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Die von heute ab zur Ausgabe gelangende Nummer 24 der Preußischen Gesetzsammlung enthält unter
Nr. 11 141 den Allerhöchsten Erlaß, betreffend Bau und Betrieb der in dem Gesetz vom 30. Juni d. J. (Gesetzsamml. S. 85) vorgesehenen neuen Eisenbahnlinien usw., vom 28. Juli 1911, und unter
Nr. 11 142 den Allerhöchsten Erlaß, betreffend die ander⸗ weite Titulatur der Mitglieder des Evangelischen Oberkirchen⸗ rats, vom 31. Juli 1911. Berlin W., den 22. August 1911.
Königliches Gesetzsammlungsamt. MN. Katt.
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Deutsches Reich. Preußen. Berlin, 22. August.
Seine Majestät der Kaiser und König nahmen
heute auf Schloß Wilhelmshöhe den Vortrag des Chefs des
Militärkabinetts, Generals der Infanterie Freiherrn von Lr ncker
entgegen.
rgebnisse der Washington⸗Konferenz 1944 für gewerblichen Rechtsschutz.
luf Einladung der Regierung der Vereinigten Staaten von Amerika hat in der Zeit vom 16. Mai bis 2. Juni 1911. in Washington die V. Konferenz der Staaten der Internationalen Union für den Schutz des gewerblichen Eigentums getagt, um über die Revision der Pariser Uebereinkunft und der beiden Madrider Sonderabkommen Beschluß zu fassen. Der Beratung lagen zugrunde eine von dem Berner Bureau ausgearbeitete Denkschrift und verschiedene Vorschläge einzelner Unions⸗ länder, darunter auch solche der deutschen Regierung. Das Ergebnis der Beratungen ist in je einem neuen Texte der Verträge niedergelegt worden. Nachdem nunmehr die Verträge von den auf der Konferenz vertretenen Staaten gezeichnet worden sind, wird beabsichtigt, ihren Text in der nächsten Nummer des Blattes für Patent⸗, Muster⸗ und Zeichenwesen zu veröffentlichen. Für die Ratifikation der Verträge ist eine Frist his zum 1. April 1913 bestimmt worden.
Die von der Konferenz beschlossenen wichtigeren Abände⸗ rungen des geltenden Unionsrechts sind, soweit sie die Pariser Uebereinkunft betreffen, nachstehend kurz bezeichnet. Den beiden Madrider Abkommen ist Deutschland bekanntlich bisher nicht beigetreten. 8
Im allgemeinen ist zu bemerken, daß in dem neuen Ver⸗ trage die Gebrauchsmuster für das Unionsrecht den Patenten gleichgestellt sind. Diese Vorschrift kommt haupt⸗ sächlich Deutschland zugute, da andere Länder außer Japan einen Gebrauchsmusterschutz nicht kennen.
Im Schlußsatz des Artikels 2 ist der Grundsatz aus⸗
esprochen, daß für die Unionsangehörihe⸗ Wohnsitz oder Riederlas sung in sen anderen Unionssaaten als Voraus⸗ setzung des Schutzes gewerblichen Rechtsgüter künftig nicht weiter gefordert werden darf. Der Bestimmung ist rückwirkende Kraft beigelegt worden.
Im Artikel 4 ist die Dauer der Prioritätsfrist für die Anmeldung der Gebrauchsmuster auf 12 Monate bestimmt worden. Der Artikel 4 bringt ferner Vorschriften über den Zeitpunkt und die Formen, in denen das Prioritätsrecht für Patente, Muster und Marken geltend zu machen ist. 6
Artikel 6 in seiner neuen Fassung schafft einheitliche Vor⸗ schriften über die Voraussetzungen des internationalen Markenschutzes in materieller Beziehung. Es ist dies in der Form geschehen, daß die Tatbestände im einzelnen fest⸗ gesetzt sind, unter denen künftig eine im Ursprungslande vor⸗ schriftsmäßig eingetragene Marke in den anderen Unionsländern zurückgewiesen werden darf. Die Zurückweisungsgründe sind wesentlich die des deutschen Warenbezeichnungsgesetzes.
Durch Artikel 7 ist die Kollektivmarke in das inter⸗ nationale Recht eingeführt worden. Die Ausgestaltung ist dem nneren Recht der Unionsstaaten überlassen.
In Artikel 10 ist den Unionsstaaten die Verpflichtung auf⸗ erlegt worden, den Unionsangehörigen einen wirksamen Schutz gegen unlauteren Wettbewerb zu gewähren.
Andere Neuerungen betreffen den Grundsatz der Unab⸗ hängigkeit der Patente, die Zulassung öffentlicher Wappen in Warenzeichen und die Einführung des Unionsrechts in die Kolonien, Schutzgebiete oder senstige auswärtige e ügen
Während in diesen und einigen anderen, mehr die? assung betreffenden Fragen die nach Lage des Unionsrechts erforder⸗ liche Stimmeneinheit der Unionsstaaten erzielt worden ist, hat solche in anderen Fragen auf der Washingtoner Konferenz nicht erreicht werden können. So ist es in der Frage des Vor⸗ benutzungsrechts der Erfindungen im sog. Prioritätsintervall, in der Frage des akzessorischen Charakters der Marke und in der Regelung des Ausstellungsschutzes bei dem geltenden Rechte verblieben. Dasselbe gilt hinsichtlich des Ausführungszwanges für Patente und Muster.
Laut Meldung des „W. T. B.“ sind S. M. S. „Scharn⸗ horst“ mit dem Chef des Kreuzergeschwaders sowie S. M. SS. „Emden“, „Leipzig“, „Nürnberg“ und „S. 90“ am 20. August in Gensan (Korea), S. M. S. „Jaguar“ am 20. August in Shimidsu, S. M. Flußkbt. „Tsingtau“ am 20. August in Lungtschau (Westfluß) sowie S. M. S Geier“ am 20. August in Zanzibar eingetroffen.
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1 Großbritannien und Irland. 1 8 8 Wie amtlich gemeldet wird, werden die diesjährigen Armeemanöver nicht abgehalten werden. Der Grund für diese Maßregel dürfte, „W. T. B.“ zufolge, in der an⸗ haltenden Trockenheit zu suchen sein.
Frankreich.
Der französische Botschafter in Berlin Cambon ist, „W. T. B.“ zufolge, gestern nachmittag in Paris eingetroffen.
Aus Versailles sind 250 Mann des 5. Genieregiments nach Marokko abgegangen, um beim Bau einer Schmal⸗
spurbahn in der Umgegend von Fes beschäftigt zu werden. 86
Die Sitzung der Generalräte ist gestern eröffnet worden. Der frühere Ministerpräsident Monis, der Vorsitzende des Generalrals, kam in ihr, wie „W. T. B.“ aus Bordeaux
meldet, auf die Stellung Frankreichs zum Auslande zu sprechen,
die ernst sei, deren Schwierigkeit man aber nicht zu übertreiben brauche. Die Regierung werde alle Franzosen um sich scharen, um Frankreich die Wohltaten des Friedens sn sichern, der auf der Grundlage des Rechts gegenüber jeder Ungerechtigkeit ge⸗ wahrt bleiben müsse 6 “
Die Pforte hat die Antworten zweier Kretaschutz⸗ mächte auf die Schritte der türkischen Botschafter in der Kreta⸗ rage erhalten. Soweit, „W. T. B.“ zufolge, bekannt, erklären ie Schutzmächte, der Meinungsaustausch über die Kretafrage dauere fort, und die Pforte brauche sich nicht zu beunruhigen.
Der Minister des Aeußern hat sich an die griechische Re⸗ gierung gewandt, damit den türkischen Truppen gestattet werde, bei der Verfolgung der Entführer Richters die neutrale Zone zu betreten. Die griechische Regierung hat, wie „W. T. B.“ meldet, die Erlaubnis erteilt und gleichzeitig ihre Grenztruppen beauftragt, sich den von türkischer Seite unter⸗ nommenen Nachforschungen längs der Grenze an uschließen. Hamid Bey und Servet Bey erhielten Befehl, sich sofort an die Grenze zu begeben.
Amerika.
Mit Rücksicht auf das vom Bundespräsidenten gegen das von beiden Häusern bereits angenommene Gesetz über eine Revision der Baumwollzölle eingelegte Veto haben sich die Parteiführer dahin geeinigt, daß der Kon greß heute vertagt werden soll. 8
Nach einer Meldung des „Reuterschen Bureaus“ soll zwischen den Truppen der Regierung und denen des früheren Schahs bei Barferusch ein Kampf stattgefunden haben, bei dem die Regierungstruppen einen vollen Sieg davongetragen hätten. Sardar Aschad, einer der Hauptstützen des früheren Schahs, soll Semnen geräumt haben und mit 150 Mann in die Berge geflohen sein.
Afrika.
Wie der „Agence Havas“ vom 19. August aus Mo⸗ gador gemeldet wird, ist bei dem Kampfe um Tarudant ein algerischer Dolmetscher der Agenten der Firma Mannesmann verwundet worden. Aus Larrasch wird unter demselben Datum gemeldet, daß Oberst Sylvestre mit 150 Mann Ka⸗ vallerie nach Elksar aufgebrochen ist. Hauptmann Ovilo ist mit einer Polizeiabteilung nach Larrasch zurückgekehrt. Die Spanier haben bei Maracoult auf dem linken Ufer des Lukkos einen Posten aufgesteelltV. “ t
Koloniales.
Verlegung des Residenturpostens Manilling im Schutz⸗ gebiet Kamerun nach Mogrum am Schari. Der stellverkretende Kaiserliche Resident von Kusseri berichtet: Wiederholt haben die Einwohner von Manilling den Wunsch aus⸗ esprochen, ihren Ort an den Schari verlegen zu dürfen. Zur rüfung der Zweckmäßigkeit dieser Verlegung, die auch politisch wünschenewert war, marschierte ich am 26. Dezember 1910 nach Manilling, wo ich am 5. Januar 1911 eintraf. Nach eingehenden Besprechungen mit dem Postenführer, den Eingeborenen und nach reiflicher Erwägung aller Vorteile und Nachteile entschloß ich mich, die Verlegung nach Mogrum am Schari vorzunehmen. Der neugewählte latz liegt unmittelbar am Steilufer des Schari, gegenüber den eiden Inseln nördlich von Derredja, etwa anderthalb Marschstunden von Manilling entfernt. Das neue Dorf kommt etwa 10 Minuten stromabwärts vom Posten zu liegen Am gleichen Platz stand bereits vor Rabehs Zeit ein Musgumdorf, das den Namen Mogrum führte, den ich auf Bitten der Eingeborenen auch für den neuen Posten und Ort, beibehielt. Mit der Errichtung dieses Orts am Schari geht ein längst gehegter Wunsch der Resi⸗ dentur in Erfüllung. Den Bemühungen des Postens Manilling war es gelungen, schon drei kleinere Neugründungen am Schari zu errichten, die Dörfer Abari, Medege und Samai. Mit der Verlegung des Postens und des aufblühenden Manilling an den Schari haben wir an diesem Strom aber erst end⸗ gültig festen Fuß gefaßt. In gesundheitlicher Beziehung war die Verlegung im Interesse sowohl der Postenbesatzung wie der Eingeborenen dringend erschwünscht. Während in der Regen⸗ zeit sich rings um Manilling ein weiter Sumpf erstreckte, aus dem nur die auf kleinen Erhöhungen gelegenen Hütten der Eingeborenen hervorragten, war in der Trockenzeit das Wasser knapp und von einer kaum trinkbaren Beschaffenheit. Nur an den tiefsten Stellen des Ba Illi blieben Tümpel zurück, deren Wasser durch zahlreiche Fische und durch das Vieh der Eingeborenen verunreinigt wurde. Da der Ort rings von Wald umgeben war, so fehlte fast jeder Luftzug, und eine schwüle, heiße Temperatur auch in der relativ kalten Jahreszeit war die Folge. Am Schari haben die Leute das ganze Jahr gutes Wasser und frische Brise. (Deutsches Kolonialblatt.)
Nr. 45 des „Zentralblatts für das Deutsche Reich“, heraues gegeben im Reichsamt des Innern, vom 18 August, hat folgenden Inhalt: 1) Konsulatwesen: Bestellung; Ermächtigung zur Vornahme von Zivilstandshandlungen; Exequaturerteilungen; Todesfall. — 2) Finanzwesen: Uebersicht der Einnahmen an Zöllen, Steuern und Gebühren für die Zeit vom 1. April 1911 bis zum Schlusse des Monats Juli 1911. — 3) Handels⸗ und Gewerbewesen: Freund⸗ sczafts., Handels⸗ und Schiffahrtsvertrag zwischen den Senaten Lübeck, Bremen und Hamburg und dem Sultan von Zanzibar. —
4) Marine und Schiffahrt: Erscheinen des Handhuchs für die deutsche
Handelsmarine auf das Jahr 1911. — 5) Zoll⸗ und Steuerwesen:
Steuerpflichtigkeit der Scherzzündhölzer; Veränderungen in dem Stande und den Befugnissen der Zoll⸗ und Steuerstellen; Nachträge und Berichtigungen zum Neudruck des Aemterverzeichnisses. — 6) Polizeiwesen: Ausweisung von Ausländern aus dem Reichsgebiet.
Nr. 65 des „Zentralblatts der Bauverwaltung“, heraus⸗ gegeben im Ministerium der öffentlichen Arbeiten, vom 12. August 1911, hat folgenden Inhalt: Amtliches: Dienstnachrichten. — Eutachten der Königlichen Akademie des Bauwesens über den Entwurf eines Oberpostdirektionsgebäudes in Cöln. — Nichtamtliches: Ost⸗ deutsche Ausstellung für Gewerbe, Industrie und Landwirtschaft in Posen. Die Berninabahn. — Die Baukunft auf der diesjährigen Großen Kunstausstellung in Berlin. — Friedrich Ernst Jungnickel †. — Vermischtes: Auszeichnung. — Wettbewerb der Königlichen Akademie der Künste in Berlin um den Großen Staatspreis auf dem Gebiete der Architektur für das Jahr 1912. — Versuche mit Eisen⸗ betonbalken zur Bestimmung des Einflusses der Hakenform der Eiseneinlagen. — Verschluß für Einsteigöffnungen auf Straßen und Plätzen. 88 8 8
1“
Statistik und Volkswirtschaft.
Die Zahl der Geisteskranken in den Irren Preußens im Jahre 1909.
eisteskranken hat im Laufe der Jahre eine steigend Sie betrug im Jahresdurchschnitt 1881/90 34 781, 78 704, 1903 88 892, 1904 1907 108 721, 1908 113 318, Aus dieser fortwährenden Steigerung ohne weiteres n, daß die Geisteskrankheiten wirklich zunehmen, ist nicht 3 die moderne Kultur olge hat, so muß in daß die Aufnahmen in utend vermehrt haben, immer mehr schwindet und der offen⸗ staltsbehandlung stets deutlicher zutage tritt. nur die Zahl der Geisteskranken, so flegte (70 621 männliche und 54 560 weib⸗ davon entfielen auf: d am 1. Januar 1909 82 966 (44 377 männl. und 28 (62,84 männl., 70,73 weibl.) v. H., im Jahre 1909 42 215 (26 244 männl. und 15 971 weibl.) = 33,72 (37,16 männl., 29,27 weibl.) 3 Werden die Nervenkranken usw. mitberücksichtigt, so ist ermittelt: Die Anzahl der Verpflegten belief sich während des Berichts⸗ 59 männl., 61 479 weibl.) Personen; davon 33 männl., 39 684 weibl.) d., Zugang: 54 821 39,20 (42,15 männl., 35,45
Die Zahl der G Zunahme erfahren. 1891/1900 57 191, 1901 73 955, 1902 92 720, 1905 98 008, 1906 103 1909 125 181. schließen zu wolle zulässig. Wenn auch nicht geleugnet werden kann, da eine größere Zahl an psychischen Erkrankn erster Linie doch in Rücksicht gezogen werden, die Irrenanstalten sich gegen frühere Zeit bede seitdem die Scheu vor die kundige Nutzen der An
Berücksichtigt man waren 1909 125 181 Verp liche) vorhanden;
a. den Bestan 38 589 weibl) = 66,
b. den Zugang
jahres auf 139 838 (78 3 waren Bestand am 1. Januar: 85 017, (45 3 60,80 (57,85 männl., 64 (33 026 männl., 21 795 weibl) = weibl.) v. H.
Die Zahl der im Berichtsjahre in mehreren wesenen Kranken, die im Jahre 1908 8687 betrug, f.
se erscheint die Feststellung der Krank⸗ Ausdehnung der bisherigen w. in den Anstalten So ist die Zahl
55 weibl.) v.
Irrenanstalten ge⸗ onnte für 1909 nicht angegeben werden.
Von besonderem Interes heiten der Verpflegten, die infolae der Irrenanstaltsstatistik auf die Nervpenheilanstalten us im Jahre 1909 ermittelt worden sind. die sich im Jahre 1902 auf 9258 (5408 männl., 250 (10 543 männl, auch die Epileptiker ohne Seelenstörung Neu aufgeführt sind 3253 bl.) Personen, die wegen „Hysterie“ Unter diesen Kranken stellt das weibliche An Neurasthente“ litten überwiegend nämlich 2540, während nur 1447 Frauen wegen dieser orden sind. Die „Choreag“ hat meistens Kinder, die „Tabes“ und zwar 336 männl. und 116 weibl., ebenso
der Epileptiker, 3850 weibl.) Personen belief, im Jahre 1909 auf 17 6707 weibl.) gestiegen, weil vorschriftsmäßig in ihr enthalten sind. (851 männl., 2402 wei stalten zugegangen sind. Geschlecht die größte Anzahl. mehr Männer, Krankheit den Anstalten überwiesen w 102 männl. und 183 weibl. Personen, dagegen nur Erwachsene, die „Morphiumsucht“ 221 männl. und 113 weib staltsbehandlung zugeführt. systems befanden sich 3775 den Anstalten; ferner wurden noch an anderen (körperlichen) Krankheiten leidende, Nerven⸗ und Wasserheilanstalten behandelt. (Stat. Korr.)
l. Personen der An⸗ Wegen anderer Krankheiten des Nerven⸗ (2387 männl., 388 weibl.) Personen in 2571 (1301 männl., 1270 weibl.) nicht geisteskranke Personen in den
Die Verschuldung des Grundbesitzes in Elsaß⸗ Lothringen.
Um für die Steuerreform ein sicheres Urteil über die Höhe der
hat die Verwaltung von
Verschuldung des Grundbesitzes zu gewinnen, des Landes die
den einzelnen Grundbuchämtern ohl der nicht überbauten als auch der 113 des Ausführungsgesetzes zum ämtlich in den Liegensch Die Ergebnisse ür sämtliche Gemeinden des Landes unter swerte mit Aueschluß Aus den Reinerträgen odann die mittleren Werte der Liegen⸗ Inen Gemeinden durch Berechnung abgeleitet. den größeren Städten
Elsaß⸗Lothringen bei hypothekarischen Belastungen sow überbauten Grundstücke, die nach § B. G.⸗B. seit dem 1. Januar 1910 büchern eingetragen sein müssen, aus diesen festgestellt. dieser Ermittlungen sind f Beifügung der Katasterreinerträge und ⸗nutzung der Staatswaldungen zusammengestellt worden.
und Nutzungswerten wurden s schaften in den einze war eine Trennung vorzunehmen und Industrieorten und den übrigen Gemeinden des Landes, da Katasterreinerträge des nicht überbauten, der Grundsteuer unterlieg Bodens nur einer Rente von höchstens 3 % des gemeinen T entsprechen dürften, während für die Nutzungswerte bäudesteuer unterliegenden Grundstücke in den größeren Städten und Industriegemeinden eine mittlere Rente von 5 % angenommen werden Bei der Bemessung der Kapitalwerte der der Gebäudesteuer den übrigen Gemeinden des Landes lediglich die B dienenden Ge⸗ treffen, deren estgestellt worden ist, gleichkommt.
der der Ge⸗
unterliegenden Grundstücke war zu berücksichtigen, daß die Nutzungswerte gebäude, nicht aber die landwirtschaftlichen Zwecken Zahl, wie bei der Gebäudesteuereinschätzung f der Zahl der steuerpflichtigen Wohngebäude nahezu wurde als Kapitalwert des unbebauten Eigentums das des Reinertrags und als Kapitalwert des bebauten Eigentums ßeren Städten und Industriegemeinden das 20 fache und in den übrigen Gemeinden das 40fache des Nutzungewertes angenomm Daß die so abgeleiteten Werte die tatsächlichen allgemeinen nicht übersteigen, darf mit Sicherheit behaupt Durch Gegenüberstellung und Vergleichung der mittelten Kapitalwerte mit den aus den Liegenschafts gezogenen Belastungen der ist für jede einzelne Gemei hältnis die hypothekarische dessen Werte steht.
Es ergeben sich hiernach für die einzelnen Kr. nach Städten und Industriegemeinden (a) und sonstig sowie für sämtliche Gemeinden des Kreises (c) Hundertsätze für die hypothekaris
in den grö n Verkehrswerte auf diese Weise er⸗ und der bebauten Gr
nde berechnet worden, in welchem Ver⸗ zerschuldung des Grund und Bodens zu
unbebauten
unterschieden en Gemeinden (b), die nachstehenden chen Verschuldungen:
— Æ; 8 A ”
2
Chateau⸗Salins
jedenhofen⸗Ost⸗ Diedenhofen⸗West.
-1S2öS”“
Metz⸗Land Metz (Stad Molsheim Mülhausen
Rappoltsweiler.
8——Odo— —
t. ohne Voroꝛrte)
SüoEne=SgNS 1 2—SScgncm—9 g—
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Saargemünd Schlettstadt. Straßburg (Land). Straßburg (Sta
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Weißenburg.
—
1 F em Gesamtwerte der die elastung von 15,8
Für das ganze Land besteh schaften von 5 034 961 095 ℳ eine Durchschnittsb davon entfallen auf
a. die 103 Gesamtwert 26,1 %,
b. die 1648 Landgemeinden mit 29
Städte und Industriegemeinden mit 2 07
62 811 264 ℳ Gesamtwer traßb. Korr. )
Zur Arbeiterbewegung.
Unter den Berliner Straßenbahnern ist, wie hiesige glitter berichten, eine Lohnbewegung im Gange, die jetzt zur zolidaritätserklärung der Straßenbahner und Angestellten der ochbahngesellschaft sowie der Siemensbahn geführt hat. ahdem die Direktion der Großen Berliner Straßenbahn ein Gesuch
” Lohnerhöhung abschlägig beschieden hat, wollen sämtliche An⸗ sstellten Ende des Monats ein Ultimatum stellen und dann gegebenen⸗ idG sofort in den Ausstand treten. — Nach fünfwöchiger Dauer wurde, s die „Deutsche Confect.“ berichtet, der Streik der organisierten
gerliner Konfektionsschneider durch Annahme eines drei⸗
Mübrigen Tarifs beigelegt. In allen Betrieben wird die Arbeit sofort vieder aufgenommen.
In Saarbrücken beschlossen, wie „W. T. B.“ meldet, die ztraßenbahnbeamten in einer gestern abgehaltenen Versammlung u den Ausstand zu treten, weil die Straßenbahnverwaliung ihren wünschen auf Regelung der Lohn⸗ und Dienstverhältnisse nicht nach⸗ gkommen sei. Dem Beschluß entsprechend, ruht seit heute früh jeder
Tarkehr auf den Straßenbahnlinien.
Zur Ausstandsbewegung unter den Eisenbahnern und rransportarbeitern n England meldet „W⸗ T. B.“, daß in
vondon der Person enverkehr auf den Eisenbahnen im
allgemeinen wieder normal ist. Auch in den Provinzen kehren nit wenigen Ausnahmen normale Zustände zurück. Sehr unregel⸗ mäßig ist der Verkehr noch auf der Northe astern⸗Bahn, namentlich
Manchester, wo die Eisenbahner noch streiken. In Hull haben die Eisenbahner die Vorschläge der Northeastern⸗Gesellschaft ebenfalls
vrworfen; der Streik dauert fort. Ernste Unruhen werden ferner aus Darlington und Bishop Auckland gemeldet, zwei an der
Nordwestbahn gelegenen Ortschaften, in die Truppen entsandt worden ind. In Leeds sind die Vorschläge der Gesellschaft günstig auf⸗ genommen worden; die Arbeit wird voraussichtlich heute wieder
beginnen. In Newcastle on Tyne wollen die Ausständigen die
Arbeit nur wieder aufnehmen, wenn bessere Bedingungen gewährt nerden. In Darlington wurde beschlossen, den Ausstand zu
beenden, wenn die anderen Zentren einverstanden seien. In
Sheffield hat das örtliche Streikkomitee beschlossen, wegen der
Verhältnisse bei der Midlandbahn wieder den Aus⸗ fand zu verkünden. In Liverpool haben sich gestern abend der Beilegung des Ausstandes neue Schwierigkeiten in den Peg gestellt, da das Streitkomitee erklärt hat, daß keine Gruppe der Tranevortarbeiter heute die Arbeit wieder aufnehmen solle. Die Wiederaufnahme ist infolgedessen auf unbestimmte Zeit verschoben worden, hauptsächlich wegen der Schwierigkeit der Wiedereinstellung der zusständigen Straßenbahner. — Aus Newport in der Grafschaft Mon⸗ mouth wird gemeldet, daß es in Tredegar, Ebbw Vale und Rhymney zu ensten Ausschreitungen infolge der unter den Bergarbeitern herrschenden Unzufriedenheit gekommen ist. Die Polizetbeamten, die von den Ruhestörern mit Wurfgeschossen empfangen wurden, machten von ihren Knütteln Gebrauch. Die Ruhe konnte erst nach dem Eintreffen von Truppen wiederhergestellt werden. Viele Personen wurden verletzt. — Die ausständigen Zeitun gsausträger in Dublin griffen gestern nachmittag im Verein mit arbeitsscheuem Gesindel verschiedene Zeitungswagen an und verbrannten den Inhalt der Wagen auf der Straße. Die Polizei, die mit Wurfgeschossen eimpfangen wurde, ging mehrmals mit ihren Knütteln vor. Es werden noch weitere Unruhen befürchtet.
Aus Calais wird dem „W. T. B.“ telegraphiert: Infolge iner in vergangener Nacht zwischen ausständigen und arbeits⸗ willigen Hafenarbeitern vorgekommenen Schlägerei hat der Bürgermeister den Arbeitswilligen verboten, sich Nachts auf der Straße zu zeigen. Die Hafenarbeiter von Dünkirchen haben den Hafenarbeitern von Calais angeboten, während der Dauer des Ausstandes für ihre Kinder zu sorgen. *Das Anerbieten wurde angenommen.
Die große Aussperrung in Norwegen, die, aus einem Konflikt in den Bergwerken entstanden, neun Wochen hindurch 35 000 Arbeiter brotlos wachte, ist, wie der „Voss. Ztg.“ aus Christiania telegraphiert wird, durch die Bemühungen des Storthingspräsidenten Halvorsen und des Storthingsabgeordneten Pastors Alfred Eriksen beigelegt worden. Auf Grund dieser Einigung soll die Frage der Mindestlöhnung der Bergwerks⸗ arbeiter, die einen der wesentlichsten Streitpunkte bildete, durch ein Schiedsgericht entschieden werden. — In Schweden ist nach dem⸗ selben Blatte die im Baugewerbe herrschende Aussperrung dem Ende nahe, da der größte Teil der Arbeiter wieder angenommen wurde. — Der Ausstand bei den Kopenhagener Straßen⸗ ecelesetlen ist beendet, indem neues Personal arngestellt wurde.
In den Warschauer Gardinenfabriken von Berin u. Co., Schlenker, Wyezyn u. Weier sowie in der A⸗G. der Dresdner Gardinen⸗ und Spitzenmanufaktur sind, wie die „Voss. Ztg.“ erfährt, unerwartet Ausstände ausgebrochen. Falls die Arbeit unter den alten Bedingungen in den nächsten Tagen nicht aufgenommen wenden sollte, haben sich die genannten Fabriken dahin verständigt, in Anbetracht der augenblicklich schlechten Absatzverhältnisse und der un⸗ günstigen Ernteaussichten wegen den Betrieb auf längere Zeit stillzulegen.
(Weitere „Statistische Nachrichten“ s. i. d. Ersten Beilage.)
“ Wohlfahrtspflege.
Der Marie Feodorowna⸗Preis im Gesamtwerte von 18 000 Rubeln — rund 38 000 ℳ — soll gelegentlich der vom 7. bis 17. Mai 1912 in Washington stattfindenden 9. Internationalen Konferenz der Gesellschaften vom Roten Kreuz verteilt werden. Es werden zuerkannt werden: 1 Erster Preis von 6000 Rubeln, 2 Zweite Preise von je 3000 Rubeln, 6 Dritte Preise von je 1000 Rubeln.
Dem Preisbewerbe unterliegen folgende, zur Verbesserung des Verwundetenloses bestimmte Gegenstände: Einrichtungen für die Evakuation Verwundeter vom Schlachtfelde unter möglichst geringer Inanspruchnahme von Sanitätsmannschaften; Transportable Wasch⸗ einrichtungen für Kriegszwecke; Verpackungsverfahren für Verbände bei den Sanitäaͤtseinrichtungen der ersten Linie; Krankentragen auf Rädern; Krankentragen auf Lasttieren, speziell auf Mauleseln; Zu⸗ sammenle bare, möglichst leichte Krankentragen; Verwundetentrans⸗ vortmittek zwischen Kriegs⸗ und Lazarettschiffen und der Küste; Heizungseinrichtungen für Eisenbahnwagen, die unabhängig von der okomotivheizung sind; Tragbare Röntgenapparate zur Anwendung der Röntgenstrahlen auf dem Schlachtfeld und in den Sanitäts⸗ anstalten der ersten Linie.
An dem Preisbewerbe können sich beteiligen sowohl Mitglieder der Männer⸗ und Frauenorganisationen vom Roten Kreuz, als auch Industrielle. Den ersteren ist Gelegenheit geboten, die näheren Be⸗ dingungen aus der Vereinszeitschrift „Das Rote Kreuz' oder von ihren zuständigen Landes⸗ oder Provinztalvereinsvorsitzenden zu erfahren.
ür sie wie für Industrielle gilt die grundsätzliche Vorschrift, daß die Zulassung zum Preisbewerbe nur nach einer sorgfältigen Prüfung der in Aussicht genommenen Gegenstände zunächst bei den Provinzial⸗ vereinen (in Preußen) oder den Vorständen der Landesvereine vom Roten Kreuz und später nach deren Prüfung durch das Zentralkomitee der Deutschen Vereine vom Roten Kreuz in dessen Zentraldepot zu Neubabelsberg bei Potsdam erfolgt.
Die Anmeldungen zum Preisbewerbe sind daher zunächst den erstgenannten Instanzen einzureichen. Die Einsendung der von diesen zugelassenen Gegenstände an das vorerwähnte Zentraldepot. muß spä⸗ testens bis zum 1. Februar 1912 geschehen sein mit dem ausdrücklichen Hinzufügen, daß die Anmelder sich dem Spruche der Jury des entralkomitees unterwerfen. Die Frachtkosten tragen die Bewerber
elbst, doch ist mitzuteilen, daß dank dem gpoßen Entgegenkommen der Hamburg⸗Amerikalinie eine Frachtkostenermäßigung um 50 % eintritt.
1“
Literatur.
Im Verlage der Buchhandlung des Waisenhauses in Halle a. S. erscheint eine Ausgabe der Reden Johannes von Miguels, herausgegeben von dem Königlichen Oberbibliothekar Professor Dr. Walther Schultze in Berlin und dem städtischen Bibliothekar Dr. Friedr. Thimme in Hannover. Der erste vorliegende Band, der mit einem Bildnisse Miquels geschmückt ist, enthält außer einem Vor⸗ wort und Lebensabriß Reden aus den Jahren 1860 bis 1869. Es handelt sich dabei um eine Auswahl der wichtigsten Reden, denn eine Veröffentlichung aller hätte etwa 16 Bände zu je 30 Druck⸗ bogen gefüllt. Um das wissenschaftliche Interesse der Vollständigkeit zu berücksichtigen, haben die Herausgeber dem. Abdruck der wichtigeren Reden ein Verzeichnis aller Reden beigefügt, den Fundort jeder Rede angeführt und zugleich eine kurze Charakterisierung ihres Inhalts gegeben. Die Sammlung will nicht nur dem Historiker dienen, indem sie ihm das mühsame Nachsuchen in den verschiedenen Quellenwerken erspart, sondern sie will die Reden des bedeutenden und vielseitigen Staatsmannes weiteren Kreisen in einer Form dar⸗ bieten, die es ermöglicht, sie zu lesen und zu verstehen, ohne erst viel in anderen Büchern nachzuschlagen. Dieser Absicht dienen die Ein⸗ leitungen und unterrichtenden Anmerkungen, die sich auf tatsächliche An⸗ gaben beschränken. Bei der Auswahl der abgedruckten Reden waren ausschließlich wissenschaftliche Gesichtspunkte maßgebend. Der vor⸗ liegende erste Band kostet geheftet 12 ℳ. Ein zweiter soll ihm noch in diesem Jahre folgen; dem Schlußband wird ein kurzes Sachregister beigegeben werden.
— Statistisches Jahrbuch für das Großherzogtum Baden, herausgegeben vom Großherzoglichen Statistischen Landesamt. 38. Jahrgang 1910 und 1911. Karlsruhe, Macklotsche Druckerei. Geb. 2 ℳ. — Dfeser Doppeljahrgang des die wichtigsten in Zahlen ausdrück⸗ baren Ergebnisse des gesamten Wirtschafts⸗ und Kulturlebens des Groß⸗ herzogtums Baden in gedrängter Kürze und übersichtlicher Form bietenden Jahrbuchs enthält fast durchweg die Statistik der Jahre 1908 und 1909. Gegenüber den früheren Bänden weist sein Inhalt nicht un⸗ erhebliche Bereicherungen auf. Von den wichtigeren neuen Tabellen feien die Darstellungen von weiteren Ergebnissen der Berufs⸗ und Betriebszählung von 1907 sowie die bei den Uebersichten über Gewerbe⸗ aufsicht, Rechtspflege, Schlachtvieh⸗ und Fleischbeschau, Staatshaushalt, Reichssteuern, Wahlen und Militärwesen durchgeführten Erweiterungen hervorgehoben. Im einzelnen behandeln die Tabellen, die auch fast durchweg mit vergleichenden Jahresreihen für das Land, meist für das letzte Jahrzehnt, bereichert sind: Staatsgebiet und Verwaltungs⸗ einteilungen, Stand und Bewegung der Bevölkerung, Bodenbenußzang, Anbau und Ernte, Viehzucht, Organisation der Landwirtschaft, Auf⸗ wendungen des Staates und der Kreise für Förderung der Landwirt⸗ schaft, die Forstwirtschaft, Jagd und Fischerei, gewerbliche und industrielle Verhältnisse, Einrichtungen zur Aus⸗ und Fort⸗ bildung der Handwerker, Gesellen⸗ und Meisterprüfungen, Organisationen der Arbeitgeber und der Arbeitnehmer, Ein⸗ richtungen für Arbeitsnachweis, Streiks und Aussperrungen, Verkehrswege, Verkehrsmittel und Verkehr, Handel, Bank⸗ und Kreditwesen, Sparkassen, Märkte, Preise und Löhne, Versicherungs⸗ wesen, Medizinal⸗ und Veterinärwesen, Unterricht und Bildung, Rechtspflege und Gefaͤngniswesen, Verwaltung und Polizei, Armen⸗ wesen und Wohltätigkeit, Finanzwesen (Staatshaushalt, Staats⸗ steuerveranlagung, Reichssteuern, Kreishaushalt, Gemeindehaushalt), Wahlen, kirchliche Verhältnisse, Militärwesen, Meteorologie und in 688 Anhang noch besonders die Städte mit mehr als 8000 Ein⸗ wohnern.
Jahrbuch für bremische Statistik, herausgegeben vom bremischen Statistischen Amt. Jahrgang 1910: Zur Statistik des Schiffs⸗ und Warenverkehrs im Jahre 1910. Bremen, Kommissions⸗ verlag von Franz Leuwer. — Die Tabellen unterrichten zunächst über den Seeverkehr in den Weserhäfen, in den Häfen der Stadt Bremen und in Bremerhaven nach den Herkunfts⸗ bezw. Bestimmungs⸗ richtungen und den Flaggen, über die Flußschiffahrt auf der Unter⸗ und Oberweser, über die Gesamteinfuhr und die Gesamtausfuhr seewärts, land⸗ und flußwärts in den Jahren 1908 bis 1910 nach Nettogewicht und Wert, dann eingehend über die Wareneinfuhr nach den Hauptrichtungen, dem Nettogewicht, Wert und Prozentverhältnis, insbesondere die Einfuhr zur See nach Herkunftsländern, Gewicht und Wert der einzelnen Artikel, und in derselben Weise über die Warenaussuhr nach Bestimmungsländern usw., zum Schluß noch über das Seeversicherungsgeschäft in Bremen, über die Handelsflotte der Weser und über Bremens Auswandererbeförderung.
1“ Land⸗ und Forstwirtschaft.
Korbweidenkultur und deren Verwertung durcch Heimarbeit.
Die Provinzialabteilung Ostpreußen des deutschen Vereins für ländliche Wohlfahrts⸗ und Heimatpflege hat seit einem Jahre zwecks eingehenderer Arbeit auf ihren verschiedenen Tätigkeitsgebieten neben einem Ausschuß für Volkseunterhaltung auch einen Ausschuß für länd⸗ liche Heimarbeit gebildet. Aus den zahlreichen Verhandlungen dieses Ausschusses ist die Schrift „Korbweidenkultur und deren Verwertung durch 116u verfaßt von Tierzucht⸗ instruktor Stakemann⸗Allenstein, entstanden, die kostenlos von der Geschäftsstelle (Königsberg i. Pr.⸗Hufen, Beethovenstraße Nr. 14) zu erhalten ist. Der Verfasser, der bei seiner früheren Tätigkeit in der Provinz Westpreußen Korbweidenanlagen in arbeitsarmer Gegend gegrůündet und durch die Verwertung der Weiden Winterarbeit für die ländliche Bevölkerung geschaffen hat, empfiehlt die Korbweidenkultur als einen neuen Weg, die Seßhaftigkeit der Arbeiter zu fördern und dem starken Zug nach den industriereichen Gegenden des Westens Einhalt zu tun. Er gibt zunächst den Landwirten und sonstigen Interessenten eine kurze Anweisung in der Kultur der Korbweiden und beleuchtet die Verwertung der Weiden und die Rentabilität ihres Anbaus. Wenn aber auch der Pflanzer der Weiden durch den Anbau einen mehr oder weniger roßen direkten Nutzen hat und sich nebenbei gute Wildremisen schafft, 8 empfiehlt Stakemann den Anbau der Korbweide doch vornehmlich in Ansehung der in ihm liegenden bedeutsamen sozialen Momente. Verzichtet man nämlich auf den Verkauf der Weidenruten, aus dem sich gute Einnahmen erzielen lassen, so bietet die Korbflechterei ein Mittel, die Leute im Winter, zu einer Zeit, in der die Landwirtschaft in geringerem Maße der Arbeitskräfte bedarf, zu beschäftigen. Die Verarbeitung der Korbweiden bedeutet außerdem die Erschließung eines neuen Ergerbs⸗ zweiges, der besonders halben Kräften zugute kommt, auch Frauen und Kindern, die während ihrer freien Zeit bei der leichten Arbeit des Schälens, Sortierens usw. guten Nebenverdienst finden. Deshalb empfiehlt Stakemann, namentlich in Gegenden mit stark bäuer⸗ licher Besitzverteilung und überall dort, wo bei mangelndem Wald⸗ besitz arbeitsarme Monate eintreten können, derartige Winterheimarbeit einzuführen. ““
Ernteergebnisse in Dänemark.
Das Kaiserliche Generalkonsulat in Kopenhagen berichtet unterm 18. d. M.: Die diesjährige Ernte ist in Dänemark recht be⸗ friedigend ausgefallen. Die Roggenernte ist vollständig beendet; der Ertrag ist nach Menge und Güte sehr gut. Weizen, Gerste und Hafer sind reif, größtenteils auch schon gemäht und vielfach bereits eingebracht. Mit Weizen und Gerste ist man gleichfalls zufrieden; der Hafer ist infolge der anhaltenden Trockenheit etwas spärlicher ausgefallen. Auch Futterrüben und Kartoffeln haben darunter gelitten. Die Heuernte ist durchweg gut eingebracht worden. Die Heuaussuhr war bedeutend; vielfach wurde über .8⸗ mangel der Eisenbahnen geklagt. In den letzten Jahren sind hier und dort Versuche mit dem Samenbau der gebräuchlichsten Futter⸗ gräser gemacht worden. Es verlautet, daß die Erfolge damit in diesem Jahre besonders gut waren, sodaß die Einfuhr von Sämereie vermutlich zurückgehen wird. 8 1.“
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Das Internationale landwirtschaftliche Institut in Rom veröffentlicht, wie „W. T. B.“ berichtet, folgende Ernte⸗ schätzungen in Tonnen: Weizen: Großbritannien 1 702 600. (gegen 1 584 909 i. Vorj.), Italien 5 530 000 (4 173 200), Spanien 4 263 000 (3 740 752), Rumänien 2 600 000 (3 016 240), Vereinigte Staaten von Amerika 18 092 800 (18 926 864), Canada 5 815 590 (4 082 051). Roggen: Spanien 801 000 (700 980), Vereinigte Staaten von Amerika 779 200 (839 230). Gerste: Groß⸗ britannien 1 257 900 (1 469 048), änemark 501 600 (463 880), Spanien 1 955 200 (1 661 434), Canada 1 138 600 (982 974). Hafer: Großbritannien 1 991 900 (3 145 993), Dänemark 677 300 (669 160), Italien 610 000 (414 760), Canada 5 844 700 (4 988 280). Die Einheitsziffer, d. i. das Prozentverhältnis der Gesamtproduktion dieses Jahres zu der des Vorjahres, ist für Weizen 105,6 %, für Roggen 101,2 %, für Gerste 109,0 %, für Hafer 105,4 %.
Gesundheitswesen, Tierkrankheiten und Absperrungs⸗ maßregeln.
Das Kaiserliche Gesundheitsamt meldet den Ausbruch der Maul⸗ und Klauenseuche vom Schlachthof zu München am 21. August 1911.
Konstantinopel, 21. August. (W. T. B.) Heute sind hier 34 Erkrankungen und 34 Todesfälle an Cholera vorgekommen. — Auf Transportschiffen, die in San Giovanni di Medua ein⸗ getroffen sind, um kleinasiatische Rediftruppen an Bord zu nehmen und in die Heimat zu befördern, sind ebenfalls Erkrankungen an Cholera vorgekommen. 8
Theater und Musik. 1
Im Königlichen Opernhause wird morgen, Mittwoch, „Arda“ unter der musikalischen Leitung des Kapellmeisters Blech ge⸗ geben. Die Besetzung lautet: Aüda: Frau Kurt; Amneris: Frau Goetze; Radames: Herr Maclennan; Amonasro: Herr Bisscoff; König: Herr Griswold; Ramphis: Herr von Schwind. Im choreo⸗ graphischen Teil sind die Damen Peter und Urbanska an hervor⸗ ragender Stelle beschäftigt.
Im Königlichen Schauspielhause geht morgen Otto Ernsts Komödie „Flachsmann als Erzieher“ in Szene. Die Haupt⸗ rollen spielen die Damen Arnstädt, Schramm und Abich sowie die Herren Dr. Pohl, Eggeling, Schroth, Boettcher, Platen, Vallentin, Patry, Werrack, Eichholz, Arndt und Mannstädt.
Die Tragikomödie „Der fette Caesar“ von Friedrich Freksa, die am Sonnabend als erste Neuheit dieser Spielzeit im Deutschen Theater aufgeführt wird, spielt zur Verfallzeit Roms im Kaiserreich, da der Prätorianerwille das Imperium dem gab, der den Soldaten die größte Schenkung bewilligte. Der Held entspricht seinem Namen. Wie er zum Throne gelangt, dreißig Tage herrscht und stürzt, wird in den drei Akten des Stückes entwickelt. Die Regie führt Felix Hollaender.
Im Lessingtheater wird am Freitag nach längerer Unter⸗ brechung Schnitzlers „Anatol“ wieder gegeben, mit Heinz Monnard in der Titelrolle. Am Sonnabend erfährt Schönherrs „Glaube und die 100. Aufführung; die Hauptrollen werden von den
amen Hilde Herterich, Paula Somary, Mathilde Sussin und den Herren Karl Forest, Hans Marr, Heinz Monnard, Emanuel Reicher, Kurt Stieler und Bruno Ziener dargestellt.
Die Direktoren Karl Meinhard und Rudolf Bernauer haben nun⸗ mehr mit dem bisherigen Mitgliede des Lessingtheaters Otto Gebühr einen Vertrag abgeschlossen, der den Künstler vom 1. Oktober ab für mehrere Jahre an das Berliner Theater und das Theater in der Königgrätzer Straße verpflichtet. Herr Gebühr tritt sein Engagement am 1. Oktober an.
Die Ausgabe und Erneuerung der Abonnements zu den großen Symphoniekonzerten des Blüthnerorchesters unter der Leitung von Siegmund von Hausegger, die am 6., 20. No⸗ vember, 11. Dezember 1911, 15., 29. Januar und 12. Februar 1912 stattfinden, beginnt am 25. August bei A. Wertheim (Leipziger Straße
und “ Bote u. Bock (Leipziger Straße 37 und Tauentzien:⸗
straße 7), Albert Stahl (Potsdamer Straße 39), Raabe u. Plothow (Potsdamer Straße 21), Hans Riedel (Ühlandstraße 163), in den Kunstwerkstätten für Geigenbau von Robert Beyer (Tauentzienstraße 15) und im Orchesterbureau (Lützowstraße 76). Die Zustellung der be⸗ reits bestellten Karten erfolgt vom 15. September ab durch das Bureau.
Das Waldemar Meyer⸗Quartett, nunmehr bestehend aus den Herren Professor Waldemar Meyer (I. Violine), Berthold Heinze (II. Violine), Max Heinecke (Viola) und Königlich dänischer Kammervirtuos Henry Bramsen (Cello), wird auch im kommenden Winter wiederum sechs Abonnementskonzerte im Saal der Singakademieveranstalten, und zwar finden sie an folgenden Tagen statt: 11. Oktober, 8. November, 13. Dezember, 10. Januar, 14. Fe⸗ bruar, 13. März. — Eine Anzahl angesehener Künstler haben ihre Mitwirkung für diese Konzertabende bereits zugesagt.
Mannigfaltiges.
Berlin, 22. August 1911.
Ueber die Witterung in Norddeutschland im Monat Juli 1911 berichtet das Königlich preußische Meteorologische Institut auf Grund der angestellten Beobachtungen: Mit Ausnahme des kühleren Nordostens war der Juli warm, heiter, trocken und reich an Sonnenschein. Die Temperatur lag im Westen bis 32° über der normalen und blieb nur nordöstlich der Weichsel und in Hinter⸗ pommern, in Ostpreußen allerdings bis 1°, hinter dem lang⸗ jährigen Mittelwerte zurück. Bis auf wenige östliche oder an der Küste gelegene Orte wurden überall 30 °, im westlichen Binnenlande bis öostwärts zur Elbe hin mehrfach sogar 37 ° C überschritten und somit die höchsten Werte erreicht, die bisher in Deutschland einwandfrei festgestellt worden sind. Auch die Zahl der Sommertage war im Südwesten und an der mittleren Elbe außerordentlich groß (mehr als 20) und betrug nur im äußersten Osten sowie im Küstengebiet weniger als 10. Die Sonnenscheindauer war allgemein zu groß, die Bewölkung und 8 Niederschlagsmenge zu klein. Besonders empfindlich war der Regen⸗ mangel in Mittel⸗ und Oberschlesien sowie am unteren Main, während es im Neuwieder Becken verhältnismäßig am nassesten war. Im Zu⸗ sammenhange mit der geringen Ergiebigkeit der Niederschläge stand die große Gleichförmigkeit in ihrer Verteilung. Vorwiegend fielen 10 — 50 mm. Im Osten, besonders in Teilen von Westpreußen, Posen, Schlesien und Brandenburg kamen sogar weniger als 10, im Norden der Pförtner Heide nur 6 mm vor. 50—75 mm und dar⸗ über hatten Hinterpommern und,. Südholstein, ferner ein Streifen Landes, der sich vom Ruppiner Land durch Mecklenburg⸗ Strelitz nach Vorpommern erstreckt, die Altmark und Umgebung so⸗ wie kleine Gehiete des norddeutschen Flachlandes, der Kyffhäuser nebst Goldener Aue und Thüringer Grenzplatte, die höher gelegenen Teile von Schlesien sowie endlich einige west⸗ und mittel⸗ deutsche Gebirge. Die größte Menge (91 mm) wurde in Oberhessen gemessen. — Zu Beginn des Juli stand die Witterun Norddeutsch⸗ lands unter dem Einflusse tiefer Minima, die von Nordwesteuropa ostwärts nach Skandinavien wanderten, bei gleichzeitig hohem Luft⸗ drucke im Südwesten. Es war bei leichten bis frischen Winden aus westlichen Richtungen kühl, trühe und unbeständig, doch waren die Nieder schläge nur wenig ergiebig. Die im Westen bereits seit dem 7. Juli, später fast im ganzen Gebiete herrschende große Hitze und Trockenheit muß in der starken Erwärmung und Austrocknungdes Bodens durch die Sonnen strahlung im Innern eines Hochdruckgebietes ihre Erklärung finden In der Tat war das barometrische Maximum, dessen Kern anfangs üͤber Westeuropa, mit dem Auftreten von Depressionen daselbst abe unächst über Deutschland, später weiter östlich gelegen war, vo seltener Beständigkeit. Nur strichweise und vorübergehend bewirktern Ausläufer des westlichen Tiefdruckgebietes während der letzten Dekad Gewitter. Bemerkenswert ist die mehrtägige Unterbrechung des ge⸗
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