjenige, der das Samen⸗ korn für die Ermöglichung dieser vortrefflichen Wohlfahrtseinrich⸗ tungen ausgestreut, der Vorsitzende des Verbandes schleswig⸗holsteinischer Baugenossenschaften, Landesversicherungsrat Hansen (Kiel), persönlich anwesend sein konnte, muß ihn mit Befriedigung erfüllt haben. „Ist früher“ — so endet der vorstehend erwähnte Zeitungsbericht — der Flensburger Arbeiterbauverein der Pionier der gemeinnützigen Woh⸗ nungsfürsorge weit über das Weichbild der Stadt hinaus gewesen, so hat er jetzt wiederum ein Beispiel gegeben, bei welchem die ver⸗ schiedenen Baugenossenschaften sich die Frage vorlegen sollten, ob sie in der einen oder anderen Weise auch hier nicht wieder seiner Spur zu folgen vermögen.“
für
Konzerte.
Das letzte der drei Konzerte mit dem verstärkten Philharmoöni⸗ schen Orchester von Dr. Alexander Sheflin, der schon öfter seine Tüchtigkeit als bewährter Stabführer gezeigt hat, brachte am Donnerstag im Beethovensaal mit Ausnahme der „Hunnen⸗ schlacht“ von Liszt und Tod und Verklärung“ von Richard Strauß ausschließlich ruffische Musik, Arbeiten von A. Liadow und Wischne⸗
ra Von den Liadowschen Kompositionen: „Der verzauberte
ee“ und „Kikimora“, zwei stimmungsvollen Märchenbildern, inter⸗ essierte das hier hier bereits gehörte letztgenannte am meisten. Die Musik ist fesselnd, sehr großzügig und fein instrumentiert, düster und poetisch schwungvoll zugleich. Aehnliches it von Wischnegradskys symphonischer Dichtung „Die Schwarze“. enn auch der Inhalt durch die Vertonung nicht klar versinnbildlicht wird, so übt die Musik doch in ihrer Eigenart, die oft ohne rechte Melodie in einer An⸗ häufung sich drängender Tonreihen dabinbraust, doch den Reiz der Neuheit, des Ungewöhnlichen aus. Die Musik ist stark von dem Jungfranzosentum beeinflußt, dem auch eine eigentliche Melodik fremd ist. Das Philharmonische Orchester nahm sich des hier zum ersten Male aufgeführten Werkes mit großer Hingabe an und verhalf ihm zu einem Achtungserfolg. — Der Berliner Tonkünstlerverein brachte, gleichfalls am Donnerstag, im Architektenhause in einem sogenannten „musik⸗ historischen Abend“ Kammermusik des 17. und 18. Jahrhunderts zu Gehör. Der Geiger Rudolf Melzer, der sich mit Liebe in die ältere Geigenliteratur versenkt und sie der Allgemeinheit zu änglich macht, führte das Programm als fein gebildeter Musiker und tüchtiger Violinkünstler durch; er wußte seinem Vortrage alter deutscher und italienischer Tonstücke Stil zu verleihen und durch die Betonung ihrer künstlerischen Eigenart lebhaft anzuregen. Am Klavier begleitete Else Hennig, die auch eine Klaviersonate mit he⸗ gleitender Violine von N. J. Hullmandel gut empfunden vortrug. — Ein Klapierabend, den Tina Lerner gleichzeitig im Beethoven⸗ saal gab, gestaltete sich äußerst erfolgreich. Die Künstlerin zeigte sich nicht nur als eine Virtuosin großen Stils, sie wußte auch Geist und Geschmack in ihren Vorteag zu legen. Ihre Kunst würde an Unmittelbarkeit der Wirkung noch gewinnen, wenn das Temperament und die seeliche Vertiefung ihres Spiels noch eine Verstärkung er⸗ fahren könnten. Mit unübertrefflicher Gewandtheit und Klarheit wurden die beiden Paganini⸗Liszt⸗Etuden und Chopins Terzenetude vorgetragen; sie trugen der Künstlerin einen besonders stürmischen Beifall ein. — Maria Seret⸗van Eyken bestätigte in ihrem Liederabend in der Singakademie (Donnerstag) den günstigen Eindruck, den ihr Gesang stets hervorgerufen hat; die Stimme scheint fast an Fülle und Wohllaut, besonders in der Mittellage, noch ge⸗ wonnen zu haben. Im Vortrag erwies sich die Konzertgeberin wieder als denkende und fühlende Künstlerin. Ihr Programm enthielt außer einer Arie von Gluck Lieder von Brahms, Liszt, Hugo Wolf und einer Reihe reizvoller altniederländischer Volkslieder in der Be⸗ arbeitung Julius Röntgens. 8
Jan Kubelik hat seinen fest begründeten Ruf als Geiger. So war denn der Blüthnersaal am Freitag mit einem beifalls⸗ freudigen Publikum bis auf den letzten Platz gefüllt. Er spielte ein neues Konzert in D⸗Moll von A. Randegger, das dem Geiger eine dankbare Aufgabe bietet. Das Adagio ist melodiös und ansprechend und gab dem Künstler Gelegenheit, seinen schönen, blübenden Ton zu entwickeln; am eigenartigsten und besten gemacht ist der letzte Satz, ein Allegro con fuoco, das auch den meisten Beifall fand. Das Blüthnerorchester unter der Leitung des Komponisten begleitete recht gut. Kubeliks Vorzüge liegen 82 auf der virtuosen Seite, so gelang die Romanze in G⸗Dur von Beethoven weniger, während er Havanaise und Intro- duction et Rondo capriccioso von Saint⸗Sauëns ganz ausgezeichnet zu Gehör brachte. Die technisch vollendete Wiedergabe der Variationen in A⸗Moll von een und das Perpetuum mobile von Weber trugen ihm wahre Beifallsstürme ein. Das Publikum verlangte und erzielte mehrere Zugaben. — Sehr beifällig aufgenommen wurde an demselben Freitag der Sonaten⸗ abend der Damen Ella Jonas⸗Stockhausen (Klavier) und Eugenie im Klindworth⸗Scharwenka⸗ saal. Die hier wohlbekannte, musikalisch bedeutame Pianistin ließ zuweilen ihrem Temperament zu sehr die Zügel und verdunkelte da⸗ durch manchmal ihre Partnerin. Die durch die in Gemeinschaft mit Sandra Droucker und Elsa Ruegger vor zwei Jahren veranstalteten Kammermusikabende bekannte Geigerin zeichnete sich wiederum durch ihren gesangreichen Ton, den empfindungsvollen Vortrag sowie das gute Zusammenspiel aus, wenn ihr auch einige technische Unebenheiten bisweilen unterliefen. Aufgeführt wurden die Sonaten in G⸗ und A⸗Dur von Beethoven und Brahms sowie diejenige in D⸗Moll von Hugo Kaun. — In der Singakademie spielte um dieselbe Zeit der Geiger Louis Fersinges⸗ neben Sonaten von Händel und Bruch mit großer Zan⸗ heit eine Reihe kleiner Tondichtungen aus alter und neuer Zeit. Ein deutscher Tanz von Hummel⸗Burmester, ein Menuett von Kreisler erfreuten durch die formklare und stilechte Wiedergabe. Von neueren Kompositionen standen auch eine Passacaglia und ein Scherzo von P. Ertel auf dem Programm; ihre leicht fließende Melodik, ihr lebhaft gestalteter Rhythmus regten zu herzlichem Beifall an. — Ein Festkonzert zur Feier des Geburtstages Seiner Majestät des Kaisers und Königs veranstaltete am Freitagmittag im Blüthner⸗ saal das Konservatorium Klindworth⸗Scharwenka. Mit der Wiedergabe der Weberschen Jubelouvertüre begann die Veran⸗ staltung Robert Robitscheks Leitung, wobei sich das wohlgeschulte Konservatoriumorchester gut bewährte. Hierauf folgte eine zündende, der Bedeutung des Tages gewidmete Ansprache des Professors Philipyx Scharwenka, die mit einem Hoch auf den Landesherrmn ausklang. Sodann betätigten sich als namhafte Solisten die Herren Issav Barmas (Violine), Severin Eisenberger (Klavier) und Professor Mayer⸗Mahr (EKlavier), wobei u. a. das aus⸗ gezeichnete Zusammenspiel der beiden erstgenannten in der Suite in A⸗Moll von Reger mit begeistertem Beifall aufgenommen wurde⸗ Besonders zu erwähnen sind auch zwei Gaben: „Devotionale“ (nach einem Gedicht von Bierbaum) und „Elfenspiel’ von Mavyer⸗Mahr, beides äußerst reizvolle Vertonungen. Den Schluß bildete die Suite für Orchester „LArlésienne“ von Bizet, die glei allen anderen Darbietungen allgemeine Anerkennung fand. Olga Weltmann (Klavier), die am Abend desselben Tages im Saal Bechstein konzertierte, zeigte eine klare schöne Technik, ver⸗ bunden mit sicherem, kraftvollen, bisweilen freilich etwas harten An⸗ schlag und temperamentvollem, wenn auch nicht immer den Inhalt voll erschöpfenden Vortrage. Diese Eigenschaften traten bei aller Darbietungen in gleicher Weise hervor. Besonders gelungen war unter den gewählten Chopin⸗Kompositionen die Wiedergabe des Scherzo in H⸗Moll. Das zahlreiche Publikum brachte der Künstlerin reges Interesse entgegen. F
Am Sonnabend gab Jascha Sußmann (Violine) mit dem Philharmonischen Orchester unter Herrn Leo Schratten⸗ holz Leitung im Beethovensaal ein Konzert. Aufgeführt wurden: das E⸗Moll⸗Konzert von Mendelssohn für Violine und Orchester, die G⸗ und F⸗Dur⸗Romanzen von Beethoven und das D⸗Dur⸗Konzert (Op. 77) von J. Brahms. Schöner Ton, feinsinnige Interpretation und eine sichere Technik zeichnen den vielversprechenden jungen Künstler aus. Seinem Spiel mangelt es im allgemeinen nicht an Zartheit, wenn diese auch bisweilen durch etwas zu stürmisches Darauflosgehen beeinträchtigt wird. Besonders gelangen ihm das E⸗Moll⸗Konzert von Mendelssohn sowie die genannten Beethovenschen Romanzen. — Die Liedervorträge von Lilly Hadenfeldt im Saal Bechstein (Sonnabend) hinterließen einen recht mittelmäßigen Eindruck; der flache Klang der Stimme, der nicht immer einwandfreie Tonansatz wirkten ernüchternd, wenn auch dem Ausdruck Geschmack und mufi⸗ kalisches Gefühl nicht ganz versagt blieb. Zum Schluß wurden unter Mitwirkung des Baritonisten Orto Schwendy einige Duette von Brahms und Henschel gesungen.
dömet Finlands Författningssamling.)
8—
8n 3
en Reichsanz
Handel und Gewerbe. 8 b (Aus den im Reichsamt des Innern zusammengestellten „Nachrichten für Handel und Industrie“.) 8 Finnland. Spielkartensteuer. Die Spielkartensteuer wird in Finnland während des Jahres 1911 unverändert weiter erhoben. (Storfursten-
Schweden.
Geplante Zollherabsetzung für Zeitungspapier im
neuen Tarif. Im neuen schwedischen Zolltarif ist für schlichtes Druckpapier allgemein ein Zollsatz von 0,10 Kr für 1 kg vorgesehen.
b
8 8
8
.
.
31
Fakturen über Waren vorgelegt, die mehr als einer der vom
Einstellung eines auf 0,04 Kr. für 1 b 8 garch
Kommerzkollegium und Generalzolldirektion haben inzwischen auf Antrag des vorjährigen schwedischen Reichstaas Erhebungen über die Möglichkeit der Unterscheidung des Zeitungsp piers von anderem Druckpapier veranstaltet und schlagen nunmehr für Zeitungspapier die ermäßigten Zollsatzes vor. Stockholms Dagblad.)
“ ( 8 Columbien. 1u““ Konsulatsfakturen. Nach einer Verfügung des Finanz⸗ ministers, Nr. 3650 vom 3. November 1910, haben die columbischen Konsuln in den fremden Häfen durch Zirkulare oder Ankündi⸗ ungen, die an sichtbaren Stellen ihrer Amtsstelle anzubringen sind, die Verlader oder Absender von Waren nach den Häfen Columbiens mitzuteilen, daß sie ihnen die Fakturen zur konsula⸗ rischen Beglaubigung gemäß der in Artikel 1 des Gesetzes Nr. 57. vom Jahre 1909 festgesetzten Klassifikation vorzulegen haben, wonach in der nämlichen Faktura Gegenstände verschiedener Klassen nicht enthalten sein dürfen. Werden den Konsuln nach Ablauf einer für die Durchführung dieser Vorschrift hinreichend bemessenen CFust esetz
orgesehenen Klassen angehören, so haben die genannten Beamten
anzuordnen, daß die Zahlung und Beglaubigung innerhalb 8 Tage
6
8
allmonatlich im „Reichsarbeitsblatt“ wiedergegeben werden
11“
erfolgt. (Diario oflcial.)
.
85
Ueber den Arbeitsmarkt in Deutschland “ im Jahre 1910
berichtet das Kaiserliche Statistische Amt im „Reichsarbeitsblatt“ u. a.:
Die Besserung des Arbeitsmarktes, die im Jahre 1909 begann, hat sich im Jahre 1910 fortgesetzt, wenn sie sich auch nicht auf alle Zweige der Indusftrie gleichmäßig ausdehnte. Die Besserung kommt zunächst in den Ergebnissen der Krankenkassen zum 'ee
iese Berichterstattung umfaßt mehr als zwei Fünftel der sämtlichen Kranken⸗ versicherten im Deutschen Reiche und erscheint hinreichend groß, die
Verhältnisse innerhalb der von der gesamten Krankenversicherung erfaßten
Arbeiterschaft, soweit es sich um die Bewegung des Mitglieder⸗
standes und damit des Beschäftigungsgrades handelt, richtig widerzu⸗
spiegeln. Nachstehend sind die vom Hundert berechneten Zu⸗ bezw.
Abschläge, die sich auf Grund der Berichterstattung an das „Reichs⸗
erwerbsunfähig Kranken
arbeitsblatt“ für die versicherungspflichtigen Mitglieder abzüglich der in den einzelnen Monaten des Jahres er⸗
gaben, den entsprechenden Zu⸗ bezw. Abschlägen der entsprechenden Monate der beiden Vorjahre gegenübergestellt, wobei, abgesehen vom
gelegt wurden:
Dezember
Vorjabr, im April jedoch geringer.
8
1. Januar 1911, die endgültig berichtigten Mitgliederziffern zugrunde
Bei den männlichen Versicherten
1908 V 19. 9 1910
8 Bei den weiblichen Versicherten 1908 1909 1910
bezw. Abnahme v. H.
zum
vom V ersten
ersten
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Februar Marz 8“ Juni Juli August September Oktober November Dezember . Jan. f. J. — 5,12 — 3, b Danach war bei den männlichen Versicherten der Rückgang im Januar kleiner wie in den beiden Vorjahren; der Februar 1910 weist
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eine Zunahme auf, während dieser Monat 1909 einen Rückgang der
Versicherten ergab. Marz, April, Mai und August bleiben in der Zunahme hinter diesen Monaten des Vorjahrs zurück, während die üͤbrigen Monate bis auf den Dezember, der eine stärkere Abnahme
aufweist, eine günstigere Gestaltung zeigen. An weiblichen Ver⸗
sicherten brachte der Januar des Berichtsjahrs eine Zunahme, während dieser Monat in den beiden Vorjahren eine Abnahme gebracht hatte. Auch im Februar und im März war die Zunahme stärker als im Im Mai, Juni. Juli ist ein Abflauen zu verzeichnen, im August, September und November sind die Zuschläge starker als 1909, im Oktober etwas geringer; der Rück⸗ gang im Dezember ist größer als in den beiden Vorjahren gewesen. 1 Eine Steigerung des Beschäftigungsgrades lassen auch die Ein⸗ nahmen aus dem Markenverkauf der Landesversicherungs⸗ anstalten erkennen; in den letzten drei Jahren betrug der Erlös in
—. —
1908 1909 1910 ℳ V ℳ b ℳ
40,4 39,9 42,8 40,9 42,3 44,8 1 42,5 43,8 45,1 ““ 44,1 46,2 48 3. Der Erlös war also in jedem Vierteljahre des Berichtjahres höher als in dem entsprechenden Zeitraume der beiden Vorjahre. 1 Nach den monatlich im „Reichsarbeitsblatt“ veröffentlichten An⸗ gaben der an die Berichterstattung angeschlossenen Arbeitsnach⸗ weise läßt sich ebenfalls eine Steigerung des Beschäöftigungegrads erkennen. Setzt man die Zahl der Arbeitsgesuche ins Verhältnis zur Zahl der offenen Stellen, so ergibt sich, daß auf e 100 offene Stellen im Jahre 1910 durchgängig weniger männliche Zewerber kamen wie 1909 und in den letzten 7 Monaten des Jahres 1908. Bei den weiblichen Personen kamen bis zum Mai auf je 100 offene Stellen einige wenige Bewerberinnen mehr als in den Vorfahren, während in den übrigen Monaten diese Zahl gegenüber den gleichen Monaten der Vorjahre zurückblieb. Im einzelnen zeigt die nachstehende Uebersicht
folgendes Bild:
itte Beilage
Berlin, Dienstag,
den 31
Januar
I1“
eiger und Königlich Preußi
Auf je 100 offene Stellen kamen
—Arbeitsgesuche
bei weiblichen Personen
1908 19, 9 1910
bei männlichen Personen 1909
1908 1910
254 87 96 98 2293 89 90 182 76 81 84 166 83 85 86 183 ½ 51 90 91 165 88 95 88 162 95 98 93 154 93 94 87 145 91 91 87 163 110 105 104 194 125 120 119 Dezember.. 1117769 218 112 107 100. Berücksichtigt man beim Vergleich der Vermittlungszahlen der einzelnen Monate des Jahres 1910 mit denijenigen des Vorjahrs nur die gleichen Arbeitsnachweise (d. h. diejenigen Arbeitsnachweise, von denen über beide Vergleichsmonate Berichte vorliegen), so ergibt sich für die Monate des Jahres 1910 durchgehend eine erheb⸗ läche Zunahme der Vermittlungen gegen das Jahr 1909. Es betrug diese Zunahme jedesmal gegen den gleichen Monat des Vorjahres:
318 293 231 181 188 194 202 181 168 173
217 220 172 175 181 173 178 190 182 211 287 209
Januar. 8 . März.. April. Mai. Juni.
Oktober.. 1. Tb.“
für männl. weibl.
8 männl. weibl.
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mnmd h Ii.. 5 088 % August .. “ 3 920 September j e“ 10 358 5 120 Oktober 12 077 LEI1“ 10 761 3 956 November . Juni 17 696 4 169 Dezember.. 10 956 Eine Besserung gegenüber dem Vorjahr ergaben auch richte, die 4 den Reihe von bedeutenden Arbeiterfachverhänden über die unter ihren Mitgliedern herrschende Arbeitslosigkeit regel⸗ mäßig geliefert werden. Die Zahl der diesen Geweskschaften an⸗ ehörigen Arbeiter betrug im Jahre 1910 rund 1,5 Millionen. Das Perhaltnis der Arbeitslosenzahl zur Mitgliederzahl in den letzten drei Jahren veranschaulicht nachstehende Uebersicht: 8 L 3 - 8
1908 Ende
11 764 17 154 19 294
nnaer .. Februar
März
8 -
Januar 8 3 2,7 April.. Mai . Juni. JFuli .. August . September. Drht . .. November.. „ Dezember.. . 4, 1 u dieser Aufstellung ist zu bemerken, daß nur für die letzten drei Monate der beiden Jahre 1909 und 1910 die gleichen Verbände der Berechnung zugrunde liegen. Die Abweichungen, welche die Ver⸗ Bältniszabken für die übrigen Monate durch das gleiche Verfahren erleiden würden, sind aber so geringfügig, daß sie für den Zweck der vorliegenden Darstellung außer Betracht bleiben können. Die Arbeits losenziffern bliehen in jedem Monate des Jahres 1910 erbeblich hinter denen der gleichen Monate des Vorjahrs und auch hinter denen des Jahres 1908 zurück. 1 “
Den wirklichen Umfang der Arbeitslosigkeit in den Arbeiterfachverbänden kann man erkennen, wenn man die Gesamtzahl der Arbeitslosentage in Beziehung setzt zur Gesamt⸗ zohl der Mitgliedertage, d. h. der Zahl der Mitgliedertage mal der der Werktage des Vierteljahrs (möglichen Arbeitstage). Es wird so allerdings nicht die gesamte Arheitslosinkeit erfaßt, da nicht bei allen Fachrverbänden wirklich sämtliche Arbeitslose, auch die nicht unterstützungskerechtigten, mit ihren Arbeitslosentagen voll erfaßt werden. Fe wirkliche Arbeitslosigkeit wird also etwas größer sein, doch kehrt dieser Fehler in jedem Vierteljahre wieder, sodaß der Verlauf der Arbeitelosigkeit richtig widergespiegelt werden dürfte. Hiernach ergibt sich folgendes Bild:
Von 100 Mitgliedertagen waren Arbeitslosentage:
Vierteljahr 1910 1909
J. 17 V1“ . 1,2 Auch hier bleiben die Arbeitslosigkeitsziffern 1910 in jedem Viertel⸗ jahre hinter denen der entsprechenden Zeiträume des Vorjabres zurück. Der Unterschied ist am größten im 1. Vierteljahr und geht in jedem weitenen Wiertellahte zurck.
Eine Steigerung der wirtschaftlichen Tätigkeit zeigt auch der aus⸗ wärtige Handel des Deutschen Reichs im Berichtsjahre gegenüber dem Vorjahre. Im Svpezialhandel, der die Ein⸗ und Ausfuhr in den bezw. aus dem freien Verkehr sowie zur bezw. nach der Veredelung auf inländische Rechnung umfaßt, wurden 1910 für 8989,9 Mill. Mark Waren eingeführt gegen 8860,4 Mill. Mark im Jahre 1909, also für 129,4 Mill. Mark mehr. Die Ausfuhr stieg dagegen um 777,6 Mill. Mark, nämlich von 6858,8 Mill. Mark in 1909 auf 7636,4 Mill. Mark im Berichtsjahre. In den wichtigsten Gruppen betrug die Ausfuhr in den letzten beiden Jahren in 1000 ℳ:
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1910 1909
Chemische und pharmazeutische Erzeugnisse,
Tieri d pflanzliche Spinnstoffe . . . EEEPEEe 440 942 390 949 oder Formerstoffen ... “ 107 920 öo1111141A“*“ 818 980 682 769.
dukti . hs sprechen auch die Betriebs⸗ indereinnahmen aus dem Güter verkehr in den einzelnen Monaten
Farben und Farbwaren ... 8 690 8 612 223
Leder und Lederwaren usw.. 11 88 600
Unedle Metalle und Waren daraus.. . Die Steigerung der Ausfuhr ist also in allen diesen Gruppen ür ei Geschäftsgan
fisf. ginen sgeren Stellt man die Mehr⸗ bezw. der letzten beiden Jahre gegen die entsprechenden Monate der Vor⸗
1 335 036 1 194 745
Waren gus tierischen oder pflanzlichen Schnitz⸗ . . .. 1 220 846 1 037 989
Maschinen, elektrotechnische Erzeugnisse, Fahr⸗ recht beträchtlich und läßt Schlüsse auf Steigerung auch der Pro⸗ Sfebniet der deutschen Eisenbahnen. M. jahre nebeneinander, so ergibt sich folgendes Bild:
E“ “ auf 1 km überhaupt cun 1 km
Monat überhaupt
7 873 168 8 063 498 4 612 810 13 438 472 6 968 393 5 675 871 14 493 143 10 562 780 12 6411 899 9 242 885 15] + 11611 775 15 067 704 10,72 12 330 935 Die Mehreinnahmen aus dem Güterverkehre haben also im Jahre 1910 mit Ausnahme des Monats Dezember durchweg erheblich die⸗ jenigen des Jahres 1909 übertroffen, während die Monate Januar, Februar und Mai im Jahre 1909 gegen die gleichen Monate des Vorjahres zurückvlieben. 1 Im Hafenbetriebe hat der Arbeitsmarkt ebenfalls eine Belebung erfahren. Im Stauerei⸗und Kaibetriebe des Hamburner Hafens warenz. B. im werktäglichen Durchschnitte des Jahres 8984 Arbeiter gegen 8123 im Jahre 1909 und 7784 im Jahre 190 in Tätigkeit, d. h. der Be⸗ schäftigungsgrad hat sich von 1908 auf 1909 nur um 4 v. H., von 1909 auf 1910 um 10, 5 v. H. und von 1908 auf 1910 um 15 v. H. gehoben.
Januar Februar März. April.
Mai 1“ I“ August. September Oktober 8 November. Dezember..
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3 897 448 4 051 851 5 870 733 3 598 747
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Konkurse im Auslande.
Rumänien.
Simion Constantinescu, Bukarest, Strada Basaca 3,
hat ein 6 monatliches Moratorium beantragt. Termin der Gläubiger⸗ versammlung ist auf den 21. Januar/3. Februar 1911 festgesetzt.
Wagengestellung für Kohle, Koks und Briketts am 30. Januar 1911:
Ruhrrevier Oberschlesisches Revier 8 Anzahl der Wagen Gestellt 238 848 8 125 Nicht gestellt. —
— Der Versand der Werke des Stahlwerksverbandes in Produkten B betrug laut Meldung des „W. T. B.“ aus Düsseldorf im Dezember 1910 insgesamt 482 543 t Rohstahlgewicht. Davon entfallen auf Stabeisen 269 578 t, Walzdraht 65 5 8 t, Bleche 89 906 t, Röhren 13 120 t, Guß⸗ und Schmiedestücke 44 381 t.
— In der Hauptversammlung des Verhandes deutscher Kalt⸗ walzwerke wurde laut Meldung des „W. T. B.“ aus Hagen mitgeteilt, daß die Marktlage nach wie vor zufriedenstellend und die Werke genügend mit Aufträgen versehen seien. Der Verkauf für das dritte Viertel des laufenden Jahres wurde zu den bisherigen Preisen freigegeben. 1
— Nach dem Bericht der Handelskammer zu Lübeck über das Jahr 1910, erstattet am 31. Dezember 1910 (wirtschaftlicher Teil), hat sich Lübecks Handel, Industrie und Schiffahrt im großen und gonzen in aufsteigender Richtung bewegt wenngleich unverkennbar die großen Streikb wegungen des Berichtsjahres, namentlich der Streik im Baugewerbe, die Konjunktur in einigen Geschäftszweigen recht wesentlich beeinflußt haben. Ueber die Schiffahrt teilt der Bericht u. a. mit: Nach den vorläufigen Ermittelungen sind in den ersten 11 Mo⸗ naten des Berichtsjahres 796 200 t Güter auf dem Elbe⸗Travpe⸗Kanal befördert worden, gegen 589 400 t im gleichen Zeitraum des Vorjahres, der Güterverkehr ist demnach um 35 % gestiegen. Der Anteil Lüb cks an diesem Verkehr bezifferte sich in den ersten 1 Monaten des Jahres 1910. auf 528 100 t Guter gegen 460 600 t im gleichen Zeitraum des Vor⸗ jahres, weist also eine Steigerung von 15 % auf. Der Raumgehalt der in Lübeck bebheimateten Seeschiffe b ziffert sich zurzeit des Be⸗ richtes auf 95 225 Reg.⸗Tons Brutto (94 318 Reg.⸗Tons Brutto im Jahre 1909). In Berreff der Seeschiffahrt teilt der Bericht u. a. mit: Der Verkehr mit Rußland war lebhafter als im Jahre 1909. Die Dampfer waren sowohl ausgehend wie eingehend fast immer voll besetzt; hin und wieder mußte sogar fremde Tonnage aufgenommen werden. Im ausgehenden Verkehr nach St Peters⸗ burg, Reval und Riga hat der Verkehr gegenüber dem Vor⸗ jahr erheblich zugenommen. Rückkehrend brachten die Dampfer der Lübecker, auf Rußland fabrenden Linien außer Stückgütern vor⸗ wiegend Schnittholz und Papierholz, wobei eine im September ein⸗ setzende Frachtkonjunktur, die die Frachten für Holz um etwa 20 % steigen ließ, von Vorteil war. Im allgemeinen war allerdings die Holzzufuhr aus Rußland geringer als im Jahre 1909. Der Schiffahrtsverkehr mit Finnland verlief regelmäßig. Der Verkehr mit Schweden bewegte sich in aufsteigender Richtung, wenn auch der Umfang früherer Jahre nicht erreicht worden ist. Die von Lübeck aus⸗ gehenden Dampfschiffslinien waren durchschnittlich aut beschäftigt.
— Die am Verkehr mit Südamerika beteiligten Dampfschiffahrts⸗ gesellschaften in Hamburg, nämlich die Hamburg⸗Amerikanische Packet⸗ fahrt Aktiengesellschaft, die Hamburg⸗Südamerikanische Dampfschiff⸗ fahrtsgesellschaft und die Deutsche Dampfsch ffahrtsgesellschaft Kosmos, haben laut Meldung des „W. T. B.“, wie die Importeure und Händler ausländischer Kleie, an den Bundesrat das drin ende Ersuchen gerichtet, die neuen Zollabfertigungsvorschriften nicht in Kraft treten zu lassen, da dadurch eine schwere Schädigung der Handels⸗ und Schiffahrtsinteressen zu befürchten sei “
— Der Aufsichtsrat der Verein bank in Hamburg beschloß nach Meldung des „W. T. B.“, der Mitte März einzuberufenden Ge neralversammlung die Verteilung einer Dividende von 9 %, wie im vorigen Jahre, vorzuschlagen.
— Die Kaiserlich russische Finanz⸗ und Handelsagentur teilt laut Meldung des „W. T. B.“ aus Berlin nachstehende Ziffern über den Außenhandel Rußlands (in Rubeln) mit: 1 .
Europäischer Handel. Ausfuhr vom 16./29. Dez. bis 23. Dez./5. Jan.. vom 1./14. Januar bis 23 Dez. /5. Jan.. Einfuhr 16./29. Dez. bis 23. Dez./5. Jan. 1./14. Januar bis 23. Dez./5. Jan.. . Asiatischer Handel. Ausfuhr bis 13/26 Dezember “ Januar bis 13./26. Dezember Einfuhr
. 15 273 000, . 1 342 648 000.
13 868 000,
vom 902 815 000.
vom
797 000, 74 704 000.
vom 6./19. bis 13./26. Dezember 1* 4 121 000, vom 1./14. Januar bis 13.,26. Dezember 162 519 000. — Laut Meldung des „W. T. B.“ betrugen die Einnahmen der Anatolischen Eisenbahnen vom 8. bis 14. Januar 1911: 241 046 Fr. (+ 126 378 Fr.), seit 1. Januar 1911: 540 194 Fr. + 292 163 Fr.). — Die Einnahmen der Macedonischen Eisen⸗ ahn (Salonik--Monastir) betrugen vom 8. bis 14. Januar 1911;
6./19. 1./14.
vom vom