Evangelischer Oberkirchenrat. Zum dritten Geistlichen vnr. deutschen evangelischen Ge⸗ meinde Buenos Aires ist der Reisepre iger des Nordbezirks Synode, Pastor Babick in Buenos Aires be⸗
8 Preußen. Berlin, 23. Juni. .“.“
In der am 22. Juni unter dem Vorsitz des Staats⸗ ministers, Staatssekretärs des Innern Dr. elbrück ab⸗ gehaltenen Plenarsitzung des Bundesrats wurde der Vorlage, betreffend Erweiterung der Grundsätze des Systems zur Bezeichnung der Fahrwasser und Untiefen in den deutschen Küstengewässern, der Vorlage, betreffend Aenderung der Schaumweinsteuerausführungs estimmungen, der Vorlage, be⸗ treffend Verlegung der Zollgrenze bei Geestemünde, sowie der Vorlage, betreffend Vorschläge zur Aenderung und Ergänzung der Bestimmungen über die Befähigung von Eisenbahnbetriebs⸗ und Polizeibeamten, die Zustimmung erteilt. Von der Be⸗ schlußnahme des Reichstags über das in Brüssel am 23. Sep⸗ tember 1910 abgeschlossene Uebereinkommen über das Seerecht nahm die Versammlung Kenntnis. Der Antrag der Aus⸗ schüsse, betreffend die Uebergangsabgabe von Bier, und der Antrag der Ausschüsse, betreffend Ausführungsbestimmungen zum Reichsstempelgesetze, gelangten zur Annahme. Außerdem wurde über verschiedene Eingaben Beschluß gefaßt.
Der Ausschuß des Bundesrats für Handel und Verkehr hielt heute eine Sitzung.
Der Königlich belgische Gesandte Baron 1 Berlin verlassen. Während seiner Abwesenheit führt der Legationsrat Peltzer die Geschäfte der Gesandtschaft.
Der Königlich norwegische Gesandte von Ditten ist nach
Berlin zurückgekehrt und hat die Leitung der Gesandtschaft wieder übernommen.
9 ““
— Laut Meldung des „W. T. B.“ sind vorgestern S. M. S. Sperber“ in Torquay (England) und S. M. S. „Panther“ in Dakar angekommen. ““ “
Württemberg.
Die Erste Kammer begann gestern die Beratung des Etats.
Nach dem Bericht des „W. T. B.“ bezeichnete sowohl Minister⸗ präsident Dr. von Weizsäcker als auch der Finanzminister von Geßler die Finanzlage durchaus nicht als ungünstig, wenn auch als sorgenvoll für die Zukunft. Der Betriebsüberschuß der Staats⸗ eisenbahnen betrage für das letzte Jahr 26 Millionen — eine bisher
nicht erreichte Höhe. Auf die warnenden Ausführungen des Frei⸗ herrn von Ow, daß infolge der immer stärkeren Steuerbelastung der Staatshürger die unitarische Strömung mit elementarer Macht zum Durchbruch gelangen werde, erklärte der Ministerpräsident, daß ihm von solchen Befürchtungen nichts bekannt sei. Diesen Strö⸗ mungen würde am besten dadurch begegnet, daß die den Einzelstaaten vorbehaltenen Kulturaufgaben, zu denen er auch das Verkehrswesen reecchne, möglichst vollständig erfüllt würden. 8 “ 8
Großbritannien und Irland.
Gestern hat in der Westminster⸗Abtei in London unter großer Prachtentfaltung die Krönung Georg V. zum König stattgefunden. Nach dem Bericht des „W. T. B.“ verließen 8 gegen 9 ½ Uhr Vormittags die fremden Fürsten und Vertreter den Buckingham⸗Palast und begaben sich in vierzehn Staats⸗ karossen unter dem Geleit von Royal Horse⸗Guards nach der Westminster⸗Abtei, wo sich die Peers und Peeresses, die indischen Fürsten und die anderen geladenen Gäste bereits eingefunden hatten. Um 10 ½ Uhr kündigte die Artillerie im Hyde⸗Park durch 21 Kanonenschüsse an, daß der Zug der Majestäten sich in Bewegung setze. An der Spitze des Zuges marschierten in mittelalterlichen Kostümen die Königlichen Schiffsknechte, hinter ihnen ritten die Adjutanten des Königs. Es folgten die Generale, darunter die Feldmarschälle Sir Jan Hamilton nd Sir John French. Hierauf kam der goldene Staats⸗ agen mit dem König und der Königin, denen die Menge türmische Huldigungen bereitete, dahinter die Standarte, dann Lord Kitchener, begleitet von dem Herzog und dem Prinzen Arthur von Connaught, dem Prinzen Ludwig von Battenberg, em Herzog von Teck, dem Prinzen Christian von Schleswig⸗ Holstein, und eine glänzende Kavalkade von Adjutanten und Leibgarden. Nach dem feierlichen Einzuge des Königspaares in die Westminster⸗Abtei fand der erste Akt der Krönung, die „Anerkennung“ des Königs, statt. Der Erzbischof von Canterbury, begleitet von dem Lordkanzler, dem Lord⸗Groß⸗ kämmerer, dem Lord High Constable Herzog von Fife, dem Earl Marschall und dem Wappenkönig des Hosenbandordens, stellte den König dem versammelten Volk vor mit den Worten: „Hier zeige ich Euch den König Georg, den unzweifelhaften König dieses Königreichs. Seid Ihr also, die Ihr hierher⸗ gekommen seid, um die Huldigung und Eure Pflicht zu leisten, bereit, es zu tun?“ Eine Trompetenfanfare und Zu⸗ rufe: „Gott schuße König Georg!“ vollzogen die Anerkennung. Dann begann der religiöse Teil der Zeremonie. Nach der Predigt trat der Erzbischof vor den König und fragte ihn, ob er den Krönungseid leisten wolle. Der König erhob sich, kniete am Hochaltar nieder und leistetete mit entblößtem Haupt den Eid auf die Bibel. Dann trat er vor den Krönungsstuhl König Eduards, über dem die Lords Roseberry, Cadogan, Crewe und Minto einen Baldachin hielten, und der Erzbischof vollzog die Salbung, der sich die Invpestitur mit den In⸗ signien der Königlichen Macht anschloß. Mit den Symbolen seiner Macht bekleidet, bestieg der König nun den Thron zur Krönung. Der Erzbischof sprach ein kurzes Gebet, die Krone wurde in Prozession vom Altar gebracht und 1 zbischof setzte sie dem König aufs Haupt. In demselben Augenblick setzten alle Peers und die Waffenkönige ihre Kronen auf und die Versammlung brach in den lauten Ruf aus: „Gott schütze den König!* Trompeten schmetterten, die Kanonen des Towers und die
n Greindl hat
8 2 1J 8
Batterien in den Parks lösten Freudenschüsse und alle Glocken der Stadt begannen zu läuten. Auf die Krönung folgte die Huldigung. Als erster leistete der Prinz von Wales die Huldigung. Es folgten die übrigen Peers nach ihrem Range. Nunmehr schritt der Erzbischof von Canterbury zur Krönung der Königin, die hierzu unter einem Baldachin zu den Stufen des Altars trat. Der Erzbischof salbte die Königin mit dem heiligen Oel, übergab ihr den Ring und setzte ühr die Krone aufs Haupt, worauf sich auch die Peeresses mit ihren Kronen bedeckten. Nach der Spendung des Heiligen Abendmahls verließ das Königspaar unter brausenden Rufen: „Gott schütze den König!“ und unablässig sich steigernden Freudenrufen die Kirche und dhes gefolgt von den Fürstlich⸗ keiten, in den Buckingham⸗Palast zurück. Abends war ganz London auf das prächtigste beleuchtet.
Heute vormittag traten der König und die Königin unter dem Donner der Geschütze und dem Geläute aller Glocken den Umzug durch die Stadt an.
Frankreich.
Im Senat stand gestern die Beratung des Marine⸗ budgets auf der Tagesordnung.
Nach dem Bericht des „W. T. B.“ erklärte der Marineminister Delcassé, mit dem Flottenmaterial stände es nicht so, wie es sein müßte, aber seit zwei Jahren sei keine Zeit verloren, und alle neueren großen Schiffe seien in den Stand gesetzt, unter den besten Bedingungen zu kämpfen. Für das Geschwader zweiter Linie liege die Sache weniger günstig, aber die Ueberlegenheit der Unterseeboote erlaube es, mit Ruhe die Vollendung des Flottenprogramms abzuwarten. Die Schiffe der Dantonklasse, die vom militärischen Standpunkt aus zu den stärksten gehörten, müßten so schnell als möglich fertig gestellt werden, um in den Geschwaderverband aufgenommen zu werden. Das werde im August geschehen, und dann würde die Lage sehr günstig sein. Er, der Minister, werde sich bemühen, eine einheitliche Aus⸗ bildung der Seeoffiziere sicherzustellen.
— Die Deputiertenkammer hat gestern bei der Be⸗ ratung der Wahlreform mit 341 gegen 223 Stimmen einen Zusatzantrag verworfen, der die Wahl der Kammermitglieder auf Grund von Majoritätswahlen festsetzen will. Dieses Ab⸗ stimmungsergebnis bedeutet einen großen Erfolg der Anhänger der Proportionalwahlen. “
Rußland. 88
Nach Meldungen St. Petersburger Blätter hatte der ehemalige Handelsminister Timirjasew als Vertreter der industriellen Fraktionen der Duma und des Reichsrats eine Unterredung mit dem obersten Leiter der landwirtschaftlichen Organisationen Kriwoschein über neue Handelsverträge mit Deutschland und Oesterreich⸗Ungarn. Kriwoschein teilte mit, die Frage beschäftige ihn seit langem und er be⸗ absichtige, eine Kommission zu bilden, die sich mit den Land⸗ wirtschaftsgesellschaften und den anderen interessierten Organi⸗ sationen in Beziehung setzen werde.
Die Handelsvertragsfrage wurde gestern auch vom Bureau der Kongresse der Vertreter von Industrie Sund Handel beraten. Der Reichsrat Awdakow berichtete, wie „W. T. B.“ meldet, dabei über Unterredungen, die er mit dem Ministerpräsidenten Stolypin und den Ministern Timaschew und Kokowtzow gehabt hatte, und betonte, die Regierung verhalte sich sympathisch gegenüber den Wünschen der Organisationen des Handels und der Industrie. Das Bureau beschloß gleichfalls, eine Kommission zu bilden zur Revision der bestehenden Handelsverträge und zur Feststellung der erforderlichen Verä nderungen. 1 ““
In der Deputiertenkammer interpellierte gestern der Republikaner Soriano die Regierung über das Vorgehen Spaniens in Marokko.
Laut Bericht des „W. T. B.“ erklärte der Republikaner Rodes im Laufe der Erörterung, daß die Ausschiffung der Truppen in Larrasch, zu der Spanien durch keinen Vertrag ermächtigt sei, in den Augen Europas den ersten Schritt zur politischen Isolierung bedeute. — Der Republikaner Azcarate sprach sich gegen jeden Gedanken einer Eroberung in Marokko aus. Spanien dürfe seine vertraglich eingegangenen Verpflichtungen nicht verletzen. Ein Krieg würde den Ruin Spaniens bedeuten. — Der Sozialist Iglesias vertrat die Ansicht, daß die Lage jetzt viel schlimmer sei als zur Zeit der Kämpfe bei Melilla, da die Mauren jetzt von den Franzosen getrieben würden. — Der Abg. Amado, Direktor der „Correspondencia Militar“, betonte, das marrokkanische Problem sei auch das Problem der nationalen Integrität Spaniens. — Der frühere Minister Villanueva äußerte, bevor Spanien den Teil der Küste Marokkos erobere, in dem Larrasch liege sollte es sich den Besitz desjenigen Teiles sichern, in dem es sich bereits befinde. Man müsse jedenfalls darauf bedacht sein, daß aus der zwischen Marokko, Spanien und Frankreich schwebenden Frage nicht eine europäische Frage werde. — Der Ministerpräsident Canalejas erklärte, es gebe weder einen Konflikt noch selbst eine Schwierigkeit zwischen Frankreich und Spanien. Bevor die Regierung⸗ Truppen nach Larrasch gesandt habe, habe sie dies den Mächten mit⸗ geteilt. Der Ministerpräsident verlas hierauf die betreffende Mit⸗ teilung. Eine hohe französische Persönlichkeit habe gesagt, wenn ein von einem spanischen oder französischen Offizier befehligter Tabor an⸗ gegriffen werde, so müsse von derjenigen Macht, der der Offizier an⸗ ehöre, eine Landung vorgenommen werden. Wenn man also in Tetuan habe landen müssen, so hätten es nur die Spanier tun können. In Melilla müßte Spanien zum Schutze gegen Angriffe kriegerischer Stämme kleine Verteidigungen anlegen an Stellen, die dazu geeignet seien, deren Besetzung aber sonst keine Bedeutung habe. Gerade das gehe auch in Larrasch vor sich. Die Regierung werde die Algecirasakte achten. Canalejas betonte des weiteren die Redlichkeit der Absichten Spaniens. Die Ereignisse hätten zur Landung in Larrasch genötigt, Spanien wolle aber keinen einzigen Schritt vorwärts auf marokkanischem Gebiet unter⸗ nehmen. Wenn man das behaupten höre, oder daß eine Be⸗ setung von Arzila beabsichtigt sei, so könne man versichern, daß beides gänzlich falsch sei. Gewisse Leute hätten mögliche internationale Kon⸗ flikte Sapefügrt; es sei sehr wohl möglich, daß diese Konflikte sich freund⸗ schaftlich lösen ließen, dank der bona fides, mit der Spanien vorgehe. — Der Sozialist Iglesias erwiderte dem Minister, indem er noch⸗ mals behauptete, es handle sich um eine Teilung Marokkos. — Canalejas erklärte aber, daß es sich weder darum noch um etwas ähnliches handle.
Darauf wurde die Sitzung geschlossen. 1“ — In Albira ist es gestern, „W. T. B.“ zufolge, bei einer Prozession zu einem Zusammenstoß zwischen Karlisten und Republikanern gekommen, bei dem auch Schüsse abgefeuert und zahlreiche Personen verletzt wurden.
“ Die konstituierende Versammlung hat, „W. T. B.“ zufolge, gestern durch Zuruf einen Antrag angenommen, in dem sie England als befreundete und verbündete Nation begrüßt smn hich der gestern seinem König erwiesenen Huldigung an⸗ ieß 11“
MNieederlande.
Die Erste Kammer hat gestern ohne Abstimmun Gesetzentwurf für den Anschluß an die Berner Konven 8 angenommen. Wie „W. T. B.“ meldet, wird der Anschluß ein halbes Jahr nach der Vorlegung des Gesetzes über dis Autorenrechte, das demnächst dem Staatsrat überwiesen werden soll, stattfinden. 8 8 8 Türkei.
Nach Meldungen, die bei der Regierung des Wilajets ein⸗ getroffen sind, beginnen die Malissoren sic zu unterwerfen.
Bulgarien.
Der König Ferdinand hat gestern in Anwesenheit der Königin Eleonore, des Prinzen Kyrill, der Minister, des diplomatischen Korps und einer großen Menschenmenge in feierlicher Weise die Session der großen Sobranse er⸗ öffnet. Beim Betreten des Saales wurde der König, „W. T. B.“ zufolge, von den Abgeordneten der Regierungspartei stürmisch begrüßt, während die Bauernbündler, die Sozia⸗ 55 und die radikalen Demokraten ostentativ sitzen blieben. Vor Verlesung der Eröffnungsrede durch den König versuchte der Führer der Bauernbündler Stambolijski unter Hinweis auf den strittigen Artikel der Verfassung gegen die Eröffnung der Sobranje durch den König Einspruch zu erheben, wurde jedoch durch stürmische Hurrarufe der Mehrheit daran gehindert. Die Verlesung der Eröffnungsrede erfolgte sodann ungestört. In der Thronrede des Königs heißt es:
Infolge der Unabhän igkeitserklärung habe ich Sie, meine Herren Deputierten, in Gemäßheit des Artikels 140 der Verfassung ein⸗ berufen, damit Sie über den von der Sobranje genehmigten? ntrag auf Abänderung der Verfassung beraten. Möge der Genius Bulgariens, der stets über heng. Hoffnungen gewacht hat und es selbst in den Jahren schmerzlichster Prüfung aufrechterhalten hat, und dem wir die Wiedergeburt Bulgariens und ein neues politisches Leben des Vaterlandes verdanken, Sie in Ihren Arbeiten leiten.
Nach der der Thronrede wurden dem König beim Verlassen des Saales wiederum Huldigungen dargebracht. Die Agrarier wiederholten hierauf ihren Einspruch.
Die Nationalversammlung wählte sodann den Führer der Fortschrittspartei Danew mit 321 von 394 abgegebenen Stimmen zum Präsidenten.
Parlamentarische Nachrichten.
Die Schlußberichte über die gestrigen Sitzungen des Herren⸗ hauses und des Hauses der Abgeordneten befinden sich in der Ersten Beilage.
— In der heutigen (94.) Sißung des Hauses der
Abgeordneten, der der Minister für Landwirtschaft, Domänen und Forsten Dr. Freiherr von S chorlemer bei⸗ wohnte, stand, zunächst die folgende Interpellation des Abg. Ahrens⸗Klein⸗Flöthe (kons.) auf der Tagesordnung:
Was gedenkt die Königliche Staatsregierung zu tun, um die Gefahr der Weiterverbreitung der Maul⸗ und Klauen⸗ seuche durch die Abhaltung von Manövern zu bekämpfen?
Auf die Frage des Präsidenten von Kröcher erklärte sich der Minister Freiherr von Schorlemer der Interpellation bereit.
Zur Begründung der Interpellation wies der
Abg. Dr. Busse (kons.) darauf hin, daß die Maul⸗ und Klauen⸗ seuche auch heute noch weit verbreitet sei, wenn sie auch in einzelnen Bezirken zurückgegangen sei, und bat mit Rücksicht auf die bevorstehenden Manöver, diejenigen Maßnahmen mitzuteilen, die geeignet seien, die Gefahren der Maul⸗ und Klauenseuche möglichst zu mildern.
Hierauf ergriff der Minister für Landwirtschaft, Domänen und Forsten Freiherr von Schorlemer das Wort, dessen Rede morgen mitgeteilt werden wird.
Statistik und Volkswirtschaft.
Die diesjährige Volkszählung in Großbritannie
Das vorläufige Ergebnis der diesjährigen Volkszählung in Groß⸗
britannien ist als Parlamentsdrucksache veröffentlicht worden; ihr sind die nachstehenden Einzelheiten über das Anwachsen der Bevölkerung
seit 1801 zu entnehmen: England und Wales Schottland Irland Zu⸗ oder
Zu⸗ Zu⸗ Kopfzahl nabme Kopfzahl nahme Kopfzahl Abnahme in 0 in % in %
in %
. 8 892 536 1 608 420 . 10 164 256 1 805 864 . 12 000 236 2 091 521 . 13 806 797 2 364 386 . 15 914 148 2 620 184 . 17 927 609 2 888 742 .20 066 224 3 062 294 .22 712 266 . 25 974 439 3 735 573 . 29 002 525 4 025 647 1901. 35 527 843 12,17 4 472 103 4 458 775 s 1911. 36 075 269 10,91 4 759 521 4 4 381 951 71.
Die sich hieraus ergebende Verlangsamung des Bevölkerungs⸗ zuwachses im letzten Jahrzehnt kann nicht in der Hauptsache der Auswanderungsbewegun zugeschoben werden, denn wenn auch der hierdurch bedingte Rückgang der Einwohnerzahl in den letzten zehn Jahren viel größer war als in dem vorhergehenden Jahrzehnt, so hat doch die Auswanderungsstatistik für 1881/91 weit gröfene Ver⸗ lustziffern aufzuweisen. Diese Erscheinung ist vielmehr zweifellos auf die Abnahme der Geburtsziffern zurückzuführen.
Ueber das Anwachsen der Einwohnerzahl Londons während der letzten zehn Jahre werden die nachstehenden Daten gegeben:
Zu⸗ oder Bezeichnung der Distrikte Zahl der Einwohner
1901 1911 Abnahme Grafschaftsdistrikt von London.
in % 4 536 267 4 522 961 — 0,29 “ 2 045 135 Groß⸗London.
Jahr
1801. 1811. 1821. 1831. 1841. 1851. 1861. 1871. 1881. 1891.
14,00
18,06 15,80 14,27 12,65 11,90 13,21 14,36 11,65
Ao
d0 d0 d0 TCe
6 801 827 7 767 401 8 196 597 6 574 278 5 798 967 5 412 377 5 174 836 4 704 750
—JO— O— — SS.SU-
⸗—,2,⸗öS.9. ooNbonE S
—,— —
—
2 730 002 + 33,49
6 581 402 7 252 963 +† 10,20. Groß⸗London umfaßt den Polizeibezirk der City of London und
den hauptstädtischen Polizeibezirk (Metropolitan Police), während 2 Außenring denjenigen Teil von Groß⸗London bildet, der außerhal der Grafschaft liegt. (Aus The Economist.) 8
Zur Arbeiterbewegung. hten In einer Versammlung der christlich organisierten Porte⸗ feuiller und Reiseartikelsattler in Offenbach a. M. verse wie die „Köln. 3 „ erfährt, Einspruch gegen den Ausschluß 8 christlichen Gewer schaft bei den Einigungsverhandlungen über de neuen Tarifvertrag erhoben.
zur Beantwortung
Um am Sonnabend den Vieruhrschluß zu erzwingen, streiken, lau
B. S. in der en Batki in Meerane sämtliche Arbeiter. Der Verband der sächsisch⸗thüringischen Färbereien sperrt infolgedessen am 28. Juni 7000 Arbeiter aus, Falls die Arbeit in der genannten Fabrik nicht bis heute wieder auf⸗
8 men wird. enonaug Southampton wird dem „W. T. B.“ telegraphiert:
1 Die Stauer haben einstweilen, bis eine Entscheidung uͤber ihre
Forderungen erfolgt ist, die Arbeit wieder aufgenommen. Die
1 White Star Line hat den Seeleuten in Southampton dieselben
Bedingungen angeboten, die in Liverpool angenommen worden sind. Die Union Castle Line macht bekannt, daß ihre Seeleute, Fener und Stewards die ihnen gestellten Se angenommen haben, sodaß der Ausstand bei dieser Linie beigelegt ist. (Vgl. Nr. 145 d. Bl.) In Amsterdam versuchten, wie „W. T. B.“ meldet, nach einer Versammlung der Seeleute 200 Ausständige einen Zug zu bilden, wurden aber durch die Polizei daran gehindert. Die See⸗ leute bewarfen die Polizei mit Steinen, worauf diese blank zog. Drei Seeleute wurden verletzt und zwei Verhaftungen vor⸗ genommen. — Auch in Rotterdam hat sich im Zusammen⸗ hang mit dem Ausstand der Seeleute in der ver⸗ gangenen Nacht ein bedenklicher Zwischenfall ereignet. Die ent⸗ lassene Mannschaft des Dampfers „Maashaven“ erstieg den Dampfer mit Hilfe einer Schaluppe und schlug die Türen zum Mannschafts⸗ logis ein, um die neue Mannschaft anzugreifen. Erst als die Offiziere von ihren Revolvern Gebrauch machten, zogen sie sich zurück. Infolge⸗
ssen hat der Polizeikommissar allen Kapitänen, die den Wunsch danach äußerten, mit Karabinern bewaffnete Polizeibeamte zur Ver⸗ fügung gestellt. (Vgl. Nr. 145 d. Bl.) 8 G Der angedrohte Ausstand in der Bergwerksindustrie Norwegens ist, wie der „Rh.⸗Westf. Ztg.“ aus Christiania ge⸗ meldet wird, am 21. d. M. eingetreten und umfaßt 4000 Arbeiter. Nach einem Ultimatum der Arbeitgeber wird die früher angedrohte Aussperrung am Sonnabend verkündet und am 8. Juli in Kraft treten. Sie trifft 30 000 bis 40 000 Arbeiter.
(Weitere „Statistische Nachrichten“ s. i. d. Zweiten Beilage.)
“ Wohlfahrtspflege.
Der 36. Kongreß für Innere Mission findet vom 25. bis 28. September d. 8 in Stettin statt. Zur Einleitung des Kon⸗ gresses werden am 24. September in sämtlichen Anstalten der Inneren Mission in und um Stettin am Nachmittag Feiern veranstaltet. Die Stettiner Stadtmission wird am Sonntag vormittag ihr Jahresfest und am Abend eine Volksversammlung abhalten. Am Montag, den 25., werden Abends 5 Uhr zwei Eröffnungsgottesdienste abgehalten, und zwar in der Schloßkirche von dem Generalsuperintendenten D. Büchsel⸗ Stettin und in der Jakobikirche von dem Oberhof⸗ und Domprediger D. Dryander⸗Berlin. Hieran schließt sich Abends 8 Uhr unter Leitung von Konsistorialpräsident Gossner⸗Stettin eine Eröffnungsversamm⸗ lung, in welcher der geschäftsführende Sekretär des Zentralausschusses P. W. Scheffen über „Arbeiten und Aufgaben der Inneren Mission in der Gegenwart“ sprechen wird. Das Thema der 1. Haupt⸗ versammlung am 26. lautet: „Innere Mission und Einzelgemeinde“. Referent ist Professor D. Gennrich⸗Breslau. Der Mittwochvormittag ist vier hööe“ vorbehalten. Ueber „Die christlich⸗ religiöse Einwirkung auf die Fetschl ree unter pspchologischen Ge⸗ sichtspunkten“ wird der Professor D. Dr. Kunze⸗Greifswald referieren, während der Seminardirektor Fahrenhorst⸗Aurich das Thema behandelt: „Welche Anforderungen sind kirchlicherseits an eine gute Volks⸗ und Jugendlektüre zu stellen 2. Die zwei anderen Referate werden Nach⸗ mittags gehalten. Ueber „Unsere Stellungnahme zur öffentlichen agita⸗ torischen Bekämpfung des Christentums und der Kirche“ wird Pro⸗ fessor D. Kühl⸗Göttingen sprechen, über „Einrichtung und Förderung der evangelischen Arbeiterinnenvereine“ Fräulein von Feldmann⸗Hannover. Am Donnerstagvormittag beginnt die 2. auptversammlung mit dem Thema „Die Innere Mission und die ohlfahrtspflege auf dem Lande“, über welches P. Broistedt⸗Neu⸗Erkerode und Frau von Schwerin⸗Janow i. P. referieren werden. Der Ortsausschuß wird sowohl Freiquartiere als auch Privatquartiere nach Möglichkeit ver⸗ mitteln. Anmeldungen hierzu werden bis spätestens 6. September an die Wohnungskommission des Kongresses, Stettin, Elisabeth⸗ straße 69 (Bureau des Provinzialvereins für J. M.) erbeten. Ein⸗ trittskarten werden ausgegeben zu 3 ℳ für eine Person zu allen Ver⸗ anstaltungen, Familienkarten mit gleicher Berechtigung, gültig für drei Personen, zum Preise von 5 ℳ und Karten zu den einzelnen Vor⸗ trägen für eine Person zu 50 ₰.
Alkoholverbrauch und Abstinentenbewegung in Dänemark.
Noch bis zum Schlusse des vorigen Jahrhunderts war in Däne⸗ mark die Trunksucht in steter Zunahme begriffen. Man betrachtete diese Erscheinung als unabänderlich und fand ihre Ursachen in dem Seeklima und in der 1enehe landwirtschaftlichen, seefahrenden und Fischfang treibenden Berufsbetätigung der Bevölkerung begründet. Selten beschäftigte sich die Zeitungspresse mit diesem eingewurzelten Nationalübel und auch die Volksbildner und die geistigen und die poli⸗ tischen Führer nahmen nur selten Gelegenheit, gegen den übermäßigen Alkoholkonsum ihren Einfluß auszuüben. Ein amtlicher Bericht des österreichischen Generalkonsuls in Kopenhagen, der im Wiener „Handelsmuseum“ 1911, Nr. 20, veröffentlicht ist, stellt erfreulicher⸗ weise fest, daß nunmehr, wie in manchen anderen Ländern, so auch in Dänemark, eine Wendung zum Besseren in der Trunksuchtsfrage sich geltend macht. Der Berichterstatter weist zahlenmäßig nach, daß mit der Jahrhundertwende der Rückgang im Branntweinkonsum be⸗ onnen hat. Besonders die letzten Jahre zeigen eine recht erhebliche fallende Bewegung, als deren Hauptursache der Generalkonsul das Einsetzen und rasche Erstarken der Abstinenzlerbewegung anführt. ach der angezogenen Quelle wurden in Dänemark im Jahre 1909 etwa 15 Millionen Liter von 100 % Alkoholstärke produziert. Ein Teil wurde zu industriellen und ähnlichen Zwecken angewendet und ein Teil zur Verschneidung von Wein und als Zusätze bei der abrikation spirituoser Getränke. Zurück blieben doch etwa 1Millionen Liter, die als Brannkwein und Aquavit verkauft rurden. Dies entspricht ungefähr 24 Millionen Liter achtgradigen Branntweins. 16“ b Wenn die Zeit von 1891 bis 1909 in vier gleich große Abschnitte geteilt und der Trinkverbrauch von 100 prozentigem Branntwein in ihnen verglichen wird, ergeben sich folgende Zahlen: “ 1. Abschnitt: 14,65 Millionen Liter 8e 2. 5 15,20 8 . 3. 1 15,15 5 . 4. 1 13,96 29 „. „„Rechnet man den Verbrauch auf den Einwohner, so ergibt sich ein Rückgang von 6,55 1 am Kulminationspunkt auf 5,06 1 am Aus⸗ gange des Jahres 1911. . . Auch für alkoholhaltiges Bier wird ein obwohl weit minderer Rückgang im Verbrauche festgestellt, der am Schlusse des Jahr⸗ dunderts ungefähr 391 auf den Einwohner betrug und schließlich all⸗ mählich bis auf 34,34 ] zurückging. . 3 Der Weinverbrauch ist ziemlich unverändert geblieben, doch zeigt 8 8n- süükeage Tendenz und beträgt jetzt etwa 1 ½ 1 auf den Ein⸗ oner jährlich. en Die Abstinenzbewegung hat Anlaß zur Errichtung von Kranken⸗ 5 Unglücksversicherungsgesellschaften für Abstinenzler gegeben, und gleichzeitig geht von einzelnen Lebensversicherungsgesells aften eine ewegung aus, Abstinenzler durch billige Prämiensabe zu begünstigen. ieser Auszug aus dem Bericht des Generalkonsuls findet eine te Bestätigung auch dadurch, daß neuerdings eine Zunahme des
ilchverb n littern Uh ehntelmen dänischen Volkskreisen in dänischen
Die philosophisch⸗historische Klasse der Koöniglichen Akademie der Wissenschaften hielt am 15. Juni unter dem Vorsitz ihres Sekretars Herrn Diels eine Sitzung, in der Herr Roethe über die mittelhochdeutsche „ arbendeutung“ las. Eine kritische Ausgabe auf Grund von 7 Handschriften wurde vorgelegt; daran wurden Beobachtungen über Reim, Versbau, Kom⸗ position gereiht; vor allem wurde an der Hand der anaphorischen Reihen und der Stichomythie auf die besonderen Stilbedingungen der mittelhochdeutschen Allegorien hingewiesen, die an lateinische Vorbilder eknüpft wurden. — Vorgelegt wurden Fasc. II des aus einer Preisaufgabe der Charlottenstiftung N rvorgegangenen Werkes M. Tullii Ciceronis Paradoxa Stoicorum, Academicorum reliquiae cum Lucullo, Dimaeus usw. ed. O. Plasberg. Lipsige 1911, und H. Morf, Aus Dichtung und Sprache der Romanen. 2. Reihe. Straßburg 1911.
In der an demselben Tage unter dem Pofff ihres Sekretars Herrn Auwers abgehaltenen Sitzung der physi alisch⸗mathe⸗ matischen Klasse berichtete Herr Schwarz über einige Ergebnisse einer Untersuchung, mit der er seit einigen Jahren beschäftigt ist, betreffend die Bestimmung aller reellen und nicht reellen Minimal⸗ flächen, welche eine soder mehr als eine) Schar von Kurven zweiten Grades enthalten. Irnsbesondere wurde die Gleichung einer nicht reellen Minimalfläche vierten Grades * +‿˖ + J 25 (& + v i) = 0 mitgeteilt. — Herr Frobenius legte eine Arbeit über die unzerlegbaren diskreten — vor. Die Herleitung, die Herr Bieberbach für diese Gruppen mit endlichem Fundamentalbereich gegeben hat, wird mit Hilfe des Begriffs der Spannung einer Matrix vereinfacht. — Herr Rubens berichtete über die Fortsetzung seiner in Gemeinschaft mit dem Professor Dr. Otto von Baeyer ausgeführten Unter⸗ suchung der langwelligen Strahlung der Quarz⸗Queck⸗ silberlampe. Durch stärkere Belastung der Lampe sowie durch Anwendung einer lichtstärkeren Quarzlinsenanordnung war es den Verfassern möglich, die Energieverteilung der genannten Strahlung mit Hilfe des Interferometers zu untersuchen. Hierbei konnte das Vorhandensein zweier Emissionsgebiete nachgewiesen werden, von welchen das eine bei 218 ¼2, das andere bei 343 2 ein Maximum be⸗ sitzt. — Der Professor Dr. Karl Peter in Greifswald hatte einen S. A. aus dem „Archiv für Entwicklungsmechanik der Organismen“ Bd. XXXI übersandt: Neue experimentelle Untersuchungen über die Größe der Variabilität und ihre biologische Bedeutung. Leipzig 1911, als Bericht über seine 1910 in der Zoologischen Station in Neapel mit Unterstützung der Akademie ausgeführten Arbeiten.
8 “
ö“ Ptetatlir.
Zeitschrift für Kommunalwirtschaft und Kom⸗ munalpolitik. Halbmonatshefte für das gesamte Ver⸗ waltungswesen, die sozialen und wirtschaftlichen Aufgaben der Städte und höherer Kommunalverbände unter besonderer Berücksichtigung kommunaler Technik. Organ des Vereins fůr Fomemmemalwirischaft und Kommunalpolitik. Herausgeber: Erwin Stein, Berlin. Verlag: Gerhard Stalling. Oldenburg i. Gr. Abonnementspreis vierteljährlich 5. ℳ. — Aus dem reichen und vielseitigen Inhalt der Hefte 6 bis 12 der schon mehrfach an dieser Stelle gewürdigten Zeitschrift seien die folgenden Auf⸗ sätze hervorgehoben: „Das CI1““ und der Zwangsverband Groß⸗Berlin“ von Beigeordnetem Dr. Scholz⸗Düsseldorf; „Die Ge⸗ meindefinanzstatistik in Deutschland“ von Geheimem Regierungsrat Dr. Seidel; „Der Zug in die Großstadt und die Vorteile und Ent⸗ wicklungsmöglichkeiten der Kleinstadl“ von Erwin Stein; „Hat ein Bürgermeister die Verpflichtung, eine Beamtenstellung in einer ein⸗ gemeindeten Kommune zu übernehmen?“ von Universitätsprofessor Dr. Stier⸗Somlo in Bonn; „Kommunalbank und Staats⸗ anleihen“ von Gerichtsassessor Lignitz⸗Berlin; „Die Geldbeschaffung für den Kleinwohnungsbau seitens der Gemeinden“ von Beigeordnetem Dr. Scholz⸗Düsseldorf; „Das erste Verfahren nach der Lex Adickes“ von ee Hst. „Die Kursnotierung der städtischen Anleihen“ von Dr. W. Klose⸗München; „Der Wettbewerb zwischen Elektrizität und Gas (zur Errichtung städtischer Licht⸗ und Kraftwerke)“ von Erwin Stein; „Volkswirte in der Gemeindeverwaltung“; „Ein Jahr kommunaler Entwicklung“ von Dr. Otto Most, Direktor des Statistischen Amts der Stadt Düsseldorf; „Die Uebertragung von Staats⸗ und Gemeindearbeiten an Handwerkervereinigungen“ von Dr. Josef Wilden, Syndikus der Handwerkskammer Düsseldorf; „Zur Statistik der preußischen Sparkassen im Rechnungsjahre 1908“ von Geheimem Regierungsrat Dr. Seidel; „Die deutschen Städte und die Wohnungsfrage von Dr. Jos. Ehrler, Vorstand des Statistischen Amts der Stadt Freiburg i. B.; „Die Neuorganisation städtischer Krankenhäuser“ von Erwin Stein; „Stadttheater“ von Oberbürgermeister Beseler; „Die Einführung des Sparprämien⸗ systems“; „Verwaltungsorganisation städtis er Betriebe in Städten von unter 100 000 Einwohnern“; „Eine praktisch wichtige Frage aus dem Gebiete der „Beiträge’“ (§ 9 des Kommunalabgaben⸗ esetzes)“ von Stadtrat Kappelmann⸗FErfurt; „Städtische Fürsorgeausschüsse“: „Städtische Fonds“ von Geheimem Regierungs⸗ rat Dr. Seidel; „Die Bestrebungen zur Konzentration des kommu⸗ nalen Kredits und der Ausbau der Düsseldorfer Geldvermittlungs⸗ stelle“ von Beigeordnetem Dr. Scholz; „Bestimmungen über Arbeits⸗ losenunterstützung in der Stadt Mannheim“. Das Doppelheft 9/10 ist anläßlich der ostdeutschen Ausstellung für Industrie, Gewerbe und Landwirtschaft in Posen als Sondernummer ausgegeben worden; es enthält neben Berichten über staatliche und provinziale Einrichtungen zur Förderung der Stadt, über Technik und Wirtschaft der Gemeindebetriebe und über die Ausstellung u. a. folgende Beiträge: „Die Entstehung und historische Entwicklung der Stadt Posen“ von Archivrat, Professor Dr. Warschauer; „Die jüngste Residenzstadt“ von Oberbürgermeister Dr. Wilms; „Stadt⸗ erweiterung und Stadtentfestigung“ von Stadtrat Heinemann; „Posens Bevölkerung in statistischer Beleuchtung“ von Dr. Franke, Direktor des Statistischen Amtes der Stadt Posen; „Städtische Grundbesitzpolitik“ von Bürgermeister Künzer; „Zur Geschichte des Mittel⸗ und Volksschulwesens in der Stadt Posen“; „Einiges über die Posener Armen⸗ und Wohlfahrtspflege“ von Stadtrat Lemmel; „Die städtische Auskunfts⸗ und Fürsorgestelle für Lungenkranke“ von Dr. med. Leo Cohn, Arzt der Fürsorgestelle für Lungenkranke; „Die städtische Milchküche“ von Dr. med. Th. Pincus, städtischen Kinder⸗ arzt; „Die öffentlichen Grünanlagen Posens“ von Stadtgarten⸗
direktor Kube. —
— Vergangenheit und Gegenwart. Zeitschrift für den Geschichksumterricht und staatsbürgerliche Erziehung in allen Schulgattungen. Herausgeber: Dr. ritz Friedrich und Dr. Paul Rühlmann. B. G. Teubner, Leipzig, Berlin. Erster Jahrgang 1911. Heft 1. 80 S. Jährlich 6 Hefte zu je 4 Bogen. 6 ℳ. s Hefte je 1,50 ℳ. — Die vorliegende Zeitschrift für den Geschichtsunterricht, die erste dieser Art, wirbt um die itarbeit aller Geschichtslehrer, die mit den Herausgebern und dem Verlag in der Erweckung historisch⸗kritischen Sinnes, in der Herbeiführung eines historisch begründeten der Gegenwart und der Befähigung, an ihren Kulturaufgaben in wahrhaft vaterländischem Sinn mitzuarbeiten, den höchsten Zweck des Geschichts⸗ unterrichts sehen. Von der großen Zahl von Fragen, die hier hinein gehören, wird als besonders dringlich eine gründliche Revision der Auswahl des Unterrichtsstoffs bezeichnet; in Aussicht ge⸗ stellt werden ferner methodische Erörterungen darüber, ob und wieweit Lehrervortrag, Lehrgespräch, Quellenverarbeitung, Schülerreferat und ‚debatte und Lektüre darstellender Historiker zu verwenden seien. Auch der wichtigen Frage der Vor⸗ und Weiterbildung der Geschichtslehrer wird gebührende Beachtung zugesichert. Zu diesem Zwecke sollen wichtige geschichtswissenschaftliche Streitfragen von anerkannten
achkennern in knapper, übersichtlicher Darstellung besprochen und zusammenfassende Referate über Neuerscheinungen geboten werden. Als Ergänzung zu den Aufsätzen und Besprechungen sollen
8
kurze Mitteilungen dienen. In dem Heft, das die neue Zeitschrift eröffnet, äußern sich zunächst einige praktische Staatsmänner (Fürst Bülow, Freiherr von der oltz, Otto von Hentig, 5 zu Hohen⸗ lohe⸗Langenburg, K. K. Winister a. D. Dr. Klein in Wien und Graf Posadowsky) über die Bedeutung staatsbürgerlicher Erziehung. Nicht weniger als fünf namhafte Universitätsprofessoren haben Beiträge geliefert, es sind: Geschichtsunterricht und Weltanschauung, von Rudolf Cucken. Kann der Politiker aus der Geschichte lernen? von Erich Brandenburg. Der historische Unterricht an den deutschen Hochschulen, von Walter Goetz. Die Entstehung des modernen Staates, von Otto Hintze. Warum ist unsere Reichsverfassung so schwer verständlich zu machen? von ermann Rehm. Auch unter den Verfassern, die für die nächsten Hefte Beiträge zu⸗ gesagt haben, ist mancher Name von Klang zu finden. Daß sich Männer der Wissenschaft mit Schulmännern zu gemeinsamem Wirken vereinigt haben, ist mit Freude zu begrü en und läßt für den Fort⸗ aang des Unternehmens das Beste hoffen. Die übrigen Aufsätze auten: Geschichts⸗ und Religionsunterricht auf der Oberstufe höherer Lehranstalten, von Lic. Dr. Karl Heussi, Oberlehrer in Leipzig. Eine Schülerübung im politischen Denken, von Adolf Bär, Seminar⸗ direktor in Delitzsch. Das Erlebnis in seiner Bedeutung für den Geschichtsunterricht, von A. Cl. Scheiblhuber, Lehrer in Nürnberg. Eine nationale Angelegenheit, von Dr. jur. Karl Negenborn, Re⸗ ierungsrat in Oppeln. Den Beschluß bilden Mitteilungen und einige itate aus der historischen Literatur (Macchiavelli, Ranke und andere). — Ein wenig bekanntes Jugendwerk von Max Klinger veröffent⸗ lichen in farbengetreuer Wiedergabe die bekannten Monatshefte „Meister der Farbe“. Das schöne, schwungvolle Bild nennt Klinger „Der Abend“. Entstanden ist es 1882 und befindet sich in der Lippert in Magdeburg. Durch die gelungene farbige Wiedergabe in E. A. Seemanns „Meistern der Farbe“ (jährlich 12 Hefte zu je ℳ 2,—) wird es nun in weiteren Kreisen die Beachtung finden, die ihm gebührt. Die letzten Hefte enthalten ferner Wfeder⸗
gaben von Werken von Feuerbach, Liebermann, Spitzweg und Anderen.
Land⸗ und Forstwirtschaft. Saatenstand und Weinhandel im südlichen Frankreich.
Der Kaiserliche Konsul in Marseille berichtet unterm 16. d. M.: Die Witterung ist im Mai in Südfrankreich der Ent⸗ wicklung der Kulturen aller Art durchaus förderlich gewesen. Ge⸗ treide steht fast überall gut bis befriedigend; nur die Herbstsaaten sollen stellenweise etwas dünn stehen. Die Feldarbeiten nehmen ihren normalen Verlauf. Hackfrüchte und Wiesen stehen gut. Der erste Wiesenschnitt ist überall beendet; der Ertrag ist zufriedenstellend. Aprikosen⸗ und Mandelbäume werden kaum eine Ernte abwerfen, und die Pfirsich⸗, Kirschen⸗ und Pflaumenernte wird voraussichtlich nur klein werden. Die Oelbäume haben unter günstigen Verhältnissen gut geblüht. Die Reben haben sich überall gut entwickelt, die Blüte hat unter günstigen Verhältnissen begonnen, und die Aussichten können als außerordentlich günstig bezeichnet werden. In manchen Gegenden wird über das Auftreten von Pilz⸗ schädlingen trotz energischen Schwefelns und anderer Vorbeugungs⸗ maßregeln geklagt. Auch verschiedene schädliche Schmetterlinge sind bereits beobachtet worden. Doch sind ernstliche Schäden noch nicht zu beklagen. 3 1
Der vorübergehende Ausstand der landwirtschaftlichen Arbeiter hat in den Departements Gard und Hérault zum Tei lebhafte Beunruhigung hervorgerufen; doch sind erhebliche Nachteile nicht zu verzeichnen, zumal die Winzer selbst überall mit Hand ange legt haben. 1 3
Auf dem Weinmarkte ist seit einigen Wochen ein d um etwa 10 Fr. für den Hektoliter festzustellen. Die Presse kehren somit wieder in normale Bahnen zurück. Trotzdem wollte sich das Geschäft in letzter Zeit nicht recht entwickeln.
Am 5. Juni wurden in Cette, dem Hauptweinmarkte im Süden Frankreichs, folgende Preise notiert, wobei die Zahlen i mern die Preise vom 15. Februar d. J. angeben: 8
Aramon blanc.
18 16167 189) Boumet.. J116“
Clairette de Pays . Algérie be“*“ 3 (3,50) Mistelle Algérie blanche . . 52 89 Mistelle Tunisie blanche. . 60 (48). Die Miete für Fässer betrug 3 ½ Cts. für Faß Fuderfässer, 13 Cts. für 1 hl und Monat.
und Tag für
Verdingungen.
(Die näheren Angaben über Verdingungen, die beim „Reichs⸗ und Staats⸗ anzeiger“ ausliegen, können in den e in dessen Expedition während der Dienststunden von 9 bis 3 Uhr eingesehen werden.)
Oesterreich⸗Ungarn.
Spätestens 7. Juli 1911, 12 Uhr. K. K. Staatsbahndirektion Wien: Vergebung der Bauarbeiten anläßlich der Errichtung eines Dienstgebäudes in der Station Wien. — Hauptzollamt der Wiener Verbindungsbahn im approximativen Kostenbetrage von 20 000 K. Näheres bei der vorgenannten Direktion, Abteilung für Bahnerhaltung und Bau, 15. Bezirk, Mariahilferstr. Nr. 132, 3. Stock, Tür 7, und beim „Reichsanzeiger“. “
10. Juli 1911, 12 Uhr. K. K. Staatsbahndirektion in Krakau: Lieferung und Anlage einer eisernen Konstruktion für den Bahn⸗ übergang in km 3 %⅝ der Linie Krakau — Rzeszöw und in km 63 1 der Linie Oswiecim— Podgörze. Das Gewicht der Konstruktion für den Bahnübergang in km 3 % beträgt: Eisenabguß 6719 kg, Eisen⸗ guß 564 kg und Blei 88 kg, für den Bahnübergang in km 63 % Cü, 5n 13 930 kg, Eisenguß 524 kg und Blei 75 kg. Näheres bei der genannten Direktion. “ ““ “
Verkehrswesen.
Seit dem Juni v. J. besitzt das Reichspostmuseum eine neue Abteilung, in der die Entwicklung der Luftschiffahrt dargestellt ist. Ihren Hauptanziehungspunkt bildet eine Gruppe von Modellen der deutschen Lenkballons. ie umfaßt ein 7 m langes Modell des Zeppelin III (starres System), ein 3 ½ m langes Modell des Parseval III (unstarres System) und ein ebenso gro es des Militärluftschiffs M. II; hieran schließen sich Modelle verschiedener
lugzeugtypen, nämlich je eines Eindeckers von Blériot, Antoinette⸗ atham und Grade, eines Zweideckers von Wright und des Doppel⸗ deckergleitfliegers von Lilienthal. Lilienthal ist in dem Modell plastisch mit dargestellt, indem der Augenblick vorgeführt wird, wo er mit seinem Doppeldecker von einem Hügel den Absprung zu nehmen sich anschickt. Sämtliche Modelle sind den Originalfahrzeugen bis in die kleinsten Einzelheiten nachgebildet, soweit möglich auch unter Benutzung gleichartiger Baustoffe. Um dem Beschauer auch einen Einblick in das Innere zu ermöglichen, haben die Luftschiff⸗ modelle an einigen Stellen ihrer Hüllen Oeffnungen, sodaß beim Zeppelinmodell einer der inneren Teilballons, die Verspannung und der Bau des Aluminiumgerüstes zu sehen und beim „Parseval ein Ballonet zu erkennen ist. Bei allen drei Luftschiffmodellen können die Höhen⸗ und Seitensteuerungen in Gang gesetzt werden; beim Zeppelinmodell lassen sich auch die Luftschrauben der vorderen Gondel elektrisch antreiben. Bei den Flugzeugen sind die Hauptteile, Ver⸗ windung und Steuerung, beweglich hergestellt. Die Modelle sind in großen Glaskästen untergebracht; in dem 7 ½ m langen für das Zeppelin⸗ luftschiff befindet sich noch ein Schaustück von geschichtlichem Interesse, nämlich ein Stück vom Aluminiumgerüst des am 5. August 1908 bei v verunglückten Zeppelin⸗Luftschiffes „Z. II“. Den Mo⸗ dellen ist eine reichhaltige Sammlung von Abbildungen, Denkmünzen und Urkunden angegliedert, die sich auf die Geschichte der Luft⸗
8 1