1911 / 220 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 18 Sep 1911 18:00:01 GMT) scan diff

Cadinen, 18. September. Gestern früh traf, „W. T. B.“

f hre Majestät die Kaiserin und Königin mit öniglichen Hoheit der Prinzessin Viktoria

hier ein und wurde auf dem Bahnhof von Seiner Majestät dem Kaiser und König, dem Geheimrat Etzdorf und Landrat Grafen von Posadowsky⸗Wehner empfangen.

Schaumburg⸗Lippe. Von den fünfzehn Landtagsmandaten standen vor⸗ gestern zehn durch allgemeine direkte Wahl zur Erledigung. Es wurden 2 8 1 Nationalliberaler, 2 Freisinnige und 2 Sozialdemokraten gewählt. 3 Stichwahlen sind lich, davon zwei zwischen Freisinnigen und Sozialdemokraten. Die Nationalliberalen haben zwei andate verloren, den Freisinn und eins an die Sozialdemokratie.

eins an

Oesterreich⸗Ungarn.

8 g . Der ungarische Ministerpräsident Graf Khuen⸗Hedervary hat vorgestern im Abgeordnetenhause eine Abordnung des liberalen Volksverbandes empfangen, die ein Memorandum in der Angelegenheit der Verwirklichung des demokratischen Wahlrechts überreichte. Der Ministerpräsident dankte für das ausführliche Memorandum und erklärte, „W. T. B.“ zufolge, jedermann sei von der Notwendigkeit der Wahlreform über⸗ zeugt, die in fortschrittlichem Sinne verwirklicht werden solle.

Rußland.

Der Kaiser Nikolaus ist, „W. T. B.“ zufolge, gestern abend von Kiew zu Schiff nach Tschernigow abgereist.

Das gestern nachmittag ausgegebene Bulletin über das Befinden des Ministerpräsidenten Stolypin be⸗ sagt obiger Quelle zufolge: 1

In der Nacht ist eine Verschlimmerung in dem Zustande des Ministerpräsidenten Stolypin eingetreten. Es erschienen An⸗ zeichen einer lokalen Peritonitis (Bauchfellentzündung) im Zu⸗ sammenhang mit einem Bluterguß unterhalb des Zwerchfells. Um 6 ½ Uhr früh betrug kie Temperatur 36,6, der Puls 80, der Atem 26 28. Um 8ꝛ 8 Uhr Vormittags betrug die Temperatur 37, der Puls 104, der Atem 24 26. Um 10 Uhr Vormittags wurde ein neuer Verband angelegt. Die Wunde der Eingangsöffnung wurde in gutem Zustande befunden. Unterhalb des Schußkanals, an dessen hinterem Ende, wurde der Sitz des Geschosses festgestellt, die Kugel wurde nach lokalem Anästhetisieren entfernt. Der Kranke überstand die Entfernung des Geschosses in völlig be⸗ friedigender Weise. 1

Einem Abends veröffentlichten Bulletin zufolge schreitet die Bauchfellentündung fort. Die Temperatur betrug 36,6; Puls 116 120, Atem 28. Der Zustand des Patienten ist sehr ernst. 1 1 1

Der Handelsminister hat bei der Duma einen Gesetz⸗

eingebracht, der die Förderung des Baues russischer Schiffe bezweckt. Es werden Prämien von 75 Rubel für die Tonne des Gesamtrauminhalts und von 135 Rubel für die indizierte Pferdekraft für eiserne Sciff vorgesehen, die auf russischen Werften und oaus russischem Roh⸗ material hergestellt sind, und eine Prämie von zwei Rubel für das Pud des zur Verwendung gekommenen Materials. Das Gesetz soll fünfzehn Jahre in Kraft bleiben. 2 Die Helsingforser Blätter veröffentlichen ein Telegramm des Generalgouverneurs an die Gouverneure, worin er die den Korpskommandanten gegebene Vorschrift über ein militärisches Eingreifen im Falle von Unordnungen mitteilt. ö“ Sozialistische Versammlungen in Tammerfors und St. Michel haben einstimmig eine Protestresolution gegen die Ein⸗ verleibungder beiden Kirchspiele des Gouvernements Viborg angenommen. Spanien. 11““ G Der Minister des Auswärtigen Prieto hat vorgestern in San Sebastian die Botschafter von Rußland, Frankreich und Italien empfangen. Am Freitag hatte der Minister eine Unterredung mit dem spanischen Botschafter in Paris. Das Ministerium des Innern veröffentlicht eine Note, in der es laut Meldung des „W. T. B.“ heißt: Die Regierung habe aus Barcelona Nachrichten über einen Plan der Revolutionäre erhalten, dessen Ausführung einem aus Spaniern und Ausländern zusammengesetzten Anarchistenkomitee übertragen worden sei. Nachdem das Komitee den Generalstreik beschlossen, habe es Vorbereitungen zur Zerstörung der Telegraphen⸗, Telephon⸗ und Eisenbahnlinien sowie zur Arbeitseinstellung in den Druckereien getroffen. Um das Sric.e der Zeitungen in verhindern, habe das Komitee die Verleger, Redakteure und cker der Blätter einge⸗ schüchtert, aber das Einschreiten des Gouverneurs, der die Blätter durch die Polizei schützen ließ, habe den Versuch zum Scheitern gebracht. 1 Die Note fügt hinzu, daß die Mitglieder des revolutionären Komitees bis auf drei verhaftet worden seien, und schließt mit dem Bemerken, die Revolutionäre wollten den Generalstreik nicht als Mittel, um zugunsten der Arbeiter zu protestieren, sondern einzig und allein um Unruhen hervorzurufen.

Amerika.

In einer vorgestern in Erie gehaltenen Rede führte der Präsident Taft in bezug auf die Schiedsgerichtsverträge laut Meldung des „W. T. B.“ aus:

1 Wenn der Kongreß es für gefährlich halte, die Ernennung der amerikanischen Mitglieder der gemischten Kommission dem Präsidenten allein zu überlassen, so könne dem Senat das Bestätigung srecht gegeben werden. Er sei aber auch bereit, die gemischte Kommission ganz fort⸗ fallen zu lassen und die Entscheidung der Frage, ob eine An⸗ gelegenheit schiedsgerichtlich erledigt werden könne, einem Schieds⸗ gerichtshof zu übertragen. Ebenso sei er damit einverstanden, eben diesem Gerichtshof nicht nur diese Entscheidung, sondern auch die Entscheidung des Streitfalles selbst zu überlassen.

Vorgestern ist es in Eg8S. (Mexiko) zu Unruhen gekommen, in deren Verlauf 3 Personen getötet und 18 ver⸗ wundet wurden. Die Truppen zerstreuten die Aufständischen.

Asien. 9

Nach Meldungen des „W. T. B.“ aus Täbris hat eine Abteilung Schudjand Daulehs in der Nacht zum Sonnabend gußerhalb Täbris errichtete Befestigungen überfallen, sich der dort aufgestellten Kanonen bemächtigt und dreißig bis vierzig Mann gefangen genommen, die sich widerstands⸗ los ergaben. Das Feuergefecht dauert mit wechselnder

mhotest fort. Wie die „Morning Post“ meldet, aben sich gestern die Regierungstruppen unter Sardar ffar in einer Stärke von 1500 Bachtiaren und vier Geschützen infolge der Annäherung Salar ed Daulehs von Sultanabad nach Kum zurückgezogen. Der Grund für den Rückzug sind die strategischen Maßnahmen der Regierung, die Salar ed

Meldungen des „Reuterschen Bureaus“ aus Tschung⸗ king zufolge haben die Aufrührer am Mittwoch voriger Woche hundert Mann Regierungstruppen aus einem Hinterhalt in der Nähe von Kien⸗tschau angefallen und vernichtet und Tschengtu erreicht, wo die Truppen die Verfolger zurückwarfen und 100 von ihnen töteten. Am Donnerstag gewannen die Truppen Kien⸗tschau wieder. Der „St. Petersburger Telegraphenagentur“ zufolge ist ein beträchtlicher Teil der Truppen aus der Provinz Szechuan zu den Aufrührern übergegangen. Afrika.

Nach Meldungen des „W. T. B.“ fahren die Kriegsschiffe fort, die Duars an der Küste von Alhucemas zu beschießen. Die vorgeschobene Position bei Idrill ist am Freitag abend vom Feinde angegriffen worden, hat aber keine nennenswerten Verluste erlitten.

Nr. 75 des „Zentralblatts der Bauverwaltung“, heraus⸗ gegeben im Ministerium der öffentlichen Arbeiten, vom 16. September, bat folgenden Inhalt: Amtliches: Dienstnachrichten. Nichtamtliches: Die neue Psvchiatrische und Nervenklinik in der Charité in Berlin. Der Einfluß des elektrischen Stromes auf Beton und Eisenbeton. Vermischtes: Wettbewerb um Entwürfe für ein Restaurations⸗ gebäude im Stadtpark von Bochum. Sandstreuer mit einer die Schleuderscheibe und den Sandtrichter verbindenden Antriebwelle.

Statistik und Volkswirtschaft.

Die deutsche überseeische Auswanderung im Monat August 1911 und in demgleichen Zeitraume des Vorjahrs. Es wurden befördert deutsche Auswanderer im Monat August über 1911 1910 881 1 261 528 507 1 409 1 768

Bremen ... Hamburg.. 3 deutsche Häfen zusammen.. 9 1 fremde Häfen (soweit ermittelt) 135 580 8 überhaupt . 1 544 2 348. Aus deutschen Häfen wurden im Monat August 1911 neben den 1409 deutschen Auswanderern noch 11 429 Angehörige fremder Staaten befördert; davon gingen über Bremen 6734, über Ham⸗ burg 4695.

Die Fleischproduktion in Preußen und Deutschland im I. Halbjahr 1911.

Das Königliche Statistische Landesamt gibt vierteljährlich in der „Stat. Korr.“ die in der Hauptsache die sogenannten gewerblichen Schlachtungen erfassende Zahl der Tiere, an denen in Preußen die allgemeine Schlachtvieh⸗ und Fleischbeschau vorgenemmen worden ist, sowie die Gesamtzahl der in Preußen auf Trichinen und Finnen untersuchten Schweine (gewerbliche und Hausschlachtungen von Schweinen) bekannt. Nach diesen tabellarischen Zusammen⸗ stellungen, denen die rechtzeitig eingegangenen Vierteljahrsmeldungen der Kreistierärzte zugrunde gelegt worden sind, haben, wenn man die nachträglich aus mehreren Kreisen gemeldeten Ergebnisse mit⸗ berücksichtigt, im 1. und 2. Vierteljahr 1911 im Vergleich mit der⸗ selben Zeit des Vorjahres der allgemeinen Schlachtvieh⸗ und Fleisch⸗ beschau bezw. (Schweine bei gewerblichen und Hausschlachtungen) insgesamt der Trichinenschau unterlegen ¹):

slm gegen 1 Greenn. 1911 1910)

im (gegen 2. Viertelj. 2. Viertelj. 1911 1910)

19 129 (— 63 563 (— 74 570 257 646 (— 99 362 (—

2 1 122) 7 9 152) 68 179 13 259) 262 276 25 401) 97 725 25 686) 575 365 (s— 150 460) 2 743 776 (+ 302 473) 300 221 (— 25 367) 38 331 ◻¼ 498)

880 (— eh

10 175 11 530

8 328) 13 330) 734 889 . 29 969)

1 189

Jungrinder Kälber Schweine

2 472 211 (+ 279 724) 331 532 (— 22 498) Ziegen. 8 51 271 (+ 2 927) auf Trichinen (u. Finnen) unter⸗ 1 suchte Schweine 3 983 769 (+ 297 311) 2 669 606 (+ 339 167). In Preußen haben also in beiden Vierteljahren die Schlachtungen

von Schweinen und Ziegen, die der ersteren sehr erheblich, eer der gleichen Zeit des Jahres 1910 zugenommen, während bei den übrigen Gattungen ein Rückgang zu verzeichnen ist. Die Abnahme der Schlachtungen von Rindern und Schafen erscheint zwar an sich nicht als erfreulich, erklärt sich aber allein schon aus der bedeutenden Steigerung dieser Schlachtungen im Vorjahre. In den Monaten Ja⸗ nuar bis März 1910 fand wegen Mangels an Futter, der die Folge der schlechten Rauhfutterernte des Jahres 1909 war, eine starke Abstoßung von Rindern statt, infolge deren die Rinderschlachtungen ungewöhnlich zu⸗ nahmen, sodaß der auf den Kopf der Bevölkerung entfallene Fleischverbrauch des 1. Vierteljahres 1910 nur noch von dem des 1. Vierteljahres 1908 übertroffen wurde. In der ersten Hälfte des laufenden Jahres lagen die Verhältnisse umgekehrt; eine reiche Futterernte ermöglichte es, von Verkäufen unreifen Viehes abzusehen und von neuem die Viehbestände zu ergänzen. Es mußte sich daher naturgemäß auch in den Schlachtungsziffern insbesondere bei Rindern ein Rückgang er⸗ geben. Daß die Zahl der im 1. Vierteljahr 1911 geschlachteten Kälber hinter der für die gleiche Zeit des Vorjahres ermittelten um mehr als 150 000 zurückgeblieben ist, hat auch noch darin seinen Grund, daß das Osterfest, zu dem der Bedarf an Kalbfleisch und demgemäß auch die Zahl der Schlachtungen von Kälbern ungewöhnlich groß sind, 1910 in das 1. Vierteljahr, 1911 aber erst in die Mitte des Monats April fiel. Nachdem die endgültig festgestellten Ergebnisse der Viehzählung vom 1. Dezember 1910 für Preußen haben erkennen lassen, daß die noch nicht 3 Monate alten Kälber seit Dezember 1909 eine Vermehrung um 9,19 % erfahren haben, gewährte der anhaltende Rückgang der Kälber⸗ und Rinderschlachtungen die Aussicht auf eine Vermehrung der Rinderbestände; die außerordentliche Trockenheit in diesem Sommer läßt freilich erneute stärkere Verringerungen derselben befürchten. Die bedeutende Zunahme der Schlachtungen von Schweinen

hat im 2. Vierteljahre 1911 bewirkt, daß nicht nur das durch die Minderschlachtungen von Rindern, Kälbern und Schafen entstandene Minus an Fleisch ausgeglichen worden, sondern noch eine Steigerung des Gesamtfleischvorrats, durch die gewerblichen Schlach⸗ tungen allein um 10 485 381 kg, zu verzeichnen ist. Eine Berechnung der durch die Schlachtungen verfügbar gewordene Fleischmenge unter Zugrundelegung der vom Kaiserlichen Gesundheitsamt ermittelten Durchschnittsschlachtgewichte ergibt, daß a. infolge der Slachtungen au

von Tieren, die der allgemeinen Schlachtvieh⸗ und Fleischbes unterworfen worden sind, und b. infolge der Schlachtungen von nur auf Trichinen und Finnen untersuchten Schweinen vorhanden waren:

¹) Nach der Nr. 29 der „Statistischen Korrespondenz“ vom 5. August d. J.; die daselbst mitgeteilten Zahlen für das 1. Viertel⸗ jahr 1911 sind wesentlich höher als die sich auf dasselbe Vierteljahr beziehenden ersten Angaben in der Nr. 17 der „Stat. Korr.“ vom

im (ge

2. Viertelj. 2.Vlerne 1911 191079 Kilogramm

im (gegen 1. Viertelj. 1. Viertelj. 1911 1910) Kilogramm

4 495 315 (— 247 4 124 309 500 11 336 88 29 395 560 (— 1 198 760 210 137 935 (+ 23 776 540 7 293 704 (— 494 956

820 336 (4+ 46 88½ 376 452 350 (+ 10 485 31

6 081 800 (— 263 670) 125 809 315 (— 17 978 600) 23 014 600 (— 6 018 400) 233 220 960 (+ 25 710 205) 6 604 862 (— 558 074)

613 296 (+ 7 968) 395 344 833 (+ 899 429)

b. Schweine⸗

fleisch. 105 399 405 (— a und b

438 770) 16 7728 575 (4+ 5 052 652

zusammen [500 744 238 (+ 460 659) 393 230 925 (+ 15 538 038

Bei einer mittleren Bevölkerung von rund 40 270 000 bein 40 410 000 Menschen im 1. und 2. Vierteljahr 1911 wurden nach Abzug des auf Grund der bisherigen Ermittlungen vom Kaiserlichen Gesundheitsamte festgestellten Durchschnittsbetrags für das bei der Fleischbeschau vernichtete Fleisch zum Verbrauch für den Kopf der Bevölkerung Preußens geliefert: a. durch die Schlachtungen von Tieren, die der allgemeinen Schlachtvieh⸗ und Fleischbeschan unterworfen worden sind, (im wesentlichen die gewerblichen Schlach⸗ tungen) im 1. Vierteljahr 1911 9,780 kg (in derselben Zeit des Jahres 1910 9,897 kg) und im 2. Vierteljahr 9,282 (9,150) kg b. durch die Hausschlachtungen von auf Trichinen und Finnen unten, suchten Schweinen im 1. Vierteljahr 1911 2,615 kg (in derselben Zeit des Vorjahres 2,663 kg) und im 2. Vierteljahr 0,415 (0,294) kg zusammen im 1. Vierteljahr 12,395 (12,557) kg und im 2. Viertel⸗ jahr 9,697 (9,444) kg Fleisch. Während im 1. Vierteljahr 1911 die Schlachtungen für den Kopf der Bevölkerung eine Fleischmenge er⸗ Paben, die hinter der vorjährigen wie auch hinter der entsprechenden

ahl für das 1. Vierteljahr 1908 ein wenig zurückbleibt, aber immen noch groͤßer ist, als der Fleischvorrat in der gleichen Zeit der Jahre 1905 07 und 1909, übertrifft die auf den Kopf der Bevölkerung entfallende Fleischproduktion des 2. Vierteljahrs 1911 auch die vor⸗ jährige und erreicht nur die des 2. Vierteljahrs 1909 noch nicht gan Für das ganze Deutsche Reich werden vom Keaiserlichen Statistischen Amt nur Vierteljahresübersichten über die Zahlen der in den einzelnen Gliedstaaten und insgesamt der allgemeinen Schlacht⸗ vieh⸗ und Fleischbeschau unterworfenen Tiere, also in der Hauptsache über die gewerblichen Schlachtungen veröffentlicht. Nach den Zusammenstellungen, die sich auf die beiden ersten Viertel des lau⸗ fenden Jahres beziehen, stellen sich jene Zahlen also ohne die Hausschlachtungen, bei denen die allgemeine Beschau nicht stattgefunden hat bei Berücksichtigung der nachträglich aus mehreren preußischen Kreisen gemeldeten Ergebnisse ³) im Vergleich mit den entsprechenten Ziffern fuür das 1. und 2. Vierteljahr 1910, wie folgt:

(gegen 2. Viert⸗lj. 1910)

(gegen Viertelj. 1910)

im 2. Viertelj.

im 1. Viertelj. 1. 1911

1911

28 710 (— 133 303 (— 16 16 113 694 (— 16 148 419 527 18 742

39 525 (— 1 157) 143 644 (— 103 291 (— 438 685 Jungrinder 199 495 (— ö. 1 067 577 (— Schweine 4 547 061 (+ Schafe.. 467 930 (— 43 171) 471 299 1 33 189) Ziegen 136 305 (— 3 337) 176 786 (— 918). In beiden Vierteljahren haben also im Reiche nur die gewerblichen Schweineschlachtungen zugenommen, während bei den übrigen Tier⸗ gattungen Rückgänge der Schlachtungsziffern zu verzeichnen sind. Aber die Zahl der geschlachteten Rinder und Kälber, die im 1. Vierteljahr am stärksten sich vermindert hatte, weist für das 2. Vierteljahr eine viel geringere Abnahme gegenüber dem Vorjahre auf, und gleich⸗ zeitig hat die Zahl der Schweineschlachtungen eine noch größere Zunahme als im 1. Vierteljahr erfahren. Bei Berech⸗ nung der durch die gewerblichen Schlachtungen verfügbar ge⸗ wordenen Fleischmengen unter Zugrundelegung der vom Kaiser⸗ lichen Gesundheitsamt ermittelten Durchschnittsschlachtgewichte läßt sich daher für das 2. Vierteljahr 1911 noch eine Zunahme der inländischen Fleischproduktion um 16 004 124 kg gegenüber der gleichen Zeit des Vorjahres feststellen, während für das 1. Vierteljahr die amtlichen Meldungen trotz der starken Zunahme der Schweine⸗ schlachtungen doch eine Verminderung des Gesamtschlachtgewichts um 479 579 kg ergeben haben. Die Entwicklung der inländischen Fleisch⸗ versorgung im 2. Vierteljahr kann somit als günstig bezeichnet werden. Es betrug die durch die gewerblichen Schlachtungen im Reiche verfügbar gewordene Menge (Schlachtgewicht der der allgemeinen Schlachtvich⸗ und Fleischbeschau unterworfenen Tiere)

999)

12 849) 16 18 45 503) 48 189) 248 897 469 001

211 447 (— 31 486) 1 306 425 (— 69 9141) 4 125 367 (+ 476 249)

(gegen

1. Viertelj. 1. Viertelj. 1911 1910)

Kilogramm

im im d- egen 2. Viertelj. 2. Vierteli. 1911 1910) Kilogramm

Pferde⸗ fleisch 9 288 375 (— Rindfleisch 221 613 705 (s— 29 150 865 Kalbfleisch 42 703 080 (— 9 955 880) Schweine⸗ feisch ..386 500 185 (+ 39 865 085) Schaf⸗ 8 . 10 294 460 (— 949 762) 10 368 578 (— 730. 158) iegen⸗ 1 fleisch. 2 180 880 (— 53 392) 2 828 576 (— 14 688) zusammen [672 580 685 (— 479 579) 641 896 504 (+ 16 004 12⁴). Nach Abzug des bei der Beschau unschädlich beseitigtn Fleisches gemäß den Ermittelungen des Kaiserlichen Gesund⸗ heitsamts verblieben für den Verbrauch im 1. Vierteljahr 1911 670 159 395 kg, im 2. Vierteljahr 639 585 677 kg.] Bei einer mittleren Bevölkerung von rund 65 060 000 bezw. 65 2700 Menschen im 1. und 2. Vierteljahre 1911 hat die inländische Fleisch produktion ohne die Hausschlachtungen, bei denen die allgemeine Schlachtvieh⸗ und Fleischbeschau nicht stattgefunden hat zum Ver⸗ brauch für den Kopf der Bevölkerung Deutschlands geliefert: im 1. Vierteljahr 1911 10,301 kg (gegen 10,425 kg in der gleichen Zeit des Jahres 1910) und im 2. Vierteljahr 9.800 kg Fleisch sgegen 9,667 kg im 2. Viertel des Jahres 1910). Für das 1. Viertel⸗ jahr 1911 ergab sich für den Kopf der Bevölkerung eine Verbrauchs⸗ menge, die nur von den entsprechenden Zahlen der ersten Vierteljahre von 1910 und 1908 ein wenig übertroffen wird, aber größer ist al der Verbrauch in der gleichen Zeit Jahre 1909 und 1905 h,

234 765) 6 746 850 (— 271 895) 2 257 000 (— 27

350 656 195 (+ 40 481 165)

²) s. Anmerkung 1.

die der Deutsche Fleischerverband aufgestellt hat, gibt den Verbrau von Rind⸗, Kalb⸗, Hammel⸗ und Schweinefleisch inländischer

6. Mal, bei deren Veröffentlichung die amtlichen Vierteljahrsmeldungen

Daulehs weitres Vorrücken verhindern sollen.

aus mehreren Kreisen noch nicht vorgelegen haben. 11.“X“

Produktion in Deutschland für das erste Halbjahr 1911 vie niedrig an und entspricht daher nicht der Wirklichkeit. uX 4“ 8111“

d. Bl.).

sind am Sonnabend die Vorschlä mehrheit angenommen worden. 1 der hiesigen Metallindustrie ihr Ende erreicht. (Vgl. Nr. 212 d. Bl.)

¹) Eine in diesen Tagen durch die Presse verbreitete Statistit,

und die im 2. Vierteljahr 1911 auf den Kopf der Bevölkerung ent⸗ fallene Fleischmenge übersteigt den Verbrauch in den zweiten Viertel⸗ jahren aller dieser Vorjahre mit Ausnahme von 1909.

Zur Arbeiterbewegung.

Der Ausstand der Berliner Elektromonteure und Helfer ist, wie die „Voss. Ztg.“ mitteilt, beendet (vgl. Nr. 206 Die Ausständigen haben beschlossen, den Ausstand abzubrechen

wieder aufzunehmen. Die Arbeit⸗ geber hatten Verhandlungen abgelehnt, hauptsächlich, weil sich genügend Arbeitswillige gemeldet hatten und eine Fhigung mit einzelnen Ausständigen zustande gekommen war. Unter den Berliner Fastwirtegehibfen macht ich nach demselben Blatte in letzter Zeit eine lebhafte Bewegung für Fafhung der Beköstigung im Betriebe bemerkbar. In einer An⸗ zahl Berliner Großbetriebe ist bereits mit Hilfe der Organisation des Verbandes deutscher Gastwirtsgehilfen die Beköstigung abgeschafft und

für ei sprechende Lohnentschädigung eingeführt worden.

Die Aussperrung im niederrheinischen Tabakgewerbe ist, der „Frkf. Ztg.“ zufolge, am Sonnabend nach mehrtägigen Ver⸗ handlungen, die mit einem günstigen Ergebnis für die Arbeiter endeten, auf der ganzen Linie aufgehoben worden. (Vgl. Nr. 199 d. Bl.)

und später den Lohnkampf

Aus Leipzig wird dem „W. T. B.“ telegraphiert: In einer von mehr als 600 Gelbmetallarbeitern besuchten Versammlung e der Arbeitgeber mit Zweidrittel⸗ hamit hat die Aussperrung in

Die Arsenalarbeiter in Lorient haben, wie „W. T. B.“ meldet, die Aufforderung ihrer Brester Kameraden, aus Anlaß des Stapellaufs des Panzers „Courbet“ feindselige Kundgebungen gegen den Marineminister Pelcasse zu veranstalten, abgelehnt. (Vergl. Nr. 219 d. Bl.) 8

In Sedan sind, wie „W. T. B.“ erfährt, zahlreiche Arbeiter zum Zeichen des Protestes gegen die Lebensmittelteuerung für vierundzwanzig Stunden in den Ausstand getreten. Am Sonnabend⸗ abend kam es zwischen Demonstranten und Dragonern zu Zusammen⸗ stößen, wobei drei Personen verletzt wurden. Zwölf Verhaftungen wurden vorgenommen.

(Weitere „Statistische Nachrichten“ s. i. d. Ersten Beilage.)

Gesundheitswesen, Tierkrankheiten und Absperrungs⸗ maßregeln.

Zur Beratung internationaler Tuberkulosefragen fand gestern im Reichstagsgebäude unter Vorsitz von Geheimrat B. Fränkel eine Sitzung statt, an der, „W. T. B.“ zufolge, u a. die Professoren Calmette und Guinard⸗Paris, Demez⸗Brüssel, Pynappel⸗Amsterdam, Raw⸗Liverpool, Roerdam⸗Kopenhagen, Buhre⸗Stockholm, Wladi⸗ miroff⸗St. Petersburg, von Schretter⸗Wien, Bever⸗Washington teil⸗ nahmen. Als Vertreter der staatlichen Behörden waren der

räsident des Reichsgesundheitsamts Bumm, Ministerialdirektor Freund, üebent en Werner ferner die Professoren Pannwitz, Nietner, Kayser⸗ ling u. A. anwesend. Es wurde beschlossen, die nächste internationale Tuberkulosekonferenz vom 11.—13. April 1912 in Rom abzuhalten und in erster Linie die Fragen der Menschen⸗ und Rindertuberkulose und der spezisischen Behandlung sowie der Beteiligung der Frau an der Tuberkulosebekämpfung zu erörtern. Auch sollen Maßnahmen etroffen werden, das Abzeichen der Internationalen Tuberkulose⸗ das Rote Doppelkreuz, gegen Mißbrauch zu schützen. Der Vereinigung gehören zurzeit bereits 28 Länder an. Präsident ist Leon Bourgeois⸗Paris, Generalsekretär Professor Pannwitz⸗Berlin.

Das Kaiserliche Gesundheitsamt meldet den Ausbruch und das Erlöschen der Maul⸗ und Klauenseuche im Schlachthof zu Dresden, sowie den Aus bruch der Seuche im Schlachtviehhof zu Nürnberg am 16. September 1911. 8

8

Oesterreich⸗Ungarn. b Verordnung der Ministerien des Innern, des Handels und der Finanzen vom 6. September 1911, mit der die Ein⸗ und Durchfuhr gewisser Waren und Gegenstände aus den Provinzen Avellino, Alessandria, Caltanisetta, Campobasso, Catania, Genua, Livorno, Messina und Trapani (einschließlich der ifen dieser Provinzen des Königreichs Italien) verboten bezw. be⸗

chränkt wird.

Auf Grund des Artikels VII des Zolltarifgesetzes vom 13. Fe⸗ bruar 1906, R.⸗G.⸗Bl. Nr. 20, wird zur Verhürung der Ein⸗ schleppung der Cholera die Ein⸗ und Durchfuhr folgender Waren und Gegenstände aus den Provinzen Avellino, Alessandria, Caltanisetta, Campobasso, Catania, Genua, Livorno, Messma und Trapani (ein⸗ schließlich der Häfen dieser Provinzen) verboten bezw. beschränkt:

1) Gebrauchte Leibwäsche, alte und getragene Kleidungsstücke ebrauchtes Bettzeug (gebrauchte Bettfedern).

erden diese Gebenflände als Reisegepäck oder infolge Wohnungs⸗ wechsels befördert, so unterliegen sie den fallweise geltenden besonderen Bestimmungen über sanitätspolizeiliche Revision und Behandlung beim Grenzübertritte

2) Hadern und Lumpen.

Von diesem Verbot sind ausgenommen:

„a. Hadern und Lumpen, welche zusammengepreßt und in mit zusammengebundenen Ballen als Großhandelswaren befördert

rden;

zb. frische Abfälle aus Spinnereien, Webereien, Konfektions⸗ ue oder Bleichereien, Kunstwolle, Shoddy und Abfälle neuen

Die Durchfuhr der unter 1 und 2 bezeichneten Waren und Gegenstände ist jedoch gestattet, wenn diese so verpackt sind, daß eine anipulation mit denselben unterwegs nicht möglich ist. „Eine Desinfektion darf nur bei Waren und Gegenständen, welche die örtliche Sanitätsbehörde als verseucht ansieht, Anwendung finden. Diese Verordnung tritt mit dem Tage der Kundmachung in Kraft. Meyer m. p. Wickenburg m. p. Mataja m. p.

Verordnung der Ministerien des Innern, des Handels und der Finanzen vom 6. September 1911, nit welcher die Ein⸗ und Durchfuhr Waren und Gegenstände ans der europäischen Türkei verboten bezw. beschränkt wird. Auf Grund des Artikels VII des Zolltarifgesetzes vom 13. Fe⸗ bruar 1906, R.⸗G.⸗Bl. Nr. 20, wird zur Verhütung der Einschleppung de Cholera die Ein⸗ und Durchfuhr folgender und Gegen⸗ stände aus der europäischen Türkei verboten bezw. beschränkt. 1) Gebrauchte Leibwäsche, alte und getragene Kleidungsstücke gebrauchzeffekten), gebrauchtes Bettzeug (gebrauchte Bettfedern). den diese Gegenstände als Reisegepäck oder infolge Wohnungs⸗ els befördert, so unterliegen sie den fallweise geltenden besonderen F. mungen über sanitätspolizeiliche Revision und Behandlung Grenzübertritt. Hadern und Lumpen. Von diesem Verbote sind jenommen: Reifss Hadern und Lumpen, welche zusammengepreßt und in mit sen zusammengebundenen Ballen als Großhandelswaren befördert n. Frische Abfälle aus Spinnereien, Webereien, Konfektions⸗ 2 oder Bleichereien, Kunstwolle, Shoddy und Abfälle neuen 5 Die Durchfuhr der unter 1 und 2 bezeichneten Waren und

Nen ände ist jedoch gestattet, wenn diese so verpackt sind, daß eine Kanipulation mit be selben unterwegs nicht möglich ist.

1““ 1“

Eine Desinfektion darf nur bei Waren und Gegenständen, b die örtliche Sanitätsbehörde als verseucht ansieht, Anwendung nden. „Diese Verordnung tritt mit dem Tage der Kundmachung in Kraft.

Konstantinopel, 16. September. (W. T. B.) Im Laufe des gestrigen und des heutigen Tages sind hier 57 Erkrankungen an Cholera und 35 Todesfälle vorgekommen.

Saloniki, 16. September. (W. T. B.) Seit gestern sind hier drei neue Cholerafälle vorgekommen. Ein englischer Dampfer, an dessen Bord ein Albanese an Cholera gestorben war, durfte seine Reisenden nicht landen, sondern mußte zur Quarantäne nach Klazomene in Monastir fahren. Die Ulemas fahren fort, die Mohammedaner gegen die Aerzte aufzuhetzen.

Sofia, 16. September. (W. T. B.) Burgas ist für cholerafrei erklärt woörden. In irgend einem anderen Orte Bulgariens hat sich ein Cholerafall nicht ereignet.

(Weitere Nachrichten über Gesundheitswesen ꝛc. s. i. d. Ersten Beilage.)

Verdingungen.

(Die näheren Angaben über Verdingungen, die beim, Reichs⸗ und Staats⸗ anzeiger“ ausliegen, können in den Wochentagen in dessen Expedition waͤhrend der Dienststunden von 9 bis 3 Uhr eingesehen werden.)

Italien.

x28. September 1911, Vormittags 10 Uhr. Direktion der Artilleriekonstruktionswerkstätte in Piacenza: Lieferung von 60000 kg reiner Pikrinsäure im Werte von 162 000 Lire. Sicherheitsleistung 16 200 Lire. Näheres in italienischer Sprache beim „Reichsanzeiger“. 3. Oktober 1911, Vormittags 11 Uhr. Generaldirektion des Königlichen Arsenals in Spezia und gleichzeitig diejenige in Neapel: Lieferung von Gegenständen aus gummi elasticum im Werte von 40 000 Lire. Sicherheitsleistung 4000 Lire. Offerten ꝛc. bis 2. Ok⸗ tober 1911. Näheres in italienischer Sprache beim „Reichsanzeiger“.

17. Oktober 1911, 11 Uhr. Gleichzeitig vor dem Stadtrat (Alcaldia Constitutional) in Gijon und vor der Generaldirektion für Lokalverwaltung (Direccién General de Administratiön local) in Madrid: Verdingung der öffentlichen Beleuchtung der Stadt Gijon mittels Gas für die Zeit vom 1. Januar 1914 bis zum 31. Dezember 1933. Angebote werden an beiden Amtsstellen an Wochentagen von 10 bis 1 Uhr bis zum 16. Oktober entgegenommen. Vorläufige Sicherheitsleistung 7500 Pesetas, endgültige 15 000 Pesetas. Näheres in spanischer Sprache beim „Reichsanzeiger“ und in der Redaktion der „Nachrichten für Handel und Industrie“.

19. Oktober 1911, 12 Uhr. Hafenbaukommission (Junta de Obras del Puerto) in Corusa: Lieferung eines Umformers, unter⸗ irdischen Kabels und Zubehörs für die Handhabung von drei Kranen auf dem Hafendamm von Santa Lucia. Angebote bis 11 Uhr Vor⸗ mittags des genannten Tages an das Sekretariat der Kommission. Näheres an letztgenannter Amtsstelle und in spanischer Sprache beim „Reichsanzeiger“ sowie der Redaktion der „Nachrichten für Handel und Industrie“.

Belgien. (Lastenhefte and Pläne können, wenn nichts anders vermerkt ist, vom Bureau des adjudications in Brüssel, Rue des Augustins 15, bezogen werden.) 227. September 1911, 11 Uhr. Börse in Brüssel: Kabel⸗ lieferung für die Telegraphenverwaltung. Speziallastenheft Nr. 1153.

27. September 1911, 11 Uhr. Ebenda: Lieferung von Manila⸗ hanfseilen gegen Zurücknahme alten Seilwerks oder Barzahlung. 7100 Fr. icherheitsleistung 700 Fr. Speziallastenheft Nr. 1214.

9. Oktober 1911, 11 Uhr. Direction du service spécial de l'Escaut Maritime in Antwerpen: Marchs au Blé⸗de⸗Zélande: Bau einer geschlossenen eisernen Halle und einer Landungsstelle beim „Belvédère’ auf dem linken Ideufer. 66 500 Fr. Sicherheits⸗ leistung 6650 Fr. Preis des Lastenhefts Nr. 97: 60 Centimes, des Plans: 3,80 Fr. Eingeschriebene Angebote zum 5. Oktober.

11. Oktober 1911, 11 Uhr. Börse in Brüssel: Neuverdingung der Lose 2, 3 und 4 des Speziallastenhefts Nr. 1135. Lieferung von Holzmasten. Speziallastenheft Nr. 1135 bis.

14. Oktober 1911, 11 Uhr. Gouvernement provincial in Brüssel: Bau von 10 Hebewerken mit Zu⸗ und Abflußleitungen und zugehörigen Arbeiten auf der rechten Seite der Schleusen Nr. 2a, 3, 4. 5, 6, 7, 8, 9, 10 und 11 des Kanals von Charleroi nach Brüssel. Sicherheitsleistung 28 000 Fr. Preis der Pläne 13,60 Fr. Ein⸗

eschriebene Angebote zum 10. Oktober. Demnächst. Börse in Brüssel: Lieferung von: Segeltuch (6 Lose zu je 50 000 laufenden Meter zu 0,80 m Breite); 3700 kg paraffinierten Ceresins; 1200 kg Spezialgarns zum Nähen von Plandecken; 60 000 kg Messingösen für Plandecken; 80 000 kg rohen Leinöls. 10 Lose. Anlieferung in Mecheln (gare de Muysen).

Demnächst. Ebenda. Lieferung von allgemeinen Verbrauchs⸗ fehhe und Artikeln zur Beleuchtung von Räumlichkeiten der Staatsbahn. 118 Lose.

Tärkei.

Kriegsministerium in Konstantinopel: Vergebung der Liefe⸗ rung von tragbaren Zelten und Tornistern (vergl. „Deutschen Reichs⸗ anzeiger“ vom 5. April 1911 Nr. 82 —). Die Ausschreibung dauert fort, da die bisher geforderten Preise zu hoch erscheinen. Neue Angebote baldmöglichst an die Generalintendantur des genannten Ministeriums.

Verkehrswesen.

1“ ü ““ In Taitu ngtsch en (Kiautschou), etwa nordöstlich von Tsingtau, ist am 1. Juli eine Postagentur eingerichtet worden, deren Tätigkeit sich auf die Annahme und Ausgabe von gewöhnlichen und eingeschriebenen Briefsendungen sowie auf die Wahrnehmung des Postanweisungs⸗, Zeitungs⸗ und Paketdienstes erstreckt.

Heute und morgen finden im Plenarsitzungssaale des preußischen Abgeordnetenhauses zu Berlin die Verhandlungen des IX. - . bandstages des Hevisch⸗österreichtsch⸗uggarlschen Ver⸗ bandes für Binnenschiffahrt statt. Auf der Tages⸗ ordnung für die heutige Sitzung standen u. a.: Bericht über den Stand der Wasserstraßenfragen in den Verbandsländern, und zwar: a. in Oesterreich (Berichterstatter: K. K. Hofrat, Professor Oelwein⸗ Wien und Baudirektor, Oberbaurat W. Rubin⸗Prag), b. in Ungarn Berichterstatter: K. K. Oberingenieur Jul. Maurer⸗Budapest und Königl. ung. Technischer Rat Ernst Macher⸗Budapest vom Königl. ung. Handelsministerium), c. in Deutschland außer Bayern (Bericht⸗ erstatter: Regierungsbaumeister Höbel⸗Hamm), d. in Bayern (Berichterstatter: Generalsekretär K. G. Steller⸗Nürnberg); Die Anwendung des Motors in der Binnenschiffahrt (Bericht⸗ erstatter: Geheimer Regierungsrat, Professor Flamm⸗Berlin). Morgen, am zweiten Verhandlungstage, wird sich der Verband mit folgenden Fragen beschäftigen Entwicklung des hpdrographischen Dienstes, insbesondere Vorkehrungen für die Hochwasserprognose in Oesterreich (Berichterstatter: K. K. Sektionschef im Ministerium für öffentliche Arbeiten, Dimplomingenieur E. Lauda⸗Wien); Erweite⸗ rung Arbeitsprogramms des Verbandes durch die Aufnahme der Bearbeitung des Projekts der Schiffbarmachung des Rheins von Basel bis Bodensee und der Herstellung eines Kanals vom Bodensee bis zur Donau; Ahänderung des Namens und der Satzungen des Verbandes im Falle der zustimmenden Beschluß⸗ fassung des Verbandstages zu dem Punkte 2 der Tages⸗

ordnung; Massengüterbahnen als Ersaß für Großschiffahrts⸗

wege? (Berichterstatter: Generalsekretaxr Rägöczy⸗Berlin An die Verhandlungen wird sich am Mittwoch ein technischer Aealch. zu den Neuanlagen des Großschiffahrtsweges Berlin —Stettin und am Donnerstag eine Dampferfahrt durch die westlichen Berliner Wasser⸗ straßen nach Wannsee und zurück anschließen.

Theater und Musik.

.“ Ge 86 Königliches Opernhaus.

Giacomo Puccinis „Bohème“ wurde am Sonnabend, in einigen Hauptrollen neubesetzt, aufgeführt. Die wichtigste Neubesetzung war die des Liebespaares ⸗Rudolf und Mimi durch Fräulein Hempel und Herrn Jadlowker. Besser als seine Partnerin, die trotz vollendeten Kunstgesanges 227h, etwas kühl gegenübersteht, eignet sich Herr Jadlowker für die ihm zugewiesene Rolle, ja, es darf sogar behauptet werden, daß er zu ihren allerbesten Vertretern ehört. Der lyrische Schmelz seines wohlgebildeten Tenors, eine Fähigkeit, den Ausdruck charakteristisch zu färben, und seine ge⸗ wandte Darstellung vereinigen sich hier zu schönster Wirkung. So fehlte es ihm denn auch nicht an Beifall, sogar bei offener Szene⸗ Die Partie des Marcell ist auf Herrn Bronsgeest übergegangen, dessen vornehme Gesangsart besonders in dem Duett mit Herrn Jadlowker gut zur Geltung kam. Die Musette, die Frau Andrejewa⸗Skilondz zum ersten Male singen sollte, wurde wegen Unpäßlichkeit der Künstlerin, wie früher, von Frau Dietrich anerkennenswert gegeben.

Königliches Schauspielhaus.

Heinrich von Kleists „Penthesilea“, die nach jahrelanger Pause am Sonnabend im Königlichen Schauspielhause neu einstudiert in einer von Paul Lindau besorgten Bearbeitung aufgeführt wurde, ließ einen starken Eindruck zurück. Eine Penthesilea⸗Aufführung ist stets ein Wagnis Das an Schönheiten überreiche, eigenartigste Werk des großen Dichters ist gleichzeitig von einer so wilden, bis ins Krankhafte gesteigerten Leidenschaft durchglüht und der Charakter der Heldin offenbart sich in so gewaltsam gegeneinander stürmenden Kontrasten, daß sich selten eine Künstlerschar zusammen⸗ findet, die der Schwierigkeiten einer Darstellung dieses titanisch⸗wilden Dramas Herr zu werden vermag. Das Königliche Schauspielhaus konnte sich in der Hauptsache am Sonnabend jenes Sieges rühmen: ein schwerwiegender Beweis von dem großen künstlerischen Können seiner Mitglieder. Frau Poppe spielte die Penthe⸗ silea. Die Darstellung der Amazonenkönigin dürfte zu den besten Kunstleistungen Frau Poppes gehören, deren Stärke in der Verkörperung wilder, nicht verhaltener Leidenschaft liegt. Namentlich in den beiden letzten Aufzügen war ihr Spiel überzeugend und mitreißend; auch die Schönheit des Worts wurde nur selten von der wild⸗bewegten Sprache verschlungen. Dieser Penthesilea war der Achill des Herrn Staegemann ebenbürtig. Er stellte ihn als den heiteren, lebensfrohen, sorglosen Helden dar, als lachende, stürmische Jugend, einem Siegfried ähnlich. Sicher entspricht diese Auffassung im wesentlichen auch der des Dichters, doch läßt Kleist über das Antlitz Achill's auch gelegentlich ein Gewitterdräuen ziehn. Von diesem wild⸗ernsten Heldentum zeigte Herr Staegemann vielleicht zu wenig. Ausgezeichnet war Herr Kraußneck als Odysseus, er bewies wieder, daß er ein hervorragender Sprecher ist, der beste wohl, den wir besitzen; auch Herr Geisendörfer als Adrast und Herr Zimmerer als Antilochus gestalteten ihre Erzählungen so dramatisch⸗lebendig, daß die Erzählung zur Handlung wurde. Unter den Damen ragten Fräulein Ressel und Fräulein Heisler hervor. Die treffliche Frau Butze war mehr eine mütterlich⸗liebevolle Frau als eine Oberpriesterin der Diana bei den wilden Amazonen, und damit kommen wir zu einer Ausstellung, die wohl in erster Linie die Regie trifft: einige Szenen waren zu idyllisch⸗opernmäßig. Dieses Drama . auch in den freundlichen Kontrastszenen, auf einer über das Menschliche hinausgehobenen Basis vor sich gehn, um seine volle Wirkung auszuüben. Seine Leidenschaft ist so wild und gewaltig, daß sie abstößt, wenn sie ein schlichtes Idyll, mit freund⸗ lichen Farben allzu liebevoll ausgemalt, als Folie erhält. So waren, Wum nur eins zu nennen, die Rosenjungfrauen ja sehr anmutig und lieblich, Amazonentöchter aber, die in Jahresfrist sich in wildem Ueberfall den Geliebten rauben sollten, waren sie nicht. Die Lindausche Bearbeitung zeigte viele Vorzüge und verriet eine bühnensichere Hand. In den ersten Akten waren aber manche an Schönheit reiche Stellen gestrichen, die man ungern mißte. Dafür hätte man im letzten Akt, dessen Grausen durch ein etwas schleppendes Spiel noch unnötig verlängert wurde, Streichungen weniger gemerkt oder lieber in den Kauf genommen. Von diesen verhältnismäßig geringfügigen Ausstellungen abgesehen, muß man der Aufführung aber hohes Lob zollen; das Publikum war von ihr auch

sichtlich ergriffen und zollte reichen Beifall.

8 1 Residenztheater.

„Ein Walzer von Chopin“ nennt sich der neue französische Schwank vnn Kéroul und Barré, mit dem das Residenztheater am Sonnabend die Winterspielzeit, zugleich die letzte unter der Di⸗ rektion Richard Alexanders, eröffnete. Der Schwank selbst brachte nichts Neues, das übliche tolle Durcheinander mit gewagten Situationen und Requisitenscherzen, wie man sie schon oft an dieser Stätte sah, aber er enthielt für Richard Alexander wieder die Rolle, in der er am komischsten ist, wenn er den aus einer Verlegenheit in die andere geratenden liebenswürdigen Schwerenöter spielt. Immer neue Seiten und charakteristische Eigenheiten wußte er hervorzukehren, ohne je die Grenze zu überschreiten, die den Menschendarsteller vom bloßen Spaß⸗ macher scheidet. Er fand in den anderen Mitwirkenden vortreffliche Gegenspieler, insonderheit in den Damen Leuchtmann, Linden und Sydow und in den Herren Sikla, Seldeneck, Mierendorff, Frey u. a. Der Schwank, dessen Inhalt zu erzählen, sich erübrigt, errang einen lebhaften Heiterkeitserfolg.

Im Königlichen Opernhause geht morgen, Dienstag, „Der fliegende Holländer“ in Szene. Herr Bischoff singt die Titelrolle, Frau Kurt die Senta, Frau von Scheele Muüller die Mary, Herr Knüpfer den Daland, Herr Philipp den Steuermann. Die Rolle des Erik hat zum ersten Male Herr Maclennan übernommen. Dirigent ist der Kapellmeister von Strauß.

Im Königlichen Schauspielhause wird morg ie neu einstudierte „Penthesilea“ von H. von Kleist wiederholt.

Ueber die Witterung in Norddeutschland im Monat August 1911 berichtet das Königlich preußische Meteorologische Institut auf Grund der angestellten Beobachtungen: Die Witterung des August zeigte einen ähnlichen Charakter wie die des vorangegangenen Monats. Die mittlere Temperatur war allenthalben zu hoch, der Niederschlag und die Bewölkung fast durchweg zu gering. Den größten Wärmeüberschuß hatte das westliche Deutschland, wo die Ab⸗ weichung des Monatsmittels vom normalen Temperaturwert bis über 4 ° stieg, den geringsten die Ostseeküste und das südlichste Oberschlesien, wo es aber trotzdem meist noch mindestens 1,5 zu warm war. Nur in Hinterpommern lag der Ueberschuß etwas unter 1 °. Die Temperatur⸗ maxima überschritten meist 30, im Rheinland stellenweise 350⁰. Die Zahl der Sommertage war hoch und betrug nicht selten 20 und mehr; weniger als 10 wurden nur auf den Inseln der Nordseeküste beobachtet. Die während der ersten Monatshälfte anhaltend herrschende große Wärme wich vom 15. August ab kühlerer Witterung, doch erreichten die Temperaturen im letzten Monatsdrittel zeitweise wieder eine recht bedeutende Höhe. Die Bewölkung blieb vielfach erheblich hinter den mittleren Werten zurück, während die Sonnenscheindauer entsprechend hobe Beträge aufwies. Im Einklang damit steht auch der Nieder

schlagsmangel, der sich fast durchweg bemerkbar machte. Nur i 8— 1““