1911 / 58 p. 4 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 08 Mar 1911 18:00:01 GMT) scan diff

Kleinkinderfürsorge,

kämpfung der Tuberkulose werden gleichfalls st. be⸗

Lungenheilstätten oder in verschiedenen anderen der Bahn⸗ - wird Aufklärung der Krankheit geschaffen.

hufs Aufnahme Erkrankter in besserer Ernährung und Wohnung und Formen gewährt. Durch Vorträge . ärzte, durch Verbreitung geeigneter Schriften über Wesen, Verhütung und Heilun Einer großen Anzahl von

heimen gewährt. Solche Carlshafen, Elgersburg, Dievenow.

Weitere Einrichtungen der Gesundheitspflege sind Auf⸗ Kantinen zur Erwärmung mit⸗ gebrachter Speisen und Gewährung billiger Kost, Beschaffung von Kaffeemaschinen und Herstellung von Brausewasseranla von Ledigenheimen mit Wohnung und Kost für unverhe 1b Alles dies hat zur Bekämpfung des Alkoholgenusses wesentlich bei⸗ Sehr groß ist die Anzahl von Badeanstalten zur unent⸗ Ihre Zahl stieg von 401

Im Jahre 1902 ist die Stiftung Eisenbahn⸗Töchterhort“

ins Leben gerufen, deren Name den edlen Zweck erkennen läßt Der . Gedanke der Errichtung von Versorgungshäusern der Eisenbahner⸗ töchter ist bereits durch die Erbauung des am 3. April 1910 eröffneten Es bietet für 22 erweist sich segensreich, es sind im Jahre 1909 für 947 Waisen Unterstützungen gezahlt und 676 erholungsbedürftige junge Mädchen in Ferienkolonien

enthaltsräume für die Ruhepausen,

getragen. geltlichen Benutzung durch das Personal. auf 1043

Christianenheims in Erfurt verwirklicht. und 60 Zöglinge Raum. Der „Töchterhort⸗

entsendet.

Die seit dem Jahre 1897 entstandenen Eisenbahnvereine mit ihren geselligen, Fortbildungs⸗ und Wohlfahrtszwecken haben sich Ihre Zahl ist nach und nach auf 733 mit

Auch Eisenbahnfrauenvereine zur Wöchnerinnen⸗ und Krankenunterstützung sind an mehreren Orten Der 1904 entstandene Allgemeine Verband der Eisenbahn⸗ vereine stellt sich die Aufgabe, die gemeinsamen Zwecke der Vereine durch Schaffung solcher Einrichtungen zu fördern, die über die Kräfte der einzelnen hinausgehen. Hierher gehört insbesondere die Errichtung

weiter günstig entwickelt. ; rund 415 000 Mitgliedern gestiegen.

entstanden.

von Hilfs⸗ und Ergänzungskassen.

88 namentlich Kinderschulen, gewährt. Zur Be⸗] legen

Eisenbahnvereinen sind

eime gibt es jetzt in Lubmin, Bomblin, Ilsenburg, Borkum, Münden und Ost⸗

gen, Errichtung

körper abzweigt.

eschaffung Messina, in

und Kassen⸗ Avellino, in

am stärksten an der

seit- 1904 zerstörendes in Armenien.

Schüttergebiet, sondern auch eine sehr große Ausdehnung besaß.

und den Aeolischen Inseln großen

ratete Arbeiter.

Die „Schlierseer“ Bauernkomödie

fleglinge

ch höchst Tasche zu haben glaubt, zwingt, ammer, der Typus des

Macht pochenden Dorfgewalt gen,

eheliche Tochter zu sorgen, wollen.

Kunst und Wissenschaft. Ueber die Erdbeben

in Straßburg i. E. unlängst Berichte herausgegeben,

Kürze nachstehendes entnehmen:

Soweit bisher bekannt, war der Monat Juli nicht nur ver⸗ hältnismäßig bebenarm, sondern brachte auch bloß wenige interessante Erwähnt. sei ein Beben in Syrien am Abend des 10., das trotz geringer Stärke ein recht ansehnliches Schüttergebiet hatte; dos Epizentrum lag in der Gegend von Baälbeck im Antilibanon.

Eine instrumentelle Aufzeichnung an allen europäischen Seismometer⸗ bemerkenswerten die neu

Beben.

stationen am Morgen des 13. rührte von einem

Beben in den Ostalpen her,

Böhmen, der Nordschweiz und Bayern verspürt wurde. des Bebens scheint südlich der Zugspitze im Mieminger Gebirge ge⸗ legen zu haben, wo nicht nur leichte Gebäudebeschädigungen angerichtet gegeben werden. wurden, sondern auch Felsstürze ö Schließlich brachte noch

en, durch das in Ak⸗Hissar (Wilajet Smyrna, Kleinasien) mannigfache Beschädigungen angerichtet wurden: mehrere Häuser, Schulen und Minarets stürzten ein, zwei Moscheen und viele Häuser wurden beschädigt, 2 Menschen getötet,

der 27. Nachmittags ein bedeutenderes Be⸗

mehrere verwundet.

Auch im August waren die Erdbeben wenig zahlreich und von Ganz besonders fällt die Bebenarmut in Japan und den Philippineninseln auf, die ja nur 2 bezw. 1 Beben aufzu⸗ weisen hatten, wozu die ungewöhnlich lebhafte seismische Calabrien und Sizilien in bemerkenswerten Gegensatz tritt. Von den instrumentellen Registrierungen in Straßburg lassen sich auffälliger Weise nur ganz vereinzelte mit den bekannt gewordenen Erdbeben in wenigen

geringer Bedeutung.

bringen. Eines der

Zusammenhang hatte der 3. aufzuweisen,

werten Beben starkes, das . verspürt wurde und auch auf die Republik S. Dom

Theater. Königliche Schauspiele. Donnerstag: Opern⸗

116“

haus. Mittags 12 Uhr: Symphoniematinee. (Programm wie am Abend.) Abends 7 ½ Uhr: 7. Symphoniekonzert der Königlichen Kapelle zum Besten ihres Witwen⸗ und Waisenfonds. Dirigent: Herr Generalmusikdirektor Dr. Richard Strauß. 1

Schauspielhaus. Geschlossen. (Ein Theaterbillett⸗ verkauf findet nicht statt.)

Neues Operntheater. Geschlossen.

Freitag: Opernhaus. 66. Abonnementsvorstellung. (Gewöhnliche Preise.) Dienst⸗ und Freiplätze sind aufgehoben. Die Meistersinger von Nürnberg. in drei Akten von Richard Wagner. Anfang 7 Uhr.

Schauspielhaus. 68. Abonnementsvorstellung. Strandkinder. Ein Schauspiel in vier Akten von Hermann Sudermann. Anfang 7 ½ Uhr.

Neues Operntheater. Gastspiel des „Schlierseer Bauerntheaters“ (Leitung: Direktor Paver Terofal). s Dorfgehoamnis. Bauernkomödie mit Gesang Seen in 3 Akten von Hans Werner. Anfang

r.

Deutsches Theater. Donnerstag, Abends 7 ½ Uhr: Minna von Barnhelm.

Freitag: Faust.

Sonnabend: Don Carlos.

Kammerspiele.

Donnerstag, Abends 8 Uhr: Lanzelot.

Freitag: Die Komödie der Irrungen. Vorher: Die Heirat wider Willen.

Sonnabend: Lanzelot.

Berliner Theater. Donnerstag, Abends 8 Uhr: Bummelstudenten. Posse mit Gesang und Tanz in fünf Bildern nach E. Pohl und H. Wilkens. Musik von Conradi. Freitag: Bummelstudenten. Sonnabend, Nachmittags 3 ½ Uhr: Nathaun der Weise. Abends: Bummelstudenten.

Lessingtheater. Donnerstag, Abends 8 Uhr: Die Ratten. Berliner Tragikomödie in fünf Akten von Gerhart Hauptmann.

während der Monate Juli und Au gust 1910 hat die Kaiserliche 11“ für Erdbebenforschung

das in Tirol, Salzburg, Oberösterreich,

in der ganzen Republik Haiti 8 2 ng ngo übergegriffen

haben muß. Das Epizentrum scheint in der Gegend von Furey ge⸗

sang, Dirnberger u. a. hervor. trugen das ihrige zum Erfolge bei.

denen wir in

Bronsgeest in den übrigen an der Theaterkasse für mentsvorstellung) gekauften

angesetzte

Der Herd

geschlossen.

Schumann gespielt. Verdis

Komischen Oper in folgender

e Taͤtigkeit in Szene: Leonore: Luise Petzl (Hamburg); . 8 Demmer; Manrico: öö Heinrich Knote (München); Max Dawison (Hamburg) a. G.; Inez: Egon Hefter; Ruiz: Peter Kreuder. Waghalter, die Regie führt Fritz Witte⸗Wild.

bemerkens⸗ nämlich ein roße Antillen)

Neues Schauspielhaus. Donnerstag, Abends 8 Uhr: Das kleine Schokoladenmädchen. Freitag, Abends 7 ½ Uhr: Faust, 1. Teil. Sonnabend: Das kleine Schokoladenmädchen.

Komische Oper. Donnerstag, Abends 8 Uhr: Zum ersten Male: Der Troubadour.

Freitag: Tiefland.

Sonnabend: Figaros Hochzeit.

Schillertheater. 0. (Wallnertheater.) Donnerstag, Abends 8 Uhr: Ein idealer Gatte. Schauspiel in vier Akten von Oskar Wilde.

Freitag: Ein idealer Gatte.

Sonnabend: Der Bund der Jugend.

Charlottenburg. Donnerstag, Abends 8 Uhr: Maria und Magdalena. Schwank in vier Akten von Paul Lindau.

Feitag; Wallensteins Tod.

onnabend: Die Fee Caprice.

Theater des Westens. (Station: Zoologischer Garten. Kantstr. 12.) Donnerstag, Abends 8 Uhr: Die lustigen Nibelungen. Burleske Operette in 3 Akten von Rideamus. Musik von Oscar Straus.

Freitag und folgende Tage: Die lustigen Nibelungen.

Lustspielhaus. (Friedrichstr. 236.) Donnerstag, Abends 8 Uhr: Meyers. Schwank in drei Akten

von Friedmann⸗Frederich. Freitag und folgende Tage: Meyers.

Thaliatheater. (Direktion: Kren und Schönfeld.) Donnerstag, Abends 8 Uhr: Polnische Wirtschaft. Schwank mit Gesang und Tanz in drei Akten von Kraatz und Okonkowsky, bearbeitet von J. Kren. Gesangstexte von Alfred Schönfeld, Musik von J. Gilbert.

Freitag und folgende Tage: Polnische Wirt⸗

schaft. 18

Residenztheater. (Direktion: Richard Alexander.)

Donnerstag, Abends 8 Uhr: Pariser Menu. Drei Gänge von Georges Feydeau und Veber⸗Abric.

u haben, dort, wo sich die südwestliche Halbinsel vom Haupt⸗ Verhältnismäßig reich an namentlich der 8. mit 7 bezw. 8 Er chütterungen. d war auch der 13. für das Mittelmeergebiet, wo es in d se in Mittelitalien gab

Marokko) und dann wieder recht ausgedehnte in Mittelitalien gab, adriatischen Küste. Der 19. u. a. das zweite wichtigere Beben Nh Staatsbeihilf 9 enesungs⸗ und Erholungs⸗ bis ie darüber bekannt gewordenen 1 8 Einzelheiten gewähren keinen hinlänglichen Einblick in die Aus⸗ breitung des Bebens; nur soviel scheint sicher, daß nicht allein das

die Zone mit Gebäudebeschädigungen Auf den 30. entfällt noch einmal ein bemerkenswerteres Beben, das frühmorgens in Calabrien, Sizilien Schrecken unter der Bevölkerung

hervorrief, ohne aber Schaden anzurichten.

Theater und Musik.

Neues Königliches Operntheater. warteten gestern mit einer für Berlin „Bauernpolitik“ von Mitius auf, die mit lebhaftem Beifall aufgenommen wünde. Xaver Terofal gibt darin einen Glasermeister, er bayerischen Landtag in seinem Dorfe eine große politische Rolle spielt, indem er den Bürgermeister Hammer, der das Mandat schon in der

eldstolzen,

kommen lassen, was ihn um Amt und Würden bringen könnte, wenn es zur öffentlichen Kenntnis käme, besonders dem braven Glasermeister gegenüber, dessen Stimme er sich durch unlautere Mittel sichern will. Da läuft dem Glaser die Galle über, und in der Wahlversammlung stellt er den Bürgermeister an den Pranger. daß der Glaser noch mehr verrate, nötigt Hammer seine Kandidatur zurückzuziehen und auf Veranlassung des Glasers auch für seine un⸗ 88 1 188 8 büher niczf hnes So schließt denn alles versöhnlich, nachdem das Laster ge⸗ . ziemend Buße schü ha müssen. Terofal fügte als biederer Glaser des Puy de Dôme. seinen Glanzrollen eine neue hinzu; sein sich hier wieder voll ausleben. Neben ihm taten sich Anna und Fanny Terofal und Reserl Riendl (geb. Terofal), dier Herren Georg Vogel⸗ sang (Bürgermeister), Wengg, See. die Damen Erhardt⸗Vogel⸗ esang,

Aenderung im Spielplan des Königlichen hauses. Da Frl. Hempel am Sonnabend, den 11. d. M., im Hülkonzee beschäftigt ist, wird statt der ursprünglich angesetzten Vor⸗ kellung („Die Regimentstochter“) „Carmen“, mit Fräulein Rose in der Titelrolle, Frau Böhm⸗van Endert und den Herren Kirchhoff und Hauptrollen, „Die Regimentstochter“ Billette Aufführung aber auch am 10. d. M. an der Vormittagskasse von 10 ¼ bis 1 Uhr, am Tage der Vorstellung an der Vormittags⸗ und Abendkasse bis zum Beginn der Vorstellung gegen Erstattung auch des Aufgeldes zurück⸗ Eine spätere Zurücknahme findet nicht statt.

Das Königliche Schauspielhaus bleibt morgen, Donnerstag,

Im Einverständnis mit dem Komponisten wird die Aufführung der zweiten Symphonie von Hermann Bischoff auf einen späteren Termin verschoben und dafür im morgigen Symphoniekonzert der Königlichen Kapelle die B⸗Dur⸗Symphonie von Robert

„Troubadour“ geht morgen,

1 (Der Konzertbericht befindet sich in der Dritten Beilage.)

an Beben waren der 7. und Seismisch rege (Italien), in Melilla

brchünte über 27

nämlich ein starkes erzielt.

Kaisersgeburtstag

Bonn, Posen und

P. Hartl⸗ der bei den Wahlen zum

von der Wahl zurückzutreten. hochmütigen, auf seine

manches zu schulden Innsbruck,

hat sich nicht geborgen.

Die Angst des letzteren,

prudelnder Humor konnte trage von 100 000

gelegt.

Tanz und Zichervorträge hatte.

8 1 vr

gefähr 380 km.

überrascht.

werden. Die (67. Abonne⸗ behalten Gültigkeit für können

gegeben

9 8 1 von „Carmen“, Fin

anderen.

zurückschwammen,

Fensterbekleidung gelöscht.

Donnerstag, in der Besetzung zum ersten Male in Acuzena: Marie Petzl.

Luna: Lena Heide; Ferrando: Dirigent ist der Kapellmeister

1

Trianontheater. (Georgenstraße, nahe Bahnhof riedrichstr.) Donnerstag, Abends 8 Uhr: Hippolytes benteuer. Schwank in drei Akten von Nancey und Armont. Freitag und Hippolytes Abenteuer.

folgende Tage:

Modernes Theater. (Königgrätzer Str. 57/58.) Donnerstag, 3 Uhr: Der ideale Gatte von Oskar Wilde. Abends 8 ¼ Uhr: Der Feld⸗ herruhügel. Schnurre in drei Akten von Roda Roda und Rößler.

Freitag und folgende Tage: Der Feldherrn⸗

Konzerte.

Saal Bechstein. Donnerstag, Abends 8 Uhr: 3. Kammermusikabend des Rosé⸗Quartetts.

Beethoven⸗Sanl. Donnerstag, Abends 8 Uhr: 2. Sonatenabend von Alfred Cortot und Jacques Thibaud.

Blüthner-Saal. Donnerstag, Abends 8 Uhr: 9. großer symphonischer Musikabend des Berliner Konzertvereins mit dem Blüthne Orchester. Dirigent: Joseph Stranskhy.

Alindworth-Scharwenka⸗Saal. Donners⸗ tag, Abends 8 Uhr: Konzert von Valérie Renson (Violoncello).

Birkus Schumann. Donnerstag, Abends 7 ½ Uhr: Jonley Freres, bis jetzt unerreicht dastehender akrobatisch⸗equilibristischer Akt. Original Perezoff⸗Truppe: Ein Souper bei Maxim. Apachen zu Pferde, geritten von Frl. Dora Schumann und Herrn Karl Heß. Antonet und Grock, mit ihrem neuesten musikalischen

Turbinen haben hierbei

Tomsk, 7. März. (W. T. B.) stitut brach gestern ein Feuer aus. Kolben mit entzündbarer Flüssigkeit zu Boden in einen Fenstervorhang gewickelter Kolben hatte sich entzündet und die

Mannigfaltiges. Berlin, 8. März 1911.

Der kleine Kreuzer „Augsburg“ bat „W. T. B.“ zufolge bei Felebigeh seiner Probefahrten eemeilen an

eine Geschwindigkeit von der gemessenen Meile erreicht. Seine eine Leistung von 31 900 Wellenpferden

Der Verband der Kriegsfreiwilligen von 1870/71 versammelt sich am 22. März d. J. in den Sälen der „Vier Jahres⸗ zeiten“, Prinz Albrechtstraße 9, zu einer Erinnerungsfeier an den ersten

vor 40 Jahren, mit der er gleichzeitig sein

XIV. Jahresfest verbindet. Der Verband zählt gegen 1600 Mit⸗ glieder und weist ruhe, Mannheim, 4

in Berlin, Herford, Hamburg, Hannover, Karls⸗

Königsberg i. Pr., München, Münster, Ulm, Cöln⸗ Danzig besondere Ortsgruppen auf. 8

Gotha, 7. März. (W. T. B.) Der Flieger Thelen, der gestern abend infolge der Undichtigkeit der Kühlung bald nach dem Aufstieg in Erfurt bei Frienstadt gelandet war, ist heute früh 8 Uhr aufgestiegen und um 8 Uhr 50 Minuten glatt in Gotha gelandet. Jeannin und Poulain hatten bereits gestern den⸗ selben Weg zurückgelegt. Gotha aufgestiegen waren, auch nach Gotha zurückgekehrt.

Somit sind alle drei Teilnehmer, die von in Weimar und Erfurt gelandet und

7. März. (W. T. B.) Bei dem gestrigen

Lawinenunglück bei Kühetai (vgl. Nr. 57 d. Bl.) ist der be⸗ kannte Touristenwirt Hell verunglückt; Die drei Begleiter Hells konnten sich rechtzeitig in Sicherheit bringen.

Paris, 7. März. nahm heute den Flug von 1b Er verließ St. Cloud heute vormittag um 9 Uhr 12 Minuten mit einem Passagier und landete um 2 Uhr 20 Minuten auf dem Gipfel

seine Leiche ist noch

(W. T. B.) Der Flieger Renaux unter⸗ Paris nach dem Puy de Dôme.

Er hat damit den Michelin⸗Preis im Be⸗ Fr. gewonnen. Renaux hat seinen Passagierflug auf

den 1200 m hohen Gipfel des Puy de Dome in zwei Etappen zurück⸗ Er landete um 11 Uhr 53 Minuten bei Nevers und setzte 24 Minuten später den Flug fort, nachdem er sich mit Benzin versehen Er hielt sich mit seinem Zweidecker meist in einer Höhe von 500 800 m und flog, vom Winde begünstigt, mit einer Geschwindig⸗ keit von 85 km in der Stunde. Die 8 37 Sekunden durchflogene Entfernung beträgt in der Luftlinie un⸗

in 5 Stunden 10 Minuten

Im Tunnel von Vincennes wurden mehrere Strecken⸗ arbeiter von zwei aus entgegengesetzter Richtung kommenden Zügen Zwei Arbeiter wurden schwer verwundet.

Neu⸗Alexandrija (Gouv. Ljublin), 7. März. Vier Räuber, die nach einem von ihnen verübten Raube über die Weichsel flüchteten, überfielen einige Viehhändler, töteten von diesen und Sie wurden von der Landpolizei verfolgt, wobei sie einen Landwächter schwer verwundeten. Während sie über die Weichsel

getötet und sieben

(W. T. B.)

verwundeten und beraubten die

wurden alle vier erschossen. Im technologischen In⸗

Un mehreren Stellen waren eworfen. Auch ein

in Brand gesetzt. Das Feuer wurde am Abend

Athen, 7. März. (W. T. B.) Erdbeben haben in den Bezirken Orchomenos und Livadia großen Schaden ange⸗ richtet und die Bewohner in Schrecken gesetzt. 2 Schnee hausen viele Menschen im Freien. 8

Trotz Regen und

8

(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten,

und Vierten Beilage.)

neuesten Kreationen, sowie: die übrigen neuen Spezialitäten. Um 9 ½ Uhr: Der große Coup der Schmuggler. Große romantische Ausstattungs⸗ pantomime. Zum Schluß: Die große Wasser⸗ katastrophe.

Zirkus Busch. Donnerstag, Abends 7 ½ Uhr:

Große Galavorstellung. Neu: Der radfahrende Bauchredner Fritz Steidler. Herr Burkhardt⸗ Foottit, Schulreiter. Zwergclown Fraucois als Kunstreiter. Die Bradnas, Jongleure mit Keulen und Hüten. Gastspiel des Herrn Direktor Pierre Althoff und Frau Direktor Adele Althoff mit ihren hervorragendsten Freiheits⸗ dressuren. Reiterfamilie Frediano. 3 Gebr. Fratellinis, urkom. Clowns. Herr Ernst Schumann, Freiheitsdressuren. Um 9 ¼ Uhr: Die Ausstattungspantomime „Armin“ (Die Hermannschlacht).

Familiennachrichten.

Verlobt: Frl. Hertha Berg mit Hrn. Leutnant ans Cabanis (St. Goarshausen, Burg Katz Mainz).

Gestorben: Hr. Geheimer Justizrat Dr. Richard Wilke (Potsdam). Hr. Oberstabsveterinär Max Krause (Potsdam). Hr. Paul von Gersdorff⸗ Alt⸗Seidenberg (Saargemünd). Hr. Erster Staatsanwalt Georg Schubert (Hildesheim). Hedwig Gräfin Schack von Wittenau, geb. Gräfin von Kalckreuth (Döringau). Verw. Fr. Oberst Emma Philippi, geb. Lange⸗Kaestner (Berlin). Frl. Marie von Hake (Naumburg a. S.).

VPVerantwortlicher Redakteur:

Direktor Dr. Tyrol in Charlottenburg. Verlag der Expedition (Heidrich) in Berlin.

Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlags⸗ Anstalt Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32.

Elf Beilagen (einschließlich Börsen⸗Beilage),

und die offizielle Gewinnliste der III. Serie der Wohlfahrtslotterie zu Zwecken der

Freitag: Einsame Menschen 7 Anatol.

Freitag und folgende Tage: Pariser Menu.

1“ 88

Akt. Direktor Albert Schumann mit seinen

Deutschen Schutzgebiete. 8

1““

N sie nicht entscheidend,

keiten, unnd Licht gelassen wird,

in Architektenkreisen lebhafte Zustimmung gefunden. Solche

messene Opfer zu bringen.

8 88

Deutscher Reichstag. 141. Sitzung vom 7. März 1911, Nachmittags 2 Uhr. (Bericht von Wolffs Telegraphischem Bureau.)

Auf der Tagesordnung steht die Fortsetzung der Spezial⸗ beratung des Etats für die Verwaltung des Reichs⸗ heeres beim e. 9 Titel 3 der Einnahme des Ordent⸗

lichen Etats (Erlöse aus dem Verkauf von Grundstücken) fort.

Abg. Erzberger (Zentr.) empfiehlt als Referent kurz die von der Kommission ver oblene Resolution. Darauf erhält das Wort der Abg. Dove (fortschr. Volksp.): Die etatsrechtliche Seite der Frage des Verkaufs des Tempelhofer Feldes bedarf hier dringend einer Er⸗ örterung. Das Etatsrecht des Reichstags ist bis auf den heutigen Tag noch nicht genügend geklärt; daher die erste Resolution der Kommission. Prof. Laband, eine der größten Autoritäten auf diesem Gebiete, kommt zu der Auffassung, dasß der Vertrag mit Tempelhof der Genehmigung des Reichstags zu seiner Rechts⸗ bedürfe. Man muß auf die Verhandlungen zurückgehen, die bald nach der Gründung des Deutschen Reichs über diese Verhältnisse gepflogen worden sind, d. h. bis 1872. Es war der Abg. Richter, der beantragte, daß die Zustimmung des Reichstags zu Erwerbs⸗ und Veräußerungsgeschäften des Reichs erforderlich sei. Dieser Antrag sah prinzipiell die Genehmigung vor, läßt aber auch für die Erteilung einer Vollmacht an die Reichsbehörden die Möglich⸗ Der Antrag ist aber damals abgelehnt worden, und nun daraus, daß eine solche prinzipielle Bindung nicht gewollt gewesen sei. Angenommen wurde ein Antrag, der die Einstellung solcher Einnahmen in den nächsten Etat an⸗ fordert. Schon damals hat Lasker ausgeführt, daß damit nur die eine Seite der Angelegenheit geordnet sei; wir hätten also danach vielleicht jetzt freie Hand, die Genehmigung auch zu versagen. Immerhin haben wir kein zweifelsfreies Verhältnis; die bisherige Praxis hat es für ausreichend angesehen, wenn eine solche Einnahme im nächsten Etat erscheint. Die beantragte Resolution wird ja wohl den nötigen Ausbau unserer Gesetzgebung anbahnen. Was den Vertrag mit Tempelhof anbetrifft (Abg. Erzberger: Das Geld ist da!) Ihnen kommt es immer ausß das Geld an. 88 Berlin lag nicht ein fiskalisches Interesse, sondern das höhere nteresse vor, daß bei Städteerweiterungen die hygienischen und sozialen Momente genügend gewahrt werden. Von einer Bummelei der Stadtverwaltung Berlin kann keine Rede sein; die Sache war nicht einfach, ob ankaufen oder nicht, sondern es komplizierte sich damit die Frage der Eingemeindung. Es ist eine fable convenue, daß Berlin gegen die Eingemeindung sei; das ist nur zur Zeit des preußischen Ministers des Innern Herrfurth um 1890 herum der Fall gewesen. Jedenfalls darf nicht einseitig der fiskalische Gesichtspunkt ausschlag⸗ ebend sein; deshalb bitte ich um die Annahme auch der zweiten von er Kommission beantragten Resolution. Ob die Frage des Tempel⸗

keit offen. folgert man

8 hofer Feldes schon definitiv erledigt ist, wird ja die weitere Debatte eergeben.

„Abg. Dr. Wiemer (fortschr. Volksp.): Die von der Budgetkom⸗ mission vorgeschlagene Resolution rennt offene Türen ein; eine Gefahr, daß eine Verkürzung des Kaufpreises erfolgen könnte, liegt gar nicht vor.

Die Verwaltung hat auch ein Interesse daran, daß die Jugend in

luftigen Räumen aufwächst. Aber dieser Gesichtspunkt ist ja für sondern das rein fiskalische Interesse. sind der Meinung, daß der Kriegsminister das Geld bekommen soll, das er braucht. Es darf aber nicht bloß das fiskalische Interesse berücksichtigt werden, sondern auch das öffentliche Interesse. Der Tempelhofer Vertrag wahrt nicht das öffentliche Interesse in vollem Maße, das der Reichstag im vorigen Jahre für erforderlich gehalten hat. Ein Kommissar des Ministers der öffentlichen Arbeiten hat allerdings in der Kommission bestätigt, daß dem Bebauungsplan Bedenken nicht entgegenstehen. Wir verlangen für Tempelhof mehr freie Plätze, weil die Verhältnisse in Berlin uns nicht genügen. Der Bebauungsplan von Tempelhof ent⸗ hält in dieser Beziehung nicht allzu viel unbebaute Flächen. Andere Städte haben mehr als 42 %, die Tempelhof haben soll. Ich kann also den Ausführungen des Ministers der öffentlichen Arbeiten in dieser Sache nicht folgen. Interessant war mir die Bemerküng des Ministers, daß das letzte Wort in bezug auf den Bebauungs⸗ plan noch nicht gesprochen sei. Dies macht mir Hoffnung. Der Plan der Gemeinde Tempelhof, hinter dem Haberland steht, ent⸗ spricht jedenfalls nicht dem erforderlichen öffentlichen Interesse. Daß eine Erwerbsgesellschaft bei Feststellung des Bebauungsplanes darauf ausgeht, möglichsten Gewinn zu erzielen, kann man ihr nicht verdenken. Bei der Bebauung des bayerischen Viertels in Berlin sind diese Interessen auch hervorgetreten. Nun sind in den zweiten Bebauungsplan manche Janssenschen Ideen hinübergenommen. Aber ich möchte bitten, daß auch der Reichstag sich nicht von dem dekorativen Beiwerk dieses Planes blenden läßt, Das sind doch alles Aeußerlich⸗ schönes Beiwerk. Entscheidend ist, ob genügend Luft oder ob eine zu weit gehende spekulative Abgeordnetenhaus hat ein Mit⸗ glied des Zentrums, Dr. Bell, ganz in meinem Sinne davor gewarnt, sich durch schöne Pläne blenden zu lassen. Er verlangte, daß man vom sozialen und hvygienischen Gesichtspunkte den Plan durchführen můsse, und daß die Höfe genügend Luft und Licht gewähren sollen. as ist aber in diesem Plan durchaus nicht genügend gewahrt. Das 889 Tor, das in der derhaus nicht Aufsehen erregt hat, ist doch auch nur Beiwerk und hat mit der Hauptsache nichts zu tun. Es ist vorgeschlagen worden, auch den östlichen Teil des Tempelhofer Feldes in den Bauplan einzubeziehen. Der Kriegsminister hat sich dagegen gewendet. Auch die Garnison⸗ verwaltung hat sich gegen den Verkauf auch nur eines Teiles des östlichen Feldes erklärt. Sollte es doch zu Verhandlungen kommen, so nehme ich als sicher an, daß die Militärverwaltung sich vorher mit der beteiligten Gemeinde in Verbindung setzt. Die Haupt⸗ frage ist, ob jetzt noch die Möglichkeit besteht, den Plan zu ändern. Ich halte dies für möglich. Der Hauptvorzug des Janssenschen Planes besteht darin, daß eine ausgedehnte grüne Fläͤche vorgesehen ist, daß auch für Spielplätze genügend gesorgt ist. Ein weiterer Vorzug ist eine Trennung der Wohnstraße von den Geschäftsstraßen. Ferner fehlen auch alle Hinterhäuser und Quergebäude. Es wird

Aber auch wir

Ausnutzung stattfindet. Im

viel mehr frische Luft und Grünes geschaffen. Es würden 59 %

freier Raum bleiben. Das Problem der Zukunft ist, die Hinter⸗ häuser und Seitengebäude ganz zu beseitigen. Hierzu sollte der Reichstag seine Mitwirkung nicht versagen. Darum hat auch der Janssensche Plan in der Oeffentlichkeit, in künstlerischen Kreisen, Pläne kann nur eine leistungsfähige Gemeinde durchführen. Die Stadt Berlin hat sich denn auch mit dem Fanssenschen Plan in der Hauptsache einverstanden erklärt, und sie ist bereit, für die Durchführung dieses Planes ange⸗ Von jeder Gewinnbeteiligung bei dem Aufschließungsgeschäft will sie absehen. Es wird sich wohl ein Weg finden, um zu ermöglichen, daß ein den hygienischen und sozialen orderungen entsprechender Bauplan ausgeführt wird. Die Berliner nteressen sind mit den öffentlichen Fteesfen in diesem Falle gleichbedeutend. Berlin kann sich mit einigem Grunde über die Behandlung beschweren, die ihm in diesem Falle zuteil geworden ist. Die Berlin gemachten Vorwürfe entbehren der Begründung. Berlin

8 1“

eichsan

Erste Beilage

Berlin, Mittwoch, den 8. März

zeiger und Königlich Preußischen Staat

anzeiger.

hatte bei den Verhandlungen eine außerordentlich schwierige Position. Das ist auch von der rechten Seite anerkannt worden. Warum sind die Verhandlungen mit Berlin Ende August so plötzlich abgebrochen worden? Welche militärischen Interessen dabei so aus⸗ schlaggebend waren, ist uns nicht gesagt worden. Berlin hat es zu keinem Zeitpunkt an dem Willen fehlen lassen, das Geschäft mit dem Kriegsminister zu machen; jetzt schiebt der Kriegsminister militärische Interessen vor. Mir scheint, daß allerdings Haberland das dringendste Interesse hatte, den Vertrag perfekt zu sehen, bevor die Berliner Stadtverordneten ihre Ferien beendet hatten; aber es wird doch nicht behauptet werden sollen, daß die Interessen Haberlands und des Kriegsministeriums doße ber⸗ wären. Bei den Verhandlungen über den Exerzierplatz an der ein⸗ samen Pappel werden auch immer wieder militärische Rücksichten vorgeschoben; es sollte doch möglich sein, der Stadt denjenigen Teil des Platzes zu verkaufen, der an den Arndtplatz grenzt. Alle diese Geschehnisse haben in weiten Kreisen die Empfindung ver⸗ stärkt, daß die Reichs⸗, Staats⸗ und Provinzialverwaltung eine ausgeprägte Abneigung gegen den „Wasserkopf“ Berlin haben. Dies Abneigung ist vollständig unbegründet, wie im preußischen Abgeord⸗ netenhause neuerdings selbst ein Zentrumsvertreter anerkannt hat; die Leistungen Berlins für die Allgemeinheit sind notorisch ganz hervorragend. Ich halte es sehr wohl für möglich, daß nach dem Vorschlag unserer Resolution neue Verhandlungen von Erfolg sein werden; sie bewegt sich durchaus in der Richtung der Forderung, die der Reichstag im vorigen Jahre erhoben hat. Abg. Erzberger (Zentr.): Den etatsrechtlichen Ausführungen des Abg. Dove kann ich zustimmen. Tatsächlich werden alle Erlöse aus Grundstücksverkäufen seit langen Jahren nur im Etat ersichtlich ge⸗ macht, und zwar alle Erlöse unter 10 000 nur summarisch in einem Sammeltitel. Das Gutachten Labands läßt höchst auffallenderweis den zweiten Satz des § 10 des Reichseigentumsgesetzes gänzlich außer acht, der von der Verrechnung der überetatsmäßigen und der außer⸗ etatsmäßigen Einnahmen handelt; es ist mir unerfindlich, wie ein Staatsrechtslehrer so verfahren kann. Der Abschluß des Ver⸗ trages ist im Rahmen der bestehenden Gesetze erfolgt. Auch der Kollege Dove wünscht nur für die Zukunft eine anderweite Regelung, und wir haben ja der Resolution, die ein Komptabilitätsgesetz für das Reich verlangt, in der Kommission ebenfalls zugestimmt. Ein solches Gesetz hat schon 1873 dem Bundesrat vorgelegen; vielleicht kommt es da wieder heraus, wie ja auch Preußen schon 1898 ein solches Gesetz erhalten hat, womit unzweifel⸗ haft ein Beitrag zur Erziehung zur Sparsamkeit geliefert wird. Aus den bestehenden Gesetzen kann die Notwendigkeit einer Zustimmung des Reichstags zu der Veräußerung selbst nicht gefolgert werden. In der im vorigen Jahre in der Budgetkommission stattgehabten vertraulichen Beratung haben alle Parteien dem Verkauf des Tempelhofer Feldes zugestimmt. Von einer Verletzung von Gesetzen kann mithin nicht gesprochen werden. Der Abg. Wiemer hat uns vorgeworfen, die Hauptsache sei uns gewesen, Geld zu bekommen. Das gebe ich in gewissem Sinne zu; diese Aufgabe hat die Bupa tkoene. Die Frage steht so: ist das Feld zu teuer oder zu billig abgegeben; daß es zu billig ver⸗ kauft sei, wird von keiner Seite behauptet. Die Truppenplätze brauchen wir, und was nicht von Tempelhof eingeht, muß die Gesamt⸗ heit der Steuerzahler aufbringen. Auch andere Städte, die vom Reich

Grundbesitz erworben haben, haben nie verlangt, daß man ihnen

diesen unter dem Preis überlassen sollte. Nie sind solche Wünsche auf⸗ getreten, wie jetzt immer versteckt aus den Angaben der Ver⸗ treter der Stadt Berlin hervorklingen. Es ist gewiß zuzugeben, daß die Stadt, Berlin in dieser Kaufangelegenheit nicht in einer angenehmen Situation war, sie hatte keine Ellbogenfreiheit, denn das Feld gehörte in die Gemarkung Tempelhof. Die Bedingung der Eingemeindung an den Verkauf zu knüpfen, lehnte der Kriegs⸗ minister mit Recht ab. Ich hege große Zweifel, ob wir dieselbe Summe herausbekommen hätten, wenn Berlin allein beteiligt wäre. Es ist doch kein Verbrechen, wenn der Kriegsminister das bessere Geschäft abschließt. Die Behauptung, man habe Berlin kein Ent⸗ gegentemmen gezeigt, ist unhaltbar. Von 1901 bis 1903 hat Berlin ich mit Händen und Füßen dagegen gesträubt, das Tempelhofer Feld einzugemeinden. Am 15. März 1901 haben Verhandlungen statt⸗ gefunden, in denen der damalige Oberpräsident der Provinz Branden⸗ burg, der jetzige Reichskanzler, auf die Eingemeindung hingewirkt hat. Von den Vertretern der Stadt wurde erklärt, sie hätten sich mit der Frage noch nicht befaßt, aber es sei keinerlei Neigung zur Ein⸗ gemeindung vorhanden. Die Militärverwaltung hat bei dieser Ge⸗ legenheit schon Berlin die Eingemeindung angeboten und dabei in Aussicht gestellt, daß einzelne Teile des Feldes verkauft werden würden; Berlin möchte zugreifen. Der Polizeipräsident Windheim, der Bürgermeister Boddien, der Vorsteher von Tempelhof, der Land⸗ rat von Stubenrauch, alle Instanzen erklärten sich für die Ein⸗ gemeindung. Der Oberpräsident erbat verschiedene Aktenstücke von Tempelhof für Berlin, damit dies der Eingemeindung näher trete. Was aus diesem Matertal geworden ist, weiß man nicht. Es scheint in dem großen amtlichen Papierkorb der Stadt Berlin unter⸗ gegangen zu sein. Berlin fand jahrelang keine Antwort zu diesen Ein⸗ Fememdungsvorschlsgen. 1903 ersuchte der Oberpräsident den Magistrat innerhalb sechs Wochen eine Antwort zu geben. Auch auf dreimalige Erinnerung hüllte sich der Magistrat in un⸗ verbrüchliches Schweigen. Der Oberpräsident sprach in einem weiteren Schreiben, das an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig ließ, sein lebhaftes Befremden darüber aus, daß die Sache nach sechs Monaten noch unerledigt sei. Um sie weiter zu fördern, werde er nunmehr das Schweigen des Magistrats als Zustimmung ansehen, falls nicht bis zum Dezember ein begründeter Einspruch eingegangen sei. Am 25. November 1903 antwortete Berlin, es hätten Reichetags⸗ und Landtagswahlen stattgefunden, der Magistrat sei noch nicht zur Erledigung der Frage gekommen. Die Eingemeindung wurde abgelehnt, weil die Chaussee mit 1 ½ Millionen Kosten unterhalten werden mußte. Wenn man boshaft wäre, könnte man eine schöne Parallele ziehen zwischen dem Verhalten der Stadt Berlin 1903, wo ihm die Ein⸗ gemeindung auf dem e angeboten wurde, und dem von 1909, wo man den Gekränkten spielt. Berlin ist eben der Ueber⸗ zeugung, daß der Kaufpreis durch Steuern aller Art sehr bald von den Bewohnern des Gebietes herausgeholt werden kann. Rechnet man mit einer Bebauung von 900 bis 1000 Häusern im Werte von 400 bis 500 Millionen und nimmt man die Umsatzsteuer von je 1 % für die Gemeinde und den Kreis, dazu die Wertzuwach steuer, dann ergibt sich schon ein Plus von mehreren Millionen. Rechnet man weiter, wohlhabende Leute dort wohnen werden, so ist es ganz unzweifel⸗ haft, daß die⸗Amortisation in wenigen Jahren vollzogen sein wird. Wenn Berlin sich bereit erklärt, etwa 15 Millionen an Tempelhof zu zahlen und als Gegenleistung die Bebauung einer geringeren Fläche zu verlangen, so vn wir nicht das allermindeste Bedenken, daß der Reichskanzler und der Kriegsminister dem nicht entgegen⸗ kommen würden, auch der Reichstag würde dem nicht entgegentreten. Aber es ist nicht zu verlangen, daß eine Reichsbehörde in der Richtung des Zustandekommens einer solchen Vereinbarung tätig sein solle. Der Kollege Wiemer hat gemeint, der Janssensche Plan sei weit großzügiger als der von Gerlach. Aber die öffentliche Meinung ist darüber sehr geteilt. Der erste Plan von Gerlach wurde vom „Berliner Tageblatt“ sehr gerühmt, namentlich hinsichtlich der Be⸗ rücksichtigung von Luft und Licht und der Freilassung von Plätzen.

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Die „Morgenpost“ hat sich ähnlich geäußert. Der zweite Plan wurde eradezu mit Begeisterung aufgenommen. Annderseits ist der S. Plan von dem bekannten Städtebauer Stübben als un⸗ durchführbar bezeichnet worden. Aehnlich hat sich die „Bauwelt“ aus⸗ gesprochen. Ich will damit den Janssenschen Plan nicht verkleinern, aber es stehen sich die Meinungen gegenüber, ein Künstler gegen den anderen. Man wird sagen müssen, daß die zuständige Instanz, das preußische Bautenministerium, zu entscheiden hat. indestens 42 % des Baugeländes müssen frei bleiben, und genügende Spiel⸗ plätze vorhanden sein. Ob Berlin wirklich besser bauen wird, ist mir zweifelhaft. Es wäre erwünscht, daß der Kriegsminister nun in Ver⸗ handlungen mit den Beteiligten eintritt, um noch den östlichen Streifen des Tempelhofer Feldes zu verkaufen. Ich möchte einmal den Ver⸗ trag kennen lernen, den Berlin mit der Darmstädter Bank abge⸗ schlossen hat, um zu sehen, ob sie wirklich so uneigennützig ist. Dann könnten wir beurteilen, ob die großen bodenrssoenaee see. Ideen wirklich durchgeführt werden könnten, von denen immer geredet wird. Wir können nicht für die Resolution Wiemer stimmen. Dagegen würde ich empfehlen, daß eine Konferenz zusammentritt, um den Vertrag mit Tempelhof zu erweitern. Wir würden für eine solche Erweiterung zu haben sein.

Abg. Freiherr von Richthofen (dkons.): Der ruhige Ton der heutigen Debatte sticht vorteilhaft gegen den Ton in der Presse über diese Frage ab. Auf die Verhältnisse von 1903 will ich nicht eingehen. Auch der Rechtsstandpunkt ist als geklärt anzusehen. Ich bin der Meinung, daß es kein Zweifel ist, daß der einmal geschlossene Vertrag privatrechtlich gültig und öffentlich⸗ rechtlich bindend ist. An⸗ erkennen muß ich, daß die Stadt Berlin nicht früher zu einer Entscheidung kommen konnte. Wir können es aber erst recht

nicht dem Kriegsminister verdenken, daß er mit Tempelhof ab: 8

geschlossen hat. Das erforderte das Interesse des Reichsfiskus. Die hygienischen und sozialen Interessen sind nicht außer acht gelassen worden. Vielleicht könnte in dieser Beziehung noch mehr geschehen. Aber ich will darüber kein einheitliches Urteil fällen. Der Resolution der Budgetkommission stimmen wir zu. Was die Resolution Wiemer betrifft, so kann der Kriegsminister seinerseits die Initiative zu den gewünschten Verhandlungen nicht ergreifen. Wenn es von anderer Seite geschieht, dann soll es uns recht sein.

Wir vertreten hier jedenfalls nicht die Interessen einer Gemeinde,

1”] wünschen, daß alle Gemeinden gleichmäßig zu ihrem Rechte ommen.

Abg. Fischer⸗Berlin (Soz.): Die etatsrechtliche Frage ist hier ein wahres Fressen für Juristen; ich werde mich daher hüten, darauf einzugehen, wohl aber werde ich den gesunden Menschenverstand zu Hilfe rufen. Wenn alle Einnahmen zu veranschlagen und zu genehmigen sind, dann verstehe ich nicht, daß der Reichstag kein Wort bei den Verträgen mitsprechen soll, aus denen diese Ein⸗ nahmen erst resultieren; dann würde ja unser ganzes Etatsrecht in der Luft schweben. Professor Laband soll einen Passus des § 10 des Reichseigentumsgesetzes nicht beachtet haben; dieser Passus trifft aber bei dem Tempelhofer Feld überhaupt nicht zu, denn er redet von außeretatsmäßigen Ausgaben, die der ausdrücklichen Genehmigung nachträglich unterbreitet werden sollen. Gerade der Kaufvertrag mit Tempelhof müßte nach unserer Auffassung dem Reichstage vorher zur Genehmigung vorgelegt werden. Nach der Auffassung des Abg. Erzberger mußte ja der Vertrag rechtsgültig bleiben, auch wenn der Reichstag erklärte, es wären die öffentlichen Interessen nicht gewahrt worden, und er akzeptiere die daraus her⸗ rührenden Einnahmen nicht. Kommission kurz und bündig, der sei durchaus Sache der Verwaltung, dafür trage sie allein die Verantwortung. Was davon zu halten ist, wissen wir; der Kriegsminister ist ja gar nicht verantwortlich, wir haben über⸗ haupt kein verantwortliches Ministerium, wir haben keine parla⸗ mentarische Regierung. Auch hier hat einfach die Macht entschieden. Noch im vorigen Jahre hat auf Provokation meines verstorbenen Freundes Singer in der Kommission der Oberst von Zastrow aus⸗ drücklich erklärt, die Verwaltung beabsichtige nicht, Verträge oder Verkäufe ohne Zustimmung des Reichstages abzuschließen. Jetzt soll das anders gemeint gewesen sein; vor Tische las man's anders. Voriges Jahr war der Abg. Erzberger für Berlin, da wollte er von den Gesellschaften nichts wissen; jetzt alles vertauscht. Nur unter dem Gesichtspunkte, daß das Feld an Berlin fallen sollte, ist die vorjährige Resolution der Kommission zustande gekommen. Ob die Eingemeindung von Tempelhof oder vom Tempelhofer Felde 1901 oder 1903 für Berlin möglich war, ist eine heute ganz über⸗ flüssige Frage; schon der Abg. von Richthofen hat hervorgehoben, daß damals die Verhältnisse ganz andere waren. Ich sage auch meiner⸗ seits, wenn Berlin 1901/03 eine weitsichtige Verwaltung gehabt hätte, so war es Pflicht der Stadt, den Ankauf vorzunehmen, es hat unverantwortlich kurzsichtig gehandelt (Zuruf rechts: Na also!) . . . aber was hat das denn mit der heutigen Situgtion in tun? Der Kriegsminister hat in der Kommission erklärt, er nehme keine feindselige Haltung gegen Berlin ein; ein Glück, daß er das sagt, denn aus den mitgeteilten Urkunden und Verhandlungen geht doch sehr viel mehr das Gegenteil hervor. Auch wenn Berlin mehr geboten hätte, so hätte er dies nur benützt, um von dem anderen Teil mehr herauszuschlagen. Der Vorwurf der Saumseligkeit trifft den Kriegsminister ebenso wie die Stadt Berlin, nur daß er inzwischen sehr eifrig mit Tempelhof unterhandelte. Am 27. August ist Berlin mit einem Angebot von 1 Mill. Mark mehr hervorgetreten. Der Kriegsminister hat noch in der Kommission erklärt, da ist uns das Vertrauen geschwunden! Das verstehe, wer es verstehen kann. Bedenklich ist, daß der Minister am 30. August sich zu einer mündlichen Verhandlung mit Berlin durch den Genega major Staabs bereit erklärte und an demselben Abend die Voll⸗ macht gegeben hat, den Kaufvertrag mit Tempelhof abzuschließen. Der Kriegsminister hat allerdings in einem Schlußsatz bemerkt, daß seine Endentschließung davon nicht berührt werde. Rechtlich mag er dadurch gedeckt sein, moralisch nicht. Es heißt, habe mit Tempelhof abgeschlosten, weil der Teltower Kreis in Not gewesen sei. ine andere Version geht dahin, daß der Fürst Fürstenberg auf einen schleunigen Abschluß mit Tempelhof gedrängt habe. Wo bleibt hier die Bodenpolitik des Zentrums und des Reichskanzlers? Hier wäre eine Ge⸗ legenheit gewesen, das Problem der Wohnungsfrage zu lösen. Was hat der Reichskanzler getan? (Zurufe: Nichts!) Er hat geduldet, daß für Tempelhof eine Bauordnung e⸗ nehmigt wurde, die den Bau fünfstöckiger Mietskasernen zuläßt. Warum ist das geschehen? Auf das Tempelhofer Feld hat die Blüte der Nation, Fürst Fürstenberg, Fürst Hohenlohe usw. spekuliert. Diese sind nicht bloß Industrieritter, Industriegrafen, sondern auch die größten Bauwölfe. Die Gemeinde Tempelhof ist doch nur die Schildhalterin der Terrainspekulanten und Terraingesellschaften. Diese haben alles daran gesetzt, um auch das Tempelhofer Feld in ihre Klauen zu bekommen. Sie haben auch ein Interesse daran, den Bau billiger Wohnungen zu hintertreiben. Der Plan von Tempelhof widerspricht dem öffentlichen Interesse. Haberland hat in dieser Sache seine amtlichen Kenntnisse zu seinen Privatinteressen benutzt; das habe ich in der Kommission erklärt. Haberland hat mir nun geschrieben, er habe sich erst dann mit der Tempelhofer Sache befaßt, als er erfahren habe, daß von der Eingemeindung von Tempelhof in Berlin nicht mehr die Rede gewesen sei, er sei dann mit der Deutschen

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Abschluß von Verträgen

Der Kriegsminister erklärte in