Ministerium der gsi und Unterrichts⸗
angelegenheiten.
Dem Kustos am Institut und Museum für Meereskunde an der Königlichen Friedrich Wilhelms⸗Universität zu Berlin Walter Stahlberg und dem Kustos am Geographischen Institut derselben Universität Otto Baschin ist das Prädikat P ofessor beigelegt worden.
Ministerium des Innern. Die Kreisarztstelle des Kreises Stolzenau, Regie⸗ rungsbezirk Hannover, mit dem Amtssitz in Stolzenau, ist zu besetzen.
Bekanntmachung.
Gemäß § 46 des Kommunalabgabegesetzes vom 14. Juli 1893 (G.⸗S. S. 152) wird hierdurch zur öffentlichen Kenntnis gebracht, daß das im Steuerjahre 1911 kommunalabgabepflichtige Reineinkommen der Greifswald⸗Grimmener Eisenbahn aus dem Betriebsjahre 1910 auf 29 550 ℳ festgesetzt worden ist.
in, den 11. Oktober 1911. 8 Der Königliche Eisenbahnkommissar. Küll.
8 Bekanntmachung. 8
MNKlach Vorschrift des Gesetzes vom 10. April 1872 (Gesetzsamml. S. 357) sind bekannt gemacht: 88 8
1) das am 24. August 1911 Allerhöchst vollzogene Statut für den Ent⸗ und Bewässerungsverband Marwitz⸗Hirschfeld im Elbinger Deichverbande zu Hirschfeld im Kreise Pr.⸗Holland durch das Amts⸗ blatt der Königlichen Regierung zu Danzig Nr. 38 S. 361, aus⸗ gegeben am 23. September 1911; 8 1 8
2) das am 29. August 1911 Allerhöchst vollzogene Statut für den Ent⸗ und Bewässerungsverband Heiligenwalde im Elbinger Deichverbande zu Heiligenwalde im Kreise Pr.⸗Holland durch das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Danzig Nr. 38 S. 357, ausgegeben am 23. September 19113 G
3) der Allerhöchste Erlaß vom 2. September 1911, betreffend die Verleihung des Enteignungsrechts an die Stadtgemeinde Dortmund für die Erweiterung des Volkserholungsparks „Kaiser Wilhelm⸗Hain“, durch das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Arnsberg Nr. 38 S. 754, ausgegeben am 22. September 1911; 8
4) der Allerhöchste Erlaß vom 7. September 1911, betreffend die Verleihung des Enteignungsrechts an den Kreis Westprignitz für die Anlage einer Kleinbahn von Perleberg über Karstädt und Klein Berge zurück nach Perleberg nebst einer Fortsetzung von Klein Berge nach Putlitz, durch das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Potsdam und der Stadt Berlin Nr. 39 S. 769, ausgegeben am 29. September 1911;
5) der Allerhöchste Erlaß vom 14. September 1911, betreffend die Verleihung des Enteignungsrechts an die Stadt Finsterwalde für den Neubau einer Knabenvolksschule, durch das Amtsblatt der König⸗ lichen Regierung zu Frankfurt a. O. Nr. 39 S. 405, ausgegeben am 27. September 1911.
Nichtamtliches. sDSDeutsches Reich.
1 Preußen. Berlin, 14. Oktober.
Seine Majestät der Kaiser und König hörten heute vormittag im Jagdschloß Hubertusstock die Vorträge des Staatssekretärs des Reichsmarineamts und des Chefs des Marinekabinetts. 1 “
Die vereinigten Ausschüsse des Bundesrats für Zoll⸗ und Steuerwesen und für Justizwesen, die vereinigten Aus⸗ schüsse für Zoll⸗ und Steuerwesen und für Rechnungswesen, die vereinigten Ausschüsse für Zoll⸗ und Steuerwesen und für Handel und Verkehr sowie der Ausschuß für Zoll⸗ und Steuer⸗ wesen hielten heute Sitzungen.
Der Königlich sächsische Gesandte Freiherr von Salza und Lichtenau, der Königlich württembergische Gesandte Freiherr von Varnbüler, der Großherzoglich badische Ge⸗ sandte Graf von Berckheim und der Königlich niederländische Gesandte Baron von Gevers sind nach Berlin zurückgekehrt und haben die Leitung ihrer Gesandtschaften wieder über⸗ nommen.
2₰
Laut Meldung des „W. T. B.“ sind vorgestern S. M. „Condor“ in Ogasawara (Bonin⸗Inseln) und S. M.
„Hertha“ in Puerto de la Lutz angekommen.
Frankreich.
Der 10. Internationale Schiffahrtskongreß in Paris hat gestern seine Tagung abgeschlossen; er wird, „W. T. B.“ zufolge, im nächsten Sommer in Kopenhagen wieder zusammentreten. Von den gefaßten Beschlüssen sind zu erwähnen: Der Reeder hat das Schiff in seetüchtigem Zustande zu stellen; der Begriff Seetüchtigkeit wird in jedem einzelnen Lande gesetzlich festgelegt. Der Kongreß stellt die alleinige Verantwortlichkeit des Eigentümers des Schiffes für nautische Fehler des Kapitäns und der Schiffsbesatzung fest sowie die solidarische Verantwortung des Eigentümers und des Ver⸗ frachters für kommerzielle Fehler des Kapitäns und der Be⸗
satzung. Rußland.
Wiie die „St. Petersburger Telegraphenagentur“ meldet, ist dem russischen Botschafter in Konstantinopel die Antwort der Türkei auf die russische Note zugestellt worden, in der den nach neutralen Häfen bestimmten neutralen Ge⸗ treideschiffen freie Durchfahrt durch die Dardanellen gewährt wird. Kornladungen jedoch, die für die italienischen Kriegshäfen und für italienische Truppen, Behörden und
— Der Voranschlag des Staatsbudgets fi weist, „W. T. B.“ zufolge, an ordentlichen Einnahmen 2 855 169 551 Rubel und an ordentlichen Ausgaben 2 685 950 215 Rubel, somit einen Ueberschuß von 169 219 336 Rubel auf. Die außerordentlichen Einnahmen betragen 120 082 549 Rubel und die außerordentlichen Ausgaben 289 301 885 Rubel. Die Gesamteinnahmen und Gesamtausgaben balanzieren mit 2 975 252 100 Rubel. Im einzelnen weist der Voranschlag folgende Ziffern auf:
Direkte Steuern 224,9 Millionen Rubel, indirekte Steuern 638 Millionen, Zölle 179,7 Millionen, Regalien 867,2 Millionen, Staatseigentum und Kapitalien 814,7 Millionen und Enteignung von Staatsimmobilien 1,8 Millionen. Die wieder erstatteten Ausgaben der Staatsrentei betragen 111,9 Millionen, verschiedene Einnahmen 15,8 Millionen. Unter den außerordentlichen Einnahmen befinden sich aus dem freien Barbestand der Staatsrentei 114,6 Millionen. Von den ordentlichen Ausgaben sind hervorzuheben: Synod 40,1 Mil⸗ lionen, Inneres 172,6 Millionen, Finanzen 424,1 Millionen, Justiz 83 Mil⸗ lionen, Auswärtiges 6,6 Millionen, Volksaufklärung 114,4 Millionen, Wegebauten 567,2 Millionen, Handel und Industrie 49,2 Millionen, Agrarorganisation und Ackerbau 117,6 Millionen, Kriegsressort 494,2 Millionen, Marine 164,2 Millionen, Steaatskontrolle 11 Millionen, Staatsanleihen 404,5 Millionen. Die außerordent⸗ lichen Ausgaben umfassen: Ausgaben infolge des russisch⸗japanischen Krieges 410 454 Rubel, Wirtschaftsoperationen des Kriegsressorts 70 Millionen, Bahnbau 116,6 Millionen, Zahlungen an Bahngesell⸗ schaften 1,9 Millionen und Tilgung der 4 % Billette der Staatsrentei 100 Millionen Rubel. 1“ Spanien. — 8.
Die Regierung bezeichnet nach einer Meldung der „Agence Havas“ die auswärtigen Meldungen als unrichtig, daß die Spanier in dem Kampfe am Ued Kert mehrere hundert Mann verloren hätten. Der Ministerpräsident wird einen genauen Bericht des Vorganges veröffentlichen, in dem fest⸗ gestellt wird, daß die Gesamtverluste auf spanischer Seite nicht die Zahl von 250 Kampfunfähigen erreichen. In offiziellen Kreisen wird es ferner als unrichtig bezeichnet, daß die Spanier die Absicht hätten, auf Taza zu marschiereu. Wie der Kriegs⸗ minister mitteilt, soll eine entscheidende Operation gegen die Marokkaner unverzüglich in Angriff genommen werden. d.
Niederlande.
In dem Sektionsberichte der Zweiten Kammer über den Voranschlag für Niederländisch⸗Indien drücken einige Sektionsmitglieder laut Meldung des „W. T. B.“ die Ansicht aus, daß das Verhalten der Niederlande in der Timorfrage zu wünschen übrig lasse. Es sei zu bedauern, daß man nicht einer Aktion vorgebeugt habe, die in der portugiesischen Kammer für Holland sehr unangenehme Erklärungen der Minister und ferner Entschuldigungen Hollands bei Portugal zur Folge haben mußte. Einige Sektionsmitglieder sprechen in dem Bericht auch den Wunsch aus, daß man Schritte tun möge, die Abtretung des portugiesischen Teils von Timor an die Niederlande zu
erreichen. 1““ e“ Türkei.
Ddie ottomanische Regierung hat, wie die „Agenzia Stefani“ meldet, der deutschen Botschaft in Konstantinopel mitgeteilt, daß sie die italienischen Handelsschiffe, die in türkischen Ge⸗ wässern oder auf hoher See gekapert würden, mit Beschlag be⸗ legen werde. Neutrale Waren würden nur beschlagnahmt werden, wenn sie Kriegskonterbande darstellten.
Nach Meldungen des „W. T. B.“ sind in dem Hafen und der Bucht von Smyrna bisher 65 italienische Fahrzeuge mit Beschlag belegt worden. Die Eigentümer haben gegen die Beschlagnahme Einspruch erhoben. Auch in Konstantinopel selbst sind kleinere italienische Fahrzeuge beschlagnahmt worden. Bei Mytilene wurde ein italienischer Segler mit Schwefel⸗ ladung aufgebracht.
— Die Kretamächte haben nach Meldungen Konstan⸗ tinopeler Blätter auf den Schritt der Pforte erklärt, sie hätten ihre Konsuln in Kanea beauftragt, bei dem Erekutivkomitee gegen die Eröffnung der Kammer im Namen des Königs der Hellenen Einspruch zu erheben.
Amerika.
Der Präsident Taft hat gestern in Sacramento (Cali⸗ fornien) eine Rede gehalten, in der er die Anleiheverträge mit Honduras und Nicaragua, die der Senat noch nicht genehmigt hat, verteidigte und seine Ausführungen laut Bericht des „W. T. B.“ damit begründete, daß die Abschließung der Ver⸗ träge von großem Einfluß auf den Frieden in Zentralamerika sein würde.
Das gewaltige Interesse der Vereinigten Staaten in Panama allein, sagte der Präsident, zeige die Notwendigkeit, dafür Sorge zu tragen, daß jene Lander, die dem Isthmus von Panama so nahe liegen, nicht der Schauplatz eines Krieges würden. Jeder müsse anerkennen, daß in der brüderlichen Vereinigung der 21 Republiken, die die so⸗ genannte panamerikanische Union bildeten, die Vereinigten Staaten das führende Land seien. Alle müßten die Hoffnung hegen, daß durch den Einfluß der Vereinigten Staaten und der anderen Länder, die im Friedenszustand seien, jene Länder, die im Kriegszustand wären, zum Frieden gebracht werden.
Die Finanzkommission des chilenischen Senats hat, obiger Quelle zufolge, beschlossen, sich günstig über den Gesetz⸗ entwurf, betreffend den Verkauf von Salpeterfeldern im Norden Chiles, auszusprechen. .“ v“
Asien.
Wie das „Reutersche Bureau“ meldet, haben gestern die
Aufständischen in Hankau die Eisenbahnstation er⸗ obert. Fremde Matrosen unter dem Admiral der japanischen Flotte Havashima sind gelandet worden, um die Niederlassungen der Fremden zu schützen. Bisher treugebliebene Schiffer fangen an, zu den Revolutionären, die in Wutschang und Hankau strenge Ordnung halten, überzugehen. Marodeure und Brandstifter werden streng bestraft. Allein in der letzten Nacht wurden fünf hingerichtet. Die Revolutionäre selbst haben nur Verwaltungsgebäude und die Häuser der Mandarinen in Brand gesteckt. g Das Bombardement auf Wutschang seitens der treu⸗ gebliebenen Schiffe, die längs der Siedlungen liegen, ist laut Meldung der „St. Petersburger Telegraphenagentur“ auf Wunsch der ausländischen Kreuzer eingestellt worden, da durch das Feuer der Revolutionäre aus den Forts die europäischen Siedlungen, besonders die russische Siedlung, gefährdet wurden. An der Spitze der interimistischen Regierung in Wutschang steht der Revolutionär und frühere Offizier Huanghsing.
Wie aus Peking gemeldet wird, sind gestern nach Hupeh mehrere Züge mit Iruppen abgegangen. Polizeimaßregeln zur Aufrechterhaltung der Ordnung in Peking sind getroffen, und
Afrika.
Nach einer Meldung der „Tribuna“ sind die Türken nach dem Scharmützel in der Nacht vom 9. zum 10. d. M. nicht mehr erschienen; man versichert, daß sie wenig Munition be⸗ sitzen und daß Krankheit in ihren Reihen wütet. Strategisch halten sie eine ausgezeichnete Stellung besetzt, und zwar auf den Hügeln im Süden von Tripolis. Wie das „Giornale d'Italia“ erfährt, verlautet, daß Munir Pascha versuche, seine Truppen mit der arabischen Bevölkerung von Orfella, Jefrem und Tarhuna zu vereinigen, und sich bemühe, diese zum Widerstande gegen die Italiener zu reizen. Seine Bemühungen schienen bisher ohne Erfolg geblieben zu sein.
Koloniales.
Deutschkolonialer Baumwollbau.
Bei der Tagung der Internationalen Spinner⸗ und Weber⸗ vereinigung zu Berlin berichtete am 9. d. M. Moritz Schanz⸗Ehemnitz als Stellvertreter des Vorsitzenden der Baumwollbaukommission des Kolonialwirtschaftlichen Komitees über die letzten Ergebnisse auf dem Gebiet des deutschkolonialen Baumwollbaues folgendes:
In Togo ist das Kaiserliche Gouvernement bestrebt, den Baum⸗ wollbau der Eingeborenen neu zu organisieren. Deutsche Landwirte sind nach Togo entsandt worden, die sich speziell dieser Aufgabe widmen sollen. Außerdem ist der Baumwollsachverständige des Kolonialwirt⸗ schaftlichen Komitees während der ganzen Kultur⸗ und Ernteperiode 1911/12 in der Kolonie tätig. Die letzten Nachrichten lassen auf eine Vermehrung der Quantität und auf eine Verbesserung der Qualität schließen.
In einem im Amtsblatt für das Schutzgebiet Kamerun er⸗ schienenen Aufsatze wird mitgeteilt, daß das Baumwollversuchswesen nunmehr von der Regierung eingeleitet sei und auch Private sich für den Baumwollbau interessierten. Das Kaiserliche Gouvernement hat im Juli Baumwollverordnungen betreffs der Einfuhr von Baua woll⸗ saat und betreffs des Auftretens von Schädl’ngen erlassen.
In Deutsch⸗Ostafrika läßt die außerordentlich große Nach⸗ frage nach Saat auf eine erhebliche Vermehrung des Anbaues schließen. Während in der vorjährigen Pflanzieit vom Kolonial⸗ wirtschaftlichen Komitee etwa 3000 Zentner zur Verteilung an Ein⸗
eborene und bedürftige Kleinsiedler abgegeben wurden, liegen in diesem Jahre bereits Saatforderungen für den gleichen Zweck in Höhe von 6000 bis 8000 Zentnern vor, die eine vom Komitee zu leistende Aus⸗ gabe von 80 000 bis 100 000 ℳ repräsentieren würden. Bedauerlich ist, daß auch in diesem Jahre, namentlich bei Kllossa und Morogoro, die Kräuselkrankheit wiederum aufgetreten ist. Hoffentlich gelingt der Regierung und den dazu berufenen Organen die Niederkämpfung der Krankheit.
Von Interesse sind ferner die Ergebnisse und Aussichten des Baumwollbaues im Süden und Westen des Viktoriasees. Dem Bezirksamt Muansa ist es mit Unterstützung des Kolonialwirtschaft⸗ lichen Komitees durch freie Saat, Prämien, Preisgarantie und Auf⸗ stellung und Betrieb einer Entkörnungsanlage gelungen, die Produktion im Baumwolljahre 1910/11 gegenüber dem Vorjahre wiederum zu verdoppeln. Etwa 400 Ballen Upland und Abassi zu 500 Pfund werden in diesem Jahre zur Ausfuhr gelangen. Die⸗Anbaufläche der Eingeborenen wird im Jahre 1911/12 1100 ha, die Anbaufläche der europäischen Pflanzungen einschließlich der Mission der Weißen Väter 1000 ha betragen. Die vom Kolonialwirtschaftlichen Komitee errichtete Entkörnungsanlage in Muansa reicht nicht mehr dazu aus, die ange⸗ brachte Baumwolle aufzubereiten. Eine erhebliche Vergrößerung der Anlage muß demnächst erfolgen.
Im Bukobabezirk von Deutsch Ostafrika haben Erhebungen hinsichtlich der Aussichten des Baumwollbaues stattgefunden. Es sind größere Flächen im Nordwesten, besonders am Unterlauf des Kagera und in den Tälern von Karagwe, vorhanden. Die klimatischen und Bodenverhältnisse dieser Ländereien, die politischen Verhältnisse hinsichtlich des Einflusses der Häuptlinge auf eine auch hier intelligente Bevölkerung sind den Verhältnissen in Britisch Uganda sehr ähnlich. Die von der Residentur eingeleitete Orgmisation zur Einführung der Baumwoll⸗Eingeborenenkultur und die vom Kolonialwirtschaftlichen Komitee vorgesehene Errichtung einer Entkörnungsanlage in Bukoba lassen auch in diesem Bezirk mit der Zeit günstige Ergebnisse erwarten. Wichtig ist, daß in Bukuba wie in Britisch⸗Uganda gute Straßen und günstig gelegene Verladestationen am See vorhanden sind. Auch in Ruanda, namentlih zweschen den Flüssen Nyawarongo und Kagera, bestehen Aussichten für den Baumwollbau. Freudig erkennen wir die überraschenden Fort⸗ schritte des Baumwollbaues in Britisch Uqganda an, die bekanntlich der von dem Gouverneur Sir Hesketh Bell geschaffenen umfangreichen Organisation der Baumwollwanderlehrer zu danken sind. Es steht also zu erwarten, daß auch die englischen und deutschen Gebiete am Viktoriasee dazu beitragen werden, die koloniale Baumwollproduktion zu mehren.
Bekanntlich ist im März 1910 zwischen dem Reichskolonialamt und dem Kolonialwirtschaftlichen Komitee eine Vereinbarung petroffen worden, nach der das Komitee im vesentlichen diejenigen Arbeiten ausführt, die auf technischem und kommerziellem Gebiete liegen; dagegen hat sich die Kolonialverwaltung die Bearbeitung der auf landwirtschaftlichem Gebiete liegenden Fragen des Baumwoll⸗ baues in den Kolonien vorbehalten.
Das Oktoberheft der Zeitschrift für tropische Landwirtschaft „Der Tropenpflanzer“, Organs des Kolonialwirtschaftlichen Komitees (Berlin, Unter den Linden 43), enthält an erster Stelle einen größeren Aufsatz von Edgar Warburg⸗London über die II. inter⸗ nationale Kautschukausstellung in London im Jahre 1911, in dem die Ausstellung in allen ihren Teilen eingehend gewürdigt und besonders auch der heutige Stand der Produktion des „wilden⸗ Kautschuks und der Kautschukplankagenkulturen sämtlicher Länder beleuchtet wird. In einem Aufsatz über „die Oelpalme am Tanganvikasee“ gibt Emil Zimmer⸗ mann, der zurzeit eine verkehrspolitische Erkundung in Deutsch⸗Ostafrika im Interesse der Zentralbahn ausführt und im Auftrage des Kolonial⸗ wirtschaftlichen Komitees speziell auch diese Frage untersuchte, ein Bild von der heutigen Nutzung der Oelpalmenbestände bei Uojidji durch Eingeborene und von den Aussichten einer maschinellen Ausbeute durch europäische Unternehmungen. Der Bericht von Professor Dr. H. Miehe über den „Tabakbau in den Vorstenlanden auf Java“ wird fortgeführt. Ferner enthält das Heft interessante Beiträge über die Plantagenstatistik von Neugutkneg, die Ausfuhr von Samoa, über Kapok⸗ und Teekultur in Java sowie kürzere Mitteilungen über wichtige tropische Kulturen in den deutschen Kolonien und fremden Gebieten, wie Baumwolle, Kautschuk, Kakao, Kaffee u. a.
Mit dieser Nummer ist als 6. Beiheft des Jahres eine ausführ⸗ liche Arbeit von Hans Zaepernick⸗Babenhausen über „die Kultur der Kokospalme“ ausgegeben worden. Der Verfasser macht hier Angaben über den Einfluß des Klimas, über die Auswahl des Pflanzungsgeländes und der Saatnüsse, über die Anlegung der Pflanzung, Düngung, Aufbereitung der Ernte usw. Bei der großen Aufnahmefähigkeit Deutschlands an Oelrohstoffen ist diese Veroffent⸗ lichung nicht nur für tropisch⸗landwirtschaftliche Kreise, sondern auch für die Oelrohstoffe verarbeitende deutsche Industrie von Interesse.
Nr. 41 der „Veröffentlichungen des Kaiserlichen Ge⸗ sundheitsamts“ vom 11. Oktober 1911 hat folgenden Inhalt: Personalnachrichten. — Denkschrift über „die Mückenplage und ihre Bekämpfung“, 2. Ausgabe. (Ankündigung.) — Gesundheitsstand und Gang der Volkskrankheiten. — Sterbefälle im August. — Zeitweilige
italienische Lieferanten bestimmt sind, ist die Durchfahrt ver⸗ boten.
der Schutz der Kaiserstadt ist verstärkt worden.
Maßregeln gegen ansteckende Krankheiten. — Deegl. gegen Pest. — JJCC“ 1““ 1 8 “ .“ “ vJ1““
11“
[am Rhein und des städtischen Realgymnasiums zu Opladen gemacht.
ertigen
Desgl. gegen Cholera. — Gesundheitswesen des preußischen Staates, 1909. — Sanitätsbericht über die baperische Armee, 1908,09. — Gesetzgebung usw. (Sachsen.) — Geflügeleinfuhr. — (Anhalt.) Desgl. — (Italien.) Trinkwasserleitungen. — (Niederlande). Wohn⸗ räume der Schiffsbesatzungen. — (Westaustralien.) Gesundheits⸗ wesen. — Tierseuchen im Deutschen Reiche, 30. September. — Desgl. im Auslande. Desgl. in Norwegen, 1909. — Zeitweilige Maßregeln gegen Tierseuchen. (Preuß. Reg.⸗Bez. Schleswig; Sachsen) — Vermischtes. (Württemberg. Stuttgart). Medizinisch⸗statistischer Jahresbericht, 1910. (Großbritannien). Nahrungsmittelkontrolle, 1910. — Geschenkliste. — Monatstabelle über die Sterbefälle in deutschen Orten mit 15 000 und mehr Ein⸗ wohnern, August. — Desgleichen in größeren Städten des Auslandes. — Wochentabelle über die Sterbefälle in deutschen Orten mit 40 000 und mehr Einwohnern. — Desgleichen in größeren Städten des Auslandes. — Erkrankungen in Krankenhäusern deutscher Großstädte. — Desgleichen in deutschen Stadt⸗ und Landbezirken. — Witterung.
Statistik und Volkswirtschaft.
“ Zur Arbeiterbewegung. Die Prinzipalorganisation des deutschen Steindruckgewerbes hatte zur Abwehr der in den verschiedenen großen Druckorten aus⸗ gebrochenen Streiks beschlossen, in den übrigen Druckorten die all⸗ gemeine Kündigung der Gehilfen aussprechen zu lassen. Die öG ist, wie „W. T. B.“ meldet, heute, Sonnabend, ab⸗ gelaufen.
Die Spruchkammer des Gewerbegerichts in Barmen ver⸗ urteilte, wie „W. T. B.“ meldet, 75 Metallarbeiter dreier Firmen zum Ersatz des Schadens, der ihren Arbeitgebern durch den seit 12 Wochen andauernden Streik entstanden ist und noch ent⸗ tehen wird. Die Höhe des bisherigen Schadens ist auf 75 199,28 ℳ festgesetzt worden. Die rückständigen Lohnforderungen der Arbeiter betragen 2218,10 ℳ.
Der Ausstand im Brauereigewerbe Bremens (vgl. Nr. 238 d. Bl.), woran 1200 Arbeiter beteiligt waren, ist, wie die „Köln. Ztg.“ erfährt, durch Vermittlung des Gewerbegerichts be⸗ endet worden und dadurch gleichzeitig die Sperre, an der sich die gesamte Arbeiterschaft beteiligt hat. Die Brauerei zeigte noch einiges Entgegenkommen in der Lohnerhöhung. Die durchschnittliche Arbeits⸗ zeit ist 9 ¼ Stunde.
Angesichts der Verteuerung von Lebensmitteln, Wohnungsmieten und sonstigen Bedarfsgegenständen hat, wie dem „W. T. B.“ aus Dresden gemeldet wird, die Königlich sächsische Staats⸗ eisenbahnverwaltung ihren Arbeitern eine allgemeine Lohnerhöhung von 20 ₰ für den Tag bewilligt, die bereits mit Wirkung vom 1. Oktober d. J. in Kraft tritt. Auch die Bezüge der Eisenbahngehilfen haben vom gleichen Zeitpunkte ab eine Er⸗ hoöhung um teils 10 ℳ, teils 5 ℳ monatlich erfahren.
Kunst und Wissenschaft. 8
Bei der diesjährigen Jahresversammlung des Deutschen Kuseums in München ist der Gedanke aufgetaucht, die reichen Schätze der Technik und Wissenschaft, die das Museum in sich birgt, einem größeren Kreise der deutschen Jugend zugänglich zu machen. Da zurzeit nur solche Schüler die Sammlungen besichtigen können, deren Anstalt in oder bei München liegt, oder die als Söhne wohl⸗ habender Eltern München auf der Durchreise berühren, so sollen Stiftungen hochherziger Männer auch die übrige Jugend Deutschlands in den Stand setzen, auf billige Weise nach München zur Besichtigung des Deutschen Museums zu gelangen. Der Vorstand des Museums hat sich, wie die „Köln. Ztg.“ mitteilt, bereits an Städte, Vereine, Firmen und Privatpersonen ge⸗ wandt, von denen zu hoffen ist, daß sie im Interesse des Deutschen Museums oder im Interesse einer bestimmten Stadt oder Schule ein Stipendium für den Besuch des Museums stiften werden. Den An⸗ fang hat Seine Königliche Hoheit der Prinz⸗Regent Luitpold gemacht, der je eine Stiftung für Würzburg und die Rheinpfalz bestimmte. Ihm folgte in kurzer Zeit eine große Reihe anderer Stiftungen von Privatpersonen, Firmen usw. Für Elberfeld hat der jetzige Vorsitzende des Vorstandsrats, Geh. Regierungsrat Professor Dr. C. Duisberg für die Oberrealschule und das städtische Realgymnasium, Kommerzienrat Friedr. Bayer für das Gymnasium, das königliche und städtische Realgymnastum, und die Farben⸗ fabriken vorm. Friedr. Bayer & Co. für die Königliche Maschinen⸗ bauschule zu Barmen⸗Elberfeld je 1500 ℳ gestiftet. Außerdem hat die letztere Gesellschaft drei weitere Stiftungen zugunsten des König⸗ lichen Gymnasiums und des städtischen Realgymnasiums in Mülheim
Die Verwaltung aller dieser Stiftungen hat das Deutsche Museum übernommen, das auch für die Unterbringung und Führung der Schüler Sorge trägt. Das bayrische Verkehrsministerium hat für diese Stipendiaten, als welche Absolventen von Mittelschulen und Lehrerseminarien gedacht sind, die größte zulässige Fahrpreisermäßigung für Eil⸗ und Schnellzüge in Bayern bewilligt.
Südlich der Stadt Assuan hat der Professor an der Berliner Technischen Hochschule Dr. A. Miethe in einem wüsten Tal an der Westseite des Nils, also auf dem libyschen Ufer, eine eigentümliche Bilderschrift entdeckt, die bis jetzt den Archäologen entgangen war. Im „Prometheus“ schreibt er darüber: „Das Tal, welches in einer schmalen Felskluft nach dem Nil zu ausmündet, ist zum großen Teil durch eine Sanddüne ausgefüllt, die in steilem Böschungs⸗ winkel zum Nil abfällt. Erklimmt man mühsam diesen Sandabhang, so verengt sich die Talsohle zu einem schlucht⸗ len Felsspalt, dessen Wände von senkrechtem, malerischem Feldspat gebildet werden. An der südlichen Wand erblickt man die Steinritzungen, die jedenfalls jahrtausendelang unter dem Sand verborgen gewesen und so der abwetzenden Wirkung des Wüstenwindes entzogen waren. Das Bild selbst besteht offenbar aus zwei zeitlich verschiedenen Teilen, einem oberen Bildabschnitt, der eine Reihe von Tieren und mehrere Jäger darstellt, die mehr naturalistisch wieder⸗ gegeben sind, und aus einer unteren Partie, auf der gehörnte Tiere von berittenen, mit Lanzen bewaffneten Jägern verfolgt werden, die sich für Jagdzwecke eines schakalartigen, ringelschwänzigen Hundes bedienen, der in zwei Exemplaren ebenfalls abgebildet ist. Wahrscheinlich ist die obere Abbildung wesentlich aͤlter als die untere. Das Bildwerk ist ein interessantes Dokument für die — ja auch durch andere Erfahrungen bestätigte — Tatsache, daß die Wüstenregionen des nördlichen Nubien in ferner Vergangen⸗ beit ein mehr steppenartiges Klima besessen haben und nicht so vege⸗ tationslos und tierarm gewesen sein können, wie sie heute sind. Heute kann man meilenweit durch die Wüste wandern, ohne auch nur die geringste Spur von Pflanzenleben zu erblicken, und die Fauna setzt sich aus Springmäusen, Schakalen, Hyänen und verhältnismäßig wenig artenreichen Insekten zusammen. Außerdem findet man nur die cha⸗ rakteristischen Wüstenbewohner in Gestalt von Skorpionen und
langen. Die Bilderschrift scheint einer sehr frühen Periode der
prähistorischen Zeit Aegyptens anzugehören.“
Literatur.
Zeitschrift für Jugendwohlfahrt, Jugendbildung nd Jugendkunde „Der Säemann“. Herausgeber: die Deutsche Zentrale für Jugendfürsorge (Berlin), der Bund für Schul⸗ reform, Allgemeiner deutscher Verband für Erziehungs⸗ und Unter⸗ ichtswefen, die Lehrervereinigung für die Pflege der künstlerischen Bildung (Hamburg). Schriftleiter: Dr. jur. Frieda Duensing⸗Berlin
Professor Dr. Hans Cordsen⸗Hamburg (für Jugendkunde). Jahrgang 1910. XII und 760 Seiten, mit 12 Tafeln. von B. G. Teubner in Leipzig. Geb. 8. . — Bis die Deutsche Zentrale für Jugendfürsorge (Berlin) die „Zeitschrift für Jugendwohlfahrt“ und die Lehrervereinigung für die Pflege der künstlerischen Bildung (mit dem Sitz in Hamburg) die Zeit⸗ schrift „Der Säemann“ heraus, von denen die erstere allen Be⸗ strebungen zum Wohle der Jugend einen Vereinigungspunkt bot, während die Arbeiten des „Säemanns“ der Jugendbildung gewidmet waren. In der Erziehung und Bildung der Jugend, die die produk⸗ tiven Kräfte wecken und pflegen, Kräfte entwickeln soll, die wertvoll sind, weil sie Werte zu schaffen vermögen, geistige, sittliche und materielle Werte, die dem Charakter des Einzelnen und der Eigenart des Ganzen Geltung verschaffen, können aber wahre und entschiedene Fortschritte nur erreicht werden, wenn auch die soziale Hilfsarbeit an der körperlich oder geistig nicht normalen, an der durch ungünstige häusliche Verhältnisse oder durch eigene wirtschaftliche Notlage gefähr⸗ deten Jugend — die Jugendfürsorge im engeren Sinne — mit voller Hingabe und allen Kräften gefördert wird. Ferner muß alle Arbeit im Dienste der Jugendwohlfahrt und der Jugendbildung, wenn sie von dauerndem Erfolge begleitet sein soll, sich auf die Kenntnis der Natur, des Wesens der Jugend gründen. Der Er⸗ kenntnis dieser Tatsachen haben auch die Deutsche Zentrale für Jugendfürsorge und der genannte Lehrerverband sich nicht verschließen können, und sie haben daher ihre Zeitschriften mit Beginn des Jahres 1910 zu einer Monatsschrift vereinigt, die unter dem Titel „Zeit⸗ schrift für Jugendwohlfahrt, Jugendbildung und Jugendkunde „Der Saͤemann““ erscheint, und den Kreis ihrer Aufgaben erweitert. Die Monatsschrift will der Bewegung der Zeit, die dem Geiste der Jugend höhere Ziele steckt, ihrem Können und Wollen größere Selbständigkeit und Verantwortlichkeit zumutet, aber auch der gefährdeten und schwachen Jugend mit Für⸗ und Vorsorge be⸗ gegnet, folgen und, an ihr teilnehmend, die im Titel genannten Arbeitsgebiete, die die gesamte Jugendarbeit umfassen, so gestalten belfen, daß lebensvolle Wirkungen erzielt werden. Eine Anschauung dessen, was die Zeitschrift im abgelaufenen Jahre geleistet hat, mag die folgende Liste einiger der im abgeschlossenen ersten Jahrgange veröffentlichten Aufsätze vermitteln: Zur Jugendwohlfahrt: Professor Dr. Paul Natorp: Ueber eine mögliche Umbildung der Familienerziehung in den arbeitenden Klassen; Professor D. Dr. Friedrich Zimmer: Lebenserziehung; Karl Götze: Der Volksschullehrer als Kulturträger; E. Lyttelton, M. A. B. D.: Schulknaben und Schul⸗ arbeit; Dr. A. Giesecke: Schule und Leben im Urteil amerikanischer Männer des praktischen Lebens; Arthur Bonus: Vom Unterschied zwischen gesetzmäßiger und bodenständiger Sittlichkeit; W. Sp.: Die Lektüre und andere Einflüsse in unserer Jugend: Paul Matzdorf: Praktische Erziehungsreformen im Erziehungsheim „Am Urban“ zu Zehlendorf; Prof. William H. Burnham: Das Haus gegenüber den anderen Erziehungsfaktoren; Dr. Bernhard Neuendorff: Kiplings Schulroman und der englische Knabentypus: Prof. Dr. 8 Lichtwark: Der Student und die Kunst: Landgerichtsrat Dr. Kühne: Lehrstellenvermittlung; Dr. Franz Diederich: Von der Wirkung des Dürerbundbuches zur geschlecht⸗ lichen Erziehung; H. Schröer: Volkswohlfahrt und Leibesübungen; Lic. Friedr. Niebergall: Die Fürsorge für die schulentlassene Jugend in der evangelischen Kirche; Prof. Dr. H. von Soden: Sozialdemo⸗ kratische Jugenderziehung; Lic. E. Rolffs: Die Antialkobolbestrebungen zum Schutze der Jugend; Prof. Dr. H. Neumann: Syphilis und Jugend; Dr. Hanns: Jugendschutz in Frankreich; Andreas Boje: Das neue dänische Jugendschutzgesetz; Dr. Bender: Ueber gewerbliche Kinderarbeit; Dr. E. Prosch: Die Gestaltung des Kinderschutzpara⸗ graphen in der Reichstagskommission; Dr. E. Schultze: Geburten⸗ ziffer und Kindersterblichkeit. Zur Jugendbildung: Dr. Gertrud Bäumer: Probleme der religiösen Bildung; Prof. Dr. O. Baum⸗ garten: Die religiöse Erziehung in Deutschland; Dr. Joh. Richter: Das Wesen der pädagogischen Produktivität; Dr. F. Nüchter: Schulauf⸗ sicht, Schulleitung, Schulpflege; Wilhelm Lamszus: Sprache und Schulaufsatz, ein sozialpädagogischer Streifblick; Paul Bröcker: Das Volksschulliederbuch als Buch fürs Leben: Anton Penkert: Kritische Beiträge zur Gassenliedliteratur; Professor Dr. Weynand: Vom Lesen und Erklären der Dichtwerke; Annemarie Pallat⸗Hartleben: Spielzeug aus eigener Hand; Die neue Nadelarbest; Leopold Katscher: Erziehung zur Doppelhändigkeit; Dr. Ad. Hedler: „Was können wir von dem staatsbürgerlichen Unterricht in der Schweiz lernen?“; Philipp Franck: Meisterzeichnungen deutscher Künstler; Ludwig Praehauser: Das künstlerische Bild als pädagogisches Problem; Dr. A. Jolles: Bewegungsunterricht; Muthesius: Lehrerbildungsfrage. Zur Jugendfürsorge: Wilhelm Frauendienst: Lehrerschaft und Jugendfürsorge; Wilhelm Bloch: Fürsorgeerziehung in Brandenburg; Dr. H. W. Gruhle: Erziehungs⸗ grundsätze und Ausbildung des Erzieherpersonals in der Fürsorge⸗ erziehung; Amtsgerichtsrat Dr. P. Koehne: Zehn Jahre Fürsorge⸗ erziehung; Amtsgerichtsrat Seifert: Zum Vorschlage eines Erziehungs⸗ wohnsi, gesetzes; Dr. W. Fürstenhein: Die Neuordnung des Berliner Fürsorgeerziehungswesens; Erich Tobin: Die brandenburgische Kolonie Sieversdorf; Amtsgerichtsrat Dr. Edm. Friedeberg: Der zweite deutsche Jugendgerichtstag; K. von Lilienthal: „Ist ein besonderes Gesetz für das Jugendstrafrecht anzustreben?“; Staatsanwalt K. Ruprecht: Die Oeffentlichkeit der Gerichtsverhandlung im Straf⸗ verfahren gegen Jugendliche. Zur Jugendkunde: Professor Dr. Hans Cordsen: Jugendkunde; Dr. J. Loewenberg: Aus dem Tage⸗ buche meiner Kinder; Professor Dr. Karl Groß: Der Uebungswert der Kinderspiele; Professor Dr. W. Stern: Das übernormale Kind; Dr. Th. Valentiner: Die Sprache der Schulkinder; Arbeitersekretär J. Fischer: Dokumente zur Pspchologie der Arbeiterjugend; Jos. Aug. Lux: Briefwechsel mit einem Lehrlinge; Walther Classen: Der be⸗ gabte Volksschüler, der nicht ans Ziel kommt; Dr. med. Helene Friederike Steliner: Zur Kenntnis der Psvoche des jugendlichen Ver⸗ brechers; Hauptmann A. Meyer: Das Kind, ein Lehrer für unsere Arbeit; C. S.: Beratungsstellen für Eltern. — Die Zeitschrift ver⸗ dient, daß sie bei allen, die zur Pflege und Bildung der Jugend be⸗ rufen sind, Beachtung findet. 1
Verlag Ende 1909 gab
.
Jagd. Dienstag, den 17. d. M., findet Königliche Parforce⸗ agd statt. Stelldichein: Mittags 12 Uhr 30 Min. auf dem önigsplatz
Bauwesen.
Ein internationaler Wettbewerb um Entwürfe zu einem Denkmal für den General Maceo, einen der be⸗ kanntesten Führer des cubanischen Unabhängigkeitskrieges, wird von einem in Havanna gebildeten Ausschuß unter dem Vorsitze des cubanischen Staatssekretärs für Unterricht und schöne Künste aus⸗ geschrieben. Der Kaiserlich deutsche Ministerresident in Havanna macht auf das Preisausschreiben aufmerksam, „damit deutsche Künstler den Wettbewerb durch Einsendung ihrer Vorschläge ehren“. Die Wettbewerbungsunterlagen köͤnnen in Berlin im Reichsamt des Innern eingesehen werden. Die Frist für den Wettbewerb läuft am 21. Ja⸗ nuar 1912 ab. 8
TDechnik.
Die Kraftwerke in Trollhättan (Schweden). Der Kaiserliche Konsul in Gotenburg berichtet: Die Kraft⸗ werke in Trollhättan werden augenblicklich bedeutend vergrößert, indem man damit beschäftigt ist, zwet neue Turbinen von je 10 000 Pferdekräften Normalstärke zu installieren. Es sind bisher schon vier solche Maschineneinheiten vorhanden, mit denen der Betrieb im März vorigen Jahres begonnen wurde; aber da eine der Turbinen immer in Reserve stehen muß, hat man schon jetzt infolge eines raschen Energieabsatzes die Erweiterung der Werke
(ür Jugendwohlfahrt), Karl Götze⸗Hamburg (für Jugendbildung) und
in Angriff
genommen. Die bisher zur Verfügung stehende
86.
Erster
Turbineneinheiten sind während der letzten Zeit mehr und mehr in Anspruch genommen worden, sodaß man augenblicklich eine Maximum⸗ lieferung von 25 000 Pferdekräften erreicht hat. Da die normale Leistungsfähigkeit der drei Turbinen 30 000 Pferdekräfte beträgt und stetig neue Kontrakte mit den umliegenden Gemeinden und industriellen Werken abgeschlossen werden, so ergibt sich daraus die Notwondigkeit der Erweiterung. „Die Installierung der neuen Turbinen ist so weit vorgeschritten, daß man im Lauf des nächsten Frühjahrs damit voll⸗ ständig fertig zu sein hofft. Damit wird die Lieferungsfähigkeit der ganzen Anlage auf 60 000 Pferdekräfte erhöht; die Maximumlei ungs⸗ “ ist für die jetzige Kraftstation auf 80 000 Pferdekräfte be⸗ rechnet.
Die Wasserfallverwaltung hat in letzter Zeit mit Uddevalla betreffs Lieferung elektrischer Energie dorthin in Verhandlung ge⸗ standen, und der Kontrakt hierüber dürfte innerhalb der nächsten Wochen unterzeichnet werden. Dieser Lieferungskontrakt ist der nächste Anlaß zur Anlage einer neuen Westküstenleitung zuerst nach Uddevalla, dann nach Munkedal und möglicherweise auch nach Lysekil geworden. Weiter hofft man durch diese Leitung Absatz für bedeutende Energiemengen nach den vielen Steinhauereien der Westküste zu erhalten, welche hierdurch ihre Anlagen mit Vorteil modernisieren könnten. Sobald der Kontrakt mit ÜUddevalla unter⸗ zeichnet ist, ist die Wasserfallverwaltung bereit, die Arbeit mit der Anlage der neuen Westküstenleitung zu beginnen, und man hofft, daß dieselbe nächstes Jahr fertig sein wird. Es besteht schon eine Leitung nach Gotenburg und außerdem eine Leitung nach Kungälf und Tofta welche von der Gotenburger Leitung bei Nol ausgeht. Sn 8, Augenblicklich ist man weiter mit den letzten Arbeiten an einer Leitung nach Falköping beschäftigt, welche Stadt für eine Lieferung von 350 Kilowatt kontrahiert hat. Diese Leitung bildet eine Fortsetzung der Leitung nach Skara und Sköfde. Man erwartet, daß die Kraftlieferung nach Falköping schon im Laufe dieses Herbstes ihren Anfang nehmen kann.
Betreffs der in Frage gesetzten Lieferung von Energie nach Kopenhagen ist man zu dem Ergebnis gelangt, daß ihr keine technischen Hindernisse entgegenstehen. Man ist jedoch mit einer Untersuchung der national⸗ökonomischen Seite der Sache beschäftigt,
und im Laufe des Herbstes wird die Wasserfallverwaltung voraussicht⸗ lich der Regierung das Untersuchungsergebnis vorlegen. Selbst wird die Verwaltung keinen Lieferungskontrakt mit der dänischen Haupt⸗ stadt abschließen, und es ist anzunehmen, daß die Regierung dies nicht auf eigene Hand tun, sondern sich an den Reichstag wenden wird. Von dänischer Seite hat man ein sehr großes Interesse für die Sache bekundet, und es ist nicht undenkbar, daß eine Kraftlieferung nach Dänemark zustande kommen kann.
Ueber die Entwicklung der Trollhättanwerke im allge⸗ meinen verlautet, daß sie trotz der gedrückten Konjunkturen bei der Inbetriebsetzung den ursprünglich gemachten Berechnungen vollauf entsprochen hat, und die Bruttveinnahme der Werke, welche für die Monate März bis Dezember 1910 608 000 Kr. betrug, wird dieses Jahr bis über eine Million Kronen hinaufgehen.
Verkehrswesen.
Fälschlich schreibt man dem britischen Oberpostmeister Hill (1840) die Erfindung der Briefmarke zu; denn abgesehen von andern Ländern hatte, wie der Oberpostassistent Ans. Nohl-mitteilt (im „Welt⸗ verkehr“ 1911, Nr. 6) schon um das Jahr 1835 ein anderer Engländer, Knigbt, auf die Einführung gestempelter Briefkuverts hingewiesen, und ein Parlamentsbericht vom Jahre 1835 enthielt ähnliche Vor⸗ schläge. Das Königreich Sardinien gab schon 1819 gestempelte Viertelbogen. als Umschläge für Briefe, zu 15, 25 und 50 Centesimi heraus, und in Stockholm unterbreitete bereits 1823 ein Offizier dem Reichsrat ausführliche Vorschläge zur Einführung von Brief⸗ marken. Allem Anschein nach war der Buchhändler James Chalmers aus Aberdeen, viel früher als Hill, derjenige, der die Wichtigkeit der Briefmarke für den Postverkehr erfaßte. Der 5 Generalpostmeister Hill hat nur das große Verdienst, die praktische Ausführung der ersten Briefmarke verwirklicht zu haben. Denn gleich bei Einführung des Pennyportos in England (1840) erschienen die ersten Briefmarken, sogar schon mit dem Bildnis der Königin, in ziemlich künstlerischer Ausführung. Die ersten britischen Postwertzeichen waren schwarz, zu 1 Penny, und blau, zu 2 Pence. Schon 1841 kam eine neue braunrote Pennymarke heraus. In seiner Lebensbeschreibung macht der verdienstvolle englische Postchef folgende Ausführungen: „Der einzige Einwand, den man gegen die allgemeine Anwendung der gestempelten Briefumschläge machte, war folgender: Personen, die mit dem Schreiben von Briefen nicht recht Bescheid wissen, würden in Verlegenheit geraten, wie sie die Sache anfassen sollen. Sie würden wohl ihre Briefe zur Post schicken oder selbst dahin tragen, ohne daß sie einen gestempelten Briefumschlag verwendet hätten. Es ist nun richtig, daß bei Vor⸗ zeigung dieses Briefes der Annahmebeamte, anstatt das Geld als Postgebühr anzunehmen, dafür einen Briefumschlag verabfolgen wird, in den der Aufgeber seinen Brief einschlagen und ihn sodann wieder adressieren könnte, aber der Aufgeber wird vielleicht manchmal des Schreibens unkundig sein. — Diese Schwierig⸗ keit könnte umgangen werden, wenn man außerdem kleine Billette verkaufte, nur groß genug, um den Stempel zu erhalten, auf der Rückseite mit Klebestoff versehen, die der Aufgeber des Briefes lediglich anzufeuchten und auf die Rückseite des Briefes zu kleben hätte.“ Tatsächlich hatte aber schon Chalmers vor Hill diesen Gedanken Ausdruck gegeben, die, in praktische Ausführung um⸗ gesetzt, bald zur Einführung der Briefmarke führten. Immerhin, mag die Sachlage liegen, wie sie will, es war ein glücklicher Zufall, daß die Erfindung gerade von England ausging, das schon damals nach allen Weltteilen lebhafte Handelsverbindungen unterhielt. Schon 1843 folgte Brasilien mit der Einführung der Briefmarke, 1844 Genf, 1845 Finnland, 1846 die Vereinigten Staaten von Amerika, 1848 Rußland, endlich 1849 Oesterreich und wenig später die größeren deutschen Staaten.
Theater und Musik.
Deutsches Theater.
Als Max Reinhardt im vergangenen Jahre es unternahm, den Sophokleischen „König Oedipus“ im weiten Rahmen der Zirkusarena aufzuführen, hatte dieses Unternehmen den Reiz des Neuen und er⸗ weckte einen lebhaften Meinungsaustausch für und wider den Versuch, durch Umgestaltung der Manege zur Orchestra einer großzügig arbeitenden Regie erweiterte Aufgaben zu stellen und einer vieltausend⸗ köpfigen Zuhörerschaft einen ihr bisher unbekannten Kunstgenuß zu bieten. Der Versuch, die Massen für die Idee zu gewinnen, ist geglückt, das beweist, so verschiedenartig auch die Urteile ausgefallen sein mögen, unzweifelhaft die Tat, und der Erfolg der gestrigen Berliner Erstaufführung der beiden ersten Teile der „Orestie“ des Aeschylus im Zirkus Schumann hat den Beweis insofern noch bekräftigt, als diesmal durch die voraufgegangenen Münchener Vorstellungen das sensationelle Moment fehlte. Von der gestrigen Aufführung der beiden ersten Teile der Trilogie: „Agamemnon“ und „Die Choöphoren“ oder „Das Totenopfer“, wie der Titel in Karl Vollmoellers Uebertragung lautet, gingen starke Wirkungen aus, die teils durch die Höhepunkte der Handlung selbst erzielt wurden, teils sich durch die Resonanz fortpflanzten, welche der Chor, der in ähnlicher Weise wie im „König Oedipus“ verwendet wurde, ihr gab. Die Rückkehr des Agamemnon, der Klageruf der Kassandra, das Wiedererkennen Orests und Elektras, die Abrechnun Orests mit Klytämnestra waren darstellerisch die Momente, die die tiefsten Eindrücke hinterließen, und bei den fast svmphonisch abgetönten, rhythmisch sich bewegenden und schreitenden Chören, der allmählich mit mahnender Schrecklichkeit anwachsende Ruf: „Noch lebt Orest“ und die Klagelieder der Chobphoren. Ueber die Vollmoellersche Nachdichtung spricht sich der Uebersetzer selbst folgendermaßen aus: „Reinhardts Wunsch und meine Aufgabe
Unter größter grundsätzlicher Treue gegen das griechische Wort