1911 / 150 p. 6 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 28 Jun 1911 18:00:01 GMT) scan diff

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R gierungsweisheit auf dem Thron bewiesen? Hat es nicht spanische Regentinnen gegeben, sitzt nicht auf dem holländischen Thron eine Frau? Aber in Preußen will man ein Wahlrecht aufrecht erhalten, das Preußen bei allen anderen Völkern dem Gelächter ausgibt. Ein Wähler erster Klasse in Ostpreußen hat 150 mal so viel Wahlrecht als ein Berliner Wähler dritter Klasse. Da können wir mit Recht von einem Geldsackparlament sprechen. Der Haß gegen dieses Wahl⸗ recht muß aufgepeitscht werden bis zur Siedehitze. Sie (zur Rechten) haben die Geduld des Volkes lange genug gemißbraucht, wundern Sie sich nicht, wenn das preußische Volk endlich aus anderer Tonart spricht. Belasten Sie Ihr Konto nicht allzusehr, auf diesem Konto steht auch noch die Reichsfinanzreform. Auf den Scheiter⸗ haufen mit diesem Wahlrecht! Das ist eine Ehrensache für das Volk. Und wenn das Parlament voll Teufel wär’ und wollten uns verschlingen, die Parole bleibt: Das Wahlrecht her! Wir werden es erringen! 1 b

Abg. Dr. von Heydebrand und der Lasa (kons.): Wir werden diesen Antrag in allen seinen Teilen ablehnen. Von beiden Vorrednern ist darauf Rücksicht genommen worden, daß soeben Elsaß⸗ Lothringen mit dem allgemeinen Wahlrecht beglückt worden ist. Wir sind zweifelhaft darüber und bestreiten es, daß es für die dortigen Ver⸗ hältnisse ganz angemessen sein mag, aber wir maßen uns nicht an, hier in Preußen die Verhältnisse in anderen Bundesstaaten maßgebend zu kritisieren, und würden nur wünschen, daß das auch seitens anderer Bundesstaaten mit Bezug auf Preußen ebenso gehandhabt werde. Jedenfalls meinen wir, daß wir die preußischen Verhältnisse nach der Auffassung unserer preußischen (Rufe links: Junker!) .. nach der preußischen Auffassung allein ordnen wollen und dazu keinen anderen Bundesstaat nötig haben. Im Gegenteil wir meinen, daß es gerade jetzt außerordentlich am Platze ist, die preußische Eigenart und Ord⸗ nung, die Gott sei Dank auch Folge unseres preußischen Wahlrechts ist, aufrecht zu erhalten. Es mögen Verhältnisse in anderen Staaten vorgekommen sein, die diesem Ziele nicht so gerecht werden. Nun haben wir in Deutschland ein Wahlrecht, das so demo⸗ kratisch ist, wie es sonst in der Welt mit Ausnahme von Australien nicht gefunden wird. Dieses Wahlrecht gibt der Masse des Volkes so großen Einfluß auf die Geschicke des Reichs und auch der einzelnen Bundesstaaten, daß man wohl sagen kann, daß es ein begründeter Anspruch ist, wenn das arbeitende und be⸗ sitzende Bürgertum des Landes auch seinerseits etwas von seinem Recht gewahrt haben will gegenüber diesem großen Einfluß. Es ist notwendig, daß der Einfluß der Masse ein Gegengewicht erhält durch den Einfluß des Bürgertums. (Rufe links: Bürgertum?) Ja, das haben wir Ihnen vor einem Jahre zehnmal bewiesen, daß die entscheidende Stelle bei unserem preußischen Wahl⸗ recht bei dem Mittelstand liegt; weder arm noch reich hat den maßgebenden Einfluß, sondern der liegt beim Mittelstand. Das wollen wir aufrecht erhalten, und wir konstatieren, daß diejenigen, die diese Verhältnisse ändern wollen, sich jedenfalls nicht als Vertreter des Mittelstandes aufspielen können, wie man es jetzt wieder einmal hört. (Abg. Hoffmann: Der Mittelstand glaubt das doch nicht!) Wir nehmen es ernst mit der Sorge für den Mittelstand, und dazu gehört auch das preußische Wahlrecht. Wir treten mit aller Entschiedenheit dafür ein. Welchen Zweck haben denn Volksvertretungen? Sie haben den Zweck, die Rechte des Volkes zu wahren und mit der Staats⸗ regierung die Geschäfte des Landes so ruhig, solide und im Wege eines sachgemäßen und vernünftigen Fort⸗ schrittes zu führen. Diesem Zweck ist Preußen vollkommen gerecht geworden, auch zu Zeiten, wo hier die Erleuchtung der Herren Sozialdemokraten, die uns jetzt in so ausreichendem Maße zuteil wird, noch nicht bestand. Das preußische Abgeordnetenhaus hat sich stets vollkommen auf der Höhe seiner Aufgaben gezeigt, sodaß kein Anlaß vorliegt, an den Verhältnissen irgend etwas zu ändern. Wenn die Sozialdemokraten es anders haben wollen, wie sie ja überhaupt en Umsturz unserer Gesellschaftsordnung wollen, so ist das von ihrem Proletarierstandpunkt aus vollkommen zu verstehen, aber wie die frei⸗ sinnige Volkspartei dazu kommen kann, einen solchen Antrag zu st llen, ist nicht zu begreifen. Die Frage ist von einer so kolossalen Bedeutung, daß es mindestens gerechtfertigt sein würde, einen Versuch zu machen, wie das Reichstagswahlrecht in einem engeren Kreise wirkt. Da empfehlen wir Ihnen, gleich die eine oder andere große Kommune mit dem gleichen Wahlrecht zu beglücken, z. B. Berlin, dann wollen wir sehen, ob sich nicht über die Sache reden läßt. (Lebhafte Zwischenrufe links. Präsident von Kröcher:

s haben nicht dreißig Herren zusammen das Wort.) Die Aenderung der Wahlbezirke ist erst vor einigen Jahren vorgenommen worden, um die größten Unbilligkeiten, die auf diesem Gebiete anzu⸗ erkennen waren, mit Einverständnis der Staatsregierung auszugleichen. Es ist nicht daran zu denken, an einer solchen Angelegenheit fort⸗ gesetzt zu rühren. Wir sehen nicht ein, daß eine begründete Ver⸗ anlassung vorliegt, die Interessen des Landes und der kleinen Städte, die Gefahr laufen, zu Gunsten der großen Städte beeinträchtigt zu verden, preiszugeben. Unsere ganze Gesetzgebung ist auf die Inter⸗

sen der großen Städte eingerichtet. Jedenfalls handelt es sich hier um eine Angelegenheit, die sehr reiflich erwogen werden soll, und zurzeit liegen abschließende Erwägungen nicht vor.

Abg. Herold (Zentr.): Die Wahlrechtsfrage ist in den letzten Jahren so häufig erörtert worden, daß sich etwas neues darüber nicht mehr sagen läßt. Wir haben unsere Stellung schon so oft dargelegt. Wir wollen, daß das allgemeine gleiche Wahlrecht, das sich im Reiche durchaus bewährt hat, in den Einielstaaten durchgeführt werden möge. Die Vorwürfe des Abg. Hoffmann. wir wären gegen das direkte Wahlrecht, sogar gegen die geheime Wahl, sind vollständig hinfaällig. Wenn wir für die öffentliche Wahl der Abgeordneten durch die Wablmänner waren, so war das schon etwas ganz anderes, als wenn wir für die öffentliche Wahl der Wahlmänner durch die Urwähler eingetreten wären. Das Zentrum hat immer die

Politik verfolgt, das zu nehmen, was zu erreichen ist. Durch diese

Politik hat das Zentrum schon viel erreicht. Ich verweise nur auf unsere Sozialpolitik. Welche große Partei hat denn übrigens die Drittelung in den Urwahlbezirken durchgeführt? Die Sozial⸗ demokraten säßen hier nicht im Hause, wenn wir nicht dafür ein⸗ getreten wären. Wir arbeiten positiv an den Gesetzen mit. Trotzdem ist die Behandlung unserer Partei durch die Staatsregierung eine außerordentlich schlechte. Die Schulgesetzgebung will man immer mehr verschlechtern, wir haben verhältnismäßig wenig durchzu⸗ setzen vermocht. Dann spricht man immer vom schwarzblauen Block, ein solcher Block besteht nicht. Wir verbinden uns mit der Rechten, damit eine Mehrheitsbildung vorhanden ist. Wenn es aber mit der Linken besser geht, scheuen wir auch davor nicht zurück. Mit dem schwarzblauen Block macht man niemanden mehr ängstlich. Da das direkte Wahlrecht in Preußen in absehbarer Zeit nicht zu erreichen ist, werden wir ver⸗ suchen, Verbesserungen zu erstreben, um den plutokratischen Charakter abzuschwächen und vor allem das geheime Wahlrecht zu erreichen. In diesem Sinne werden wir arbeiten, und ich hoffe, daß die heutige Debatte dazu beitragen wird, daß wir endlich vorwärtsschreiten.

Abg. Schiffer (nl.): Die Haltung des Zentrums zu der Wahl⸗ rechtsvorlage ist nicht immer dieselbe gewesen. Eins ist richtig, was der Abg. Herold hervorgehoben hat, daß seine Bestrebungen nur der Sozialdemokratie zunutze gewesen sind. Das stellen wir fest. Wir sind darüber nicht verwundert, wir wissen, daß es dem Zentrum unter Umständen nicht darauf ankommt, die Geschäfte der Sozialdemokratie zu führen. Das Zentrum scheut sich nicht vor irgend einer Bundesgenossen⸗ schaft, wenn es sie braucht. (Lebhafter Widerspruch im Zentrum.) Ich halte mich doch nur an die Worte des Abg. Herold, der eben ge⸗ sprochen hat; lovaler im Zitieren kann man doch nicht sein. Unsere Stellung zur preußischen Wahlrechtsfrage ist ja bekannt. Wir ver⸗ langen die Einführung des allgemeinen, geheimen und direkten Wahl⸗ rechts, dagegen lehnen wir nach wie vor das gleiche Wahlrecht ab, wir wollen ein abgestuftes Wahlrecht, nicht nach dem jeßt geltenden Ver⸗ fassungsrecht, sondern unter Berücksichtigung der idealen Momente, der sozialen und wirtschaftlichen Entwicklung des Voltes⸗ Wir wünschen eine Abstufung des Wahlrechts, dem die Ge⸗ sichtspunkte der wirtschaftlichen Entwickelung, der Ausbreitung der

Bildung und des politischen Verständnisses, des erstarkten staatlichen Verantwortlichkeitsgefühls berücksichtigt werden. Wir glauben damit gerade dem Mittelstande zu derjenigen Stellung zu verhelfen, die ihm gebührt. Dem Abg. von Heydebrand gegenüber möchte ich bemerken, daß gerade die letzten Wahlen unwiderleglich nachgewiesen haben, daß der Mittelstand zu seinem Rechte nicht gekommen ist. Wir wollen weiter eine Aenderung der Wahlkreise unter Wahrung aller derjenigen Gesichtspunkte, die sich aus der verschiedenen wirtschaftlichen und geschichtlichen Entwicklung der einzelnen Landesteile ergeben. Wir erblicken in der gegenwärtigen Wahlkreiseinteilung eine Ungerechtig⸗ keit, eine Nichtachtung der tatsächlichen Verhältnisse, die sich aus der Veränderung der wirtschaftlichen Lage in unserem Vaterlande ergeben hat. Nach diesen Gesichtspunkten werden wir unsere Abstimmung einrichten. Wenn der Abg. Hoffmann aus tiefster Ueberzeugung ausgeführt hat, es entspreche der natürlichen Gerechtigkeit, unter allen Umständen für das Wahlrecht der Frauen einzutreten, dann befindet er sich jedenfalls nicht in Ueberein⸗ stimmung mit sehr bedeutenden Führern seiner Partei. Eine ganze Reihe von sozialdemokratischen Führern in allen Ländern, vor allem allerdings in Holland, hat einen anderen Standpunkt eingenommen. Und warum? Weil sie etwa aus politischen Gründen die Frauen für weniger berechtigt halten, an den Geschäften des Staates teil⸗ zunehmen? O nein! Sondern weil sie von der Anteilnahme der Frauen eine Gefährdung der sozialdemokratischen Herrschaft befürchten. Der Abg. Hoffmann hat nun auf den Vorgang in anderen Ländern hingewiesen, um die Einführung des Reichstagswahlrechts in Preußen zu empfehlen. Die innerpolitischen Zustände in Oesterreich sind nicht so verlockend, daß sie sich zur Nachahmung empfehlen. Auch der Hinweis auf Elsaß⸗Lothringen kann hier nicht maßgebend sein. Es gibt überhaupt kein einziges Wahlrecht, das für alle Staaten paßt, sondern jedes Wahlrecht muß den Bedürfnissen der einzelnen Staaten angepaßt sein. Wenn also das Reichstagswahlrecht für Elsaß⸗ Lothringen eingeführt worden ist, so ist das noch kein zwingender Grund, es auch in Preußen einzuführen. Die Verhältnisse in einem Grenzstaate sind doch ganz andere als die in Preußen. Würde das Reichstagswahlrecht in anderen Staaten eingeführt, auf die es nicht paßt, so würden damit seine Fehler, die ihm unzweifelhaft doch auch anhaften, noch vervielfältigt werden. Wir wollen gewiß das Reichstagswahlrecht schützen und schirmen, wir werden an ihm festhalten, (Zuruf bei den Sozialdemokraten: Trotz der Fehler2), weil es für das Reich seine Vorzüge hat. Für andere Volksvertretungen paßt es aber nicht. Wir stehen also auf demselben Standpunkte wie bisher. Der bisherige Kampf um die Wahlrechtsvorlage hat ja, wenn Sie wollen, mit einer Niederlage geschlossen, aber dieses formale Ergebnis steht nicht im Einklang mit dem, was materiell aus der Sache herausgekommen ist. Es steht fest, daß das öffentliche und das direkte Wahl⸗ recht in der Hauptsache als abgetan betrachtet werden muß. Eine neue Vorlage wird nur verhandelt werden können auf der Grundlage der direkten und geheimen Wahl. Was die Herren dort drüben aus der Hand gegeben haben, werden sie nicht mehr zurückfordern können. Wenn der Abg. Heydebrand gesagt hat, er lehne es ab, an dem geltenden Wahlrecht irgend etwas abzuändern, so werden wir unserseits nach wie vor den Kampf für ein besseres Wahlrecht nach zwei Seiten aufnehmen: gegen den Radikalismus von rechts und von links; wir werden uns bemühen, dem bisherigen ungerechten Zustande ein Ende zu machen.

Abg. Freiherr von Zedlitz und Neukirch (freikons.): Es wird weder der Beredsamkeit des Kollegen Traeger, noch der Beredsamkeit des Abg. Hoffmann gelingen, die Regierung zu veranlassen, noch in dieser Session uns eine Wahlrechtsvorlage zu machen. Zu verlangen, daß die Regierung nach den Vorkommnissen des Vorjahres bereits in dieser Session wieder damit kommen sollte, wäre eine politische Torheit gewesen. An einer solchen werden wir uns nicht beteiligen, wir lehnen beide Teile des Antrages rund ab. Den Vorgang mit Elsaß⸗ Lothringen für das Verlangen nach einer Aenderung des Wahlrechts in Preußen zu verwerten, hat keine innere Berechtigung; hier ist bloß der Wunsch der Vater des Gedankens; für die Reichslande ist diese Frage nach ihren besonderen Verhältnissen und Bedürfnissen geregelt worden, und meine Freunde im Reichstage haben darüber keinen Zweifel gelassen, daß dieser Vorgang“ vorbildlich für Preußen nicht sein könne. Wir dürfen uns immer noch an das Wort des Fürsten Bülow halten, daß nach der Auffassung der Regierung das Reichswahlrecht für Preußen durchaus bedenklich und staatsgefährlich sei und daher abgelehnt werden müsse. Wir handeln durchaus konsequent, wenn wir heute die Anträge ab⸗ lehnen. Bei den Verhandlungen über die Wahlrechtsvorlage waren wir für die Vorlage, die die direkte Wahl mit öffent⸗ licher Stimmabgabe empfiehlt; als sich aber nachher die Mehrheit zur geheimen indirekten Wahl wandte, haben wir uns, wenn auch ungern, bereit gefunden, auf diesen Boden zu treten, und damit gezeigt, daß uns die Frage der Form der Stimmabgabe weniger wesentlich ist als das Wahl⸗ recht selbst. In dieser Beziehung haben wir niemals einen Zweifel darüber obwalten lassen, daß wir auf dem Boden der Regierung stehen, daß für Preußen eine Abstufung des Wahlrechts und eine Wahlordnung notwendig ist, die dem Mittelstande eine aus⸗ reichende Vertretung sichert, eine Wahlordnung, die der preußischen Eigenart und dem preußischen Beruf in Deutschland entspricht. Wenn wir ein solches Wahlrecht verlangen, so erfüllen wir damit auch den deutschen Beruf Preußens. Anders stehen wir der Forderung der Neueinteilung der Wahlkreise nach der Bevölkerungszahl gegen⸗ über. Die jetzige Wahlkreiseinteilung hat sich historisch ent⸗ wickelt, sie besteht mehr als 40 Jahre. Jeder einzelne Wahlkreis hat daraus einen Anspruch auf Fortbestand und auch auf Fortbestand seiner ungeschmälerten Vertretung im Landtaog erhalten. Wir werden nur einer Einteilung zustimmen, die keinen Wahlkreis beseitigt. Die Frage, ob nicht den ganz großen Wahlkreisen eine

größere Vertretung gegeben werden müßte, ist für uns nur diskutabel auf dieser Grundlage, daß die bestehenden Wahlkreise und ihre Ver⸗ tretung im Landtage erhalten bleiben. Wir nehmen diese Stellung auch mit Rücksicht auf die Bedürfnisse des Reiches; die Nachteile des Reichswahlrechts, das hat auch der Abg. Schiffer nachgewiesen, würden in Preußen noch ungleich schärfer hervortreten. Vor diesen nachteiligen Folgen wollen wir Preußen schützen; damit geben wir Preußen, was es für sein inneres Leben, für seine innere Stärke braucht und erfüllen zugleich die Aufgabe Preußens im Reiche.

Abg. Korfanty (Pole) setzt sich zunächst mit den Sozialdemo⸗ kraten auseinander und führt dann aus, daß in jüngster Zeit auf seiten des Reichskanzlers eine ängstliche Besorgtheit um die Vermehrung seines Anhanges zu bemerken sei. Das Fortbildungsschulgesetz, die Feuerbestattung und anderes sei darauf zugeschnitten gewesen, ihm Freunde auch auf anderen Seiten als auf der rechten zu verschaffen. Warum tue er nicht den erfolgreichsten Schritt, sich den allergrößten Anhang zu sichern, indem er für das allgemeime, direkte, geheime und gleiche Wahlrecht eintrete, ebenso wie er es für Elsaß⸗ Lothringen getan habe? Denn trotz dem Abg. von Zedlitz bestehe doch auf dem Gebiete des Wahlrechts em innerer Zusammenhang 2 dem Reichskanzler und dem preußischen Ministerpräsidenten. r. von Bethmann Hollweg trete eben mit sich selbst in Widerspruch, und auf diesen Widerspruch könne nicht deutlich genug aufmerksam ge⸗ macht werden. Die preußischen Staatsbürger häkten doch mindestens dasselbe Recht wie die Elsaß⸗Lothringer. Von dem Standpunkt der nackten Phrase“ habe der Reichskanzler sich binnen Jahresfrist losgesagt, soweit es die Reichsländer betreffe; weshalb also das fortgesetzte Widerstreben des preußischen Ministerpräsidenten? Wir hätten erwartet, daß der Ministerpräsident nun auch für Preußen eine Wahlrechtsvorlage eingebracht hätte; wir wollen aber hoffen, daß es nunmehr im nächsten Jahre geschieht, und zwar mit dem allgemeinen, gleichen und geheimen, direkten Wahlrecht wie für Elsaß⸗ Lothringen. 0

Darauf wird ein Schlußantrag mit den Stimmen der Rechten, einiger Zentrumsmitglieder und der Nationalliberalen angenommen.

Abg. Liebknecht (Soz.) (zur Geschäftsordnung) bedauert, daß es ihm durch den Schluß der Debatte unmöglich gemacht sei, den Abg. von Heydebrand und der Lasa desjenigen Mäntelchens zu entkleiden, das er sich umgetan hatte. Er bedauere, daß es ihm nicht mehr möglich sei, dem Junkerübermut, der aus diesen Worten gesprochen habe, entgegenzutreten.

Abg. Fischbeck (fortschr. Volksp.) bemerkt im Schlußwort: Wir hatten unseren Antrag am 10. Januar gestellt und konnten deshalb die Vorlegung eines Entwurfs in dieser Session fordern. Wir ändern ihn jetzt dahin ab, daß die Vorlegung erst in der nächsten Session erfolgen soll. Der Abg. von Heydebrand hat davon gesprochen, daß man es dem ausgezeichneten Wahlrecht verdanke, daß in Preußen Ruhe und Ordnung herrsche. Er hat das Wahlrecht als ein Wahl⸗ recht des Mittelstandes bezeichnet. Es gibt in Preußen 7 700 000 Wähler, aber nur ungefähr 19 000 Großgrundbesitzer. Diesem Hause gehören aber nicht weniger als 139 Großgrundbesitzer an. Dieses Wahlrecht soll also im Interesse des Mittelstandes liegen. Wenn es danach ginge, wie die Interessen des Großgrund⸗ besitzes wirklich vertreten sein müßten, dann dürften nicht mehr als ein oder zwei Großgrundbesitzer hier sein. Dann hat der Abg. von Heydebrand wieder das Lied gesungen von der Eigenart Preußens und preußischen Wesens, der dieses Wahlrecht entspräche. Die preußische Eigenart taucht immer dann auf, wenn es sich um Zustände handelt, die jenen Herren zum Nutzen sind. Wir lassen uns nicht abschrecken, daß wir mindestens ebenso gute Preußen sind, aber wir achten wirklich preußisches Wesen viel höher, als daß es sich konzentrierte in der Eigenart dieses unrechtschaffenen Wahlgesetzes. Ruhe und Ordnung, sagte der Abg. von Heydebrand, herrschen im Lande dank dieses Wahlrechts. Es kommt darauf an, was man unter Ruhe und Ordnung versteht. Versteht man darunter, daß unser Junkertum ungestört etwa durch die Stimmen des Volkes bei den Wahlen seine Inter⸗ essen vertreten kann, dann haben wir allerdings Ruhe und Ordnung in Preußen. In Wirklichkeit schafft man aber Ruhe und Ordnung nur, wenn man den Staatsangehörigen das Bewußtsein gibt, daß ihre Rechte zur Geltung kommen, daß die große Mehrheit des Volkes teilnimmt an der Gestaltung der Geschicke des Vaterlandes. Die Ruhe, die der Abg. von Heydebrand preist, erinnert mich sehr lebhaft an die Ruhe, die 1806 den Staatsbürgern auferlegt wurde, als es hieß: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht; die Kanaille hat einfach zu schweigen. Als man aber das Vaterland nicht anders zu retten wußte, da haben Bürger und Bauer es gerettet in wahrhaft glorreicher Weise. Die Beschlüsse des Hauses zur Wahlrechtsvorlage standen in direktem Widerspruch zum Willen des Volkes. Auch bei der Reichszuwachssteuer hat man es dahin gebracht, daß den Gutsbezirken ganz im Gegensatz zum Gedanken des Reichsgesetzes Vorteile zugewendet wurden. Bei den Zweckverbandsgesetzen ist man ähnlich vorgegangen. Der Redner geht auf weitere Beispiele ein, um zu beweisen, daß die Volksinteressen durch die Mehrheit des Abgeordnetenhauses nicht genügend berücksichtigt würden: auf die Behandlung der Borromäus⸗ Enzyklika, das Volksschulgesetz und den Fall Jatho; unter einem direkten Wahlrecht könnte ein solches Ketzergericht nicht abgehalten werden. (Der Redner wird, während die Unruhe im Hause immer mehr anschwillt, durch lebhafte Zwischenrufe und Widerspruch von der Rechten unterbrochen. Präsident von Kröcher bittet wiederholt um Ruhe und verweist den Redner zur Sache. Bei den weiteren Ausführungen des Redners erheben sich stürmische Schlußrufe. Präsident von Kröcher bittet, den Redner sprechen zu lassen. Die Schluß⸗ rufe erneuern sich jedoch bald wieder mit derselben Lebhaftigkeit. Der Abg. Fischbeck schließt: Wenn es der Staatsregierung mit ihrer Ankündigung ernst gewesen ist, so müssen wir erwarten, daß sie eine Vorlage einbringt, die dem entspricht, was man nach der Thronrede erwarten konnte; dann wird auch Ruhe und Ordnung in Preußen herrschen.

Zur Geschäftsordnung erklärt der

Abg. Herold (Zentr.), daß seine Partei trotz dieser eben ge⸗ hörten Schlußrede für den Hauptteil des Antrags stimmen werde.

In der Abstimmung wird entgegen dem Antrage Schiffer in der Nr. 1 des Antrags das Wort „gleiche“ gegen die Stimmen der Nationalliberalen aufrechterhalten. Dafür stimmt auch unter großer Erregung des Hauses die gesamte Rechte. Die unverändert gebliebene Ziffer Nr. 1 wird gegen Zentrum, Fortschrittler, Polen und Sozialdemokraten abgelehnt.

In Nr. 2 werden entgegen dem Antrag Schiffer die Worte „auf Grund der Ergebnisse der Volkszählung vom 1. De⸗ zember 1905 und entsprechend den Grundsätzen des Gesetzes vom 27. Juni 1860“ aufrechterhalten. Auch diesmal stimmt die gesamte Rechte für die Aufrechterhaltung der Worte. Nr. 2 wird dann gegen die Stimmen der Freisinnigen und Sozialdemokraten abgelehnt.

Damit ist der Antrag in allen seinen Teilen abgelehnt. Niachdem noch eine Anzahl von Petitionen mehr persön⸗ lichen und lokalen Inhalts ohne Debatte erledigt sind, wird Vertagung beschlossen.

Der Präsident schlägt vor, die nächste Sitzung abzu⸗ halten Mittwoch 11 Uhr mit der Tagesordnung: Rheinische Landgemeindeordnung, kleinere Vorlagen, Wahlprüfungen, Petitionen und eventuell aus dem Herrenhaus zu erwartende Vorlagen. .

Unter den Gegenständen, die morgen noch zur Beratung kommen sollen, steht unter anderem auch der Antrag Branden⸗ stein wegen Aenderung der Geschäftsordnung.

Abg. Pachnicke (fortschr. Volksp.) beantragt, diesen Punkt von der Tagesordnung abzusetzen, weil die Kommission ihren erteilten Auftrag weit überschritten und neues Recht für das Abgeordnetenhaus vor⸗ geschlagen habe. Auch der bloße Versuch, diesen Gegenstand zu ver⸗ handeln, würde dem Ernst und der Bedeutung ebensowenig ent⸗ sprechen wie die vorherige Abstimmung zum Wahlrechtsantrag. (Präsident von Kröcher: Die vorherige Abstimmung gehört nicht zur Tagesordnung!)

Abg. Waldstein (fortschr. Volksp.) bittet den Präsidenten um SuFens darüber, wann die Staatsregierung den Landtag schließen wolle.

Prräsident von Kröcher: Ich kann darauf nur sagen, daß ich das nicht weiß.

Abg. Waldstein (fortschr. Volksp.): Ich bitte den Präsidenten, die Staatsregierung um eine Auskunft darüber zu ersuchen, wann sie beabsichtigt, die diesjährige Tagung zu schließen. Wir haben doch alle ein dringendes Interesse daran, das zu erfahren, um danach auch die Geschäfte des Hauses einzurichten. Daß wir darüber fort⸗ während in Ungewißheit gelassen weroen, entspricht nicht der Würde des Hauses. 81

Präsident von Kröcher: Ich habe schon gestern gesagt, daß die Staatsregierung mich hat fragen lassen, wann wir ungefähr mit den Geschäften fertig werden. Die Staatsregierung muß sich dos richten nach dem Redebedürfnis im Abgeordnetenhause und Herrenhause.

Abg⸗Liebknecht (Soz.): Wenn Worte einen Sinn haben, so kann die Aeußerung der Staatsregierung doch nur den haben, daß sie ni früher schließen will, als bis dies Haus selbst seine Geschäfte ab⸗ J. Einen anderen Sinn kann die Aeußerung nue 2r-Se. sei denn, daß vielleicht eine Mogelei hinter den Kulissen stattfindet. B

Präsident von Kröcher: Meine Worte haben nur den Sinn, der ihnen nach den Worten zukommt.

Der Antrag auf Absetzung des Antrags Brandenstein von der morgigen Tagesordnung wird gegen die Stimmen der Linken mit den Nationalliberalen und vereinzelter Mitglieder des Zentrums abgelehnt. g.

Schluß gegen 5 %4 uhr.

Zweite Beila

zum Deutschen Neichsanzeiger und Königlich

No. 150.

Handel und Gewerbe.

Konkurse im Auslande.

Galizien. Konkurs ist eröffnet über das Vermögen der Frau Sofie Dydacka, nicht registrierten Eigentümerin einer Papierhandlung in Lemberg, Marienplatz 8, mittels Beschlusses des K. K. Landgerichts, Abteilung VII, in Lemberg vom 18. Juni 1911 Nr. S. 4/11. Propisorischer Konkursmasseverwalter: Advokat Dr. Osias Stand in Lemberg. Wahltagfahrt (Termin zur Wahl des definitiven Konkurs⸗ masseverwalters) 3. Juli 1911, Vormittags 11 Uhr. Die Forderungen sind bis zum 1. September 1911 bei dem genannten Gericht anzumelden; in der Anmeldung ist ein in Lemberg wohnhafter Se mächtigter namhaft zu machen. Liquidierungstagfahrt (Termin zur Feststellung der Ansprüche) 4. September 1911, Vormittags 9 Uhr.

5

Wagengestellung für Kohle, Koks und Briketts am 27. Juni 1911:

Ruhrrevier Oberschlesisches Revier Anzahl der Füle 8 Geütelt, 6 Nicht gestellt.

Ueber zweifelhafte ausländische Firmen in London (Hypothekenmakler, Hausagenten, Patentsachverständige) sind den Aeltesten der Kaufmannschaft von Berlin Mitteilungen zugegangen. Vertrauenswürdigen Interessenten wird im Zentralbureau der Kor⸗ poration, Neue Friedrichstraße 51 I, an den Werktagen zwischen 9 und 3 Uhr mündlich oder schriftlich nähere Auskunft gegeben.

In der gestrigen Aufsichtsratssitzung der Bergbaugesell.⸗ schaft Massen wurde laut Meldung des „W. T. B.“ aus Dort⸗ mund nach eingehender Erörterung beschlossen, der Generalversammlung am 20. Juli den Verkauf des Bergwerkseigentums an die Buderus⸗ werke vorzuschlagen. Es sollen für fünf Massener sechs Buderus⸗ aktien ausgegeben werden.

St. Petersburg, 27. Juni. (W. T. B.) Wegen starker Nach⸗ frage auf dem vpersischen Markt hat der Finanzminister das Zucker⸗ kontingent für den Export nach Persien um 1 Million Pud erhöht.

New York, 27. Juni. (W. T. B.) Die Walzwerke der Carnegie Steel Co. in Ohio haben nach einjährigem Stilliegen den Betrieb wieder aufgenommen. Die International Harvester Co. hat den Prozeß, der sie verhindern sollte, im Staate Kentucky Ge⸗ schäfte zu machen, gewonnen.

New York, 27. Juni. 12. T. B.) Der Wert der in der vergangenen Woche ausgeführten Waren betrug 12 330 000 Dollars gegen 14 870 000 Dollars in der Vorwoche.

Ph iladelphia, 27. Juni. (W. T. B.) Die Verpflichtungen der Maklerfirma Norman Mac Leod u. Co., die gestern ihre Zahlungen einstellte, belaufen sich auf 1 182 173 Doll., denen Aktiva im Betrage von 410 884 Doll. gegenüberstehen.

Wien, 27. Juni. (W. T. B.) Ausweis der Oester⸗ reichisch⸗Ungarischen Bank vom 23. Juni (in Kronen). Ab⸗ und Zunahme gegen den Stand vom 15. Juni: Notenumlauf 2 071 396 000 (Abn. 34 687 000), Silberkurant 312 536 000 Gen 725 000), Goldbarren 1 344 553 000 (Zun. 2 314 000), in Gold zahlbare Wechsel 60 000 000 (unverändert), Portefeuille 586 702 000 (Abn. 17 997 000), Lombard 55 263 000 (Abn. 531 000), po⸗ thekendarlehne 3299 996000 (Zun. 4000), Pfandbriefeumlauf v 7. ooo) (unverändert), steuerfreie Notenreserve 45 692 000 (Zun. 3772 .

Berlin, 27. Juni. Marktpreise nach Ermittlungen des Königlichen Poltzeipräsidiums. (Höchste und niedrigste Preise.) Der Doppelzentner für; Weizen, gute Sorte †) 20,80 ℳ, 20,78 ℳ. Weizen Mittelsortef) 20,76 ℳ, 20,74 ℳ. Weizen, geringe Sortef) 20,72 ℳ, 20,70 ℳ. Roggen, gute Sortef) —,— ℳ, —,— ℳ. Roggen,

8 Mittelsortef) —,— ℳ, —,— ℳ. Roggen, geringe Sortef) —,— ℳ,

—,— ℳ. Futtergerste, gute Sorte“*) 18,40 ℳ, 17,60 ℳ. Futtergerste, Mittelsorte*) 17,50 ℳ, 16,70 ℳ. Futtergerste, geringe Sorte*) 16,60 ℳ, 15,80 ℳ. Hafer, gute Sorte*) 19,40 ℳ, 19,00 ℳ. Hafer, Mittelsorte*) 18,90 ℳ, 18,50 ℳ. Hafer,

geringe Sorte⸗) 18,40 ℳ, 18,10 ℳ. Mais (mixed) gute Sorte

16,30 ℳ, 15,90 ℳ. Mais (mixed) geringe Sorte —X,— ℳ, —,— ℳ. Mats (runder) gute Sorte 16,00 ℳ, 15,70 ℳ. Richtstroh 6,40 ℳ, 6,00 ℳ. Heu, alt 7,60 ℳ, 5,70 ℳ, neu 7,60 ℳ, 6,00 ℳ. (Markthallenpreise.) Erbsen, gelbe, zum Kochen 50,00 ℳ, 30,00 ℳ. Speisebohnen, weiße 50,00 ℳ, 30,00 ℳ. Linsen 60,00 ℳ, 20,00 ℳ. Kartoffeln (Kleinhandel) 10,00 ℳ, 7,00 ℳ. Rindfleisch von der Keule 1 kg 2,40 ℳ, 1,60 ℳ, do. Bauchfleisch 1 kg 1,80 ℳ, 1,20 ℳ. Schweinefleisch 1 kg 1,80 ℳ, 1,10 ℳ. Kalbfleisch 1 kg 2,40 ℳ, 1,20 ℳ. Hammelfleisch 1 kg 2,20 ℳ, 1,50 ℳ. Butter 1 kg 2,80 ℳ, 2,20 ℳ. Eier 60 Stück 4,40 ℳ, 3,00 ℳ. Karpfen 1 kg 2,20 ℳ, 1,50 ℳ. Aale 1 kg 3,00 ℳ, 1,60 ℳ. Zander 1 kg 3,60 ℳ, 1,50 ℳ. Hechte 1 kg 2,80 ℳ, 1,20 ℳ. Barsche 1 kg 2,00 ℳ, 0,80 ℳ. Schleie 1 kg 3,40 ℳ, 1,20 ℳ. Bleie 1 kg 1,60 ℳ, 0,80 ℳ. Krebse 60 Stück 36,00 ℳ, 3,00 ℳ, 1“ 8

†) Ab Bahn. 8

*) Frei Wagen und ab Bahn.

Kursberichte von auswärtigen Fondsmärkten.

Hamburg, 27. Juni. (W. T. B.) (Schluß.) Gold in Barren das Kilogramm 2790 Br., 2784 Gd., Silber in Barren das Kilogramm 72,50 Br., 72,00 Gd.

Wien, 28. Juni, Vormittags 10 Uhr 50 Min. (W. T. B.) Einh. 4 %, Rente M. /N. pr. ult. 92,20, Einh. 4 % Rente Januar/Juli pr. ult. 92,20, Oesterr. 4 % Rente in Kr.⸗W. pr. ult. 92,10, Ungar. 4 % Goldrente 111,55, Ungar. 4 % Rente in Kr.⸗W. 91,15, Türkische Lose per medio 249,50, Orientbabnaktien pr. ult. —,—, Oesterr. Staatsbahnaktien (Franz.) pr. ult. 759,25, Südbahn⸗ gesellschaft (Lomb.) Akt. pr. ult. 122,50, Wiener Bankvereinaktien 548,75, Oesterr. Kreditanstalt Akt. pr. ult. 662,00, Ungar. allg. Kreditbankaktien 835,00, Oesterr. Länderbankaktien 533,00, Unionbank⸗ aktien 627,00, Deutsche eichsbanknoten pr. ult. 117,55, Brürer Kohlenbergb.⸗Gesellsch.⸗Akt. —,—, Oesterr. Alpine Montangesell⸗ schaftsaftien 813,00, Prager Eisenindustrieges.⸗Akt. —,—, Skoda⸗ 658,50.

ondon, 27. Junk. (W. T. B.) (Schluß.) 2 ½ % Englische Konsols 793⁄16, Silber prompt 24 ⁄16, per 2 Monate 24 ½, Privat⸗ . 28.— Hrnte Giatnc 280 000 Pfd. Sterl.

aris, FZum. (. T. B. 1 0 8 Reni ag. Juni. (W. T. B.) (Schluß.) 3 % Franz

Madrid, 27. Juni. (W. T. B.) Wechsel auf Paris 108,15.

Lissabon, 27. Juni. (W. T. B.) Goldagio 8. 1

New York, 27. Juni. (W. T. B.) (Schluß.) Die Börse eröffnete bel lebhaften Umsätzen, an denen sich vorwiegend die derass. läßige Spekulation beteiligte, in fester Tendenz. Wee wesentlichste Auzegung hierfür bildeten die besseren Ernteaussichten, und auch die vee auf die Annahme des [ mit Canada 8 9 den Senat bildete ein Stimulativ. Das meiste Interesse

andte sich den Aktien der Union Pacifie⸗Bahn zu. Späterbin trat

1

jedoch vermehrte Neigung zu Realisationen hervor und die Baisse⸗ vartet schritt zu umfangreichen Abgaben; namentlich die Aktten der merican Smelting & Refining Co. waren mit Rücksicht auf die pessimistischen Auslassungen des Präsidenten Guggenheim stärkeren Angriffen ausgesetzt. Der Markt erwies sich jedoch als ziemlich widerstandsfähig, wozu besonders die Festigkeit der Steels beitrug. Am Nachmittag gestaltete sich der Verkehr ruhig. Die Ausweise des Harriman⸗Systems waren unbefriedigend, doch wirkte dieser Umstand in Anbetracht des großen Surplus von 1910 nicht abschwächend. Bei vereinzelten Deckungen und Manipulationen schloß die Börse in fester Haltung. Aktienumsatz 417 000 Stück. Tendenz für Geld: Stetig. Geld auf 24 Stunden Durchschn.⸗Zinsrate 2 ⅜, do. Zinsrate für 88 Darlehn des Tages 2 ½, Wechsel auf London 4,8400, Cable

Transfers 4,8645.

Rio de Janeiro, 27. Juni. (W. T. B.)

London 16 818.

Wechsel auf

Kursberichte von auswärtigen Warenmärkten.

Magdeburg, 28. Juni. (W. T. B.)

Zuckerbericht.

Kornzucker 88 Grad o. S. 10,50 10,70. Nachprodukte 75 Grad o. S. —,—. Stimmung: Ruhig. Brotraffin. I o. F. 20,50 20,75. Kristallzucker I m. S. —,—. Gem. Raffinade m. S. 20,25 20,50. Gem. Melis I mit Sack 19,75 20,00. Stimmung: Ruhig. Rohzucker Transit 1. Produkt frei an Bord Hamburg: Juni 10,82 ½ Gd., 10,87 ½ Br., —,— bez., Juli 10,87 ½ Gd., 10,92 ½ Br., —,— bez., August 10,97 ½ Gd., 11,00 Br., —,— bez., Oktober⸗Dezember 10,30 Gd., 10,32 ½ Br., —,— bez., Januar⸗März 10,42 ½ Gd., 10,45 Br.,

—,— bez. Stimmung: Ruhig.

Cöln, 27. Juni. (W. T. B.) Rüböl loko 64,50,

Oktober 63,00.

„Bremen, 27. Juni. (W. T. B.) (Börsenschlußbericht.) He Schmalz. Stetig. Loko, Tubs und Firkin 43 ¼, oppeleimer 44 ½. Kaffee. Fest. Offizielle Notierungen

der Baumwollbörse. Baumwolle. Ruhig. middling 77.

Upland loko

Hamburg, 27. Juni. (W. T. B.) Petroleum amerlk.

spez. Gewicht 0,800° loko lustlos, 6,50.

Hamburg, 28. Juni. (W. T. B.) (Vormittagosbericht.) Zuckermarkt. Matt. Rübenrohzucker I. Produkt Basis 88 % Rendement neue Ufance, frei an Bord Hamburg, Juni 10,92 ½, Juli 10,92 ½, August 10,95, Oktober⸗Dezember 10,30, Januar⸗ März 10,40, Mai 10,57 ½. Kaffee. Stetig. Good average Santos September 56 ½ Gd., Dezember 55 ½ Gd., März

55 ½ Gd., Mai 55 ½ Gd.

OHVꝗ ꝗꝙꝑ—

Wetterbert

t vom 28. Juni 1911, Vormittags 9 ¼ Uhr.

g in ten *)

Wind⸗

richtung,

stärke

Name der Beobachtungs⸗ statton

Barometerstand 8. auf 0 ° Meeres⸗ niveau u. Schwere in 45 ° Breite Temperatur in Celsius Niederschla⸗ Stufenwerten⸗ Barometerstand vom Abend

Witterungs⸗ verlauf der letzten 24 Stunden

VBortum 4 W 5 bhalb bed. Keitum 765,9 SW 4 wolkig 5, 1 764 Hamburg 767 3 WSWa bedeckt

—2 22 S8.

1787

meist bewolt!

eist bewölkt

765 Nachts Niederschl.

8

Staatsangeig

8

Budapest, 27. Juni. (W. T. B.) Raps

August 13,90.

London, 27. Juni. (W. T. B.) Rübenrohzucker 88 % Juni 10 sh. 10 ¼¾ d. Wert, stetig. Javazucker 96 % prompt 11 sh. 6 d. nominell, stetig. 1 Lgondon, 27. Juni. (W. T. B.) (Schluß.) Standard⸗ Kupfer stetig, 575⁄16, 3 Monat 58 ⅞.

Liverpool, 27. Juni. (W. T. B.) Baumwolle. Umsatz: 7000 Ballen, davon für Spekulation und Export Ballen

Tendenz: Willig

. Amerikanische middling Lieferungen: Unregelmäßig.

Juni 7,92, Juni⸗Jult 7,81, Juli-August 7,76, August⸗September 749, September⸗Oktober 7,14, Oktober⸗November 7,00, November⸗ Dezember 6,95, Dezember⸗Januar 6,94, Januar⸗Februar 6,94, Februar⸗

März 6,95.

Manchester, 27. Juni. (W. T. B.) 20r Water courante Qualität 10 ½, 30r Water courante Qualität 11 , 30r Water bessere

Qualität 12 ½, Wilkinson 12 %, 36r Warpeops 80r Cops für 120r Cops für

40r Mule courante Qualität 12 ½, 40 r Mule 42r Pincops Reyner 11, 32r Warpcops Lees 10 ⅛½, Wellington 12 ½, 60r Cops für Nähzwirn 20 ½, Nähzwirn 23 ½, 100r Cops für Nähzwirn 31 ½, Nähzwirn 36 ½, 40r Double courante Qualität 13 ½,

60r Double courante Qualität 15 ¼, Printers 31r 125 Yards 17/17 8

23/0. Tendenz:

Stetig.

Glasgow, 27. Juni. (W. T. B.) (Schluß.) Roheisen

stetig, Middlesbrough warrants 46/3 ½.

Paris, 27. Juni. (W. T. B.) (Schluß.) Rohzucker stetig, 88 % neue Kondition 32 ½¾ —33. Weißer Zucker ruhig, Nr. 3 für 100 kg Juni 35 ¼¾, Juli 35 ⅞, Juli⸗August 35 ½,

Oktober⸗Januar

31 ⅞.

Amsterdam, 27. Juni. (W. T. B.) Java⸗Kaffee good

ordinary 47.

Bancazinn 117.

Antwerpen, 27. Juni. (W. T. B.) Petroleum. Raffiniertes Type weiß loko 19 bez. Br., do. Juni 19 Br., do. Juli 19 ¼ Br., do. August⸗September 19 ½ Br. Ruhig. Schmalz für Juni 103 ¼.

New York, 27. Juni. (W. T. B.) (Schluß.) Baumwolle

loko middling 14,

90, do. für September 13,58, do. für November 13,22,

do. in New Orleans loko middl. 15 ½6, Petroleum Refined (in Cases) 8,75, do. Standard white in New York 7,25, do. do. in Philadelphia 7,25, do. Credit Balances at Oil City 1,30, Schmalz Western steam 8,45, do. Rohe u. Brothers 8,65, Zucker fair ref

Muscovados 3,48, Getreidefracht nach Liverpool 1 ½, Kaffee Rio Nr. 7 loko 13, do. für Juli 10,97, do. für September 10,84, Kupfer Standard loko 12,25 12,35, Zinn 44,75 46,25. 3

Name der Beobachtungs⸗ station

I

Barometerstand

aur

auf Meeres⸗ niveau u. S in 45 °Breite

chwere

richtung, Wind⸗ Wetter stärke

Witterungs⸗ verlauf der letzten 24 Stunden

vom Abend

f Barometerstand

Kiew 7259,6 S l halb bed. 21 0) 761

Wien 768,9 WNWa bedeckt

Prag 769,9 W 2 bedeckt

766 Vorm. Niederschl. 767 Nachts Niederschl.

Rom [764,6 Zbeier 18 1 762

Swinemünde 766,3 W 3 wolkig

763 ziemlich heiter

Florenz 766,3 SW 2 wolkenl. 765

Neufahrwasser 764,3 W Zheiter

meist bewölkt

Cagliari 765,0 N⸗ wolkenl. 19 0 766

762 Memel 763,1 W heiter 762

meist bewölkt

Schauer

Thorshavn

752,8 W 3 Regen 9 756

Seydisfsord 751,2 ND 4 Regen 6 752

dESO—-A‚ʒ—

wem EEEEö“

Aachen r770,3 SW 4 wolkenl. 769 Hannover 769,3 SW A balb bed. 2 765 Berlin 768,2 SW A pvedeckt 764 Dresden 769,6 WNW bedeckt 13 5 766

Schauer meist bewölkt Gewitter

de OS

Breslau 767,7 W Z2 bedeckt 12

764 Nachm. Niederschl.

Bromberg 765,7 W wolkig 16 3 763

Gewitter

Metz 722,7 S heiter 12 9 771

meist bewölkt

+—S8⸗

Karlsrube, B. 772,8 S2 b wolkig 14 3 770

Gewitter

Schauer

München 773,1 SW

bedeckt 11 2 770 Nachm Niederschl.

2 —— 2 Frankfurt, M. 771,1 /SW A heiter 14 4 769 5 5 3

Zugspitze 536,2 NW

Nebel 7 9 535 anhalt. Niederschl.

(Wilhelmshav.)

Stornoway 759,2 W 4 bedeckt 11 2 762 .ncn hedenschl.

1

Malin Hecd 763,3 SW ( wolkig 12 1 766

Kiel) meist bewölkt

Rügenwalder⸗

16

münde 764,7 WNW4 beiter 15 2 762 Gewitter

Skegneß 767,1 W 3 beiter 15 0 766 82.

767,8 WNWZ Regen 12 1 764 meist bewölkt

763,1 WNW 5 wolkig 18 5 760 Fewitter

W 1 Regen 18 3 761 Gewitter

Triest

Reykjavik 74

(5 Uhr Abends)

7 O2SO Z woltig —17. 6 763 Gewitter O 3wolkig 14 (Lesina) meist bewölkt

Cherbourg

W ͤbedeckt 15 0 772

Clermont

2 Windst. wolkenl. 14 1

Biarritz Nizza Perpignan

5 14 5 7,1 18 09762

71,7 NW Z wolkenl. 19 0 769

V (Wustrow 1. M.)

Valentia 7704 WSWabedeckt 13 9 771 Nachts Niederschl.

Seilly 772,1 WNW 3 balbbed. 13 1 771

(Königsbg., Pr.) ziemlich heiter

. —,— V 2 Aberdeen 760,2 SSW 3Z wolkig 13

(Cassel) 762 anhalt. Niederschl.

V

Shields 764,3 SW 3bedeckt

Magdeburg)

Holoberd 7671 S2 wolkig 14 0 sr

1 3 0 768 Nachm. Niederschl. (Gränbergschl.)

Gewitter

Isle d'Aix V 18 0 772

(Mälhaus., Els.) meist bewölkt

St. Mathieu

Fedrichshaf.) 2 WSW Nebel 15 0 773 Nachts Niederschl.

1 E V (Bamberg) Grisnez 0,1 WSW beiter 14 0 769 Vorm. Niederschl. 72,7 SSW I wolkenl. 14.0 770

Vlissingen 709,6 WSWzswolkig —15 0) 769

delder for6. 8S W wolhg 14 1 768

Bodoe [7542 WSWF beiter 9.¹5 75

Christiansund 7567 1 wolkia 1 11 0)758

Skidesnes 759,4 SW 8

* . bedeckt —11 0 780 ardö 751,1

Hanstholm 761,3 2WSWd wolktg —13 1 759

Kopenhagen 7642 W 4 wolkig —13 14 76

Stockhoim —7582 SSW wolkig 17 9 788

Hernösand 7547 SW wolkig 17, 0 785 Haparanda 7544 SW wolkenl. 15 0 75.

Wisbbyb (660.1 Sbalb bed. 16 0 760

Karlstad 757,6 bedect. 14 0 758

Archangel 7579 SW bedeckt

21 4 5 Petercburgs 7893 O edek 16, 3 88

Rüga ois R. üise —18 59*82

Goͤrkt 1G

Warschau 704,5 WNW dedeckt— 14 2 (82

IümmgffmsRmXmaee

Belgrad, Serb. 765,2 NW 2 Regen 16 2 761

Brindisi

Lerwick

761,8 NW 4 woltig 25 ( 2

1

Moskau 762,0 Helsingfors 758,8

wolkenl. 23

1 5 wolkig 2 Nebel

9

66 9

Kuopio 757,5

2

Zünh

8

3,0

Genf 2

G. t

728 M LZ wolkenk. 12 0 7750

Lugano woltenl. 1

Budapest. 766,1 RSW dedeckt

gen

855

2₰ 23₰ 9

Fertland Bül 770,1 W. wolkig Horta 774,2 NNO Zbedeckt

Coruna 7

763

22 d Ibener 168

*) Die Zahlen dieser Rubrik dedeuten: 0= Umm. 1= 01 dn d4; 2⸗= 05 bn 84; 58 = bih 8,43 4 = 65 dis 124; 5 = I2 5 dtir 20,4., 8 = 20 5 din R.. 7 = 81,5 bis 44 4;S 8.= 44 5 bis 59,4, 9 = nicht gemeldat.

Ein Hochdruckgebiet über 775 mm reicht don der Biscavaser bis

Irland, Jütland

der Weichsel und den Alpen; abziehende Depressionen

unter 757 mm liegen über Schweden und Westrußland, deranztebende

Depressionen unter 750 mm südlich von Island und üder dem N. meer. In Deutschland ist das Werter bei mäßigen winden meist wolkig oder trübe und ziemlich kühlz es baden

Regenfälle,

d Süden auch Gewitter stattgefunden. Deutsche Serwarte.

Mitteilungen des Königlichen Aronantischen

Observatoriumd,

vperösentlicht vom Berliner Wetterburenn. 8 Drachenaufstieg vom 28. Junt 1911, 7 bis 8 Uhr Vormittagt:

Seehöbe...

Statton

Temperadur (O ) d-ʒRichtung⸗ Geschw. mops

.m m 1000m 180,m

Us82 a ad 888äs8 WNNWNEN 525 19 9

8