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Die Nr. 7 der „Amtlichen Nachrichten des Reichs⸗ versicherungsamts“ vom 15. Juli 1911 enthält im Amtlichen Deile ein Rundschreiben vom 17. Juni 1911 an die Versicherungsträger über die Mitwirkung der Vorsteher der “ estnouse Korrektions⸗ und 1 8⸗ anstalten bei Durchführung des § 94 Ziffer 1 des Gewerbe⸗ unfallversicherungsgesetzes, des § 100 Ziffer 1 des Unfallversiche⸗ rungsgesetzes für Land⸗ und Forstwirtschaft, des § 37 des Bau⸗ unfallversicherungsgesetzes, des 8. 98 Ziffer 1 des Seeunfallversiche⸗ rungsgesetzes un 8 § 48 Absatz 1 Ziffer 3 des Invaliden⸗ versicherungsgesetzes, ferner zwei Bekanntmachungen über Genehmigung von Gefahrentarifen und Unfallverhütungs⸗ vorschriften im 2. Vierteljahr 1911. Dann folgen Rekurs⸗ entscheidungen und andere Entscheidungen der Senate in E1A6“ über seenas Gegenstände:
Ein Bescheid der Berufsgenossenschaft gemäß § 88 Abs. 2 des Gewerbeunfallversicherungsgesetzes, der im letzten Monat des seit dem Beginn der Wirkung des letztvorhergegangenen Bescheids laufenden Jahres ergangen war, ist für wirksam er⸗ achtet worden (2490⁷) Erweiterter Senat).
Die Tätigkeit der Gepäckträger einer Eisenbahnverwaltung außerhalb des Bahnbereichs kann unter Umständen zu dem „gesamten Betriebe“ der Eisenbahnverwaltung im Sinne des § 1 Abs. 1 Ziffer 3 des Gewerbeunfallversicherung zpeleßen ehören, auch wenn die Verwaltung an dem wirts hafhr en
gebnisse dieser Tätigkeit nicht unmittelbar beteiligt ist .
Auch ein Arzt, der den Verletzten nur einmal auf die Folgen des Unfalls hin untersucht und ihm Arznei verordnet at, ist als behandelnder Arzt im Sinne des § 75 Abs. 3 des “ 8 für Land⸗ und Forstwirtschaft (§ 69 Abs. 3 des Gewerbeunfallversicherung bögesec anzusehen (2492).
Ueber die versicherungsrechtliche Zugehörigkeit der Ab⸗ wässerbehandlung in Rieselgutsbetrieben, über die Frage der
geidung in den Fällen, in denen einer der beiden grund⸗ sätzlich gleichberechtigt nebeneinanderstehenden Zwecke (Kanali⸗ sation und Landwirtschaft) nicht vorherrscht, insbesondere über die Beurteilung der Tätigkeit der Algenentfernung aus den mit Fischen besetzten Drainwasserstauteichen i.
Ein Berichtigungsbeschluß des Schiedsgerichts kann mit dem Rekurs dngefecen werden; die Zugrundelegung eines unrichtigen landwirtschaftlichen Jahresarbeitsverdienstes kann nicht berichtigt werden, wenn die Möglichkeit besteht, daß es sich um eine unrichtige rechtliche Beurteilung handelt (2494).
Der Nichtamtliche Teil bringt den Abdruck einer Ent⸗ scheidung des Reichsgerichts vom 14. November 1910, worin in Uebereinstimmung mit der Rechtsprechung des Reichs⸗ versicherungsamts ausgeführt ist, daß der durch einen ungerecht⸗ ertigten Rentenstreit hervorgerufene krankhafte Zustand eines nfallverletzten keine entschädigungspflichtige Unfallfolge ist. Dann folgt eine Anzeige des von dem Senatsvorsitzenden, Geheimen Regierungsrat, Prfele⸗ Dr.⸗Ing. Hartmann ver⸗ H Buches: Die Sicherheitseinrichtungen in chemischen etrieben.
Auf dem Gebiete der .,ee .. die Nr. 7 der „A. N.“ eine Bekanntmachung über die Aus⸗ dehnung der Bestimmungen des § 5 Abs. 1 und des § 6 Abs. 1 des Invalidenversicherungsgesetzes (Befreiung von der Ver⸗ sicherungspflicht) — sie betrifft die Anwendung dieser Bestim⸗ mungen auf die Forstbeamten der von Buttlarschen Fidei⸗ kbommißverwalung Elberberg — sowie ein Rundschreiben des
RNeichsversicherungsamts an die Vorstände sämtlicher Ver⸗ sicherungsanstalten und zugelassenen Kasseneinrichtungen über die Ergebnisse der Abrechnungen für das Jahr 1910.
Laut Meldung des „W. T. B.“ ist S. M. S. „Panther“ am 21. Juli in Santa Cruz (Teneriffa) angekommen.
Mecklenburg⸗Strelitz. 8 Seine . Hoheit der Großherzog hat vor⸗ gestern sein 63. Lebensjahr vollendet. Der Geburtstag des Landesherrn wurde in Stadt und Land festlich begangen.
Meldung der „Rossija“ hat die persische Regierung während des Aufenthalts bes früheren Schahs Mohammed Ali in Odessa, der offenbar iinfkognito, mit einem fremden Paß versehen, den Weg nach Persien über Rußland genommen habe, das russische Auswärtige Amt von den Umtrieben Mohammed Alis in Kenntnis gesetzt, ohne jedoch tatsächliche Beweise dafür zu geben. Dessen ungeachtet hat die russische Regierung mehrfach die Aufmerksamkeit Mo⸗ hammed Alis auf die Notwendigkeit gerichtet, sich jeder Agitation zw enthalten. Als dann in Persien Unruhen entstanden und die wegung zugunsten Mohammed Alis zu Tage trat, wurde im Einvernehmen mit England beabsichtigt, den früheren Schah nochmals vor der Teilnahme an dem Kampf mit der persischen Regierung zu warnen. Dieser Schritt 2* 4à jedoch wegen der plötzlichen Abreise Mohammed Alis aus Wien unterbleiben.
Spanien.
Der Ministerpräsident Canalejas und der Minister des Aeußern Garcia Prieto hatten vorgestern eine Besprechung über die Angelegenheit Thiriet. Garcia Prieto erklärte,
es sei notwendig, daß die französische und die spanische Re⸗ ierung Maßnahmen träfen, um derartigen Vorkommnissen ein Fnde zu machen. Wie „W. T. B.“ meldet, richtete Prieto ein Schreiben an den französischen Minister des Aeußern de Selves, in dem er ihm sein Bedauern über den Vorfall ausspricht, und gab dem spanischen Botschafter in Paris telegraphische In⸗ struktionen. Der Minister glaubt, f die französische Regierung ebenso wie die spanische Regierung fortfahren werden in dem Bemühen, die guten Beziehungen zwischen den beiden befreundeten Ländern aufrechtzuerhalten. Eine gestern veröffentlichte Note des Ministers des Aeußern 188g obiger Quelle zufolge, 16 sich der spanische Botschafter
d“ Nach einer vom „W. T. B.“ verbreiteten
“ EE1“
in Paris vorgestern unverzüglich zum Minister des Aeußern
Selves begeben habe, um ihm die 6 hische Meldung
der spanischen Regierung über den Zwischenfall Thiriet mitzuteilen.
De Selves habe erwidert, daß der französische Geschäftsträger in
Tanger über diese Pnce egfachest einen Bericht erstattet habe,
der von der spanischen Darstellung abweiche. Gleichzeitig habe
de Selves geäußert, daß er es für angebracht halte, daß die
*) Die neben den einzelnen Entscheidungen stehenden eingeklammerten
ahlen geben die Ziffer an, unter welcher diese in den „Amtlichen achrichten⸗ veröffentlicht iid. 8
beiderseitigen Regierungen die Berichte, die sie erhalten haben, einer saricung unterzögen.
Der Ministerpräsident Canalejas 1 estern morgen in San Sebastian eingetroffen und hat sich sofort an Bord der Jacht „Giralda“ zur Konferenz mit dem König Alfons begeben, der den Wunsch hegte, vor seiner Abreise nach England mit Canalejas Rücksprache zu nehmen.
Bulgarien.
Der König hat vorgestern in Gegenwart der Königin und des Kronprinzen die Ratiogakversaemmlung mit einer Rede geschlossen, in der er, „W. T. B.“ zufolge, erklärte, daß die Sobranje ein großes historisches Werk in einer Weise ge⸗ schaffen habe, die den Erwartungen des bulgarischeu Volkes vollkommen entspreche. Er sei überzeugt, daß die beschlossenen Aenderungen zum Gedeihen und zum Wohle des Vaterlandes mächtig beitragen würden. Die Rede des Königs rief be⸗ geisterte Kundgebungen der Abgeordneten 8gg Die äußerste Linke jedoch hatte vorher den Saal verlassen.
Amerika.
Der amerikanische Senat hat vorgestern den Rezi⸗ prozitätsvertrag mit Canada ohne Jusatze mit 53 gegen 27 Stimmen angenommen.
— Zur Lage auf Haiti meldet das „W. T. B.“, daß die Revolutionäre den General Thomas gefangen genommen und enthauptet haben. Alle Regierungstruppen sind in Port⸗ au⸗Prince zusammengezogen. In Ebö1.“ haben die Aufständischen eine Presbyterianerkirche und eine französische Klosterschule geplündert. b1““
Asien.
Nach einer Meldung des „Reuterschen jetzt energische Vorbereitungen Fafßa um eine Expedition gegen den früheren Schah Mohammed Ali auszurüsten. Das Truppenaufgebot, bei dem auch Kavallerie und Artillerie See sein wird, soll dem Polizeichef Jephrem unterstellt werden.
Vom „W. T. B.“ verbreiteten Nachrichten zufolge hat der Prinz Salar ed Dauleh den Gouverneur von abgesetzt und an seiner Stelle den Chan Alen el Memali ernannt. Gleichzeitig hat dieser den Befehl erhalten, für eine 17 000 Mann starke Truppenabteilung des Prinzen, die nach Kirmanschah marschieren soll, alles vorzubereiten. Der Prinz versichert, sein Ziel sei die Wahrung der Verfassung und die Wiedereinsetzung Mohammed Alis als Schah.
— Der vom Vizekönig der Mandschurei erbetene Spezial⸗ kredit für eine Militärreform und die Entwicklung der chinesischen Schiffahrt auf den Flüssen der Mandschurei ist, einer Meldung der „St. Petersburger Telegraphenagentur“ zu⸗ folge, von der Zentralregierung in Peking bewilligt worden.
Afrika.
Der „Agence Hapas“ wird vom 21. Juli aus Elksar folgender neuer Zwischenfall gemeldet:
Als der französische Leutnant Thiriet heute früh nach dem gestrigen Zwischenfall in sein Lager zurückkehren wollte, wurde er auf dem Wege dorthin von einem Kaid des Polize itabors in Larrasch, der von mehreren Soldaten be⸗ gleitet war, angehalten und gezwungen, in die alte, dem Kaid Bendahan von den Spaniern abgenommene Kaserne bei Darghailan zu treten, wo er festgehalten wurde. Als der Konsulgragent Boisset von diesem neuen Zwischenfall erfuhr, begab er sich an Ort und Stelle Sund bat um Aufkflärung. Der Leutnant Bregalli, der Führer des Postens, erwiderte, man habe den Offizier und seine Ordonnanzen verhaftet, weil man sie für Deserteure gehalten habe. Bregalli fügte hinzu, 8 er seinen Hauptmann von dem Zwischenfall benachrichtigt habe. Nach einer Stunde Wartens kam der Befehl des Hauptmanns, Thiriet freizulassen. Während dieser Zeit hatte ein Soldat den Dolmetscher Bvissets in dessen Gegenwart gestoßen und geschlagen.
Sogleich nach dem Zwischenfall hat der Oberst eg8 den Major Gäͤllego beauftragt, den Tatbestand in dieser An⸗ gelegenheit festzustellen. Eine Abschrift dieser Feststellung ist mit einem Kurier des spanischen Gesandten in Tanger an den e“ des Aeußern abgeschickt worden.
er spanische Kreuzer „Almirante Lobo“ hat am Freitag in vurrasch vierhundert Mann Marineinfanterie unter einem Oberstleutnant ausgeschifft.
Laut Meldung des „W. T. B.“ aus Rabat hatte die Kolonne des Obersten Branlidre drei Tage hinter⸗ einander bei Dar⸗Djilali und Ain Sebba heftige Angriffe von aufrührerischen Stämmen zu bestehen, doch sind die letzteren stets mit beträchtlichen Verlusten zurückge ee“
Koloniales.
Zu den Bu- Vorgängen im sogenannten Caprivi⸗ Zipfel von Deutsch⸗Südwestafrika ist, wie „W. T. B.“ erfährt, den Berliner Angehörigen des Distriktskommissars von Fräneb ig auf Anfrage ein Telegramm der englischen Behörde in Livingstone zugegangen, nach dem es sich bei jener ersten Meldung um Eingeborenengerüchte handelt. Zugleich wird die frühere P bestätigt, daß jedenfalls Herr von Frankenberg persönlich bei dem gerüchtweise gemeldeten Zusammenstoß nicht mitniedergemacht worden, sondern daß er entkommen sei
Kapok und Akon.
Unter dieser Ueberschrift wird in den „Mitteilungen der Deutschen Kolonialgesellschaft“ berichtet: Die Samenhaare der Kapok⸗ und der Akonpflanze, von Pflanzen, die in mehreren deutschen Schutzgebieten wild vorkommen, wurden bisher wohl zu Polsterzwecken verwendet, eine Verspinnung aber konnte wegen der Kürze der faser nicht vorgenommen werden. Hierin ist dank einer Erfindung des Kommerzienrats Stark, des Leiters der Chemnitzer Aktien⸗ spinnerei, erfreulicherweise ein Wandel eingetreken. Nach 20 jährigen Versuchen ist es dem Erfinder gelungen, die spröden und glänzenden, aber leicht brechenden 88 dieser pflanzlichen Seide zu verspinnen. Die Garne, die dadurch erzielt werden, haben manche hervorragende Eigenschaften: sie glänzen seidenartig, sind weich wie Wolle und außerordentlich leicht; sie nehmen ferner Farbstoffe vor⸗ züglich auf und geben sie auf das lebhafteste wieder. Weil Fasern von Kapok und Akon schlechte Wärmeleiter darstellen, sind sie vor allem geeignet zur Unterbekleidung von Menschen. Es kommt hinzu, daß die betreffenden Pflanzen, die zu den Asklepiadazeen und Apoeynazeen
gehören, nur geringe Ansprüche an den Boden stellen und nur wenig ulturarbeit beanspruchen, sodaß der Preis des Erzeugnisses niedrig ist; ferner läßt sich eine Meischung von Kapok oder Akon mit Baum⸗ wolle und Wolle gut durchführen. Die letzten kolonialen Ausstellungen, beispielsweise jene in Schweidnitz und die noch geöffnete Casseler weisen Waren aus Kapok und Akon auf, Flanelle, Möbelstoffe, Frottier⸗ waren usw. Eine ganz besondere Eigenschaft haftet außerdem diesen
Pflanzenfasern an: sie enthalten einen hohen Prozentsatz von Pfla 8 wachs und werden deshalb vom Wasser nicht Fhelüsa bon efandr sodaß sie vorzüglich schwimmen. Sie geben daher für Rettungsringe und ähnliche Schutzgegenstände eine hervorragende und dabei billige Füllung ab. Kommerzienrat Stark hat für vr.S eine Rettungs⸗ matratze erfunden, die eine angenehme elastische Lagerstätte und in Fällen der Gefahr für den Seereisenden den sichersten Rettungt, apparat bietet; auch ein kleiner Matratzenteil trägt einen auz⸗ gewachsenen Menschen. Man hat auch Rettungsringe, Rettungs⸗ ürtel, Sitzkissen für Boote, Schwimmwesten in verschiedensten Aus⸗ füibrungen hergestellt. — Unsere Kolonien sind also in der Lage, ung hier ein wertvolles Hilfsmittel der Textilindustrie wie auch einen Schutz für die Gefahren des Wassers zu schenken.
Der Handel Deutsch⸗Neuguineas im Jahre 1910.
Nach dem Amtsblatt für das Schutzgebiet Deutsch⸗Neuguinen hat der Handel dieser Kolonie ohne unsere kleinen Inselbesitzungen d. h. die Handelsbewegung von Kaiser⸗Wilhelmsland und Bismark Archipel an Einfuhr und Ausfuhr gegen das Jahr 1909 im Jahre 1910 wiederum eine nicht unwesentliche Steigerung erfahren. Im letzten Jahre hat das Schutzgebiet für 3 732 000 ℳ Waren eingeführt gegen 2 666 000 ℳ im Jahre zuvor. Die Einfuhr ist also um über 1 000 000 ℳ und damit um rund 40 % emporgegangen. Der deutsche Anteil an dieser Zunahme beträgt über 635 000 ℳ, also kaum viel weniger als zwei Drittel. Der Wert der Zufuhr aus England und Amerika ist nicht unwesentilch zurückgegangen, der aus Asien nur unbeträchtlich gestiegen, während der aus Australien und den übrigen Südseegebieten dem Werte nach einen Aufschwung zu verzeichnen hat.
Auch in der Ausfuhr ist eine Besserung zu beobachten; es stehen sich die Jahre 1909 und 1910 mit Werten von 2 459 000 % und 3 593 000 ℳ gegenüber; demnach ist hier ein Mehr von über 46 %. Es erklärt sich dies namentlich aus der außergewöhnlich ge⸗ stiegenen Kopraausfuhr: 8 650 000 t im Werte von 2 172 000 ℳ im Jahre 1909 und 9 240 000 t im Werte von 3 038 000 ℳ im Jahre 1910. wovon übrigens das Deutsche Reich den größten Teil aufgenommen hat, jedenfalls mehr als Australien und andere Südseeländer. Zu⸗
enommen hat auch der Kakaoexport von 9000 ℳ auf 55 000 ℳ “ die Ausfuhr von Stein, und Elfenbeinnüssen von 9000 ℳ auf 32 000 ℳ, die Kautschukausfuhr von 46 000 ℳ auf 68 000 ℳ, ebenso der Export von Perlmutterschalen und anderen Muscheln von 36 000 % auf 93 000 ℳ und schließlich auch die Ausfuhr von Paradiesvögeln von 3270 Stück im Werte von 65 000 ℳ auf 4850 Stück im Werte von 152 000 ℳ. Hier ist eine wesentliche Preissteigerung deutlich ersichtlich. Einen Rückgang bemerkt man beim Kaffee (weil die Neu⸗ Guinea⸗Kompanie die Kultur aufgegeben hat), beim Trepang und bein Schildpatt.
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Nr. 58 des „Zentralblatts der Bauverwaltung“, heraus⸗ egeben im Ministerium der öffentlichen Arbeiten, vom 22. Juli I9l., bcn folgenden Inhalt: Aktenspeicher im neuen Verwaltungsgebäude des Allgemeinen Knappschaftsvereins in Bochum. — Zur Frage der Bogenform der Talsperren. — Kolonialtechnische Verhandlungen des Kolonialwirtschaftlichen Komitees. — Vermischtes: Technische Hoch⸗ schule in Aachen. — Wettbewerb um Entwürfe für Grabdenkmäler auf Kirchhöfen der Stadt Hannover, zu einer „Königin⸗Luise⸗ Gedächtniskirche“ nebst Pfarrhaus im Osten Breslaus und zu einer Leichenhalle mit Verbrennungshaus sowie für die Erweiterung des Friedhofes der Stadt Pforzheim. — Verfahren zur Herstellung ven Schienenstoßverbindungen. — Inhalt der Zeitschrift für Bauwesen.
Nr. 59 hat folgenden Inhalt: Amtliches: Dienstnachrichten. — Niichtamtliches: Das Studentenhaus „Seeburg“ der Universttät Kiel. — Die Wasserkraftanlage Silser See⸗Bergell in Graubünden (Schweiz). — Arbeiterwohnhäuser der Königlichen Eisenbahndirektion Frankfurt a. M. an der Idsteiner⸗ und Hufnagelstraße. — Ver⸗ mischtes: Aassstehugg. — Wettbewerbe für einen Bebauungeplan in Stuttgart, für eine Volksschule in Finsterwalde, für ein Stadt⸗ und Volksbad in Komotau und für ein I der Handelt⸗ kammer in Weimar. — Vorlesungen über Statik an der Technischen Hochschule in Aachen. — Zwölfter Internationaler Schiffahrtskongreh in Philadelphia. — Verfahren zur Herstellung von bewehrten (armierten), aus mehreren Gliedern bestehenden Holzkörpern.
Parlamentarische Nachrichten.
Das Mitglied des Herrenhauses te n von Koscielski 8 nach einer Meldung des „W. T. B. am 22. Juli in Miloslaw gestorben.
Statistik und Volkswirtschaft.
Zur Arbeiterbewegung.
Ein Lohnkampf ist in der Bekleidungsindustrie in Breslar ausgebrochen. Wie die „Breslauer Ztg.“ berichtet, hat am Freitag eine gemeinsame Versammlung der Mitglieder des sozialdemokratische deutschen Schneider⸗ und Schneiderinnenverbandes, Zahlstelle Breslau, der christlichen Gewerkschaft und des Hirsch⸗Dunckerschen Gewer⸗ vereins der Schneider die vom Arbeitgeberverband der Breslaue Herren⸗ und Knabenkonfektion den ausständigen Konfektionsschneiden gemachten Zu 88 von Lohnerhöhungen als ungenügend abgelehnt. Infolgede sen beschloß der Arbeltgeberverband an Sonnabend die Aussperrung sämtlicher Schneider und Schneiderinnen, die der sozialdemokratischen Gewerkschaft, der christlichen Gewerlschaft oder dem Hirsch⸗Dunckerschen Gewerkverein angehören. Tie an heutigen Montag beginnende Aussperrung trifft mehrere tausend Bes.cc öriar. 8
Zu der bevorstehenden Aussperrung in der schlesischen, sächfischen und lausitzer Glasindustrie, (s. Nr. 111 d. Bl.) wird vom „W. T. B.“ aus Görlitz weiter ge⸗ meldet, daß am Sonnabend und Sonntag in Rauscha mehrer Verhandlungen zwischen Vertretern des Arbeitgeberschutzverband⸗ deutscher Glasfabriken einerseits und Vertretern des entral⸗ verbandes der Glasarbeiter und Glasarbeiterinnen Deutsc⸗ lands sowie Vertretern der Arbeiterschaft andererseits sta gefunden haten. Die Verhandlungen wurden abgebrochen, da keine Einigung erzielt werden konnte, worauf die Kommissionen abreisten Die Arbeitgeber haben den Arbeitern bis Dienstag Bedenkzeit gelassen Wenn bis dahin keine Einigung zustande kommt, wird die Aussperꝛm am 29. d. M. erfolgen., 8
In Crefeld ist nach einer Mitteilung der „Köln. Ztg. wegen der Entlassung von acht Arbeitern infolge schlechten Geschästsgau die Belegschaft der Rheinischen Seidendruckerei Albouts F und Co. ausständig geworden. 8
Ueber einige Lohnbewegungen, die in den letzten Wochen Würzburg stattfanden, wird der „Frankf. Ztg.“ unterm 21. Zul berichtet: Die Häfnergehilfen verlangten Lohnerhöhung und Ibre kürzung der Arbeitszeit; nach zweiwöchigem Ausstand murden m Forderungen bewilligt. fwiscen den Glasergehilfen und ⸗me 8 kam ein Tar svertrag zustande, in dem die Arbeitszeit auf 9 Stunna und der Mindeststundenlohn auf 42 ₰ festgesetzt worden ist. 5 . traten die Anstreicher in den Ausstand, nahmen aber die Arbei den alten Bedingungen wieder auf. ische⸗
Zu der Lohn emegung in den Magazinen der Badi 1 Anilin⸗ und Sodafabrik zu Mannbeim hat nach Mitte der „Köln. Ztg.“ die Verwaltung der Fabrik eine Erklärung 8 öffentlicht, in der sie die Felbecane Lohnerhöhung ablehnt, diese sh von den ausständigen 150 Arbeitern, die am 22. Juli vn rln
zu den bisherigen Bedingungen aufnehmen würden, 89 ntla sen 8
die in den letzten Jahren im Interesse der Arbeiter ge⸗ troffenen Maßnahmen und Einrichtungen (z. B. 1908 Einfübhrung des Urlaubs für Arbeiter, 1909 Gründung einer Arbeiter⸗ pensionskasse ohne Beitragsleistung der Arbeiter, 1910 im Frühjahr allgemeine Lohnerhöhung, 1911 Verkürzung der Arbeitszeit bei gleich⸗ bleibendem Verdienst) hinweist. Nach ihren Lohnnachweisungen 8. die Berufsgenossenschaft habe die Gesellschaft für den Kopf und den Tag an Lohn gezahlt: 1906 4,45 ℳ, 1907 4,71 ℳ, 1908 4,85 ℳ, 1909 4,91 ℳ und 1910 5,09 ℳ. Diese Zahlen im Verein mit den aus freien Stücken eschaffenen Einrichtungen bewiesen zur Genüge, daß die Gesellschaft der ohnfrage unausgesetzt ihre Aufmerksamkeit schenke und zu einer richtigen Bemessung der Arbeitslöhne eines ee; von außen nicht bedürfe. Diese an die Mabri angeschlagene Erklärung der Leitung des Werkes haben die Magazinarbeiter vorgestern mit ser Kündigung zu beantworten bene e; s kommen 500 Arbeiter in Betracht.
Der Streik des Fahrpersonals und der Depotarbeiter der Straßenbahn in Straßburg (s. Nr. 170 d. Bl.) ist, einer Meldung des „W. T. B.“ zufolge, am 22. Juli nach langen Ver⸗ handlungen zwischen dem Streikkomitee und der Straßenbahnkom⸗ mission beigelegt worden. Alle Forderungen der Ausständigen wurden hewilligt. Der Betrieb ist Mittags in vollem Umfange wieder aufgenommen worden.
Aus Amsterdam meldet das genannte Bureau, daß alle Bootsleute heute früh die Arbeit wieder aufgenommen haben. Ebenso hat sich eine Anzahl ausständiger Werftarbeiter bei ihren Gesellschaften gemeldet, um die Arbeit wieder aufzunehmen.
Zu dem Ausstand englischer Seeleute wird dem „W. T. B.“ aus London vom 22. Juli berichtet, daß er in Bristol vollständig beendet ist. Die Mannschaften von vier Fahrzeugen, die noch nicht hatten auslaufen können, haben ebenfalls den Dienst wieder aufgenommen. — In Cardiff hat einer Meldung desselben Bureaus vom gestrigen Tage zufolge die Vereinigung der Seeleute am 22. Juli spät abends ein Ueberein⸗ kommen mit den Arbeitgebern unterzeichnet, nach dem der Ausstand be⸗ endigt wird. Die Mannschaften erhalten einen Lohn von 5 Pfund monat⸗ lich; ihre Vereinigung wirdanerkannt; künftige Streitigkeiten sollen einem Fh rchec unterbreitet werden. Obwohl die anderen Arbeiterkategorien
und auf
noch kein Abkommen getroffen haben, wurde doch vereinbart, daß an die sem Montag die Arbeit wieder aufgenommen wird, und daß die Be⸗ schwerden dann geprüft werden. — Eine weitere Meldung des ge⸗ nannten Bureaus aus Cardiff besagt indessen, daß, obgleich der Aus⸗ stand der Seeleute beendet ist, die Kohlenträger sich gestern e e 8b Arbeit wiederaufzunehmen, bevor ihre Forderungen be⸗ willigt sind.
Der Ausstand der Müller in Hull ist, wie „W. T. B.“ be⸗ 1 beigelegt. Die Arbeiter erhalten eine wesentliche Lohn⸗ erhöhung.
Zu dem Generalstreik in Neapel infolge der von der Regierung getroffenen Sanitätsmaßregeln wird der „Frankf. Ztg.“ unterm 22. Juli gemeldet: Die Regierung gab nach und versprach, alle sorderungen einer Milderung der Sanitätsmaßregeln zu erfüllen. Sie schafft sogar die Untersuchung der ausreisenden Kajütenpassagiere ab. Der Generalstreik hat sein Fiel voll erreicht und ist erloschen.
b Wohlfahrtspflege. 6 Ein zweiter Ausbildungskursus für Leiter und n⸗
gestellte öffentlicher Arbeitsnachweise findet in der Zeit
vom 9. bis 14. Oktober 1911 in der Akademie für Sozial⸗ und andelswissenschaften zu a. M. statt. Das Programm autet, wie folgt: 9. Oktober: Arbeitsvermittlung und Arbeitsvertrag (Stadtrat Dr. Flesch⸗Frankfurt a. M.); Grundzüge des Rechts der durch die öffentlichen Arbeitsnachweise vermittelten Arbeits⸗ und Lehr⸗ verträge (Herchttassesor Birkenholz⸗Frankfurt a. M.); Die öffentlichen Arbeitsnachweise und die Lehrstellenvermittlung (Verwalter Lauer⸗Frei⸗ burg i. B.). 10. Oktober: Die Pspchologie des Arbeiters und die Binnenwanderungen (Stadtrat, Professor Dr. v--Sö een a. M.); Entwicklung und Organisation der öffentlichen Arbeitsnachweise 1 Deutschland (Geschäftsführer Dr. Becker⸗Berlin). 11. Oktober: Ar⸗ beitsmarkt und Arbeitslosigkeit (Professor Dr. Parle, gennrfurt a. M.); Besichtigung der städtischen Arbeitsvermittlungsstelle in a. M. sowie von Wohlfahrtseinrichtungen. 12. Oktober: Die Frage der kommunalen Arbeitslosenversicherung; Ist die kommunale Arbeits⸗ losenversicherung möglich? (Privatdozent Dr. Cahn⸗Frankfurt a. M.); Der öffentliche Arbeitsnachweis und das Stellenvermittlergesetz (Landrat Büchting⸗Limburg); Aufgaben und Ziele der zffenin en rbeitsnachweisverbände, mit besonderer Berücksichtigung der etesc Verbände (Geschäftsführer Dr. Schlotter⸗Frank⸗ züurt a. M.); Die Stellenvermittlung für das Gastwirtsgewerbe und der öffentliche Arbeitsnachweis (Geschäftsführer Dr. Dermietzel⸗ Magdeburg). 13. Oktober: Die Entwicklung des Arbeitsmarktes und die Beobachtung desselben (Direktor Dr. Vhnsch⸗Frankfurt a. M.); Der kaufmännische Arbeitsnachweis mit besonderer Berücksichtigung der Cölner Einrichtungen (Geschäftsführer Graf⸗Cöln); Der kauf⸗ männische Arbeitsnachweis für weibliche Angestellte (Frau Bröll⸗ Frankfurt a. M.). 14. Oktober: Das preußische Wanderarbeitsstätten⸗ gesetz und seine Duneiführnag (Pfarrer Francke⸗Cassel); Die Obdachlosenfürforge in Großstädten mit besonderer Berücksichtigung der Frankfurter Einrichtungen (Magistratssyndikus Langer⸗Frankfurt a. M.); ee icheianh des Arbeitsnachweises in Wiesbaden. — Der Kursus wird veranstaltet von dem Verbande deutscher Arbeitsnachweise in Berlin, dem Sozialen Museum und dem Mitteldeutschen Arbeits⸗ nachweisverbande, beide in Frankfurt a. M. Von den Teilnehmern wird nur eine Einschreibgebühr von 10 ℳ erhoben. Die Teilnahme an dem Kursus steht jedem frei. Nähere Auskunft erteilt die Geschäfts⸗ en Arbeitsnachweisverbandes zu Frankfurt a. M. of).
Kunst und Wissenschaft.
Eine unbekannte Schrift. Ein Denkmal ägäischer Kdultur.
Von Professor Dr. R. von Lichtenberg..) „Schon Schliemann hatte auf Grund verschiedener unerklär⸗ liher Zeichen, die auf Henkeln, Vasenscherben, Spinnwirteln und ähnli em aus Troja öfters vorkommen, die Vermutung ge⸗ en. daß die Inhaber der ä äischen Kultur bereits auch eine
rift besessen haben. Lange blieb zer vereinzelt mit vi An⸗ sccht, doch in den letzten zehn Jahren wurde sie durch die Aus⸗ fräbun gen auf Kreta vollauf bestätigt. In einzelnen Räumen der Pa äste von Knossos und Phaistos fanden sich Hunderte von Ton⸗ ifelchen, die, wie die Keilschrifttafeln Babyloniens und Assyriens, ein⸗ e Zeichen in mebreren Zeilen enthalten. Während es aber ereits gelungen ist, die Keilschrift und die ägyptischen Hieroglyphen b entziffern, und daraus unschätzbare Vorteile für unsere Erkenntnis 8 Geschichte und des Fühlens und Denkens der Menschen in jenen fullegenen Zeiten und Gegenden zu gewinnen, verbergen uns die, a 88. kurzem neu entdeckten, Schriftwerke Aegäas leider noch
Inhalt.
Die Art und Weise der Schriftzeichen und ein Vergleich mit underen Schriften gibt aber doch “ einigen Aufschluß über vn Charakter der Schrift. Die Anzahl der verwendeten und häufig satommenden Zeichen übersteigt weit die Zahl der in der mensch⸗ Wen Sprache gebräuchlichen Laute und damit auch die Zahl der viüchstaben in den verschiedenen Alphabetschriften. Außerdem zeigen stie Zeichen als Nachahmung bestimmter Gegenstände einen ent⸗
kdenen Bildwert. Als solche Bilder in der Schrift erkennt man
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9 88 Ausfübrungen entnehmen wir benn erschienenem Buche „Die ägäische Kuktur“, die uns eine neue, gen bekannte Kulturwelt erschließt. ,v und Bildun Geb. ℳ 1,25. Verlag von e u. M. - 114.“ 1b
88
rof. Dr. von Lichtenbergs
z. B., um nur einiges zu nennen, menschliche Köpfe und Gliedmaßen, die Doppelaxt, die Lyra, Sterne, Kreuze, Kreise mit verschieden an⸗ geordneten Punkten darin und manch anderes mehr.
Es ist also eine Bilderschrift und als solche eine Silben⸗ oder Wortschrift, d. h. die einzelnen Zeichen haben nicht den Wert und die Bedeutung einzelner, Laute ausdrückender Buchstaben, sondern die Bilder sind gleich als das ganze Wort, mit dem der dargestellte Gegenstand in der betreffenden Sprache benannt wurde, zu lesen. Andere Zeichen wieder werden nicht ganze Worte, d. h. bestimmte Begriffe, sondern bloß einzelne ilben, die verschiedenen Worten Feöoftnsam sein können, bezeichnen. Die Schrift selbst ist also ihrem
esen nach den ägyptischen Hieroglyphen zu vergleichen, denen sie formell näher steht als z. B. der Keilschrift, die ebenfalls eine Silbenschrift ist, bei der aber der Bildcharakter, den auch sie, wie die ältesten sumerischen Inschriften beweisen, einst besaß, im Ver⸗ laufe eines Jahrtausende langen Gebrauchs bis zur Unkenntlichkeit 8 1- ich Hieroglyphen zei
Ein Vergleich mit den Hieroglyphen zeigt aber, daß die Bilder der ägäischen Schrift mit den soyht schen nichts necss haben, ebensowenig aber auch mit den ebenfalls noch unentzifferten sogenannten hettitischen Hieroglyphen. Diese letzteren sind eine in Kleinasien von der eingeborenen, also weder arischen noch semitischen, 1 ebrauchte Bilderschrift. Demnach nimmt also die agäische Silbenschrift eine völlig selbständige Stellung ein. Dagegen gab es im Bereiche der ägäischen Kultur selbst eine andere Silbenschrift, die auf der Insel
ypern in Gebrauch war, und die wir bereits lesen können. In dieser kyprischen Schrift kommen verschiedene “ vor, die den ägäischen gleich oder sehr ähnlich sind, sodaß wir eine Verwandtschaft dieser Schriften wohl annehmen müssen. Doch ergab eine vergleichende Untersuchung der auf Kreta gefundenen Inschrifttafeln, daß auf der Insel selbst mehrere Schriftsysteme in Gebrauch waren, die aber alle unter einander nahe verwandt sind und wohl von einer gemeinsamen Urschrift abgeleitet sind. Das Verhältnis wird etwa so sas wie in Aeedken aus den Hieroglyphen durch die im täglichen Gebrauche sich einstellenden Abkürzungen und Flüchtigkeiten die hieratische und demo⸗ tische Kursivschrift sich entwickelten, die natürlich alle von einem schriftkundigen Aegypter gelesen werden konnten; oder, um ein neueres Beispiel zu gebrauchen, wie auch wir eine Druckschrift und eine davon abgeleitete Schreibschrift täglich verwenden.
Sogar für den Inhalt der kretischen Schrifttafeln geben formelle Umstände Anhaltspunkte zu begründeten Vermutungen, welcher Art der Inhalt sein müsse. Viele Täfelchen sind durch einen senkrechten Strich in der Mitte in zwei Teile geteilt. Auf der einen Seite stehen mehrere Zeilen in Silbenschrift, deren jeder auf der anderen Seite einzelne Gruppen von kurzen senkrechten oder wagrechten Strichen entsprechen. Die Vermutung, die schon vor längerer Zeit von Evans, dem Leiter der Ausgrabungen von Knossos, ausgesprochen wurde, scheint unab⸗ weisbar, daß diese Strichgruppen Zahlen bedeuten, etwa so, daß die senkrechten Striche die 8 die wagrechten Striche die Einer sind. Mithin müssen diese äfelchen rechnungsmäßige Aufstellungen oder Verzeichnisse sein, wobei auf der einen Seite der Schriftfläche die Gegenstände, auf der anderen deren Stückzahl aufgeführt sind. Auch die Fundstellen in den Palästen unterstützen diese Ansicht. Es werden also Inventare, etwa der in den Magazingängen der Paläste vor⸗ degteg Vonsäte, san z
n t wichtiger Fund wurde in Phaistos gemacht. Hier kam eine runde Scheibe aus Terrakotta zutage, die ——— Shier beschrieben ist, und zwar sind es nicht gerade Zeilen, sondern die In⸗ schriften laufen ohne Unterbrechung von einem Punkte des Umkreises spiralförmig zum Mittelpunkte der Scheibe. Im Verlaufe dieser Inschriften wiederholen sich in bestimmten räumlichen Abständen kleinere, immer aus denselben Zeichen bestehende Gruppen. Diese Gruppen muß man wohl als eine Art von Kehrreim betrachten, so daß der Inhalt dieser Scheibe jedenfalls poetischer, wahrscheinlich re Vgiöser 85 85 wieh. Scheibe sind . on den Zeichen dieser seibe sind mehrere auch kulturell sehr interessant. DOefters kommt die Doppelaxt vor, die 18 diesem bhr sammenhange demnach ihrer mythischen Bedeutung entkleidet, zum reinen Schriftzeichen geworden ist. In diesem Sinne kehrt die Axt auch an den Quadern der Palastmauern als einfaches Steinmetzzeichen wieder, wodurch bei der Verrechnung die Menge der von den einzelnen Lieferanten gelieferten Steine abgelesen werden konnte. Jeder hatte sein besonderes Zeichen, und einer wählte die Doppelaxt. „Wieeiters tritt häufig die Lyra als Schriftzeichen auf, und zwar in zwei verschiedenen Arten, sodaß sie auch auf zweifache Weise in ihrer Silbenbedeutun su lesen sein wird. Es kommt nämlich eine dreisaitige und eine achtsaitige Lyra vor. Beide Arten müssen damals in Gebrauch gewesen sein, wodurch erwiesen wird, daß wenigstens in Aegäag weder die fünfsaitige noch die siebensaitige Lyra die Urform gewesen, wie man lange Zeit angenommen hat.
Auch ethnologische Aufschlüsse gewährt diese Schrift. Oft erscheint ein Zeichen in Gestalt eines Kopfes, der eine eigentümliche Federkrone trägt. Genau die bretch. Federkrone tritt in ägyptischen Bildern auf, die Ereignisse aus den Kriegen Ramses' III. gegen die sogenannten Seeräubervölker veranschaulichen. Alle die verschiedenen Stämme und Völker, mit denen der König zu kämpfen hatte, sind in ihren besonderen Trachten getreulich wiedergegeben und durch Namens⸗ beischriften kenntlich gemacht und vntershh Eines dieser Völker trägt als einziges die gleiche Kopfbedeckung, die Federkrone, und dieses Volk wird als Pulasata bezeichnet.
Bietet aber schon die noch unlesbare ägäische Schrift entahe
unerwartete und höchst wichtige Ueberraschungen und neue Erkenntnisse,
so wird unsere Erwartung von der einstigen Entzifferung dieser
Schriftdenkmäler und den daraus zu gewinnenden Aufschlüssen auf das
höchste gespannt sein müssen.
Dagsgs
Bekanntmachung. Schonzeit der Rehkälber.
Die Schonzeit der Rehkälber wird für den Landespolizei⸗ bezirk Potsdam für 1911 auf das ganze Jahr G“ Unser Beschluß vom 15. März 1910 — B 3050 — (Amtsblatt von 1910 Seite 223), betreffend Einschränkung der Schonzeit der Rehkälber für Teile der Oberförsterei Müllrose und Neubrück, bleibt hierdurch unberührt.
Potsdam, den 18. Juli 1911.
DDer Bezirksausschuß zu Potsdam. “ Joachimi.
8 Land⸗ und Forstwirtschaft. Kornernte im europäischen und asiatischen Rußland.
Auf Anfrage des russischen Handelsministeriums meldeten di Börsenkomitees, „W. T. dc. zufolge, daß die Kornernte 0. europätschen und asiatischen Rußland mittel sei und bedeutend hinter der vorjährigen zurückstehe. Im Westen, Südwesten und Süden sei im allgemeinen eine befriedigende, stellenweise — besonders in den Gouvernements Jekaterinoslaw, Taurien, Charkow und Kiew — sogar eine sehr befriedigende Ernte zu erwarten. Nur in Bessarabien sei der Roggenstand unbefriedigend. In Zentralrußland seien die Ernte⸗ aussichten etwas schlechter, doch vorzugsweise mittel am mittleren und unteren Wolgalauf, im Kama⸗ und Bjelajagebiet sowie im Ural; da⸗ gegen sei die Ernte unter Mittel, stellenweise schlecht in Sibirien, ausgenommen in den Gouvernements Irkutsk, Tomsk und im Altai⸗ bezirk. In einzelnen Kreisen einiger anderer Gouvernements siehe eine vollständige Mißernte an Korn und Gräsern bevor. Die Korn⸗ vorräte seien überall beschränkt und stehen bedeutend hinter den vor⸗ jährigen zurück.
Leipzig.
Lüttich): Lieferung von 150 cbm Schottersteinen.
Saatenstand und Ernteaussichten in Schweden.
Der Kaiserliche Generalkonsul in Stockholm berichtet unterm 15. d. M.: Die he hcner für die bevorstehende Ernte i Schweden
haben sich erst in den letzten Tagen des Monats Juni etwas ge⸗ bessert, nachdem die mehrere Wochen hindurch anhaltende Dürre durch ausgiebige Regengüsse abgelöst woreen war. Das Winterkorn hatte bereits durch den schneearmen Winter ziem⸗ lich gelitten, sodaß es sich ungleichmäßig und dünn zeigte. Durch Nachtfröste in der zweiten Hüste des Monats ai wurde das Winterkorn an vielen Orten im Ansetzen der Aehren gestört und noch kurz vor Mitte Juni während der Blüte traten fast im ganzen Lande essasse⸗ ein. Aus einigen südlichen und mittleren Proyinzen wird gemeldet, 1b78 der Roggen als Futter hat ab⸗ gemäht werden müssen. Die Gesamternte für das ganze Land wird zurzeit auf etwa mittel veranschlagt. Der Weizen hat im all⸗ ehleigen venigfr durch die Witterung gelitten, und der voraus⸗ chtliche Durchschnittsertrag wird auf etwas über mittel ge⸗ schätzt. Das Sommerkorn war, sofern nicht die Bestellung sich verzögerte, durchgehends gut arielasfen litt jedoch durch die an⸗ haltende Dürre, welche sich an einigen Orten, wie auf Gotland, durch mehrere Monate erstreckte, in bedeutendem Grade. Der Ertrag wird kaum höher als kaum mittel angenommen werden können. Die Kartoffeln sind zum Teil erfroren, haben sich indes allmählich wieder erholt und lassen auf eine mittlere, wenn auch späte Ernte schesen⸗ Die Heu⸗ und Kleeernte für das ganze Land wird
wahrscheinlich bei weitem nicht den Durchschnitt erreichen
1u“
MVerkehrswesen.
Heft 7 des Jahrgangs 1911 der „Zeitschrift für Klein⸗ bahnen“ herausgegeben im Ministerium 81 Hefilt sr Arbeiten, zugleich Organ des Vereins deutscher Straßenbahn⸗ und Kleinbahn⸗ verwaltungen (Verlag von Julius Springer in Berlin), erschien mit folgendem Inhalt: „Neuerungen auf dem Gebiete des schmalspurigen Ei 2 „von Oberingenieur F. Zekula (mit 8 Abbildungen); Staatsbeihilfen für Kleinbahnen; „Selbsttätige Sicherung eingleisiger elektrischer Bahnen“ von Direktor Kayser (mit 2 Abbildungen). — Gese gebung: Oesterreich: Erlaß des Eisenbahnministeriums vom 12. Mai 1911, an alle Verwaltungen von Kleinbahnen mit elek⸗ trischem Betriebe, betreffend die Einführung von Bestimmungen über die physische Tauglichkeit zum exekutiven Dienst hinsichtlich des Seh⸗ und Hörvermögens. — Re⸗ geh. Urteil des Reichs⸗ gerichts, VI. Zivilsenats, vom 29. April 1911, betr. Paftpflichtrecht. — Kleine Mitteilungen: Neuere Projekte, Vorarbeiten, Konzessions⸗ erteilungen, Betriebseröffnungen und Betriebsänderungen von Klein⸗ bahnen; Die Periser Stadt⸗ und Untergrundbahn im Jahre 1910. — Bücherschau, dit chetft nscghe — Mitteilungen des Vereins deutscher Straßenbahn⸗ und Kleinbahnverwaltungen: Straßen⸗ und Kleinbahn⸗ berufsgenossenschaft; Patentbericht (mit 5 Abbildungen); Auszüge aus Geschäftsberichten. — Statistik der deutschen Kleinbahnen für den
Monat Mai 1911. Verdingungen.
(Die näheren Angaben über Verdingungen, die beim „Reichs⸗ und Staats⸗ 1;. ausliegen, können in den Wochentagen in dessen Expeditien während der Dienststunden von 9 bis 3 Uhr eingesehen werden.)
Oesterreich⸗Ungarn. 1
27. Juli 1911, 12 Uhr. K. K. Ministerium für öffentli Arbeiten in Wien: Aluminiumarbeiten beim Ftum fürg Fentlice kassenamtsgebäudes in Wien. Näheres bei der K. K. Bauleitung Wien 1, Rosenbursenstraße Nr. 3, und beim Reichsanzeiger“.
28. Juli 1911, 12 Uhr. K. K. Ministerium shr öffentliche Arbeiten in Wien: Lieferung von schwarzem und Alabasterspiegelgußalas für den Ausbau des Postsparkassenamtsgebäudes in Wien. Näheres bei der K. K. Bauleitung, Wien I., Rosenbursenstraße Nr. 3, und beim NActnggf: 12 uhr. K. 8
. Ju 11, r. K. Staatsbahndirektion Linz: Fehee erisclektrischen elfrchttng. an Pbahndee Lamba 88 . K. österreichischen aatsbahnen. Näheres bei d SnnIZ Z 8X““
1. August 1911, 12 Uhr. K. K. Ministerium für öffentliche Arbeiten in Wien: Offerten für Glaserarbeiten und Linoleumfuß⸗ böden bei dem Neubau des physikalischen Instituts in Wien. Näheres bei der Kanzlei der K. K. Bauleitung am Bauplatze Wien IX, Ecke der Währingerstraße und etserxpange e, und beim „Reichsanzeiger“.
5. August 1911, 12 Uhr. K. K. Staatsbahndirektian Villach: Herstellung einer Trink⸗ und Nutzwasserleitung zur Station Wald der Linie Amstetten. — Pontafel. Naheres bei der erwähnten Direktion (. I 8 Fer- bere e er“. 6
11. Augu . hr. K. K. Generaldirektion der Tabak⸗ regie in Wien: Ueberdeckung des Roggia⸗Kanales bei der K. K. Tabak⸗ fabrik in Sacco. Näheres bei der erwähnten Tabakfabrik und beim „Reichsanzeiger“.
Italien.
1) Direktion des Militärkommissariats des VIII. Armeekorps in lorenz: 29. Juli 1911, Vormittags 10 Uhr: jeferung von Felddecken, Brieftaschen für Radfahrer, Trompeten für
Infanterie, Artillerie und Kapvallerie, Tornistern für Radfahrer und anderen Febseeh ft se in 16 Losen. Frlettscereeke tan 3190 Lire. Zeugnisse ꝛc. bis 28. Juli 1911. Näheres in italienischer Sprache beim „Reichsanzeiger“.
2) Königliche Tabakmanufaktur in Rom: 31. Juli 1911, 10 Uhr PePasttegs. Vergebung der Lieferung von 50 000 m Juteleinwand.
icherheitsleistung 1800 Lire. . usw. bis 30. Juli 1911. Näheres in italienischer Sprache beim „Reichsanzeiger“.
3) 13. Feldartillerieregiment in Rom: 2. Angust 1911, Vor⸗ mittags 10 Uhr. Vergebung der Lieferung von Zaum⸗ und Sattel⸗ zeug in 9 Losen im Werte von 69 266,50 Lire. Sisecesetelühmp 6950 Lire. Näheres in italienischer Sprache beim „Reichsanzeiger“.
5 2 Ru mänien.
eneralverwaltung des St. Spiridonstiftes in Jassy: 2 pachtung der Kuranlagen des Badeortes Slänic TamAasn: 882 Reichsanzeiger“ Nr. 152 vom 30. Juni 1911 —. Die Bedingungen in Ferrefggher und bum n e Iheach⸗ liegen beim „Reichsanzeiger“ und im ureau der „Nachrichten für d ie“ Berlin W., Wilhelmstr. 74, aus. ö g eic; 3
Belgien. 8 Gemeindehaus von Oleppe (Provinz Angebote zum
8 August, 10 ½ Uhr.
1. August.
3. August, 10 Uhr. Gemeindehaus von Visoul (Provinz Lüttich): Lieferung auf drei Jahre von jährlich 8861 Shen hhc.: “ Angebote zum 1. August. 8 2 8 92 . r. geeSe in Thielt (A
0 L'6glise): Restaurierungsarbeiten an der Gemeindekirche von Thielt. Wert 24 000 Fr., Sicherheitsleistung 2 8 f Nacces. ven e8c 8 heitsleistung 200 Fr. Eingeschriebene
August, r. Gemeindehaus von Marneffe (Provinz Lüttich): Lieferung von Schottersteinen. Bedarf fü 5 88 Ba. htese nun e tuiet Bedarf für 3 Jahre E
.3. August, r. Gemeindehaus von Hnccorgne vinz Bätttüh) 8 Wi⸗ 8 1. 8 Fehriih 230 4 * in 2 101. 8
8 8 r. eme 8 . auec) c 8 88 8 ndehaus von Fumal Provinz 4 August, r. V. Gemeindehaus von Couthoui Lättich) Wie vor auf 3 Jahre Bibehch e2n c8. 80 8 ehen”d „5. August, 8 Uhr. Gemeindehaus in Héron (Prov. Lüttich Wie ven aüfa5 55* 230 12* zum 3. denich,:
5 ust, r. Gemeindehaus in Waret⸗I'Ev 8
Lüttich): Wie vor auf 3 Jahre. Jährlich 220 cbm. 8
. 5. August, 11 ½ Uhr. Gemeindehaus von H gättich): Wie vor duf Jaher übennch von cübenn 8