1911 / 93 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 20 Apr 1911 18:00:01 GMT) scan diff

und beigedrucktem Königlichen Insiegel.

Im Etatsjahr 1911 können nach Anordnung des Finanzministers zur vorübergehenden Verstärkung des Betriebsfonds der Generalstaats⸗ kasse Schatzanweisungen bis auf Höhe von 100 000 000 ℳ, welche vor dem 1. Januar 1913 verfallen müssen, wiederholt ausgegeben werden. Auf dieselben finden die Bestimmungen des § 4 Abs. 1 und 2 und des § 6 des Gesetzes vom 28. September 1866 (Gesetz⸗ samml. S. 607) Anwendung.

§ 4. Die bis zur gesetzlichen Feststellung des Staatshaushaltsetats 9 und der 2) innerhalb der Grenzen derselben

geleisteten Ausgaben werden biermit nachträglich genehmigt.

Der Finanzminister ist mit der Ausführung dieses Gesetzes beauf⸗ tragt.

Urkundlich unter Unserer Höchsteigenhändigen Unterschrift und beigedrucktem Königlichen Insiegel.

Gegeben Achilleion, den 15. April 1911.

(L. S.) Wilhelm. 8 von Bethmann Hollweg. von Tirpitz. Del brück. Beseler. von Breitenbach. Sydow.

von Trott zu Solz. von Heeringen. Freiherr von Schorlemer. von allwitz. Lentze.

1““ 8 betreffend die Ergänzung der Einnahmen in dem Staatshaushaltsetat für das Etatsjahr 1911.

Vom 15. April 1911.

Wir Wilhelm, von Gottes Gnaden König von Preußen ꝛc., erordnen, mit Zustimmung der Monarchie, was folgt:

Zur Bereitstellung des Geldbetrags, der zur Ergänzung der Ein⸗ nahmen in dem Staatshausbaltsetat für das tatsjahr 1911 erforder⸗ lich und unter Kapitel 24 Titel 17 der Einnahme in dem Etat der allgemeinen Finanzverwaltung in Höhe von 29 900 000 in Ansatz F ist, ist eine Anleihe durch Veräußerung eines entsprechenden

der beiden Häuser des Landtags

trags von Schuldverschreibungen aufzunehmen. 14½ n Stelle der Schuldverschreibungen können vorübergehend Schatz⸗ anweisungen ausgegeben werden. Der Fälligkeitstermin ist in den Schatzanweisungen anzugeben. Der Finanzminister wird ermächtigt, die Mittel zur Einlösung dieser Schatzanweisungen durch Ausgabe von neuen Schatzanweisungen und von Schuldvers reibungen in dem er⸗ 1 8 beschaffen. Die Schatzanweisungen können wiederholt ausgegeben werden. 1 1 Scatzanmeizungen oder Schuldverschreibungen, die zur Einlösung von fällig werdenden Schatzanweisungen bestimmt sind, hat die Haupt⸗ verwaltung der Staatsschulden auf Anordnung des Finanzministers vierzehn Tage vor dem Fälligkeitstermine zur Verfügung zu halten. Die Verzinsung der neuen Schuldpapiere darf nicht vor dem eit⸗ punkte beginnen, mit dem die Verzinsung der einzulösenden t⸗ anweisungen aufhört.

2.

Wann, durch welche Stelle und in welchen Beträgen, zu welchem insfuße, zu welchen Bedingungen der Kündigung und zu welchen zursen die Schatzanweisungen und die Schuldverschreibungen veraus⸗

gabt werden sollen, bestimmt der Finanzminister.

Im übrigen kommen wegen Verwaltung und Tilgung der Anleihe die Vorschriften des Gesetzes vom 19. Dezember 1869, betreffend die Konsolidation preußischer Staatsanleihen (Gesetzsamml. S. 1197), des Gesetzes vom 8. März 1897, betreffend die Tilgung von Stgats⸗ chulden Geyetsammi. S. 43), und des Gesetzes vom 3. Mai 1903, schulen die Bildung eines Ausgleichsfonds für die Eisenbahn⸗ verwaltung (Gesetzsamml. S. 15) zur Anwendung.

Der Finanzminister ist mit der Ausführung dieses Gesetzes

beauftragt. Urkundlich unter Unserer Höchsteigenhändigen Unterschrift

Gegeben Achilleion, den 15. April 1911. L. S. Wilhelm. von Bethmann Hollweg. von Tirpitz. Delbr Beseler. von Breitenbach. Sydow. von Trott zu Solz. von Heflnsken 8 Freiherr von Schorlemer. von allwitz. Lentze.

will Ich der

Auf Ihren Bericht vom 27. März d. J. Kleinbahn Lüneburg —Soltau, Gesell chaft mit be⸗

schränkter Haftung in Lüneburg, welche die Genehmigun

zum Bau und Betriebe einer Kleinbahn von Lüneburg na

Soltau erhalten hat, das Enteignungsrecht zur Entziehung

und zur dauernden Beschränkung des für diese Anlage mit

Ausschluß der nur privaten Zwecken dienenden Anschluß⸗

gleise in Anspruch zu nehmenden Grundeigentums verleihen.

Die eingereichte Karte erfolgt zurück. Achilleion, den 2. April 1911. g

Im R.

von Breitenbach.

Ministerium für Handel und Gewerbe. dan Am 1. April 1911 sind versetzt worden:

die Gewerberäte Kubaneck von Oels i. Schl. nach Esch⸗ wege, Petersen von Breslau I von Merseburg nach Zeitz, Dr. Winkler von Eschwege nach

Schweidnitz und die Gewerbeinspektoren Dr. Geisler von a. M.⸗Nord, Kawka von Prenzlau

Schwelm nach Frankfurt nach Breslau⸗West, Dr. Moeller von Perleberg nach Oels i. Schl., Zollenkopf von Braunsberg nach Königsberg II, Dr. Burgaß von

Stade in der bisherigen Amtseigenschaft;

nach

der Gewerbeinspektor Klein von Glatz nach Breslau unter Verleihung der Stelle eines gewerbetechnischen Hilfsarbeiters

bei der Königlichen Regierung in Breslau;

die Gewerbeassessoren Steinhoff von Osnabrück nach Braunsberg i. Ostpr., Dr. Ernst von Elberfeld nach Prenzlau, Schürholz von Düssel⸗ nach Aachen II, Aurich Schwelm und . von Wesel nach Marienwerder unter Ernennung zu

oren Hüttemann von M.⸗Gladbach nach

Kruse von Wiesbaden nach Lesum, dorf⸗Stadt nach Merseburg, Fritz von Koble Appelius von Solingen nach Mörs, Winkler von nach Waldenburg, Tretrop von Bochum nach

ewerbeinspektoren; die Gewerbeassess

nach Berlin C., Collins

1 Aachen II nach Perleberg, Kaufmann von Marienwerder nach Breslau⸗Ost, Diekelmann von Lesum nach Schöneberg⸗Wilmersdorf und Schumann von Berlin C.

kommissarischen Verwaltung der Gewerbeinspektionen Sagan und Glatz;

die Gewerbeassessoren Dittmar von Magdeburg I nach M⸗Gladbach, Bieske von Beuthen nach Magdeburg I, Kachel von Stettin 1 nach Hildesheim, Dr. Syrup von Hildesheim nach Düsseldorf⸗Stadt, Wehlmann von Bonn nach Osnabrück, Caesar von Lennep nach Frankfurt a. O., Rieckmann von Aachen I nach Spandau, Dr. Rehe von Cöln⸗Land nach Breslau⸗ West, Weber von Breslau] nach Bonn, Hockelmann von Frank⸗ furt a. M. I nach Danzig, Heuer von Teltow⸗Ost in Berlin nach Cöln⸗Nord, Ziegler von Bielefeld nach Lennep, Menz von Barmen nach Erfurt I, Dr. Schürmann von Frankfurt a. O. nach Crefeld, Duhm von Erfurt 1 nach Teltow⸗Ost in Berlin, Hutmacher von Danzig nach Cöln⸗Land, Sieg von Spandau nach Minden, Derdack von Berlin 0. nach Aachen I, Sander von Crefeld nach Bochum, Loch von Minden nach Trier und Deubner von Schweidnitz nach Stettin I in der bisherigen Amtseigenschaft. Den Gewerbeassessoren

Kattowitz und Dittmar in

liehen worden. Am 1. April d. J. sind

Berlin NO. und Charlottenburg assistentinnen überwiesen worden.

Kriegsministerium. Bekanntmachung.

den Unteroffizieren und Mannschaften der

werksmeistern der Truppen und der militärischen Anstalten ꝛc zur Ausübung des leisten, insbesondere durch 2 des Abschlusses von Kaufgeschäften,

dergleichen.

jeder an sie ergehenden derartigen Aufforderung ihren Vor gesetzten Meldung zu machen. Berlin, den 14. April 1911. Der Kriegsminister. von Heeringen.

8— 22

Bekanntmachung.

Dem Markscheider Landkreis Dortmund, ist von uns unterm 22.

17. April 1911.

Königliches Obe Liebrecht.

Dortmund, den

ö“

am

Bekanntmachung,

betreffend die von Mandt⸗Ackermannsche Stipendien stiftung.

arzt Dr. Martin von Mandt und dessen Ehegattin Johanna Ludovika, geb. Ackermann, ho errichteten wechselseitigen Testament der Königlichen Rheinische cher und technischer Studien unter der männlichen ihrer Seitenverwandten unter dem Namen:

„von Mandt⸗Ackermannsche Stipendienstiftung“

sunger Männer christlicher Religion, welche sich der Rechtswissenschaft oder der höheren Gewerbeschulen und ähnlichen Anstalten widmen, verwendet werden sollen. 1 8 Die Zahl der Stipendien ist auf drei festgesetzt. Zum Genusse der Stipendien sind vorzugsweise bejufän⸗ f. die ehelichen männlichen Nachkommen der Geschwister Stifter, und zwar: . in erster Reihe des Bruders Karl Theodor Mandt, in zweiter Reihe des E Schwester Therese, verehelichten Grano, in dritter Ackermann,

.

Ackermann; demnächst in Ermangelung von Bewerbern dieser Kategorie II. die männlichen Nachkommen:

Mandt und Franz Mandt, 1 zweitens des Freundes der Stifter, rats Wilhelm Graffunder, 1 drittens des Freundes der Stifter, rats Emil Flaminius.

liehen werden.

dem Besuch der Bonner Universität,

der Beibringung der zur Ver wirklich hen Unterrichtsanstalten.

verhältnis mit den Stiftern, beziehungsweise den mit Vorzugsre bedachten Familien, die Schul⸗ und Sittenzeugnisse der bisher

Sittenzeugnis, sofern

sowie ein Dekanatszeugnis; G

Zeugnisse der Gewerbebehörden und die Unterrichtszeugnisse der Vo

schulanstalten und Lehrmeister beigefügt sein müssen, sind bis zum 15. Mai 1911

an das unterzeichnete Kuratorium zu richten und auf dem Universität

sekretariat einzuliefern.

Bonn, den 11. April 1911. Das Kuratorium der von E“ Stiftung.

¹ Korff von Cöl

Nord nach Glatz zur

Hüttemann in Sagan, von Korff in Glatz, Schumacher in Stettin I, Wolf in Münster i. W., Becker in Cöln⸗Süd, Knop gen. Buschmann in M.⸗Gladbach ist eine etatsmäßige Hilfsarbeiterstelle bei den bezeichneten Gewerbeinspektionen ver⸗

räulein Seiffert aus Liegnitz, Fräulein Dornis aus Berlin und Fräulein Koopmann aus Charlottenburg den Gewerbeinspektionen Breslau⸗West, als Gewerbeinspektions⸗

Es wird hiermit zur allgemeinen Kenntnis gebracht, daß rmee dienstlich verboten ist, innerhalb ihrer eigenen oder einer fremden Truppe oder Behörde Zivilpersonen oder den Hand⸗

.

Gewerbebetriebes Beihilfe zu Vermittlung oder Erleichterung Versicherungsverträgen und

Den Unteroffizieren und Mannschaften ist befohlen, von

2 2

Karl Oberste⸗Brink in Marten, März 1911 die Berechtigung zur selbständigen Ausführung von Markscheider⸗ arbeiten innerhalb des preußischen Staatsgebiets erteilt worden.

Der Geheime Obermedizinalrat und Kaiserlich russische Leib⸗ harlotte haben in ihrem am 20. Oktober 1857

n

sebeic Wilhelms⸗Universität zu Bonn zur Förderung wissenschaft⸗ i Nachkommenschaft

ein Kapital von 48 000 vermacht, mit der Bestimmung, daß die Zinsen desselben, nach Abzug der Verwaltungskosten, zur Unterstützung

sich der Arznei⸗ oder technischen Ausbildung auf als Stipendien

der Ehemanns von Mandt vollbürtigen Ehemanns von Mandt vollbürtigen Reihe der Ehefrau von Mandt Bruders Albert in vierter Reihe der Ehefrau von Mandt Bruders Gebhardt

zuerst des Ehemanns von Mandt beiden Halbbrüder Friedrich des Appellationsgerichts⸗ des Regierungs⸗ und Bau⸗

Sind keine Bewerber aus diesen beiden Klassen von Stipendien⸗ berechtigten vorhanden, so können die Stipendien auch an Fremde, insofern dieselben die Eigenschaft preußischer Untertanen⸗ haben, ver⸗

Der Genuß und die Verabfolgung der e ist nicht von noch überhaupt von der Gegen⸗

wart auf einer der preußischen Universitäten und Lehranstalten ab⸗ hängig; jedoch befreit der en Auslande in keinem Falle von eihung erforderlichen Zeugnisse der

Bewerbungen, denen amtliche Zeugnisse über das Verwandtschafts⸗

.. e⸗ suchten Unterrichtsanstalten, das Universitätsimmatrikulations⸗ und diese nicht schon auf dem Sekretariat liegen, von den Gewerbetreibenden: empfehlende

T⸗

3⸗

8 ö1u“ 11““

Die von heute ab zur Ausgabe gelangende Nummer z der Preußischen Gesetzsammlung enthält unter

Nr. 11 110 das Gesetz, betreffend die Feststellung des Staatshaushaltsetats für das Etatsjahr 1911, vom 15. Avril 1911, und unter 1

Nr. 11 111 das Gesetz, betreffend die Ergänzung der Ein⸗ nahmen in dem Staatshaushaltsetat für das Etatsjahr 1911 vom 15. April 1911. Berlin W., den 19. April 1911.

Königliches Gesetzammlungsamt. h“

Nichtamtliches.

8

Großbritannien und Irland. Im Unterhause standen gestern verschiedene Anfragen

auf der Tagesordnung. G

Laut Bericht des „W. T. B.“ fragte der liberale ie Money den Premierminister erstens, ob er der offiziellen Erklärung de deutschen Delegierten auf der Interparlamentarischen Union i Brüssel, daß jeder ernste Vorschlag zur Einschränkung der Rüstungen in deutschen maßgebenden Kreisen mit Freudae begrüßt werden würde, seine Aufmerksamkeit geschenkt habe und zweitens, ob der Premierminister irgend einen Grund iu der Annahme habe, daß die deutsche Regierung diese Fra⸗ jetzt von einem anderen Gesichtspunkt aus ansehe, als sie au 16. März 1909 ausgeführt habe. Asquith erwiderte, er habe die erwähnte Erklärung nicht zu Gesicht bekommen, es könne aber natürlich nichts, was in der Interparlamentarischen Union gesagt worden sei, das Gewicht der jüngsten Erklärungen des deutschen Reichskanzlers abschwächen. 2 1

Auf die Frage, ob es die Absicht der Regierung sei, den Premier⸗ ministern der Kolonien bei der bevorstehenden eichskonfereng Fragen von internationaler Bedeutung zur Beratung vorzulegen, er⸗ widerte der Staatssekretär des Kolonialamts Harcourt, es sei stetz die Absicht der Regierung gewesen, dies zu tun. Sie werde den Premierministern der Kolonien keine Mitteilung vorenthalten, die si wünschen sollten, und werde ihnen jede nützliche Information anbieten, die ihnen bei den großen, ihnen obliegenden Aufgaben dienlich sein köͤnne. Aber sie werde es unter vollständigem Ausschluß der Oeffentlichkei tun. Es sei stets die Absicht der Regierung gewesen, die Premier⸗ minister der Kolonien zur Teilnahme an den Versammlungen des Reichsverteidigungskomitees aufzufordern. Der Unterstaate sekretär des Auswärtigen Amts Me Kinnon Wood erklärte, daß nicht offizielle Besprechungen zwischen Sir Edward Grey und den Premierministen bei verschlossenen Türen stattfinden würden. 9 1

v“

Der Minister der öffentlichen Arbeiten Dumont hat an die Präsidenten der Eisenbahngesellschaften ein Schreiben ge⸗ sandt, in dem er ihnen die am 14. April von der Deputierten, kammer angenommene Tagesordnung, betreffend die Wieder⸗ einstellung der entlassenen Eisenbahnbeamten, mitteilt und „W. T. B.“ zufolge hinzufügt:

Nation in der einziger

Regierung im Namen der Vertretung der 1 i Frieden

Sorge um das allgemeine Interesse und den öffentliche übermittelt, durch Taten entsprechen werden. 8

Italien. 8. 8

Der Prinz Arthur von Conna Püse. c Rom eingetroffen und, „W. T. B.“ zufolge, auf dem Bahnhof von dem König, den Ministern und dem

Behörden empfangen worden.

1 Portugal.

Im einer amtlichen Verfügung wird, „W. T. B.“ zufolge die ISlbebnns des Bistums Beja und die Erhebung der Anklage gegen den Bischof Vasconcellos bekannt gegeben, der beschuldigt wird, Fälschungen begangen zu haben

8 Türkei.

In der Deputiertenkammer stand gestern dat udget des Ministeriums des Aeußern zur Beratung. Nach dem Bericht des „W. T. B.“ betonte der Minister des Aeußern Rifaat Pascha in seinen Darlegungen, daß die Pforte mit allen Mächten freundschaftliche Beziehungen unterhalte, sie wünsche auch aufrichtige Beziehungen zu den Nachbarstaaten, was deor deren Gesinnungen abhänge. Die Pforte befolge eine fricd⸗ liche Politik, die auch darin bestehe, die legitimen Rechte Dritter zu respektieren, und sie erwarte eine ähnliche Politt der Türkei gegenüber. Bezüglich der Kretafrage erklärte der Minister, die Türkei wünsche, daß ihre Souveränitätsrechte ge⸗ wahrt und die Bande zwischen der Türkei und Kreta aufrecht erhalten bleiben. Der Minister gab seinem Bedauern darüber Ausdruck, daß die wiederholten Schritte der Pforte zur endgültigen Lösung der Kretafrage erfolglos geblieben seien. In bezug auf die persische Frage wünsche die Pforte die Aufrechterhaltung der Unabhängigkeit en. Der Minister teilte mit, daß die Pforte Persien eingeladen abe, zur Lösung der Frage der strittigen Zone Delegierte nach Kon⸗ stantinopel zu entsenden. Im Laufe der Debatte verlangte der Albanese Basri Auf⸗ klärung über die Angliederung der russischen Schule in Palästina an das russische Ministerium des Aeußern. Der Redner sprach Serbien das Recht der Einmischung in die Adriabahnfrage ab und verlangte die Durchführung der Abgrenzung gegen Montenegro. Der Abg. Fezzan beklagte sich über die Uebergriffe Frankreichs im Hinterlande von Tripolis. Der Großwesir Hakki Pascha erklärte bezüglich der Kretaftage, daß die Pforte nur die Beachtung und Vellstreckung der Ver⸗ einbarungen zwischen der Türkei und den Mächten verfolge, wonach Kreta eine autonome Verwaltung unter der Souveränität des Sultans verliehen werde und die Rechte der Mohammedaner geschützt werden. Kreta müsse aus dem Depot der Mächte unter die Verwaltung der Pforte zurückkebren; die Einmisc un Griechenlands müsse aufhören. Doch sei die Regelung der Frage nicht gewaltsam, sondern nur dur ein Einvernehmen mit den vier Mächten möglich. 8 8 Amerika.

Dem amerikanischen Repräsentantenhause hat de Vorsitzende des Ausschusses für Mittel und Wege den Bericht der Mehrheit des Ausschusses vorgelegt, der sich zugunsten der Bill, betreffend die Liste der zollfreien Gegenstände für die Farmer, ausspricht. Der Bericht, der als ein demokratisches Manifest anzusehen ist, erklärt, „W. T. B.“ zufolge, das Abkommen mit Canada habe alle Schutzzölle für Erzeugnisse der Landwir schafttreibenden abgeschafft ohne zu gleicher Zeit imn entsprechender Weise die drückenden Zölle für die Bedarfe gegenstände aufzuheben, die sie kaufen müßten, um ihre Be triebe aufrechtzuerhalten. Die Herstellung der landwirtschaft⸗ lichen Geräte werde von Trusts beherrscht, die sie billiger im Auslande als im Inlande verkauften. In dem Bericht werden ähnliche Anschuldigungen gegen die Stahl⸗, die Bauholz⸗ und

die Fleischtrusts erhoben.

Ich bin sicher, daß Sie dem formellen Wunsch, den Ihnen die

g6t ist heute vor⸗ .B

Personal der großbritannischen Botschaft sowie Vertretern der

S. Karolinen, Palau und Marianen 24, auf Kiautschou 37 usw.

88

Wie dem Staatsdepartement in Washington, „W. T. B.“ zufolge, gemeldet wird, haben die Aufständischen in Mexiko Papasquiaro eingenommen. Die Verluste auf beiden Seiten beziffern sich auf mehr als hundert Mann. Nach einer Depesche aus El Paso (Texas) haben die Aufständischen die Stadt Juarez aufgefordert, sich binnen 24 Stunden zu ergeben.

Afrika. Dem Präsidenten Fallières zu Ehren hat gestern der Bei Sidi Mohammed En Nasr in Tunis ein großes Fenaht gegeben, bei dem herzliche Trinksprüche gewechselt wurden.

Wegen der durch die Ereignisse in Fes hervorgerufenen Gärung unter den Stämmen am Mulujafluß hat der französische Oberkommissar bei der Regierung um die Ermächti⸗ gung nachgesucht, gewisse Posten an der marokkanisch⸗algerischen Grenze verstärken zu dürfen. Diese Ermächtigung ist, wie die „Agence Havas“ meldet, erteilt worden. Der General Toutée hat Maßnahmen ergriffen, aus den verfügbaren Truppen der Diviston von Oran ein Detachement auszuheben, w bestimmt ist, gewisse Punkte an der Grenze stärker zu besetzen.

Die französische Regierung ist vorgestern abend von dem französischen Konsul in Fes verständigt worden, daß der Sultan Mulay Hafid den Wunsch ausgesprochen habe, die Harka des Schaujagebiets möchte sich unter dem Befehl des von Casablanca Elmrani und zusammen mit den von den Dukkala und Beni Meskin gebildeten Kontingenten nach Rabat und in das Gharbgebiet begeben. Die französische. Regierung hat, „W. T. B.“ zufolge, dem General Moinier unverzüglich den Befehl gegeben, einer schleunigen Verwirklichung der Wünsche Mulay Hafids seine Unterstützung zuteil werden zu lassen. Hierzu wir nach einer Meldung des genannten Telegraphenbureaus in einer anscheinend offiziösen Note bemerkt:

Für den Augenblick soll dieser Marsch

eborenen Truppen ausgeführt werden, die nötigenfalls von den sranzöfischen Streitkräften unterstützt werden sollen. Die An⸗ nahme, daß ein Marsch französischer Truppen nach Fes bevor⸗ stehe, ist zum mindesten verfrüht; denn die französische Re⸗ gierung hat die Absicht, zunächst den Sultan alle Versuche mit den eingeborenen Hilfskräften erschöpfen zu lassen, bevor sie zu einem Demonstrationsmarsch nach Fes ihre Zuflucht nimmt. Falls er sich als notwendig erweist, würde er gleichzeitig die algerische Grenze und Casablanca zur Basis haben, entsprechend den anerkannten besonderen Rechten und Interessen Frankreichs.

nur von den ein⸗

Koloniales. G

Der Kaiserliche Gouverneur von Deutsch⸗Neuguinea Dr. Hahl ist nach einer telegraphischen Mitteilung am 4. März d. J. im Schutzgebiet Deutsch⸗Neuguinea wieder eingetroffen. Er wird für die Monate April und Mai eine Reise durch das Inselgebiet unter⸗ nehmen. Seine Vertretung führt für die Dauer seiner Abwesenheit Negierungsrat Dr. Oßwald.

1

8

Die Zentralbahn in Deutsch⸗Ostafrika. 8

MNach einer telegraphischen Meldung der Bauleitung hat die Gleisspitze der Zentralbahn Anfang April Kilometer 420,2 hinter Morogoro erreicht. Im Monat März sind demnach trotz der eingetretenen Regenzeit 17,7 km. Gleis vorgestreckt worden. eht 8 die Gleisspitze ungefähr bei der Station Begagega angelangt. Der Fortschritt der Arbeiten an der Zentralbahn war Ende folgender: Die Erdarbeiten waren durchlaufend bis ilometer 391,6 und einschließlich einzelner Abschnitte auf der weiteren Strecke insgesamt auf eine Länge von 427,7 km fertiggestellt. Bis Kilometer 295 waren sämtliche Brücken und Durchlässe bis auf geringfügige Ergänzungsarbeiten vollendet. Auf der weiteren Strecke bis E (Kilometer 384) waren die größeren Bau⸗ werke fertig, eine Anzahl kleinerer Bauwerke war hier und weiter bis Kilometer 394 in der Ausführung begriffen. Die Gleisspitze hatte den Bahnhof Saranda (Kilometer 384) erreicht, ebenso die Fern⸗ sprechleitung. Auf Bahnhof Dodoma (Kilometer 262) war der größte Teil der hier vorgesehenen Hochbauten vollendet, der Rest im Bau. Die weiteren Bahnhöfe waren in der Ausführung be⸗ griffen. Der Gesundheitszustand der beim Bahnbau beschäftigten Europaer und Eingeborenen war normal. In den letzten Monaten war Arbeitermangel vorhanden, da ein großer Teil der Eingeborenen zur Feldbestellung in die Heimat zurückkehrte.

Das Aprilheft der Zeitschrift für tropische Landwirtschaft „Der Tropenpflanzer“, Organs des Kolonialwirtschaftlichen Komitees (Berlin, Unter den Linden 43), enthält an erster Stelle einen Auf⸗ satz von Professor Dr. Dinagler⸗Aschaffenburg über „europäische Obst⸗ bäume im Gebirgsklima von Ceylon“. Der Verfasser macht hier einige interessante Angaben über das Verhalten europäischer Bäume in den Tropen, ein Gebiet, auf dem unsere Kenntnisse noch sehr lückenhaft sind. Die „Studien über den Hanfbau in Italien“ von Dr. W. F. Bruck⸗Gießen werden fortgeführt. Dr. Bruck behandelt in diesem Teil die Ernte und das Rösten des Hanfes, das Reinigen der Fasern, den Verkauf am Produktions⸗ ort u. a. m. Dr. A. H. Berkhout⸗Wageningen macht in der Fort⸗ Shes seines Reiseberichts „Nach den Kautschuklanden“ interessante

itteilungen über die Plantagen⸗ und Forstwirtschaft auf Java, u. a. über die Guttaperchakultur bei Tlipetir, die Cinchonapflanzungen bei Bandung, die Teakwälder Mitteljavas und über allgemeine forst⸗ wirtschaftliche Fragen. Ferner enthält das Heft eine Reihe kleinerer Aufsätze, z. B. über das Chielegummi und dessen Gewinnung, über Gambo⸗Hanf oder Java⸗Jute, sowie kürzere Mitteilungen über tropische Kulturpflanzen, u. a. über Baumwolle und Kautschuk.

Statistik und Volkswirtschaft.

Die Zentralauskunftsstelle für Auswanderer in Berlin W. 35, Am Karlsbad 10, bat im ersten Vierteljahr 1911 (vom 1. Januar bis 31. März) in 5214 Fällen kostenlos Aus⸗ kunft an Auswanderungslustige erteilt, und zwar in 4031 Fällen schriftliche und in 1183 Fällen mündliche. Beantwortet wurden ins⸗ gesamt 7698 Anfragen über die verschiedenen Auswanderungsgebiete. Davon bezogen sich 4031 auf die deutschen Kolonien, und zwar auf Deutsch⸗Südwestafrika 1562, auf Deutsch⸗Ostafrika 844, auf Kamerun 323, auf Togo 277, auf Samoa 83, auf Deutsch⸗Neuguinea 57, 8— die

nter en fremden Auswanderungsgebieten stebt Argentinien mit 763 An⸗ fragen an der Spitze, dann folgen Südbrasilien mit 570, die Ver⸗ einigten Staaten von Amerika mit 447, Canada mit 284, Mittel⸗

brasilien mit 150, Chile mit 102, Brasilien im allgemeinen mit 100,

Queensland mit 88. Paraguav mit 55, Uruguay mit 51, Bolivien und Britisch⸗Südafrika mit 46, England mit 42, Peru mit 36, Mexiko und Rußland mit je 32, Neusceland mit 31, Niederländisch⸗ Indien mit 26, China mit 25, Britisch⸗ Indien und Frankreich mit je 23, Oesterreich Ungarn mit 21,

Venezuela mit 18, Aegvpten und die asiatische Türkei je 17, Neu⸗ Südwales mit 15, Japan und Victoria mit je 13, die Schweiz mit 12, Rumänien mit 11. Der Rest verteilt sich auf Costarica, Columbien, Ecuador, Guatemala, Honduras, Cuba, Nicaragua, Nordbrasilien, Panama, Zentralbrasilien, Abessvnien, Algerien, Belgisch⸗Kongo, E“ Britisch⸗Ostafrika, die Goldküste. die Canarischen

nseln, Liberia, Madeira, Marokko, Portugiesisch⸗Ost⸗ und ⸗West, afrika, Tripolis, Tunis, Zanzibar, Französisch⸗Ostindien, Persien, die Philippinen, Siam, Sibirien, Südaustralien, Tasmanien, West⸗ australien, die Sandwichinseln, Belgien, Bulgarien, Dänemark, Italien, Montenegro, die Niederlande, Schweden, Serbien, Spanien usw. 1

Von den 3307 Anfragenden, die ihr Alter angaben, waren 426 weniger als 20 Jahre, 2134 20 bis 30, 546 30 bis 40, 177 40 bis 50 und 24 über 50 Jahre alt, und von den 3994 Fragestellern, die Angaben über ihren Personenstand machten, waren 2937 ledig, 1036 verheiratet und 21 verwitwet. Nach dem Beruf waren unter den Anfragenden am stärksten die Kaufleute, Handwerker und Landwirte vertreten. Von den Anfragenden bezeichneten sich 481 als mittellos, während mehr als 1500 über zum Teil recht erhebliches Kapitalvermögen verfügten, z. B. 59 über 10 000 ℳ, 38 über 15 000 ℳ, 34 über 20 000 ℳ, 21 über 25 000 ℳ, 21 über 30 000 ℳ, 16 über 50 000 ℳ, 5 über 60 000 ℳ, 11 über 100 000 usw. bis zu 175 000 hinauf.

Von den Anfragen kamen aus Preußen 3232, und zwar aus Brandenburg mit Berlin 1444, aus der Rheinprovinz 371, aus Schlesien 252, aus Hannover 202, aus Westfalen 191, aus Sachsen 184, aus Schleswig⸗Holstein 132, aus Hessen⸗Nassau 120, aus Ost⸗ preußen 111, aus Pommern 90, aus Westpreußen 68 und aus sasen 63. An der Spitze der übrigen deutschen Staaten teht das Königreich Sachsen mit 387, dann folgen Bayern mit 330, Baden mit 209, Würtemberg mit 176, Ham⸗ burg mit 166, Hessen mit 68, Elsaß⸗Lothringen mit 61, Braunschweig mit 57, das Großherzogtum H bS” mit 35, Olden⸗ burg mit 33, Mecklenburg⸗Schwerin mit 31, Bremen und Anhalt mit je 21, Reuß j. L. mit 16 usw. Aus den deutschen Kolonien kamen 12 Anfragen, aus dem Auslande 301, davon 157 aus Oester⸗ reich⸗Ungarn, 46 aus der Schweiz, 13 aus Frankreich, 13 aus den Vereinigten Staaten von Amerika, 12 aus Rußland usw.

Der Verkehr auf den bayerischen Binn

im Jahre 1910 gestaltete sich nach den vorläufigen Ermittlungen des Königlichen Statistischen Landesamts, wie folgt:

Es wurden insgesamt 2 433 369 (im Vorjahre 2 467 226,5) Gütertonnen ausgeladen. Wie sich an den wichtigeren Hafen⸗ plätzen der Gesamtverkehr entwickelte, zeigen folgende Zahlen: Ankunftsverkehr Abgangsverkehr

Tonnen 1 678 484 822 358,5 71 516 6 864

16 904 186 691,5 107 981l3

8 47 396,5

Aschaffenburg.. 40 689,5 15 031

Regensbuugr.. 90 745 78 289,5 98 777 15 355.

Der Durchgangsverkehr an den wichtigeren Stellen betrug: Schweinfurt⸗Schleuse . . . . . 93 2606 3 Würzburg⸗Schleuse.. . TI111M“ Passau⸗Zollgrenze . . . . . . 295 481 t.

Der 822 ß bertas weist nachstehende re. auf: Schweinfu 51,5 t Schvkinfurt Durchgang. [270 178 0 München, Ankunft.. 63 689 t

ALçischaffenburg, Ankunft . 9 136 t. Der Umschlag von Massengütern in ganzen ie ladungen von Bahn zu Wasser und umgekehrt betrug: bagelaimmk . . von Bahn zu Wasser 675 7715 von Wasser zur Bahn . ve111X1X1X“X“]; An diesem Verkehr sind die wichtigeren Umschlagsstationen, wie folgt,

beteiligt: von Bahn zu Wasser von Wasser zur Bahn Tonnen 8 dudwigehafen . . 381 74,5 361 6,5 Kitzingen . 74 122,5 8 67 8 Ochfenfurt . . . 62 312,5 Würzburg 36 608

Passan 4 4 843 egensburg

41 903,5 Die Einwohnerzahl von Paris betrug .J. vorgenommenen Volkszählung, wie 76 986 gegen 2 722 734 im März 1906.

wasserstraßen

Ludwigshafen Lindau (ohne Trajektverkehr) . eeeee4

8* .

Zur Arbeiterbewegung.

Etwa 1200 Arbeiterinnen der Glühlampenfabrik der Bergmann⸗Elektrizitätswerke in Berlin sind, der „Voss. Ztg.“ zufolge, E früh in den Ausstand getreten. Die Fabrik⸗ leitung beabsichtigte, mit Beginn der stillen Zeit eine Verminderung des Personals vorzunehmen und die bisherigen Akkordsätze im Hin⸗ blick auf verbesserte Fabrikationseinrichtungen und vorteil⸗ haftere Arbeitsmethoden herabzusetzen. Seitens der Arbeiterschaft wurde nach Bekanntwerden dieser Absicht von der Fabrik⸗ leitung die Zusicherung gefordert, daß die Maßnahmen unterbleiben. Da diese Forderung abgelehnt wurde, beschlossen die Arbeiterinnen in einer vorgestern abgehaltenen Versammlung, in den Ausstand zu treten. Gestern früh erschien nur ein ganz kleiner Teil der Arbeiterinnen, sodaß der Betrieb nicht aufrecht erhalten werden konnte.

Zwischen der Direktion der türkischen Tabakregie und den ausständigen Arbeitern ist, wie dem „W. T. B.“ aus Kon⸗ stantinopel gemeldet wird, ein Einvernehmen erzielt worden. (Vgl. Nr. 91 d. Bl.)

(Weitere „Statistische Nachrichten“ s. i. d. Zweiten Beilage.) 1.“ e““

Wohlfahrtspflege. 8

Recht ermunternd 8 eine Lösung der Frage der Wander⸗ armenfürsorge, insbesondere für eine Verwendung von wandernden Arbeitslosen zu Landeskulturarbeiten, sind die Anfang März veröffent⸗ lichten Erfolge des seit 1. Oktober 1909 mit Staatsunterstützung wirkenden „Hereins zur Förderung der Wanderarbeitsstätten im Königreich Württemberg“. Obwohl diese Arbeitsstätten nur für 27 Bezirke errichtet sind, wird man doch allgemeine Folgerungen aus den Zahlen ziehen dürfen. Sie wurden von rund 82 000 Wanderern in Anspruch genommen, die für den Kopf und Tag einen Aufwand von 1 verursachten. Im Berichts⸗ jahre verminderten sich die Strafanzeigen wegen Bettelns und Landstrescherei von 13 646 im Vorjahre auf 3303. Die Zahl der den Amtsgerichten überwiesenen Fälle ging von 856 auf 664 zurück, die Kosten der Haftvollstreckung ermäßigten sich um mehr als 50 000 ℳ, die des Gefangenentransports um rund 17 000 ℳ. Diese Erfahrungen haben die Wanderarbeitsstätten so volkstümlich gemacht, daß am 1. November 1910 neun weitere Wanderarbeitsstätten eröffnet worden sind. Da andererseits benachbarte Bezirke, die keine Wander⸗ arbeitsstätten haben, ein Zunehmen der Bettlerplage verzeichnen, be⸗ schäftigt man sich sowohl in Bayern wie in Baden und in Hohen⸗ zollern mit dem Plane, das württembergische Beispiel nachzuahmen.

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Seit der Gemeinnüzige Verein für Milchausschank' zu Berlin in seinen Milchhäusern wie in Fabriken, Banken ꝛc. ausgezeichnete rohe Milch zu niedrigem Preise (das Glas 5 ₰, die 110 Liter⸗ flasche = 10 ₰) verkauft, hat sich zu seiner eigenen Ueberraschung berausgestellt, daß weit mehr Männer als Frauen oder Kinder zu diesem nahrhaften und gesunden Erfrischungsmittel greifen. Im Jahre 1910 verkaufte der Gemeinnützige Verein in seinen Milch⸗ häusern ½ Million Glas Vollmilch, rund 61 000 Glas Buttermilch und 16 000 Tassen Kakao. Daneben mehr als 10 000 Flaschen Milch zu je 10 ₰. Die 9 Milchhäuser stehen zumeist an Bahnhöfen Groß⸗Berlins; drei andere sind im Bau, weitere geplant, darunter eines im Kl. Tiergarten, das mit einem Unterkunftsraum für die Straßenbahner verbunden wird. Ueberraschender noch ist die Entwicklung seiner Werkausschänke (Lieferung von Flaschenmilch an Fabriken ꝛc.); hier betrug der Verkauf mehr als ¾ Millionen Flaschen im Jahr. Im Mai wird der Verein, der seine eigene Molkerei besitzt, seinen Betrieb auf Brandenburg a. H. ausdehnen. Auch stehen verschiedene Kommunen Groß⸗Berlins im Begriff, ihm städtische Erfrischungshallen zur Verwaltung zu über⸗ geben, wie Charlottenburg das bereits tat. Die Geschäftsstelle des Vereins (Berlin⸗Wilmersdorf, Tübingerstr. 1) versendet auf Wunsch kostenlos den neuen Jahresbericht. 1“

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Kunst und Wissenschaft.

1 Die antarktische Expedition Amundsens ist, „W. T. B. zufolge, auf der „Fram“ in Buenos Aires eingetroffen. Kapitän Nilsen von dem Erpeditionsschiff „Fram“ stattete dem dortigen nor⸗ wegischen Gesandten und dem norwegischen Konsul Besuche ab. Er teilte ihnen mit, daß das Schiff das antarktische Festland erreicht habe. Amundsen beabsichtige, mit acht Begleitern und 115 Hunden nach dem Pol vorzudringen. Die Rückfahrt der „Fram“ sei ohne einen Zwischenfall, der größeres Interesse beanspruchen könnte, vperlaufen. Der Gesundheitszustand der aus zehn Mann bestehenden Besatzung des Schiffes sei vortrefflich gewesen. Die „Fram“ werde Anfang Oktober in das südliche Eismeer zurückkehren, um die Expedition wieder aufzunehmen. 1 8

Land⸗ und Forstwirtschaft.

Der Saatenstand in Preußen um die Mitte des Monats April 1911.

Mit den hierunter folgenden Mitteilungen beginnen für das laufende Jahr die nach den Berichten der landwirtschaftlichen Ver⸗ trauensmänner zusammengestellten Veröffentlichungen über den Saatenstand in Preußen. Während diese Berichte seit 1893 um die Mitte der Monate April bis einschließlich November zu erstatten waren, sollen sie in Zukunft am 1. der Monate April bis einschließ⸗ lich Dezember aufgestellt werden. Für diesmal hat die Neuerung je⸗ doch noch nicht eingeführt werden können, und sie wird vielleicht auch mit dem Maiberichte noch nicht einsetzen, weil die Bestimmung des Bundes⸗ rats hierzu noch nicht ergangen ist.

Trotz der im Flachlande zumeist schwachen und vorübergehenden Schneedecke kamen eigentliche Auswinterungen doch nur in geringem Umfange vor, da der verflossene Winter überwiegend frostfrei war. Nachdem der Frühling jedoch schon überall recht schöne Tage, um die Monatswende sogar hochgradige Wärme gebracht batte, die deutliches Wachstum hervorriefen, dürfte der zu Anfang des laufenden Monats eingetretene Witterungsumschlag mit starken Kahlfrösten den Saaten wie den Futterpflanzen und Wiesen empfindlicheren Schaden zugefügt haben als der Winter selbst. Vielfach haben die Vertrauensmänner ihre Thermometerbeobachtungen mitgeteilt. Nach ihnen sank die Temperatur während der Nächte in allen Landesteilen weit unter den Gefrierpunkt, am tiefsten in einzelnen Strichen der Regierungsbezirke Potsdam, Stettin, Köslin, Breslau (s— 10 ° R), Magdeburg, idebem Cassel (— R), Stralsund, Posen, Liegnitz, Oppeln, ifurt, Minden, Sigmaringen (— 80 R). Es wird aber auch, gleichfalls vereinzelt, aus Schleswäg⸗Holstein, Hannover und weiteren westlichen Provinzen berichtet, daß der Nach⸗ winter gut bestockten Saaten so gut wie gar nicht, eher den Futter⸗ pflanzen geschadet habe. Dagegen sollen die Mäuse, die geradezu verheerend auftreten, ungeheuren Schaden angerichtet haben, da in dem gelinden Winter keine geeigneten Witterungs⸗ einflüsse zu ihrer Vernichtung vorgekommen sind. Man sieht wegen dieser Plage mit Bangen in die Zukunft, nicht ohne über den kleinen Landwirt zu klagen, der der Verheerung angeblich müßig zusehe. Mit wenigen Ausnahmen schildern die Berichte den furchtbaren Schaden, den allein die Mäuse verursacht haben, obgleich man ihnen überall mit Gift und Fallen tüchtig, leider aber ohne nennenswerten Erfolg nachstellt. Viele Umpfluͤgungen sind des⸗ halb schon ausgeführt worden, die meisten und umfangreichsten stehen noch bevor. Mitunter werden auch Ziffern für die Schäden angegeben, die zum allergrößten Teile von den Mäusen herrühren dürften; sie erscheinen beispielsweise beim Klee, wo sie auf 50 und mehr, sogar 90 Hundertteile des Anbaues geschätzt werden, fast unglaublich. Näheres über die Umpflügungen wird der nächste Bericht bringen. „Außer den Mäusen sind von tierischen Schädlingen haupt⸗ süchüch Ackerschnecken zu nennen, die zumeist in den westlichen, weniger n den östlichen Landesteilen auftraten. Weiter haben Krähen auf spät bestellten Aeckern viel von dem langsam zum Keimen gekommenen

atkorn gefressen. Hier und da werden Erdflöhe und Glanzkäfer als Schädlinge der Oelfrüchte Winterraps und ⸗rübsen angegeben.

Nach alledem kann der Stand der Wintersaaten nur selten zufriedenstellen, noch weniger der der Futterpflanzen und der Wiesen. In den Berichten wird des öfteren hervorgehoben, daß nur das be⸗ ürteilt wurde, was Wachstum erkennen ließ. Aus diesem Grunde konnte besonders über den Winterweizen, der vielfach spät zur Be⸗ stellung gelangte und schwach in den Winter kam, nicht überall eine Note abgegeben werden. Ein Gleiches gilt für den wegen seines geringen Anbaues in Preußen bedeutungslosen interspelz. Der Winterroggen wurde zumeist rechtzeitig bestellt und kam deshalb kräftiger bestockt in den Winter als der Weizen; beide haben aber eine rotbraune Farbe angenommen, die sich indes bei dem inzwischen wieder eingetretenen schönen Wetter bald auswachsen dürfte. Wenn trotzdem der Roggen einen geringeren Stand als der Weizen aufweist, so findet dies ledig⸗ lich in der Verwüstung durch die Mäuse seinen Grund. Ueber die Oel⸗ früchte, Winterraps und ⸗rübsen, die bereits im August bestellt werden, liegen nachteilige Mitteilungen nicht vor. Die Begutachtungsziffern 1 bedeutet sehr gut“, 2 „gut“, 3 „mittel (durchschnittlich)“, 4 „gering“, 5 „sehr gering“ berechnen sich im Staatsdurchschnitt bei dem Winterweizen genau wie im November v. J. auf 2,7, bei dem Winterspelze jedoch um 0,6 geringer, d. h. auf 3,0 und ferner geringer bei dem Winterroggen um 0,1 sowie bei dem Winter⸗ raps usw. um 0,2 oder auf 2,8 bezw. 2,7. Weniger als die Mittel⸗ nofe (3,0) erhielt eine Anzahl von Regierungsbezirken bei allen Ge⸗ treidearten und den Oelfrüchten, am meisten bei dem Winterroggen.

Die Futtergewächse Klee und Luzerne haben gleich den Halm⸗ früchten weniger durch den Nachwinter als durch die Mäuse gelitten, während letztere den Wiesen nicht viel Schaden zugefügt haben. Auch für die Wiesen konnte vielfach keine Note abgegeben werden; sie sahen nach dem Wettersturze wieder grau aus und standen zudem mitunter noch im S. Die SFetesftrn des Futters steht daher der letzten vom September v. J. bei dem Klee um 0,8, bei der Lu⸗ zerne um 0,/7, bei den Bewässerungswiesen um 0,5 und bei den Naturwiesen um 0,6 nach, d. h. sie ergab jetzt 3,1 bezw. 3,0, 2,8 und 3,1. Im einzelnen liegt die Begutachtung, mit Ausnahme derjenigen der Bewässerungswiesen, zumeist unter dem Mittel (3 0).

Obgleich bei dem günstigen Märzwetter mit der Frühjahrs⸗ bestellung rechtzeitig begonnen wurde, ist sie infolge des Wetter⸗ sturzes doch erheblich verzögert worden, so daß in den nordöstlichen Provinzen, wo bis dahin nicht viel mehr als der Anfang gemacht werden konnte, die Feldarbeiten am meisten rückständig sind. Ziemlich weit vorgeschritten sind sie dagegen schon im Zentrum des Staats⸗ gebiets, während man im Westen mit den Halmfrüchten sogar völlig fertig gewesen ist, die hier zum Teil auch schon aufgegangen waren; mit dem Einbringen; r Hackfrüchte in die Erde war man im all⸗

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