1911 / 68 p. 7 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 20 Mar 1911 18:00:01 GMT) scan diff

rischen Verwicklungen nicht hervorragend liquide, und es köoͤnnte in solchem Augenblick das größte Unheil angerichtet werden. Die Sparkassen sollen ihre Gelder in liquiden Mitteln der verschiedenen Art anlegen. Dann hat sich auch das Sparkassenwesen rein bank⸗ mäßig entwickelt. Bankbrüche sind auch bei Kreissparkassen vor⸗ gekommen, und hier liegt gerade eine Gefahr für unsere nationale Entwicklung. Die Verhandlungen mit den Versicherungsgesellschaften erweisen, daß es ein schwerer volkswirtschaftlicher Fehler wäre, wenn man die Versicherungsanstalten zwänge, ihre Gelder in großem Umfange in Staatspapieren anzulegen. Die Erfahrungen, die man damit in Oesterreich gemacht hat, sind nicht günstig. Ein solcher Zwang würde zu einer Beeinträchtigung der für die Anstalten oder die Versicherungsnehmer entfallenden Ueberschüsse führen. Das würde lediglich die Konkurrenz der ausländischen Gesellschaften stärken und somit unsere günstig arbeitenden Gesellschaften benach⸗ teiligen. Ein Zusammenfassen der Versicherungsgesellschaften und der Landschaften würde die letzteren vor Aufgaben stellen, für die sie nicht geschaffen sind. Ein Druck auf die Aktien⸗ gesellschaften in dieser Richtung wäre geradezu gefährlich, weil sie dann ihre Staatspapiere an Bilanztagen zu höheren Kursen einsetzen müßten als sie nach der Börsennotierung tatsächlich wert sind. Der Minister möge seinen Widerspruch gegen solche erstaun⸗ lichen Anregungen zu einem starken Widerstand entwickeln, da sie in ihrer Konsequenz unheimliche Folgen haben müßten. Der innere Wert unserer Papiere würde in den Augen des Auslandes kompromittiert. Für die Hypothekenbanken läßt sich dasselbe sagen. Eine Bevorzugung im Lombardverkehr würde bedenklich nach einem Lotteriespiel aussehen, und das lehnen wir ab. Eine gute Finanz⸗ politik muß auf dem inneren Wert der Papiere und der wirschaftlichen Lage beruhen. Vor den ausländischen Werten braucht man keine Furcht zu haben. Die Minister des Handels und der Finanzen haben über diese Frage mit Recht sehr vorsichtig ausgedrückt, und die Regierung wird sich hüten, ausländischen Papieren durch ihre Genehmigung das Gepräge innerer Sicherheit und inneren Wertes zu geben. Wie kann man von der Weltmacht und dem Weltverkehr Deutschlands sprechen, wenn man den inländischen Markt den ausländischen Werten verschließen will? Gerade das Gegenteil muß geschehen: Wer nehmen will, muß auch geben. Der Abg. von Arnim hat den Minister dazu beglückwünscht, daß er nach der Reichsfinanzreform, nach Lösung der Finanz⸗ frage im Reiche, also zu glücklicher Zeit, in sein Amt getreten sei. Hierzu stimmt jener Artikel der „Neuen Korrespondenz“, der den Mirbachschen Antrag im Herrenhause erläutert. Ist dieser Artikel auf die Staatsregierung zurückzuführen? Die Landratsämter sollen sich eifrig bemühen, ihn zu verbreiten. Kann die preußische Staats⸗ regierung eine Finanzreform rechtfertigen, die zu unterschreiben sich der Reichskanzler Fürst Bülow geweigert hat? Es wäre doch eigen⸗ artig, wenn Preußen sich so gegen den damaligen Reichskanzler wendet. Wenn der Minister auf diese Frage schweigt, so würde ich es zu meinem Bedauern für richtig halten müssen, daß die Regierung die Verantwortung dafür zu tragen hat.

Finanzminister Dr. Lentze:

Meine Herren! Auf die Anfrage des Herrn Vorredners möchte ich erwidern, daß mir nichts davon bekannt ist, daß jener Artikel von der preußischen Staatsregierung herrührt oder daß die preußische Staatsregierung damit in Verbindung gestanden hat.

Abg. Graf Henckel von Donnersmarck (Zentr.): Wir würden die Frage der Altpensionäre gern anders geregelt sehen, wenigstens sollte, wenn einmal die Bedürftigkeit anerkannt ist, die Unterstützung dauernd sein. Am liebsten säben wir eine gesetzliche Regelung mit besonderer Berücksichtigung der berechtigten Wünsche der Altpensionäre, die in bescheidenen Verbältnissen leben. Wir verkennen aber auch nicht, da

eine solche gesetzliche Regelung weitgehende Konsequenzen für das men und Preußen haben würde. 1

Abg. Dr. Ehlers (fortschr. Volkep.): Die Liebe zu Konsols kann man nicht künstlich erzeugen, ebensowenig wie die Liebe im menschlichen Leben. Die Ausschließung ausländischer Papiere

könnte für unsere Volkswirtschaft verhängnisvoll werden, besonders da die Vorfrage noch nicht entschieden ist, ob wir eine Ueber⸗ schwemmung in ausländischen Staatspapieren haben. Vielleicht haben wir eine solche mit inländischen. Der Zufluß aus⸗ ländischer Papiere ist bei uns verschwindend klein, z. B. gegenüber u und bedeutet für einen Kulturstaat wie Deutsch⸗ and in der Tat recht wenig. Außerdem wandern solche Papiere auch wieder in die Heimat zurück. Die Auflage solcher Papiere an allen Börsen bezweckt lediglich, ein internationales Arbitrage⸗ papier zu schaffen. Schließlich kommt davon nach Deutschland auch nur das, was begehrt ist. Außerdem ist, was die Berliner Börse zugelassen hat, absolut einwandfrei, an ausländischen Papieren dieser Art ist noch kein Pfennig verloren gegangen, anders ist es mit inländischen. Von exotischen Anleihen haben wir einmal eine siamesische gehabt. An dieser hat man nach dem heutigen Kurs⸗ stande 50 Pfennig verloren, aber sie war damals von der Staats⸗ regierung genehmigt worden. Die Regierung hat ganz recht, wenn sie keinerlei Garantie für irgendeine solche ausländische Anleihe übernimmt. Und wenn wir diese Papiere ablehnen, so wäre damit auch nichts erreicht, denn die Banken würden immer genötigt sein, auch ausländische Papiere zu nehmen. Sie verdienen an den preußischen Konsols eben nichts, bleiben sogar öfter mit ihnen sitzen. Sie könnten die preußischen Anlagen gar nicht übernehmen, wenn sie nicht eben an ausländischen Werten verdienten. Es handelt sich auch um die Güter, die auf den Markt kommen und gekauft werden: Luxusgüter absorbieren lediglich Kapital und entziehen es damit dem Verkehr. Sie sind unproduktive Anlagen, und da wir seit kurzem solche Anlagen machen, wird uns zu viel Kapital entzogen. Anders liegt es mit produktiven Anlagen für Maschinen und der⸗ gleichen. Frankreich kann solche Luxusausgaben ohne Ge⸗ fahr machen, da es vom Auslande an Zinsen, das be⸗ kommt, was es in solchen werbenden Anlagen anlegen muß. Das Quantum ausländischer Werte in Deutschland ist nicht leicht zu chätzen, man nimmt es auf 16 Milliarden an. Wie sind sie bezahlt? Sie können in Gold oder in englischen Papieren bezahlt sein. Beides ist nict der Fall; es bleibt nur übrig, daß sie bezahlt sind mit deutschen Waren. Damit stimmt auch die Zunahme unserer deutschen Warenausfuhr. So hätte die Interpellation des Grafen Kanitz eigentlich lauten müssen: Welche Maßregeln will die Regierung er⸗ greifen nicht gegen die Ausfuhr deutschen Kapitals, sondern gegen die Ausfuhr deutscher Waren? Ob gerade die betr. amerikanischen Eisen⸗ bahnen auch nicht eine Schiene in Deutschland bestellt haben, darauf kommt es nicht an, sondern wir müssen das Ausland im ganzen be⸗ trachten. Welchen Wert ein großer Schatz an ausländischen Wert⸗ papieren haben kann, will ich nicht mehr wiederholen. Die Finanz⸗ politik steht im Einklang mit der Gesamtpolitik. Ein französischer Finanzminister sagte einmal zu einem Kollegen im Ministerium: Macht Ihr gute Politik⸗ dann werde ich auch gute Finanzen machen. Abg. Witzmann (nl.): Die Gründe des Finanzministers gegen eine gesetzliche Regelung der Bezüge der Altpensionäre sind ansecktbot. Im vorigen Jahre verhielten sich auch die Konservativen und das Zentrum ablehnend, jetzt aber ist erfreulicherweise die Mehrheit der Konservativen dafür, und auch der Redner des Zentrums hat sich nicht mehr gegen eine prozentuale Erhöhung der Bezüge ausgesprochen. Der Grundsaß, daß pensionierte Beamte ein⸗ für allemal abgefunden seien, ist falsch und undurchführbar. Wenn das Ruhegehalt bei Teuerungsverhältnissen nicht mehr ausreicht, muß es erhöht werden, denn der Staat hat die Pflicht, für seine Beamten zu sorgen. Wie nach dem Bürgerlichen Gesetzbuch der Vater sein Kind im Falle der Not standesgemäß unterhalten muß, so muß auch der Staat seine Beamten standesgemäß unterhalten. Mit dem Unterstützungsfonds kann es nicht abgemacht sein. Die Finanzlage des Staates ist jetzt besser als fruͤher, wir haben deshalb jetzt den Antrag auf gesetzliche Regelung eingebracht, auf den wir im vorigen Jahre verzichtet hatten.

Damit schließt die allgemeine Besprechung. Der Titel des inistergehalts wird bewilligt

Bei dem Fonds für unvorhergesehene und vermischte Aus⸗ gaben befindet sich der Vermerk: Der Fonds ist auch zu solchen Ausgaben bei den Rentenbanken und der Tiergartenverwaltung verwendbar.

Die Budgetkommission beantragt, diesen Vermerk zu streichen, und das Haus beschließt ohne Debatte demgemäß.

Bei dem Dispositionsfonds der Oberpräsidenten zur För⸗ derung des Deutschtums in den gemischtsprachigen Landesteilen beschwert sich

Abg. von Saß⸗Jaworski (Pole) über die Behandlung der Polen durch die Polizei und widerspricht dem Vorwurf des Finanzministers, daß sich die Polen absonderten; die Regierung habe die Deutschen veranlaßt, aus den Genossenschaften der Polen auszutreten, die Ab⸗ sonderung gehe also von den Deutschen aus. Es sei nicht richtig, daß die Polen ihre Kultur dem preußischen Staate zu verdanken hätten; die Polen hätten sich ihre Kultur selbst geschaffen, trotz Unterdrückung durch Preußen. Die Polen hätten gar nicht die Macht, zwischen Kampf und Frieden zu wählen; sie wünschten den Kampf nicht, aber wenn es sein müsse, fürchteten sie ihn nicht. Die Polen seien treue Katholiken, und schon um deswillen müsse man sie fördern. Wenn die Presse heftige Ausdrücke gebrauche, so liege das eben daran, daß der Kampf da fei aber die maßgebenden Stellen ließen sich nicht aus ihrer ruhigen und besonnenen Haltung bringen.

Bei dem Kapitel der allgemeinen Fonds bittet

Abg. Lieber (nl.) um Aufbesserung der Beamten der Steuer⸗ verwaltung, die infolge der Reform der Steuerverwaltung in ein anderes Amt versetzt wurden, dort zwar ihr altes Gehalt fortbezogen haben, aber dann bei der neuen Besoldungsordnung nicht berücksichtigt worden sind.

Im übrigen wird das Ordinarium nach unerheblicher Debatte bewilligt.

Unter den einmaligen Ausgaben werden 581 025 ge⸗ für weitere Vorarbeits⸗ und Grunderwerbs⸗

osten aus Anlaß des geplanten Neubaues eines König⸗ lichen Opernhauses in Berlin.

Die Budgetkommission beantragt, zum Ankauf eines weiteren Grundstücks noch 106 000 mehr einzustellen.

Abg. Linz (Zentr.) hätte gewünscht, daß für das Projekt des Neu⸗ baues eine weitere Konkurrenz unter den Künstlern ausgeschrieben worden wäre. Das wäre im Interesse der deutschen Kunst erforderlich gewesen. Wozu denn dieses Mißtrauen gegen die deutschen Künstler? Die Regierung habe gesagt, daß auch bei sonstigen Staatsbauten, Regierungsgebäuden, Amtsgerichten usw. keine Könfüarren stattfinde: wie könne man aber einen solchen Vergleich ziehen! Hier handle es sich um ein Werk von ganz anderer Bedeutung. Die Kunst dürfe kein Privileg gewisser Künstlerkreise sein, sie kenne keine patentierten Künstler. Die Kostenfrage sei von der Kommission eingehend geprüft worden; es würden 21 Millionen für den Neubau gefordert, jedoch ohne jede Bindung nach oben. Man sage, die Krone könne einen so großen unrentablen Bau nicht allein übernehmen, aber die Unrentabilität sei nicht so sehr zu fürchten, nachdem die Konkurrenz der neuen Oper am Kurfürstendamm fort⸗ gefallen sei. Eine Provinzialstadt müsse für ihre Theater erheblich zahlen. Berlin bekomme das Opernhaus im Interesse seiner Bewohner und könne auch in die Tasche greifen, vielleicht mit einem Zuschuß für den Neubau. Man könne auch daran denken, ein Haus für eine Spieloper zu schaffen, und vielleicht das alte Opernhaus für kleinere Opern vorbehalten. Meine Freunde glauben, die Verantwortung für den Kauf übernehmen zu können unter finanzieller Beteiligung der beiden Faktoren, unter Wahrung der Interessen der wahren, Eeörnen und guten Kunst, die dort eine würdige

Stätte erhalten soll.

Finanzminister Dr. Lentze:

Meine Herren! Ich bin dem Herrn Vorredner dafür dankbar, daß er sich dafür ausgesprochen hat, daß die Kosten für die Grund⸗ stücke, die in den Etat eingestellt sind, bewilligt werden. Wenn die Königliche Staatsregieruug auf dem Weg, ein neues Opernhaus zu bauen, fortschreiten will, ist unbedingt notwendig, daß sie weiß, wo es gebaut werden soll; denn ohne daß man ein bestimmtes Grundstück besitzt und weiß, an welche Stelle das Opernhaus hinkommt, kann ein vernünftiger Plan nicht aufgestellt werden. Wenn die Grundstücke nicht rechtzeitig in den Besitz des Staats gebracht werden, ist es unmöglich, ein Pro⸗ jekt zu machen. Ohne ein Grundstück kann man ein Gebäude eben nicht projektieren. Wenn man aber das Projekt trotzdem fertigstellen wollte, würde man hinterher die Gefahr laufen, daß man die Grundstücke gar nicht oder nur zu ganz außergewöhnlichen Preisen erhält. Aus diesem Grunde ist es dringend erwünscht, daß wir noch in diesem Jahre die Grundstücke kaufen. Es hat sich auch bisher niemand gegen den Ankauf ausgesprochen, und ich möchte hierüber meiner Freude nochmals Ausdruck geben.

Der Herr Vorredner hat aber betont, daß er, obwohl er seine Zustimmung zu dem Ankauf der Grundstücke erteilt, sich in jeder Be⸗ ziehung die Entschließung vorbehält, was in Zukunst geschehen soll, ob an der betreffenden Stelle das Opernhaus gebaut werden, in welcher Größe, in welcher Gestalt und zu welchem Betrage das ge⸗ scheben soll. Es liegt der Königlichen Staatsregierung fern, das hohe Haus zu veranlassen, jetzt einen anderen Beschluß als den wegen des Ankaufs der Grundstücke zu fassen. Es wird dem Hause recht⸗ zeitig eine Vorlage gemacht werden, über die es sich dann schlüssig machen muß, wenn die weiter erforderlichen Mittel beantragt werden.

Der Herr Vorredner hat aber eine Reihe von Bedenken erhoben, auf die ich kurz eingehen möchte. Er hat es zunächst abfällig kritisiert, daß zu den Skizzen, welche eingeholt worden sind, nicht die gesamte deutsche Künstlerschaft aufgefordert worden ist. Ja, meine Herren, man kann über diesen Weg doch sehr verschiedener Meinung sein. Der Neubau eines Opernhauses ist ein so riesengroßes Projekt und erfordert eine so kolossale Arbeit und eine so große Erfahrung es ist kein gewöhnlicher, sondern ein ganz spezieller und komplizierter Profanbau —, daß man durchaus nicht einen jeden dazu heranholen kann. Und wer soll dann hinterher die Prüfung vornehmen, wenn Hunderte und Aberhunderte von solchen Projekten einlaufen, von denen man dann gar nicht einmal weiß, ob sie den Anforderungen überhaupt genügen? Bei den Skizzen, die jetzt eingeholt sind, sind auserlesene Leute Venommen, und zwar nicht von dem Grundsatze ausgehend: der einzelne Künstler soll privilegiert werden, sondern Architekten, die auf dem Gebiete bereits etwas geleistet haben. Ich glaube, auf diesem Wege kommt man ganz er⸗ heblich weiter. Die Skizzen dienen zunächst zur Grundlage. Die Herren mußten auch prüfen, ob die Grundstücke, die von der Staats⸗ regierung in Aussicht genommen waren, sich tatsächlich für den Neubau des Opernhauses eignen, und auf diese Vorarbeiten sollen dann die speziellen Projekte sich gründen. Meine Herren, jetzt bei dem Bismarck⸗Denkmal ich habe die einzelnen Projekte nicht gesehen, sondern nur Abbildungen, ich habe aber sehr viel darüber gelesen da ist man doch mit dieser Art des Wett⸗ bewerbs in Künstlerkreisen durchaus nicht überall einverstanden.

Ich

habe so viele abfällige Kritiken gerade aus Künstlerkreisen daruͤber ge⸗ lesen, daß ich für meine Person mich sehr besinnen würde, ob ich denselben Weg beschreiten könnte; denn da ist gerade darauf hinge⸗ wiesen worden, daß durch diese Unsummen von Plänen, die da ge⸗ liefert sind, schließlich etwas herausgekommen sei, was keiner gutheißen könnte. Ich möchte aber sagen: ich habe es nur gelesen; ein eigenes Urteil habe ich darüber nicht.

Dann hat der Herr Vorredner bemängelt, daß die Leistungen der Krone eigentlich viel zu gering wären gegenüber dem, was dem Staat angesonnen würde. Ja, meine Herren, da möchte ich doch folgendes bemerken. Wir müssen unterscheiden zwischen der Unterhaltung und dem Neubau. Die Frage der Unterhaltung ist immer so geregelt gewesen, daß zu einem Teil die Krone beteiligt war, zum größeren Teil der Staat. Bei den Neubauten des Opern⸗ wie des Schau⸗ spielhauses ist es bis dahin aber stets der Fall gewesen, daß der Staat ganz allein gebaut hat. Also, es ist das erste Mal, daß die Krone zu den Kosten eines Neubaues herangezogen wird. Trotzdem hat die Krone sich bereit erklärt, nicht nur das beizu⸗ tragen, was erforderlich wird für die Berücksichtigung ihrer Wünsche bei dem Neubau über den Status in dem bisherigen Opernhause hinaus, sondern noch mehr, nämlich den vollen Wert der Superficies von 3 Millionen Mark, während die Kosten, die durch ihre eigenen Wünsche, für ihre Zwecke bei dem neuen Opern⸗ haus verursacht werden, nur 2 Millionen betragen. Also die Krone will sogar noch eine volle Million zugeben. Ich habe in der Kommission schon darauf hingewiesen, daß die Krone außerdem mindestens noch eine Million aufzuwenden hat für einen neuen Fundus. Der Herr Vorredner hat auch das kritisiert und ge⸗ meint, das wäͤre nichts Besonderes, die Krone habe ja selbst den Neu⸗ bau gewollt und müsse deshalb die Konsequenzen tragen. Meine Herren, die Neuanschaffung eines Fundus mit mindestens 1 Million Mark zu den bisherigen 3 Millionen ist doch ein sehr großer Betrag, den die Krone aufzuwenden hat, das kann doch nicht in Abrede ge⸗ stellt werden. Und dann kommt noch der verteuerte Betrieb hinzu. Der Betrieb eines größeren Hauses ist sehr viel teurer als der Be⸗ trieb eines kleineren Hauses. Der Herr Vorredner hat ja allerdings gemeint, dadurch, daß das Haus soviel größer und die Preise sehr hoch sein würden, würde wohl alles wieder herauskommen. Ich möchte aber alle, die mit dem Betriebe von Theatern zu tun haben, namentlich die städtischen Verwaltungen, fragen, ob sie nicht derselben

Meinung sind, daß, je größer ein Theater ist, um so größer auch die

Betriebsunkosten werden, und daß sie sogar mit der Größe fast im Quadrate der Entfernung steigen; und die Aussicht, daß man durch die vermehrte Zahl der Sitz⸗ und der Zuschauerplätze erhöhte Einnahmen bekommt, ist doch immer sehr unsicher. Mit dem vergrößerten Hause ist zweifellos ein großes Risiko verbunden; denn nicht alle Abende wird das Haus ausverkauft sein. Es ist also die Leistung der Krone eine sehr beachtenswerte.

Dann hat der Herr Vorredner darauf hingewiesen, die Preise der Plätze in unserem Opernhause seien leider zu teuer, und es wäre den Unbemittelten deshalb kaum möglich, in das Opernhaus hineinzugehen Meine Herren, wir haben doch die Hoffnung, daß, wenn das ver⸗ größerte Haus vollendet ist, auch für die Unbemittelten die Möglichkeit gegeben wird, in das Opernhaus zu billigen Preisen hineinzukommen. Die Preise sind leider deswegen so hoch, weil die Künstler so hoch honoriert werden müssen; ein guter Künstler verlangt heutzutage eine Gage, die weit über das Gehalt von hohen Staatsbeamten hinausgeht. Da es aber eine große Zahl von guten Künstlern ist, die am Opernhause wirken —, und wir wollen hoffen, daß im Ber⸗ liner Opernhause immer erstklassige Künstler wirken —, so müssen gewaltige Summen für Gagen gezahlt werden, und deshalb ist es leider nicht möglich, die Eintrittepreise durchweg niedrig zu halten. Ich will ausdrücklich betonen: wir haben die Hoffnung, daß es infolge der Vergrößerung möglich sein wird, auch den ärmeren Volksklassen den Besuch des Opernhauses zu ermög⸗ lichen. Im übrigen ist alles Zukunftsmusik. Wir haben heute bloß über den Kauf der Grundstücke zu befinden, und es wird Ihnen rechtzeitig eine Vorlage zugehen, wenn die Staatsregierung dem Neubau tatsächlich näher treten will. Bis dahin sollen auch alle Fragen geregelt werden, welche die Unterhaltungslast usw. betreffen, sodaß wir dann mit lauter klaren und übersichtlichen Verhältnissen zu rechnen haben werden. (Bravo!)

Abg. Rosenow (fortschr. Volksp.): Die Provinzialstädte haben für ihre Unkosten, die sie für ihre Theater zahlen, auch das Recht, mit⸗ zureden. Wir sind mit dem jetzigen Vorgehen der Staatsregierung hin⸗ sichtlich des Platzes einverstanden, auch damit, daß sie jetzt Grundstücke ankauft. Fuͤr das Weitere müssen wir uns freie Hand vorbehalten. Sollte das alte Opernhaus in unsere Hand übergehen, so würden wir in ihm jenen wertvollen historischen Bau wiederherstellen, der es früher war.

Abg. Fritsch (nl.): Wir sind mit dem einverstanden und uns zu weiteren Maßnahmen der Staatsregierung unsere Stellung vor.

Darauf wird die Forderung nach dem Antrage der Budget⸗ kommission bewilligt. 1

Damit ist der Etat des Finanzministeriums erledigt.

Schluß gegen 6 Uhr. Nächste Sitzung Montag 11 Uhr. (Etat der Ansiedlungskommission; Etat der Bergverwaltung mit dem Anleihegesetz für Bergwerksanlagen.)

Nr. 8 des „Eisenbahnverordnungsblatts“, heraus⸗ gegeben im Ministerium der öffentlichen Arbeiten, vom 13. März, hat s genden Inhalt: Bekanntmachung des Reichskanzlers vom 26. Fe⸗ bruar 1911, betreffend Aenderung des Militärtarifs für Eisenbahnen. Erlaß des Ministers der öffentlichen Arbeiten vom 6. März 1911, betreffend Arbeiterausschüsse. Nachrichten.

Gesundheitswesen, Tierkrankheiten und Absperrungs⸗ maßregeln.

Das Kaiserliche, Gesundheitzamt meldet den Ausbruch der Maul⸗ und Klauenseuche aus: Bothfeld, Landkreis Hannover, Regierungsbezirk Hannover, und Bad Nauheim, Kreis Friedberg, Großherzogtum Hessen, bei Händlervieh, am 17. und 18. März sowie aus Witzendorf, Kreis Saalfeld, Herzogtum Sachsen⸗Meiningen, und Wäschenbeuren, Oberamt Welzheim, Königreich Württemberg, am 17. März 1911.

(Schluß in der Dritten Beilage.)

*

Dritte Beilag zum Deutschen Reichsanzeiger und Königlich Preußischen Staatsanzeiger

Berlin, Montag,

den

20. März

nach den vorliegenden

(Norwegen), 3) Die 1

Gesundheitswesen, Tierkrankheiten und Absperrungsmaßregeln.

Tierseuchen im Auslande. 1 (Nach den neuesten im Kaiserlichen Gesundheitsamt eingegangenen amtlichen Nachweisungen.) Vorbemerkungen: 1) Ein Punkt in einer Spalte der Uebersicht bedeutet, daß in der betreffenden Nachweisung eine Angabe für diese Spalte nicht enthalten ist; ein Strich bedeutet, daß Fälle der betreffenden Art

2) Wih Pescüch Angaben nict perchaonmen he 8 e Bezeichnung „Ge 11 ießt ein: Ausbrü älle, iden,

Bestande (Hänemar!) rüche (Großbritannien), Ställe eiden, Herden (Schweiz und Frankreich), Bes

in der Uebersicht nicht aufgeführten wichtigeren Seuchen, wie Rinderpest, Rauschbrand, Wild⸗ und Rinderseuche, Tollwut, Lungenseuche, Schafpocken, Geflügelcholera,

seuche, Hämoglobinurie usw. sind in der Fußnote nachgewiesen.

8

1911.

itzer (Luxemburg und Niederlande), Ställe

Hühnerpest, Büffel⸗

7

„Departe⸗

Zeitangabe.

inzen

Staaten ꝛc.

Sperrgebiete ꝛc.)

ments, Gouvernements

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8

und Klauenseuche

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Niederlande. 11

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1 2

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6 Geh. überhaupt verseucht;

Wöchentliche, bezw. viermal

20

74 74 55 42

Wild⸗ und Rinderseuche: Oesterreich 1 Geh. verseucht. Tollwut: Oesterreich 14 Bez., 20 Gem., 27 Geh. überhaupt verseucht; Ungarn 49 Bez., 187 Gem., 196 Geh. überhaupt verseucht; Kroatien⸗Slavonien 5 Bez., 9 Gem., 13 Geh. überhaupt Italien 11 Bez., 12 Gem. überhaupt, 7 Geh. neu verseucht.

verseucht; Schafpocken: überhaupt verseucht;

Geflügelcholera: Oesterreich 1 Bez., 1 Gem., Beschälseuche: Rumänien a. 2 Bez., 10 Gem., 19 Geh., b. 2 Bez., 8

ngarn, 11 Bez., 43 Gem., 113 Geh. überhaupt verseucht; Italien 2 Bez., 2 Gem. überhaupt, 1 Geh. neu verseucht. 2 Geb. überhaupt verseucht; Ungarn 8. Gem., 17 Geh. überhau

8 13 13 18 V 34 4 6 2 4 4 7 10

Halbmonatliche und

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1632 3293 224 5. HI 1036 . 38 8

Rumänien a. 6 Bez., 6 Gem., 9 Geh., b. 4 Bez., 4 Gem., 9 Geh. überhaupt verseucht; Kroatien⸗Slavonien 1 Geh. verseucht; Rumänien a. 7

.1589 79 211 . 9 monatliche Nachweisungen.

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im Monat erscheinende Nachweisungen.

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Ungarn 25 Bez., 47 Gem., 50 Geh. überhaupt verseucht; Kroat seucht; Schweiz 1 Gem. neu verseucht; Schweden 3 Bez., 3 Geh. überhaupt verseucht.

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Bez., 14 Gem., 60 Geh. überhaupt verseucht; Rumänien a. 1 Bez., 1 Gem., 3 Geh. überhaupt verseucht.

¹) Schweiz: Stäbchenrotlauf und Schweineseuche. ²h) Italien: Schweineseuchen (allgemein). 6

t verseucht.

F

Nachweisung

den Stand von Viehseuchen in Oesterreich⸗

Ungarn am 15. März 1911.

(Kroatien⸗Slavonien am 8. März

1911.)

(Auszug aus den amtlichen Wochenausweisen.)

Königreiche und Länder

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Rotlauf der Schweine

Zahl der verseuchten

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St. Bodrogköz, Gäͤlszoécs, Nagymihaälv, Särospatak, Satoraljaujhely, Sze⸗ rencs, Tokaj, Varannô, Stadt Setokallwasgela; 4

St. Czelldömölk, Felsöör, Güns (Köszec), Nöͤme⸗ tujvar, Saͤrvͤr, Stein⸗ amanger (Szombathely),