Seine Majestät der König haben Allergnädigst geruht: dem Direktor der Deutschen Gasglühlicht⸗Aktiengesellschaft in Berlin Ri ard Feuer den Charakter als Kommerzienrat zu verleihen. “ 1
Ministerium der geistlichen und Unterrichts⸗ angelegenheiten. Dem Seminardirektor Grah ist das Direktorat des Lehrer⸗ seminars in Paradies verliehen worden.
Ministerium für Landwirtschaft, Domänen und Forsten. 16
Dem Domänenpächter Hornung zu Lichtenburg im Regierungsbezirk Merseburg ist der Charakter als Königlicher Oberamtmann verliehen worden. 8 “
Die Oberförsterstelle Haiger im Regierungsbezirk Wiesbaden ist zum 1. Januar 1912 zu besetzen; Bewerbungen müssen bis zum 1. November eingehen. “
Nichtamtliches. Deutsches Reich.
Preußen. Berlin, 11. Oktober.
Seine Majestät der Kaiser und König nahmen gestern nachmittag auf der Fahrt von Königsberg nach Hubertusstock den Vortrag des Chefs des Militärkabinetts, Gene der Infanterie Freiherrn von Lyncker
Der Königlich bulgarische Gesandte Guéchow hat Berlin verlassen. Während seiner Abwesenheit führt der Erste Legationssekretär Nestoroff die Geschäfte der Gesandtschaft.
Station Werbellinsee, 11. Oktober. Ihre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin sind, „W. T. B.“ zufolge, heute früh von Rominten über Königsberg hier eingetroffen und haben Sich nach dem Jagdschloß Hubertusstock begeben.
Schaumburg⸗Lippe.
Seine Hochfürstliche Durchlaucht der Fürst Georg hat gestern sein 67. Lebensjahr vollendet. Der Geburtstag des Landesherrn wurde in Stadt und Land festlich begangen.
Oesterreich⸗Ungarn.
Dcas österreichische Abgeordnetenhaus setzte in der gestrigen Sitzung die Beratung der Teuerungsanträge fort. Nach dem Bericht des „W. T. B.“ wies der Ministerpräsident Bearon von Gautsch die von dem sozialdemokratischen Abgeordneten Dr. Adler bei der Besprechung des Tripoliskonfliktes gegen eine be⸗ frreundete Macht erhobenen Anwürfe um so nachdrücklicher zurück, als sie auch einen Oesterreich⸗Ungarn verbündeten Staat beträfen. Ferner wies der Ministerpräsident ganz entschieden den der Regierung ge⸗ machten Vorwurf der Untätigkeit in der Teuerungsfrage zurück. Die Verhandlungen mit Ungarn hinsichtlich der Fleischfrage würden fortgesetzt. Ueber das Ergebnis dieser Verhandlungen möge das Haus sein Urteil fällen, dem er sich dann gewiß beugen werde. Am Schluß seiner Rede erklärte der Ministerpräsident, das Teuerungsproblem könne nur unter Berücksichtigung der Interessen aller produzierenden Stände durch Zusammenwirken der Regierung, des Parlaments, der Länder und der Gemeinden gelöst werden. Im weiteren Verlauf der Verhandlung legten der Ackerbau⸗ und der Handelsminister die von der Regierung getroffenen sowie ge⸗ planten Maßnahmen zur Behebung der Lebensmittelteuerung dar. Der Justizminister kam auf den Revolveranschlag vom 5. Oktober zurück und erklärte, er erblicke darin einen Zwischenfall, der ihn selbstverständlich von der gewissenhaften Erfüllung seiner Amts⸗ pflichten und der Verfolgung seines bisherigen Weges nicht abbringen
werde. Der Minister wies mit aller Entschiedenheit die Angriffe
gegen den Richterstand wegen zu schwerer Urteile aus Anlaß der
Teuerungsausschreitungen zurück und erklärte die Behauptung
einer Beeinflussung der Richter von oben als Beleidigung
des gesamten Richterstandes. Das Schlagwort von der
Klassenjustiz sei ein Schlagwort der Sozialdemokraten, während genug
Leute glaubten, daß es nur eine einzige Klassenjustiz gebe und zwar
die sozialdemokratische Parteijustiz. Das Abgeordnetenhaus sollte in
eigenem Interesse alles vermeiden, was einer unbefugten Beeinflussung.
des richterlichen Ansehens und der Unabhängigkeit der Richter gleich⸗
komme.
Am Schluß der Sitzung beantwortete der Ministerpräsident
die Interpellation, betreffend die Sperrung der tschechischen
Privatschulen in Wien.
— Der Ministerpräsident legte eingehend deren Rechtslage dar und
erklärte schließlich, die Regierung werde überall auch in dieser Frage
im Sinne einer einwandfreien Handhabung der bestehenden Gesetze
und aufe die Beseitigung der sich ergebenden Gegensätze hinwirken. So
wie einerseits der deutsche Charakter Wiens, dessen Wahrung und Er⸗ haltung der Gemeinde Wien am Herzen liege, speziell auf dem Gebiete des Schulwesens in den hinsichtlich der öffentlichen Schulen bestehenden
Einrichtungen zum vollen Ausdruck gelange, sollte andererseits die
innerhalb der gesetzlichen Schranken bestehende Moglichkeit
der geistigen und kulturellen Entwicklung der in Wien lebenden An⸗ gehörigen aller Nationalitäten nicht unterbunden werden. Die Re⸗ gierung werde dafür sorgen, daß auch die der tschechischen Nationalität angebörigen Bewohner von Wien in dem Bestreben, ihren Kindern die Wohltat eines ihrem sprachlichen Bedürfnisse entsprechenden
Elementarunterrichts durch private Opferwilligkeit angedeihen zu lassen,
nach Maßgabe der Gesetze geschützt werden.
Großbritannien und Irland.
Wie amtlich bekanntgegeben wird, hat die Regierung aus Vertretern der Arbeitgeber und Arbeiter einen Industrierat gebildet, der die Aufgabe hat, Fragen, die Gewerbestreitigkeiten betreffen oder geeignet sind, Streitigkeiten hervorzurufen, zu untersuchen und eine geeignete Tätigkeit zur Beilegung und Abkürzung industrieller Auseinandersetzungen zu ent⸗ falten. Dieser Industrierat wird keine Zwangsbefugnisse haben. Es gehören ihm je sechs Vertreter der Arbeitgeber und der Arbeiter der Hauptindustrien, darunter der Eisenbahnen, an. Präsident ist Sir Geoorge Asquith vom Handelsamt, der mit
Der Kabhzisttsrat beschäftigte sich in seiner gestrigen Sitzung mit der auswärtigen Lage und erörterte die laufenden Geschäfte, insbesondere die Pulverfrage. 8
Portugal.
Wie „W. T. B.“ meldet, wird der Oberkommissar für Lourenço Marques Azevedo Silva den Posten des General⸗ prokurators der Republik übernehmen.
Ein Zirkular des Justizministeriums an die Justizbehörden enthält genaue Anweisungen über die Behandlung der Italiener auf Grund des Völkerrechts. Die Instruktionen gelten bis zum Friedensschluß. Infolge einer Anfrage der Katasterverwaltung hat der Ministerrat, „W. T. B.“ zufolge, beschlossen, daß während der Dauer des Abbruchs der Be⸗ ziehungen Italiener Immobilien nicht erwerben dürfen.
((EGSriechenland. Der Vertreter der Türkei hat nach einer Meldung der „Agence d'Athénes“ dem Minister des Aeußern Gryparis Kenntnis von einem Telegramm der Pforte gegeben, in dem diese versichert, daß die ausschließlich zu dem Zwecke, Versuche zur Landung italienischer Truppen zurückzuweisen, bestimmte Truppenkonzentration in keiner Weise die griechische Grenze berühre. Die griechische Regierung hat von dieser Er⸗ klärung Kenntnis genommen und beobachtet weiter eine ab⸗ wartende Haltung. 8 “ Der türkische Geschäftsträger Refik Bey hat, wie die „Bulgarische Telegraphenagentur“ meldet, dem interimistischen Minister des Aeußern Theodoroff die Erklärung abgegeben, daß die im Wilajet Adrianopel ergriffenen militärischen Maßnahmen keineswegs einen Angriff gegen Bulgarien be⸗ zweckten, sondern lediglich die Aufrechterhaltung der Ruhe und
Ordnung im Lande. b Amerika.
Wie „W. T. B.“ aus Montevideo meldet, hat die Kammer in erster Lesung den Gesetzentwurf, betreffend die Ver⸗ staatlichung der Versicherungen, der von der Regierung eingebracht worden war, genehmigt. Der englische Gesandte teilte seiner Regierung mit, daß er die Ansprüche der interessierten englisschen Gesellschaften unterstützen werde.
Asien.
Laut Meldung der „St. Petersburger Telegraphen⸗Agentur“ hat der Befehlshaber einer Abteilung von Anhängern des früheren Schahs, Raschid Nisam, die Regierungs⸗ truppen in Tasudscha in die Flucht geschlagen. In Salmas, wohin Raschid marschiert ist, herrscht große Niedergeschlagenheit. Der Generalschatzmeister Morgan Schuster hat, wie „W. T. B.“ zu der gestern verbreiteten Mitteilung meldet, nach einer vorherigen Mitteilung an den russischen Gesandten in Teheran einhundert Gendarmen unter einem amerikanischen Offizier entsandt, um das Besitztum Schua es Saltanehs, eines Bruders des früheren Schahs, mit Beschlag zu belegen. Die Kosaken zogen sich vor den Gendarmen zurück. Der russische Generalkonsul legte Protest gegen dieses Vorgehen ein, weil das Besitztum an eine russische Bank verpfändet sei.
Der Medschlis hat die Anstellung von 20 schwedischen Offizieren in der Armee zu Instruktionszwecken genehmigt, abgesehen von den bereits angestellten Gendarmerie-⸗Instruktoren.
Die „St. Petersburger Telegraphenagentur“ meldet aus Szetschuan, daß die Stadt Jatschufu von den Auf⸗ ständischen eingenommen worden sei und in der Provinz Münnan die Regierungstruppen geschlagen worden seien.
— Im Zusammenhang mit der gestrigen Entdeckung einer Bombenwerkstatt auf einer russischen Besitzung in Hankau sind, einer Meldung des „Reuterschen Bureaus“ zufolge, zwei Personen verhaftet worden. Die Wirtschaftsgebäude waren mit Anlagen für die Herstellung von Nitroglycerin und Dynamit versehen. Eine Landkarte, die aufgefunden wurde, zeigt, daß ein Angriff auf Wuchang beabsichtigt war. Achtundzwanzig Revolutionäre wurden gestern in einem chinesischen Gasthause in Wuchang verhaftet und vier davon vor dem Yamen des
Vizekönigs enthauptet. 18 Afrika.
Zu Ehren des ersten italienischen Gouverneurs Borea Ricci ist, wie das „Giornale d'Italia“ aus Tripolis meldet, von den italienischen Offizieren am Sonntag in den mit Fahnen und den Bildern des italienischen Herrscherpaares geschmückten Räumen des Konak ein Empfang veranstaltet worden, zu dem auch die fremden Konsuln erschienen waren. Hundert arabische Häuptlinge nahmen ebenfalls an dem Empfange teil. Der frühere Bürgermeister und jetzige Vizegouverneur von Tripolis Hassun Karamanli hielt eine Ansprache, in der er Italien be⸗ grüßte, dessen Freund er stets gewesen sei.
Die militärische Lage in Tripolis gibt nach den vom „W. T. B.“ verbreiteten Meldungen italienischer Blätter nicht viel Anlaß zu Besorgnis. Häufig eintreffende Ueberläufer erklären, die türkischen Truppen hätten keine Führer und seien desorganisiert. Allnächtlich kommt es jedoch trotzdem noch zu Alarmierungen, da die türkischen Aufklärungstruppen sich der italienischen Vorpostenkette zu nähern versuchen. Das Fort Sultania wurde in die Luft gesprengt, nachdem die italienischen Truppen es geräumt hatten. Wie der „Daily Telegraph“ meldet, versuchten türkische Truppen in der Nacht vom 9. auf den 10. d. M. einen Angriff auf die Stadt, wurden aber gegen Morgen von den Scheinwerfern der Kriegsschiffe entdeckt und durch heftiges Feuer der Besatzungstruppen, das von den Schiffen mit Granatfeuer unterstützt wurde, zurückgeworfen. Die „Agenzia Stefani“ bringt folgende ausführliche Mitteilung über den Kampf:
Gegen 1 ¾ Uhr Morgens wurde der italienische Posten bei dem Bumiliana⸗Brunnen von Türken angegriffen. Nach einem etwa eine halbe Stunde währenden Gefecht zogen sich die Angreifer unter Verlusten zurück und ließen auf dem Kampfplatz Tote, Verwundete und mebrere Gewehre. Ein verwundeeer Türke, der gefangen genommen wurde, erklärte, daß die angreifende Streitmacht aus zwei Abteilungen Infanterie, einer Ab⸗ teilung Kavallerie, im ganzen 300 Mann, bestanden habe. An dem Kampfe nahmen auch die Schiffsgeschütze der „Sardegna“ und des „Carlo Alberto“ teil, die nach vorher verabredeten Signalen feuerten. Die italienischen Matrosen legten Proben von großem Mut und von Kalthlütigkeit ab. Die Kommandanten Cagni und Borelli waren auf dem Kampfplatz anwesend. Eine im Morpengrauen ausgeführte Rekognoszierung ergab, daß in dem Gelände vor der ganzen
Ueber die Besetzung von Ibruk am 5. d. M. veröffent⸗ licht der „Mattino“ folgende Einzheiten: Sofort, nachdem die Beschiefus des Forts begonnen hatte, wurde eine Landungskompagnie ausgehifft, die mit aufgepflanztem Bajonett unter dem Feuer der Schizgeschütze das Fort erstürmte und dort die italtenische Flagge hißte. hie aus dem Fort verjagten Türken, die sich auf die Verteidigung nit Gewehrfeuer beschränkt hatten, setzten ihr Feuer von denm umliegenden Höhen aus fort. Die nunmehr im Fort befindlicheritalienischen Matrosen er⸗ widerten dieses mit wohlgezielten Schüssz. Allmählich hörte das Schießen der Türken auf. Wäahrenddem hatteich die Stadt ergeben. Es wurden dann sofort Dispositionen für die Betzung getroffen und die Stadt in vier Wachbezirke eingeteilt; den Mnnschaften wurde aus⸗ drücklich anbefohlen, sich nicht an Frauen oderhrivateigentum zu ver⸗ greifen und die religiösen Gefühle der Eingebomnen zu schonen. So⸗ dann wurden die Häuser nach Waffen und Muttion durchsucht und das Gefundene beschlagnahmt; die Moschee unddas größte Magazin erhielten eine Schutzwache. Während der Nacht uerten die Wachen von Zeit zu Zeit auf Banden, die in räuberische Absicht in die Stadt einzudringen versuchten. Inzwischen ist auch der erste Teil des Epeditionskorps, der sich aus Infanterie, Artillerie und einer Konpagnie Genie⸗ soldaten zusammensetzt und Neapel in der Nack vom 5. zum 6. Oktober verlassen hatte, in Mersa Tobruk geladet, um den Hafen in Verteidigungszustand zu setzen und dor eine Wach⸗ mannschaft zurückzulassen. Die Landungstruppen ingen dann wieder an Bord und bleiben also außer Aktion.
Dem türkischen Kriegsministerium wird, „W. „. B.“ zu⸗ folge, gemeldet, daß am 7. Oktober ein italenisches Kriegsschiff in Derna eine Truppenlandung verscht habe. Die türkische Garnison habe dies verhindert, darauf abe das Kriegsschiff die Stadt beschossen und die Kaserw, das Hospital und andere öffentliche Gebäude zerstört und si dann abgefahren. Die Türken hatten vier Tote und sieben Ver⸗ wundete. 5 b
Die „Jeni Gazetta“ erfährt, daß der im Hinterlande von Tripolitanien ansässige Scheik der Snussiden Italienernden heiligen Krieg erklärt hat.
Statistik und Volkswirtschaft.
Zur Arbeiterbewegung
Eine Versammlung der in den Stein⸗, Licht⸗ und Noten⸗ druckereien Leipzigs beschäftigten Hilfsarbeiter (pgl. Nr. 234 d. Bl.) nahm, wie die „Lpz. Ztg.“ meldet, den Bericht über den Stand der Lohnbewegung entgegen. Die Zahl der ausständigen und entlassenen Hilfsarbeiter beträgt zurzeit 239, während 347 in der Kündigung stehen und 173 noch eine abwartende Stellung einnehmen. Die Versammlung billigte in einer längeren Resolution die Maß⸗ nahmen der Verbandsverwaltung, mißbilligte das Verhalten der Unter⸗ nehmer, namentlich weil sie statt des Tarifschiedsperichts als Einigungsamt das bürgerliche Gericht angerufen hätten, und erklärte den Entschluß, den Lohnkampf bis aufs äußerste durchfüͤhren zu wollen.
In Ymuiden ist gestern, wie „W. T. B.“ meldet, das Maschinenpersonal des Dampffischereibetriebs in den Ausstand getreten. Vierzig Fischereidampfer, die zur Abfahrt bereit waren, wurden aufgehalten. Das Maschinenpersonal fordert einen Zuschlag, der dem Anteil jedes Deckarbeiters gleichkommt. Der Aus⸗ stand hat dadurch eine Unterbrechung erfahren, daß die Reeder er⸗ klärten, in ungefähr acht Tagen auf die Forderungen der Schleppnetz⸗ fischer antworten zu wollen. Einige Reeder bewilligten schon die Forderungen und erwarten nunmehr die endgültige Antwort. Die Schleppnetzfischer wollten heute wieder auf Fang ausgehen.
Aus Winnipeg (Manitoba) wird dem „W. T. B.“ telegra⸗ phiert: Die Kesselschmiede und die Maschinisten der Grand Trunk Pacific⸗Eisenbahn sind gestern in den Ausstand ge⸗ treten. Die Gesellschaft will die Forderungen der Ausständigen nicht bewilligen. 1 1
Kunst und Wissenschaft.
Die hiesigen Königlichen Museen haben jüngst zwei Weih⸗ geschenke aus der thebanischen Totenstadt erworben, die im Oktoberheft der „Amtlichen Berichte aus den Königlichen Aunst⸗ sammlungen“ abgebildet und beschrieben sind. Das ungebdeure Ruinen⸗ feld des ägyptischen Theben hat nur zur Hälfte zur eigentlichen Stadt gehört; der ganze Teil am Westufer war eine große Begräbnisstätte der Könige und Privatleute. Gewohnt haben dort nur jene Personen, die mittelbar oder Uamittelbar mit dem Begräbniswesen zu tun batten: Steinmetze, Maler, Diener der Totenstadt und allerlei Arbeiter. In ihrer Hinterlassen⸗ schaft, aus der mancherlei in unsere Museen gekommen ist, lernen wir daber die unteren Schichten des alten ägyptischen Volkes kennen. In großer Anzahl sind uns Papyrus und Onraka erhalten, die sich auf diese thebanischen Handwerker und Arbeiter beziehen, auf ihre Er⸗ nährung, ihre Zänkereien, Diebstähle und sonstigen Sünden: Schrift stücke, in denen sie uns nicht gerade im besten Lichte erscheinen. Aber wir lernen sie auch von einer anderen Seite kennen, denn sie waren daneben auch fromme Leute, die eifrig den Göttern dienten, und zwar nicht so sehr den großen Göttern der Königlichen Tempel von Karnak und Luksor, als vielmehr allerlei kleinen Gottheiten, die in bescheidenen Kapellen der Totenstadt wohnten. So z. B. der Göttin eines dortigen Berges, verschiedenen heiligen Tieren und besonders dem alten König Amenophis I. und seiner Mutter Nefret ari, die in der Totenstadt bestattet waren und als deren Schutzpatrone galten. Zu diesen volkstümlichen Göttern haben die Leute vom westlichen Theben gebetet, und ihnen schrieben sie zu, was ihnen an Glück und Unglück begegnete. Ihren Wunschen und ihrem Dank geben kleine Denksteine Ausdruck, die sie in jenen Kapellen weihten, die oft roh in der Arbeit und stets sehr unorthographisch ge⸗ schrieben sind, die aber doch ungleich interessanter für uns sind als alle die korrekten Inschriften der offiziellen Tempel; geben sie doch oft einem menschlichen Empfinden Ausdruck, während in jenen nur die altüberlieferte Phrase herrscht. Ein solcher Denkstein, der etwa dem 13. Jahrhundert v. Chr. entstammt, ist neuerdings in einem Tempelchen unweit des Ramesseums gefunden und für die Berliner Könialichen Museen erworben worden. Die Stele, die 67 cm hoch ist, ist dem Amon⸗re geweiht, dem „herrlichen Gotte, der die Bitte erhört, der auf die Stimme des betrübten Armen her⸗ beikommt und dem Elenden Atem gibt.“ Zeichnung und Inschrift sind in die Stele flach eingerizt. Man sieht den Gott Amon vor dem Tore seines Tempels; über ihm schwebt seine Sonne und vor ihm steht ein Tisch mit Wassergefäß und Blumen. Zwei Männer beten vor ihm und vier andere unten in der Ecke. Die Beter sind Neb⸗-re, „Maler des Amon in der Nekropole“, mit seinen Söhnen. Die lange Inschrift beginnt mit einem Lobpreis des Amon, den Nebere, wie er angibt, selbst gedichtet hat, um die Welt vor der strafenden Macht des Amon zu warnen: „Hütet euch vor ihm! Erzählet das Sohn und Tochter und Großen und Kleinen. Saget es Geschlechtern und Geschlechtern, die noch nicht entstanden sind. Saget es den Fischen, die im Wasser sind, und den Vögeln unter dem Himmel; erzählet es dem, der es weiß, und dem, der es nicht weiß: Hütet euch vor ihm! Du, Amon, bist der Herr für den Schweigenden, der da kommt auf die Stimme des Armen. Rufe ich zu dir, wenn ich betrübt bin, so kommst du, daß du mich rettest, daß du dem Gebeugten Atem gebest, daß du auch rettest, wenn ich in Banden liege.“ Dieses Lied und viele Gebete hat Nebere gesproche, als er in Angst war um „seinen Sohn, den Maler Necht⸗amon, als er krank war und im Sterben lag und der Gewalt des Amon
bemerkenswertem Erfolg für die Beilegung der Ausstände benI¹“
italienischen Front vom Feinde nichts zu sehen war.
wegen seiner Sünden verfallen war.“ Und er gelobte dieses:
den Besitz der Gesundheit,
der Erfüllung dieser
„Ich werde eine Stele auf deinen Namen machen und werde dieses Lied auf sie als Inschrift setzen, wenn du mir den Schreiber Necht⸗ amon rettest.“ Und Amon erhörte ihn, wie man aus der weiteren Inschrift erfährt: „Der Herr der Götter kam als Nordwind und süße Luft ging vor ihm her, daß er den Necht amon, den Maler des Amon, rette.“ Denn: „war der Diener bereit, Sünde zu tun, so ist der Herr bereit, gnädig zu sein. Der Herr von Theben verbringt nicht einen anzen Tag im Zorne; wenn er zürnt, so ist es nur ein ugenblick, und es bleibt nichts zurück.. Was ge⸗ wendet ist, wiederholt sich nicht.. — Uebrigens sind von dem⸗ selben Neb⸗re noch andere Denkmale seiner Frömmigkeit auf die Nachwelt gekommen. In Turin, London und Paris befinden sich fünf kleine Stelen, die ihn mit verschiedenen Söhnen im Gebete vor Chons, vor der Göttin Mert⸗ seger und vor „der schönen Schwalbe“ und „der schönen Katze“ darstellen. Sie sind schon zu Anfang des 19. Jahrhunderts gefunden, als die thebanische Totenstadt zum ersten Male von Altertumshändlern ausgebeutet wurde. Zur selben Zeit muß auch eine hübsche Holzfigur gefunden sein, die 1823 in den Besitz der hiesigen Museen gelangte. Sie ist ein Weihgeschenk, das Pai, der Vater unseres Neb -re, zu⸗ sammen mit diesem in irgend ein Heeiligtum gestiftet hat. Die Figur stellt die oben erwähnte heilige Königin Nefret⸗ari in vollem Ornate als Königin und irdische Gemahlin des Amon dar. Sie wird gepriesen als „Herrin der Anmut .. .; mit schönem Antlitz; einzig hüͤbsch; mit reinen Händen, wenn sie das Sistrum trägt, mit beliebter Stimme, wenn sie singt“. Pai hat diese Statue geweiht, damit die Königin ihm „ein schönes Leben, Frohsinn und jede Freude sowie ein schönes Begräbnis auf der Westseite von Theben nach dem Greisen⸗ alter“ geben möge.
Die Bücherei des Kunstgewerbemuseums hbat in ibrem Ausstellungssaal eine Ausstellung von graphischen und buchkünstlerischen Arbeiten des Malers und Radierers Willi Geiger eröffnet; sie ist bis Ende November wochentäglich von 10 bis 10 Uhr unentgeltlich zugänglich. .
Die Gesellschaft für Erdkunde in Berlin bält eine Fachsitzung am Montag, den 23. d. M., Abends 7 Uhr, im Hause der Gesellschaft für Erdkunde, Wilhelmstraße 23. Dr. Richard Hennig wird über das deutsche Seekabelnetz (mit Lichtbildern) sprechen.
Die städtische Selbstverwaltung in Preußen. Ein Handbuch zur Einführung in die Praris von Dr. Max Matthias, Beigeordnetem der Stadt Düsseldorf. X und 447 Seiten. Berlin, Verlag von Franz Vahlen. Geb. 7 ℳ. — Soweit den Städten ein Recht zur Selbstverwaltung ihrer Angelegenheiten eingeräumt oder die Erledigung staatlicher Angelegenheiten überwiesen worden ist, sind sie auch verpflichtet, diese Verwaltung ordnungsmäßig zu führen. Bei 1 Pflicht bedürfen sie der Unterstützung ihrer Bürger. Haben aber zur Aneignung der Kennt⸗ nisse, die die Mitarbeit in der städtischen Selbstverwaltung
erfordert, nur wenige Zeit und Gelegenheit, so erwächst hieraus namentlich in größeren Städten, deren vielfoch zergliederte Ver⸗
mwaltung nicht leicht zu übersehen ist, die Gefahr, daß die zur Ver⸗
waltung und Vertretung der Gemeinde Berufenen zwar auf denjenigen Sondergebieten, mit denen sie sich beschäftigen, zu Kennern und Fach⸗ männern werden, aber auf die Durcharbeitung der übrigen Stadt⸗ aufgaben verzichten müssen. Eine wicktige Voraussetzung für die ge⸗ sunde Entwicklung der städtischen Selbstverwaltung und eine notwendige Vorbedingung für ihre Ueberwachung und Beurteilung ist jedoch eine durchdringende allgemeine Kenntnis ihrer Grundlagen. Es muß des⸗ halb als ein sehr nuͤtzliches Unternehmen bezeichnet werden, wenn der Ver⸗
fasser des hier angezeigten Buches eine zu dieser allgemeinen Kenntnis ver⸗
helfende, leicht verständliche systematische Darstellung der Grundzüge der städtischen Einrichtungen und Aufgaben sowie des Stadtrechts aller Teile des preußischen Staates gibt. In 19 Kapiteln werden behandelt: die Stadt und ihr Recht; Einwohner und Bürger; die Stadtverordneten (Bürrervorsteher); der Magistrat; der Bürger⸗ meister; der zweite Bürgermeister, die Beigeordneten: Kommissionen, Deputationen und Ausschüsse; die Beamten; Staatsaufsicht und Rechtsgang; Vermögen und Haushalt; die Gemeindeabgaben; öffent⸗ liche Gemeindeanstalten; gewerbliche Unternehmungen und Kredit⸗ anstalten; Wege, Straßen, Fluchtlinien: Baurecht und Baulasten: Enteignungen und Grundstücksgeschäfte; die Schulen; Armenwesen und Jugendfürsorge; die Poliz-i. Am Schlusse jedes Kapitels finden sich Nachweise der für dieses in Betracht kommenden Gesetzesstellen und binreichende Literaturangaben, die den Weg zur weiteren Fort⸗ bvildung weisen. Das Studium des Buches kann allen empfohlen
werden, die ein Interesse an der städtischen Selbstverwaltung haben.
Zeitschrift für Kommunalwirtschaft und Kommunal⸗ politik, Halbmonatshefte für das gesamte Verwaltungswesen, die sozialen und wirtschaftlichen Aufgaben der Städte und höherer Kom⸗ munalverbände unter besonderer Berücksichtigung kommunaler Technik. Organ des Vereins für Kommunalwirtschaft und Kommunalpolitik, amtliches Organ des Verbandes der größeren preußischen Land⸗ gemeinden. Herausgeber: Erwin Stein, Berlin. Verlag: Ger⸗ hard Stalling, Oldenburg. Abonnementspreis vierteljährlich 5 ℳ. — Aus dem reichen und vielseitigen Inhalt der Hefte 13 bis 18 der schon mehrfach an dieser Stelle gewürdigten neuen, Zeitschrift seien die folgenden Aufsätze hervorgehoben: „Sparkassen und Alters⸗ versorgung“ von Geheimem Regierungsrat Dr. Seidel (Berlin); Freiwillige Umlegungen zur Erschließung baureifen Geländes“ ven Friedrich Hecht (Frankfurt a. M.); „Der Freiburger Stadtwall“ von Dr. Ehrler (Freiburg); „Die Organisation der Jugendfürsorge“; „Die Lage des Bauplatzes und die Plangestaltung des deutschen Schlachthofes der Gegenwart“ von Magistratsbaurat F. Moritz (Posen); „Zur Statistik der Schlacht⸗ und Viehböfe“; „Schuldenstand und Steuerkraft preußischer Städte“; „Die Geschäftsprinzipien der kommunalen Sparkassen’“ von Oberbürgermeister a. D. Beselee: „Die Postsparkassenfrage“ von Geheimem Regierungsrat Dr. Seidel; „Die Bekämpfung der Arbeitslosigkeit“; „Die polizeiliche und strafrechtliche Behandlung der weiblichen Prostitution von Ober⸗ hürgermeister Beseler; „Säuglingsfürsorge in deutschen Städten“ von Erwin Stein: „Zur Behandlung der Wohnungsfrage“ von Bei⸗ eordnetem Dr. Most (Düsseldorf); „Munizipal⸗Sozialismus“ von
irklichem Geheimen Oberregierungsrat Hugo von Knebel,⸗Doeberitz: „Die Frage möglichster Konzentration beim Ausbau der Städte und ihre Beziehung zu den neuzeitlichen Grundsätzen des Städtebaues“ von Stadtbaudirektor, Regierungsbaumeister a. D. Köhler; „Aus⸗ ländische Stadtanleihen in Deutschland“ von Dr. W. Klose (München); „Eine Novelle zum Vereinsgesetz?“ von Ober⸗ bürgermeister Beseler; „Die Wirkungen der Vieheinfuhr aus dem Ausland auf die Fleischpreise in Baden“; „Wie stellt man aus einem verdächtigen Wasser ein gutes, ein⸗ wandfreies Trinkwasser her?“ von Dr. Haefcke (Friedenau); Die Abwässerbeseitigung der Stadt Berlin und der Ertrag der Rieselfelder’ von Guͤterdirektor Schröder; „Rieselfelder, Filterfelder, Tropfkörper“, eine wirtschaftliche Studie von Stadtbauinspektor a. D., Prwvatdozenten M. Knauff (Charlottenburg); „Die Wasserversorgung leinerer und mittlerer Städte“ von Mertens, Direktor der städtischen Licht⸗ und Wasserwerke zu Posen: „Die Möhnetalsperre (130 Mil⸗ lionen Kubikmeter Stauinhalt)“ von Heinrich Zimmer (Essen). Das Doppelheft 19,20 ist anläßlich der internationalen Hygieneausstellung in Dresden als „Dresden⸗Nummer“ ausgegeben worden, in der in einer längeren Reihe von Aufsätzen die kommunalen Verhältnisse dieser Stadt geschildert werden und insbesondere untersucht wird, inwieweit Dresden sich bis zum heutigen Tage die Fortschritte der Hvgiene zu eigen gemacht hat; es enthaͤlt neben fachmännischen Be⸗ rihten über diejenigen Teile der Hvogieneausstellung, die für die Kom⸗ munalverwaltungen bedeutsam sind, u. a. folgende Beiträge: „Dresdens
Bevölkerung und Stadtgebiet“ von Professor Dr. Schäfer, Direktor des Statistischen Amtes der Stadt; „Die beruflich⸗soziale Gliederung und das Erwerbsleben der Dresdener Bevölkerung“ von Dr. Mögel, Direktorialassistenten im Statistischen Amte der Stadt: „Ausschnitte aus der neuzeitlichen Stadtverwaltung Dresdens“ von Professor Dr. Schäfer; „Rundgang durch Dresden (Dresden im Bild)“ von Professor P. Schumann; „Bauordnung und Bebauungsplan von Dresden“ von Oberbaukommissar Dr.⸗Ing. Mackowskvy; „Die Dresdner städtische Woh⸗ nungsaufsicht von Stadtamtmann Dr. Wild; „Oeffentliches Gesundheits⸗ wesen Dresdens“ von Stadtbezirksarzt Dr. Leonhardt: „Die Kanali⸗ sation der Stadt Dresden“ von Stadthaurat Fleck; „Dresdens Straßenreinigung“ von Stadtbaumeister Dr.⸗Ing. Niedner; „Der Dresdner Straßenbau“ von demselben; „Der neue städtische Vieb⸗ und Schlachthof zu Dresden“ von Stadtbaurat, Professor Erlwein unter technischer Mitarbeit des Stadtbaumeisters Geißler; „Die städtischen Gas., Elektrizitäts⸗ und Wasserwerke“ von Stadtbaurat Wahl; „Die Park⸗ und Gartenanlagen Dresdens“ von Stadtgarten⸗ direktor von Uslar; „Die Gartenstadt Hellerau bei Dresden“ von der Direktion der Deutschen Werkstätten für Handwerkskunst (Hellerau); „Die städtische Spvarkasse in Dresden“ von Sparkassendirektor Dr Ritthausen; „Das Leihamt der Stadt Dresden“ von demselben: „Die städtische Kinderfürsorge“ von Stadtamtmann Meding; „Das städtische Schulwesen in Dresden“ von Stadtbaumeister Hennig und Stadtamtmann Dr. Graupner. Den meisten Aufsätzen sind gute Abbildungen beigegeben. 8 Jagd.
den 13. d. M., findet K
„Frreitag, nigliche Parforce⸗ jagd statt. Ferbitz.
8 Stelldichein: Mittags 12 Uhr 45 Minuten in
Land⸗ und Forstwirtschaft.
ätze für die Einrichtung und den Betrieb von Seminaren für Landwirte in Preußen.
Bei den landwirtschaftlichen Unterrichtsanstalten fehlte bisher zu⸗ meist eine geeignete Zwischenstufe zwischen den auf den angebenden bäuerlichen Wirt zugeschnittenen landwirtschaftlichen Winterschulen und den das höhere akademische Studium vermittelnden landwirtschaft⸗ lichen Hochschulen, d. b. also eine geeignete Ausbildungsstätte für die große Masse der angehenden Leiter mittlerer und größerer landwirt⸗ schaftlicher Betriebe — also der Besitzer und Pächter sowie auch insbesondere der Güterbeamten —, denen ein abgeschlossenes Hochschul⸗ studium, sei es aus Mangel an Zeit oder Geld oder aus anderen Gründen, nicht zugänglich war. Hier sollen die „Seminare für Land⸗ wirte“, deren erstes im August d. J. durch die Landwirtschaftskammer für die Provinz Schlesien in Schweidnitz errichtet worden ist, aus⸗ helfen. Das Oktoberheft des Ministerialblattes der land⸗ wirtschaftlichen Verwaltung (Seite 245 ff.) veröffentlicht die Grund⸗ sätze für die Einrichtung und den Betrieb von Seminaren für Landwirte. Der Zweck dieser Seminare, die von den zu⸗ ständigen Landwirtschaftskammern einzurichten sind, soll sein: den an⸗ gehenden Leitern mittlerer und größerer Landwirtschaftsbetriebe in möglichst kurzer Zeit die erforderlichen theoretischen Fach⸗ kenntnisse zu vermitteln. Die „Grundsätze“ legen des weiteren eine Reihe von Vorbedingungen fest, die Voraussetzung für die staat⸗ liche Anerkennung dieser Seminare sind. Die anerkannten Seminare erhalten die Berechtigung zur Abhaltung von Abschlußprüfungen vor einer vom Landwirtschaftsminister eingesetzten Prüfungskommission sowie zur Ausstellung besonderer Zeugnisse.
Die Aufnahme der Hörer in die Seminare von einem Mindestalter von 20 Jahren und einer mindestens 5 jäh⸗ rigen landwirtschaftlichen Praxis sowie dem Besitz des Einjähtig⸗ freiwilligenzeugnißes abhängig gemacht werden. Die Dauer eines Lehrganges ist einstweilen auf mindestens 35 Unterrichtswochen mit durchschnittlich 34 ½ Lehrstunden festgesetzt worden. Der Unter⸗ richtsstoff soll durch Vorträge, verbunden mit umfangreichen Vor⸗ zeigungen, dargeboten werden, wobei Gelegenheit zur Aussprache und zur Wiederholung des Unterrichtsstoffs durch besondere Be⸗ sprechungen gegeben werden soll. Der „allgemeine Lehrplan“ sieht eine Verteilung der 34 ½ stündigen wöͤchentlichen Unterrichtszeit auf 12 ½ Wochenstunden für die Grundwissenschaften, 18 ½ Wochenstunden für die Fachwissenschaften und 3 ½ Stunden für die Hilfswissenschaften vor. Daneben sollen nach Möglichkeit Ausflüge veranstaltet werden. In eiagem weiteren, „speziellen Lehrplan“ sind die Kapitel, die in den einzelnen Unterrichtsfächern hauptsächlich zu behandeln sind, aufgeführt worden. 8
Als Honorar sollen für einen Lehrgang mindestens 300 ℳ er hoben werden. Zur Mitwirkung bei der Regelung der äußeren Ange⸗ legenbeiten soll fur jedes Seminar ein Kuratorium, in der Regel aus mindestens 5 Mitgliedern bestehend, eingesetzt werden, für das jedes⸗ mal auch ein Staatskommissar ernannt werden wird. Die Beschlüsse dieses Kuratoriums unterliegen der Zustimmung des Vorstands der zuständigen Landwirtschaftskammer. Die Erlangung eines Nachweifes über den erfolgreichen Besuch eines Seminars wird von der Ab⸗ legung der Abschlußprüfung, für die eine besondere Ordnung aufge⸗ stellt worden ist, abhängig gemacht. Bei Nichtbesteben der Prüfung ist eine einmalige Wiederholung vor derselben Prüfungskommission nach Jahresfrist zulässig. G Die Verhaltungsvorschriften für die Besucher der Seminare ver⸗ langen die regelmäßige Teilnahme der Hörer an allen Vorträgen, Exkursionen, praktischen Uebungen und sonstigen Veranstaltungen des Seminars. Für jedes nicht durch Krankbeit bedingte Fernbleiben ist die vorherige Zustimmung des Anstaltsdirektors durch besonderes Urlaubsgesuch einzuholen. Die Bildung von Vereinigungen oder Ab⸗ haltung von Versammlungen usw. bedarf der Genehmigung des An⸗ staltsdirektors. Uebertretungen der Verhaltungsvorschriften werden in leichteren Fällen mit Verwarnung, bet gröberen Uebertretungen durch Entlassung von dem betreffenden Seminar geahndet, wobei Berufungen an den Vorstand der zuständigen Landwirtschaftskammer zugelassen sind.
soll im allgemeinen
Ernteergebnisse und Saatenstand in Rußland. „ Das Kaiserliche Konsulat in Charkow berichtet unterm 3. d. M.: Die Ende Juli gehegten Erwartungen auf eine gute Mirtelernte haben sich nur in den beiden Gouvernements Charkow und Kursk erfüllt. In den Gouvernements Jekaterinos law, Woronesch und besonders im Dongebiet hat die während der Zeit der Reife herrschende Hitze und Trockenheit ziemlich ungünstig auf das Getreide eingewirkt; im Bezirk von Jekaterinoslaw mußte außerdem das Getreide bei regnerischem Wetter eingebracht werden, so daß die Qualität sich noch weiter verschlechterte. Die Ernte ist in diesen drei Bezirken daher unter mittel, im Dongebiet sogar teilweise schlecht. In F einzelnen Gouvernements stellt sich das Ernteergebnis, wie folgt:
Was zunächst das Gouvernement Charkow anlangt, so ist der Winterweizen in den Kreisen Woltschansk, Ssumy, Lebedin und Walkow unbefriedigend, der Sommerweizen in den Kreisen Walkow, Bogoduchow und Kupjansk gut ausgefallen. Der Ertrag der Roggen · ernte war über mittel, in den Kreisen Kupjansk und Lebedin sogar gut. Auch Hafer und Gerste haben gleichfalls eine ziemlich gute Ernte egeben. Die Qualität ist im allgemeinen nicht vollkommen be⸗ friedigend.
Im Gouvernement Kursk lieferte Winterweizen und Sommer⸗ weizen eine gute Mittelernte; der Ertrag an Roggen und Hafer ist über mittel; in den Kreisen Putiwl und Dmitriew stellenweise aus⸗ gezeichnet. Auch die Gerste, die hauptsächlich in den südlichen Kreisen gebaut wird, ist etwas über mittel ausgefallen. Die Qualität des Getreides ist zufriedenstellend.
Im Gouvernement Jekaterinoslaw ist die Ernte in Winter⸗ weizen und Sommerweizen unter mittel, zufriedenstellend nur in den Kreisen Werchnednjeprowsk, Jekaterinoslaw und Pawlograd. Roggen,
unbefriedigend stellte sich das Ergebnis in den Kreisen Mariupol Nowomoskowsk und Alexandrowsk. Die Qualität ist nur ist das Korn ziemlich klein, beschmutzt und zum Teil durkel.
Im Gouvernement Woronesh ist die Winter⸗ und Sommer⸗ weizen⸗ sowie die Haferernte unter mittel ausgefallen; auch der Ertrag an Roggen ist nicht viel besser. Nur in den Kreisen Waluisk, Pawlowsk und Woronesh ist die Ernte in Winterweizen und Roggen befriedigend. Gerste ergab im allgemeinen ein befriedigendes Ergebnis. Die Qualität des Getreides ist nicht überall zufriedenstellend; die Farbe ist größtenteils dunkel.
Das Gebiet der Donischen Kosaken neist in Sommerweizen, Roggen und Hafer eine unbefriedigende, im Winterweizen und Gerste eine schlechte Ernte auf. In den beiden Donkreisen ist das Ergebnis in allen Getreidearten schlecht. Nur im Kreise Taganrog sind Hafer und Gerste gut ausgefallen. Ddie Güte des Getreides ist teilweise befriedigend. spröde und fleckig und hat leichtes Gewicht. Körner ergab der Bezirk Taganrog.
Feldarbeiten für die Herbstbestellung sollen zurzeit unter günstigen Bedingungen vor sich gehen.
. Das Korn ist Verhältnismäßig gute
Saatenstand und Getreidehandel in Rumänien. Der Kaiserliche Konsul in Jassy berichtet unterm 3. d. M. In der ersten Hälfte des Monats September herrschte im Konsulats⸗ bezirk krockenes, zum Teil recht warmes Wetter, wenn auch die Nächte schon kühl waren. Seit Mitte des Monats fiel ausreichender Regen, was die Neubestellung begünstigte. Die Ackerbestellung schreitet rüstig vorwärts und läßt namentlich auch einen erhöhten Weizenbau erwarten, während die kürzlich veröffentlichte amtliche Statistik für das Wirtschaftsjahr 1911 in den zum Geschäftsbereich des Konfulats gebörigen zehn Bezirken der oberen und mittleren Moldau einen Rückgang der Weizenanbauflächen von 1,4 % gegenüber 1910 ergibt. Die 1911 mit Mais bebauten Flächen sind nach derselben Statistik dagegen um 4,2 % größer gewesen als 1910. — IFçn seiner Entwicklung wurde der diesjährige Mais durch das Septemberwetter erfreulich gefördert. Die Besserung zeigt sich namentlich in den oberen Bezirken wie Botoschan; Dorohoi, Jassy, Vaslui, Faltschiu. Ob der Mais indessen in diesem Herbst noch trocken genug werden wird, um zu Ausfuhrzwecken dienen zu köͤnnen, bleibt zweifelhaft. 1 1 Für das Ausfuhrgeschäft in Getreide kommt bei den geringen Erträgen und dem hier herrschenden Wagenmangel wenigstens die obere Moldau so gut wie gar nicht in Betracht. Die Weizen⸗ ernte in der oberen Moldau wird voraussichtlich fast ganz von den inländischen Mühlen verbraucht werden. G 8 Im September wurden in Jassy für je 100 dz in Lei (Francs) ab Bahnstation folgende Preise notiert: Weizen 8 . . 1700 - 1750, Roggen 1400, Futtergerste. 1125 — 1250, Braugerste 1225 — 1400, ““ 1050 — 1250. Trotz dieser hohen Preise ist nicht anzunehmen, daß die Land⸗ wirte in der Moldau bei dem schlechten Ernteausfall auf ihre Kosten kommen. Immerhin werden sie von den guten Erträgen des Vor⸗ jahres her noch Rücklagen haben. Es ist aber auch im Betracht zu ziehen, daß die Pachtzinse seit den letzten sechs bis acht Jahren um das Doppelte, ja zum Teil um das Dreifache gestiegen sind, während die sonstigen Produktionskosten (Arbeitslöhne usw.) sich fast verdoppelten.
Gesundheitswesen, Tierkrankheiten und Absperrungs⸗ maßregeln.
Das Kaiserliche Gesundheitsamt meldet den Ausbruch und das Erlöschen der Maul⸗ und Klauenseuche vom Schlacht⸗ viehhofe zu Breslau und den Ausbruch der Maul⸗ und Klauen⸗ seuche vom Viehhofe zu Cöln am 9. Oktober 1911 sowie den Ausbruch der Maul⸗ und Klauenseuche vom Viehhofe zu Mann⸗ heim am 10. Oktober 1911.
Türkei. — Dcer internationale Gesundheitsrat in Konstantinopel hat folgende Quarantäneverfügungen erlassen:
Die für die Herkünfte von Smyrna, von dem Meerbusen von Smyrna und von den Inseln dieses Meerbusens angeordneten Quarantänemaßregeln sind aufgehoben.
Die Herkünfte von Ounieh unterliegen einer ärztlichen Unter⸗ suchung bei der Ankunft im ersten türkischen Hafen, wo sich ein Sanitätsarzt befindet. —
Die Stadt „Dardanellen“ wurde für choleraverseucht erklärt.
Die Herkünfte von Tripolis (Syrien) und von Kera⸗ und unterliegen außer der bereits angeordneten ärztlichen Unter⸗ suchung noch der Desinfektion in einem Lazarett oder in einer der Sanitätsstationen der Türkei. Die Ausführung der Desinfektion soll 24 Stunden nicht überschreiten.
Die Herkünfte von Sousse, Bizerte und Utique (Tunis)
unterliegen einer 24 stündigen Beobachtung nebst Desinfektion in einem
Lazarett oder in einer der Sanitätsstationen der Türkei. Schweden.
Nach einer Bekanntmachung des Königlich schwedischen Kommerz⸗
kollegiums vom 5. d. M. ist die Regentschaft Tunis für
choleraverseucht erklärt worden.
Aegypten.
Der internationale Gesundheitsrat in Alexandrien hat beschlossen, gegen Herkünfte aus Braila, Unieh (Schwarzes Meer), den tunesischen Häfen, aus Tripolitanien und aus den Dardanellen das Cholerareglement anzuwenden.
3 Theater und Musik.
8 Schillertheater O. (Wallnertheater)r. „Es lebe das Leben“, eine der wirkungsvollsten dramatischen Arbeiten Hermann Sudermanns, die vor mehr als einem Jahr⸗ zehnt im Lessingtheater ihre Uraufführung erfuhr, wurde gestern im Schillertheater verdientermaßen wieder in das Licht der Buhne gerückt. Der Titel knüpft an die letzten Worte der Heldin des Stücks an, einer Frau, die, obwohl kränklich, das Leben liebt, freiwillig und unauffällig aber aus ihm scheidet, um durch ihren Tod den Konflikt zwischen zwei Männern, die ihr nabestehen, aus dem Wege zu räumen. Geistvoller Dialog, Folgerichtigkeit des Ge⸗ schehens und gute Charakterzeichnung sind die Hauptvorzüge dieses Dramas, das nur in manchen Szenen den konstruierten Fall empfinden läßt und zuweilen auch zu sehr in die Breite geht. Aber den Be⸗ suchern des Schillertheaters kamen bei der guten Darstellung diese Schwächen nicht zum Bewußtsein, sie folgten mit gespannter A ufmerksamkeit der fesselnden Handlung bis zum erschütternden Schluß. In Frau Hedwig Pauly besitzt das Schillertheater die für die weib⸗ liche Hauptrolle der Beate geeignete Darstellerin; ihrer feinen Art gelang es, für die wechselnden Seelenregungen der klugen, ihr Leid sorgfältig verbergenden Frau den rechten Ausdruck zu finden. Vor⸗ trefflich war ferner Herr Noack als Graf von Kelling⸗ hausen. Das jugendliche Liebespaar des Stücks hatte in Herrn Wiene und Frau Gustt Becker ebenfalls geeignete Vertreter gefunden, währ nd Herr Keßler mit der Rolle des Barons Vöͤlkerlingk nichts rechtes anzufangen wußte. Als ironischer 2 rinz Usingen bot Herr Köstlin eine unterhaltsame Leistung. Auch die Herren Kurth, Elzer und Förster waren am rechten Platz. Der Regisseur Walther Horst hatte das Stück mit Geschick und Geschmack in Szene gesetzt. Hermann Sudermann, der in einer Loge der Auf⸗
Hafer und Gerste ergaben im allgemeinen eine Mittelernte; teilweise
führung beiwohnte, wurde zuletzt stürmisch auf die Buühne gerufen.