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Bau einer Chaussee von Birkenwerder über Bergfelde und Schönfließ nach Schildow, durch das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu
Potsdam und der Stadt Berlin Nr. 21 S. 331, ausgegeben am
26. Mai 1911.
Seine Erzellenz der Minister ür Landwirtschaft, Domänen und Forsten Dr. Freiherr von Schorlemer, mit Urlaub;
Seine Exzellenz der Staatssekretär des Reichskolonialamts, Wirkliche Geheime Rat Dr. von Lindequist, mit Urlaub.
Nichtamtliches. Deutsches Reich.
Preußen. Berlin, 2. Juni. 111““ 116 ö“ “ “ eine Majestät der Kaiser und König hat an den
Reichskanzler von Bethmann Hollweg das nachstehende Aller⸗
höchste Handschreiben gerichtet: „Mein lieber von Bethmann Hollweg Mit Befriedigung habe Ich aus Ihrer Meldung ersehen, daß nach dem glücklichen Zustandekommen des Gesetzes über die Verfassung von Elsaß⸗Lothringen nun auch die Vorlage der Reichsversicherungsordnung die Zustimmung des Reichstags gefunden hat. Wenn es gelungen ist, diese beiden bedeutungsvollen Gesetzgebungswerke nach langwierigen Verhandlungen und nach Ueberwindung mannigfacher Schwierigkeiten n einer den Interessen des Reichs entsprechenden Weise zum Ab⸗ chluß zu bringen, so ist dieses erfreuliche Ergebnis nicht zum mindesten Ihrem persönlichen Eingreifen, Ihrer staatsmännischen Kunst und zielbewußten Arbeit zu verdanken. Ich kann es Mir daher nicht ver⸗ agen, Ihnen zu diesem Erfolge Meinen wärmsten Glückwunsch und Meinen Kaiserlichen Dank auszusprechen. Um aber Meiner An⸗ erkennung und Meinem Wohlwollen noch einen besonderen Ausdruck zu geben, habe Ich Ihnen Mein beifolgendes Bildnis verliehen. Bei dessen Anblick seien Sie allezeit eingedenk der herzlichen Dank⸗ Ihres wohlgeneigten
Wilhelm, 1. R
8 “ 8 eine Majestät der Kaiser und König machten, 3.“ zufolge, gestern nachmittag dem Reichskanzler thmann Hollweg einen Besuch.
In der am 1. Juni unter dem Vorsitz des Staats⸗ ministers, Staatssekretärs des Innern Dr. Delbrück ab⸗ gehaltenen Plenarsitzung des Bundesrats wurde den vom Reichstag angenommenen Entwürfen der Reichsversicherungs⸗ ordnung und des Einführungsgesetzes zur Reichsversicherungs⸗ “ sowie eines Gesetzes, betreffend die Beseitigung von Tierkadavern, die Zustimmung erteilt. Von der Annahme der Entwürfe eines Gesetzes, betreffend die Gewährung einer außer⸗ rdentlichen Entschädigung an die Mitglieder des Reichs⸗ tages, eines Gesetzes wegen Aenderung des Zündwaren⸗ steuergesetzes und eines Gesetzes, betreffend die vorläufige Regelung der Handelsbeziehungen zu Japan, sowie des Handels⸗
und Schiffahrtsvertrags zwischen dem Deutschen Reiche und
Schweden durch den Reichstag nahm die Versammlung Kenntnis. Zu den Resolutionen des Reichstags zum Reichs⸗ “ und dem Hauhaltsetat der Schutzgebiete auf das echnungsjahr 1911 sowie zu den Beschlüssen des Reichstags über verschiedene Petitionen wurde Stellung genommen. wurde über eine Reihe von Eingaben Beschluß gefaßt.
Wiährend der weiteren Abwesenheit des Königlich nor⸗ wegischen Gesandten von Ditten werden die Geschäfte der Gesandtschaft von dem Legationssekretär Raeder geführt.
Württemberg. In der Zweiten Kammer führte gestern der Minister
von Pischek bei der Beratung des Etats des Innern betreffs
der Organisation der Krankenkassen laut Meldung des „W. LZ. B.* aus.
Die Organisation der Krankenkassen, wie sie schließlich vom Reichs⸗ tage gestaltet worden sei, habe die württembergische Regierung nicht befriedigt. Die Regierung sei davon ausgegangen, daß die Beiträge von den Arbeitgebern und Arbeitnehmern halbiert würden. Zu dieser Stellungnahme habe sie die Erwägung bestimmt, daß sich ein großes Mißtrauen in weiten Kreisen geltend gemacht habe, da die über⸗ wiegenden Zweidrittel der Arbeitervertreter im Vorstande ihre Macht nicht ganz sachgemäß angewandt hätten. Deshalb habe die Regierung die Hälftelung vertreten. Auch hätte er es für wünschenswert ge⸗ halten, die Altersgrenze von 70 auf 65 Jahre herabzusetzen; aber aus finanziellen Rücksichten sei dies unmöglich gewesen.
Oesterreich⸗ Ungaren.
Der Kaiser Franz Joseph ist gestern gegen Abend aus Ungarn wieder in Wien eingetroffen und hat sich, „W. T. B.“ zufolge, nach Schönbrunn begeben. Auf dem ganzen Wege bereitete die Bevölkerung dem Kaiser, dessen Aussehen vorzüglich war, begeisterte Huldigungen.
Großbritannien und Irland.
Die in London tagende Reichskonferenz erörterte gestern die Londoner Seerechtsdeklaration und die Tatsache, daß die Dominien darüber nicht zu Rate gezogen worden sind.
Wie „W. T B.“ meldet, verteidigte der Staatssekretär des Aus⸗ wärtigen Amts Sir Edward Grey die Deklaration, indem er auf ihre Vorzüge hinwies und auf die gegen sie erhobenen Einwendungen antwortete. Das einzige, was Englands Sicherheit zurzeit eines Krieges verbürge, nämlich seine Herrschaft zur See, bleibe aufrechterhalten. Die übrigen Punkte seien von verhältnismäßig geringer Bedeutung. Grey versprach, daß die Dominien vor der nächsten Haager Konferenz und über alle sich aus ihr ergebenden Fragen zu Rate gezogen werden sollten. — Der
ierminister von Canada Sir Wilfried Laurier mißbilligte
die der Kolonien, ausgenommen bei Handelsverträgen, da die Zurateziehung in einer Angelegenheit, die zum Kriege führen könnte, für die Dominien die Notwendigkeit in sich schließe, am Kriege teilzunehmen. Er halte es für besser, ganz der Umsicht der heimatlichen Regierung zu vertrauen. Canada billige die Deklaration. — Der Premierminister von Neu⸗Seeland Sir J. G. Ward sprach sich ebenfalls für die Deklaration aus; die Hauptsorge sei nur, die unbestrittene Hrrrschaft Englands zur See aufrechtzuerhalten. — Der australische Premierminister Fisher bekämpfte die Deklaration.
— Das Oberhaus hat sich nach endgültiger Annahme der Luftschiffahrtsbill bis zum 26. Juni vertagt. Die Ver⸗ handlung über die Klauseln der Parlamentsbill wird nicht vor dein 28. Juni beginnen.
In der gestrigen Sitzung des Unterhauses richtete der Abgeordnete Dillon verschiedene Marokko betreffende Anfragen an den Staatssekretär des Auswärtigen Amts.
Nach dem Bericht des „W. T. B.“ fragte Dillon zunächst, ob der Staatssekretär die Versicherung geben könne, daß keine Verhand⸗ lungen über eine Teilung von Marokko in Einflußsphären begonnen oder abgeschlossen werden würden, bevor das Unterhaus Ge⸗ legenheit erhalten habe, über den Vorschlag zu beraten. Sir Edward Grey erwiderte, er könne keine auf Voraussetzungen beruhende Zusicherungen dieser Art geben. Um aber falschen Auffassungen vor⸗ zubeugen, möchte er hinzufügen, 5 soviel er wisse, keine Verhand⸗ lungen über eine Aenderung des politischen Status Marokkos in Er⸗ wägung gezogen würden.
Dillon fragte darauf, ob die Aufmerksamkeit Greys auf die Operationen gelenkt worden sei, die jetzt gegen die Stämme in der Nachbarschaft von Fes unternommen würden, ob er den britischen Agenten in Fes anweisen wolle, über die Einzelheiten dieser Operationen eingehend zu berichten, und ob er dann diese Berichte dem Unterhause vorlegen werde. Grey erwiderte, der britische Ver⸗ treter in Marokko werde in der gewöhnlichen Weise über bedeutende Ereignisse in Marokko berichten, aber er selbst könne nicht Mit⸗ teilungen machen, wo es sich nicht um englische Unternehmungen handle, obwohl er vielleicht später in der Lage sein werde, über Tat⸗ sachen, wenn es gewünscht werde, zu berichten.
Dillon fragte dann weiter, ob Grey seine Aufmerksamkeit auf die Berichte gelenkt habe, denen zufolge Sultanstruppen unter dem Kommando französischer Offiziere einen großen Landstrich verwüstet hätten und 80 Frauen und Kinder auf dem Markte öffentlich verkauft worden wären; ob ferner in Anbetracht der Tatsache, daß Frankreich den Anspruch erhebe, als Beauftragter Europas zu handeln, und daß diese Expedition mit Zustimmung und Billigung der britischen Regierung unternommen worden sei, er nicht in Erwägung ziehe, daß England wenigstens in ge⸗ wissem Maße für diese Barbareien verantwortlich sei und daß das Haus über das Vorgehen der französischen und der Sultanstruppen unterrichtet werden müsse. Grey antwortete, sicherlich sei die britische Regierung nicht verantwortlich. Er müsse es ausdrücklich mißbilligen, daß eine solche Frage in einer Form gestellt werde, die ein schlechtes Licht auf Offiziere einer anderen Macht werfe, bevor die britische überhaupt volle Information erhalten könne. Was die Tatsachen anbelange, sei er nicht im Zweifel, daß die fran⸗ zösische Regierung selbst die erste sein werde, die volle Aufklärung geben werde.
Im weiteren Verlauf der Sitzung fragte der Abgeordnete Byles an, ob der Staatssekretär irgend eine amtliche Mitteilung darüber erhalten habe, daß Deutschland sich bereit erklärt hätte, mit Amerika über einen allgemeinen Schiedsgerichts⸗ vertrag zu verhandeln, der dem ähnlich sei, der, wie verlaute, sich jetzt in den Händen der britischen und der französischen Regierung befinde, und ferner, ob Grey dem Hause Auskunft geben könne über den Fortschritt der Vertragsverhand⸗ lungen, soweit sie Großbritannien betreffen.
Grey beantwortete die erste Frage mit nein. Was die zweite Frage angehe, so könne er nichts seiner Antwort vom 30. Mai hinzu⸗
fügen. Aber er erwarte jetzt, wo er den Vertragsentwurf empfangen habe, einen Fortschritt. Frankreich.
Wie „W. T. B.“ meldet, erhebt der in Paris weilende marokkanische Minister des Aeußern El Mokri gegen die Meldung der „Times“, wonach ein Teil der Besatzung von Fes unter Führung französischer Instrukteure das ganze Gebiet von Lemta eingeäschert, viele Leute getötet und achtzig Frauen und Kinder auf dem Markte in Fes als Sklaven verkauft habe, entschieden Einspruch. El Mokri erklärte einem Berichterstatter gegenüber, er habe von seinem Sohne einen vom 24. Mai datierten Brief aus Fes erhalten, in dem dieser ihm mitteilte, daß eine kleine Truppen⸗ abteilung in das Gebiet von Lemta entsandt worden sei, um Stämme, die mehrere Boten überfallen und ausgeplündert hätten, zu züchtigen. Die Haupturheber der Missetaten seien nach Fes gebracht, aber niemand sei getötet oder als Sklave verkauft worden. Die Meldung der „Times“ beruhe auf Er⸗ findung.
Belgien.
Die Königin Elisabeth ist, „W. T. B.“ zufolge, voll⸗ ständig wiederhergestellt. Gestern nachmittag unternahm die Königin, von der Bevölkerung freudig begrüßt, ihre erste Spazierfahrt durch Brüssel.
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Die Deputiertenkammer hat die Budgetdebatte beendet. Das Defizit des ordentlichen Budgets beträgt 7 787 388 Pfund, wozu 3 196 000 außerordentliche Kredite kommen. Wie „W. T. B.“ meldet, hat die Kammer auch den Artikel des Budgetgesetzes genehmigt, wonach die Re⸗ gierung zur Aufnahme einer Defizitanleihe ermächtigt wird. Der Großwesir Hakki Pascha erklärte, daß hierdurch der Abschluß des vier Millionen betragenden zweiten Teiles der letzten Anleihe genehmigt sei, und drückte die Hoffnung aus, daß die ordentlichen Ausgaben gedeckt würden. Weiter hat die Kammer die Regierung ermächtigt, eine Anleihe von 2 ½ Millionen zur Deckung der Kosten für die einer französischen Gesellschaft zu übertragenden Straßen⸗ bauten aufzunehmen, und mit 76 gegen 64 Stimmen be⸗ schlossen, die begonnene Debatte über das Chestersche Bahn⸗ projekt in Ostanatolien für die nächste Session zu verschieben sowie trotz des Widerstandes des Kriegsministers die Militär⸗ pensionen um 20 Proz. herabgesetzt.
— Eine vom 30. Mai datierte Depesche des Oberkommandanten in Albanien meldet, „W. T. B.“ zufolge, ein weiteres Vor⸗ dringen der Truppen in das nördliche Bergland der Malissoren. Die erste Division hat alle Punkte zwischen den Anhöhen von Bridza und Nabom nördlich von Malihotti be⸗ setzt. Die zweite Division hat die Aufständischen aus den Stellungen zwischen Veleciko und Rapsa, nördlich von Bridza, vertrieben. Die von Gussinje herannahende Kolonne Edhem hatte nördlich von Vukli einen v. Kampf mit den Aufständischen, die unter zahlreichen Verlusten in die Flucht getrieben wurden, worauf die Kolonne über Vukli den
Vormarsch fortsetzte und sich somit den von Süden vordringenden
zwei Divisionen nähert
Serbien. Die Tagung der Skupschtina ist, „W. T gestern geschlossen worden. 8 8
Schweden. Die Reichstagssession ist, „W. T. B rn geschlossen worden. 1 Amerika. 8 Das chilenische Budget des laufenden Finanzjahres balanziert nach einer Meldung des „W. T. B.“ mit 3 177000 Pfd. Sterl. und 239 Millionen Pesos Papier. Das bedeutet gegenüber dem vorhexgehenden Budget ein Mehr von etwa 3 Millionen Pesos Papier. Die äußere Schuld Chiles beläuft sich auf 30 Millionen Pfd. Sterl., die innere Schuld auf 190 Millionen Pesos Papier.
Asien. Nach einer Meldung des „Reuterschen Bureaus“ aus Hodeida ist dort eine Botschaft aus dem befestigten Platz Sabyeah eingetroffen, die besagt, der Prätendent Mohammed Idris, der in Sabyeah angekommen sei, berichte, daß die Insurgenten Ebha, die Hauptstadt von Assyr, eingenommen hätten, wo sich dreitausend türkische Soldaten mit mehreren schweren Geschützen befänden. Die Streitkraft des Großscherifs von Mekka habe, als sie zum Entsatz auf Ebha marschierte, eine Niederlage erlitten und Ebha infolgedessen nicht erreichen können. Andererseits habe Izzet Pascha erfolgreich im Hochland von Yemen gegen die Insurgenten unter Imam Jahia operiert, von denen die meisten sich ergeben hätten.
Afrika.
Wie die „Agence Havas“ aus Fes unter dem 28. Mai meldet, werden alle Kolo nen unter der Leitung des Generals Moinier am Montag früh in der Richtung auf Bu Gaschuk und Benamar ausrücken, von wo starke Ansammlungen gemeldet werden. Nur ein Besatzungskorps wird in Fes zurückgelassen. Der Sultan befürchtet, daß der heilige Krieg proklamiert werden wird, und wünscht eine rasche Unterdrückung der Bewegung, um ihre Ausbreitung zu verhindern. Der Kaid Embareck Bu Khabsa ist an Stelle des Bruders El Glauis, der eben⸗ falls abgesetzt worden ist, zum Pascha von Marrakesch ernannt worden. Briefe aus Sefru, in denen um Hilfe gebeten wird, bestätigen, daß die Stadt von den Ain Aiussi bedroht wird.
Nach einem weiteren Telegramm ist der Plan Moiniers, vor seinem Marsch auf Mekines die Rückzugstraße zu säubern, um sichere Verbindungen herzustellen, sodann den Feind aus den Gebirgszügen zu vertreiben, von wo aus die jüngsten An griffe erfolgten, und eine kürzere direkte Verbindung über den Zegottapaß herzustellen.
Die „Agence Havas“ meldet ferner aus Casablanca, daß sich die Zaers vereinigt nnd über den Bu Regreg auf Rabat und Fes in Marsch gesetzt haben.
Koloniales. “
. 1“ 5 86 8 “ v11“X“ Zur Vertretung bei dem für unsere Kolonien bedeutungsvollen
„Internationalen Faserkongresse“ in Soerabaya auf Java und zum Studium der Kulturen des Sisal⸗, Bananen⸗ oder Manila⸗, Dekkan⸗ oder Gambohanfes, von Juto und Kavpok auf Java und den Philippinen entsendet das deutsche Kolonial⸗ wirtschaftliche Komitee den Privatdozenten an der Universität Gießen Dr. Bruck. Mit der Gewinnung der neuen Spinnstoffe Kapok und Calotropis befassen sich insbesondere Indien, in letzter Zeit auch Mexiko, Brasilien und andere südamerikanische Staaten. Die Kapokernte des letzten Jahres wird auf etwa 70 000 Ballen geschätt. Die technische Verarbeitung dieser Fasern hat nach Mitteilung des Kommerzienrats Stark⸗Chemnitz inzwischen weitere Fortschritte ge⸗ macht: es ist gelungen, sie bleichfähig zu machen und mit Streich⸗ garn, also mit Woll⸗ und Seidenabfall zu verarbeiten. In Deutsch⸗ land werden bereits 25 000 Pfund Kapok⸗ und Calotropisfasern wöchentlich versponnen. Neuere Versuche haben ergeben, daß sich auch die Samenhaare des westafrikanischen Kautschukbaumes Kickxia für Stoffzwecke verwenden lassen. Von dem Reichskolonial⸗ amt und dem Kolonialwirtschaftlichen Komitee sind Schritte unter⸗ nommen worden, um auch die Kultur des Kapok und der Calotropis in den deutschen Kolonien durch Saatbeschaffung und verteilung, Verbesserung der Im in die Wege zu eiten. “ 8
Nr. 22 der „Veröffentlichungen des Kaiserlichen Ge⸗ sundheitsamts“ vom 31. Mai 1911 hat folgenden Inhalt: Personal⸗ nachrichten. Gesundheitsstand und Gang der Volkskrankheiten. — Zeit⸗ weilige Maßregeln gegen Pest. — Desgl. gegen Cholera. — Gesundheits⸗ stand in der englischen Kriegeflotte, 1909. — Gesetzgebung usw. (Deutsches Reich) Leichenpässe. — (Preußen.) Tollwutbekämpfung. — (Bayern.) Nahrungsmittel. — (Württemberg.) Geheimmittel. — (Oesterreich.) Sauerstoff. — Fleisch⸗ und Wurstkonservierungs⸗ mittel. — (Belgien. Congogebiet.) Schule für tropische Medizin. — (Norwegen.) Arzneimittel. — (Straits Settlements.) Gesundheitsschädliche Drogen. — (Uruguay.) Käse. — Tier⸗ seuchen im Auslande. — Zeitweilige Maßregeln gegen Tierseuchen. (Preußen, Sachsen.) — Vermischtes. Sterblichkeit in einigen Feettae Verwaltungsgebieten des In⸗ und Auslandes, 1909. — (Belgien.) Gesundheitsverhältnisse in Brüssel, 1909. — (Brasilien.) Desgl. in Rio de Janeiro. — Geschenkliste. — Wochentabelle über die Sterbe⸗ fälle in deutschen Orten mit 40 000 und mehr Einwohnern. — Des⸗ leichen in größeren Städten des Auslandes. — Erkrankungen in
ankenhäusern deutscher Großstädte. — Desgleichen in deutschen Stadt⸗ und Landbezirken. — Witterung. Beilage: Gerichtliche Ent⸗ scheidungen, betr. den Verkehr mit Nahrungsmitteln (Nudeln, Eier zꝛc.).
Statistik und Volkswirtschaft.
Die bayerischen Staatsfinanzen.
Als ein weiterer Teil der Arbeiten des Königlichen Statistischen Landesamts über die bayerischen Finanzen, von denen diejenigen über die Kreis⸗ und Distriktsfinanzen bereits veröffentlicht sind, erscheint jetzt ein Werk über die bayerischen Staatsfinanzen (Heft 79 der „Beiträge zur Statistik des Königreichs Bavern“, 213 Seiten, Verlag der J. Lindauerschen Buchhandlung in München, Preis 4 ℳ;). Es gibt ein tabellarisches Bild von der Entwicklung des bayerischen Staatshaushalts in der Zeit von 1881 bis 1911. Dabei sind die 6 letzten Finanzperioden, nämlich die Jahre 1900 — 1911, in ununterbrochener Reihenfolge geschildert, während von den früheren zwei einzelne, nämlich die Jahre 1880/81 und 1890/91, herausgegriffen wurden. Im Interesse der Vergleichbarkeit sind die Ergebnisse sämtlicher Rech⸗ nungen nach den gegenwärtig geltenden Budgetgrundsätzen umgearbeitet. Eine textliche Erläuterung f insoweit beigegeben, als sie zum Ver⸗ ständnis des Zahlenbildes und seiner Bewegungen erforderli erschien.
textliche Teil befaßt sich hauptsächlich mit der budgettechnischen
1 11“ 5 8 8 89 8 8
Darstellung der Ergebnisse des bayerischen Staatshaushalts und einer Erörterung der wichtigsten tatsächlichen und rechtlichen Grundlagen, die sich während der Berichtsjahre für das Budget ergaben. Welchen Umfang im Laufe der letzten 30 Jahre der bayerische
Staatshaushalt genommen hat, mögen nachstehende Ziffern des
ordentlichen Budgets veranschaulichen:
Rechnung 1880 Voranschlag 1910/11 — Mirklionen Mar 2177 626,1
325,7 Staatsaufwandsausgaben. .. 30 300,4.
Wie im einzelnen die sog. Staatsaufwandsausgaben, nämlich die Leistungen für die eigentlichen Staatszwecke, verwendet wurden, zeigen
folgende Zahlen: folge b Rechnung 1880 Voranschlag 191 meiklionen Marl
Bruttoeinnahmen . . . . . Verwaltungs⸗ und Betriebsaus⸗
Königl. Haus und Hof 1ö111“”“ Staatsministerium ees Königl. Hauses und des Aeußern. ““ er Justiz “ hes Innern für Kirchen⸗ und Schulangelegenheiten eqeeon für Verkehrsangelegenheiten
g0 bo0 5 8 — Oo0 do
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Reeiichszwecke.
Pensionen . . . ... ee“ Sonstige Staatsaufwands⸗ ausgaben 118“ 2,7 8
Da bisher eine eingehendere historische Veröffentlichung über den bayerischen Staatshaushalt fehlte, dürfte das eingangs erwähnte Werk weiten Kreisen der Praxis und Wissenschaft besonders will⸗
kommen sein. 88 (((eewegung.
Die bei Innungsmeistern in Berlin und Umgegend beschäftigten Schmiedegesellen beauftragten gestern, wie die „Voss. Ztg.“ be⸗ richtet, in stark besuchter öffentlicher Versammlung die Gesellen⸗
ausschüsse, unter Zuziehung eines Vertreters des Verbandes der Schmiere mit den Schmiedeinnungen von Berlin, Charlottenburg, Rirdorf zwecks Abschlusses eines Tarifvertrages sofort in be⸗ schleunigte Verhandlungen auf folgender Grundlage einzutreten: Neunstündige Arbeitszeit; Mindeststundenlöhne für Schirrmeister 72 ₰, für Feilbänker oder Beschlagschmiede 62 ₰, für Stockgesellen x55 ₰; Zuschlag von 3 ₰ auf diese Löhne vom 1. Juli 1912 an; ferner Sonderzuschlag von 3 ₰ für alle, die vorstehende Mindestlöhne und mehr schon beziehen; Vertragsdauer bis zum 30. Juni 1913.“ Aus Erfurt wird der „Frankf. Ztg.“ gemeldet, daß am 31. Mai in der Pumpenfabrik der Schwade⸗Kompagnie sämtliche Dreher 120) die Arbeit wegen Lohnstreitigkeiten niedergelegt haben. In Rheydt waren die frei organisierten Anstreicher⸗ gebilfen bei den Meistern betreffs Lohnerhöhungen vorstellig ge⸗ worden. Nach wiederholten erfolglosen Verhandlungen ist jetzt, der „Köln. Ztg.“ zufolge, eine Einigung auf folgender Grundlage zustande gekommen: Der Mindestlohn für die Stunde be⸗ trägt für Gehilfen unter 20 Jahren 39 ₰, für solche von über 20 Jahren 46 ₰. Im nächsten Jahre erhöhen sich diese Sätze auf 41 und 48 ₰. Die Meister erblicken in diesen Lohnerhöhungen eine große Belastung des Malergewerbes, sie weisen darauf hin, daß die Löhne im Laufe von 10 Jahren um mehr als 50 % gestiegen seien, die Preise für Materialien aber noch mehr, so diejenigen für Oel um 150 % und die für Terpentin sogar um 200 %. 1 Die Deckmannschaften der Personendampfer der Cöln⸗ üsseldorfer Dampfschiffahrtsgesellschaft haben nach folgter Weigerung der Direktion, mit dem deutschen Transport⸗ arbeiterverband über die von den Arbeitern gestellte Forderung einer Regulierung der Lohn⸗ und Arbeitsbedingungen zu verhandeln, der Gesellschaft durch die Organisationsleitung die Kündigung zugehen assen. In Frage kommen nach der „Rhein.⸗Westf. Ztg.“ etwa 150 Personen. 3 In Cöln tagte, wie die „Köln. Ztg.“ berichtet, am 31. Mai Versammlung des Vorstands und der Lohnkommission Dach decker⸗ und Bauklempnermeisterinnung sowie Gesellenausschusses und der Vertreter der Gehilfen⸗ organisation. Es kam ein Lohn⸗ und Arbeitsvertrag zustande, der bereits am 1. Juni in Kraft getreten ist. Den Gehilfen wurde für dieses und das nächste Jahr eine Er⸗
höbhung des Stundenlohnes um je 3 ₰ zugebilligt, sodaß der
Mindestlohn jetzt 65 und im nächsten 68 ₰ beträgt. Auch wurden
die Frühstücks. und Vesperpausen wieder eingeführt. Der Vertrag
hat bis zum 31. März 1913 Gültigkeit. Heute haben die streikenden Gehilfen die Arbeit wieder aufgenommen.
Aus Fiume wird dem „W. T. B.“ gemeldet, daß auf Grund
des gestern gefaßten Beschlusses, sich dem Streik der Angestellten
der Ungarisch⸗kroatischen Schiffahrtsgesellschaft an⸗
zuschließen, heute auch die Mannschaften anderer Schiffs⸗ gesellschaften in den Ausstand getreten sind. Infolge⸗
dessen können viele Schiffe nicht auslaufen und die Fahrten nur mit Hilfe von Matrosen der Kriegsmarine, die hierher beordert sind, auf⸗ reccterhalten werden. Auch die Arbeiter der Docks und der
Torpedofabrik sowie die Schiffbauer drohen, sich dem Aus⸗
stand anzuschließen. “
Wohlfahrtspflege. 8
Kranken⸗, Wöchnerinnen⸗ und Arbeitslosenversicherung in Großbritannien.
Auch die englische Gesetzgebung will jetzt die Sozialversicherung regeln. Der Schatzkanzler Lloyd George hat dem Parlament einen Entwurf vorgelegt, der eine umfassende Krankenversicherung, Wöͤchnerinnenversicherung und Arbeitslosenversicherung enthält. Die ganze Organisation ruht auf der Selbstverwaltung der Arbeiter und stützt sich auf 200 Millionen Mark Staatszuschuß und die Beiträge von Unternehmern und Arbeitern. Nach der Vorlage liedert sich der Gesetzentwurf in zwei Teile, von denen der eine die Versicherung gegen Krankheit, der andere die Versicherung gegen Arbeitslosigkeit betrifft. Die Krankenversicherung gliedert sich in die obligatorische und die freiwillige. Erstere besteht in obligatorischen
Abzügen vom Wochenlohn und vom Verdienst, der weniger als 160
Pfund (3200 ℳ) jährlich beträgt. Hierzu treten die Beiträge des Arbeit⸗ gebers und des Staats. Von dem Gesetz ausgenommen sind Lehrer und
Angehörige von Heer und Flotte, für die besondere Fürsorge getroffen
werden soll. Der Lohnabzug wird bei Männern 6 Pence (50 ₰), bei
Frauen 3 Pence wöchentlich betragen. Die Arbeitgeber sollen wöchent⸗ lich 3 Pence für jeden ihrer Angestellten, der Staat 2 Pence tragen. Die Gesamtzahl der von dem Gesetzentwurf betroffenen Männer, Frauen und Jugendlichen beträgt 14 700 000. Um der Geißel der Schwind⸗ ucht zu begegnen, schlägt die Regierung vor, den Ortsbehörden und den Spitälern bei der Errichtung von Heilstätten im ganzen Lande Beihilfen zu leisten. Der Staat wird hierfür ein Kapital von Million Pfund (30 Millionen Mark) vorsehen. Die Kranken⸗ nterstützung soll für die ersten drei Monate 10 Schilling wöchentlich, die nächsten drei Monate 5 Schilling wöchentlich betragen. 8 Arbeitsunfähige sollen 5 Schilling wöchentlich erhalten. Versicherung soll hauptsächlich mit Hilfe der Arbeiterunterstützungs⸗ vereine durchgeführt werden; doch können die Beiträge auch durch die 5 entrichtet werden. Das Gesetz soll erst am 1. Mai 1912 in Kraft treten.
8
Die Versicherung gegen Arbeitslofigkeit ist vorläufig auf das Maschinen⸗ und Baugewerbe beschränkt, für diese aber obligatorisch. Arbeitgeber und Arbeitnehmer sollen je 2 ½ Pence wöchentlich ent⸗ richten, während der Staat ein Viertel der Kosten trägt. Bei den Maschinenbauern soll die Unterstützung 1 Schilling wöchentlich be⸗ tragen; bei Streiks und Aussperrungen wird jedoch keine Unterstützung gezahlt. Von dem Gesetz werden 2 400 000 Arbeiter betroffen. Der Entwurf ist vom Parlament bereits in zweiter Lesung unter großem Beifall einstimmig angenommen. (Nach der „Sozialkorrespondenz“.
Kunst und Wissenschaft.
Die physikalisch⸗mathematische Klasse der Königlichen Akademie der Wissenschaften hielt am 18. Mai unter dem Vorsitz ihres stellvertretenden Sekretars Herrn Waldeyver eine Sitzung. Herr Fischer las über eine in Gemeinschaft mit dem Dr. H. Scheibler ausgeführte Untersuchung „Zur Kenntnis der Waldenschen Umkehrung“ (Verwandlungen der S⸗Amino⸗ buttersäure)h. Die Ueberführung der aktiven Aminosäure in Orysäure gibt optisch verschiedene Produkte, je nachdem sie durch salpetrige Säure oder durch Nitrosylchlorid und nach⸗ trägliche Behandlung der hierbei entstehenden Chlorbuttersäure bewirkt wird. Damit ist der Beweis geliefert, daß auch in der g⸗Reihe eine Umkehrung der Konfiguration möglich ist. — Vorgelegt wurde der 2. Band des mit Unterstützung der Akademie bearbeiteten Werkes Logarithmisch⸗trigonometrische Tafeln mit acht Dezimalstellen. Neu berechnet und hrsg. von J. Bauschinger und J. Peters. Leipzig 1911. 8
In der an demselben Tage unter dem Vorsitz ihres Sekretars Herrn Diels abgehaltenen Sitzung der philosophisch⸗ historischen Klasse las Herr Burdach über „Die älteste Gestalt des West⸗östlichen Divans. (Zweite Untersuchung.)“ Die Berkaer Anfänge der Dichtung (Juni 1814) wurden gewürdigt aus der Goethe damals umfangenden musikalischen Atmosphäre: „Epimenides“, „Proserpina“, „Die Weisen und die Leut'“, „gesellige Lieder“; Bachsche Sonaten, Eberwein, Bernh. Anselm Weber, Zelter; Fr. A. Wolfs Theorie altgriechischer Musik und Metrik Trochäen). An den vor der Rheinreise und an den während der fünf Reisetage (Weimar⸗Wiesbaden: 25.— 29. Juli 1814) entstandenen Gedichten wurde das Werden des neuen lyrischen Stils dar⸗
gelegt, im steten Hinblick auf die Operndramen „Epimenides“, „Der
Löwenstuhl“ und auf das gesellige Lied. 8
Der VII. Internationale Kongreß für Kriminal⸗ anthropologie findet vom 9. bis 13. Oktober d. J. in Cöln a. Rh. statt. Mit der Versammlung soll eine Ausstellung kriminalpsycho⸗ logisch wichtiger Gegenstände (Anstaltsmodelle und ⸗pläne, Siche⸗ rungsmaßregeln, Apparate zur Untersuchung Kranker, literarische und sonstige Arbeiten Kranker, Waffen und Ausbruchsinstrumente und dergl.) sowie auch Gegenstände aus dem Gebiet der Polizei⸗ wissenschaft verbunden werden. Auskunft in Kongreßangelegenheiten erteilt Professor Aschaffenburg, Cöln⸗Lindenthal, Stadtwald⸗ gürtel 30, in Ausstellungsangelegenheiten Stabsarzt Dr. Parten⸗ heimer, Cöln, Psychiatrische Klinik. Anmeldungen zur Teilnahme sind an Assistenzarzt Dr. Brüggelmann, Cöln, Psychiatrische Klinik, zu richten. Auf dem Programm stehen u. a. Berichte über folgende
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Themata: „Die unbestimmte Verurteilung“: Dr. Thyrén, Professor des Strafrechts (Lund), Dr. Graf von Gleispach, Professor des Strafrechts (Prag), Dr. Vambéry, Staatsanwalt und Privat⸗ dozent des Strafrechts (Budapest); „Einfluß von Anlage und Milieu auf das Verbrechen“: Garofalo, Generalstaatsanwalt (Venedig); „Der gegenwärtige Stand der Kriminal⸗ psychologie: Dr. med. et phil. Sommer, Professor der Pspchiatrie (Gießen), Dr. Mittermaier, Professor des Strafrechts (Gießen); „Die Beurteilung der morphologischen Ab⸗ normitäten, besonders am Schädel, im Hinblick auf die gerichtliche Begutachtung“: Professor Carrara, Direktor des Instituts für gerichtliche Medizin in Turin; „Behandlung der sogenannten vermindert Zurechnungsfähigen“: van Engeleu, Landgerichtspräsident (Zutphen, Holland), D. Dr. jur. et med. Kahl, Geheimer Justizrat, Professor der Rechte (Berlin)z; „Gefängniswesen“: Gonne, Generaldirektor des Gefängniswesens (Brüssel), Julius Rickl von Bellye, Ministerial⸗ rat im Königlich ungarischen Justizministerium (Budapest). Vorträge werden halten: Dr. Reichardt (Würzburg), Professor Angelo Zuccarelli, Direktor des Instituts für Kriminalanthropologie in Neapel, Königlicher Rat Dr. med. Szana Sändor, Direktor des Königlichen Kenderasyls in Budapest, Dr. A. Marie, Direktor des Laboratoriums für Psychopathologie an der Hochschule in Paris und Mac Auliffe in Paris, Dr. Hans Evensen, leitender Arzt des Kriminalasyls in Trondhjem, Professor Salvatore Ottolenghi in Rom, Geheimer Medizinalrat Dr. Cramer, Professer der Psychiatrie in Göttingen, Professor Dr. med. Dannemann in Gießen, Dr. Rosen⸗ feld, Professor des Strafrechts in Münster i. W., und viele andere Gelehrte. “ . —
In der Kirche des ehemaligen Damenstifts Schennis im Kanton St. Gallen sind zahlreiche Skulpturen aus karolingi⸗ scher Zeit bei Wiederherstellungsarbeiten gefunden worden, die zum Teil bis in die Zeit der Stiftung von Schennis im Jahre 806 zurück⸗ reichen. Am besten erhalten sind große Steintafeln mit Ornamenten im langobardischen Stil, wie sie sich auch in einigen Kirchen des Kantons Graubünden finden. Auch die Krypten von Schennis sind bei dieser Gelegenheit aufgedeckt worden. Man fand in ihrem Gewölbe eine Anzahl sehr rohgearbeiteter Skulpturen und zwei Reiterfiguren aus romanischer Zeit.
Gesundheitswesen, Tierkrankheiten und Absperrungs⸗ maßregeln.
Gesundheitsstand und Gang der Volkskrankheiten.
(Aus den „Veröffentlichungen des Kaiserlichen Gesundheitsamts“, Nr. 22 vom 31. Mai 1911.) “
“ Pest. v“
Aegypten. Vom 13. bis 19. Mai wurden 27 Erkrankungen (und 18 Todesfälle) gemeldet, davon 8 (5) in Kuß, 6 (4) in Senures, 5 (4) in Dechneh, je 2 in Sammalut und Deirut, 1 9 in Luxor, 1 (1) in Baliana, je 1 in Alfxandrien und Fachu (Prov. Minieh), je 1 Todesfall in Menuf und Abnub.
Persien. In Buschär sind vom 23. bis 29. April nach dem nunmehr vorliegenden Wochenausweise 5 Erkrankungen und 6 Todes⸗ fälle an der e vorgekommen. In Bahrein ist am 2. Mai 1 Pestfall zur Anzeige gelangt.
Britisch⸗Ostindien. Vom 16. bis 22. April wurden in Indien 45 277 Erkrankungen und 39 241 Todesfälle an der Pest angezeigt. Von letzteren kamen 19 114 auf die Vereinigten Provinzen (davon 6352 euf die Division Meerut ), 14 391 auf das Punjabgebiet (davon 5433 auf die Division Delhi), 3205 auf Bengalen, 1517 auf die Präsident⸗ schaft Bombay (davon 305 auf die Stadt Bombay und 301 auf Karachi), 376 auf Zentralindien, 238 auf die Zentral⸗ provinzen, 101 auf Kaschmir, 99 auf Burma (davon 43 auf die Stadt Rangun und 30 auf die Stadt Moulmein), 72 auf den Staat Mysore, 67 auf Hyderabad, 37 auf die Präsident⸗ schaft Madras und 24 auf die Nordwestgrenzprovinz.
China. Zufolge Mitteilung vom 28. April tritt im Hinterlande von Swaätau die Pest an vielen Orten epidemisch auf. Swatau selbst ist bisher pestfrei geblieben.
In Pakhoi ist mit Beginn der heißeren Jahreszeit die Seuche, die seit einigen Jahren dort endemisch zu sein scheint, wieder ausgebrochen. In der Chinesenstadt sind vom 1. bis 20. April 20 Todesfälle festgestellt worden.
Venezuela. In Caracas wurden im April 5 tödlich ver⸗ laufene Pestfälle festgestellt.
Peru. Vom 1. bis 18. März sind in mehreren Bezirken des Landes an der Pest insgesamt 66 Personen erkrankt und 24 gestorben; vom 22. März bis 4. April wurden vorläufig 8 Erkrankungen und 3 Todesfälle gemeldet.
Pest und Cholera. Britisch⸗Ostindien. In Kalkutta starben vom 16. bis 22. April 173 Personen an der Pest und 80 an der Cholera. Straits Settlements. In Singapore wurde vom 10. bis 18. April je 1 Pest⸗ und Cholerafall festgestellt.
Cholera. “
Rußland. Vom 28. April bis 3. Mai wurde in der Stadt Woznessensk (Kreis Jelisawetgrad, Gouv. Cherson) 1 Erkrankung und in der Stadt Noworossysk am Schwarzen Meere 1 Todesfall festgestellt.
Türkei. In Smyrna wurden seit dem Ausbruch der Cholera (26. April) bis zum 14. Mai 9 Erkrankungen und 7 Todesfälle ge⸗ meldet, vom 15. bis 21. Mai 2 Erkrankungen, darunter 1 als nur choleraverdächtig bezeichnete.
Niederländisch⸗Indien. Auf Java ist die Cholera neuer⸗ dings wieder im Aufflackern begriffen. In Batavia wurden vom 27. Februar bis 26. März 62 Erkrankungen (davon 5 bei Europäern) gemeldet; in Soerabaya sind neben mehreren In⸗ ländern am 8. und 9. April 2 Europäer erkrankt. In Soera⸗ karta (Solo) sind zufolge Mitteilung vom 15. April angeblich einige hundert Personen gestorben. Auch auf der Insel Amboina (Molukken) ist die Krankheit ausgebrochen; hier sind vom 17. Februar bis 2. März 12 Personen (davon 7 Europäer) erkrankt. Ferner wurden von der Westküste Sumatras für die erste Märzwoche 30 Erkrankungen mit 21 Todesfällen gemeldet; auch wird der Aus⸗ bruch der Seuche aus der Hauptstadt der Preanger Regentschaft Bandoeng und deren Umgebung berichtet.
Gelbfieber. Auf der Insel Barbados erkrankte am 8. Mai 1 Person, in Manaos starben vom 2. bis 15. April 13 Personen, und in Para erkrankte und starb vom 9. bis 15. April je 1.
Pocken.
Deutsches Reich. In der Woche vom 21. bis 27. Mai wurden 3 Erkrankungen (darunter 1 bei einem russischen Auswanderer⸗ kinde) festgestellt, und zwar je 1 in Illowo (Kreis Neidenburg, Reg.⸗Bez. Allenstein), Friedland (Kreis Waldenburg, Reg.⸗Bez. Breslau) und Ottmachau (Kreis Grottkau, Reg.⸗Bez. Oppeln).
Oesterreich. Vom 14. bis 20. Mai in 2 Bezirken Galiziens 10 Erkrankungen.
Hongkong. Vom 9. bis 15. April 5 Erkrankungen (davon 4 in der Stadt Viktoria) mit 3 Todesfällen.
Fleckfieber.
Oesterreich. Vom 14. bis 20. Mai in Galizien 46 Cr⸗ krankungen.
Genickstarre.
Preußen. In der Woche vom 14. bis 20. Mai sind 3 Er⸗ krankungen (und 3 Todesfälle) angezeigt worden in folgenden Re⸗ gierungsbezirken sund Kreisens: Landespolizeibezirk Berlin 2 [Berlin), Reg.⸗Bez. Allenstein — (1) [Rössell, Düsseldorf — (1) [(Elberfeld]), Münster (1) [Borken]!, Wiesbaden 1 Frank⸗ furt a. M. Stadt].
Oesterreich. Vom 7. bis 13. Mai in Galizien 5 Erkran⸗ kungen, in Niederösterreich und der Bukowina je 1.
Schweiz. Vom 14. bis 20. Mai 1 Erkrankung im Kanton
Zü rich. Spinale Kinderlähmung.
Preußen. In der Woche vom 14. bis 20. Mai sind 2 Er⸗ krankungen (und 1 Todesfall) gemeldet worden in folgenden Regie⸗
furt 1 (Landsberg a. W. Land].
Verschiedene Krankheiten.s
Pocken: Konstantinopel (8. bis 14. Mai) 1, Moskau 5, St. Petersburg 3, Warschau 2, Kalkutta (16. bis 22. April) 6 Todes⸗ fälle; London (Krankenhäuser), Odessa, Paris je 1, St. Petersburg 20, Warschau (Krankenhäuser) 6 Erkrankungen; Varizellen: Buda⸗ pest 39. New York 256, Petersburg 26, Wien 87 Erkrankungen; Fleckfieber: Moskau 12, Odessa, Warschau je 2 Todesfälle: Odessa 4, Petersburg 3, Warschau (Krankenhäuser) 10 Erkrankungen; Rückfallfieber: Miüskan, Odessa je 1 Todesfall; Genickstarre: Konstantinopel (15. bis 21. Mai) 1, New York 5 Todesfälle; Nürnberg 1, New York 9, Wien 1 Erkrankungen; Tollwut: Moskau 1 Todesfall; Milzbrand: Halle, Regierungsbezirke Merseburg, Schleswig je 1 Todesfall; Regierungsbezirke Lüne⸗ burg 2, Merseburg 1, Schleswig 3 Erkrankungen; epidemische Ohrspeicheldrüsenentzündung: Wien 27 Erkrankungen; Influenza: Berlin, Nürnberg, Amsterdam je 1, Budapest 2, Kopenhagen 3, London 4, Moskau 6, New Pork, Odessa je 2, Paris 5, St. Petersburg 9, Rom 5, Wien 1 Todesfälle; Kopen⸗ hagen 61, New York 31 Erkrankungen; Körnerkrankheit: Reg.⸗Bezirke Allenstein 71, Arnsberg 59 Erkrankungen. — Mehr als ein Zehntel aller Gestorbenen starb an Scharlach (Durchschnitt aller deutschen Berichtsorte 1895/1904: 1,04 %): in Bovrxhagen⸗Rummelsburg — Erkrankungen wurden gemeldet im Landespolizeibezirke Berlin 187 (Stadt Berlin 131), in Breslau 34, in den Reg⸗Bezirken Arnsberg 117, Düsseldorf 121, Oppeln 103, in Hamburg 42, Budapest 101, Kopenhagen 45, London (Krankenhäuser) 157, New York 652, Paris 96, St. Petersburg 46, Wien 102; desgl. an Diphtherie und Krupp (1895/1904: 1,62 %): in Altona — Erkrankungen kamen zur Anzeige im Landes⸗ polizeibezirk Berlin 160 (Stadt Berlin 130), in den Reg.⸗Bezirken Düsseldorf 105, Potsdam 125, Schleswig 118, in Hamburg 100, Kopenhagen 25, London (Krankenhäuser) 90, New York 327, Paris 77, St. Petersburg 41, Wien 44; ferner wurden Erkrankungen angezeigt an Masern und Röteln im Reg.⸗Bez. Posen 104 (davon 95 im Kreise Neutomischel), in Nürnberg 38, Hamburg 45, Budapest 138, Kopenhagen 162, London (Krankenhäuser) 85, New York 1082, Paris 528, St. Petersburg 95, Prag 46, Wien 311; desgl. an Keuchhusten in Kopenhagen 73, New York 84, Wien 35; desgl an Typhus in New York 26, Paris 40, St. Petersburg 26.
Das Kaiserliche Gesundheitsamt meldet den Ausbruch der Maul⸗ und Klauenseuche vom Viehhof zu Straßburg i. Els. .“
Verdingungen.
anzeiger“ ausliegen, können in den Wochentagen in dessen Expedition während der Dienststunden von 9 bis 3 Uhr eingesehen werden.)
Oesterreich⸗Ungarn.
Längstens 6. Juni 1911, 12 Uhr. K. K. Generaldirektion der Tabakregie in Wien: Lieferung von Zigarettenkartons (sieben Millionen dreihundertsechzigtausend Stuͤck zur Verpackung von Zigaretten à 10 Stück). Näheres bei der vorgenannten Stelle, 9/1, Porzellan gasse Nr. 51, bei den K. K. Tabakfabriken in Hamburg und Lai⸗ bach und beim „Reichsanzeiger“. 8 1“
19. Juni 1911, 12 Ühr. K. K. Direktion für die Linien der Staatseisenbahngesellschaft in Wien: Herstellung von Hochbauten in der Station Abtsdorf. Näheres bei der erwähnten Direktion und beim „Reichsanzeiger“. —
21. Juni 1911, 10 Uhr. K. K. Staatsbahndirektion Villach:
“ 8 ““
rungsbezirken l[und Kreisens: Koblenz 1 (1) [Mayen], Frank⸗
““ G “ 1“ (Die näheren Angaben über Verdingungen, die beim „Reichs⸗ und Staats⸗
Lieferung von ungefähr 50 Waggons Portland⸗ bezw. Schlackenzement. 1
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