Ministerium der geistlichen und Unterrichts⸗ angelegenheiten.
Der bisherige Pastor Heinrich Wellhausen aus Heme⸗ lingen ist zum Kreisschulinspektor in Herford und der bisherige Rektor Wilhelm Nötzig aus Oels zum Kreisschulinspektor in Wirsitz ernannt worden.
Königliche Akademie der Künste.
Bekanntmachung. Von dem Herrn Minister der geistlichen und Unterrichts⸗ angelegenheiten ist als Nachfolger für den verstorbenen Architekten, Geheimen Baurat, Professor Carl von Großheim der Königliche Baurat und Stadtbaurat von Charlottenburg Heinrich Seeling in Neubabelsberg vom 1. Juni d. J. ab für den Rest der Wahlperiode des Verstorbenen, d. i. bis Ende September 1912, zum Mitgliede des Senats der Akademie der
Künste berufen worden.
Berlin, den 7. April 1911.
Der Präsident.
J. 5 L. Manzel.
Ministerium des Innern. “
Dem Landrat Abicht ist das Landratsamt im Kreise Westerburg übertragen worden. 8 1 1
Die Stelle des Pathologischen Anatomen bei dem Königlichen Hygienischen Institut in Posen ist zu be⸗ setzen.
Abgereist: Seine Exzellenz der Staats⸗ und Justizminister Dr. Beseler, mit Urlaub nach dem Süden; Seine Erzellenz der Staatsminister und Minister für Landwirtschaft, Domänen und Forsten Dr. Freiherr von Schorlemer, mit Urlaub nach Südtirol.
Richtamtliches. Deutsches Reich.
Preußen. Berlin, 11. April.
8 “
Seine Majestät der Kaiser und Könia hörten gestern im Achilleion auf Korfu die Vorträge des Chefs des Militär⸗ kabinetts, Generals der Infanterie Freiherrn von Lyncker, des Chefs des Marinekabinetts, Admirals von Müller und des Chess des Zivilkabinetts, Wirklichen Geheimen Rats von
Valentinit. 8 11“ 8n 8 — 11“n
Der Königlich sächsische Gesandte Freiherr von Salza und Lichtenau hat Berlin verlassen. Während seiner Ab⸗ wesenheit führt der Legationssekretär Freiherr von Bieder⸗
mann die Geschäfte der Gesandtschafft.
Eb
Laut Meldung des „W. T. B.“ sind S. M. S. „Eber“ am 7. April in Freetown (Sierra Leone), S. M. S. „Bremen“ am 8. April in Pernambuco, S. M. S. „Planet“ gestern in Sydney und S. M. S. „Tiger“ gestern in Tsingtau ein⸗ getroffen.
S. M. S. „Panther“ ist gestern von Kapstadt und S. M. S. „Loreley“ an demselben Tage von Smyrna in See gegangen. “ 11“ 1 11“ Potsdam, 11. April. Ihre Kaiserlichen und König⸗ lichen Hoheiten der Kronprinz und die Kronprinzessin sind nach fünfmonatiger Abwesenheit heute vormittag bei herr⸗ lichem Wetter wieder hier eingetroffen. Zum Empfang hatten sich, „W. T. B.“ zufolge, auf dem Bahnhof Ihre Königlichen Hoheiten der Prinz und die Prinzessin Eitel⸗Friedrich, der Prinz und die Prinzessin August Wilhelm, der Prinz und die Prinzessin Friedrich Leopold von Preußen, die Prinzen Joachim und Sigismund sowie die Prinzessin Viktoria Margarethe von Preußen eingefunden. Nach herzlicher Begrüßung begab sich das Kronprinzliche Paar unter lebhaften Kundgebungen der Bevölkerung im Automobil nach dem Marmorpalais. Die Stadt Potsdam hatte reichen Fahnen⸗ schmuck angelegt.
Oesterreich⸗Ungarn.
Zu Ehren des deutschen Kronprinzen und der Kronprinzessin gaben, „W. T. B.“ zufolge, gestern mittag der Erzherzog Franz Ferdinand und seine Gemahlin ein Frühstück. Nach dem Frühstück machte das Kronprinzliche Pgar der Erzherzogin Maria Annunziata und dem deutschen Botschafter von Tschirschky und Gemahlin Besuche. Abends fand in Schönbrunn Hoftafel statt, in deren Verlaufe der Kaiser Franz Joseph seinen erlauchten Gästen zutrank. Nach der Tafel hielten der Kaiser und das Kronprinzenpaar Cercle, worauf der Kaiser sich von seinen hohen Gästen in herzlichster Weise verabschiedete, die, vom Erzherzog Franz Ferdinand zum Bahnhof geleitet, um 9 Uhr abreisten.
Frankreich.
In der Deputiertenkammer beantragte gestern der Abg. Lefêvre, den Beschlußantrag der Ackerbaukommission über die Abgrenzung der Weinbaugebiete der Cham⸗ pagne auf die heutige Tagesordnung zu setzen. Die Regie⸗ rung erklärte sich, wie „W. T. B.“ meldet, gegen jede Erörte⸗ rung dieser Frage, da sich der Staatsrat bereits mit derselben befaßt habe. Mit 375 gegen 209 Stimmen beschloß die Kammer, bei der angesetzten Tagesordnung zu bleiben.
Rußland. “
Am 14. April findet eine Sitzung des Reichsrats statt, in der der Ministerpräsident Stolypin die Interpellation, be⸗ treffend die Anwendung des Artikels 87 der Grund⸗ gesetze, beantworten wird.
Spanien. 8
Der Ministerrat hat gestern abend eine Sitzung ab⸗ gehalten, in der er sich hauptsächlich mit der Marokkofrage beschäftigte. 3
Ein im Ministerium des Aeußern eingegangenes Tele⸗ gramm aus Tanger besagt laut Meldung des „W. T. B.“, daß am 3. d. M. ein blutiger Kampf unter den Mauern von Fes stattgefunden habe, in dem die Mahalla
unterlegen sei. Türkei.
In der Deputiertenkammer beantragte während der Debatte über den Etat der Generaldirektion der Posten und Telegraphen der Großwesir die Umwandlung der General⸗ direktion in ein Ministerium zum Zwecke einer besseren Organisation des Postdienstes, durch welche die Auf⸗ hebung der fremden Posten ermöglicht würde. Der Antrag
wurde, wie „W. T. B.“ meldet, mit 118 gegen 16 Stimmen angenommen.
— Vom „W. T. B.“ verbreiteten Meldungen zufolge, die aus dem Aufstandsgebiet in Cetinje eingetroffen sind, ist es den Rebellen gelungen, verschiedene Positionen wieder zu erobern und die Truppen bis nach Suki im Kastratigebiet zurückzuwerfen, wobei sie einen Teil ihres Trains verloren. Durch eine Um⸗ gehungsbewegung soll es den Aufständischen gelungen sein, die Ver⸗ bindung zwischen den Truppen und Skutari abzuschneiden. Sie setzten Kopliku in Brand und verhinderten in Sdrebesch am Skutarisee die Landung von 400 aus Skutari angekommenen Nizams. Nach einer heute vorliegenden Meldung aus Konstantinopel haben sich die Aufständischen auf die Kunde von dem Anmarsch eines Regiments aus der Umgebung der Befestigungen im Kastratigebiete zurückgezogen. Ihre Stellungen bei Kurndere sind durch Artilleriefeuer zerstört worden.
1II11““ Griechenland. b
Der König der Hellenen ist, „W. T. B.“ zufolge, gestern vormittag an Bord des Panzerschiffes „Spetzsai“ im Hafen von Korfu eingetroffen. Der König nahm an Bord die Meldung der Kommandanten der drei deutschen Schiffe entgegen und wurde an Land von den Spitzen der griechischen Behörden begrüßt. Sodann begab sich der König in den Königspalast, wo ihm der Generaladjutant von Scholl die Grüße des Deutschen Kaisers überbrachte. 1X““ Amerika.
Das amerikanische Marinedepartement hat, „W. T. B.“ zufolge, das Programm für die angekündigte Kreuzfahrt des Geschwaders in der Ostsee veröffent⸗ licht. Danach soll das Geschwader deutsche Häfen einschließlich Kiel sowie dänische, schwedische und russische Plätze besuchen, während alle vier Divisionen der atlantischen Flotte während der Monate Oktober, November und Dezember im Mittelmeer kreuzen sollen.
1 Asien.
Wie ns „Reutersche Bureau“ aus Perim meldet, Perlchte Eingehorene, die aus dem Innern dort angekommen lind, paß ecne türkische Truppenabteilung von 1800 Mann ducech eine Kriegslist ihrer Gegner vernichtet worden sei. Naderi soll vor 12 Tagen genommen worden sein. Von den dort liegenden drei türkischen Regimentern sollen nur 15 Mann entkommen sein. Nur El Taig und Sana würden noch von den Türken gehalten.
— Das russische Konsulat in Charbin hat, „W. T. B.“ zufolge, gegen die von den chinesischen Behörden erlassenen Bestimmungen, die nur die von den chinesischen Behörden gestatteten Kreditgeschäfte zwischen Chinesen und Ausländern gesetzlich anerkennen, Protest erhoben, weil sie
im Widerspruch mit dem Vertrage von 1881 ständen.
81 Parlamentarische Nachrichten.
Nach dem vorläufigen amtlichen Wahlergebnis sind bei der Reichstagsersatzwahl im Wahlkreise Berlin 4 ins⸗
“ —
gesamt 72 696 gültige Stimmen abgegeben worden. Davon haben der Kassenbeamte Otto Büchner⸗Berlin (Soz.) 69 872, der Reichsgraf von Oppersdorff⸗Berlin (Zentr.) 1827 und Nowicki⸗Posen (Pole) 718 Stimmen erhalten. Zersplittert waren 279 Stimmen. Büchner ist somit gewählt. * 88
Dem Landtag ist der 62. Bericht der Staatsschulden⸗ kommission über die Verwaltung des Staats⸗ schuldenwesens zugegangen. Nach diesem betrug die preußi⸗ sche Staatsschuld am 31. März 1909 8 744 771 735 ℳ. Im Laufe des Etatsjahres 1909 traten an 4 prozentigen Konsols (270 Millionen Mark), 3 ½ prozentigen Konsols (310 Millionen Mark) und unverzinslichen, auf Grund von Anleihegesetzen ausgegebenen Schatzanweisungen (100 Mil⸗ lionen Mark) insgesamt 680 000 000 ℳ hinzu, während 24 983 696 ℳ durch Tilgung in Abgang kamen; im ganzen vermehrte sich also die Staatsschuld im Etatsjahre 1909 um 655 0 6304 ℳ, sodaß sie sich am 31. März 1910 auf 9 399 788 039 ℳ stellte. Zur Bestreitung der Ausgaben der Staatsschuldenverwaltung im Etatsjahre 1909 (Verzinsung, Tilgung und sonstige Ausgaben) waren Mittel im Gesamt⸗ betrage von 374 893 184 ℳ nötig; an laufenden (und rück⸗ ständigen) Zinsen waren 321 606 628 ℳ zu zahlen.
8
8 Setatistik und Volkswirtschaft.
Zur Taubstummenstatistik in Preußen am 1. Januar 1911.
Durch die vom Bundesrat für das Deutsche Reich am 12. De⸗ zember 1901 angeordnete fortlaufende statistssche Aufnahme aller taub⸗ stummen Kinder im schulpflichtigen Alter ist im Königlich preußischen Statistischen Landesamt festgestellt worden, daß in Preußen am 1. Januar 1911 in 48 Taubstummenanstalten und ⸗schulen Taub⸗ stummenunterricht erteilt wurde. Von diesen Unterrichtsanstalten befanden sich in den Provinzen Ostpreußen 3, Westpreußen 3, Berlin 2, Brandenburg 4, Pommern 3, Posen 3, Schlesien 4, Sachsen 5, Schleswig Holstein 1, Hannover 4. Westfalen 4, Hessen⸗ Nassau 3 und in der Rheinprovinz 9. Im Besitze des Staats war nur eine Anstalt (in Berlin) während den Provinzen 35, den Bezirks⸗ verhänden 2, den Städten 4 und Wohltätigkeitsvereinen 6 Anstalten gehörten. Internate wurden 20 gezählt, darunter 13, die zuͤgleich mit einem Externate verbunden waren; Externate waren außerdem 26 vorhanden, und 2 städtische Schulen fur Taubstumme befanden
sich in Berlin und Danzig. Die Zahl der Lehrkräfte mit Einschluß
„ 8 “ 8 — 85 der Direktoren dieser Anstalten rug am 1. Januar (426 m., 84 w.) und stieg auf 595 (482 m, 113 w.) am 1903 80 1911. Unter ihnen befanden sich 413 ordentliche Lehrer ut 86 kebrerinnen, 51 “ und 18 Hilfslehrerinnen, 7 technich Lehrer un technis Lehrerinnen sowie 11 männ 8 9 3 8 88
ie der von diesen äften unterrichteten Schüler sich auf 4839 (2661 m., 2178 w.). Davon güctele Internate 1377 (739 m., 638 w.), im Externate 2765 (1553 1212 w.); als Schulgänger besuchten 697 (369 Knaben und Mädchen) den Unterricht in den Taubstummenanstalten und ⸗sch Im Jahre 1903 waren 745 taubstumme Schüler weniger in dies Anstalten vorhanden; ihre Anzahl belief sich auf 4094 (2267 1 1827 w.); damals lebten auch weniger im Internate, nämlich 1197 ebenso im Externate, 2286; auch die Zahl der Schulgänger ma⸗ kleiner, sie betrug 681 gegen 697 im Jahre 1910. Der A 2 von Schülern belief sich im Jahre 1910 auf 551 (306 m., 245 m., wovon 12 (9 m., 3 w.) gestorben, 1909 auf 743 (414 m., 329 w wovon 12 (5 m., 7 w.) gestorben, 1908 auf 509 (302 m., 207 w. wovon 16 (8 m., 8 w.) gestorben, 1907 auf 447 (243 m., 204 n.⸗ wovon 14 (5 m., 9 w.) gestorben, 1906 auf 717 (376 m., 341 w. von denen 18 (8 m., 10 w.) gestorben, 1905 auf 516 (266 m. 250 w.), von denen 16 (10 m., 6 w.) gestorben, 1904 auf 5433 (322 m., 213 w.), von denen 24 (14 m., 10 w.) gestorben, 1903 anf 418 (239 m., 179 w.), von denen 11 (5 m., 6 w.) gestorben, und 1902 auf 391 (220 m., 171 w.), von denen 17 (9 m., 8 w.) ge
storben sind.
Außer den Nachrichten aus den Taubstummenanstalten un -schulen gehen dem Statistischen Landesamt noch aus jedem Ort⸗ der Monarchie Nachweise uͤber solche taubstumme Kinder zu, welche in das schulpflichtige Alter getreten sind, aber noch keinen Tauk⸗ stummenunterricht erhalten. Die Gründe dafür sind verschieden In der Mehrzahl der gemeldeten Fälle war die Aufnahme in eine Taubstummenanstalt beantragt oder auch bald nachher erfolgt, i einigen wegen Krankheit des Kindes aufgeschoben; in wenigen Fälla mußte, weil die Taubstummheit mit Geisteskrankheit, Idiotie oder Siechtum verbunden war, die Aufnahme des betreffenden Kindes überhaupt unterbleiben, da ein Erfolg des Taubstummenunteriichtt nicht in Aussicht gestellt werden konnte. So wurden im Jahre 1903 — in dem ersten Jahre dieser Erhebung — 866, 1904 360, 1905 430, 1906 357, 1907 424, 1908 394, 1909 410 und 1910 473 taubstumme Kinder im gesamten Staate ermittelt, die in dem betreffenden Jahre das schulpflichtige Alter erreicht hatten, aber noch nicht einer Taub⸗ stummenanstalt oder ⸗schule überwiesen waren. (Stat. Korr.)
Zur Arbeiterbewegung.
Zur Lohnbewegung der Handelsgärtner in Groß⸗Berlir (vgl. Nr. 80 d. Bl.) teilt die „Voss. Ztg.“ mit: Die Arbeitsnieder⸗ legung, die am Sonnabend in einem Teil der Betriebe erfolgte, hat st im Laufe des gestrigen Tages weiter ausgedehnt. Es befinder
im Ausstande 250 Gehilfen in 60 Betrieben, während 45 Firmen, die 150 Gehilfen beschäftigen, die Forderungen bewilligt haben. Unter diesen Firmen befinden sich zwei Großgärtnereien in Charlottenburg und sechs größere Betriebe in Zehlendorf, die allein zusammen 80 Ge⸗ hilfen beschäftigen. Die Großgärtnerei von A. Koschel in Lichtenberg hat noch nicht bewilligt, es stehen noch 48 Gärtner im Ausstande, während mit einer Anzahl Gärtnereien Verhandlungen angebahnt sind, die dem Abschluß nahe sein sollen
Die Schiffsbauer, Schiffszimmerer, Nieter, Stemmer
und Winkelschmiede der Schichauwerft in Danzig, etwa 700 Mann, haben, wie der „Voss. Ztg.“ telegraphiert wird, be⸗ schlossen, wegen Lohnstreits in den Ausstand zu treten. Eiwa 1200 in anderen Betrieben beschäftigte Arbeiter gedenken, die Arbeit fort⸗ zusetzen. Zur Unterstützung des schon 15 Wochen währenden Werkzeung⸗ schlosserstreiks in Lüdenscheid haben, wie die „Köln. Zeg.“ meldet, auf Anordnung des Metallarbeiterverbandes bei drei Firmen 112 organisierte Arbeiter gekündigt; meitere sollten gestern folgen Die Gefahr eines allgemeinen Ausstandes oder einer allgemeinen Ans⸗ sperrung ist nähergerückt.
In Koblenz ist nach demselben Blatte ein Ausstand de Maler⸗ und Anstreichergehilfen dadurch hervorgerufen worden, daß die Meister die allgemeine Lohnerhöhung um 3 ₰ für die Stunde, die im vorigen Jahre durch ein unpartelisches Schiedsgericht aus⸗ gesprochen worden ist, abgelehnt haben.
In Mainz sind, wie die „Frkf. Ztg.“ mitteilt, die Holz⸗ arbeiter und Holzbildhauer in eine Lohnbewegung eingetreten. Sie kündigen vom 1. Mai ab den seit 1906 bestehenden Tarisvertrag. Es wird ein vierjähriger Tarisvertrag, Lohnaufbesserung und Ver⸗ kürzung der Arbeitszeit gefordert.
Wie die Wiener Blätter melden, wurde gestern abend in eine Versammlung der Wiener Stückmeister der Herrenkleider⸗ branche, der auch die Verteter der mit den Stückmeisten solidarischen Gehilfenschaft beiwohnten, beschlossen, heute in der Ausstand einzutreten. Es kommen mehr als 1000 Stäckmeister und mehrere tausend Gehilfen in Betracht.
Aus St.⸗Nazaire wird dem „W. T. B.“ gemeldet, daß der Ausstand der dortigen Dockarbeiter einen beunruhigenden Charakter annimmt. Die Streikenden verübten auf dem Bahnhof größen Ruhestörungen. Am Nachmittag kam es zwischen Ausständigen und der zur Verstärkung der Gend armerie eingetroffenen berittenen Jägerschwadron zu einem Zusammenstoß. Sämtliche zu der Hafenkais führenden Straßen wurden militärisch besetzt.
In Genf traten, wie die „Voss. Ztg.“ erfährt, die Schneider nach einer gestern abgehaltenen⸗Versammlung in den Ausstand. 1
Kunst und Wissenschaft.
A. F. In der letzten Fachsitzung der Gesellschaft für Erdkunde sprach der Professor Dr. K. Kretschmar über seine Studien zur Geschichte der Erdkunde auf französischen Bibliotheken. Der Redner ist als Verfasser einer Geschichte der Entdeckungen von Christoph Columbus bekannt, die er gelegentlich der Vierhundertjahrfeier der Entdeckung Amerikas im Auftrage der Ge⸗ sellschaft für Erdkunde im Jahre 1892 verfaßt hat und die in einer Prachtausgabe damals erschienen ist. Die ausgezeichnete Arbeit gab später dem Gesellschaftsvorstande Anlaß, Professor Krerschmar zur Uebernahme eines größeren Werks aufzufordern und ihn einzuladen, eine „Geschichte der Erdkunde“ zu schreiben. Der bewährte Forscher bat dem ehrenvollen Ruf Folge geleistet und ist seitdem, aus den Mitteln der Karl Ritter Stiftung gefördert, mit der übernommenen Arbeit be⸗ schäftigt, die ihrer Vollendung entgegengeht und der Wissenschaft wertvolle Bereicherung verheißt. Es verstand sich infolge dieses Auf⸗ trags von selbst, daß er in den letzten Jahren die Bibliotheken und Archive der europäischen Kulturwelt eifrig durchforscht und alle sich vorfindenden Geschichtsquellen auf ihren Wert für seine Arbeit unter⸗ sucht hat. Er ist voll Lobes über die hobe Sorgfalt, die man in faft allen Städten Italiens bis herab zur kleinsten auf die Erhaltung alter und ältester Urtunden verwendet, woran sich alle Länder ein Beispi nehmen können, nicht am wenigsten auch unser deutsches Vaterland, we man nicht immer sich des Wertes der gern so genannten „alten Scharteken“ bewußt ist. Zum Glück ist es damit bei uns neuerdings viel besser geworden, seit einige wertvolle Funde von sich haben sprechen machen. Es war der Göttinger Professor Dr. Hermann Wagner, der für die Arbeit des Vortragenden wichtige und dankenswerte Vorarbeit in Form einer Razzia durch die deutschen Bibliotheken geleistet, dabei u. a. wichtige Funde in der Breslauer Stadtbibliothek gemacht und in der Bibliothck des Fürsten von Waldburg das Kleinod einer Sammlung erster Ranges ans Licht gezogen hat. In Frankreich fließen die Quellen in den Frovinzlalstädten etwas sparsam. Es gibt recht wertvolle Archive in Nancy, Reims, Tours, Orléans usw., Sammlungen verschierenen Umfanges und verschiedener Bedeutung Alle entbalten interessante Geographica alte Druck⸗, alte und älteste Kartenwerke; aber sie leiden ohne Ausnahme, ebenso wie die sie an Umfang und Wert natür c
bedeutend übertreffende Pariser Sammlung, an dem Uebelstande, daß keine Kataloge vorhanden sind. Solange in Paris ein so aus⸗ gezeichneter, genau und allseitig unterrichteter und gefälliger Bibliothekar die Leitung hatte wie Gabriel Marcel, der im Januar 1909 starb und als hervorragender Spezialift auch zu den korre⸗ spondierenden Mitgliedern der „Berliner Gesellschaft für Erdkunde⸗ zählte, war der genannte Mangel zu verschmerzen. Zurzeit aber ist es schwierig, aus dem großen Reichtum der Pariser Bibliothek die Sachen herausgesucht zu bekommen, bei denen ein Interesse des Spezial⸗ forschers vorauszusehen ist. Man ist ganz auf sich selber angewiesen, was dann besonders zeitraubend ist, wenn man gleich dem Vor⸗ tragenden mehr nach Texten als nach Karten sucht, von denen bei dem Mangel eines Verzeichnisses die große Mehrzahl unbekannt und literarisch nicht verwertet ist. Großartig ist die Pariser Sammlung von Globen, namentlich solcher von Kosmographen des 16. Jahr⸗ hunderts, wie Martin Behaim; denn wenn dieselben auch meist spärlich von Ergänzungsschriften begleitet sind, so genügen ja die von Jahreszahlen ihrer Herstellung begleiteten Globen an sich, um zu zeigen, wie um diese Zeit, wo die Entdeckungen auf der westlichen Halbkugel in beständigem Fluß waren, sich die Entdecker und die Geo⸗ graphen die Welt auslegten. Bezeichnend hierfür ist, daß der große und bei weitem inhaltreichste Nürnberger Globus von Johannes Schöne, der 90 cm an Durchmesser hält, die Legende trägt, daß er am 29. September 1520 endgültig beendet sei. Tatsächlich brachte um diese Zeit fast jeder Tag die Kunde neuer Entdeckungen und Fest⸗ stellungen in der Neuen Welt. In der Pariser Sammlung befinden sich, außer den beiden genannten, noch wertvolle Globen von 1523 und 1534, sowie vorgedruckte Globenstreifen zu nicht in Kugelgestalt montierten Globen, welche zur Befriedigung des Vortragenden das Kopieren in viel kürzerer Zeit als das Abzeichnen vom Globus gestatteten. Professor Kretschmar knüpfte hieran eine Reihe von Mitteilungen, zu einem Teil durch die Vorlage von ausgezeichneten Kopien alter Kartenbilder erläutert, die man ihm in den verschiedenen Sammlungen, nächst Paris in Frankfurt a. M., in der Großherzoglichen Bibliothek zu Weimar, in der Bibliothek des Fürsten Waldburg und in der des Fürsten Liechtenstein in Wien in beliebiger Form zu kopieren erlaubt hatte. Die interessantesten dieser Mitteilungen seien nachfolgend mit⸗ geteilt: Es ist hekannt, daß Columbus und noch mehrere Entdeckungs⸗ reisende nach ihm, in der durch den Astronomen und Geographen
tolemaeus aufgestellten, irrigen Vorstellung befangen waren, daß die
ntfernung von der europäischen Westküste bis zur asiatischen Ost⸗ käste 225 Längengrade betrage, während sie tatsächlich ungefähr nur die Hälfte davon ausmacht, und daß es auf diesem Irrtum wesentlich beruhte, wenn Columbus Guanahani und später Cuba für einen Zubehör von Indien hielt und die entdeckten Inseln desbalb „Westindien“ benannte. Aber nicht so genau bekannt ist, daß Columbus bis zu seinem 1506 erfolgten Tode über seinen Irrtum nicht belehrt worden ist, ja daß er, im November 1502 auf seiner vierten und letzten Reise im Golf von Panama tatsächlich zum amerikanischen Festlande gelangend, nicht anders glaubte, als daß er an der Halbinsel Malakka angelangt sei. Es ergibt sich hieraus die recht wunderliche Folgerung, daß Columbus, zwar von aller Welt als der Entdecker des ganz neuen Weltteils Amerika ge⸗ feiert, dies niemals selber gewußt und die ganze Größe seiner Ruhmestat nicht gekannt hat. Was den Namen „Amerika“ angeht, so belehrte hierüber ein vorgelegtes Kartenblatt des bekannten Florentiner Geographen Amerigo Vespucci aus dem ersten Viertel des. 16. Jahrbunderts, nach dem durch Umwandlung seine; Vor⸗ namens das Wort „Amerfka“ gebildet sein soll, wie bisber vielseitig angenommen wird. Das ist unrichtig: Der Name „America“ (so ge⸗ schrieben) findet sich vielmehr auf einer ziemlich phantastischen Vespuccischen Karte Südamerikas, die eine Menge neuer Namen enthält, für ein Gebiet eingetragen, das sich ungefähr mit Argentinien und deckt. Es bleibt immerhin unaufgeklärt, wie, hieran anknüpfend, der Name „Amerika“ dem ganzen Erdteil gegeben und allgemein angenommen wurde. — Aus der sich an den Vortrag schließenden Befragung des Redners ging hervor, daß man wichtige Aufschlüsse von seiner Arbeit erwartet, u. 9. bezüglich der Rolle, welche die Araber in der Besiedlung von Westafrika gespielt haben. Es wurde hierbei durch Herrn Staudinger auf merkwürdige Beziehungen aufmerksam gemacht, die frühzeitig (im 14. Jahrhundert) zwischen Dieppe und Rouen einerseits und der west⸗ afrikanischen Küstenschiffahrt bestanden haben sollten. Die Frage, wie man gerade darauf gekommen, die kleine Insel Ferro zum Ausgangspunkt der Meridianzählung zu machen, 2b hierbei die Vorstellung der Kanarischen Inseln als „Inseln der Seligen“ mitgewirkt, beantwortete der Redner in ihrem zweiten Teil verneinend; Ferro sei als der damals westlichst gelegene Besitz Spaniens gewählt worden.
In der allgemeinen Sitzung der Gesellschaft für Erd⸗ kunde vom 8. April legte der Vorsitzende, Geheimer Bergrat Wahnschaffe eine Wandkarte des Osmanischen Reichs vor, von W. von Diest und D. M. Groll entworfen, die sich durch die erfolgte Aufnahme der Ergebnisse aller neueren Einzelforschungen und durch außerordentliche Schärfe und Klarheit auszeichnet. Sie zeigt bereits die Bagdadbahn, soweit betriebsfähig, und angedeutet auch die Trasse der noch zu erbauenden Strecke, einschließlich des An⸗ schlußgliedes Bagdad —-Koweit. Den Vortrag des Abends bielt der Regierungsbaumeister Ernst Boerschmann über „Drei Jahre Forschungsreisenin China“. Der Redner war zuerst im Jahre 1903 im „Reiche der Mitte“ und brachte von dort interessante Blätter chine⸗ fischer Architekturen heim. Wenige Jahre später empfing er regierungs⸗ eitig den Auftrag zu einer Reise nach China behufs eingehenden Studiums chinesischer Baukunst. Er brachte die Jahre 1906—09 dort zu und benutzte diese Zeit, um, von Peking ausgehend, die westlich sich an die Provinz Petschili anschließende Provinz Schansi zu besuchen und hierauf das durch den nordfüdlich gerichteten Lauf des Hoangho von Schansi getrennte Schensi. Sich südwestwärts wendend, wurde alsdann Szetschuan aufgesucht, das vom Pangtse⸗ kiang durchflossen ist, und nun stromaufwärts, wo vorber stromabwärts der linke Nebenfluß Min des Yangtse befahren worden war, ein rechter Nebenfluß des Stromes auf einer sehr weiten Strecke, die Provinz Hunan berührend, als Reiseweg benutzt. Die Fahrt brachte in die Nabe des Westflusses, der sich bei Canton in Südchina ins Meer ergießt. Auf ihm wurde die Reise zu der genannten großen Handelsstadt fortgesetzt und endlich nach Norden jur Mündung des Pangtse nach Schanghai zurückgekehrt. Einen langen Auf⸗ enthalt zur Ordnung seiner Sammlungen und Abfassung seines Berichts nahm der Redner dann an einem der schönsten Punkte der Erde, dem See Hangchau, dessen Abfluß sich in eine Bucht ergießt, die wenig südlich der Pangtsemündung sich weit ins Land hineinstreckt. Regierungsbaumeister Boerschman st nach den zahlreichen, aber im Verhältnis zur Gesamtzahl seiner photographischen Aufnahmen, die einige tausend betragen, doch ver⸗ chwindend wenigen Bildern, die er vorführte, äußerst fleißig gewesen, um ein erschöpfendes Bild chinesischer Baukunst zu liefern. Natürlich begnügte er sich nicht damit, die Pborographie in seine Dienste zu nehmen, sondern entwarf von irgend bervorragenden Bauwerken, vor allem von den ausgedehnten Tempeln auch die Grundrisse und zeichnete, wo immer es zu klarem Verständnis nötig war, auch andere Einzelheiten. Diese auch in Lichtbildern zahlreich vorgeführten sorgfältigen Handzeichnungen sind usnahmslos dazu angetan, das Auge des Kenners zu erfreuen. Herr Boerschmann hat in seinem dreijäbrigen Aufenthalt in Chira zugleich tiefe Ein⸗ blicke in das Volksleben und die Volksseele getan. Er gab davon in der Einleitung zu seinem Vortrage Zeugnis. Die Schönheit der Natur, namentlich im Innern des Landes, den sorgfältigen Anbau, die Herrlichkeit der Bauten an erhabenen Punkten fand er weit über seine Erwartung, und er hat es verstehen gelernt, daß die Chinesen sich die Dreibeit „Fruchttagender Boden, Wasser und Sonne“ als Götter verkörpern; denn diese Dreiheit ist in Wahrheit die
elle ihrer Wohlfabrt. — Der Redner ließ, von Peking beginnend, seine Zubörer mit ihm durch China reisen. Der Umgebung von Peking, den Tempeln auf der westlich der Stadt
aus der weiten, sich bis zum Meere erstreckenden Ebene aufsteigenden
8s 8
Bergkette, den nordöstlich auch
Kraft. (Vergl. „
am Gebirge unter dem Schutz der hohen Grenzmauer gelegenen Gräbern der gegenwärtigen Dynastie waren die ersten Bilder gewidmet. Dann ging es weiter nach Maß⸗ gabe des oben wiedergegebenen Reiseprogramms, und immer mußten die Zuhörer dem Redner recht geben, wenn er auf besondere land⸗ schaftliche Schönbeiten, auf die Pracht der Pagoden⸗ und Tempel⸗ bauten, vor allem aber auf die künstlerische Auswahl auf⸗ merksam machte, die für die Standorte der mächtigen Bau⸗ werke in längst vergangener Zeit schon getroffen worden ist. Das gebirgige Gelände von China besitzt eine Anzahl isolierter, hoher Kegelberge. Es trifft sich seltsam, daß jede der vorgenannten Provinzen eben je einen davon besitzt. Jeder dieser Berge, darunter einer, der bis 3000 m ansteigt, ist ausersehen worden, ihn durch ausgedehnte Tempelbauten zu krönen. Natürlich waren diese Berge, u. a. der Oni Shan und der Huashan (in Schensi), Reiseziele des Vor⸗ tragenden. Von ihnen gilt im besonderen das über die nalerischen Standorte von Prachtbauten Gesagte. Es ist an dieser Stelle nicht möglich, Einzelheiten dieser auch durch die Gediegenheit der Photographien ausgezeichneten Bilder zu bringen. Gesagt darf noch werden, daß jede Einseitigkeit vermieden und eine erfreuliche Abwechslung der Bilder herbeigeführt war. Man bekam ebenso Einblick in die Reiskultur des Landes und die mit ihr zusammenhängende Bewässerung, bewirkt z. B. durch ungeheuere Schöpfräder, als in den Verkehr auf Flüssen und Strömen und in dem Hafen von Canton. Die Krönung der Lichtbildervorführungen brachte zum Schluß ein Wandelpanorama von jenem See in der Nähe der Pangtsemündung, der schönste Natur mit reichstem Anbau und emer Umrahmung von Prachtbauten aller Art verbindet. — Großer Beifall belohnte den Redner, dem mit Recht der Vorsitzende dankend bestätigte, daß er uns China von bisher unbekannt gewesenen Seiten kennen gelehrt habe.
Der Geheime Hofrat Dr. Königshöfer, Professor für Augen⸗ heilkunde an der Tierärztlichen und Technischen Hochschule in Stutt⸗ gart, ist, „W. T. B.“ zufolge, gestorben. 5— 8
Literatur.
Von der Geschichte der Kunst aller Zeiten und Völker
von Geheimrat Professor Dr. Karl Woermann liegt jetzt der dritte, das ganze Werk abschließende Band vor (Verlag des Biblio⸗ graphischen Instituts in Leipzig und Wien; jeder Band in Halb⸗ leder 17 ℳ). Er behandelt die Kunst der christlichen Völker om 16. bis zum 19. Jahrhundert und schließt sich den beiden vor⸗
ausgegangenen Bänden, was den Text wie das reiche Bildermaterial anlangt, würdig an. Der bekannte Dresdner Kunstgelehrte beherrscht den in diesem Werke verarbeiteten reichen Stoff nicht nur wissenschaftlich; er vereint in sich mit dem Gelehrten den Kunstkenner von weitem Blick und feinem Kunstverständnis und darf zugleich als ein Meister lebensvoller, volkstümlicher Darstellung gelten. Die Vereinigung dieser Eigenschaften in dem Autor hat seine Kunstgeschichte mit so mannigfachen und ausgeprägten Vorzügen ausgestattet, daß ihr unter allen ähnlichen Werken eine hervorragende Stelle eingeräumt werden muß. Wie die Zuverlässigkeit der tatsächlichen Angaben außer weifel steht, zeichnet sich das ästhetische Urteil durch Feinheit und
Schärfe und zugleich durch eine heute leider so selten gewordene sachliche Ruhe aus, die von engherziger, auf bestimmte Kunstdogmen eingeschworener Parteilichkeit ebenso frei ist, wie von jener schwächlichen, die Wert⸗ und Größenverhältnisse verwischenden Pseudoobjektivität. Gegenüber dem neuerdings mit Schärfe vielfach betonten Gegensatz von „Kunst⸗ und Künstlergeschichte“ vertritt der Verfasser einen ver⸗ mittelnden Standpunkt. Er meint, daß hier schließlich eine grund⸗ sätzliche Verschiedenheit der Weltanschauung in Frage stehen mag, daß aber eine sachliche Notwendigkeit, den Gegensatz so scharf zu fassen, nicht vorliege, denn schließlich würden Kunstgeschichten beider Arten, richtig erfaßt, zu demselben Ergebnis gelangen. Wenn das theoretisch auch richtig sein mag, sind wir dem Verfasser doch dafür dankbar, daß er selbst in seiner Darstellung einen Mittelweg eingeschlagen hat und hinter der Klarlegung der entwicklungsgeschichtlichen Zusammenhänge, des biologischen Werdegangs, die Persönlichkeiten der Künstler nicht verschwinden ließ. Ganz ausgezeichnet sind auch in diesem Bande die zahlreichen, dem Text beigefügten Bilder. Die Auswahl ist sehr geschickt getroffen, sie ist überaus reich (328 Text⸗ bilder, 12 Tafeln in Farbendruck und 46 Tafeln in Tonätzung und Holzschnitt) und die Ausführung der Bilder ist musterhaft. Dem werwollen Werk ist die weiteste Verbreitung zu wünschen.
Gesundheitswesen, Tierkrankheiten und Absperrungs⸗ maßregeln.
Norwegen. Durch eine Verordnung des Königlich norwegischen Justiz⸗ und Polizeidepartements vom 4. d. M. sind sämtliche bisher noch als choleraverseucht angegebenen Orte für cholerafrei erklärt worden.
In der gleichen Verordnung sind die Städte Odessa in Rußland und Port of Spain auf der Insel Trinidad in Westindien für pest⸗ verseucht erklärt worden.
China.
Der Kaiserliche Konsul in Tschifu hat unterm 4. v. M. folgende Verordnung erlassen: Auf Grund der Verordnung vom 14. Februar 1911 Nr. 336 wird hiermit bekannt gegeben, daß alle mit Passagieren von Tientsin in Tschifu einlaufenden deutschen Seeschiffe für einen Zeitraum von sieben Tagen, Tag der Abfahrt mit eingerechnet, in Quarantäne gelegt werden, sofern der Hafenarzt dies an⸗ ordnet. 2 tritt mit dem Tage seiner Verkündigung in Kra ⸗Anz.“ vom 22. v. M., Nr. 70.)
Haag, 10. April. (W. T. B.) Der Hauptherd der Pest auf Java ist nach amtlicher Meldung Batoc (Distrikt Malang in der Provinz Pasceroean) und Umgebung. Im Distrikt Karanglo hat die Pest stark abgenommen. Der Reisendenverkehr von und nach den pestgefährlichen Gegenden hat während der letzten 14 Tage ge⸗ stockt, der Warentransport wird teilweise aufrecht erhalten.
Verkehrswesen. In Friedrichsfelde, Deutsch⸗Südwestafrika, ist am 4. April eine Telegraphenanstalt für den internationalen Verkehr eröffnet worden. Friedrichsfelde liegt etwa 13 km östlich von Karibib. Die Wortgebühr für Telegramme nach Friedrichsfelde ist dieselbe wie für Telegramme nach den übrigen Anstalten des Schutzgebietes. Sie beträgt gegenwärtig 2 ℳ 75 ₰.
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In Dodoma in Deutsch⸗Ostafrika ist am 4. April eine Telegraphenanstalt für den internationalen Verkehr eröffnet worden. Dodoma liegt an der Zentralbahn zwischen Mpapua und Kilimatinde. Die Worttaxe für Telegramme nach Dodoma ist die⸗ selbe wie für Telegramme nach Daressalam.
Theater und Musik.
Neues Königliches Operntheater. Im Neuen Königlichen Ovperntheater führten die Schlierseer Sonnabend „In der Sommerfrisch'n“, eine Posse von reher und Rauchenegger, auf, mit der sie vor einer Reihe von Fahren im Berliner Theater einen lebhaften Erfolg erzielt hatten. Dieser erneuerte sich auch jetzt wieder. Terofal als Münchener Rentner, der in einem Gebirgsdorf mit den Bauern in allen möglichen Beschäftigungen und Künsten wetteifern will und von ihnen weidlich zum besten gehalten wird, ist von so überwältigender Komik, daß auch der Griesgrämlichste über ihn lachen muß. Ihm standen Anna und “
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Pleithner, Schuller und andere mit der bei den Schlierseern übli Frische und Spielfreudigkeit zur Seite. Das Haus war sehr gut besucht und spendete lebhaften Beifall.
Schillertheater O. (Wallnertheater).
Die Bühne in der Wallnertheaterstraße brachte am Sonnabend zwei bekannte Werke von Arthur Schnitzler. Mit dem dreiaktige Schauspiel „Liebelei“ wurde der Abend eröffnet, der Einatter „Literatur’ schloß sich ihm an. Es war dies um so interessanter, als das erstere in dem Milieu des leichtblütigen Wiener Lebens eine ergreifende Tragödie des Alltags hineinklingen läßt, während der letztere in witziger, heiterer Form und mit geistreichen nee die literarische Welt der Künstler derjenigen des Sports gegenüberstellt und dadurch einen wirksamen Gegensatz zu dem vorhergegangenen ernsten Stück schafft. Die Darstellung war unter Herrn Hans Kaufmanns Regie durchaus gelungen. Von den Mitwirkenden tat sich besonders Frau Else Wasa in beiden Stücken hervor. Sie traf in beiden den rechten Ton, was um so mehr anzuerkennen ist, als sie in „Liebelei“ (als Christine) eine tiefernste Rolle und in „Literatur“ (als Margarethe) die einer lebenslustigen Schriftstellerin durchzuführen hatte. Auch die Damen Kriß und Gundra sowie die Herren Wiene, Jwald, Bildt und Noack waren durchaus an ihrem Platze. Herrn Wienes Leistung würde freilich noch gewonnen haben, wenn er sich einer etwas lauteren und deutlicheren Sprechweise befleißigt hätte. Das vollbesetzte Haus bekundete seine volle Befriedigung durch wiederholten reichen Beifall
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Morgen, Mittwoch, findet im Koͤniglichen Opernhause eine Aufführung der Oper Die Zauberflöte“ statt, in der in den Hauptrollen die Damen Andrejewa⸗Skilondz, Artöt⸗ de Padilla, Böhm⸗van Endert, Rose, Kurt, Goetze, Rothauser, von Scheele⸗ Müller und Gates sowie die Herren Kirchhoff, Knüpfer, Habich,
Fannerl Terofal, Marie Erhardt⸗Vogelsang, die Herren Wengg,
Lieban und Bachmann beschäftigt sind. Die musikalische Leitung hat ß 8
der Kapellmeister von Strauß.
Im Königlichen Schauspielhause geht morgen Goethes „Götz von Berlichingen“, mit Herrn Kraußneck in der Titelrolle, in Szene. Außer ihm sind in den Hauptrollen die Damen Poppe, Butze, von Mavburg, Steinsieck und von Arnauld sowie die Herren Vollmer, Sommerstorff, Zimmerer, Schroth, Mannstädt, Hoffmann, Geisen⸗ dörfer, Werrack und Gode beschäftigt. Die Vorstellung beginnt um 7 Uhr. — Die Vorbestellungen für die “
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des Lustspielzyklus (2. bis 27. Mai), des Zyklus Shakespeare⸗
scher Königsdramen (17. bis 31. Mai) und des Wildenbruch⸗ Zyklus (2. bis 14. Juni) sind für die oberen Ränge derartig zahl⸗ reich eingelaufen, daß weitere Bewerbungen für diese Platzkategorien nicht mehr berücksichtigt werden können, Dagegen werden Vorbestellungen
für das Parkett und den I. Rang zu sämtlichen drei Zyvklen bis auf
weiteres noch entgegengenommen. Diejenigen Gesuchsteller, die nicht haben berücksichtigt werden können, erhalten keine Antwort.
Es wird zugleich nochmals darauf aufmerksam gemacht, daß den
Abonnenten und ständigen Reservatinhabern ein Vorkaufsrecht auf die zugelassenen Sonderabonnements eingeräumt ist, das am Mitt⸗ voch, den 19. d. M., Nachmittags zwischen 2 bis 4 Uhr, auf Grund ausreichender Legitimierung an der Billettkasse des Schauspielhauses wahrgenommen werden kann.
Lustspiel⸗, Shakespeare⸗ und Wildenbruch⸗Zyklus des
Königlichen Schauspielhauses. — Für die schon angekündigten
zvklischen Vorstellungen zu ermäßigten Preisen sind folgende Tage und Vorstellungen in Aussicht genommen, wobei Aenderungen in der Reihenfolge der Vorstellungen und den Vorstellungstagen ausdrücklich
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vorbehalten sind: a. Lustspielzyklus: 2. Mai „Minna von Barn⸗
helm“, 3. Mai „Die Mitschuldigen“ und „Zerbrochener Krug“, 5. Mai „Bürgerlich und romantisch“, 6. Mai „Zopf und Schwert“, 8. Mai „Journalisten“, 10. Mai „Störenfried“, 11. Mai „Schritt vom Wege“, 13. Mai „Ein Erfolg“, 15. Mai „Doktor Klaus“, 16. Mai „Goldfische“, 18. Mai „Wie die Alten sungen“, 19. Mai „Auf Straf⸗ urlaub“, 21. Mai „Flachsmann als Erzieher“, 23. Mai „Der Krampus“, 25. Mai „Der Familientag“, 27. Mai „Der Schwur der Treue“. — b. 2L& Shakespearescher Königsdramen: 17. Mai „Richard II.“, 20. Mai „Heinrich IV.“ (1 Teil), 22. Mai Heinrich IV.“ (2. Teil), 24. Mai „Heinrich V.“, 27. Mai „Heinrich VI.“*, 31. Mai „Richard III.“. — c. Wildenbruch⸗Zyklus: 2. Juni „Mennonit“, 5. Juni „Karolinger“, 7. Juni „Quitzows“, 9. Juni „Rabensteinerin“,
12. Juni „Lieder des Euripides“, 14. Juni „Der Deutsche König“. Der Verkauf der Billette zu sämtlichen Zyklen erfolgt zu folgenden
Preisen: Fremdenloge 5,50 ℳ, I. Rangloge und Orchestersessel 4,50 ℳ, 1I. Rangsessel, Parkettsessel, Parkettloge und Parkett 3,50 ℳ, Balkon 2,50 ℳ, II. Balkon 1,50 ℳ, Galerie 0,75 ℳ. Eine Vorverkaufs gebühr wird nicht erhoben. Das Abonnement, die ständigen Reservate sowie die Dienst⸗ und Freiplätze sind auf⸗ gehoben. Zu den drei verschiedenen Zyklen werden Sonder⸗ abonnements ausgegeben, die sämtliche Vorstellungen jedes Zyklus umfassen. Der Preis eines (16 Abende): Fremdenloge 80 ℳ, I. Rangloge und Orchestersessel 64 ℳ, I. Rangsessel, Parkettsessel, Parkettloge, Parkett 48 ℳ, Balkon 36 ℳ, II. Balkon 20 ℳ, Galerie 9,60 ℳ. Für den Shakespeare⸗ und Wildenbruchzyklus (je 6 Abende): Fremdenloge 30 ℳ, I. Rangloge und Orchestersessel 24 ℳ, I. Rangsessel, Parkettsessel, Parkettloge, Parkett 18 ℳ, Balkon 13,50 ℳ, II. Balkon 7,50 ℳ, Galerie 3,60 ℳ. — Das Sonderabonnement ist unpersönlich, gestattet daher die Teilnahme mehrerer an einer Serie. Jede mißbräuchliche Benutzung aber oder der Verkauf durch den Straßen⸗ handel hat die Entziehung bezw. Ungültigkeitserklärung der Billette — ohne irgendwelche Schadloshaltung — zur Folge. Für den Ankauf
latzes beträgt für den Lustspielzyklus
eines Sonderabonnements werden nur schriftliche Vorbestellungen
angenommen, die unter Benutzung einer mit genauer Adresse des Bestellers zu versehenden Postkarte an die Generalintendantur der Königlichen Schauspiele, Dorotheenstraße 3, zu richten sind. Die Karten müssen als „Zyklusbillettgesuch“ bezeichnet sein. Die Beifügung einer Antwortkarte oder des Rückportqgs ist nicht erforderlich. Die schrift⸗ lichen Bestellungen für alle drei Zyvklen werden schon jetzt angenommen. Nähere Angaben über die Aushändigung der Billette und den Schluß der Einreichungsfrist für die Bewerbungen werden durch die Tageszeitungen erfolgen. Den Inhabern ständiger Reservate und den Abonnenten wird ein Vorverkaufsrecht auf ihre Plätze für das Sonderabonnement eingeräumt. Sie sind berechtigt, ihre Billette für alle drei Zpilen am Mittwoch, den 19. April in, der Zeit von 2—4 Uhr Nachmittags egen Zahlung des Sonderabonnementspreises unter Vorzeigung ihrer Legttimation — die Abonnenten unter Vorzeigung des Abonnements⸗ vertrags — an der Billettkasse des Schauspielhauses abzuheben.
Der V. Musikpädagogische Kongreß trat gestern vor⸗ mittag im Reichstag sgebäude unter dem Vorsitz des Professors Kulenkampff zusammen, der die Sitzung mit einem Hoch auf Seine Majestät den Kaiser eröffnete. Das Ministerium der geist⸗ lichen ꝛc. Angelegenheiten sowie die Regierungen von Baden und Ungarn hatten Vertreter entsandt. Die Stadt Berlin wurde durch den Stadtschulrat Dr. Fischer vertreten. Auch waren Vertreter zahl⸗ reicher anderer Städte und einer Reihe angesehener Musikbildungs⸗ anstalten anwesend. Den Vorstandsbericht erstattete die Schrift⸗ führerin des Musikpädagogischen Verbandes Fräulein Anna Morsch. Vorträge hielten Hans CZaub („Die soziale Lage der deutschen Musiklehrenden“), Fräulein Cornelie van Zanten („Der Einfluß des modernen Lebens auf die Gesangskunst und das Gesangs⸗ instrument“) und Oberstabsarzt Dr. E. Barth (⸗Die wissenschaft⸗ lichen Grundlagen des sogenannten Tonansatzes“). ““
ten Beilage.) ““