1911 / 57 p. 4 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 07 Mar 1911 18:00:01 GMT) scan diff

DZualität

gering

Verkaufte

G mittel gut Menge

Gezahlter Preis für 1 Doppelzentner.

niedrigster

höchster

niedrigster höchster höchster Doppelzentner

116“

Verkaufs⸗

9 eige Außerdem wurden Durchschnitts⸗ 8 am Markttage preis 8 (Spalte 1).

für Durch⸗ nach überschläglicher

wert 1 Doppel⸗ schnitts⸗ Schätzung verkauft

zentner preis dem Doppelzentner (Preis unbekannt)

Babenhausen Aalen. . .

Geielingen 20,40 Meßkirch..

eeeö““ ““ 12,40 1“ 12,00

1“ .Braugerste s Strehlen i. Schl.. 8 15,00 Löwenberg i. Schl. 8 14,30 1A“*“ 1 Riedlingen.. 19,00

Oüftee 14,00

13,60

Strehlen i. Schl..

Grünberg i. Schl.

Löwenberg i. Schl. E111A1“ 4 1114.A“ 8 1

Bemerkungen.

16,20 16,00

b 20 17,20 18,00 18,2 16,40 16,60

Die verkaufte Menge wird auf volle Doppelzentner und der Verkaufswert auf volle N

Kernen (enthülster Spelz, Dinkel, Fesen).

21,59 21,59 23,00 23,20 20,80 21,40

22,60 20,60 20,60 20,60 20,60

Gerste. 12,80 13,00 19,25 13,50 12,50 13,20 13,30 14,00 G

22,00

16 15,90 16,00 17,50 15,90 15,90 16,80 16,80 15,30 15,50 16,30 16/50 19,20 19,40 19,60 19,60 19,20 19,60 es Hafer. 14,40 14,60 14,80 15,00 14,10 14,60 14,90 15,40 14,60 14,60 15,20 15,20 15,60 15,60 16,00 16,00 14,00 14,20 14,40 14,60 14,40 14,80 15,00 15,00 14,00 14,00 15,00 1 209 80 2 7,40 17,60 17,6 17% 18,60 65 17 56 18,00 80

17,20

Ein liegender Strich (—) in den Spalten für Preise hat die Bedeutung, daß der betreffende Preis nicht vorgekommen ist, ein Punkt (

Berlin, den 7. März 1911.

Kaiserliches Statistisches Amt. J. V.: Dr. Zacher.

Preußischer Landtag. Haus der Abgeordneten. 42. Sitzung vom 6. März 1911, Mittags 12 Uhr. (Bericht von Wolffs Telegraphischem Bureau.)

Ueber den Beginn der Sitzung ist in der gestrigen Nummer .Bl. berichtet worden.

Das Haus setzt zunächst die Beratung des Etats der Bauverwaltung in dem Kapitel der einmaligen und außerordentlichen Ausgaben fort.

Bei der Forderung von 180 000 als 19. Rate für die Nachregulierung der größeren Ströme bittet.

Abg. Graf Clairon d Haussonville (kons.), bei dem Bau

Kanals Leipzig Halle die preußischen Interessen im Auge zu

Minister der öffentlichen Arbeiten von Breitenbach: Meine Herren! Ich habe von dem Projekt wegen veränderter Führung des Kanals von Leipzig zur Saale, das mir in den letzten Tagen zugegangen ist, mit lebhaftem Interesse Kenntnis genommen, wie ich alle auf Herstellung dieser Kanalverbindung bezüglichen Pro⸗ ekte meinerseits in jeder Weise zu fördern geneigt bin. Aber eine Stellungnahme der Königlichen Staatsregierung zu demselben ist zur⸗ zeit ausgeschlossen, weil ja Voraussetzung ist, daß das Schiffahrts⸗ abgabengesetz im Reichstage verabschiedet wird. Abg. Ecker⸗Winsen (nl.) wünscht Verbesserung der Schiffahrts⸗ verhältnisse bei Lüneburg. 8 Geheimer Regierungsrat Dr. Tull sagt Prüfung zu. 1 Abg. Lüdicke (freikons.) äußert sich über die Schiffahrtsverhält⸗ nisse bei Spandau. 8 b Bei den Forderungen der ersten Raten von 2 0 000 als Staatsbeitrag zum Bau eines Verkehrs⸗ und Winter⸗ schutzhafens und zur Wartheverlegung in Posen und on 100 000 zur Begradigung der Warthe oberhalb Posens referiert 8 Berichterstatter Abg. Brütt über diese Projekte. Abg. Kindler⸗Posen (fortschr. Volksp.) schildert die seit vielen Jahren vergeblichen Bemühungen zwischen dem Staat und der Stadt Posen, zu einer Einigung über ein geeignetes Projekt für die Wartheregulierung bei Posen zu gelangen. Jetzt sei erfreuerlicher⸗ weise ein Projekt aufgestellt worden, das allen Interessen, sowohl der Industrie wie der Landwirtschaft, gerecht werde. Er spreche im Namen seines Wahlkreises dem Minister der öffentlichen Arbeiten Dank für die Förderung dieses Projektes aus, und er bitte den Minister als Eisenbahnminister nur noch um den Bau eines Bahn⸗ hofes am Gerberdamm. 8 Bei der Forderung von 98 000 zur Beschaffung ines Eisbrechers für die Elbe bittet 8 b Abg. Ecker⸗Winsen (nl.) um tunlichste Beschleunigung der Sicherungsarbeiten. Fast in jedem Jahre seien Katastrophen eingetreten, und Millionen von Werten ständen auf dem Spiele. Wenn irgend öglich, olle die Regierung mit ihren Aufwendungen etwas meiter⸗ gehen, auch die Deichverbände mit größeren Zuschüssen unterstützen. Ministerialdirektor von Doemming sagt Erwägung der An⸗ regungen des Vorredners zu. Zu den einmaligen Ausgaben für Seehäfen und See⸗ chiffahrtsverbindungen bemerkt Abg. Dr. Schifferexr (nl.); Durch den Ausbau der Landungs⸗ ücke bei Dagebuüll, für die 36 000 in das Extra⸗ grium eingestellt sind, wird eine wesentliche Verkehrs verbesserung geschaffen. Schiffahrt und Fischerei

Bedeutung desßselben für

aber leider findet sich zur großen Enttäuschun beteiligten Kreise im Etat keine Forderung⸗ Sta schon 2200 % Gemeindeeinkommensteuer und 335 %

e

ierung die Hälfte der Summe als zinsfreies Darlehn hergibt. Den mit der Stadt bereits seit funf Jahren schwebenden Verhandlungen zum Abschluß bringen zu lassen und in den nüchstjahrigen Etat eine Position einzustellen. Bedauern muß ich, daß der Gemeinde Wyt auf Föhr die Bitte abgeschlagen worden ist, zu den Kosten der Beseitigung der durch die Sturmflut vom 3. Dezember 190 ibr zugefügten Schäden aus Staatsmitteln beizutragen⸗ Die Peiche haben schweren Schaden durch sie gelitten; die Bevölkerung at ihr Möglichstes getan, um die Rettung der Dämme zu

inister bitte ich, die

9—

aber vergeblich⸗ turmflut . ört, tie Babeanstalten wurden weggerissen und die Brücke vein

rfreulichennw eise se

der Deich wurde durch die Sturmflut fast 7

aufg t wercen konn, etmwe, 20 000 beizutragen, und der Landrat

cine rechtliche Verpflichtung des Siaates zut Unterstützung nich

Der Hafen von Wyk auf Föhr genügt abet noch nicht den berechtigten Ansprüchen, die man bei der stellen muß. Für den Ausbau des Hafens sind Landrat und Regierungspräsident sehr warm eingetreten, es ist auch ein Projekt ausgearbeitet worden, und Besorgnis der Die Stadt allein, die 3 Grund⸗, Gebaude⸗ und Gewerbesteuer erheben muß, kann den Ausbau nicht be⸗ zahlen; sie wunscht die Hilfe der Regierung dergestalt, daß die Re⸗

tet. sokort die private Hilfstätigkeit ein, und an den Sammlungen hat sich sogar das Ausland beieiligt; aber noch feblt ein Betrag von 00 0% ℳ, der von der Gemeinde allein nicht Etz ist vaher die Regierung gebeten worten, hat vas Gesuch außer⸗ prdentlich warm befhnwottet. Die Negierung hat aber erwitert, baß

besteht. Tatsächlich haben Regierung und Abgeordnetenhaus in den meisten Fällen dieser Art mindestens eine moralische Ver pflichtung anerkannt, die Regierung noch jüngst Rverst, indem sie für die durch dieselbe Sturmflut geschädigte Insel Pellworm Mittel in den Etat eingestellt hat. Die Urheberschaft der Hemmnisse liegt wohl nicht in erster Linie beim Minister der öffentlichen Arbeiten, sondern in allererster Linie beim Finanzminister. K arum wende ich mich auch an diesen, daß er im Verein mit d em Arbeits⸗ minister einen Ausweg finde, sei es durch außeretatsmäßige Ver⸗ rechnung der zu bewilligenden Gelder oder sonstwie. Den Minister der öffentlichen Arbeiten aber hitte ich aufs dringendste, sich mit dem Finanzminister zu diesem Zwecke in Verbindung zu setzen. Geheimer Oberbaurat Eich: Das dringende Bedürfnis mit Bezug auf Wyk auf Föhr wird anerkannt, ebenso die Tatsache, daß die Gemeinde wenig leistungsfähig ist. Nur mit Rücksicht auf andere, dringlichere Bedürfnisse und mit Rücksicht auf die Finanzlage ist es nicht möglich gewesen, schon jetzt eine Etatsforderung einzustellen; es wird aber nunmehr eine beschleunigte Entschließung herbeigeführt werden. Die Frage der Gewährung einer Beihilfe an die Gemeinde wird infolge der Anregung des Abg. Schifferer nochmals in Erwägung ge⸗ zogen werden. wege Dr. Schepp (fortschr. Volksp.) lenkt die Aufmerksamkeit der Verwaltung auf die Zustände der Rügen westlich vorgelagerten Insel Hiddensee. Im südlichen Teile, bei Neuendorf, seien ja bereits große Anlagen geschaffen, um das Land gegen Ueberflutung zu schützen; aber im nördlichen und nordwestlichen Teile stehe der sogenannte Dorn⸗ busch, eine Erhebung von höchster landschaftlicher Schönheit, in Gefahr, durch die häufig wehenden westlichen und nordwestlichen Stürme allmählich abzubröckeln. Die Regierung solle rechtzeitig im Interesse der Insel etwas tun, um nicht nur nicht diese Naturschön⸗ heiten verloren gehen zu ehlen. sondern auch den Schutz für die gesamte Insel Rügen zu verstärken. deseage on Maltzahn (kons): Ich kann dem Vorredner für diese Anregung nur dankbar sein. Die Insel Hiddensee ist ein Schutz für die ganze Insel Rügen. Die Anregung hat insofern noch eine be⸗ sondere Bedeutung, als sich auf Hiddensee auf diesem Dornbursch der große Leuchtturm befindet, für den ebenfalls die Gefahr besteht, im Laufe der Zeit abzurutschen. Wenn es auch bei unserer Finanzlage nicht möglich sein wird, wie bei Helgoland in weiter Ausdehnung Mauern zu errichten, so muß doch der Hochwasserschutz dort in jedem Falle besser ausgebildet werden. 88 Feecautat Germelmann: Die Staatsregierung hat der Insel Hiddensee in den letzten Jahren ihre ganz besondere Auf⸗ merksamkeit zuteil werden lassen, und es sind große Schutzbauten aufge⸗ führt. Auf Veranlassung des Regierungspräsidenten in Stralsund ist ein geologisches Gutachten aus Greifswald angefordert, um festzustellen, worauf die Bewegung zurückzuführen ist. Das Gutachten der Geologen liegt vor. Die Besserungsvorschläge haben eine greifbare Gestalt noch nicht angenommen, weil man abwarten will, ob die Be⸗ wegung nicht von selbst zur Ruhe kommen wird. Das scheint tat⸗ sächlich der Fall zu sein. 1 Bei dem Titel „Sicherung der Hallig Hooge, erste Rate“ (150 000 ℳ) bedauert Abg. Tönnies (nl.), daß die armen Bewohner der Insel zu den Kosten der Sicherungsbauten herangezogen werden. Ferner bringt der Redner Wünsche nach Verbesserung der Schiffahrtswege bei der Insel Fehmarn vor. 1 1 Geheimer Oberbaurat Eich stimmt dem Redner darin bei, daß die Verhältnisse für die Schiffahrt bei der Insel ungünstig liegen. Abhilfe“sei aber schwierig. Abg. Hoff (fortschr. Volksp.): Die Bewohner der Hallig Hooge sind arm und werden sehr schwer an den Lasten zu tragen haben. Aus dem Wattenmeer an der Westküste läßt sich guter, fetter Boden gewinnen, denn diese Fläche war früher Land, und es ist damit ein Fingerzeig gegeben, daß sich etwas erreichen läßt, wenn man plan⸗ mäßig vorgeht. Hier könnten die Arbeitskräfte der Gefangenen nutzbar gemacht werden, dadurch werden die Kosten geringer, und die Gefangenen haben Beschäftigung im Freien. Es würde uns be⸗ sonders freuen, wenn man den Bewohnern der Hallig Hooge ent⸗ gegenkäme. 18 . Bei dem Titel „Verbesserung der Seeschiffahrts straße nach Harburg“ verwendet sich— Abg. Waldstein (fortschr. Volksp.) unter Hinweis auf eine in der Köhlbrandkommission angenommene Resolution für die Berücksichtigung der städtischen Interessen der Stadt Altona. Die Verbesserung sei gewiß notwendig wegen der Konkurrenz Rotterdams, Amster⸗ dams und Liverpools, Altona diene aber als Wohngemeinde für die hamburgischen Arbeiter. Hamburg sorge als Stadtstaat für sich selbst, anders aber stehe es mit den Städten auf preußischer Unterstaatssekretär Dr. Freiherr von Coels vonder Brügghen: Es ist der Staatsregierung wohl bekannt, daß sich die Stadt Altona in einer schwierigen Lage befindet, darum hat sie bei zahlreichen Gelegen⸗ heiten der Stadt Altona Hilfe und Förderung angedeihen und wird etz auch in Zukunft nicht daran fehlen lassen. Insoweit der Abg. Walestein eine Regelung der Kommunalabgabenverhältnisse ver langt hat, kann ich ihn nur an den Minister des Innern verweisen. Hinsichtlich der Entwicklung der Hafen, und sonstigen Verhältnisse Alionas kann ich eine erhebliche Zuwennung seitens der Staats regierung in Augsicht stellen, und zwar bereits für das nächste Jahr. Abg. Klußmann (nl.) führt außs, daß das ganze Verfahren, welchtt vdie preußischen Behötden hinsichtlich der Regulierung der

21,79 22,08 21,44 20,35

21,59 22,80 21.13 20,60

15,90

2 336 14,60

1288 14 80 15,00 1 160 14 50 14,50 4. 3.

27. 2.

17,50 27. 2.

17,72 7

17,10

1 146 1 368

8

Mark abgerundet mitgeteilt. Der Durchschnittspreis wird aus den unabgerundeten Zahlen berechnet. )

in den letzten sechs Spalten, daß entsprechender Bericht fehlt.

der von Allerhöchster Stelle gewünschten Förderung des deutschen Schiffjbaues. Die Marineverwaltung zögere mit der Uebertragung größerer Schiffsbauten an die Werft Geestemünde, weil die Möglich⸗ keit bestehe, daß das Schiff in der Geeste sitzen bleibe. Er bitte den Eisenbahnminister dringend, energisch einzugreifen und die Zu stände zu beseitigen, die auf die Dauer in der Tat unhaltbar seien. Geheimer Oberbaurat Eich: Wir können nur vorgehen, wenn wir das volle Einverständnis von Bremen besitzen. Die Staatsregierung wird die Angelegenheit im Auge behalten und verfuchen, ob Bremen sich nicht bewegen läßt, gemeinsam mit uns vorzugehen. Abg. Reinhard (Zentr.) schließt sich dem Abg. Klußmann an. Preußen sei Bremen jederzeit außerordentlich entgegengekommen, in⸗ folgedessen könne man ein gleiches hier von Bremen verlangen. Die Erklärung der Staatsregierung sei dankbar zu begrüßen, hoffentlich habe sie für den nächsten Etat eine praktische Folge. 1b Zur Erweiterung des Fischereihafens in Geeste⸗ münde sind als erste Rate 100 000 ℳ, zu Erweiterungsbauten am Nordostufer des Fischereihafens in Geestemünde 760000 ausgeworfen. cübg Klußmann (nl.): Ich spreche der Staatsregierung den Dank Geestemündes dafür aus, daß sie die Ausgestaltung des Fischerei⸗ hafens in Geestemünde zur Tat hat werden lassen. Zu meinem Be⸗ dauern ist aber im diesjährigen Etat nicht eine Summe bereitgesteilt worden für die Einziehung einer neuen Decke in der Auktionshalle. Mit der Einstellung von Mitteln zur Erweiterung des Hafens sind alle Beteiligten einverstanden, aber nicht mit der Art der Ausführung des Planes. Dem Herrn Minister ist von seiten der Interessenten ein anderer Plan vorgelegt worden. Der Herr Minister hat sich nicht entschließen können, diesen Plan zur Ausführung zu bringen, weil dessen Kosten unverhältnismäßig hoch sein sollen. Gefreut hat es mich, daß die Regierung die Bedeutung der Hochseefischerei dadurch anerkennt, daß sie darauf hält, daß die Pachten niedrig gehalten werden. Auf der anderen Seite dürfen wir aber nicht übersehen, daß uns durch die hanseatische Fischerei eine große Konkurrenz erwächst. Wir müssen uns ja mit dem Bescheide des Ministers zufrieden geben. Auf der anderen Seite kann kein Zweifel darüber bestehen, daß die jetzige Anlage nicht als ein Abschluß, sondern vielmehr als Anfang zu betrachten ist. Da die Hochseefischerei an allen Ecken und Enden mächtig emporstrebt, so wird die Staatsregierung in nicht zu ferner Zeit an eine Erweiterung des Fischereihafens in Geeste⸗ münde herangehen müssen, auch im Interesse der preußischen Finanzen. Eine Petition um Anlegung eines Hafens im Wahrlang wird durch Uebergang zur Tagesordnung erledigt.

Bei den einmaligen Ausgaben für Hochbauten bemerkt

Abg. Giemsa (Zentr.): Die Reform des Submissionsverfahrens auch im Baugewerbe wird immer dringlicher. Man muß auf diesem Gebiete zwei Kategorien unterscheiden: die Bauhandwerker und die sog. Bauunternehmer. Zu den letzteren gehören Baumeister, Bau⸗ gewerkmeister, Maurermeister, Zimmermeister usw. Hes Fesente Baugewerbe befindet sich in einer mißlichen Lage, weil die Bau⸗ unternehmer fast durchweg vom Großkapital abhängig sind. Das Kapital übt eine schrankenlose Herrschaft auf diesem Gebiete aus, und die Bodenspekulation hat die allerschlimmsten Formen angenommen. Begünstigt wird die Herrschaft des Kapitals durch die schrankenlose Gewerbefreiheit. Die Bauhandwerker und ⸗unternehmer sind heut⸗ zutage eigentlich weiter nichts als die Handlanger des Kapitals. Unter solchen Verhältnissen kann heute von einer Baukunst im allgemeinen nicht die Rede sein. Der Abg. von Woyna hat am Sonnabend schöͤne Worte über den ethischen Wert der Baukunst gesprochen. Es ist trostlos, zu sehen, was in den letzten 40 Jahren unter der Aegide des Kapitals und des spekulativen Unternehmertums gebaut worden ist. Befördert wurde diese Entwicklung auch durch die Art des bisherigen Submissionsverfahrens, bei der die Großspekulation auf Kosten der kleineren Unternehmer bevorzugt wurde. Der Abg. Schroeder⸗Cassel hat bereits aus seinem Wahlbezirke Klagen darüber vorgebracht. Ich kann aber wohl im Einverständnis mit allen Parteien sagen: die Klagen sind allgemein und ebenso der Wunsch nach einer Umgestaltung des Submissionswesens. Es sind in dieser Be⸗ ziehung verschiedene Richtlinien aufgestellt worden. Ich möchte daraus hervorheben, daß vor allem die ortsansässigen Submittenten zu berücksichtigen wären; Generalunternehmer wären nach Möglichkeit auszuscheiden und diejenigen Bewerber zu 85 rücksichtigen, die ihren Arbeitern entsprechende Löhne zahlen. Bei der mißlichen Lage des Bauhandwerks und des Baugewerbes über— haupt ist es begreiflich, daß die Bewerber sich auch mit einem sehr geringen Nutzen begnügen oder mit Schaden arbeiten. Deshalb ist aus den großen Schwankungen der Angebote noch kein Schluß auf die günstige Lage des ganzes Gewerbes zu ziehen. Die Staatsregierung würde sich ein großes Verdienst erwerben, wenn sie die Verbesserung des Submissionswesens energisch in die Hand nähme. 1

Im übrigen wird das Extraordinarium nach den Referaten des Berichterstatters Abg. Brütt über einzelne Titel ohne Debatte bewilligt.

Es folgt der Etat des Finanzministeriums.

Berichterstatter ist der Abg. Wallenborn.

Die Einnahmen werden ohne Debatte bewilligt.

Bei den dauernden Au sgaben sindet zunächst eine allgemeine Besprechung beim Titel des Ministergehalts statt. Abg. von Arnim⸗Züsedom (konse); Es erscheint mir zunächst angemessen, einige Worte an den vorigen Finanzmtnister zu richten,

Geeste bislang besbachtet haben, nicht dem entsprochen habe, was man

balligerweise verlangen könne. Es befinde sich auch im Gegensatze zu

¹ M oaife d Hdor 9 der so lange unsere Finanzen mit Erfoig geleitet hat, Worte der Am.

einen gesetzlichen Anspruch

Unterbeamten um etwa

1906 vielfach um 100 % erhöht worden ist.

erkennung für den Minister, der einen großartigen Erfolg unserer

preußischen Finanzen herbeigeführt hat, auch in den Zeiten eines unerwartet großen Defizits. Ich hoffe, daß der jetzige Finanz⸗ minister in denselben Bahnen wandelt und in demselben Geiste die Finanzen führen wird, und wünsche, daß es ihm gelingen möge, sie mit demselben Erfolge zu leiten, wie sein Vorgänger. Wir befinden uns in einer aufsteigenden wirtschaftlichen Konjunktur. Im Reiche sind die großen Fragen der Finanzreform mit durch⸗ schlagendem Erfolg geregelt. Preußen steht zweifellos in einer steigenden wirtschaftlichen Konjunktur, der Finanzminister fängt seine Arbeiten in günstigerer Zeit an als sein Vorgänger. Im Zusammenhang mit der günstigen Konjunktur bei uns und in ganz Deutschland liegt auch für die preußischen Sparkassen ein großartiges Jahr hinter ihnen, denn die Sparkasseneinlagen haben im Jahre 1910 um rund 900 Mill. Mark zugenommen, und der gesamte Stand an Sparkasseneinlagen übersteigt weit 10 ½ Milliarden. Bei den Eisenbahnen entwickeln sich gleichfalls außerordentlich günstige Einnahmen, und unsere Ausfuhr steigt. Unter diesen Umständen bitte ich den Finanzminister, seine ganze Auf⸗ merksamkeit darauf zu richten, daß der Kurs der inländischen Wert⸗ papiere, besonders der Reichs⸗ und Staatsanleihen, steigt. 1904 standen am 1. Februar unsere 3 ½ % igen Konsols auf 102,75, sie sanken am 1. Mai 1908 auf 91,20, im Oktober 1910, als schon die Finanz⸗ reform wirkte, stiegen sie auf 92,20 und im Februar 1911 auf 94,50, immer noch ein erbärmlich niedriger Kurs, wenn man bedenkt, daß es gar kein sichereres Papier geben se Die 3 proz. französische Rente steht auf 97, und sogar in Ländern, die sich in keiner Weise mit uns messen können, ist der Kurs der Staatsanleihen besser als bei uns. Der Minister scheint ein neues Spar⸗ kassengesetz zu wünschen. Den Leitern der Sparkassen kommt es mehr darauf an, hohe Gewinne zu erzielen, als einen höheren Prozent⸗ satz ihrer Bestände in mündelsicheren Papieren anzulegen. Die große Gefahr, die sich aus weniger sicheren Anlagen ergibt, wird im allgemeinen unterschätzt. Der Finanzminister müßte versuchen, den Sparkassen günstigere Bedingungen beim Erwerbe von Konsols zu bieten; das ist zwar kein sehr großes Mittel, aber es wird doch wirken. Ferner sollte nach Verständigung mit dem Minister des Innern bei Aenderungen von Sparkgassenstatuten die Genehmigung dazu nur er⸗ teilt werden, wenn ein höherer Teil der Anlagen in mündelsicheren Papieren erfolgt. Die großen Finanzgesellschaften sollten ferner ver⸗ anlaßt werden, die ganzen Reservefonds in Staatspapieren anzulegen. Bei anderen Papieren kann sich allerdings ein größerer Gewinn er⸗ geben, aber wenn die Sache schief geht, sind die ganzen Reserven verloren. Gerade in den letzten Jahren haben daher Banken fal⸗ lieren müssen. Allerdings würde das nicht gehen ohne Aende⸗ rung der Aktiengesetzgebung, und die Börse rechnet schon damit. Die öffentlichen Feuerversicherungsgesellschaften sind bekanntlich schon durch das Gesetz vom vorigen Jahre verpflichtet worden, ein Viertel ihrer Bestände in Staatspapieren anzulegen. Die Unter⸗ haltung des Tiergartens erfordert in diesem Etat eine Mehrausgabe von 55 750 ℳ. Wir verzichten darauf, eine Resolution deswegen einzubringen, weil die Etatsberatung noch sehr weit im Rückstande ist. Meine Freunde sind aber darin einig, daß die Regierung in Beratungen eintreten sollte mit dem Ziel einer Erhöhung des Zu⸗ schusses der Stadt Berlin für die Unterhaltung des Tiergartens. Auf Veranlassung meiner Freunde ist 1904 der Zuschuß, der bis dahin 30 000 betrug, auf 50 000 erhöht worden. Die Sache hat keine große Bedeutung. Aber da die Stadt Berlin so große Vorteile von dem Tiergarten hat, muß sie auch angemessen dafür beitragen. Für den Umbau des Königlichen Opernhauses in Berlin haben wir erst vor drei Jahren eine große Summe bewilligt. Schon damals war klar, daß in absehbarer Zeit ein Neubau errichtet werden muß. Meine Freunde waren aber erstaunt, daß schon in diesem Jahr für den Ankauf von Gebäuden neben dem Krollschen Grundstück fast 4 Millionen gefordert werden. Wenn wir die Forderung bewilligen, so übernehmen wir immerhin gewisse Verpflichtungen, ich habe des⸗ halb namens meiner Freunde zu erklären, daß, wenn wir auch die Kauf⸗ summe bewilligen, wir uns doch vollkommen freie Hand über Ort und Art des neuen Gebäudes lassen wollen. In Bezug auf den Verkauf des alten Opernhauses wünscht die große Mehrheit der Fraktion, daß es der Regierung gelingen möge, das alte Opernhaus nicht zu verkaufen. Wir befürchten davon Nachteile mancherlei Art, die ich im Plenum nicht mehr erörtern will; es ist eine Stätte von monarchischem Charakter. Iin Etat befindet sich auch ein großer Posten für die Altpensionäre. Gegenüber ihren Wünschen betreffs der letzten Beamtenbesoldungs⸗ verbesserung nimmt der größere Teil meiner Freunde in dem Sinne

Stellung, daß ohne gesetzliche Festlegung nicht durchzukommen sein

wird, während der kleinere Teil der Ansicht ist, daß die Frage so

schwer wiegt und eine so weit reichende Bedeutung hat, daß es sich

empfiehlt, an dem bisher gewählten Wege der Beihilfen aus dem

Dispositionsfonds zu verbleiben, daß dagegen unter allen Umständen die vielen Unzuträglichkeiten, welche sich aus dem Erfordernis jähr⸗ licher Erneuerung der Anträge usw. ergeben, ohne Preisgabe des Prinzips sehr wohl vermieden werden könnten. Dieser kleinere Teil sieht in der gesetzlichen Festlegung eine große Gefahr für unsere gesamte Finanzgebarung; dieser Teil glaubt auch nicht unerwähnt lassen zu sollen, daß diejenigen, welche in Pension gehen, auf Pension nur in derjenigen Höhe haben, welche bei ihrem Abgange besteht; Härten und Ungleich

heiten mögen ausgeglichen werden. Es wird uns vielfach vorgeworfen,

daß bei der Besoldungserhöhung nicht die genügende Energie ent⸗ wickelt werde. Dem muß ich aufs entschiedenste widersprechen; wir haben damals in der Kommission und im Plenum an allem, was irgendwie erreichbar war, eifrig mitgewirkt, und das Ergebnis war, daß die höheren Beamten um 7 , die mittleren um 15 %, die 20 % erhöht worden sind. Daß die mittleren und Unterbeamten verhältnismäßig schlecht bedacht worden wären, entspricht also durchaus nicht der Wahrheit; und bezüglich der Unterbeamten kommt noch hinzu, daß der Wohnungsgeldzuschuß gegen Es muß doch auch bedacht werden, daß die Steuerzahler diese enormen Erhöhungen aufbringen müssen.

Der kleine Mittelstand in Stadt und Land, der vielfach unter 1500 Mark Einkommen hat, für den niemand im Alter sorgt, für

keine Unfall⸗ und Invalidenversicherung besteht, der das s allein machen muß, hat auch für diese Erhöhung⸗ auf⸗ zukommen, welche dem preußischen Volke im Beharrungszustande eine Belastung von 200 Millionen auferlegt. Diese Vorwürfe, die uns gemacht worden sind, müssen daher in hohem Grade befremdlich er scheinen, wir erheben also Protest dagegen, daß wir damals in unseren Bemühungen zurückgeblieben wären hinter dem, was irgendwie mit inseren Grundsätzen vereinbar war. Abg. Schmedding (Zentr.): Ich kann den Worten der An⸗ erkennung für Herrn von Rheinbaben, welche der Vorredner äußerte, nur isti Ich konnte meinerseits schon bei der Beratung des Eisen⸗ den weitschauenden Blick des früheren Finanzministers

rühmen, dessen Prophezeiung, daß es gelingen werde, den Ausgleichs⸗ fonds schon 1911 mit einigen 30 Millionen zu dotieren, so glänzend

eingetroffen ist. Was den Kurs der Konsols betrifft, so sind die Ver⸗ 8 8 A* 8 5149 5 X „4 * H 98 nögensverhältnisse der Staaten dabei einflußlos. Das ergibt sich daraus,

daß in Frankreich einer Schuld von 31 ½ Milliarden ein Vermögens⸗

tand von 3, in England 16 Milliarden ein solcher von 2, in Deutschland »Milliarden 1 Milliarde Vermögen gegenübersteht; dagegen hat Preußen inen Vermögensstand von 18 bis 19 Milliarden, hauptsächlich sogar werbendes Kapital, und nur 9 ½ Milliarden Schulden, Preußen kann also seinem Schuldenbetrag das doppelte Vermögen gegenüberstellen. Dennoch stehen die preußischen Konsols nicht besser als die des Deutschen Reiches und erheblich niedriger als die Frankreichs und Englands. Wo die Ursachen dafür liegen, läßt sich schwer sagen: auch die Herren von Gwinner und Delbrück haben bei der Erörtetung im Herrenhaus keine andere Feststellung gemacht, als daß das deutsche Volk an den Konsols viel Geld verloren hätte, und daß irgendetwas zur Hebung des Kurses geschehen müsse. Der Vorschlag Gwinners, das zur Schuldentilgung bestimmte Geld zum Ankauf von Konsols zu verwenden, bedeutet nur einen Tropfen auf den heißen Stein, aber keinesfalls den Stein der Weisen. In der Kem

d d Kente damit

n rde günstige S französischen 9

erklärt, daß die Sparkassen ihre Gelder in Staatspapieren anlegen müssen. Vielleicht ist das von einem gewissen Einfluß, aber es ist nicht die Hauptursache; diese liegt darin, daß Frankreich sich immer deutlicher zu einem Rentnerstaat ausgebildet hat, wo die Rentner erfahrungsmäßig einen großen Teil ihres Vermögens in Staats⸗ papieren anlegen. Bei 40 Millionen Bevölkerung schätzt man das Guthaben Frankreichs im Auslande auf 35 Milliarden, wovon 25 in Staatspapieren angelegt sind. Da diese durchschnittlich vier⸗ prozentig sind, während die Staatsrente knapp 3 % bringt, so be⸗ kommen sie vom Auslande jährlich 1,4 Milliarde Zinsen, wovon ein bedeutender Teil wieder zum Ankauf französischer Renten verwendet wird. Da Frankreichs Bevölkerung nicht wächst, sondern stagniert, und seine Industrie nur in sehr geringem Maße zunimmt, so finden auch die französischen Renten erhebliche Abnehmer. Was England anbelangt, so ist wohl bekannt, daß die Sparkassen ihre ganzen Anlagen in Staatsrenten anlegen, nicht weniger als 4 ½ Milliarden sind in englischen Staatspapieren untergebracht, während unsere Sparkassen nur eine Milliarde in Staatspapieren angelegt haben. Wenn unsere Sparkassen verpflichtet würden, 30 % in Staats⸗ papieren anzulegen, so würde das gewiß einen starken Einfluß auf die Konsols haben. Allein von Gewaltmaßregeln wird selbstverständlich keine Rede sein können, und darum wird es nur die Aufgabe sein können, allmählich dahin zu wirken, daß die Sparkassen 30 % ihres Ver⸗ mögens in Konsols anlegen. Aber auch dann wäre es mir zweifel⸗

haft, ob dadurch dauernd der Kurs der Staatspapiere zu beeinflussen wäre. Obwohl in England die Verpflichtung besteht, die Spartassen⸗ einlagen in Staatspapieren anzulegen, ist der Kurs der 2 ½ proz. Kon⸗ sols in den letzten Jahren von 114 bis auf 80,5 heruntergegangen. Dieser Kurssturz beweist, daß der Kursstand der Staatspapiere von ganz anderen Faktoren abhängt. Die Voraussetzung für die Anlegung eines größeren Teils der Sparkasseneinlagen in Staatspapieren würde sein, daß für unsere Konsols mindestens dieselben Zinsen gezahlt werden, wie sie sonst die Sparkassen zu zahlen pflegen. Nun gibt aber eine große Zahl von Sparkassen 4 %, und sie müssen auch so viel zahlen, weil sie sonst mit den Depositen⸗ banken nicht konkurrieren könnten. Würden nun die Sparkassen die Staatspapiere zu 4 % kaufen, so würden sie nichts verdienen, sondern noch zusetzen, weil sie die Staatspapiere nicht zu pari, sondern darüber kaufen müßten, wozu noch Stempel usw. kämen. Die Sparkassen müßten also, um diesen Schaden wettzumachen, die Zinsen, die sie selbst zahlen, heruntersetzen, oder die Zinsen, die sie bekommen, in die Höhe schrauben. Der Kursstand der Staats⸗ papiere hängt vielmehr ab von den Schwankungen des landes⸗ üblichen Zinsfußes. Es ist bereits in der Budgetkommission vom Finanzminister mit Recht darauf hingewiesen, daß das ganz große Angebot von Papieren zu einer Ueberlastung des Marktes und damit zu einem Sinken des Kursstandes geführt hat. Der Staat befindet sich insofern in einer guten Lage, als er das Recht der Kündigung besitzt, das dem Gläubiger nicht zusteht. Dieses einseitige Recht des Staates ist ein nicht zu unterschätzender Faktor bei der Frage nach der günstigen Unterbringung der Staats⸗ papiere. Dagegen sind diejenigen Kapitalisten, die ihr Kapital in kürzerer Zeit zurückerhalten wollen, gezwungen, das Geld bei den Banken anzulegen. Es wäre zu erwägen, ob der Staat seine Anleihen in einer anderen Form unterbrächte, nämlich in der Weise, daß er Anleihescheine für eine kürzere Zeit, etwa von 5 bis 10 Jahren ausgäbe, die zum Emissionskurse rückzahlbar wären. Jedenfalls darf die Frist nicht zu lange sein. In Frankreich besteht diese Einrichtung schon. Es könnten vielleicht Emissionsscheine von 100 ℳ, 50 und vielleicht noch weniger ausgegeben werden. In Frankreich ist man noch weiter heruntergegangen, und Millionen und aber Millionen dieser Papiere werden von kleinen Rentnern gekauft. Vielleicht hat die Durchführung dieses Vorschlages technische Schwierigkeiten, aber ich habe zu dem neuen Finanzminister das Vertrauen, daß er diese Schwicrigkeiten alsbald überwinden wird. Was die Altkpensionäre betrifft, so ist mit Freude zu begrüßen, daß dieser Etat für sie eine Million mehr zur Verfügung stellt. Es sind im ganzen 2 740 000 Mark gezahlt, dieser Betrag reicht aber nicht aus, um die Pensionen der Altpensionäre und der Pensionäre nach 1908 auszugleichen. Dazu wären 9 Millionen nötig, also über den Etat hinaus 6 ½ Million. Der Staat hat zum mindesten die moralische Verpflichtung, für die Altpensionäre in vollem Umfange einzutreten. Allerdings ist es nach Lage der Verhältnisse jetzt kaum noch möglich, eine groößere Summe in den Etat einzustellen. Um so nötiger wird es sein, daß die Staatsregierung bei der Verteilung des zu ihrer Verfügung stehenden Fonds sich nicht von kleinlichen bureaukratischen Grundsatzen leiten läßt. Erwünscht wäre es, wenn im Etat 1912 erhöhte Mittel ein⸗ gesetzt würden. Für das neue Opernhaus sind etwa 700 000 in diesen Etat eingesetzt. Es ist selbstverständlich, daß in spateren Jahren größere Forderungen folgen werden. Wenn nun auch meine Freunde einer höheren Forderung nicht widersprechen werden, weil wir der Meinung sind, daß die Hauptstadt eine erst⸗ klassige Oper besitzen muß, so müssen wir doch verlangen, daß die Stadt, der die Oper in erster Linie zugute kommt, einen erheblichen Teil zu den Kosten beiträgt. Berlin muß auch zu einem höheren Zuschuß zur Erhaltung des Tiergartens herangezogen werden. Andere Städte sind in einer viel schlimmeren Lage. Hier im Sinne der ausgleichenden Gerechtigkeit zu wirken, wäre eine dankenswerte Aufgabe für den Herrn Finanzminister. Was die deklassierten Orte betrifft, so würden wir empf hlen, daß man zu den alten bisher be⸗ folgten Grundsätzen zurückkehrt.

Darauf nimmt der Finanzminister Dr. Lentze das Wort, dessen Rede wegen verspäteten Eingangs des Stenogramms erst in der nächsten Nummer dieses Blattes im Wortlaut wiedergegeben werden wird.

Abg. von Dewitz⸗Oldenburg (freikons.): Mit einer gesetzlichen Regelung der Ansprüche der Altpensionäre können wir uns so lange nicht einverstanden erklären, als nicht das Reich vorangeht; fur meine Person kann ich die Beschreitung dieses Weges als eines höchst gefährlichen nicht anraten. Die bisherigen Verhandlungen über die Frage der Hebung des Kurses der Staatspapiere lassen als positives Ergebnis nur erkennen die Absicht des Ministers, die Sparkassen zur Anlegung eines Teiles ihrer Bestände in Staats⸗ papieren zu veranlassen. Das Bedürfnis einer größeren Liquidität der Sparkassenbestände erkennen wir an. Die Sparkassen haben sich in ihrem Geschäftstreis heute vielfach zu großen Banken entwickelt: wenn aber der Finanzminister diese Situation im Interesse der Hebung des Kurses der Staatsanleihen benutzen will, also einen sekundären Zweck mit der beabsichtigten Maßregel verfolgt, so kann ich ihr nicht zu⸗ stimmen. Der Vergleich mit den ausländischen Staatspapieren sollte endlich ausscheiden; die Volkswirtschaft Italiens, Rußlands, Englands, Deutschlands läßt sich nicht so ohne weiteres vergleichen. Das Konsolidationsgesetz schreibt vor, daß der Gläubiger nicht kündigen kann, die ausgegebene Schuld ist also eine dauernde; aber der Staat hat sich wohlweislich die Rückkaufsklausel vorbehalten. Dadurch ist gerade eine große Unsicherheit in das ganze Konsols⸗ geschäft hineingetragen. Derselbe Staat, der diese Pavpiere ausgibt, bestimmt nun zugleich, daß sie mündelsicher sein sollen. Hier kann man nicht anders Wandel schaffen, als indem man zu der alten Methode der Auslosung zurückkehrt. 60 Millionen bei einer Staatsschuld von 9 Milliarden hat gewiß keine große Wirkung; aber wenn man die 3 ½ %oige konvertierte, würde sich ein weit größerer Betrag ergeben. Die Operation, die ich vorschlage, wird zweifellos die Wirkung haben, den Kurs zu balten, den Rückgang des Kurses zu hemmen. Es wird immerhin auch notwendig sein, die Obligationen anderer Art, insbesondere der Industrie, zu be⸗ schränken. Daß ich damit den Ast absägte, auf dem wir sitzen, wie der Finanzminister mir neulich entgegnet hat, kann ich nicht zu⸗ geben. Die Form der Obligationen ist für die Aktiengesell⸗ schaften ja absolut nicht notn endig, sondein sie wird gewählt, um den Emissionestempel zu sparen und sich das Aktienkapital nicht verwässern zu lassen. Die Obligation ist auch gar feine Realsicherbeit für das Publikum. Wulde eine Aktiengesellschaft notleidend, dann sind auch alle ihre Obligationen fortgeweht

Hibernia⸗Sache wurden ganz ähnliche

worden. Bei der . den gar die Kaligesellschaften gehen

Transaktionen gemacht, und ellschafte heute denselben Weg, sie geben nur noch Obligationen au In einem Falle aus allerneuester Zeit in Berlin standen 500 Aktien 200 Millionen Obligationen gegenüber. Soll der Kurs der Staatsanleihen gehoben werden, weshalb follen dann, wenn schon die Sparkassen daran glauben sollen, nicht auch die Banker dazu beitragen? Hält der Industrieaufschwung an, so haben wir in kurzem wieder eine Erhöhung des Bankdiskonts zu erwarten. Wird an die Banken dieselbe Forderung wie an die Sparkassen erhoben, so wäre das also nur eine durchaus billige Forderung.

Hierauf vertagt sich das Haus.

Persönlich bemerkt 1““ 8

Abg. von Arnim (kons.): Ich bin von dem Finanzminister miß verstanden worden. Hinsichtlich der Sparkassen habe ich von der Ein⸗ bringung einer Vorlage, wie wir sie vor einigen Jahren gehabt haben, als einer aussichtslosen abgeraten, habe dagegen geraten, den mir sehr erwünschten Erfolg einer größeren Anlegung von Sparkassen⸗ beständen in Konsols durch Einwirkung auf die Sparkassen bei Statutenänderungen zu erreichen. Schluß 5 Uhr. Nächste Sitzung Dienstag 11 Uhr. (Kultusetat.)

Land⸗ und Forstwirtschaft.

Von den im Reichsamt des Innern herausgegebenen „Berichten über Landwirtschaft“ sind erschienen: Heft 21: Untersuchungen über die Wirkung der Palmkernkuchen auf die Milchproduktion. A. Allgemeiner Bericht von Geheimem Hofrat, Prof. Dr. O. Kellner in Möckern. Heft 22: Gartenbau auf Moorboden. Ein Beitrag zur vckinee g unserer deutschen Moore durch gärtnerische Kulturen. Von Th. Echtermeyer, Königlichem Oekonomierat, Direktor der Königlichen Gärtnerlehranstalt in Dahlem⸗Berlin. Im Wege des Buchhandels sind die Berichte von der Verlagsbuchhandlung Paul Parey in Berlin SW. 11, Hedemannstraße 10, zum Preise von 0 50 bezw. 1,20 zu beziehen.

Handel und Gewerbe. 88

Wagengestellung für Kohle, Koks und Brikett am 6. März 1911: Ruhrrevier Oberschlesisches Revier Anzahl der Wagen qE11X“ 8 9 729 Nicht gestellt.

In der Aufsichtsratssitzung der Deutschen Ueberseeischen Bank vom 4. d. M. wurde laut Meldunag des „W. T. B.“ aus Berlin die Bilanz für das Jahr 1910 vorgelegt, welche, nach Rück⸗ stellung von 30 600 für Talonsteuer, einen Nettogewinn von 3 320 191,41 gegen 3 219 291,13 für das Jahr 1909 aufweist. Es wurde beschlossen, der auf den 25. März ein⸗ berufenen Generalversammlung die Verteilung einer Dividende von 9 % (wie im Vorjahre) in Vorschlag zu bringen, den Reserve⸗ konten 661 377 (im Vorjahre 656 378 ℳ) zu überweisen und 93 813 (92 634 ℳ) auf neue Rechnung vorzutragen. Für die An⸗ gestellten sind 325 000 (290 000 ℳ) und zur Ueberweisung an den Pensionsunterstützungsfonds 90 000 (wie im Vorjahre) in Aussicht genommen.

In der gestigen Sitzung des Aufsichtsrats von Ludwig Loewe u. Co. Aktiengesellschaft, Berlin, legte, laut Meldung des „W. T. B.“ aus Berlin, die Direktion den Abschluß des vergangenen Geschäftsjahres vor. Der Gewinn beträgt 2 235 222 (i. V. 2,153 714 ℳ). Derselbe soll mit 858 229 (i. V. 780 710 ℳ) zu Abschreibungen und mit 1 200 000 zur Zahlung einer Dividende von 16 % (wie im Vorjahre) verwandt werden. Der Gewinnvortrag beläuft sich auf 62 148 (i. V. 63 754 ℳ).

Der geschlossene höhere Handelskursus für junge Kaufleute mit der Berechtigung zum einjährig⸗frei⸗ willigen Militärdienst, welcher der I. kaufmännischen Schule der Korporation der Kaufmannschaft im Friedrichsgymnasium, Albrecht⸗ straße 27, angegliedert ist, beginnt sein Sommersemester am Montag, den 3. April, Abends 8 Uhr. Dieser Kursus, welcher eine wissen⸗ schaftliche Ergänzung der praktischen Lehre bezweckt. umfaßt sämtliche kaufmännische Fächer sowie kaufmännisches Französisch und Englisch. Durch Einführung in die kaufmännischen Rechtsverhältnisse und in die Volkswirtschaftslehre will er zugleich das Verständnis für Hoch⸗ schulvorlesungen fördern. Nach Absolvierung des ganzen Kursus er⸗ halten die Teilnehmer ein ausführliches Abgangszeugnis. Nähere Auskunft wird erteilt in der Schule bezw. im Direktorialbureau in der Börse, Burgstraße 25 II, von 9 bis 3 Uhr.

Der Aufsichtsrat der Stettiner Rückversicherungs Aktien⸗Gesellschaft hat beschlossen, der am 21. April d. 812 stattfindenden Generalversammlung die Verteilung einer Dididende von 17 % vom eingezahlten Aktienkapital = 51 für die Aktie für das Geschäftsjahr 1910 vorzuschlagen.

Die gestrige Generalversammlung der Spinnerei Aktien⸗ gesellschaft vorm. Joh. Friedr. Klauser, M.⸗Gladbach, genehmigte die Bilanz für 1910 und beschloß die 8 apitalherabsetzung von 2 400 000 auf 1 600 000 ℳ. 8

Nach einer durch „W. T. B.“ übermittelten Meldung der „Frankfurter Oderzeitung“ hat der Aufsichtsrat der Vereinsbank in Frankfurt (Oder) in Liauidation in einer gestern abgehaltenen Sitzung beschlossen, den Konkurs der Bank anzumelden, nachdem sich bei der näheren Prüfung der Buͤcher und Verbindlichkeiten, be⸗ sonders auf dem Gebiet des Berliner Grundstücksmarktes weitere bedeutende Ausfälle herausgestellt haben. Nach Schätzung des Auf⸗ sichtsrats beläuft sich die Unterbilanz auf ungefähr 6 Millionen Mark, sodaß das gesamte Aktienkapital und von den Depositen etwa 50 bis 60 % als verloren gelten.

Der Aufsichtsrat der Allgemeinen Deutschen Kredit instalt in Leipzig beschloß in seiner gestrigen Sitzung in Uebereinstim⸗ nung mit dem Vorschlag der Direktion, der auf den 29. März 1911 ein⸗

uberufenden Generalversammlung die Verteilung einer Dividende von 9 % für das Geschäftsjahr 1910 (wie im Vorjahr) in Vorschlag zu bringen. Der Bruttogewinn beziffert sich einschließlich des Vor⸗ trages don 275 945,59 aus dem Jahre 1909 und abzüglich ver⸗ ausgahter Zinsen und Provisionen im Betrage von 6 493 031,05 (im Vorjahre 5 407 837,75 ℳ) auf 14 678 786,03 gegen 13 876 299,75 im Vorjahre. Nach dem weiteren Abzuge der Besoldungen und Handlungsunkosten von 3017 067,33 (2 776 410,99 ℳ), der Abgahen und Staatsaufsicht 989 990, 22 (865 157,95 ℳ) und der Abschreihungen und Rückstellungen auf zweifelhafte Debitoren, Mobiliar, Bankgebäude und Filialenreserde 1 099 599,27 (710 015,62 ℳ) verhleibt ein Reingewinn don 9 576 129,21 gegen 9 524 715,19 im Vorjahre.

Die Kaiserlich russische Finanz⸗ und Handelsagentur keilt laut Meldung des „W. T. B.“ aus Berlin nachstedende Zissern über den Außenhandel Rußlands (in Rubeln) mit:

Europäischer Handel. Ausfuhr vom 21. Jan. 3. Febr. bis 28. Jan./10 Febr. vom 1./14. Januar bis 28. Januar/10. Febr. Einfubhr vom 21. Jan. 3. Febr. bis 28. Jan. 10. Febr. vom 1./14. Januar bis 28 Januar /10. Febr. Asiatischer Handel. Ausfuhr 2. 25. Januar bis 19. Januar/1. Febrvar .14. Januar bis 19. Januar]l. Februar Einfuhr vom 12. ,25 Januar bis 19. Januar’I. Februar vom 1.,14 Janvar bis 19. Jannar’ 1. Februar

18 092 000, 68 008 000.

12 852 -. 8 084 000. 783 0O.

1 471 9.

2 87 5000. 6 800.

vom ! vom 1