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trümmert, der, nach Nahrung gierig, auf den glänzenden Ge losfährt; andere wieder verschwinden, wenn der hungrige tausende von Quallen und Weichtieren und Massen von treibenden Algen und Seetang verschlingt. Auf solche oder ähnliche Weise sind gewiß auch nicht wenige Frssseenpesten zerschellt oder verschlungen
t sinkender Schiffe ausgeworfen
worden, die von der Mannscha
See meldet.
nutzt. * 88 12 cbnsger get an 4 1I 62b Sgeg erchctas e.. eh. wegens eine Flasche an, worin einige Briefe und etwas Tabak lagen. für si einnimmt, zwei verschiedene Gruppen von Dramatikern von der Ecke der Linden⸗ und . für sich — sch vp ig. der Gitschiner⸗ und Alten Jakobstraße und die Felüch de Cc⸗
Die Briefe waren isländisch geschrieben und von den Westmann⸗ tätig, die trotz der geringen Gele ie i i 8 genheit, die ihnen die eng⸗ Dmere . g t gerin aee interessanter Fluchtlinien für die Durchlegung der Lankwitzstraße nach de
inseln an der Südküste Islands abgesandt. Diese Inselgruppe liegt lische Bühne gewährt, schon
Heimary ist bewohnt und bildet ein Kirchspiel.
Briefe an Bekannte an der Südküste von Island schicken, dann weise zum großen Teil aus
legen sie die Briefe unter Beifügung von etwas Tabak für Singe u. a. und solchen halber oder ganzer keltischer Ab⸗ amen seiner n
den Finder und Weiterbeförderer in eine Flasche, die sie saaes zusammensetzt, stehen in engem Zusammenhang mit der Dr. Zadek. Der Stadtschulrat Dr. Fischer wies die gut verkorkt bei Südwind ins Meer werfen, sodaß sie englischen Präraffaelitenbewegung: Swindurne und William . nach Island hinübergetrieben wird. Die von den Westmanninseln Morris auf der einen Seite, Burne Jones, G. F. Watts und der Stadtv. Cassel trat den Ausführungen des Stadtv. h
nach Norwegen abgeirrte Flaschenpost brauchte bis zur norwegischen
Küste ein Jahr. Daß derartige Posten auch anderwärts vorkommen, Stil unverkennbar beeinflußt.
ren bei Sulen an der Küste des Amts Nord⸗ kleines Plankenstück antrieb, das wie ein Boot ausgehöhlt und zugespitzt war. Im Boden lag eine Blechbüchse, ganz mit Briefen Die Phantasie schweift in alte Zeiten zurück, führt Helden und Ueber⸗ efüllt, die von der etwa zehn Meilen westlich von den Hebriden menschen in mächtigem Kampfe vor und berauscht sich an fließendem Blut. Meist hält man sich an das Sagenhafte des elgenen oder stammverwandten Volkes. So die Iren. — Charles Rann Kennedy, der Verfasser des „Winternachtfestes“, greift, wie einst William Morris, Direktor Dr. F. S. Archenhold am Sonntag, Abends 7 ch unter Vorführung zahlreicher Lichtbilder über: „Die Bedeutun 1n
die Bestimmung der verschiedenen Uhrzeiten“ und Montag,
vict eine Mitteilung des Arztes Heitmann, der zufol a
V188eN. Insel St. Kilda abgeschickt waren. Die Briefe enthielten außer Berichten über kirchliche und politische Verhältnisse auf der ’ W“ Keffng. Le und andese dn
icken. e hatten von St. Kilda bis zum Fundort an der it 1 t, i überströmend — norwegischen Küste (eine Strecke von etwa 180 Meilen) 90 Tage ge⸗ mit deht er c Kemverement, in dem überstromenden Wel st braucht, waren also täglich wenigstens zwei Meilen getrieben. u“ zurück. Er ist der Erste gewesen, der, wohl um seine eigene 9 Uhr, über „Unser Wissen von der Venus und die Entwiclungags
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Theater und Musik. Neues Schauspielhaus.
Im Neuen Schauspielhause begann gestern die Sommerspielzeit mit der Burleske „Eine Million“ von Georges Berr und
Marcel Guillemaud (deutsch von Erich Motz), die voraussichtlich Es ist zuweilen
über die warme Jahreszeit hinweghelfen wird.
Stücke im Geschwindschritt über die Bühne
Inhalt bildet die tolle Jagd eines jungen Malers nach einem abhanden Ferenr gcezaelg, 1e Feinhe Hese wo 2E Sc⸗ die allein Leben erzeugen. Beide Werke sind Teile eines geplanten ing und die ein über die Dager flüchtender Verbrecher angezogen at, um sich unkenntlich zu machen. Die Jacke wandert durch ver⸗ schiedene Hände, fliegt auch einmal aus dem Fenster auf ein vorüber⸗ sausendes Automobil und gelangt doch schließlich zuletzt wieder nebst dem Lotterielos in die He des rechtmäßigen Eigentümers. st die Idee, die Handlung pantomimisch
in den Zwischenakten mit Hilfe des Kinematographen fortzuspinnen, der in vorzüglich gelungenen Aufnahmen das Pariser Straßenleben, eine Fahrt auf der Seine, die Jagd nach dem Automobil usw. ver⸗ Füscheulicht und 85 ve Fehe Cfnabiggelt, die Sn 1 er die irksamke es Ganzen liegt durchaus ni allein in 1 3 8* 8 diesem Trick, sondern auch in dem, was auf der Bühne vor sich geht. Da wirkt, hat für sein Gastspiel den René im „Maskenball“ am 17. und sind mit gutem Humor gezeichnete Bilder aus dem Bohdèͤme⸗ leben, auf einem Polizeibureau, in einem den Verbrechern zum Unter⸗ saen, hierenen ablerlqfen 5* erstdun Zehan aag eines hat. Sämtliche Vorstellungen der italienischen Stagione, für die der 8 h ervorragendsten äfte zusammengestellt hat, finden bei er en der
besonders Herr Eugen Burg durch die vollsaftig humor⸗ b dsten Kräf steltt hat, finden bei erhöht
Originell an der ganzen Sache
volle Verkörperung eines Bohémiens, ferner durch die bei aller Karikierung s1is echte Darstellung
e Herr Curt von Möllen⸗ dorf, als Eigentümer der vielgesuchten Jacke, sowohl auf der Bühne wie als stumme Person auf den kinematographisch aufgenommenen Bildern verdient. Auch die anderen Mitwirkenden vereinigten sich unter der trefflichen Regie des Herrn Retzbach zu einem überaus
des eitlen Tenoristen (auch im Gesang) sow
Zusammenspiel. Der Erfolg war sehr groß.
Im Königlichen Opernhause findet morgen, S Fräulein Rose singt die
eine Aufführung von „Salome“ statt. Titelrolle, die Herodias: Frau Ober, den Pagen:
hauser, den Herodes: Herr Sommer, den Jochanaan: Herr Brons⸗ unäch . 1 geest, den Narraboth: Herr Kirchhoff. (Anfang 8 Uhr.) Dirigent bisherigen Magistratsräte Hamburger und Dr. Franz in ihr neues
ist Herr Dr. Besl. Amt. — Der Vorsteher teilte sodann mit, daß an die Einladung
86 vor einigen Shakespeare und die anderen 1 ergenhus ein vorshakespearischen Dramatiker zurück. Selbst die alten Mirakelspiele und sogar die griechische Antike haben Einfluß auf diese Gruppe.
üge und des Hasses
alfisch Vorstellung im Lustspielzyklus zu ermäßigten Preisen „Erfolg“ gegeben. Die Damen von Mavyburg, Butze, Heisler, Stein⸗ sieck sowie die Herren Vollmer, Kraußneck, Patry, Staegemann und Die Tagesordnung der Sitzung bot wenig allgemeines Interesse S
lage betreffend den Ankauf von Ländereien zur Erweiterndee Ver
Wasserwerkes Lichtenberg und die Herstellung eines ( e des anschlusses für dieses Werk wurde auf Antrag der Crtabte Cpferbabr Sonnenfeld und Dr. Paul einem Ausschusse überwiesen. Tf⸗ lagen betreffend die Festsetzung von Fluchtlinien für die D legung der Chaxlottenstraße vom Enckeplatz nach der straße, ferner die Festsetzung von Fesiman für eine neue Straf
Vallentin wirken in den Hauptrollen mit.
1 Frank E. Washburn⸗Freund, der Uebersetzer des „Winter⸗ wurden; denn nur selten hört man von einer sicher gelandeten nachtfestes“, schreibt zur Einführung der isländischen Tragödie, die Flasche, die uns die ergreifende Schlußszene eines Trauerspiels zur sur S nuffährung der Kiterar - e 8 S des B 8 pielhauses im Neuen Königlichen Operntheater bestimmt Flaschenposten werden zuweilen auch als Verkehrsmittel be⸗ ist, das olgende: „In England sind gegenwärtig neben den vielen Stückeschreibern und neben Shaw, der eine ganz eigene Stellung
eine
andere Künstler auf der anderen, haben ihre Themenwahl und ihren Zadek 8 Natürlich geht man auch auf für die Entwicklung unserer Jugend und erklärte, er sehe keinerle
mitzuteilen und zu wirken, vieles gemein hat, auf die isländische Sage
weilen bei Düsterem und ein stetiges Steigern des Grausigen. Wiewohl Kennedy in keiner Weise ein eigentlich realistischer Schrift⸗ 8 steller genannt werden kann, hat er sein zweites Stück, das den Namen eine Erholung, alle literarischen Bedenken beiseite zu lassen Ein Diener des Hauses“ trägt, doch in unsere Zeit verlegt. Freilich, und sich nach der Devise des Lateiners: „Dulce est desipere in 10co“ ganz der, Lustigkeit hinzugeben, die wie in diesem Gleichnis dar, das sich in zarten Parallelen an dat Evangelium selber hüpft. Den anlehnt. Dieses Stück kann im Vorwurf als eine Ergänzung des „Winternachtfestes“ gelten. Es handelt von der Wahrheit und Liebe,
statt ein realistisches Lebensbild darin vorzuführen, stellt er uns ein
großen Dramenzyklus, einer Siebenzahl von Stücken, die von den letzten Dingen des Lebens in einer Art al fresco⸗Stil reden sollen. 88 darfte iSe sein, 188 ö de. e und solchen Wollens kennen zu lernen. „Ein Diener des Hauses“ 8 6 8 hatte kürzlich im Meininger Hoftheater einen tiefgehenden Erfolg. sißende des Badischen Handeletages, Kommerzienrat Engelhamn Das ältere Trauerspiel „Winternachtfest“ wird nun dem deutschen Publikum zum ersten Male vorgeführt werden.“
Die italienische Stagione der Komischen Oper, die am erreicht sei, 17. Mai mit Verdis „Maskenball“ ihren Anfang nimmt, wird Berlin vor vierzig zum ersten Male die Bekanntschaft mit Pasquale Amato vermitteln. Amato, der neben Caruso an der Metropolitan⸗Opera in New York
22. Mai und den Scarpia in „Tosca“ am 20. Mai gewählt, während für die Titelrolle des „Rigoletto“ George Baklanoff gewonnen wurde, der kürzlich an der Komischen Oper einen so starken Erfolg errungen
irischen Dichtern, wie Yeats,
führungen des
Zadek entgegen,
etwa eine Meile von der Küste entfernt. Nur die größte Insel Werke verfaßt haben. Zu den Realisten, die ihre Stoffe Yorkstraße wurden ebenfalls, einem Antrage des Stadtv. 2 Postverbindung aus dem modernen Leben nehmen, gehören u. a. John Hankin und sprechend, in einem Ausschusfe vorberaten werden. — G eger e
mit der Außenwelt hat die Insel nicht. Wollen die Bewohner John Galsworthy. Die andere Gruppe, die sich bezeichnender⸗ Magistrat geforderten 10 000 ℳ als Beitrag zu den Ko
undertjahrfeier zu Ehren Jahns erklärte
enstandd Im Köntglichen Schauspielhause wird morgen als achte des Stadtverordnetenvorstehers von Stockholm an die 1e. 8 Paul Lindaus Behörden Berlins zum Besuche der Stadt Etdie städtisg, 8 gleiche Einladung der Stadtbehörde von Göteborg angeschlosensch eine
ollmannstraße na g von
at segen die d sozialdemokratischen Genossen der sabtn Vorredners als unzutreffend zurück. na betonte die Bedeutung der Bestrebungen Iöde
elisabethanischen, ja auf die Grund ein, warum Berlin bei seinem großen Etat diese verhältnit
mäßig kleine Beitragssumme versagen sollte. Die Vorlage de Magistrats wurde mit großer Mehrheit angenommen. Alle übriden Gegenstände der Tagesordnung wurden kurzer Hand erledigt. — 5 die öffentliche folgte eine geheime Sitzung.
Im neuen Hörsaal der Treptower Sternwarte spricht ne
stürmische Phantasie im Zügel zu halten, die strenge Form der Antike, j smos“. Mi vFen. n. . die Einheit des Ortes, der Zeit und der Handlung in seinem im Kosmos. Mit dem großen Fernrohr wird bis zum Eintrit g Stücke angewandt hat. Seitdem sind ihm manche hierin gefolgt. as Thema des 1Rnferche. der Fluch der
Dunkelheit die „Venus“, später der „Jupiter“ und der Mond geec
edingt gewissermaßen ein Ver⸗ Die für das Jahr 1911 von dem Schweizer Hotelverein
gt gewiss 5 gegebene Schrift „Die Hotels der Schweiz“ umfaßt 1 heitlich und übersichtlich geordnete Preisliste und gut unterrice Angaben über die einzelnen Städte und Ortschaften, und kan der Amtlichen Auskunftstelle der Schweizerischen Bundesbahne Internationalen öffentlichen Verkehrsbureau, Berlin W. 8, w— den Linden 14, kostenlos bezogen werden. 3
„Heidelberg, 11. Mai. (W. T. B.) Die Feier des fünfzig jährigen Jubiläums des Deutschen Handelstages wes heute mit einem deutsche und 11 ausländische Handelskammern vertreten. Der We
Begrüßungsabend eröffnet. Es waren n.
annheim, brachte als erster Redner ein begeistert aufgenommas Hoch auf Seine Majestät den Kaiser, Seine Königliche Hoheit a Großherzog und das Vaterland aus. Er wies darauf hin, daß han was vor fünfzig Jahren so heiß erseht ahren so blutig erkämpft wurde: ein b. starkes Deutschland unter dem Schutz und Schirm der vollen Hohenzollernkrone als sichere Bürgschaft für die Wohlfazn und den Fortschritt des Vaterlandes. Der Präsident der Hei Handelskammer, Kommerzienrat Schott, toastete auf De Handel und Industrie. Im Namen der Stadt Heidelberg kommnete der Oberbürgermeister Dr. Wilkens die Versammlm indem er daran erinnerte, daß er schon vor fünfundzwanzig Jahe
machten sich Kapellmeister E. N. von Remicek auch im übrigen ein Ensemble der die lche ehrenvolle Aufgabe zu erfüllen gehabt habe. Im Na
Herr Kehr
Preisen statt.
“
8
Fräulein Rot⸗
Theater. Königliche Schauspiele. Sonnabend: Opern⸗
haus. 125. Abonnementsvorstellung. Salome. Drama
in einem Aufzuge nach Oskar Wildes gleichnamiger Dichtung in deutscher 1. von Hedwig Lachmann. Musik von Richar ö Musi⸗ kalische Leitung: [— Kapellmeister Dr. Besl. Regie: Herr Regisseur Bachmann. Anfang 8 Uhr.
Schauspielhaus. 128. Vorstellung. Das Abonne⸗ ment, die ständigen Reservate sowie die Dienst⸗ und Freihrege sind aufgehoben. 8. Vorstellung im Lust⸗ pielzyklus zu volkstümlichen Preisen. Ein Erfolg. Lustspiel in vier Akten von Paul Lindau. Regie: Herr Regisseur Keßler. Anfang 7 ½ Uhr.
Sonntag: Opernhaus. 126. Abonnementsvor⸗ stellung. (Gewöhnliche Preise.) Dienst⸗ und Frei⸗ 18 sind ö Die Zauberflöte. Oper in vier Akten von Wolfgang Amadeus Mozart. Text von Emanuel Schikaneder. Neueinrichtung für die Königliche Oper. Anfang 7 ½ Uhr.
Schauspielhaus. 129. Abonnementsvorstellung. Dienst⸗ und Freiplätze sind aufgehoben. Die Welt, in der man sich langweilt. Lustspiel in drei Aufzügen von Edouard Pailleron, übersetzt von Emerich von Bukovics. Anfang 7 ½ Uhr.
Neues Operntheater. 219. Blillettreservesatz. Dienst⸗ und Freiplätze sind aufgehoben. Literarischer Abend: Zum ersten Male: Ein Winternachtfest. Anfang 7 ½ Uhr.
Preise der Plätze: Fremdenloge 5 ℳ, Vorder⸗ arkett 4 ℳ, 1. Rang Loge und Mittelbalkon
ℳ, Mittelparkett (1.—22. Reihe) 3 ℳ, Seiten⸗
rkett 2 ℳ, 1. Rang Seitenbalkon 1,50 ℳ,
ribüne 1 ℳ, Stehplatz 0,75 ℳ.
Richard Wagner⸗Zyklus im Königl. Opernhaus. Die ständigen Reservate sowie die Dienst⸗ und Frei⸗ plätze sind aufgehoben. 18. Mai: Rienzi. 22. Mai: Der fliegende Holländer. 24. Mai: Tann⸗ häuser. 26. Mai: Lohengrin. 29. Mai: Tristan und Isolde. 2. Juni: Die Meistersinger von Nürnberg. 4. Juni: Das Rheingold. 6. Juni: Die Walküre. 8. Juni: Siegfried. 10. Juni: Götterdämmerung.
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Deutsches Theater. Sonnabend, Abends Uhr:
Faust, 2. Teil. S. Sonntag: Faust, 2. Teill. 4 3 Montag: Ein Sommernachtstraum.
Kammerspiele.
Sonnabend, Abends 8 Uhr: Sumurun. Sonntag: Sumuruün. 8 Montag: Frühlings Erwachen.
8
Berliner Theater. Sonnabend, Abends 8 Uhr: Bummelstudenten. Posse mit Gesang und Tanz in fünf Bildern nach E. Pohl und H. Wilkens. Musik von Conradi.
Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Taifun. Schau⸗ spviel in vier Akten von Melchtor Lengyel. — Abends: Bummelstudenten.
Montag und folgente Tage: Bummelstudenten.
Lesstngtheauter. Sonnabend, Abends 8 Uhr: Glaube und Heimat. Die Tragödie eines Volkes. Drei Akte von Karl Schönherr.
Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Hedda Gabler. — Abends: Glaube und Heimat. ö“
Montag: Glaube und Heimat.
Neues Schauspielhaus. Sonnabend, Nach⸗ mittags 3 Uhr: 3. Aufführung der Opernschule des Steruschen Konservatoriums. — Abends 8 Uhr: Eine Million.
Sonntag und folgende Tage: Eine Million.
Komische Oper. Sonnabend, Abends 8 Uhr: Orpheus in der Unterwelt.
Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Orpheus in der Unterwelt. — Abends: Der Teufelsweg.
Schillertheater. 0. (Wallnertheater.) Sonnabend, Abends 8 Uhr: Der Traum ein Leben. Dramatisches Märchen in vier Aufzügen von Franz Grillparzer.
Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Die Ehre. — Abends: Der große Name. 888
Montag: Liebelei. Hierauf: Literatur.
Im Königlichen Theater in Wiesbaden wohnte gestern,
wie „W. T. B.“ meldet, Seine Majestät der Kaiser mit den
erren der Umgebung dem zweiten Abend der Festvorstellungen flotten bei. Gegeben wurde Joseph Lauffs „Eisenzahn“.
Berlin, 12. Mai 1911.
In der gestrigen Sitzung der Stadtverordneten erfolgte zunächst die feierliche Einführung der zu Stadträten gewählten
8 8
Charlottenburg. Sonnabend, Abends 8 Uhr: Der große Name. Lustspiel in drei Akten von Victor Léon und Leo Feld.
Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Zapfenstreich. — Abends: König Heinrich.
Montag: Im Klubsessel.
Theater des Westens. (Station: Zoologischer Garten. Kantstr. 12.) Sonnabend, Abends 8 Uhr: Die geschiedene Frau. Operette in drei Akten von Victor Léon. Musik von Leo Fall.
Sonntag, Nachmittags 3 ½¼ Uhr: Der fidele Bauer. — Abends: Die geschiedene Frau.
Montag und folgende Tage: Die geschiedene Frau.
Lustspielhaus. (Friedrichstr. 236.) Sonnabend, Abends 8 Uhr: Der Feldherrnhügel. Schnurre in drei Akten von Roda Roda und Rößler.
Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Meyers. Schwank in drei Akten von Friedmann⸗Frederich. — Abends: Der Feldherrnhügel.
Montag und folgende Tage: Der Feldherru⸗ hügel. “
Thaliatheater. (Direktion: Kren und Schönfeld.) Sonnabend, Abends 8 Uhr: Polnische Wirtschaft. Schwank mit Gesang und Tanz in drei Akten von Kraatz und Okonkowsky, bearbeitet von J. Kren. Gesangstexte von Alfred Schönfeld, Musik von
J. Gilbert. Sonntag und folgende Tage: Polnische Wirt⸗
chaft.
Trianontheater. (Georgenstraße, nahe Bahnhof Friedrichstr.) Sonnabend, Abends 8 Uhr: Gastspiel des „Neuen Schauspielhauses“”: Das Prinzchen. Liebesschwank in 3 Akten von Robert Misch.
Sonntag und folgende Tage: Das Prinzchen.
Modernes Theater. (Königgrätzer Str. 57/58.) Sonnabend, Abends 8 ¼ Uhr: Die Großstadtluft. Schwank in vier Akten von Oskar Blumenthal und Gustav Kadelburg.
äste dankte der Präsident des Deutschen Handelstages, Kaem Berlin, für die warme Bewillkommnung und schloß mit einem auf das herrliche gastliche Heidelberg und den Badischen Handelz
St. Petersburg, 12. Mai. (W. T. B.) Wie aus Nitz lajew gemeldet wird, ist vergangene Nacht auf der Schwarzmen Schiffswerft Tischlerwerkstatt standen in Flammen. Der Brand ist gegen Mom erst gelöscht worden.
euer ausgebrochen. Die Modellabteilung und k
(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten und
Zweiten Beilage.)
Sonntag: Gastspiel des „Neuen Schauspielhauses“ Wienerinnen. Montag und folgende Tage: Wienerinnen.
Zirkus Husch. Sonnabend, Abends 8 lr Galavorstellung. Neu: General Zacham Ermakov, der Meister tatarischer K. waffen. — Neu: Der urkomische J. senn. mit seinen dressierten Tieren. —
erner: Herr Burkhardt⸗Foottit, Schulreiter. — †
err Erustt Schumann, Freiheitsdressuren. —† Reiterfamilie Frediano. — 3 Gebr. Fratellinz urkom. Clowns. — Fepeüfs⸗ Fraucois dl Kunstreiter. — Um 9 ½ Uhr: Die uecue Origi⸗
ausstattungspantomime „Ein Jagdfest auh
Hofe Ludwigs XIV.“ Familiennachrichten. Verlobt: Frl. Adelheid Bender mit H2 * Karl Fredenhagen (Breslau⸗Leipzig). Verehelicht: Hr. Oberleutnant reiba g Stralenheim mit Frl. Amelie von Müller⸗ torf (Lüneburg). „½ Geboren: Ein Sohn: Hrn. Oberleutnant 8 von Heyden (Demmin). — Hrn. — Schmeling (Großmöllen). — Hrn. Regier br⸗
oachim von Oertzen (Trier). — Eine To 9 Leutnant Hermann von Sevydlitz und m
wigsdorf (Torgau). 1 Gestorben: Fr. Helene von Bogen (Potsdam⸗
Fr. Marie von Graevenitz (St. Gebrjahem 22
r. Clotilde von Lieres und Wilkau (Strektee⸗ — Frl. Anna von Stockhausen (Ahrweiler)
Frl. Magdalene von Schack (Schwerin). —
Verantwortlicher Redakteur: Direktor Dr. Tyrol in Charlottenburg Verlag der Expedition (Heidrich) in 8 9 Druck der Norddeutschen Buchdruckerei un Anstalt Berlin SW., Wühelmstraße Nr.
Neun Beilagen
einschließlich Boͤrsenbellage und Warenzeichen⸗ bütn beilage Nr. 37 A und 37 B).
h. Streble
Zwischenruf
chsanz
Berlin, Freitag, den 12. Mai
Deutscher Reichstag. 72. Sitzung vom 11. Mai 1911, Mittags 12 Uhr. (Bericht von Wolffs Telegraphischem Burteau.)
Tagesordnung steht die Fortsebumg der zweiten a einer Reichsversicherungsordnung. Ber Ueber den Anfang der Sitzung ist in der gestrigen zummer d. Bl. berichtet worden. § 349 bestimmt, daß bei der Landkrankenkasse die Ver⸗ tretung des Gemeindeverbandes die Vertreter der beteiligten Arbeitgeber und der bei der Kasse Versicherten je aus deren Mitte wählt. Die Landesregierung kann in solchen Bezirken von Versicherungsämtern, in denen nur Stadt⸗ er Landgemeinden, nicht aber selbständige Gutsbezirke und Gemarkungen oder ausmärkische Bezirke vorhanden sind, das WMahlrecht den Vertretungen der einzelnen Gemeinde über⸗ rragen. Durch Landesgesetz. kann angeordnet werden, daß im Vorstand und Ausschuß wie bei der Ortskrankenkasse gewählt wird. Mitverhandelt wird gleichzeitig § 412: Versicherungspflichtige haben ⁄, ihre Arbeitgeber 1 der Bei⸗ rüͤge u zahlen. (Der Vorschlag der Vorlage, die Beiträge von beiden Teilen je zur⸗ Hälfte aufbringen zu lassen, ist in der Mommission gefallen.) Bei Innungskassen kann die Satzung estimmen, daß beide Teile je die Hälfte zu zahlen haben. e Nach den Anträgen Albrecht und Genossen (Soz.) soll in 340 die zweite Bestimmung lauten: „gewählt ist, wer die Mehrheit der Stimmen erhält“; wenn dies abgelehnt wird, Joll zu § 341 bestimmt werden, daß der Vertreter die Rechte id Pflichten des Vorsitzenden auf Kosten der Kasse „nach den festgelegten Entschädigungssätzen“ ausübt; die §§ 343 und 349 ollen gestrichen werden; in § 412 soll bei den Innungskranken⸗ gssen die Befugnis zur Aenderung der bezüglichen Satzungs⸗ bestimmungen an die “ der Mehrheit der Vertreter
peider Teile gebunden sein. “
¹Die fortschrittliche Volkspartei will § 340, wie folgt, fassen: „Die Vorstandsmitglieder wählen aus ihrer Mitte den Vorsitzenden des Vorstandes.“ Die §§ 341, 343, 349 sollen nach dem Antrage Ablaß gestrichen werden. Die Polen wollen iden Vorstand der Landkrankenkassen ebenso wählen lassen wie den der Ortskrankenkassen; sie wollen ebenfalls die §§ 343 und
849 beseitigen. “ G 1 1 Abg. Graf Westarp (dkons.): Man hat uns vorgeworfen, daß wir rappisten wären. Nun, die Trappisten pflegen den ihnen Begegnenden in Wort zuzurufen: memento mori, das heißt: Bedenke das Pnde. Wer die Sprache des „Vorwärts“ und der Sozialdemo⸗ aten kennt, weiß, daß die Sozialdemokraten den Zusammenschluß Pper Krankenkassen lediglich als Agitationsmittel benutzen. Diesem bißbrauch entgegenzutreten, ist der Zweck der Bestimmung, die ich vertreten habe. Der Abg. Hoch hat es so dargestellt, daß pir Mehrheitsparteien hier gewissermaßen den Nachweis zu führen mbätten, daß in zahlreichen Fällen Mißbräuche in den sozialdemo⸗ lratischen Kassen vorhanden sind. Den Nachweis im einzelnen zu ühren, liegt uns nicht ob. Dazu ist das kontradiktatorische Verfahren vor Gericht da. Es könnte Ihnen wohl passen, wenn wir Dutzende von Einzelfällen vorbrächten. Sie könnten dann endlose Reden halten, und die Debatte würde sich ins Uferlose verlieren; en gfallen tun wir Ihnen nicht. Auf das Dr. Müllersche Buch habe ich mich berufen, will mich aber nicht mit jedem Einzelfalle dentifizieren. Es ist aber insofern verdienstvoll, als es ein lares Bild der Zustände bringt. Es gibt ja auch in gewissen jingen eine Notorietät, die öffentliche Meinung. Entscheidend sind einige Aeußerungen der sozialdemokratischen Presse, ent⸗ cheidend ist auch die Etellung der Arbeitgeber, die sich resigniert bvon der Verwaltung der Kassen zurückgezogen haben, entscheidend ist die Stellung der Arbeiter selber, die unzufrieden sind mit der Stellung der Sozialdemokraten zu den Kassen. Die Düsseldorfer Verträge sind ihnen in drei Mustern am Schlusse Ies Kommissionsberichts mitgeteilt. Darin ist das Kündigungsrecht der Kassen gegenüber den Kassenbeamten geregelt. Das Muster von 1906 enthält die Bestimmung, daß gekündigt werden kann, wenn auf Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte erkannt wird. Bei Zuchthaus⸗ strafen kann aber nur auf Aberkennung der bürgerlichen Ehren⸗ echte erkannt werden. Eine zeitliche Behinderung ist nach dem Vertrage auch kein Kündigungsrecht, auch wenn jemand sechs Monate efängnis erhalten hat. Auch sonst sind die Kündigungsgründe sehr ₰ In dem Münchener Vertrag von 1908 ist bestimmt, daß einem Beamten unter keinen Umständen ekündigt werden kann, wenn er ein politisches oder religiöses Hechehen begangen hat. Dazu gehört Hoch⸗ und Landesverrat, Majestätsbeleidigung, verbrecherische Ver⸗ etzung des Wahlrechts, Gotteslästerung, törung des Gottes⸗ ete ꝛc., alle diese Taten geben der Kasse keinen Kündigungsgrund. ie Verträge 1 auch deutlich die Tendenz erkennen, die An⸗ gestellten unter allen Umständen in die Organisationen der Sozial hemokraten hineinzuzwingen. Der Beamte muß dem Verbande der Bureauangestellten angehören. Es handelt sich zweifellos hierbei um inen sozialdemokratischen Verband. Nun wurde uns entge engehalten, ; sei ja keine Kasse gezwungen gewesen, solche Verträge hguschlieten. atsache ist aber, daß nach den vom Reichsamt des Innern vor⸗ genommenen Stichproben die Mehrzahl der Verträge nach dem Muster von 8 6, nicht nach dem abgeschwächten Muster von 190 8Sabgeschlossen waren. 8 de sich, ob Se die Anstellung von Beamten nach dieser etseeuerlichen Vertrags bestimmung noch weitere Mißstände hervor⸗ nfäbfa⸗ sind. Ich behaupte, daß diese Verträge dazu gedient haben, Mce Beamte in die Kassen zu bringen und in ihnen zu er⸗ nd d weil sie sich Verdienste um die sozialdemokratische Partei uch felbbewerkschaften erworben hatten. Das hat der Kassenverband 8 ge er zugegeben, indem er es als berechtigt erklärte, brot⸗ he evordene in den Kassen anzustellen. Der Ab „Mugdan hat 1t ei in eingehender und witziger Weise diese Mißstände nach⸗ mah. S Auch die Gehaltsverhältnisse geben zu Beschwerden Mauier b das Arbeiterinteresse dafür spricht, daß Hausdiener, 8 eanfer sw. in die Kassen kommen mit Gehältern, wie sie kaum ein Veanten dat. will ich nicht näher untersuchen. Die angestellten arteipgithaben vielfach in nachweislicher Weise ihre Stellung zu diesen Bilischen Zwecken mißbraucht. Nicht ohne Grund hat man Die Veamten wegen politischer Vergehen Kündigung nicht angedroht. demokmmtisce wortung für die Vertragsmuster tragen die sozial⸗ 1. ten Verbände. Die Regierung hat festgestellt, daß gerade seberhand roßstädten und Bezirken, wo die Sozialdemokratie die Ibg. Hoch hat, die Mehrzahl dieser Verträge abgeschlossen ist. Der Fachat entschuldigend angeführt, daß die Regierung in Dis 2 ven, in Berlin und Dresden solche Verträge geduldet nllet atsache ist nur ein Beweis, daß die Behörden ihre ie Soziane geöffnet haben und ein solches Gesetz notwendig ist. dee emokratie hat mit ihren Kassen in frivoler und zynischer jesen, daß ihr Gesetz und Recht egal ist. (Stürmische bei den Sozialdemokraten, Zuruf des Abg. Ledebour:
Sie bell 1 en wie ein Hund!“ Wiederholter Lärm, stürmische Zwischen⸗
rufe rechts. Präsident Graf Schwerin⸗Lhöwitz ruft den Abg. Ledebour zur Ordnung. Zuruf des Abg. “ Rufen Sie doch den frechen Junker zur Ordnung! Fortgesetzter Lärm und stürmische Protestrufe; der Präsident ruft den Abg. Metzger zur Ordnung!) Ich bleibe dabei, daß die neieerene he. Kassen in einer Weise vorgegangen sind, die den Uettawer von Gesetz und Recht und guter Sitte ins Gesicht schlägt. (Fortgesetzter Widerspruch bei den Sozialdemokraten.) Hier wären Friedrich Wilhelm I. und Friedrich der Große mit dem Krückstock drein⸗ gefahren. Wir müssen an ihren Grundsätzen festhalten, durch die Preußen und das Deutsche Reich groß geworden sind, an den Grund⸗ sätzen der Reinlichkeit und Sauberkeit (Lebhafter Beifall rechts, große Unruhe und Zwischenrufe bei den Sozialdemokraten), und an dem Grundsatz, daß nur Unbescholtene und Unbestrafte öffentliche Beamte sein dürfen, und daß auf Grund öffentlichen Rechts erhobene Geld⸗ mittel nur für die Zwecke verwandt werden dürfen, die den Zwecken des Gesetzes entsprechen. (Präsident: Der Abg. Brühne hat vorher dem Redner das Wort „Gemeinheit“ zugerufen. Ich rufe ihn deswegen zur r8dnung!) Die Kom⸗ missionsvorschläge stehen auf demselben Boden wie die Vorlage; was diese erreichen wollte durch die Halbierung der Beiträge, wird hier auf anderem Wege erreicht werden. Unter voller Wahrung der Selbstverwaltung überlassen sie der Selbstverwaltung felbst die Abstellung der Mißstände, nachdem sie richtig organisiert worden ist. Die Arbeitgeber haben nur ein Drittel der Stimmen, sind also von vornherein in der Minorität. Dieser Zustand war vielleicht in den achtziger Jahren erträglich; die Erwartung aber, daß sich die Kluft zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern schließen würde, hat sich nicht bestätigt; die Kluft hat sich erweitert und ist unüberbrückbar ge⸗ worden. Hier soll die Bestimmung abhelfen, daß Beschlüsse und Wahlen nur zustande kommen, wenn dafür Mehrheiten beider Teile
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vorhanden sind. Die Notwendigkeit solcher Ordnung, die den Arbeit⸗ gebern erst wieder die Mitarbeit in den Krankenkassen ermöglicht, ist unbestreitbar; dafür lassen sich zahlreiche Zeugnisse aus den führenden sozialdemokratischen Organen anführen. Die Sozialdemokraten stellen den Militäranwärter als den schwarzen Mann hin und richten gegen ihn eine wüste Agitation, als wenn er ein Fremder, nicht ein braver Sohn unseres Volkes wäre. Das preußische Beamtenrecht steht auf dem Standpunkt, daß es mit den Dienstpflichten eines Beamten nicht vereinbar ist, Bestrebungen zu unter⸗ stützen, die grundsätzlich die bestehende Staatsordnung be⸗ kämpfen. Die Sozialdemokraten aber wollen, daß nur Sozial⸗ demokraten in den Krankenkassen die Geschäfte führen sollen. Jede zulässige Freiheit will auch die Kommissionsmehrheit in dem Gesetze den Kassenbeamten gewähren. Die Kassenbeamten haben öffentliche Funktionen wahrzunehmen, sie müssen also auch ihr Ver⸗ halten außerhalb des Dienstes in Uebereinstimmung bringen mit ihren Dienstpflichten. Zu diesen gehört nicht nur Unbescholtenheit, sondern auch Unparteilichkeit. Ein Kassenbeamter darf nicht Partei nehmen. Der Streikbrecher muß ebenso behandelt werden als der organisierte Arbeiter; ein sozialdemokratischer Agitator ist dazu gar nicht im⸗ stande. Politisch und religiös außerhalb ihres Amtes dürfen sich die Kassenbeamten natürlich betätigen. Der Vorstand der Leipziger Orts⸗ krankenkassen hat in allen diesen Fragen einen Standpunkt ein⸗ genommen, der sich nicht rechtfertigen und nicht aufrecht erhalten läßt. In dem hier schon am 2. Mai erwähnten Fall ist nach dem gericht⸗ lichen Urteil festgestellt worden, daß ein Arbeiter, der sich das Leben genommen hat, als „Opfer sozialdemokratischer Agitation“ angesehen werden muß. Ob die Mittel, die die Kommission vorschlägt, aus⸗ reichend sind oder nicht, darüber kann man verschiedener Meinung sein; immerhin stehen sie auf dem Boden voller Selbstverwaltung, und ich stelle meine Bedenken zurück. Ich hoffe, daß diese Vorschläge von einer überwiegenden Mehrheit des Reichstages angenommen werden; die Einmütigkeit der bürger⸗ lichen Parteien wird hoffentlich auch von der Reichsregierung ge⸗ teilt und mit aller Energie zur Durchführung gebracht werden. Sie richtet einen Appell an das Land, an die große Zahl der Arbeiter, die der Sozialdemokratie noch nicht angeschlossen sind, und an die Arbeitgeber. Diesen werden neue Rechte eingeräumt auf dem Gebiet der Selbstverwaltung, und solche bedeuten immer Pflichten, und zwar für die Arbeitgeber in diesem Falle unangenehme Pflichten. Es wird ihnen die Möglichkeit eröffnet, wieder Einfluß auf die Krankenkassen zu gewinnen, es fällt ihnen die Aufgabe zu, Mißstände zu beseitigen und das Krankenkassenwesen wieder auf geordnete Bahnen zu bringen. Sie werden ihren Einfluß zur Erreichung ihres Zieles immer wieder neu beleben müssen. Ferner wendet sich unser Beschluß an die Behörden mit der ernsten Mahnung, nicht lasch zu sein. Auch diesen werden ernste Aufgaben im Interesse der Oeffentlichkeit und der Erhaltung unseres Staatswesens zugewiesen. Wir haben das Ver⸗ trauen zu ihnen, daß sie diese Aufgabe erfüllen. In den Reihen meiner politischen Freunde sind manche und auch ich gehöre zu ihnen — die durchaus nicht die Schattenseiten unserer sozialen Gesetz⸗ gebung verkennen. Aber wir würden unter keinen Umständen ver⸗ zichten wollen auf all den Segen und all die Vorteile, die die Sozialversicherung auf der anderen Seite gebracht hat, daß der deutsche Arbeiter geschützt und gesichert ist wie kein anderer Arbeiter in der Welt. Wir wollen uns aber diese Lichtseiten nicht ver⸗ schandeln lassen. Wir wollen, daß die e wieder zu dem werden, als was sie gedacht sind, nicht Versorgungsstätten für sozialdemokratische Agitatoren, sondern Stätten für die soziale Für⸗
orge.
Abg. Eichhorn (Soz.): Ein Redner und eine Partei, die der⸗ artiges auf dem Kerbholz haben wie die Konservativen, haben keine Veranlassung, von „Reinlichkeit“ zu sprechen. Graf Westarp hat auch falsch zitiert. Die Trappisten rufen das Wort memento mori nicht anderen zu, sie tauschen es vielmehr als Gruß unter sich aus. Wenn die Herren von der Rechten es so auffassen wollen, daß sie es ihren eigenen Parteigenossen zurufen, so sind wir gern damit einverstanden. Die Entrechtung der Arbeiter, die jetzt vollzogen werden soll, führt hoffentlich recht bald dazu, daß Sie diesen Trappistengruß in Ihren Reihen anwenden. Es handelt sich um eine vollständige Entrechtung, eine sachlich durch nichts begründete Aenderung in der Verwaltung der Kassen, auf Kosten der Selbstverwaltung der ⸗Arbeitnehmer. Es handelt sich — und das hat Graf Westarp in seiner Rede stark unterstrichen — Wum ein Ausnahmegesetz gegen die Sozialdemokratie. Der Wunsch der Arbeiter, in die Gestaltung der Dinge einzugreifen und mitzuwirken, ist den herrschenden Klassen von jeher ein Dorn im Auge gewesen. Sobald die Arbeiter versuchten, einen Einfluß zu gewinnen, begannen auf der anderen Seite die Kämpfe, sie zurück⸗ zudrängen. Man spricht von Mißständen in den Krankenkassen. Wo solche vorhanden waren, sind sie von den organisierten Arbeitern unterdrückt und beseitigt worden. Die Arbeiter haben die Kassen ausgebaut und ihre Leistungsfähigkeit verbessert, sie haben gearbeitet im Dienste der Kassenentwicklung. Wo sind denn die Landräte geblieben, die sonst ihre Nase in alles stecken, bei der Aufsicht über die angeblichen Mißstände in den Krankenkassen? Freilich hat die Aufsicht früher versagt. Mir sind aus meiner Materialiensammlung nicht wenig Fälle bekannt, wo die sozial⸗ demokratischen Arbeiter häufig den Beschwerde⸗ und sogar den Klageweg beschreiten mußten, um sich Rechte zu erzwingen, die die Aufsichtsbehörde von vornherein ihnen hätte garantieren müssen. Aber solange keine Sozialdemokraten in den Krankenkassen waren,
eiger und Königlich Preußischen Staatsanzeiger.
hat die Aufsichtsbehörde beide Augen zugedrückt. Solange ging die Schlamperei, die dann durch die Sozialdemokraten aus den Kassen herausgebracht wurde. Dann aber begann auch die Aufsicht. Der preußische Minister des Innern hat ein Rundschreiben an die Regierungspräsidenten erlassen, das auch die skandalöse Frage ent⸗ hielt, wo in Krankenkassen mit sozialdemokratischen Vorstands⸗ mitgliedern Unterschlagungen vorgekommen seien. Ist es jemals vorgekommen, daß ein Minister durch eine Umfrage festgestellt hat, wo in Verwaltungsämtern und bei Behörden oder in den besitzenden Klassen Unterschlagungen vorgekommen sind? Von einem solchen Zirkular hat man noch nichts gehört. Uebrigens war, als man das Material gegen die Kassen sammelte, das Urteil und der Plan schon fertig. “ ein Teil der Unternehmer das Vorhandensein parteipolitischer Mißbräuche in Abrede gestellt. Kommerzienrat Menck, ein rücksichtsloser Bekämpfer der organisierten Arbeiter, schrieb, es habe den Anschein, als ob diese Anklagen aus den Kreisen un⸗ zufriedener Krankenkassenärzte und Krankenkassenbeamten stammen. Wo hat die Regierung ihr Material? Sie muß herauskommen damit, wenn sie Arbeitern ein Recht, das diese 30 Jahre besessen haben, aus den Händen schlagen will. Ist es denn auf einmal Mode geworden, daß man verurteilt wird, ohne die Anklage zu hören wie bei einer mittelalter⸗ lichen Feme? Man arbeitet mit dunklen Andeutungen, und das ist eine Frivolität. Die Fälle sind gar nicht selten, daß die Kranken⸗ kassen, wo sie in Lohnkämpfen eine Rolle spielen, von den Arbeitgebern mißbraucht werden. Graf Westarp hätte hier versuchen sollen, nach⸗ zuweisen, wo auch nur ein einziges Mal Arbeiter ihre Macht in den Kassen in derselben Weise mißbraucht hätten wie die Arbeitgeber. Kann man es denn den Arbeitern verdenken, wenn sie ihre Ver⸗ trauensmänner in die Aemter setzen, die sie zu besetzen haben. Die Regierung hat in den Motiven der Vorlage nicht sowohl von tatsächlichen als von möglichen Mißbräuchen gesprochen. Es ist ein Skandal, eine Gesetzgebung auf Möglichkeiten zu basieren; mit demselben Rechte müßten die Junker in die Zuchthäuser eingesperrt werden, um ihnen die Möglichkeit zu nehmen, das Volk in Zukunft zu schädigen. Mit solchen Scheingründen sucht man die Arbeiterklasse zu entrechten! Da der Regierung das tatsächliche Material fehlt, so hat sie einen Mann mit robustem Gewissen gefunden, der es herbeischaffen wollte: Müller heißt der Mann. Graf Westarp hat das Buch als verdienstvoll bezeichnet, er ist also mit⸗ schuldig an dem Müllerschen Buch. Zeigen Sie uns doch, wo sich die Kassen Ungehörigkeiten haben zu schulden kommen lassen. Wir haben doch Richter im Hause, und wozu ist die Aufsicht da? Gewisse Mißbräuche und Ungehörigkeiten können auch bei uns vor⸗ kommen, das kann bei allen Verwaltungen vorkommen. Graf Westarp sollte vor seiner eigenen Tür kehren, er hat die Landrats⸗ mißwirtschaft vergessen. Sind denn die bürgerlichen Richter nicht auch politisch tätig? Seine von Parteilichkeit strotzende Rede macht den Grafen Westarp selber unfähig, Verwaltungsrichter zu sein. Die Heuchelei und das Pharisäertum kann nicht schlimmer sein als in solchen Ausführungen, die uns das Recht ab⸗ sprechen, Parteiangehörige in irgendeinem Amt zu haben. Die Selbstverwaltung der Arbeiterschaft steht unendlich höher als die Verwaltung, die durchsetzt ist von reaktionären Elementen. Daß Mißbräuche auch bei uns möglich sind, bestreiten wir nicht, wohl aber weisen wir mit der größten Entschiedenheit zurück, daß hierin System liegt. Versuchen Sie (rechts) doch einen Augenblick ehrlich zu sein, vergegenwärtigen Sie sich, f seit 1 ½ Jahr⸗ zehnten die bürgerlichen Gegner der Sozialdemokraten, die Behoͤrden usw., wachen und nach Mißbräuchen suchen. In dieser Zeit haben sich nur ein paar vereinzelte Fälle trotz eifrigsten Suchens heraus⸗ bekommen lassen. Das Müllersche Buch hat nicht mehr herausfinden können. Sie müßten doch eigentlich Berge von Fällen anführen können. Wollten wir Ihre Verwaltung untersuchen, so könnten wir Tausende von Fällen anführen. Wer war Herr Müller? Er war angestellter Kassenarzt in München und verlangte lebenslängliche Anstellung und ziemlich ausgedehnte Befugnisse. Als ihm das verweigert wurde, ent⸗ deckte er auf einmal, daß die Kasse ein Tummelplatz sozialdemokratischer Agitation sei. Er hat wahllos Zeitungsausschnitte unserer politischen Gegner, rachsüchtiger Menschen zusammengetragen und zusammen⸗ geklebt und ohne Prüfung daran seine Folgerungen geknüpft. Das nennt er kritisch gesichtetes Material! Dabei ist dies Material zum Teil sehr alt. Ich frage die Regierung, ob sie dem Müller ihr Material ausgeliefert hat. (Zurufe.) Es ist gar nicht unmöglich, daß der Müller einmal im Reichsamt des Innern sitzt. In mindestens *10 der Fälle sind auf die falschen Behauptungen, die Müller zusammengeklebt hat, Berichtigungen der Kassenvorstände erfolgt, und der Müller hat diesé Berichtigungen unterschlagen! Hunderte von Zuschriften, auch von Arbeitgebern, enthalten entrüstete Proteste gegen dieses angebliche Müllersche Tatsachenmaterial, aber davon ist nicht Notiz genommen worden! Müller hat jetzt eine Anzahl Prozesse angestrengt gegen eine Reihe von sozialdemo⸗ kratischen Blättern, die seine „Tatsachen“ etwas niedriger gehängt haben; wahrscheinlich aus keinem anderen Grunde, als damit sein Verbandsfreund, unser Kollege von Liebert, hier sagen kann: „es ist ja Klage von ihm erhoben worden.“ Für den angeblichen Wahlterrorismus der sozialdemokratischen Kassenvorstände werden in dem Buche Fälle aus Chemnitz, München, Worms angeführt. Die Wahlen sind auch kassiert, aber die Kassierten sind abermals mit größerer Mehrheit gewählt worden! Das Müllerbuch erzählt von Wahlbeeinflussungen in Wilmersdorf; da hat gerade ein Gegner der Sozialdemokratie im Wahllokal zu agitieren versucht! Und da redet man uns von Wahlterrorismus und Wahlbeeinflussung! Diese und die allermeisten Angaben des Müllerbuches sind Lügen; fast durchweg ist die Wahrheit auf den Kopf gestellt. Den Sozialdemokraten wird vorgeworfen, daß sie in Wirklichkeit Feinde der Verhältniswahl seien; tatsächlich sind Kon⸗ servative und Zentrum immer dann Freunde dieser Wahl, wenn die Sozialdemokratie Einfluß zu gewinnen beginnt, wenn sie aber in der Mehrheit sind, lehnen sie sie ab, wie es das Zentrum in Süddeutsch⸗ land schon wiederholt getan hat! Der Müller macht uns ferner den Vorwurf, wir suchten Sozialdemokraten in den Kassenvorständen unterzubringen, und es schienen die erwähnten Verträge eigens gemacht zu sein, um unfähige Sozialdemokraten zu versorgen. Diese reichs⸗ verbändlerische Behauptung ist in nichts, aber auch gar nichts gestützt. Selbstverständlich können auch Arbeiter, können auch Soziel⸗ demokraten Beamte in den Ortskrankenkassen sein. Aber wenn jene unerhörte Behauptung wahr wäre, die sich Graf Westarp hier zu eigen gemacht hat, wo ist da wieder die Aufsichtsbehörde geblieben? Diese muß ja dann quasi mit uns unter einer Decke stecken. Graf Westarp hatte ja kraft seines Amtes die ganz besondere Verpflichtung, Beweise für diese Behauptung zu bringen: es fällt ihm aber nicht ein. Die Rechte kommt mit solchen Verdächtigungen, weil sie selbst hinter dem Busch gesteckt hat. Gerade in den Kreisen der Rechten spielt die Vetternschaft eine Hauptrolle; wenn einer gute Konnexionen, wenn er einen Hohenzollernprinzen zum Korpsbruder hat, kommt er weiter, als durch seine Fähigkeit. Wir haben unserer⸗ seits ausschließlich die „Fähigkeit’“ zur Bedingung der Uebertragung eines Kassenamts zu machen beantragt; und da kommen Sie uns mit solchen unqualifizierbaren Vorwürfen? Es handelt sich um eine ganz schamlose Lüge, die hier gegen die Kassenvorstände geschleudert wird. Gerade bezüglich der Münchener Kasse, die der Müller ganz besonders angreift, ist in der Gerichtsverhandlung festgestellt worden, daß es sich um durchaus fähige Leute gehandelt hat. Im Kassendienst un⸗ säbige Leute werden natürlich entlassen und mit Recht entlassen; ein