1911 / 119 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 20 May 1911 18:00:01 GMT) scan diff

In die Liste der Rechtsanwälte sind eingetragen: der

Rechtsanwalt Dr. Thyssen aus Cöln bei dem Amtsgericht in Bensberg, die Gerichtsassessoren Hermann Cohn bei dem Land⸗ Pereh III in Berlin, Michael Maur bei dem Landgericht in oblenz, Vogelsang bei dem Landgericht in Essen, Claesgens bei dem Amtsgericht und dem Landgericht in Düsseldorf, Dr. Motulsky bei dem Amtsgericht und dem Landgericht in Königs⸗ berg i. Pr., Strohbusch bei dem Amtsgericht in Düben, Dreesen bei dem Amtsgericht in Gelsenkirchen und Hüls⸗ mann bei dem Amtsgericht in Rantzau. Der Kammergerichtsrat, Geheime Justizrat Dr. Bauer, der Landgerichtsrat Schröder in Landsberg a. W., die Amts⸗

gestorben. 3

gerichtsräte Felbier in Ohlau und Clericus in Bublitz sind 114“ 8h 38*

6“ ““ 88 8 Ministerium der öffentlichen Arbeiten.

Der Regierungs⸗ und Baurat Hohenberg ist vom Polizei⸗ präsidium in Berlin an die Ministerialbaukommission daselbst o“ u““

8 8 8 Ministerium für Handel und Gewerbe.

Der Gewerbeassessor Hantelmann in Siegen ist vom 1. Juni d. J. ab der Gewerbeinspektion Aachen I und der Gewerbeassessor Kappe in Trier vom 1. Juli d. J. ab der Gewerbeinspektion Siegen als Hilfsarbeiter überwiesen worden.

1

Ministerium der geistlichen und Unterrichts⸗

angelegenheiten.

Dem Seminardirektor Dr. Jander ist das Direktorat des Lehrerseminars in Rinteln verliehen worden.

18 Finanzministerium.

Die Königlich serbische Regierung hat die Zollbehörden ihres Verwaltungsbereichs angewiesen, den im Deutschen Reiche erzeugten natürlichen Weinbranntweinen bei ihrer Einfuhr nach Serbien die gleichen Vergünstigungen zu gewähren, wie sie den aus Frankreich stammenden Erzeug⸗ nissen dieser Art zugestanden worden sind. Voraussetzung für die Bewilligung ist, daß

1) die Branntweine mit Zeugnissen nach dem unter Nr. 1 der Bestimmungen über die Erteilung von Ursprungsscheinen für den aus Wein erzeugten Wein an erster Stelle erwähnten Muster versehen sind und

2) daß außer dieser an jedem Gebinde beziehentlich jeder lasche anzuheftenden Reinheitsbescheinigung noch für die ganze endung ein Zeugnis folgenden Inhalts beigebracht wird:

„Auf Grund der beigebrachten Nachweise wird bescheinigt, daß die nachstehend beschriebene Branntweinsendung

(folgt Beschreibung der Gebinde nach Zahl, Zeichen, Nummer, Rohgewicht, angeheftete Bescheinigungen, an⸗ elegte Siegel bezw. der Kisten nach Zahl, Zeichen, ummern, Rohgewicht, angelegte Bleie, und der darin enthaltenen Flaschen nach Zahl und Litergehalt einerseits sowie angeheftete Bescheinigungen und Bleie der einzelnen Flaschen andererseits) im Deutschen Reiche unter Aufsicht der Steuerbehörde her⸗ gestellt ist und daß der darin enthaltene Alkohol ausschließlich aus Weindestillat besteht.“

Diese besonderen Bescheinigungen sind von dem Zoll⸗ oder

Steueramt zu erteilen, aus dessen Bezirk die Versendung ge⸗ schieht, dem Begleitschein anzustempeln und mit diesem dem Ausgangszollamte vorzulegen. Das Ausgangszollamt hat, nachdem die Nämlichkeit und Unversehrtheit der Sendung fest⸗ gestellt ist, unter der Bescheinigung zu bestätigen, 8 „daß die Sendung von der Ausstellung der Bescheinigung 8 an bis zur Ausfuhr unter Zollgewahrsam gewesen ist“, und sie dem Warenführer zur Vorweisung beim serbischen Grenzeingangsamte auszuhändigen. Auf die zugehörige Be⸗ scheinigung wird in dem Frachtbriefe vom Versender hinzu⸗ weisen sein. Natürliche Weinbranntweine, die nicht mit einer solchen Bescheinigung versehen sind, unterliegen bei der Einfuhr in Serbien der chemischen Untersuchung.

Mit Beziehung auf meine Verfügungen vom 22. April 1908 III 6999 und vom 19. Mai 1908 III 8840 ersuche ich, die nachgeordneten Amtsstellen hiernach schleunigst mit Anweisung zu versehen und die in Betracht kommenden Brennereibesitzer und Lagerinhaber auf den Gegenstand auf⸗ merksam machen zu lassen. X“

Berlin, den 12. Mai 1911. 8

8 8

Der Finanzminister. Im Auftrage: Köhler.

Nichtamtliches.

Deutsches Reich. Preußen. Berlin, 20. Mai.

Seine Majestät der Kaiser und König nahmen gestern morgen im Buckinghampalast in London, „W. T. B.“ zufolge, den Vortrag des Gesandten von Treutler entgegen.

1“ E111“ 8 .“ 1A1““

SDSDdie vereinigten Ausschüsse des Bundesrats für Zoll⸗

und Steuerwesen und für Handel und Verkehr, die vereinigten Ausschüsse für Zoll⸗ und Steuerwesen und für Zustizwesen, die vereinigten Ausschüsse für Zoll⸗ und Steuerwesen und für Rechnungswesen sowie der Ausschuß für Zoll⸗ und Steuer⸗ wesen hielten heute Sitzungen.

as Königliche Staatsministerium trat heute zu einer Sitzung zusammen. Im Auslieferungsverkehre zwischen Preußen und Fe ank⸗

reich findet auf Grund der Gegenseitigkeit die Auslieferung fortan auch wegen Abtreibung statt.

Laut Meldung des „W. T. B.“ ist S. M. S. „Gneisenau“ gestern in Yokohama eingetroffen.

S. M. S. „Sperber“ ist gestern von Alexandrien in See gegangen.

S. M. S. getroffe

„Otter“ ist gestern in Schanghai ein⸗

Len

8 C16“” 8 9 8 In der Ersten Beilage zur heutigen Nummer des „Reichs⸗ und Staatsanzeigers“ wird die vom Reichseisenbahnamt auf⸗ gestellte tabellarische Uebersicht der Betriebsergebnisse deutscher Eisenbahnen (ausschließlich Bayerns) für den Monat April 1911 veröffentlicht, auf die am Donnerstag an dieser Stelle auszüglich hingewiesen worden ist.

Wiesbaden, 19. Mai. Der 45. Kommunallandtag b den Regierungsbezirk Wiesbaden ist am 8. Mai

zurch den Regierungspräsidenten Dr. von Meister, als stell⸗ vertretenden Königlichen Kommissar, eröffnet worden. Die Er⸗ öffnungsrede enthielt über den unter den Winzern des Rheingaues eingetretenen Notstand folgende Ausführungen:

„Zu ihrem großen Bedauern hat die Königliche Staatsregierung während des vergangenen Winters feststellen müssen, daß unter den Winzern in einigen weinbautreibenden Kreisen des Regierungsbezirks und zwar vorwiegend unter den Winzern des Rheingaues ein Not⸗ stand herrscht, dessen Linderung die Verwendung öffentlicher Mittel erheischt. Zu diesem Zwecke hat sich die Staatsregierung entschlossen, die Summe von 1 150 000 bereit zu stellen, jedoch nur unter der Bedingung, daß der Bezirksverband und die beteiligten Kreise sich auch ihrerseits an der Linderung des Notstandes beteiligen. Wie diese Be⸗ teiligung gedacht ist, geht aus der Ihnen zugegangenen Vorlage der Staatsregierung, deren Annahme ich Ihnen auf das wärmste ans Herz legen möchte, hervor. Die vorgesehene Verwendung der Gelder durch Organe, die mit den örtlichen und persönlichen 8 im Notstandsgebiete genau vertraut sind, wird, wie bestimmt zu hoffen ist, den Bedürfnissen im einzelnen gerecht werden und geeignet sein, die Hilfsaktion ihrem Ziele: „Erhaltung eines selbständigen Winzerstandes auf eigener Scholle entgegenführen zu helfen. Damit aber die auf diese Weise angebahnte Gesundungunseres heimatlichen, auf eine uralte Geschichte zurückblickenden und weit über die Grenzen des Vaterlandes hinaus berühmten Weinbaues auch für die Zukunft nach Möglichkeit gesichert werde, sind gleichzeitig Mittel von Ihnen erbeten worden als Zuschuß zu den Kosten, die eine planmäßige der pflanzlichen und tierischen Schädlinge, welche die langjährigen Fehlernten zum großen Teile mit verursacht haben, erfordert.“

Die beiden Vorlagen sind die erstere mit unwesentlichen Abänderungen vom Kommunallandtage einstimmig an⸗ genommen worden. Der Kommunallandtag beschloß ferner die versuchsweise Einführung des Wanderarbeitsstätten⸗ gesetzes unter Errichtung von vorläufig 3. Wanderarbeits⸗ stätten (in Frankfurt, Wiesbaden und Limburg). Mit den Wanderarbeitsstätten sollen ein allgemeiner Arbeitsnachweis und die bereits bestehende nötigenfalls zu erweiternde

Arbeiterkolonie (Neu⸗Ulrichstein) organisch verbunden werden. Die Bezirksabgabe wurde von 7 auf 7 ½ Prozent erhöht, eine dritte Landesratsstelle begründet, in der Person des Gerichtsassessors Schmorl ein neuer Landesrat und in der des Landesbankrats Klau ein neuer Landesbankdirektor gewählt. Wegen Belassung des Hessen⸗Nassauischen Landesgestüts in Dillenburg und wegen Errichtung einer Taunusquerbahn sollen an die Königliche Staatsregierung besondere Vorstellungen gerichtet werden.

„Die Tagung ist am 18. Mai von dem stellvertretenden Keneglsgen Kommissar mit folgender Ansprache geschlossen worden:

„Meine Herren! Sie sind am Schlusse Ihrer Tagnng angelangt, damit habe 8 Ihnen nunmehr das übliche Wort- des Algchierbes zuzurufen. Vorher gestatten Sie mir aber wohl die Versicherung, daß die Königliche Staatsregierung Ihnen für die einstimmige Zu⸗ stimmung zur Winzernotstandsvorlage zu besonderem Dank verpflichtet ist. Möge nun endlich ein guter Herbst das übrige tun, dann werden unsere Winzer bald das Schlimmste hinter sich haben und, gleichzeitig durch teuer bezahlte Erfahrungen auf dem Gebiet des Genossenschafts⸗ wesens zur größten Vorsicht gedrängt, einer glücklichen Zukunft entgegensehen dürfen! Auch sonst werden Sie auf das Ergebnis Ihrer diesjährigen Arbeit mit Befriedigung zurückblicken; ich erinnere nur an die Erledigung der Vorlage, betreffend das Wanderarbeits⸗ stättengesetz. Mögen Ihre Beschlüsse dem Lande zum Segen gereichen! Mit diesem Wunsche erkläre ich namens Seiner Majestät des Kaisers und Königs den 45. Kommunallandtag für geschlossen.“

Baden.

Seine Königliche Hoheit der Großherzog hat den Minister des Großherzoglichen Hauses und der Auswärtigen Angelegenheiten Freiherrn Marschall von Bieberstein, der „Karlsruher Zeitung“ zufolge, auf sein Ansuchen zum 1. Juni d. J. seines Amtes enthoben und ihn unter Aner⸗ kennung seiner ausgezeichneten und erfolgreichen Dienste in den Ruhestand versetzt. Ferner hat Seine Königliche Hoheit der Großherzog in Allerhöchster staatsministerieller Ent⸗ scheidunyg vom 19. Mai d. J. anläßlich der unter dem 19. Mai beschlossenen Aenderung in der Orga⸗ nisation der Oberstaatsbehörden mit Wirkung vom 1. Juni d. J. den Staatsminister Dr. von Dusch unter Be⸗ lassung im Präsidium des Staatsministeriums zum Minister des Großherzoglichen Hauses, der Justiz und des Auswärtigen und den Ministerialdirektor, Geheimen Oberregierungsrat Dr. Böhm zum Minister des Unterrichts und des Kultus ernannt. Dem Minister Freiherrn Marschall von Bieberstein hat Seine Königliche Hoheit der Großherzog anläßlich seines Uebertritts in den Ruhestand ein sehr herzliches Handschreiben unter Ver⸗ leihung des Großkreuzes Bertholds I. gesandt.

Eine landesherrliche Verordnung, die gestern in der „Karlsruher Zeitung“ veröffentlicht worden ist, besagt:

§ 1. Die Zuständigkeit des Ministeriums des Großherzoglichen Hauses und der Auswärtigen Angelegenheiten bezüglich des Eisenbahn⸗ baues und Eisenbahnbetriebes geht an das Ministerium der Finanzen über.

§ 2. Das Kultus⸗ und Unterrichtswesen einschließlich der Ein⸗ richtungen für Wissenschaft und Künste wird einem besonderen Ministerium übertragen, das die Bezeichnung „Ministerium des Kultus und Unterrichts“ führt.

§ 3. Das Ministerium des Großherzoglichen Hauses und der Auswärtigen Angelegenheiten und das Ministerium der Justiz werden zu einem Ministerium vereinigt, das den Namen „Ministerium des Großherzoglichen Hauses, der Justiz und der Auswärtigen Angelegen⸗ heiten“ führt.

§ 4. Der Oberschulrat wird aufgehoben, und seine Zuständigkeit geht an das Ministerium des Kultus und des Unterrichts über.

Die §§ 1 bis 3 dieser Verordnung treten am 1. Juni, § 4 am 1. Oktober 8. J. in Wirksamkeit.

Großbritannien und Irlaud.

Der König und die Königin fuhren, „W. T. B.“ folge, gestern nachmittag mit ihren hohen Gästen, deutschen Kaiserpaar und der Prinzession Viktoria“ Luis sowie mit dem Prinzen von Wales und der Prinzessin Ma-; nach Kensington zu den See⸗ und Landkriegsspielen in Olym 8 Bald nachdem die Majestäten von dort in den Buckine 28 palast zuruͤckgekehrt waren, trafen der König Manuel und die Königin Amalie von Richmond ein und verweiltan einige Zeit im Palast. Abends fand zu Ehren des Deutschen Kaisers und der Kaiserin Auguste Viktoria ; Staatsball im 8 statt, an dem alle Mitglieder der Känig liche Familie, die Damen der Hofgesellschaft und sämtliche Botschafter mit ihren Gemahlinnen teilnahmen.

Gestern wohnten der Kronprinz Wilhelm u Kronprinzessin Cecilie dem Gotkesdienst in ng g des Palais in Zarskoje Sselo bei. Darauf fand im Haupt⸗ saale des großen Palais ein Frühstück statt, an dem „W. T. B.“ zufolge, außer dem Kaiser, der Kaiserin Alexandra Feodorowna, der Kaiserin⸗Mutter, dem Kronprinzlichen Paare und den Mitgliedern der Kaiserlichen Familie der Ministerpräsident Stolypin und die Mitglieder des Kabinetts, die Präsidenten des Reichsrats und der Duma sowie der Hofstaat, ferner der deutsche Botschafter Graf Pourtalés mit Gemahlin und der bayerische Gesandte Freiherr von Grunelius teilnahmen. Der Kaiser erhob das Glas auf das Wohl des Kronprinzlichen Paares, worauf die Musik die deutsche Hymne spielte. Abends fand Familien⸗ diner statt, worauf das Balalaika⸗Orchester Andrejews ein

Konzert gab.

Im gestrigen Ministerrat wurde die Zucker normierung für 1911/12 festgestellt. Wie „W. T. B.“ meldet, werden am Innenmarkte 73 000 000 Pud Zucker zu⸗ gelassen, der unantastbare Vorrat soll 8 000 000 Pud betragen.

Die Zuckerpreise dürfen bis zum Januar 1912 nicht 405 und

zu⸗ dem

später nicht 415 Kopeken übersteigen.

Spanien.

Rw r Die mit der Fassung eines Gesetzes über den obligatorischen Militärdienst betraute Kommission hat einen Entwurf, betreffend Errichtung eines Freiwilligen⸗Kolonial korps, ge⸗ nehmigt, worin, einer Meldung des „W. T. B.“ zufolge, die Anwerbung von Ausländern sür Nordafrika und Spanisch⸗ Guinea für zulässig erklärt wird. Ss 1 Griechenland.

Der Ministerpräsident Venizelos hat der Deputierten kammer einen Gesetzentwurf unterbreitet, in dem die Ab schaffung des Amtes des Oberstkommandierenden der Armee und die Einrichtung einer Generalinspektion gefordert wird. Durch diese Neuordnung sollen nach der Erklärung des Ministers Reibungen, wie sie beim Generalkommando zu Tage getreten seien, vermieden werden.

In der gestrigen Sitzung verhandelte die Kammer über die Wiederaufnahme der Beziehungen zwischen Griechenland und Rumänien.

Nach dem Bericht des „W. T. B.“ erklärte der Minister des Aeußern Gryparis, Mächte, die Griechenland und Rumänien freundlich gesinnt seien, hätten ihre guten Dienste zur Wiederher⸗ stellung der Beziehungen angeboten, und beide Länder hätten erkannt, daß ihre gegenseitigen Interessen diese Wiederherstellung forderten. Der Minister wies dann die Bedeutung der kommerziellen und maritimen Interessen Griechenlands in Rumänien statistisch nach. Mehreren Rednern, die die Wiederaufnahme der Beziehungen zwischen Griechenland und Rumänien tadelten, erwiderte der Ministerpräsident Venizelos, daß es nötig sei, Vergangenes zu vergessen und zu allen Balkanstaaten freundschaftliche Beziehungen zu unterhalten, denn der Bruch mit einem von ihnen würde die internationale Lage Griechen⸗ lands verschlechtern.

I Serbien.

Der König ist, „W. T. B.“ zufolge, in Begleitung des Ministers des Aeußern gestern vormittag nach Paris abgereist und hat den Kronprinzen mit der Regentschaft betraut.

Schweden.

Der Minister des Aeußern Graf Taube und der japanische Gesandte Sugimura haben, „W. T. B.“ zufolge, gestern einen Handels⸗ und Schiffahrtsvertrag unter⸗ zeichnet sowie eine besondere Zollkonvention zvischen Schweden und Japan; beide Verträge beruhen auf Meise⸗

v114A“ 8

Nach einer Meldung der „St. Petersburger Telegraphen⸗ agentur“ haben in Tschang⸗scha in der Provinz Honan von vielen Tausenden besuchte Protestversammlungen gegen die Uebergabe der Eisenbahnen an die Staatsverwal⸗ tung stattgefunden. Es wurde beschlossen, keine Steuern mehr zu bezahlen. Der Gouverneur war nicht imstande, die Zu⸗ sammenrottungen zu verhindern.

Afrika.

Wie die „Agence Havas“ unter dem 18. d. M. aus Alkassar meldet, ist Omrani mit seiner Mahalla dort eingetroffen.

Parlamentarische Nachrichten. 1“

Die Schlußberichte über die gestrigen Sitzungen des Reichtn tags und des Hauses der Abgeordneten befinden sich der Ersten und Zweiten Beilage.

In der heutigen (180.) Sitzung des Reich der Staatssekretär des Innern Dr. Delbrück beiwohnte, wuee die zweite Beratung des Entwurfs einer Reichsversiche. rungsordnung auf Grund der Berichte der XVI. Kommissio im vierten Buche der „Invaliden⸗ und Hinterbliebenenversi he⸗

rung“ fortgesetzt. 1252 a regeln die „Bezüge der Hinter

Die §§ 1243 bliebenen“. 1 nd

Nach § 1243 soll Witwenrente erhalten die dauernd invalide Witwe nach dem Tode ihres versicherten eeea. Als invalide gilt die Witwe, die nicht imstande ist, durch eihr Tätigkeit, die ihren Kräften und Fähigkeiten entspri t 82 aen unter billiger Berücksichtigung ihrer Ausbhildung und bis v.bhes2 Lebensstellung zugemutet werden kann, ein Drittel dessen lben werben, was körperlich und geistig gesunde Frauen dersrbeit Art mit ähnlicher Ausbildung in derselben Gegend durch

1 * ie Witwe, die zu verdienen pflegen. Witwenrente erhält auch die W 8 nicht dauernd invali 1 26 Wochen ““

hen invalide gewesen ist oder die nach Wegfall des Kranken⸗ tenos invalide ist, für die weitere Dauer der Invalidität aitwenkrankenrente). 8 (Wias. Leber (Soz.) befürwortete den Antrag, die Worte

oond invalide“ und die beiden letzten Sätze zu streichen, eventuell heedem Worte invalide“ einzufügen „oder über 70 Jahre alte“. na Antrag bezwecke, allen Witwen eine Rente zu sichern. Eine Der Ane Kinder zu erziehen habe, sei invalide, auch wenn sie Wirrewerbsunfähig sei. Ueber die Lex Trimborn sei längst der n ebrochen. 1 Sich fet 888 Potthoff (fortschr. Volksp.) trat für einen Antrag blaß ein, der dem § 1243 folgenden Zusatz hinzufügen will: Wheitvenrente erhält auch die Witwe, die das 65. Lebensjahr vollendet jat, auch wenn sie noch nicht invalide ist.“ Nachdem gestern der Antrag daf verabsetzung der Altersgrenze auf das 65. Jahr abgelehnt sei, könne auf Keichstag zeigen, daß er wenigstens für die Witwen der Arbeiter dne bescheidene Verbesserung konzedieren wolle, er persönlich werde für gs weitergehenden Antrag der Sozialdemokraten stimmen. Auch dieser Antrag biete den Witwen keine eigentliche Rente, von der sie leben ünnten, sondern nur einen Zuschuß. Gewiß sollen sich auch Witwen fützlich beschäftigen und nicht ledi glich Rentenbezieher sein, aber die itwe hätte doch auch die Aufgabe, ihre Kinder zu erziehen. Es andle sich hier um einen bescheidenen Kinderschutz. Die Anträge Ablaß und Albrecht wurden abgelehnt.

(Schluß des Blattes.) 8

2

Auf der Tagesordnung für dte Fcgtige (81.) Sitzung des Hauses der Abgeordneten, welcher der Minister des Inern von Dallwitz beiwohnte, standen zunächst die aus⸗ gesetzten Abstimmungen über den Gesetzentwurf, betreffend A Feuerbestattung. 1 Ueber den C’““ zu § 3, der in der Fernagssitzung no Pnicht gedruckt vorlag, muß geschäftsordnungs⸗ mäfig die Abstimmung wiederholt werden; er verlangt fir Gemeindebeschlüsse über Errichtung eines grematoriums eine Zweidrittelmehrheit. Der Antrag vih gegen die Stimmen der Linken und eines Teils der Frei⸗ inservativen angenommen. ““ Die Abstimmung über den ganzen § 3 (Gründe für die Verjagung der Genehmigung einer Feuerbestattungsanlage) exgibt die Annahme desselben gegen die Stimmen der Sozial⸗ demokraten. 8 Ehe das Haus zur Gesamtabstimmung über den ganzen gesetzentwurf schreitet, erklärt Präsident von Kröcher: Die Gesamtabstimmung kann erst sattfinden, wenn die Zusammenstellung der neschtüsse der dritten eesung gedruckt verteilt ist; ich bitte Sie also, sich noch einige Augen⸗ llicke zu gedulden, wenn Sie nicht auf die Verteilung verzichten

ollen. 3 Abg. Hoffmann (Soz.) zur Geschäftsordnung: Wir verzichten nich auf die Verteilung.

Nach einigen Minuten ist die Verteilung erfolgt.

Die Gesamtabstimmung soll auf Antrag der Abgg. d. Porsch (Zentr.) und Genossen eine namentliche sein; Abg. dr. Porsch zieht jedoch den Antrag zurück.

Abg. Fischbeck (fortschr. Volksp.) stellt darauf seinerseits in Antrag auf namentliche Abstimmung, der von der ge⸗ samten Linken und einem Teil der beiden konservativen Parteien unterstützt wird.

Die Abstimmung ergibt die Annahme des ganzen Gesetz⸗ entwurfs mit 157 gegen 155 Stimmen; für das Gesetz stimmen die gesamte Linke einschließlich der beiden Dänen Nissen und Koppenborg, die Freikonservativen und ein Teil der Konser⸗ vaiven, gegen das Gesetz der größte Teil der Konservativen sowie das Zentrum und die Polen geschlossen.

Das Resultat der Abstimmung wird von der Linken mit bhaftem Beifall aufgenommen; es entsteht eine langandauernde Unruhe, sodaß der Präsident von Kröcher zunächst einige gugenblicke wartet und dann um Ruhe bittet, damit in den Ge⸗ häften fortgefahren werden könne. Als die Unruhe sich noch

mer nicht legt, ruft der Es ist ja nicht möglich, in den

Prafident von Kröcher laut: 1 geschäften fortzufahren, wenn Sie so laut sind. Ich möchte die Herren,

welche sich laut unterhalten wollen, bitten, dies anderswo zu tun.

Darauf wird die Besprechung der Denkschrift für 1910 über die Ausführung der Ansiedlungsgesetze für Westpreußen und Posen fortgesetzt. 3

Abg. von Wentzel (kons.); Der preußische Staat würde sich elbst aufgeben, wenn er auf die Bedingungen eingehen würde, die der olnische Redner gestern als Bedingungen für den Frieden mit den holen angegeben hat. Der österreichische Staat ist ein Nationalitäten⸗ staat, der preußische Staat ist aber ein deutscher Nationalstaat. Der Abg. von Trampczynski sprach ferner davon, daß der ganze Aus⸗ shuß aus Deutschland dort angesiedelt werde. Dagegen muß ich im Namen der Ansiedler energisch Verwahrung einlegen. Bei den polen hat jetzt die radikal⸗demokratische Richtung die Oberhand. der Sitz dieser Richtung sind die Städte und die Presse. Den besten Erfolg hat die Ansiedlungskommission zweifellos bei der Festigung des deutschen Grundbesitzes gehabt. In dieser Besserung des deutschen Grundbesitzes muß energisch fortgefahren werden. Die Verlangsamung der Ansiedlungspolitik darf aber zu keinem Stillstand führen, denn Stillstand ist Rückschritt. In der Ausstellung in Posen zeigt die deutsche Industrie, wie sie fortgeschritten st. Helfen Sie uns, die deutsche Provinz Posen immer mehr und mehr an den preußischen Staat zu knüpfen und den polnischen Ein⸗ fiuß zu brechen.

(Schluß des Blattes.)

Statistik und Volkswirtschaft.

Zur Arbeiterbewegung.

Der Vorstand des Zweckverbandes der Bäckerinnungen broß⸗Berlins (vgl. Nr. 117 d. Bl.) verhandelte gestern abend mit in Gesellenausschüssen und Vertretern des Bundes der Bäcker und aditoren (gelben) über den Abschluß eines neuen T arifvertrages. ingeladen hierzu war auch der Vorstand des Zentralverbandes der scer, der jedoch sein Erscheinen abgelehnt hatte. Die Verhandlungen

tten, wie das „B. T.“ mitteilt, zum Abschluß eines Tarif oges, dessen wichtigste Punkte folgende sind: 1) Es wird ein tralinnungkarbeitsnachweis geschaffen, bestehend aus sechs

tern. und sechs Gesellen. Hiervon sollen je drei auf Berlin unse drei auf die Vororte entfallen. Vorsitzender des Nachweises enh ein Meister, während, sein Stellvertreter ein Geselle sein nn Sitz des Arbeitsnachweises wird das Innungshaus Concordia, isen Räume entsprechend ausgebaut werden. Entstehen hinsichtlich 8 Arbeitsvermittlung Streitigkeiten, so wird das Einigungsamt 6e, Gewerbegerichts angerufen. 2) Die woͤchentliche Ruhezeit der

esellen beginnt Sonntag früh 8 Uhr und endet Montag früh 6 Uhr. 8,Der Mindestlohn für frisch ausgelernte sowie für neu zugezogene

ehilfen beträgt wöchentlich 21 ℳ, für die übrigen Gehilfen 25 ℳ. occh erhöht sich dieser Minde tlohn vom 1. April 1913 ab um wöchentlich 1 ℳ. Wo bisher schon höhere Löhne gezahlt wurden, bleiben diese bestehen. Die Arbeitszeit regelt sich

8

86 der Größe der Betriebe. Sie beträgt in Bäckereien mit 1 bis 6 Gesellen täglich 12 Stunden einschl. 1 Stunde Pause, bei 7 bis 10 Gesellen 11 Stunden einschl. einstündiger Pause und bei mehr als 10 Gesellen 10 Stunden einschließlich einstündiger Pause. Ueber⸗ stunden, die durch Mehrarbeit verursacht werden, sollen mit 60 vergütet werden. Sind Aushilfen erforderlich, so werden diese für den Tag mit 5 und, falls sie sich in verantwortlicher Stellung befinden, mit 6 honoriert. Der neue Tarif gilt bis 1. April Er soll dem Einigungsamte des Gewerbegerichts unterbreitet werden.

In Breslau beschloß, wie die „Frkf. Ztg.“ erfährt, eine von 400 Bäckergesellen besuchte Versammlung, in den Streik ein⸗ zutreten behußs Abschaffung des Kostwesens im Meisterhause.

Aus Greven i. Westf. wird dem „W. T. B.“ gemeldet, daß für etwa 12000 christliche Textilarbeiter in Emsdetten die Generakaussperrung gestern in Kraft trat. Die Unternehmer verlangen das schriftliche Versprechen, daß die Arbeit in Coesfeld

eg aufgenommen werde, was die Arbeiter für unmöglich erklären.

Nach einer von „W. T. B.“ wiedergegebenen Meldung des „Reuterschen Bureaus“ aus Liverpool sind auch hervorragende offizielle Kreise nicht in der Lage, zuverlässige Auskünfte über den an⸗ gedrohten internationalen Ausstand der Seeleute zu geben. Die allgemeine Meinung geht dahin, daß es weder einen Ausstand eben wird, noch Vorbereitungen zu ei solchen getroffen werden. WVal. Nr. 116 d. Bl)

Wohlfahrtspflege.

Ign der Pfingstwoche vom 6.—8. Juni wird der Evangelisch⸗ soziale Kongreß seine diesjährige Tagung in Danzig abhalten. Nach einer Begrüßungsversammlung am 6. Juni finden am 7. zwei Sitzungen statt. In der Vormittagssitzung, die von dem Wirklichen Geheimen Rat D. Harnack eröffnet werden wird, wird der Professor D. Artur Titius⸗Göttingen das Thema „Wie lassen sich die sitt⸗ lichen Ideale des Evangeliums in das gegenwärtige Leben überführen?“ behandeln. In der Nachmittagssitzung werden der Wirkliche Geheime Rat, Ministerialdirektor Dr. H. Thiel⸗Berlin und der Pfarrer Johannes Ebel⸗Muschaken über „Die Landflucht“ sprechen. Abends findet ein öffentlicher Volksabend mit Ansprachen statt. Am 8. Juni soll der Jahresbericht des Generalsekretärs ““ werden, worauf der Seminardirektor, Schulrat Karl Muthesius⸗Weimar und Fräulein Margarete Henschke⸗Berlin über „Die Schule als Faktor der sozialen Erziehung“ Vorträge halten werden.

v“

unnst und Wissenschaft. 8

Im Königlichen Kunstgewerbemuseum wird die erste Ausstellung des Vereins deutscher Buchgewerbekünstler eröffnet, zu dem sich kürzlich die Führer der Buchkunst aus allen deutschen Kunstzentren zusammengeschlossen haben. Künstler wie Behrens, Orlik, Weiß, Steiner⸗Prag, Tiemann und viele andere haben den Lichthof mit Büchern und Einzelblättern gefüllt.

Das Museum der Königlichen Landwirtschaftlichen Hochschule zu Berlin, Invalidenstraße 42, wird künftig an allen Sonntagen und an den zweiten Feiertagen von 11 bis 3 Uhr offengehalten werden. Bisher war es nur an jedem dritten Sonntag geöffnet. An der Besuchszeit an allen Werktagen von 10—3 Uhr, mit Ausnahme des Mittwochs, wird nichts geändert. Der Eintritt ist stets frei. Hoffentlich trägt die erweiterte Besuchszeit dazu bei, daß die reichhaltigen und vielseitigen Sammlungen, die nicht nur dem Landwirt, sondern allen Bevölkerungskreisen viel bieten, noch mehr

als bisher zur Förderung des allgemeinen Wissens aufgesucht werden.

Dceer Leiter der Ausgrabungen bei Monasterace in der Provinz Reggio di Calabria, Orsi, hat, „W. T. B.“ zufolge, bemerkenswerte Trümmer eines griechischen Tempels in der alten Stadt Caulonia entdeckt.

Land⸗ und Forftwirtschat.

Der Saatenstand in Preußen um die Mitte des Monats Mai 1911.

Während des soeben abgelaufenen Berichtsmonats (Mitte April bis dahin Mai) waren die Witterungseinflüsse trotz einer Reihe recht schöner, hochgradig warmer Tage der Entwicklung der Saaten nicht überall günstig; überwiegend wird über große Trockenheit ge⸗ klagt. Obgleich zahlreiche Gewitterregen die längst ersehnte Befeuch⸗ tung zu bringen schienen, trafen diese doch nur strichweise ergiebig und in vielen Gegenden überhaupt nicht ein.

Dagegen begünstigte das schöne Wetter die Frühtahrg. bestellung, die fast uͤberall bis auf kleine Reste von Sommergerste, Hafer und Kartoffeln fertig wurde. Soweit die Bestellung zeitig er⸗ folgte, waren die Saaten auch schon aufgelaufen. Vielfach konnten die Vertrauensmänner aber noch keine Begutachtungsziffer abgeben; am meisten betrifft dies die Kartoffeln, worüber weiter unten nähere Mitteilung erfolgt. 1 8

Abgesehen von den Mäusen, schienen andere tierische Schäd⸗ linge nicht so zahlreich aufzutreten, daß sie zu Klagen Veranlassung gaben. Erwähnung fanden des öͤfteren wu Schnecken, Draht⸗ würmer, Blüten⸗, Glanz⸗ und Rüsselkäfer, Blumen⸗ und Fritfliegen, Kleekrebs und Erdflöhe. Den Wäusen hat man ziemlich allgemein durch energischen Angriff mit Gift und Fallen ein Ziel gesetzt; indes follen sie in manchen Gegenden doch noch massenhaft vorhanden sein. Von den Unkräutern wird hauptsächlich Hederich genannt, selten Disteln. Ganz vereinzelt traten Pflanzenkrankheiten, wie Schimmelpilz und Rostbildung, auf.

Eigentliche Auswinterungen sind wenig vorgekommen. Auch die scharfen Aprilfröste haben nicht viel Schaden verursacht. Die in⸗ zwischen ausgeführten Umpflügungen sind größtenteils auf die Verwüstungen durch Mäuse zurückzuführen. An den beim Winter⸗ weizen für den Staat berechneten Umpflügungen von 2,14 Hundert⸗ teilen des gesamten Anbaues oder 19 976 ha waren am meisten be⸗ teiligt die Regierungsbezirke Hildesheim mit 13,25 v. H. oder 4377 ha, Minden mit 6,15 v. H. oder 1342 ha, Cassel mit 5,80 v. H. oder 2684 ha, Erfurt mit 5,39 v. H. oder 1015 ha, Koblenz mit 5,31 v. H. oder 441 ha. Vom Winterspelzwurden im Staate 10,56 v. H. oder 1736 ha, davon in Sigmaringen allein 14,24 v. H. oder 1733 ha umgepflügt. Beim Winterroggen stellten sich im Staate nur 1,29 v. H. oder 58 832 ha heraus, von denen wiederum auf Sigmaringen 21,15 v. H. oder 217 ha, auf Hildesheim 16,75 v. H. oder 7461 ha, auf Cassel 10,14 v. H. oder 9909 ha, auf Koblenz 6,65 v. H. oder 3194 ha, auf Erfurt 6,52 v. H. oder 1793 ha entfielen. Bei den Oel⸗ früchten, Winterraps und rrübsen, fanden sich Umpflügungen in nur je 12 Regierungsbezirken, an denen Merseburg allein einen nennenswerten Anteil hatte, nämlich 4,38 v. H. oder 56 ha; im Staate waren es 0,49 v. H. oder 125 ha. Beim Klee ergaben sich für den Staat 2,26 v. H. oder 28 530 ha, woran zumeist beteiligt waren Cassel mit 16,16 v. H. oder 4562 ha, Hildesheim mit 13,77 v. H. oder 1732 ha, Sigmaringen mit 11,41 v. H. oder 600 ha, Minden mit 11,24 v. H. oder 1843 ha, Hannover mit 9,89 v. H. oder 912 ha, Erfurt mit 9,75 v. H. oder 1034 ha, Kohlenz mit 7,52 v. H. oder 1344 ha, Wiesbaden mit 6,87 v. H. oder 1101 ha. Merseburg mit 6,23 v. H. oder 1687 ha, Magdeburg mit 5,72 v. H. oder 1111 ha, Liegnitz mit 5,02 v. H. oder 2851 ha. Von der Luzerne brauchten im ganzen nur 1,74 v. H. oder 1521 ha um. gepflügt werden, wozu verhaͤltnismäßig am meisten beitrugen Han⸗ nover mit 10,16 v. H. oder 38 ha und Koblenz mit 5,75 v. H. eder 442 ha; 18 Regierungsbezirke mit Luzernebau blieben unbeteiligt.

Der Stand der Wintersaaten bat im Berichtsmonat im großen und ganzen nur bei dem Roggen und den Oelfrüchten keine Fortschritte

gemacht. Während über den W eizen wenig Nachteiliges vermerkt wird, kommt dies beim Roggen recht oft vor. Letzterer entsprach in vielen Gegenden nicht den auf die schönen Tage im April und Mai gesetzten Hoff⸗ nungen; in manchen anderen aber war er desto besser; so daß immerhin auf eine Mittelernte gerechnet werden kann. Manches Feld wäre wohl noch um⸗ zupflügen gewesen, wenn man nicht vergeblich auf Regen gewartet hätte, der das Begießen der kahl gefressenen Stellen herbeiführen sollte. Hier und da hat man durch Eindrillen von Sommersaat den Schaden aus⸗ gebessert. Vielfach stand der Roggen dennoch dünn, indem die Seiten⸗ kriebe fehlten, sodaß er im Strohertrage wohl nicht befriedigen dürfte; denn selbst nach durchdringendem Regen wird jetzt auf Nachtrieb kaum mehr zu rechnen sein. In manchen Gegenden stand er schon völlig in Aehren, mindestens war er beim Schossen. Ueber den in Preußen ziemlich belanglosen Spelz findet sich nichts Erwähnenswertes. Die Oel⸗ früchte, Winterraps und ⸗rübsen, standen in Blüte; sie wurden aber hin und wieder sehr durch Schädlinge beeinträchtigt. Die Begutachtungsziffern ergaben wenn 1 „sehr gut“, 2 „gut“*, 3 „mittel (durchschnittlich)“, 4 „gering“, 5 „sehr gering“ bedeutet im Staatsdurchschnitte bei dem Winterweizen 2,6 sgegen 2,7 im April), bei dem Winter⸗ spelze 2,8 (3,0), bei dem Winterroggen und den Oelfrüchten wieder wie im Vormonate 2,8 bezw. 2,7. Unter dem Mittel (3,0) erhielten beim Weizen Sigmaringen (3,1), beim Spelz Koblenz (3,3), beim Roggen Cassel (3,4), Koblenz und Sigmaringen (3,3), Hildes⸗ heim und Wiesbaden (3,2) sowie Erfurt (3,1). 8

Die Futterpflanzen und die Wiesen haben ihren vormonatigen, nicht günstigen Stand aufgebessert. Manche Kahlstellen auf den Klee- und Luzernefeldern haben sich zugezogen; weit mehr aber haben dies infolge der Trockenheit nicht vermocht. Außerdem wurden sie noch immer von den Mäusen stark geschädigt. Ueber die Wiesen liegen ungünstige Nachrichten zwar nicht vor, doch entbehrten sie selten des Zusatzes, daß durchdringender Regen und die richtige Maipflanze fehlen. D e Noten berechneten sich im Staatsdurchschnitte bei dem Klee und der Luzerne auf je 2,9 (gegen 3,1 bezw. 3,0 im Vormonat), bei den Naturwiesen auf 2,5 (2,8) und bei den Rieselwiesen auf 2,8 (3,1). Geringere Ziffern als 3,0 erhielten bei dem Klee der Regierungsbezirk Cassel (3,7), Hildesheim (3,6), Erfurt (3,5), Merseburg, Koblenz und Cöln (3,3), Potsbdam, Magdeburg und Wiesbaden (3,2), Arnsberg, Aachen und Sigmaringen (3,1), bei der Luzerne Arnsberg (3,3), Erfurt, Hannover, Hildesheim und Cöln (3,2), Merseburg, Minden und Cassel (3,1) und bei den Rieselwiesen Magdeburg, Merseburg und Erfurt (3,1). G

Was die Sommerung anlangt, so waren die seit einem Monat in die Erde gebrachten Saaten bei der Berichtsabgabe kaum oder noch garnicht aufgelaufen. Die von den Vertrauensmännern an egebenen, auf mitunter wenige Angaben sich stützenden Begutachtungsziffern sind daher nicht ausreichend zur Bildung eines sicheren Urteils über den Stand der Sommerhalm⸗ und der Hülsenfrüchte sowie der Kar- toffeln; insbesendere gilt dies für letztere. Wie die folgende Ueber sicht zeigt, enthalten von den bis zum 18. d. M. eingegangenen 4967 Berichten, die vorstehenden Bemerkungen zugrunde gelegt sind, nur 501 eine Ziffer für diese Frucht. Es gingen Berichte ein

aus dem

ö 1“ 1“ Regierungsbezirke

Regierungsbezirke

überhaupt

überhaupt mit einer Note

für Kartoffeln V

mit einer Note für Kartoffeln

do2U”SU G

19) Schleswig ... 20) Hannover .. 21) Hildesheim 22) Lüneburg... WIööI11 24) Osnabrück ... 25) Aurich 35 26) Münster. 81 29 Minden 81 28) Arnsberg 160. 29) Cassel 179 30) Wiesbaden. 115 31) Koblenz 126 32) Düsseldorf.. 146 33) Cöln 106 34) Trier 153 Merseburg 35) Aachen 80 Erfurt.... 36) Sigmaringen. 11 1.

Wie bereits im vormonatigen Bericht mitgeteilt worden ist, sollen in Zukunft die Saatenstandsberichte seitens der landwirtschaftlichen Vertrauensmänner nicht mehr um die Mitte der Monate April bis einschließlich November, sondern zu Anfang der Monate April bis einschließlich Dezember aufgestellt werden. Diese Neuerung ist nunmehr durch die inzwischen erlasse

3. d. M. angeordnet w Juni Kraft, sodaß der Saatenstandsbericht für Anfang Juni in den ersten Tagen des nächsten Monats erscheinen wird. (Nach der „Sta Korr.“) . 8

1) Königsberg .. 2) Gumbinnen .. 3) Allenstein ... Danzig Marienwerder Potsdam Frankfurt ... Stettin... Köslin Stralsund... Posen Bromberg... Breslau.... Liegnitz ) Oppeln... Magdeburg ..

SRS

bo +28g

E

Komische Oper. Die Maifestspiele in der Komischen Oper brachten gestern als

zweiten Abend der italienischen Stagione Verdis Oper „Rigoletto“ mit Georg Baklanoff, dem berühmten russischen Baritonisten, in der Titelrolle. Dieser hervorragende Künstler, der erst kürzlich als Scarpia in Puccinis „Tosca“ berechtigtes Aufsehen erregte, hatte in dieser Partie mehr Gelegenheit, seine großen stimmlichen und dar⸗ stellerischen Vorzüge zur Geltung zu bringen. Es war eine Leistung die sich dem Gedächtnis der Hörer ebenso nachdrücklich einprägen wird, wie am Abend zuvor die seines italienischen Stimmkollegen Amato als René im „Maskenball“. Die Art des russischen Sängers ist zwar herber als die des Italieners, sein Spiel realistischer, gemeinsam ist aber beiden das sonore, in allen Tonlagen gleichmäßig durchgebildete, ungemein ausdrucksvolle Organ. In Gestalt und Spiel gemahnte der Gast oft genug an den großen russischen Bassisten Schaliapin, der gelegentlich des Gesamtgastspiels der Oper aus Monte Carlo hi so lebhaft gefeiert wurde. Neben der dramatischen Baklanoffs hatte Fräulein Grete Forst von der Wiener Hofoper als Gilda mit ihrem nur auf das Zierliche gestellten Gesang keinen leichten Stand. Sie behauptete sich aber mit Ehren und gab ihr Bestes in der Koloraturarie des wweiten Akts,

die Vorzüge ihres Gesangs und besonders ihren Triller in das bellste Licht setzte. Den Herzog sang Léon Laffitte von der Großen Oper in Paris mit schönem, strahlenden Tenor, aber musikalisch unzulänglich. Es machte fast den Eindruck, als kämpfe der Künstler gegen starke Befangenheit an. Anna d Anini (Maddalena) und Eugen Mariackes (Sparafucile) ge⸗ nügten in ihren kleinen Partien. Von den einheimischen Künstlern, die diesmal sehr zugunsten der Gesamtwirkung italtenisch sargen, zeichnete sich besonders Herr Armster als Graf don Monterone aus. Der Kapellmeister von Reznicek bielt alles mit fester Hand zusammen: eine Aufgade, die besonders bei den rhpthmischen Willkürlichkeiten, die sich Herr Laffitte zu schulden kommen ließ und bei den Klippen der FEnsemdlestellen gewiß nicht leicht war. Es war aber alles in allem ein großer Adend der italienischen Stagione, für deren künstlerische Anregung man Herrn Direktor Gura aufrichtigen Dank schuldet.

Im Königlichen Opernhause geht morgen, Sonntag. „D— Fledeimaus“ in Szene. Die Damen Hempel, Dietrich a2 süed mit den Herren Philipp. Bronsgeest, Liedan. Vollmer. D. SchoͤFel in den Hauptrollen beschäftigt Montag wird aul Vorstellung im Sonderadonnement des Richard Wagner Inchul .T