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nisse eingehende Darstellungen — getrennt nach Regierungsbezirken — vorzulegen, welche die Rachprüung durch das Abgeordnetenhaus möglich machen“; 2) von den Abgg. Borgmann (Soz.) und Genossen: „die Königliche Staatsregierung zu ersuchen, dem Landtage bis zur dritten Lesung des Etats eine Aufstellung über die Entwicklung der Viehhaltung in den Königlichen Domänen in den letzten 10 Jahren zugehen zu lassen“. Der Ertrag von Domänenvorwerken ist auf 7 628 388 ℳ, 325 044 ℳ mehr als im Vorjahre, angesetzt. Hierzu liegt eine Darstellung über die der Domänen⸗ verwaltung unterstellten Werte der geschlossenen Domänen⸗ vorwerke und deren wirtschaftliche Ergebnisse vor. Zur Beratung stehen außerdem die Uebersichten über die Ergebnisse der anderweiten Verpachtung der im Jahre 1910 pachtfrei gewordenen und der im Jahre 1911. pachtfrei werdenden Domänenvorwerke, die Nachweisung der durch Kauf und Tausch vorgekommenen Flächenzugänge sowie der durch Verkauf, Tausch und infolge von Ablösungen eingetretenen Flächenabgänge bei der Domänenverwaltung für das Etatsjahr 1909 ungh eine Denkschrift, betreffend die in der Nachweisung mitenthaltenen Veräußerungen und aus dem außerordentlichen Domänenkauffonds bewirkten Erwerbungen, bei denen der Wert 100 000 ℳ im Einzelfalle übersteigt.
Ueber den Beginn der Verhandlungen hierüber ist in der gestrigen Nummer d. Bl. berichtet worden.
Abg. Leinert (Soz.): Alle Ankäufe und Verkäufe von Domänen müßten auf den Etat gebracht werden. Allerdings hat die Domänen⸗ verwaltung ein unbeschränktes Recht darauf, aber mit diesem Recht müßte gebrochen werden. Wir wundern uns darüber, daß dem Hause wohl eine Zusammenstellung der Einnahmen und Ausgaben der Domänen⸗ verwaltung nach Regierungsbezirken gegeben wird, aber nicht für jede einzelne Domäne. Es ist nicht möglich, in die Geheimnisse dieser Zahlen einzudringen; eigenklich könnte kein Abgeordneter einen solchen Etat bewilligen. Vielleicht ist eine Nachweisung über die einzelnen Domänen deshalb unliebsam für die Domänenverwaltung, weil man daraus erfahren würde, daß diese oder jene wertvolle Domäne zu niedrig verpachtet ist. Der frühere Minister von Arnim bezifferte die Zahl der Domänenvorwerke auf 1500, in einer Denkschrift der Domänenverwaltung werden jedoch nur 1180 aufgeführt, und im Etat stehen 1065, und dabei ist merkwürdig, daß die Angabe über die Fläche der 1180 Vorwerke genau übereinstimmt mit der Fläche der 1065. Die Regierung hat uns jetzt eine Darstellung über den Wert der Domänen im Jahre 1901 vorgelegt, die ganze Wertberechnung ist jedoch schleierhaft. Mir scheint eine gewisse Tendenz dabei vorgewaltet zu haben. 1901 soll der Wert der Domänen pro Hektar 1059 ℳ betragen haben, nach den neuesten Nachweisungen, also in 10 Jahren, soll er jedoch auf 2279 ℳ gestiegen sein; dabei wird für 1901 ein höherer Ertrag herausgerechnet. Mit dieser Berechnung ist gar nichts anzufangen. Es scheint, daß die Berechnung nur dazu dienen soll, die alten Pächter zu erhalten. Es ist eine interessante Erscheinung, daß bei der Neuverpachtung immer die alten Pächter ohne Konkurrenten auftreten. So kommt es, daß zu niedrige Pachten geboten werden. Wenn die Regierung eine wirklich richtige Wertberechnung der Domänen geben würde, so würde sich ergeben, daß der jetzt erzielte Zinsfuß von den Domänenwerten viel ungünstiger für den Staat ist, als jetzt angegeben wird. Herr von Pappenheim lacht darüber, aber die Sache steht eben so, daß Sie (rechts) möglichst niedrige Pachten und wir möglichst hohe Pachten wünschen. Man befürchtet, daß der neugewählte Reichstag für den Schutz der nationalen Arbeit, d. h. der Landwirtschaft, ungünstiger sein wird, und die jetzige Wertberechnung der Domänen scheint eine Vorarbeit zu sein, um dann aus dem geringen Wert der Domänen die Notlage der Landwirtschaft beweisen zu können. Wir bitten die Regierung um Auskunft, wie sich die vom Staat selbst bewirtschafteten Domänen rentieren. Wenn sich dabei bessere Resultate herausstellen sollten, so bitten wir, die Selbstbewirtschaftung der Domänen in weiterem Maße zu betreiben. Wir verlangen eine vollständige Angabe des jetzigen Wertes der Domänen, nicht eine Wertangabe aus der Zeit vor 10 Jahren. Was die Arbeiterwohnungen betrifft, so verlangen wir, daß der Staat für die Arbeiter gute Wohnungen baut, damit nicht die Ställe auf den Domänen besser sind als die Wohnungen der Arbeiter. Die Arbeiter müssen vollkommen freie Arbeiter sein und nicht im Hörig⸗ keitsverhältnis zu den Großgrundbesitzern stehen. Ich bitte den Minister, der Ausgemeindung der Arbeiter aus den Domänengebieten in die politischen Gemeinden, die erfolgt, um die Armenlasten der Domänen zu erleichtern, entgegenzuwirken. Der Redner befürwortet ferner den Antrag seiner Partei bezüglich der Viehhaltung in den Domänen und würde es bedauern, wenn das Bad Driburg aufgegeben werden sollte. Wenn auf der Insel Norderney ein Beamtenheim errichtet werden solle, so habe er dagegen nichts einzuwenden; die Regierung sollte aber auch daran denken, für die Kinder der unbemittelten Be⸗ völkerung Heilstätten auf den Inseln der Nordsee zu errichten. Dann würde der Minister dem ganzen Volke dienen und nicht bloß ein Minister für die Förderung der Interessen des Großgrund⸗ besitzes sein.
Abg. von Pappenheim (kons.): Ich wundere mich über den Mut des Vorredners, über Dinge zu sprechen, die er gar nicht verstehen kann. Ich mache ihm daraus keinen Vorwurf, man kann nicht sach⸗ verständig für alles sein. Aber man sollte sich nicht ein Urteil erlauben über Dinge, die man nicht beherrscht. Wer mit landwirt⸗ schaftlichen Verhältnissen vertraut ist, wird mir zugeben müssen, daß die ganzen Ausführungen des Abg. Leinert zwar von einem Selbstbewußt⸗ sein zeugen, aber nicht getrübt waren durch irgend welche Sachkenntnis. Er meint, der Domänenetat sei verschleiert, man sehe nicht, wie ge⸗ wirtschaftet werde. Er hat keine Ahnung davon, daß Drucksachen herausgegeben werden über den Verkauf und Ankauf von Domänen, daß uns jedes Jahr eine Uebersicht über die Ver⸗
achtung der Domänen gegeben wird, daß alljährlich eine lebersicht herausgegeben wird, woraus jeder die Resultate der Verwaltung entnehmen kann, daß, der Staat ver⸗ pflichtet ist, die Rechnungen vorzulegen, die in unserer Rechnungs⸗ kommission geprüft werden, und aus denen genau zu ersehen ist, wie jede Ausgabe gewesen ist. Von Sachkenntnis nicht Seesüct war auch sein Wunsch, daß der Staat die Domänen selbst bewirt⸗ schafte. Die Erfahrungen des Staates mit der Selbstbewirtschaftung sind gerade nicht geeignet, darin fortzufahren; das liegt nicht daran, daß der Staat nicht die tüchtigsten Landwirte anstellen könnte, sondern an der ganzen Organisation einer Staatsverwaltung. Es mag für ein kleines Grundstück gehen, aber bei großen Domänen mit Vorwerken würde eine enorme Mindereinnahme herauskommen. Die Erfahrungen des landwirtschaftlichen Gewerbes scheinen dem Vorredner gänzlich unbekannt zu sein, wenn er grundsätzlich behauptet, die Domänen hätten zu niedrige Pachten. Welches Risiko übernimmt ein Domänenpächter! Er muß mit großem Kapital das Inpentar beschaffen, er braucht ein bedeutendes Betriebskapital, das in keinem Verhältnis zum Umsatz steht. Das ist ja die Schwierigkeit in der Landwirtschaft, daß das Kapital nur einmal im Jahre umgesetzt wird, und zwar unter bedeutendem Risiko. (Zwischenruf des Abg. Hoffmann.) Es würde besser sein, Sie reden nach mir, das wird Ihnen ja nicht schwer werden; dann kann ich Sie nachher widerlegen. Der Landwirt erntet nur einmal im Jahre und muß deshalb ein enorm höheres Betriebskapital in Inventar und Barem haben, als alle anderen Gewerbe. Er ist schutzlos den Unbilden der Witterung, den Gefahren des Winters, der Seuche usw. ausgesetzt, er muß also bei dem Risiko von vornherein mit einer entsprechenden Gewinnchance rechnen. Die Resultate unserer Domänenpächter sind nicht so glänzend, daß man bei ihrer großen Mühe und dem großen Risiko von großen Erfolgen prechen kann; unsere Domänenpächter sind nicht auf Rosen gebettet. Die Verdächtigungen des Vorredners bezüglich der Verpachtungen sind völlig grundlos, die Domänen werden öffentlich
neuer Pächter wird sich aus Angs
frei ausgeboten,
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alten Pächter davon abhalten lassen, mitzubieten. Die Denkschrift der Regierung mit der Arbeit des Professors Aexebove über den Wert unserer Domänen bietet zwar eine Grundlage für eine allgemeine Beurteilung der Domänenwerte, genügt mir aber nicht, weil ich nicht die Verhältnisse, der einzelnen Domänen nach⸗ prüfen kann. Ich möchte namentlich beurteilen können, wie sich das Baukapital zum Wert einer Domäne stellt, das ist sehr wichtig für die Beurteilung der Rentabilität. Die Bauten sind so bedeutend, daß sie auf die Rentabilität der ganzen Landwirtschaft von größtem Einfluß sind. Weiter ist die Unterhaltung der Gebäude zu berück⸗ sichtigen. Es erwächst daraus eine große Belastung des Grundbesitzes, daß man ein großes Kapital in den Bauten festlegen muß. Wir müssen ferner wirklich einmal Stichproben für die Domänenverwaltung im einzelnen machen können, um zu sehen, ob die Durchschnittsrente tatsächlich den berechtigten Ansprüchen entspricht, und ob dabei die nötige Rücksicht auf die investierten Kapitalien genommen ist. Die Berechnung des Professors Aereboe schließt mit einer Nettorente von 2,73 %. ab. Diese Ziffer überrascht mich eher durch ihre Höhe, als durch ihre Geringfügigkeit. Der Vorredner glauht, die Zahl sei tendenziös niedrig gerechnet, um feinen Verdacht, daß die Domänen zu billig verpachtet würden, zu rechtfertigen. Ich glaube, wenn wir genau auch das Baukapital und die Neben⸗ fonds für Arbeiterwohnungen usw. berechnen, so würden wir noch auf eine ganz andere Rechnung kommen. Wenn tatsächlich eine Ver⸗ zinsung von 2,73 % herauskäme, so würde das für die Domänen⸗ verwaltung erfreulich sein. Wer sein Kapital hochverzinslich anlegen will, legt es sicherlich nicht in Grundbesitz an. Wenn die hohe Finanz sich hier und da Grundbesitz kauft, so tut sie es nicht der Rente wegen, sondern weil es nach außen einen sehr netten Eindruck macht, wenn man Grundbesitzer ist. Aber es gehört schon ein reicher Mann dazu. Unsere Domänenverwaltung ist aber überhaupt nicht berufen, finan⸗ zielle Erfolge zu erzielen, sie hat viel höhere Ziele; wir haben in unseren Domänen Musterwirtschaften für unsere Landwirte, und ich möchte nicht, daß die Regierung nur fiskalisch verfährt. Unser Wunsch vom vorigen Jahr nach einer Wertberechnung lief darauf hinaus, die Verhältnisse zur Beurteilung durchsichtig zu machen, aber wir bitten nun auf der Grundlage dieser Berechnung noch um Sonderberechnungen für einzelne Teile, um durch Stichproben die einzelnen Fälle nachprüfen zu können. Ich halte es allerdings nicht für nötig, alle fünf Jahre eine solche Wertberechnung zu machen; ich möchte erst einmal für ein Jahr die Grundlage haben, dann können wir beurteilen, in welchen Zeiträumen die Berechnung wieder nötig sein wird. Ich bitte deshalb, in dem Antrag Bartscher die Worte: „mindestens alle fünf Jahre“ zu streichen. In diesem Sinne kann ich dem Antrage zustimmen.
Abg. Schmedding (Zentr.): Mit der Streichung der Worte „von Zeit zu Zeit“ können wir einverstanden sein. Auf die gestrigen Aus⸗ führungen des Abg. Busch hin richtet der „Vorwärts“ heute morgen heftige Angriffe gegen unsere Partei. Wir stimmen ihm bei, wenn er für die Domänenarbeiter volle Bewegungsfreiheit wünscht. Aber gegenüber dem Vorwurf, daß der Staat nur nichtsozialdemo⸗ kratische Arbeiter in seinen Betrieben duldet, kann man dem „Vor⸗ wärts“ mit dem Hinweis darauf antworten, daß auch im Betriebe des „Vorwärts“ und in anderen sozialdemokratischen Betrieben andere als sozialdemokratische Arbeiter nicht angestellt werden.
Damit schließt die Besprechung über den Ertrag der Domänenvorwerke. Der Antrag Borgmann wird gegen die Stimmen der Sozialdemokraten abgelehnt, der Antrag Bartscher unter Streichung der Worte „von Zeit zu Zeit“ angenommen. Die Denkschriften und Nachweise werden durch Kenntnisnahme für erledigt erklärt. 8
Bei dem „Ertrag von Weingütern“, 447 000 ℳ, befürwortet
Abg. Engelsmann (nl.) die Anlegung von Domänenweingütern an der Nahe. Wenn der Staat dort mustergültige Weingüter ein⸗ richte, würde es möglich sein, den dortigen Weinbau zu heben, sodaß er mit dem Weinbau am Rhein und an der Mosel konkurrieren könnte.
Minister für Landwirtschaft, Domänen und Forsten Dr. Frei⸗ herr von Schorlemer:
Meine Herren! Wenn der Staat bei der Anlage von Weinbergs⸗ domänen gewiß mit Recht erwartet hat und noch erwartet, daraus auch eine entsprechende Verzinsung zu erhalten, so ist doch, wenn ich recht unterrichtet bin, bei der Anlage von Domänen an der Mosel und Saar und an der Nahe in erster Linie, der Gesichtspunkt aus⸗ schlaggebend gewesen, daß sich in diesen Weinbaubezirken staatliche Weinbergsanlagen noch nicht befanden, und daß es gerade im Interesse des Weinbaues in diesen Gegenden wünschenswert erschien, daß der Staat sich dort ankaufe und durch seinen Musterbetrieb für die anderen Weinbergsbesitzer vorbildlich wirke, gleichzeitig auch bei der Ver⸗ steigerung der Weine durch sein Eingreifen eine bessere Gestaltung des Weinmarktes herbeiführe und vor allen Dingen auch — das trifft speziell auf die Nahe zu — die Marken einer Weingegend wieder hebe, die im Weinhandel nahezu in Vergessenheit geraten sind.
Meine Herren, diesen so skizzierten Aufgaben der staatlichen Weinberge wird, glaube ich, durch die gegenwärtig geschaffenen Wein⸗ bergsanlagen zur Genüge Rechnung getragen. Speziell die Anlage in Niederhausen an der Nahe halte ich für ausreichend groß, um für die Winzer nach jeder Richtung hin ein Vorbild für die Bearbeitung der Weinberge zu schaffen. Wenn auch der Nahe einmal wieder gute Ernten beschieden sein werden, dann wird auch der Ertrag dieses Weinberges so bedeutend sein, daß beim Verkauf der Naheweine die Marken der staatlichen Domäne unter ihrem Namen wieder eine Rolle spielen werden.
Aus diesen Gründen und auch mit Rücksicht auf das bisher un⸗ günstige finanzielle Ergebnis der Weinbergsanlagen kann ich einen weiteren Ankauf von Weinbergen durch die Domänenverwaltung nicht in Aussicht stellen.
Bei dem „Ertrag von Mineralbrunnen und Bade anstalten“, 2874 771 ℳ, berichtet 1 16 Abg. Graf von der Gröben (kons.) über die in der Budget⸗ kommission bekannt gegebenen Erträgnisse der einzelnen Bäder und Mineralbrunnen.
Abg. Fürbringer (nl.): Auch ich freue mich darüber, daß Norderney nicht verpachtet werden soll. Norderney ist jetzt zu einem Weltbade geworden, das von mehr als 40 000 Badegästen besucht wird. Da reichen die bisherigen Gebäude nicht mehr aus. Das Logierhaus und das Restaurant sind zwar an sich schöne Gebäude, sie tammen aber noch aus der hannoverschen Zeit, sodaß sie jetzt nicht mehr für den großen Verkehr ausreichen. W111“
Abg. Cahensly (Zentr.): Die baulichen Verhältnisse in der Um⸗ gebung des Mineralbrunnens von Niederselters sind traurig, wenn auch im letzten Jahre eine kleine Besserung eingetreten ist. Die Pächter haben seit dem vorigen Jahre etwa 12 Arbeiter entlassen, die nun zum Teil der Gemeinde zur Last fallen. Früher versorgte der Fiskus seine Arbeiter bis ins hohe Alter. Für das Fachinger Wasser wird viel mehr Reklame gemacht als für Selters. Die Regierung muß darauf achten, daß das Fachinger Wasser nicht noch teurer wird. Falls die Regierung nicht zur Selbstbewirtschaftung von Selters übergehen will, muß sie bei Ablauf der jetzigen Pachtverträge eine freie Konkurrenz eintreten lassen. Warum wird den Bewohnern der Gemeinde Selters das Wasser nur aus einer Nebenqauelle und nicht aus einer Hauptquelle abgegeben? 8 Geheimer Oberregierungsrat Praetorius: Das Wasser aus der Nebenquelle ist ebenso gut, wie das aus der Hauptquelle. Die Be⸗
wohner haben auf das Wasser aus der Hauptquelle au keine ohner haber auf das Wasser aus der Ha 8-n uch gar keinen
1““ EE“ . 87 Ie. * “ Anspruch. Was die Reklame anlangt, so wird die g die 2 regung des Vorredners berücksichtigen und auf Hebung der Selterser⸗ Reklame und des Ahfatzes hinwirken. Die Ffstnh wird für die Wohlfahrt der Arbeiter und für das Emporblühen der Gemeinde Selters nach wie vor eifrig bemüht sein. 1 ““
Abg. Dr. Arning (nl.) beklagt sich über die Vernachlässigung des Bades Rehburg, durch die die Beyölkerung vor den Ruin gestellt sei. Das Bad sei besonders infolge seiner geschützten Lage für Lungen⸗ kranke geeignet. “
8 folgt der Titel „Verschiedene Einnahmen“, in dem sich unter anderm auch die Brandentschädigungsgelder und der Domänenfeuerschädenfonds befinden. 2 1
Abg. Freiherr von Maltzahn (kons.): Ich möchte den Minister bitten, mit den öffentlichen Feuersozietäten in Verbindung zu treten über die zweckmäßigste Art, in der die Domänen entweder durch Rück⸗ versicherung des Domänenseuerschadenfonds oder direkt an die öffent⸗ lichen Feuersozietäten angeschlossen werden können. Zweifellos könnte dadurch der Beitrag herabgesetzt werden.
Die Einnahmen werden genehmigt, ohne Debatte auch die ordentlichen Ausgaben. 1
Bei den einmaligen und außerordentlichen Aus gaben, und zwar bei dem Fonds zur Erwerbung und ersten Einrichtung von Domänen und Domänengrundstücken, 5,3 Millionen Mark, bemerkt 3
Abg. Kloppenborg⸗Skrumsager (Däne): Bei uns in Nord⸗ schleswig haben wir keinen großen Grundbesitz, sondern nur kleineren, der sich mit etwa 3 % verzinst. Dieser Mittelstand wird aber ver⸗ nichtet, wenn die Bauerngüter aufgekauft werden, um Domänen zu bilden, und dadurch werden die Guterpreise in die Höhe getrieben. Die Domänenbildung wird mit nationalen Gründen gerechtfertigt; wir Dänen tun aber unsere Pflicht ebenso gut wie die Deutschen. Wenn man uns aber unterdrückt, so kommt dadurch keine Liebe. Seien Sie doch froh, daß es noch andere Leute als Deutsche gibt, sonst wäre es ja eine langweilige Sache. Lassen Sie uns unsere Volks⸗ tümlichkeit, dann werden die Verhältnisse bei uns oben gesünder werden.
Bei dem Titel der 6. Rate von 417 000 ℳ zur Weiter⸗ führung der Arbeiten behufs Aufschließung der fis⸗ kalischen Moore in Ostfriesland triit
Abg. Dr. Lotz (freikons.) für eine intensivere Fortführung dieser Arbeiten ein, von denen nur der Staat selbst den größten Vorteil haben werde.
Der Rest des Etats der Domänenverwaltung wird ohne Debatte bewilligt. 8
In einmaliger Beratung wird die Verordnung, betreffend die Reisekosten der in Angelegenheiten der direkten Staats⸗ steuern berufenen Kommissions⸗- und Ausschußmitglieder, vom 28. Dezember 1910 durch Kenntnisnahme für erledigt erklärt.
Es folgt die einmalige Beratung der Ausführungs⸗ bestimmungen des Staatsministeriums zu den Vor⸗ schriften über die Reisekosten der Staatsbeamten vom 24. September 1910.
Abg. Dr. Schroeder⸗Cassel (nl.): Das Regulativ vom 5. Ok⸗ tober 1910 über die Reisekosten der Volksschullehrer hat zwar die Lehrer bezüglich der eigentlichen Reisekosten mit den Beamten gleich gestellt, hat sie aber in bezug auf die Umzugskosten schlechter gestellt. Das Abgeordnetenhaus hatte gewünscht, daß die Lehrer auch in dieser Beziehung den mittleren Beamten gleichgestellt würden. Das Regulativ hat diesem Wunsche zwar bezüglich der Rektoren Rechnung getragen, aber nicht bezüglich der übrigen Lehrer. Ich behalte mir vor, beim Etat des Kultusministeriums näher auf diese Sache zurückzukommen. Ferner halte ich es für unberechtigt, daß die Beamten gezwungen werden, auch an den Sonntagen Dienstreisen zu unternehmen; es muß ihnen ge⸗ stattet werden, die Reisen schon am Sonnabend anzutreten, damit ihren religiösen Gefühlen Rechnung getragen wird. Nicht einverstanden bin ich mit der Bestimmung im § 6 der Ausführungsbestimmungen, worin gesagt ist, in welchen Fällen die Rückreise nach beendetem Dienstgeschaͤft noch an demselben Tage erfolgen soll, sowie mit den Bestimmungen über die Bemessung der Gesamtdauer einer Dienst reise im § 7. Es kommt doch ganz darauf an, welche Fahrgelegenheiten der Beamte benutzen kann. Ich vermisse überhaupt in der ganzen Vorlage die nötige Rücksicht auf das Automobil. Merkwürdig ist die Bestimmung im § 11, daß Reisekosten gewährt werden, „wenn die Entfernung von der Grenze des Wohnorts bis zur Mitte des Geschäftorts und die Entfernung von der Grenze des Geschäftsorts bis zur Mitte des Wohnorts mindestens je 2 km beträgt“. Bedenken Sie nur einmal die Berechnung, die danach angestellt werden muß. Für die Berechnung der Entfernung soll die kürzeste fahrbare und in Ermanglung einer fahrbaren die kürzeste benutzbare Landwegstrecke und, soweit eine Landwegverbindung nicht vorhanden ist, die Luftlinie maßgebend sein! Durch die Bestimmung im § 19 über die un⸗ entgeltlich gestellten Verkehrsmittel kann ein Beamter in Verlegenheit gebracht werden; wir waren in der Kommission über das Reisekosten⸗ gesetz im vorigen Jahre darin einig, daß ein Beamter nicht verpflichtet werden könne, ein unentgeltlich ihm angebotenes Fuhrwerk zu be⸗ nutzen. Im allgemeinen sind diese Ausführungsbestimmungen viel zu verwickelt und kasuistisch, sie entsprechen nicht dem Wunsche des Hauses, daß die Regelung der Reisekosten vereinfacht wird. Ich beantrage, die Vorlage einer Kommission von 14 Mitgliedern zu überweisen.
Abg. Freiherr von Maltzahn (kons.): Wir schließen uns diesem Antrage an. In der Kommission wird auch die Frage geprüft werden, die ich schon neulich anregte, und auf die mir der Regierungs⸗ kommissar eine Antwort gegeben hat, die mich nicht befriedigt. Der Kommissar wollte es rechtfertigen, daß durch eine „Deklaration“ der neuen Bestimmungen aus dem alten Gesetz Bestimmungen über nommen würden. Ich bin mit dem Vorredner der Ansicht, daß die neuen Ausführungsbestimmungen viel zu kompliziert sind. Die Oberrechnungskammer wird schließlich ihre Freude daran haben. Ich habe namentlich gewichtige Bedenken auch dagegen, daß unter Umständen nur die baren Auslagen ersetzt werden können. Wir können so ohne weiteres diese Ausführungsbestimmungen nicht gut⸗ heißen und beantragen auch unsererseits die Ueberweisung an eine Kommission von 14 Mitgliedern. 1
Abg. Klocke (Zentr.) schließt sich gleichfalls dem Antrag auf Kommissionsberatung an und bemängelt auch seinerseits verschiedene Bestimmungen der Vorlage. Auch seine Partei sei dagegen, daß Beamte gezwungen werden könnten, am Sonntage Dienstreisen zu unternehmen.
Abg. Riesch (freikons.) stimmt im Namen seiner Freunde
auch dem Antrag auf Ueberweisung an eine Kommission von 14 Mit gliedern bei. 3 . Abg. Peltasohn ffortschr. Volksp.) bezeichnet ebenfalls eine große Reihe der einzelnen Bestimmungen für bedenklich, namentlich den Zwang, auch an Feiertagen zu reisen, den Zwang, bestimmte Reise gelegenheiten zu benutzen usw, und hält es deshalb für notwendig, daß die Einzelheiten in einer Kommission nachgeprüft werden. ans 189 Hoff (fortschr. Volksp.) schließt sich den Ausführungen des . Schroeder über das neue Regulativ für die Reisekosten der Volkeschullehrer vollkommen an. Dieses Regulativ habe in allen Kreisen der Volksschullehrer großen Unmut erregt. Die Lehrer rangierten danach nicht einmal in der Klasse 6 der Staatsbeamten, wie das Haus es zum wenigsten gewünscht habe, sondern in der Klasse der sog. gehobenen Unterbeamten. Mit Recht erblickten die Lehrer darin eine Zurücksetzung. Das gelte insbesondere auch bei den Umzugskosten. 4 Abg. Freiherr von Zedlitz und Neukirch (frkons.): Daß die Lehrer noch immer mit den gehobenen Unterbeamten rangieren, ist ein alter Zopf, der endlich einmal abgeschnitten werden muß. Wir werden beim Kultusetat mit aller Entschiedenheit darauf zurückkommen.
richtung und Betrieb der Fabriken;
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Ministe neulich dargelegt habe, nur aufrecht erhalten.
Reisekostengesetz gehabt hat.
die Normalsätze des Gesetzes hinauszugehen.
schon Rechtens waren. weil sie unklar waren.
Die 9
nähere Auskunft geben.
„Die Ausführungsbestimmungen werden
Kommission von 14 Mitgliedern überwiesen. Es folgt die erste Beratung des Gesetzentwurfs zur Ab
darauf
änderung der Landgemeindeordnung für die Provinz Hannover vom 28. April 1859, nach dem die Landgemeinden in Angelegenheiten ihrer öffentlichen Sparkassen durch das in der Sparkassensatzung berufene Organ gerichtlich und außer⸗ gerichtlich vertreten werden sollen, während nach dem § 50, der gleichzeitig aufgehoben werden soll, ein besonderes Syndikat
dafür erforderlich war.
8 Die Abgg. Klu ßmann (nl.), von dem Hagen (FZentr.), Freiherr von Marenhol tz (kons., Dr. Varenhorst (frkons.)
2 5 2* „ — „ 8†4 3 . 1 gC und Leinert (Soz.) befürworten kurz die Annahme der Vorlage.
Die Vorlage wird sofort in zweiter Beratung angenommen. Sch . Nächste Sitzung Mittwoch, 12 Uhr (Gesetz über die Polizeiverwaltung in den Regierungsbezirken Düsseldorf, Arnsberg und Münster; Etat der Justizverwaltung).
Schluß 4 ½ Uhr.
Se scperektor Harbe; Bezüglich der Ausführungen des Abg. Freiherrn von Maltzahn kann ich den rechtlichen Standpunkt, den ich egierung ist genau dieselbe, die sie 1897 bei einer Novelle zum kostenge Die neue Vorschrift ist absichtlich noch präziser gefaßt, um klarzustellen, daß es ausgeschlossen ist, über “ 9 Die Ausführungsvor⸗ schriften haben im großen und ganzen nichts Neues gebracht, sondern enthalten zum größten Teil wöxrtlich die alten Bestimmungen, die Mehrere Punkte sind neu geregelt worden, unklar Die Ausftellungen, die hier gemacht worden sind, bezogen sich aber nicht auf die neuen, sondern die alten Be⸗ stimmungen. In der Kommission werde ich auf die anderen Fragen
einer
Gesundheitswesen, Tierkrankheiten und Absperrungs⸗ maßregeln.
Das Kaiserliche Gesundheitsamt meldet den Ausbruch der
Maul⸗ und Klauenseuche aus Gingen, Großsüßen und Schalk⸗ 2 ing rf, Oberamt Kirchheim, Waib⸗ lingen, Oberamt Waiblingen, Tübingen (Schlachthof), Oberamt Tü bingen, Königreich Württemberg, Gräben, Kreis Striegau, Reg.⸗ Gut Fauthshof bei Bartenstein, Kreis Friedland, Reg.⸗Bez. Königsberg, N Stadtkreis Recklinghausen, Reg.⸗Bez. Münster, bei Händlervieh, Schweinhain, Kreis Rheinbach, 3. Bermaringen und Scharenstetten, Oberamt Blau⸗ beuren, Stammheim, Oberamt Ludwigsburg, Schwenningen, Ober⸗ amt Rottweil, Königreich Württemberg, und Villingen, Amtsbezirk
stetten, Oberamt Geislingen, Lindorf Bez. Breslau, Reg.⸗Bez. Königsberg, Recklinghausen,
Reg.⸗Bez. Cöln,
Villingen, Großherzogtum Baden, am 30. Januar 1911.
Das Exlöschen der Maul⸗ und Klauenseuche ist gemeldet vom
Schlachtviehhofe zu Cöln am 29. Januar 1911.
Italien. 1 3 Die italienische Regierung hat durch seesanitätspolizeiliche Ver⸗ ordnung vom 23. d. M. die gegen Herkünfte aus Kon⸗ stantinopel angeordneten QOuarantänemaßregeln wieder auf⸗
gehoben. (Vgl. „R.⸗Anz.“ vom 27. September v. J., Nr. 227.)
Türkei. „Der internationale Gesundheitsrat in Konstantinopel hat alle für die Herkünfte von Konstantinopel angeordneten Ouaran⸗ tänemaßregeln wieder aufgehoben.
Der internationale Gesundheitsrat in Konstantinopel hat folgende Quarantäneverfügungen erlassen:
1) Die Herkünfte von dem Küstenstrich zwischen Akaba und Hoderdah, diese beiden Häfen eingeschlossen, unterliegen in einem der Lazaretteè der Türkei einer fünftägigen Quarantäne unter Anrechnung der Reisezeit, nebst Desinfektion. Sind derartige Her⸗
künfte für einen Hafen desselben Küstenstriches bestimmt, so werden
sie, falls in dem Hafen ein Arzt des Gesundheitsdienstes, ein Muni⸗ zipalitätsrat oder ein Militärarzt vorhanden ist, nach günstig ver laufener ärztlicher Untersuchuna zum Verkehr zugelassen. Sind solche Aerzte im Hafenorte nicht vorhanden, so werden die Herkünfte zum freien Verkehr zugelassen.
2) Die von Djeddah kommenden Schiffe und Sam⸗ bouks unterliegen außer den vorbezeichneten Maßnahmen noch der Anwendung des Reglements über die Vernichtung der Ratten und Mäuse auf Schiffen. Die Entrattung der für den Küstenstrich zwischen Akaha und Hodeldah — diese beiden Häfen eingeschlossen — bestimmten Schiffe hat im Lazarett von Abou⸗Saad zu erfolgen.
Die für die Herkünfte von Odessa in Kraft befindlichen Quarantänemaßregeln sind aufgehoben.
Die für aus Persien eintreffende Teppiche angeordneten gesundheitspolizeilichen Maßnahmen sind aufgehoben. (Vergl. „R.⸗Anz.“ vom 31. August v. J. Nr. 204.)
Peking, 31. Januar. (W. T. B.) Die Nachrichten über die Pest lauten von allenthalben günstiger. Der europäische Handels verkehr auf den nordchinesischen Bahnen wird unter Beobachtung einer siebentägigen Quarantäne wieder aufgenommen.
Handel und Gewerbe. .
11X“ 1
Aus den im Reichdamt des Innern zusammengestellten „Nachrichten für Handel und Industrie“.) Ueber die belgische Maschinenindustrie.
Als Fortsetzung der vom Arbeits⸗ und Gewerbeaufsichtsamt in
Brüssel herausgegebenen Monographien ist kürzlich der I. Band einer
Veröffentlichung über die belgische Maschinenindustrie (Industries de a construction mécanique) erschienen. Das Buch behandelt die Einrichtung und den Betrieb der Maschinenfabriken in Belgien, die verschiedenen Studien der Ver⸗ wendung des Eisens in der Metallurgie, die Prüfungsmethoden und
die Bearbeitung des Eisens. Diesem allgemeinen Teile, der im wesent⸗
lichen Begriffsbestimmungen und theoretische Angaben enthält, sollen in einem 2. Teile detaillierte Mitteilungen über die einzelnen Fabrikationszweige, die geographische Verteilung der Fabriken usw.
folgen. Das vorliegende Buch enthält folgende Abschnitte: 8 Mäich
1) Bedeutung der inenfabrikation in Belgien; 2) Ein⸗ 3) die verschiedenen Arten von Eisen (und Stahl) nach ihren handelsüblichen Bezeichnungen; 4) Hilfsstoffe; 5) Prüfungsmethoden; 6) Bearbeitung des Eisens und anderer Metalle.
Außer der eigentlichen Maschinenindustrie werden auch die Her⸗
stellung von Geräten und Werkzeugen, Werkzeugmaschinen und Fahr⸗
ugen behandelt. Die Untersuchungen beziehen sich auf das Jahr 1907 und sind
durch einen besonderen Beamten vorgenommen worden, der 1132.
Fabrikationsanlagen mit 64 000 Arbeitern und 50 000 Pferdekräften besucht hat. Das Jahr 1907 wird als ein Höhepunkt der wirtschaft⸗ lichen Entwicklung, Belgiens hezeichnet. Der Wert der jährlichen
Erzeugung wird auf etwa 357 Millionen Franken, wovon ekwa 40 %
zur Ausfuhr gelangen, angegeben. Dabei wird bemerkt, daß der Prozentsatz der Ausfuhr in Wirklichkeit noch bedeutend größer ist, weil eine Anzahl Maschinenteile, die von verschiedenen Fabriken be⸗ arhbeitet werden, doppelt bewertet und andererseits auch Reparatur⸗ kosten in die Gesamtwertziffer eingerechnet worden sind.
Von praktischem Werte dürften insbesondere die Angaben über
Bezugsländer und belgische Marktpreise der Roh⸗ und Hilfsstoffe sein.
8
Das Werk ist im Verlage des Office de Publicité. J. Lebègue & Cie., 46 Rue de la Mabelegne, und der Sociéte Belge de Librairie. Rue Treurenberg 16, in Brüssel crschienen und für 4 Franken durch den Buchhandel zu beziehen.
Ein Exemplar dieser Veröffentlichung liegt während der nächsten drei Wochen im Bureau der „Nachrichten für Handel und FJndustrie“, Berlin W. 8, Wilhelm⸗ straße 74 1, im Zimmer 154, für Interessenten zur Ein⸗ sichtnahme aus und kann nach Ablaufdieser Frist deutschen Interessenten auf Antrag für kurze Zeit übersandt werden. Die Anträge, sind an das genannte Bureau zu richten. (Bericht des Kaiserlichen Konsulats in Brü
“ 5 14““ Der Arbeitsmarkt in den wichtigsten Industriezweigen Deutschlands im Jahre 1910. i 3 Die allgemeine Besserung der Lage auf dem Arbeitsmarkte, die sich aus den in Nr. 27 des „Reichs⸗ und Staatsanzeigers“ wieder⸗ gegebenen Merkmalen erkennen läßt, kommt nicht in allen In⸗ dustrien in gleicher Weise zum Ausdrucke. Hierüber geben die allmonatlich dem Kalserlichen Statistischen Amt zugehenden Situations⸗ berichte von großen Betrieben und Verbänden aus den ein⸗ sesnen Iöbüftriesch ggem ferner der Betriebskranken⸗ assen und die Nachweisungen über die Arbeit it in d . Hn b “ m Kohlenbergbau setzte sich die günstige Lage, mit der das Jahr 1909 schloß, auf dem “ 8 Mätie Januar 1910 fort; dann trat, zum Teil durch das Hochwasser des Rheins, durch das die Rheinbäfen zeitweise für Kohlensendungen gesperrt waren, eine Abschwächung ein, die erst im April und Mai einer kleinen Besserung Platz machte. Die Sommermonate Juni, Juli, August, September hatten einen Rückgang zu verzeichnen; dagegen trat im letzten Vierteljahr eine der Jahreszeit entsprechende Besserung ein. Der Steinkohlenmarkt des Aachener Bezirks war das ganze Jahr gut beschäftigt; auf den siskalischen Gruben des Saarreviers ließ der Absatz ständig zu wünschen übrig. Die Verhältnisse im ober⸗ und niederschlesischen Kohlenbergbau waren zu Beginn des Jahres ungünstig, sodaß mehrfach Feierschichten eingelegt werden mußten. Im Mai setzte in Oberschlesien eine teil⸗ weise Besserung ein, die im September und Oktober etwas abflaute, im November aber wieder zutage trat. Die Zwickauer und Lugau⸗Oelsnitzer Steinkohlenwerke waren ebenso wie die bayerischen fiskalischen Gruben das ganze Jahr durchweg gut beschäftigt. Dem Braunkohlenbergbau waren die ersten vier Monate des Berichts⸗ jahres ungünstig, da der Winter im allgemeinen mild war; zum Teil mußten Feierschichten eingelegt werden, um größere Stapelungen zu vermeiden. Eine Besserung setzte im Mai ein, die sich nach einem kleinen Rückschlag im Juni aber in den folgenden drei Monaten fort⸗ setzte. Am Schlusse des Jahres war die Lage im allgemeinen be⸗ friedigend, doch läßt die Brikettnachfrage viel zu wünschen übrig, da die stetige Erweiterung der Brikettfabrikation die Uebererzeugung noch vermehrt. — Die Förderungsziffern waren für Steinkohle sowohl wie für Wraunkohle im Jahre 1910 höher als in den Vorjahren. Nach den vom Reichsamt des Innern auf Grund der monatlichen Nachweisungen vorgenommenen u““ be⸗ trug die Kohlenproduktion im Deutschen Reiche: 8 Steinkohlen Braunkohlen
.“ 9. . . 152 881 509 69 104 867 1909 * 148 959 035 68 356 173.
In der Eisenindustrie hielt der günstige Geschäftsgang in der Roheisenerzeugung, mit dem das Jahr 1909 schloß, in den ersten 5, Monaten des Berichtsjahres ununterbrochen an; im Juni brachte die Aussperrung im Baugewerbe eine kleine Verschlechterung mit sich, die in den nächsten Monaten zum Teil wieder ausgeglichen wurde. Seit Oktober weisen einige Berichte aus dem Westen auf eine leichte Verschlechterung hin, während andere aus dem Westen und den übrigen Teilen des Reichs die Lage günstiger ansehen. Die gesamte Roheisenerzeugung der Hochofenwerke in Deutschland und Luxemburg bezifferte sich nämlich 1910 nach der Statistik des Vereins deutscher Eisen⸗ und Stahl⸗ industrieller auf 14.7, 1909 auf 12,6, 1908 auf 11,8, 1907 auf 12,9 Mill. Tonnen. Die Berichte der Stahl⸗ und Walzwerke sprechen mit wenigen Ausnahmen von einem durchgehend befriedigenden Ge⸗ schäftsgange während des Berichtsjahrs. Bis zur Mitte des Jahres klagten einige Gießereien, besonders aus dem Westen, über mangelnde Beschäftigung, während die meisten übrigen fortlaufend genügend zu tun hatten. Ueber die Lage im Maschinenbau sprechen sich die Berichte recht geteilt aus, doch läßt sich im Grundton eine Besserung erkennen; bei einzelnen Zweigen wird der Geschäfts⸗ gang als recht günstig bezeichnet.
Eine Ergänzung dieser Angaben bietet die nachstehende Zusammen⸗ stellung der von den Fachverbänden des Maschinenbaues und der Metallverarbeitung monatlich ermittelten Arbeitslosenziffern der letzten beiden Jahre. Auf je 100 Mitglieder dieser Verbände kamen Arbeitslose:
1909 .“
Ende Januar
Februar
März .
April.
Mai .
Ent-.
S“
August
September
Oktober
November h111A1AA“X“ Die Arbeitslosenziffern waren also im niedriger als im vorhergehenden Jahre. Die folgende Zusammenstellung gibt die Veränderungen des Mit⸗ gliederbestandes der an das Kaiserliche Statistische Amt berichtenden Betriebskrankenkassen der Hütten⸗, Metall⸗ und Maschinen⸗ industrie (rund 640 Kassen mit rund 592 000 Mitgliedern, darunter rund 36 600 weiblichen) von Monat zu Monat wieder:
1909 Monat e. as⸗
51 3 873
14 1 864 345 2 783 414 + 7463 344 3 151 326 — 4 255 724 + 3226 1 L“ 065 — 11 139 September . . . . 455 + 128 Oktober. 178 + 16 921 November .. 4 410 984 /+ 4 967 378 114“ 8 11+% 11 206. Während der Januar 1909 nur eine kleine Zunahme, Fesegt und März aber einen Rückgang der männlichen Pflichtmitglieder gebracht hatten, zeigt das 1. Vierteljahr 1910 eine erhebliche Zunahme. Auch die Mitgliedervermehrung in den drei Monaten April, Mai und Juli shieteth im Jahre 1910 die des Jahres 1909 erheblich. Der Rück⸗ schlag, den Juni und August 1910 brachten, wird durch die Zunahme im Oktober wieder ausgeglichen. Auch der November 1910 zeigte
*) Nach der vom Kaiserlichen Statistischen Amt bearbeiteten
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1 2
8 5 ganzen Jahre durchweg
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+
Januar Februar März. April. Mai Juni. SI August
204 160 421 355 592
725 810
78 831
ee
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Bergwerksstatistik betrug im Jahre 1909 die Förderung von Stein⸗ kohle 148 788 050 t, die von Braunkohle 68 657 606 t.
noch eine stärkere Zunahme als der des Vorjahres, während der De⸗ zember in der Zunahme gegen den Dezember 1909 zurückblieh. Die Zahl der weiblichen Pflichtmitglieder, die im Jahre 1909 stänpig zu⸗ genommen hat, ist im Berichtsjahre, mit Ausnahme der Monale März und Dezember, in jedem Monat gewachsen.
Die wenig günstige Geschäftslage in der Textilindustrie hat angehalten. ie Baumwollspinnereien waren mit wenigen Ausnahmen auch in diesem Jahre ungenügend beschäftigt, sodaß viel⸗ fach der Betrieb eingeschränkt werden mußte; die starken Preis schwankungen des Rohstoffs tragen viel zur Beunruhigung des Ge⸗ schäftsgangs bei. Die ungünstige Lage ergibt sich auch aus der nach⸗ stehenden Uebersicht, welche die Veränderungen des Mitgliederbestands der an das Kaiserliche Statistische Amt berichtenden Betriebs⸗ krankenkassen der Textilindustrie (rund 460 Kassen mit insgesamt rund 20¼ 000 Mitgliedern, darunter rund 108 000 weiblichen) in den beiden Jahren 1909 und 1910 einander gegenüberstellt:
8 Monat Ee Nt —
1910 m. w.
477 + 2106 663 989 636 319 356 859 332 + 247 195 779 271 356 482 22 652 507 724 483 316
928
8 . 442 + 503 Nobember.. . 1416 + 1115 867 V“*“ 260 — + 80 — 1170. Bei den männlichen Mitgliedern hat die Hälfte der Monate, bei den weiblichen haben 7 Monate einen Rückgang zu perzeichnen, der bei den weiblichen am Schlusse des Jahres recht erheblich ist.
Die elektrische Industrie war im Anfange des Jahres un⸗ gleich mit Aufträgen versehen und nur zum Teil ausreichend beschäftigt. Im Laufe des Jahres besserte sich die Lage jedoch wesentlich, sodaß zum Schlusse des Jahres die überwiegende Mehrzahl der Berichte günstig lauten. Dieses Bild zeigen auch die monatlichen Verschie⸗
ungen der Zahl der Pflichtmitglieder der an das Kaiserliche Statistische Amt berichtenden Betriebskrankenkassen der elektrischen Industrie (13 Kassen mit 53 000 Mitgliedern):
7. m. w.
Januar 8 — 866 10 Februar 27 40 März. 211 57 e. EAA11“ 82 Mai . 155 115 Juni 6“ 4 8 504 81 ve. “ 373 304 F“ . PX 864 357 September. . . 836 + 294 EVI1nqnp“ 404 Nobember 1AX“ 961 378 689 475 sIET1“”“ 471 131 255 102. Danach ist der Bestand sowohl der männlichen wie der weiblichen Whclere seit April 1909 von Monat zu Monat nicht unerheblich gestiegen.
Die chemische Großindustrie hatte im allgemeinen gut zu tun; nach dem flauen Geschäftsgang in der zweiten Hälfte des Jahres 1908 hat sich die Lage im Berichtsjahre weiter gehessert. Dies kommt auch in den monatlichen Veränderungen der Mitgliederzahlen der Betriebskrankenkassen der chemischen Industrie, von denen 90 mit einem durchschnittlichen Mitgliederbestande von rund 36 000 männ⸗ lichen und 3000 weiblichen Mitgliedern an das Kaiserliche Statistische Amt berichten, zum Ausdruck. Stellt man die Zu⸗ bezw. Abnahmen, die sich in den einzelnen Monaten der letzten beiden Jahre gegen den jeweiligen Vormonat ergeben, einander gegenüber, so ergibt sich folgendes Bild:
357 164 204 616 142 27
Januar Fehruar . März. April. AI18 8 August. September. Oktober ..
rrInN IIIIIIX. rIIIIEHl!
406 1303 131 711 736 234 1176 768 1147 601
45 255 73 56 359 248 324 582
EH Eꝓrꝓꝓ‿ ιμρ½ρ +†
1909
m. V1 w. Januar ’ 23 25 Februar 344 2 März. 269 16 April. .16 258 20 v; .. 8 8 83 49 Juni 8 1 106 66 v- 48 57 August. 4 30 September . . u 446 6 itobex . . . 8 469 22 November.. 1 207 13 260 He11414“ 3 994 6 Der erheblichen Zunahme der männlichen Mitglieder im Februar stehen im April und Dezember Rückgänge gegenüber; auch an weib⸗ lichen Mitgliedern brachten drei Monate, nämlich Januar, Juni und Dezember, Abnahmen, die jedoch nicht bedeutend waren, während die übrigen neun Monate Zunahmen, die nur im April erheblicher sind, aufweisen. (Nach dem „Reichsarbeitsblatt“.)
Monat
1
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8b”n
00 SSN o b
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107 297 21 298 154
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1 8 1
Konkurse im Auslande Rumänien.
Anmeldung V Schluß der
“ Verifizierung bis am
Handelsgericht Name des Falliten
A. F. Goldner, 31. Januar / 7./20. Febr. Bukarest,
b 13. Febr. 19111 1911. Calea Mosilor 61.
N. Zancheba, 114/27. Februar 18. Februar, Böükarest, I 1911 3. März 1911. Calea Mosilor 32 8 S. G. Montau⸗ reanu, Bukarest,
Calea Dudesci 73,
Bulgarien. AUeber das Vermögen der Kredit⸗Aktien⸗Gesellschaft „Swesda“ in Varna ist durch Beschluß des Varnaer Kreisgerichts das Konkursverfahren eröffnet worden. Einstweilige Massenverwalter: die Advokaten Dobri Filoff und Stoyan Russeff. Erste Gläubiger⸗ versammlung: 14. Februar 1911. Anmeldefrist bis zum 24. Februar 1911. Pruüͤfungstermin: 15. März 1911. Zur Vertretung von Gläubigern werden die Rechtsanwälte Kr. Mirsky u. Dr. A. J. Pantoff namhaft gemacht. 8
Wagengestellung für Kohle, Koks und Briketts am 31. Januar 1911: Ruhrrevier Oberschlesisches Revier eene der ea ;
Ilfov (Bukarest)
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Nicht gestellt.
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