bei der Königlichen
u“
Geheime Oberregierungsrat Elsaßer
hat der Zentralverwaltung, bei der er seit dem Jahre 1876
in den Ruhestand angehört.
88
Hbereeghernggarat mit dem Range eines Rates erster Klasse.
und Staatsanzeigers“
Monat Februar 1911, auf dieser Stelle auszüglich hingewiesen worden
wils gerichtet, in dem er Mitarbeitern in den einzelnen Ressorts für
Ministerium der geistlichen, Unterricht 8 Medizinalangelegenheiten.
Bekanntmachung.
Die im Jahre 1911 in Berlin abzuhaltende Prüfung für
Vorsteher an Taubstummenanstalten wirdam Dienstag, den 19. September d. J., Vormittags 9 Uhr, beginnen. Meldungen zu der Prüfung sind an den Unterrichtsminister zu richten und bis zum 1. August d. J. bei demjenigen Provinzialschulkollegium bezw. bei derjenigen Königlichen Regierung, in deren Aufsichtskreis der Bewerber im Taubstummen⸗ oder Schuldienst beschäftigt ist, unter Einreichung der im § 5 der Prüfungsordnung vom 11. Juni 1881 bezeichneten Schriftstücke anzubringen. Bewerber, welche nicht an einer prass sschen Anstalt tätig sind, können ihre Meldung bei Führung des Nachweises, daß solche mit Bu⸗ stimmung ihrer Vorgesetzten bezw. ihrer Landesbehörde erfolgt, unmittelbar an den Unterrichtsminister richten Berlin, den 14. März 1911. Der Minister der geistlichen, Unterrichts⸗ und Medizinalangelegenheiten. Im Auftrage: S Müller.
1 8
Der bisherige Oberlehrer am Königlichen Gymnasium zu Bartenstein Karl Thiel ist zum Kreisschulinspektor in Rössel ernannt worden.
8
Königliche Akademie der Künste. 114“
b Die Genossenschaft der Ordentlichen Mitglieder der König⸗
lichen Akademie der Künste, Sektion für Musik, hat in ihrer im Januar dieses Jahres vollzogenen Wahl neuer Ordentlicher Mitglieder außer den unter dem 16. Februar bekanntgegebenen
Künstlern den Musiker G. Sgambati in Rom zum Ordentlichen Mitgliede der Königlichen Akademie der Künste gewählt. Diese Wahl ist vom vorgeordneten Minister der geistlichen, Unterrichts⸗ und Medizinalangelegen⸗ heiten bestätigt worden. 6“ Berlin, den 17. März 1911. Der Präsident der Königlichen Akademie der Künste.
L. Manzel.
Nichtamtliches. Deutsches Reich.
8 Preußen. Berlin, 21. März.
Seine Majestät der Kaiser und König hörten gestern abend im hiesigen Königlichen Schlosse den Vortrag des Chefs des Marinekabinetts, Admirals von Müller. .
” V 1“
Der frühere vortragende Rat im Reichspostamt, Wirkliche ist am 17. März im 89. Lebensjahre in Berlin verstorben. Er trat, nachdem er die Prüfung als Baumeister bestanden hatte, am 28. Juni 1855 Telegraphendirektion zu Berlin in den preußischen Telegraphendienst ein, wurde 1862 zum Telegraphen⸗ bauinspektor und 1864 zum Regierungs⸗ und Baurat und Mitglied der Telegraphendirektion in Berlin ernannt. Im Jahre 1868 erfolgte seine Berufung zur Generaldirekkion der Telegraphen des Norddeutschen Bundes unter Ernennung um Geheimen Regierungsrat und vortragenden Rat; 1871 vurde er zum Geheimen Oberregierungsrat ernannt. Elsaßer
uch die Geschäfte eines Abteilungsdirigenten
wahrgenommen hatte, bis zu seinem am
1. Januar 1887 erfolgten Uebertritt Im Jahre 1881 ist er als Kom⸗ missar Deutschlands bei der internationalen Ausstellung für Flektrizität in Paris tätig gewesen. Bei seinem Scheiden aus dem ktiven Dienst erhielt er den Charakter als Wirklicher Geheimer
er Entschlafene hat dank seiner einer unermüdlichen Hingebung an seinen Beruf der Post⸗ und Telegraphenverwaltung wertvolle Dienste geleistet, besonders hat er sich um die Vervollkommnung wichtiger technischer Tele⸗ grapheneinrichtungen verdient gemacht, sodaß ihm ein ehrendes Gedenken dauernd gesichert st. 1“
umfassenden Kenntnisse und
2¹
8 Laut Meldung des „W. T. B.“ ist S. M. S. „Cor⸗
moran“ am 3. März in Matupi (Neu⸗Pommern) einge⸗ troffen, am 13. März von dort in See gegangen, gestern in Brisbane eingetroffen und geht morgen nach Sydney in See.
S. M. S. „Eber“ ist am 18. März in Las (Kanarische Inseln) eingetroffen und geht heute Dakart am Cap Vert in See.
S. M. S. „Königsberg“ ist vorgestern in getroffen.
S. M. S. „Bremen“ ist vorgestern in Rio de Janeiro
eingetroffen und geht am 3. April von dort wieder in See.
S. M. S. „Loreley“ ist gestern von Alerxandrien nach Port Said in See gegangen. 88 —
Palmas von dort nach
Venedig ein⸗
In der Vierten Beilage zur heutigen Nummer des „Reichs⸗ wird die vom Reichseisenbahnamt auf⸗ gestellte tabellarische Uebersicht der Betriebsergebnisse deutscher Eisenbahnen (ausschließlich Bayerns) für den die am Sonnabend v. W. an ist, veröffentlicht.
““
Prinz⸗Regent hat ein Handschreiben an den vr.. Grafen von Pode⸗
— 2* ½ * * 2* 4 Seine Königliche Hoheit der
em Gesamtministerium und den
zu geben. b
pellation über die Ernennung des zum Ehrenobersten des
des Königs sei eine wirkliche Beleidigung der Gefühle der spanischen Katholiken, denn sie sei in einem Augenblick erfolgt, in dem Italien den fünfzigsten Jahrestag seiner Einigung feiere, gründung dem Papste die weltliche Macht entrissen worden sei. Der
seinem 90. Geburtstag den wärmsten Dank ausspricht. Das Handschreiben schließt, „W. T. B.“ zufolge:
enn mir am 12. März aus allen Teilen des Landes herzliche Liebe und innige Verehrung entgegengeklungen haben, so danke ich dies nicht zuletzt den Männern, die mir nach der Verfassung als erste Ratgeber zur Seite stehen und denen gleich mir das Wohl d Landes oberstes Gesetz ist.
Sachsen⸗Weimar. Ihre Königliche Hoheit die Großherzogin ist, „W. T. B.“ zufolge, gestern abend von einer Prinzessin glücklich entbunden worden.
Reuß ä. L. Seine Durchlaucht der Fürst 39 Lebensjahr vollendet. wurde in Stadt und Land festlich begangen.
hat gestern sein
Großbritannien und Irland.
Die gestrige Sitzung des Unterhauses war der Generaldebatte über die Flotte gewidmet. Gegen Ende der Sitzung erklärte der F ste Lord der Admiralität Me Kenna in Erwiderung auf verschiedene Punkte laut Bericht des „W. TW Alle nötigen Vorsichtsmaßregeln würden getroffen werden, um die Handelsstraße zu schützen, und die hierzu erforderliche Anzahl von Kreuzern sei schon vorhanden. Gegenüber der Behauptung, daß Eng⸗ land im Jahre 1914 nur dieselbe Zahl von Dreadnoughts haben würde wie der Dreibund, erklärte er, daß man verschiedene Faktoren unbeachtet gelassen habe. Selbst wenn man annehme, was er be⸗ zweifle, daß der Dreibund im Laufe des Jahres 1914 29 Dread⸗ noughts hätte, so würde doch hoffentlich der große Wert, den England aus der Einheit im Kommando erlange, nicht GG Be⸗ traht gelassen werden. Ein zweiter Faktor zu Englands Gunsten sel, daß es im Jahre 1914 hinter den 29 Dreadnoughts noch ein großes Uebergewicht an Stärke gegenüber dem Dreibund haben würde. Er liebe es durchaus nicht, in solche Vergleiche einzutreten. England lebe mit allen Mächten auf der Welt auf dem Fuße vollkommenster Freundschaft, und beim Ziehen solcher Vergleiche käͤnnte ein Schein von Bedrohung nicht vermieden werden.
Das Unterhaussnahm schließlich den im Budget vor⸗ gesehenen Mannschaftsbestand für die Flotte in Höhe von 134 000 Mann an, nachdem der Antrag der Radikalen, die Zahl herabzusetzen, mit 233 gegen 21 Stimmen abgelehnt
worden war. Frankreich.
In der Deputiertenkammer begründete gestern bei der weiteren Beratung des Gesetzentwurfs über die rück⸗ wirkende Kraft der Pensionsbestimmungen für die Eisenbahnangestellten der Abg. Théodore Reinach einen Abänderungsantrag, wonach der Staat einen Teil der Lasten übernehmen soll, die die Durchführung des Gesetzes den Gesellschaften verursachen wird. Der An⸗ trag wurde von der Budgetkommission und der Regie⸗ rung bekämpft und, „W. T. B.“ zufolge, mit 309 gegen 142 Stz, hmen abgelehnt. Sodann wurden sämtliche Artikel des Gese zentw. „s im pinzelnen und schließlich mit 491 gegen 37 Stimmen das Gesetz im ganzen angenommen.
Hierauf wurde die Beratung des Kriegsbudgets fort⸗ gesetzt, in deren Verlauf der Kriegsminister Berteaux in Beantwortung mehrerer Anfragen ausführte:
Er sei entschlossen, dem Heere die besten Pferde zu sichern. Von Geschützen mit großer Tragweite für befestigte Plätze würden jetzt Muster erprobt, die allen Ansprüchen genügten. Das französische Ge⸗ wehr erachte er als den besten Waffen gleichwertig. Wenn die Ein⸗ führung eines automatischen Gewehrs notwendig würde, so würde Frankreich alsbald mit Herstellung eines erprobten Musters beginnen können. Die Munitionsvorräte der Artillerie würden in kurzer Zeit in gewünschter Menge vorhanden sein. Der Kriegsminister äußerte seine Befriedigung über die Ergebnisse des Gesetzes über die zweijährige Dienstzeit und sagte, der höhere Prozentsatz an einberufenen Leuten sei nicht auf eine Einziehung schwächlicher Leute, sondern auf natürliche Ursachen, wie Fortschritt der Körperpflege, Verminderung der Sterb⸗ lichkeitsziffer usw. zurückzuführen, und wenn die Effektivstärke ungenügend sein sollte, so habe Frankreich noch seine ruhmreiche Fremdenlegion und könne auch noch an seine schwarzen Truppen denken. Frankreich dürfe von sich nicht sagen lassen, es sei eine sterbende Nation, man müsse vielmehr wissen, daß Frankreich eine innerlich feste und kräftige Nation sei. Der Kriegsminister zollte den Offizieren des Fliegerdienstes Anerkennung und zeigte die Notwendigkeit, das Cadre⸗ gesetz anzunehmen und die Pensionen der Offiziere sowie die Gehälter der Subalternoffiziere zu erhöhen.
Die Generaldebatte wurde Sitzung aufgehoben.
— Die Marinekommission des Senats hat, obiger Quelle zufolge, den Bericht Cabart⸗Danneville angenommen, der die Regierung ermächtigt, zwei Panzerschiffe auf Stapel zu legen, so wie sie es von der Deputiertenkammer gefordert hatte.
Rußland.
Die Landesverteidigungskommission der Reichs⸗ duma hat, wie „W. T. B.“ meldet, gestern eine Resolution angenommen, in der sie aus der Erwägung heraus, daß die Juden auf das Heer zersetzend wirken, die Juden als ein für das Heer schädliches Element bezeichnet und den Wunsch aus⸗ spricht, daß ein Gesetzentwurf eingebracht werde, der die Frage der Wehrpflicht der Juden regelt.
sodann geschlossen und die
ꝑ11141A144X41““ Der König hat gestern, „W. T. B.“ zufolge, nacheinander die Präsidenten des Senats, der Deputiertenkammer und Giolitti empfangen.
In der gestrigen, stark besuchten Sitzung der Depu⸗ tiertenkammer erklärte der Ministerpräsident Luzzatti in Gegenwart sämtlicher Minister, daß das Kabinett seine Demission ein gereicht und daß der König sich Bedenkzeit vorbehalten habe. Die Kammer vertagte sich sodann auf unbestimmte Zeit. Luzzatti und die Minister begaben sich darauf in den Senat, um dort ebenfalls die Demission bekannt
Spanien. Sitzung der Deputiertenkammer Abgeordnete Sazaberry eine Inter Königs von Italien Regiments Savoyen ein. .T. B.“ meldet, sagte der Interpellant, die Ernennung
In der gestrigen brachte der karlistische
Wie „W.
durch deren Be⸗
ie Glückwünsche zu
Ministerpräsident
Der Geburtstag des Landesherrn
daß die Einheit Italiens eine vollendete Tatsache sei. König von Italien, dem Vorbild eines Monarchen, dargebrachte Huldigung ehre das spanische Volk und die Armee Spaniens, und die Aufnahme, die die Huldigung in Italien gefunden, beweise, daß Spanien auf die dauernde Dankbarkeit Italiens rechnen könne. Die spanische Regierung erkenne nur einen Herrscher von Italien, nämlich Victor Emanuel an, dessen Ernennung zum Ehrenobersten nur ein Tribut sei, den Freundschaft, Hochachtung und Bewunderung ihm zolle. Die Rede des Ministerpräsidenten wurde von der Mehrheit mit anha tendem Beifall aufgenommen. 1 Türkei. 1 Der „Tanin“ veröffentlicht den Tert der mit der gda bhahngesel haft abgeschlossenen Konventionen. Außer den bereits bekannten Bestimmungen ist daraus er⸗ wähnenswert, daß die Zweiglinie Osmanie Alexandrette ohne Kilometergarantie gebaut wird, daß die Gesellschaft ihre Pläne innerhalb 9 Monate dem Bautenministerium vorlegen und die Linie innerhalb zweier Jahre nach Genehmigung der Pläne bauen muß. Der Hafen soll binnen vier Jahren nach Ge⸗ nehmigung der Pläne gebaut werden.
Rumänien.
Gestern ist das neugewählte Parlament durch den König Carol in feierlicher Weise eröffnet worden. Die Th ronrede, die der König selbst verlas, konstatiert zunächst, daß die Majorität der Regierung beweise, wie sich diese des Vertrauens des Landes erfreue, und fährt dann laut Bericht des „W. T. B.“ fort:
Die standhafte, bedächtige Politik, die Rumänien ohne Zaudern nunmehr über ein Vierteljahrhuͤndert hindurch verfolgt, sicherte uns die besten Beziehungen zu allen Staaten. Ihr gemeinsames Ziel, Bewahrung des Friedens, ist in gleicher Weise unser höchstes Ver⸗ langen. Indem Sie die mit dem Budget in Zusammenhang stehenden Gesetze votieren, tun Sie den ersten entscheidenden Schritt auf dem Wege der Reformen, die im Interesse der inneren Lage notwendig sind und besonders für die Linderung der Loage eines großen Teils der städtischen Bevölkerung, die von der Teuerung betroffen ist. Ehe es möglich sein wird, über Gesetze, be⸗ treffend Grundverkäufe an Landwirte, die Arbeiterversicherung, die neue Organisierung der Gewerbe und die Dezentralisierung der Ver⸗ waltung, zu verhandeln, werden Sie ein Gesetz zu beschließen haben, das Steuernachlässe für Grundbesitz unter sechs Hektar bestimmt, und ebenso Gesetze für die Besserung der Lage der niederen Bahnbeamten und der Lehrerschaft. Die Lage unserer Finanzen gestattet uns auch, ohne Beeinträchtigung des budgetären Gleichgewichts acht Millionen mehr unserer Armee zuzuweisen.
Afrika.
Der König der Belgier ist, „W. T. B.“ zufolge, gestern in Chartum eingetroffen.
Der Vertreter des Sultans für auswärtige Angelegen⸗ heiten Gebbas veröffentlicht, nach einer Meldung der „Agence Havas“, folgenden vom 16. März datierten Brief über die Lage in Fes:
Am Tage nach dem Kampf bei Feradji schickten die Beraber einen Abgesandten zum Kaid Mtugi und baten ihn, in Verhandlungen über ihre Unterwerfung einzutreten. Mit Genehmigung Mulay Hafies verhandelte Mtugi außerhalb der Mauern mit den Abgesandten der Beraber, die sich wieder über die Bedrückung der Kalds beschwerten und um eine Zusammenkunft mit dem Sultan ersuchten. Mulay Hafid willigte ein und die Zusammenkunft wird am 18. März statt⸗ sinden.
Wie die „Agence Havas“ ferner meldet, bessert sich die Lage in der Umgegeud von Fes merklich. Briefe vom 17. März bestätigen, daß zwischen den Beni Mter und dem Machsen ein Einvernehmen zustande gekommen ist. Die Beni Mter verlangen gewisse Erleichterungen in der Steuererhebung, die Freisetzung mehrerer ihrer Kaids sowie Einstellung der Be⸗ drückungen durch Glaui. Man erwartet in Fes die Ankunft von Vertretern der Scherardas, die um Verzeihung bitten wollen.
Parlamentarische Nachrichten.
Der Bericht über die gestrige Sitzung des Reichstags und der Schlußbericht über die gestrige Sitzung des Hauses der Abgeordneten befinden sich in der Zweiten und Dritten Beilage.
— Die heutige (153.) Sitzung des Reichstags, welcher der Staatssekretär des Innern Dr. Delbrück und der Staats⸗ sekretär des Reichsschatzamts Wermuth beiwohnten, eröffnete der Präsident Graf von Schwerin⸗Löwitz mit folgenden Worten:
Wie am 21. März des Jahres 1871 der damalige Alters⸗ präsident von Frankenberg⸗Ludwigsdorf die erste Sitzung des Deutschen Reichstags eröffnete, so habe ich heute die 3425. Sitzun des Deutschen Reichstags zu eröffnen, was Sie vielleicht in teressieren wird.
Auf der Tagesordnung stand zunächst die erste un eventuelle zweite Beratung des Entwurfs eines Gesetzes, be treffend die Abänderung des § 15 des Zolltarif⸗ gesetzes vom 25. Dezember 1902 und des § 2 des Gesetzes, betreffend den Hinterbliebenen versicherungsfonds und den Reichsinvalidenfonds, vom 8. April 1907 in der Fassung, die diese Vorschriften durch das Gesetz vom 11. Dezember 1909 (Reichsgesetzbl S. 973) erhalten haben.
Abg. Dr. Mug dan sfortschr. Volksp.): Die Vorlage ist die Bestätigung dafür, daß wieder einmal feierliche Zusicherungen, die man dem Volke gegeben hat, nicht eingelöst worden sind. Es war des⸗ halb selbstverständlich, wenn die Rechte und das Zentrum allen Anlaß hatten, in den letzten Tagen darauf hinzuwirken, daß diese Vorlage möglichst still erledigt würde; denn sie bedeuter das Fiasko der lex Trimborn im Anschluß an den Zolltarif von 1902 und beweist die Richtigkeit meines Ausspruchs, daß die Herren vom Zentrum lediglich eine papierne Sozialpolitik treiben würden. Wenn der Mehrertrag der Getreidezölle nicht so groß geworden ist wie die Herren Urheber des Gesetzes vorausgesagt und gehofft haben, so sind daran ganz andere Gründe schuld als jetzt vorgeschützt werden. Eine Hauptursache liegt in der Aufhebung des Identitätk⸗
seits die Preise aller Lebensmittel rapid egangen sind. Es ist ungemein beschämend für uns, daß ein olches Versprechen, die Witwen⸗ und Waisenversicherung der Arbeiter bis zu einem gewissen Termin einzuführen, einmal nicht gehalten wird; daß es zum zweiten Male nicht gehalten wird, ist gewissermaßen eine Schmach. Und wer gibt die Garantie, daß es bei dieser zweiten. Nichteinlösung sein Be⸗ wenden haben wird? Die Reichsversicherungsordnung hat niemand so recht befriedigt; es sind so viel strittige Fragen übrig geblieben, daß wir damit rechnen müssen, daß deren Beratung noch sehr viel Zeit erfordern, und dieser Sommer nicht genügen wird, um sie fertigzustellen. Und was dann, wenn ihr Zustande⸗ kommen unsicher wird, da doch die Hinterbliebenenversicherung ein Teil dieser Vorlage ist? Für die heutige Vorlage wird auch
und kolossal in die Höhe
Canalejas betonte in seiner Erwiderung,
“
keiner mit Hurrastimmung eintreten wollen, aber eine Mehrheit
Die dem
9 6
nachweises und in dem System der Einfuhrscheine, während anderer-
ird die Regierung im Hause dafür finden. Auch die Gering⸗ Fensg t der 816 Millionen wird keine Rolle spielen, sodaß das Gesetz durchaus nicht bis zum nächsten Jahre verschoben u werden braucht. Es wird uns hier zum Trost ein Schokoladen⸗ platzchen gegeben, aber was wir schlucken müssen, 8 ist sehr groß. Das Zentrum und die Konservativen hätten die Ver⸗ flichtung, darauf zu dringen, daß das gegebene Versprechen endlich 18 elöst wird. Meine politischen Freunde sind nicht in der Lage, giesen Gesetzentwurf zuzustimmen. Wer dafür stimmt, dem liegt nichts an dem Zustandekommen der Witwen⸗ und Waisenversicherung. Das deutsche Volk hat ein Recht darauf, daß die Witwen⸗ und Waisenversicherung sobald wie möglich fertig wird, und zwar spätestens zum 1. Oktober d. J. Wir haben einen entsprechenden Antrag eingebracht. .X“ “ (Schluß des Blattes.)
— In der heutigen (54.) Sitzung des Hauses der Ab⸗ geordneten, welcher der Minister für Handel und Gewerbe Sydow beiwohnte, wurde zunächst zum Mitglied der Staats⸗ schuldenkommission an Stelle des 1 früheren Abg. Kreitling der Abg. Aronsohn ffortschr. Volksp.) gewählt und dann die Beratung des Etats der Berg⸗, Hütten⸗ und Salinen⸗ verwaltung bei dem Titel der dauernden Ausgaben Besoldungen der Bergwerksbeamten fortgesetzt. 8
Abg. Spinzig (freikons.) stimmt den Tiescbrängen des Abg. Ahrens in der gestrigen Sitzung bezüglich der Abwässerfrage bei und weist auf die Tätigkeit der höheren technischen Beamten im Oberharz zur Beseitigung der Schädigungen auf diesem Gebiete hin. Er spricht ferner seine Freude darüber aus, daß die höheren. Beamten sich in die Gemeindevertretungen wählen lassen, und Mwüuscht, daß ein möglichst 11“] zwischen den Beamten und den Arbeiter bestebe. 8S Maurer (nl.): Die Beamtengelder sind allgemein geregelt worden, wir müssen uns also vorläufig damit abfinden. Her⸗ vorheben muß ich aber doch, daß die Bergunterbeamten nur ein be⸗ scheidenes Gehalt bis zu 1700 ℳ erhalten. Dabei wird von den meisten Unterbeamten das Höchstgehalt nicht erreicht. Vielleicht wäre hier eine kürzere Aufsteigungsfrist möglich, auch die Anrechnung von Dienstjahren, die die betreffenden Beamten schon früher im Bergbetrieb tätig waren. Mir ist eine Beschwerde darüber zu⸗ gegangen, daß in Oberschlesien Mitglieder des Verbandes der tech⸗ nischen Bergbeamten, wenn sie sich zur Fahrsteigerprüfung melden, auf Veranlassung des Herrn Geheimrats Wiggert oder durch ihn selbst aufgefordert werden, aus dem Verband auszutreten. Wenn dies ge⸗ schehen ist, so muß ich es auf jeden Fall verurteilen. Die tech⸗ nischen Bergbeamten haben eine bedeutende Tätigkeit im Interesse der Sicherheit und der Wirtschaftlichkeit des Betriebes auszuüben, und sie haben daher einen sehr schweren Beruf. Eine andere Organisation als der Verband kommt für sie nicht in Frage. Die Organisation ist nun einmal ein allgemeiner Zug der Zeit. Allerdings soll ein Einverständnis zwischen den Beamtenorganisationen und der vor⸗ gesetzten Behörde bestehen; das ist die Voraussetzung für jeden Beamtenverband. Die Erhöhung der Rentabilität unserer Bergwerke liegt nicht allein im Staatsinteresse, sondern es sind alle, auch die Beamten, daran interessiert. Eine Besserstellung der Steiger ist er⸗ forderlich; sie haben auch den Wunsch, in die Bureauassistentenstellen zu kommen und ihre Ausbildung zu verbesseer..
Die Besoldungen werden bewilligt
8
(Schluß des Blattes.)
8
18 Im neuesten „Vierteljahrsheft zur Statistik des Deutschen Reichs“ werden die Ergebnisse der Zählung der Kraftfahrzeuge im Deutschen Reiche vom 1. Januar 1911, Angaben über den Verkehr außer⸗ deutscher Kraftfahrzeuge im Reichsgebiete sowie eine Statistik der zur amtlichen Kenntnis gelangten schädigenden Ereignisse beim Verkehr mit Kraftfahrzeugen, endlich eine die Kraftfahrzeugsbestands⸗ und die Unfallstatistik vergleichende Darstellung veröffentlicht. Am 1. Januar d. J. wurden 57 805 Kraftfahrzeuge in
Deutschland gezählt, von denen 53 478 (= 92,5 v. H.) zur Personen⸗ beförderung und 4327 (= 7,5 v. H.) zur Lastenbeförderung dienten.
Unter den zur Personenbeförderung dienenden Fahrzeugen be⸗ finden sich 20 584 Krafträder (= 38,5 v. H.). Ihre Zahl ist gegen das Vorjahr, in dem die Krafträder 47,5 v. H. der Personenfahrzeuge aus⸗ machten, um etwa 2000 (auf 38,5 v. H.) gesunken. Von den leichten Kraftwagen bis zu 8 PS wurden 13 758. (=S, 25,7 v. H.), von den nächst stärkeren bis zu 16 PS 10 511 (= 19,7 v. H.), von den noch stärkeren Wagen bis zu 40 PS 8177 (= 15,3 v. H. gezählt, und 448 Personenkraftwagen (= 0,8 v. H.) hatten mehr als 40 PS. Gegen das Vorjahr haben die Wagen mit 8 bis 16 und die mit 16 bis 40 PsS die größte Zunahme mit 3200 bezw. 3500 erfahren. Von
den zur Lastenbeförderung dienenden 4327 Kraftwagen waren nur 121 Krafträder (= 2,8 v. H.), gegen das Vorjahr ist ihre Zahl
um 75 gesunken. Die stärkeren Wagen haben dagegen durchweg eine
Zunahme erfahren, die bei den mittelstarken Wagen von 8 bis 16
bezw. von 16 bis 40 PS 387 bezw. 627 beträgt.
Die Gesamtzahl aller Kraftfahrzeuge hat sich gegen das Vorjahr von 49 941 auf 57 805, also um 7864 (= 15,7 v. H.) gehoben.
Der Zuwachs in den einzelnen deutschen Staaten zeigt recht erhebliche
Unterschiede, er beträgt für Preußen 19,4 v. H., für Bayern 3,5 v. H.,
für Sachsen 15,7 v. H, für Württemberg 12,1 v. H.
b Von den zur Personenbeförderung dienenden Kraftfahrzeugen wurden 585 (= 1,1 v. H.) im Dienste öffentlicher Behörden, 4210 = 7,9 v. H.) im öffentlichen Fuhrverkehr, 19,391 (= 36,3 v. H.)
für die Zwecke des Handelsgewerbes und sonstiger Gewerbebetriebe,
61 (= 0,9 v. H.) in land⸗ und forstwirtschaftlichen Betrieben, 6115
(= 11,4 v. H.) für andere Berufszwecke, z. B. von Aerzten, Feld⸗
messern usw. und 21 469 (= 40,1 v. H.) zu Vergnügungs⸗ und
Sportzwecken verwendet. Von den zur Lastenbeförderung dienenden
Kraftfahrzeugen findet die weitaus größte Mehrzahl, nämlich 3849
(= 89,0 v. H.), im Handelsgewerbe und in seweghlichen “
Verwendung. Im Besitz öffentlicher Behörden sind 270 (= 6,2 v. H. Lastkraf tzeuge. vee Aufenthalte gelangten in das Reichsgebiet 15 309 Kraftfahrzeuge; davon kamen 5154 (= 33,7 v. H.) aus Frankreich, 2780 (= 18,1 v. H.) aus Oesterreich⸗Ungarn, 2063
= 13,5 v. H.) aus der Schweiz, 1818 (= 11,9 v. H.) aus Belgien, 810 (5,3 v. H.) ö Wagen stammten aus den Ver⸗ einigten Staaten von Amerika. 1 8 ö Kenntnis gelangten 6774 Un fälle, an denen 158 Kraftfahrzeuge beteiligt waren. Von den EE“
6891 (96,3 v. H.) ermittelt, und 267 (= 3,7 v. H.) blieben un⸗ bekannt. Von den Führern wurden 6488 (= 90,6 v. H.) ohne weiteres festgestellt, 149 (= 2,1 v. H.) versuchten zu entfliehen, und 521 (= 7,3 v. H.) entzogen sich der Feststellung ihrer Person durch 6 Gact. 607 Personen, und zwar 515 Kraftfahrzeugführer, und 92 dritte Personen, wurden Polizeistrafen festgesetzt. we n liche Strafverfahren wurden gegen 1931 Personen eingeleitet; davon waren 1766 Führer v Personen, in 14 Fällen richtete sich das Verfahren gegen Unbekannt. 8 nes Unfällen, rf Henen Kraftfahrzeuge beteiligt waren, wurden 3651 Personen, und zwar 245 (= 6,7 v. 9 Sühe. 641 (= 17,6 v. H.) Insassen der Kraftfahrzeuge und (65 (ä= 75,7 v. H.) dritte Personen verletzt. Getötet
außerdem 278 Personen, darunter 23 (= 8,3 v. H.) 6eg
32 (= 11,5 v. H.) Insassen und 223 (= 802 v. H.) dritte Personen. Der Gesamtsachschaden betrug 1 220 950 ℳ; davon
entfiel der weitaus größere Teil, nämlich 1 009 844 ℳ (= 82,7 v. H.) “ Besitzer betelligten Kraftfabezeusg, während ein Schaden von 211 106 ℳ (= 17,3 v. H.) dritten Personen erwuchs.
Von je 100 zur Personenbeförderung dienenden Kraftfahrzeugen waren 11,5, von je 100 Lastfahrzeugen 13,4, von je 100 sämtlicher Kraftfahrzeuge 11,7 an Unfällen beteiligt. Am wenigsten Unfälle ereigneten sich beim Verkehr mit Krafträdern zur Personenbeförderung: 20 584 solcher Fahrzeuge nahmen nur an EE131“ auf je 100 Personenkrafträder entfällt somit nur 1b Von je 100 leichten Personenkraftwagen bis 8 PS waren 1 W von je 100 der nächst stärkeren bis 16 P8 26,3, von je 100 Wagen mit 16 bis 40 PS 22,7 und von je 100 noch stärkeren Wagen 10,9 an Unfällen beteiligt. Im Lastenverkehr haben sich die nicht so un⸗ gefährlich gezel Krafträder 22 Unfälle oder auf 100 = 18
ntfallen auf 121
8
Bevölkerungsbewegung, Besitzwechsel, Schlachtungen, städtische Sparkasse⸗ Krankenversicherung und Armen⸗ pflege in Berlin im 11“ b
Nach dem Januarheft der „Monatsberichte des Statistischen Amts 88 Btad. werbeft. belief sich die fortgeschriebene Be⸗ völkerungsziffer der Reichshauptstadt Anfang Februar 1911 auf 2 068 536 (zu der gleichen Zeit des Vorjahrs auf 2 056 425). Die Zunahme im Januar betrug 3838 (in demselben Monat des Vor⸗ jahrs 4360). Lebend geboren wurden im Januar 1911 3659 (im gleichen Monat des Vorjahrs 3838) Kinder, darunter 744 (790) oder 20,33 (20,58) % uneheliche. Auf das Jahr und Tausend der mittleren Bevölkerung berechnet, stellte sich die Geburtsziffer auf 20,85 (22,00). Ehen wurden im Januar 982 (im gleichen Monat des Vorjahres 1023) geschlossen, darunter 218 (213) Mischehen. Die Zahl der Sterbefälle (ohne die Totgeburten) belief sich im Januar auf 2866 (im Januar 1910 auf 2624). Im Alter bis zu 1 Jahre starben 498 (542) Kinder, das sind 17,38 (20,66) % aller Sterbefälle des Berichts⸗ monats. Auf das Jahr und Tausend der mittleren Bevölkerung berechnet, betrug die allgemeine Sterblichkeitsziffer 16,33 (15,02). Als zugezogen waren im Januar 10 490 (in demselben Monat des Vorjahrer 10 115) männliche und 7937 (7445) weibliche, zusammen 18 427 (17 560) Personen zu verzeichnen. Für die im gleichen Monat Fortgezogenen ergaben sich einschließlich des Zuschlages für die unterbliebenen Abmeldungen die Zahlen: 8688 (8385) männliche, 6694 (6033) weibliche, zusammen 15 382 (14 418) Personen. Somit verbleibt bei der Wanderung ein Mehrzuzug von 1802 (1730) männlichen und 1243 (1412) weiblichen, zusammen ein Mehrzuzug von 3045 (3142) Personen. 3 1b ü Ein Bescder ogfar war im Januar bei 137 (im gleichen Monat des Vorjahres bei 208) Grundstücken zu verzeichnen. „Kauf lag vor bei 46 (99) bebauten Grundstücken mit 14 141 220 (52 708 817) ℳ Kaufpreis und bei 17 (22) unbebauten mit 1 825 581 (2 184 587) ℳ Kaufpreis, Zwangsversteigerung bei 18 (35) bebauten Grund⸗ stücken mit 4 501 650 (7 948 058) ℳ Kaufpreis. Durch Vererbung gingen 47 (41) Grundstücke mit 12 465 506 (12 309 604) ℳ Wert und 9 (11) ohne Wertangabe in anderen Besitz über. 8
Der Auftrieb auf den städtischen Viehhof betrug für den Monat Januar 19 539 (für denselben Monat des Vorjahres 24 910) Rinder, 12 705 (15 022) Kälber, 43 144 (49 379) Schafe, 104 437 (105 003) Schweine. In den öffentlichen Schlacht⸗ häusern wurden im Januar 12 954 (im Januar 1910 14 748) Rinder, 11 090 (13 245) Kälber, 41 588 (44 309) Schafe, 97 623 92 673) Schweine geschlachtet. “ 9 89 5 stä d 8 ssch n Sparkasse beliefen sich die Einzahlungen im Januar auf 9 213 276 ℳ (in demselben Monat des Vorjahres quf 8 742 529 ℳ), die Rückzahlungen auf 4 436 822 (4 025 283) ℳ; dem⸗ nach ergab sich ein Mehr an Einzahlungen in Höhe von 4 776 454 (4 717 246) ℳ. 8
Der Mitgliederbestand der der Aufsicht des Magistrats⸗
meine - der Redner die außerordentliche Schwierigkeit der Feststellung von Rassenunterschieden. 1 1 Formeln festzulegen, scheitert daran, daß die Ausnahmen die Regel überwiegen. wurde einst gefragt:
Vergleichungen. In seiner Einleltung behandelte
Jeder Versuch, sie etwa wie mathematische
Der berühmte englische Anthropologe Richard Owen „Können Sie Schädel an ihren Merkmalen und antwortete darauf: „Als ich 100 Schädel hatte, glaubte ich es, als es aber 1000 geworden, kam ich zu der Ueberzeugung, es ginge nicht!’ Das ist zwar bezeichnend für die auch dem bedeutendsten Kenner und Forscher gesetzten Schranken, aber doch nicht besonders vorsichtig ausgedrückt. Owen hatte eine Konstanz der Schädel vorausgesetzt, die nicht vor⸗ handen ist; aber die Verallgemeinerung der in seiner Antwort aus⸗ esprochenen Ansicht, würde auf den Fortschritt der Wissenschaft scädlich wirken. Der Redner hat in langjähriger Beschäftigung mit der Frage der Rassenmerkmale die Ueberzeugung gewonnen, daß die Verschiedenheit der Haarbildung ein geeignetes Mittel ist, Rassen unterschiede zu ermitteln, die sich an diesem Punkt von seltener Stetigkeit zeigen und eingetretene Vermischungen mit großer Deutlichkeit er⸗ kennen lassen. Zu dem Zweck muß jedoch mit höchster Gründlichkeit vorgegangen und müssen nicht bloß Aeußerlichkeiten wie Dicke, Farbe, Länge, Schlichtbeit oder Kräuselung der Haare untersucht, sondern ebensowohl der Haarboden, in dem die Haare wurzeln, durch Querschnitt, als die Kopfhaut, aus der die Haare hervortreten, durch Flachschnitte zur Anschauung gebracht werden. In dieser Art ist Geheimrat Fritsch vorgegangen und die weit über fünfzig von ihm in Lichtbildern vorgeführten ausgezeichnet scharfen Vergrößerungen von Mikrophotographie ergaben das Gesamtbild umfassender Studien der Haarbildungen ziemlich aller vorhandenen Rassentven auf Grund von Präparaten, die im Laufe der Jahre von dem Forscher zu und sorgfältig gesichtet worden sind. Gleich die ersten Bilder gaben einen Auftakt für die nachfolgenden Dar⸗ bietungen, wie er nicht wirksamer gedacht werden kann. Sie zeigten nämlich zunächst den Haarboden eines Chinesen, in dem die Haare aus den Haarpapillen heraustretend, straff aufwärts strebend wie Palisaden nebeneinanderstehend erscheinen und die Kopfhaut auf dem kürzesten Wege erreichen, zum andern den Haarboden eines Hottentotten, in dem die Haare schlangengleich sich hinziehen und die Kopfhaut an einem anderen Punkte als oberhalb der Papille durch⸗ brechen. Das sind Unterschiede, die in ihrer Augenfälligkeit beweis⸗ kräftig für die Behauptung höchst charakteristischer Unterschiede der Haarbildung bei verschiedenen Menschentypen sind und als solche großen Eindruck machten. Es würde zu weit führen, noch anderer ähnlicher Darbietungen zu gedenken, unter ihrer großen Zahl z. B. des Nachweises der verschiedenen an Flach⸗ schnitten der Kopfhaut gezeigten Gruppierungen der Haare, die von unerwarteter Mannigfaltigkeit sind, aber sich von vollendeter Regelmäßigkeit nur bei unvermischten Typen erweisen, dagegen von großer Unregelmäßigkeit als vornehmlichste Erkennungs⸗ zeichen eingetretener Vermischung. In diesem Punkt ist namentlich die Haarbildung der Europäer bezeichnend für den hohen Grad von Verwischung früher auch in diesem Punkte sicher vorhanden gewesener gleichartiger Merkmale. — In der sich an den sehr beifällig auf⸗ enommenen Vortrag anschließenden Aussprache erklärte gegen Dr. Friedenthal der Vortragende sich sehr entschieden dahin, daß ihm nichts ferner liege, als eine Schematisierung in der vorliegenden Frage anzustreben, es bliebe ja auf dem Gebiete noch so unendlich viel zu erforschen, und es müßten auch die Wanderungen berücksichtigt werden als Erklärung für merkwürdige Verwandtschaften zwischen entfernten Völkern. 1 1 Den zweiten Vortrag hielt der Professor Dr. Neuhaus über das Volk der Pygmäen in Neu⸗Guinea und die Haare der Papuas ebendort. Die ersteren hält der Redner für den Rest einer der jetzt überwiegenden Papua⸗ und Melanesierbevölkerung Neu⸗Guineas vorangegangenen Urbevölkerung. Dafür spricht, daß sie 8 nach den bisherigen Ermittlungen auf etwa 6 Plätze beschränkt sind,
unterscheiden?“
kommissars unterstellten Krankenkassen betrug am 1. Februar 1911 805 591 (zu der gleichen Zeit des Vorjahres 761 165), unter denen sich 55 392 (50 284) freiwillige Mitglieder befanden. Erwerbsunfähig waren an diesem Tage bei den bezeichneten Kassen 32 193 (25 351) verpflichtete Mitglieder.
88” stedtische Ar menpflege umfaßte im Monat Januar 35 645 (im gleichen Monat des Vorjahres 34 904) Almosengeld⸗ empfänger mit einem Gesamtbetrage an laufenden Unterstützungen in Höhe von 619 642 (603 120) ℳ, darunter 1560 (1639) Almosen⸗ empfänger mit außerdem gewährten 10 730 (11,520) ℳ Extraunter⸗ stützungen. Solche wurden ferner für 8081 (9273) nicht laufend unter⸗ stützte Personen im Gesamtbetrage von 105 476 (119 923) ℳ gewährt. Pflegekinder waren 13 228 (13 177) vorhanden, für die 123 161 (123 056) ℳ aufgewendet wurden. “ “
Zur Arbeiterbewegung.
In Osnabrück hat, wie die „Köln. Ztg.“ erfährt, eine Lohn⸗ bewegung im Tischlergewerbe zu einem allgemeinen Ausstand der Gesellen geführt.
In I wie der „Voss. Ztg.“ telegraphiert wird, gestern früh sämtliche — etwa 650 — Arbeiter dreier Webereien ausgesperrt. Die Arbeiter hatten mit dem Ausstand gedroht, weil die Fabrikleiter sich geweigert hatten, die Sonnabendnachmittage stets freizugeben. Falls die Arbeitnehmer nicht bedingungslos die Arbeit wieder andehmen, sollen allwöchentlich weitere Betriebe, auch Spinne⸗ reien, geschlossen werden.
Nachdem die Tarifverhandlungen im Hamburger Holz⸗ arbeiterverband gescheitert sind, da der Arbeiterschutzverband der Holzindustrie den paritätischen Arbeitsnachweis nicht anerkennen wollte, haben gestern, wie der „Voss. Ztg.“ gemeldet wird, nach gemeinsamem Beschluß in zehn großen Werkstätten der dortigen Holzindustrie die Arbeiter die Arbeit nicht wieder aufgenommen.
Die Matrosen und Heizer der Triester Schiffahrts⸗ gesellschaften und Reedereifirmen sind, „W. T. B.“ zufolge, zum größten Teil wegen Meinungsverschiedenheiten mit den Reedern in der Frage des Heuervermittlungsbureaus in den Ausstand getreten.
In Lissabon zeigt sich, wie „W T. B.“ berichtet, die öffent⸗ liche Meinung der Ausstandsbewegung (vgl. Nr. 68 d. Bl.) gegenüber feindlich, der als Einspruch gegen die Vorfälle in Setubal von den Arbeitern erklärt worden ist. Das Publikum ver⸗ anstaltete in diesem Sinne Kundgehungen in den Straßen. Die Mannschaften der Boote, welche sich dem Ausstand anschließen wollten, wurden von der republikanischen Garde um⸗ zingelt, und es wurden einige Verhaftungen vorgenommen. An verschiedenen Punkten der Stadt wurden Straßenbahnwagen angegriffen. In der Arsenalstraße umringten die Ausständigen das Automobil des Ministers des Innern. Streifwachen der republi⸗ kanischen Garde durchzogen die Stadt und zwangen die Manifestanten, die Avenida da Liberdade und die Vorstadt Alcantara zu räumen. Als Steine geworfen wurden, zog die Garde blank und zerstreute die Gruppen. Es wurden viele Verhaftungen vorgenommen, namentlich wurden die Syndikatsführer festgenommen, die Anhänger des Streiks sind. Auch die Setzer einiger Zeitungen beteiligen sich an dem Ausstand. Gestern ist hier infolge des Setzerstreikes kein Abendblatt erschienen. Die Redaktionslokale werden von der republi⸗ kanischen Garde bewacht. Am Abend herrschte vollkommene Ruhe. In den meisten Werkstätten und Fabriken wurde gearbeitet. Mehrere Soldaten des 11. Infanterieregiments, welche aus Setubal eingetroffen waren, wurden unter dem Verdachte verhaftet, daß sie mit den Aus⸗ ständigen gemeinsame Sache hätten machen wollen. Sämtliche Weber, 10 000 an der Zahl, haben die Arbeit wieder aufge⸗ nommen.
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. F. In der letzten Sitzung der Gesellschaft für Anthro⸗ gie sprach als 8 Redner der Geheimrat Professor Dr.
die räumlich weit auseinanderliegen, aber darin überein⸗ stimmen, daß sie, sei es tief im Gebirge, sei es an stei abfallenden Klippen am Meere schwer zugänglich sind und al Zufluchtsorte gegen die siegreich eindringenden fremden Erobere aufgesucht und dauernd gehalten wurden. Eine Vermischung des 1“ mit den letzteren hat fast gar nicht stattgefunden; der örperliche Unterschied zwischen beiden ist so beträchtlich und so sinn fällig, daß kein Zweifel über die erhebliche Verschiedenheit beider bestehen kann. Kennzeichnend für die Pygmäen ist neben ihrer e⸗ ringen Körpergröße, die 150 cm selten überschreitet und häufig bis 135 cm herabgeht, bei den Frauen noch erheblich mehr: der lange Rumpf und die kräftigen, aber kurzen Gliedmaßen, auffällige Kurz⸗ köpfigkeit und merkwürdig häufiges Vorkommen von Zahnüber⸗ zähligkeit. Vornehmlich in dem Hauptquartier der Pygmäen am Sattelberge, doch auch in der Niederlassung am Huongolf, ist es dem Vortragenden gelungen, viele Photographien von Männern und Weibern aufzunehmen und mehrere Gipsabgüsse charakteristischer Köpfe, auch der betreffenden Gebisse, herzustellen; aber nie haben es sich die Leute gefallen lassen, gemessen zu werden, sodaß ganz Genaues über Körpergröße nicht zu ermitteln war. Photfographien wie Gips⸗ abgüsse bewiesen, worauf später Professor von Luschan noch aufmerksam machte, übereinstimmend eine auffällige Konvexität der Oberlippe und 8 außerordentlich kurze Ohren bei außerordentlicher Breite derselben. Der zweite Teil des Neuhausschen Vortrags zeigte Papuas und Melanesier von merkwürdiger, notorischer Verschiedenheit der Haare und Bärte, aber noch größerer der Trachten. Gegebenenfalls aber sind es die Manner, die sich in den verschiedensten Trachten gefallen: riesigen Perücken, die sie durch Anknüpfen oder Ankleben am Haar noch ver⸗ längern (was sie auch bei den Bärten autführen), gewaltigen Haar⸗ schopfen (wie solche von erstaunlichen Abmessungen am Kaiserin Augusta⸗ uß getragen werden) ꝛc. Das natürliche Haar ist nicht kraus, ondern leicht wellig, vom Negerhaar sehr verschieden, meist ogar schlicht. Ueberraschend ist, daß die meisten Haare nicht schwarz, wie gewöhnlich geglaubt wird, sondern braun⸗blond sind; Albinos mit hellrotblondem Haar finden sich häufig, im Alter ergraut das Haar bei Männern und Frauen. Viele Männer legen über. das Haar, solange es noch kurz ist, Netze, durch deren Maschen sie das Haar durchwachsen lassen und kürzen zu gelegener 85 das Haar, indem sie es bis auf das Netz herunterschneiden. uf diese Weise gelang es Professor Neuhaus, ganze Perücken zu erlangen, die er vorlegte. — In der sich anschließenden Aussprache wurde angefragt, ob sich die helle Farbe der Papuahaare vielleicht aus der Gewohnheit des Einkalkens erkläre, was aber sowohl von Professor Neuhaus als von Dr. Moszkowski entschieden verneint wurde. Ganz semmelblonde Haare hat Gehelmrat Fritsch auch bei den Maori auf Neuseeland ge⸗ sehen. — Den letzten Punkt der Tagesordnung erledigte Proh te⸗ von Luschan, indem er sich gegen eine seines rachtens irreführende Veröffentlichung der letzten Zeit über die anthro⸗- pologische Stellung der Tasmanier aussprach. Diese 1876 mit einer alten Frau als 8* ihres Stammes aus⸗ gestorbene Bevölkerug war nach Ansicht des Redners mela⸗ nesischen Ursprungs, was jene Veröffentlichung mit der Frage ablehnt: Wie hätten Melanesier nach dem entfernten Tasmanien kommen können? Professor von Luschan weist diesem Zweifel gegen⸗ über auf die großen, im ganzen Bereich der Südsee ausgeführten Wanderungen hin, führt eine große Zahl noch vorhandener Zeichnungen und Photographien von Tasmanien in Lichtbildern vor und hofft, daß die von Pater Schmidt betriebenen Studien über die uns erhaltenen tasmanischen Sprachdenkmäler und Sprachproben wohl noch Beweise für die melanesische Herkunft der Tasmanier bringen sei erwähnt, daß am letzten Dienstagabend die Mitglieder der Gesellschaft für Anthropologie auf Einladung in Castans Panoptikum einer Vorstellung der jetzt hier weilenden Samoaner⸗ gesellschaft beiwohnten. Bei dieser Gelegenheit hielt Professor Dr. Augustin Kramer⸗Bannow einen interessanten Vortrag über Samva, das nach der Kultur und Ietrh. se ner Bewohner eine Ausnahmestellung unter allen Inseln der Südsee einnimmt.