E“
8 Berichte von deutschen Fruchtmärkten.
mittel gut
Gezahlter Preis für 1 Doppelzentner
ℳ ℳ
niedrigster höchster
niedrigster höchster niedrigster 14 4ℳ ℳ
1)
glicheꝛ Schätzung verkauft Doppelzentner (Preis unbekannt)
—
9
Goldap. 8 Landsberg a. W. Wongrowitz. Striegau.. .. Hirschberg i. Schl. ““ J1116“” Döbeln. Langenau.. Chateau⸗Salins
80 —₰½
1 Langenau
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Goldaßg Landsberg a. W. Kottbus. . Wongrowitz’. Breslau „ Striegau. . Hirschberg i. Schl. vö Fatmen Je“ Ssben .5 Friedland i. Mecklb.. Chateau⸗Salins.
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Neuß.. Kaufbeuren.
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TChaieaun Salims Bemerkungen. Die verkaufte Menge wird Ein liegender Strich (—) in den Spalten für
— 02 S8 8
11118
2
1888
1I
14,40
15,30 14 10 15,00 16 00 18,14 b Ee 14900 auf volle Doppelzentner und der Verkaufswert auf volle Mark abgerundet E * 8 8 Preise hat die Bedeutung, daß der betreffende Preis nicht vorgekommen ist, Punkt (.
FSeizen. . —
18,00
19,00 — 18,60 18,30 18 70 19,20 18 00 20,00
18,20 18,30 18,80
29,00 18,50 19 50 18,80 18,90 21,20 21,20 — 19,60 19,80 — Kernen (enthülster Spelz, Dinkel, Fesen). 21,60 ⁷921,60 21,80 22,00 Roggen. 14,40 14,20
13,60 13,80 14 20 14 30 14,30 15,80 15,40
17,30 17,90 18,80 19,70
18,50 18 20
14,00 14,20
13,80 14,30 14 40 14 30 14.40 16 10 15,40 14,40 14,00
13,40 15,00 12.80
13 80 13,60
388 14,4
14,20 ne 1150
15,00 ’ —
Gerste. 16,00 15,80 13,30 16,00 14,20 14,5 13,70
16,00 16,00 14 00 17,50 14,50 14 50 14 00 17,50
1400
15,00 15,40 12,50 15,00 13,70 14,00
33 22 2 14,00 15,00 — e.
15,20 16,090
15 80 15 00 15,70 16 00 16 00 16 50 15,70 19 20
8
80 ₰
15,20 16,00 16 00 15,50 16 00 16 00 16,60 17,00 15,70 19 02 19 20 15,40 15,70 15,9)
— 15,05 15,05 14,50 — Shah
14,80
16,20 15,40 14,20 15 20 15,60 16 00 14,70 19 02 15 20
16 20 15,60 14 70 15,50 15,60
16,50 14,70
schni wird aus den unabgerundeten Zablen berechmet le sechs Spalten, daß entsprechender Bericht fehlt.
Preußischer Landtag. 8
. Herrenhaus. ““ 8. Sitzung vom 6. April 1911, Nachmittags 1 Uhr 1G (Bericht von Wolffs Telegraphischem Bureau.)
zor Eintritt in die Tagesordnung teilt BeneEin gittenn. von Manteuffel mit, daß es dem Mitalied des Hauses Oberbergrat a. D. Dr. W achler, der 29 ee während seiner Rede einen Ohnmachtsanfall erlitt, bereits . er besser gehe; er sei auch bereits wieder im Hause nehme aber auf Anraten des Arztes an den Verhandlungen noch ni t e teil. Der Präsident gict ferner bekannt, daß am Mittwe das lied des Hauses General von Leszczynski vor Fsss Automobil umgefahren und nicht unerheblich verletzt worden sei; das Befinden sei aber leidlich. 8 Sodann setzt das Haus die Spezialberatung des 8 haushaltsetats für das Rechnungsjahr 1911 fort u verhandelt zunächst über den Etat der Forstverwaltung. Refferent ist Graf von Zitzewitz⸗Zezenow. 1 1 8 Oberlandforstmeister Wesener: Ueber die Nonnenplage in Ost⸗ preußen kann ich berichten, daß sie zum roßen Teil als Füx. geseben werden kann. Wir haben in diesem Jahre noch einen Ein⸗ schlag von 500 000 Festmeter gehabt. und zwar 30 892, tmeter im Regierungsbezirk Königsberg und 200 000 Festmeter im; egierungs⸗ bezirt Gumbinnen. Dieser Einschlag st nicht allein —2 82 Nonnenfraß vom Sommer 1910 zurückzuführen, 1. 2 zum großen Teil aus nachträglich trocken eee dem Fraß des Sommers 1909. Es ist im vorigen Scher. Ies . weise gelungen, das gesamte Material aufzuarbeiten und * --. Gefahr des Borkenkäferfraßes vorzubeugen. Das gesamte Materia vom vergangenen Jahre ist durchweg zu annehmbaren kauft worden. Leider hat der weiche Winter und der no⸗ 5 8 Semmer verhindert, daß das Material PPtfeitig 1ag abgeführt wurde, und das zurückgebliebene ist zum ei 2— orben. Die Qualität des ostpreußischen Nonnenholzes, das von dem Fraß aus der Mit;e des vorien J hrhunderts ber in sehr schlechtem Rufe 9. stand, hat sich als ganz ausgezeichnet gezeigt. Ich hab⸗ selbst die 2. gearbeiteten Bretter dort gesehen; sie koͤnnen vorzüglich mit dem Holz aus dem Thuüringer Walde und dem Harz konfurrieren. Graf von Mirbach: Ich möchte an den Herrn Minifter einige . Die erste betrifft die Jagdpachten. Ich frage: ie Jagdpacht? Nach einer rechtsgültigen Entscheidung f eines Grundstückes den Jag pachtvertrag. Wir im ies aufs äuße ste bedauern. Diese Entscheidung mcß große Verlusfte berbeiführen und eine Pflege der ee se⸗ notwendig ist, ausschließen. Es in deser Bezie 2* se medur eintre en am besten auf dem Wege der Ge eßgebung, wem — auch schwierig sein mag. Ich bitte das Ministerium, dieser Frag
Osten müssen
Meine zweite
AIgu 3 Staatsforsten. Ich glaube, dieser — 22 ve. , Fall ist einem vF —2 sagt worden, sich an der Vertilgung von Raubzeug zu P . Es muß eine noch intensivere Vertilgung F 18 Ausübung der Jagd, die Jagdpachten erfordern kelossa 2 desbalb muß hier noch viel mehr geschehen. I 1. Regierung für die Anerkennung, daß das estpreußische 2 89 ben vollwertig ist. In bezug auf die Ergiebigkeit des Einsch ag - Nutz⸗ und Brennholz stehen die ostpreußischen Staatsforsten an erste Stelg zu Salm⸗Horstmar: Graf Mirbach hat in seiner ersten Frage die Interessen des Ostens vertreten. Im Interefse er 8 lichen Provinzen liegt es aber nicht, daß der Grundsaß * 4.. Miete“ aufgehoben wird. Wir haben im allgemeinen ein kebha 8 Interesse daran, daß in bezug auf das Jagdpachtverhältnis der Grundsatz aufrechterhalten wird. 4 Minister für Landwirtschaft ꝛc. Dr. Freiherr von Schor⸗ Herren! Ich bedaure, während der Ausführung des Herrn Grafen von Mirbach nicht von Anfang an hier gewesen sein zu können. Ich habe aber aus den mir gemachten Mitte emcen entnommen, daß er Wert darauf legt, von mir iu erfahren, ob die Staatsregierung geneigt sein würde, auf den vom Deutschen Jagdschutzverein gestellten Antrag einzugehen, eine derung der Gesetzgebung in der Richtung eintreten zu lassen, daß bei Jagdpachten der Grundsatz nicht mehr Platz greifen soll, daß Kauf Miete bricht. Meine Herren, soviel ich weiß, liegt gegenwärtig die Petition des Jagdschutzvereins dem hohen Hause vor und ist in der Kommission noch nicht beraten worden. Ich möchte mir für die Kommissionssitzung die näheren Ausführungen vorbehalten und mich nur auf das berufen, was mein Herr Vertreter in der Sitzung der Kommission des Abgeordnetenhauses bemerkt hat. D. te Ausfübrungen meines Herrn Vertreters gingen dahin, daß augenblicklich noch Verhandlungen mit dem Herrn Justi minister über diese Frage schweben, und daß außer⸗ dem die Oberpräsidenten der Provinzen zu einer Aeußerung ůũb diesen Gegenstand aufgefordert worden sind. Das Urteil des Reichegerichts ist vielleicht noch keine end⸗ gültige Lösung der Frage, es besteht noch ie Möglichkeit, daß das höchste Gericht auf Grund einer nevxerdings von beachtenswerter Seite veröffentlichten wissenschaftlichen Arbeit eine andere Stellung einnehmen wird. Jedenfalls aber möchte ich auch hier und speziell mit Rücksicht auf den Umstand, den Herr Fürst ru Salm schon hervorgehoben hat, darauf hinweisen, daß die Interessen
in dieser Beziehung innerhalb unserer Monarchie nicht die gleichen
gesetzte Interesse hat, daß nämlich der Grundsatz „Kauf bricht Miete”
auch bei uns Geltung behält. 8 1 Dann hat Herr Graf Mirbach einen Fall erwähnt, einem Forstgehilfen untersagt worden sei, sich an der —— 8 Raubzeug zu beteiligen. Ich bitte mir den Fall genauer mitzu - damit ich Remedur eintreten lassen kann. Ich erwãhne . Ausführungen des Herrn Grafen von Mirbach, daß unter dem 19. 4 1907 ein Erlaß meines Ministeriums ergangen ist, in ub—2 unter anderem heißt: „Um in bezug auf die Vertilgung des D 2 , zeuges das Interesse der Forstschutzbeamten wach zu halten, 8. 8 es notwendig, daß sie für die Erlegung der gefährlichsten 2* Fuchses und des Hühnerhabichts, eine Vergütung 8.— diese Vergütung haben selbstredend auch die Forsthil bauf † Anspruch, und es widerspricht der von uns getroffenen wenn es einem Forsthilfsaufseher untersagt worden ist, sich an Vertilgung des Raubzeuges zu beteiligen. 8 8. Graf von der Schulenburg⸗Grünthal: Die Fee 6 vielfach von den Vorgesetzten die Genehmigung zum Ausf *2 der Stand eines Gastwirts verträgt sich nicht mit dem des ev- Ich sehe den Stand der Gastwirte nicht als minderwertig an, 28 Königlicher Förster und ein Kneipier sind zwei Dinge, 1 verschieden sind. Der Förster kann nicht heute seine Gäste und morgen denselben Lenten im Walde als üsichteperson gehe⸗ übertreten. Ich bitte den Minister um eine Instruktion, damit Sigr⸗ Mißstand aufhört. Es wuürde zwar eine ungerechtfertigte Härt 1 den Förstern, die die 1*. 2 . 211 Teil ihres Vermögens in den Einrichtungen fü Kneipe irm haben, die Genehmigung zu entziehen. Aber in Zukunft sollten nem Genehmigungen nicht mehr gegeben werden. Oberlandforstmeister Wesener: Die gewünschte Iieii⸗ 1. bereits erlassen, es wird in jedemn einzelnen Falle geprüft, . E⸗ Förster — eigentlich nicht ihm, sondern seiner Frau wird 5 nehmigung erteilt — die Ausübung des Schankgewerbes 9 werden kann. Wenn wir aber zu radikal vorgehen, so wird das — Publikum sehr übel aufgefaßt werden. Im Hatz ist das Prbehe z. B. darauf angewiesen, Erfrischungen bei den Förstern zu er da keine Wirtshäuser in der Nähe sind. Srt Fe Herr von Klitzing: In den Privatforsten gibt es vie 6,998 ländereien, wo die zens heruntergesäbelt und nicht wieder aufgeforte ist. Das ist ein Schaden für das Lanee Land. Das Klima r⸗ Wasserzuflüsse leiden darunter, im Sommer fehlt das Wasser. 2 kommt, daß die Holzvorrate der Welt rapid abnehmen, wir 3 für 300 Millionen Mark jährlich an Holz ein, das Holz Jabre teurer. Wir müssen deshalb alles tun, um 3 Forsten zu erhalten. Es liegt nicht an orstverwaltunt,
unserer Forstve ondern am Mangel an Geld, den ich darauf zurückführe, d5
um die
in dem voeon mir gewünschten Sinne näherzutreten. Frage
11“X“
bezieht sich auf den Erlaß des Ministers, betreffend die Ver⸗
sind, daß ein großer Teil unserer Landwirtschaft gerade das entgegen⸗
schäden nicht der Forst überlassen werden,
8
Die Feorst würde es aber verdienen,
1 Flpigg für dieses Interesse für die Forstverwaltung bin, muß ich 5 1
daß
Tonnen, fuͤr welche auch der Eisenbahn die Betroffen wird namentlich auch der oberschlesische Bergfis kus. Die
a . 2 2* 84 . . *₰ isekten⸗ die außergewöhnlichen Einnahmen aus Windbrüchen und Insekte
B durch die V
Die Restkaufgelder nebst den Zinsen werden vom Finanzminister eingezogen und für den allgemeinen Staatshaushalt, zur Schulden⸗ tilgung oder sonstwie verwendet, g nicht der Forst überlassen. B ber enn sie verzinst das Geld gut. Unsere Holzeinnahme ist in zehn Jahren von 71,5 auf 130 Millicnen gestiegen. Die pro Hektar mit 100 bis 200 ℳ angekauften Ländereien verzinsen sich schon vom nächsten Jahre ab wieder mit 25 ℳ. Die Forsverwaltung müßte scharf gegen den Finanzminister vorgehen, daß r das Geld zur Aufforstung läßt. Oberlandforstmeister Wes ener: So dankbar ich Herrn von
och im Namen der Regierung dagegen Stellun nehmen. Als die Haftbarkeit der Domänen 298 sgershen 8 die alten e schulden aufhörte, haben sich der Landwirtschaftsminister und der Pmanzminister dahin geeinigt, daß der Erlös aus dem Verkauf von Somanen und Forsten wieder verwendet werden soll zu neuen An⸗ käufen, und diese Abmachung hat die Genehmigung des Landtages erhalten. Darin war vorbehalten, daß von dem Erlos vorweg 1,6 Millionen in die Staatskasse gezahlt werden, also nicht in den Ankaufe fonds. Diese 1,6 Millionen entsprechen % des in den fünf vorher egangenen Jahren eingenommenen Betrages für den Verkauf von Domänen und Forsten. An diesem Abkommen ist bis heute festgehalten worden. Was der Vorredner über das Zusammen⸗ schrumpfen der Weltporräte an Holz äußerte, ist leider nur zu wahr. Schon Martin Luther sagt: Dereinst wird in der Welt großer Kangel sein an guten Freunden und an nutzbarem Holz. Viele früher hotzerportierenden Staaten sind zu holzimportierenden geworden. Die Vereinigten Staaten, die noch zur Zeit der Caprivischen Handelsverträge uns mit Holz überschwemmen konnten, sind zu einem holzimportierenden Staate geworden, sie müssen heute große Mengen ven Holz aus Canada importieren. Oesterreich hat ordnungsmäßig eingerichtete Forsten und kann seine Holwroduktion nicht vergrößern. Rußland besitzt ja noch große Waldflachen, aber die in der Näbe der Füsse und Kanäle gelegenen Bestände sind bereits so aufgebraucht, daß das Holz, wenn es bei uns auf der Weichsel oder Memel eingeht, mit erheblichen Transportkosten be⸗ packt ist. Schweden hat nur noch im nördlichen Teile des Landes große, unberührte Waldflächen, im mittleren Teil halten sich Zu⸗ wachs und vderpasn ungefähr die Wage, im sfüdlichen Teil sind nur noch wenige haubare Bestände vorhanden. Tatsächlich steigen die Hohzpreise von Jahr zu Jahr, in diesem Winter haben wir gegen das Vorjahr eine Preissteigerung von 10 bis 15 % zu verzeichnen. Der Vor edner bemängelt, daß die Zinsen der Restkaufgelder in die L Ankaufsfonds fließen, die Re ierung ist
Staatskasse und nicht in den aber der Ansicht, daß grundsätzlich alle Einnahmen in die Staatskasse lließen müssen, soweit nicht bezüglich der eigentlichen Kauferlöse eine Ausnahme ausdrücklich zugelassen ist. Derselbe Grundsatz hat auf den Erlös aus dem Verkauf von Insektenholz und infolge anderer Kalamitäten geschlagenem Holz Anwendung zu finden, wenn auch der zweite Faktor des Forstbeirie skapitals, der Bestand, dadurch über die Grenze der Nabrhaftigkeit hinaus geschmälert worden ist. Wenn man auch einen Einnahmezuwachs von Ca. 25 ℳ pro Hektar der Ankaufsflache, wie er sich bisher herausgestellt hat, nicht durchweg in Aussicht stellen kann, so ist doch durch die Flächenvermehrung der letzten 10 Jahre, die sich auf 200 000 ha beläuft, die gewaltige Steigerung der Holzeinnahme von 71,5 auf 130 Millionen entstanden. Der Besitz des Staates, der Gemeinden, der Stiftungen und vor allen Dingen auch der Firdeikommisse sichern unseren Wald ror dem Untergang. Mag man über die Fideikommisse anderswo räsonieren, wie man will, aber das kann man b. haupten, daß die Fideikommisse zur Erhaltung unseres heimatlichen Waldes ganz erheblich beigetragen haben. Der Privatwald, soweit er nicht fideikommissarisch gebunden ist, verschwindet immer mehr. Eine gesepzliche Beaufsichtigung ist nicht durchführbar. Ich danke Herrn von litzing nochmals namens der Forstverwaltung für seine aus warmem Herzen kommenden Aus⸗ führungen.
Graf von Mirbach verweist noch auf die ungünstige Wirkung, welche die neue Wertzuwachssteuer auf die weitere Entwicklung der Holzpreise üben werde. Einsichtige Volkswirte, wie Graf Schwerin⸗ Lowitz und Graf Kanitz, hätten deshalb gegen diese Steuer gestimmt.
Ueber den Etat der Eisenbahnverwaltun ausführlich Graf von Reichenbach⸗Goschütz.
Bei den Einnahmen spricht v11““ Graf von Haeseler im Namen vieler Tausende von Kriegs⸗ veteranen dem Minister den Dank aus für die Gewährung einer Preisermößigung für die Fahrt zu den Schlachtfeldern von 1870 71, wo diese Veteranen zur Ehre und Größe des Vaterlandes gekämpft
haben. Herr Remy: Die oberschlesische Industrie spielt auch im Etat eine bedeutende Rolle. Die Regierung hat
preußischen Eta sich den Wünschen der oberschlesischen Montanindustrie nur in der Minister
sehr geringem Maße entgegenkommend bewiesen: hat im wesentlichen einen ablehnenden Standpunkt eingenommen. Diese Stellungnahme hat in den Interessentenkreisen eine mißliebige Beurteilung gefunden und zu zahlreichen 1 ss
8 ge 1 Protesten Veranlassung gegeben. Für ein großes Produktionsgebiet sien ist es
. 2
g wie Oberschlesien immer recht mißlich, gewissermaßen nach Staatshilfe zu rufen; aber die Verhältnisse liegen hier doch so, daß, trotzdem in der Richtung der Selbsthilse nichts versäumt ist, 8och noch Wünsche nach günstigerer Gestaltung der Eisenbahntarife übrig geblieben Aind, welche der Selbsthilfe des Bezirks entrückt sind. Nach der Seite der Verminderung der Selbstkosten ist die äußerste Grenze erreicht worden. Die Arbeitslöhne sind gestiegen, und zwar so sehr, daß sie sich fast gar nicht mehr von denen der anderen Produktionsgebiete unterscheiden. Die Entwicklung der Industrie ist dort auch nicht in dem Maße vorangeschritten, wie in den anderen Gebieten innerhalb des letzten Jahrzehnts. Stillstand ist aber auch bier Rückschritt. Die örtliche Lage Ober⸗ schlesiens bringt es mit sich, daß die Rettung und das Heil nur in einer Verbesserung der Verhältnisse auf dem Wege der tarifarischen Maßnahmen gefunden werden konnen. Die Steinkohlen⸗, die Zink⸗ hütten⸗ und Schwefelsaureindustrie und die Eisenindustrie haben an
der dduktion Oberschlesiens den Hauptanteil. Die Produktions⸗ zunahme im Steinkohlenbergbau hat hier in den letzten 10 Jahren 39, in dem westfälischen Revier aber 4.2 % betragen; die Er⸗ giebigkeit des Kohlenschatzes ist nicht hinreichend ausgenutzt worden. Der Auslandeabsatz ist in einem großen Teil der Reviere ebenfalls im Rückgang hegriffen, zumal nach Oesterreich. Die Ausfuhr betrug nach Galizien noch 1909 1 725 000 , 1910 aber nur noch 1440 000 t; enisprechend ist der Rüͤck⸗ gang der Einfuhr nach Ungarn und der Walachei. Der Absatz nach Rußland ist vorübergehend gewesen und kamn den Ausfall nach Oesterreich nicht ausgleichen. In der Versorgung coß⸗Berlins durch Oberschlefien ist ebenfalls ein ganz bedeutender Rückgang eingetreten, wohingegen der Import englischer Kohle dabin emen ganz erheblichen Aufschwung genommen hat. Ganz besonders ungünstig gestaltete sich die Zufuhr oberschlesischer Gaskohle nach Berlin. Es ist beantragt worden, die Abfertigungsgebühr nach T der Vor⸗ würde. gegen diesen
berechtigt.
Berlin zu ermäßigen und den Tarif herabzusetzen, sode rung der enalischen Kohle von 6 ℳ wieder ausgegli Die Besorgnisse der Oderschiffahrt, welche man
Antrag ins Feld geführt hat, sind nicht 1 den Antrag abgelehnt, und die Folge war, die Groß⸗Berliner Gaswerke mit englischen Lieferanten abgeschlossen haben, wodurch Oberschlesien einen Verlust von 2 ℳ pro Jahr erleidet, ein Betrag, der zu mindestens 9 %% Arbeiterlöhne darstellt. Der Ausfall beträgt etwa ½ Mill. Fracht entgangen ist.
nach Frachtermaßigungen werden Minister, die Angelegenheit aufs Schweselsäureindustrie in Ober⸗
Bestrebungen der Montanindustrie nicht verstummen. Wir bitten den
88 8 ke. 8 ößerung des Forstbestandes wieder einzubringen.
nb⸗ das Zink aus dem Galmei gewonnen, jetzt aus 2
Schwefel SBis erst entfernt und zu Schwefelsäure perarbeitet werden. Die Schwefelsäureproduktion hat sich infolge dieses Umwandlungs⸗ prozesses von 1900 bis 1910 von 50 000 auf 192 000 t gehoben. Die
roduktion ist aber noch in der Fortentwicklung begriffen; sie steigt 8n zu -. Betrage, der auf 300 000 t hinauskommen wird.
Was sollen wir aber damit anfangen; wir können es nicht am Orte lassen, sondein müssen es nutzbar machen für chemischen Dünger. Dies wird aber durch die hoben Tarife verhindert. Sowohl das Rohphosphat wie das Superphosphat werden zu demselben Tarise befördert wie die auslandischen Schwefelerze, namentlich die Schwefel⸗ kiese, die zur Schweselsäurefabrikation dienen, also eine Kon⸗ kurrenz bilden. Wir müssen unbedingt auf die Erleichterung des Absatzes Wert legen. Die Schwefelsäure müßte zu demselben Tarif befördert werden wie die Robphosphate, wenn wir zu normalen Verhältnissen kommen sollen. Wir haben unsere Anträge auf eine allgemeine Detarißierung fallen gelassen und werden nur noch Aus⸗ nahmetarife für unsere oberschlesischen Hüttenprodukte anstreben. Relariv ist unsere Robzinkindustcie auf dem Weltmarkte zurück⸗ gegangen. Die schlesische Eisenindustrie arbeitet ebenfalls unter ungünstigen Verhältnissen. Die Produktion betrug 1909 840 000 t, 1910 900 000 t. In anderen Gebieten ist die Steigerung viel öher. Auch die oberschlesische Eisenindustrie kann nicht auf dem Wege der Selbsthilfe ihre Selbstkosten noch weiter ermäßigen. Auch hier kann nur auf dem Wege der Tarif⸗ rmäßigung geholsen werden. Es ist eine ausführliche Denkschrift darüber ergangen: der Eisenbahn⸗ minister iit mit einer Prüfung dieser Frage beschäftigt. Ich kann ibn nur bitten, den Wünschen der oberschlesischen Eisenindustrie sein Wohlwollen entgegenzubringen. 1
Graf von Tiele⸗Winckler: Ich kann meinem Vorredner nur in vollem Umfange beistimmen. Auch wir sind der Ansicht, daß die ober⸗ schlesischen Tarifsorgen einer wohlwollenden Prüfung von seiten der Staatsregierung wert sind.
Minister der öffentlichen Arbeiten von Breitenbach:
Meine Herren! Die Frage der Ermäßigung der oberschlesischen Gaskohlentarife noch Berlin hat mich in den letzten Jahren zweimal beschäftigt: im Jahre 1906 und in den Jahren 1909 und 1910. In beiden Fällen ist darauf hingewiesen worden, daß die oberschlesische Gaskohle Gefahr laufe, von der englischen Gaskohle vom Berliner Markt verdrängt zu werden. Tatsächlich ist diese Befürchtung, wie von dem Herrn Vorredner bereits festgestellt wurde, im Laufe des Jahres 1910 auch eingetreten. Auf beide Anträge ist der Landes⸗ eisenbahnrat gehört worden, und dieser hat die Anträge Oberschlesiens mit ganz überwiegender Majorität — im vorletzten Jahre mit einer Majorität von 30 zu 10 — abgelehnt. Die Frage liegt recht schwierig. Es stehen nicht nur die Interessen der oberschlesischen Montanindustrie den konkurrierenden Interessen Englands gegenüber, sondern es stehen sich auch gegenüber die Interessen der oberschlesischen Montanindustrie und die Interessen der Schiffahrt, und zwar nicht nur der Schiffahrt zwischen Kosel und Berlin, sondern ebenso der Schiffahrt zwischen Stettin und Berlin und der Schiffahrt zwischen Hamburg und Berlin: außerdem nicht nur die Interessen der Flußschiffahrt, sondern auch der Seeschiffahrt und die Interessen der Handels⸗ und Seestädte. In beiden Fällen hat in dem Augenblick, als die Anträge Oberschlesiens auf Ermäßigung der Gaskohlentarise nach Berlin vorlagen, eine sehr scharfe Gegenbewegung eingesetzt, die von den Interessenten der Fluß⸗ schiffahrt ausging, denen sich dann die Interessenten der Seeschiff⸗ fahrtsreedereien und ebenso die Handelsinteressenten unserer See⸗ handelsplätze angeschlossen hatten. Die Situation ist deshalb ganz eigenartig, weil das hochwertigste Produkt der oberschlesischen Kohlen⸗ industrie, die oberschlesische Gaskohle, gegen ein im Marktpreise hinter ihm zurückstehendes Produkt der englischen Kohlenindustrie konkurriert. England bringt an den Berliner Markt eine reine Förderkohle, und Oberschlesien bringt an den Berliner Mankt für Gasbereitungszwecke eine hochwertige Stückkohle. Das drückt sich dann auch im Preise aus. Bis vor kurzer Zeit kostete die oberschlesische Gaskohle 12 ℳ und die englische Gaskohle zunächst 6 ℳ: in letzter Zeit ist sie, ich glaube, auf 8 ℳ gestiegen. Die englische Kohle ist in der Lage, im Preise weiter herunterzugehen als die oberschlesische Gaskohle. Die Frachtverhältnisse zwischen England, der englischen Küste und Berlin und zwischen Oberschlesien und Berlin sind im großen und ganzen gleich: wenn man mit dem Koseler Umschlage d. h. damit rechnet, daß die oberschlesische Kohle aus dem oberschlesischen Revier bis Kosel per Eisenbahn befördert und von dort auf der Oder, durch den Oder⸗Spreekanal nach Berlin geschafft wird, dann liegen die Frachtverhältnisse annähernd gleich. Selbstverständlich schwanken sie in einem Jahre mehr oder weniger, aber im Durchschnitt kann man sie als gleichstehend betrachten. Wenn die oberschlesische Kohle auf dem Eisenbahnwege befördert wird, hat sie allerdings mit höherer Fracht zu rechnen. Das ist die Situation. — Die oberschlesische Gaskohle — das will ich noch hinzufügen — ist tatsächlich zum Teil auf dem direkten Eisenbahnwege, zum Teil auf dem kombinierten Eisenbahn⸗ und Wasserwege nach Berlin befördert worden.
Wenn ich mich nach Einholung des Gutachtens des Landes⸗ eisenbahnrats entschlossen habe, im Sinne derjenigen zu entscheiden, die als Gegner der Anträge auf Tarifermäßigung in Oberschlesien auf⸗ traten, so ist dies geschehen, weil ich mir sagte: die Schädigung der Schiffahrtsinteressen ist größer als der Gewinn Oberschlesiens. Die Entscheidung ist mir sehr schwer geworden angesichts der unerfreulichen Tatsache, daß Oberschlesien dadurch bis auf weiteres mit seiner Gas⸗ kohlenversorgung vom Berliner Markt verdrängt worden ist. Aber wir wollen nicht nur Mittelstandspolitik im Munde führen, sondern wir wollen sie auch betätigen. Die Schiffahrtsbevölkerung, die im Dienst der Zuführung der englischen Gaskohle von Hamburg und von Stettin tätig ist und auch bis vor kurzem bei der oberschlesischen Gas⸗ kohle von Kosel nach Berlin tätig war, ist eine so umfängliche, daß die Schädigungen, die ihr durch eine Ermäßigung der oberschlesischen Gaskohlentarife, die den ganzen Transport auf die Bahn gebracht hätte, zugefügt worden wären, außerordentlich schwer gewesen wären. Nun ist die Lage Oberschlesiens für die Kohlenversorgung des Berliner Markts keine besonders ungünstige. Oberschlesien hat den Berliner Markt, auch nachdem die erheblichen Gaskohlentransporte weggefallen sind, fast immer mit der gleichen Quantität bis in das Jahr 1910 hinein versorgt. Die oberschlesische Kohle kommt teils auf dem Wasser⸗, teils auf dem Bahnweg hierher. Es handelt sich immer um Quantitäten von annähernd 2 Millionen Tonnen. Es schwankt in den letzten Jahren zwischen 2 Millionen, 1 900 000, 2 Millionen und 1 956 000 im Jahre 1910. Es ist unverkennbar, Oberschlesien hat in toto am Berliner Markte nicht verloren. Dagegen hat Ober⸗ schlesien dauernd im Laufe des letzten Jahrzehnts, wenn ich nur diesen Zeitraum ins Auge fasse, im Inlandverkehr außerordentlich gewonnen. Die oberschlesische Montanindustrie hat sehr erhebliche Zunahmen zu verzeichnen, insbesondete im Verkehr nach den Ostseeprovinzen, Ost⸗
meue wohlwollend zu prüfen. Die
sichlesien hat in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen. Früher
preußen und Pemmern. Hier ist unter dem Einfluß ganz außer⸗
8
- 88 A1“ 116“ “ 1—
gewöhnlicher Tarifermäßigungen von 30 bis 40 % gegenüber den
normalen Sätzen die Konkurrenz der oberschlesischen gegen die englische Kohle stark gefördert worden. Richtig ist, daß unter dem Einfluß der allgemeinen wirtschaftlichen Depression im Jahre 1909 der Absatz oberschlesischer Kohle nach Oesterreich abgenommen hat, freilich nur im Verkehr nach Galizien und nach Böhmen, nicht nach dem übrigen Desterreich. Das beruht darauf, daß die Oesterreicher es für angezeigt und notwendig gehalten haben, ihre eigenen Kohlenreviere mehr zu bedenken. Die österreichischen Staatsbahnen versorgen sich zurzeit aus⸗ schließlich mit österreichischer Kohle. Wir nehmen an, daß es sich hierbei nur um vorübergehende Erscheinungen handelt. Es sprechen Anzeichen dafür, daß der Absatz Oberschlesiens nach Oesterreich wieder zu⸗ nehmen wird, weil die wirtschaftliche Depression in Oesterreich nicht länger vorhalten wird als bei uns. Ich bin daher zu meinem leb⸗ haften Bedauern nicht in der Lage, in Aussicht stellen zu können, daß die Staatsregierung den Anträgen Oberschlesiens auf Gewährung don Tarifermäßigungen für oberschlesische Gaskohle entspricht. Daß eine solche Entscheidung nur mit einem gewissen Widerstreben erfolgt, das brauche ich nicht weiter zu bestätigen.
Was nun die Wünsche des Herrn Bergrats Remy betrifft, für den Transport von Schwefelsäure Tarifermäßigungen zu gewähren, so ist festzustellen, daß vor Jahren bereits versucht worden ist, die Schwefelsäure, wie es der Herr Vorredner ausgeführt hat, allgemein zu detarifieren, d. h. in der Klassisikation des allgemeinen deutschen Tarifs herunterzusetzen. Dieser Versuch ist leider nicht gelungen, er ist gescheitert an dem Widerspruch der Superphosphatindustrie und der Schwefelsäurefabriken Mittel⸗ und Westdeutschlands. Daun ist der Versuch gemacht worden, durch eine allgemeine Gewährung von allgemeinen Ausnahmetarifen nachzuhelfen. Dieser Versuch ist mißlungen. Es setzte sich ihm ebenfalls ein erheblicher Widerstand im Lande ent⸗ gegen. Der Landeseisenbahnrat hat den Antrag auf Gewährung von Ausnahmetarifen mit allen gegen 5 Stimmen abgelehnt. Es ist nun neuerlich erwogen, nicht sowohl durch allgemeine Ausnahmetarife als durch Ausnahmetarife für bestimmte Verkehrsbeziehungen nachzuhelfen. Ich habe gerade in den letzten Tagen eine Entscheidung getroffen, die den wichtigen Absatz im füdbavyerischen Verkehrsgebiet sichern soll. Ich hoffe, daß sich auf diesem Wege weiteres erreichen lassen wird. Im übrigen kann ich bestimmt versichern, daß die schwierige Lage, in der sich Oberschlesien befindet, von der Staatsregierung durchaus an⸗ erkannt wird. Die preußischen Staatsbahnen können leider im Ver⸗ kehr mit dem umgebenden Ausland, mit Oesterreich und Rußland, in Form von Tarifermäßigungen nur wenig, eigentlich fast garnicht auf⸗ helfen, weil es sich immer nur um kurze Strecken handelt. Um so mehr erkennen wir aber an, daß es erwünscht, unter Umständen sogar notwendig ist, den Absatz Oberschlesiens nach dem Inlande durch Tarifermäßigungen zu fördern, und wie solches bereits in der Vergangenheit geschehen ist, werden wir es auch in der Zukunft bversuchen.
Herr Dr. Ackermann⸗Steitin: Nach diesen Erklärungen kann ich dem Minister nur danken und ihn bitten, diesen Standpunkt fur die Zutunft festzubalten. Ich hoffe, daß auch der Landeseisen⸗ bahnrat diese Interessen ebenso würdigen wird wie bisher.
Graf von Reichenbach⸗Goschüt: Ich möchte für meine engere schlesische Heimat, namentlich im Osten, die Einführung von Schülerkarten auf den Eisenbahnen erbitten. Diese kleinen Städte dort entbehren zumeist der höheren Bildungsanstalten. Es ist aber namentlich für Realschulen ein dringendes Bedürfnis vor⸗ handen. Die Lehrer, Beamten usw., die ihren Aufenthalt dauernd in diesen kleinen Städten nehmen müssen, müssen die Beschulung ihrer Söhne auf dem unbequemen Wege vornehmen, daß sie ihre Söhne nach auswärts geben müssen, während sie bei besserer Eisenbahnverbindung ihre Söhne im Hause behalten könnten. Das würde ihre Geneigtheit, am Orte zu bleiben, erhöhen, so aber haben wir es auch mit einer Art Landflucht zu tun. Auch das nationale Moment würde gefördert werden, es wäre nur erwünscht, wenn in den wenigen kleinen Städten, die höhere Bildungsanstalten haben, eine genügende Frequenz der Schulen gesichert würde. Der Minister würde sich großen Dank verdienen, wenn er das Wohlwollen, das er im vorigen Jahre zum Ansdruck brachte, auch weiterhin in die Praxis übersetzen und sich nicht allein durch fiskalische Rücksichten auf die Selbstkosten bestimmen lassen wollte. Die Absicht, die wirtschaftliche Lage der kleinen Städte dadurch zu heben, daß man in ihnen Erziehungsanstalten, Krankenanstalten usw. errichtet, scheitert daran, daß die Beamten, die dann dort sein müßten, keine angenehmen Schulverhältnisse vorfinden.
Graf von Mirbach: Ich möchte die Eisenbahnverwaltung bitten, eine selbständige Armenpflege für die Angestellten der Eisenbahn ein⸗ zurichten. Ich habe in einem Fall die Armenpflege für die Witwe eines Eisenbahnarbeiters übernehmen müssen. Die unglücklichen Gutsbesitzer dürfen darunter nicht leiden, daß die Eisenbahn⸗ verwaltung nicht für die Armenpflege sorgt. Die Ausdehnung der Staffeltarife bis zur Elbe ist dem erstklassigen ostpreußischen Holz zu gute gekommen; sonst hätte dieses Holz seewärts verfrachtet werden müssen. Gegen die Feuersgefahr längs der Eisenbahnlinien hat man Versuche mit der Anpflanzung eines üppig wachsenden Krautes gemacht, das einen wirksamen Schutz gegen Brände bietet. Die Sache scheint aber etwas eingeschlafen zu sein. Sodann bitte ich den Minister, dem Ostkanal, dem ein Freund meinen Namen beigelegt hat, sein Wohlwollen nicht ganz zu entziehen, und schließlich mache ich darauf aufmerksam, daß der Oberpräsident von Ostpreußen eine Automobilprobefahrt auf den Chausseen gestattet hat, wohlbemerkt keine Wettfahrt. Nach dem Automobilgesetz sind Wettfahrten auf öffent⸗ lichen Straßen verboten, man nennt sie deshalb jetzt einfach Probe⸗ fahrten; ob aber Wettfahrt oder Probefahrt, das ist ganz egal.
Herr von Gwinner: Wir freuen uns der glänzenden Erträge unserer Staatsbahnen, aber ich befürchte, daß wir zu sehr bei der Unterhaltung und Ausrüstung unserer Eisenbahnen sparen. Das hängt zum Teil mit unserer Etatisierung zusammen. Die Einnahmen des vorigen Jahres aus den Eisenbahnen haben um 129 ½ Millionen zu⸗ genommen, die Ausgaben nur um 9 ½ Millionen.⸗ Das ist in hohem Maße erfreulich, aber bei einem richtigen Betriebe soll der Koeffizient etwa zwei Drittel der Einnahmen ausmachen, also hätten bei 129 Millionen Mehreinnahmen 86 Millionen Mehrausgaben sein müssen. Allerdings steigen bei wachsenden Einnahmen die Ausgaben keineswegs in derselben Proportion, ebenso wie umgekehrt die Aus⸗ gaben vielfach gleich bleiben, wenn die Einnahmen sinken, aber ich fürche doch, wir sparen nicht am richtigen Orte. Das hängt allerdings mit der Gesetzgebung und den parlamentarischen Ein richtungen zusammen, denn die Ausgaben sind im Etat größtenteils feugelegt, es kann nicht mehr ausgegeben werden, aber die Aus⸗ gaben müssen dann wenigstens nachgeholt werden. Ich möchte davor warnen, zu viel Geld in den Ausgleichsfonds zu bringen, uns für reicher zu halten, als wir sind, sonst muß der Eisen⸗ bahnminister in einzelnen Jahren plötzlich mit großen Forderungen an den Landtag kommen. Wir haben eingenommen 1908 1910 Mil⸗ lionen, 1909 2029 Millionen, 1910 etwa 2120 bis 2130 Millionen 8 die Einnahme aus dem März steht noch nicht fest —, und für 1911 1 sind 2181 Millionen Einnahmen veranschlagt; wir haben also die 8 Einnahmen alljährlich erhöht, eine hocherfreuliche, für das Gedeihen unseres Landes und Volkas Zeugnis ablegende Erscheinung. Dagegen hahen wir für Betriebsmittel ausgegeben 1907 über 250 Millionen, 1908 200 Millionen, 1909 250 Millionen, 1910 170
Millionen und nach dem Etat für 1911 162 Millionen; ebenso