1911 / 184 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 07 Aug 1911 18:00:01 GMT) scan diff

Bekanntitmachung. 8

Der Herr Reichskanzler hat durch Erlaß vom 20. Juli 1911 die von der Providentia (österreichische), allgemeine Versicherungsgesellschaft in Wien, mit der Eingabe vom 6. Juli 1911 vorgelegten allgemeinen Bedingungen für Abschlüsse von Automobilhaftpflichtversicherungen mit Mit⸗ gliedern des Königlich Bayerischen Automobilklubs und des Altbayerischen Automobilklubs genehmigt.

Berlin, den 4. August 1911. 8

Das Kaiserliche Aufsichtsamt für Privatversicherung. Gruner. ““

Flaggenzeugnisse sind erteilt worden: G

1) von dem Kaiserlichen Vizekonsulat in Dünkirchen unter dem 13. Juli 1911 dem im Jahre 1898 in Saint Nazaire aus Stahl erbauten, bisher unter französischer Flagge gefahrenen Btehisshiff „Admiral Baudin“ nach dem Uebergang desselben unter dem Namen „Clara Menzell“ in das ausschließliche Eigentum der Firma Menzell u. Co. in Hamburg, welche Hamburg als Heimatshafen des Schiffes angegeben hat,

2) von dem Kaiserlichen Generalkonsulat in Genua unter dem 22. Juli 1911 dem im Jahre 1897 in Glasgow aus Stahl erbauten, bisher unter britischer Flagge gefahrenen Dampf⸗ viff „Hittfeld“ nach dem Uebergange desselben in das aus⸗ schift ache Eigentum der Continentalen Reederei Aktiengesell⸗

schaft in Hamburg, welche Hamburg als Heimatshafen des

Schiffes angegeben hat.

Königreich Preußen.

Seine Majestät der König haben Allergnädigst geruht: dem Kommerzienrat Alfons Hugger in Posen den Charakter als Geheimer Kommerzienrat sowie dem Fabrikanten Friedrich Henkel sen. in Düsseldorf, dem Fabrikdirektor Louis Hoff in Harburg und dem Bank⸗ direktor Paul Klaproth in Hannover den Charakter als Kommerzienrat zu verleihen. 1

Seine Majestät der König haben Allergnädigst geruht: die Wahl des Landesältesten, Rittmeisters a. D., Ritter⸗ gutsbesitzers Geoorg von Eichel auf Heidersdorf, Kreis Lauban, zum Landschaftsdirektor der Görlitzer Fürstentumslandschaft für 85 verfassungsmäßigen sechsjährigen Zeitraum von Johannis 1911 bis dahin 1917 und infolge der von der Stadtverordnetenversammlung zu M.⸗ Gladbach getroffenen Wahl den bisherigen Stadtbaurat Otto Greiß daselbst als besoldeten Beigeordneten der Stadt M.⸗ Gladbach für die gesetzliche Amtsdauer von zwölf Jahren zu bestätigen.

Seine Majestät der König haben den Anschluß der vereinigten evangelischen Kirchengemeinde Itoupava (Santa Catharina, Brasilien) an die evangelische Landeskirche

der älteren Provinzen der preußischen Monarchie Allergnädigst

zu genehmigen geruht.

Auf Ihren Bericht vom 9. Juli d. J. will Ich de Landkreise Elbing im Regierungsbezirk Danzig, welcher den Bau einer Chaussee von der Fuhrgasse in Elbing durch die Gemarkungen Wittenfelde, Strauchmühle, Teichhof und Gr.⸗Wesseln bis zur Provinzialchaussee Elbing —Königsberg be⸗ schlossen hat, zur Ausführung dieses Unternehmens das Ent⸗ eignungsrecht nach Maßgabe des Gesetzes über die Enteignung von Grundeigentum vom 11. Juni 1874 hierdurch verleihen. Die eingereichte Karte folgt zurück.

An Bord M. J. „Hohenzollern“, Balholm, den 19. Juli 1911.

Wilhelm R. von Breitenbach.

i Minister der öffentlichen Arbeiten.

Bekanntmachung

Gemäß § 46 des Kommunalabgabegesetzes vom 14. Juli 1893 (G.⸗S. S. 152) wird zur öffentlichen Kenntnis gebracht, daß das aus dem Betriebe der auf preußischem Staatsgebiet belegenen Teilstrecke der Eisenbahn von Herzogenrath nach Sittard sich ergebende kommunalabgabepflichtige Rein⸗ einkommen der Gesellschaft für den Betrieb von niederländischen Staatseisenbahnen zu Utrecht für das Jahr 1910 auf 8437,48 festgestellt worden ist.

Cöln, den 4. August 1911. 1

116“ Königliche 1.“

Riesen.

Die von heute ab zur Ausgabe gelangende Nummer 21 der Preußischen Gesetzsammlung enthält unter

Nr. 11 133 das Gesetz über die Verlegung der Landes⸗ grenze gegen das Königreich Bayern an der preußischen Ge⸗ meinde Achberg, Oberamt Sigmaringen, vom 6. Juni 1911, und unter

Nr. 11 134 das Gesetz über die Verlegung der Landes⸗ grenze gegen das Königreich Bayern an der Eisenbahn von Münster am Stein nach Scheidt, vom 6. Juni 1911.

Berlin W. 9, den 7. August 1911.

Königliches v rüer.

Richtamtliches. Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 7. August.

Seine Majestät der Kaiser und König nahmen heute vormittag auf Schloß Wilhelmshöhe den Vortrag des

““

stellvertretenden Chefs des Zivilkabinetts Geheimen Regierungs⸗ 8

rats Dr. von Strempel, entgegen.

Der Wirkliche Oberkonsistorialrat Hagemann Urlaub von hiexr abgereist.

ist mit

Laut Meldung des „W. T. B.“ sind am 3. d. M. S. M. S. „Scharnhorst“ mit dem Chef des Kreuzer⸗ geschwaders, S. M. SS. „Gneisenau“, „Nürnberg“ und „S. 90“ in der Baracouta⸗Bay (an der sibirischen Küste), am 4. d. M. S. M. S. „Panther“ in Vigo und am 5. d. M. S. M. S. „Leipzig“ in Wladiwostok angekommen.

Potsdam, 6. August. Anläßlich des gestrigen zehn⸗ jährigen Todestages Ihrer Majestät der Kaiserin Friedrich war das Mausoleum in der Friedenskirche in prächtiger Weise mit Blumen und Blattgewächsen geschmückt. Im Auftrage Ihrer Majestäten des Kaisers und der Kaiserin legte Mittags, „W. T. B.“ zufolge, Seine Königliche Hoheit der Prinz August Wilhelm einen großen Kranz aus rosa Rosen mit weißer Schleife am Sarkophage nieder. Im Auftrage Seiner Kaiserlichen und Königlichen Hoheit des Kronprinzen überbrachte der Oberleutnant von Wedel einen Kranz aus weißen Rosen. Ihre Königliche Hoheit die Prinzessin Margarethe von Hessen hatte ein Rosenarrangement mit Schleife in hessischen Farben übersandt.

Wilhelmshöhe, 6. August. Seine Majestät der Kaiser und König ist heute morgen von Klitschdorf hier eingetroffen. 8

. Frankreich.

Der Kongreß des nationalen Eisenbahner⸗ syndikats ist, wie „W. T. B.“ meldet, gestern nach stürmischen Auseinandersetzungen geschlossen worden.

Italien.

Nachdem die Regierung von Uruguay gegen die italienischen Auswanderer dieselben Maßnahmen wie die argentinische Re⸗ gierung ergriffen hat, hat die Königliche Regierung laut Mel⸗ dung der „Agencia Stefani“ durch Dekret vom 5. d. M. auch die Auswanderung nach Uruguay verboten.

Spanien.

Gestern vormittag hat in Madrid eine vom Allgemeinen Arbeiterverbande Spaniens und der Allgemeinen Arbeiter⸗ vereinigung Frankreichs einberufene Versammlung stattgefunden, in der nach einer Meldung des „W. T. B.“ gegen jede kriegerische Eroberung Marokkos Verwahrung ein⸗

elegt wurde. Die französischen Vertreter gaben die Ver⸗ 18 ab, daß das Proletariat Frankreichs sich jeder kriegerischen Unternehmung durch Generalausstand und Sabotage widersetzen werde. Belgien.

Die Session des Senats ist nach unveränderter An⸗

nahme des Budgets vorgestern geschlossen worden.

Türkei. Nach einet Meldung Essad Laschas sind alle Malissoren⸗ chefs von Montenegro zurückgekehrt. Die Malissoren beginnen truppweise in ihre Heimat zurückzukehren.

Amerika. 11X1X“X“

Der amerikanische Senat hat vorgestern den Text der Schiedsgerichtsverträge mit England und Frankreich, abweichend von dem gewöhnlich befolgten Wege, vor’ ihrer Beratung bekannt gegeben. Dies ist auf Ersuchen der Re⸗ gierung in der Absicht geschehen, den Verträgen die weiteste Berücksichtigung von seiten der Presse und der öffent⸗ lichen Meinung angedeihen zu lassen, um dem Senat auf diese Weise die Kenntnis der wirklichen Anschauungen des Landes zu erleichtern, die als Basis für seine Beratungen dienen werden. Der Inhalt beider Verträge ist, wie „W. T. B.“ meldet, identisch, nur die Einleitungen weisen einen kleinen Unterschied auf. Die Einleitung des Vertrages mit England hebt den Wunsch der vertragschließenden Parteien hervor, das zwischen beiden Nationen seit 1814 bestehende friedliche Einvernehmen, welches durch die im letzten Jahre erfolgte Lösung der schwebenden Streit⸗ fragen so sehr gestärkt worden sei, daß gegenwärtig zum ersten Male keine wichtigen Meinungsverschiedenheiten zwischen beiden Nationen beständen, dauernd zu gestalten. Beide Länder hätten beschlossen, daß künftig keine Meinungsverschiedenheit mehr Anlaß zu Feidseligkeiten zwischen ihnen geben oder ihre guten und freundschaftlichen Beziehungen stören solle.

Der Vertrag, der mit zweijähriger Frist gekündigt werden kann, enthält sieben Artikel, die mit dem Austausch der Ratifi⸗ kationen in Kraft treten. Durch Artikel 1 werden Streit⸗ fragen zwischen den vertragschließenden Parteien dem Haager oder einem anderen durch ein besonderes Abkommen zu be⸗ stimmenden Schiedsgericht unterbreitet. England behält sich, bevor es ein besonderes Abkommen trifft, das Recht vor, in allen Angelegenheiten, die die Interessen seiner Dominien mit Selbstverwaltung berühren, die Zustimmung des in Frage kommenden Dominions einzuholen. Artikel 2 sieht die Bildung einer gemeinsamen Kommission vor, die auf Er⸗ suchen einer Partei sich mit jeder Streitfrage befassen wird, ehe sie dem Schiedsgericht unterbreitet wird. Artikel 3 be⸗ stimmt, daß die Beschlüsse der Kommission in keiner Weise den Charakter eines Schiedsspruchs haben sollen. Die Kommission soll nur entscheiden, ob die Streitfrage einem Schiedsgericht zu unterbreiten ist. Artikel 6 dieses Vertrags setzt den Vertrag von 1908 außer Kraft, berührt aber in keiner Weise den Ver⸗ trag von 1909, betreffend die Beilegung von Streitfragen zwischen den Vereinigten Staaten und Canada.

Einer Meldung des „W. T. B.“ aus Port⸗au⸗ Prince zufolge ist die erste Division der Aufständischen gestern⸗ früh dort eingerückt und hat die Verteidigungswerke in Besitz genommen. Die Anhänger Firmins haben sich ohne Unordnung

urückgezogen. Der Gesandte der Vereinigten Staaten erklärte, salls es zu Unruhen käme, werde er amerikanische Marine⸗ soldaten an Land beordern. Das Heer der Aufständischen hat Leconte zum vorläufigen Chef der Exekutive eingesetzt, seine Wahl zum Präsidenten scheint gesichert.

Zwischen den columbischen und peruanischen Truppen hat, obiger Quelle zufolge, vorgestern bei Caqueta ein Kampf stattgefunden, in dem die ersteren geschlagen wurden und große Verluste erlitten.

Afrika.

Wie die „Agence Havas“ aus Elksar vom 5. August meldet, ist die Kaserne des Kaid Abd es Salam von den Spaniern in Besitz genommen worden. Es ist dies die letzte, die die Truppen des Machsen noch besaßen. Ein Teil der Soldaten ist in der Kaserne festgehalten worden.

Die Kaiserliche Gouvernementsschule in Tsingtau.

Der Schülerbestand betrug am 1. Juni d. J. 162 und damit 22 mehr als zur gleichen Zeit im Vorjahre. Kurz nach Verstaat⸗ lichung der Schule im Jahre 1902 hat sich die Schülerzahl auf 15 belaufen. Auch in diesen Zahlen sich die Entwicklung Tsingtaus wieder. Das Schuljahr ist, wie wir dem achten Jahres⸗ bericht entnehmen, normal verlaufen; insbesondere hat sich das Alumnat bewährt, in dem auswärtige Schüler Aufnahme suchen und finden. Der Pensionspreis beträgt dort für das Jahr für das erste Kind 630 Doll., für das zweite Kind 540 Doll., für jedes weitere Kind 501 Doll., dabei ist Beaufsichtigung der Schularbeiten, freie⸗ ärztliche Behandlung usw. einbegriffen. Die unter Leitung des Pro⸗ fessors Tuczeck stehende Anstalt weist 12 Lehrkräfte auf, darunter 2 weibliche, 2 Geistliche als Religionslehrer. Fünf der Lehrer sind akademisch gebildet. Das Schulziel ist bekanntlich die Einjährig⸗ 11““ nach Absolvierung der Untersekunda.

Das Augustheft der Zeitschrift für tropische Landwirtschaft „Der Tropenpflanzer“, Organs des Kolontalwirtschaftlichen Komitees (Berlin, Unter den Linden 43), enthält an erster Stelle eine Abhandlung von Professor Dr. O. Warburg: „Gedanken über die internationale Kautschukausstellung“. Der Fr. unter⸗ zieht kurz die ganze Ausstellung einer kritischen etrachtung, hebt den enormen Fortschritt gegenüber der letzten gleichen Aus⸗ stellung in London im Jahre 1908 hervor und betont die Großzügigkeit, mit der die Kautschukproduktion der wichtigsten Länder hier zur Anschauung gelangte, während die Kautschuk verarbeitenden Industrien und die Kautschukmaschinenindustrie im all⸗ gemeinen mehr in den Hintergrund traten. Zum Schluß schlägt Warburg vor, in Zukunft bei den bis jetzt gemachten, wenig günstigen Erfahrungen den Kautschukkongreß getrennt von der Ausstellung zu veranstalten. Bei der zunehmenden Bedeutung des Kaut⸗ schuks sei die Idee eines internationalen Kautschukkongresses ebenso zeitgemäß geworden wie die eines internationalen Baumwollkongresses. In einem weiteren Aufsatz beschreibt Dr. M. Zagorodsky ausführlich die besonders in Afrika vielfach angebaute Erderbse und ihre Verwertung als Futtermittel und kommt zu dem Schluß, daß dieser Pflanze in Zukunft auf Grund ihres hohen Nähr⸗ stoffgehalts in der Landwirtschaft unserer afrikanischen Kolonien eine höhere Bedeutung beizumessen sei. Der Reisebericht von Dr. A. H. Berkhout⸗Wageningen „Nach den Kautschuklanden“ wird abgeschlossen. Der Verfasser macht in diesem letzten Teile seines Berichts einige interessante Angaben über die wirtschaftlichen Verhältnisse auf Ceylon. Ferner enthält das Heft kleinere Aufsätze über den Handel in Deutsch⸗ Ostafrika im Jahre 1910, den Baumwollbau in Nyassaland und Mitteilungen über andere wichtige tropische Produkte sowie handels⸗ statistische Angaben.

Als 5. Beiheft des Jahres ist dieser Nummer eine ausführ⸗ liche Abhandlung beigegeben, die den einführenden Teil zu einer größeren, in mehreren Folgen erscheinenden Arbeit: „Die Land⸗

auzonen der Tropen in ihrer Abhängigkeit vom Klima“ von Dr. Wilh. R. Eckardt, Weilburg, bildet. In diesem Teile wird zunächst das Tropenklima mit seinen einzelnen Erscheinungen näher beschrieben; sodann werden die Wirkungen des Tropenklimas auf Pflanzen⸗ und Tierwelt, auf Menschen, auf die wirtschaftliche Stellung der Tropenländer usw. näher besprochen. Die Ausführungen des Verfassers sind von allgemeinem Wert und auf Grund ihres be⸗ lehrenden Inhaltes geeignet, die Kenntnis über ein wichtiges Problem der Tropen in weiten Kreisen zu verbreiten.

Statistik und Volkswirtschaft.

Ein⸗ und Ausfuhr einiger wichtiger Waren im Spezial⸗

handel in der Zeit vom 21. bis 31. Juli 1911 und im

Monat Juli der beiden letzten Jahre. dz = 100 kg.

Einfuhr

Monat Juli

1911 1910

Ausfuhr

21. 31. Monat Juli

Sulk —— 1911 1911 1910

36934

Baumwolle. 245207 241867 10820 brochen, ge⸗ schwungen

7547 11041

ge⸗ 8 brochen, ge⸗ schwungen usw

Jute und Jutewerg.

Merinowolle im Schweiß

Kreuzzucht⸗ wolle im Schweiß

Eisenerze..

Steinkohlen [2500214 Braunkohlen [2141068

Erdöl, ge⸗

reinigt 339928 Chilesalpeter 53499 Roheisen.. 41256 Rohluppen, Rohschienen, Rohblöcke ufw. 5067 689680 Träger... 601 414527 Eisenbahn⸗⸗", 8 8 Zahnrad⸗, Platt⸗ schienen.. Eisenbahn⸗ schwellen aus Eisen. Kupfer.. Feingold, le⸗ giertes Gold Deutsche Goldmünzen

10115 7525 1115

34387 28599 34686 38509 551388 29827

8017 15991 37041

11005 1599

41894 1320 716 3486599] 715991] 2216290 9411283 14102246 ,26103681 18340821 6150790% y21850% 44577 55232

603163 24 98 322 507129 3490 22726 12945 131775 200741 539793 544993

25124 53122 4379910 [13121306 7791830 5208501

853494 274173 113554

296916 371112

801381 670660

1.“

588699

8

337011 454414

71383 6527

29,82

96110 4523

5,36 4,52 1,82

43099 2284

2,04 0,05 0,68

1116* 45421 154222

9,32 126,89 125,28

1,59 4,99 6,97

Fremde 4

Goldmünzen 0,64 3,03 1,87 Berlin, den 5. August 1911.

Kaiserliches Statistisches Amt. J. V.: Koch.

161569

0,26 2,54

2514510

Die Eisenbahnen der Erde am Schlusse des Jahres 1909.

Nach einer im „Archiv für Eisenbahnwesen“ (Heft 3 des Jahr⸗ gangs 1911), wie alljährlich, gegebenen Zusammenstellung hat die Länge der Eisenbahnen der Erde am Schlusse des Jahres 1909 mit 1 006 748 km die erste Million Kilometer überschritten. Die ersten 100 000 km wurden im Jahre 1859, die erste halbe Million im Jahre 1886 erreicht. Setzt man den Beginn des Eisenbahnbaues in das Jahr 1825, so sind in den ersten 30 Jahren des Eisenbahn⸗ zeitalters 100 000 km, in den folgenden 50 Jahren dagegen 900 000 km Eisenbahnen gebaut worden; zu der ersten halben Million Kilometer waren 57, zu der zweiten nur 23 Jahre erforder⸗ lich. Im Laufe der Jahrzehnte ist die Entwicklung des Eisenbahn⸗ netzes der Erde also immer schneller vorgeschritten. Von einem Stillstande, geschweige denn von einem Rückgang im Eisen⸗ bahnbau ist einstweilen nichts zu spüren. Denn man muß sich auch vergegenwärtigen, daß in die im „Archiv für Eisen⸗ bahnwesen“ gegebenen statistischen Zusammenstellungen über die Eisenbahnen der Erde nur die Bahnen aufgenommen sind, die in Deutschland als Haupt⸗ und als Nebenbahnen bezeichnet werden. Es fehlen nicht nur die Straßenbahnen, sondern auch die übrigen Kleinbahnen. An nebenbahnähnlichen Kleinbahnen hat Deutschland allein 9143 km, in den Vereinigten Staaten von Amerika ist die Länge dieser meist elektrisch betriebenen Bahnen, der sog. overland oder interurban railways, bedeutend größer, und auch in anderen Ländern mit einem im wesentlichen den Bedürfnissen ge⸗ nügenden Netz von Haupt⸗ und Nebenbahnen hat sich die Bautätigkeit hauptsächlich diesen Eisenstraßen zugeneigt, die ja ganz unzweifelhaft für die Entwicklung und Hebung des Verkehrs gleichfalls von größtem Werte sind. Was diese Bahnen für die Beurteilung der Ausstattungs⸗ ziffer im Deutschen Reich bedeuten, ergibt folgende Berechnung: Wenn man in Deutschland zu den Eisenbahnen für das Jahr 1909 die im Betriebe befindlichen nebenbahnähnlichen Kleinbahnen hinzurechnet, so ergeben sich als Eisenbahnnetz 3

in Preußen 136 839 + 8 704 = 45 543 km,

Deutschland . 60 089 + 9 143 = 69 232 „.

Danach kam Ende 1909 folgende Bahnlänge auf je

100 qkm: 10 000 Einwohner

in Preußen . 13,1 (statt 10,6) km 12,2 (statt 9,9) km

eöböe.“ Der Eisenbahnbau war wiederum am lebhaftesten in den Ver⸗ einigten Staaten von Amerika, deren Netz einen Zuwachs von 5134 km aufweist; das ist allerdings eine biel geringere Zunahme gegenüber dem Vorjahr, in dem 10 116 km gebaut worden sind, also nahezu doppelt so viel wie 1909. Von den übrigen amerikanischen Ländern hat Canada das Eisenbahnnetz um 1276 km, Brasilien um 1706 km, Argentinien um 608 km vermehrt. In Asien vergrößerte Rußland sein mittelasiatisches Eisenbahnnetz um 2025 km. Das indische Eisenbahnnetz hat um 1470 km zugenommen. Der Eisen⸗ bahnbau in China zeigt eine Vermehrung von fast 500 km, d. i. eine größere Zunahme als im japanischen Stammland. Die Vergrößerung des afrikanischen Eisenbahnnetzes um 2879 km fällt zum Teil schon in die früöheren Jahre. Das Eisenbahnnetz Europas hat sich um 4067 km vermehrt. Mehr als die Hälfte dieses Zuwachses kommt auf Deutschland (1055 km) und Oesterreich⸗Ungarn (1081 km) zu⸗ sammen. Von den übrigen Staaten verdienen nur noch das europäische (560 km) und Frankreich (454 km) besonders hervorgehoben zu werden.

Die meisten Eisenbahnen befinden sich in Amerika, und zwar 513 824 km, darunter in den Vereinigten Staaten seinschließlich von Alaska, das 579 km Eisenbahnen aufweist) 381 701 km, also rund 52 000 km mehr als in Europa, dessen Eisenbahnnetz einen Umfang von 329 691 km hatte. Asien besitzt 99 436 km, Afrika 33 481 km, Australien 30 316 km Eisenbahnen. Die Reihenfolge der einzelnen, am besten mit Eisenbahnen ausgestatteten Länder hat sich im Jahre 1909 nicht geändert. Auf die Vereinigten Staaten von Amerika mit ihren 381 701 km folgen allerdings in weitem Abstande das Deutsche Reich mit 60 089 km, das europäische Rußland mit 59 403 km, Britisch Ostindien mit 50 667 km, Frankreich mit 48 579 km, Oesterreich⸗Ungarn mit 43 717 km, Canada mit 38 783 km, Großbritannien und Irland mit 37 475 km, die argentinische Republik mit 25 509 km, Mexiko mit 24 161 km, Brasilien mit 20 917 km, Italien mit 16 799 km, Spanien mit 14 956 km, Schweden mit 13 797 km. Die übrigen Staaten be⸗ sitzen weniger als 10 000 km Eisenbahnen.

Betrachtet man das Verhältnis der Eisenbahnlänge zum Flächeninhalt des Landes, so bleibt das Königreich Belgien an der Spitze, in dem auf 100 qkm Flächeninhalt 28,1 km Eisen⸗ bahnen kommen. Dann folgen das Koͤnigreich Sachsen mit 21 km, Baden mit 14,7 km, Elsaß⸗Lothringen mit 14,1 km, Großbritannien und Irland mit 11,9 km, das Deutsche Reich und die Schweiz mit 11,1 km, Württemberg mit 10,8 km, 1 mit 10,6 km, Bayern mit 10,5 km. In den übrigen Erdteilen stellt sich dieses Verhältnis wesentlich ungünstiger, in den Vereinigten Staaten von Amerika auf nur 4,1 km. Es hat sich in der nordamerikanischen Union verschlechtert, seitdem Alaska mit seinem weiten Flächeninhalt und bezelantemeh kleinem Eisenbahnnetz eingerechnet ist. In den hg. Ländern handelt es sich meist nur um Bruchteile von Kilo⸗

etern.

Die meisten Eisenbahnen im Verhältnis zur Be⸗ völkerungsziffer hat die britische Kolonie Westaustralien, wo auf 0 000 Einwohner 79,2 km kommen. Auch bei den übrigen austra⸗ lischen Kolonien Großbritanniens stellt sich dieses Verhaältnis sehr günstig, weil eben ihre Bevölkerung noch eine sehr dünne ist. In Canada kommen 59,7 km, in den Vereinigten Staaten von Amerika 43,5 km Eisenbahnen auf 10 000 Einwohner. Unter den europäischen Staaten nimmt in dieser Beziehung Schweden mit 26,9 km den ersten Platz ein In Deutschland kommen 9,9 km, bei Einrechnung der nebenbahnähnlichen Kleinbahnen 11,4 km auf 10 000 Einwohner, im Frankreich 12,4 km, in Großbritannien 9 km, in Belgien 12,4 km usw.

„In der eingangs erwähnten Zusammenstellung des „Archivs für Eisenbahnwesen“ sind auch die Anlagekosten der Eisenbahnen einiger Länder angegeben, und zwar die der europätschen Bahnen getrennt von denen der Bahnen anderer Erdteile, weil die Anlage⸗ kosten in Europa wegen der durchschnittlich besseren Ausrüstung der

ahnen und wegen des teuren Grund und Bodens meistens höher sind als in den übrigen Erdteilen. Nach der vorgenommenen Be⸗ rechnung betragen sie im Durchschnitt für 1 Kilometer:

v6116116B616461““

b. in den übrigen Erdteilen rund. 173 000 ℳ. Werden diese Durchschnittskosten der Berechnung des Anlage⸗ apitals sämtlicher vorhandenen Eisenbahnen zugrunde gelegt, so beläuft sich dieses

a. für die Bahnen in Europa

3 auf 329 691 ‧· 318 000 = 104 841 738 000 ℳ,

b. für die Bahnen in den übrigen Erdteilen auf 677 057 ‧* 173 000 = 117 130 861 000 ℳ, sodaß das Anlagekapital aller Eisenbahnen 8 Erde am Schlusse des Jahres 1909 auf 221 972 599 000 oder rund 222 Milliarden Mark geschätzt werden kann.

88 Zur Arbeiterbewegung.

8 Aus Erfurt wird dem „W. T. B.“ gemeldet: Nachdem am wogangenen Sonnabend 60 % der Metallarbeiter ausgesperrt 2 6 slh sind, haben heute in mehreren Betrieben die nicht betroffenen 8 sierten Arbeiter die Arbeit niedergelegt. Infolgedessen

ßte der Betrieb in mehreren Fabriken vollständig eingestellt werden. . le infolge des Ausstandes der Fuhrleute in Barmen getroffenen gleichse arungen haben die dortigen städtischen Fuhrleute veranlaßt, dgechfalle Lohnerhöhung zu beantragen. Infolgedessen haben, wie die berwa Ztg.“ berichtet, die Stadtverordneten einem Vorschlage der Stadt⸗ auf 26 tung entsprechend beschlossen, den Mindestlohn für die Fuhrleute

W

unternehmer mit ihren Fuhrleuten vereinbart haben, und zwar nach einem Jahr auf 26,75 und nach einem weiteren Jahr auf 27,50 ℳ. Da die zwischen den Arbeitgebern und Arbeitnehmern im Transport⸗ gewerbe getroffenen Vereinbarungen vom 12. Mai 1911 ab Gültigkeit haben, sollen die höheren Löhne der städtischen Fuhrleute auch bis zu diesem Tage rüͤckwirkende Kraft erhalten.

Die Arbeiter der Schmirgelwarenfabrik Mayer u. Schmidt in Offenbach a. M. sind in eine Lohnbewegung eingetreten, die, wie die ‚„Köln. Ztg.“ mitteilt, außer anderen Gründen in der Mißstimmung des größeren Teils der Arbeiterschaft, der freigewerkschaftlich organisiert ist, über gewisse Bevorzugungen der gelb organisierten Arbeiter ihre Ursache hat. Letztere bilden etwa ein Drittel der nahezu 700 Mann starken Arbeiterschaft., Etwa 400 Mann haben nun zum 14. August ordnungsmäßig gekündigt. Da aber die Firma, die schon Zugeständnisse machte, zu Verhandlungen bereit ist, besteht noch Aussicht auf eine friedliche Regelung der Streitigkeiten.

2- Die sämtlichen am Festungsum bau in Coburg beschäftigten Arbeiter, gegen 100 Mann, traten, wie die „Voss. Ztg.“ erfährt, wegen Lohnstreitigkeiten in den Ausstand.

Die Verhandlungen zwischen den Arbeitgebern und Arbeit⸗ nehmern der Nürnberger Blechspielwarenindustrie (vgl. Nr. 183 d. Bl.) sind, wie „W. T. B.“ meldet, gescheitert. Nachdem vor einiger Zeit ein Teilausstand ausgebrochen ist, beschlossen die Arbeitgeber, 60 % der Arbeiter auszusperren. Die Arbeitnehmer haben als Antwort darauf den Generalstreik erklärt, der über 3000 Arbeiter umfaßt.

Aus London wird dem „W. T. B.“ telegraphiert: Gestern nachmittag wurde in einer von 14 000 Ausständigen besuchten Massen⸗ versammlung auf dem Trafalgar Square durch Sir Albert Rollits der Spruch des Schiedsgerichts (vgl. Nr. 183 d. Bl.) verkündet, durch den den Ausständigen die geforderte Lohnerhöhung bewilligt wird. Der Schiedsspruch wurde mit großer Begeisterung auf⸗ genommen. Die Arbeiterführer erklärten schon am Sonnabend, sie würden, selbst wenn der Schiedsspruch zugunsten der Dockarbeiter lauten sollte, nicht eher die Arbeit wieder aufnehmen, als bis die Ansprüche aller anderen Arbeiter 85 seien. Man nimmt an, daß in London morgen 60 000 Mann nicht arbeiten werden. Die Verhandlungen zwischen den verschiedenen Kategorien der Arbeiter und Arbeitgeber nehmen morgen ihren An⸗ fang. Der Ausstand hat sich auf den Medwayfluß aus⸗ Fs deit wo in Regierungsspeichern die Arbeit eingestellt worden st. Die Trade Union der Londoner Fuhrleute, die 25 000 Mitglieder zählt, hat den Ausstand beschlossen, da die Arbeitnehmer 5 Steengrsahcme zu den Forderungen der Union zu sehr hinaus⸗

gerten.

„Ueber 6000 Lastträger der Lancashire⸗ und Yorkshire⸗ Eisenbahn in Manchester und Liverpool sind, wie „W. T. B.“ meldet, in den Ausstand getreten. Der Streik dehnt sich auch über andere Teile von Lancashire aus und umfaßt bereits 12 000 Mann. Man fürchtet, daß er sich noch auf andere Gesellschaften ausdehnen und, den Eisenbahnverkehr lahmlegen wird.

Weitere „Statistische Nachrichten“ s. i. d. Ersten Beilage.)

Kunst und Wissenschaft.

Der Abteilung der Bildwerke christlicher Epoche im Kaiser Friedrich⸗Museum hat der Generaldirektor der Königlichen Masser Dr. Bode einige Stücke römischer glasierter Töpferwaren aus karolingischer Zeit überwiesen, worüber er sich in dem eben im Verlag von Julius Bard erscheinenden Werke über die Anfänge der Majolikakunst in Toskana in folgender Weise ansshricht.

In Italien sind durch das ganze Mittelalter, wahrscheinlich an den meisten großen Orten oder in ihrer Nähe, wo brauchbarer Ton vorhanden war, Töpferwaren für den täglichen Gebrauch angefertigt worden. Römische Tradition erhielt sich auch in diesem Handwerk dur Jahrhunderte und mit ihr die Anwendung einer Bleiglasur über matt⸗ farbiger Bemalung, regelmäßig in hellbräunlicher oder grünlicher Farbe, seltener in tieferem Grün. Aber während das Handwerk sonst allmählich technisch und künstlerisch sich vervollkommnete, blieb die Töpferei lange auf der Stufe der Bauernware. Die Ausgrabungen auf dem Forum haben nach dieser Richtung das reichste Material für die früheste Zeit zutage gefördert. Was hier, namentlich in dem um 1898 freigelegten Heiligtum der Dioskuren, dessen Quelle auch im Mittelalter noch als heilkräftig galt, an gebrannten und glasierten Gefäßen zutage gekommen ist, läßt sich zum Teil nach den Mhlügen an denen sie gefunden sind, bis in das VII. Jahrhundert hinaufdatieren. Eine Anzahl dieser Vasen ist noch unglasiert, von blaßrötlicher Färbung, nur gelegentlich durch einige helle Striche auf dem Körper des Gefäßes dekoriert. Diese gleichen den Gefäßen aus der Karolingerzelt in Deutschland und Frankreich so Fengn⸗ daß sie schon danach in die gleiche Zeit gesetzt werden dürfen. Noch zahlreicher sind die glasierten Gefäße; daß auch diese schon im frühesten Mittelalter hergestellt wurden, beweisen einige Stücke im British Museum, die in Sardinien in einem Grabe mit Münzen von Justinian und Heraklius gefunden wurden, also etwa aus dem Anfange des VII. Jahrhunderts stammen müssen. Form und Technik dieser Vasen, ihre primitiven Verzierungen in einfachen, flüchtig eingegrabenen Linien und getupftem Reliefornament, das bald aus dem Ton herausgedrückt, bald auf den Körper des Gefäßes auf⸗ gesetzt ist, ihre Bleiglasur und matte Färbung in Hellbraun oder Grün stimmen mit spätrömischen Gefäßen so sehr überein, daß sie einfach als Fortsetzung dieser antiken Ware erscheinen. Der mäßige Kunstwert und die Unscheinbarkeit dieser Ware, der aber eine gewisse malerische Wirkung nicht abzusprechen ist, und der Umstand, daß sich Fragmente davon erst bei sehr tiefen Grabungen finden, sind der Grund, daß sie sonst selten zutage gefördert und dann regelmäßig nicht beachtet wurde. Wie lange diese Ware angefertigt worden ist, dafür fehlt uns bisher jeder Anhalt. Aus ihrer Gleichartigkeit dürfen wir aber den Schluß ziehen, daß dies weit über die karolingische Zeit hinaus nicht mehr der Fall war. Dies wird auch durch den äußersten Verfall Italiens, namentlich der Stadt Rom, in dieser Zeit wahrscheinlich gemacht. Ob überhaupt glasierte Gefäße im X., XI. und XII. Jahrhundert angefertigt worden sind oder wie diese aussahen, darüber können wir zurzeit nicht einmal eine Vermutung aussprechen, da nachweisbare Stücke oder auch nur Fragmente dieser Zeit bisher nicht bekannt geworden sind. Erst mit dem vorgeschritteneren XIII. Jahrhundert, das Italien in raschem, großartigem Aufschwunge zeigt, gewinnen wir auch für desFenninis der Töpferarbeit in Italien wieder etwas sichereren L1116A““ ic L1“

8 „Die Antikenabteilung des Königlichen Museums in Berlin hat ein interessantes Werk ältester griechischer Kunst erworben, von der bisher nur zwei kleine Proben vorhanden waren: ein Bruchstück mit den Resten von Köpfen zweier Göttinnen, die an den Fries vom delphischen Knidierschatzhaus erinnern, und das Bild eines Mädchens, das durch die beträchtlichen Reste der einstigen Bemalung besonderen Wert hat. Dem zuletzt genannten Werke steht das neue Relief, wie Dr. Schröder in den „Amtlichen Berichten aus den Königlichen Kunstsammlungen“ mitteilt, in Zeit und Stil, mit seiner noch ganz archaischen, doch überaus zierlichen Erfindung und Ausführung nahe. Dargestellt ist Nike, wie sie neben dem schon betäubten und zu Boden gesunkenen Stier kniet und ihm mit kräftigem Ruck den Kopf nach oben reißt, um ihm mit der Rechten das Messer in den Hals zu stoßen. Man denkt wohl beim ersten Anblick an Darstellungen von der Ertfcrung der Europa, doch ist die Aehnlich⸗ keit mit jenem Typus nur scheinbar. Die Art, wie hier Nike neben dem Stier kniet, kehrt auf jüngeren Werken wieder. Das Werk ge⸗ hört in die spätere Zeit des archaischen Stils, etwa in die zweite Hälfte des VI. Jahrhunderts. Die archaische Härte ist ganz ge⸗

26 wöchentlich und die Steigerungen festzusetzen, wie sie die Privat⸗

schwunden, die Umrisse und die Falten im Gewand der Nike wie im

1

ell des Tieres sind mit äußerster Feinheit gezogen; der Rest de Fs 8 I von Fröte 8 I ist 9 d Roheit, mit der das ursprüngliche Ganze auf den jetzige zurechtgeschnitten worden ist. b ö

„Neben dem hier verwendeten Typus steht ein anderer, der die Nike zeigt, wie sie auf dem Rücken des Stiers kniet und ihn mit ihrem ewicht am Boden festhält, um seinen Kopf zurückzubiegen und ihm, wie auf unserem Relief, den Hals zu durchbohren. Auch für diesen unendlich oft verwandten Typus 1 die Antikensamm⸗ lung seit kurzem ein archaisches Beispiel, einen Karneolskarabäus aus Griechenland, ein Geschenk des Direktors Dr. Wiegand, mit der Darstellung eines Jünglings, der über einem Stier kniet, ihn mit der Linken am Horn packt und mit der Rechten das Messer schwingt. Hier ist der Zusammenschluß zur Gruppe noch nicht gelungen. Das alte Schema des Knielaufs und das Tier sind ohne enge Verbindung zusammengestellt; doch ist das Stück interessant gerade für die Ent⸗ wicklung der Gruppenbildung und als ein Beispiel ionischer Glyptik. 1 des Sneenne⸗ 16 an 8 der Männer auf d schen Sarkophagen, und in Kleinasien wi Gemme gefertigt worden 1 .“

Land⸗ und Forstwirtschaft.

Förderung der Kleinviehzucht bei Eisenbahnbediensteten.

Für die Produktion animalischer Nahrungsmittel kommen nicht nur die Betriebe von selbständigen Berufslandwirten in Betracht, sondern auch die kleinen Betriebe von Arbeitern, Handwerkern und Beamten sind in hohem Maße an der Herstellung tierischer Erzeug⸗ nisse beteiligt. Zieht man die Vorteile, die eine eigene kleine Vieh⸗ haltung für die Ernährung und die allgemeine wirtschaftliche Lage einer weniger bemittelten Familie bietet, in Erwägung, so wird man g mit Freuden begrüßen müssen, wenn von maßgebenden Kreisen, Behörden usw. das Interesse an solcher Eigenproduktion geweckt und efördert wird. In diesem Sinne sucht ein Erlaß der Königlichen Eisenbahndirektion zu Cassel (Amtsblatt Nr. 27, Jahrgang 1911) die Bediensteten, insbesondere soweit sie in ländlichen Bezirken wohnen, auf die wesentlichen Vorteile einer rationellen Kleintierzucht, namentlich der Ziegen⸗ und Kaninchenzucht, hinzuweisen. Als gute Anleitung für die Zucht von Kleintieren wird die als Organ des Reichsverbands deutscher Ziegenzuchtvereinigungen in Dortmund erscheinende Zeitschrift „Der Ziegenzüchter’, die für 50 vierteljährlich durch die Post bezogen werden kann, empfohlen. Nach dem Erlaß kann Bediensteten, die ein besonderes Interesse für Kleinviehzucht zeigen, soweit es die dienstlichen Verhältnisse gestatten, zum Besuch von Fachausstellungen und Vorträgen Urlaub und freie Fahrt den im Arbeitsverhältnisse stehenden Bediensteten auch unker Fort⸗ gewährung des Lohnes ohne Anrechnung auf die Zahl der jährlich festgesetzten Freischeine bewilligt werden. Auch ist es in be⸗ sonderen Fällen angängig, zur Anschaffung guter Zuchttiere, zur Her⸗ stellung zweckmäßiger Stallungen usw. Beihilfe zu gewähren. Den Bediensteten wird der Beitritt zu Vereinen für die Zucht von Ziegen, Kaninchen oder sonstigem Kleinvieh nahegelegt.

8

8

»Das Kaiserliche Konsulat in Kowno berichtet unterm 29. v. M.: Nach der vom statistischen Zentralkomitee in St. Petersburg ge⸗ fertigten, im Sewero⸗Sapadnyj Telegraf am 29. d. M. veröffent⸗ lichten Zusammenstellung der Nachrichten der Ortsbehörden war der Saatenstand des Winter⸗ und Sommergetreides am 15. Juni d. J. in den Gouvernements Wilna, Grodno, Kowno und Minsk im ganzen recht befriedigend. Allgemein wurde über die ungünstige Wirkung der Dürre in den ersten Wochen des Juni geklagt. Im einzelnen ist über die genannten Gouvernements zu bemerken:

Im Gouvernement Wilna war das Wintergetreide befriedigend, das Sommergetreide unter befriedigend.

Im Gouvernement Grodno war der Winterroggen beinahe gut. der Winterweizen und das Sommergetreide bedeutend über

efriedigend. Das Wetter war günstig.

Im Gouvernement Kowno war das Winter⸗ und Sommer⸗ getreide außer Hirse und Buchweizen über befriedigend, dagegen Buchweizen und Hirse unter mittel.

Im Gouvernement Minsk nar das Getreide über befriedigend, das Wintergetreide jedoch besser als das Sommergetreide. Am günstigsten stand Ernten im Kreise Pinsk. k

KBGHetreidemarkt in Antwerpen. Der Kaiserliche Generalkonsul in Antwerpen berichtet unterm 2. d. M.: Auf dem Antwerpener Getreidemarkt ist das Weizen⸗ geschäft während des ganzen Monats Juli ruhig gewesen. Zu Anfang des Monats nahm die Nachfrage dem Monat Juni gegenuͤber etwa zu. In der zweiten Monatshaälfte wurden wenig Geschäfte in Weizen gemacht, es wurde nur der unmittelbare Bedarf gedeckt. In de letzten Woche des Monats stiegen die Weizenpreise um 6 d. Das⸗ Mehlgeschäft beschränkte sich ebenfalls auf Einkäufe zur Deckung der sofortigen Bedürfnisse. Die in Antwerpen vorhandenen Vorräte wurden Ende Juli d. J.. wie folgt, geschätzt: 8 Weizen. Gerste . Mais . oggen

Wien, 5. August. (W. T. B.) Laut Bericht des Ackerbau ministeriums von Mitte Juli ist die Kirschenernte nunmehr auch im Norden beendet und hat ein befriedigendes Ergebnis gezeitigt. Die Aprikosen haben einen Mittelertrag ergeben. Die Ernte der

rühbirnen und Sommeräpfel ist hisher zufriedenstellend gewesen. as heiße Juliwetter war dem Weinstock allgemein recht günstig. Es wird fast überall eine gute Qualität erwartet.

St. Petersburg, 5. August. (W. T. B.) Laut „Handels⸗ und Industriezeitung“ sind die Ernteaussichten im europäischen Rußland am 22. Juli alten Stils allgemein mittel, Winter⸗ weizen ist Mittel, Sommerweizen etwa mittel, Roggen und Hafer fand mittel, Gerste ist übermittel. Unbefriedigend, zum Teil sogar chlecht, sind die Ernteaussichten für die vorgenannten Getreide⸗ arten im mittleren Wolga⸗, Transwolga⸗ und Uralgebiet. Gut sind Sommer⸗ und Winterweizen sowie Roggen in den südwestlichen Gouvernements und in Polen, zum Teil gut in Kleinrußland und im Zentrum. Im Kaukasus und im Dongebiet ist Winterweizen teils unbefriedigend, teils schlecht, Sommerweizen teils gut, teils un⸗ befriedigend. 42 ist im Nordkaukasus teils gut, teils befriedigend, in den übrigen Gebieten sind Weizen und Roggen befriedigend. Hafer und Gerste sind in den füdwestlichen Gouvernements gut, ebenso in dem Gebiet der Oberwolga, zum Teil gut im Zentrum, Nordkaukasus und in Polen. Hafer ist teilweise gut in Kleinrußland, Gerste teil⸗ weise gut im Süden. In Westsibirien wird ein unbefriedigender, zum Teil schlechter Ernteertrag erw 8 v“

Verkehrswes en.

Postpäckereien nach Serbien I fortan Rechnungen nicht mehr beigefügt zu werden, wenn der Preis der versandten⸗ Waren in den Zollinhaltserklärungen angegeben it.